Georg A. Hideg
WELTKRIEGE UND SIEGER
Die Weltkriege machten Europa zu Amerikas Mündel.
Werden wir bald zu Arabiens Kolonie?
Zweite überarbeitete Ausgabe,
Europas wahre Geschichte über den beiden Weltkriegen,
bis zu heutige Einwanderungsmisere.
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Inhalt
In medias res
1. Korrelation der Politik, der Wirtschaft
und des Zeitgeistes
2. Der Staat
3. Die drei Regime unseres Zeitalters
4. Staatsschulden, Banken, Subventionen,
Sozialparasiten
5. Freie Marktwirtschaft kontra
Turbokapitalismus
6. Das Abendland
7. Die Eurasische Steppe
8. Der Erste Weltkrieg
9. Zwanzig Jahre Waffenstillstand
10. Die Fortsetzung oder der Zweite
Weltkrieg
11. Der Kalte Krieg
12. Neue Weltordnung
IN MEDIAS RES.
Gleich wie stark die menschliche Gesellschaft aufeinander angewiesen ist,
überwiegen doch die abweichenden, gar gegensätzlichen Interessen der Einzelnen
wie der Gruppen. So kommt es zur Zwietracht zwischen den Menschen und zuletzt
zum Krieg zwischen den Nationen. Die alten Griechen betrachteten den Krieg als
normale Zeit, seinerzeit war der Frieden Irregularität.
Zwei gleichstarke Kriegsgegner können nur auf das eigene Kriegsglück hoffen
und wenn der eine Sieger bleibt, schließen sie - schon mit Rücksicht auf die
übrige Welt - unter mehr oder weniger fairen Bedingungen Frieden. So war es in
der Antike, während des langen Mittelalters bis in die neueste Zeit üblich.
Auf Ende des neunzehnten Jahrhunderts entstandene Großmächte waren
Frankreich, Großbritannien, die Österreichisch-Ungarische Monarchie, Russland,
Deutschland, die Vereinigten Staaten von Amerika und Japan. Die Großmächte
hätten mit viel geringerem militärischem Aufwand ihre Souveränität sichern
können, schlossen sich aber zu zwei gegnerischen Interessengruppen zusammen und
begannen im Sommer 1914 aufeinander einzuschlagen. Weil die Großmächte die
restliche Welt dominierten, wurde ihr Konflikt zum Weltkrieg.
Das britisch-französische Bündnis, die „Entente Cordiale“ – kurz Entente
(Antant) konnte nebst Russland und den Vereinigten Staaten, die aufstrebende
asiatische Großmacht Japan, drei in Europa raumfremde Mächte, auf ihre Seite
ziehen. Diese Übermacht besiegte die Mittelmächte um Deutschland, auch wenn
dabei die Sieger Großbritannien wie Frankreich wirtschaftlich zugrunde gingen
und Russland dem Bolschewismus anheimfiel.
Ziel des Bolschewismus war von Beginn an die Weltherrschaft, damit waren
zuerst seine unmittelbaren Nachbarn doch als nächstes, ganz Europa bedroht. Zur
Abwehr der Sowjets, aber nicht zuletzt auch durch die Nachkriegsmisere, kamen
in Italien, dann in Deutschland, nationale Diktaturen an die Macht. Die
Diktatoren brachten die Wirtschaft in Schwung und die Notenbanken unter
Staatskontrolle. Die nationalen Regimes fanden naturgemäß in der Achse Berlin -
Rom zueinander. Italien und Japan schlugen sich auf Deutschlands Seite, weil
die Politik der Angelsachsen auch ihren nationalen Interessen entgegenlief.
Gegen die Achse Deutschland - Italien brachten die internationalen
Finanziers in Washington, London und Paris Regierungen und Staatsmänner ans
Ruder, die scharfe Gegner des nationalen Regimes oder Deutschlands waren. Jetzt
stand einem erneuten Weltkrieg, zwischen dem kosmopolitischen Liberalismus und
der Zeit gleich so bestimmender Geistesrichtung des Nationalismus, nichts mehr
im Wege.
Der Konflikt um die Vorherrschaft zwischen den zwei mächtigsten
Wirtschaftsmächten der Zeit, dem aus dem Desaster des ersten Weltkrieges wieder
erwachten Deutschland und den USA wurde unausweichlich! Gleichgültig um welche
eventuelle europäische Macht, ob Spanien, Schweden oder Deutschland es sich
handelte, unabhängig von dem sich differenzierenden oder sich ähnelndem
politischen Regime der Konkurrenten, die bloße Existenz zweier konkurrierender
Mächte genügte für die Eskalation der Feindseligkeit.
Das aufstrebende Deutschland störte nicht nur Washingtons neuer
Weltordnungstrend, es versperrte auch den Weg Sowjetrussland, Europa und die
Welt zu bolschewisieren. Der Erste Weltkrieg genügte nicht, Europa vollständig
zu ruinieren, darum mussten Europas Völker wieder gegeneinander aufgebracht
werden. Vor allem aber gegen Europas stärkste Wirtschaftsmacht Deutschland,
welche sich seinerzeit gerade im Aufwind seiner Geschichte befand.
Der Zweite Weltkrieg zerstörte nicht nur Deutschland, sondern degradierte
darüber hinaus ganz Europa zu Satelliten der zwei neu entstandenen Supermächte
Sowjetrussland und USA.
Zwischen der Lösung der Römer „Carthagidem esse delendam“ und „Germany must
perish“ der beiden Weltkriegssieger, sind über zwei Jahrtausende vergangen,
Wortlaut und Forderung blieben jedoch identisch. Der Konkurrenten Staat muss
nach seiner Niederlage endgültig zerschlagen, zerstört, vernichtet werden. So
zerschnitten die Sieger nicht nur das Land der Deutschen, sondern auch gleich
den europäischen Konkurrenten in zwei Teile und zwangen den Europäern, je nach
Herrschaftsbereich, das eigene Regime und die dazugehörende Ideologie auf.
Bald standen die Amerikaner auf Europas Ruinen vor der gleichen
Herausforderung wie seinerzeit Preußen nach Polens Zerfall. Sie mussten das
Abendland vor der eurasischen Großmacht Sowjetrussland nun selbst verteidigen!
Die beiden Supermächte stritten vierzig Jahre lang um die Weltherrschaft.
Zum Glück begnügten sie sich mit dem Kalten Krieg, sonst hätten sie ihren
Streit in Europa ausgetragen und die Völker Mitteleuropas ausgerottet. Zuletzt
zerfiel das Sowjetreich an der eigenen Unvollkommenheit und damit blieb Amerika
im Kampf um die Weltherrschaft Sieger, bis sie nicht selbst das Schicksal der
Sowjetunion erleide und an den eigenen Rassenkonflikten zerfalle. Für einige
Jahrzehnte kann nun die konkurrenzlose Supermacht, respektive der
supranationalen Finanzclique, die sich hinter den politischen Kulissen der
Vereinigten Staaten verbirgt, den Takt angeben, nach dem die übrige Welt zu
tanzen hat.
Die Priorität muss selbstverständlich verteidigt werden. Auf dem ersten
Platz findet sich stets die Konkurrenz! Hinter Deutschlands Ruinen stand der
sowjetische Verbündete auf der Lauer. Vielleicht strebt bald das neonationale
China an die Spitze.
Die Punischen Kriege kennen wir aus römischer Perspektive. Die Gewinner der
Weltkriege des 20. Jahrhunderts lassen auch nicht gerne ihren Konkurrenten zu
Wort kommen. Doch es muss gewagt werden, die Sache der Verlierer anzunehmen!
Schließlich sind wir Europäer alle Verlierer beider Weltkriege. Oder ging nicht
an den zwei Weltkriegen Europas Priorität auf der Welt zugrunde?
1. DIE KORRELATION DER POLITIK, DER WIRTSCHAFT UND DES ZEITGEISTES
Das ganze Universum beruht auf Systematik und Gesetzmäßigkeiten. Wie die
Abläufe im Weltall ihren physikalischen Gesetzen folgen, so funktioniert auch
die Wirtschaft, die Politik, das ganze Sozialsystem der Menschheit nach
gewissen Gesetzmäßigkeiten. Diese Gesetzmäßigkeiten kann man zwar eine Zeitlang
überlisten, die Zwangsläufigkeit des Geschehens umleiten, sogar stoppen, aber
es kostet viel mehr Mühe, um nicht Gewalt zu sagen, gegen diese Naturgesetze
etwas durchzusetzen. Zwischen politischen und ökonomischen Systemen besteht
eine Korrelation, die zusammenpassen und vor allem dem Zeitgeist entsprechen
muss, was das Funktionieren des sozialen Lebens nach einer gewissen Art möglich
oder eben unmöglich macht. Der Zeitgeist ändert sich parallel mit der Zeit. Der
Untertan im Mittelalter akzeptierte die Privilegien des Adels und des
Herrschers. Die Demokratie kommt durch die Entwicklung der Ökonomie zustande,
wonach Handel und Industrie die Priorität der Landwirtschaft weit hinter sich
drängt. Die Prosperität der Wirtschaft benötigt bald mehr Arbeitskräfte als
zurzeit zu Verfügung stehen. So ist der Arbeitgeber eher auf den Arbeitnehmer
angewiesen, weil Letzteren leicht eine neue Stelle finden.
Diese Situation, dem Chef nicht ausgeliefert zu sein, schafft die Gleichheit im
Zeitgeist.1 1Vor fünfzig Jahren wurde noch der
Untergebene vom Chef als Sie, Müller! angesprochen, vor hundert Jahren sogar
geduzt. Heute ist es undenkbar, den Arbeitnehmer, ohne den Zusatz Herr oder
Frau anzusprechen, wobei bei kleineren Firmen Chef und Arbeitnehmer duzen sich
meistens.
Wie die verschiedenen Kunstepochen in der abendländischen
Entwicklungsgeschichte - Gotik, Renaissance, Barock, Rokoko, Empire,
Klassizismus und der Jugendstil, muss auch das politische Leben und das Wirtschaftsgeschehen
skaliert werden. Feudalismus, Oligarchie, Absolutismus, Demokratie und die zu
der jeweiligen Zeitperiode adäquate Wirtschaftsordnung - Zeit der Zünfte,
Merkantilismus, Zeit der Manufakturen, Kapitalismus. Zeitlich sind diese
Epochen um vier bis fünf Generationen, hundert bis 150 Jahre lang zeitgemäß,
dann müssen sie der nächsten Ära weichen. Wenn in den Stil Epochen der
Jugendstil nicht höher bewertet wird als der Barock oder die Renaissance, darf
eben die Wirtschaft oder das Politsystem früherer Zeiten auch nicht minder als
unserer heutiges betrachtet werden. Zu ihrer Zeit waren sie zeitgemäß! Zu jedem
politischen System gehört die passende Wirtschaftsordnung. Es kommt laut Platon
nur auf die Gerechtigkeit eines Systems an. Auch vorher gab es Gerechtigkeit
und Unrecht, genauso viele gute wie schlechte Zeiten, so viele glückliche, als
unglückliche Zeitgenossen wie heute. Die Welt wandelt sich nicht zum Schlechten
oder zum Guten. Die Welt wandelt sich einfach, sodass der Wandel Einigen Gutes,
den Anderen Schlechtes bringt, liegt in der Natur der Änderungen.
Jede Hochkultur baut auf das Kulturerbe der ganzen Menschheit und auf die
früheren Kulturen, die in der Vergangenheit ihre Glanzzeit hatten. Es ist
gerecht von der Vorsehung, dass jede Rasse, jedes Volk irgendeinmal zu der
Elite der Menschheit zählte oder zählen wird, aber nicht für alle Zeiten
dominant bleibt. Wie es aufgestiegen ist und einige Zeit die Welt beherrschte,
so vergeht die Zeit über ihm und es versinkt wieder in die Bedeutungslosigkeit,
aus der es aufgestiegen ist. Die jeweiligen Ereignisse des Weltgeschehens sind
folglich zwangsläufig. Nur die Zeit bestimmt die erfolgreiche Rasse, das
führende Volk und den glorreichen Sieger. Diese Zwangsläufigkeit bringt den
siegreichen Heerführer, aber auch den besiegten Verlierer hervor. Kein Volk,
keine Nation, keine Religion, kein Fürst kann das Weltgeschehen allein
beeinflussen. So ist es töricht, diesem allein den Ruhm zu preisen oder die
Schuld anzulasten. Sie alle taten nur zu ihrer Zeit ihre Pflicht für ihr Volk,
für ihre Nation. Der Selbsterhaltungstrieb und das Streben nach Erfolg seien
uns allen eigen. Gewinnen wollen alle. Die Unteren streben nach oben. Es ist
auch natürlich, dass diejenigen, die oben sind, solange wie nur möglich oben
bleiben wollen.
Um eine Hochkultur, eine alles bisherige Überragende, alle zurzeit
existierenden Kulturen dominierende Weltkultur aufzubauen, ist eine einzige
Nation, gleich wie mächtig sie auch sein mag, zu wenig. Dazu braucht es eine
ganze Rasse. Wie die Rasse der Chinesen oder der Inder, die zu ihrer Zeit eine
ebenso prächtige Weltkultur schufen wie heute die weißen Europiden.
Eine Rasse ist mehr oder weniger ein Konglomerat aus mehreren Stämmen, die
während der vergangenen Jahrhunderte zu einer losen Einheit zusammengewachsen
sind. Die verschiedenen Völker innerhalb der Rasse entwickelten sich im Laufe
des kulturellen Aufwinds zu Nationen, die verschiedene Sprachen sprechen
können. Plötzlich, wenn ihre Zeit gekommen ist, beginnt diese Rasse eine prägnantere
Kultur und Wirtschaft zu entwickeln als ihre Zeitgenossen in anderen Teilen der
Erde. Die Nationen innerhalb dieser Rasse stehen zeitlich auf abweichenden
Entwicklungsstufen. So ist es nicht verwunderlich, wenn gerade das geistig und
ökonomisch tüchtigste Volk die politische Führung für einige Generationen
übernimmt, bis die nächste, ihr voranstrebende Nation es von der Spitze ablöst.
Die abendländische Neuzeit begann mit dem spanischen Jahrhundert, gefolgt von
dem französischen und anschließend kam das britische Jahrhundert. Das 20.
Jahrhundert sollte das deutsche Jahrhundert werden. Trotz zwei verlorenen
Kriegen blieb Deutschland in Europa die stärkste Wirtschaftsmacht des
Jahrhunderts. Derweilen erstarkte aber die Neue Welt ökonomisch und in der Population
so enorm, dass Amerika die Hegemonie nicht nur über Deutschland, sondern über
ganz Europa errang.
Die erste Weltkultur, welche der Nachwelt schriftliche Zeugnisse
hinterließ, entstand im Zweistromland; die Hochkulturen der mesopotamischen
Völker, den Sumerern, Babyloniern und Assyrern. Später verlagerte sich der
Schwerpunkt dieser Kultur an den Nil und wurde als mesopotamisch-ägyptische
Zivilisation vollendet. Die Zivilisation ist demnach die Vollendung, aber auch
der Beginn des Niedergangs einer Weltkultur. Auf dem Fundament dieser
vergangenen Hochkulturen entstand die griechische Hochkultur, woraus die
Griechisch- Römische Zivilisation erwuchs. Die Euro-Amerikanische Weltkultur
kulminiert gerade in unseren Tagen in die Atlantische Zivilisation. In der
Antike verkörperten Mesopotamien, dann die Staaten der griechischen
Gemeinschaft das heutige Europa. Das heute mächtige Amerika hieß einst Ägypten,
später Rom.
Diese Bivalenz ist allen Weltkulturen eigen. Eine noch im Aufbruch
befindliche, aufstrebende Hochkultur sendet ihre Kolonisatoren auf ein
ferneres, jungfräuliches Land hinüber, die ihre Dynamik, Technik und Wissen
mitnehmen. Die dort ansässige Urbevölkerung wird assimiliert oder eliminiert,
dann entsteht dort eine parallele Kultur mit den Ersteren. Nach Art, Sitte,
Religion, Gesetz und Technik der Herkunft der Kolonisten, jedoch einfacher,
rascher, aber auch grandioser, als es in dem alten Ursprungsland möglich war.
Nach einigen hundert Jahren, wenn die alte Stammkultur ihre Hochblüte erreicht,
aber gleichzeitig ihre ökonomische Dominanz einbüßt, gleiten sie zusammen mit
dem Neuland in die Ära der Zivilisation hinüber. Mit der Einmündung der alten
Kulturepoche in die Periode der Zivilisation beginnt die Glanzzeit der Neuen
Welt; sie gewinnt an Macht und Einfluss. Die meisten Erfindungen der Technik,
der Wissenschaft und Medizin wurden noch in der Endphase der Kulturblüte der
Alten Welt gemacht. Aber erst jetzt in der Neuen Zeit, in der Ära der
Zivilisation ist die Zeit reif, diese Erfindungen zu nutzen und als
Innovationen einzuführen. Die Nutzung neuer Technologien, die alle bisherigen
in den Schatten stellen, wie auch die Freiheit der Warenproduktion und
Warenverteilung und die damit einhergehende hohe Prosperität der Wirtschaft
bringt auch eine sehr große ökonomische Überlegenheit für die Neue Welt.
Gleichzeitig die fast völlige politische und militärische Dominanz über die
restliche Welt.
Mit der Entdeckung und Besiedlung Amerikas durch die weißen Europiden
entstand neben dem mediterranen Kulturkreis, der seit Jahrtausenden mehrere
Hochkulturen beheimatete, über den Atlantik hinweg zwischen Europa und Amerika
der erste Atlantische Kulturkreis. In den späteren Jahrtausenden werden sich
noch einige Hochkulturen - in diesem atlantischen Zirkel - zwischen Amerika und
Europa oder Amerika und Afrika entwickeln. Unabhängig davon, ob der
amerikanische Kontinent künftig von Weißen-Europiden, Afroamerikanern oder von
einer Mischrasse bevölkert wird. Es ist nicht auszuschließen, dass die nächste
Hochkultur in diesem Raum afroamerikanisch sein wird. Schließlich stammt der
Homo sapiens aus Afrika, aber bis jetzt gab es keine schwarzafrikanische
Weltkultur.
2. DER STAAT
Der Homo sapiens Nachkomme, der heutige Kulturmensch, auf sich allein
gestellt, könnte nicht lange überleben. So ist der Einzelne auf die
Gesellschaft, den Staat, gar auf die ganze Menschheit angewiesen, um ein
menschengerechtes Leben führen können. Dafür ist aber jeder verpflichtet, für
das Funktionieren dieser Gesellschaft durch die eigene Arbeit, seinen Teil
beizutragen!
Der Mensch ist ein soziales Wesen. Seit Urzeiten entwickelten sich die
Familien zu Großfamilie, Sippe und Stamm. Die Stämme waren die
Schutzgemeinschaften gegen Bedrohungen von außen, wo sich der Einzelne mehr
oder weniger geborgen fühlen konnte. Mit der stetigen Vermehrung der Menschheit
wuchsen mehrere Stämme zu Volksgemeinschaften und zuletzt zum Staatsvolk
zusammen. Der Staat ist Wehr- Schutz- Recht-, aber auch Pflichtgemeinschaft für
seine Bürger. Der Staat konstituiert nun seit einigen tausend Jahren seine
Staatsführung, Gesetze und Institutionen, aber trotz seiner langen Existenz,
wurde bis jetzt weder die ideale Regierung noch die ideale Staatsform,
geschweige denn der ideale Staatsbürger gefunden. Es ist anzunehmen, dass wegen
der Unvollkommenheit der Menschheit selbst, das Problem des idealen Staates für
alle Zeiten unlösbar bleibt! Dennoch, eine gewisse Sicherheit vermittelt uns
der Staat. Dafür nimmt die große Mehrheit in Kauf, von etwa fünf Prozent seiner
Zeitgenossen beherrscht und regiert zu werden. Viele Staatsbürger kümmern sich
wenig um Politik, solange der Staat Ruhe und Ordnung aufrechterhält und sein
Hab und Gut schützt. 1 1Gut
40 Prozent der Bürger bleiben der Wahlen fern. Nur wer pro oder kontra stimmen
wollen, nehmen sich die Mühe zu Urnen zu gehen.
Der Stamm brauchte einen Führer. Je nach Situation, ob er Krieg führen
musste oder vom benachbarten Stamm unbehelligt blieb, übernahm der Kühnste,
Stärkste oder der Schlauste die Führung. Der Stammesfürst regierte nach more
maiorum.2 2More maiorum - nach der Sitte der Ahnen und wenn er mal einem Renitenten den Kopf
eigenhändig abschlug - es war ja sein gutes Recht.
Die Stämme verbündeten sich und die Stammesfürsten kürten einen ihrer
Mächtigsten zum König, als primus inter pares.3 3Primus inter pares - Erster unter
Gleichen. Ein Vertrag
zwischen den Verbündeten regelte, woran sich Fürsten und der König halten
mussten, oder halten sollten! Das waren die ersten Gesetze; so entstand der
Staat. Diese Gesetze sicherten vor allem die Rechte der Mächtigen und bürdeten
den unteren Schichten fast nur Pflichten auf. Doch sie waren Gesetze, an die
sich alle halten mussten. Schließlich hielt der zeitgenössische
Durchschnittsuntertan die Macht des Königs von Gott gegeben.
Es ist die findige Anwendung der Technik, welche die Welt aus dem
Mittelalter herausführt. Die bisherige Basis der Ökonomie der Landbau, wird von
den stetig rationellen organisierten Manufakturen und dem Handel überflügelt.
In der politischen Folge verliert der Blut Adel seine Stellung im Staate an die
Gelddynastien. Zwischen Niedergang des Adels und der Machtübernahme des
Großbürgertums bleibt eine Geschichtsspanne für den Absolutismus. Der Souverän
kann jetzt den alten Adel ignorieren und das Finanzkapital ist noch nicht
mächtig genug, in der Politik mitzureden. Der Herrscher kann souverän
Gerechtigkeit walten lassen.4 4Oswald
Spengler (1880-1936), der plausibelste Philosoph des 20. Jahrhunderts hielt den
Absolutismus für das idealste Regime. Nach seiner Ansicht erreichen in dieser
Epoche Kultur, Philosophie und Wissenschaften ihre höchste Blüte.
Die immer mächtigere Finanzoligarchie fordert die Macht. Der Herrscher muss
mit ihr einen Kompromiss eingehen oder er wird gestürzt. Eine liberale,
gleichzeitig nationale Epoche beginnt. Die Freiheit der Ökonomie schafft einen
nie geahnten Wohlstand für alle nebst den politischen Freiheiten, vor allem die
Gleichheit im Zeitgeist. Diese Voraussetzungen schaffen die Demokratie, soweit
die Volksherrschaft sich verwirklichen lässt, soweit sich das Volk selbst
regieren kann. Statt der 5 Prozent Adligen regieren jetzt die 5 Prozent
Reichen. Aber auch in der Demokratie wird die große Mehrheit von der dazu
fähigen Minderheit regiert.
Paradoxerweise wird gerade in dieser national-liberalen Epoche der alte,
aus dem eigenen Ethnikum erwachsene hereditäre Adel von den Gelddynastien
abgelöst.5 5In der Demokratie ist nur die
Staatsführung dem Staatsvolk unterworfen und muss sich von Zeit zu Zeit zur
Wahl stellen. Die Macht der Gelddynastien, die hinter den Kulissen regieren
werden, ebenso vererbt wie die Privilegien des hereditären Adels. Einige superreiche Klans bringen durch
geschickte Finanzmanöver den Souverän, die Politiker, den ganzen Staatsapparat
unter ihre Kontrolle. Allmählich nehmen diese Kapitaldynastien feudale
Attitüden an, doch eine neue elitäre Kaste macht ihnen ihre Herrschaft
streitig: Das aus dem Söldnerheer erwachsene Militär, welches die
zwischenzeitlich abgeschafften allgemeinen Wehrpflichtigen ersetzt hatte. Dann
steuert die Welt wieder einem neuen Mittelalter entgegen.
Für die breiten Massen ist zweifellos diese Epoche der liberalen Ökonomie
und die damit einhergehende, Plurale, demokratische Ära, die angenehmste
Geschichtsspanne. Gegenüber den anderen Geschichtsphasen, die eher despotisch
regiert sind. Mit der Zeit wird auch das idealste Regime anachronistisch und
muss einem, jedoch keineswegs besseren, aber dem Zeitgeist passenden, weichen.
Die ärgsten Feinde der Demokratie sind wohl ihre Supraprotagonisten. Ihre Absicht, die Demokratie noch weiter demokratisieren zu wollen, ist töricht. Ihr Ruf nach unbeschränkten Freiheiten vertilgt die Grundlagen des funktionsfähigen Staates und die Stabilität der Demokratie, denn die Demokratie wandelt sich zur Anarchie. Wenn die Autorität des Staates zerfällt, eignet sich jeder Zwergpotentat so viel Macht an, wie es ihm möglich ist. Bevor die totale Anarchie herrscht, nimmt die große Mehrheit lieber in Kauf, dass ein Gaius Julius Caesar oder sein Neffe zwar die demokratischen Rechte beschneiden, aber die staatliche Autorität wiederherstellen
3. DIE DREI REGIME UNSERES ZEITALTERS
Kurz charakterisiert: In offener liberaler, respektive pluralistischer
Gesellschaft ist das politische wie das ökonomische System fast schrankenfrei.
Der nationale Staat, der Nationalsozialismus sowie der Faschismus
akzeptiert und erkennt die Vorteile der freien Marktwirtschaft an, führt aber
die Staatsräson straff paternalistisch - autoritär.
Im Bolschewismus oder Kommunismus ist das Politische wie das
Wirtschaftsgeschehen dem Diktat der Regierenden oder dem Diktator
untergeordnet.
Eine hoch entwickelte, gut organisierte, prosperierende Ökonomie schafft
die Wohlstandsgesellschaft, was die Voraussetzung der Demokratie oder
Volksherrschaft ist. Erst dann entsteht für eine Geschichtsperiode der liberale
Zeitgeist und damit parallel die Gleichheit der Bürger, die dann die Demokratie
schafft. Ohne die ökonomischen und geistigen Voraussetzungen funktioniert die
Demokratie nicht. Darum bleibt die Demokratie auf die Trägervölker der Zeit
prägenden Zivilisationen beschränkt.
Auch die Demokratie wie jedes andere System, bleibt nur einen Moment der
Zeitgeschichte, wenn die Rechte und Pflichten des Bürgers gegenüber dem Staat
sich die Waage halten. Wo die Pflichten überwiegen, existiert noch keine
Demokratie. Wenn aber die Pflichten vernachlässigt und nur die Rechte
beansprucht werden, herrscht die Anarchie.
Parlamentarismus oder Parteienkratie – Parteiherrschaft, statt
Volksherrschaft wäre für das politische Regime dieses liberalen Zeitalters der
passende Terminus. Das Volk kann sich eigentlich selbst nicht regieren, das
Volk kann höchstens nach Mehrheitsbeschluss seine Regierenden wählen, eine
Staatsführung mit dessen Handeln die Mehrheit einverstanden ist.
In diesem pluralen System ist jeder mündige Bürger wahlberechtigt. Dem
Wahlvolk stellen sich mehrere Parteien, die dann entsprechend den erhaltenen
Stimmenzahlen im Parlament Sitze erhalten. Wenn eine Partei über fünfzig
Prozent der Parlamentssitze erhält, darf sie die Regierung allein bilden, sonst
stellt eine Koalition aus zwei oder mehreren Parteien die Regierung. Diese
Exekutive führt dann die Staatsgeschäfte und ist dem Parlament verantwortlich.
Das gewählte Staatsoberhaupt oder der König, falls dieser sich in die neue Zeit
hinüberretten konnte, haben meistens nur repräsentative Aufgaben.
Eine andere Form des Parlamentarismus entwarf Othmar Spann.1 das
Ständeparlament 1Othmar Spann (1878-1950),
österreichischer Philosoph und Soziologe, entwarf das Modell des Ständestaates. In diesem Ständeparlament delegieren
statt der Parteien die Interessenverbände ihren Vertreter. Anteilsmäßig sitzen
hier neben anderen: die Delegierten der Detaillistenverbände, die
Elektromeisterinnung, die Vertreter der Kirchen, des Militärs, der
Lehrervereinigung, der Bergbaugewerkschaft, aber auch die Mienenbesitzer. Die
Delegierten werden verbandsintern von der Basis in fast familiärer Atmosphäre
gewählt. Damit wurden die Kosten der Wahlen auf das Minimum reduziert.2 2Damit würden wohl die unverantwortlichen
Versprechungen der Politiker, um die Wahlen zu gewinnen, zu dessen Einlösung
sie den Staat in die Schuldenfalle treiben, wegfallen. Die Schuldenlasten
werden wiederum durch Steuer bis Wust-Erhöhungen dem Staatsbürger mehrfach
aufgebürdet. Lachender Dritter ist dann der Banker, der alle in die
Schuldenfalle lockt!
Selbstverständlich tritt hier jeder Delegierte für das Anliegen des eigenen
Verbandes ein. So hat dieses Lobbyparlament3 auch seine
Nachteile, doch schlechter könnte es nicht von der heutigen, von der
Bankerkaste durch ihre Medien regierten Staatsbürokratie sein. 3Lobby nennt man in den angelsächsischen
Ländern die Wandelgänge, die die Sitzungssäle der Parlamente umgeben. Hier
fangen die Vertreter der verschiedenen Interessengruppen die Abgeordneten ab,
um sie für ihre Sache oder die ihrer Auftraggeber zu gewinnen.
Das heutige System der „Parteienkratie“ entwickelte sich in den letzten
anderthalb Jahrhunderten, nachdem der Blutadel zugunsten der Gelddynastien das
Zepter aus der Hand geben musste. Parallel entstand die
Meinungsbildungsindustrie. Erstaunlich wie die Meinungsmacher die Volksmeinung
von unzähligen Individuellen miteinander abweichenden beziehungsweise
gegensätzlichen Meinungen zwischen absolutem Befürworter und strikter
Gegnerschaft, zuletzt eine Menge Gleichgültigen, zu beeinflussen verstehen. So
verkommt mit der Zeit die Demokratie zu Blendwerk der Hintergrundmacht, welche
die Maschinerie der Meinungsmache beherrscht und durch ihre Presse und Medien
mitteilt wen wir zu wählen sollen, und den Politikern, was sie zu tun oder zu
lassen haben. So stellt sich die Frage, brauchen wir noch ein Parlament, die
Landesversammlungen, wenn eine kleine fremde Minderheit über den Trend der
Politik entscheidet?
Sozialismus bedeutet Wohlfahrtsstaat oder Wohlfahrtsgesellschaft in einem
eher utopischen als realen Gesellschaftssystem. Die Verwirklichung des
Sozialstaates erfordert eine universelle und straffe Staatsführung, welche eine
solidarische Staatsordnung nach dem Motto: „Einer für alle, alle für einen“
durchsetzt und seine Bürger zum Solidaritätsverhalten zwingt. Mit der Zeit,
freilich, sind für einen solchen Machtapparat zwangsläufig die eigene Macht und
die Staatsräson wichtiger als die Volkswohlfahrt. Aus diesem Grund gehört der
Sozialismus eher in eine mediävale Epoche als ins 20. Jahrhundert. Den
Sozialismus als politische Parole einzusetzen, ist dagegen in allen Zeiten
genial.
Othmar Spann bezeichnet den Sozialismus als universelles Staatssystem, in
welchem sich der Einzelne dem Gemeinwohl unterzuordnen hat. Die Demokratie als
Gegenpol des Sozialismus, als individuelles Regime, welches dem Individuum
weitgehende Freiheiten, oft zu Nachteilen der Gesellschaft zusichert. Item nur
eine straffe Staatsführung, der politische Paternalismus ist fähig, die
Schwachen vor den Starken zu schützen.4 4Der
Gesetzgeber sollte die Schwachen vor den Starken schützen! König Hammurapis
Gesetz; entstanden während der Blütezeit der Hochkultur im Zweistromlande.
Nationalismus und Liberalismus bedingen einander, sind Zwillinge. Sie sind
nur zusammen existent! Auch wenn sich die beiden Konkurrenten seit ihrer
Erscheinung bis zum letzten bekämpfen. Oder wurzelt die Intoleranz des
Liberalextremismus gegen den Nationalismus nicht im gleichen Boden des
Fanatismus wie der Chauvinismus? Right or wrong,5 der
Nationalismus gehört nun einmal zum liberalen Zeitalter wie die Demokratie oder
die liberale, freie, soziale Marktwirtschaft. 5Right
or wrong – Richtig, oder falsch.
Der Erste Weltkrieg entstand, um die Vorherrschaft zwischen den Nationen zu
klären. Im Zweiten Weltkrieg kämpften schon die Ideologien: der kosmopolitische
Internationalismus, gegen das nationale Prestige mit aller Rücksichtslosigkeit.
Egal wie zeitkonform der Liberalismus für die euro- amerikanische Zivilisation
auch sein mag, es bedurfte eines gewissen Liberalextremismus zwei blutige
Weltkriege, anschließend den über vierzig Jahre lang dauernden Kalten Krieg
sich durchzuboxen. Erst im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts konnte sich
der Liberalismus vollständig durchsetzen, um für die nächsten paar Jahrzehnte
-vor seinem Untergang- die Weltpolitik zu bestimmen.
Als Folge des Ersten Weltkrieges kam in Russland die radikale Partei der
Bolschewiken an die Macht. Die Bolschewisten bastelten sich eine Ideologie aus
den Schriften von Marx6 und Bakunin,7 dann
begannen sie mit einer klassenlosen, kommunistischen Gesellschaft zu
experimentieren, wobei ihr Tun keine Opposition duldete. Sie nannten ihr
Regime: Kommunismus, Sozialismus oder sozialistische Demokratie. Schon die
Assoziierung beider letzterer Begriffe ist falsch, da Sozialismus und
Demokratie zwei gegensätzliche Regime bedingen. Die Führung der Wirtschaft
wurde ebenfalls bis zum letzten Detail den Klügeleien der Politiker untergeordnet.
Sie richteten dabei schreckliche Zerstörungen an Menschenleben, geistigen,
sittlichen, politischen und materiellen Werten an. Dieses menschenverachtende,
kommunistische Sowjetsystem wurde zur Diktatur der Staatsführung, respektive
des Diktators, der allein über den Trend der Politik, der Gesellschaft und
Wirtschaft bestimmte. Bis dieses Regime am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts an
den eigenen Unzweckmäßigkeiten zu Grunde ging.
6Marx
Karl 1818 – 1883. Sozialtheoretiker, Begründer des Marxismus, dessen Theorie im
praktischen Leben so unrealisierbar ist, wie das Quadrieren des Kreises, da der
Mensch naturgemäß nicht gleich ist. Zwischen Genies, Gaunern und
Einfaltspinseln gibt es noch unzählige Individuen.
7Bakunin
Michail Alexandrowitsch 1814-1876. Begründer der anarchistischen Staatsidee,
für dessen Verwirklichung bloß die erwachsene Bevölkerung ausgerottet werden
müsste, um die Jugendlichen im Sinne der Anarchismus erziehen zu können. Wenn
aber in dieser Gesellschaft jeder macht, was ihm passt, wer schützt dann die
Gesellschaft vor sich selber?
Als dritte Kraft zwischen Bolschewismus und Liberalismus etablierte sich in
Italien der Faschismus.8 8Faschismus Nazismus. Die
eher apolitische deutsche Mehrheit kürzte die langen Namen der Parteien ab. Die
Sozialdemokraten wurden zu Sozis, die Nationalsozialisten zu Nazis abgekürzt.
Erst in den Konkurrenzkämpfen der Parteien wurden die Kürzungen eher abwertend
benutzt. In der angelsächsischen Welt wurde Nazi, bei den Sowjets Faschist für
die nationale Ideale eintretenden eingebürgert. Worunter Kosmopoliten, wie
Internationalisten des extremsten Chauvinismus, respektive den intolerantesten
Rassismus verstehen. Wobei die Genossen ihre eigene Intoleranz vergessen und
die Liberalen auf ihrer selbst erfundenen eierköpfigen Auserwähltsein pochen. Der statt dem Liberalismus, der zweiten
treibenden Kraft der Zeit, dem Nationalismus huldigte. Der Faschismus machte
den Versuch, das adäquate Wirtschaftssystem der Zeit, die freie soziale
Marktwirtschaft, nicht zum Wild-Kapitalismus ausarten zu lassen. Die von Japan9 zu
errichten erstrebte asiatische Wohlstands-Gemeinschaft konnte man ebenfalls zu
den nationalen Systemen zählen; ebenso den Nationalsozialismus, der Anfang der
30er Jahre in Deutschland an die Macht kam. Statt Demokratie boten diese Regime
den Sozialstaat an. 9Japan gehört weder rassisch,
kulturell, noch geographisch zum abendländischen Kulturkreis, übernahm aber bis
zum Ende des 19. Jahrhunderts innerhalb einer Generation das technische Wissen
des Abendlandes. Damit stieg Japan zu den führenden Ländern des 20.
Jahrhunderts auf.
Im Gegensatz zu der Weltherrschaft strebenden Bolschewismus oder dem
kosmopolitischen Globalismus, teilten sie die Welt in Interessensphären ein;
für Deutschland Osteuropa, für Italien Nordostafrika, für Japan Ostasien, für
Frankreich Westafrika. Großbritannien möge sich mit seinen zahlreichen Kolonien
und Kronländern, die Vereinigten Staaten mit dem restlichen Amerika begnügen.
Der Zweite Weltkrieg zerschlug die Möchtegern-Kolonialmächte ebenso wie die
alten Herrscherkräfte. Statt den vor den Kriegen existierenden sieben
Großmächten, die siebenmal weniger Mittel gebraucht hätten, einander zu
überwachen, entstanden zwei Supermächte, die sofort begannen, den zum Feind
gewordenen ehemaligen Verbündeten mit den aufwendigsten Kriegsmaschinerie zu
übertrumpfen. Zum Glück starben die großen Führer rechtzeitig weg, damit blieb
unserer Erde die Katastrophe eines globalen Atomkrieges bis heute erspart.
4. STAATSSCHULDEN, BANKEN, SUBVENTIONEN, SOZIALPARASITEN
Es ist nicht außergewöhnlich, wenn der Staat in Kriegszeiten Schulden
anhäuft. Ein gewonnener Krieg und die Bewahrung der nationalen Souveränität
sind jeden Schuldenberg wert. Sobald aber wieder Frieden herrscht, sollte die
Staatsführung alles daransetzen, die Schulden zu begleichen, auch wenn dies
unpopuläre Maßnahmen erfordert. Der Überlebenskampf des Staates erfordert
solide Wirtschaft und solide Finanzen, um sich zu behaupten. In Friedenszeiten
ist die größte Unverantwortlichkeit einer Regierung gegen den Staat, der Nation
und schließlich dem Volke gegenüber, den Staatshaushalt durch immer neuere
Schuldenaufnahmen zu finanzieren.
Der gesteigerte Warenverkehr der Neuzeit machte das auf Papier gedruckte
Notengeld notwendig. Das Papiergeld erforderte wiederum die Gründung nationaler
Zentralbanken, welche berechtigt sind, die nationalen Zahlungsmittel
herauszugeben. Es wissen nur wenige, dass die nationalen Notenbanken: Die FED –
die Notenbanken der Vereinigten Staaten, die Deutsche Bundesbank, die EZB –
Europäische Zentralbank oder die Nationalbanken der führenden Industrienationen
allesamt im Privatbesitz sind. Sie sind gänzlich oder in ihrer Aktienmehrheit
im Besitz der internationalen Geldmagnaten. Die Bankmagnaten bemächtigten sich
dieser Nationalbanken mit dem Trick, dass die internationalen Banker in
finanziellen Krisenzeiten dem Staatshaushalt und den Handelsbanken aus der
Krise heraushalfen. Aber woher nehmen die Banker das Geld, mit dem sie die Welt
von Athen über Bonn bis zur Washingtoner Regierung verschuldeten? Eigentlich
kolonialisierten! Zuerst erlangten sie das Recht zu Geldnotenausgabe der
Vereinigten Staaten von Amerika. Dann brachten sie die Welt dazu, im
internationalen Geldverkehr statt dem jeweiligen Wert des Goldes (Goldparität)
den Dollar zu akzeptieren. Zuletzt erlangten sie das Recht, Geldnoten ohne
Deckung zu drucken. Jetzt drucken diese Bankmagnaten so viel Papierdollarnoten
wie die Regierungen der Welt oder sonstige Kreditnehmer ausgeben können. Damit
erlitt der Dollar gegenüber den starken Valuten eine Inflation. Gemessen am
Schweizer Franken verlor er in den letzten fünfzig Jahren das Fünffache seines
früheren Wertes. Doch die Besitzer der Geldpressen machten mit ihren
deckungslos gedruckten Falschgeldern die Welt zu ihrem Schuldner.
Solange die Geldemission zum Monopol des Staates gehört, kann die Regierung
dem Staatsdefizit entsprechende Banknoten drucken lassen. Das bringt zwar eine
gewisse Inflation, ausgenommen, wenn das Wirtschaftswachstum den Wert der neu
gedruckten Geldnotenmenge übertrifft. Auf den vom Staat ausgegebenen eigenen
Geldern lasten keine Zinsen, auf den von den fremden Banken angenommenen
Geldern müssen allerdings Zinsen bezahlt werden! Wenn der Staat oder der
Schuldner mit der Rückzahlung oder den Zinsen ins Wanken geriet, durften neue
Schulden von dem Banker aufgenommen werden, nicht, dass der Schuldner je aus
dem Kreditfalle herauskommt!
Die Suche nach Kreditnehmern liegt in der Natur der Bankgeschäfte und der
beste Schuldner ist der ewige Schuldner. Nebst Millionen von Kleinkreditnehmern
ist der Staat der potentiell größte Kreditnehmer. Der Staat und die Bürger
müssen animiert werden, sich Schulden aufzuladen! So entdeckten die Banker
ihren sozialen Hang. Die von ihnen kontrollierten Informationsmedien
unterstützen jeden Trend, der vom Staat Geld fordert, ob Subventionen oder
Sozialhilfen und die Politiker - um gewählt zu werden - überbieten einander in
Versprechungen, wohl wissend, dass die finanzielle Basis ihren Versprechungen
fehlt. Doch die Banker liefern die zu den Versprechungen nötigen Milliarden,
für dessen Rückzahlung, selbstverständlich mit Zinsen, wiederum der
Steuerzahler aufzukommen hat!
Je mehr Tagediebe die Sozialwohlfahrt durchfüttern muss, umso mehr fordert
der Staat von den Fleißigen, vom Rückgrat der Gesellschaft. Bis diese
Gesellschaftsschicht den Abgaben überdrüssig, selbst versucht, den Staat,
respektive die Einzugsbehörden, auszuspielen. In unserer Zeit ist das
Erschleichen der Staatsgelder zu einem Wirtschaftszweig angewachsen.1 1Kürzlich ließen die Banken alle Welt
wissen, dass sie vor dem Ruin stehen und der Staat ihnen zu Hilfe kommen möge.
Nur in Europa bekamen mehrere Hundert Geldinstitute über Tausend Milliarden
Euro von der EZB - die Bank ist ebenfalls ein Unternehmen der internationalen
Hochfinanz, um Europa zu kolonialisieren - zu 1 Prozent Zinsen für 3 Jahre,
wofür die europäischen Staaten die Garantie übernahmen. In der Annahme, die
Banken werden mit den Milliarden den Werterzeugenden Realwirtschaftssektor
fördern. Die Banken legten aber den überwiegenden Teil der Gelder in recht
lukrative Staatsanleihen zu 4 bis7 Prozent Zinsen an. Dieses Manöver ersparte
den Banken die Umtriebe mit den Administrationskosten, was die zahllosen
kleineren Kreditvergaben mit sich bringen würden. Doppelten Schaden und
betrogen ist der Staat und somit der Steuerzahlende Bürger. Bei vielen Unternehmen ist gang und gebe,
durch falsche Angaben Subventionen zu erschleichen. Arbeitslose zögern ihre
Wiedereingliederung so lange wie möglich hinaus. Andere kassieren
Arbeitslosengelder, wenn sie schon längst arbeiten. Junge Leute werden mit
erdichteten Krankheiten Frührentner. Die ehrlich Arbeitenden müssen nicht
allein die Schlauen und Tagediebe aushalten, sondern auch die zu den
Aufwendungen nötige Administration bezahlen.
Der Teufel der Demokratien steckt im ausufernden Subventionsstrom und
falschen Sozialunterstützungen. Daran scheitert noch die ganze liberale
Gesellschaft samt freiem Marktwirtschaftssystem, wenn dem nicht bald Abbruch
geschieht und Zuwendungen nur in äußersten Notfallsituationen in Anwendung
kommen.
Selbstverständlich fördert der ideale Staat die Sozialwohlfahrt,
organisiert das soziale Netz, sorgt sich um die Kranken und die
Altersversicherung, sodass alte und kranke Menschen würdig leben können. Er
soll aber zum Wohl aller das Sozialparasitentum bekämpfen oder wenigstens
versuchen, es einzuschränken. Die Sozialwohlfahrt soll durch gerechte,
solidarische Beiträge finanziert werden. Getrennt von den sonstigen
Staatsausgaben, die durch Steuern oder andere Einnahmen gedeckt, aber
ausgeglichen sein sollten. Die Leitung und Verwaltung dieser Institute wie auch
des Staates oder den Gemeinden gehörenden Betrieben sollen nicht den
Parteifunktionären respektive Parteisoldaten, sondern ausschließlich aus der
Belegschaft sich durch Kompetenz auszeichnenden Personen übergeben werden. Die
Politiker mögen im Parlament, in den Ministerien oder in der Verwaltung
bleiben!
Nur so lange Ethik, Fleiß und Arbeitsmoral noch vorhanden sind sowie das
Grundprinzip des Sozialstaates „einer für alle, alle für einen“ gilt, kann der
Sozialstaat existieren. Wenn aber das Sozialparasitentum überhandnimmt,
ruiniert es die Gesellschaft, bald auch die Wirtschaft und schließlich den
gesamten Staat. Ist der Sozialstaat pleite, ist jeder auf sich selbst gestellt.
5. FREIE SOZIALE MARKTWIRTSCHAFT KONTRA TURBOKAPITALISMUS
Für die wirtschaftliche Prosperität einer Epoche ist die Freiheit der
Ökonomie und des Handels ausschlaggebend. Die Entwicklungsstand der Herstellungstechniken
oder zur Verteilung nötigen Verkehrsmittel sind nicht maßgebend. Die
wirtschaftliche Prosperität liegt bloß an der richtig organisierten Anwendung
der Herstellungstechniken und Distributionstechniken. Die Herstellungstechniken
standen in den vergangenen Zivilisationen, je weiter sie zurückliegen auf
entsprechend niedrigeren Entwicklungsstufen, doch in der Antike konnten die
ägyptischen Manufakturen die ganze damalige Welt mit ihren Produkten beliefern.
Später beförderten die Römer in einigen Tagen Reisende und Waren bis in die
entlegensten Provinzen ihres Reiches. Im Mittelalter dagegen brauchte man für
die gleichen Strecken mehrere Wochen, wenn nicht Monaten, und die im
Mittelalter hergestellten Produkte kamen nur selten über einen kleinen Kreis
ihrer Herstellungsorte hinaus.
Sobald die Politik die Handels- und Gewerbefreiheit einführt, sorgt der
freie Unternehmergeist für Prosperität und Erfolg in der Wirtschaft. Der
Unternehmer, vom Maurermeister über den Fabrikanten bis hin zum Finanzier, ist
der Initiant der Wirtschaft. Von seinem Fleiß, Können, seiner Begabung aber
auch von seiner Mobilität, letztlich von seiner Handlungsfreiheit hängt das
Wohl seiner Arbeitnehmer und das Gedeihen des Staates ab. Selbstverständlich
handelt der Unternehmer aus Gewinnstreben, nicht aus sozialer Gesinnung.
Trotzdem ist das freie soziale Marktsystem sozialer, gerechter als alle anderen
Wirtschaftssysteme.
In der Entwicklung der freien Marktwirtschaft gehen Handwerk und Handel
Hand in Hand. Ein cleverer Geschäftsmann kauft dem Gewerbetreibenden alle seine
Erzeugnisse ab. Der Händler wartet nicht - wie der Handwerker, bis die Käufer
zu ihm kommen – er bringt seine Waren selber auf den Markt, um davon möglichst
viel, möglichst schnell an den Mann zu bringen. Die vermehrte Nachfrage fordert
wiederum den Meister, seinen Betrieb effektiver zu organisieren, so entstehen
zuerst die Manufakturen, dann die Fabrikbetriebe. Die erzeugte Warenmenge wird
größer, aber auch günstiger und für den Verbraucher leichter erreichbar. Dass
dabei der Kaufmann den größten Gewinn macht, liegt auf der Hand.
Die freie Marktwirtschaft kennt keine Monopole. Jeder kann uneingeschränkt
Güter herstellen, damit handeln oder Dienstleistungen anbieten. So entsteht
eine gesunde Konkurrenz, die durch Angebot und Nachfrage die Preise wie den
Profit durch ihre innere Gesetzmäßigkeit selbstständig reguliert und im Rahmen
hält.1 1Eine
Nettogewinnmarge um die 10 Prozent gilt als ideal. Wenn in einem
Wirtschaftszweig diese 10 Prozent massiv überschritten werden, reagieren andere
Unternehmer sofort, da hier Gewinn herausgeschlagen werden kann; oder clevere
Arbeitnehmer aus dem eigenen Betrieb heraus gründen Konkurrenzunternehmen, um
den Überschuss selbst abzuschöpfen. Die freie soziale Marktwirtschaft ist schlechthin das Wirtschaftssystem
jedes Zivilisationszeitalters und sichert den Trägervölkern dieser Zivilisation
einen Wohlstand, der nicht nur für ihre Bedürfnisse sorgt, sondern über ihre
Bedürfnisse hinaus reicht.
Die Wirtschaft ist in allen Zeiten die treibende Kraft der Welt. Die
erfolgreiche Politik lässt die Gesetze der Wirtschaft gelten. Nur gestützt auf
eine gesunde Ökonomie kann sich Staatspolitik, Sozialpolitik und Außenpolitik
erfolgreich durchsetzen. Die eigene Wirtschaft muss den Staat finanzieren und
damit auf Dauer die nationale Souveränität sichern. Im gegenseitigen
Existenzkampf der Staaten garantiert nur das zeitkonformste Wirtschaftssystem
das Überleben. Der Staat oder die Gesellschaft, welche das aktuelle ökonomische
System ignoriert, bleibt im Existenzkampf gegenüber der restlichen Welt zurück.
Das unzeitgemäße Staats- und Wirtschaftssystem gerät zwangsläufig in
Abhängigkeit. Zeitgemäße Wirtschaftssysteme dagegen, holen binnen kurzer Zeit
den Rückstand auf.2 2Maos
kommunistisches Regime stagnierte Jahrzehnte lang. Sobald China zur freien
Marktwirtschaft wechselte, wurde China die prosperierendste Wirtschaftsmacht
der Zeit.
In der Wirtschaft sollte so viel Freiheit wie möglich, in der Staatsräson
so viel Freiheit wie nötig gelten.3 3Mehr
Freiheit in der Wirtschaft, als in der übrigen Welt bewirkt in jedem Staat
einen ökonomischen Vorsprung vor den Konkurrenzstaaten.
Die Gesetze des Marktes und der Politik sind zwar
unterschiedlich, doch Politik und Wirtschaft sollen die Harmonie suchen statt
konfrontieren. Die freie Marktwirtschaft bleibt nur so lange bestehen bis Industrie,
Handel und Kapital sich ergänzen und respektieren; nach dem Motto: „Leben und
leben lassen“. Die Wirtschaft sollte den Unternehmern und Managern überlassen
werden. Politik und Gesetzgeber sollten die Schwachen vor den Starken schützen
und für ein günstiges Wirtschaftsklima sorgen, aber möglichst vermeiden, in das
Wirtschaftsleben einzugreifen. Selbstverständlich sollte die Wirtschaft für den
Staat und nicht der Staat für die Wirtschaft da sein. Daraus folgt, dass die
Souveränität über die Nationalbank beziehungsweise Notenbank zum Eigentum des
Staates gehört. Dies ist nötig, um die ökonomische und damit die politische
Souveränität des Landes zu wahren. Der Staat sollte darüber wachen, dass das
Internationale Großkapital weder die Wirtschaft noch den Staat monopolisiert,
dass die Staatsschulden, vor allem die Auslandsschulden, nicht Überhand nehmen
und somit die Souveränität des Landes untergraben. Schließlich sollte der Staat
darauf achten, dass die Nationale Notenbank nicht in die Hände supranationaler
Kapitalgesellschaften gerät. Die Regierung, die an das Ausland oder an fremde
Kapitalgesellschaften verschuldet ist, ist nicht Herr im eigenen Lande.
Andererseits erfordert die freie Marktwirtschaft ein freies Bankensystem
ohne allzu große einreden des Staates.4 4Als
die griechisch-römische Zivilisation schon dem Untergang geweiht war, verbot
die Christliche Kirche die Zinsnahme für verliehenes Geld. Dieses gesegnete
Gesetz verhinderte die Versklavung des Schuldners, nahm aber den Sinn für die
Kreditgeschäfte. Die
Handelsbanken konnten ihre Unabhängigkeit behalten. Die Nationalbank - die
Zentrale Notenbank soll der Staat baldmöglichst die Finanzcliquen entreißen,
unter eigene Verwaltung stellen und dessen Geschäfte einem nationalen
Finanzgremium übertragen, welches ähnlich der Regierung oder der Justiz
jederzeit für das Parlament verantwortlich ist! In nationalen Besitz genommene
Notenbanken sollen die Börsengeschäfte regeln, um damit den Spekulantenhandel
mit bloßen monetären Werten über das Vielfache der erzeugten Warenwerte zu
verhindern.
Sinngemäß bedeutet das Wort Kapitalismus – ähnlich wie Liberal-Ismus mit
Frei-sinn in die heutige Umgangssprache übersetzt wird - nur, den Sinn und
Verstand mit Geld zu umgehen. Der Glückliche, der diesen siebenten Sinn sehr,
sehr erfolgreich nutzen kann, ist der Kapitalist. Nicht jeder Fabrikant und
nicht jeder Unternehmer ist ein Kapitalist.5 5Der Marxismus zählt jeden Unternehmer, den
Malermeister mit zwei Gesellen oder den Flickschuster um die Ecke zu den
Kapitalisten und lehnt jede unternehmerische Tätigkeit als Ausbeutung ab.
Obwohl der Marxismus ein Drittel der Erde mit all ihren Ressourcen eroberte,
ging er an seinem unzulänglichen Wirtschaftssystem zugrunde. Ohne Unternehmer
funktioniert keine Wirtschaft und ohne Profit wäre die Tätigkeit des
Unternehmers sinnlos. Schließlich handelt der Arbeitnehmer, der seine
Arbeitskraft oder sein Wissen verkauft, ebenfalls aus Gewinnstreben. Der überwiegende Teil der Unternehmer ist
heute selbst bei den Kapitalisten verschuldet! Zur Jahrtausendwende gibt es
kaum noch Unternehmer, die schuldenfrei ihren Betrieb ihr Eigen nennen dürfen.
Die mittelständischen Unternehmen, bei denen der Chef seine Leute mit all ihren
privaten Sorgen noch kannte, werden immer mehr von den Multis6 eliminiert
oder einverleibt. 6Die Multis oder
multinationale Gesellschaften sind internationale Kapitalgesellschaften, welche
durch Finanzmanöver ganze Wirtschaftszweige unter ihren Einfluss bringen. Ihr
Bestreben, die wirtschaftliche und politische Globalisierung der Welt. Anstelle
des Unternehmers, übertragen sie die Betriebsführung einem Manager mit der
Anweisung: durch Effektivität den Gewinn zu steigern. Um jeden Preis! Durch die
Rationalisierung überflüssiger Arbeitnehmer werden dann die Staatshaushalte
belastet. Diese herrliche Globalisierung wird früher oder später unüberschaubar
sein und wie eine Blase zerplatzen, wie vergleichsweise unlängst das
Sowjetreich! Hinter den
Multis stecken selbstverständlich die Finanzdynastien, die auf das Ergattern
der ganzen Weltwirtschaft spekulieren. Sie sind gerade dabei, die soziale,
freie Marktwirtschaft zu einem wilden Turbokapitalismus umzuwandeln. Wenn die
Politik diesem Trend nicht bald entgegentritt, wird der freie Unternehmer, der
Hauptinitiator der Wirtschaft von den Finanzoligarchien erdrückt.
Der Kapitalist ist eben derjenige, der durch Geldverleih aus der Wirtschaft
Profit zieht und sogar den Staat zu seinem Schuldner macht.
In der Spätphase jeder Zivilisation kommt die Welt unter den Einfluss der
Finanzdynastien. Da das Großkapital international tätig ist, als Endziel strebt
es nach der Weltherrschaft. Diese Tatsache wiederum fordert die Politiker dazu
auf, die Macht im Staate wiederzugewinnen! Auch die Zeit, die über alle Mächte
und Mächtigen vergeht, verhindert, dass die globale Weltherrschaft von
irgendeinem Machtzentrum oder einer Machtclique auf Dauer aufrechterhalten
werden kann.7 7Die
Vereinigten Staaten von Amerika, die wegen ihres Wirtschaftspotenzials von der
Weltfinanz zu ihrer Ausgangsbasis gewählt worden sind, werden spätestens am
Ende des 21. Jahrhundert ihre Wirtschaftspriorität und damit ihre Machtposition
verlieren.
In den letzten Jahren des 17. Jahrhunderts lieh eine Finanzgesellschaft dem
englischen König William III.3 3William
III. von Oranien 1650-1702. Ab 1688 König von England. 1,2 Millionen Pfund
in Gold- und Silbergeld zu 8 Prozent Zinsen. Dafür bekamen sie das Recht,
Papiergeld für die gleiche Summe in Umlauf zu bringen.9 9Papiergeld gab es schon einige Jahrhunderte vorher
in China. In Europa verwendeten, seit dem ausgehenden Mittelalter,
Geschäftspartner zwischen Flandern und Italien auf Papier geschriebene
Schuldscheine, um ihre gegenseitigen Zahlungsverpflichtungen auszugleichen. Die
Schuldscheine wurden dann vom auf den entfernt ansässigen Schuldner mit dem
Aussteller beglichen. Hieraus entwickelte sich das Notengeld. Dieses Papiergeld musste die Gesellschaft
jederzeit zu Edelmetall umtauschen können. Um diese Transaktionen zu
bewerkstelligen, gründeten sie die Bank of England. Der Name erweckt den
Eindruck, die Bank sei ein staatliches Geldinstitut, obwohl sich hinter ihr
seit ihrer Gründung eine Privatgesellschaft verbirgt. Die Gründung der Bank of
England könnte man als Geburtsstunde des Kapitalismus bezeichnen. Als der König
das Finanzmonopol des Staates aus der Hand gab, besiegelte er damit den
Untergang der feudalen Ära.
Durch den so genial gewählten Namen der Bank vertraute das Publikum dem
neumodischen Notengeld vollständig. Zum Glück für die Finanziers! Anderenfalls,
wenn alle den Tausch ihrer Banknoten in Edelmetallgeld gefordert hätten, wäre
die Bank of England in kurzer Zeit pleite gewesen, weil die Golddeckung des
Papiergeldes nur zum Teil vorhanden war. Zwei Jahre später kursierten schon 30
Prozent mehr Geldnoten als zuvor. Aus dem gezauberten Papiergeld musste fast
100 Prozent Gewinn entstehen. Das Geld wurde dann zu 8 Prozent Zinsen an das
Publikum verliehen. Der König zahlte 8 Prozent Zinsen auf seine aufgenommenen
Schulden. Die Banker strichen einen schönen Gewinn ein. Damit begann der größte
Betrug der Weltgeschichte, der heute die ganze Welt zum Tribut an die 300 bis
400 Finanzdynastien verpflichtet, welche die Notenbanken dominieren.
Bis Großbritannien die Welt kolonialisierte, wurde das Land von innen her
kolonialisiert. Der Reichtum Britanniens samt seinen Kolonien floss zuletzt in
die Tresore dieser Finanzgesellschaft. Die Französische Revolution - in der die
Finanzdynastien den Blutadel endgültig von der Macht verdrängten - wurde von
den Geldmagnaten finanziert, so ist die französische Zentralbank, die Banque de
France ebenfalls eine Gründung der Geldoligarchien. Die Notenbanken der
dominanten Wirtschaftsländer der Welt erstellten die Geldmagnaten selbst, oder
bemächtigten sie so schnell wie nur möglich. Die Exekutive der Vereinigten
Staaten von Amerika gab im Jahre 1913 ihre finanzielle Unabhängigkeit auf, als
sie in die Etablierung der Federal Reserve Banken -kurz FED- einwilligte und einigen
Privatbanken die Banknotenpresse überließ. Damit übernahm eine anonyme
kosmopolitische Finanzmacht die Kontrolle über die mächtigste Wirtschaftsmacht
der Zeit, um Amerikas Volk und Macht als Rammbock gegen die übrige Welt zu
benutzen, um ihre Globalisierungspläne durchzusetzen! Amschel, der Gründervater
der Rothschild Dynastie10 drückte sich so aus: „Wenn ich die Finanzen
eines Landes kontrollieren kann, ist mir gleichgültig, wer im Lande regiert.“
Heute, freilich, werden durch die von den Finanzclans dominierten
Meinungsmacheanstalten bestimmt, wer in der Welt, von Washington über das
Brüsseler Europaparlament bis zu Australien in welchem Land wer regieren darf.10 10Rothschild
Dynastie – vermutlich der reichste Familienclan unserer Zeit. Neben anderem
besitzen sie die Aktienmehrheit von fünf -wenn nicht mehr- der zwölf Federal
Reserve Banken. Diese Banken sind berechtigt, das Geld der Vereinigten Staaten
zu drucken. Gemessen an diesem Familien-Clan, ist der zurzeit zum reichsten
Mann der Welt erkorene Bill Gates nur ein armer Geselle.
Mit dem Papiergeldtrick eröffneten sich für den Besitzer der
Banknotendruckrechte ungeahnte Möglichkeiten aus dem Nichts Geld zu zaubern. Im
Laufe der Zeit brachten es die Finanziers fertig, für das Papiergeld immer weniger
Goldreserven bereithalten zu müssen. Heute ist es gang und gebe Notengeld in
Milliardenwerten ohne Deckung zu drucken. Der Staat deklariert es zum
Zahlungsmittel und bürgt für seinen aufgedruckten Wert. Logischerweise müsste
über das Notengeld und die dafür eingenommenen Zinsen der Staat verfügen können
und nicht die Besitzer der Notenbanken, hinter denen sich die Gelddynastien
verbergen!
Die Weltkriege machten dann die Gelddynastien zur anonymen Weltregierung.
Mit Amerikas Finanz- und Militärmacht ließen sie die noch übrig gebliebenen
nationalen Bankensysteme der Nationalregierungen zerschlagen. Beide Kriege
gewann die überwältigende Wirtschaft der Vereinigten Staaten! Sie allein
erzeugte das Dreifache an Gütern und an Kriegsgeräten als ihre Gegner. Die
Leistungsfähigkeit dieser mächtigen Wirtschaft schaffte den materiellen
Hintergrund des Sieges. Die Dynastien finanzierten die Kriege mit auf Papier
gedruckten Geldern. Das gedruckte Geld, welches letztlich der amerikanischen
Nation gehörte, verliehen die Finanziers an die Regierungen der Vereinigten
Staaten und ihren Verbündeten gegen Zinsen.11 Am
Kriegsende war der Schuldenberg so gigantisch, dass ihn die Kriegsverlierer
allein nie hätten abbezahlen können! Nun bürdeten die Bankiers allen
Kriegsbeteiligten ihre eigenen Kriegsschulden auf.
11Die
Übergabe des amerikanischen Geldausgaberechtes an die Finanzdynastien fädelte
der Weltkriegspräsident Wilson ein. Am 23. Dezember 1913 als fast alle
Abgeordneten bereits zu ihren Familien zu Weihnachtsferien heimgereist waren
und nur seine Leute geblieben sind, brachte Wilson, in einer Nacht- und
Nebelaktion den Federal Reserve Act durch (kurz FED). Ein Gesetz, das die Macht
über den US-Dollar in die Hände der mächtigsten Privatbankiers der Welt legte.
Die Banker konnten jetzt so viele Dollar drucken, wie sie es für die
Verwirklichung ihrer Ziele nötig hielten. Die FED wie die zuletzt kreierte
Europäische Zentralbank wurde gegründet, um die Vereinigten Staaten und Europa
zu kolonialisieren. Sie bilden Staat im Staate! Ihre Bankgesetze schließen das
Überwachungsrecht der Regierungen aus und lassen weder der USA noch der
EU-Regierung Einsicht in ihre Geschäftsführung! In den letzten Jahrzehnten
machten die Dynastien mit ihrem ungedeckten Falschgeld, gar mit nicht vorhandenen,
virtuellen - nur in ihren Rechnungsführungen existenten – Geldern die Welt zu
ihrem Schuldner oder kauften die Werte unserer Erde auf.
Seit der Mensch sesshaft ist, wurde politische Macht durch Vermögen12 erworben. 12Die Römer nannten ihr Geld Pecuna, was auch Woll-Vieh bedeutet. In ihren Anfängen waren Silber- und Goldmünzen rar in Rom, so zählte man den Reichtum in Schafen und Ziegen. Reichtum bringt die Macht und die Macht den Titel. Im Mittelalter wurde der Mächtigste zum König. In der liberalen Ära muss sich die Plutokratie nicht selbst in die politische Arena bemühen.13 13Es ist weniger gefährlich, aus dem Hintergrund zu regieren, als beim Scheitern der Politik den eigenen Kopf hinhalten zu müssen oder sogar abschlagen zu lassen. Sie finanzieren die Politiker und die Wahlen, so haben sie Legislative und Exekutive in der Hand. Durch die von ihnen gesteuerten Massenmedien zwingen sie den Staaten, der Gesellschaft, wie den einzelnen Bürgern immer neue Kredite auf, bis Staat und Wirtschaft vollständig den Finanzcliquen ausgeliefert sind.14 14Auch ohne Krieg steigen in den reichen Industriestaaten die Staatsausgaben durch Subventionen und Sozialausgaben so stark, dass die Einnahmen damit nicht Schritthalten können. In der übrigen Welt sind es die Kosten der importierten Energie, welche die Staatsfinanzen überfordern. Zur Jahrtausendwende (2000) betrugen die Staatsschulden der Vereinigten Staaten 4.000 Milliarden $, von Deutschland 1.000 Milliarden $. Zum Vergleich: das Kilo Barrengold kostete ca. 10.000$. Der Goldpreis war aber künstlich niedrig gehalten und innerhalb von 8 Jahren stieg der Goldpreis fast auf das Dreifache! Früher oder später werden aber die Staatsschulden so hoch sein, dass die Staatseinnahmen nicht einmal mehr die Schuldzinsen decken können. Die desolaten Staatsfinanzen animieren dann jeden Möchtegern, die Macht künftig allein in die Hand zu nehmen, um Ordnung zu schaffen. Vor allem die Staatsschulden durch Übernahme der Notenbanken, in Staatsbesitz zu streichen; unabhängig davon, ob dieser Potentat dann aus Militär, Politik oder aus Bankerkreisen kommt.
6. DAS ABENDLAND
Etwa zehn Jahrhunderte nach dem Untergang der griechisch-römischen
Zivilisation begann sich auf europäischem Boden wieder eine neue Hochkultur zu entwickeln:
die Abendländische-Kultur. Als Quellgebiet dieser Kultur könnte vielleicht das
Burgund, quasi die heutigen Benelux Staaten,1 1Benelux, seit 1948 Zoll und
Wirtschaftsgemeinschaft zwischen Belgien, den Niederlanden und Luxemburg, bevor
sich die Gemeinschaft in der EU auflöste. Frankreich
und Irland bezeichnet werden. Ihre weiteren Grundpfeiler sind die Britischen
Inseln, Deutschland, die Schweiz, Österreich, Italien und Tschechien. Die
anderen Völker Europas sind selbstverständlich ebenfalls Träger dieser Kultur,
ohne sie wäre die Euro-Amerikanische beziehungsweise Atlantische-Zivilisation
nicht zustande gekommen. Schließlich waren es die Wikinger, die Vorfahren der
heutigen Schweden, Norweger, Dänen und Normannen, die den amerikanischen
Kontinent zuerst betraten; lange bevor es der Genuese Kolumbus2 in
spanische Dienste wiederentdeckte. 2Kolumbus
Christoph 1451 – 1506. Mit der Absicht Indien von Westen her zu erreichen,
landete Kolumbus 1492 in der Karibik. Bis zu seinem Tode war er überzeugt in Indien
angekommen sein.
Nachdem die Völker Iberiens die Araber vom europäischen Kontinent
vertrieben und Amerika entdeckt hatten, wurden die Völker Europas im
16.Jahrhundert stark genug, den riesigen amerikanischen Kontinent zu erobern
und zu besiedeln. Zu dieser Zeit begann der Vorsprung Europas und der weißen
Rasse gegenüber der übrigen Welt immer mächtiger zu werden.
Nicht nur das Expandieren Europas über den Atlantik, sondern auch die
ungestörte Entwicklung zu Größe ist den Völkern zu verdanken, welche das
Eindringen fremder Eroberer von Osten her verhinderten. Ohne diesen östlichen
Verteidigungsring würde Europa heute entlang der Grenzlinie Elbe, Böhmerwald,
Ostalpen, Triest enden.3 3Gerade
in unserem Jahrhundert gelang es einer der zu zeitigen eurasischen Großmacht,
Sowjetrussland, ihren Machtbereich bis zu dieser Linie vorzuschieben und über
40 Jahre lang halten.
Das südöstlichste Glied dieser Verteidigungskette waren die byzantinischen
Völker unter griechischer Führung.4 4Die
Griechen waren die Gründer der ersten Hochkultur auf europäischem Boden und
Quelle der Griechisch- Römischen Zivilisation. Die griechische
Staatengemeinschaft der Antike trug die Rolle des heutigen Europas. Rom war das
Amerika seiner Zeit. Nach dem Untergang des Weströmischen Reiches verfügten die
Griechen noch über so viel Dynamik, dass sie den Expansionsdrang der Turkvölker
und der Araber auf Europa vom Südosten her bis ins ausgehende Mittelalter
verhinderten. Zusammen
mit ihren bulgarischen und südslawischen Kombattanten hielten sie die Araber
neben mehreren Turkvölkern vom Balkan und dadurch von dem westlich liegenden
Europa fern.
Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanentürken im 15.
Jahrhundert, übernahmen die in den Karpatenbecken ansässigen Ungarn die
Verteidigung neben dem Osten zusätzlich noch der Südostflanke des Abendlandes
von Byzanz. Zusammen mit ihren Nachbarvölkern Kroaten, Ruthenen und Slowaken
hielten sie im Laufe der Jahrhunderte mehrere Steppenvölker, nämlich die
Petschenegen, Kumanen, die Tataren genannten Mongolen und zuletzt die
Osmanentürken von dem westlichen Europa fern.
Der gleiche Dank gebührt der ehemaligen polnischen Großmacht und den
baltischen Völkern: Letten und Litauern. Solange sie nicht zwischen Preußen und
dem Moskauer Zarenreich zerrieben wurden, standen sie als nordöstliche Bastion
des europäischen Subkontinentes gegen die anstürmenden Steppenvölker.
Die blonden, helläugigen Ostslawen, Weißrussen, Ukrainer und Russen gehören
auch zur europiden Völkerfamilie. Ihre Heimatländer liegen aber vom Zentrum so
weit entfernt, dass viele Ereignisse, welche das Abendland bewegten,
erschütterten und schließlich formten, dort nicht mehr ankamen. Eben dieser
Ferne wegen konnte man sie auch nicht zwingen, etwas, was ihnen nicht passte,
von Europa zu übernehmen. So entstand zwischen der Linie Ostsee,
Pripjet-Sümpfe, Ostkarpaten und Schwarzem Meer im Westen und dem Uralgebirge im
Osten ein europides, doch kein abendländisches Machtzentrum; gerüstet mit dem
technischen Vorsprung des Abendlandes, aber vom ursprünglichen Europa ziemlich
divergente Großmacht den Moskowiter Russen.
Als die Mongolenreiche zerfielen, fiel Sibirien zwangsläufig den
Moskowitern zu. Mit Sibiriens Reichtum im Rücken waren die Zaren stark genug,
die Dominanz über ihre ostslawischen Brudervölker und bis Ende des 19.
Jahrhunderts auch über die Turkvölker, die die eurasische Steppe seit Urzeiten
bewohnten, zu erlangen. So wuchs das Zarenreich zu einer eurasischen Großmacht
heran. Der Nachfolgestaat, Sowjetrussland, erreichte seine absolute Grenze, als
er sich nach Kriegsende 1945 gemeinsam mit den Vereinigten Staaten Europa
teilte. Im Westen stand Deutschland als ethnische Barriere. Die Deutschen
zahlenmäßig den Großrussen fast ebenbürtig, technisch und wirtschaftlich aber
dem ganzen Sowjetreich weit überlegen. In den 60er Jahren war die russische
Armee dem Westen wohl überlegen. In einer Blitzaktion hätte sie vielleicht bis
zum Kanal und Gibraltar vorstoßen können. Aber danach? Auch wenn die
Angelsachsen ihnen Europa hätten überlassen müssen, ein „Sowjetdeutschland“
hätte der Koloss nicht verdauen können. Innerhalb kurzer Zeit hätte
„Sowjetberlin“ den Führungsanspruch der Moskowiter streitig gemacht. Im
asiatischen Südosten wechselte China zwar ideologisch in das sowjetische Lager,
trotzdem blieben die seinerzeit halbe Milliarde, bald eine Milliarde Chinesen
ein unbezwingbares Hindernis für Expansionen in dieser Richtung.5 5Es ist eine Ironie der Geschichte, dass
die zurzeit schwächsten Gegner, die besiegt geglaubten Turkvölker diese
einstige Supermacht einmal zerreiben werden. Der viel höhere
Geburtenüberschuss, der im Süden des ehemaligen Sowjetreiches lebenden Türk-
und Moslemvölker lasst diese Voraussage vermuten. Sie werden die eurasische
Steppe zurückfordern, sobald ihr technisches Know-how den Stand Europas
erreicht hat.
Die vorindogermanischen Basken stammen vermutlich aus Afrika. Ihre Sprache
gleicht keiner der Sprachen auf dem europäischen Subkontinent. Dafür sind sie
vielleicht die ältesten Europäer. Ihr recht industrialisiertes Land ist
zwischen Frankreich und Spanien aufgespalten.
Die Nachfahren der Kelten: die Iren, die Bretonen in Frankreichs Nordwesten
und in Britannien; die Waliser; sowie die Schotten, zählen ebenfalls zu den
Urbewohnern Europas.
Finnisch, Estnisch und die Sprache der Lappen mit dem Ungarischen sind
nicht Glieder der großen Indio-Europäischen Sprachgemeinschaft. Sie gehören zum
Uralischen Sprachstamm. Sie wurden in das nördliche Osteuropa zwischen Nordmeer
und dem nördlichen Uralgebirge oder an den osteuropäischen Ebenen zu Nationen.
Sie sind auch Ureuropäer.
Die Armenier sprechen eine indio-europäische Sprache und bekennen sich zu
der ältesten christlichen Konfession. Die Georgier sind ebenfalls Christen,
ihre Sprache gehört aber zu den kaukasischen Sprachen.
Im 15. Jahrhundert entwickelte sich in Europa, nebst anderen
Wissenschaften, die Astronomie, Kartographie und der Schiffbau und machte es
möglich, die Weltmeere zu befahren. Hauptsächlich der Weg nach Indien versprach
lukrativen Handel. Am Ende des Jahrhunderts wurden Amerika und der Seeweg um
das Kap der Guten Hoffnung nach Indien entdeckt.
In Mittelamerika trafen die iberischen Eroberer auf die Hochkultur der
Mayas und Azteken. Im westlichen Südamerika der Inkas, in der Spätphase ihrer
Zivilisation - die schon von innen selbst - dem Niedergang geweiht war. Die
sehr wahrscheinlich schon undisziplinierten Indioheere, die das Pferd und das
Schießpulver nicht kannten, konnten den hoch zu Pferd anstürmenden Reiter und
dem fürchterlichen Knall aus den Schusswaffen der Eroberer nicht standhalten.
Aber die Hauptursache der schrecklichen Dezimierung dieser Kulturrasse lag
vielmehr an den von den Europäern eingeschleppten, bisher in Amerika
unbekannten Krankheiten. In erster Linie ist die Grippe zu nennen, die binnen weniger
Jahre Millionen Indios hinraffte, da sie keine körpereigene Abwehr gegen die
Grippe besaßen. Das restliche Südamerika war von Stämmen bewohnt, die noch in
der Steinzeit lebten. Die nordamerikanischen Jägerstämme boten den Franzosen
und später den Briten stärkeren Widerstand, aber gegen die höher entwickelte
Technik und vor allem gegenüber dem straff organisierten Militär der Weißen
stand ihre Jägerkultur auf verlorenem Posten.
Bisher war es üblich, in den Reihen des eroberten Stammes oder Volkes die potentiellen
Gegner, vor allem die waffenfähigen Männer zu töten; die Frauen zu Konkubinen
zu machen oder gar zu heiraten; die Alten und Kinder zu versklaven. So wurde
nach einigen Generationen aus Siegern und Besiegten ein Volk. In Amerika waren
die weißen Kolonisatoren der Urbevölkerung technisch weit voraus und mit dieser
Überlegenheit konnten sie die Besiegten leicht versklaven. Darum verlief die
Rassenvermischung sehr zögernd. Nur in Mittelamerika und in einigen
Südamerikanischen Staaten überwiegen heute die Mestizen vor den anderen
Bevölkerungsgruppen.
An Arbeitskräften mangelte es ständig auf beiden riesigen Halbkontinenten.
So begannen die Siedler schwarze Sklaven aus Afrika einzuschleppen. Zeitweise
übertraf die Zahl der schwarzen Bevölkerung sogar die der Weißen. Erst als die
Kolonien ihre Unabhängigkeit erklärten, begann die Immigration größerer Massen
aus Europa in die Neue Welt. Heute sind die Weißen in Argentinien, Kanada,
Uruguay mit etwa 90 Prozent in den Vereinigten Staaten mit 80 Prozent und in
Brasilien mit 55 Prozent in der Überzahl. Die raschere Zunahme der Schwarzen
und der Mischlinge verändert dieses Verhältnis in 4 bis 5 Generationen
zugunsten des farbigen Bevölkerungsteils. Das bedeutet aber den
wirtschaftlichen Niedergang und den Zerfall der heutigen Verhältnisse und
Staaten auf beiden amerikanischen Kontinenten. Nicht ausgeschlossen ist jedoch,
dass in einigen Jahrhunderten die nächste Hochkultur auf einer der
amerikanischen Kontinente ihren Anfang nimmt.
Die Völker Iberiens, die sich als erste in der Neuen Welt niederließen,
latinisierten die Ureinwohner und die später Zugewanderten. Das östliche
Nordamerika bis Quebec hinauf wurde französisch geprägt. Quebec ist auch heute
noch mehrheitlich von Frankokanadiern bewohnt. Als in Europa das französische
Jahrhundert auslief und das britische begann, gewannen in Nordamerika die
Briten den Einfluss. Heute ist Nordamerika von Quebec und Mexiko abgesehen,
englischsprachig.
Auf dem amerikanischen Kontinent fand zuerst die Machtergreifung des Großbürgertums
statt,6 als
der Aufstand der dreizehn Kolonien die Herrschaft des britischen Königs brach. 6Die Französische Revolution kam etwas
später. Die
Unabhängigkeitserklärung der Amerikaner, die bald zur Verfassung ergänzt wurde,
zementierte die Rechtsgleichheit aller Staatsbürger. Das bedeutete nicht nur
mehr individuelle und politische Freiheit, sondern vor allem auch die Freiheit
des Handels und der Wirtschaft. Diese Freiheiten zogen unternehmerische,
erfinderische Geister in die Neue Welt. Dies war der Schlüssel zu Amerikas
Erfolg.
Die ehemaligen 13 Kolonien expandierten in Richtung Westen. Sie kauften
oder eroberten den südlichen Teil vom nordamerikanischen Kontinent bis zur
Pazifikküste. Innerhalb von 100 Jahren wuchs das Land und die Bevölkerung, aber
vor allem ihre Wirtschaft zu der heute mächtigsten Weltmacht, den Vereinigten
Staaten von Amerika, dessen Wirtschaft und Industrieproduktion bis zu Beginn
des 20. Jahrhunderts die von ganz Europa überflügelte.
Allerdings blieb Britannien vorerst der Primus in der Welt des 19.
Jahrhunderts. Die industrielle Revolution fand vor allem hier statt. Die neue
Technik mit ihren Dampfschiffen kolonialisierte leicht den Rest der Welt;
Afrika, Asien, den indischen Subkontinent, Australien, fast die ganze Erde. Großbritannien
verdrängte oft andere europäische Niederlassungen, die schon vor den Briten
existierten. Die Holländer, Portugiesen und Franzosen mussten sich damit
zufriedengeben, was Britannien übrigließ. Die damaligen deutschen Ministaaten
gingen bei diesem „Kolonien raffen“ fast leer aus. Diese Tatsache wurde später
zu einer der Ursachen, die den Ersten Weltkrieg auslöste.
Die Bewohner des australischen Kontinents und des Inselstaates Neuseeland leben Antipode dem Atlantik gegenüber an dessen Ufern Europa und Amerika liegen. Sie zählen ebenfalls zum Abendland beziehungsweise zur abendländischen Kultur. Beide Inselreiche sind mehrheitlich von Abkömmlingen britischer Einwanderer bevölkert, obwohl im letzten Jahrhundert Europäer aus anderen Ländern und letztlich asiatische Einwanderer Einlass bekommen haben. Wie lange aber die weißen Europäer Australien halten können, wird die Zeit erweisen. Das überbevölkerte Indonesien, China und Japan liegen gefährlich nahe.
7. DIE EURASISCHE STEPPE.
Das Riesengebiet, der eurasischen Steppe zu definieren fällt einfacher mit
dem Begriff Sowjetunion oder Mongolenreich. Geografisch aber bleibt es umso
schwieriger. Von den russischen Weiten im Westen geht sie in die Kasachen
steppe, dann nach Sibirien über, um an dessen Ost und Nordküsten zu stoßen.
Zuletzt zählen das Tarimbecken und die Wüste Gobi ebenfalls dazu. Ihre
sonstigen Grenzen enden an den kontinentseitigen Grenzen der eurasischen
Subkontinente. Dort, wo das Siedlungsgebiet einer Kulturrasse anfängt, vor
China, Indien, die Levante und Europa.
Die meisten Flüsse Sibiriens führen ins nördliche Eismeer, in
menschenfeindliche Gegenden. Hier konnten keine Hochkulturen entstehen. Einige
dortige Stämme, die ihren Weg Richtung der eurasischen Subkontinente nahmen,
wurden in ihrer neuen Heimat schon zu Urzeiten sesshaft. Vor allem große
Flusstäler, die zum Meer führen, begünstigten das Sesshaft werden. Über den
Fluss konnten sie Handel treiben, sich vermehren, ihre Herrschaft über den
Subkontinent ausdehnen und eine der Zeit prägende Hochkultur entwickeln. So
entstanden die Kulturen in China, Indien, Levante oder Europa. Diese Kulturen
waren und sind heute noch, nach Zahl ihrer Bevölkerung wie kulturell, den
Völkern der eurasischen Steppe überlegen.
Hypothesen lassen vermuten, dass die Urheimat der indioeuropäischen Völker
in der eurasischen Steppe liegt. Von hier aus eroberten sie Indien, Persien,
Kleinasien und Europa, wo sie zusammen mit den dort ansässigen Völkern diverse
Hochkulturen schufen.
Wie groß die arischen Reiche in der eurasischen Steppe waren, wissen wir
nicht, da ihr Gros schon ausgewandert war, bevor die Menschheit die Schrift
erfand. Nach dem die Arier abgezogen waren, schufen hier im Laufe der
Jahrhunderte die Mongolen und Türkenstämme¹ mehrere Riesenreiche, die in ihren
kurzen Blütezeiten die an den Subkontinenten lebenden, Jahrtausende alten
Kulturvölker bedrohten und sogar für kurze Zeit eroberten. Der Machtbereich
dieser Riesenreiche endete im Osten oft erst am Japanischen Meer und im Westen vor
den Karpaten. 1Eine Hypothese, hält die
Turkvölker für ein Konglomerat aus Mongolen und Ariern.
Gegen das eurasische Superreich der Hiung-Nus, welche von der
Mongolensteppe aus Chinas Norden bedrohten, wurde die berühmte Große Mauer
erbaut. Später wurden die gleichen Eroberer in Europa unter den Namen Hunnen
berüchtigt. Im fünften nachchristlichen Jahrhundert lag ihr Machtzentrum an der
Theiß. Von hier aus gefährdeten sie einige Jahre lang Rom. Zu Roms Glück
zerfiel das Hunnenreich nach Attilas2 plötzlichem Tod. 2Attila 400-453 Hunnen
(Türkisch? -Mongolischer?) König. Zwang die beiden römischen Reiche zu
Tributzahlung. Nach seinem plötzlichen Tod zerfiel sein Reich.
Für ein paar Jahrhunderte war die Zeit ungünstig für die Steppenreiche.
China war mächtig genug, die Mongolenstämme abzuwehren. Persien und die Levante
wurden Teile des aufstrebenden Araberreiches. In Europa stand Byzanz, der
Phönix aus der Asche Roms.
Von Zeit zu Zeit bemächtigten sich kleinere Nomadenreiche, hauptsächlich
Turkstämme, die für ein paar Jahrzehnte zusammengeballt waren, dem europäischen
Teil der Steppe. Sie nannten sich nach dem führenden Stamm oder nach dem
Sippennamen ihres Fürsten Kasaren, Petschenegen, Kumanen, Kiptschaks. Sie alle
waren mächtig genug, ihren Nachbarn das Fürchten zu lehren, doch zu kurzlebig,
um die Kulturvölker ernsthaft zu gefährden.
Dschingis Kahn.3 3Dschingis
Kahn 1167-1227 Begründer des Mongolischen Weltreiches. einigte im 13. Jahrhundert die mongolischen und
türkischen Stämme zu einem eurasischen Großreich. Dann richteten sie ihre
Stoßrichtung gegen Ostasien und eroberten China. Dschingis Kahns Erben, die
Yüan Dynastie, beherrschte mit ihrem Mongolenanhang fast 100 Jahre lang China,
bis eine Revolution sie vertrieb. Europa fürchtete ihre Tatarenzüge. Sie
machten die ostslawischen Völker tributpflichtig und verwüsteten Polen und
Ungarn. Ihr Nachhut Timur Leng4 eroberte im 14. Jahrhundert die Levante und
Indien. 4Timur Leng 1336-1405
mongolischer Herrscher. Eroberte Nordindien bis Delhi, dann Persien und zerschlug
das Reich der Kiptschak-Türken in Klein Asien.
Zum Glück der eurasischen Kulturvölker zerfielen die Steppenreiche in so
kurzer Zeit, wie sie entstanden waren. Die gleiche Ursache, die ihnen zu ihrer
Größe verhalf, wurde ihr auch zum Verhängnis: das Gelände. Gerade das Zentrum
kann militärisch nicht verteidigt werden. Die Flüsse frieren im Winter zu und
sonstige strategische Hindernisse fehlen in der Steppe. Außerdem ist die
eurasische Steppe ein Binnenland ohne Zugang zum offenen Meer. Im Norden versperrt
das Klima, im Südosten, Süden und Westen versperren Jahrtausende alte
Kulturvölker den Zugang zum Meer. Vor allem aber, fehlt ein Kernland, eine
Wirtschaft und ein geistig kulturelles Zentrum, welches dem Staat, respektive
dem Staatenbund auf Dauer einen Halt geben würde.
Der Zerfall des Sowjetreiches binnen einiger Jahre bestätigt diese Regel gerade in unseren Tagen. Doch die Kulturen der eurasischen Subkontinente müssen sich auch in der Zukunft auf die Abwehr neuer Timur Längs oder neuer Sowjets einrichten.
8. DER ERSTE WELTKRIEG
Innerhalb eines
Kulturkreises wird der jeweilige Staat, der zurzeit ökonomisch der Stärkste
ist, zwangsläufig auch die politische Führung übernehmen, bis ihm die nächste,
mittlerweile mächtiger gewordene Nation zuvorkommt. Dies wird offensichtlich,
wenn wir die Geschichte des Abendlandes betrachten. Der Aufstieg Europas begann
mit dem iberischen Jahrhundert.1 1Auch
spanisches Jahrhundert genannt, weil das bevölkerungsreichere Spanien
dominierte. Portugals Ökonomie war aber seinerzeit der spanischen eher
überlegen. Als im 15. und
16. Jahrhundert Spanien und Portugal die Welt für Europa entdeckten und vor
allem Amerika kolonialisierten. Darauf folgte das französische Jahrhundert mit
enormer Kulturblüte und wirtschaftlicher Prosperität in Frankreich. Die
Franzosen waren auch die ersten erfolgreichen Kolonisatoren im östlichen
Nordamerika. Das 19. Jahrhundert war das britische mit der industriellen
Revolution. Obwohl seine amerikanischen Kolonien sich von ihm abspalteten,
konnte sich Großbritannien der Ressourcen der restlichen Welt bemächtigen,
sogar bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts halten. Die Vorarbeit für die
deutsche Priorität im 20. Jahrhundert leisteten schon ihre Dichter und Denker
in den zwei vorangegangenen Jahrhunderten. In der Jahrhundertwende zum 20.
Jahrhundert stand dann mitten in Europa, der Wirtschaftsriese, das vereinigte
junge Deutschland da.2 2Trotz
der zwei verlorenen Kriege wurde das 20. Jahrhundert in Europa von Deutschland
geprägt. Als Wirtschaftsmacht kam Deutschland gleich hinter den USA. Nach dem
Zweiten Weltkrieg war Sowjetrussland militärisch mächtiger, aber sowjetische
Produkte -außer Waffen- waren auf dem Weltmarkt nicht wettbewerbsfähig. Inzwischen aber überflügelte die Wirtschaft
der Vereinigten Staaten von Amerika nicht nur das deutsche, sondern fast das
gesamte Wirtschaftspotential Europas. Es war voraussehbar, dass der große
Bruder, trotz der Monroe Doktrin,3 3Monroe
Doktrin nach James Monroe 1758-1831. Außenminister, anschließend Präsident der
Vereinigten Staaten. Verkündete die Monroe Doktrin; gegen die Einmischung
europäischer Mächte in die amerikanische Politik, im Gegenzug hält sich
Washington von europäischen Angelegenheiten fern! sich bald in die Angelegenheiten Europas
einmischen werde und in der nächsten europäischen Auseinandersetzung
zwangsläufig das Bündnis siegt, welches die Vereinigten Staaten als Verbündeten
gewinnen kann. Folglich nur das Eingreifen der Vereinigten Staaten von Amerika
auf Seite der Entente entschied den Krieg zugunsten der Entente-Staaten.4 4Entente Cordiale – Herzliche Einvernahme,
ausgesprochen Atant Kordjal. Von den Zeitgenössischen Quellen in Kurzform
erwähnt: Antant. War der Kriegsbund zwischen Großbritannien, Frankreich,
Russland, Japan später der Vereinigten Staaten und alliierte Mächte, sie waren
die Gegner der Zentralmächte im Ersten Weltkrieg. In den Gegenlagern standen:
Deutschland, Österreich-Ungarn, das Osmanische Reich und Bulgarien.
Der Dreißigjährige Krieg wurde größtenteils auf deutschem Boden ausgetragen
und ruinierte das Land für Jahrzehnte. Dabei zerfiel das Reich in mehrere
Kleinstaaten, die in der europäischen Politik nichts zu sagen hatten. Das
Fürstenhaus einer dieser Kleinstaaten, das Fürstenhaus von Preußen, betrieb eine
sehr erfolgreiche Politik. Vor allem die Verständigung mit Russland brachte
Gewinn. Im Laufe der Zeit zerstörten sie gemeinsam die polnisch-litauische
Großmacht und teilten sie unter sich auf. So wurden Russland und Preußen an
Polens Ruinen mächtig. Dann standen die Sieger an der gemeinsamen Grenze als
Konkurrenten gegenüber!
Der Wunsch für die Einigung Deutschlands kam im 19. Jahrhundert, im
Zeitalter des Nationalismus auf. Die Bürger fühlten sich plötzlich nicht nur
als Hannoveraner oder Tiroler, vor allem als Deutsche. So wurde die wichtigste
Forderung der Revolution von 1848 in Deutschland die Einigung zu einer Nation.5 5Das Deutschlandlied, das zur Nationalhymne
wurde, rief eben zur Einigung zu einer Nation auf. Die Einigung scheiterte zuerst an den lokalen
Fürstenhäusern, die gerne ihre Unabhängigkeit gegenüber dem zukünftigen
Souverän gewahrt sehen wollten. Zweitens an der Rivalität zwischen dem
potentiellen König, respektive der Kaiserhäuser. Erst, als sich die liberale
Regierungsform im Lande durchsetzte und nach sukzessiven Niederlagen der
Habsburger6 in
Italien und gegen Preußen, war der Boden für eine Einigung Deutschlands bereit.
6Habsburger. Europäisches
Herrschergeschlecht. Von 1255 bis 1918 stellten sie mit Unterbrechungen die
deutschen Könige beziehungsweise Kaiser. Sie stellten Könige von Spanien,
Ungarn, Böhmen, Kroatien etc. Der Sieg des von Preußen geführten Norddeutschen Bundes über Frankreich im
Jahre 1871 festigte die Priorität der Hohenzollern7 endgültig,
jetzt konnte die Einigung vollzogen werden.
7Hohenzollern.
Ursprünglich schwäbischer Fürstengeschlecht. Sie wurden Kurfürsten, später
Könige von Preußen. Seit 1871 Deutscher Kaiser.
Warum diese, vom ganzen Volk gewünschte deutsche Einigung und die Kürung
des Kaisers ohne die Teilnahme des deutschen Volkes in Versailles, statt in
Frankfurt oder Berlin erfolgen musste, bleibt ein Rätsel der Kriegsgewinnler.
Sie waren nicht die Ersten aber auch nicht die Letzten, die in ihrem
Siegesrausch den Samen des nächsten Krieges säten. Dieser Sieg hinterließ in
jedem Bürger der Grande Nation8 8Grande
Nation - Große Nation, - Frankreich. einen so tiefen Schock, dass sie generationenlang eine Revanche als
Ehrensache betrachteten. Kein Wunder: Vor einigen Jahrzehnten zogen noch ihre
Großväter unter Napoleons Trikolore aus, um die Welt zu erobern und nun? Ein
unbedeutendes Volk, das aus einigen unbedeutenden Fürstentümern bestand,
einigte sich. Seine Armee schlug das französische Heer, marschierte in Paris
ein und proklamierte den Preußenkönig in Versailles zum Deutschen Kaiser.
Der Nachteil dieser Einigung durch die Hohenzollern war, dass
Deutschösterreich sich an das Reich nicht anschloss. Die nichtdeutsche Mehrheit
der Völker der Habsburger Monarchie wollten auch nicht in ein Großdeutsches
Reich einverleibt werden.9 So gelang es der habsburgischen Hauspolitik im
Laufe der Jahrhunderte die Schweiz, die Niederlande und zuletzt Österreich von
der deutschen Völkergemeinschaft abzuspalten. 9In
den aufständischen Zeiten von 1848 forderten die Wiener Aufständischen
Österreichs Beitritt zum Deutschen Bund, wobei die anderen Völker der Monarchie
auf die Auflösung der Habsburgermonarchie und damit ihre nationale Souveränität
hofften.
Um sich zu behaupten, muss jedes Lebewesen eine gewisse Aggressivität
haben, um sich in seiner Umwelt durchzubeißen. Darum ist jedem Volk, jeder
Rasse eine Dynamik eigen, sich zu Lasten anderer zu bereichern. So kann jedes
Land von mehreren Seiten bedroht werden. Die Kunst der Politik ist nun, die
richtigen Verbündeten für das geringste Entgelt zu finden, um einen eventuellen
Krieg nicht allein durchstehen zu müssen. Doch die gegnerischen Bündnisse des
Ersten Weltkrieges, die durch ihre Verzwickungen und Kolonialbesitzungen die
ganze Welt in einen eigentlich intereuropäischen Krieg hineinzogen, entstanden
eher durch Zufall als durch Vorausplanung. Ebenso, wie die Partner ihre
abweichenden Interessen vereinbaren konnten.
Frankreichs Wirtschaftskraft war für die Revanche gegen Deutschland viel zu
schwach, so trat es mit Deutschlands östlichen Konkurrenten, dem Zarenreich in
Bunde. Der zwischen Frankreich und Großbritannien unter der Bezeichnung Entente
Cordiale abgeschlossene Vertrag, beabsichtigte zuerst einmal die Streitigkeiten
über ihre Kolonien möglichst zu vermeiden und den Status quo10 10Status quo - Gegenwärtiger Zustand. gegenüber der übrigen Welt zu sichern;
auch gegen ihren späteren Verbündeten Russland und den Vereinigten Staaten.
Großbritannien akzeptierte die Teilnahme Russlands in ihrer Entente Cordiale
wahrscheinlich nach dem Motto: Ex duobus malis, minimum est eliendum.11 11Ex duobus malis minimum est eliendum - aus
zwei Übeln wählt man das Kleinere. Russland liegt zu weit entfernt, dachten die beiden, um Frankreich oder
Großbritannien ernsthaft zu bedrohen. 40 Jahre später rächte sich diese
kurzsichtige Politik, als Sowjetrusslands Rote Armee in Mitteleuropa stand und
im Bunde mit den Vereinigten Staaten Europa von der Weltbühne stießen!
Im Laufe des 19. Jahrhunderts verwendete Großbritannien viel Mühe Russland
von den Weltmeeren fernzuhalten.13 12Ohne
Großbritanniens Unterstützung für das Osmanische Reich wäre ihr europäischer
Zipfel mit der türkischen Meerenge, wohl noch Kleinasien, schon im Laufe des
neunzehnten Jahrhunderts unter russische Herrschaft gekommen. Da tauchte ein dritter Konkurrent auf,
der Großbritanniens Machtstellung hätte gefährden können: Deutschland. Sowohl
Frankreich wie Großbritannien schätzten die drohende deutsche Hegemonie so
gefährlich ein, dass sie ihre Jahrhunderte alte Rivalität begruben und gegen
den neuen Rivalen gemeinsam vorgingen.
Das Rückgrat der Zentralmächte bildete Deutschland, dessen Wirtschaftskraft
alleine das Wirtschaftspotenzial aller seiner europäischen Konkurrenten
überflügelte. Aber für Deutschland blieben nur die mit den partikularen
Bestrebungen seiner Völker plänkelnde Österreichisch-Ungarische Monarchie und
das Osmanische Reich, „der kranke Mann am Bosporus“ als Verbündete übrig. Zwei
Vielvölkermonarchien, die in der national-liberalen Zeit ziemlich überaltert
waren. Die Ökonomie beider Verbündeten lag weit hinter den Großmächten der Zeit
zurück. Außerdem war das Osmanische Reich auf Wirtschaft wie Waffenhilfe
angewiesen und das Habsburgerreich höchstens für einen lokal begrenzten Krieg
gerüstet. Doch Deutschland musste die Habsburger als Verbündete haben.
Ansonsten hätten sie sich leicht wie das vorerst verbündete Italien und
Rumänien, an die Gegenseite anschließen können, um Schlesien, eventuell
Sachsen, gar Bayern in ihre Kronländer einzureihen.13 13Während des Zweiten Weltkrieges lief sich
Otto von Habsburg in Washington die Füße ab, um den Kriegsgewinnern
klarzumachen, wenn sie Deutschland spalten wollten, müssten sie es in einem
Südreich mit Österreich, Bayern, Schwaben, eventuell Ungarn und den Rest in
eine Nordhälfte aufteilen. Die Mächtigen in Washington konnten den
geschichtlichen Hintergrund in seinem Ausmaß gar nicht begreifen und
verschenkten das halbe Europa an ihren Verbündeten Stalin.
Russland gewann bei den Balkanvölkern viel Sympathie, als es ihnen Ende des
19. Jahrhunderts half, sich von der türkischen Herrschaft endgültig zu
befreien; natürlich mit der Absicht, diese Völker einmal in ihr großes,
panslawisches, orthodoxes Reich einzugliedern. Die nicht slawischen, aber
orthodoxen Griechen und Rumänen erwarteten ebenfalls von den mächtigen Zaren,
dass sie das Andreaskreuz auf der Hagia Sophia bald wiederanbringen.14 14Russland nahm am Ende des 10. Jahrhunderts
den griechisch-orthodoxen Glauben an. Als Byzanz im 15. Jahrhundert unterging,
nahm sich der Fürst der Moskowiter den Zarentitel an. Das Wort “Zar“ ist das
russifizierte „Caesar“. Seitdem betrachtete sich das Zarenreich als legitimer
Nachfolger des byzantinischen Reiches. So stand Russland endlich vor seinem lang
ersehnten Ziel, ans offene Meer zu gelangen. Weil Russland ohne Ausgang zu den
Weltmeeren nur eine zweitrangige Großmacht bliebe.
Seit je her war der Balkan ein umstrittenes Terrain. Sowohl in der Antike
wie später zwischen Byzanz und dem Weströmischen Reich, dann zwischen den
ungarischen Königen und den Türken. Die Völker, welche die Balkanhalbinsel zur
Heimat haben, wurden durch den ständigen Durchzug fremder Eroberer
herumgeschoben und durcheinandergewirbelt. So müssen in der gleichen Stadt, in
der gleichen Region mehrere Völker und mehrere Religionen zusammenleben. Wenn
im Laufe der Zeit hier ein Volk oder eine Religion die Hegemonie gewinnt,
versucht sie sein Volkstum oder seine Religion über den ganzen Balkan
auszubreiten.
An der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert standen die Völker der Region kurz
vor der Einigung, um das türkische Joch gemeinsam abzuschütteln. Das Übel lag
in den hegemonialen Tendenzen der Beteiligten. Die Griechen dachten an die
Wiedererrichtung des ehemaligen Byzanz, natürlich unter hellenischer Führung.
Die Kroaten fochten für ein aus Zagreb regiertes Großillyrien. Die Rumänen
erfanden das dakisch-römische Großreich. Aus dieser Fiktion leiteten sie ihr
Anrecht, nicht nur auf den Balkan, sondern auch auf die halbe Ukraine und den
überwiegenden Teil Ungarns ab.
Der östliche Balkanzipfel ist von bulgarischen Ethnikum besiedelt. Evident,
dass Russlands Weg zu den türkischen Meerengen über bulgarische Erde führte. So
initiierte Sankt Petersburg die Errichtung Großbulgariens, unterstützt von der
Monarchie, Deutschland, Großbritannien und Italien. Weil es auf dem Balkan fast
keine zusammenhängende ethnische Zone gebe, stieß der großbulgarische Gedanke
bei den Rumänen und Serben auf heftige Ablehnung. Rumänien erhob Anspruch auf
die Dobrudscha. Serbien und Griechenland auf Makedonien. Großserbien sollte
Makedonien mit seinem Meerhafen Saloniki, Bosnien-Herzegowina, Albanien und
Teile Kroatiens einschließen.
Der panslawistische Gedanke -außer in Polen, das schon teilweise unter
russischer Herrschaft lag, fiel bei den west und südslawischen Völkern der
Österreich-Ungarischen Monarchie auf fruchtbaren Boden. Die russische Hegemonie
über alle slawischen Völker in Europa wäre nicht nur für die
Österreichisch-Ungarische Monarchie, sondern auch für das übrige Europa,
einschließlich Großbritanniens inakzeptabel gewesen. Russlands Anspruch auf den
ganzen Balkan war gegen die Integrität der Monarchie gerichtet, daher konnte
sie die russische Prävalenz über Serbien unter keinen Umständen zulassen! Die
Österreich-Ungarische Monarchie war bereit, im Tausch für Serbien Ostrumelien -
das heißt: den türkischen Teil des Balkans dem russischen Einfluss zu
überlassen; damit wäre Russland am Mittelmeer.14 14Zwischen den Außenministern beider Staaten
bestand eine mündliche Vereinbarung: Russland akzeptiert die Annexion Bosnien-
Herzegowinas durch Österreich-Ungarn, dafür befürwortet Wien die Freimachung
der Durchfahrt durch die türkischen Meerengen für Russland. Österreich-Ungarn
war bereit, den östlichen Zipfel des Balkans Russland zu überlassen, Russland
und Serbien beanspruchten aber den Balkan für sich selbst. Die Entente versprach den Russen
ebenfalls die europäische Türkei inklusive Istanbul. Warum nicht Beides? Den
ganzen Balkan auf einen Schlag holen, dachten sich die Moskowiter.
Russlands Neutralität hätte vielleicht den Ersten Weltkrieg, die Weltkriege
überhaupt verhindert. Schließlich standen sich das damalige Russland und
Deutschland nicht so feindlich gegenüber, dass sie sich auf Teufel komm’ raus
bekriegen mussten.15 15Großherzog
Alexander Romanow, der Schwager und - seit ihrer Jugend auch - beste Freund des
Zaren, schrieb in seinen späteren Memoiren „Während des Krieges fand ich in
ganz Russland niemanden, der motivieren konnte, warum wir gegen Deutschland
Krieg führten“. Vor allem
aber wäre Russland selbst, von der über 70 Jahre dauernden Diktatur der
Bolschewiken verschont geblieben. Von den Experimenten mit der menschlichen
Gesellschaft, um ein utopisches Gesellschaftssystem zu erschaffen. Von der
unvorstellbaren ethischen und materiellen Vernichtung, welche die Bolschewiken
bei diesem Experimentieren vollbrachten! Die reichen Bodenschätze des riesigen
Russlands hätten eine rasche Industrialisierung, folglich die wirtschaftliche
und politische Angliederung an Europa von selbst herbeigeführt. Auf das deutsche
Jahrhundert wäre dann das russische gefolgt und die Hegemonie der weißen Völker
wäre damit um zwei Jahrhunderte hinausgezögert worden.
Eine Gruppe junger Serben in der Hauptstadt der -zwischen Serbien und der
Monarchie- umstrittenen Provinz Bosnien-Herzegowina ermordeten das
Thronfolgerpaar der Donaumonarchie. Ob die Attentäter aus eigener Initiative
oder im Auftrag der serbischen oder russischen Geheimdienste schossen; der
Doppelmord zwang die Monarchie, den serbisch - russischen Machenschaften ein
Ende zu setzen. Auf die Kriegserklärung an Serbien folgte die
Generalmobilmachung Russlands. Darauf erklärte Österreichs Verbündeter
Deutschland Russland den Krieg. Nachdem französische Flugzeuge am 3. August
–für die damalige Zeit noch recht wirkungslose Bomben- auf Karlsruhe und
Nürnberg abwarfen, erklärte der deutsche Botschafter in Paris: der
Kriegszustand mit Frankreich sei eingetreten.
Im russisch-japanischen Krieg (1904/5) wurde Japan von Großbritannien
unterstützt, doch nach dem Krieg setzte sich Großbritannien für die Versöhnung
der Beiden ein. Weil Russlands Eroberungsdrang in Fernosten scheiterte, wendete
sich Russland der Eroberung des für ihn viel wichtigeren Konstantinopels zu,
und ließ Japan freie Hand in Ostasien. Die Entente köderte Japan mit den
fernöstlichen deutschen Besitzungen, so trat Japan an der Seite der Entente in
den Krieg ein. Besetzte die deutschen Südseeinseln sowie die deutsche
Chinakolonie Tsingtau und begann mit der Kolonisation Chinas.
Dem morschen Osmanischen Reich nahm Großbritannien schon (1881/82) Zypern
und Ägypten mit dem Suezkanal ab, damit sicherte sich Großbritannien sein
Einfluss über den Nahen Osten sowie kürzeren Zugang zu ihrer indischen Kolonie.
Jetzt konnte Großbritannien Russlands freien Zugang zum Mittelmeer zulassen und
war bereit, Russlands Anspruch auf die türkischen Meerengen zu unterstützen.
Dafür erkannte Sankt Petersburg den britischen Anspruch auf das südliche
Persien und auf Afghanistan an. Die Türken waren gezwungen, statt
Großbritannien neue Verbündete suchen, bevor ihr Mesopotamien, Arabien und
Persien auch das Schicksal Nordafrikas und Zyperns erleidet, schlossen sie sich
den Gegenspieler der Entente an.
Dieser unsinnige Krieg brachte allen Beteiligten europäischen Völkern
unsagbares Leid. Schließlich führte dieser Bruderzwist zwischen Europas Völkern
zur Zerstörung ihrer führenden Position in der Welt. An diesem Krieg, der im
Sommer 1914 ausbrach, trugen alle Beteiligten ihre eigene Schuld. Russland, um
die Eroberung der türkischen Meerengen zu sichern, forderte den ganzen Balkan.
Völlig ungerecht. Die Habsburger wollten ein Kronland mehr in ihren Besitz
bringen. Deutschland wollte seinen Anteil an der Welt holen, deren sich die
Anderen schon einige Jahre vorher bemächtigt hatten. Frankreich sinnte auf
Revanche gegen Deutschland, obwohl es ihm dafür an der Kraft fehlte.
Großbritannien wollte keinen Konkurrenten dulden weder auf dem Kontinent noch
auf den Weltmeeren. Für die in den Vereinigten Staaten sich eben etablierte
Finanzmacht, war das zerstrittene, doch mächtige Europa wie seine stärkste
Wirtschaftsmacht Deutschland, das erste Hindernis für sein Endziel: die
Hegemonie über unseren Globus zu erlangen. Jeder der Konkurrenten wollte den
Gegner auf ewige Zeit so weit einengen, gar zugrunderichten, dass er nie mehr
einen Krieg durchstehen würde. Durch Gebietsabtrennungen, vor allem der
Industriegebiete, ungeachtet der Tatsache, dass die Landesgrenzen fast überall
an den ethnischen Grenzen lagen.16 16 Im Mittelalter konnte man
die ethnischen Grenzen ignorieren. Heute, im Zeitalter des Nationalismus ist es
eine schiere Unmöglichkeit, aus Franzosen Untertanen des Deutschen Kaisers zu
machen. Ebenso werden Deutsche aus dem Saarbecken nie zu Franzosen. Aber die
ethnischen Probleme bei diesen Gebietsannexionen zogen sie anscheinend gar
nicht in Betracht.
Der Teufel musste wohl die Menschen geritten haben. Alle Völker Europas
zogen singend, mit großem Elan, siegessicher in den Krieg mit der Zuversicht,
bis Weihnachten als Sieger heimzukehren.
Die Strategie der Entente sah vor, mit einem konzentrierten Angriff von
allen Seiten her die Mittelmächte zu überrennen und ihre Länder zu besetzen.
Sollte dieser Plan scheitern, werden die Mittelmächte unter Blockade gestellt,
bis ihnen irgendwann die Luft ausgeht, was am Schluss auch eintrat. Die
deutsche Strategie plante: mit der Kraft von sieben Armeen zuerst Frankreich zu
schlagen, während im Osten die 8 deutschen Armeen zusammen mit der Armee
Österreich-Ungarns Russland in Schach halten würde.
Vom zweiten zum dritten August 1914 verlangte Deutschland von dem neutralen
Luxemburg und Belgien freien Durchmarsch Richtung Frankreich. Trotz Absage
zogen die deutschen Armeen über luxemburgisches und belgisches Gebiet gegen
Frankreich und besetzten in den ersten Tagen des Krieges große Teile Belgiens.
Dieser Angriff aus unerwarteter Richtung durchbrach die französischen
Verteidigungslinien und zielte auf Paris. Laut Plan sollte der Gegner, nach
Einnahme der französischen Hauptstadt Richtung Schweizer Grenze hinuntergedrängt
und geschlagen werden. Nach vier Wochen überquerten die Deutschen die Marne. Am
Westen hatten sie schon Meaux in der Hand, die Stadt vierzig Kilometer vor
Paris. Großbritannien, das sich vor Kriegsausbruch neutral tarnte, nahm den
deutschen Durchmarsch durch das neutrale Belgien als Kriegsgrund und reihte
sich in die Schlachtenreihe gegen den deutschen Konkurrenten ein. Britische
Truppen machten sich daran, den rechten Flügel der Deutschen zu umklammern. Die
Schlacht an der Marne musste abgebrochen werden und eine Abwehrfront bis zum
Kanal errichtet werden. Über die Westgrenzen im Elsass kamen die Deutschen
einige Kilometer hinaus, aber ein Durchbruch scheiterte hier ebenfalls.
Russland besetzte inzwischen das halbe Ostpreußen. Zur Entlastung der dortigen
8. Armee, musste von der Westfront Verstärkung herbeigeholt werden. So wurde
Frankreich von seinen Verbündeten England und Russland gerettet.
Ende August wurde bei Tannenberg die 2. russische Armee vernichtend
geschlagen und bald darauf die 1. russische Armee an den Masurischen Seen.
Damit war Ostpreußen befreit.
An der Ostfront marschierten die österreichisch-ungarischen Streitkräfte
mit drei Armeen auf. Die Russen auf der Gegenseite stellten vier Armeen
entgegen. So musste eine der Armeen von der Serbien-Front in den Osten verlegt
werden. Obwohl beide Seiten für einen modernen Krieg ungenügend gerüstet ins
Feld zogen, waren die Russen im Vorteil, weil die slawischen Verbände der
Donaumonarchie sich um den Kampf gegen Mütterchen Russland drückten. Von den
Slawen standen allein die Polen an der Seite der Zentralmächte gegen die Zaren.
Von den in den ersten Kriegstagen an den Fronten gestellten 1,8 Millionen
Soldaten der K und K17 Armee verschwanden in den ersten Monaten eine
Million Soldaten. Sie fielen in Gefangenschaft, liefen zu den Russen über,
wurden verwundet oder starben. 17K-und-K-Armee
- Kaiserliche und Königliche Armee von Österreich-Ungarn.
Die zwei in Ostpreußen zerschlagenen Armeen konnten die Russen bei ihrer
ungeheuren Menschenreserve leicht verschmerzen. Sie warfen neue Armeen an die
Front und griffen mit ungebrochener Kraft in Polen und in Galizien an. Nach
einigen Wochen waren die Russen schon weit nach Polen vorgerückt und brachen an
einer Stelle an den Ost-Karpaten durch. Nur mit großer Mühe konnten die Russen
von diesem natürlichen Ostwall Europas von ungarischen Husaren und polnischen
Landserreiter bis Weihnachten zurückdrängt werden. Wieder mussten deutsche
Truppen von der Westfront herübergeholt werden. Sie schlugen dann bei Lodz erneut
die russischen Armeen. Anschließend schoben sie die Front gegen Osten zurück.
Mit der Einkehr der Winter stellten die Gegner an allen Fronten fest, dass
auf Vorwärtskommen keine Aussicht bestand, so verschanzten sie sich an den
meisten Fronten in Schützengräben. Damit erstarrte der allseits geplante
Blitzkrieg zum Stellungskrieg. Aus der Heimkehr zu Weihnachten wurde nichts!
Bei Kriegsausbruch befand sich ein deutsches Kreuzergeschwader in den
ostasiatischen Gewässern. Als die Japaner Tsingtau besetzten, bekam es den
Befehl heimzukehren. Sofort eröffnete die Royal Navy18 die Jagd
auf sie. 18Royal Navy – Königliche
Marine Großbritanniens.
Im ersten Seegefecht vor der chilenischen Küste besiegten die Deutschen einen
britischen Kreuzerverband. Nach der Schlacht begaben sie sich ums Feuerland in
den Atlantik hinüber. Bei den Falklandinseln wurden sie jedoch von einer viel
größeren britischen Flotte gestellt und der ganze Verband bis auf ein einziges
Schiff versenkt. Ab jetzt hatten die Briten keinen ernsthaften Gegner mehr auf
den Ozeanen und die britische Admiralität konnte sich dem Blockieren der
Ausfahrten der Nordsee widmen. Gleich bei Kriegsausbruch erklärten die
Ententestaaten die Nordsee zu ihrem Operationsgebiet und begannen sie zu
verminen. Der Durchgang durch den engen Ärmelkanal zwischen Frankreich und
Großbritannien war noch leichter zu blockieren. Damit blieb der Atlantik für
die deutsche Flotte versperrt; nur ihre U-Boote konnten unbemerkt19 die
britische Blockade durchbrechen und Jagd auf die Schiffe der Entente machen. 19Seinerzeit konnten die getauchten U-Boote
schwierig lokalisiert werden. Das brauchbare Radargerät wurde um die 20 Jahre
später entwickelt. Eine
Note der Vereinigten Staaten warnte im Herbst 1915 Deutschland vor Angriffen
auf amerikanische Kriegsmaterialtransporte. Um einen offenen Krieg mit den
Vereinigten Staaten zu vermeiden, musste Deutschland den U-Boot-Krieg gegen
Transportschiffe der amerikanischen Geschäftemacher und Kriegslieferanten
einstellen, auch wenn das Haager Abkommen von 1899 allen neutralen Staaten
verbat, Kriegführende Staaten mit Waffen und Kriegsmateriallieferungen zu
unterstützen.
Ihrerseits blockierte die deutsche Flotte den Skagerrak, die Meeresstraße
zwischen Russland und ihren westlichen Verbündeten. Nebenbei sicherte sie den
Weg, für die unentbehrlichen Erzlieferungen aus Schweden. Die Briten zogen Ende
Mai 1916 mit etwa 150 Schiffen gegen die Blockade. In der Seeschlacht erlitt
ihre Schlachtflotte aber doppelt so viele Verluste an Menschen und Material wie
ihre Gegner. Danach versuchten sie nicht mehr in die Ostsee einzudringen.
Ungeachtet der „Kongoakte“, wonach kein europäischer Krieg auf
afrikanischen Besatzungsgebieten ausgetragen werden durfte, besetzten die
Ententestaaten nacheinander alle deutschen Kolonien. Allein Deutsch Ost- Afrika
konnte von einer Handvoll beherzter Soldaten, bis zum Waffenstillstand in
Europa, (1918) verteidigt werden.
Nach dem Winter versuchte die Entente die Zentralmächte beider Fronten mit
simultan geführten Angriffen zu zermalmen. Vom Westen her starteten die
französisch-britischen Streitkräfte mit riesigem Materialaufwand mehrere
Angriffe. Dies brachte nur Zehntausende Tote und Verwundete und einige
Quadratkilometer dem Boden gleichgemachte Dörfer. Im Osten führten die Russen mit
ihrer riesigen Überzahl an Menschen immer wieder neue Offensiven. Doch zur
selben Zeit als sich an der Westfront die abendländischen Völker gegenseitig
sinnlos mordeten, trieben die deutschen Ost-Armeen in die Masuren den
Nordflügel der Russen in die Flucht. Im Sommer 1915 warf eine gemeinsame
Offensive der Mittelmächte die Russen endgültig aus Galizien raus. Der nächste
Schlag vertrieb die Russen aus Polen, Lettland und Litauen und machte erst Halt
bei den Pripjet-Sümpfen und im Norden an dem Düna Fluss. Auf eine weitere
Verfolgung der Russen wurde verzichtet, weil die Heeresleitung die eigenen
Truppen nicht in den endlosen Weiten Russlands verzetteln wollte.
Schon nach einigen Monaten Krieg war ersichtlich, dass an diesem Krieg alle
nur zu verlieren, aber nichts zu gewinnen hätten. Wenn die Menschheit ein wenig
Vernunft besäße, hätten die Kriegführenden jetzt unter fairen Bedingungen
Frieden schließen müssen. Aber hier waren die Bankerdynastien. Sie hatten
schöne Gewinne an diesem Krieg, warum sollten sie dann die „Kriege führenden
Herrschaften“ nicht weiterfinanzieren. Die Gegner schließlich begannen diesen
Krieg, um des Sieges willen, um politische Ziele mit Gewalt durchzusetzen. Ja
nicht aufgeben, eher sich nach neuen Verbündeten umschauen.
Ende des 19. Jahrhunderts kamen sich Italien und Frankreich einander in die
Quere, als beide Staaten die Kolonisation Nordafrikas beabsichtigten.
Großbritannien hatte ebenfalls Pläne in Afrika. Aufgrund des
deutsch-französischen Verhältnisses kam für Italien einzig Deutschland als
potenzieller Verbündeter in Frage, das im Zweierbündnis mit der
Österreichisch-Ungarischen Monarchie stand. Die Monarchie war zu dieser Zeit
mit keiner Macht der Welt im Konflikt und sträubte sich gegen die Aufnahme
Italiens, damit das Bündnis nicht einen antifranzösischen Charakter erhalte.
Unglücklicherweise kam der Dreierbund mit Italien dennoch zustande. (1882)
Daraufhin schloss Frankreich mit Russland ein Beistandsabkommen zum Ausgleich
gegen den Dreierbund, obwohl der Zar nicht gerade für den republikanischen
Königsmörder schwärmte.
Über Afrika wurden die zwei lateinischen Mächte bald einig, indem Italien
Libyen und Frankreich Tunesien kolonialisierten. Nachher schlossen sie ein
Geheimabkommen in dem Italien versprach, sich in keinem Krieg gegen Frankreich
zu beteiligen. Bei Kriegsausbruch weigerte sich Italien, den Krieg mitzumachen,
stellte aber für seine Neutralität in dem Konflikt Forderungen an die
Monarchie: Triest mit Istrien, das noch bei Österreich gebliebene, aber vom
italienischen Ethnikum bewohnte östliche Poebene, daneben Südtirol abzutreten.
Auf das von Deutschösterreichern bewohnte Südtirol hatte Italien so wenig
Anrecht, wie die Habsburger auf ihren italienischen Provinzen. Die Entente
köderte die italienische Regierung mit der zusätzlichen Zusicherung von:
Istrien, Dalmatien und Südtirol; die Hegemonie über Albanien und einem Anteil
an der erhofften türkischen Beute. Das verheißungsvolle Angebot der Entente
zündete. Wenn auch mit Widerwillen, trat Italien doch im Mai 1915 an der Seite
der Entente in den Krieg. Es ließ seine Armee an der österreichischen Grenze
auffahren und von der strategisch günstigsten Stelle des Isonzo einige Angriffe
Richtung Görz-Gorizia, später auf Triest starten, die aber alle abgewehrt
wurden. Die Italiener zeigten auch keinen größeren Elan und Interesse an diesem
Krieg als die Nationalitäten der Habsburger Monarchie.
Zwischen Russland und seinen Verbündeten gab es keine Landverbindung. Die
als Ententestaaten mussten bald einen Weg finden, um ihre Verbündeten mit
Kriegsmaterialien zu unterstützen, außerdem hofften sie, die russischen Massen
an der Westfront einsetzen zu können.
Um wenigstens den Seeweg zu ihrem russischen Verbündeten zu öffnen, dampfte
im Frühjahr 1915 eine englisch-französische Kriegsflotte mit 200.000 Mann
Landungstruppen Richtung Dardanellen. Die Invasoren wurden schon unterwegs von
deutschen U-Booten empfangen, die mehrere ihrer Schiffe torpedierten. Die
Engländer landeten auf Gallipoli, die Franzosen gegenüber auf der asiatischen
Seite. Beiden kamen aber aus der Reichweite ihrer Schiffskanonen nicht hinaus.
Die Türken standen ihrem Mann, so musste die Entente ihr Vorhaben aufgeben und
zog zum Jahresende 1915 von den Dardanellen ab. Damit sie aber nicht mit leeren
Händen heimkehrten, besetzten sie die makedonische Hafenstadt Saloniki und
zwangen das bis jetzt neutrales Griechenland auf ihrer Seite.
Das Osmanenreich hatte ebenfalls keine Landverbindung zu den Mittelmächten.
So musste auch diese Seite eine Verbindung herstellen. Die Türken standen schon
in einem Vierfrontenkrieg. Die Dardanellen belagerten die Ententetruppen. Vom
Kaukasus her konnten die Russen jeder Zeit durchbrechen. Auf dem Sinai lief ein
Stellungskrieg gegen das britische Ägyptenkorps. In Mesopotamien stürmte die britische
Indienarmee gegen die Türken.20 Allein gelassen musste der osmanische
Verbündete bald zusammenbrechen.20 Persien
wurde bei Kriegsbeginn von Briten, Russen und vom Osmanischen Reich besetzt.
Jede Seite wollte sich die Ölfelder sichern. Die britisch-indische Armee
verdrängte die Türken fast aus Persien. Aber Ende 1915 wendete sich das Blatt,
die Briten wurden in Mesopotamien bei Kut-El-Amara eingeschlossen und mussten
sich den Türken ergeben.
Die Monarchie zog in den Krieg, um den russischen Einfluss über Serbien zu
bannen. Mit Russlands Kriegserklärung musste aber die 2. Armee, welche im
Begriff war, gegen Belgrad zu ziehen, an die Ostfront verlegt werden. So sollte
die sechste K und K Armee alleine mit den Serben fertig werden. Ihr erster
Angriff von Bosnien aus, wurde von den Serben zurückgeschlagen, erst im zweiten
Anlauf gelang der Durchbruch nach Serbien. Dann machte der Kommandeur einen
strategischen Fehler: Statt den halbwegs geschlagenen Feind zu verfolgen,
teilte er seine Truppen und schickte die halbe Mannschaft gegen Belgrad, um
Serbiens Hauptstadt zu besetzen. Die Serben rafften sich inzwischen auf und
trieben ihren Verfolger hinter den Drina-Fluss nach Bosnien zurück. Dann
wandten sie sich gegen Belgrad und drückten ihre Feinde auf die ungarische
Seite der Donau und Save zurück. Seitdem standen sich die Gegner Aug in Aug an
den Fronten gegenüber. Die Landverbindung zu den Türken wurde aber umso
dringlicher, so musste die deutsche 11. Armee hinunterkommandiert werden, um
sich gegen Serbien durchzusetzen. Bulgarien wollte nicht das Schicksal
Griechenlands teilen. Außerdem hofften sie, sich mit den richtigen Verbündeten
-die von allen drei Nachbarstaaten Bulgarien, Griechenland und Serbien
beanspruchte Provinz Makedonien aneignen können und schlossen sich den
Mittelmächten an. Diese Übermacht besiegte Serbien im Herbst 1915 in sechs
Wochen. Etwa ein Viertel der geschlagenen serbischen Armee konnte via Albanien
auf die Insel Korfu entkommen und sich mit den Ententetruppen vereinigen,
welche schon das vorher neutrale Griechenland besetzt hatten. Um der Entente
zuvorzukommen, besetzten die Mittelmächte Montenegro und Albanien. Die
Landverbindung zwischen der Türkei und ihren Verbündeten war damit hergestellt.
Was die deutsche Industrie an Kriegsgeräten stellen konnte, wurde vor
Verdun aufgefahren. Anschließend wurden die französischen Linien von Ende
Februar bis Mitte August 1916 beschossen und bestürmt. Die Angreifer eroberten
einige Festungen, kamen einige Kilometer vorwärts. Um Verdun fielen über 350.000
Franzosen und nur einige Tausend weniger Deutsche, aber der große Durchbruch
auf Paris misslang. Im Gegenteil, weiter nördlich an der Somme rüstete die
Entente zu einem noch gewaltigeren Gegenangriff auf. Schließlich lieferten
ihnen fast alle Rüstungsbetriebe dieser Welt die Munition. Nach wochenlanger
Kanonade auf die deutschen Stellungen, gingen die Stoßtrupps der Entente hinter
Tanks -der neuesten Erfindungen der Kriegstechnik- auf die feindlichen
Stellungen los. Diese gewaltige Schlacht brachte der Entente auf 40 km breiter
Front einen 12 km tiefen Durchbruch. Nach offiziellen Angaben fielen während
der Sommeoffensive eine halbe Millionen Briten, ebenso viele Deutsche und
200.000 Franzosen.
Noch vor Kriegsausbruch entwarfen einige Waffentechniker Pläne für eine
durch einen Explosionsmotor angetriebene, mit Maschinengewehr beziehungsweise
Kanonen bestückter geländegängige Stahlfestung (Kampfwagen). Die Entwicklung
wurde aber seinerzeit durch alle Kriegsführungen verworfen. Die zeitgenössische
Strategie sah für die eigene Verteidigung, zur Abwehr gegnerischer Anstürme
neben der Artillerie das Maschinengewehr -die neue Erfindung der
Jahrhundertwende- für die Infanterie vor. Zur Vorbereitung der eigenen
Attacken, hielt man einige Stunden Kanonade auf die gegnerischen Stellungen,
genügend, um Mannschaft und Maschinengewehrnester ausschalten zu können. Im
zweiten Kriegsjahr wurden schon die gegnerischen Kampflinien vor der Bestürmung
wochenlang beschossen, es gelang aber beiden Seiten, die durch Granatenfeuer
oftmalig umgewühlten eigenen Stellungen mit Menschen, Kriegsgerät und Munition
immer neu aufzufüllen. Dann begann die Entente die Kampfwagen - die die Briten
unter dem Decknamen Tank produzierten - einzusetzen, was zu ihrem Sieg
entschieden beitrug.
Ostern 1916 besetzte die Irish Volunters Untergrundarmee21 ihre
Hauptstadt und verjagte die britischen Eroberer für einige Tage aus der Stadt. 21Irish Volunters Armee - Irische
Freiwilligenarmee - die Armee der aufständischen Iren. Später wurde ihr Name auf
IRA Irish Republikan Armee geändert. Sie erhofften Unterstützung von Deutschland und ihre in Amerika lebenden
irische Landsleute. Eine trügerische Hoffnung! Die deutsche Seemacht war
eigentlich nie in der Lage, Irland effektive militärische Hilfe zukommen zu
lassen und Amerika hatte sich längst für die Entente entschieden. Die blutige
Niederringung Irlands erregte keinen Anstoß bei Wilsons22 tugendhafter Regierung. 22Wilson Thomas Woodrow 1856-1924. 28.
Präsident der USA. Seine Wahl zum Präsidenten wurde von den Rockefellers und
anderen Gelddynastien finanziert. Als Gegenleistung dafür brachte er das
“Federal Reserve Act“ durch die Legislative der Vereinigten Staaten. Dieses
Gesetz übertrug an die, im Federal Reserve System vereinigten Privatbanken das
Recht der Notengeldausgabe, das bis jetzt souveräne Recht des Staates war.
Später trat Wilson auf die Seite der Entente in den ersten Weltkrieg ein.
Die meisten der russischen Offensiven endeten in einer Katastrophe. Im
zweiten Kriegsjahr fehlte es an Nachschub, Waffen und Munition. Vor allem die
Verluste an Offizieren und Unteroffizieren waren unersetzlich. Auf Drängen
ihrer westlichen Verbündeten wagten die Russen, -trotz allen Desastern- im
Frühsommer 1916 einen Angriff auf die K. und K. Stellungen und konnten die
Front an etwa 100 km Breiten einige Kilometer tief eindrücken.
Rumänien gehörte vertraglich auch zu den Mittelmächten, kam aber seiner
Vertragspflicht nicht nach. Im Gegenteil, Geheimverträge mit Russland und
Frankreich sicherten ihm das ungarische Siebenbürgen zu, wenn Rumänien die
Seite wechsle! Auch bei der Entente nahmen es die Rumänen nicht so genau mit
ihrer Vertragspflicht und zögerten ihre Kriegserklärung hinaus. Erst als die
erfolgreiche russische Frühsommeroffensive ihrem Mut Anstoß gab, erklärten sie
der österreichisch-ungarischen Monarchie den Krieg. Prompt marschierten sie in
das ungeschützte ungarische Siebenbürgen ein. Mit dem Zusammenbruch der
russischen Offensive gerieten sie aber zwischen zwei Fronten. Und wurden
zwischen den 11. deutsche Armee und von bulgarischen Streitkräften
zusammengedrückt und nach Osten hinter den Sereth-Fluss gejagt.
Zwischen dem allmählich erschöpfenden Russland und den Mittelmächten
begannen geheime Sondierungsgespräche, um die gegenseitigen Bedingungen für
einen Friedensschluss zu erörtern. Sie wurden aber von Russland unterbrochen,
als die Mittelmächte am 5. November 1916 das Königreich Polen proklamierten.23 Obwohl ein
Friedensschluss die letzte Chance gewesen wäre, das Russische Reich vor dem
Zusammenbruch zu retten! 23Polen,
die das Nordostflanke Europas Jahrhunderte lang verteidigte, wurde zwischen
Russland, Preußen und Österreich seit 1772 viermal aufgeteilt. Die Mittelmächte
proklamierten das Königreich Polen in das ehemalige Russisch- Polen, freilich
ohne ihre Landesgrenzen zu bestimmen. Wohl in die Absicht, das Land nach Osten
zu verschieben. Die Auliker des Hauses Habsburg schlugen vor: Polen als drittes
Glied in die Doppelmonarchie einzugliedern. Der Vorschlag gefiel dem
Wiener-Parlament nicht, geschweige denn dem deutschen Militär. Letztere waren
ja diejenigen, welchen die Armeen des Zaren aus dem Land trieben, und auch die
Suprematie über Polen haben wollten. Es ist nicht verwunderlich, dass die Sache
den Russen nicht passte, aber die Polen waren auch nicht begeistert über ihr
neues Königreich, das nur auf dem Papier bestand. Es ist noch zu bemerken, dass
am Ende beider Weltkriege die Kriegsgewinner die Verschiebung Polens in die
Gegenrichtung, nach Westen, auf Kosten Deutschlands verordneten.
Der Römische Papst ermahnte den Gegner oftmals Frieden zu schließen. Nach
zweieinhalb Jahren Stellungskrieg, der keinem der Gegner etwas eingebracht
hatte, besaßen die Mittelmächte genug Vernunft und sandten Ende des Jahres 1916
einen Friedensaufruf an die Ententestaaten. Diese werteten diese Nachricht als
Schwächesignal und wiesen sie zurück.
In zwischen wurde Wilson erneut zum Präsidenten der Vereinigten Staaten
gewählt. Wieder auf seinem Posten, vergaß er seine Versprechungen aus seiner
Wahlrede, indem er die „kriegführenden europäischen Herrschaften“ zu Frieden
ohne Sieger aufforderte und begann gleich -vermutlich auf Befehl seiner
Geldgeber- die Ententestaaten mit allen Mitteln zu unterstützen.
Das Anachronisch gewordene Zarenreich war nicht in der Lage, einen modernen
Krieg jahrelang durchzustehen. Die Revolution im Februar 1917 vertrieb den
Zaren und öffnete den Weg, um ein zeitgemäßes Staatssystem einzuführen.
Zweifellos hätte sich dieses pluralistische System durchgesetzt, wenn die
verbündeten Ententestaaten nicht auf der Weiterführung des Krieges auf ihrer
Seite bestanden hätten. Die provisorische Regierung, die sich nach Absetzung
des Zaren gebildet hatte, wurde unter Druck gesetzt, bis sie die letzten
Reserven für eine Großoffensive an die Front schickte. Aber der Staat Russland
war bereits an diesem Krieg Pleite gegangen. Der Bauer wollte nicht mehr für
diesen Pleitestaat den Kopf hinhalten. Die Mittelmächte zerschlugen auch
mühelos diese widerwillige Offensive.
Um den russischen Gegner auszuschalten, schleusten die Mittelmächte einige
Dutzend Berufsrevolutionäre nach Sankt Petersburg, die sich Bolschewiki
nannten.24 24Im Sommer 1903 hielten 43
Oppositionelle aus dem russischen Imperium - Marxisten, Sozialisten,
Internationalisten, Anarchisten, Berufsrevolutionäre und ähnlichen in London, -
nachdem sie aus Brüssel ausgewiesen worden waren - den zweiten Kongress der
Sozialdemokratischen Partei Russlands ab. Der Zwist, ob man in Russland eine
Basispartei für die Massen oder eine revolutionäre Elitepartei aufbauen sollte,
führte zum Bruch zwischen Radikalen und Gemäßigten. Die gemäßigten Delegierten
gerieten immer mehr in die Minderheit und nach einer der zahlreichen
Abstimmungen verließen sie beleidigt die Versammlung. Man rief ihnen nach: Geht
nur „Menschewiki“, was auf Russisch „Minderheit-ler“ bedeutet. Die
Weitertagenden nannten sich fortan „Bolschewiki“, d.h. „Mehrheit-ler“,
beziehungsweise „Kommunisten“. Sie wählten ein Zentralkomitee, ein
Dreiergremium, mit dem Auftrag: die Machtergreifung in Russland zu
organisieren. Der Bruch zwischen dieser ca. 40 - 50 Personen bestehenden
Versammlung teilte die linkssozialistische Bewegung zu Sozialdemokraten und
Kommunisten. Niemand
dachte daran, dass diese Spinner und Weltverbesserer sich jemals die
Regierungsgewalt aneignen könnten; sie sollten nur die Anarchie in Russland
vervollständigen. Die Regierungskrise, die nach der missglückten Offensive
entstand, nützten die Bolschewiken für sich. Anfang November 1917 hetzten sie
die übrig gebliebenen, noch nicht nach Hause gegangenen Mannschaften der
Garnison von Sankt Petrograd und die Mannschaft der baltischen Flotte gegen die
provisorische Regierung auf. Trotzki25 25Trotzki-Trozkij, Bronstein - Leo
Dawidowitsch, 1879-1940. Lenins ebenbürtiger Partner bei der Machtergreifung
der Bolschewisten. Inszenierte den Putsch in Petersburg. Als „Volkskommissar
für die Verteidigung “ - Minister organisierte er die Rote Armee und damit die
Festigung der Herrschaft der Bolschewiken. Nach Lenins Tod verlor er den
Machtkampf gegen Stalin und musste emigrieren. Stalin hielt ihn auch im Ausland
für einen gefährlichen Rivalen und ließ ihn erschlagen. der eigentliche
Initiator des Putsches, ließ die Hauptstadt Petrograd durch den Soldaten von
der Umwelt abriegeln, die Telefonzentrale, und die Nationalbank kapern, zuletzt
die Provisorische Regierung verhaften. Damit rissen die Bolschewiken die
Regierungsgewalt an sich. Von nun an nannten sie ihr Imperium: Sowjetunion.
Lenin,26
26Uljanow Wladimir Iljitsch 1870-1927 der andere
Hauptakteur der Bolschewistischen Revolution und Schreckensherrschaft. Er
brütete ein System aus, womit eine skrupellose kleine Terrorgruppe die Macht an
sich reißen und auf der Dauer für sich
sichern kann. der starke Mann der Bolschewiken wusste, dass ein
Friedensabschluss mit Russland den Mittelmächten gelegen käme. Außerdem war die
russische Armee dabei, sich aufzulösen, was nicht mehr aufzuhalten war. Das war
den Bolschewiken gerade recht. Sie hatten ja, die eigene Parteiarmee, welche
ihnen die Macht sicherte. Konkurrenten zu ihrer Roten Armee brauchten sie
nicht! Lenin sandte ein Friedensdekret an alle Staaten zu einem sofortigen
Friedensschluss. Für Russland verkündete er die längst fällige Bodenreform, die
Enteignung und Verteilung des Großgrundbesitzes an die Landbevölkerung.
Daraufhin verließen auch die letzten Bauern, die noch an der Front standen,
ihre Stellungen, um bei der Bodenverteilung dabei sein zu können.
In den letzten Tagen des Jahres 1917 begannen in der polnischen Stadt
Brest-Litowsk zwischen Sowjetrussland und den Mittelmächten Verhandlungen. Die
Bolschewiken betrachteten das ganze Prozedur als Zeitverschwendung, weil sie
fest mit der Weltrevolution rechneten, welche ihre Genossen bald überall an die
Macht bringen würde. Nach einigem hin und her erklärte Trotzki, die rechte Hand
Lenins, der die Verhandlungsdelegation der Sowjets leitete, den Krieg von
Russlands Seite als beendet und verließ die Sitzung, ohne irgendein
Schlussdokument unterzeichnet zu haben.
Die Wirren in Russland nutzten Finnland und die baltischen Staaten, um ihre
Unabhängigkeit zu erkämpfen. Um eine Petrograder finnische Bataillon auf die
eigene Seite zu ziehen, faselte Trotzki „Vom Recht der Völker auf
Selbstbestimmung“ und versprach für Finnland die Unabhängigkeit. Jetzt erklärte
Finnland sein Ausscheiden aus dem Sowjetreich. Einen Monat später rief das
litauische Parlament die Unabhängigkeit des Landes aus. Fast gleichzeitig
erklärten Lettland und Estland ebenfalls ihre Unabhängigkeit. Die Ukraine
schloss einen Sonderfrieden mit den Mittelmächten, damit sie ihre
Unabhängigkeit gegen Russland garantierten. Jetzt waren die Bolschewiken doch
genötigt, einen Waffenstillstand mit den Mittelmächten zu unterzeichnen. Dabei
mussten sie die von ihnen selbst angepriesene Wilson-Doktrin27 über das Selbstbestimmungsrecht der
Völker und somit die Unabhängigkeit der abgespaltenen Staaten anerkennen. 27Wilsons
vierzehn Punkte wurden möglicherweise von Trotzki-Bronstein verfasst, der zu
dieser Zeit bei den Rockefellers Gastierte. Bei dem Finanzmagnaten, der auch
Wilsons Wahl finanzierte. Diese Thesen dienten, quasi der supranationalen
Finanzwelt, das amerikanische Volk in den Krieg zu manövrieren. Trotzkis
Übereifer dagegen animierte Finnland, die Baltischen Staaten und die Ukraine,
sich von dem sowjetisch-russischem Joch loszureißen.
Die elfte italienische Offensive an der Isonzofront brach an einer Stelle
in die Stellungen der K und K Armee ein, blieb aber stecken. Ein gelungener
feindlicher Durchbruch konnte aber die Kapitulation der Habsburger Monarchie
bedeuten. Wieder musste der deutsche Verbündete, trotz aller eigenen
Schwierigkeiten, eine Armee zur Entlastung beisteuern. Ende Oktober 1917 begann
der gemeinsame Angriff gegen die Italiener, welcher am ersten Tag 28 km hinter
die feindlichen Linien gelangte und die Front am Isonzo sprengte. Anschließend
zerfielen zwei italienische Armeen; 300.000 Mann samt ihrer Ausrüstung gingen
in die Gefangenschaft. Schnellstens mussten britische und französische
Divisionen geholt werden, die an dem Piave-Fluss entlang eine Abwehrfront
bildeten und Italien vor der Kapitulation retteten.
Das Ausscheiden Russlands aus dem Krieg ließ einige deutsche Divisionen im
Osten frei werden, die an die Westfront verlegt werden konnten, wo der
eigentliche Schwerpunkt des Krieges lag. Dort standen dem aufstrebenden
Deutschland die zwei langsam verblühenden Großmächte Frankreich und
Großbritannien entgegen. Aber verblüht waren sie noch lange nicht. Sie waren
sogar von Anfang an im Vorteil, da sie durch ihre riesigen Kolonialbesetzungen
über die Rohstoffe der halben Welt verfügten. Außerdem tat die Seeblockade, die
schon bei Kriegsbeginn um die Mittelmächte gezogen wurde, ebenfalls ihre
Wirkung. Um diese Blockade auszugleichen, blieb Deutschland nur die
Wiederaufnahme des U-Boot-Krieges übrig; auch gegen amerikanische Schiffe,
gegen die Hauptlieferanten der Entente. Damit bekamen die Banker in Amerika ihr
Casus belli.28 28Casus
belli - Kriegsgrund. Sie
fürchteten nämlich, die horrenden Summen, die sie in alle kriegführenden Seiten
investierten, von den pleitegegangenen europäischen Staaten nicht eintreiben
können. So mussten die solventen Vereinigten Staaten in den Krieg
hineinbugsiert werden. Trotz seiner versprochenen Friedensabsichten erklärte
Wilson am 6. April 1917 Deutschland den Krieg, obwohl nur wenige Amerikaner
gewillt waren, sich in den Bruderkrieg der Europäer einzumischen.29 Wilson selbst wurde auch nur dank seiner
Friedensparolen „Frieden ohne Sieger in Europa“ zum Präsidenten wiedergewählt.
Nach den USA sandten die Washingtonhörigen lateinamerikanischen Regierungen
ebenfalls ihre Kriegserklärungen nach Berlin. 29Da die internationalen
Geldmagnaten die nebst den europäischen, seit Weihnachten 1914 auch die
Notenbanken der Vereinigten Staaten dominierten, waren auch die Finanziers des
Krieges. Selbstverständlich auf beiden Seiten. Ohne die Finanzspritzen dieser
supranationalen Banker, hätte der Krieg schon spätestens nach einem Jahr -
mangels Geld - beendet werden müssen.
Als letzte Chance, bevor die amerikanischen Truppen in Frankreich
eintrafen, startete die deutsche Heeresleitung im März 1918 einen letzten
Großangriff, um den entscheidenden Sieg zu erringen. Der Angriff zielte auf den
Punkt, wo die britischen und französischen Verteidigungslinien aneinander
trafen. Der gelungene Durchbruch schob dann einen Keil zwischen die
Verbündeten. Nach zwei Wochen standen die Angreifer auf der Linie Amiens, Mont
Didier, Compiègne, Château Thierry. Marshall Haig,30 der britische Kommandeur dachte schon an die
Evakuierung seiner Armee nach England. 30Haig
Douglas Earl of 1861-1928. Britischer Feldmarschall. Während des Ersten
Weltkrieges Korpskommandant, zuletzt Kommandant der britischen Streitkräfte in
Frankreich. Marshall
Pétain31 war gerade
dabei, die Verteidigung von Paris zu organisieren. 31Pétain Philippe 1866-1951. Französischer
Marschall. Im Ersten Weltkrieg Verteidiger von Verdun. Im Zweiten Weltkrieg
schloss er 1940 als Frankreichs Ministerpräsident Waffenstillstand mit
Deutschland. Anschließend Staatspräsident der Vichyregierung; nach dem Krieg zu
Tode verurteilt, dann begnadigt. In letzter Minute brachte Clemenceau32 ein Gipfeltreffen in Doullens
zusammen, an dem die politischen und militärischen Führer Englands und
Frankreichs teilnahmen. 32Clemenceau, Georges 1841-1929. Von 1906
bis 1909 Frankreichs Ministerpräsident. Die skrupellosen Abrechnungen mit
seinen politischen Gegnern, brachten ihm den Spitznamen „Tiger“ ein. Ab 1917
erneut Ministerpräsident. Seine erzwungene Friedensordnung führte zuletzt zum
Zweiten Weltkrieg. Vor
allem der Optimismus des französischen Generalstabschefs General Foch33 33Foch Ferdinand 1851-1929. Französischer
Marschall; ab 1918 Befehlshaber der Ententestreitkräfte in Frankreich. hatte starke Wirkung auf die Anwesenden.
Er schilderte den Teilnehmern die eigene Überlegenheit an Mannschaft und
Material, dann die Aussicht auf baldiges Eintreffen amerikanischer
Armeeeinheiten und wies auf den gegnerischen Kräfteverschleiß hin. Die
Konferenz übergab ihm das Kommando über die Reserven beider Heere und die
Koordinierung der Maßnahmen, um den deutschen Vormarsch zu stoppen. Die
Lagebeurteilung von Foch war zutreffend. Viele deutsche Truppenteile
schrumpften während des Vormarsches auf die halbe Mannschaftsstärke zusammen,
die aus Mangel an Reserven nicht mehr aufgefüllt werden konnte. Munition und
Verpflegung der Deutschen wurden knapp. Die Entente setzte bei der
Gegenoffensive Tanks und scharenweise Flugzeuge ein. Anfang August fiel die
deutsche Front bei Amiens zusammen. Von diesem Zeitpunkt an mussten die Deutschen
vor den gegnerischen Angriffen ständig zurückweichen.
In das besetzte Griechenland stellte die Entente eine halbe Million Mann
starke Orientarmee aus eigenen, serbischen und griechischen Truppen zusammen.
Diese mächtige Streitkraft stürzte sich Mitte September 1918 auf die
bulgarischen Stellungen in Mazedonien. Binnen zwei Wochen vernichteten sie ihre
Gegner, so dass Bulgarien bedingungslos kapitulieren musste. Nun teilte sich
diese Orientarmee in zwei Keile auf. Größtenteils Briten und Griechen marschierten
gegen die Westgrenzen des Osmanischen Reiches auf Ostrumelien zu. Franzosen und
Serben zogen durch Serbien gegen Norden und bedrohten bald die Südgrenzen
Ungarns.
Fast gleichzeitig mit den Ereignissen auf dem Balkan, starteten Briten und
Araber einen Generalangriff von Osten und Süden her auf das Osmanische Reich.34 34Ein britischer Agent namens
Lawrence, zog 1916 den Emir von Mekka auf die britische Seite und wiegelte die
Araber zu einem Aufstand gegen die Türken auf. Binnen Jahresfrist besetzten die
Aufständischen Mekka und fast die ganze Arabische Halbinsel bis Akaba.
Anschließend halfen sie regulären britischen Streitkräften, die türkischen
Stellungen in Palästina allmählich auf die Linie Jerusalem-Jaffa, zuletzt bis
Anatolien zurückzudrängen. Die britische Indienarmee, die nach der Niederlage von Kut el Amara neu
organisiert wurde, fiel via Persischen Golf nach Mesopotamien ein und eroberte
Bagdad. Die britische Ägyptenarmee, unterstützt von arabischen Aufständischen,
stieß in wenigen Tagen über Palästina bis Aleppo vor, dort blockierten sie die
Bagdadbahn. Damit war das osmanische Kernland - Anatolien von all ihren
Kolonien abgeschnitten und von drei Seiten her eingekreist. Dem Osmanenreich
blieb nur die Kapitulation übrig. Im Waffenstillstand von Mudros nahm die
Entente der Türkei alle nachöstlichen Besetzungen ab und teilte sie en cordiale
entente.35 35En
cordiale entente - In herzlicher Einvernahme. zwischen Britannien und Frankreich als
Protektorate oder Mandatsgebiete auf. Anatolien wurde teilweise besetzt und die
Bosporusdurchfahrt internationalisiert. Das ehemals mächtige Osmanenreich
verlor bis zum Lausanner Frieden von 1923 seine Souveränität.
Ab August 1918 gewann die Entente an der Westfront von Tag zu Tag mehr an
Boden. Wenn sie bis jetzt über die Ressourcen der halben Welt verfügte, so
stand ihnen mit dem Kriegseintritt Amerikas der Reichtum fast der ganzen Welt
offen. Dagegen wurde die Versorgungslage der Mittelmächte nach vier Jahren
Krieg und Seeblockade immer aussichtsloser. Die Blockade forderte schon in den
Ländern der Zentralmächte mehr zivile Opfer als die Front an Frontsoldaten.
Die Fortführung des Krieges bis zum Äußeren ließ Zweifel an der
Gesellschaftsordnung, vor allem aber an der Legitimität der Regierungen
aufkommen. Doch alle Beteiligten Regierungen hofften, dass das revolutionäre
Chaos den Gegner treffen würde.
Der blutig niedergeschlagene Osteraufstand von 1916 in Irland schwelte im
Untergrund weiter. Im Mai 1917 konnte die französische Regierung, der an der
Champagnefront ausgebrochenen Soldatenrevolte noch Herr werden. Die Strategie
des Marschalls Pétain, Rückzug bis zur Hauptstadt, um Paris an ihren Grenzen zu
verteidigen, hätte möglicherweise zu einem Regierungsumsturz geführt. In Paris
ist es schon 1871 unter ähnlichen Umständen zum Aufstand gekommen. Seit dem
Rückzug bis zum Piave, ging das eventuell vorhandene bisschen Kriegslust der
Italiener auch noch verloren.
Im April 1917 kam es in Berlin zu Arbeitsniederlegungen und im August zu
ersten Rebellionen bei den Seestreitkräften in Wilhelmshaven. Das Jahr 1918
begann in Deutschland und in allen Staaten der Donaumonarchie mit einer
Streikwelle. Selbstverständlich hatten die Streiks Auswirkungen auf die Front.
Die Oberste Heeresleitung hoffte, den gegnerischen Vormarsch an der
Westfront noch einmal stoppen können, um eine günstigere Position für die
Einleitung der Friedensverhandlung zu haben. Die Armeen der Entente konnte aber
nicht mehr aufgehalten werden. So rieten die deutschen Armeeführer ihrer
Regierung die Verhandlungen für einen Waffenstillstand unverzüglich
einzuleiten. Die Reichsregierung ersuchte am 5. Oktober 1918 den amerikanischen
Präsidenten Wilson um einen Waffenstillstand, anschließend die
Friedensverhandlungen auf Grund seines Friedensprogramms36 aufzunehmen. 36Die vierzehn Punkte die
Wilson als Friedensplan publizierte. Forderte unter anderem Freie Ozeane und
Wirtschaft; die Minderung der Rüstung; eine gerechte Lösung der Kolonialfragen;
die autonome Entwicklung für die Völker der Österreichisch-Ungarischen
Monarchie; die Autonomie für nichttürkische Völker des Osmanenreiches und die
Internationalisierung der türkischen Meerengen; die Wiedererrichtung Polens,
Rumäniens, Serbiens, Montenegros; Freigabe der Gebiete Belgiens und der
besetzten Gebiete Russlands; Befriedigung der Gebietsansprüche Italiens (Zum
Nachteil anderer Völker); Abtretung Lothringens und (Von deutscher Ethnie
bewohntem Elsass) an Frankreich; Zuletzt die Errichtung des Völkerbundes, der
künftige Kriege verhindern soll. Nach dem Krieg wurden aufgrund dieses
Manifests die Länder der Verlierer aufgeteilt, unter Verletzung des
Selbstbestimmungsrechts der besiegten Völker. Als Voraussetzung forderte Wilson die sofortige
Einstellung des U-Boot-Krieges und den Rückzug der Mittelmächte aus allen
besetzten Gebieten. Einige Tage später ergänzte Wilson seine Bedingungen mit
der Rücktrittsforderung des Deutschen Kaisers und verlangte für die Völker der
österreichisch-ungarischen Monarchie die nationale Souveränität. Die noch nicht
existente Tschechoslowakei und den Südslawenstaat erklärte er zu seinen
kriegführenden Verbündeten.
Die allgemeine Kriegsmüdigkeit trat bei den Völkern der Donaumonarchie noch
stärker auf als bei den anderen kriegführenden Nationen. Den Franzosen, den
Deutschen und den Engländern konnte man den Krieg noch als im Interesse ihres
Landes geführt darstellen. Wozu stand aber ein Kroate vier Jahre lang in den
Schützengräben? Auf Wilsons Forderung erließ am 16. Oktober der Österreichische
Kaiser37 37Karl
I. 1887 - 1922. Kaiser Franz Josephs Nachfolger, Kaiser von Österreich, König von Ungarn als IV. Károly. eine Proklamation „An meine lieben Völker
Österreichs“, in welcher er die Umwandlung des österreichischen Teils des
österreichisch-ungarischen Dualstaates als einen Bundesstaat aller Staatsvölker
verkündete.38 38Dieser
längst notwendige Ausgleich zwischen den Völkern der Monarchie, noch zeitlich -
vor dem Krieg, hätte vielleicht den Zerfall verhindert. Er kam aber viel zu
spät. Nicht nur für die slawischen Völker sind die Habsburger überflüssig
geworden, auch die Deutschösterreicher wollten heim ins Reich! Für die Ungarn
waren die Habsburger seit eh und jäh Usurpatoren auf dem Thron des Heiligen
Stephans. Die Habsburger kamen in Ungarn im 16. Jahrhundert als Gegenkönige auf
den Thron, nachdem sie den nach Landessitte gewählten und gesalbten König
Johann vertrieben hatten. Darauf verließen viele Nationalitätenverbände die Front. Angesichts der
neu entstandenen Situation beorderte die ungarische Regierung ihre Truppen nach
Hause, um die eigenen Landesgrenzen gegen die von Süden vorrückenden Serben und
Rumänen zu verteidigen.
Es waren die radikalsten Naturen unter den Soldaten, die als Erste die
Fronten verließen. Die Meisten mit den persönlichen Handfeuerwaffen an der
Schulter, strömten in ihren Landeshauptstädten zusammen, wo sie zu revoltieren
begannen. Die Tschechen waren die Ersten, die sich der Monarchie entledigten.
Am 28. Oktober wurde in Prag die Tschechische Republik ausgerufen. Zwei Tage
später rief das Wiener Parlament die Republik aus. Gleichzeitig bekundete
Deutschösterreich den Wunsch an Wilson, sich an Deutschland anzuschließen. Das
kroatische Parlament löste die Personalunion mit Ungarn auf. Zuletzt wurde in
Budapest die Republik ausgerufen. Die Habsburgermonarchie zerfiel binnen
einiger Tage.
Dem Wiener Kronrat blieb nichts Anderes übrig, als ohne Rücksprache mit den
deutschen Verbündeten, der Entente den Sonderfrieden anzubieten und sie musste
am 3. November 1918 die Waffenruhe von Padua annehmen. Während der Waffenruhe
überschritt die Entente die nicht mehr verteidigte Piave- Front und nahm die
dort noch ausharrenden Einheiten, samt Ausrüstung gefangen.
Die am 29. Oktober ausgebrochene Meuterei in Kiel griff auf die deutschen
Großstädte über. Dies war die Initialzündung zu den Ereignissen, die als
Novemberrevolution in die deutsche Geschichte eingingen und Kaiser Wilhelm II39 39Kaiser Wilhelm II. 1859 -1941. Deutscher
Kaiser. Unter seiner Regierungszeit wurde in Deutschland, als ersten Staat der
Welt, die allgemeine Sozialversorgung gesetzlich eingeführt. Nach dem
verlorenen Krieg wurde er durch die Revolution von 1918 vertrieben. am 9. November zur Abdankung zwangen. Am
gleichen Tag wurde die Deutsche Republik zuerst von den Sozialdemokraten und
zwei Stunden später vom linken Spartakusbund proklamiert.
Eine Delegation der neuen republikanischen Deutschen Regierung musste dem
Waffenstillstand zustimmen und die ultimativen Bedingungen der Entente am 11.
November im Wald von Compiègne diskussionslos unterschreiben.
Hätten im Sommer die Mittelmächte ein paar Tage oder Wochen länger durchgehalten, hätten vielleicht die Italiener oder die Pariser rebelliert und der Sieger wären die Mittelmächte gewesen; mit Deutschland an der Spitze, das Land, dem nach der Evolutionstheorie eigentlich der Sieg gehört hätte. Europa verhinderte die deutsche Hegemonie für das zwanzigste Jahrhundert, schlug sich aber mit Hilfe Amerikas und der supranationalen Finanzoligarchie selbst zu Invaliden. So endete der Erste Weltkrieg mit einem Waffenstillstand für zwanzig Jahre. Wie Marschall Foch aus französischer Sicht formulierte, weil seiner Meinung nach, das Friedensdiktat die deutschen Konkurrenten nicht völlig zugrunde richtete.
9. ZWANZIG JAHRE WAFFENSTILLSTAND
Im Mittelalter, als die Könige und ihre Vasallen mit ihren Söldnerheeren
gegeneinander Krieg führten, war es dem einzelnen Söldner gleich, gegen wen
oder wie lange sein Kriegsherr Krieg führte. Er wusste, wenn er sich als Soldat
anheuern ließ: Ab jetzt ist der Krieg mein Handwerk. Da das Beutemachen,
sozusagen als Prämie zu seinem Sold gehörte, kam ihm sogar ein Kriegszug
gelegen. Seit der Grande Revolution1 1Grande
Révolution, - die Revolution von 1789 in Frankreich. wurde in Frankreich und im Laufe des 19.
Jahrhunderts in fast allen europäischen Ländern die allgemeine Wehrpflicht
eingeführt. Jeder Mann wird um das zwanzigste Lebensjahr herum zum Soldaten
ausgebildet, nachher zur Reserve eingeteilt. Damit kann jede Großmacht
innerhalb kurzer Zeit, eine Volksarmee von mehreren Millionen Soldaten
mobilisieren. Zu einem Krieg muss der Bürger aber von seiner Arbeit, von seinem
Broterwerb geholt werden, um Krieg zu führen. Dem Bürger, der im Sommer 1914
vermeintlich für ein paar Wochen mit Jubel in den Kampf zog, aber nach vier
Jahren, -wenn er das Elend überlebte- dort stand, wo er den Krieg begann,
mussten die Politiker irgendwie nachhinein motivieren, warum sie ihm all die
Entbehrungen aufbürdeten, wozu der Bürger überhaupt Krieg führen musste.
Der Schuldige am Krieg ist jeher der Verlierer. Gleich welche Seite auch
gewinnt oder verliert. Dies stand schon zu Kriegsbeginn fest. Außerdem musste
der Verlierer, in diesem Fall Deutschland, daran gehindert werden, jemals
wieder einen Krieg durchstehen können. Ein über Siebzigmillionenvolk, welches
sich - trotz allem - am Höhepunkt seiner geschichtlichen Entwicklung befand und
zu dieser Zeit jeden seiner europäischen Konkurrenten ökonomisch überragte.
Auch wenn Frankreich zu den Siegern zählte, war hier jedem Realpolitiker
klar, dass Frankreich in der nächsten Zukunft allein gegen Deutschland nichts
ausrichten konnte. Der britische Partner war gleichzeitig der jahrhundertealte
Konkurrent! Oder Feind? Zuletzt konnte niemand voraussagen, wie Frankreichs
Interessen auf die Dauer in die britische Politik der Balance of power2 2Balance of power, -
Ausgleich der Kräfteverhältnisse. hineinpassen würden. Weitsichtige Politik kümmert sich rechtzeitig um
Verbündete und Clemenceau tat alles, was in seiner Macht stand, für die
künftige Sicherheit seiner Nation. Er installierte seine Satelliten: das wieder
restaurierte Polen, die neu kreierte Tschechoslowakei und Jugoslawien, dann das
auf die dreifache Größe aufgeblasene Rumänien hinter Deutschlands Rücken.
Zuletzt wurde für Frankreichs Sicherheit die Rheingrenze gefordert. Der Rhein
als Grenze zwischen Deutschland und Frankreich war auch seitens der
französischen Regierung eine sicherlich unüberlegte Forderung. Was hätte der
französische Staat mit zehn-fünfzehn Millionen Deutschen innerhalb seiner
Landesgrenzen anfangen sollen? Mit einer um die 25 Prozent Minderheit im Lande,
die den französischen Staat ablehnen? Ein Fluss ist außerdem kein strategisches
Hindernis, höchstens eine zeitweilige Demarkationslinie. Auch die Angelsachsen
lehnten diese französische Forderung ab. Vor allem verstieß es gegen die
Wilsondoktrin, womit Amerikas Herren ihren Landsleuten diesen Krieg aufzwangen.
Anderseits wollten die Angelsachsen den deutschen Konkurrenten ebenfalls so
weit paralysieren, dass er ihnen nie wieder die Stirn bieten könne. Nie wieder
„einen Krieg anfangen“, wie es im Sprachgebrauch der Sieger hieß. Als wenn
Letztere nicht ebenso viel Schuld an diesem Weltbrand gehabt hätten, wie die
Verlierer!
100 Jahre vorher, als nach den Napoleonischen Kriegen der Wiener Kongress
die Vorkriegsverhältnisse restaurierte, saß Talleyrand3 3Talleyrand Charles Maurice de, Fürst von
Benevent, Hrzg. v. Perigord u. Benevent
1754-1838. War zu Frankreichs Kardinal vorgesehen schliss sich aber als Bischof
von Autun der Revolution an. Wurde Napoleons Außenminister; nach Napoleons
Niederlage wechselte er zu den Bourbonen über. für Frankreich als gleichberechtigter Partner am
Verhandlungstisch. Alle Seiten konnten ihr Anliegen vorbringen. Frankreich
durfte seine territoriale Integrität behalten, wurde nicht einmal zu
Schadensersatzzahlungen verpflichtet. Dadurch wurde der Frieden zwischen den
europäischen Nationen für 100 Jahre gesichert. Die Pariser Friedenmacher
diktierten aber den Frieden. Die Vertreter der besiegten Nationen: des Deutschen
Reichs, Österreichs, Ungarns, Bulgariens und der Resttürkei wurden von den
Verhandlungen ausgeschlossen! Sie wurden nur zur Verkündung des „Resultats“ vor
ihr Forum zitiert und wurden verpflichtet, die von dem Sieger diktierten
Forderungen anzunehmen. Damit stifteten sie Chaos in Europa, vor allem im
östlichen Mitteleuropa. Ordneten die Grenzen neu. Geschichtliche Tradition,
Geopolitik, Demographie und Volksbegehren wurden einfach ignoriert.4 4Jahrhunderte alte, geographisch politische
Einheiten wurden zerstört; anderseits Völker mit Jahrhunderte alten Gegensätzen
in einem Staat eingepfercht. Während des zweiten Weltkrieges, dann in den
1990-er Jahren, tobten blutige Kriege mit ethnischen „Säuberungen“ in diesen
Ländern. Die Slowaken traten aus Großtschechien bei der sich erstbietenden
Gelegenheit aus.
Schließlich waren die Friedensstifter die gleichen Staatsmänner, welche den
Krieg zu verantworten hatten. Nebenbei zerstörten sie die
österreichisch-ungarische Monarchie, mehr den ungarischen Zwillingsstaat, ohne
sich um die südöstliche Verteidigung Europas zu kümmern. Nach dem sinnlosen
Krieg begann das sinnlose Friedenmachen, das schließlich im nächsten Weltkrieg
endete. Dann mussten Sieger und Besiegte die Pariser Suppe gemeinsam
auslöffeln.
Deutschland musste Elsass und Lothringen an Frankreich abtreten. Diese
ehemaligen Reichsgebiete wurden Ende des 17. Jahrhunderts von dem Sonnenkönig
annektiert; zuletzt aber nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1871 an
Deutschland zurückgliedert. Die Bewohner des Elsass sind in der Mehrzahl
deutschsprachig; Lothringen wurde im Laufe der Zeit zum größten Teil von
französischen Ethnien überwachsen. Das Saarland wurde unter französische
Verwaltung gestellt und das linke Rheinufer mit den Brückenköpfen Köln, Mainz
und Koblenz für 15 Jahre von Frankreich besetzt. Die deutschen Afrikakolonien
mussten theoretisch an den Völkerbund abgetreten werden, wurden aber von
Großbritannien und Frankreich als Mandatsgebiete verwaltet. Die an Deutschland
gestellten Kriegsreparationen von 226 Milliarden Goldmark waren unbezahlbar.
Kleinere deutsche Landesteile fielen an Belgien. Schleswig wurde zuerst
Dänemark zugesprochen. In einer Volksabstimmung votierte der nördliche Teil für
Dänemark, der Rest für Deutschland. Hier wurde eine annehmbare Lösung gefunden.
Wie Frankreich im Laufe der Zeit seine Grenzen zum Nachteil für Deutschland
nach Osten erweitern konnte, so breitete sich das deutsche Volkstum Richtung
Polen, Böhmen oder Ungarn aus. Aufgrund dieser Tatsachen konnten jetzt die
Sieger das wiedererstandene Polen und die zu diesem Zweck gegründete
Tschechoslowakei leicht zur Einkreisung Deutschlands missbrauchen. An beide
Staaten gliederten die Sieger von deutscher Ethnie bewohnte Gebiete an, somit
standen diese Staaten zwangsläufig in Opposition zu Deutschland.
Die Grenzzonen sind vielerorts umstrittene Gebiete. Danzig, eine der
Hansestädte war größtenteils von deutschen Hanseaten bewohnt. Entlang der
Weichsel siedelten aber Polen, so betrachteten beide Völker dieses Land als
ihre Heimat. Hier herrschten, mal die polnischen Könige, mal der Deutsche
Ritterorden. Zuletzt bei der Zerteilung Polens (im 18. Jahrhundert) fielen die
nördlichen und westlichen Polen an Preußen. Verständlich, dass bei der
Wiedererstehung ihrer Heimat das Polentum allen Boden, der einmal von Polen
bewohnt war, gerne wiederhaben wollte. In Schlesien wurden Abstimmungen
abgehalten und Landesteile, wo die Polen die Mehrheit hatten fielen an Polen.
Dagegen konnte nichts eingewendet werden. Was das Verhältnis beider Völker vergiftete
war „der Korridor“, der den Ostseezugang für Polen zwischen den beiden
preußischen Landesteilen sicherte, gleichzeitig Ostpreußen vom übrigen
Deutschland abschnitt. Die Stadt Danzig wurde als Freistaat unter der
Verwaltung des Völkerbundes gestellt, was die Unzufriedenheit zusätzlich
steigerte.
Natürlich konnten diese neuen Grenzen nur so lange gelten, bis die Entente
das von Polen vielmal mächtigere Deutschland in Schach hielt. Diese
Grenzziehung bewirkte automatisch, dass Polen zum Gegner Deutschlands wurde,
obwohl der neuerstandene polnische Staat eher auf die Hilfe Deutschlands
angewiesen war. Wegen der Ostgrenzen Polens, wo Polen, Ukrainer und Weißrussen
ebenfalls miteinander vermischt lebten, kam es gleich mit Sowjetrussland zum
Krieg. Nur mit Unterstützung der Entente konnten die Polen die Rote Armee aus
Ostpolen vertreiben.
Die Wiedererrichtung Polens, der nordöstlichen Bastion des geistigen
Abendlandes, diesem Grenzwall Europas war eine geschichtliche Notwendigkeit.
Ein wahrhafter Vorposten, gar Verbündeter diene auch Deutschlands Sicherheit!
Schließlich hatten die Mittelmächte schon zwei Jahre vorher Dasselbe zu
realisieren versucht. Nur die Grenzen. Eine Grenzziehung mit gerechter Teilung
und anschließendem Bevölkerungsaustausch hätte die Landeszugehörigkeit geregelt
und zukünftige Streitigkeiten verhindert. Die Grenzen jedes Staates müssen vor
allem von den Nachbarn akzeptiert werden. Wenn nicht, dann muss der Staat
selbst in der Lage sein, seine Grenzen verteidigen zu können. Das wiedererstandene
Polen alleine war weder der Großmacht Deutschland, noch der Großmacht Russland
gewachsen. Das wiedererrichtete Polen stand erneut den gleichen zwei
Großmächten im Wege, die schon einmal sein Untergang waren. So hätte Polen, um
ihre nationale Existenz zu wahren, die Freundschaft einer seiner Nachbarn
benötigt. Auf eine dritte Macht zu bauen war ein Hasardspiel! Wie es die
Geschichte bald bewies.
Der Meerzugang Polens hätte eine Staatengemeinschaft mit Litauen, eventuell
ein gemeinsamer baltischer Staatenbund, wie es schon im 16. bis zum 18.
Jahrhundert bestand gesichert. Gemeinsam hätten sie einem Ansturm aus dem Osten
-hier ist nicht nur Russland gemeint- eher die Stirn bieten können. Die guten
Beziehungen zu den westlichen Nachbarn vorausgesetzt und der westliche Nachbar
ist nun mal Deutschland. Die baltischen Staaten pflegten schon immer gute
Beziehungen zu Deutschland. Die traditionellen Freunde Polens, die Ungarn,
waren auch gerne bereit, für gute Beziehungen in die gleiche Richtung zu vermitteln.5 5In primärem Interesse liegen
dem Staate Polen die gutnachbarlichen Beziehungen zu Deutschland auszubauen,
wobei die Beziehungen zu Russland nicht vernachlässigt werden dürfen. Vor
allem, weil ein früher oder später schrumpfendes Russland bald auf die Hilfe
Polens und Deutschlands angewiesen sein würde.
Der eigentliche Verlierer des Krieges in Europa war der Vielvölkerstaat der
Habsburger: Österreich-Ungarn. Das Kernland Deutschösterreich verlor an
deutschsprachigen Gebieten nur Südtirol an Italien und die Sudeten an die
Tschechoslowakei. Das polnischstämmige Galizien kam zum wiederentstandenen
Polen zurück. Böhmen und Mähren wurden als Tschechei beziehungsweise
Tschechoslowakei unabhängig. Die Krajina kam als Slowenien an das neu
entstandene serbisch-kroatisch-slowenische Königreich. Über den Besitz von
Triest und Istrien stritt Italien mit dem südslawischen Königreich. Nach der
misslungenen Proklamation des Kaisers, kündigte die ungarische Regierung die
Personalunion mit Österreich.
Das übrig gebliebene Restösterreich suchte Anschluss an Deutschland. Obwohl
die überwiegende Mehrheit der Österreicher diesen Anschluss wünschte, verbaten
es die Sieger in den Versailler Verträgen, um Deutschland nicht noch mit 6
Millionen Österreichern zu stärken.
Die Tschechen, Jahrhunderte lang die folgsamsten Untertanen der Habsburger,
kehrten als Ersten der Monarchie den Rücken und gründeten auf Ententewunsch mit
den Slowaken die Republik Tschechoslowakei. In diesem künstlichen Staat
fungierten die höchstens 4,5 Millionen Tschechen mit den 2 Millionen Slowaken
als Staatsvolk. Die über 3,5 Millionen Deutschen, die 1 Million Ungarn, 0,5
Millionen Ruthenen, -nicht Ukrainer wie die offizielle Propaganda der
Kriegsgewinner heute noch lautet- um die hunderttausend Polen wurden einfach
hineingezwungen. Alle diese Minderheiten leben an den Grenzen rund um die
Tschechoslowakei, nur durch die militärstrategisch gezogenen Grenzen von ihren
Mutterländern getrennt. Selbst die Slowaken wollten die Unabhängigkeit!
Folglich waren die Tschechen allein die staatstragende Minderheit in diesem
künstlich errichteten Staat. Die Kriegsgewinner stifteten mit diesem Bockschuss
nicht nur zwischen Deutschen und Tschechen Streit, sondern mit allen
Nachbarstaaten der Tschechoslowakei.
Die Völker des tschechischen Beckens, die Böhmen, Mähren und Deutschen sind
als Zentraleuropäer Träger des geistigen Europas. Das Land war seit dem neunten
Jahrhundert in das Heilige Römische Reich integriert. Der tschechische Fürst
war einer der sieben Kurfürsten, welche den Deutschen König wählten. Nach dem
tragischen Tod ihres Königs im Jahre 1526, der gleichzeitig auch der König
Ungarns war, der bei der Schlacht von Mohács gegen die Türken fiel, wählten die
Tschechen die Habsburger zu ihren Herrschern. Seit dem, war das Land Habsburger
Besitz.
Die Kultur der Deutschen und Tschechen ist durch das Jahrtausend alten
zusammenleben eng miteinander verknüpft. Erst das nationale Zeitalter des 19.
Jahrhunderts trennte sie zu Slawen und Germanen. Im nationalen Zeitalter
entdeckten die Tschechen, dass ihr slawisches Volk eigentlich in das
panslawisch großrussische Reich gehört. Die Entente konnte dieses
Nationalbewusstsein der Tschechen schon während des Krieges leicht für sich
nutzen. Zwei zur Entente übergelaufene Politiker, Masaryk6 und Benesch7 6Masaryk Tomáš Garrigue 1850-1937.Schwager
des amerikanischen Präsidenten Wilson! Zusammen mit Benesch Errichter und
Staatspräsident der Tschechoslowakei. 7Benesch-Beneš Eduard
1884-1948. Präsident der Tschechoslowakischen Nationalsozialistischen Partei.
Außenminister, Ministerpräsident, nach Masaryks Tod, Staatspräsident der
Tschechoslowakei. Nach der Machtergreifung der Kommunisten wurde er seinen
Verbündeten lästig, da verstarb er plötzlich. machten Propaganda für die Eigenstaatlichkeit der
Tschechei und gegen die Habsburger Monarchie. Sie organisierten im kriegsmüden
Russland, in Frankreich und in Italien aus Kriegsgefangenen die tschechische
Legion, die gegen die Mittelmächte eingesetzt werden sollte.
Die natürlichen Grenzen des Böhmischen Beckens bilden die Sudeten, das
Erzgebirge, der Böhmerwald und im Südosten die Westkarpaten. In den ersten
Dreien dieser geographisch-strategischen Grenzgebirge, lebten über drei
Millionen Deutsche, in kompakten deutschen Siedlungsgemeinschaften, die keinesfalls
in einen tschechisch geprägten Staat eingegliedert werden wollten. Einen Tag
nach der Ausrufung der tschechischen Republik erklärten die drei
deutsch-böhmischen Provinzen ihren Anschluss an Deutschösterreich und stellten
ihre von Prag unabhängige Regionalregierungen zusammen. Der entstehende
tschechoslowakische Staat, im Voraus zu Deutschlands Gegner konzipiert, konnte
nicht auf die Bergketten um ihr Land herum, als natürliche Landesgrenzen
verzichten. Österreich war gerade nicht in der Lage, Deutschböhmen zu
verteidigen. Umso weniger, weil hinter den Tschechen die Entente stand. Masaryk
hatte schon im Pariser Exil mit Clemenceau und mit seinem Schwager Wilson die
künftigen Grenzen seines Staates ausgehandelt. So konnte die tschechische
Legion mit Leichtigkeit die frisch gebildeten Regierungen der Sudetendeutschen
vertreiben.
Für die Väter der Tschechoslowakei war es schon im Voraus klar, dass die
4,5 Millionen Tschechen mit einer so großen deutschen Minderheit allein nicht
zurechtkommen würden. Darum musste das Staatsvolk mit dem slowakischen Nachbarn
zum Volk der Tschechoslowaken erweitert werden. Ähnlich, wie Tschechen und
Deutsche, lebten die Slowaken mit den Ungarn Jahrhunderte lang zusammen. Auch
die Slowaken wünschten sich seit einigen Jahrzehnten einen von Ungarn
unabhängigen Staat. Eben einen souveränen Staat! Dem zuvorzukommen trommelte
Masaryk im Mai 1918 im amerikanischen Pittsburgh einige Dutzend ausgewanderte
Amerikaslowaken zusammen und schloss mit diesem Slowakenkongress in Pittsburgh
einen Vertrag ab, dass beide Völker, Tschechen und Slowaken, den
Zusammenschluss zu Tschechoslowakei wünschen. Daraufhin bildeten sie einen
gemeinsamen Nationalrat, der von den Ententestaaten sofort als Exilregierung
anerkannt wurde. Der Pittsburgher-Vertrag bildete dann die Grundlage dieses
Staatswesens.8 8Jederzeit
könnte jeder, in irgendeiner Stadt der Welt einige Leute zusammenrufen, die
irgendetwas beschließen oder genauso viele Andersdenkende, die gerade das
Gegenteil postulieren.
Die Slowakei liegt in den Nordkarpaten, welche auch die nördliche Grenze
des Karpatenbeckens bilden. Durch das Karpatenbecken müssen alle Kriegsparteien
ziehen, gleichgültig ob sie von Osten nach Westen oder in die Gegenrichtung
wollen. Slowaken, Ungarn, Kroaten und andere hier ansässige Völker prägten seit
über tausend Jahren die Geschichte des Karpatenbeckens. Erst im vorigen
Jahrhundert merkten die Slowaken, dass ihr Land bisher auf dem Holzweg war. Der
richtige Weg führe in den Schoß des Mütterchen Russlands. Wohlgemerkt: nicht in
die Arme des tschechischen Bruders. Die Pariser Friedensmacher bestanden aber
auf der Tschechoslowakei und die Slowaken hatten da wenig mitzureden!
Der Präsident der
ungarischen Revolutionsregierung reiste zu französischen Entente Kommandanten, nach
Belgrad, der ihm den Friedensbefehl der Entente unterschrieben ließ. Obwohl die
Ungarn das einzige Volk in Europa waren, die sich von Anfang an gegen diesen
Krieg sträubten, weil die Einverleibung Serbiens, das slawische Übergewicht
innerhalb der Monarchie gefestigt hätte, was aber das Gegenteil ihrer
Landesinteressen darstellte. Das Pariser Friedensdiktat zergliederte das Land
in fünf Teile. Jeder Nachbar eignete sich ein Stück von Ungarn an. Damit kam
jeder dritte Ungar unter Fremdherrschaft. Weil die Ententestaaten hinter
Deutschlands Rücken Verbündete brauchten, kreierten sie ihren Satelliten aus
dem zerstückelten Karpatenbecken. Dass sie eine Bastion zerstückelten, welche
das Abendland in den letzten Tausend Jahren verteidigte – wollen sie bis heute
nicht begreifen!
Im Herbst 1918
rief die ungarische Regierung ihre Armee von der Italienfront ab, um die
eigenen Grenzen zu verteidigen. Die Rückkehrenden durften Österreich nur ohne
ihre schweren Waffen passieren. An der heimatlichen Grenze wurden die Truppen
von den Leuten der neu entstandenen sozial-liberalen Revolutionsregierung
empfangen, die ihnen noch die gebliebenen Büchsen abnahmen und alle nach Hause
schickten. Der Genosse Kriegs - Friede? Minister wollte „keinen Soldaten mehr
sehen“. Die Schöngeister der Revolutionsregierung glaubten tatsächlich daran,
dass mit dem Waffenstillstand der ewige Frieden ausgebrochen sei. Wozu braucht
dann noch das Land eine Armee? Sie ließen aber zu, dass sich die rumänische
Armee, aus siebenbürgisch-ungarischen Arsenalen, aufrüstete, gleichzeitig
sabotierten sie, den Rumänen entgegentretenden Székler Korps.9 9Székely Korps – Szeklers –
Ausgesprochen Seekäj sind ein alter ungarischer Stamm, der in Siebenbürgen
ansässig ist. Als nach dem verlorenen Weltkrieg die Rumänen nach Siebenbürgen
einmarschierten, bildeten die Székler einen Freiwilligenverband, um ihr Land
gegen die Eindringlinge zu verteidigen.
Bald besetzten Rumänen, Serben, Tschechen mit
lächerlich kleinen Armeeeinheiten den größten Teil Ungarns und der Minister
konnte jetzt der fremden Soldateska zuschauen.
Die tschechoslowakische Regierung erzwang aus strategischen Überlegungen
neben slowakischen und ruthenischen auch von rein ungarischer Ethnie bewohnte
Gebiete.10 10Benesch
selbst gab in seinen Memoiren zu, bei den ethnischen und territorialen
Darstellungen für die Pariser Friedensverhandlungen „gemogelt“ zu haben. Die
Grenzen der Tschechoslowakei seien also auf Lügen gebaut. Weder die hier
lebenden Ungarn noch die Ruthenen oder Slowaken wurden befragt, ob sie künftig
in der Tschechoslowakei leben wollen.
Die Serben besetzten die Batschka und das Banat in Südungarn.
Die Rumänen hätten sich gerne die Theiß als Landesgrenze gewünscht, wurden
aber vorläufig von dem eiligst aus Freiwilligen zusammengekommenen Székely
Korps entlang des Maros Flusslaufes aufgehalten.
Westungarn, das spätere Burgenland, wurde an Österreich angegliedert, mit
der Absicht, den neben Deutschen und Ungarn, auch von Kroaten bewohntem
Landesteil bei gegebener Gelegenheit zwischen der Tschechoslowakei und
Großserbien aufzuteilen, um Ungarn von allen Seiten her einzukreisen, damit von
der übrigen Welt zu trennen.
Diese Verstümmelung konnten einige Mitglieder der Revolutionsregierung
nicht akzeptieren und traten aus der Koalition aus. Noch in der gleichen Nacht
(21. März 1919) brüteten die Sozialisten mit den Kommunisten unter sehr
obskuren Umständen die Räterepublik aus. Damit begann eine 133 Tage dauernde
Schreckensherrschaft einer Sowjet - Räterepublik.
Die Räteregierung organisierte die Rote Armee gegen die Okkupanten. Obwohl
die Soldaten des Székely Korps nicht gerade für den Kommunismus schwärmten,
unterstellten sie sich dem Oberkommando der Roten Armee. Die Roten aber,
hielten sie nicht für vertrauenswürdig und ließen die Székler mit eigenen,
halbwegs organisierten roten Einheiten ersetzen. Bevor die Roten zu Kräften
kommen konnten, startete die rumänische Armee -von französischen Truppen
unterstützt- Mitte April eine Offensive. Die kurz vorher noch von dem Székler
hart verteidigte Front brach zusammen und die Rumänen rückten bis zur Theiß
vor.
Obwohl die ganze Nation den Bolschewismus samt Räterepublik und
Räteregierung ablehnte, konnte man die fremde Besetzung des Landes ebenso wenig
akzeptieren wie die Herrschaft der Bolschewiken. Unter diesen Zweifeln
rekrutierte sich die Rote Armee und stellte ihre Soldaten in die
Schlachtenreihe, zuerst gegen die tschechische Legion. Der Ende Mai beginnende
Feldzug vertrieb innerhalb einer Woche die Tschechen von dem östlichen
Oberungarn und zerschlug ihre Verbindung mit den Rumänen. Daraufhin stellte die
Entente der Räteregierung ein scharfes Ultimatum, ihre Truppen von Oberungarn
zurückzuziehen. Neben der Entente äußerte noch der sowjetische Kommissar für
äußere Angelegenheiten sein Missfallen, dass die Ungarn sich anmaßen, teilweise
slawisches Land zu beanspruchen, obwohl die Genossen in den slowakischen
Regionen gleich die slowakische Räterepublik ausriefen.
Die Regierenden sahen sich nun gezwungen, ihre Armee zurückzuziehen. Aus
Protest trat die Armeespitze ab und die Rote Armee begann sich aufzulösen.
Gegen die „Proletarierdiktatur“ lehnte sich vor allem die Bevölkerung auf
dem Land auf. Jede Woche vertrieb irgendeine Stadt auf dem Lande die Kommissare
aus ihren Ämtern. Am zweiten Juni protestierten die Eisenbahner gegen ihre
Einberufung zur Roten Armee und riefen einen Generalstreik aus. Der Streik
umfasste fast ganz Westungarn und am Budapester Ostbahnhof wurde anstelle der
roten Fahne die ungarische Trikolore hochgezogen. Sopron - Ödenburg und umliegende
Gebiete griffen zu den Waffen. Mit sechzehn Büchsen, hauptsächlich aber mit
Hacken und Mistgabeln bewaffnete Bürger, bildeten eine Front gegen ein
anrückendes Bataillon der Roten Armee. Die Roten versprachen den Aufständischen
Amnestie wenn sie nach Hause gehen. Inzwischen kamen aber, die bis an die Zähne
bewaffneten „Leninburschen“ in einem Panzerzug an. Sofort begannen sie mit der
„Ordnungsmache“ zu dessen Erfolg sie mehrere dutzend „Reaktionäre“ umbrachten.
Von Westungarn eilte der Panzerzug der Leninburschen in die westliche
ungarische Tiefebene. Das dortige „Reinemachen” forderte noch mehr Leben als
das Vorherige. Dann folgte die südliche Tokajergegend. Hier ermordeten sie nur
19 Bürger. Das dortige Massaker wurde von dem, in der Bundesrepublik später
hoch gelobten Philosoph György Lukács geplant und vollzogen. In Budapest brach
ein unorganisierter Aufstand der Kadetten aus, der von der in der Hauptstadt
ansässigen roten Wache niedergeschlagen werden konnte.
In Westungarn rüsteten sich aufständische Gruppen gegen die Abtretung
Westungarns an Österreich, die aber gleichzeitig auch gegen die Roten kämpften.
In dem von den Franzosen besetztem Szeged - Szegedin formierte sich im
Frühsommer eine Gegenregierung und eine konterrevolutionäre Armee, bereit gegen
die Roten zu marschieren. Die Franzosen befürchteten aber, dass Ungarn und
Rumänen gegeneinander, statt gegen die Roten ziehen könnten und
komplimentierten die Weißen Konterrevolutionäre nach Transdanubien (westliches
Ungarn) hinüber, wo sie begannen, das Land von den Roten zu säubern. Angesichts
des sich anbahnenden Bürgerkrieges setzten sich die Rumänen leicht über die
Theiß, um noch mehr von Restungarn abzuschneiden, als ihnen die Entente ohnehin
schon zusprach. Die in Auflösung begriffene Rote Armee leistete ihnen wenig
Widerstand. Fast ungehindert kamen sie bis Budapest und besetzten die
Hauptstadt, bevor sie die Weißen vom Westen her erreichen konnten.
Die Kommunisten kamen seinerzeit im März mit Hilfe der Linkssozialisten an
die Macht. Der rechte Flügel der Sozialdemokraten -wurde zwar von den
Regierenden verbal verdammt- doch konnten sie viele Posten in den Gremien des
Staatsapparates besetzen. Jetzt als die Sozialisten merkten, dass es mit den
Bolschewiken abwärtsgeht, überstimmten sie die Radikalen und bildeten am 28.
Juli eine Sozialdemokratische Regierung aus Leuten, die sich, während der
Proletarierdiktatur nicht kompromittierten. Um die Bolschewiken loszuwerden,
ließ die neue Regierung sie samt ihrem Anhang in zwei vollen Eisenbahnzügen
nach Wien fliehen. Inzwischen lief die widerwillig rekrutierte Rote Armee
endgültig auseinander.
Auf Befehl der Entente mussten die Rumänen Budapest und die ungarische
Tiefebene räumen, aber sie behielten das ganze ungarische Siebenbürgen. Doppelt
so viel, wie ihnen ihre Verbündeten ursprünglich versprochen hatten. Kroatien,
das seit 800 Jahren mit Ungarn in Personalunion lebte und ein eigenes Parlament
besaß, wurde in den südslawischen Staat hineinmanövriert. Somit wurde die
Einheit des Karpatenbeckens, die mittlere Ostbastion des Abendlandes, von den
Kriegsgewinnern geschleift.
Es wäre zu hoffen, dass die Völker des Karpatenbeckens: Slowaken, Ruthenen
und die Völker Siebenbürgens mit den Ungarn einen Modus vivendi.11 11Modus vivendi - Lebensart;
Übereinkunft für das Zusammenleben. finden; entweder als Staatenbund mit separaten, souveränen Parlamenten oder
nach Schweizer Vorbild als Bundesstaat der Kantone12 12Schweiz.
Dank seiner günstigen geografischen Lage steht es den meisten kriegführenden
Staaten nicht im Wege, so konnte das Land Jahrhunderte lang seine Neutralität
bewahren. Bewohnt von den gleichen Völkern Deutschschweizern, Welschschweizern,
italienischsprachigen Schweizern (Tessiner) und Rätoromanen, eigentlich von den
gleichen Völkern, dessen Bluts- und Sprachverwandte außerhalb der Schweizer
Grenzen zahllose Kriege gegeneinander führten. Der Schweizer Staat ist als Bund
der Kantone (relativ kleine Regionen) organisiert und jeder Kanton bewahrt
seine relative Souveränität gegenüber dem Staat. So ist die amtliche Sprache in
Genf Französisch, in den rätischen Dörfern rätoromanisch. Damit kann sich jeder
Schweizer seine lokale Eigenart bewahren und pflegen. Die engere
Legislative – neben dem Wahlvolk - besteht aus zwei Kammern: aus dem Ständerat,
wo jeder Kanton zwei Vertreter stellt; und aus dem Nationalrat, in dem die
Delegierten der Parteien sitzen. Die zwei Kammern zusammen, die „Vereinigte
Bundesversammlung“ wählt die sieben Bundesrätinnen/Bundesräte für ein Jahr,
welche die Regierungsgeschäfte führen. Eine/r den Bundesrätinnen/Bundesräte
wird sukzessive zum Bundespräsidenten gewählt, die/der dann für ein Jahr den
Vorsitz im Bundesrat übernimmt. Traditionsgemäß werden die schon einmal
gewählten Bundesräte jährlich wiedergewählt, bis sie aufgrund des Alters oder
wegen Krankheit freiwillig zurücktreten. Weil die Regierung eine
Konkordanz-Regierung ist, wo alle größeren Parteien vertreten sind, bleibt ein
gleichbleibender Trend erhalten. Die kleine Repräsentantenzahl im Bundesrat
verhindert die Fraktionsbildung innerhalb der Regierung. Beschlüsse der
Exekutive unterliegen der Volksabstimmung oder das Volk kann gegen die
Beschlüsse des Parlaments die Volksabstimmung (Referendum) verlangen. Dieser
Staats- und Regierungsmodus wird, mit Recht, von vielen als musterhafte
Demokratie betrachtet und die heutige Schweizer Verfassung ist vielleicht die
gerechteste Konstitution der Weltgeschichte. Müsste eigentlich als ein Beispiel
dienen für Staaten, in denen verschiedene Nationen, Sprachgruppen und Religionen
zusammenleben. aus eigenem Interesse und Notwendigkeit als Wehrgemeinschaft
für das Karpatenbecken zusammenschließen. Die Zeit drängt. In geschichtlich
kurzer Zeit ballt sich auf der eurasischen Steppe eine neue Bedrohung zusammen:
die wiedererwachten Turkvölker und vom Süden her die Araber. Gegen diese
mächtige Bedrohung können sie das Karpatenbecken und sich selbst nur gemeinsam
verteidigen. Als Kleinstaaten werden sie bald in ihrer bloßen Existenz bedroht
sein!
Wenigstens auf dem Balkan, auf der meistbedrohten Südostflanke Europas,
hätten die Sieger einen Ersatz für Byzanz schaffen müssen, wenn sie schon die
zweite Verteidigungslinie des ungarischen Staates zerstückelten. Griechen,
Makedonier, Bulgaren und Serben gehörten einst zu dieser byzantinischen Bastion.
Die gemeinsame Religion und die Parallelitäten in der Geschichte dieser Völker
hätten eigentlich zu einem Staatenbund ausgereicht. Die martialischen Serben
und Bulgaren würden den eher verblühten Griechen und Rumänen genug Halt für die
Selbstbehauptung in diesem südöstlichen Angelpunkt Europas geben können.
Stattdessen wurden in das, zum serbisch-kroatisch-slowenischen Königreich
vergrößertem Großserbien mehrere Völker mit ähnlichen Sprachen, aber
verschiedenen Religionen und Kulturen hineingepfercht, die sich seit
Jahrhunderten bekämpften. Außerdem bestand ein unüberwindbares ökonomisches
Gefälle zwischen den zwei nördlichen Bundesgenossen Slowenien und Kroatien und
dem übrigen Rest. Kein Wunder, dass beim nächsten europäischen Konflikt dieser
Staat auseinanderfiel und die Bundesgenossen wider Willen begannen einander
totzuschlagen.
Nach ihrem Putsch in Sankt Petersburg machten sich die Bolschewiken daran,
jegliche Opposition zu eliminieren. Schließlich waren sie die einzige Partei,
die über eine Armee, die Rote Armee, verfügte. Bei den ersten und letzten
freien Wahlen, die unter ihrer Herrschaft abgehalten wurden, erhielten die
Sozialrevolutionäre, eine linksliberale Gruppierung, die absolute Mehrheit. Die
Bolschewiki bekamen nur knapp über 20 Prozent der Stimmen. Die frei gewählten
Volksvertreter kamen zu einer gesetzgebenden Versammlung zusammen, sprachen
aber nicht nach Geschmack der Bolschewiki. Daraufhin ließ Trotzki die
Versammlung durch die Rote Armee auflösen und sandte die Konkurrenzparteien
nach eigener Dialektik auf den „Kehrichthaufen der Geschichte“. Die Opposition
ließ sich nicht so leicht vertreiben, so tobte noch jahrelang ein Bürgerkrieg.
Die Antikommunisten wurden eher schlecht als recht von den Ententestaaten
unterstützt.13 13Weil
Russland mit der bolschewistischen Revolution aus der Entente ausgeschieden
ist, teilten die Ententestaaten Russland unter sich auf. Großbritannien erhielt
Nordrussland und das Baltikum, Frankreich das südliche Russland und den
Kaukasus, Japan und die USA teilten sich Sibirien. Von den Weißen
konterrevolutionäre verlangten die Ententestaaten für die Unterstützung die
Schürfrechte der russischen Ressourcen für sich. Quasi die Kolonisation
Russlands! Sie fanden aber keinen aufständischen Weißenführer, der ihre
Forderung akzeptiert hätte. Daraufhin stellte die Entente die Waffenlieferungen
ein und überließ Russland den Bolschewiken. Die Bolschewiken fanden Unterstützung bei einigen
New Yorker Bankhäusern.14 14Lenin
erklärte den Dollarfluss den eigenen Genossen einfach: „Die Kapitalisten werden
uns den Strick liefern, mit dem wir sie aufknüpfen werden.“ Die Bolschewiken hatten noch den Vorteil,
dass sie die Landesmitte beherrschten, wo die Rüstungsindustrie angesiedelt
war. Die Weißen Antikommunisten wandten sich nicht allein gegen die
Bolschewiken, sie bekriegten auch die Unabhängigkeitbestrebungen der
Nationalitäten und vergeudeten ihre Kräfte oft an zwei Fronten. So verschossen
sie bald ihre Ententemunition, danach blieb ihnen nur die Flucht ins Ausland
übrig. Dem Bürgerkrieg folgte schreckliches Elend und Hungersnot. Im Winter
1921-22 verhungerten mehrere Millionen. Die Roten konnten ihre Herrschaft durch
Terror festigen und herrschten über das Russische Reich samt seinen Kolonien
allein.
Nur der Besonnenheit und Kompromissbereitschaft der Politiker und des
Militärs im Nachkriegsdeutschland ist es zu verdanken, dass hier kein
Bürgerkrieg entfacht wurde. Die von den Fronten intakt heimgeführte Armee
zerschlug nach einigen Tagen den Berliner Aufstand der bolschewistischen
Spartakisten und die Räterepublik in München. Dann ordneten sich die
Armeeführer der neuen sozialdemokratischen Regierung unter.
Wenn die Völker nach der Wilson-Trotzki Theorie über ihre nationale
Zugehörigkeit selbst hätten bestimmen können, hätte sich das freiheitliche
Staatsideal des abendländischen Zeitgeistes in Europa ausgebreitet und für eine
lange Friedenszeit gebürgt. Das Friedensdiktat teilte die Völker jedoch in
Sieger und Besiegte und säte so bereits den Samen für den nächsten Weltkrieg.
Liberalismus und Nationalismus sind Blutsbrüder nur zusammen existent,
gleich wie feindlich auch die Beiden gegenüberstehen. Der mittelalterliche
Untertan konnte seinen König oder seinen Feudalherren lieben oder hassen. Der
liberale Bürger ist dagegen auf seine Heimat, auf seine Nation eingeschworen,
und zwar absolut. Der Untertan konnte zu einem anderen Feudalherrn überlaufen,
wie der Bürger seine Partei, seine politische Überzeugung, seine Konfession
wechseln kann, nicht aber seine nationale Identität. Ein Russe oder Franzose
kann wohl amerikanischer Staatsbürger und loyaler Amerikaner werden, im Herzen
aber bleibt er eben Russe oder Franzose. Liberalismus und Demokratie sind
Zeiterscheinungen in der ersten Lebensphase einer Zivilisation. Der Nationalismus
aber sitzt tiefer in den Menschen. Der Nationalismus ist ein Reflex, welcher in
jedem Menschen mal als Patriotismus, mal als Chauvinismus vorhanden ist. Die
nationale Souveränität oder nur das nationale Prestige zu wahren, ist für die
Zeitgenossen wichtiger als ihre Religion, die Demokratie oder die Staatsräson.
Der Nationalismus ruft als Lokalpatriotismus Zehntausende in die
Fußballstadien, oder macht aus einem Juden in der Diaspora, der eigentlich ein
Kosmopolit ist, den schärfsten Befürworter des Judenstaates. So ist es zu
begreifen, dass gerade in Italien, in einem der Siegerstaaten, eine neue
Regierung zur Macht kam, welche statt des Liberalismus, die zweite Strömung des
Zeitgeistes, den Nationalismus auf seine Fahne schrieb. Behielt die freie soziale
Marktwirtschaftsordnung, was schlechthin das produktivste Ökosystem aller
Zeiten ist. Führte aber in der Staatsräson die soziale Diktatur ein, um zu
verhindern, dass der freie Geldverkehr der freien sozialen Marktwirtschaft in
wilden Turbokapitalismus ausartet. Ein Lehrer namens Benito Mussolini15 15Mussolini Benito 1883-1945. Duce - Führer
der Partito Nazionale Fascista - Nationale Faschistische Partei. Von 1922 bis
1943 Ministerpräsident. Nach seinem Sturz und seiner Internierung wurde er von
deutschen Fallschirmjägern befreit. Rief die Republica Sociale Italiana –
Italienische Sozialistische Republik aus und wurde ihr Präsident. Nach dem
Zusammenbruch 1945 von kommunistischen Partisanen gefangengenommen und
erschossen. gründete nach
dem Krieg den Verband der Frontkämpfer. Aus diesem Verband erwuchs bald die
Partito Nationale Fascista, die sich als kontroverse Bewegung zum Kommunismus,
aber auch zur liberalen Politideologie profilierte. Der Duce Mussolini
versprach seiner Gefolgschaft die Renaissance von Ruhm und Glanz ihrer
römischen Vorfahren. Im Herbst 1922 organisierte er den Marsch auf Rom. In der
Hauptstadt verlangten seine Anhänger, ihn als Regierungschef einzusetzen, bis
der König einwilligte. Als Ministerpräsident waltete er recht erfolgreich. In seiner
Ratio waren Staat und Regierung Vermittler, der höchste Schiedsrichter zwischen
Kapital, Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Er nahm die Banken an die Kandare,
stoppte die Inflation und stabilisierte die desolaten Staatsfinanzen.
Verpflichtete die Tagediebe zur Arbeit und regte die Bautätigkeit an.
Verpflichtete Arm und Reich sich für das Wohl Italiens einzusetzen.
Der Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika, mit dessen Unterstützung
die Ententestaaten den Krieg gewannen, seine Ideale aber, für die sie ihre
Söhne in den Kampf schickten, bei den Friedensverhandlungen völlig ignoriert
wurde,16 16Bei
den Pariser Friedensdiktaten wurden Wilsons Postulate von dem
Selbstbestimmungsrecht der Völker oder Frieden ohne Sieger, von dem Sieger
weitgehend ignoriert. Er verließ vorzeitig die Verhandlungen. Auch die
Legislative der Vereinigten Staaten ratifizierte nie die Pariser Abmachungen
und verweigerte den Beitritt zum Völkerbund. schloss im Sommer 1921 einen Separatfrieden mit
seinen ehemaligen Gegnern: Deutschland, Österreich und Ungarn.
Im gleichen Jahr reduzierten die Sieger ihre Reparationsforderungen auf 132
Milliarden Goldmark. Die Weimarer Regierung konnte auch diesen reduzierten
Kriegstribut nur mit Verspätung und vor allem aus amerikanischen Anleihen bezahlen.
So besetzten Frankreich und Belgien das Ruhrgebiet, um den Ernst ihrer
Forderung zu verstärken. Das passte wieder den Angelsachsen nicht. Sie
fürchteten, damit den Deutschen-Staat völlig in den Bankrott zu treiben oder
sogar dem Bolschewismus auszuliefern. Dann hätten sie womöglich alle ihre
Forderungen in den Kamin schreiben können. So machte es mehr Sinn für die
Besetzer, das Ruhrbecken zu räumen.
Das Sowjetreich und Deutschland schlossen im April 1922 Frieden in Rapallo,
wobei beide Staaten auf Reparationsforderungen verzichteten. Anscheinend
rechneten die Sowjets immer noch damit, dass Deutschland sich bald dem
Bolschewismus zuwende.
Um aus der Isolation herauszukommen, erkannte das Deutsche Reich auf der
Konferenz in Locarno im Herbst 1925 ihre Westgrenzen zu Frankreich und Belgien
endgültig an. Dafür wurde die Weimarer Republik im Völkerbund aufgenommen. Über
die Bereinigung der Ostgrenzen mit Polen und der Tschechoslowakei wurde ein
internationales Schiedsgremium oder Gericht vorgeschlagen, kam aber nie
zustande.
Polen, das Baltikum, sowie Deutschland gehören der gleichen abendländischen
Kulturgemeinschaft an. Evident, dass die gefährlichere Bedrohung für Polen, wie
für die baltischen Völker vom Osten, also von einem fremden politischen System
her, kommt! Für Deutschland oder jeden anderen Staat ist es ebenfalls
vorteilhafter, eine Bedrohung an den Grenzen des Nachbarstaates abzuwehren.
Wenn der Feind an den eigenen Staatsgrenzen steht, ist es meistens schon zu
spät. Den baltischen Staaten und Polen wurden klar, dass sie die stets
wachsende sowjetische Bedrohung alleine nicht abwehren konnten. Die
willkürliche Grenzziehung zu Ungunsten Deutschlands, schloss diesen natürlichen
Verbündeten für Polen aus. Die Finanz- wie Wirtschaftslage in Großbritannien
und in Frankreich,17 17Weder
Großbritannien noch Frankreich waren einem so globalen Krieg, wie dem
Weltkrieg, finanziell gewachsen. Ohne finanzielle Unterstützung der Vereinigten
Staaten hätten sie schon den ersten Weltkrieg nicht durchstehen können. vor allem aber die allgemeine
Kriegsmüdigkeit, ließen außer verbaler Unterstützung auch von dieser Seite
nichts mehr erhoffen. In Estland stürzten die Bolschewiken Ende 1924 fast die
legitime Regierung. Darauf nahm die Rechte das Ruder in die Hand. In Polen war
die Mehrheit mit der gemäßigten Militärdiktatur einverstanden, die hier
Marschall Pilsudski18 1926
einführte. Schließlich war das Land von zwei Seiten her gefährdet.18Piłsudski Josef Klemens 1867-1935
Polnischer Marschall und Politiker, diente seinem Land als Soldat, in
verschiedenen hohen Staatspositionen und zuletzt als Staatschef.
Seinerzeit, um Griechenland in den Krieg hineinzuziehen, sprach die Entente
alle von den Griechen bewohnten Teile Anatoliens den Griechen zu. Nach dem
Zusammenbruch des Osmanischen Reiches besetzten die Griechen zusammen mit
Ententetruppen große Teile die europäische Türkei und Teile der anatolischen
Westküste. Derweil merkten die britisch-französischen Friedensmacher jedoch,
dass sie die Türkei nicht weiter paralysieren dürfen. Sie brauchten die Türken
im Nahen Osten als Damm gegen Sowjetrussland. Sie taten nichts, als gegen die
griechischen Okkupanten ein Aufstand losbrach und Kemal Pascha19 19Kemal Pascha, Kemal Mustafa 1881-1938.
Atatürk - Vater der Türkei. Militärischer Führer des Aufstandes gegen die
Entente-griechische Besetzung der Türkei. Später Staatspräsident. Begann die
Türkei zu modernisieren.
die griechische Armee samt der griechischen Bevölkerung, die seit Urzeiten hier
ansässig war, vertrieb. So blieben die Griechen die Dummen und hatten das
Nachsehen aus der Entente - Allianz. Eine große Umsiedlungsaktion begann.
Griechen, Türken und Bulgaren wurden aus der Diaspora in ihre Nationalstaaten
umgesiedelt. Damit wurde wenigstens die Landeszugehörigkeit in ethnischem Sinne
geregelt. Der Lausanner Frieden von 1923 bestätigte dann den Status quo der
Region. Das hieß aber auch, dass Arabien für die Türkei endgültig verloren war.
Bei der Zerschneidung Arabiens wurden die arischen Kurden, die weder Türken
noch Araber sind vergessen. Ihr Siedlungsgebiet wurde unter der Türkei, dem
Irak, dem Iran und Syrien aufgeteilt, obwohl dieses tapfere Volk seit
Jahrhunderten für einen souveränen Kurdenstaat kämpfe.
Als Europa sich zu zerfleischen begann, fing der Abstieg der Kolonialmächte
an. Indien rebellierte schon seit einigen Jahren gegen die britische
Herrschaft. Ägypten war die erste britische Kolonie, die 1922 in die
Unabhängigkeit entlassen wurde. Das britische Militär blieb trotzdem im Lande,
um den Suezkanal zu kontrollieren. Fünf Jahre nach dem Osteraufstand bekam
Irland die Autonomie, wurde aber vorher geteilt. Der mehrheitlich
protestantische Nordosten der Insel blieb bei Großbritannien. Im katholischen
Süden wurde die Republik Irland ausgerufen und von Großbritannien getrennt,
doch vorläufig musste es noch im British Commonwealth bleiben.
Nach Lenins Tod entledigte sich Stalin20 20Stalin
Dschugaswili Josif Wissarionowitsch 1879-1953. Zuerst drittrangiges Mitglied in
Lenins Sowjetkabinett. Ab 1927 setzte er sich gegen seine Rivalen durch und
wurde Alleinherrscher über Sowjetrussland. aller seiner Kontrahenten und wurde von 1927 bis
zu seinem Tode einer der mächtigsten Diktatoren der Weltgeschichte. Als
würdiger Nachfolger vollendete er Lenins Zerstörungswerk an der russischen
Seele, dem Staat und zuletzt an der Wirtschaft, zuletzt das Rückgrat der Nation das spärlich vorhandene Bürgertum,
als er alle unternehmerischen Erwerbstätigkeiten verbat.21 21Der
Bäcker um die Ecke wurde als Ausbeuter verunglimpft und wenn er zusätzlich noch
Pech hatte, kam er samt seiner Familie ins Arbeitslager. Andere Handwerker,
Schuster oder Coiffeure, die mehr Glück hatten, mussten ihr Geschäft in eine
Genossenschaft einbringen. Angeblich sollte so ein Großbetrieb rationeller
arbeiten als der Quartierschuster. Dafür musste der Zeitgenosse zum Haare
schneiden kilometerlange Wege in Kauf nehmen. Zuletzt mussten die Bauern ihr
frisch zugeteiltes Land in die kollektiwnoje chosjastwo, kurz Kolchose oder
Kollektivwirtschaft einbringen.
Im Abendland waren die harten Kriegsjahre vorbei. Diejenigen, die den Krieg
überlebt hatten, holten alles nach, was sie in den letzten Jahren verpasst
hatten. Es war eine fröhliche Zeit auf Bällen, in der Mode und fürs Vergnügen.
Die Fortschritte, die die Technologie während des Krieges gewann, konnte man
für den Frieden ummünzen, somit begann auch die Wirtschaft zu florieren. Ford22 22Ford Henry 1863-1947.Amerikanischer
Industrieller. Erbauer der ersten günstigen Volksauto- Serie. produzierte als erster Automobile am
Fließband. Bald folgten andere Industriezweige seinem Beispiel, der
Serienproduktion. Vor allem in Amerika erblühte eine bisher ungeahnte
Konjunktur. Man nannte dort diese Zeit „The Roaring Twenties“, in Deutschland
die Goldenen Zwanziger Jahre.
Philosophen und Wirtschaftstheoretiker liefern diverse Erklärungen. Warum
treten in der freien Marktwirtschaft immer wieder Fluktuationen und Störungen
auf? Warum folgen auf eine Konjunktur von Zeit zu Zeit Krisen? Die
plausibelsten Erklärungen beschuldigen diejenigen Wirtschaftskapitäne, die ihre
Produktion nicht rechtzeitig auf marktkonforme Waren umstellen. Andere die
Banken, die höhere Zinsen fordern, als es das Wachstum der Realwirtschaft
zulässt. Wieder andere das Spekulationskapital, welches die Aktienkurse bis zum
Zerplatzen in die Höhe treibt und gleichzeitig die Investitionen in der wert
erzeugenden Realwirtschaft vernachlässigt.23 23Ein
Zeitungsartikel von 1996 macht dem Management einer solventen, werterzeugenden
Schweizer Firma Vorwürfe, dass sie in diesem Jahr aus ihrem Betrieb nur 1,8
Prozent Gewinn herausholten. Der Schreiber des Artikels, ein Finanzjongleur
brüstet sich mit Geldschiebereien 8-10 Prozent Gewinn einzustreichen.
Während des Krieges brachten die meisten Aktien gute Gewinne. Die dem Krieg
folgende Konjunktur steigerte noch die Nachfrage für Wertpapiere. Die Banker
köderten die Willigen mit billigzinsen zu Aktienkauf. Innert kurze Zeit stiegen
die Wertpapierpreise über ihre eigentlichen Werte. Jetzt erhoben die Banker die
Zinsen der Billigzinsen auf 20%. Diese Wucherzinse konnten die Meisten nicht
zahlen und wollten ihre Aktien loswerden. An einem Freitag im Herbst 1929
begannen an der Wall Street die Aktienkurse zu fallen.24 Bald auch in London, Berlin und Paris. Die
Weltwirtschaftskrise war da. Vakante Betriebe mussten scharenweise schließen.
Für die nächsten Jahre blieben Millionen ohne Arbeit. 24 Schwer zu sagen, wie weit diese Krise geplant war. Doch die Geldoligarchie
konnte die gefallenen Aktien günstig aufkaufen.
Demokratie und freie Marktwirtschaft bedingen einander, zusammen bilden die
Grundlage der Plurale Gesellschaftssystems. Nur eine florierende freie
Wirtschaft schafft die Existenzgrundlage für eine Staatsform, die dem
Individuum weitgehende Freiheiten und Entfaltungsmöglichkeiten einräumt; und
dies ist eben die Demokratie. Nach diesem Schwarzen Freitag vermuteten viele
das Ende des kaum begonnenen liberalen Zeitalters. Rechte Ideologien boten
einen Mittelweg zwischen Bolschewismus und Liberalismus an. Allmählich setzte
sich in den meisten der europäischen Staaten ein eher autoritärer als
demokratischer Regierungsmodus durch. Der Duce schaltete die Opposition
endgültig aus. In Italien herrschte die Einheitspartei der Faschisten.
Österreichische Staatsmänner experimentierten mit dem Ständestaat, den ihr
Landsmann, der Philosoph Otmar Spann empfahl. In Griechenland, Jugoslawien,
Portugal und Spanien wechselten die Regierungen zwischen Diktatur und
Demokratie hin und her.
Trotz des verlorenen Krieges und allen Schwierigkeiten waren die Deutschen
in den 30er Jahren immer noch eine aufstrebende Nation in der Fülle ihrer
nationalen Entfaltung. Die Krise, die mehr als 6 Millionen Arbeitslose brachte,
kam vom Ausland, von den Siegerstaaten, die die nationale Demütigung nach dem
verlorenen Krieg aufzwangen. Der Bürger musste sich an eine starke Hand wenden,
welche das Land aus der Misere führen würde. Dass die starke Hand zuerst einmal
die Opposition ausschalten werde, musste in Kauf genommen werden. Das
Redetalent Hitler25 25Hitler
Adolf 1889-1945. Deutsch-österreichischer Politiker. Durch sein rhetorisches
Talent schaffte er es, aus einfachen Verhältnissen kommend, zum Kanzler und
Führer Deutschlands aufzusteigen. Als Führer besaß er mehr Macht als, je ein
anderer deutscher Herrscher in der Geschichte. Hitler musste wohl telepathische
Fähigkeiten besessen haben. Bei einer Begrüßung schaute er seinem Gegenüber
tief in die Augen. Das genügte! Die Meisten wurden dabei seine Anhänger.
Eigentlich wollte er Architekt werden. Als der Krieg ausbrach, meldete er sich
freiwillig zu den Waffen, wie so viele seiner Altersgenossen. Während des
Krieges erhielt er -unter anderen Auszeichnungen- das Eiserne Kreuz. Die
deutsche Kapitulation traf ihn im Lazarett; halb blind von einem Gasangriff.
Nach dem Krieg im Jahre 1919 besuchte Hitler eine Versammlung der Deutschen
Arbeiterpartei in München, dort fasste er den Entschluss, Politiker zu werden
und trat dieser Partei bei. Sein Redetalent machte ihn innerhalb von zwei
Jahren zum Parteivorsitzenden. Gleichzeitig wurde die Partei zur
Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei umbenannt. Seine Partei
unternahm 1923 einen Putschversuch gegen die Bayerische Regierung. Dafür bekam
Hitler fünf Jahre Festungshaft. Hier hatte er Zeit, seine Ideologie
niederzuschreiben und unter dem Titel „Mein Kampf“ herauszugeben. Nach einem
Jahr Haft wurde ihm die restliche Strafzeit erlassen. Er gründete seine Partei
neu. Als Triebfeder der Partei hielt er jahrelang Reden und schüttelte Hände,
bis ihm die Machtergreifung gelang.
entwarf eine passende Ideologie, welche Nationales und Soziales verband und
von der Arbeiterschaft, wie vom Bürgertum akzeptiert werden konnte. In den
Wahlen im Juli und November 1932 wurde seine Partei, die Nationalsozialistische
Deutsche Arbeiterpartei mit 33 Prozent der Stimmen die stärkste Partei im
Reichstag. Nach langen Verhandlungen wurde Hitler zum Reichskanzler ernannt. Er
bildete sein Kabinett zusammen mit der Deutschnationalen Volkspartei. Die Kluft
zwischen Links- und Rechtsparteien war schon so tief, dass die Kommunisten die
neue Regierung mit dem Anzünden des Reichstagsgebäudes begrüßten. Darauf erließ
Reichspräsident Hindenburg26 26Hindenburg
Paul von Beckendorf. 1847-1934. Deutsche Feldmarschall, ab 1925
Reichspräsident. die
Notstandsgesetze und verbot die Kommunistische Partei (KP). Die Rechtsregierung
verlangte weitgehende Machtbefugnisse. Der Reichstag nahm daraufhin die
Ermächtigungsgesetze mit großer Mehrheit an. Diese erlaubten der Regierung
Gesetze zu erlassen, ohne sie vorher vom Parlament gutheißen zu lassen. Der Weg
für den Einparteienstaat der Nationalsozialisten war frei. Diejenigen, die
diese Alleinherrschaft gefährdeten, kamen ins Arbeitslager. Die Arbeitslosen
bekamen eine Schaufel in die Hand, gleich ob der Betreffende Akademiker, Friseurgeselle
oder Hilfsarbeiter war. Sie wurden für Meliorationsarbeiten bis zum gerade
begonnenen Autobahnbau eingesetzt.27 27Die
Demokratie darf einem Arbeitslosen nur eine zumutbare Arbeit anbieten, auch
wenn der Staat dabei ökonomisch zugrunde geht. Der Kleinbürger Hitler, der nach dem Tode
Hindenburgs zum Führer avanciert war, begann Deutschlands Vorkriegsstatus
wiederherzustellen.
Laut den Pariser Friedensverträgen stand im Jahre 1935 die Volksabstimmung
im Saargebiet an. Die Bewohner des Saarlandes durften darüber entscheiden, ob
sie zu Deutschland oder zu Frankreich gehören wollten. Die große Mehrheit, 91
Prozent stimmte für Deutschland. Frankreich räumte das Saarland. Hitler wagte
nun die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und die Verabschiedung der
Nürnberger Gesetze.28 28Das
Reichsbürgergesetz entzog Fremdrassigen, neben anderen auch Juden, das deutsche
Bürgerrecht. Das Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes verbot die Heirat
zwischen Fremdrassigen und Deutschen. Frankreich stand kurz vor der Volksfrontregierung. Deutschland nutzte das
politische Chaos in Paris aus und besetzte 1936 das rechte Rheinufer, welches
nach den Versailler Verträgen entmilitarisierte Zone war.
Italien besetzte von seinen Kolonien Eritrea und Somalia aus Abessinien. Der
Negus.29 29Négus,
Hajle Selassié (1892-1975) Kaiser von Äthiopien (Négus Negesti: König der
Könige, Kaiser) floh zu
den Briten, welche dann einen riesigen politischen Wirbel im Völkerbund
machten. Eben Quod licet Jovi, non licet bovi.30 30Quod
licet Jovi, non licet bovi. - Was der Jupiter darf, darf der Ochse nicht. Wenn Großbritannien die halbe Welt
kolonialisiert, darf Italien noch lange nicht das Gleiche tun! Mussolini hatte
sich aber rechtzeitig durch einen Kolonien-Ausgleich mit Frankreich und durch die
Römischen Verträge mit Österreich abgesichert.
Die Völker Iberiens, die vom Weltbrand verschont geblieben waren, mussten
sich nach dem Krieg zwangsläufig für eines der Systeme entschieden, die nach
dem Krieg entstanden waren. Da für die iberische Demokratie die wirtschaftliche
Basis fehlte, blieb nur die Wahl zwischen Kommunismus und Faschismus übrig.
Jede der Wahlen brachte ein anderes Resultat. Hier bekamen die Rechten die
Mehrheit, dort die Demokraten, die Linken oder die Anarchisten. Spanien wurde 1931
eine Republik. Der König ging in Exil, ohne abzudanken. Bei den Wahlen zwei
Jahre später bekamen in ländlichen Gebieten die nationalen Parteien die
Mehrheit, in den Städten walteten die Linken. Im Sommer 1936 entsagte das
Militär in Spanisch-Marokko seinen Gehorsam der linken Madrider Regierung
gegenüber. Ein paar Tage später bildete sich in Südspanien eine Gegenregierung
gegen die Sozialisten in Madrid. Ihnen kamen die aufständischen Truppen von
Spanisch-Marokko zu Hilfe und marschierten gemeinsam gegen Madrid. Damit begann
der Bürgerkrieg zwischen Antimarxisten und Antifaschisten.
Die Kommintern31 31Die
Kommintern war die Dachorganisation aller kommunistischen Parteien mit Sitz in
Moskau, mit dem Ziel, die kommunistische Weltrevolution in alle Länder der Erde
hineinzutragen. Die Volksfront, in der linke und liberale Parteien gemeinsam
die Regierung stellten, war eines ihrer trojanischen Pferde, mit dem sie die
Macht an sich reißen wollten. Die Sowjets sahen im Faschismus den
gefährlicheren Gegner. Daher beschloss die Kommintern den Kampf gegen den
Faschismus mit den kapitalistischen Staaten -damit waren die abendländischen
Demokratien gemeint- gemeinsam anzutreten. rekrutierte in der ganzen Welt mehrere
zehntausend linke Freiwillige, um Spanien in seinem Lager zu halten. Mit dem
Internationale Brigaden kamen zuerst einmal 2000 Sowjetkommissare, 16 Flugzeuge
und 400 Sowjetpanzer zu Hilfe für die Zentralregierung, so geriet Madrid unter
Moskaus Gängelband. Die aufständischen Nationalen wurden von Italien mit Waffen
und Munition versorgt. Außerdem kämpften einige italienische
Freiwilligenverbände auf der Seite der Falange.32 32Falange
Española Tradicionalista. Antikommunistische Bewegung Spaniens, zuletzt
Staatspartei Spaniens.
Hitler und Mussolini vereinbarten im Jahre 1936
die wirtschaftliche Zusammenarbeit ihrer Staaten und die gemeinsame
Unterstützung der spanischen Aufständischen. Bei der Unterzeichnung des
Vertrages sprach Mussolini von der Achse Berlin-Rom. Seit dieser Rede wurden
die Antikomminternstaaten auch Achsenstaaten genannt. Nach Abschluss des Achsenvertrages entsandte
Hitler 1936 die Legion Kondor. Die Legion Kondor war eine freiwillige Flieger-
und Panzereinheit, welche zum Sieg der Antimarxisten entscheidend beitrug. Der
Bürgerkrieg endete im Frühjahr 1939. Franco,33 33Franco
Bahamonde, Francisco 1892-1975. Spanischer General der Aufständischen gegen die
Marxisten. Nach dem Sieg, Staatschef und Caudilio - Führer Spaniens. der kommandierende General der
Aufständischen wurde Regierungschef.
In Portugal etablierte sich seit 1928 eine nationale Republik, die das Land
aus dem Spanischen Bürgerkrieg und aus dem zweiten Weltkrieg heraushalten
konnte.
Weder Deutschland noch Italien hatten Interesse an Asien. Sie strebten aber
die gleiche nationale Neuordnung Europas beziehungsweise des Mittelmeerraumes
an, wie sie Japan in Asien verwirklichen wollte. Als sich die Verständigung
zwischen Moskau und der Rooseveltadministration anbahnte, schlossen in Rom
Italien, Deutschland und Japan 1937 das Antikommintern-Abkommen ab, was 1940
als Dreimächte- Abkommen oder Dreierbund bekräftigt wurde. Dann traten die
Verbündeten Deutschlands und Japans bei: Spanien, die Slowakei, Ungarn,
Rumänien, Bulgarien, Kroatien, Mandschuko.34 34Mandschuko
hieß die Mandschurei unter japanischem Protektorat. Diese Staaten bildeten im Krieg die
Achsenmächte.
Das fleißige Volk der Chinesen schaffte den Sprung ins 20. Jahrhundert
nicht so schnell wie die Japaner. Im Besitz der technischen Überlegenheit des
Abendlandes, konnte Japan Ende des 19. Jahrhunderts seinen Einfluss über
Taiwan, etwas später über Korea auszudehnen. Als die europäischen
Kolonialmächte China nach dem Boxeraufstand35 35Boxeraufstand.
Aufstand der Chinesen gegen fremde, abendländische Hegemonien im Jahre 1900.
Wurde von den damaligen Großmächten gemeinsam niedergeschlagen. unter sich aufteilten, bekam auch Japan
seinen Anteil. Kurz nach der Jahrhundertwende, im Russisch-Japanischen Krieg,
vertrieb Japan die Russen aus Südsachalin und Port Arthur. Im Ersten Weltkrieg
schlug sich Japan an die Seite der Entente. Dafür wurde es mit den Mariannen-
Inseln, den Karolinen- Inseln und den Marschallinseln, sowie den deutschen
Besitzungen in China belohnt. Die Chinesen protestierten gegen Japans
Kolonisationsbestrebungen es kam zu zahllosen Straßenkundgebungen. Der fremde
Einfluss, die fremde Ideologie und der nationale Stolz mündeten zuletzt in
einem Bürgerkrieg in China. Die nationale Zentralregierung musste gegen die,
von den Sowjets unterstützten Kommunisten und gegen Japans imperiale
Bestrebungen einen Zweifrontenkrieg führen. Japan besetzte 1931 die Mandschurei
und versuchte möglichst viel von dem durch Bürgerkrieg geplagten China zu
erobern, bevor das zwanzigmal größere China erwachen würde. Weder Japan noch
die Europäer merkten, dass die Zeit der Kolonisationen, wie es bisher
praktiziert worden war, bald ablaufen würde. Japans imperiale Politik missfiel
den Angelsachsen. Sie wollten Japan zuerst zu einem Flottenabkommen überreden,
wobei letzterer nur eine viel kleinere Flotte zugedacht war, als sie selbst
besaßen. Japan verließ die Konferenz. Der Konsensus mit den Angelsachsen war
dahin.
Sowjetrussland belegte und beherrschte ein Sechstel der Erdoberfläche. Es
war schon allein dadurch eine Großmacht. Selbstverständlich suchten auch die
Sowjets Kombattanten. Die Kuomintang,36 36Die
Kuomintang; linksnationale Einheitspartei Chinas. Stand gerade im Krieg mit
Japans Nationalismus um die Suprematie über Ostasien. Dein Feind ist mein
Feind; führte China und die Angelsachsen zusammen. Dass dabei beide Seiten ein
Auge zudrücken mussten, kam auch mal in der Politik vor. die linksnationale Partei Chinas, wurde
als einzige nichtkommunistische Partei in die Kommintern aufgenommen. Verdeckt
unterstützten aber die Russen die Kommunisten, die Bürgerkriegsgegner, die mit
ihnen verbündete chinesische Regierung. Bald mussten die Chinesen feststellen,
dass die Sowjets Satelliten und nicht Verbündete brauchten. Die europäischen
Nachbarn der Sowjetunion fürchteten aus dem gleichen Grund die Freundschaft der
Sowjets mehr, als sie sich von ihren eventuellen Feinden fürchteten. In diesen
Ländern, um dem sowjetischen Einfluss zu begegnen, herrschten nationale eher
rechtstrendige Regierungen. Diese standen prinzipiell den Achsenmächten näher
als den abendländischen Demokratien. Die absichtlich gelegte und geschürte
deutsch-polnische Rivalität verhinderte aber jegliche Annäherung zwischen Polen
und den Achsenmächten.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Vereinigten Staaten die stärkste
Wirtschaftsmacht der Zeit. Logischerweise wählte die supranationale Finanzwelt,
die jeweils mächtigste Wirtschaftsmacht zu seinem Hauptsitz aus. Folglich
wanderte der harte Kern der Weltfinanzmacht, der bis zur Jahrhundertwende von
London-City aus jonglierte, über den Atlantik nach New York hinüber. Damit
wanderten auch die Kriegsschulden der europäischen Staaten nach Amerika. So
wurde Europa, vor allem Frankreich und Großbritannien samt ihren Kolonien und
Kronländer zu Anhängseln Amerikas. Außer den englisch sprechenden Völkern
gehörten Frankreich, Belgien, Dänemark, Luxemburg, die Niederlande und Norwegen
mit ihren parlamentarischen Systemen zu diesem, zeitkonformsten, liberalen
Atlantischen Block. Dieser war durch Amerikas ökonomischer Überlegenheit auch
der stärkste Bund der Zeit. Die Schweiz und Schweden konnten ihr
parlamentarisches Staatswesen und ihre Neutralität während des Krieges -nur
wegen ihrer günstigen geografischen Lage- aufrechterhalten; sie waren
blockfrei.
Im Zweiten Weltkrieg kam es fast zu den gleichen Allianzen, wie während des
Ersten Weltkrieges. Nur Italien und Japan wechselten zum Gegenlager über.
Außerdem änderte sich die Mitwirkung der Vereinigten Staaten: im ersten
Weltkrieg stieg Amerika auf Bitten der Ententestaaten ein, allerdings mit
tatkräftiger Nachhilfe Wilsons und Washingtons Hintergrundmacht. In den Zweiten
Weltkrieg wurden Großbritannien, Frankreich und Polen von Roosevelt37 hineinmanövriert. 37Roosevelt
Franklin Delano 1882-1945. Ab 1933 bis 1945 Präsident der Vereinigten Staaten.
Um diesen Kriegspräsidenten auf seinem Posten zu halten, wurde die
amerikanische Verfassung angepasst! So wurde Roosevelt viermal
verfassungswidrig zum Präsidenten gewählt. An der alliierten Seite: Frankreich,
Großbritannien, Belgien, Holland und Sowjetrussland, die als Frontstaaten an
Menschen und Material die größten Verluste erlitten hatten, waren nur
bescheidene Kombattanten. Den Krieg trug und gewann die riesige ökonomische
Überlegenheit der Vereinigten Staaten.
Ohne die willkürlichen Grenzziehungen durch das Versailler Friedensdiktat,
hätte es keinen Anlass für einen erneuten Weltkrieg. Die Nationalsozialisten
wären eine kleine Partei in der Weimarer Parteienvielfalt geblieben. Die 80
Millionen Deutschen, als natürliches Hindernis vor der sowjetrussischen Dampfwalze,
hätten die Bolschewisierung Europas verhindert. Selbst Churchill.38 38Churchill Sir Winston Spencer 1874-1965.
Minister in verschiedenen Kabinetten. Während des Zweiten Weltkrieges
britischer Kriegspremier. Nach seinem Pyrrhussieg über Deutschland zerfiel das
britische Weltreich. wies
in seinen Memoiren auf die ungerechte Friedensregelung hin. In seiner
grenzenlosen Abneigung gegenüber Deutschland sah er aber nicht, dass die
deutsche Hegemonie über Europa für das Britisch-Imperium weniger Gefahren barg
als Washingtons angestrebte neue Weltneuordnung.
Roosevelt wurde 1932 das erste Mal zum Präsidenten der Vereinigten Staaten
gewählt. Von seinen Hintermännern, die sich nicht unüberheblich Brain-Trust.39 39Brain Trust. – Gehirn Tröst. nannten, wurde ihm - wie schon seinem
Vorgänger Wilson - eingeredet, dass Amerika die Aggressoren, Unruhestifter,
Nazis, Faschisten, Deutschen und Japaner besiegen müsse, dann kehre der ewige
Friede auf Erden ein. Als tiefreligiöser Mensch glaubte er, er selbst sei vom
Allmächtigen zum Weltfriedensstifter auserwählt worden.
Die Erfahrungen während und nach dem Ersten Weltkrieg stellten die
überwiegende Mehrheit der Amerikaner gegen eine erneute Kriegsbeteiligung.
Schließlich bedrohte weder Deutschland noch Japan, schon der Entfernung wegen,
nicht die Freiheit oder den Wohlstand der Amerikaner. Der Brain- Trust nannte
diese Mehrheit verächtlich Isolationisten. Berühmte Amerikaner wie Lindbergh,40 der Ozeanflieger; 40Lindbergh
Charles Augustus 1902-1974. Amerikanischer Pilot; überflog im Alleingang den
Atlantischen Ozean. Henry
Ford, der bekannte Autofabrikant; Joe Kennedy,41 41Kennedy
Joseph Patrick 1888-1969. Amerikanischer Bankier und Reeder. Vater des späteren
Präsidenten John F. Kennedy. Heute ist umstritten, ob er wirklich gegen
Amerikas Kriegseintritt arbeitete, oder mit seinen Meldungen nur Roosevelt
warnen wollte: den Krieg nicht voreilig vom Zaune brechen lassen, bevor die
Briten genügend gegen Deutschland aufgewiegelt werden, beziehungsweise
Großbritanniens Feldarmee aufgestellt ist. der Botschafter in London war, oder Ezra Pound.42 42Pound
Ezra 1885-1972. Der größte Dichter der Vereinigten Staaten zur damaligen Zeit.
Scharfer Gegner von Roosevelts Kriegspolitik. Nach dem Krieg steckte ihn die
amerikanische Demokratie ins Irrenhaus. Amerikas zeitgrößter Dichter befürworteten die
Neutralität Amerikas. Sie sammelten 25 Millionen Unterschriften für ihr
Anliegen. Darauf musste der Kongress 1935 das Neutralitätsgesetz verabschieden.
Dieses Gesetz verbot der amerikanischen Regierung, kriegführenden Staaten
Kriegsmaterial zu liefern oder sie sonstwie zu unterstützen.
Während die Demokratien nur langsam aus der Krise herauskamen, erstarkte
Deutschland zusehends. Die XI. Olympischen Spiele der Neuzeit wurden in
Deutschland ausgetragen. Die Gelegenheit, der Welt ein selbstbewusstes,
politisch stabiles und ökonomisch gefestigtes Deutschland vorzuführen.
Anscheinend nahmen die Franzosen die Besetzung des rechten Rheinufers hin. Die
französische Olympiamannschaft grüßte Hitler mit erhobener rechter Hand. Ave
Führer gallici te salutant.43 43Ave
Führer gallici te salutant. - Sei gegrüßt Führer, die Gallier grüßen dich. Die Westgrenzen zu Frankreich waren also
bereinigt. Umso mehr als in Frankreich nicht nur die immer mächtiger werdenden
Rechtsbewegungen, sondern auch die allgemeine Volksmeinung den Konsensus mit
den Deutschen suchte. Diese Gelegenheit für die Verständigung zwischen
Frankreich und Deutschland, zwischen den zwei stärksten Ländern Zentraleuropas,
was die Grundlage des europäischen Friedens sei, wurde verpasst. Hitler hielt
den Ausgleich mit England wichtiger. Dort musste aber der zum Ausgleich
neigende König Eduard der VIII.44 bald gehen. 44Eduard VIII 1894-1972 Von
Januar bis Dezember 1936 König Großbritanniens. Wollte Großbritannien und
Europa vor einem neuen Krieg bewahren. Vermutlich hatte er den Krieg zwischen
Deutschland und Großbritannien verhindert. Roosevelts Hintermänner fanden oder
konstruierten aber einen Vorwand und ließen ihn den Thron entsagen.
Politisch vegetierte Österreich seit dem Krieg vor sich hin. Die Sieger
verboten den Anschluss an Deutschland, wo es hingehören wollte. Die Mehrheit
befürchtete: dass zu Kleinstaat geschrumpften Österreich werde alleine nicht
lebensfähig, gar müsse sich einer den Nachfolgestaaten unterordnen. Nach
Kriegsende bekundete das Wiener Parlament seinen Anschlusswillen. Später
votierten ungenehmigte Abstimmungen in Salzburg und in Tirol für den Anschluss.
Für einen 650 Millionen Dollar-Kredit im Jahre 1922 musste die österreichische
Notenbank privatisiert werden45 45Mit
der Privatisierung der Nationalbank verfügt das Parlament nur bedingt über die
Staatsfinanzen. Eine anonyme Finanzgesellschaft regiert im Hintergrund, wie
heute der FED oder die EZB. und das Land musste sich gegen einen Anschluss an Deutschland für die
nächsten 20 Jahre verpflichten.
Die Stadt Wien wurde von den Marxisten, das Land und der Staat von den
Christlich-Sozialen und der bürgerlichen Mehrheit regiert. Drei Parteiarmeen
hielten die Regierung und sich selbst gegenseitig in Schach: Der vom linken
Marxistenflügel geführte Republikanische Schutzbund, die bürgerliche Heimwehr
und der Frontkämpferverband der Bauern. Die Parteigegensätze im Rumpfstaate
brachten das Land oft an den Rand eines Bürgerkrieges.
Erfolge rechter Politiker in Italien und in Deutschland bestärkten die
österreichischen Regierungen es ähnlich zu versuchen. Die Regierung musste
gleichzeitig den Forderungen der Sieger nachkommen, die auf dem Alleingang
Österreichs bestanden und nicht einmal eine Zollunion mit Deutschland
bewilligten. Gleichzeitig musste die anschlusswillige Mehrheit der Bürger
beschwichtigt werden und zum Ausgleich gegenüber dem deutschen
Nationalsozialismus eine eigene nationale Bewegung aufstellen. Der Ständestaat
von Bundeskanzler Dollfuss46 46Dollfuß
Engelbert 1892-1934. Österreichischer Bundeskanzler 1932-34.sollte
alle Parteien in der Vaterländischen Front vereinen. Er konnte aber nur Teile
der Christsozialen Partei und die Monarchisten um sich scharen. Bei der
Ausschaltung der Marxisten kam es im Februar 1934 zu bewaffneten Aufständen in
Linz, Wien und in der Steiermark. Die Polizei konnte nur mit Hilfe der
Heimwehrformationen die Rebellion niederschlagen. Fünf Monate später scheiterte
in Wien ein Putschversuch der Nationalsozialisten, bei dem Bundeskanzler
Dollfuss ums Leben kam. Obwohl die Partei der Nationalsozialisten in Österreich
seit 1933 verboten war, nahm ihre Anhängerschaft ständig zu. Der neue
Bundeskanzler Schuschnigg47 47Schuschnigg
Kurt1897-1977. Österreichischer Bundeskanzler 1934-38. handelte 1936 mit Hitler einen gegenseitigen
Nichteinmischungsvertrag aus. Er verpflichtete sich aber, die
nationalsozialistische Opposition in seiner Regierung aufzunehmen. Bis Februar
1938 wurde die Lage der Wiener Regierung so kritisch, dass auf Hitlers Druck
der NS-Mann Seyß-Inquart48 48Seyß-Inquart
Arthur 1892-1946. Nationalsozialistischer Politiker. Für eine kurze Zeit
Innenminister, dann während des Anschlusses im März 1938 Bundeskanzler
Österreichs.
Innenminister wurde. Schuschnigg verkündete kurzfristig ein Plebiszit, pro oder
kontra für den Anschluss an Deutschland. Um seine Regierung zu retten, setzte
er das Wahlalter auf 24 Jahre fest und sein Wahlgesetz ließ fast nur seine
eigenen Anhänger zu den Wahlen zu. Hitler forderte nun ultimativ den Rücktritt
Schuschniggs und erzwang die Ernennung Seyß-Inquarts zum Bundeskanzler. Der
neue Bundeskanzler rief deutsche Truppen ins Land, „um einen Bürgerkrieg zu
vermeiden“. Sein Kabinett vollzog dann zusammen mit der Deutschen Reichsregierung
den Anschluss. Am 14. März 1938 konnte Hitler in Wien vor Hunderttausenden
verkünden, dass sein Vaterland Österreich in das Deutsche Reich zurückgekehrt
sei. Einige Wochen später bestätigte eine Volksabstimmung mit überwältigender
Mehrheit den Anschluss.
Die Nachfolgestaaten der Habsburger Monarchie wurden zu gleichen
Vielvölkerstaaten, wie die Monarchie selbst war. Und die eingezwungenen Völker
wollten zu ihren eigenen Mutterländern zurück oder strebten nach
Unabhängigkeit. Die Pariser Verträge verpflichteten alle Signatarstaaten die
Rechte der Minderheiten zu respektieren. Trotzdem waren alle Nachfolgestaaten
der Österreichisch-Ungarischen Monarchie daran, ihre Minderheiten zu
eliminieren, oder aus ihr Heimatorte zu vertreiben. In der Tschechoslowakei
hofften die Parteien der Minderheiten durch Mitwirkung an der Regierung als
Koalitionspartner die Gleichberechtigung zu erlangen. Die Prager Regierung
ihrerseits benutzte Verwaltungsreformen und Schulreformen, um die Minderheiten
einzuschmelzen. Parallel zum Erstarken Deutschlands schwand auch die bisschen
Kompromissbereitschaft in den Sudeten. Nach dem Anschluss Österreichs forderten
nun auch die Sudetendeutschen den Anschluss an ihr Mutterland. Hitler schlug
der Tschechoslowakei und seinen Protektoren den Volksentscheid in den Sudeten
und in den nicht tschechischen Regionen vor, um das ansässige Volk entscheiden
zu lassen, wo sie hingehören wollen. Die polnische Regierung drohte die von
Polen bewohnten Gebiete zu besetzen und die slowakische Partnernation forderte
die eigene Autonomie.
Das Böhmische Becken ist geopolitisch wie die Schweiz, gleich wer in der
Region gegen wen Krieg führt, Tschechien steht nicht im Wege. Wenn die
tschechischen Erzwinger des tschechoslowakischen Staates dies Axiom vor Augen gehabt
hätten! Ohne die Slowakei und das Sudetenland wäre vielleicht Tschechien vom
Zweiten Weltkrieg verschont geblieben.
Die tschechoslowakische Regierung tat alles, die rund um ihren Staat
angeeigneten Gebiete zu halten. Als die britisch-französische Garantie immer
aussichtsloser erschien, schloss sie 1935 einen Beistandspakt mit
Sowjetrussland ab, zu dem außer Prag keine europäische Regierung bereit war.
Die sowjetische Hilfe musste aber durch polnisches oder rumänisches
Hoheitsgebiet kommen. Selbstverständlich wollte keine dieser Regierungen die
Rote Armee im Land haben. Um der Rolle als Konterstaat zu Deutschland gerecht
zu werden, um überhaupt seine staatliche Existenz zu sichern, musste sich der
tschechoslowakische Staat an das russische Mütterchen anschließen. Umso mehr,
da er von seinem westlichen Stifter und Verbündeten gänzlich abgeschnitten war.
Durch diesen Lapsus der Kriegsgewinnler konnte die sowjetische, panslawische
oder russische Armee jederzeit durch die Tschechoslowakei, nicht nur in die Mitte
Deutschlands, sondern in das Herz Europas marschieren.49 49An
den zeitgenössischen Landkarten ist diese Tatsache auch für politische Laien
augenfällig. Bloß die
Pariser Friedensstifter und ihre Nachfolger wollen den Fehler an ihrem
Pfuschwerk nicht mal heute einsehen. Der einzige Protagonist, der für die
tschechoslowakische Sache eintrat, war Präsident Roosevelt. Er hätte gerne die
tschechoslowakischen und polnischen Armeen unter sowjetischem Kommando gegen
Deutschland marschieren lassen. Sein Vorhaben scheiterte nur an den politischen
und nationalen Differenzen zwischen den potenziellen Verbündeten, da Polen
ebenfalls Gebietsansprüche gegen die Tschechoslowakei hatte. Zudem waren
Roosevelts Hände durch das Neutralitätsgesetz der Vereinigten Staaten gebunden.
Doch persönlich hielt er Italien, Japan, vor allem aber Deutschland für
aggressive Staaten, die Amerikas globale Ambitionen bedrohen, welche zerstört
werden müssen!50 50Roosevelts Abneigung gegenüber dem
Nationalismus machte ihn zum idealen Präsidenten seiner Hintermänner. Eines
hatten all diese rechtsnationalen Staaten gemeinsam: Ihre Wirtschaft florierte
ohne amerikanische Anleihen oder sie schränkten die Tätigkeiten der
supranationalen Finanzoligarchie in ihren Ländern ein.
Die neue Regierung in Frankreich, die nach dem Debakel der Volksfront
entstanden war, fürchtete sich vor einer Machtergreifung der Action Francaise.51 51Die Action Françese war eine
rechtsnationale Bewegung in Frankreich, ähnlich dem Faschismus in Italien oder
dem Nationalsozialismus in Deutschland, aber nicht gleich! Eben national und
die nationalen Interessen zweier Länder verlaufen nicht immer parallel! Der
italienische Nationalismus wurde von den Angelsachsen ungewollt in Hitlers Arme
getrieben. Der polnische Nationalismus wurde gegen Deutschland ausgespielt, um
Europa ins Verderben zu stürzen. und hütete sich, wegen der Tschechoslowakei, mit Hitler in Konflikt zu
kommen. Großbritanniens 6 Milliarden Pfund Kriegsschulden waren für den
Realpolitiker Chamberlain,52 52Chamberlain,
Arthur Neville 1869-1940. Britischer Premier 1937-1940. vor
allem aber dem Britischen- Parlament Grund genug, ihr Land nicht in einen
erneuten Krieg verwickeln zu lassen. Schließlich wurden die Pariser
Friedensbeschlüsse, deren Missgeburt die Tschechoslowakei war, von der
Legislative der Vereinigten Staaten nie ratifiziert. Unter diesem Aspekt kam
das Münchener Abkommen zustande, in welchem die Siegerstaaten des Ersten
Weltkrieges das Anrecht des vereinigten Deutschlands auf deutschösterreichische
Landesteile anerkannten, die ihnen 20 Jahre vorher die gleichen Sieger
abnahmen. Darüber hinaus rieten die vier Signatarstaaten der
tschechoslowakischen Regierung, -auch Großbritannien und Frankreich- direkte
Verhandlungen mit Polen und Ungarn über ihre Differenzen aufzunehmen. Erst,
wenn die Kontrahenten sich nicht unter sich einigen können, werden die vier
Großmächte: Großbritannien, Frankreich, Italien, Deutschland; nach drei Monaten
über die Neuziehung der Grenzen entscheiden.
Dadurch wurde die künstlich vom Sieger errichtete Tschechoslowakei um ihre
natürlichen Landesgrenzen entledigt. Im Oktober 1938 kam das Sudetenland zum
Deutschen Reich. Die tschechoslowakische Armee, 35 bestausgerüstete Divisionen,
wurde von den Grenzen zurückgezogen und entlassen. Staatspräsident Benesch,
einer der Co-Errichter Großtschechiens trat zurück und emigrierte nach England.
Sobald die Tschechoslowakei von ihren Paten so jämmerlich verstoßen worden
war, leiteten die Slowaken, die nie gefragt wurden, ob sie den tschechischen
Bräutigam heiraten wollten, das Scheidungsverfahren ein. Die ungarische
Regierung wollte die Slowaken für eine Konföderation gewinnen. Die Slowaken
wollten aber endlich eine unabhängige Slowakei haben. Ungelöst war der Status,
der eine Million Ungarn, die entlang der willkürlich gezogenen Grenzen auf der
noch tschechoslowakischen Seite lebten. Die Ungarn waren vom
Clemanceau-Masaryk-Benesch-Trio ebenso in Großböhmen eingepfercht worden, wie
die Slowaken selbst. Gleichzeitig mit dem Zerfall des tschechoslowakischen
Staates verlangte Ungarn die Revision seiner Grenzen, was im Münchener Abkommen
auch die Siegermächte gutgeheißen hatten. Bisher waren Frankreichs Ohren nur
für das Anliegen der Klein-Entente53 offen. 53Klein- Entente – Paris
versuchte mit diesem Militärpakt zwischen der Tschechoslowakei, Rumänien und
Jugoslawien ein schlagkräftiges Bündnis hinter Deutschlands Rücken zu
erstellen. Logischerweise richtete sich das Bündnis auch gegen die
Revisionsbestrebungen Ungarns. In Britannien hörte man die Ungarn wenigstens an. Von den Siegerstaaten
anerkannte nur Italien ihre gerechte Rückforderung. Hitler brauchte Ungarn und
Polen entweder als Verbündete oder als Durchgangsländer für die große
Abrechnung mit den Sowjets. Polens Forderung auf das Olsagebiet, welches
überwiegend von polnischer Bevölkerung bewohnt war, gab Hoffnung für die
politische Verständigung mit dem polnischen Nachbarn und die Unterstützung von
Ungarns Revisionswünschen, verpflichtete das Land zu engerer Zusammenarbeit mit
Deutschland. An der neuen Grenzziehung zeigten weder Frankreich noch
Großbritannien Interesse, so regelten die Außenminister der Achsenmächte die
Rückgliederung ungarischer und polnischer Landesteile an ihre Mutterländer. Die
Entscheidungen wurden dann von Frankreich und von Großbritannien gutgeheißen.
Als Entgegenkommen erkannte Ungarn die Unabhängigkeit der Slowakei an, die sich
von Tschechien trennte. Die Trennung der Slowakei von Tschechien wurde am 14.
März 1939 vollzogen. Nach dem Zerfall der Tschechoslowakei verleibte sich
Hitler Resttschechien und gliederte es als Reichsprotektorat Böhmen und Mähren
in sein Reich ein. Er drehte den Spies einfach um. Tat mit Resttschechien das
Gleiche, was Masaryk und Benesch, zwanzig Jahre vorher, mit den Sudeten taten.
Unrecht wurde mit Unrecht vergolten.
Die Wahrheit hängt jeweils vom Standpunkt der Beteiligten ab, aus welcher
Perspektive die Geschehnisse betrachtet werden. So liegt die Wahrheit aus
deutscher, tschechischer, slowakischer, polnischer oder ungarischer Sicht je
anders. Es gibt, quasi mehrere Wahrheiten. Der Sieger setzt seine Wahrheit
durch, der Verlierer bleibt samt seiner Wahrheit Verlierer. So wie es sich nach
dem angelsächsisch-russischem Sieg in die Gegenrichtung verkehrte. Die Wahrheit
siegt nämlich selten, die Wahrheit der Stärkeren setzt sich durch.
Aus dem Desaster der Tschechoslowakei blieb das von Ruthenen und Ungaren
bewohnte Waldkarpatien als Niemandsland übrig. Freilich beanspruchte der neue
slowakische Staat diese Landesecke, dort waltete aber zurückgebliebenes
tschechisches Militär. Außerdem kamen ukrainische Freischärler über die
Karpaten, die die Ruthenen zu Ukrainern erklärten und zu „befreien“
beabsichtigten. Die Karpaten waren über tausend Jahre lang die natürlichen
Grenzen Ungarns, die Ruthenen waren eine der treuesten Nationen der Heiligen
Stephanskrone.54 54Heilige
Stephanskrone. Nach ungarischem Recht gehöre das Land der Heiligen Krone. Der
gewählte König musste erst auf die Gesetze der Heiligen Krone einen Eid
leisten, erst danach durfte er seine Regierungszeit antreten. Außerdem konnte Ungarn auch den kleinsten
Teil der Karpaten-Festung nicht einem eurasischen Steppen-Land freiwillig
überlassen und besetzte sein entrissenes Eigentum. Den ansässigen Ruthenen
wurde von der Regierung der ungarischen Heimat die Selbstverwaltung
versprochen, sobald die kriegerischen Zeiten vorüber waren.
Ebenfalls in den letzten Märztagen 1939 wurde das Memelland von Litauen an
Deutschland zurückgegeben, nachdem in einer Volksabstimmung über die
Landeszugehörigkeit mit 87 Prozent für Deutschland gestimmt wurde.
Als letzte Streitfrage blieb die Verbindung Ostpreußens mit Deutschland
sowie Polens Zugang zum Meer. Mit ein wenig Wohlwollen der Siegerstaaten hätte
der Zweite Weltkrieg vermieden werden können! Mussolini, mehrere britische
Politiker, vor allem König Edward der VIII. wollten durch friedliche
Verhandlungen die Ungerechtigkeiten des Pariser Friedensdiktats, -laut
Churchill die Torheiten des Versailler Vertrags- in gemeinsamen Einvernehmen
beseitigen.
10. DIE FORTSETZUNG, ODER DER ZWEITE WELTKRIEG.
Nach der Einverleibung Resttschechiens erklärte Chamberlain im Britischen-
Parlament, dass nach der Selbstauflösung der Tschechoslowakei auch die Garantie
Großbritanniens wegfallen würde. Für Tschechien konnte nichts mehr getan
werden. Was ihn zwei Tage später bewegte, seiner bisherigen Politik zu entsagen
und auf Roosevelts harten Kurs umzuschwenken, blieb ein Geheimnis der großen
Politik. Er nahm Churchill, den schärfsten Gegner Deutschlands, in sein
Kabinett auf. Bald gab die britische Regierung eine Garantieerklärung für die
Souveränität Polens, Belgiens, Rumäniens, Griechenlands und der Türkei, zu dem
auf Roosevelts Ränken hin, sich Frankreich ebenfalls anschloss.1 1Seit Roosevelt 1936
wiedergewählt wurde, setzte er alles daran, das Neutralitätsgesetz der
Vereinigten Staaten nach eigenem Belieben zurechtzubiegen. In seiner berühmten
Boykottrede im Herbst 1937 verlangte er, Japan wegen seiner Aggression gegen
China, Italien wegen der Eroberung Abessiniens und Deutschland wegen seiner
Revisionsbestrebungen zu boykottieren. Gleichzeitig verlangte er die Aufgabe
der Neutralitätspolitik der Vereinigten Staaten und fing an, die
Waffenproduktion in seinem Land zu forcieren, obwohl die meisten Amerikaner
gegen die Einmischung in die europäischen Angelegenheiten waren! Auch wenn das
Neutralitätsgesetz der Vereinigten Staaten für seine Regierung bindend war,
begann die Rooseveltadministration Druck auf die britische, französische und
polnische Regierung auszuüben, um diese zu einer schärferen Politik gegenüber
den Achsenmächten zu bringen. Auch wenn die britische Armee, laut eigenem Generalstab, nicht in der Lage
war, ein Expeditionskorps oder eine Expeditionsarmee nach Frankreich,
geschweige denn nach Polen zu entsenden. So musste schnellstens, trotz
Ablehnung durch die Labor-Opposition, die allgemeine Wehrpflicht in
Großbritannien eingeführt werden.
Im so genannten Stahlpakt vom Mai 1939 vereinbarten Deutschland und Italien
ihre Wirtschaft noch näher zusammenrücken zu lassen und versicherten einander
bei kriegerischen Verwicklungen gegenseitigen Beistand.
Den deutschen Verbündeten hinter sich wissend, besetzte Italien im
Frühsommer 1939 Albanien. Der König ging ins Exil und das albanische Parlament
stimmte, notgedrungen, der Personalunion mit Italien zu.2 2Die Albaner sind seit der
römischen Zeit auf der südwestlichen Balkanhalbinsel ansässig. Zwischen
Griechen und Römern konnten sie sich nie zu einer dominanten Nation entwickeln.
Im Mittelalter blieben sie Zankapfel zwischen den Nachfolgestaaten der Griechen
und Römer. Während der Eroberung des Balkans durch die Türken, leisteten sie
lange Widerstand, doch zuletzt wurden sie dem Osmanischen Reich einverleibt.
Das Volk wurde im Laufe der Jahrhunderte größtenteils islamisiert. Nach der
Wende zum 20. Jahrhundert wurden die Türken vom Balkan vertrieben. Nun erhoben
Serbien, Griechenland, Österreich-Ungarn und Italien einen Anspruch auf
Albanien. Nach langen Verhandlungen einigten sich die zerstrittenen Parteien
auf ein selbstständiges Albanien. Der im Mittelalter noch zu Serbien gehörende
Kosovo, der jetzt zu 80-85 Prozent von albanischer Bevölkerung bewohnt ist, kam
unter serbische Verwaltung.
Ende der dreißiger Jahre hinderten sich drei unversöhnliche Regime
gegenseitig an ihrer individuellen Machtentfaltung. Die liberal-kapitalistische
Welt der Angelsachsen, Stalins Bolschewismus und die nationalen Regime. Um den
einen zu eliminieren, mussten sich die zwei Anderen verbünden, gleichgültig wie
feindselig sie auch zueinanderstanden!
Eine in nationale Konsensus zueinander findende Europa wäre für die
Weltherrschaft der Bolschewismus, ebenso wie der Weltglobalisierungspläne der
Liberalismus ein unüberwindliches Hindernis. So verbündeten sich die zwei auf
Weltherrschaft strebende Todfeinde gegen Europa, respektive gegen die stärkste
Macht Europas, das zurzeit Deutschland war.
Polen lehnte
strikt ab mit Stalin irgendein Bündnis einzugehen. Die deutsch polnische
Grenzen des Versailler Vertrages -im Voraus zu Konflikten geplant- schlossen
die Verständigung mit Deutschland aus. Das Land an der Grenze des geistigen
Abendlandes hinderte Sowjetrussland daran mit Deutschland abzurechnen.
Nun begann die
Diplomatie der Angelsachsen und der Nationalsozialisten einen Wettlauf um den
polnischen Kombattanten. Dass die Polen nur zu Kanonenfutter gebraucht wurden,
das hatte schon die Geschichte erwiesen! Hitler versuchte einen Ausgleich mit
Polen zu erreichen, berief sich auf die Sowjetgefahr und wäre mit einer
exterritorialen Autobahn und einem Eisenbahnkorridor als Verbindung, durch
polnisches Gebiet zwischen den preußischen Landesteilen einverstanden. Für die
polnische Seite war der Ostseezugang ebenso lebenswichtig, wie für Deutschland
seine zusammenhängenden Ostprovinzen. Die Angelsachsen brauchten sich folglich
keine große Mühe zu machen, um die Polen zu überzeugen, dass sie mit ihrer
politischen und militärischen Unterstützung Hitler bezwingen könnten.
Die Sowjets waren gerne bereit in eine große antifaschistische Allianz mit
den Angelsachsen einzusteigen. Roosevelt sandte den Außenminister von
Großbritannien und Frankreich nach Moskau, um eine Allianz gegen Deutschland zu
schmieden. Stalin verlangte aber ein multilaterales Beistandsabkommen, das
Polen, Finnland und die drei baltischen Staaten mit einbezog. Nicht nur die
Balten, auch die Polen fürchteten die sowjetischen Verbündeten mehr als den
deutschen Feind. Was die angelsächsische Diplomatie mit den Sowjets über die
Hegemonie über das Baltikum und Ostpolen schriftlich oder mündlich vereinbarte,
ist heute noch Geheimsache. Ohne eine solche Abmachung wäre es doch angebracht,
nachdem die Rote Armee Ostpolen angegriffen und besetzt hatte, wegen der
Verletzung der Souveränität Polens, auch Stalin den Krieg zu erklären.
Tatsächlich kamen all diese Länder, außer Finnland, nach dem Sieg der
Alliierten unter sowjetische Herrschaft.
Außerdem ließen die Minister Stalin wissen: Wenn zwischen Deutschland und
Polen ein Krieg ausbricht, werden Großbritannien und Frankreich Deutschland den
Krieg erklären. Stalin brachte gleich, die ohnehin forcierte Kriegsindustrie
auf noch strengere Wege und gab Befehl, die Rote Armee innerhalb von zwei
Jahren technisch, materiell und in Mannschaftsstärke auf einen Angriffskrieg
vorzubereiten. Eine Woche später wurde Ribbentrop3 nach Moskau eingeladen, so wurde Hitler in den
polnischen Krieg hineinbugsiert. 3Ribbentrop
Joachim von. 1893-1946. Deutscher Botschafter in London. Später Außenminister.
Bemühte sich um Ausgleich mit Großbritannien und Frankreich. In Nürnberg als
Kriegsverbrecher hingerichtet.
Wie eine Bombe schlug Ende August 1939 die Nachricht ein:4 4Alle
Welt war überrascht, nicht aber die Falken im Hintergrund. Sie haben dies genau
einkalkuliert und rechneten damit. Roosevelt sagte einmal „In der Politik ist
alles vorausgeplant, da gibt es keine Zufälle. Wenn es nach Zufall aussieht,
dann wurde es eben noch besser vorausgeplant.“ Er musste es ja wissen,
schließlich waren er selbst und seine Hintermänner, die den Krieg so schlau
planten, dass Hitler der Initiator werde. Ribbentrop und Molotow,5 5Molotow, Skrjabin
Wjatscheslaw Michailovitsch 1890-1986. Sowjetpolitiker in hohen Staats -und
Parteifunktionen. 1939-1956 Außenminister. Deutschland und Sowjetrussland einen
Nichtangriffspakt auf 10 Jahre vereinbart hatten. Ein Geheimzusatz regelte die
Demarkationslinie zwischen den Interessensphären beider Großmächte. Demnach
sollte Finnland, Estland, Lettland, Ostpolen, östlich der Flüsse San, Weichsel
und Narew, zuletzt Bessarabien, neuerlich Moldawien, den Sowjets gehören.
Litauen und alles, was westlich dieser Demarkationslinie lag, ist deutsches
Einflussgebiet. Für die Sowjets war es der richtige Schachzug. Deutschland
überließ ebenfalls Ostpolen und das Baltikum, was ihnen die Angelsachsen
ohnehin gebilligt hatten. Sie konnten mit einem Krieg der
britisch-französischen Verbündeten gegen Deutschland rechnen. Mit einem Krieg,
der Europas Völker endgültig zugrunderichten würde. Nachher, so hoffte Stalin,
konnte die Rote Armee unter wehenden Fahnen bis zur Atlantische Küste
marschieren. Nach Chruschtschows6 6Chruschtschow Nikita Sergejewitsch
1894-1971. Sowjetischer Politiker, ukrainischer Abstammung. Nach Stalins Tod
erster Sekretär der KPdSU. konnte sich als Alleinherrscher nicht lange
durchsetzen und wurde 1964 von seinen Genossen abgesetzt. Darstellung, der schon damals zu Stalins
engstem Kreis gehörte. Auf dem, der Unterzeichnung folgenden Bankett, erklärte
Stalin gutgelaunt: „Jetzt habe ich den Hitler reingelegt.“ Überlistet wurden
allerdings die beiden: Stalin ebenso wie Hitler. Eine deutsch-sowjetische
Demarkationsgrenze war eben die Absicht der Angelsachsen, in der Hoffnung, dass
ihre Feinde bald gegeneinander in Kampf ziehen würden.
Die Briten beeilten sich daraufhin, ihre Sicherheitsgarantie für Polen zum
gegenseitigen Beistandsvertrag zu ergänzen. Churchill, der Seemann, wertete
diesen Vertrag als einen Schuss vor den Bug des deutschen Kreuzers. Es
ermunterte gleich die polnische Führung zu Unnachgiebigkeit. Die Französische-
Regierung drohte „Die Deutschen werden im polnischen Luftraum auf 1000
französische Flugzeuge treffen.“ Die polnischen Medien berichteten aus sicheren
Quellen der angelsächsischen Flüsterpropaganda: Die deutschen Panzer sind
größtenteils aus Papiermaschee, potemkinsche Dörfer und ihr oberster Kriegsherr
ist eine Gefreite. Diese Propaganda war so glaubhaft, dass die polnischen
Reiter in den ersten Kriegstagen mit ihren Lanzen auf den Panzerkolossen
herumstocherten. Die Polen selbst, waren von ihrer eigenen Stärke und der ihrer
aufdrängenden Verbündeten überzeugt. Schließlich hielt die damalige Weltmeinung
die französische Armee für unbesiegbar. Sie planten die Deutschen noch auf
deutschem Terrain zu schlagen und zuletzt siegreich in Berlin einzumarschieren.
So suchten sie eher die Konfrontation als den Ausgleich. Hitler hatte ebenfalls
keine Zeit, zu zögern. Die Verbindung zwischen den beiden preußischen
Landesteilen musste hergestellt werden, bevor ihm seine Gegner gefährlich
werden konnten. Obwohl der deutsche Generalstab die Bereitschaft der Wehrmacht,
nicht für reif hielt sich mit den vereinigten Kräften der Alliierten Armeen zu
messen.
Trotz aller Propaganda der Kriegsgewinner, traf der Krieg die Alliierten
nicht unvorbereitet. Hinter der Maginot Linie7 7Maginot André 1877-1932.
Franz. Politiker, Verteidigungsminister. Während seiner Amtszeit 1929-1932
wurde mit dem Bau eine seinerzeit modernste Festungsanlage entlang der
deutschen Grenze begonnen, die von seinem Planer Maginot Linie genannt wurde. konnte die Französische- Armee innerhalb
kurzer Zeit hundert gut gerüstete Divisionen, Europas mächtigste Militärmacht,
bereitstellen. Hinter Deutschlands Rücken standen die polnischen und
tschechoslowakischen Armeen bereit. Dass Großbritannien keine wie die
Kontinentalmächte Millionenzählende Landarmee besaß, lag an seiner Insellage.
Sie brauchten keine teuren Landstreitkräfte. Die mehrfache Überlegenheit der
Royal Navy gegenüber ihren Konkurrenten genügte schon, jeden Feind von den
britischen Inseln fernzuhalten. Umso mehr wurde die britische Luftwaffe für den
Kampf gerüstet. Die Waffengattung, welche auch den Luftkrieg von den Inseln
fernhalten und ins Feindesland hinübertragen konnte.
Dass sie den deutschen Konkurrenten nicht mit einem konzentrierten Angriff
zusammenschlagen und vernichten konnten, lag Churchills Ansicht nach an der bis
zu den Zähnen bewaffneten großtschechischen Armee, die im Herbst 1938 die
Flinte ins Korn warf.
Der Erste Weltkrieg reichte nicht aus, um Europa vollständig zu ruinieren.
Erneut begannen sich die Europäer gegenseitig zugrunde richten. Frühmorgens am
1. September 1939 überschritten 60 deutsche Divisionen, darunter neun
Panzerdivisionen, die polnischen Grenzen. England und Frankreich stellten ein
Ultimatum an Deutschland, seine Truppen binnen zwei Tagen zurückzurufen.8 8Mussolini
erklärte, Italien sei kein kriegführender Staat und bot sich als Vermittler an.
Ungarns Regierung berief sich auf die
Jahrhunderte alte Freundschaft mit Polen und verweigerte den Durchmarsch
deutscher Truppen durch ungarisches Gebiet. Mit der darauffolgenden Kriegserklärung begnügten
sich die Westalliierten, sie bemühten sich nicht die Deutschen vom Westen her
anzugreifen, was die Polen nicht im Betracht gezogen hatten! Die britisch
französische Allianz war für Polen die Katastrophe.
Die über 1.500 Jagd- und Bomberflugzeuge der Luftwaffe zerstörten in den
ersten Kriegstagen die spärlichen polnischen Luftstreitkräfte. Nach dem
Erringen der Luftüberlegenheit wurden die polnischen Verbindungswege zerbombt,
damit die gegnerischen Truppenbewegungen lahmgelegt. Panzerkeile bahnten ihren
Weg aus Nord und Südwesten ins polnische Hinterland. Andere durchquerten den
Korridor, dann nahmen sie die polnische Armee aus Ostpreußen und aus der
Frischverbündeten Slowakei in die Zange. Schon in den ersten Kriegstagen
zerbrachen die heldenhaften Stürmer der polnischen Lanzenreiter in dem
Maschinengewehr und Kanonenfeuer der deutschen Panzerscharen.9 9Entweder
wussten die Polen und ihre Verbündeten, wie selbst Mussolini nicht über die
Schlagkraft der Wehrmacht Bescheid oder ließ die Propaganda der Angelsachsen
die polnischen Reiter mit Lanzen gegen die deutschen Panzer antreten. Für die auf sich allein gestellte
polnische Armee war es zu spät, ihre Vorwärtsstrategie für die Verteidigung
umzustellen oder die spärlichen Geländevorteile zu nutzen. Die Panzer
zerschnitten die polnische Armee in mehrere Teile. Nach zwei Wochen Krieg
kämpften noch einzelne Verbände tapfer, aber die Armee Polens war vernichtet.
Jetzt griff die Rote Armee die erschöpften Polen von hinten an und eroberte
Ostpolen. Das gegenseitige Hilfeabkommen zwischen den Westalliierten und Polen
galt wohl nur gegen Deutschland. Denn an Sowjetrussland hatten weder
Großbritannien noch Frankreich den Krieg erklärt, obwohl Russland den größeren
Teil, nämlich 51 Prozent von Polen besetzte.
Vier Wochen nach Kriegsbeginn kapitulierte Warschau vor den Deutschen. Die
polnische Regierung und zahllose Polen emigrierten nach Rumänien, viele nach
Ungarn. Von hier gingen die meisten nach Frankreich, wo sie im folgenden Jahr
in der Stärke von mehreren Divisionen gegen die Deutschen eingesetzt wurden.
Nach der Niederlage Frankreichs emigrierten die Polen samt ihrer Regierung nach
London. Als die Ermordung fast aller 22.000 in sowjetische Gefangenschaft
geratenen polnischen Offiziere durch die Sowjets bekannt wurde und die
Angelsachsen die sowjetische Hegemonie über Polen billigten, machte
Regierungschef Sikorski den Alliierten Schwierigkeiten.10 10Sikorski Wladyslaw
1881-1943. Polnischer General und Politiker. In verschiedenen Staatspositionen.
Ministerpräsident der Exilregierung in London. Dann starb er bei einem mysteriösen
Flugzeugabsturz. Seine Armee kämpfte an der Seite der Alliierten bis zum
Kriegsende weiter. Als Belohnung wurde ihr Land unter sowjetische Besatzung
gestellt und Ostpolen in das Sowjetreich einverleibt. Somit wurde die polnische
Nation zum Meistbetrogenen dieses Krieges.
Gleichzeitig forderten die Sowjets ultimativ den Verzicht Finnlands auf den
südöstlichen Teil ihres Territoriums und auf mehreren wichtigen Seehäfen.11 11Zwischen
Skandinavien und dem Ural leben seit Urzeiten Finno-Ugrier. Im Laufe der
letzten Jahrhunderte wurden diese Völker von eingewanderten slawischen Ethnien
teilweise überwachsen, zuletzt wurden die Finnen Richtung der nordöstlichen
Wolga und im Westen nach Karelien oder ins Baltikum abgedrängt. Folglich ließ
Zar Peter der Große Russlands neue Hauptstadt Sankt Petersburg auf
finnisch-estnischem Boden errichten. Nach dem Ersten Weltkrieg erlangten
Finnland und die baltischen Staaten ihre Unabhängigkeit von Sowjetrussland.
Sankt Petersburg, welches die Bolschewisten inzwischen zu Leningrad umbenannt
hatten, wurde dann zur Grenzstadt und Russlands einzigem eisfreien Hafen zur
Ostsee und zum Meer. Mit der Verwundbarkeit dieses Zuganges begründete Moskau
den Krieg gegen Finnland und die Okkupation der baltischen Staaten. Als die Finnen mobilisierten, kündigte
Moskau seinen Nichtangriffsvertrag mit Finnland. Ende November 1939 griffen die
Sowjets entlang der langen finnisch-sowjetischen Grenzen, ohne Kriegserklärung,
an mehreren Stellen an. Ihre Luftwaffe begann Helsinki und andere finnische
Städte zu bombardieren. Die 3,5 Millionen Finnen, zahlenmäßig den Sowjets
Fünfzigmahl unterlegen, waren aber hervorragend ausgebildete, mutige Kämpfer.
Hinter den Frontlinien wandten sie die Guerillataktik gegen die Sowjets an. In
kleinen Formationen operierten sie hinter den feindlichen Linien und fügten den
Russen riesige Verluste zu. Sehnsüchtig erwarteten die Finnen den Frühling,
damit im aufgetauten Moorboden des Nordens die Sowjetpanzer versinken. Doch
Ende Februar gelang es der sowjetischen Übermacht die Mannerheimlinie,12 12 Mannerheim Carl Gustaf Frhr. von. 1867-1951.
Finnischer Marschall, Politiker und Staatschef, bewerkstelligte 1918 die
finnische Abspaltung von Sowjetrussland und leitete drei Verteidigungskriege
für die Unabhängigkeit Finnlands gegen die Sowjetunion. die finnische Verteidigungslinie nördlich
Leningrads zu durchbrechen und die finnische Front aufrollen. Die Verluste
waren auf beiden Seiten sehr hoch, so mussten wohl die zugefügten Verluste oder
die Empörung der Welt die Russen zu Einstellung ihrer Feindseligkeiten bewogen
haben.13 13Zum
Misserfolg der Roten Armee trugen sicherlich Stalins Säuberungen der
Armeespitze bei. Angeblich gab es eine Verschwörung im sowjetischen Generalstab
gegen ihn. Oder ließen deutsche Quellen Gerüchte über eine Verschwörung
absichtlich Richtung Prag streuen? Was Benesch gleich an Stalin weitergab.
Tatsache ist, dass Stalin unter dem Vorwand einer Verschwörung fast den gesamten
Generalstab und die Mehrheit der höheren Offiziere im Jahre 1937 liquidieren
ließ. Im Moskauer Frieden
vom März 1940 musste Finnland zwar den Gebietsforderungen der Sowjets
nachgeben, ihre Landessouveränität blieb aber erhalten. Den Wolgafinnen, die im
nordöstlichen Wolgagebiet lebten, erging es aber schlechter. Stalin ließ die
ganze finnische Bevölkerung nach Sibirien deportieren.
Den Alliierten kam dieser Krieg gerade recht, um Skandinavien für sich zu
sichern. Die Französische- Regierung beschloss gegen die sowjetische Aggression
50.000 Freiwillige und 100 Bomberflugzeuge nach Finnland zu entsenden. Die
Briten versprachen 50 Bomber. Ein britisch-französisches Hilfskorps sollte zum
norwegischen Hafen Narvik eingeschifft werden und per Eisenbahn durch Norwegen
und Schweden nach Finnland gelangen. Damit wären diese neutralen Staaten für
den Alliierten gesichert, gleichzeitig der sowjetischen Bedrohung und dem
deutschen Zugriff entzogen. Vor allem aber wäre Deutschland vom schwedischen
Eisenerz abgeschnitten. Norwegens sozialistische Regierung sympathisierte zwar
mit den Alliierten, doch hätte sich lieber aus dem Krieg herausgehalten.
Schweden lehnte den Durchzug strikt ab. Zwischenzeitlich endete der
Sowjetisch-Finnische Krieg und war damit der Grund für eine Intervention weg.
Um ihr Gesicht zu wahren, ließen die Westalliierten die Sowjetunion aus dem
Völkerbund ausschließen.
Die Empörung in Amerika nutzte Roosevelt, um das Neutralitätsgesetz neu zu
formulieren und vom Kongress gutheißen lassen. Angesicht der misslichen Lage
der europäischen Demokratien erlaubte der Kongress Waffen und
Munitionslieferungen an diese Staaten, vorerst Cash-and-carry.14 14Cash-and-Carry
- zahlen und mitnehmen. Seit dem Ersten Weltkrieg waren Großbritannien, wie
Frankreich hoffnungslos verschuldet und zahlungsunfähig. Bald wurde Cash and
Carry zu Lend and lease umgewandelt, d. h., Roosevelt verlieh bis zum
Kriegsende amerikanisches Rüstungsmaterial an die Gegner der Achsenmächte.
Nachher mussten diese Partner das geliehene Kriegsmaterial wieder zurückgeben
oder bezahlen. Nach Kriegsende waren die Begünstigten noch insolventer als
vorher, so mussten die Steuerzahler der Vereinigten Staaten diese Kriegskosten
teilweise selbst übernehmen. Die Achsenmächte, die an dieser Aggression gegen Finnland gar nicht
beteiligt waren, wurden dagegen unter Blockade gestellt. Bei der
Panamerikanischen Konferenz hatte Roosevelt weniger Erfolg. Außer Kanada
lehnten es die anderen amerikanischen Staaten ab, im europäischen oder
eurasischen Konflikt, der Amerika nicht bedrohte, Partei zu ergreifen.15 15Später
zwang Roosevelt mit Taktik oder durch Embargo Mexiko, Argentinien, Brasilien
und die restlichen südamerikanischen Staaten zur Kriegserklärung gegen Europa.
Von Brasilien nötigte er zwei Armeekorps ab, die später beim Montecassino
eingesetzt wurden. In einem in Westungarn abgeschossenen „Liberator“ Bomber
bestand die Crew fast nur aus Mexikanern.
Mit der Kriegserklärung der Westalliierten mobilisierte Frankreich seine
Armee, sie bezog die Maginot-Linie hinter dem Rhein und wartete ab.
Großbritannien konnte nur ein einziges Hilfskorps nach Frankreich
hinüberschicken. Bis März 1940 wurde ihr Bestand mit zehn Divisionen, davon
drei leichten Panzerbrigaden auf insgesamt 158000 Mann, zu einer
Expeditionsarmee aufgefüllt. Wie während des letzten Krieges, nahmen die Briten
im nördlichen Frontabschnitt entlang der belgischen Grenze Stellung.
Nach der raschen, schrecklichen Niederlage Polens, wagten sie keinen
Angriff auf Deutschland ohne Amerikas Kriegseintritt. Sie warteten ab und
hofften auf die angekurbelte eigene und amerikanische Kriegsproduktion, vor
allem aber auf Roosevelt, der alle Mühe daran setzte Amerikas Volk in den Krieg
einzubinden. Die Geduld zwischen Hitler und Stalin konnte wohl auch nicht ewig dauern.
Qui habet tempus, habet vitam.16 16Qui
habet tempus, habet vitam. Wer Zeit gewinnt, gewinnt Leben. Entlang der langen Frontlinie fiel acht
Monate lang fast kein Schuss. Die Luftwaffen beider Seiten beschränkten sich
auf Aufklärungen und den Abwurf von Flugblättern, die den Gegner verteufelten.
Hitler dachte mit dem siegreichen Polenfeldzug ist der Krieg in Europa
beendet. Er hatte nicht im Sinn Richtung Westen, zu Ungunsten Frankreichs
auszudehnen. Frieden mit den Alliierten wäre ihm willkommen gewesen, um freie
Hand gegen das eurasische Sowjetreich, Deutschlands wie Europas eigentlichen
Feind, zu haben. Außerdem wäre es nach einem Friedensschluss nur eine Frage der
Zeit, bis die Rechte in Frankreich die Macht übernehmen würde. Schließlich war
Frankreich zwischen dem in Italien, Deutschland und Spanien herrschenden
nationalen Regime eingekeilt.17 17Im
Spanischen Bürgerkrieg siegten inzwischen Francos nationale Truppen. Nach den
glänzenden Erfolgen in den 30er Jahren hielten viele den nationalen Trend des
Faschismus für das Regime der Zukunft; andere zogen den Faschismus dem
Kommunismus vor. Viele hielten die liberale Demokratie schon dekadent. Wenige
wussten, dass der Sowjetstaat, egal wie groß er auch sein mochte, von innen
hohl war und der Führerkult noch um die 100 Jahre verfrüht war.
Nach dem Polenfeldzug richteten die belgischen und holländischen Herrscher
einen Friedensappell an die kriegführenden Parteien, was die Westalliierten
zurückwiesen. Im Gegenzug verpflichteten sie sich gegenseitig, keine Verhandlungen
oder einen Waffenstillstand mit Deutschland, ohne eine gemeinsame Vereinbarung
abzuschließen.18 18Diese
Standhaftigkeit gegen diesen Friedensappell beruhte vor allem auf Roosevelts
Druck und Unterstützungsversprechen gegen Deutschland.
Auf den Weltmeeren tobte der Krieg von Anfang an. Die Deutschen versuchten
mit ihrer U-Boot Flotte Großbritannien von dem Atlantik her unter Blockade
setzen. Störten die Seewege der Briten und versenkten mehrere hunderttausend
Tonnen Schiffsraum samt Ladung ihrer Gegner. Dafür zerstörte die überlegene
Royal Navy fast alles von der Deutschen Flotte, was über Wasser zu finden war.
Selbstverständlich wurde wieder die Seeblockade gegen die Achsenmächte
verhängt. Wenn noch die Erzlieferungen vom neutralen Schweden und die
rumänischen Erdöllieferungen unterbunden werden konnten, dann stünden in
Deutschland alle Räder still! Denn dies waren die zwei Schwachpunkte
Deutschlands.
Marineminister Churchill drängte das britische Kabinett, Norwegen zu
besetzen. Bald beschlossen die Westalliierten je eine britische und eine
französische Brigade Richtung Norwegen einzuschiffen. Die Truppen sollten an
mehreren Stellen landen. Das Gros Narvik besetzen, dann Richtung Schweden
vorstoßen und beide skandinavischen Länder okkupieren. Die deutsche Admiralität
wies in einer Denkschrift an Hitler auf das strategische Wichtigkeit
Skandinaviens und riet sofortiges Handeln. In Murmansk stellten die Russen drei
Divisionen für eine eventuelle Operation bereit.
In den frühen Morgenstunden des 8. April begannen britische Schiffe die
norwegische Küste zu verminen und ihre Truppen besetzten Narvik und Andalsnes.
Einen Tag darauf landeten deutsche Truppen, teils von Schiffen, teils aus der
Luft und besetzten Oslo und mehrere norwegische Städte. Unterwegs eroberten die
Deutschen das strategisch wichtige Dänemark, das, wie Norwegen, ebenfalls keine
nennenswerte Armee besaß. Dänemarks König blieb im Lande und die Regierung
blieb auch unter deutscher Besatzung im Amt. Norwegens Regierung schlug sich
auf die Seite der Westalliierten und konnte sich mit ihrer Hilfe einige Wochen
lang in Narvik halten. Die Deutschen waren aber zu dieser Zeit die Stärkeren.
Als dann Frankreich Waffenstillstand schließen musste, musste Churchill
Norwegen dem deutschen Konkurrenten überlassen. Die Briten konnten König Hakon.19 19König Hakon VII. 1905-1957 König von
Norwegen. von Norwegen
mit seiner Regierungsmannschaft samt der beträchtlichen norwegischen
Handelsflotte nach England evakuieren. Letztere tat während des Krieges gute Dienste
für die Alliierten. Die deutsche Flotte dagegen erlitt unverhältnismäßig große
Verluste bei der Invasion Norwegens. Außerdem musste die Wehrmacht starke
Einheiten gegen eine erneute alliierte Invasion im Land stationieren lassen,
welchen in Russland eher gebraucht wurden.
Nach der missglückten Invasion Skandinaviens musste die britische Regierung
und Premier Chamberlain zurücktreten. Am nächsten Tag, am 10 Mai 1940, als der
deutsche Angriff auf Frankreich begann, wurde der Hauptinitiator des skandinavischen
Abenteuers und Deutschlands unversöhnlicher Gegner Churchill britischer
Premier. Die französische Regierung formierte sich schon Mitte März neu.
Reynold.20 20Reynaud
Paul 1878-1966. Französischer Politiker. Mehrmals Minister; mitten im Krieg
einige Tage lang Ministerpräsident. löste Daladier.21 21 Daladier Édouard 1884-1970. Französischer
Politiker 1933-1934 und 1938-1940 Ministerpräsident. auf dem Posten
des Ministerpräsidenten ab. Die neuen Premiers stellten selbstverständlich
eigene Regierungsmannschaften auf. Wie man heute sagen würde, da kamen
ebenfalls die Falken an die Macht.
An der Westfront waren die Alliierten etwas stärker gerüstet als ihre
Gegner. Von den 155 Deutschen Divisionen wurden 126 an der Westfront
eingesetzt. Davon waren 10 Panzerdivisionen zum Großteil mit dem modernsten
Panzer III und Panzer IV ausgerüstet. Von der Gegenseite stellte Frankreich 93,
Großbritannien 10, das in den Krieg hineingezogene Belgien 22 und Holland 10
Divisionen. Die Feuerkraft der französischen Artillerie war den Deutschen fast
doppelt überlegen. Die Westalliierten verfügten über 1000 Panzerfahrzeuge, mehr
als die Wehrmacht. Darüber hinaus hatten sie um die 1500 größere Feuerkraft und
stärkere Panzerung als die deutschen Tanks, aber die alliierte Strategie beging
den Fehler, die gerade zugkräftigste Waffe der Zeit, die Panzer zur Hilfstruppe
der Infanterie und der Artillerie zu degradieren. Ihre Panzerkräfte wurden
zerstreut und den Infanteriedivisionen untergeordnet. Konzentrierte, schwere
Panzerdivisionen, mit welchen die Deutschen den Durchbruch und den täglichen
40-50 km Vormarsch schafften, stellten sie nicht auf. Die deutsche Luftwaffe
ging ebenfalls mit weniger Fliegern in den Kampf als ihre Gegner. Doch die
Flugzeuge der Alliierten waren, außer den britischen Spitfire eher veraltet.
Außerdem weigerte sich Churchill die Royal Air Force.22 22Royal Air Force, kurz RAF. - Königliche
Luftwaffe von Großbritannien. vollständig in Frankreich einzusetzen.
Einige Zeit vor Beginn der Offensive gegen Frankreich musste ein verirrtes
deutsches Kurierflugzeug auf belgischem Gebiet notlanden. Dadurch wurden die
Aufmarschpläne der Wehrmacht durch die neutralen Staaten gegen Frankreich
bekannt. So musste ein neuer Aufmarschplan ausgearbeitet werden. Der neue Plan
wählte den schwierigsten Durchbruch durch die engen Täler der Ardennen, womit
die Gegner nicht rechneten. Anschließend bis Sedan vorstoßen, und hinter den
Frontlinien der britischen Verbündeten nach Nordwesten abschwenken bis zur
Kanalküste, um die englisch französischen Verbündeten voneinander zu trennen.
Der neue Plan erhielt den Namen Sichelschnitt.
Im Bilde über die Kräfte und Rüstungsverhältnisse riet die
Wehrmachtsführung von einem Angriff auf die Alliierten ab. Hitler hätte gerne
mit den Westalliierten Frieden geschlossen, aber auf der Gegenseite walteten
auch die Falken. Frankreich hatte mit den Sowjets ein gegenseitiges
Hilfsabkommen für fünf Jahre abgeschlossen, das Anfang Mai 1940 auslief. Das
waren vielleicht die Gründe für die acht Monate lange Feuerpause. Der Führer,
wie seine Gegenspieler, kümmerte sich wenig um Verträge oder Konventionen. Ohne
auf die Neutralität von Belgien, Holland und Luxemburg zu achten, ließ er seine
Armeen durch diese neutralen Länder die Magienot-Linie umgehen. Während die Westalliierten
den Belgiern zur Hilfe eilten, durchquerten die deutschen Panzerdivisionen die
Ardennen, anschließend die spärliche alliierte Frontlinie hinter die belgische
Grenze und standen nach 57 Stunden vor Sedan an der Maas.
Die belgische Armee wehrte sich mit allen Kräften, aber zwischen den
neutralen Staaten und den Westalliierten gab es keine Vereinbarungen für eine
strategische Zusammenarbeit. Die Regierungen aller drei neutralen Staaten
hofften auf Versöhnung zwischen den Kontrahenten oder auf ein Wunder, dass ihr
Land irgendwie verschont bliebe. Darum weigerten sie sich, ihre Neutralität
aufzugeben und sich den Westalliierten anzuschließen. Nur im Falle eines
deutschen Angriffes bestand ein Geheimabkommen, welches die Westalliierten zum
Einmarsch ermächtigte.
Über Sedan entfaltete sich eine Luftschlacht, in dem die Alliierten die
Pontonbrücken der Deutschen zu zerstören versuchten. Trotz aller Anstrengungen
konnten sie in der zwei Tage dauernden Schlacht die Wehrmacht nicht hindern,
die Maas zu überschreiten. Hier verlor die RAF 60 Prozent seines in Frankreich
eingesetzten Bestands. Die französische Luftwaffe mehr als hundert Flugzeuge
und die Deutschen ebenfalls über hundert. Auf Verlangen der französischen
Regierung ließ Churchill noch 10 britische Jägerstaffeln entsenden. Sie konnten
aber das Kriegsglück auch nicht mehr wenden.
In den frühen Morgenstunden des 15. Mai rief Reynaud in London an und
teilte dem britischen Premier mit, dass um Sedan eine 75 km breite Lücke an der
Front entstanden sei. Die 9. französische Armee befinde sich in Auflösung. Die
deutschen Panzerspitzen waren 90 km tief vorgedrungen und stießen Richtung
Arras Amiens vor, mit dem offensichtlichen Vorsatz über Abbéville das Meer zu
erreichen, um die Verbündeten voneinander zu trennen. Als der noch
schlaftrunkene Churchill die Darlegungen seiner Kollegen nicht gleich verstand,
rief Reynaud verzweifelt: „Wir sind besiegt.“
Während des letzten Krieges gab es auch Frontdurchbrüche an beiden Seiten.
Nach einigen Kilometern aber, blieb der Vormarsch mangels Nachschub
Flankenschutz, Verstärkung, etc. stecken. Für einen alten Soldaten, der noch
den Ersten Weltkrieg mitgemacht hatte, waren 50 km Tagesvormarsch
unvorstellbar, sogar unverständlich. In ihre neue Kampftechnik stellte die Wehrmacht
ganze Panzerbrigaden, später Panzerarmeen als „Rammbock“ an die Spitze. Die
Panzer walzten dann alles, was sich ihnen in den Weg stellte nieder. Sie wurden
unterstützt von Sturzkampffliegern, die mit einem Höllenlärm vom Himmel
stürzten und aus niedriger Höhe ihre Bombenlast auf die gegnerischen Tanks oder
Stellungen warfen. Der Flugzeuglärm übertönte das Motorengeräusch der
anrollenden Panzer und sie standen oft unbemerkt vor den gegnerischen Linien,
bevor sie abgewehrt werden konnten. Hinter der Feuerwalze folgte motorisierte
Infanterie, die sofort die Flanken sicherte und das Hinterland besetzte. Mal
wurde die Panzerspitze von einigen der überlegenen französischen Panzer
aufgehalten. Sie waren aber nie konzentriert, stets zu wenig, um den Angreifer
auf längere Zeit zu binden. Sie wurden durch die Bomben der Stukas oder durch
Seitenfeuer ausgeschaltet.
Nur dank des, von späteren Generaloberst Guderian23 auf die Theorie von Generaloberst Hans von
Seekt24 und General
Guido Douhet25 entwickelte, überlegene neue Strategie: die
Panzer, mobilisierten Infanterie und Luftwaffe simultan einsetzte, erreichte
die Wehrmacht am 20. Mai bei der Sommemündung den Kanal. 23Guderian Heinz 1888-1954. Wahrscheinlich
der größte Stratege des Weltkrieges. Die von ihm entwickelte Kampftaktik
sicherte in den ersten Phasen des Zweiten Weltkrieges die Siege der Wehrmacht
gegen ihr zahlenmäßig, in Feuerkraft wie in Panzerfahrzeugen überlegenen
Gegner. Generaloberst
Hans von Seekt24 1866-1936 schrieb in seinem Buch „Gedanken
eines Soldaten“: Die zukünftigen Kriege werden von der Luftwaffe unterstützten
hochmobilen Verbänden gewonnen.25 Guido Douhet 1869-1930 - Italienischer
General. Nach seiner Theorie liegt der Erfolg des modernen Krieges im Erringen
der Luftüberlegenheit gegenüber dem Gegner. Seine Empfehlungen werden von jedem
Kriegführendem angestrebt. Selbstverständlich in dem Umfang, wie seine
Wirtschaftskraft es ihm erlaubt.
Die britischen Verbündeten, Belgier und die erste französische Armee waren
vom Hauptteil, der an der Maginot-Linie stand, abgetrennt.26 26Die
französische Generalität verließ sich auf die Unüberwindbarkeit der Maginot
Linie. Hinter der belgischen Grenze, an welchem den Deutschen der Durchbruch
gelang, fehlte eine zweite Frontstufe oder eine Reserve, welche den Durchbruch
hätte stoppen können. In
der Zwischenzeit musste Holland kapitulieren. Die Regierung und Königin
Wilhelmine27 27Königin Wilhelmine 1880-1962. Königin der
Niederlande. flohen nach
England.
Die im Norden abgeschnittenen alliierten Truppen bekamen den Befehl zum
Durchbruch nach Süden Richtung Amiens. Dort sollten sie sich mit der 7.
französischen Armee vereinen und hinter der Somme-Aisne-Linie eine neue Front
bilden. Die geschundene 7. Armee sollte so lange die Front im Süden halten, bis
von der Maginot-Linie entbehrliche Truppen eintreffen. Gleichzeitig sollten sie
der abgeschnittenen Richtung Arras entgegenkommen. Damit wären Paris und die
Verbindung nach Norden zu den britischen Verbündeten gesichert. Der Durchbruch
misslang und der britische Verbündete war schon mit der Evakuierung seiner
Truppen beschäftigt. Am18. Mai kapitulierte Belgien. Die Regierung floh
ebenfalls nach England und König Leopold III28 28König
Leopold der III. 1901-1983. König von Belgien. ergab sich mit seiner Armee.
Churchill schickte alle auftreibbaren Schiffe und Boote, vom Zerstörer bis
zu Segeljachten nach Dünkirchen. Innerhalb einer Woche brachten die Retter fast
die gesamte Expeditionsarmee neben zahlreichen Mannschaften der Verbündeten
nach Großbritannien; insgesamt 338.000 Mann. Es ist schwer vorstellbar, dass
Hitler diese Expeditionsarmee absichtlich entkommen ließ. Tatsache ist
allerdings, dass er in Großbritannien Deutschlands idealen Partner sah, der
berufen war, die Führung Europas gemeinsam mit Deutschland zu übernehmen. Viel
wahrscheinlicher scheint die Hypothese, dass er seine Panzerbrigaden nicht in
diesem schwierigen Gelände opfern wollte, schließlich wären erst einige
Schlachten, noch nicht der ganze Krieg gewonnen. Er beauftragte die Luftwaffe,
die Evakuierung zu verhindern. Über dem Kanal lag aber dicker Nebel, was den
Flüchtenden half, die Luftwaffe dagegen konnte ihre Bomben nur blindlings
abwerfen. Außerdem lagen die britischen Flugplätze nur einige Meilen von dem
Kanal entfernt, die Luftwaffe musste sich aber in der Heimat auf fernen
Flugbasen versorgen und von dort starten. So konnte sich die britische Armee fast vollständig retten. Seine schwere
Ausrüstung musste aber auf dem Kontinent zurückgelassen werden. So war es nur
der Kanal allein, was die deutschen Panzer vor Großbritannien aufhielt.
Mussolini hatte lange Zeit Respekt vor Großbritannien. Erst als sich die
Niederlage der Westalliierten im Frankreichfeldzug abzeichnete, witterten die
Italiener eine einmalige Chance, die Herrlichkeit des alten Roms zu
restaurieren. Um den Duce von einem Kriegseintritt abzuhalten, versprachen die
Briten, dass sie Italiens Forderungen im Mittelmeerraum prüfen würden, obwohl
sie dessen Politik seit Jahren missbilligten. Frankreich bot im letzten Moment
konkrete territoriale Zugeständnisse an. Schon wegen der geistigen
Verwandtschaft des Faschismus und des Nationalsozialismus traute der Duce
Hitler mehr als den vermeintlich dekadenten Westalliierten. So trat Italien am
10. Juni 1940 an der Seite Deutschlands in den Krieg ein. Churchill drohte mit
der Bombardierung Norditaliens, schickte postwendend ein Bomberkommando nach
Südfrankreich, um Mailand zu bombardieren. Die südfranzösische Bevölkerung
fürchtete aber den Gegenschlag der Italiener und hinderte die britischen Bomber
am Starten.
Nach dem Sieg in Flandern wendeten sich die Panzer nach Westen und Süden
gleichzeitig. Am 9. Juni begann der Angriff an allen Fronten. Eine Woche später
standen die Panzer an der Loire bei Orleans und am 14. besetzten sie Paris. Die
Regierung musste nach Bordeaux flüchten. Andere Wehrmachtstruppen erreichten
hinter der Magienot-Linie die Schweizer Grenze.29 29Die
Maginot Linie wurde bei Saarbrücken und Colmar durchbrochen. Hier muss
angeführt werden, dass die Verteidiger nicht mehr die volle Mannschaftsstärke
besaßen und jede Stunde mit einer Umzingelung rechnen mussten.
Weygand,30 30Weygand
Maxime 1867-1965. Franz. General. Als Oberster Armeechef musste er 1940
kapitulieren. Später Verteidigungsminister der Vichyregierung. der Oberkommandierende der französischen Streitkräfte, meldete seiner Regierung,
dass die Armee in vier Gruppen zerfallen ist und zu organisiertem Widerstand
oder koordinierten Operationen nicht mehr fähig sei. Die Regierung sandte eine
Depesche an Roosevelt, dass Frankreich den Krieg allein nicht mehr weiterführen
könne. Ohne amerikanische Hilfe müsse die Kapitulation erwogen werden. Das
nächste Telegramm war noch deutlicher: Er solle sein Versprechen einlösen und
Deutschland den Krieg erklären! Roosevelt stand gerade vor seiner dritten,
schon traditionswidrigen Wiederwahl zum Präsidenten. Die Mehrheit der
Amerikaner war immer noch gegen eine erneute Einmischung in den europäischen
Krieg und brauchte keinen Falken zum Präsidenten. Eine Niederlage bei den
Wahlen konnten seine Hintermänner nicht riskieren. Amerika in den Krieg
hineinmanövrieren, musste auf später verschoben werden.
Churchill flog wieder nach Frankreich, um die Franzosen bei der Stange zu
halten, auch wenn die Briten gerade bei der Evakuierung ihrer Resttruppen, etwa
156.000 Mann, Briten, Kanadier und Polen vor der Bretonischen Halbinsel waren.
Nach seinem neuen Strategieplan sollte sich die französische Armee in einem
geordneten Rückzug bis zum Mittelmeer zurückziehen, nach Nordafrika
hinübersetzen und den Krieg bis zum Sieg über Deutschland an Englands Seite
weiterführen.
Churchill und Reynaud hatten eine gemeinsame Schnapsidee für eine
Britisch-Französische-Union mit gemeinsamer Staatsbürgerschaft, Verteidigung,
Finanzen, etc. Frankreich als britisches Dominium?31 31Ein Zusammenschluss mit Großbritannien, in
höchster nationaler Not Frankreichs, konnte sich jeder nur als untergeordnetes
Dominium vorstellen und dies war für einen französischen Patrioten, auch für
Deutschlands schärfsten Gegner, einfach unvorstellbar – unannehmbar! Dieser
Bockschuss bewirkte statt der beabsichtigten Einigkeit, gerade das Gegenteil.
Die Franzosen hatten genug von den Englischen verbündeten. Nachher hatte die
britische Propagandamaschinerie schwere Mühe die Franzosen wieder auf ihre
Seite zu bringen. Als
Reynaud dies vor dem Kriegskabinett verkündete, musste er gehen. Marschall
Pétain wurde Regierungschef. Ihm fiel die undankbare Verpflichtung zu, am 22.
Juni 1940 die Waffenstillstandsbedingungen der Achsenmächte zu akzeptieren und
zu unterzeichnen.
Stalin gratulierte Hitler zu seinem Erfolg gegen die Alliierten. Wohl
schweren Herzens, da seine Hoffnungen, als lachender Dritter über diesem
Bruderzwist der europäischen Nationen zu triumphieren, noch nicht aufging.
Gleichzeitig besetzte die Rote Armee wichtige militärische Anlagen in Estland,
Lettland und Litauen. Die Regierungen dieser Länder wurden durch kommunistische
Kollaborateure ersetzt, die bald den Genossen Stalin baten, ihr Land in die
Sowjetunion einzugliedern. So wurde das ganze Baltikum von Juni bis August 1940
von der Sowjetunion annektiert.
Nach Polens Niederlage kündigte Großbritannien seine Souveränitäts-Garantie
für Rumänien. In der Hoffnung, dass die Russen die rumänischen Ölfelder noch
rechtzeitig vor Hitlers Nase wegschnappen. Molotow trat zuerst an die
ungarische Regierung heran: Sowjets und Ungarn sollen Rumänien gemeinsam
angreifen und aufteilen, wobei Ungarn sein von Rumänien entwendetes
Staatsgebiet leicht zurückerobern könne. Gleich wie gespannt das Verhältnis zwischen
den rumänischen und ungarischen Staaten und Völkern auch gewesen sein mag, die
Ungarn wollten weder mit Sowjetrussland noch mit den Bolschewiken gemeinsame
Sache machen. Nicht einmal gegen Rumänien. Die Ungarn mussten zwischen Hitler
und Stalin wählen; einen dritten Weg gab es nicht! Sie hatten sich schon vorher
für Deutschland entschieden und gaben Molotow den Korb.32 32Wenn das Karpatenbecken von Franzosen
bewohnt oder selbst Churchill dort Premier gewesen wäre, wäre der Entscheid
auch nicht anders ausgefallen. Da das Karpatenbecken ebenso zum abendländischen
Kulturkreis gehört, wie Großbritannien oder Deutschland. Das Sowjetreich
dagegen liegt in der Eurasischen Steppe. Die Sowjets stellten ein Ultimatum an Rumänien:
Bessarabien und die nördliche Bukowina innerhalb von 7 Tagen zu räumen und
besetzten diese größtenteils von Rumänen bewohnten Provinzen33 33Bessarabien liegt geografisch in der
Eurasischen Steppe und wurde ursprünglich von verschiedenen nomadisierenden
Völkern bewohnt. Zuletzt gehörte es zum Osmanischen Reich. Bis im neunzehnten
Jahrhundert die Zaren die Türken vertrieben und die Provinz unter den Namen
Moldawien, Russland einverleibten. Unter russischer Oberhoheit konnte sich die
eingewanderte rumänische Ethnie so weit entwickeln, dass die Rumänen hier bis
zum Ersten Weltkrieg die Mehrheit der Bevölkerung stellten. Nach dem ersten
Weltkrieg fielen diese Provinzen mit Antant-Hilfe an Rumänien.
Mit dem Zerfall der Klein-Entente platzte der Kordon, welchen die Sieger
des ersten Weltkrieges um Ungarn zogen. Damit war die Zeit gekommen, dass
Ungarn sein von Rumänien annektiertes Gebiet, wenigstens teilweise, den von
Ungarn bewohnten Teil Siebenbürgens zurückfordere! Die diplomatischen
Bemühungen blieben ergebnislos, da marschierte die ungarische Armee an die vor
zwanzig Jahren gezogene Grenze auf. Die Rumänen besetzten ebenfalls ihre
Grenzseite. Den führenden Ländern der Achsenmächte passte kein Krieg zwischen
ihren zwei potenziellen Verbündeten. So wurden, auf gemeinsame Übereinkunft,
die Grenzen von den Außenministern Ribbentropp und Graf Ciano34 34Ciano Galeazzo Graf. von Cortellazzo
1903-1944. Mussolinis Schwiegersohn, Zwischen 1936 - 1943 Außenminister
Italiens. neu gezogen, in
dem die Hälfte von Siebenbürgen an Ungarn zurückgegeben wurde. Als
Gegenleistung erlaubte Ungarn Transporte deutscher Truppen durch sein
Landesgebiet nach Rumänien, um Rumänien vor weiteren Angriffen der Sowjets zu
bewahren. Vor allem aber die dortigen, für Deutschland unentbehrlichen Ölfelder
sichern.
Nach dem gewonnenen Frankreichfeldzug hofften die Achsenmächte, dass
Großbritannien ihr Friedensangebot annimmt und auf einer Viermächtekonferenz
mit ihren Gegnern zu einem Konsens gelangen können. In diese Erwartung fiel das
Waffenstillstandsabkommen für Frankreich annehmbar aus.
Das französische Kolonialreich wurde bei der französischen Regierung
belassen, mit der Bedingung, dass sie die britischen Eroberungsversuche
verhindern. Die Überseebehörden unterstellten sich auch der neuen Regierung.
Die französische Flotte blieb unter französischem Kommando, musste aber
abrüsten. Damit wurde die Flotte für Churchill wie für Hitler ungreifbar.
Frankreich musste bis zur Friedensregelung der Besetzung seines nördlichen
Landesteils, durch die deutsche Wehrmacht von der Schweizergrenze inklusive
Paris, der Nordküste und Atlantikküste zustimmen. Die Demarkationslinie wurde
von der Schweizergrenze, an Dôle, Tours über Mont de Marsun bis zu den
nördlichen Pyrenäen gezogen.
Mussolini verlangte -auf Hitlers Bitte hin- nur einige Grenzbegradigungen
und schloss ebenfalls einen Waffenstillstand mit Frankreich.
Restfrankreich wurde von Vichy aus regiert, wohin die Regierung und die
Nationalversammlung ausgewichen waren. Dort etablierte sich ein autoritäres
Regime, die Etat Francais35 35État
Français. - Französischer Staat. Name Restfrankreichs während der Vichyzeit. mit Marschall Pétain als Präsidenten, die
nach Lage der Dinge mit Hitler Kompromisse schließen musste. Marschall Pétain
und der Kreis um ihn, wie die Führer der Achsenmächte, sahen in dem
Französisch-Deutschen Ausgleich und der Friedenschließung die Voraussetzung des
europäischen Friedens und der Stabilität.
Hitler startete am 19 Juni eine letzte Friedensinitiative zu den Briten und
bot in einer Rede vor dem Reichstag Großbritannien den Frieden an. Anschließend
schickte er eine Friedensbotschaft durch den Päpstlichen Nuntius, deren Annahme
Churchill verweigerte. Kurz vor dem Russlandfeldzug flog Rudolf Heß36 aus
Eigeninitiative nach England. Der Fanatiker Heß, der Hitlers Stellvertreter
war, wollte die Briten zum Frieden überreden. 36Rudolf
Heß (1894-1987) Wegen seiner Alleininitiative wurde er in Deutschland für
verrückt erklärt. In Nürnberg verurteilten ihn die Sieger als Kriegsverbrecher.
Mit dem Zusammenbruch des Sowjetreiches konnte der 93-Jähriger nach 46 Jahren
Kerker auf eine Haftentlassung hoffen. Da beging der sehr religiöse Greis, nach
Darstellung der britischen Kerkerwache Suizid. Die Briten konnten zwischen der Hegemonie
Deutschlands oder Uncle Sam Hegemonie wählen. Der Durchschnittsengländer fiel
in den Irrglauben: Die deutsche Hegemonie über Europa bedeute den Niedergang
Großbritanniens. Über die Nachteile der amerikanischen Vormundschaft
nachzudenken, war seinerzeit noch mehr als absurd.37 37Dass die Briten weder damals noch heute,
über die Nachteile der amerikanischen Hegemonie herumgrübelten bzw. -grübeln,
dafür sorgten und sorgen schon die Massenmedien. So fiel die Wahl nicht schwer. Die
Rooseveltadministration war auch nicht untätig und brachte es noch vor den
Präsidentschaftswahlen fertig, zwischen den Vereinigten Staaten und
Großbritannien einen Schutzvertrag abzuschließen. Anfang November wurde
Roosevelt wiedergewählt, nun konnte er sein Versprechen für die Unterstützung
Großbritanniens einlösen. Nach einem Gesetz aus dem Jahre 1892, darf der
amerikanische Kriegsminister Heeresgut, welches die US-Armee nicht benötigt,
verpachten. Auf Grund dieses Gesetzes kam das Leih- und Pachtgesetz zustande,
das Großbritannien und später den Alliierten der Vereinigten Staaten Waffen und
Munition sicherte.
So begannen sich Deutsche und Briten, zwei nächstverwandte Völker, zurzeit
auf der höchsten Stufe der abendländischen Kultur, mit der modernsten
Kriegstechnik der Zeit gegenseitig zugrunderichten. Sie taten es so gründlich,
dass an diesem Krieg nicht nur Deutschland, sondern auch das Britische
Imperium, eigentlich ganz Europa, zugrunde ging und seine politische Priorität
einbüßte. Folglich müssen sich alle Völker Europas zu den Kriegsverlierern
zählen, auch wenn die Nachkriegszeit den westeuropäischen Völkern einen
gediegenen Wohlstand bescherte. Die Gewinner waren die Vereinigten Staaten von
Amerika und die Sowjetunion.
In Besitz der französischen Flotte, die Viertgrößte der Zeit, wäre die
Wehrmacht im Laufe des Sommers in Großbritannien gelandet! Wenn aber Hitler auf
die Übergabe bestanden hätte, wäre wohl der überwiegende Teil der französischen
Flotte zu den Engländern übergelaufen! Trotzdem gelang es Churchill einiger
Teile der französischen Flotte habhaft zu werden oder sie wenigstens zu
neutralisieren, gar zerschießen lassen. Einige Tage nach der Kapitulation
Frankreichs wurden die in Oran ankernden französischen Flottenverbände von der
Royal Navy umstellt und ultimativ aufgefordert, sich dem britischen Kommando zu
unterstellen. Als sich die Franzosen weigerten, wurden sie zusammengeschossen.
Diese Aktion löste in Frankreich Empörung, bei den auf die Britische Insel
evakuierten französischen Soldaten, fast eine Rebellion aus. Da ließ Churchill
alle französischen Schiffe, die bei der Kapitulation in britischen Häfen hängen
geblieben sind, von britischen Mannschaften kapern, bevor sie sich
davonmachten. In anderen Häfen, von Afrika bis in die Karibik, blockierten die
Briten die französischen Schiffe, setzten sie außer Gefecht oder zogen ihre
Besatzungen auf ihre Seite. Mit diesem Seestreich blieb die britische Flotte,
wie es schon während der letzten zwei Jahrhunderte der Fall war, um das
Mehrfache den feindlichen Seestreitkräften überlegen.
Hitlers Politik tendierte zu der Wiedergewinnung ehemaliger Reichsgebiete.
Für den anschließenden Krieg gegen die Sowjets hoffte er mit einer britischen
Allianz. Um Großbritannien nicht zu provozieren, wurde die Kriegsflotte nicht
ausgebaut. So war die Deutsche Flotte auf die Besetzung des Inselstaates nicht
vorbereitetet und den britischen Seestreitkräften von Anfang an unterlegen. Bei
den Seegefechten im Atlantik und zuletzt bei der norwegischen Invasion wurde
sie noch zusätzlich geschwächt, sodass in der entscheidenden Phase des Krieges
ihre Kräfte für die Invasion der britischen Inseln nicht ausreichten.
Für die Invasion Englands müssten auf einem100 km langem Küstenabschnitt
zwei Armeen gleichzeitig abgesetzt werden. Die nötige Schiffstonnage für das
Übersetzen konnte die Heeresführung noch aus allen möglichen Kähnen
zusammenstellen und in der Kanalzone bereitstellen. Aber die Admiralität lehnte
die Verantwortung für den Flankenschutz gegenüber der mehrfach überlegenen
Royal Navy ab. Einzig die deutsche Luftwaffe könnte die Flanken sichern, beziehungsweise
den Weg freimachen, wenn sie die Royal Air Force ausschalte und die
Luftüberlegenheit über Groß-Britannien erringe.
Zu Beginn des Luftkrieges besaß die Royal Air Force neben denen von dem
Frankreichkrieg zurückgehaltenen 45-50 Jägerstaffeln, noch die Flugzeuge, die
nach dem Frankreichdesaster heimgeholt wurden. Damit hatte sie für die Abwehr
der deutschen Flieger 1.500 Jagdflugzeuge. Ebenso viele.38 38Britische und deutsche Jagdflugzeuge waren sich
ebenbürtig. Die einen waren etwas schneller, die anderen etwas wendiger. wie die deutsche Luftwaffe, um das
britische Inselreich angreifen bereit hatte. Die Bomberflotten beider Gegner
waren im Sommer 1940 noch ungefähr gleich stark, zahlenmäßig wie in ihrer
Leistungsfähigkeit.
Einige Jahre vor dem Krieg richtete die Royal Air Force eine bombensichere,
unterirdische Kommandozentrale ein, welche die Zusammenarbeit der
Fliegerbeobachter, Abwehrbatterien und Jagdflieger koordinierte. Die britischen
Fliegerbeobachter konnten mit Hilfe des Radars in der Luft, wie auf dem Wasser
alle Bewegungen in 80km Ferne erkennen. So konnten die britischen Jäger jeweils
dort auftauchen, wo sie den Hunnen39 39die Propaganda der Briten nannte die
Deutschen „Hunnen“, die das Abendland bedrohten; obwohl Deutsche und Engländer
nächstverwandte Völker sind. Stalins bolschewistische Horden dagegen wurden zu
braven Verbündeten. die
Stirn bieten konnten. Sie verwickelten die feindlichen Flieger möglichst noch
über dem Kanal in Luftschlachten.
Flugzeuge, Radartechnik und sonstige Kriegsgeräte beider Gegner waren
gleichstark. Logischerweise waren ihr Zerstörungspotenzial wie ihre Verluste
auch gleich hoch. Die Industrieproduktion Deutschlands lag aber höher als die
von Großbritannien. Zurzeit war Roosevelts Hilfe erst am Anrollen so waren die
Deutschen am längeren Hebel. Bis Mitte September 1940 schaltete die Luftwaffe
die britischen Radaranlagen größtenteils aus, die Briten mussten jederzeit mit
Überraschungs-Angriffen auf ihre Flugplätze rechnen. Von den anfangs 1500
Jagdflugzeugen blieben etwas über 100 übrig. Sie mussten alle aus der
Reichweite der deutschen Flugzeuge ausgezogen werden, um der völligen
Vernichtung zu entgehen. Die größeren Schiffe der Royal Navy wurden aus dem
gleichen Grund schon Wochen vorher nach Norden verlegt. Ein Rudel von 60
deutschen U-Booten sorgte dafür, dass die Schiffe auch dortbleiben. Damit war
der Weg für die Invasion der Wehrmacht frei. Auch wenn über diese Tatsache der
„Große Kriegsgewinner und Geschichtsschreiber” in seinem später beschriebenen
Pyrrhussiegen tiefes Schweigen wahrte. Dass die Invasion nicht stattfand, lag
an Stalins Roter Armee.
Außer den Aggressionen gegen die Baltischen Staaten, Finnland und Rumänien,
blieben der deutschen Führung die sowjetischen Aktivitäten an den westlichen
Sowjetgrenzen nicht verborgen. Die Manöver der Roten Armee führten ausnahmslos
gegen Westen und waren alle getarnten Truppenverlegungen, weil die beteiligten
Einheiten einfach an den Übungsorten stehen blieben. Rüstung und Nachschubzüge
waren ebenfalls schwer zu tarnen. Nicht weit hinter der Demarkationslinie
wurden neue Flugplätze angelegt, wo scharenweise Flugzeuge standen. Zahlreiche
Panzerfahrzeuge tauchten auf, die komischerweise alle auf Gummirädern rollten.
Diese leichten Panzer waren nicht für die Verteidigung der unwegsamen
eurasischen Steppe geeignet. Dann waren sie wohl auf europäische Asphaltstraßen
für das rasche Vorwärtsrollen gedacht! Bald wurde klar: die Rote Armee macht
sich für einen Angriffskrieg gegen Deutschland und Europa bereit. So lange die
Rote Armee als Schwert des Damokles über Deutschlands Kopf, beziehungsweise
Rücken hängte, konnte man gegen England kein Wagnis eingehen! Die Divisionen,
die gegen England aufmarschiert waren, mussten nach Osten verlegt werden.
Die Bomber gegen England wurden weitergeflogen, um bei den Sowjets keinen
Verdacht zu erwecken und in der Hoffnung, die Zerstörungen würden Churchill
vielleicht doch an den Friedenstisch bewegen. Churchill aber dachte nie an
aufgeben. Churchills Botschafter in Washington, der für den Untergang Europas,
des Britischen-Imperiums und Deutschlands so viel beitrug wie Roosevelt und
Churchill, traf den Nagel auf dem Kopf: “Wir ließen Hitler in den Krieg
einspringen, um Deutschland vernichten können!”
Alle wussten, dass die Deutsch - Sowjetische - Allianz keinen langen
Bestand haben werde. Doch einen Krieg mit Sowjetrussland brauchte Hitler nicht,
so lange er den Krieg mit England nicht hinter sich hatte, so musste er die
Okkupation Litauens schlucken. Den Sowjets dagegen passte die deutsche
Garantie- und Militärhilfe an Rumänien nicht. Für eine Aussprache über die
Diskrepanzen reiste eine sowjetische Delegation im November 1940 nach Berlin.
Hitler empfahl dem Delegationsleiter Molotow: Die Sowjetunion möge in Richtung
Indischen Ozean expandieren, wo weder Deutschland noch Italien oder Japan
Interessen haben. Molotow ging nicht auf dieses Angebot ein, er begann die
sowjetischen Vorwürfe aufzuzählen, mit dem Resümee: Die Sowjetunion prätendiere
auf Finnland, Rumänien, Bulgarien und auf die türkischen Meerengen. Der Balkan
ist Europas südöstlicher Angelpunkt, eine Bastion, die keine europäische Macht
dem Konkurrenten überlassen darf! Hitler wertete Molotows Forderungen als
Kriegserklärung an Deutschland, an Europa, zu dem auch Großbritannien dazugehört.
Mit allem Recht!
Der französische Brigadegeneral Charles De Gaulle40 40De Gaulle 1890-1970. Französischer General
und Politiker. Schrieb mehrere Abhandlungen und Bücher über militärische
Strategien, indem er den simultanen Einsatz von Panzerwaffen mit der Infanterie
forderte. Die gleiche Taktik, die die Wehrmacht so effektiv in Frankreich
einsetzte. In der ersten Phase des zweiten Weltkrieges kommandierte De Gaulle
die 4. französische Panzerdivision. Ihm gelang es, bei Mont Cornet an einem
Frontabschnitt die deutschen Truppen zurückzudrängen. Darauf wurde er vom
Oberst zum Brigadegeneral befördert, gleich von Ministerpräsident Reynaud zum
Staatssekretär ernannt und beauftragt die gemeinsame Verteidigung mit
Großbritannien zu koordinieren. Hielt Frankreichs Waffenbrüderschaft während
des Zweiten Weltkrieges mit den Angelsachsen aufrecht. Kurze Zeit nach
Kriegsende Ministerpräsident und Staatsoberhaupt. Nach einigen Jahren erneut
Ministerpräsident dann Staatspräsident. hielt sich mit einem Auftrag seiner Regierung
gerade in London auf, als sein Land kapitulierte. Dieser Zufall machte ihn zum
Verbündeten der Angelsachsen oder hielt er die Teutonen für bedrohlicher als
den arroganten Albion? Wie sich später herausstellte, tat er für Frankreich das
Richtige. Beim Sieg der Alliierten stand seine Armee, damit auch Frankreich, an
der Seite der Sieger. Am selben Tag, als Marschall Pétain den Waffenstillstand
unterzeichnete, rief De Gaulle die Franzosen zum Widerstand gegen die deutschen
Besetzer auf. Dieser Krieg sei noch nicht zu Ende, dieser Krieg sei ein
Weltkrieg, prophezeite er aus London.
Aus französischen Einheiten, die seinerzeit von Dünkirchen nach England
geschwemmt worden waren, organisierte De Gaulle die Armee de Liberation de
France.41 41Armee
de Lieberation de France. - Französische Befreiungsarmee. Eine kleine Armee, doch eine französische
Armee. Der nationalen Ehre dieses kleinen Haufens bedurfte ein Stückchen
koloniales Frankreich, um nicht völlig von London abhängig zu bleiben. Für eine
Landung in Marokko oder in Algerien, dessen Kolonialverwaltung der
Vichy-Regierung gehorchte, reichten ihre Kräfte nicht aus. Ende September
schlossen sie sich einer britischen Aktion an, mit dem Ziel, in Dakar an Land
zu gehen. In Dakar hatten zwei Monate vorher britische Flugzeuge den Richelieu,
den neuesten Kreuzer der französischen Flotte zerstört. Verständlich, dass die
Garnison gegen die Engländer aufgebracht war und die Invasion blutig
zurückschlug. Doch drei Wochen später, noch innerhalb der gleichen Aktion,
konnten sich De Gaulles Truppen in Libreville festsetzen. Damit hatten sie die
französische Kolonie Gabun in der Hand.
Das Mittelmeer sei für Großbritannien nur ein Seeweg, für Italien aber das
Leben, äußerte sich Mussolini öfter. Entsprechend dieser Devise hoffte er,
einmal den östlichen mediterranen Raum unter Italiens Einfluss zu bekommen.
Libyen am afrikanischen Ufer gegenüber Italien war seit 1912 italienische
Kolonie und sollte eine Musterkolonie werden. Eine rege Bautätigkeit begann, um
die Infrastruktur auf europäischen Standard zu heben. 200.000 Soldaten, die
Libyen gleichzeitig sicherten, bauten eine Straße entlang der Küste von
Tunesien bis zur ägyptischen Grenze.
Angesichts des vermeintlichen Zusammenbruchs Großbritanniens entstand ein
geschichtlicher Moment, das Italiens Pläne real erscheinen ließ. Die 50.000
britischen Soldaten, die Ägypten besetzt hielten, waren der italienischen
Libyenarmee, die inzwischen auf 300.000 Mann aufgestockt worden war, sechsfach
unterlegen. Nach dem Waffenstillstand der Achsenmächte mit Frankreich drohte
keine Gefahr mehr von Französisch Tunesien gegen die libysche Kolonie. Neben
Äthiopien und Ägypten mit dem Suezkanal in der Hand würde der Sudan als
Belohnung in Italiens Schoß fallen. Ein riesiges Kolonialreich, von Afrikas
Nordosten bis Abessinien mit Eritrea und Somalia, rückte in greifbare Nähe.
Im September 1940 stürmten 6 italienische, motorisierte
Infanteriedivisionen mit Panzerunterstützung die ägyptische Grenze. Die Briten
bekamen den Befehl, verteidigend zurückweichen. So gelang es den Italienern in
drei Tagen bis Sidi Barrani vorzurücken. Die Rechnung des britischen
Armeekommandos ging auf. Der 90 km Terraingewinn brachten die Italiener in arge
Versorgungsschwierigkeiten. Von der libyschen Grenze bis Sidi Barrani gab es
nämlich keine Straße, keine Eisenbahn, nichts, nur Wüste.
Die italienische Marine konnte die entstandene Versorgungslücke auch nicht
schließen, obwohl sie momentan Herr im mediterranen Raum war. Die Italiener
vertrödelten wertvolle Zeit, die die Briten umso mehr nutzten. Im September
entsandten sie zwei Flugzeugträger, begleitet von Kreuzern und Zerstörern, ins
Mittelmeer. Diese waren mit Radargeräten ausgerüstet, was die Italiener noch
nicht besaßen und den Briten enorme Vorteile verschafften. Damit brachte die
Royal Navy Verstärkung auf ihren maltesischen Stützpunkt, anschließend, von den
in Alexandrien stationierten Flottenteilen unterstützt, besetzten sie Kreta.
Das auf eine unbedeutende Halbinsel zusammengeschrumpfte, ehemals mächtige
Griechentum sträubte sich vor Mussolinis Imperium Romanum und wählte die
Angelsachsen zu seinen Beschützern. Diese lieferten den Griechen Rüstungsgüter
und mit der griechisch-britischen Allianz sicherten sich den angelsächsischen
Hegemonieanspruch über den Balkan. Der Krieg zwischen England und Italien riss
nun Griechenland ebenfalls mit. Mit einem am Vortag überreichten Ultimatum
griff Italien Ende Oktober 1940 Griechenland an. Die Engländer reagierten
sofort. Von Malta aus griffen sie Tarent, den wichtigsten Kriegshafen Italiens
an, wobei sie die besten Flaggschiffe der italienischen Marine außer Gefecht
setzten und Werft sowie Hafen verwüsteten. Damit ging 50 Prozent der
italienischen Flotte verloren. Seitdem war die Royal Navy ebenbürtig präsent,
sowohl im Mittelmeer als auch auf der Adria und konnte die Nachschubwege der
Italiener über das Meer fast lahmlegen. So gelang es den Griechen, die
Angreifer tief nach Albanien zurückzudrängen.
Währenddessen schifften die Briten 150 moderne, schwere Panzer um das Kap
der Guten Hoffnung nach Ägypten, weil sie noch vor ein paar Wochen das
Einfahren ins Mittelmeer zu riskant hielten. Die Tanks brachten die
Ägyptenkorps auf Vordermann. In der Nacht vom 9. auf den 10. Dezember
durchbrachen sie südlich von Sidi Barrani die Stellungen der Italiener. Die
Überrumpelten gaben den Ort gleich auf. In nur sechs Wochen stießen die Briten
800 km vor und nahmen Tobruk und die Küstenstädte bis El Agheila ein. Fast die
Hälfte der Italiener, 140000 Mann, gingen in Gefangenschaft. Traurige
Nachfahren von Caesars Legionen, die einst Britannien und Ägypten eroberten.
Neben Nordafrika waren die Engländer in Somalia, Abessinien und Eritrea
erfolgreich gegen die Italiener. Mitte Mai 1941 kapitulierte die Italienische
Abessinienarmee.
Als es den italienischen Streitkräften so schlecht ging, dachte Churchill
sogar an die Eröffnung einer Balkanfront gegen die Achsenmächte. Im Februar
1941 flog Eden,42 42Eden
Sir Robert Anthony 1897-1977. Mehrmals Außenminister. 1955-1957
Premierminister. Churchills
Außenminister und Mitglied des engeren Kriegskabinetts über Kairo nach Athen
und Ankara. Er sollte ein Bündnis mit Jugoslawien, Griechenland und der Türkei
gegen die Achse schmieden. Angesichts der Erfolge gegen die Italiener waren die
Griechen Feuer und Flamme. Komme was da kommen mag, Griechenland bliebe ein
zuverlässiger Verbündeter Großbritanniens. Jugoslawien gab sich vorsichtiger.
Prinzregent Paul43 43Prinzregent
Paul Karadjordjevic von Jugoslawien 1893 -1976.Regierte 1934-1941 anstelle
seines minderjährigen Neffen Peter. hoffte immer noch, sein Land aus dem Weltbrand heraushalten können. Um
Hitler nicht zu brüskieren, ließ er Eden nicht einmal nach Belgrad kommen. Die
Türken hatten noch Britanniens Politik während des Ersten Weltkrieges in
Erinnerung und lehnten ab. Churchill gab aber nicht auf, schickte alles, was
seiner Meinung nach in Nordafrika zu entbehren war, nach Griechenland hinüber,
was sich bald rächte.
Mussolini musste Hitler um Unterstützung bitten. Der X. deutsche
Fliegerchor mit 400 Maschinen wurde nach Sizilien verlegt. Von dem dortigen
Stützpunkt operierend, begannen sie zu Jahresbeginn 1941 den Seeweg nach
Tripolis freibomben. Bis Ende März errang die Luftwaffe vorübergehend die
Herrschaft über das Mittelmeer. Den Briten blieben ums Mittelmeer nur noch ein
Dutzend einsatzfähige Flugzeuge übrig. Die Verluste der Royal Navy waren
ebenfalls schwer. Schon Anfang Februar konnte die 5. deutsche leichte
Panzerbrigade nach Nordafrika übersetzen. Jetzt standen sich in der Wüste
ungefähr gleichstarke Panzerkräfte gegenüber. In der Luft waren aber die
Achsenmächte überlegen. Am 31. März begann Rommels44 Angriff
unterhalb El Agheila.44Rommel
Erwin 1891-1944. Dt. Feldmarschall. Legendärer Kommandant des Afrikakorps
(1941-1943). Wusste von der Verschwörung gegen Hitler. Nach dessen Fehlschlag
am 20. Juli 1944 zur Selbsttötung gezwungen. Die Panzer rollten mit starker Luftunterstützung
auf die englischen Stellungen zu und brachen sie beim ersten Anlauf durch. In
einigen Tagen hatten sie schon Benghazi eingenommen. Dann teilten sich die
Panzerkeile, einige fuhren entlang der Küstenstraße, andere quer durch die
Wüste. Letztere standen dann zehn Tage später an der ägyptischen Grenze.
Briten, die sich nicht rechtzeitig zurückziehen konnten, wurden gefangengenommen.
Einige britische Einheiten bauten eine Igelstellung um Tobruk. Hier konnten
sie, dank Unterstützung von See aus, Monate lang durchhalten.
Die Souveränität von Kleinstaaten ist nur eine Illusion. Sie müssen sich
schon in Friedenszeiten den Interessen der ihrem Land näherer Machtgruppe
unterordnen. Bei kriegerischen Auseinandersetzungen werden sie unbarmherzig in
den Konflikt hineingezwungen.44 44Das
strategisch wichtige Norwegen und Dänemark wurde von der Wehrmacht vor den
Westalliierten besetzt, als Letztere sich gerade entschlossen hatten, diese
Länder für sich zu sichern. Belgien, Luxemburg und die Niederlande standen dem
Krieg im Wege. Die baltischen Staaten versperrten den sowjetrussischen
Meeranstoß. Persien wurde besetzt, um den Zugang nach Russland zu sichern.
Island brauchten die Angelsachsen als Stützpunkt und Umschlagplatz für die
Versorgung Großbritanniens und Russlands. Island wurde zuerst von den Briten
für einige Monate besetzt, dann überließen sie es den Amerikanern. Die Schweiz
und Schweden konnten nur dank ihrer geographischen Lage ihre Neutralität
bewahren. So erging es
auch den Balkanstaaten. Ein größerer, soliderer, zwar aus verschiedenen
Völkern, aber überwiegend aus einheitlich orthodoxer Bevölkerung gebildeter
Balkanstaat, (aus Serbien, Montenegro, Makedonien, Bulgarien, Griechenland und
Rumänien) seines geschichtlichen Auftrages an der Südostflanke Europas bewusst,
hätte sich vielleicht bei Einhaltung strikter Neutralitätspolitik aus dem Krieg
heraushalten können. Mit der Polarisierung der Gegensätze zwischen der Achse
und den Angelsachsen begann das Rennen um den Balkan. Die Briten mussten, neben
ihren eigenen Balkanplänen, einen deutschen Vorstoß durch den Balkan via Türkei
bis nach Syrien und zum Irak fürchten. Dann hätten die Achsenmächte Ägypten in
der Zange gehabt. Die Sowjets wollten ebenfalls via Balkan ans Mittelmeer
gelangen. Die Achsenmächte betrachteten den Balkan als eigenen Lebensraum und
konnten ihn schon aus strategischen Gründen nicht ihren Gegnern überlassen.
Dem für die Öfteren Seitenwechsel berüchtigten Rumänien blieb nach dem
Rückzug der britischen Garantie und Besetzung seiner Ostprovinz durch die Rote
Armee nur der Seitenwechsel übrig und es rief deutsche Truppen ins Land. Damit
sicherte sich Hitler nicht nur die Ölfelder der Walachei, gleichzeitig wurde
eine südliche Ausgangsbasis gegen Sowjetrussland und die restlichen
Balkanstaaten geschaffen.
Churchills Botschafter in Moskau verkündete Sowjetrusslands Recht auf den
Balkan. Anschließend verlangte Stalin von Hitler die Hegemonie über Bulgarien,
Rumänien und über die türkischen Meerengen. So war die Furcht vor den Sowjets
maßgeblich warum Bulgarien deutsche Truppen ins Land ließ und in den Dreierbund
hineinschlitterte.
Jugoslawien geriet zwischen die zwei berühmten Mahlsteine. Mit dem
Kriegsausbruch zwischen Italien und Griechenland fürchtete Jugoslawien
ebenfalls in den Konflikt hineingezogen zu werden. Anderseits sah es jetzt die
Gelegenheit für die Aneignung der griechisch makedonischen Hafenstadt Saloniki,
welche Serbien seit seiner Unabhängigkeit von der Türkei (1878) begehrte.
Prinzregent Paul bat die deutsche Diplomatie um Vermittlung. Ribbentrop
erreichte dann beim Ciano die Garantie der Unversehrtheit der jugoslawischen
Grenzen und stellte die Übergabe Salonikis an Jugoslawien in Aussicht. Um die
Jugoslawische Regierung zu beruhigen, brachte Berlin einen Freundschaftsvertrag
zwischen Ungarn und Jugoslawien zustande, obwohl Jugoslawien ungarische
Landesteile besetzt hielt. Als Gegenleistung wurde der Beitritt Jugoslawiens
zum Dreimächtepakt verlangt. Darauf drohte Roosevelt, der laut Gesetze der
Vereinigten Staaten zur Neutralität verpflichtet war, die Jugoslawen mit allen
Schikanen und ließ alle jugoslawischen Konten in seinem Machtbereich sperren. Eine
Delegation unter Führung des Ministerpräsidenten fuhr doch nach Wien und
unterzeichnete den Beitritt zum Dreimächtebündnis. Als der Regierungschef von
Wien zurückkehrte, vertrieb ihn ein Staatsstreich. Generalstabschef Simovic46 46Simovic Dusan 1882-1962
Jugoslawischer Luftwaffengeneral und Politiker. übernahm die Regierung, die den Prinzregenten
absetzte und den minderjährigen Peter II47 47Peter II. 1923-1970. Einige
Tage lang Jugoslawiens König. für volljährig erklärte und Ihn zum König von Jugoslawien kürte.
Selbstverständlich machte Simovic in seiner Außenpolitik eine Kehrtwendung, hin
zu den Angelsachsen. Ihm blieb gerade noch Zeit mit den Sowjets einen
Nichtangriffspakt abzuschließen. Nun, die Achsenmächte konnten keine
Feindstaaten auf dem Balkan dulden. Am 6. April 1941 starteten sie den Angriff
von Österreichs Süden, von Ungarn, Rumänien und von Bulgarien her auf
Jugoslawien und Griechenland. Gleichzeitig bombardierte die Luftwaffe Belgrad.
Kroatien, das von den Kriegsgewinnern des Ersten Weltkrieges zu Großserbien
zugeschlagen worden war, erklärte noch während der Kriegshandlungen seine
Unabhängigkeit. Italien besetzte Teile der dalmatinischen Küste. Mit Kroatiens
Austritt betrachtete Ungarn den jugoslawischen Staat als zerfallen. Ignorierte
den kurz vorher mit der Vorputsch-Regierung abgeschlossenen
Freundschaftsvertrag und nahm die Batschka und kleinere, von ungarischer
Bevölkerung bewohnte, Landstriche zurück.48 48Auf
deutschen Wunsch schlossen im Dezember 1940 Ungarn und Jugoslawien einen Freundschaftsvertrag
ab, obwohl Jugoslawien ungarische Landesteile besetzt hielt. Der Vertrag sah
eine friedliche Grenzberichtigung vor. Der Putsch und die politische
Kehrtwendung in Belgrad, schuf eine neue Situation was die Achsenmächte nicht
dulden konnten. Ungarns Verhältnis zu Berlin wurde schon durch das Verweigern
jeglicher Unterstützung am Polenkrieg belastet. Bei erneuter Weigerung hätte
das Land das Schicksal Belgiens erlitten! Der Ministerpräsident Graf Pál Teleki
(1879-1941) konnte nur zwischen Krieg oder Besetzung wählen. Den noch vor
kurzem geschlossenem Freundschaftsvertrag mit Jugoslawien unterschrieb er
selbst! Der verzweifelte Ministerpräsident fand keinen anderen Ausweg, als
seine und seines Landes Ehre zu wahren. Er nahm sich eigenhändig das Leben. Bulgarien besetzte das, zwischen den drei
Balkanstaaten, Bulgarien, Griechenland und Serbien, umstrittene Makedonien. Bei
der Mobilmachung in Jugoslawien rückten die Nationalitäten gar nicht in die
Jugoslawische Armee ein. Die allein gebliebene serbische Armee, musste dann elf
Tage später, am 17. April 1941, kapitulieren.
Griechenland wurde fast gleichzeitig mit Jugoslawien von Bulgarien und bald
auch vom eroberten Jugoslawien her angegriffen. Obwohl die Briten zwei
Infanteriedivisionen und eine Panzerbrigade von Ägypten überstellten waren die
Angegriffenen, der Wehrmacht hoffnungslos unterlegen. Am 21. April streckte die
griechische Armee die Waffen nieder. Churchill tat das Gleiche, wie bei
Dünnkirchen, zwei Tage vor der Kapitulation befahl er seinen Truppen das
Hinüberschiffen nach Kreta. Die griechische Regierung und König Georg II49 49König
Georg II 1890-1947. König von Griechenland seit 1922. Zweimal vertrieben. ließen sich ebenfalls dorthin evakuieren.
Die Royal Navy rettete die griechischen Armeeteile, die auf den Peloponnes
abgedrängt worden nach Ägypten. Die Häfen lagen aber in der Reichweite der
deutschen Flieger, die Stukas erwischten einen voll beladenem
Munitionsfrachter. Die Explosion zerstörte über vierzig Schiffe, darunter
mehrere britische Kreuzer und Schlachtschiffe. Die Flieger verfolgten die
Flüchtenden übers Meer, so gelangte nur ein Fünftel der Griechen nach
Alexandrien.
Kreta war für die Briten neben Malta die wichtigste Bastion im Mittelmeer.
Von hier aus erreichten ihre Bomber Süditalien bis Rom, Belgrad oder Bulgarien.
Vor allem hätten sie die rumänischen Ölfelder so lange abfackeln können, bis
ihren Kriegsgegnern der letzte Tropfen Öl ausgegangen wäre! Die von
Griechenland evakuierten britischen Truppen stellten sich für die Verteidigung
Kretas bis zum letzten Mann ein. Die britischen Seestreitkräfte wehrten alle
Schiffe der Deutschen vom Meer her ab und versenkten alle ihre Landungsboote
schon unterwegs. Die Mannschaften der versenkten deutschen Landungsboote, die
schon im Wasser schwammen, wurden mit Maschinengewehren niedergemäht, um die
eigenen Verluste bei der Evakuierung vor dem Peloponnes zu rächen.
Klar, dass die Deutschen alles unternehmen mussten, um die Briten von Kreta
zu vertreiben. Sie nutzten ihre Überlegenheit in der Luft und eroberten die
Insel in der ersten Luftlandeoperation der Weltgeschichte mit je einem
Fallschirmjäger und einer Gebirgsbrigade. Ohne schwere Waffen büßte die
deutsche Fallschirmbrigade die Hälfte ihrer Mannschaftsstärke ein. Auch wenn
die Insel für Churchill verloren ging, stellte er mit Genugtuung fest, dass die
dezimierte Fallschirmjägerbrigade nicht mehr wie geplant zu Eroberung Maltas
oder für die Unterstützung der Vichyfranzosen in Syrien eingesetzt werden
konnte.
Der Balkankrieg verspätete den Russlandfeldzug um Wochen. Der auf den
Sommer geplante Blitzkrieg erstickte dann in dem russischen Winter.
Die Lebensraumtheorie der Achsenmächte sah für Deutschland Osteuropa als
Einflussgebiet vor, wo die Erzeugnisse ihrer Industrieproduktion gegen Rohstoffe
und Landwirtschaftsprodukte eingetauscht werden konnten. Hitler hielt den
Bolschewismus für den gefährlichsten Gegner des Nationalsozialismus, im
Vergleich zu den, seiner Meinung nach, schon der Dekadenz verfallenen liberalen
Demokratien. Doch die Demokratie ist das adäquate politische Regime jeder
mächtigen Zivilisation und Deutschland war nur das zweitstärkste Mitglied
dieser Euro-Atlantischen Welt. Dank des Wirtschaftspotentials der Vereinigten
Staaten befand sich diese liberale Staatsordnung in der Mitte des 20.
Jahrhunderts noch in seiner höchsten Blüte. Diese Tatsache kostete im
Endeffekt, Deutschland den Sieg. Und Europas Niedergang.
Auch die Bolschewisten hielten den Faschismus, wie sie den
Nationalsozialismus lieber nannten, für den gefährlicheren Gegner.
Sowjetgeneräle plädierten bei Stalin, die Deutschen rechtzeitig in die Zange zu
nehmen, bevor England die Puste ausgehe50 50Die Genossen waren ebenfalls
von der Dekadenz der kapitalistischen Demokratien überzeugt, nur in Bezug auf
ihren Niedergang irrten sie sich um die 100 Jahre. Stalin hielt einen Krieg zwischen Deutschland und
der Sowjetunion für unvermeidlich, wollte nur die Zeit des Angriffes selbst
bestimmen und wartete auf die günstigste Gelegenheit. Er dachte nie daran, dass
Hitler den ersten Schritt machen könnte, er verließ sich auf Hitlers logische,
eigene Thesen aus seinem Buch „Mein Kampf”: England mit russischer Hilfe
besiegen oder Russland im Bündnis mit England.
Späteren Recherchen nach wurde der sowjetische Angriff auf die Achsenmächte
für die Zeit vorgesehen, als die Wehrmacht im Begriff war, nach Großbritannien
hinüberzusetzen oder die Amerikaner in Frankreich landen würden.
Friedensvertrag hin, Freundschaftsvertrag her, vor der Vereinigung aller
„Proletarier“ der Welt war Deutschland das größte Hindernis, das es zu
beseitigen galt!
Großbritannien war im Jahre 1941 nicht in der Lage, auf dem Europäischen
Kontinent zu landen. Die konfusen Verhältnisse in der Roten Armee nach den
Säuberungen in der Armeespitze waren bekannt. So konnte ein Blitzkrieg gegen
Sowjetrussland ohne die Gefahr eines Zweifrontenkrieges gewagt werden. Der
Sowjet musste besiegt sein, bevor sein Rüstungsstand für Deutschland gefährlich
werden konnte. Bevor Stalin und Roosevelt die Rote Armee vollständig aufrüsteten.
Nach Aufmarschplan der Wehrmacht sollte in sechs bis acht Wochen Moskau,
das Macht-, Industrie- und Wirtschaftszentrum Russlands, erobert werden.
Gleichzeitig sollten die Flanken im Norden bis Archangelsk, im Süden bis
Astrachan vorrücken. Somit hoffte man, diese eurasische Großmacht besiegen zu
können. Das Öl aus der Kaukasusregion und die Rohstoffvorräte Russlands hätte
Deutschland zu einem, den Vereinigten Staaten ebenbürtigen Wirtschaftsriesen
gemacht! Das soll nicht heißen, dass es der übrigen Welt so besser ginge, nur
Amerikas Hintergrundmacht hätte sich mit dem südamerikanischen Hinterhof
begnügen müssen. Das konnte nun Washington nicht zulassen!
Die in den Feldzügen gegen Polen und Frankreich bewährte Kriegstechnik, dem
Feind keine Zeit lassen seine Kräfte zu sammeln, um eine neue Frontlinie im
Hinterland zu festigen, wurde auf die russischen Weiten angepasst und zur
Strategie der Kesselschlachten weiterentwickelt. Dabei sprengten Panzerkeile an
zwei oder mehreren Stellen die feindlichen Linien, drangen tief in das
Feindesland ein und kreisen die dort befindlichen gegnerischen Streitkräfte
ein. Nachfolgende Verbände lösen die Panzer ab und sichern den Kessel gegen die
Ausbruchversuche der Eingeschlossenen. Sie drücken den Ring allmählich zusammen,
bis die Eingeschlossenen aufgeben müssen. Die Panzer ziehen inzwischen weiter,
um den nächsten Kessel zu bilden.
Die Rote Armee zählte, nach deutschen Schätzungen, 4,5 Millionen Mann, die
Reserven nicht mitgerechnet, in 200 Divisionen, davon 40-50 motorisierte
Divisionen. Gerüstet mit 10.000 Panzern, 150.000 Raupenschleppern und 100.000
Lastwagen. Zu den zehntausend leichten Gummiräder-Panzern kamen 967 modernen
T34er Tanks, die waren aber, wie die Panzer der Westalliierten, zu verschiedene
Truppenverbände zerteilt. Ihre Luftstreitkräfte überflügelten in der Zahl drei
oder sechsmal den Flugzeugbestand der deutschen Luftwaffe.51 51Für die späteren angriff wollte die Rote
Armee die deutsche Industrie möglichst unzerstört in Besitz nehmen, darum
stellten sie die Produktion ihre Bomberflugzeuge ein. Zur Unterstützung ihrer
Bodentruppen stellten sie eine Unzahl unzweckmäßiger Flugzeuge her. Darum war
die sowjetische Flugwaffe in dem ersten Kriegsjahr völlig benachteiligt.
Die Wehrmacht konnte nur 3,5 Millionen Soldaten in 153 Divisionen für den
Russlandfeldzug bereitstellen. Davon waren 19 Panzerdivisionen und 17
motorisierte Divisionen unterstützt von 2.200 Flugzeugen.
Um gegen Überraschungen gefeit zu sein, mussten in Frankreich 40 Divisionen
die Kanalzone bewachen. Norwegen, der Balkan und der afrikanische
Kriegsschauplatz beanspruchten weitere 20 deutsche Divisionen und fast so viele
Flugzeuge, wie gegen Russland eingesetzt worden waren. Klar, dass sich diese
fehlenden Kräfte im Russlandfeldzug nachteilig auswirkten.
Frühmorgens am 22. Juni 1941 stießen deutsche Truppen von der Nordsee her
bis der zur Ostkarpaten ziehenden Demarkationslinie nach Russland ein. Mit dem
gleichen Trick wie es die Sowjetische Luftwaffe plante, griff die Luftwaffe vor
der Kriegserklärung überraschend alle erreichbaren gegnerischen Flugplätze an
und zerstörte noch am ersten Kriegstag 1.200 russische Flugzeuge. Einige
Stunden nach dem Angriff erschien der deutsche Botschafter Graf von Schulenburg52 52Schulenburg Friedrich Werner Graf. v.
1875-1944. Bis Kriegsausbruch Botschafter in Moskau. Wegen Beteiligung am
Attentat gegen Hitler hingerichtet. im Kreml mit der blamablen Pflicht, Hitlers Kriegserklärung an die Sowjets
zu überreichen, obwohl der Nichtangriffspakt zwischen den beiden Staaten noch
nicht abgelaufen war. Die Rechnung der internationalen Hintergrundmacht ging
auf. Es gelang wieder Europas potenteste Macht in einen Zweifrontkrieg
hineinzumanövrieren, sodass Hitler allein der Bösewicht wurde.
Der Angriff wurde in drei Richtungen geführt:
Die Heeresgruppe Nord: die 4. Panzergruppe mit 3 Panzerdivisionen und 3
motorisierten Divisionen, dahinter 20 Infanteriedivisionen, bekamen die
Aufgabe, das Baltikum zu befreien, dann Leningrad und das nördliche Russland
bis ans Weiße Meer zu besetzen.
Die Heeresgruppe Mitte: insgesamt 35 Divisionen, davon15
Infanteriedivisionen und die 2. und 3. Panzergruppe an der Spitze zielte auf
Moskau.
Die Heeresgruppe Süd: 32 Divisionen, voran die 1. Panzergruppe mit 9
Divisionen, hatte über die Ukraine bis zum Unterlauf der Wolga und zum
Kaspischen Meer vorzurücken.
Einzig die Aktionen der Heeresgruppe Mitte verliefen planmäßig. In
berühmten Kesselschlachten wurden die Städte Bialystok und Minsk erobert. Dabei
fielen 324.000 Russen in Gefangenschaft, samt ihrer Ausrüstung von 1.800
Geschützen und 3.332 Panzern. In drei Wochen stieß diese Armeegruppe 500 km
vor. Am 16. Juli nahm sie Smolensk ein. Der Chef des Heeres Feldmarschall von
Brauchitsch53 í53Von Brauchitsch Walther 1881-1948.
Generalfeldmarschall und Oberbefehlshaber des Heeres. hätte diese Armeegruppe zu dem 350 km entfernten
Moskau weiterstürmen lassen. Hitler fürchtete aber in die Falle zu laufen,
solange die Fronten im Norden wie im Süden so weit zurücklagen. Er befahl bei
Smolensk eine Pause54 54In
Bezug auf die Kontroverse zwischen von Brauchitsch und Hitler über den Vorstoß
auf Moskau machen Memoiren einiger deutscher Generäle diese vierwöchige
Verzögerung für den Verlust des Russlandfeldzugs verantwortlich. Mit der
Unterbrechung der sukzessiven Vormarschtheorie, bekam der Feind Zeit seine
Abwehrkräfte, um Moskau zu sammeln und eine Abwehrfront zu errichten. Außerdem
kam die Regen-Schlammperiode und der Winter ebenfalls vier Wochen näher. und ordnete die zweite Panzergruppe zu
der Heeresgruppe Süd und die dritte Panzergruppe zur Heeresgruppe Nord als
Unterstützung zu. Von Brauchitsch trat von seinem Posten zurück, was Hitler
gerne annahm und übernahm selbst die oberste Armeeführung.
Die deutschen Heerführer kamen größtenteils aus Soldatendynastien. Sie
schwärmten nicht gerade für den Führer. Hitler wiederum traute seinen Generälen
nicht zu, dass sie die gegenwärtige Lage an den Fronten besser beurteilen
können als er von der Wolfsschanze aus. Die Armeeführer mussten nach seinen
genauen Anweisungen handeln. Die zusätzlichen Durchhaltebefehle brachten die
Truppen oft in eine schwierige Lage, brachten fatale Verluste, die der
zuständige Truppenführer durch eigene Kompetenz hätte vermeiden können.
Die Heeresgruppe Süd war in Mannschaftsstärke mit der der Heeresgruppe
Mitte vergleichbar, aber nicht in ihre Kampfkraft. Zu der deutschen 17., 6. und
11. Armee stellte Rumänien seine 3. und 4. Armee. Die Rumänen wurden von den
Deutschen aus den Beutebeständen der tschechischen und belgischen Armee aufgerüstet.
Aber weder Rüstung noch Ausbildung waren mit denen der Wehrmacht vergleichbar.
Die Slowakei nahm schon am Polenfeldzug teil. Dem Krieg gegen Russland stellte
die Slowakische Armee eine Gebirgsbrigade. Dafür garantierte Deutschland für 25
Jahre seine Souveränität. Nachdem die ungarischen Städte Kassa und Ungvár von
sowjetischen Bombern angegriffen worden waren.55 55Ob die Bomber wirklich von den Sowjets
kamen, ist immer noch umstritten. In verschiedenen Hypothesen werden
tschechische Emigranten in Russland, die rumänische oder die deutsche Luftwaffe
für die Bombardierung verantwortlich gemacht. erklärte die ungarische Regierung, der
Kriegszustand mit Russland sei eingetreten und schickte vorerst ein
motorisiertes Armeekorps und eine Grenzschutzbrigade zur Heeresgruppe Süd.
Italien entsandte eher symbolisch ein Armeekorps mit drei Divisionen.
Die Heeresgruppe Süd kam nur zögernd voran. Wegen dem Balkanfeldzug
begannen ihre Operationen erst mit zehn Tagen Verspätung. Als der Angriff
anrollte, fehlte der Überraschungseffekt. Die Rote Armee hatte ebenso zehn Tage
Zeit, sich auf die Verteidigung vorzubereiten. Außerdem plante Stalin die
baldige Besetzung des Balkans, nebenbei das Abschneiden der Achsenmächte von
dem rumänischen Erdöl und ließ schon Monate vorher größere Kräfte in den
ukrainischen Raum aufmarschieren. Erster Erfolg der Armeegruppe Süd war die
Kesselschlacht von Uman, in der sich 103.000 Russen ergaben. Bei Kiew stieß sie
wieder auf starken russischen Widerstand, so musste die 2. Panzergruppe von der
Heeresgruppe Mitte zur Hilfe kommen. Diese konnten eben wegen dieser
Verzögerung nicht Richtung Moskau weiterziehen. Kiew wurde erst am 19.
September eingenommen; entsprechend hoch war die Zahl der Gefangenen: 665.000
neben 3.700 Geschützen und 884 Panzerfahrzeugen. Erst nach Säuberung des
Kessels von Kiew konnte die Armeegruppe Süd Richtung Rostow weiterziehen. Bis
zum Wintereinbruch nahm sie das Industriegebiet des Donezbeckens und erreichte
Kursk und Rostow, doch ihre Kraft reichte nicht mehr aus Rostow zu halten. Die
Südflügel der Roten Armee konnte sich vor der Umklammerung zurückziehen, dann
aber ging zu angriff über und drängte ihre Gegner hinter den Mius-Fluss zurück.
Mit letzter Anstrengung konnte ihre 11. Armee die Krim zum großen Teil besetzen.
Auf dieser Linie musste dann die Armeegruppe Süd überwintern. 700km vor ihrem
gesetzten Ziel, dem Unterlauf der Wolga und dem Kaspischen Meer entfernt.
Die Heeresgruppe Nord schnitt am schlechtesten ab. Nach raschem Vormarsch
durch Lettland, Litauen und dem südlichen Estland in zwei Wochen, wurde sie am
Luga Fluss, 100 km vor Leningrad lange Zeit aufgehalten. Erst als Verstärkung
von der Heeresgruppe Mitte eintraf, konnte sie im Osten bis zum Wolkow Fluss
vorrücken, das nördliche Estland befreien und den Ladogasee erreichen. Damit
Leningrad von Süden und Osten umzingeln, aber erobern
konnte sie die Stadt nicht
Schon beim Kriegsbeginn griff eine
Deutsche Brigade von dem besetzten Norwegen her Murmansk an, ihr fehlte aber die Kraft die Stadt
einzunehmen. Finnland, das indessen der Sowjetunion den Krieg erklärt hatte,
war dabei Ostkarelien von den Russen zurückholen. Churchill aber drohte die
Finnen mit der Kriegserklärung Großbritanniens, wenn sie sich über die im Jahre
1918. aufgezwungenen Grenzen hinauswagten oder wenn sie Leningrad von
Nordwesten her angreifen würden. So kamen die Achsenmächte über Leningrad,
einfach nicht weiter.
Weil die Deutsche Flotte die Ostsee und Leningrad blockierte, kamen die
Hilfsgüter der Angelsachsen über das Nordische Eismeer in Murmansk oder
Archangelsk an. Karelien war für die Russen lebenswichtig und sie verteidigten
es mit allen verfügbaren Kräften. Churchill entsandte zwei britische
Flugstaffeln samt Mannschaften, anschließend noch zwei Flugzeugträger mit
zweihundert Flugzeugen zur Unterstützung der Russen.
Churchill und Roosevelt trafen sich Mitte August 1941 in Neufundland. Hier
setzten die beiden Prioritäten für ihre unmittelbaren Kriegsziele. Als
Kommuniqué gaben sie ein Dokument heraus, die später Atlantik-Charta genannt
wurde. In diesem Dokument verkündeten sie die Neuordnung der Welt nach dem
Sturz der Nazityrannei: 1. Beide Staaten verzichten auf territorialen Zuwachs.
2. Der Verlauf der Staatsgrenzen darf nur durch Volksentscheide geändert
werden. 3. Jedes Volk sollte seine Regierung, beziehungsweise die
Regierungsform selbst wählen können. 4. Wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen
Sieger und Besiegten.56 56Dazu
gehörte die Gründung der Weltbank. Die Finanziers, welche den Krieg
finanzierten, konnten nach Kriegsende ihr gewonnenes Geld im Wiederaufbau
anlegen. 5. Die Freiheit
der Ozeane. 6. Allgemeine Abrüstung nach dem Krieg und 7. Gründung einer
Weltorganisation, die künftige Kriege verhindern soll. Sie erklärten gleich,
dass diese erhabenen Worte über die Selbstbestimmung für Deutschland nicht
gelten. Folglich den besiegten Völker ebenfalls nicht! Der Zusatz in der
Atlantik-Charta nach dem Sturz der Nazityrannei, war bereits Roosevelts
Kriegserklärung an Hitler, obwohl ihn die Gesetze der Vereinigten Staaten zur Neutralität
verpflichteten.
Während der Wintermonate, in denen das Nördliche Eismeer größtenteils
zufriert, konnten die Angelsachsen die Sowjets über die arktische Route
schlecht versorgen. Außerdem bestand die Gefahr eines deutschen Vorstoßes im
russischen Norden. Ohne die amerikanischen Kriegsmaterialien und
Lebensmittellieferungen wäre Stalins Russland bald zusammengebrochen. Roosevelt
sicherte den Sowjets die Bereitstellung von monatlich 500 Panzern und ebenso
vielen Flugzeugen zu. Allerdings unter der Bedingung, dieses Kriegsmaterial in
amerikanischen Häfen abzuholen. Aber wie und womit sollten die Russen diesen
Transport bewältigen. Folglich mussten die Westalliierten selbst dafür sorgen,
dass ihre Hilfsgüter in Russland rechtzeitig ankommen.
Der Seeweg durch den Persischen Golf, die Transpersische Bahn, das
Kaspische Meer und die Wolga ergaben den einfachsten Weg für die Versorgung der
Sowjets. Kurzerhand entschlossen sich die britisch-sowjetischen Alliierten
Persien von seiner reaktionären Regierung, die sich in diesem Krieg neutral
verhalten wollte, zu „befreien“. Einige Tage nach der Unterzeichnung der
Atlantic-Charta, in der die Vertragspartner auf fremdes Gebiet verzichteten,
nahm die britische Golfarmee die persische Hafenstadt Chorramschaar ein und
marschierte auf Teheran zu. Gleichzeitig okkupierte die Rote Armee Persiens
Norden. Angesichts der gegnerischen Übermacht befahl der Schah nach einigen
Rückzugsgefechten die Feuereinstellung. Die Alliierten zwangen den Schah,
zugunsten seines Sohnes, abdanken. Sie setzten eine neue Regierung ein und
erzwangen die Freigabe der Häfen und Verkehrswege zwischen dem Persischen Golf
und Russland. Jetzt stand nichts mehr im Weg, dem sowjetrussischen Bären wieder
auf die Beine zu helfen und wenn dieser nicht von selbst verendet wäre, hätte
es nicht nur Europa, sondern auch die supranationale Finanzoligarchie mit
aufgefressen.
Neben Persien konnte die britische Golfarmee
schon im Mai 1941 den Irak auf die alliierte Seite zwingen, dessen Regierung
sich der britischen Vormundschaft entledigen wollte. Zuletzt wurden die
Vichyleute aus Syrien vertrieben. Als französisches Mandatsgebiet war Syrien
bis dahin von der Vichy-Regierung verwaltet worden. Damit wurde der Nahe Osten
für die Angelsachsen bis heute gesichert.
Rüstung wie Moral der, bei den letzten Gefechten gefangen genommenen
russischen Armeeangehörigen, machten den Eindruck, sie seien Stalins letzte
Reserven. Auch wenn die Dinge nicht nach Plan liefen, bestand die Chance in
einer letzten Offensive die Rote Armee zu zerschlagen. In dieser Hoffnung trat
die Wehrmacht noch vor Wintereinbruch die Entscheidungsschlacht an: den Angriff
auf Moskau. Den Sturm auf Moskau traten 14 Panzerdivisionen, 8 motorisierte
Divisionen und 56 Infanteriedivisionen an. Beim ersten Angriff wurden um
Brjansk und Wjasma mehrere Sowjetarmeen eingekesselt. Hier ergaben sich 673.000
Rotarmisten, 1.242 Panzer und 5.412 Geschütze gingen den Sowjets verloren. Am
halbem Weg auf Moskau begann die Regenperiode. Zwei Wochen lang verhinderte der
Schlamm fast jede Bewegung der Gummiräderfahrzeuge. Dem Schlammesmeer trotzend
wurde die Stadt Klin eingenommen. Die Straßenverbindung von Moskau nach
Leningrad war blockiert. Mit letzter Kraft erstellte die Panzergruppe 3 einen
Brückenkopf über dem Kanal, der die Wolga mit dem Moskwa-Fluss verbindet. Die
4. Armee stand 40 km vor Moskau. Nach Beräumung des Kiewer Kessels kam die
dorthin beorderte 2. Panzergruppe frei. Stieß hinter den Feindeslinien Richtung
Moskau vor und war dabei Tula einzunehmen. Eine Aufklärungsspitze erreichte
Mozartische, eine südliche Vorstadt Moskaus. Damit war Moskau fast halb
umstellt. Die Sowjetregierung wurde nach Kujbischew evakuiert.
Mittlerweile brach der Winter mit über 300 Kälte ein. Seit Jahren war es nicht mehr
so kalt wie in den Kriegsjahren. Nur für den im Sommer geplanten Blitzkrieg
gerüstet, blieb die Wehrmacht einige Kilometer vor Moskau stecken. Ihre Kräfte
reichten nicht mehr aus, die Stadt zu umzingeln, geschweige denn die
Bolschewiken zu schlagen.
Der Blitzkrieg ist verplant worden. Das in Russland fehlende Straßennetz
wurde bei der Planung des Unternehmen Barbarossa nicht berücksichtigt. In den
Polen- und Frankreich-Feldzügen, auf europäischen Straßennetzen konnte die
motorisierte Infanterie den vorpreschenden Panzern mühelos folgen. Auf den
russischen Feldwegen aber blieben die Truppentransporte schon in einem
Platzregen stecken, so musste die Infanterie absteigen, um auf schwierigen
Fußmärschen zu ihrem Einsatzort marschieren. Die Panzer ohne Simultan mit der
Infanterie einsetzen, war sinnlos, gar riskant, wenn keine eigenen Truppen die
Flanken sichern, anschließend das Gelände säubern, besetzten und halten
konnten. Dieses unkalkulierte Hindernis, nebst Zeitverzögerung wegen des
Balkankrieges verlangsamte den geplanten Operationen und ließ dem Feind oftmals
Zeit sich rechtzeitig vor der Einkreisung, aus dem Kessel zurückzuziehen. Damit
konnte der Großteil der Roten Armee nicht in der geplanten Zeit zersetzt
werden.
Ein japanischer Angriff auf Sibirien, war schon mit dem im April 1941
abgeschlossenen Japanisch - Sowjetischen Neutralitätsvertrages
unwahrscheinlich. Gleich wie sehr Sibiriens unermessliche Rohstoffreserven
Japan lockten, die Rohstoffe mussten zuerst entdeckt und ausgehoben werden, was
wiederum Zeit kostete. Zeit und Geld fehlen bekanntlich in allen Kriegen. Auf
Roosevelts permanente Provokationen hin, gewann in Tokio immer mehr eine
antiamerikanische Stimmung die Oberhand. Die zuletzt zur Kriegserklärung an die
Vereinigten Staaten führte. Nach dem Ausbleiben des japanischen Angriffs,
konnten die Sowjets ihre Sibirienarmee,57 57Japans
Entschluss Amerika, statt Russland anzugreifen, wurde von einem Spion namens
Sorge an Moskau gemeldet, der zur Tarnung als Korrespondent deutscher Zeitungen
in Tokio tätig war. Schließlich aber die Tatsache, dass die intakte, gut
gerüstete, gut ausgebildete Sibirienarmee zur Verfügung stand und die
Armeeführung ins Wagnis eingehen musste. die bis jetzt ihre ostasiatischen Grenzen
gesichert hatte nach Moskau holen. Zur Entlastung Moskaus konnten 280
Divisionen, davon über 40 Panzerbrigade zum Angriff bereitgestellt werden. Die
Offensive der Roten Armee begann am 5. Dezember 1941 bei Moskau. Bald folgte
Offensive auf Offensive die ganze Frontlinie entlang. In den für beide Seiten
sehr verlustreichen Kämpfen mussten die Deutschen vor Moskau zurückweichen.
Aber vom Sieg standen die Sowjets noch fern.
Auch wenn die Wehrmacht vor Moskau gestoppt werden konnte, ein japanischer
Angriff vom Osten her hätte den Sowjets den Todesstoß gebracht. Wenn Sibirien
unter japanische Herrschaft gekommen wäre und das europäische Russland unter
deutsche Hegemonie, hätte Amerika nie zur Weltmacht aufsteigen können! Von
einem Angriff auf Sowjetrussland musste Japan abgehalten werden, koste es was
es wolle!
Churchill erwähnte öfters in seinen Memoiren, dass die Amerikaner die
Geheimcodes des japanischen Funkverkehrs entziffert hatten. Die Rooseveltleuten
lasen mit Genugtuung im Bericht des Japanischen Konsuls Hitlers Versprechen: Er
werde den Vereinigten Staaten den Krieg erklären, wenn zwischen Japan und den
USA der Kriegszustand eintritt. Voila,58 58Voila.– Sieh da! Da schau
her! das Hintertürchen
für Amerikas Kriegseintritt, es musste nur clever aufgestoßen werden, um Hitler
in einem neuen Kriegsfalle zu locken. Roosevelt versprach ja seinerzeit an die
Regierung von Polen, Großbritannien und Frankreich militärischen Beistand, um
sie gegen die Achsenmächte in die Schlachtenreihe zu stellen.
In den Tagen als Reynaud Roosevelt für die Kriegserklärung an Deutschland
aufforderte, überließ die französische Regierung die Kontrolle seiner Grenzen
in Indochina zu China an die Japaner. Damit wurde Tschiang Kai-sheks
wichtigster Nachschubweg zu seinen britischen Unterstützern blockiert.
Unvorstellbar, dass die Franzosen ohne Wissen oder Aufforderung Washingtons
handelten! Das nächste Jahr räumte die Vichyregierung auf ihrer
Indochina-Kolonie Stützpunkte für Japan ein, um Indochina gegen eventuelle
englische Eroberungsversuche gemeinsam verteidigen können. Im Juli 1941 landeten
japanische Truppen in Indochina. Auf diesen Schritt wartete Roosevelt.
Washington forderte sofort die Räumung Indochinas. Als Nachdruck ihrer
Forderung ließen sie alle japanischen Guthaben einfrieren und verhängten das
Embargo, bis Japan der Räumungsaufforderung nachkommen würde. Die Holländische
Exilregierung in London stellte aus ihrer indonesischen Kolonie ebenfalls die
Öllieferungen ein. Japans Industrie blieb ohne Rohstoffe, ohne Öl. So in die
Enge getrieben, blieben den Japanern nur zwei Alternativen: Verhungern oder aus
der Blockade herausbrechen. Zuerst kam es zu einer Regierungskrise.
Ministerpräsident Konoe,59 59Konoe Fumimaro Herzog 1891-1945 Japanischer
Politiker aus dem Hochadel in verschiedenen Staatsämtern. Zuletzt
Ministerpräsident. Die Sieger klagten ihn der Kriegsverbrechen an und richteten
ihn hin. der den
Ausgleich mit den Angelsachsen suchte, trat zurück. Daraufhin bildete das
Militär die neue Regierung. Die Deutschen standen vor Moskau und die
Angelsachsen waren mit der Verteidigung Großbritanniens voll beschäftigt.
Japans Militärführung wähnte sich in Asien stark genug, den Angelsachsen die
Stirn zu bieten. Japans Botschafter erschien am 7. Dezember 1941 um 13 Uhr im
Außenministerium der Vereinigten Staaten mit der Kriegserklärung. Roosevelts
Minister wusste, warum der Botschafter kam und ließ sich verleugnen. Eine halbe
Stunde später griffen japanische Bomber, schon vor Überreichung der
Kriegserklärung, den amerikanischen Marinestützpunkt Pearl Harbour60 auf Hawaii an. 60Der Angriff auf Pearl
Harbour kam nur für die Besatzung des Stützpunktes aus heiterem Himmel. Die
amerikanische Abwehr konnte seit 1939 den Geheimcode der Japaner entziffern, so
wusste die Rooseveltadministration rechtzeitig über die anrückenden
Flugzeugträger und die Kriegserklärung Bescheid, die unterwegs waren. Die
US-Admiralität ließ auch rechtzeitig die Flugzeugträger aus Pearl Harbour
auslaufen, sodass im Hafen nicht mehr zeitgemäße, nur veraltete Schlachtschiffe
und ihre Besatzungen blieben. Roosevelt brauchte etwas Schreckliches, um dem
amerikanischen Volk den Krieg schmackhaft zu machen. Darum wurde Pearl Harbour
nicht benachrichtigt! Sie
zerstörten im Hafen liegende Teile der Pazifikflotte und den Flugplatz samt
Flugzeugen. Vermieden aber die Öltanks anzuzünden, weil der Rauch des
brennenden Öls die Sicht der Japaner beeinträchtig hätte. So konnten die
Amerikaner im weiteren Kriegsverlauf die verbliebenen Ölreserven gut nutzen.
Mehr als 2.400 tote Amerikaner und ebenso viele Verwundete blieben zurück. Zwei
Tage später wurde die amerikanische Marinebasis Cavite auf den Philippinen
zerbombt. Aus der Luft machten japanische Flieger Jagd auf die übrig
gebliebenen gegnerischen Flottenteile. Bei Singapur versenkten sie zwei, gerade
angekommene britische Panzerkreuzer. Dann landeten japanische Truppen an der
Nordküste der Philippinen und vertrieben die amerikanische Armee aus ihren
dortigen Stützpunkten. Gleichzeitig besetzten sie alle chinesischen Häfen und
zu Weihnachten mussten die Briten in Hongkong kapitulieren. Die uneinnehmbar
gehaltene britische Hafenfestung von Singapur wurde Anfang Februar 1942 vom
Festland, von Malaysia her überrannt. Mit der Besetzung Birmas wurde der letzte
Nachschubweg der Angelsachsen zu ihren chinesischen Verbündeten geschlossen.
Außerdem drohte von hier aus, die japanische Invasion auf Groß Britanniens
indische Kolonie. Noch Anfang des Jahres 1942 wurden die indonesische
Inselwelt, Teile Neuguineas, die Salomonen und die Gilbertinseln ebenfalls
besetzt. Auf einen Schlag wurde Japans „Asiatische Wohlstandsgesellschaft“
Wirklichkeit. Mit einer vermeintlich uneinnehmbaren Festungskette um ihre
eigene Inselwelt herum.
Der Angriff auf Amerikaner schrie nach Vergeltung. Die bisherige „Geht uns
nichts an- Stimmung” im Lande, schlug in eine stürmisch martiale Stimmung um.
Gerade jetzt taten Hitler und Mussolini der Rooseveltregierung den Gefallen am
11. Dezember 1941 den Vereinigten Staaten den Krieg zu erklären. Bisher führte
nur Roosevelt61 mit seinen Hinterleuten Krieg gegen die Achse.61Das Embargo gegen Japan und die
Achsenmächte, sowie den Leih- und Pachtvertrag, das alles brachten die
Rooseveltleuten am Rande der Legalität durch, ohne Zustimmung des
amerikanischen Volkes. Mit der Kriegserklärung Hitlers wurden seine
Vorkehrungen Legalität, ja sogar weise Voraussicht. Die überwiegende Mehrheit der Amerikaner drückten
die Daumen für Deutschland im Krieg gegen Sowjetrussland. Auf diese
Herausforderung hin mussten sich auch Roosevelts politische Gegner für das
eigene Vaterland entscheiden. Um sicher zu gehen, führte Roosevelt in kluge
Vorausplanung schon im August 1940 die allgemeine Wehrpflicht in Amerika ein.
Freilich, mit der Vorausplanung des Krieges können nur alleine die Nürnberger
Angeklagten und diejenigen von Tokio bezichtigt werden!
Stalin drängte die Angelsachsen zur Landung in Frankreichs Norden oder an
der belgisch-holländischen Küste oder in Norwegen, um die russische Front zu
entlasten. Roosevelts Leute waren sofort bereit, der Forderung der Sowjets für
eine zweite Front auf dem europäischen Kontinent nachzukommen. Churchill mahnte
zur Ruhe. Wenn schon die Todfeinde der liberal-kapitalistischen Welt daran
waren, sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen, sollten sie es auch tun! Wir
sollen Russland mit Waffen unterstützen und abwarten. Außerdem fehlten zur
Landung der Westalliierten die Mannschaften, die Rüstung, die
Landungsfahrzeuge, eigentlich alles Nötige. Eine zu frühe Landung wäre zum
Fiasko geworden.
Zu Beginn des Russlandfeldzuges wurde der Großteil der Deutschen
Luftstreitkräfte vom Mittelmeer abgezogen. Dafür wurde der Afrikakorps mit
einer Panzerdivision verstärkt, aber jegliche Initiative dem Korps untersagt.
Man hoffte so bis zum erwarteten Entscheid in Russland in der Wüste durchhalten
zu können. Doch der Kampf ums Mittelmeer und die Nordafrikanische Wüste ging
weiter. Nach Abzug der deutschen Luftwaffe diktierten die Briten den Takt.
Schon auf dem Mittelmeer versenkten sie 60 Prozent des Nachschubs ihrer Gegner.
Das britische Ägyptenkorps wurde bis zum Herbst 1941 durch Truppen der
Dominien Neuseelands und Südafrikas zur 8. Armee ausgebaut. Mit mehr als 700
Panzern war diese Armee, die Achsenstreitkräfte in Panzern doppelt, in der Luft
aber mit mehr als 1.000 Flugzeugen gegen 320 Flugzeuge der Achse weit
überlegen. Rommel war gerade beim Bestürmen des gegnerischen Brückenkopfs
Tobruk, als der Angriff der 8. Armee am 18. November 1941 begann. Rommel
startete einen Gegenangriff. Seine Panzer drangen über die ägyptische Grenze
und verfehlten nur knapp zwei Materialdepots seiner Gegner. Inzwischen
wechselte Sidi Rezegh dreimal den Besatzer. Zuletzt siegte die
Luftüberlegenheit der Royal Air Force. In drei Tagen standen die britischen
Panzer 60 km tief hinter Sidi Rezegh. Die Achsenarmeen mussten zuerst auf die
Höhe von Gazala zurückweichen, dann wurden sie allmählich bis zur Mersa el
Brega Schlucht zurückgedrängt.
Vom Suezkanal hing Großbritanniens Hegemonie über ihr ganzes Kolonialreich
ab. Mit Ägypten wären die ostafrikanischen Kolonien, der rebellierende Nahe
Osten und Gandhis Indien verloren gewesen. Die Japaner waren ohnehin schon in
Begriff eine indische Nationalarmee gegen die Briten zu organisieren. Aus dem
gleichen Grund machten es die Achsenmächte den Engländern streitig. Für Italien
war Ägypten ebenfalls der Schlüssel zu seinem ersehnten Afrika-Imperium.
Hitler und Mussolini planten wohl die nahöstlichen Positionen der Briten in
die Zange zu nehmen. Einen Durchstoß in Russland über den Kaukasus bis nach
Persien mit der gleichzeitigen Eroberung des Suezkanals hatte der britischen
Herrschaft über der Levante und Ost-Afrika ein Ende
gesetzt.
Eine ganze deutsche Luftflotte wurde zum Mittelmeer verlegt und Rommels
Panzereinheiten verstärkt. Die Bodentruppen mit 200.000 Mann aufgestockt.
Deutsche U-Boote torpedierten die Konvois der Royal Navy. Ein italienisches
Selbstmordkommando, aus einigen Froschmännern und Mini-U-Booten, versenkte im
Hafen von Alexandrien zwei britische Schlachtschiffe.
Ende Mai 1942 begann der Kampf um die Eroberung Ägyptens. Rommels erster
Sturm aus der El Gasala Stellung durchbrach die britische Front und konnte alle
Stoppversuche der Briten durchstoßen. Um Tobruk wurde drei Wochen lang
gerungen, bis die Stadt fiel. Die Briten mussten 800 km zurückweichen, verloren
30.000 Gefangene und den Großteil ihrer Rüstung. Doch für die Eroberung
Ägyptens reichten die Kräfte der Achse nicht aus. Vor Al Alamain, 100 km vor
Alexandrien, besaß Rommel nur noch 26 einsatzfähige Panzer, die für einen
weiteren Vormarsch nicht mehr reichten.
Wegen dem Sturm auf Ägypten wurde die Eroberung der britischen See und des
Luftstützpunkts Malta erneut verschoben, obwohl Malta die Aktionen der Achse
ungeheuer störte. Maltas Verlust hätte sicherlich die Erfolge der Angelsachsen
auf längere Zeit gehemmt.
In den fernöstlichen Gewässern waren die Alliierten erfolgreicher. Vor Australien verstärkten die Amerikaner ihre Flotte auf
fünf Flugzeugträger und mehrere Schlachtschiffe und sicherten die australischen
Küsten gemeinsam mit den Briten. Anfang Mai 1942 war eine japanische Flotte
aus Flugzeugträgern und Mannschaftstransportern gerade dabei, sich Neuguineas
Süden zu landen, als sich ihnen eine gemischte Flotte der Alliierten
entgegenstellte. Die Angelsachsen kannten den Geheimcode der Japaner und
wussten über ihr Vorhaben im Voraus Bescheid. Die Japaner schickten ihre
Aufklärflieger aus, so wussten beide Seiten genug voneinander. Sobald sich die
Gegner näherten, stürmten ihre Flieger aufeinander los. Zuletzt konnten beide
Seiten je einen gegnerischen Flugzeugträger versenken. Das Gefecht ging somit
unentschieden aus. Aber die Japaner gaben ihre Invasionspläne für Neuguinea
auf.
Die Midway-Inseln liegen auf halbem Weg zwischen Amerika und Japan; für
beide Seiten strategisch entscheidend. Nachdem die Amerikaner Tokio
bombardierten, strebte Mitte 1942 eine japanische Flotte mit vier
Flugzeugträgern, Kreuzern, Zerstörern und Transporteinheiten gegen die Inseln,
um sie den Amerikanern abzujagen. Aus dem entzifferten Funkverkehr konnten die
Amerikaner alle Bewegungen ihrer Gegner genauestens sehen und gingen mit ihren
vier Flugzeugträgern hinter den Inseln in Lauerstellung, wovon die Japaner ohne
Radar und mangels Aufklärung nichts wussten. Die Amerikaner erwarteten den
Angriff und trafen rechtzeitig Vorkehrungen auf ihrem Stützpunkt, sodass die
Bomben der Japaner nur leere Objekte zerschlugen. Die US-Flugzeugträger
warteten ab, bis die japanischen Flieger im Einsatz waren, erst dann starteten
ihre Flugzeuge gegen die schutzlosen Mutterschiffe. Die Flieger konnten drei
der japanischen Flugzeugträger sofort versenken und den Vierten so schwer
beschädigen, dass er am folgenden Tag versank. Die rückkehrenden japanischen
Flugzeuge konnten nicht mehr landen und gingen ebenfalls verloren. Während des
Seegefechtes ging den Amerikaner ebenfalls ein Flugzeugträger verloren. Aber
die japanische Kriegsmarine war nach dieser Niederlage kein ernsthafter Gegner
mehr.
Mit Deutschlands Kriegserklärung an die Vereinigten Staaten wurde der
U-Boot-Krieg auf amerikanische Schiffe ausgedehnt. Während des Ersten
Weltkrieges mussten deutsche U-Boote von eigenen Häfen aus operieren. Jetzt
konnten sich im besetzten Nordfrankreich die deutschen U-Boote an der
Normannischen Küste direkt am Atlantik versorgen. Von hier aus versenkten sie
bis Juli 1942 über 3 Millionen Schiffstonnagen der Angelsachsen. Mit nur 14
U-Booten Eigenverlust waren die U-Boote recht erfolgreich. Wenn die U-Boote
nicht gestoppt werden können, kann nicht einmal die amerikanische Wirtschaft
die Verluste ersetzen.
Alliierte Frachter fuhren in Konvois mit bis zu über 100 Schiffen,
begleitet von Schlachtschiffen, um die U-Boote fernzuhalten. Die U-Boote
wendeten die gleiche Taktik an, sie gingen im Rudel auf die Jagd. Mit der
Weiterentwicklung der Radartechnik konnten die untergetauchten U-Boote von den
Flugzeugen geortet werden. Bald wachten, von beiden Küsten des Atlantiks aus,
Bomberflugzeuge über die Transporte. Die U-Boote wurden aus der Luft mit Minen
und Bomben beworfen, so hielten die Alliierten sie von den Konvois fern. Bald
verfügten die Amerikaner über genügend Flugzeugträger, welche die Transporte
bis zum Zielort begleiten und schützen konnten. Mitte des Jahres 1943 hatten
die Engländer die Chiffre der Deutschen erbeutet,62 62Britische
Minen beschädigten ein deutsches U-Boot so stark, dass es mit letzter Kraft
auftauchen musste. Als sich die Besatzung ergab, schickte der britische Kapitän
seine Leute auf das sinkende U-Boot. Holt alles heraus, was uns nützen kann!
Dabei fanden die Briten ein Chiffriergerät. Eine nach England emigrierte
polnische Mathematikergruppe konnte dann der Code dieses Gerätes entschlüsseln.
Die Kenntnis des Deutschen und des japanischen Geheimcodes brachte den
Angelsachsen unschätzbare Vorteile im weiteren Kriegsverlauf. sie waren daher ständig im Bilde über die
Bewegungen ihrer Gegner. So gingen die Verluste der Angelsachsen allmählich
zurück. Zuletzt blieb den U-Booten nur ein kleiner Streifen in der Mitte des
Atlantiks außerhalb der Reichweite der gegnerischen Flugzeuge als
Operationsgebiet übrig. Nebenbei bewachten sie hier die Azoren gegen eine
Invasion der Alliierten. Doch die U-Boote blieben bis Kriegsende die größte
Gefahrenquelle für die Transporte.
Der Luftkrieg begann ebenfalls zu eskalieren. Noch zwei Jahre zuvor hoffte
die deutsche Luftwaffe, durch das Zerbomben ihrer Industrie und Flugplätze,
Großbritannien in die Knie zwingen können. Jetzt zündeten britische Flieger in
der Nacht vom 27. auf den 28. März 1942 Lübeck mit Phosphorbomben an. Zwei
Monate später wurde Köln abgefackelt, mit der Absicht, die Bevölkerung zu demoralisieren.
Erreicht wurde aber in Deutschland, wie in England gerade das Gegenteil. Der
Hass auf den Gegner wuchs. Doch die Bombardierungen zerstörten allmählich
Infrastruktur, Industrie und Wirtschaft. Deutschland wurde stetig schwächer und
seine Gegner immer mächtiger.
Hitler machte die Juden für den Krieg verantwortlich. Als Staatsfeinde
wurden sie ab 1942 in riesigen Lagerkomplexen interniert. In Amerika und Kanada
wurden fast alle Japaner interniert. Deutsche und Italiener kamen ebenfalls als
Staatsfeinde in Internierungslager, wenn sie sich irgendwie verdächtig gemacht
hatten.
In der Ukraine wurden die einmarschierenden Deutschen als Befreier aus dem
Sowjetregime begrüßt. Durch die falsche Behandlung der Bevölkerung: Separate
Straßenbahnen nur für Deutsche; die Zwangsverpflichtung in Deutschland zu
arbeiten, nur um einiges zu nennen, wurde die Wehrmacht allmählich als Besetzer
und Feind betrachtet.
Die Feuerkraft einer Armee entscheidet über Sieg oder Niederlage! Die
Sicherung der Feuerkraft setzt eine funktionierende Logistik voraus und die
Versorgung wird, je größer die Entfernung von der Ausgangsbasis der Heimat
einer Armee, desto schwieriger. Im damaligen Sowjetrussland gab es fast keine
Straßen. Der Nachschub musste, abgesehen von den spärlichen Eisenbahnnetzen,
größtenteils auf Feldwegen rollen, die nach einem Regen so aufgeweicht waren,
dass die Räder bis zu den Achsen im Schlamm einsanken. So wurde zeitweise
jeglicher Verkehr unmöglich. Im Winter froren die Fahrzeuge im Schlamm fest.
Straßen sowie Eisenbahnen waren der ständigen Sabotage und Angriffen der
Partisanen ausgesetzt. Sie mussten permanent überwacht werden. Die Truppe zu
versorgen und zu sichern, brauchte zwei- bis dreimal mehr Menschen als Kämpfer
an der Front standen.
Ebenfalls nachteilig wirkte sich das Wetter auf einige deutsche Waffentypen
aus. Bei 30-40 Grad Kälte traten Funktionsstörungen auf. Artillerie und
Gewehrverschlüsse froren zu und Motoren sprangen nicht mehr an. Nur die
deutsche Luftwaffe blieb den Russen überlegen. Obwohl die russischen
Luftstreitkräfte bald verbesserte Fluggeräte einsetzten, blieben sie in ihrem
Kampfwert weit hinter der Deutschen Luftwaffe oder den Erfolgen ihrer eigenen
Bodentruppen.
Bis Moskau hatte die Wehrmacht ein Viertel ihres ursprünglichen Bestandes
an Menschen und Material verloren. Verwundet waren 604.000, vermisst oder
gefallen 208.000 Soldaten. Nicht allein der Verlust erfahrener Kämpfer machte
Sorgen, es fehlte einfach an Menschen, um die entstandenen Lücken zu füllen.
Die deutsche Diplomatie suchte vergebens nach neuen Verbündeten. Weder
Schweden noch die Türkei konnten sie für ihre Sache gewinnen. Hitler bat
Marschall Petain persönlich, um Frankreichs Teilnahme am Krieg gegen
Sowjetrussland, was der Marschall ablehnte. Er erlaubte aber die Einsetzung
französischer Freiwilligen in Russland. In der Not ersuchte man die Verbündeten
um Truppennachschub. Italien schickte seine 8. Armee und Ungarn seine 2. Armee
nach Russland. Das vom Bürgerkrieg noch stark geschwächte Spanien entsandte die
Blaue Division aus Freiwilligen.
Keine dieser Hilfstruppen waren entsprechend der zeitgemäßen Kriegstechnik
ausgerüstet. Bei den Verhandlungen wurde den Verbündeten Rüstmaterial
versprochen. Es fehlte aber bei den Deutschen selbst an allem, so blieb die
Umrüstung zum Großteil nur ein Versprechen.
Die Sowjets befanden sich in keiner besseren Lage. Zwei Drittel ihrer
Industrie; die Ukraine die Kornkammer der Sowjets lagen in deutscher Hand. Ohne
Unterstützung und Lebensmittellieferungen der Angelsachsen drohte Restrussland
der Hungertod. Stalin fürchtete gar die Auflösung seines Heeres. Zu Churchill
sprach er über Unruhen und Unzufriedenheit in der Roten Armee und stellte
„Säuberungen“ in seiner Armee in Aussicht.
Die Achsenmächte mussten Sowjetrussland, die einzig übrig gebliebene
feindliche Militärmacht auf dem Eurasischen Kontinent, noch im Sommer 1942
schlagen, bevor das ungeheure Potential der amerikanischen Industrie ihre
Rüstungsindustrie übertrumpfen konnte.
Eine mit allen Kräften durchgeführte Großoffensive hätte die Rote Armee
vernichtend schlagen und den Krieg zugunsten der Achsenmächte entscheiden
können!
In Fragen der
Strategie befanden sich Führer und Generalstab wieder auf gegensätzlichen
Standpunkten. Die Planungsstrategen rieten, den Hauptteil der Roten Armee, der
um Moskau versammelt war, zu zerschlagen. Durch die Eroberung dieser
wichtigsten Verkehrsknotenpunkte, wäre Russland geteilt und seines wichtigsten
Industriegebietes entledigt worden. Hitler bestand auf einen Vorstoß Richtung
Kaukasus und der Kaspi-Senke, wie es vermutlich mit Mussolini abgemacht war.
Neben den politischen Einflussaussichten im Nahen Osten, wären die Achsenmächte
im Besitz der Kaspischen Ölregion ihre Energiesorgen los und den Sowjets würde
der Ölhahn zu Großteil zugedreht.
Während der
Operationen der Südgruppen, decke die Heeresgruppe Mitte den Vorstoß und halte
die Hauptkräfte der Sowjets in Schach. Die Heeresgruppe Nord erobere im Laufe
des Sommers Leningrad und unterbreche die nördlichen Verbindungswege der
Sowjets zu den Angelsachsen. Zur Heeresgruppe Nord wurden die Entbehrbahren
Teile der 11. Armee zur Hilfe zugestellt, die inzwischen die Krim erobert
hatten.
Die Heeresgruppe
Süd wurde verstärkt, und in „A“ und „B“ zu zwei Heeresgruppen geteilt. Die
nördliche Armeegruppe B. bestand aus der 2. deutschen, der 2. ungarischen, der
8. italienischen, der 6. deutsche Armeen und der 4. deutschen Panzerarmee. Die
ersten drei Armeen hatten bei den Vorstößen die kontinuierliche Sicherung das
rechte Don Ufer zu Auftrag, und die 6. Armee mit dem Panzer werde der Don
entlang bis Kalatsch Vorstoßen.
Die Sowjets
bestürmten den ganzen Winter lang ständig die deutschen Stellungen. Dann
anfangs Mai starteten sie mit massierten Panzereisätze eine Offensive und
brachen bis Charkow vor. Wurden aber eingekesselt und müssten aufgeben. Ihr
gesamte Rüstung und 240000 Mann fielen in Gefangenschaft.
Nach bewältigen
des Kessels stieß Ende Juni die 4. Panzerarmee aus Kursk Richtung Osten vor.
Hinter ihr sicherte die 2. deutsche Armee und das 2. ungarische Armee das
Gelände. Sie durchbrachen die russische Front und nach 6 Tagen überquerten die
Panzerspitzen den Don bei Woronesch. Anschließend wurde die Stadt von der 2.
deutsche Armee besetzt. Die 6. Armee ging 300 km südlicher aus Charkow Richtung
Nowi Oskol und Rossosch entgegen, um den Kessel zu schließen. Die Russen zogen
aber ihre Lehre aus der Kesseltaktik der Deutschen und zogen sich geordnet
zurück wovor die Einkesselungen abgeriegelt werden konnten.
Die südliche
Armeegruppe A, wurde mit der 1. Pz Armee, und der 17. Armee gebildet. Sie
erhielten den Auftrag, die Ölfelder der westlichen Kaspi-Senke und den Kaukasus
zu besetzen. Sie gingen gegen Rostow vor, wo sie auf starke Abwehr der Russen
stießen. Erst nach einigen Tagen, als die Verbindung zum übrigen Russland
abgeschnitten war und ihnen die Einkesselung drohte, zogen sich die Sowjets
kämpfend Richtung Kaukasus zurück. Entwichen aber den Umzingelungsversuchen,
obwohl zwei Armeekorps von der 4. Panzerarme von der Armeegruppe B. zur
Einkreisung der Sowjets übergesandt wurden.
Der Angriffskeil
Richtung Woronesh täuschte den sowjetischen Generalstab. Er vermutete die
Offensive ziele auf Moskau63 63In einem verirrten und
abgeschossenen deutschen Kurierflugzeug fanden die Russen Aufzeichnungen über
Ziele der Operation Blau, der Codename der Sommeroffensive. Aber in ihrem
grenzenlosen Misstrauen hielten es die Sowjets für eine Falle. und zogen ihre Truppen weit nach Norden
neben den Don zurück, um eine Verteidigungslinie 400 km unterhalb von Moskau in
West-Ost-Richtung zu bilden. Den Weg am Don entlang, Richtung Stalingrad ließen
sie frei.
In dem Irrglauben
die Rote Armee ist schon am Ende seiner Kräfte, wurde den erschöpften 6. Armee
noch zusätzlich die Eroberung Stalingrads aufgetragen. Mit der Besetzung
Stalingrad und der westliche Wolga Ufer, wäre der Weg für die Hilfslieferungen
der Angelsachsen Richtung Moskau an dem Unterlauf der Wolga gestoppt worden.
Nach dem Durchbuch
bei Rostow ging die Armeegruppe A. daran die östliche Schwarzmeerküste und die
Ölfelder der Region zu besetzen. Doch aufgrund fehlender Kräfte,
Nachschubschwierigkeiten und vor allem Kraftstoffmangels, blieb die Truppe
mitten in der Kalmükensteppe stecken. Im Süden erreichten sie die Vorgebirge
der Kaukasus. Im Osten überschritt sie gerade den Terek Fluss bei Mosdok vor
Grosny, als die Katastrophe von Stalingrad hereinbrach. Die Küste des
Kaspischen Meeres war noch 200km entfernt und das eigentliche Ziel Baku, mehr
als 500.
Die Ereignisse an der Front ließen die sowjetische Armeeführung das Ziel
der gegnerischen Offensive erkennen. Sie besetzten wieder das linke Don Ufer
und organisierten die Verteidigung Stalingrads. Um das vorher kaum gesicherte
Stalingrad tobte ein mehrere Wochen dauernder Kampf, der auf beiden Seiten
unzählige Opfer forderte. Wobei die Russen ihren letzten Brückenkopf, einen
schmalen Streifen Wolgaufer halten konnten.
Bis die 6. Armee Stalingrad erstürmte, blieben ihre beiden Flanken mangels
einsetzbarer Kräfte ungenügend gesichert! Ihre nordwestlichen und südlichen
Flanken wurden nur von der 3. und 4. rumänischen Armee gedeckt. Die
verantwortlichen deutschen Armeeführer kannten die Kräfteverhältnisse um
Stalingrad. Sie rieten die Rücknahme der sehr vage gesicherten, zu 4000km lang
angewachsenen Front. Hitler meinte aber: „Die Rote Armee sei schon zerschlagen
worden" und verbat er jede Diskussion über den Rückzug.
Die Rote Armee war den Achsenarmeen in Mannschaft stärke immer noch
mehrfach überlegen. Die 10-12 Millionen Reservisten, die in der Zwischenzeit
größtenteils aktiviert werden konnten, wogen ihre bisherigen Verluste von 4
Millionen in die Gefangenschaft geratenen oder gefallenen Kameraden bei weitem
auf. Zusätzlich konnten die Sowjets eine Million Neulinge einsetzen, die seit
dem Frühling in Ausbildung waren und gerade zum Kriegseinsatz bereitstanden.
Neben der zahlenmäßigen Überlegenheit der Russen, tauchten ihre neuen
Waffensysteme in immer größeren Mengen auf. Vor allem die T34-Panzer mit
amerikanischen 76,2mm Langrohrgeschützen, die ebenfalls mit amerikanischen
Zielvorrichtungen ausgerüstet waren und in ihrer Geländegängigkeit den meisten
deutschen Tanks überlegen waren. Außerdem die hauptsächlich auf geländegängige
amerikanische Lastwagen montierten Raketensalvenwerfer, die Stalinorgel, die
die Russen Katjuscha nannten. Diese konnten einige Sekunden nach dem Abfeuern
ihrer Raketensalven, den Standort wechseln, womit sie für den feindlichen
Gegenbeschuss unauffindbar waren. Der einzelne Frontsoldat bekam als
persönliche Waffe die Maschinenpistole mit Trommelmagazin, die 72 Schüsse
fasste. All diese Waffen gehörten zu den besten der Zeit64 64Ohne
die Leistungen russischer Ingenieure schmälern zu wollen, konnten diese neuen
Waffensysteme nur mit Amerikas Hilfe zustande kommen. Roosevelt ließ schon vor
dem Krieg Kaliber und Munition beider Armeen anpassen (die 76,2mm Kanone und
Munition sind genau 3 Inch.) Jetzt lieferten die Vereinigten Staaten von
Munition über Rohstoffe, Werkzeugmaschinen zur Herstellung dieser Waffen, bis
zum Know-how alles, was die Sowjets benötigten. Vor allem aber Lebensmittel, da
Nahrungsmittel schon in Friedenszeiten in jedem kommunistischen Land knapp
waren. Ohne amerikanischen Lebensmittellieferungen wäre Restrussland
verhungert. Unter dem Sowjetregime funktionierte nur das Militär und was direkt
damit zusammenhing.
An der Südfront bei Stalingrad konnten neun sowjetische Armeegruppen zur
Gegenoffensive gegen ihren abgekämpften Gegner aufgestellt werden. Neun
frische, teilweise unerprobte gegen zwei abgekämpfte, aber kampferprobte Armeegruppen.
Im Sommer mussten noch einzelne Rotarmisten mit halbfertigen Gewehrkolben den
Kampf antreten. Bei der Gegenoffensive kamen die Russen bestens gerüstet hinter
neuen T34-Panzern mit automatischen Gewehren in der Hand und amerikanischen
Konserven im Tornister. Dank der Amerikaner besaßen sie so viel Munition, dass
sie auf einen einzigen gegnerischen Soldaten 10-20 Granaten abfeuern konnten,
bis sie ihn getroffen hatten.65 65Die T34er waren jetzt mit neuen
amerikanischen Funkgeräten ausgerüstet. Bisher zogen die Tanks ohne
Kommunikationsgeräte in den Kampf, weil der Funkverkehr vom Feind mitgehört
werden konnte. Die Amerikaner hatten ihre große Mühe den zuständigen Genossen
beizubringen, dass die fehlende Verbindung noch mehr Nachteile bringe.
Die Gegenoffensive der Roten Armee begann am 19. November 1942.
Selbstverständlich an den schwächsten Stellen der Front mit dem Angriff auf die
Nord- und Südflanken, wo die Stellungen der 3. und 4. rumänischen Armeen lagen.
Bald waren die Rumänen zerstreut und die 6. deutsche Armee in Stalingrad
eingekesselt. Die Eingeschlossenen bekamen den Befehl, die Stadt unbedingt zu
halten und es wurde ihnen jeglicher Ausbruchversuch verboten. Zum Herstellen
der Verbindung mit den Eingeschlossenen wurden Mitte Dezember neben zwei
Panzerkorps einige abgekämpfte Infanteriedivisionen in Marsch gesetzt. Ihre
Kräfte reichten aber nicht aus, bis Stalingrad vorzustoßen.
Bei über 40 Grad Kälte waren die Flüsse keine Hindernisse mehr, als die
Rote Armee begann, die Frontlinien der Armeegruppe B am Don, von Südosten her,
Richtung Norden nacheinander aufzureiben. Die zweihundert Kilometer
Frontbreiten, die auf jede Armee zufielen, banden alle Kräfte an der
Vorderfront. Für die zweite, gar dritte Verteidigungslinie oder Reserve fehlte die
Mannschaft. Auch die Wehrmacht verfügte im Hinterland nur über spärliche
Reserven. Die einzige Reserve der 1. ungarischen Panzerdivision dürfte erst auf
Hitlers persönlichem Befehl eingesetzt werden. Er bewilligte aber die
Mobilisation erst 4 Tage nachdem die Rote Armee schon durchgebrochen war.
Angesichts der mehrfachen feindlichen Übermacht, pro Kilometer 132 Geschütze
und 13,3 russische Tanks, konnte die Don front auf Dauer nicht verteidigt
werden. Die italienische 8. Armee wurde am Frontabschnitt der Alpini Armeekorps
durchbrochen. Der Korps wehrte sich heftig, erst nachdem sie über 70 Prozent
Verluste erlitten hatten, zogen sie sich zurück. Dem intakten Teil der
Italiener blieb nur der Rückzug übrig, wenn sie nicht in Gefangenschaft geraten
wollten. Mit ihrem Rückzug entstand eine 80-90km breite Bresche an der
Südflanke der 2. ungarischen Armee. Nach der entstandenen Frontlage und
Feindesüberlegenheit hätte ein geordneter Rückzug die 2. ungarische Armee
gerettet. Sie erhielt aber die Durchhalteparole. Ihre 37,5 wie die 50mm
Panzerabwehrgeschütze waren zu schwach, um den Panzer der T34 zu durchschlagen.
So rollte der Angriff der Panzer einfach über ihre Köpfe hinweg. Der Großteil
der 200.000 Männer fiel, erfror in der Kälte oder kam in Gefangenschaft. Höchstens
ein Viertel von ihnen kam nach Hause. Zuletzt musste die 2. deutsche Armee
weichen. Trotz des Führerbefehls, „jeder deutsche Soldat soll eine Betonfestung
werden“, zogen sie sich mehr oder weniger geordnet zurück, während ihre
Südflanke von den Übriggebliebenen des III. ungarischen Armeekorps gedeckt
wurde. Sie waren auch zwischen allen Verteidigern die Letzten, die den Don
verließen und leisteten damit ihren Beitrag zum erfolgreichen Rückzug der 2.
deutschen Armee aus Woronesch.
Ende Januar stand die russische Front 200 Kilometer westlich von
Stalingrad. Ihr nächstes Ziel war die Abschneidung der Armeegruppe A, die im
Kuban operierte. Die 4. Panzerarmee konnte aber vor Rostow eine Furt so lange
offenhalten, bis sich die 1. Panzerarmee zurückgezogen hatte. Die 17. Armee
bildete auf Befehl ein Brückenkopf in Kuban vor der Halbinsel Kertsch, wo sie
noch Monate lang durchhielt.
Mittlerweile wurde die Lage der in Stalingrad eingeschlossenen 6. Armee
aussichtslos. Über die vorgesehene Versorgung durch eine Luftbrücke konnte nur
ein Drittel der nötigen Materialien eingeflogen werden. Die Luftwaffe verlor
bei dieser Aktion um die 1000 Flugzeuge samt Besatzungen. Als weder auf
Entlastung noch mit einem erfolgreichen Ausbruch zu hoffen war, kapitulierte
die 6. Armee am 2. Februar 1943.
Die T34-er brachen bis zu den Stadtgrenzen von Dnjepropetrowsk und
Saporodsche vor, dann nahmen sie Charkow ein. Ein von allen deutschen
Panzerkräften geführter Gegenschlag konnte aber die Russen aus den Donezbecken
hinausdrängen und östlich davon die Front festigen. Im Süden an dem Westufer
des unteren Don gelang es, ebenfalls eine neue Front zu bilden, damit die Rote
Armee für einige Zeit gestoppt werden konnte. Zum Ende des Winters standen die
Fronten im Süden dort, wo vorher die Sommeroffensive der Achsenmächte begonnen
hatte.
Die höchste Armeeführung machte keine Angaben über die entstandene
Kriegslage, noch über seine Ursachen. So machte der deutsche Soldat, den
Verbündeten für die Niederlage verantwortlich und betrachtete die sich neben
ihm zurückziehenden verbündeten Kameraden sehr feindselig. Was eigentlich nicht
hätte passieren dürfen!66 66Nach
der katastrophalen Niederlage der Armeegruppe Mitte im Sommer1944; aus dem
Tagebuch eines deutschen Oberstleutnants: „Zerstreute Truppenteile flohen
kopflos gegen Westen, um der Gefangenschaft zu entfliehen“.
Im Norden kamen die Russen ebenfalls voran. Sie schlugen südlich des
Ladogasees eine Bresche, damit stellten sie ihre Landverbindung nach Leningrad
her.
Einigkeit zwischen britischen und amerikanischen Strategen herrschte nur in
der Absicht: zuerst Deutschland zu zerschlagen und danach bliebe noch Zeit für
die Abrechnung mit Japan. Roosevelts Leute versprachen Stalin nämlich, noch im
Jahre 1942 die Landung in Frankreich und disponierten in London ihr Vorhaben
entsprechend. Kanadische und englische Truppen machten eine Hauptprobe und
landeten in der östlichen Normandie bei Dippe, wurden aber abgeschlagen.
Churchill musste wieder die gefährliche Reise nach Amerika auf sich nehmen.
Dort berichtete er Roosevelt, dass die Deutschen 25 Divisionen im Westen haben.
Wir Angelsachsen können zurzeit nur 9 Divisionen bereitstellen. Für eine
erfolgreiche Landung in der Normandie wären 40 Panzerdivisionen und eine
Million Soldaten nötig. Schließlich konnte der vereinigte
britisch-amerikanische Generalstab keinen präzisen Operationsplan für eine
Landung ausarbeiten, geschweige denn die Verantwortung für die Operation
übernehmen.
Seinerzeit war der Ausgang der Offensive der Mittelmächte auf Stalingrad
und den Kaukasus noch nicht voraussehbar, dessen Erfolg die nahöstlichen
Positionen der Briten gefährdet hätte. So war es für Großbritannien enorm
wichtiger, Ägypten und den Suezkanal zu sichern, als eine Landung auf den
Kontinent mit zweifelhaftem Ausgang zu riskieren. Churchill brachte die
Amerikaner mit dem schlauen Spruch „Um nicht in England Gewehr bei Fuß stehen
müssen“ den Achsenmächten Nordafrika zu entreißen. Im französischen Nordafrika
standen nur einige Einheiten der Vichyregierung. Im Falle einer Landung konnten
sie nicht allzu großen Widerstand leisten. Dies passte in Churchills spätere
Pläne, von hier aus nach Italien und auf den Balkan überzusetzen, noch bevor
sich die Russen Europas Südostflanke bemächtigen. Der nordafrikanische Kriegsschauplatz
versprach mehr Erfolg. Bei der Überlegenheit der Alliierten auf See war es
nicht schwer, die 8. Armee in Ägypten wieder aufzurichten.
Churchill nahm die Bürde auf sich, all das den Russen in Moskau
beizubringen. Stalin bezichtigte die Angelsachsen des Wortbruches wegen des
Aufschubes der Invasion in Europa. Doch zuletzt mussten sich die Sowjets mit
Churchills Nordafrikaplänen und einer eventuellen gemeinsamen Besetzung des
Nordkaps mit den Westalliierten zufriedengeben.
Planmäßig wurde die britische 8. Armee in Ägypten bis zum Herbst 1942 an
Mannschaft und Material auf Vordermann gebracht: Sieben Panzerbrigaden mit rund
1.000 Panzern; die Artillerie mit ebenso vielen Pak-Geschützen; vor allem aber
mit 1.200 Flugzeugen. Damit konnten die Engländer die Seewege der Achse von
Neapel bis Tripolis und den letzten 1800Km langen Landweg bis El Alamein unter
ständigen Bomberangriffen halten und den gegnerischen Nachschub fast völlig
unterbinden.
Deutsche und Italiener hatten zusammen nur halb so viele Panzer, dennoch
unternahmen sie Ende August einen letzten, eher verzweifelten Versuch, den
Entscheid zu ihren Gunsten zu erzwingen, auch wenn sie fast ohne Nachschub
waren. Eine deutsche Panzerbrigade durchbrach im südlichen Frontabschnitt, die
schon weniger befestigten Minengürtel. Rommel hätte gerne den geraden Weg durch
die Wüste Richtung Kairo gewählt, musste aber wegen Kraftstoffmangels,67 67Damals waren die Ölquellen in Libyen noch
unentdeckt. genau die
Stoßrichtung wählen, in die die Briten ihn in die Falle locken wollten und den
Weg mit zwei Panzerbrigaden verstellten. Zusätzlich wurden die Angreifer noch
von den Flanken durch Artilleriefeuer bekämpft. In der Zweitageschlacht ging
ein Viertel ihrer Panzer verloren, verschossen sie fast alle Granaten und
verfuhren ihr Benzin. Den erwarteten Nachschub und Tankschiffe konnten die
Engländer fast alle versenken, so blieb Rommel nur der Rückzug hinter die
Minensperre übrig. Er vermutete Verrat und bat entnervt um Urlaub. Auf
deutscher Seite ahnte niemand, dass der Geheimcode des eigenen Funkverkehrs von
den Briten entziffert wurde. So wussten die Briten über Ziele der
Versorgungsschiffe bis zu Angriffrichtungen der Panzer Bescheid.
Einige Wochen später, am 23. Oktober, begann der Angriff der 8. Armee aus
El Alamein mit einer Kanonade aus 1.000 Geschützen. Fünf Tage lang stürmten die
britischen Panzer, ohne den Durchbruch zu erzielen. Rommels Stellvertreter
versuchte das Unmögliche und formierte seine unterlegenen Panzerkräfte auf
einem Punkt zum Gegenangriff, gerade zielgerecht für die Royal Air Force. Auf
die zum Angriff versammelten Panzer warfen Bomberflugzeuge innerhalb von zwei
Stunden 80 Tonnen Bomben herunter. Von den Panzern blieb fast nichts übrig. Dem
britischen Vormarsch durch Libyen konnte nichts mehr entgegengestellt werden.
Nur von einigen Rückzugsgefechten gehindert, stand die 8. Armee zu Weihnachten
500 km vor Tripolis.
Fast gleichzeitig, Anfang November 1942 besetzten britische und
amerikanische See- und Luftlandetruppen Algier, Oran und die nordafrikanische
Westküste bis unterhalb von Casablanca.68 68 Ihr
Vorhaben in Nordafrika verheimlichten die Angelsachsen noch vor ihrem
französischen Verbündeten General de Gaulle. Mit der Begründung, dass die
Vichyarmee auf de Gaulles Truppen schießen würde, aber nicht auf Amerikaner. Zufällig hielt sich Admiral Darlan,69 69 Darlan François 1881-1942. Franz. Admiral.
Kommandeur der Flotte während des Frankreichfeldzuges. Marineminister der
Vichyregierung. Übergab 1942, Französisch-Nordafrika den Angelsachsen und
versuchte zwischen den Alliierten und der Vichyregierung zu vermitteln. der Marineminister der Vichyregierung
während der Landung der Alliierten in Algier auf. Zuerst gab er den Befehl, die
Landung abzuwehren, weil die Besetzung Nordafrikas durch die Alliierten, die
deutsche Besetzung Restfrankreichs bedeutete. Erst als die Deutschen mit der
Okkupation Restfrankreichs begannen, ließ er das Feuer einstellen und schloss
sich samt seiner Mannschaft und Verwaltung den Angelsachsen an.
Mussolini und Hitler hofften die Angelsachsen erneut zerschlagen zu können,
entsandten in der letzten Stunde 100.000 Soldaten und die 5. Panzerarmee zu
Verstärkung und ließen die französische Kolonie Tunesien besetzen, wozu die
Vichy Regierung ihr Einverständnis geben musste. Darum fanden die Angelsachsen
die Landung an der tunesischen Küste riskant, doch gleich nach der Besetzung
der Westsahara starteten sie von Westen und Osten her einen konzertierten
Angriff auf die Achsenstreitkräfte, um sie in Tunesien zusammenzudrücken. Zuerst
aber ohne Erfolg. Ihre Gegner waren noch stark genug und wehrten die Angriffe
ab. Wieder einmal standen sich die Gegner für einige Zeit Patt gegenüber.
Als die Besetzung Südfrankreichs durch deutsche Truppen begann, ließen die
Kommandeure den Rest der französischen Flotte, die bei Toulon zusammengezogen
war, selbst versenken. In Dakar ergab sich der Generalgouverneur der
Vichyregierung den Alliierten. Die französischen Marineeinheiten, die in der
dortigen Flottenbasis stationiert waren, weigerten sich, sich zu ergeben; die
im Hafen von Alexandrien blockierten Schlachtschiffe ebenfalls. Erst als die
Angelsachsen ganz Nordafrika erobert hatten, wechselten diese letzten
Flottenteile die Seiten.
Plötzlich, im Januar 1943, tauchten Roosevelt und Churchill inmitten ihrer
Soldaten in Casablanca auf, um Schwung in die Kriegsgeschäfte zu bringen.
Roosevelt proklamierte: Die Achsenmächte noch im gleichen Jahr zu besiegen und
zu bedingungsloser Kapitulation zu zwingen.70 Ihre Generäle brauchten allerdings noch Zeit,
Truppen und Waffen für den Sieg. 70 Churchill missfiel diese kompromisslose
Forderung der bedingungslosen Kapitulation, weil diese Forderung die Führer der
Westalliierten auf Stalins Niveau herabsetzte. Er stimmte aber doch zu! Die
völlige Ignoranz gegenüber den Besiegten ist eine der schlimmsten Missgriffe
des 20. Jahrhunderts. Mit der Zeit werden die heutigen Sieger oder ihre
Nachfahren ebenfalls zur bedingungslosen Kapitulation gezwungen!
Ermächtigt durch sein Kriegskabinett, ließ Churchill schon in den ersten
Tagen seiner Machtübernahme seine Bomber gegen die Zivilbevölkerung deutscher
Städte fliegen. Was Hitler zur gleichen Vergeltung gegen die britischen Städte
veranlasste. Seinerzeit war aber die britische Bomberflotte zahlenmäßig noch zu
schwach, um größeren Schaden anzurichten. Aber bis die Deutschen auf die eigene
Produktion angewiesen waren, wurden die Briten von Roosevelt, umso mehr mit
Bomben, Munition und Kriegsgeräten versorgt. Zuletzt sandte er die ganze
amerikanische Luftflotte gegen die europäischen Städte. Ab 1943 verfügten die
Angelsachsen über genügend Bomberflugzeuge und begannen Industrie und Städte
des deutschen Konkurrenten systematisch zu zerstören. Unterwegs wurden die
französischen, belgischen, holländischen Industriestädte nicht ausgelassen. St.
Nasarie, Lorient, Paris, Brüssel, Rotterdam. Hier wurden allerdings nur die
Industrieanlagen zerbombt, die Wohnquartiere möglichst verschont. Sie konnten
ihren Gegner fast ungehindert angreifen, da die deutschen Fliegertruppen
größtenteils in Russland standen. Neben Industrie kamen die Städte dran, ob sie
strategische Ziele darstellten oder nicht. Hamburg wurde drei Nächte lang mit
Brandbomben beworfen und die Innenstadt völlig zerstört. In dem Inferno
lebendig verbrannte Kinder, Frauen, alten Leute, schätzten die Hamburger
Behörden -um die Panik nicht noch zu steigern, eher zu wenig- auf 30.000 ein.
Die britische Presse bezeichnete diese Angaben als Nazipropaganda.
Einige Wochen nach der Casablanca-Konferenz, rief Goebbels71 71Dr.Goebbels P. Joseph 1897-1945 Nationalsozialistischer
Minister für Volksaufklärung und Propaganda. Kurz vor der Kapitulation 1945
beging er mitsamt seiner Familie Selbstmord. im Berliner Sportpalast zum totalen Krieg auf.
Seine Zuhörerschaft, unter Schock der permanenten Bombardements der Angelsachsen,
zollte ihm tobenden Beifall für die Vergeltung. Daraufhin begann das Regime der
Nationalsozialisten die Kriegswirtschaft noch stärker zu forcieren, sodass sie
noch über zwei Jahre lang ihren Gegnern trotzen konnten.
Von Casablanca aus flog Churchill in die Türkei, um die Türken in den Krieg
hineinbugsieren. Die Türken weigerten sich aber zusammen mit Churchills
russischen Verbündeten in den Krieg zu ziehen. Sie prophezeiten ihm im Voraus,
dass die Sowjets alle besiegten Länder bolschewisieren werden! Die Türkei blieb
neutral, auch wenn es den Angelsachsen wieder gelang, fast die ganze Welt,
gegen Deutschland und seinen Verbündeten, auf ihre Seite zu ziehen.
Bis April 1943 waren die Reihen der Angelsachsen in Nordafrika aufgefüllt.
Ihre Luftwaffe stand in erdrückender Präpotenz ihrem Gegner gegenüber. Die
britische Marine dominierte vollständig das Mittelmeer. Kein gegnerisches
Schiff, kein Nachschub kam mehr durch. Dann begann die letzte Schlacht um
Nordafrika. In einigen Tagen wurden die Verteidiger auf den Vorgebirgen um
Tunis und Biserta zusammengedrückt. Der dicke Nebel, der gerade aufkam, hätte
vielleicht die Evakuierung des Großteils der Truppen möglich gemacht, doch Duce
und der Führer glaubten immer noch an den Sieg. Bis ihre Armeen am 12. Mai 1943
kapitulieren mussten. Eine Viertelmillion Deutsche und Italiener gingen in die
Gefangenschaft.
Auch wenn im Sommer 1943 die Seeroute Richtung Murmansk von deutschen
U-Booten für einige Zeit versperrt wurde, fanden die Angelsachsen Wege, die
Sowjets mit allem Nötigen zu versorgen. Bis Kriegsende kamen in zahllosen
Seegleitzügen 15.000 Panzer, 24.700 Flugzeuge, 140.000 Lastkraftwagen,
Munition, Rohstoffe, Lebensmittel und sonstige unentbehrliche Materialien nach
Russland. Das ermöglichte der sowjetischen Industrie monatlich 2.000 Panzer,
1.500 Flugzeuge, unzählige Geschütze, wie Munition selbst herzustellen.
Nach der Winterschlacht in und um Stalingrad konnten die Russen in
Mittelrussland über Kursk hinaus vordrängen. Orel und Charkow blieben aber in
deutscher Hand. An der Frontlinie entstand ein vorspringender Sack. Hier
hofften die deutschen Strategen die Stellungen der Sowjets von Süden und Norden
her zu überrennen, die Stadt Kursk abzuschneiden und die Verteidiger in einer
Kesselschlacht aufreiben, damit die Rote Armee für längere Zeit außer Gefecht
gesetzt werden konnte. Ein noch im Frühjahr 1943 mit allen verfügbaren Kräften
durchgeführter Angriff hätte vielleicht Erfolg gehabt. Die Aktion wurde aber
auf das Ende der Schlammperiode um die Monatswende April/Mai verschoben. Bis
dann hatte die Wehrmacht ihre geschundenen Reihen ordnen können, die ebenfalls
abgekämpfte Rote Armee aber hatte noch keine Zeit sich zusammenraffen.
Egal wie die Zeit an der Ostfront auch drängte, seit der Kapitulation in
Afrika musste in Europa jederzeit mit einer Landung der Angelsachsen gerechnet
werden. Mehrere Kontingente, die zum Angriff vorgesehen waren, mussten nach
Italien verlegt werden. Die Eingliederung der neuen Panzertypen brauchte
ebenfalls Zeit, so wurde der Angriff nochmals auf den Sommer verschoben.72 72 Die
neuen Panzertypen konnten nicht rechtzeitig ausgeliefert werden. Die Umschulung
der Truppen auf neue Geräte brauchte ebenfalls Zeit. Zusätzlich kamen noch die
Schwierigkeiten in der Versorgung. Den Russen blieb Zeit genug, um ihre Stellungen bis 150 km tief ins
Hinterland ausbauen und konzentrierten hier vierzig Prozent ihrer Streitkräfte:
600 Divisionen, mit 3.000 Flugzeugen und 15000 Panzer zur Abwehr.73 73 Auf
der ganzen Frontlinie in Russland standen 294 deutsche Divisionen und 36 ihrer
Verbündeten. Gegen 15000 Sowjetpanzern konnten nur 2000 entgegengesetzt werden,
davon waren nur ca. 700 dem T34 überlegen. Die Zielvorrichtungen der deutschen
Panzergeschütze waren allerdings genauer als jene der Russen oder der
Angelsachsen.
Bis heute ist unklar, wie die deutschen Angriffspläne den Sowjets bis ins
letzte Detail verraten worden sind. So schossen die Russen am 5. Juli schon
eine halbe Stunde vor der Angriffzeit aus allen Rohren auf die Stellungen der Angreifer.
Zum Glück merkte die Luftwaffe rechtzeitig, dass mehrere hundert sowjetische
Bomber unterwegs waren, um ihre Luftbasen noch am Boden, wie Stellungen der
Bodentruppen zu zerstören. Alle verfügbaren deutschen Jäger stiegen auf und
konnten die Angreifer fast vollständig vernichten und damit die eigenen Basen
sichern. Die Bodentruppen hatten aber weniger Glück. Beide Angriffskeile waren
nach einigen Kilometern festgefahren, es ging einfach nicht vorwärts. Jede
Bewegung der Deutschen wurde mit starkem Abwehrfeuer empfangen. Den in
Feuerkraft und Panzerung stärkeren deutschen Panzern wurden die wendigeren
russischen T34-Tanks in Scharen entgegengestellt. Genau in diesen kritischen
Tagen landeten die Westalliierten in Sizilien. Der italienische Bundesgenosse
brauchte Hilfe. Bald wurde die Lage noch prekärer. Mussolini wurde abgesetzt
und die neue Regierung Italiens wechselte die Seiten. Mindestens 30 deutsche
Divisionen mussten auf den Balkan und die Apenninenhalbinsel hinunter, um die
ausgefallenen Italiener zu ersetzen und zu entwaffnen. Die Sowjets hatten noch
Kräfte übrig, und starteten nördlich von Kursk einen Gegenangriff auf Orel. Dem
deutschen Nordflügel drohte eine Falle. Die ganze Offensive musste eingestellt
werden und die Wehrmacht musste wieder Abwehrstellungen beziehen.
Im Laufe des Jahres 1943 nahm die Rote Armee Orel und drang bis zum Dnjepr
vor. Die Armeegruppe Süd musste das Donezbecken räumen. Anfang Oktober musste
Dnjepropetrowsk, bald darauf Kiew aufgegeben werden. Die Deutschen wurden weit
nach Westen zurückgedrängt und ihre 17. Armee auf der Krim abgeschnitten. Im
Norden machten die Russen kleinere Fortschritte, aber bis zum Jahresende
standen sie an der Nordostgrenze des Baltikums.
Amerikanisches Militär plante die Invasion in der Normandie, die Briten im
Mittelmeer Richtung Balkan oder Italien. Churchill musste wieder nach Amerika,
um Roosevelt von voreiligem Handeln abzubringen. Ein Landungsversuch in
Südfrankreich konnte ebenso fehlschlagen wie in der Normandie. Die schwach
verteidigten Mittelmeerinseln dagegen, boten eher Erfolg an. Um den Italienern
die letzte kriegerische Lust auszutreiben, -wie Churchill Geschichteschreiber
sich artikulierte- bombardierten alliierte Flugzeuge von afrikanischen
Flugplätzen aus, die italienischen Städte.
Churchill hatte seine Verbindungen zu den höchsten Kreisen in Italien, die
zum Seitenwechsel bereit waren. Richtig eingefädelt konnte ein Machtwechsel,
ganz Italien auf die Seite der Alliierten bringen. Aber es standen 13 deutsche
Divisionen im Lande, die dies vereitelten. Außerdem hatten die Italiener
einfach genug vom Krieg. Auch wenn das Volk lieber die amerikanischen als die
deutschen Besatzer in ihrer Heimat sahen, kämpfen, gar sterben für die eine
oder die andere Seite fanden die meisten sinnlos. Für den Bürger ist es
angenehmer in einer Demokratie leben als unter einer Diktatur. Doch die
Demokratie ist zum Leben da, es sind im Volke nur wenige bereit, für die
Demokratie in den Krieg ziehen, gar für die Demokratie zu sterben.
Churchill erwog noch einmal, auf dem von regulären türkischen Streitkräften
und griechisch-serbischen Untergrundkämpfern geebneten Terrain des Balkans zu
landen. Selbstverständlich war Stalin dagegen und die Amerikaner schlossen sich
Stalins Meinung an. Auch die türkische Regierung sagte: nein! Sie ließ nicht
einmal ihre Flugplätze von den Alliierten benutzen.
Der Oberkommandierende der Alliierten, Eisenhower74 74Eisenhower
Dwight David 1890-1969. 34. Präsident der USA. Stieß seinerzeit als Oberst zur
Rooseveltadministration. Übersprang in kurzer Zeit mehrere Sprossen der
militärischen Rangleiter und wurde zum Oberkommandeur der Truppen der
Westalliierten im Zweiten Weltkrieg. hielt Sardinien oder Korsika als Ausgangbasis gegen das italienische
Festland für strategisch günstiger als Sizilien. Doch Churchill konnte seinen
Plan zum letzten Mal in diesem Krieg durchsetzen.
Nach wochenlangen Bombardements der Alliierten Luftwaffe landeten am 9.
Juli 1943 Luftlandeeinheiten auf den Uferhöhen an der Südostküste Siziliens. Am
nächsten Tag folgten ihnen 9 Divisionen von der See her. Das schlechte Wetter
verhinderte fast die Landung und forderte mehr Verluste an Mannschaft und
Material als die Abwehr der Italiener, die, nach eigenen Darstellungen, im
Schlaf überrascht wurden, da sie bei so starkem Wind und Regen nicht mit einem
Angriff gerechnet hätten. Es ist viel wahrscheinlicher, dass sie sich auf
höhere Anweisung nicht verteidigten, so wie die Italiener schon, die am Vortag
gelandeten feindlichen Fallschirmjäger nicht angegriffen hatten. Zuletzt
erhielt die italienische Marine auch keinen Befehl, den Invasoren
entgegenzutreten! Nur die deutschen Panzereinheiten nahmen den Kampf auf.
Alleingelassen konnten sie aber die feindlichen Kräfte, die in der Überzahl
waren, nicht abwehren.
Die Landung in Sizilien stürzte Italien in eine Staatskrise, die zum Sturz
Mussolinis führte. Bis dahin hatte der Duce allein über Krieg und Frieden
entschieden. Selbstverständlich fiel auch die Verantwortung für den
voraussichtlich verlorenen Krieg auf ihn alleine zurück. Am 24. Juli trat der
Große Faschistenrat zusammen, um die entstandene Lage zu erörtern. Die große
Mehrheit stimmte gegen Mussolini, sodass er das Oberkommando über die
Streitkräfte abgeben musste. Am folgenden Nachmittag bat Mussolini selbst beim
König um Audienz. Nach dieser Unterredung wurde er festgenommen und interniert.
Gleich darauf ernannte der König eine neue Regierung aus Beamten und Generälen,
die dann den Seitenwechsel arrangieren sollten.
Mit diesem Regierungswechsel fiel Italien als kriegführender Staat aus. In
diesem Durcheinander konnten die Alliierten bis zum 17. August ganz Sizilien
erobern. Die neue italienische Regierung schloss am 3. September 1943
Waffenstillstand mit den Angelsachsen und unterschrieb, nach Churchills eigener
Meinung, die Aufhebung der staatlichen Existenz Italiens. Am selben Tag
überquerten britische Truppen die Meerenge von Messina und landeten gegenüber
in Kalabrien, im Süden des italienischen Stiefels. Damit begann das Wettrennen
zwischen Angelsachsen und Deutschen um die Apenninenhalbinsel.
Die Angelsachsen hofften, mit Hilfe der neuen Regierung halb Italien bis
Rom in einem Handstreich besetzen zu können. See- und Luftlandetruppen für die
Besetzung der Flugplätze in Süditalien und um Rom standen bereit. Die
Amerikaner zogen an der Westküste des Tyrrhenischen Meeres aufwärts, die Briten
die Adriaufer entlang um die Wette mit der Absicht, Rom als Erster zu erobern.
Auch die Deutschen taten ihr Bestes und sicherten sich die strategisch
wichtigen Anlagen, vor allem das Gebiet um die Hauptstadt sowie die Stadt
selbst. Die von Sizilien rückziehenden deutschen Panzertruppen konnten noch,
vor der Nase der Angelsachsen, große Teile von Süditalien besetzen. Am 8.
September ließ Eisenhower den bis dahin geheim gehaltenen Waffenstillstand
veröffentlichen. Die Lage der Regierung und des Königs wurde in Rom unhaltbar.
Sie flohen allesamt nach Brindisi, welches schon von den Alliierten besetzt
war. Die italienische Flotte die in Genua und Spezia lag, lief auf Befehl der neuen
Regierung Richtung Malta aus, um sich dort den Briten zu ergeben.
Gleichzeitig mit der Bekanntmachung des Waffenstillstandes landeten die
Alliierten in Tarent, Agropoli und Salerno. In der Höhe von Salerno konnten
sich die Deutschen bis Mitte September fünf Wochen lang halten. Dann überließen
sie das südliche Italien den Alliierten und zogen sich hinter die Flüsse Sangro
und Garigliano zurück, wo sie an den Berghängen ihre Winterstellungen
ausbauten.
Neben der Verteidigung der Apenninen-Halbinsel mussten die Deutschen noch
die italienische Armee in Italien, in Frankreich und auf dem Balkan entwaffnen
und ersetzen. Die entwaffneten Italiener wurden dann teilweise zum
Arbeitsdienst an die Wehrmacht geschickt; wer davonlaufen konnte, ging nach Hause.
Einige zogen sich in die Berge zurück und bildeten Partisanengruppen. Anfang
September 1943 konnte ein deutsches Fallschirmjägerkommando Mussolini befreien.
Wieder zur Macht gekommen, gründete er die Italienische Soziale Republik und
residierte in der norditalienischen Stadt Saló. Den Bürgerkrieg zwischen seinen
wenigen übriggebliebenen Anhängern und Partisanengruppen verhinderte nur die
Anwesenheit fremder Truppen im Land. Auf Hitlers wirken hin, rechnete Mussolini
noch mit seinen innenparteilichen Gegnern ab. So ließ er seinen Schwiegersohn
und Außenminister Graf Ciano, seinen alten Weggefährten Marschall De Bono75 und andere prominente Faschisten
erschießen. 75 De Bono
Emilio 1866-1944. Italienischer Feldmarschall, schloss sich früh der
faschistischen Bewegung an. Gouverneur von Libyen, Kolonialminister,
Oberbefehlshaber im Krieg gegen Äthiopien.
Da der Aktionsradius der alliierten Bomberflugzeuge von Rom aus bis zu
süddeutschen Städten reichte, waren die Amerikaner einverstanden, noch vor der
Landung in der Normandie auf Rom vorzustoßen.
Die Front verlief unterhalb der tyrrhenischen Küstenstadt Gaeta bis
unterhalb der Adriaküste liegenden Stadt Ortona. Zwischen den beiden Orten
erstreckten sich hohe Berge, die den Durchgang versperrten. An der Front gab es
nur zwei strategisch mögliche Durchgänge, die die Angelsachsen passieren
mussten, um nach Rom zu gelangen. Vor den Amerikanern an der Westseite hinter
Monte Casino bildete ein wenige Kilometer breites Tal den Übergang Richtung
Norden. An der Adria vor den Briten, nur ein schmaler Küstenstreifen zwischen
den Bergen und dem Meer.
Zuerst gelang es britischen und kanadischen Verbänden den Sangro Fluss zu
überqueren, dann zerschossen sie in den Weihnachtstagen von 1943 die Stadt
Ortona zu einer Ruine und besetzen die Stadt. Ihre riesigen eigenen Verluste
zwangen aber die Briten, dort eine Pause einzulegen.
Gegen den westlichen Angelpunkt der Festungskette, gegen die
Festungsanlagen um Monte Cassino begannen nach tagelanger Artilleriebeschießung
Ende Januar 1944 die ersten erfolglosen Alliiertenanstürme. Nach dem
missglückten Versuch gegen Monte Cassino, landeten zwei amerikanische
Divisionen in dem Hafen der Stadt Anzio, die nur von zwei deutschen Bataillonen
verteidigt wurde. Mit der Absicht, hinter den feindlichen Linien auf Rom
vorzustoßen. Die Deutschen konnten aber rechtzeitig Verstärkung herbeischaffen
und die Invasionstruppen auf ihre Landungsstelle zurückdrängen. Doch die
Alliierten konnten ihren Brückenkopf Anzio, dank ihrer enormen
Luftüberlegenheit, halten.
Außer der alliierten Luftüberlegenheit standen sich in Italien ungefähr
gleichstarke Kräfte gegenüber. Die gut ausgebauten deutschen Stellungen entlang
des Sangro und des Garigliano hielten Stand. Um Monte Cassino wurde monatelang
gerungen. Auf die hinter der Stadt liegende 1.500 Jahre alte Klosterfestung
fielen zehntausende Tonnen Bomben und Granaten. Zuletzt zerbombten die
Amerikaner die Klosterfestung zu Staub und Asche, bis ihnen die darunter
gelegene Stadt und der Durchlass Richtung Rom Mitte Mai in die Hände fiel. Die
Deutschen mussten ihre Verteidigungslinie auf ganzer Breite aufgeben und am 6.
Juni, am Tag der Landung in der Normandie, zogen die Angelsachsen in Rom ein.
Das Ausscheiden Italiens splitterte um die 40 deutschen Divisionen von der
Ostfront und von der Normandie ab. Von nun an war die Initiative an der
Ostfront bei den Russen. In der erfolgreichen Frühjahrsoffensive 1944 eroberten
sie die Ukraine zurück, überschritten die rumänische Ostgrenze und zwangen die
in der Krim abgeschnittene 17. Armee in schweren Kämpfen zur Kapitulation.
Bis zum Frühsommer 1944 war die Luftwaffe dezimiert, ihre Flugplätze und
die Anlagen der V2 Raketen in Peenemünde76 76Mit der Sprengkraft der V2-Raketen und
V1-Raketenflugzeuge hoffte man, alle militärischen Vorbereitungen der
Westalliierten schon auf britischem Boden zu vernichten. Die Benennung V kommt
von Vergeltung. Vergeltung für die zerbombten deutschen Städte. zerstört, sodass die Alliierten die
Landung in der Normandie wagen konnten. Eine Million amerikanische und 600
tausend britische Soldaten, Seetransporter für Truppen und Material,
Minenräumer, spezielle Landefahrzeuge, die gleichzeitig mehrere Panzer an Land
setzen konnten, standen für die Invasion bereit. Mehr als 10.000 Bomber und
4.000 Jagdflugzeuge beherrschten den westeuropäischen Luftraum, während der
Luftwaffe blieben nur etwas mehr als 200 Flugzeuge übrig. Auf der völligen
Beherrschung des Luftraumes beruhte die Strategie der Angelsachsen. Zu ihrer
Abwehr standen In der Bretagne die 7. und im östlichen Nordfrankreich, wo die
Invasion erwartet wurde, die 15. deutsche Armee, darunter vier Panzerdivisionen
zusammen in der Armeegruppe „B“. Im südlichen Frankreich lag die Armeegruppe
„G“, die aus der 1. und 19. Armee bestand.
Für die bisher größte Seelandungsoperation der
Weltgeschichte wurden wegen der Flut und der günstigen Meeresströmung die
Morgenstunden zwischen dem 5. und 7. Juni 1944 errechnet. Die Operationen
begannen mit dem Abwurf von 66000 Tonnen Bomben auf die Eisenbahnverbindungen von
Nordfrankreich bis in Belgien, und die permanente Bombardierung der
Verteidigungsanlagen an den Küsten. Es gab aber dicken Nebel, und die Bomben
fielen zumeist auf die französischen Küstenstädte.
Ab 0 Uhr 15 des 6. Juni sprangen 20.000
Fallschirmjäger über der Cotentin Halbinsel ab, mit dem Auftrag, die deutschen
Küstenwachen von hinten anzugreifen und ihre Batterien möglichst auszuschalten.
Die Fallschirmjäger erhielten den Befehl keine Gefangenen zu machen! Dieser
Befehl sickerte zu den Landungstruppen über, sie erschossen ebenfalls oft ihren
bezwungenen Gegner. Bei den Angelsachsen gab es auch den „Kommissarbefehl!“
Doch die Sieger sind Sieger und die Verlierer Kriegsverbrecher.
Ab 6 Uhr morgens
landeten vom Meer her die Vorhuten die 1. kanadische und die 2. britische
Armeen über der Orne Mündung und konnten fast ohne eigene Verluste die Ufer
besetzen.
Gleichzeitig
stürmten nördlich der Briten die Vorhuten der 1. und 3. amerikanischen Armee in
der Bucht von Carentan. Um ihre Leute zu motivieren, gaben Kriegspsychologen
den Landeküsten, an denen die Amerikaner landen mussten, amerikanische Namen:
Utah-Beach, Omaha-Beach, Juno Beach. Aber gerade hier war die Abwehr der
Deutschen am besten ausgebaut. Die Fallschirmjäger konnten ihre Aufgabe nur
teilweise ausführen so erlitten die Invasoren am ersten Angriffstag
schreckliche Verluste. Im Meer stapelten sich unzählige Wracks an zerschossenen
Kriegsgeräten. Aus den Landungsbooten konnte fast kein Tank das Ufer erreichen.
Tausende Tote Soldaten trieben im Meer, andere lagen tot oder verwundet an der
Küste. Soldaten, die das Ufer erreichten, waren zu sehr demoralisiert und für
einen weiteren Einsatz ungeeignet. Eisenhower hatte aber genug Soldaten und
noch mehr Kriegsgerät und ersetzte gleich die Ausgefallenen.
Unter schwachen Angriffen der deutschen Luftwaffe
gingen in den ersten Wochen zwei Armeen mit über 50.000 Fahrzeugen an Land und
100.000 Tonnen Material, welches die Truppen benötigten. Das Legen einer
Unterwasserleitung für die Kraftstoffversorgung war nicht neu, aber eine
glänzende Idee.
Die Briten staffelten unzählige Panzer, Lastwagen
und Munitionskistenattrappen in Dover und Umgebung auf um ihre Gegner zu
Tauschen. Die gelandeten Fallschirmtruppen sorgten zusätzlich für Verwirrung
und bestärkten die Deutschen in der Annahme, dass es sich nur um einen
Scheinangriff handelt. Der erwartete Hauptangriff erfolge später bei
Calais. So reagierten sie nicht schnell
genug, die Invasion am Meer oder spätestens am Ufer abzuwehren. Die spät
aufgefahrenen Panzereinheiten wurden jedes Mal, noch bevor sie angreifen
konnten, von der Alliierten Luftwaffe zerbombt.
In Kenntnis der Lage riet der Frontstab den Rückzug hinter die Seine, um dort
eine neue Frontlinie aufzubauen. Hitler glaubte immer noch, die
Kriegsmaschinerie der Angelsachsen auf der Cotentin- Halbinsel einengen, gar
zerschlagen zu können und kommandierte die 15. Armee, die hinter der Seine für
die Verteidigung des östlichen Küstenabschnittes sorgte, zur Verstärkung an die
Front. Schon die Verlegung forderte schwere Verluste, da alle Zufahrtswege,
Brücken und Knotenpunkte unter ständigen Angriffen der alliierten Luftwaffe
standen. Als diese dezimierten Divisionen an die Front gelangten, waren sie zu
schwach, um den Ausbruch der Alliierten zu verhindern. Ihr Vorstoß aus dem Raum
Falaise Richtung Avranches wurde bei Mortain von amerikanischen
Panzerdivisionen gestoppt und von den alliierten Bombern völlig zerstört. Die
Wehrmacht musste Nordfrankreich endgültig aufgeben. Die Rückzügler wurden von
den Fliegern nochmals dezimiert. Am Nordostufer der Seine angekommene
Truppenteile, waren für einen organisierten Widerstand nicht mehr zu
gebrauchen. Die Verluste übertrafen noch diejenigen von Stalingrad, 200.000
gefangene oder tote deutsche Soldaten blieben auf den Schlachtfeldern in
Nordfrankreich, samt ihrer Ausrüstung von 20.000 Fahrzeugen, 1.500 Geschützen
und 1.300 Panzern.
Bei Avranches machten die Amerikaner eine Linksschwenkung Richtung Paris
und kamen gut voran, da sich ihnen fast kein Deutscher mehr in den Weg stellte.
Am 9. August standen sie schon in Le Mans. Mitte August rückten sie über
Orleans, Chartres, Dreux bis zur Seine vor und trafen sich bei Rouen mit den
Briten, die sich entlang des Meeres hierher vorgekämpft hatten. Der rechte
Flügel der Amerikaner erreichte bald Fontainebleau. Paris war halb umzingelt.
Um die französische Hauptstadt nicht zu zerstören, ließen sie den Deutschen das
Tor für den Abzug offen. Auf diese Nachricht hin, brach in Paris der Aufstand
aus. Getragen von der liberalen Widerstandsbewegung, aber auch die Linken
hätten gerne vor der Ankunft der Alliierten die Macht an sich gerissen. Die
Angelsachsen ließen der Armee de Liberation de France den Vortritt, Paris zu
befreien. Die 2. französische Panzerbrigade besetzte in zwei Tagen alle
wichtigen Punkte der Hauptstadt und am 25. August 1944 kapitulierte die
restliche deutsche Besatzungsgarnison vor De Gaulles Truppen. Es war eine gute
Idee, nach Paris französische Truppen vorauszuschicken. Die Pariser feierten
begeistert das Ende des Krieges und machten für die nächsten Tage einziehenden
angelsächsischen Truppen ein schönes Gesicht. Hier hatten die Filmleute der
Angelsachsen kein Problem, ihre Soldaten küssende Demoiselles zu filmen. Nicht
wie in der Normandie, wo die aus den Kellern ihrer zerbombten Häuser sich
hervorwagenden Einwohner, der Befreiung nicht viel Begeisterung
entgegenbrachten.
Die Landung an der südfranzösischen Küste planten die Alliierten gleichzeitig
mit der Invasion an der Nordküste, als Entlastung und Täuschungsmanöver, um
möglichst viele gegnerische Kräfte von ihrem wahren Vorhaben fernzuhalten. Die
Invasion im Norden nahm aber allen verfügbaren Schiffsraum in Anspruch, sodass
alles Entbehrliche von der Mittelmeerflotte nach Norden verlegt werden musste.
Damit wurde die Landung in Südfrankreich auf später verschoben. Nach dem Erfolg
im Norden war eine Landung an der Französischen Riviera eigentlich überflüssig
geworden. Churchill und der britische Generalstab waren für einen Vorstoß an
der Apenninenfront Richtung Poebene. Von hier aus hätten die Westalliierten
noch vor den Russen Pannonien erreicht, damit Slowenien, Kroatien, Ungarn und
Österreich für sich sichern können. Vergebens wiesen die Briten auf die
weitreichenden politischen Folgen dieser Unterlassung hin. Washington
ignorierte, dass Europa unter ständiger Bedrohung durch die Eurasische
Sowjetmacht nicht im Frieden leben könne! Oder rechnete gar in kluger
Voraussicht, dass eben diese Bedrohung die Völker Westeuropas zwangsläufig
unter Amerikas Schutzschild treiben werde? Washington befahl die Invasion
Südfrankreichs! Die Briten waren für die Amerikaner keine gleichberechtigten
Partner mehr. Trotz ihrer ungeheuren Anstrengungen und Erfolge, in diesem Krieg
mitentscheiden hatten sie nicht mehr. Die Geschichte degradierte Großbritannien
zu Amerikas Vasallen.
Für die Landung an der südfranzösischen Küste wurde die 7. alliierte Armee
gebildet. Sie wurde aus einer britischen und drei amerikanischen, aus Italien
abkommandierten Divisionen zusammengestellt, zu denen sich sieben französische
Divisionen aus Nordafrika gesellten. Die Franzosen waren zum größten Teil
ehemalige Truppen der Vichy-Regierung, die in der Zwischenzeit „umerzogen“ worden
waren. Die Landung zwischen Cannes und Hyères in den Frühstunden des 15. August
1944, nach Vorbereitung durch die alliierte Luftwaffe und Beschießung durch die
Landungsschiffe, lief für die Alliierten -laut Churchill- glatt ab. Der
Widerstand der Deutschen war so gering, dass die Alliierten ihren Vormarsch
sofort beginnen konnten und schon nach drei Tagen die Westalpen bei Grenoble
erreichten. Etwas nördlicher bei Montelimar stoppte eine deutsche
Panzerdivision ihren Vormarsch, bis es nach bewährtem Modus zerbombt wurde. In
der Zwischenzeit konnten sich aber die 19. und 1. deutsche Armee aus dem
südlichen Frankreich zurückziehen und damit der Einkesselung entkommen. Um den
10. September herum trafen die von Norden und Süden hervorrückende alliierten
Armeen bei Somberon in Ostfrankreich zusammen.
Mit der Landung der Alliierten in Frankreich wurden viele
Widerstandsgruppen aktiv. Sie unterstützten hinter den Frontlinien die
Alliierten. Später taten sich aber viele dieser Gruppierungen bei den
Säuberungen des befreiten Hinterlandes durch Grausamkeiten hervor, sei es gegen
die sich ergebende deutsche Soldaten oder gegen französische Kollaborateure.77 77Deutsche Kriegsgefangene wurden gemartert,
viele erschlagen. Die Sprachlehrerin, von den Deutschen zum Dolmetschen
verpflichtet, wurde zu Kollaborateurin gestempelt. Ihr wurden die Haare
geschoren, eventuell trieb man sie splitternackt durch die Straßen. Tatsächlich fielen der Befreiung viel mehr
Franzosen zum Opfer als während der deutschen Eroberung und vierjährigen
Besetzungszeit.
Die Angelsachsen kamen durch ihre materielle Überlegenheit fast so rasant
in Frankreich voran, wie im Sommer 1940 die Deutschen, die noch ihren
taktischen Vorteil gegenüber ihren Gegnern besaßen, wie nun jetzt die
Alliierten. Im September erreichten die Amerikaner die Mosel. Im gleichen Zug
durchstießen sie den Westwall78 und
eroberten Aachen. 78Westwall, von den Alliierten auch
Siegfriedlinie genannt. Verteidigungsanlagen entlang der deutschen Westgrenze.
Gegenstück zur Maginot Linie.
Im Norden kamen die Briten fast ungehindert durch Belgien und erreichten
die holländische Grenze. In dem Irrglauben: der deutsche Gegner ist schon am
Ende, lancierten die Angelsachsen in ihrer Euphorie eine gemeinsame Offensive
gegen den unteren Rhein. Sie ließen eine ganze Luftlandearmee um Arnhem landen,
um einige Brückenköpfe zu errichten, damit der Weg für ihre nachrückenden
Panzertruppen frei werde. Anschließend sollten die Panzer das Ruhrgebiet
erobern und auf Berlin zurollen. Die Deutschen konnten knappe Zeit vorher den
Rest ihrer 15. Armee, 80 000 Mann aus dem Kessel von Antwerpen über das Meer
evakuieren und die Geretteten prompt gegen die Invasoren einsetzen. Außerdem
rasteten gerade hier die übriggebliebenen Reste zweier Panzerdivisionen, die sich
aus der Normandie hatten retten können. Diese geschundenen Scharen stoppten den
Ansturm der Angelsachsen und sicherten damit die Rheinlinie.
Allmählich wurden die Versorgungswege der Alliierten zu lang. Zeitweise
konnten sie wegen Mangel an Treibstoff, den sich zurückziehenden Deutschen
nicht folgen. Jetzt wurde es Zeit, eine Pause einzulegen. Bei ihrem Vormarsch
zogen sie an wichtigen Hafenstädten vorbei, obwohl diese noch von den Deutschen
gehalten wurden. Diese mussten erobert und die Hafenanlagen Instand gesetzt
werden, für die eigene Logistik nutzbar machen.
Die Invasion forderte 140.000 gefallene alliierte Soldaten. Ungefähr so
viele Verluste, wie die Fliegerbesatzungen während der fünf Kriegsjahre gegen
die Achsenmächte erlitten hatten. Um die eigenen Verluste möglichst gering zu
halten, bombte die alliierte Luftwaffe den Weg vor den Bodentruppen frei. Die
Bomber konnten jetzt alle Gebiete Deutschlands erreichen. Die Verkehrswege,
Verkehrsknotenpunkte und Brücken lagen unter ständigem Bombardement. Der
Verkehr konnte nur in den Nachtstunden und an nebligen Tagen rollen. Die auf
Großbritannien abgeworfenen Bomben wurden, nach alliierten Angaben zwanzigfach,
auf die ungeschützten deutsche Städte als Vergeltung abgeworfen. In Wahrheit
stand das Verhältnis 1 zu 315.
Auf der Teheran-Konferenz im Herbst 1943, bei welcher die obersten
Kriegsherren der Sieger über die Teilung Europas und die Zukunft der Welt
verhandelten, versprach Stalin: gleichzeitig der Normandie Invasion der
Angelsachsen eine sowjetische Offensive an der Ostfront zu starten. Am 22. Juni
1944 begann die versprochene Großoffensive der Roten Armee gegen die
Heeresgruppe Mitte. Entlang der 1.200 km langen Front standen gegen die drei
sowjetischen Armeegruppen 38 deutsche Divisionen; allerdings nur auf dem
Papier. Ihre Mannschaftsstärken waren durch bisherige Verluste auf die Hälfte
reduziert worden, die mangels Reserven nicht mehr aufgefüllt werden konnten.
Die vielfach überlegene Rote Armee durchbrach an mehreren Stellen die
Frontlinien der 9. wie der 4. Armee. Statt des flexiblen Rückzugs, gab Hitler
wieder seine Durchhalteparole aus, was das Schicksal der Armeegruppe
besiegelte. In den folgenden fünf Wochen gingen 25 deutsche Divisionen
zugrunde. Nur die Disziplin und die Kriegserfahrung ihrer Kommandeure und
Mannschaften retteten die Heeresgruppe Mitte vor der völligen Aufreibung. Zur
gleichen Zeit wurde die Heeresgruppe Nord auf Kurland zusammengedrängt und dort
eingeschlossen. Die Sowjets kamen insgesamt 400 km westwärts. Im August stand
die Rote Armee im Baltikum an der Memel; in Polen an der Weichsel; vor den
Ostkarpaten und an der südlichen Donau.
Nun überschritt diese eurasische Großmacht im Norden die Grenzen des
geistigen Abendlandes und im Süden stand sie gerade davor. Bereit, sich auf der
ganzen Frontlinie auf Europa zu stürzen!
Hohe deutsche Offiziere sahen, dass dieser Krieg, den Deutschland wieder
fast gegen die ganze Welt führen musste, verloren war! Rommel war nicht der
Einzige, der dem Führer eine politische Lösung empfahl, worauf er ihn schroff
zurechtwies. Konsequentere Generäle planten als vermeintlichen Ausweg, ein
Attentat auf Hitler in der illusorischen Annahme, die Angelsachsen führen einen
Krieg bloß gegen die Nationalsozialisten nicht gegen Europas stärkste Macht
sei, es nun Deutschland oder ein sonstiger europäischer Konkurrent, ob von
einem Kaiser, Hitler oder einem Jesuitenpfarrer geführt, wie es Churchill
später in seinen Memoiren äußerte. Eine Höllenmaschine sollte Hitler im Sommer
1944 aus dem Weg räumen, anschließend seine engsten Mitarbeiter verhaftet
werden. Die neu gebildete Regierung wäre allen Forderungen der Angelsachsen
nachgekommen, um der Besetzung durch Sowjetrussland zu entgehen. Bei dem
Attentat wurde Hitler nur leicht verletzt. Gerade dieser Zufall bestärkte ihn
noch mehr in seinem Sendungsbewusstsein, diesen Krieg doch noch siegreich
beenden zu können79 79 Die deutsche Kriegsindustrie erreichte
gerade im Sommer 1944 ihre Höchstleistung. Anderseits wurden in sieben
Kriegsjahren in Deutschland 92.770 Flugzeuge hergestellt. Allein in den USA
297.000, das Dreifache der deutschen Produktion.
Finnland musste sich der Übermacht beugen und schloss am 19. September 1944
mit Russland und Großbritannien den Waffenstillstand. Die südöstliche Ecke
Kareliens und Wyborg mussten sie an Russland abtreten. Die Rote Armee blieb
aber an den Frontlinien stehen, somit wurde Finnland die „Befreiung“ durch die
Rote Armee erspart.
Ungarns Regierungsverantwortliche mussten nach der ungünstigen
Kriegswendung feststellen, dass dieser Krieg für die Achsenmächte verloren war.
Ihre letzte Hoffnung lag im Karpatenkranz, in dem schwerbezwingbaren
Berggelände, der das Karpatenbecken umarmt. Die Endziele des russischen
Angriffs, so vermutete man, waren das östliche Deutschland, höchstens Berlin
und der östliche Balkan. Das Gros der Russen würde die Karpatengebirge umgehen.
Die aufmarschierten ungarischen Streitkräfte konnten zusammen mit den Deutschen
bis Kriegsende standhalten. Die Karpatenübergänge führen durch Schluchten, die
mit dem zur Verfügung stehenden spärlichen Kriegsgeräten verteidigt werden
konnten. Die Ungarn nahmen ihre Jahrhunderte alte Berufung wieder auf sich, die
Karpaten mit allen Kräften zu verteidigen. Schließlich dachten sie, diese
natürliche Ostbastion, die für den Schutz Mitteleuropas der gleiche Garant
darstellt, wie für Großbritannien der Kanal, könne von den Angelsachsen ebenso
wenig wie von den Deutschen, den Sowjets überlassen werden. Mit den Karpaten
geht nämlich auch Europas Sicherheit verloren! Wenn die Karpaten in Feindeshand
kommen, gibt es für das restliche Europa auch keine Sicherheit mehr. Die Zähne
zusammenbeißen und bis Kriegsende durchhalten, bis uns die Angelsachsen von
Westen her erreichen. Nur nicht vor den Russen kapitulieren!
Die Ungarn sollten sich irren! Washington kümmerte sich nicht darum, was
nach dem Krieg kommen würde. Als die Ungarn den Angelsachsen ihre geheime
Hoffnung erklärten, wurden sie schroff abgewiesen. Ihr Land komme unter
sowjetische Besatzung basta! Bald erfuhr Hitler von den Verhandlungen und ließ
das Land Ende März 1944 besetzen. Den einmarschierenden Deutschen stellte sich
kein Widerstand entgegen, da alle drei ungarischen Armeen an den
Karpatenfronten oder östlich davon standen. Die gestrigen Verbündeten wurden zu
Besetzern. Der sowjetische Feind an den Ostgrenzen, die Bomberflotten der
Angelsachsen über ihren Köpfen, so stand der Honvéd zu Füßen der Karpaten,
schützte die schönste Heimat80 und
Europa!80Ungarisches Soldatenlied beider
Weltkriege. Honvéd bedeutet Heimwehr oder Landschutz; so nennen die Ungarn ihre
Soldaten aber auch ihre Armee.
In Russland wurde aus polnischen Kriegsgefangenen, deren Offiziere in Katyn
von den Sowjets ermordet worden waren, eine Freiwilligenarmee aufgestellt.81 81 Die
polnischen Kriegsgefangenen konnten zwischen Arbeitslager oder Armeedienst an
der sowjetischen Seite wählen. Diese Armee musste, anstatt auf die
Polnische-Verfassung, auf Stalin schwören. Aufgrund dieser ungeheuren Zumutung
kam es zwischen Churchill, der Stalins diesbezügliche Forderung akzeptierte und
der polnischen Exilregierung in London zum endgültigen Zerwürfnis. Als die
Sowjets bereits halb Polen erobert hatten, stellten sie in Lubin ein
kommunistisches Komitee für die „Befreiung“ Polens auf. Später, als sie sich
ganz Polen bemächtigt hatten, ernannte Stalin diese Landesverräter zur
Regierung Polens.
Unter britischem Kommando stand eine 100-150 Tausend Mann starke polnische
Emigrantenarmee. Eine Panzerbrigade dieser Armee war gerade dabei, Gent für die
Angelsachsen zu erstürmen. Die Schlacht um Arnhem überlebte die Mehrheit der
polnischen Fallschirmjäger nicht. Eine andere polnische Brigade war einige
Monate vorher in den Kämpfen um Monte Casino zum Großteil verheizt worden.
In der Heimat gab es einen mehr oder weniger organisierten Widerstand, der
mit ihrer Exilregierung in London in enger Verbindung stand. Die Widerständler
nannten sich Heimatarmee. Im Sommer 1944 erreichten die Russen die Weichsel und
standen vor den Außenbezirken des östlichen Warschaus. Gerade zu dieser Zeit
brachen die Westalliierten aus der Normandie aus und marschierten auf Paris zu.
Die Polen nahmen an, dass Deutschland bald die Waffen strecken müsse und ihr
Land darauf von den Russen überflutet werde. Der überwiegende Teil der Polen
wollte weder von den Russen noch vom Lubliner Komitee „befreit“ werden. Die
Beschlüsse der Konferenz von Teheran sind inzwischen schon Kund gegeben worden,
dass die Angelsachsen Polen und das östliche Mitteleuropa den Sowjets
überlassen hatten. In seiner Verzweiflung rief der Kommandant der Heimatarmee,
General Komorowski,82 82 Komorowski – Graf Tadeus Komorowski 1895 –
1966. Polnischer General und Politiker. im Widerstand bekannt unter dem
Decknamen Bor (Wald) Leiter des polnischen Aufstandes. im Einvernehmen mit
der Londoner Exilregierung zum Aufstand, zu Befreiung Warschaus, auf.
In ganz Polen, vor allem aber in Warschau, griff die Heimatarmee am 1.
August 1944 die deutschen an und versuchte die Hauptstadt in die Hände zu
bekommen. Ohne schwere Waffen war ihr Kampf aussichtslos. Doch gerade diese
Waffen erwarteten sie von den Angelsachsen. Die Reichweite der Flugzeuge der
Westalliierten reichte gerade aus, um in Polen zu landen. Das östliche Polen
war von den Sowjets besetzt, es wäre leicht gewesen, die Heimatarmee mit Waffen
zu versorgen und die in angelsächsischen Diensten kämpfenden polnischen
Divisionen von der Westfront einzufliegen, umso mehr, als diese Einheiten
selbst ihre Heimschaffung und Einsetzung in der Heimat forderten. Stalin gab
aber keine Landeerlaubnis für seinen Verbündeten in Ostpolen! Er nannte die
aufständischen Polen Abenteurer. Schließlich waren die Polen für ihn Feinde,
ebenso wie seine momentanen angelsächsischen Verbündeten oder seine
sozialdemokratischen Genossen. Doch bei der Luftüberlegenheit der Angelsachsen
hätten sie einen Weg finden müssen, um den Polen zu helfen, wenn sie den Krieg
an Deutschland für die Souveränität Polens erklärt hätten, und nicht um den
deutschen Konkurrenten zugrunde richten können!
Für Deutschland war die Weichsel das letzte Hindernis, um die rote Flut vor
den eigenen Grenzen aufzuhalten. Mit fünf Divisionen ließen sie Warschau
erstürmen. Während der acht Wochen des Kampfes stand die Rote Armee Gewehr bei
Fuß, an den Stadtgrenzen, entlang des Weichselufers und lachte sich ins
Fäustchen, während sich ihre Feinde gegenseitig abschlachteten. Anfang Oktober
kapitulierte in Warschau die polnische Heimatarmee. Ihre überlebenden Kämpfer
fochten bald gegen die Russen ihren aussichtslosen Kampf weiter, bis sie ohne
Unterstützung von außen, Ende der 40er Jahre endgültig untergingen.
Über den Karpaten warfen die Sowjets Partisanengruppen ab, die ihnen den
Weg ebnen sollten. Im ungarischen Teil wurden die Eindringlinge nach einigen
Tagen von der Gendarmerie dingfest gemacht, da sie bei der Bevölkerung keine
Rückendeckung fanden.
Während die Rote Armee ihrer Heimat näher rückte, wendeten sich die
Slowaken nolens volens,83 83Nolens
volens - gern oder ungern. dem großen slawischen Bruder zu. In der Hoffnung ihre nationale
Souveränität auch unter sowjetischer Hegemonie bewahren zu können. Die
Sowjetagenten konnten sogar einige slowakische Armeeeinheiten auf ihre Seite
ziehen und im Spätsommer 1944 einen Aufstand entfachen. Die Agenten riefen
einen „Volkskongress“ zusammen, der dann, entgegen dem Volkswillen, auf Befehl
der Kriegsgewinner für das Wiedererrichten der Tschechoslowakei stimmte.84 84 Der
Wunsch der Slowaken war, den unabhängigen slowakischen Staat auch unter
russischer Herrschaft zu erhalten! Die Westalliierten hielten an der Tschechoslowakei
fest, an ihrem östlichen Satelliten hinter Deutschlands Rücken. Stalin musste
keinen Finger rühren; die Tschechoslowakei, das Sprungbrett ins Europas Herz
schenkten ihm seines großzügigen Verbündeten. Die souveräne Slowakei blieb
vorerst ein Wunschtraum der Slowaken. Die Wehrmacht besaß aber noch genug
Schlagkraft, den Aufstand einzuengen und niederschlagen können.
Zwischen den Südkarpaten und dem Schwarzen Meer liegt die Ebene der
Walachei. Im Laufe der Geschichte benutzten viele eurasische Steppenvölker
diese Marschroute, wie jetzt eben die Rote Armee, um via Balkan in das
Karpatenbecken, vielleicht bis Wien zu gelangen. Die rumänische Politik
handelte nach seiner Devise: Wenn der Wind weht, biegt sich das Gras. Rumänien
drehte sich mit dem Wind und war für den Seitenwechsel bereit! Die Angelsachsen
als Besetzer wären ihnen lieber als die Russen, aber an den Teheraner
Vereinbarungen zwischen den zukünftigen Siegermächten war nicht mehr zu
rütteln. Danach gehörte Rumänien und Bulgarien in das russische, Griechenland
in den britischen Einflussbereich. Folglich musste sich Rumänien nach Stalins
Wünschen richten. Der rumänische Generalstab lud auf 23. August 1944 die
deutschen Generäle zu einem Symposium ein und nahm die deutsche Armeespitze
während der Sitzung gefangen. Gleichzeitig ließ der König seinen Premier
verhaften und ernannte eine neue, den Sowjets genehme Regierung, die den
Seitenwechsel vollzog. An der Walacheifront standen 21 deutsche Divisionen, mit
den Rumänen ziemlich vermischt. Nach dem Seitenwechsel ließen die Rumänen die
Russen an allen Flügeln durch. So wurden die Deutschen eingekreist und die
6.und 8. deutsche Armee ging fast vollständig verloren. Nur wenige Einheiten
aus dem Hinterland konnten sich hinter die Karpaten zu dem ungarischen Teil
Siebenbürgens durchschlagen. Für die Angelsachsen war dieser Seitenwechsel gut
und billig, das übrige Europa müsse sich aber Gedanken machen über die
Zersplitterung der Karpatenbastion, den östlichsten Wall des geistigen Europas,
über Völker, die weder imstande noch willens sind, es zu verteidigen!
Die Russen besetzten die Walachei mit ihren Ölfeldern und standen an den
Grenzen Serbiens und Bulgariens. Bulgarien war seinerzeit dem Dreimächtepakt
beigetreten, nahm aber am Krieg gegen die Sowjets nicht teil. Lediglich mit
Amerika und Großbritannien stand Bulgarien im Krieg. Nach den Ereignissen an
der Ostfront im Herbst 1944, sandte die Regierung eine Delegation an die
Westalliierten nach Kairo mit einer Kapitulationserklärung, was die
Angelsachsen ablehnten. Um dem Einmarsch der Russen zuvorzukommen, kündigten
die Bulgaren den Dreimächtevertrag und erklärten Deutschland den Krieg; dessen
ungeachtet, flatterte Moskaus Kriegserklärung ebenfalls ins Haus. Für einige
Tage lag Bulgarien mit der ganzen Welt im Krieg. Dabei stand das kleine Land
nur den Großmächten im Weg. Die Sowjets marschierten durch Bulgarien durch. Sie
setzten hier ebenfalls eine neue Regierung ein, größtenteils aus zum
Kollaborieren bereiten Zeitgenossen.
Beide Balkanstaaten, Bulgarien wie Rumänien, blieben noch kurze Zeit
formell Königtümer. Die Könige mussten so lange die Marionetten spielen, bis
sie endgültig vertrieben worden waren. Der alten Führungsschicht erging es
schlechter als den Monarchen selbst; Hunderte wurden ermordet, Tausende für
Jahre interniert.
Griechen wie Serben sind aufgrund ihrer gemeinsamen Religion den Russen
freundlich gesinnt. Beide Völker erwarteten von ihnen die Befreiung, auch wenn
in Russland Stalins Terrorregime herrschte.
Bald nach der Niederlage der regulären Armee Griechenlands, im Frühsommer
1941, entstand eine Widerstandsgruppe unter dem Namenskürzel ELAS, in der die
Kommunisten das Wort führten. Oberst Zervas85 85 Zervas Napoleon 1891-1957 Griechischer
Partisanenführer und Politiker. organisierte die EDES, eine
antikommunistische republikanische Widerstandsbewegung. Die emigrierte
Regierung gastierte in Kairo unter britischem Schutz. Diese Regierung
kommandierte die exilgriechischen Marineeinheiten und Truppen, die in Ägypten
auf die siegreiche Rückkehr in die Heimat warteten. Nach dem Zusammenbruch
Italiens im Sommer 1943, bedienten sich die Widerstandsgruppen an den
verlassenen italienischen Waffendepots, bevor bei den Deutschen der Groschen
fiel. Die allmählich stärker werdenden Widerständler sprengten, oft in
Zusammenarbeit mit britischen Kommandos, strategisch wichtige Anlagen und
zahlreiche Eisenbahnbrücken. Im Herbst 1943 stellte die ELAS einen Nationalen
Befreiungsrat als Gegenregierung auf und griff die Konkurrentenpartei EDES an.
In der Exilarmee in Ägypten wurde im Frühjahr 1944 eine Abstimmung
durchgeführt, wobei die große Mehrheit für die Republik entschied. Besatzungen
einzelner Schiffe und eine Infanteriebrigade fingen an, zu meutern. Darauf
wurden die Griechen von ihren britischen Alliierten entwaffnet und interniert.
Die Griechen waren trotz gleicher Religion, Sprache und Kultur uneinig. In
dem, von den Siegermächten des Ersten Weltkrieges zusammengewürfelten
Jugoslawien, lebten um die zehn Völker mit mehreren Sprachen und verschiedenen
Religionen.
In den ersten Tagen des Jugoslawienkrieges spaltete sich das
römisch-katholische Kroatien von Jugoslawien ab. Die Republik Kroatien schloss
sich notgedrungen dem Dreimächtepakt an und stellte eine 300.000 Mann starke
Armee auf, um ihre Unabhängigkeit gegen serbische Tschetniks und später gegen
Titos86 Partisanen
zu bewahren. 86 Tito
Bros Josip 1892-1980. Jugoslawischer Partisanenführer. Mit Hilfe der Roten
Armee eroberte er die Macht im Nachkriegsjugoslawien. 1848 überwarf er sich mit
Stalin; behielt aber das kommunistische Regime bei.
Die staatstragenden Serben in Jugoslawien ließen
sich nicht in einem Krieg besiegen. Als ihre Armee kapitulieren musste, gingen
viele in die Berge und leisteten den Besetzern in kleineren Scharen Widerstand.
Četa (sprich: tscheta) bedeutet: kleine Schar; ihre Mitglieder nennen sich
Tschetnik - Schärler bzw. Freischärler. Die Tschetniks standen in enger
Verbindung mit dem serbisch-jugoslawischen König und
der Exilregierung in England. Auf ihre Guerillaaktionen antworteten die
Besetzer mit Geiselerschießungen, sodass sich die Tschetniks in ihrer
Kampftätigkeit einschränken mussten. Im Stillen organisierten aber ihre Führer
den Widerstand für den Tag, an dem die Briten auf dem Balkan landen würden.
Die wenigen Kommunisten im Lande und die Oppositionellen des alten Regimes
bildeten den harten Kern der Partisanengruppen, die im Vergleich mit den
Tschetniks nur eine unbedeutende Widerstandssektion bildeten. Ihr Führer Tito
wurde einmal von den Deutschen gefangen genommen, konnte aber aus dem Gefängnis
entweder entkommen oder man hielt ihn nicht für gefährlich genug und er wurde
laufengelassen? Als die Alliierten in Italien landeten und Italien
kapitulierte, rechneten die Serben ebenfalls mit einer baldigen alliierten
Befreiung. Diese Erwartung gab allen Widerstandsgruppen neuen Antrieb und
Zulauf. Bei der Auflösung der italienischen Besatzungsarmee fielen enorme
Mengen Kriegsmaterial in ihre Hände. Titos Armee wuchs bis zum Herbst 1943
angeblich auf 200.000 Mann. Laut der Weltkriegssieger schloss sich sogar eine
italienische Division den Partisanen an. Der Antikommunist Churchill setzte auf
den Kommunisten Tito oder wurde ihm vorgeschrieben, wen er zu unterstützen
habe? So zog London seine Vertretung von den Tschetniks ab. Stalin hielt zur
Tarnung seine Verbindung mit den Tschetniks aufrecht, sandte aber Tito
gleichzeitig den Marschallstab mit einer maßgeschneiderten Uniform. Zu dieser
Zeit hielten die jugoslawischen Kommunisten ihren Kongress in Jajca ab, auf
welchem sie eine Gegenregierung gegen die Londoner Exilregierung aufstellten.
Im Frühjahr 1944 zerschlugen die Deutschen mit Hilfe der regulären kroatischen
Armee die Partisanen. Tito zog seine Marschallklamotten aus, ließ seine zum
Großteil aus weiblichen Partisanen bestehende Leibgarde im Stich und flüchtete
als Bauer verkleidet auf die Adriainsel Vis. Diese Insel stand schon unter dem
Schutz der britischen Marine.
Nach dem Seitenwechsel Rumäniens konnte die Rote Armee ungehindert bis
Belgrad, der serbisch-jugoslawischen Hauptstadt vordringen. Bei dieser
grandiosen Befreiung durften die Rumänen, Bulgaren, serbischen Tschetniks und
Titos Partisanen den Russen Hilfe leisten. Auf dem Balkan stationierte deutsche
Einheiten zogen sich hinter den Fluss Drina zurück und bauten dort mit der
kroatischen Armee eine Verteidigungslinie aus, die fast bis zum Kriegsende
hielt.
Auf dem Balkan begann der Kampf um die Macht zwischen den Siegern selbst;
zwischen Bolschewisten und Antikommunisten. Tito, der klugerweise mit den
Briten ebenfalls liebäugelte, schwang völlig auf den Sowjetkurs um und begann
mit russischer Hilfe seine innenpolitischen Gegner, die Tschetniks, zu
entwaffnen und ihre führenden Köpfe zu liquidieren. Am Kriegsende waren dann
die Kommunisten die Herren Jugoslawiens.
In Griechenland hielt sich Stalin scheinbar an die Abmachungen und die Rote
Armee blieb an den griechischen Grenzen stehen. Aber seine 5. Kolonne, die
ELAS, übernahm die Macht in den von den Deutschen geräumten Gebieten,
ausgenommen einiger westgriechischer Bezirke, wo seit langem die EDES
herrschte. In Athen landeten britische Fallschirmjäger und in Piräus einige
Marineeinheiten, welche die Exilregierung heimbrachten. Der Vorsitzende dieser
königlichen Regierung Papandreou87 87 Papandreou Georgios 1888-1968. Griechisch
sozialistischer Politiker; zweimal Ministerpräsident. vertrat eher das
liberale angelsächsische Regierungssystem als den Monarchen, fand aber trotzdem
keinen Rückhalt in der Bevölkerung. Die ELAS vertrat ebenfalls nur eine Partei
und nicht das ganze Volk. Sie war aber mächtig genug, der Interimsregierung die
Macht streitig zu machen. Ab Anfang Dezember 1944 flammte zwischen den
verschiedenen Parteien der Bürgerkrieg auf, der schon während der deutschen
Besatzung glühte und den Griechen unzähliges Leid brachte.
Gleich, wie stark sich Churchill auch bemühte, die strategische Wichtigkeit
der Südostflanke Europas den Amerikanern zu beibringen sie ignorierten ihn. Das
war eine unentschuldbare Verantwortungslosigkeit der Rooseveltregierung!
Britische Mannschaften standen in Nordafrika zur Verfügung und es bedurfte nur
einiger Transportschiffe, um diese Truppen auf dem Balkan an Land zu setzen, um
den Russen zuvorzukommen. Einige Divisionen, die rechtzeitig auf dem Balkan
angekommen wären, hätten für den Westen eine günstigere Position geschaffen.
Sie hätten den Bürgerkrieg in Griechenland verhindern können, Kroatien, das
Karpatenbecken und die Tschechei sichern können. Die einzige, zu spät
angekommene Division in Athen reichte gerade aus, Attika von den Kommunisten zu
säubern.
Die Hintergrundmacht in Washington denkt in weltpolitischem Maß. Nach Ihrem
Sieg sollte ewiger Friede auf Erden einkehren! Dies garantieren die frisch
gegründeten United Nations und der International Monetary Fund.88 88 Im
Juli 1944 wurde der International Monetary Fund kurz IMF-Bank in Bretton Woods
in Amerika gegründet und wurde den Welt der USDollar als globales
Zahlungsmittel aufgezwungen. So begann die supranationale Finanzierclique, die
hinter diesem Institut stecke, die Welz zu kolonialisieren. Nicht für Amerika
oder Großbritannien. Pro domo, für die Banker! Nationaler Kleinkram hat
sich diesem superliberalem Globalismus unterzuordnen! Um den ewigen Weltfrieden
zu hüten, würden fortan vier Weltpolizisten: die Vereinigten Staaten, Sowjetrussland,
Großbritannien und das bevölkerungsreichste Land der Erde, Nationalchina,
wachen.
Der todkranke Roosevelt wurde Ende 1944 das vierte Mal zum Präsidenten der
Vereinigten Staaten gewählt. Für ihn stimmten 25 Millionen Amerikaner; auf den
Gegenkandidaten Dewey89 89 Dewey Thomas Edmund 1902-1971.Amerikanischer
Politiker. Trat bei den Wahlen 1944 als Gegenkandidat gegen Roosevelt an. Vier
Jahre später, 1948 gegen Truman. 22 Millionen. Nach dem amerikanischen
Wahlsystem werden die Elektoren vom Volke gewählt, die dann den Präsidenten
wählen. Bei den Elektoren kam ein ganz anderes Ergebnis zugunsten Roosevelts
heraus. Er bekam 432 Stimmen von den Elektoren und Dewey nur 99. Folglich waren
über 80 Prozent der Elektoren von Roosevelts Hintermännern gekauft worden.
Die Südkarpaten blieben beim Zweiten Wiener Schiedsspruch rumänisches
Hoheitsgebiet. Nach dem Seitenwechsel Rumäniens konnten die Panzerspitzen der
Roten Armee über die rumänisch besetzten Passübergänge der Südkarpaten in
Siebenbürgen einrollen. Die von den Ostkarpaten herübergeeilte 2. ungarische
Panzerdivision und vier eiligst zusammengestellte Infanteriedivisionen sowie
zwei SS Reiterbrigaden konnten den Vormarsch zweier russischer Panzerarmeen
etwas bremsen, aber nicht aufhalten. Von Serbien her stürmten 120 russische
Divisionen in die ungarische Tiefebene gegen 15 deutsche und 25 ungarische
Divisionen. Vor Debrecen (Debrezin) stellten sich deutsche Panzer gegen die
Russen. Nach vier Wochen mussten sie aber der Übermacht weichen und hinter den
Theis Fluss in Abwehrstellung gehen. Inzwischen konnten sich die Verteidiger
von Siebenbürgen und den Karpaten zurückziehen, um der Einkesselung zu entgehen
Die Karpatenfront musste aufgegeben werden, als die Russen vom Balkan her in
die ungarische Tiefebene gelangten.
Der Krieg war für
Ungarn verloren. Vor einem Jahr sagte Hitler selbst zum Landesverweser Horthy90 90Horthy Miklós von Nagybánya 1868-1957. Als
Flügeladjutant von Kaiser Franz Joseph erlernte der junge Horthy die Kunst des
Regierens. Im Ersten Weltkrieg kommandierte Admiral Horthy die Adria flotte der
Monarchie. Die konterrevolutionäre Bewegung, welche sich gegen den Roten Terror
in Südungarn formierte, berief ihn zum Oberkommandierenden. Nach Vertreibung
der Roten wählte die Landesversammlung Horthy zum Landesverweser. In den
zeitgenössischen Meinungen, von rechts bis links, sind seine Person und sein
Wirken umstritten. Doch die Geschichte wird ihn zum herausragenden
Landesfürsten Ungarns aufwerten! „Wenn die Bolschewisten in die Ungarische Tiefebene einbrechen, haben wir
den Krieg verloren“. Die Angelsachsen verwiesen auf ihr Abkommen mit Stalin in
Teheran: Ungarn kommt unter russische Besatzung und lehnten jede Verhandlung
über einen Waffenstillstand ab. Die Alliierten verlangten neben bedingungsloser
Kapitulation auch die Kriegserklärung an das verbündete Deutschland. Dazu war
aber der Landesverweser und auch der Soldat an der Front nicht bereit, auch
wenn Hitler es war, der die Bündnistreue mit der Besetzung des Landes
umgestoßen hatte! Der Landesverweser ersuchte die Sowjets um Waffenstillstand
und befahl für die Ungarische Armee am 15. Oktober 1944 die Waffenruhe. Die
deutschen Besatzer reagierten sofort. Sie nahmen den Reichsverweser gefangen
und zwangen ihn, eine neue Regierung zu ernennen, die am Bündnis mit
Deutschland festhielt und das Weiterkämpfen befahl. Die Vereinbarungen von Teheran zwangen die Ungarn, an den schon
verlorenen Krieg weiterkämpfen. Der Soldat an der Front, von seinem
obersten Kriegsherrn seines Eides entbunden, hatte nun die Wahl: zum Feind
überlaufen oder sich am Westufer der Donau verschanzen, in der Hoffnung, die
Sowjets so lange aufhalten zu können, bis die Angelsachsen das Land von Westen
oder Südwesten her erreichten. Damit wenigstens einem Teil Ungarns die
sowjetische Besetzung erspart bliebe.91 91Es ist nicht gleich, ob ein Land von einer Macht des gleichen Kulturkreises
erobert wird oder von einem Feind, der eine total andere Kultur und Denkart
vertritt. So ist es selbstverständlich, dass die Ungarn an der Ostgrenze des
Abendlandes, ihre Verbündeten im abendländischen Kulturkreis suchen und hier
ist der mächtigste Nachbar Deutschland. Dass ausgerechnet die zwei führenden
Mächte des Abendlandes einander bis zum letzten bekämpften, war die Tragik des
Schicksals. Außer einigen
Hundert kriegsmüden Überläufern zog der einzelne Soldat den Kampf gegen die
Gefangenschaft in Sibirien vor.
Inzwischen überquerte die 3. Ukrainische Front die Donau im Süden, am
wieder jugoslawisch gewordenen Südungarn und stieß am kaum verteidigten
Westufer der Donau entlang bis zu Hauptstadt vor. Zu Weihnachten 1944
umzingelten die Russen Budapest. Die Abwehrfront konnte erst auf die Linie
Plattensee-Velencesee-Drava (Drau) gefestigt werden. Um die Hauptstadt begann
ein Haus um Haus Kampf, der von Anfang November bis Anfang Februar tobte. Neben
der ungarischen Armee verteidigten Stadtpolizei, die hier zusammengezogene
Gendarmerie und 40.000 deutsche um die hunderttausend Soldaten die Hauptstadt
Ungarns, gegen zwei russische Armeegruppen, denen noch die rumänische Armee
Beistand leistete. Am 10. Februar 1945 wurden die Verteidiger auf der Burg von
Buda zusammengedrängt. Fast ohne Munition versuchten die letzten 18 bis 20
Tausend Übriggebliebenen den Ausbruch. Die meisten fielen in das Feuerinferno
der bereitstehenden Russen, so erreichten nur 1651 Kämpfer die eigenen Linien,
doch die Verteidiger von Budapest haben nicht kapituliert! Anfang März 1945
versuchte ein konzentrierter Angriff, die Russen hinter die Donau
zurückzutreiben, scheiterte aber an spärlichem Nachschub und Treibstoffmangel.
Auf April brach dann die Front in Westungarn endgültig zusammen. Wien wurde
schon von fast niemandem mehr verteidigt. Die Rote Armee brauchte sieben
Monate, um sich durch Ungarn durchzuschlagen, die sie im Marsch zu besetzen
gedachte.
Natürlich verteidigten die Ungarn ihr restliches Land nicht allein, die
Wehrmacht tat auch ihr Bestes. Wenn aber der ungarische Soldat bereit gewesen
wäre, wie die Rumänen, seine Waffe gegen seinen Verbündeten zu kehren, dann
wäre von der Roten Armee nicht nur Budapest, auch Wien, Linz vielleicht München
„befreit“ worden!
Am Jahresende 1944 stürmten die Alliierten an allen Fronten gegen die
Achsenmächte. Im Norden belagerten die Russen die Grenzen Ostpreußens. Im Osten
eroberten sie den größten Teil Polens, hatten schon den größten Teil von Ungarn
und dem Balkan besetzt. Die Westalliierten standen im Süden, inmitten der
italienischen Halbinsel, im Westen am Rhein, als sich die Wehrmacht noch ein
letztes Mal aufraffte, um ihrem Gegner das Fürchten beizubringen. Zwischen
Ardennen und Rhein hielt nur ein einziges amerikanisches Korps einen 120 km
langen Frontabschnitt. Hier griffen die Deutschen, in Zielrichtung Maas mit dem
Rest von zwei Panzerarmeen als Rammbock und dahinter 14 Infanteriedivisionen
an. Nach Überqueren der Maas, wollten die Panzer nach Norden abschwenken und
Antwerpen erobern, das inzwischen zum wichtigsten Nachschubhafen der
Westalliierten wurde. Ein gelungener Durchbruch hätte die gegnerische Front
zerschnitten und die in Belgien und Holland verbleibenden feindlichen Truppen
möglicherweise aufgerollt. Der Angriff über die Ardennen kam gut voran.
Innerhalb einer Woche preschten die Deutschen 100 km vor und überquerten die
Maas. Dichter Nebel begünstigte die Angreifer und hinderte gleichzeitig die
Aktionen der überlegenen gegnerischen Luftwaffe. Ab dem 23. Dezember verzog
sich der Nebel und gab die anstürmenden Panzer den Bomberflugzeugen preis. In
den nächsten Tagen wurden die Nachschubwege im Hinterland, vor allem aber die
Benzolwerke, welche Kraftstoffe aus Kohle herstellten, zerbombt. Die Truppen
standen ohne Treibstoff, Munition und Verpflegung an der Front. Die von den
gegnerischen Bodenwaffen unknackbaren Tigerpanzer wurden zerbombt oder blieben
mangels Treibstoff liegen. Die Kraft der Wehrmacht reichte nicht mehr aus, den
Angriff weiterzutragen. Fast das gesamte schwere Material und 120.000 Gefangene
und Tote blieben auf dem Schlachtfeld zurück.
Bei den Kämpfen stand die deutsche Luftwaffe zum letzten Mal ihren Mann und
richtete großen Schaden an den vorgeschobenen alliierten Flugplätzen an. Die
bei den Kämpfen erlittenen eigenen Verluste wogen aber schwerer. Die
Angelsachsen konnten ihr verlorengegangenes Fluggerät gleich ersetzen; die
deutsche Industrie lag aber schon in Trümmern.
Die Übriggebliebenen der Ardennenschlacht verschanzten sich hinter dem
Rhein und konnten den alliierten Truppen den ganzen Winter lang trotzen. Das
Gelände verschaffte den Verteidigern Vorteile. Außerdem mussten die
Angelsachsen ihre Reihen ordnen und sich um den eigenen Nachschub sorgen.
Am 12 Januar 1945 startete die Rote Armee ihre Offensive entlang der
Ostfront. In 2 Wochen besetzte sie Polen, überrannte Schlesien und konnte erst
an der Oder gestoppt werden. Gleichzeitig ging der größte Teil Ostpreußens
verloren, nur ein Brückenkopf um Königsberg konnte sich noch halten. Die von
Moskau verordneten Gräueltaten an der deutschen Zivilbevölkerung veranlassten
die Einwohner Ostpreußens zur Flucht aus ihrer Heimat. Als Fluchtweg blieb nur
das Meer übrig, wo sowjetische U- Boote Jagd auf die mit Flüchtlingen und
Verwundeten überladenen Schiffe machten. Wie viele bei der Flucht umkamen,
konnte nur geschätzt, aber nicht ermittelt werden. Es wäre doch unziemlich, von
den Besiegten Statistiken darüber zu erstellen.
Die alliierte Bomberflotte blieb indessen nicht untätig. Mangels
militärischer Zielobjekte verwandelte sie die noch übrig gebliebenen Reste der
deutschen Städte zu Steinwüsten. Neben anderen wurde die bisher unbehelligte
Lazarettstadt Dresden dreiundfünfzig Tage vor Kriegsende mit Brandbomben
angezündet und fast völlig zerstört. Als Churchill einige Tage vor Kriegsende
die Terroreinsätze gegen die Zivilbevölkerung einstellen ließ, waren schon
hunderttausende, wenn nicht Millionen, Stadtbewohner, Kinder, Frauen, alte
Leute bei lebendigem Leibe verbrannt. In Deutschland waren 161 Städte und 850
kleinere Orte neben zahllosen europäischen Kulturstätten von der Normandie über
Monte Cassino bis Sizilien nur noch Ruinen. Aber Honni soit qui crime de guerre
y pense!92 92Honni
soit qui crime de guerre y pense. - Ein Schuft sei, wer jetzt an
Kriegsverbrechen denkt; Richtig lautet die Losung des Britischen
Hosenbandordens: Honni soit qui mal y pense – Ein Schuft ist, wer dabei
Schlechtes denkt.
Den Deutschen blieb, wenigstens teilweise, die Wahl, die ihren Verbündeten
einige Zeit vorher versagt blieb: Vor welcher Seite sollten sie kapitulieren?
Die Wehrmacht stellte den Krieg an der Westfront praktisch ein, um die Russen
so lange wie möglich, an der Oder aufhalten können.
Vormarsch der Westmächte wurde nur von den eigenen Etappenmöglichkeiten
bestimmt. Außer einigen lokalen Scharmützeln stellte sich ihnen niemand in den
Weg. Doch Eisenhowers Leute zerschossen oder zerbombten gerne das vor ihnen
liegende Ort, bevor sie dort einmarschierten.
Briten und Kanadier besetzten die Norddeutsche Tiefebene, das zerbombte
Hamburg, Schleswig-Holstein und die Städteruinen Kiel und Wismar.
Mitte März erreichte die 1. amerikanische Armee 40 km unterhalb Kölns den
Rhein. Bei Remagen fanden sie die Eisenbahnbrücke verlassen vor. Sie war leicht
beschädigt, aber brauchbar. Binnen kurzer Zeit schleusten sie vier
Panzerdivisionen und zwei motorisierte Divisionen als Vorhut über den Rhein und
begannen unverzüglich mit dem Einkreisen des Ruhrgebietes vom Süden her. Die 9.
amerikanische Armee kam ihnen von Norden entgegen. Gleichzeitig durchschlug die
3. amerikanische Armee bei Trier den Westwall, dann rollten ihre Panzer auf
Mainz zu, wo sie den Rhein überquerten. Die 7. US- Armee ging als Nachhut
zwischen Koblenz und Worms über den Rhein.
Die französische Armee setzte bei Speyer und Karlsruhe über den Rhein.
Die zwei nördlichen Armeen der Amerikaner marschierten bis zur mittleren
Elbe, sie besetzten Leipzig und Magdeburg. Hier, 100 km vor Berlin, stoppte
Eisenhower den Vormarsch und überließ den Sowjets den Ruhm, die feindliche
Hauptstadt zu erobern. Die 3. amerikanische Armee nahm Chemnitz, das westliche
Tschechien und zuletzt noch das österreichische Linz. Ihre 7. Armee besetzte
Bayern und das mittlere Österreich. Dann vereinigten sie sich mit ihren
britischen und amerikanischen Kameraden am Brennerpass, vor dem kurz vorher am
2. Mai Italiens Verteidiger kapitulierten.
Die französische Armee besetzte Südwestdeutschland und Teile von Tirol.
In Wien marschierte die Rote Armee fast ohne Schusswechsel am 13. April
1945 ein.
Die Oderlinie brach schon einen Tag vorher. Danach waren die Russen nicht
mehr aufzuhalten. Zwei Wochen später erreichten sie die Elbe und trafen bei
Torgau mit dem Amerikaner zusammen. Am selben Tag umzingelte die Rote Armee
Berlin.
Das Deutsche Reich war in zwei Teile auseinandergeschnitten. Die Wehrmacht
begann, sich aufzulösen. Im belagerten Berlin erschoss sich Hitler und übertrug
vorher seine Befugnisse an Großadmiral Dönitz.93 93Dönitz
Karl 1891-1980. Dt. Großadmiral. Wurde 1945 von Hitler zu seinem Nachfolger
ernannt. Als Staatsoberhaupt musste er die Kapitulation Deutschlands im Zweiten
Weltkrieg vollziehen. Als
erste Amtshandlung entsandte das neue Staatsoberhaupt eine
Waffenstillstandskommission zu den Briten und bat um eine Teilkapitulation vor
den Westalliierten. Dies lehnten die Engländer ab. Die Delegation wurde nach
Reims in der Champagne zu Eisenhowers Hauptquartier dirigiert und
unterzeichnete dort am 7.Mai die bedingungslose Kapitulation Deutschlands. Die
Sowjets verlangten ein separates Kapitulationsdokument. So mussten die
Deutschen einige Stunden später vor Marschall
Schukow94 das zweite
Mal die bedingungslose Kapitulation unterschreiben. In Moskau
gehen die Uhren 2 Stunden vor, so endete der zweite Weltkrieg in Europa nach
moskauer Zeit am 8. Mai 1945. 94Schukow Georgi Konstantinowitsch
1896-1974. Sowjetischer Marschall. Siegte bei Moskau, Stalingrad und Berlin.
Sein wichtigster Erfolg aber, war das Zerschlagen der 6. japanischen Armee Ende
August 1939, als Japan die Mongolei zu erobern versuchte. Damit rettete er das
Sowjetreich vor dem Zweifrontkrieg und vor dem Zusammenbruch. Kümmerte sich
wenig um eigene Verluste, so nannten ihn seine unmittelbaren Untergebenen
Metzger. Stalin fürchtete seine Macht in der Roten Armee und verbannte ihn nach
Sibirien. Nach Stalins Tod wurde er 1955 Kriegsminister, doch zwei Jahre später
wieder von allen seinen Positionen enthoben.
In Norwegen, Dänemark, Königsberg und Danzig kapitulierte die Wehrmacht
schon einige Tage vorher. Einzig das kroatische Heer leistete noch Widerstand
gegen Titos Partisanen. Erst als die Engländer ihre Landesgrenzen erreichten,
kapitulierte es am 13. Mai 1945 vor den Briten. In der Hoffnung die
Westalliierten werden ihr Land besetzen. Sie hätten es leicht tun können weil
nach der Abmachung zwischen Stalin und Churchill, Großbritannien Einflussrecht
auf das halbe Jugoslawien hatte.95 95Auf
der Moskauer Konferenz im Herbst 1944 schrieb Churchill auf ein halbes Blatt
Papier seinen Vorschlag über die Besatzungsrechte im besetzten südöstlichen
Europa und schob es über den Tisch zu Stalin hinüber. Stalin signierte sein
Einverständnis mit einem großen Haken darüber und schob den Zettel zurück zu
Churchill.
Rumänien 90:10, zugunsten Russlands
Bulgarien 75:25, zugunsten Russlands
Griechenland 90:10, zugunsten Großbritannien? - der Angelsachen.
Ungarn und Jugoslawien 50:50 geteilt.
Stattdessen lieferten sie die intakte
kroatische Armee den Partisanenbanden aus, die gut ein Drittel von ihnen
umbrachten.96 So endete
die „Befreiung“ Kroatiens und Europas.96Titos Banden verfuhren mit
ihren Gegner in Serbien auch nicht anders als mit den Kroaten. Dort haben sie,
die ehemaligen Verbündeten der Engländer, die Tschetniks und in Batschka die
ungarische Minderheit dezimiert. Die Bewohner der deutsch-schwäbischen Dörfer
fast vollständig ausgerottet. Das zählte beim Sieger natürlich alles nicht als
Kriegsverbrechen.
Auf der Krimkonferenz im Februar 1945. von Jalta vereinbarten die
Alliierten, dass nach dem Sieg über Deutschland die Sowjets den Krieg an Japan
erklären werden. Damals rechneten Amerikaner wie Russen mit langen zermürbenden
Kämpfen gegen die Japaner. Dass der Neutralitätsvertrag zwischen Japan und Sowjetrussland
noch nicht ausgelaufen war, störte weder Stalin noch seinen Verbündeten. Dass
Stalin einige Monate vorher die Krimtataren allesamt von ihrer Heimat nach
Mittelasien deportieren ließ, berührte wohl auch nicht die Menschenrechte der
Krimtataren.
Seit 1943 bauten die Amerikaner ihre Positionen im Pazifik, in Asien und um
Australien aus. Bei Kriegsbeginn besaß die amerikanische Pazifikflotte nur drei
Flugzeugträger, ein Jahr später 50 und am Kriegsende 100. Mit ihrem
überzähligen Kriegsgeräten landeten sie im Herbst 1943 auf den Gilbertinseln
und im nächsten Frühling auf den Salomonen. Durch die Strategie der
Inselsprünge, wie die Angelsachsen diese Strategie nannten, verloren die
Japaner bei jeder verlorengegangenen Insel wichtige Rohstoffquellen und die
Amerikaner kamen immer näher an ihr Ziel, an die japanische Inselgruppe heran.
Auf den Philippinen und Neuguinea gewannen Mac Arthurs97 Truppen stetig mehr an Boden gegen die
Japaner. 97Mac Arthur Douglas 1880-1964. Als
Generalstabschef der US-Armee trat er in Ruhestand. Bei Kriegsbeginn wurde er
reaktiviert und bekam das Oberkommando der Streitkräfte gegen Japan. Später
wurde er Oberkommandierender im Koreakrieg. Die Pazifikflotte der Amerikaner, unterstützt von
ihrer, aus philippinischen Basen operierender Luftwaffe, versenkte im Sommer
1944 bei den Philippinen drei japanische Flugzeugträger, samt 400 Flugzeugen.
Später, Ende Oktober, an der gleichen Stelle eine ganze japanische
Flotteneinheit.98 98Die
Kämpfe auf dem philippinischen Festland dauerten dennoch fast bis Kriegsende an. Unterband damit im Südchinesischen Meer
Japans Verbindung zu seinen westlichen Kolonien. Als nächsten Schritt hin zum
japanischen Mutterland besetzten die Amerikaner die Marianen Inseln Saipan. Von
hier aus reichte dann der Aktionsradius ihrer Bomberflotte bis Tokio und die
japanischen Großstädte, die sie anfingen, dem Erdboden gleichzumachen. Einige
Brandbomben genügten, die aus Holz und Papier gebauten Häuser der Japaner
städteweise abzubrennen. Als sie Tokio abfackelten verbrannten hunderttausend
einwohnet in ihren Papierhausen. Bis zum Sommer 1945 ging auch die japanische
Kriegsflotte völlig unter. Das Ausbleiben von Öl, Rohstoffen und die ständigen
Bombenangriffe verursachten ein Chaos im Lande. Die Betriebe, der Verkehr sowie
das ganze Leben auf den Inseln erlahmte.
Japans Armee dachte nicht an Aufgeben und wehrte sich nach alter
Samurai-Tradition auf allen Inseln. Kamikazeflieger99 99Kamikazeflieger.
Kamikaze - Gottes Wind. Der den Feind zerbricht. Wie seinerzeit im 13.
Jahrhundert die mongolische Flotte durch einen mächtigen Sturm im Meer
vernichtet wurde, als sie gegen Japan ziehen wollte. stürzten mit Bomben beladenen Flugzeugen auf
gegnerische Schiffe. Gegen die Überlegenheit der alliierten See- und
Luftstreitkräfte nützte aber weder Mut noch Heldentum der Japaner. Nachdem in
Amerika die Atombombe100 100Seine
Erbauer wollten sie eigentlich auf Deutschland abwerfen, doch in Europa ging
der Krieg zu Ende, bevor ihr Teufelswerk Feuer speien konnte. Zum Glück! Wenn
man im Jahre 1944 die Hälfte der deutschen Bevölkerung getötet hätte, wäre die
biologische Barriere weggefallen, die die Sowjets vom Überrennen Europas
abhielt. erfolgreich
getestet wurde, war gegen eine so effektive Waffe jeder Widerstand sinnlos.
Nach Ablauf eines Ultimatums fiel am 6. August die erste Atombombe auf
Hiroschima, drei Tage später die zweite auf Nagasaki. Angesichts dieses
ungeheuren Zerstörungspotenzials ließ Kaiser Hirohito101 die Waffen niederlegen. 101Hirohito
– 1901-1987, von 1926 bis 1987 Japans Kaiser. Das bedingungslose Kapitulationsdokument wurde am
6. September 1945 unterzeichnet. Die Angelsachsen zeigten sich generös und
zitierten nur die Regierung und die oberste Armeeführung, nicht aber den Kaiser
vor ihre Kriegsgerichte.
Politiker und Generäle der Verliererseite kamen als Kriegsverbrecher vor
Gericht und wurden wegen Vorbereitung des Krieges, Völkermord, Verbrechen an
den Juden, schlicht Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt. Als ob der
Krieg nicht schon alleine ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit wäre. Der
Makel an dem Ganzen waren die Ankläger und die Richter. Die Kläger waren die
Gulagkommissare,102 102 Gulagkommissare.
GULAG war das Kürzel für die Verwaltung der Internierungslager der Sowjetunion. die selbst mehrere Millionen eigene
Landsleute in Arbeitslager steckten, mehrere Völker deportierten, liquidierten
und zuletzt etwa 20 Millionen Europäer aus ihrer Heimat vertrieben hatten. Die
Richter stellten die Hintermänner der Bomberkommandos, die Europa zerbombt und die
deutschen, europäischen und japanischen Städte zu Steinwüsten verwandelt
hatten. Wie das satanische Syndikat, welches die Atombombe ausgebrütet, diese
schreckliche, jedes Leben zu tilgen fähige Geisel über die Menschheit gebracht
hatte. Sie werteten die Gräueltaten der Verlierer als Kriegsverbrechen, die
eigenen Missetaten aber als gerechte Vergeltung. Folglich hatte sich der
Charakter des Krieges seit den Stammeskriegen über die Antike und das
Mittelalter bis hin zur Gegenwart nicht geändert. Die Zivilisation des 20.
Jahrhunderts ergänzte noch die Schrecken des Krieges mit zwei neuen
Definitionen: Bedingungslose Kapitulation und Kriegsverbrechen. Künftige
Besiegte müssten damit rechnen, für die gleichen Untaten, welche im Laufe des
gleichen Krieges auch die Sieger begingen, als Kriegsverbrecher verurteilt zu
werden! So werden einmal amerikanische Generäle die bedingungslose Kapitulation
unterschreiben müssen oder sowjetisch-russische, britische Politiker vor den
Gerichten anderer Kriegsgewinner als Kriegsverbrecher stehen.
Kapitulierten nach diesem Weltbrand nur die Achsenmächte allein oder ganz
Europa? Die Bomben, die auf Köln, London, Paris, die Normandie oder Mailand
fielen, zerstörten nicht auch das British Empire und das französische
Kolonialreich? Der Sieg des Bolschewismus über Deutschland und über Europa
bedeutete auch den Sieg der Bolschewiken über Russland. Der Sieg des
Bolschewismus bedeutete den Sieg eines anachronistischen Systems, welches die
von ihm unterjochten Völker an ihrer geistigen, politischen und ökonomischen
Entwicklung hinderte. Folglich zählen die Russen selbst zu den Opfern dieses
Systems, das durch Jahrzehnte lange Stagnation und Misswirtschaft ihr Land
zugrunde richtete. Die Sieger dieses Krieges waren die Sowjetunion und die Vereinigten
Staaten von Amerika beziehungsweise die Stalin-Clique und die supranationale
Finanzoligarchie, welche den Krieg aus Amerika finanzierte. Seit diesem Sieg
wurde Politik zwischen Washington und Moskau ausgehandelt. Kein europäischer
Staat, geschweige denn Staatsmann hatte da mitzureden! Der Erste Weltkrieg
reichte nicht aus, das zurzeit
mächtigste Land Europas vollständig zu besiegen, noch Europa zu
ruinieren. Der zweite Bruderzwist der Europäer degradierte dann nicht nur
Deutschland, sondern ganz Europa zur Hälfte zu Satelliten der Sowjetunion und
zur anderen Hälfte zu Satelliten der Vereinigten Staaten! Zwei gleichrassige,
doch raumfremde Mächte, teilten sich den Sieg und teilten Europa unter sich
auf. Mussolinis Orakel, wer Deutschland besiegt, besiegt Europa ist
eingetroffen.
Die Nachwelt werde vielleicht ab Mai 1945 das Ende der abendländischen Kultur und der Beginn der Euro-Atlantischen Zivilisation rechnen.
11. DER KALTE KRIEG
Die Sieger kamen in Potsdam, einer Vorstadt des besiegten Berlins, das
letzte Mal zusammen und gingen daran, die getroffenen Vereinbarungen von Jalta
und Teheran in die Tat umzusetzen. Das Abendland ahnte noch nicht, dass auf die
Ruinen Europas konstruierte neue Weltordnung vielleicht das Grab der Euro
Atlantische Zivilisation werde. Während die Sieger in Potsdam verhandelten,
kämpften schon, ihre Ideologien stellvertretend für die zwei frischgebackenen
Supermächte, die Vereinigten Staaten von Amerika und die Sowjetunion
gegeneinander: in China, in Vietnam und Griechenland. Nach Vereinbarung
zwischen Sowjetrussland, den Vereinigten Staaten, China und Großbritannien
werden die vier Siegermächte nach dem Krieg als zukünftige Weltpolizisten den
ewigen Weltfrieden hüten. Bloß ihre ideologischen Differenzen vergaßen sie unter
einen Hut zu bringen. So fand jeder Friedenshüter beim eigenen ideologischen
Monopol des Friedens Kern. Genosse Stalin hielt die Zeit für reif, die
„Proletarier“ aller Länder unter seiner Herrschaft zu vereinen. Amerikas
Herrscher fanden selbstverständlich ihren liberal kapitalistischen American way
of life1 1American
way of life. - Amerikanischer Lebensstil. für den richtigen Weg, hin zu freedom and peace.2 2freedom and peace. - Freiheit und Frieden. Einer der Weltpolizisten, China, befand
sich gerade im Bürgerkrieg. Hier prallten schon die ideologischen Differenzen
der Kriegsgewinner aufeinander. Die Sowjetarmee, die nach Japans Zusammenbruch
die Mandschurei und Nordchina besetzte, rüstete Mao Tse-tungs3 Rote Armee auf. 3Mao
Tse-Tung 1893-1976. Stammte aus einer kaiserlichen Beamten-Familie wie die
meisten Parteibonzen des kommunistischen Elite Chinas. Er sprach den gewählten
Mandarin-Dialekt, kam in einem Palast zur Welt und nicht in der Bauernhütte,
wie es dem Volk und vielen Besuchern vorgeführt wird. Nach dem Sieg der
Kommunisten im Bürgerkrieg, wurde Mao Staatschef und Diktator Chinas. Die Amerikaner unterstützten ihre alten
Verbündeten, die linksnationale Kuomintang4 4 Kuomintang Partei. Linksnationale Partei
Chinas. Seit Maos Tod erlebt die Bewegung in China ihre Renaissance, auch wenn
sich das heutige Regime kommunistisch nennt. Partei der Tschiang Kai-Schecks.5 5 Tschiang Kai-Scheck 1887-1975.
Militärisch-politischer Führer der Kuomintang Partei. Großbritanniens Wirtschaft war bereits an den
Folgen des Ersten Weltkrieges zugrunde gegangen und ohne Amerikas Unterstützung
hätten sie die Weltkriege nicht durchstehen können! Die fast eine Million
britischer Soldaten, die am Kriegsende noch unter Waffen standen, konnte sich
das Land weiterhin nicht leisten. Frankreich, welches höflicherweise ebenfalls
zu den Großmächten gezählt wurde, stand nicht besser als Großbritannien da. In
das wieder zur Frankreichs Kolonie gewordene Indochina, rief Ho Chi Minh6 6Ho Chi Minh 1890-1969. Gründer und
Initiator der kommunistischen Bewegung in Vietnam. Später kommunistischer
Diktator. gerade die
kommunistische Republik Vietnam aus. So kam der ewige Frieden wieder einmal zu
kurz.
Deutschland wurde wie zwischen den Siegern vereinbart in Besatzungszonen
aufgeteilt; zwischen Sowjetrussland und den Westalliierten. Vom östlichen
Preußen schnitt Russland das südliche Memel Land mit Königsberg ab und in die
restlichen Preußen und Schlesien wurde Polen Richtung Westen verschoben. Dabei
verschwand das ehemals mächtige Preußische Reich von der Landkarte. Die
ansässige Bevölkerung wurde nach Restdeutschland umgesiedelt. Das übrig
gebliebene östliche Deutschland zwischen Elbe und Oder wurde zur sowjetischen
Besatzungszone. Das westliche Deutschland teilten Amerikaner, Briten und Franzosen
unter sich in Besatzungszonen auf. In dem in vier Sektoren aufgeteilten Berlin
regierte vorläufig eine Militärverwaltung, bestehend aus den militärischen
Kommandanten der vier Siegermächte.
Ost- und Westsieger begannen nach eigener Fasson, Deutschland in einen
Kartoffelacker umzuwandeln. Die Russen montierten ganze Fabrikeinrichtungen in
ihrer Zone ab. Oftmals schleppten sie den mittleren Betriebskader mit, um den
Neuanfang im Sowjetreich zu sichern, wo die Betriebe wieder in Gang gesetzt
werden mussten. Die Briten sprengten, die noch übrig gebliebenen
Industriebetriebe in die Luft. Die Amerikaner enteigneten das Patentamt und
verdienen immer noch Milliarden mit dem geistigen Eigentum der Deutschen. Dann
erschien ein Kommando in amerikanischer Uniform vor der Ruine der Reichsbank,
lud die deutschen Goldreserven auf zig Lastwagen und verschwand. Ihr
militärischer Abschirmdienst, die CIC, hatte alle Hände voll zu tun mit dem
Auftreiben der Kriegsverbrecher, so hatte sie einfach keine Zeit, nach den
Räubern zu fanden. Umso weniger, weil die Räuber vermutlich aus den höchsten
militärischen oder CIC - Kreisen kamen.
Die Baltischen Staaten: Estland, Lettland und Litauen wurden von der
Sowjetunion wieder annektiert.
Ostpolen wurde ebenfalls von der Sowjetunion einverleibt! Polen, für dessen
Integrität die Westalliierten den Krieg an Deutschland erklärt hatten, wurde
nach Westen verschoben. Dafür mussten über vier Millionen Polen ihre
ostpolnische Heimat verlassen und nach Preußen und Schlesien umsiedeln. Neun
Millionen Deutsche, die Einwohner Preußens und Schlesiens, mussten ebenfalls
umsiedeln. Die Vertriebenen könnten dann die Plätze derer einnehmen, die im
Krieg umgekommen waren, meinten die Sieger lakonisch. Churchill demonstrierte
diese deutsch-polnische Prozedur anhand dreier Zündhölzer: Wir nehmen das linke
Zündholz weg und legen es nach rechts. So einfach ist das. Doch Churchill
machte sich weiterhin Gedanken um Polen. Denn, wenn Deutschland diese Gebiete
einmal zurückfordern würde, wären die Polen nicht in der Lage sein, die
Rückgabe zu verweigern. Die Sowjets verlangten Durchgangsrecht und Stützpunkte
in Polen, um ungehindert Zugang zu ihrer Besatzungszone in Deutschland zu
haben. Damit wurde eine potenzielle deutsche Hegemonie über Polen gebannt.
Dafür aber waren Stalins Leute Herren in Polen! Es bleibt nur die Frage offen,
wie Churchill und die Engländer sich entschieden hätten, wenn sie zwischen
deutschen oder russischen Okkupanten hätten wählen müssen.
Zur gleichen Zeit wurden aus der wiedererrichteten Tschechoslowakei über
drei Millionen Deutsche unter schrecklichen Atrozitäten nach Deutschland und
Österreich vertrieben. Wobei 10 Prozent der Vertriebenen umkamen. Die
Vertreibung wurde von der indessen heimgekehrten Londoner Beneschregierung
durchgeführt, die mit den Kommunisten eine Koalitionsregierung bildete. Benesch
hätte gerne auch die Ungarn aus ihren Heimatgemeinden vertrieben, wurde aber
von seinen Protektoren zurückgepfiffen. So mussten sie sich mit der Ermordung
des Bürgermeisters und des Gemeindeschreibers und der Aussiedlung wohlhabender
Bauern begnügen. Von den Pädagogen wurde festgestellt, dass sie allesamt mit
dem Feind kollaborierten! Sie wurden fast ausnahmslos nach Rumpf-Ungarn
vertrieben und die ungarischen Schulen für Jahre zugemacht. In der Geschichte
wird es noch schwer werden, diese tschechoslowakisch-angelsächsischen Genozide
in unsere Jahrhundertealten europäischen miteinander einzureichen!
Österreich teilte man ebenfalls in vier Besatzungszonen auf. Wien fiel in
die sowjetische Besatzungszone, wurde aber wie das Land selbst in vier Sektoren
eingeteilt. Glücklicherweise konnte eine Regierungskoalition zwischen den
allmählich zerstrittenen Kriegsgewinnern einen Weg zur Selbstverwaltung finden.
Über Ungarn einigte sich Churchill mit Stalin auf ihrem letzten Moskauer
Treffen auf halb und halb als Interessensphäre. Hier verlangten die Sowjets wie
bei Polen, Durchgangsrecht zu ihrer Besatzungszone in Österreich und hielten
das Land weiterhin besetzt. Mit Unterstützung der Russen schalteten die
Kommunisten bis 1948 die Konkurrenzparteien aus. Außerdem wurden die Beschlüsse
des Trianondiktates7 7Trianondiktat.
Ungarns Regierungsvertreter mussten im Schloss Trianon von Versailles die
Friedensbedingungen nach dem Ersten Weltkrieg unter Boykottdrohungen,
unterschreiben. wieder
gegen das Land angewendet. Wieder wurde jeder dritte Ungar vom Mutterland
abgeschnitten und zum Bürger zweiter Klasse in den Nachfolgestaaten degradiert.
Jugoslawien sollte ebenfalls zu je 50 Prozent geteilt werden. Kroaten und
Slowenen hätten sich gefreut, dem serbischen Joch zu entkommen wie auch über
eine Demokratie nach angelsächsischer Art. In ganz Jugoslawien herrschte aber
von Anfang an der Kommunist Tito.
In Albanien übernahm ein ehemaliger Unterführer Titos, Enver Hodscha8 8Hodscha-Hoxha Enver
1908-1985 Albaniens kommunistischer Diktator. die Macht. Damit gehörte Albanien fast schon zum
wiedererstandenen Jugoslawien. Beim Bruch zwischen Stalin und Tito nutzte
Hodscha die Gelegenheit, Albanien von Jugoslawiens Hegemonie zu erlösen. Er
blieb auf Stalins Seite und baute hier eine der orthodoxesten kommunistischen
Diktaturen auf.
Griechenland fiel vereinbarungsgemäß den Angelsachsen zu; die Kommunisten
entfachten aber einen Bürgerkrieg. Erst als sich Tito mit Stalin überwarf und
der russische Nachschub via Jugoslawien ausblieb, konnten die Westmächte den
Sieg in Griechenland erringen.
In Bulgarien hatten seit dem Einmarsch der Sowjets nur die Kommunisten das
Sagen, die bald die Opposition liquidierten.
In Rumänien putschten die Kommunisten im März 1945 mit Unterstützung
russischer Panzer und richteten ein Einparteienregime ein. Um den Rumänen den
Kommunismus schmackhaft zu machen oder ihren Seitenwechsel zu honorieren,
schenkte Stalin Rumänien wieder das ganze Siebenbürgen.
Das Geschenk war nicht umsonst. Stalin verlangte eine halbe Million
Zwangsarbeiter, was die Rumänen gerne lieferten. So wurden aus Siebenbürgen die
Sachsen und Ungarn, aus dem Banat die Schwaben nach Sibirien umgesiedelt.
Auch wenn Churchill warnte, die Russen nicht weiter als nötig nach Europa
eindringen zu lassen, die Amerikaner kümmerten sich nicht, wie es nach dem
Krieg weitergehen sollte. In den letzten Kriegstagen wurde Montgomery9 9Bernhard Law Montgomery of
Alamein 1887-1976. Britischer Feldmarschall, erfolgsreichster Stratege der
Angelsachsen im Zweiten Weltkrieg. explizit verboten, Berlin zu besetzen. Die Amerikaner hätten leicht bis
zur Oder, gar in das Tschechische-Becken marschieren können. Sie ließen aber
den Sowjets den Vortritt. Nach Kriegsende räumten sie die von ihnen besetzten
Gebiete in Mitteldeutschland und in der Tschechei. Dafür erhielten sie von den
Russen vertragsgemäß Besatzungszonen in Berlin und in Wien.
Stalin drückte sich deutlich aus: „Wir werden unsere Gesellschaftssysteme
den besetzten Ländern aufzwingen!” Die Amerikaner hatten es leichter mit ihrem
System. Selbst die Deutschen, die bis zur bitteren Kapitulation gegen sie
gekämpft hatten, strömten nach ihrer katastrophalen Niederlage, ob Soldaten
oder zivile Flüchtlinge, in den Machtbereich der Westalliierten. Schließlich
vertraten die Westalliierten das zeitgenössisch idealste Regime, in dem das
Individuum Mensch leben wollte und jedes Volk des Abendlandes dieses plurale
Staatssystem anstrebte. Natürlich ist auch das idealste System nicht ohne
Fehler. Gerade diese liberalen Regierungen gönnten den Deutschen nicht ihren
Hegemonieanspruch für das zwanzigste Jahrhundert! Sie trugen an den Weltkriegen
ebenso viel Schuld wie die Deutschen selbst! Zuletzt führte das von diesen
Demokratien diktierte ungerechte Friedensdiktat zum Revanchewillen und zur
Radikalisierung der deutschen Politik und so zum Zweiten Weltkrieg. Die
Geschichte wird wegen dieser schrecklichen Weltbrände schon über uns alle ihr
Urteil fällen.
Von Hamburg bis Triest zog sich die Demarkationslinie, die Europa in zwei
Welten teilte. Churchill taufte sein Werk zum Eisernen Vorhang und den Westen
zur Freien Welt. Das Sowjetreich nannte sich Friedenslager. Der Frieden war ein
gut gewählter Slogan. Mit Lager wurde dieses Regime sehr treffend
charakterisiert, denn es hatte die halbe Welt ins Lager gesperrt.
Die Machtzunahme Russlands veranlasste Churchill, der zwischenzeitlich in
Großbritannien als Premier abgewählt worden war, als Privatmann die Amerikaner
vor der drohenden Sowjetgefahr zu warnen. In Amerika erbte Vizepräsident Truman10 10Truman Harry Spencer 1884-1972. 33.
Präsident der USA. das
Präsidentenamt, nachdem Roosevelt zwei Wochen vor Deutschlands Kapitulation
gestorben war. Wir haben das falsche Ross geschlachtet! Sorry - kommentierte
Churchill die neue Situation, als ihm klar wurde, mit Deutschland und Europa
ließ er gleich das Britische Weltreich mitzerbomben. Truman ließ sich von
Churchill überzeugen und gab die Truman Doktrin heraus, in der er allen
Völkern, die von den Sowjets bedroht waren, wirtschaftliche und militärische
Hilfe anbot. Damit machten sich die Vereinigten Staaten zum Vormund der
abendländischen Welt, für die Staatengemeinschaften, die die liberal
demokratische Staatsräson wünschten. Das bedeutete auch Uncle Sams
Vormundschaft über das durch Bruderzwist entmachtete und zerrissene Europa mit
all seinen Vor- und Nachteilen. Zurzeit aber waren die Europäer froh, wenn sie
die Amerikaner und nicht den Russen im Lande haben durften.
In Paris schlossen die Siegermächte im Jahre 1947 Frieden mit Italien,
Bulgarien, Ungarn und Finnland. Dabei erhielt jedes besiegte Volk die
Regierung, welche es aus der Perspektive der Sieger verdient hatte. Rumänien
und Bulgarien wurden endgültig Volksrepubliken. In Ungarn wurden die mutigsten
Führer der Oppositionsparteien nach Russland verschleppt oder durch
Schauprozesse ausgeschaltet. Ein Jahr später willigten die übrig gebliebenen
Oppositionellen in die Volksfrontregierung der Kommunisten mit den
Sozialdemokraten ein. In der Tschechoslowakei zettelten die Kommunisten eine
Regierungskrise an, anschließend besetzten bewaffnete KP-Mitglieder die
Regierungsstellen und bildeten eine kommunistische Regierung.
Tito verweigerte die kompromisslose Unterordnung unter die Moskauer Zentrale,
so kam es zum Bruch zwischen Russland und Jugoslawien. Das kommunistische
Regime blieb aber bestehen. Endlich bemerkten die Amerikaner die strategische
Wichtigkeit Jugoslawiens und hielten Titos Zwitterregime mit Geld und
Waffenlieferungen über 40 Jahre lang, bis zum Zusammenbruch des Sowjetreiches
am Leben. Mit der Neutralisierung Jugoslawiens endete der Bürgerkrieg in
Griechenland, wo dann ein prowestliches System entstand.
In Potsdam beschlossen die Sieger, Deutschland gemeinsam als wirtschaftliche
Einheit zu verwalten. In der Sowjetzone wurde allerdings eine Bodenreform
durchgeführt. Die Industriebetriebe, die nicht nach Russland verschleppt worden
sind, wurden verstaatlicht oder als Reparationsentgelt beschlagnahmt und unter
sowjetische Regie genommen. Politisch befahlen die Russen die Einigung der zwei
Arbeiterparteien, Kommunisten und Sozialdemokraten zur Einheitspartei. Die
Kollaborateure der Einheitspartei übernahmen dann im zivilen- und
Wirtschaftsbereich die Verwaltungsaufgaben, denen die Militärverwaltung nicht
gewachsen war. Amerikaner und Briten mussten ebenfalls in ihren Besatzungszonen
die deutschen Verwaltungen wieder einsetzen. Ihre Zonen legten sie zu Bizonia
zusammen. Bald schloss sich zu diesem Bizonia die französische Zone zum
Trizonia an. Schließlich konnte die Militärverwaltung über Deutschland nicht
bis in alle Ewigkeit aufrechterhalten werden. Die Militärverwaltung wandelte
sich zum Alliierten Kontrollrat. Die Wirtschaft erwies sich wieder als Motor
der Entwicklung! Im zerstörten Land waren alle Güter knapp und die
Militärverwaltung der Sieger musste sich an die Wirtschaftsleute wenden, um das
Land wenigstens ernähren zu können.
Im Spätsommer 1946 wurden in allen vier Sektoren Berlins Wahlen
durchgeführt, bei denen die Kommunisten trotz aller angewendeten Wahltricks
nicht einmal 20% der Stimmen erhielten. Schon hier begann der Streit zwischen
den Besatzern, wessen Leute beziehungsweise welche Partei die Stadt regieren
darf. Der Streit wurde mit der Polarisation der Welt um die zwei Supermächte
herum immer hitziger. Im Frühsommer 1948 zog dann die Berliner Stadtregierung
vom sowjetischen Sektor nach Westberlin um. Daraufhin bildeten die Russen eine
separate Stadtregierung im Ostsektor. Zur gleichen Zeit wurde wegen der uferlos
ausartenden Inflation die Valutareform dringend nötig. Die Valutenfrage führte
dann zum endgültigen Bruch zwischen den ehemaligen Verbündeten. Die
Westalliierten führten in ihren Zonen und in Berlins Westsektoren eine
Valutenreform durch. Zwei Tage später gaben die Sowjets in der Ostzone
ebenfalls neues Geld heraus und zogen ihre Vertreter aus dem Alliierten
Kontrollrat zurück. Zusätzlich sperrten sie die Straßen und Eisenbahnwege, die
durch ihre Zone führten, sowohl für Waren als auch für Personen nach
Westberlin.
Die Amerikaner organisierten eine Luftbrücke zu den Westzonen Berlins,
wobei sie von Lebensmitteln über Treibstoffe oder Kohle, alles was eine
Zweimillionenstadt zum Überleben benötigte, herbeischafften. Eventuell diente
diese Kraftprobe dem Frieden. Die Luftbrücke bewies die Ernsthaftigkeit von
Trumans Containment11 11Containment
– Eindämmung, Eindämmung des sowjetischen Expansionsdrang. Politik und gleichzeitig die
Leistungsfähigkeit der US-Armee.
Zuletzt mussten die Angelsachsen feststellen, dass zwischen allen Völkern
Europas nur die Deutschen imstande waren, die Rote Armee aufzuhalten. Folglich
musste Deutschland so schnell wie möglich in ihr System integriert werden. In
Trizonia stellten sie einen Verfassungsrat zusammen, welcher die Verfassung des
westlichen Deutschlands ausarbeiten sollte. Die Deutschen ihrerseits entsagten
ihrem früheren nationalen Regime und wählten die von der Siegerpresse
favorisierten Parteien. In der 1949 gegründeten Bundesrepublik Deutschland
bildeten die bürgerlichen Christdemokraten die neue Regierung und die
Sozialdemokraten die Opposition. In der sowjetischen Besatzungszone stellten
die Sowjets aus der Einheitspartei die Regierung der Deutschen Demokratische
Republik. So entstanden zwei deutsche Staaten mit gegeneinander gerichteter
Staatsraison. Zufall oder Absicht? Damit wurden Deutschland und Europa
endgültig als Gegner und Machtfaktor ausgeschaltet.
Für die westeuropäischen Völker war es sehr genehm, sich unter dem
Schutzschild der Amerikaner nur um das eigene Wohl kümmern zu können; dafür
nahmen sie gerne die amerikanische Hegemonie in Kauf. Angesichts des ungeheuer
mächtig scheinenden Sowjetreiches waren es nun die Angelsachsen, welche die
europäischen Staaten zu einem Bündnis drängten. Großbritannien, Frankreich, die
Benelux - Staaten und Dänemark gründeten 1948 die West Europa Union. Zur
wirtschaftlichen Zusammenarbeit schloss sich Schweden ebenfalls an. Während der
Berlinblockade schlossen sich die Vereinigten Staaten, Kanada, Großbritannien,
Frankreich, die Benelux-Staaten, Norwegen, Dänemark, Island, Italien und
Portugal im Nord-Atlantischen Verteidigungsbündnis zur NATO zusammen. Stalin,
mit der Entschlossenheit der Westalliierten konfrontiert, die nicht gewillt
waren Berlin aufzugeben, löste die Berlinblockade auf.
Die vom Sowjetreich besetzten ost- und mitteleuropäischen Länder gründeten
auf Moskauer Ukas hin Gegenstücke zu den westlichen Bündnissen. Zuerst den Rat
der gegenseitigen Wirtschaftshilfe COMECON zwischen der Sowjetunion, Polen,
Rumänien, der Tschechoslowakei, Bulgarien und Ungarn, dem sich später die DDR
anschloss. Dann einen Militärpakt, den Warschauer Vertrag.
Im chinesischen Bürgerkrieg, der seit 1927 tobte, siegten die Kommunisten
mit russischen Waffen und verdrängten die nationale Regierung auf die
südchinesische Insel Taiwan-Formosa. Die Nationalen wurden zwar von der
amerikanischen Regierung unterstützt, aber gleichzeitig von der amerikanischen
Presse verunglimpft. In Peking rief der Mandarinennachkomme Mao Tse-tung am 1.
Oktober 1949 die Volksrepublik China aus. Somit wuchs das bolschewistische
„Friedenslager“ auf 900 Millionen Sklaven an.
Irland trat am 18. April 1949 aus dem Britisch-Commonwealth aus. Damit
erlangte das Land endlich seine volle Unabhängigkeit gegenüber Großbritannien.
Insgesamt ging es den alten Kolonialmächten schlecht. Die Bankiers, die
Sieger des Krieges, kolonialisieren durch Finanzanleihen an die Staaten und
Staatsregierungen. Für diese Zinskolonisatoren waren die alten Kolonialmächte
im Weg. Die Sowjets unterstützten ebenfalls die Entkolonialisierung in der
Hoffnung, dass diese neugeborenen Völker bald Zulauf in ihr Lager finden
werden. So mussten die Kolonialmächte allmählich ihre Kolonien aufgeben. Am
Ende der 40er Jahre erlangten der Irak, der Libanon, Jordanien, Ceylon, Burma
und Indien die Unabhängigkeit. Nach der Unabhängigkeit teilte sich der indische
Subkontinent zuerst in zwei Staaten: das muslimische Nord- beziehungsweise
Ost-Pakistan, das sich bald zu Pakistan und Bangladesch zerstritten hatte und der
Bundesstaat der Hindus, das heutige Indien. Um die Zugehörigkeit Kaschmirs
brach gleich ein Krieg zwischen Hindus und Moslems aus, der ein Jahr bis zur
Erschöpfung beider dauerte. Weil Indien sich weigerte, einen Volksentscheid
über nationale Zugehörigkeit zuzulassen, stehen die Gegner seit 1949, einige
Scharmützel ausgenommen, im kalten Krieg miteinander.
Aus Palästina zogen die Briten Mitte Mai 1948 ab. Am selben Tag riefen
eingewanderte Juden den Staat Israel aus. Mit dem Abzug der Kolonialmacht entflammte
ein Krieg zwischen den ansässigen Palästinensern und eingewanderten Juden. Den
Palästinensern kamen die arabischen Staaten zur Hilfe, während die Juden
rechtzeitig von der jüdischen Diaspora bewaffnet wurden. Trotz der
zahlenmäßigen Überlegenheit der Araber siegte die modernste Rüstung der
Israelis. Letztere konnten nach einem kurzen Krieg ihr Territorium erweitern
und die Palästinenser aus ihrer angestammten Heimat vertreiben. Auf Druck der
übrigen Welt schlossen die Feinde zum Jahresende 1949 einen sehr zerbrechlichen
Frieden. Bei den anschließenden Friedensverhandlungen ging der Streit vor allem
um Jerusalem, die Heilige Stadt dreier großer Religionen; des Islams, des
Christentums und des Judentums. Jerusalem wurde vorläufig zwischen Juden und
Arabern zweigeteilt.
Nach der Bibel, die Religions- und Geschichtsmythologie der Juden, die
gleichzeitig das heilige Buch der Christen und Mohammedaner ist, versuchten
jüdische Stämme schon in der Antike an der palästinensischen Küste einen
eigenen Staat zu errichten. Dabei stießen sie auf andere Völker, welche schon
seit langem hier ansässig waren und ihr Land zäh verteidigten. Andererseits,
wie es bei Nomadenstämmen üblich war, mussten sich jüdische Stämme, vermutlich
auch gegeneinander behaupten, um Wasser und Weiderechte zu sichern. Josephs
Verkauf nach Ägypten war möglicherweise der Schlussakt eines Stammeskrieges,
als die Verlierer nach Ägypten verdrängt oder dorthin als Sklaven verkauft
worden waren. Möglicherweise verbündete sich Josephs Stamm mit den Hyksos, die
zu dieser Zeit das nördliche Ägypten eroberten. Dabei sicherten sich die
Israeliten das fruchtbare Weideland Gosen am östlichen Nildelta. Mit der Zeit
etablierte sich Josephs Sippe in den höchsten Ämtern und zog andere jüdische
Immigranten nach Ägypten. Nach Vertreibung der Hyksos aus Ägypten wurden die
Juden zur Fronarbeit verurteilt. Über vierhundert Jahre lebten die Juden in
Ägypten, als sie es um 1225 v. Chr. unter Moses Führung Ägypten verließen.
Moses war eigentlich der geistige Vater der jüdischen Religion und des
Judentums überhaupt. In seinem Gesetzesbuch, der Thora, sind die Grundsätze
dieser Religion niedergeschrieben. Die Thesen des Eingottglaubens der Juden und
der Glaube, von Jahwe zu seinem Volk auserwählt zu sein. Die These, welche den
Juden über Jahrtausende hinweg alle Unbill überwinden half.
Moses musste seinem aus Ägypten ausgewanderten Volk eine Heimat geben. Er
erinnerte an beziehungsweise erfand Abrahams Geschichte, laut der ihm und
seinen Nachkommen Kanaan, das Land der Verheißung von Jahwe vermacht worden sei
und das sei das Uferland der Philister. Seit dieser Zeit vindizieren die Juden
Palästina.
Es dauerte noch über 200 Jahre, bis die Juden Herr über die Kanaaniter
wurden, die damals Palästina bewohnten und 1004 v. Chr. ein eigenes Königreich
errichten konnten. Bald zerfiel dieser Staat zu Israel und Judäa, die nicht nur
gegen die Nachbarn, sondern auch gegeneinander Kriege führten. Nach 600 v. Chr.
fiel der Babylonierkönig ins Land ein, der bald auch die letzte jüdische Festung,
Jerusalem eroberte und anschließend den Tempel zerstören ließ, zuletzt die
Vornehmen der Stadt nach Babylon verschleppte. Das hätte er lieber unterlassen
sollen! Die Verschleppten unterwanderten sein Reich in einigen Jahren und
überspielten es den Persern. Die Perser erließen ein Entlassungsedikt. Somit
endete nach etwas über fünfzig Jahren die Babylonische Gefangenschaft. Dennoch
kehrten nur wenige Juden in ihre Heimat zurück und die zu Hause Gebliebenen
suchten ihr Glück ebenfalls in der Diaspora, in der Levante, in der
griechischen Welt, später in Rom. Zuletzt blieb nur eine theokratische
Minderheit in Palästina, die von einem Priestersenat regiert wurde und unter
persischer, später griechischer Oberhoheit stand. Der Versuch der Syrer, die
jüdische Religion zu verbieten, führte zum Aufstand der Makkabäer. Anschließend
entstand 142 v. Chr. ein souveräner Judenstaat, welcher 100 Jahre später -
während der Parthenkriege unter römische Herrschaft kam. Ein neuer Aufstand
gegen die Weltmacht Rom führte zur Zerstörung dieses Reststaates und der
Schleifung der Tempelfestung von Jerusalem. Die Existenz eines Judenstaates in
Palästina hörte für fast 2.000 Jahre auf.
Einige Jahre vor der Zerstörung des Tempels lebte Jesus Christus, der den
Juden und der Welt die Erlösung versprach. Die Juden erwarteten aber einen
Messias, der seinem Volk die nationale Herrlichkeit und Triumph über alle ihre
Feinde bringen würde. Christi Jünger fingen an, die alte jüdische Religion zu
reformieren, doch als sie auch Nichtjuden zu taufen begannen, war ein Bruch
unvermeidbar. 600 Jahre später gründete Mohammed eine neue Konfession. Die
wichtigsten jüdischen Gebote und Verbote nahm er in den Koran auf, um die Juden
zum Islam zu bekehren. Aber die Juden blieben bei ihrer Religion.
In den Ländern, in denen Juden leben, bleiben sie aufgrund der exklusiven
Haltung ihrer Religion eine Minderheit von 1-2 Prozent der Bevölkerung. Die
Juden waren für die griechisch-römische und später für die euro-amerikanische
Zivilisation sozusagen die Hefe der liberalen Entwicklung. Dabei erlangten ihre
Führer großen Reichtum und Macht. Ihre politischen Ambitionen lösen
logischerweise Widerwille und Ablehnung bei der Landesbevölkerung gegen sie
aus.
Nach Niedergang einer Zivilisation kommt es beim Machtwechsel zwangsläufig
zu Streit zwischen alten und neuen Mächtigen. Die Intoleranz der neuen Religion
gegenüber anderen Konfessionen verdrängt dann für einige Generationen die Juden
von der Staatsräson. So erging es den Juden im untergehenden Rom. Die neue
christliche Religion verbat ihren Gläubigen Geld auf Zins zu verleihen, um den
insolventen Schuldner oder seinen Nachkommen nicht in die Sklaverei zu treiben.
Doch bei den Juden machte sie ein Auge zu und ließ ihnen ihr Metier: die
Geldgeschäfte. Sie durften während des Mittelalters Geld verleihen und konnten
diese Zeit erfolgreich überwinden. Schließlich waren die Mächtigen auch im
Mittelalter auf das Geld der Juden angewiesen.
Anfang des 20. Jahrhunderts war das Russische Reich dabei, die Mandschurei
und Korea zu okkupieren. Dabei geriet es mit Japan in einen Interessenkonflikt,
was schließlich zum russisch – japanischen Krieg führte. Der Sieger Japan
annektierte 1910 die Koreanische-Halbinsel. Nach Japans Kapitulation im Zweiten
Weltkrieg drangen sowjetische Truppen über die Mandschurei und die gemeinsame
sowjetisch-koreanische Grenze bis zum 38. Breitengrad vor und etablierten ihr
Regime im Norden. Den südlichen Landesteil besetzten die Amerikaner. Sie ließen
Wahlen abhalten, wobei die Koreaner für den pluralen, demokratischen Kurs
stimmten. Die Amerikaner waren schon fast aus Korea abgezogen, als im Sommer
1950 nordkoreanische Truppen unerwartet den unvorbereiteten Süden überrannten.
Innerhalb einiger Wochen eroberten die Kommunisten fast den ganzen Süden. Südkoreas
Regierung blieb gerade noch Zeit, den UNO-Sicherheitsrat anzurufen. Die UNO
verurteilte Nordkorea als Aggressor und entsandte Hilfstruppen zu Südkoreas
Unterstützung, wobei die Amerikaner die Hauptlast trugen. Die Uno-Truppen
landeten nördlich des 38. Breitengrades an der Ost -und Westküste der
koreanischen Halbinsel und schnitten fast die ganze nordkoreanische Armee im
Süden ab. Die Abgeschnittenen mussten sich ergeben. Im November erreichten die
Amerikaner die chinesisch-koreanische Grenze. Bevor das nordkoreanische Regime
zusammenbrach, tauchten chinesische „Freiwillige“ auf, welche die Front 400 km
nach Süden zurückdrängten. General Mac Arthur, der amerikanische Kommandeur der
UNO-Truppen, plante die Verbindungswege der Kommunisten nicht nur in Korea,
sondern auch auf chinesischem Gebiet zu bombardieren. Präsident Truman
fürchtete, dass daraus ein Weltkrieg entstehen könnte und löste den General ab.
Der Krieg ging dann um den 38. Breitengrad herum weiter. Nach Stalins Tod
weigerten sich die Sowjets, Maos Armee weiterzurüsten, so herrscht seit dem
Herbst 1953 am 38. Breitengrad Waffenstillstand.
Am Anfang des Koreakrieges schlossen die Angelsachsen Frieden mit ihrem
ehemaligen Gegner Japan. Die Furcht, in Europa könne ein ähnlicher Konflikt wie
in Korea entstehen, beschleunigte die Integrierung Deutschlands in die
atlantische Gemeinschaft.
In Amerika lief Trumans Präsidialzeit ab. Obwohl er aus dem Roosevelt-Lager
kam, wurde ihm bald klar, was Roosevelts Politik in Europa und in der Welt
angerichtet hatte und er versuchte die sowjetische Flut einzudämmen. Vor allem
suchte er neue Ratgeber und Mitarbeiter und ließ einen Senator namens McCarthy12 12McCarthy Joseph Raymond 1909-1957.
Amerikanischer Senator; scharfer Antikommunist. gewähren, der zahlreiche linke, oder suspekte
Zeitgenossen wegen antiamerikanischer Tätigkeit vor Gericht zitierte. McCarthys
Hexenjagd kam den Mediokraten nicht gelegen. Schließlich konnten sie jederzeit
selbst zwischen seine Mühlsteine kommen. Als McCarthy die Kandidatur für das
Präsidentenamt anstrebte, stellte sich ihm Eisenhower als Gegenkandidat
entgegen. Dank der Massenmedien gewann Eisenhower die Wahlen und trat sein Amt
im Januar 1953 an.
Stalin starb im März 1953. Während des Machtkampfes um die Nachfolger trat
zwangsläufig Beruhigung in Moskaus Innen- und Außenpolitik ein.
Nach dem Krieg, als der deutsche Soldat seine Uniform auszog, wurde er
wieder zum versierten Eisendreher, Industriekaufmann oder Bautechniker. Das
freie Wirtschaftssystem der Angelsachsen war genau das richtige für das immer
noch dynamische deutsche Volk, um ihr zerstörtes Land wieder aufzurichten.
Sobald die Sieger den Morgenthauplan13 13Henry
M. Morgenthau 1891-1967. Bankier; Finanzminister der Roosevelt-Administration.
Nach seinem Plan sollte Deutschland zum großen Teil zwischen den Nachbarstaaten
aufgeteilt werden, und die übrigbleibenden Reststaat zum Agrarstaat
degradieren. aufgaben,
begann in den Westzonen ein Wirtschaftsboom, der bald zum Wirtschaftswunder
wurde und die Landesproduktionen von Großbritannien und Frankreich
überflügelte.
In der Sowjetzone wurden Staat und Wirtschaft auf das dirigistische
Sowjetsystem umgestellt. Die Kriegsschäden wurden auch hier langsam beseitigt,
aber für angenehme Kleinigkeiten, die das Leben lebenswert machen, war diese
Planwirtschaft nicht geeignet. Der Vorsprung der freien Marktwirtschaft der
Westzonen schürte die Unzufriedenheit noch zusätzlich gegen die politische
Diktatur in der Sowjetzone.
Der Wettbewerb um die Gunst der Verbraucher fehlte in der Sowjetwirtschaft,
so erfanden Parteiideologen den sozialistischen Arbeitswettbewerb. Bei diesem
Arbeitswettbewerb musste die Betriebsobrigkeit jeden einzelnen Arbeitnehmer
auffordern, auf Stalins Geburtstag oder zu Ehren des 1. Mai freiwillig seine
Arbeitsleistung um einigen Prozentsatz zu steigern. Am 7. November, dem
Jahrestag der großen Sozialistischen Revolution, gab es erneute Forderungen. In
regelmäßigen Zeitabständen wurde dann die Norm, das Leistungspensum dem neu
erreichten angepasst. Aus 112 Prozent wurden 100Prozent, was zu Lohneinbußen
der Werktätigen und schließlich zum Qualitätsverlust der Produkte führte. Von
diesem eifrigen Arbeitswettbewerb blieben nicht einmal die Geheimdienstleute
verschont. Die Genossen gelobten, 8 Produzent mehr Feinde des Sozialismus
hinter Gitter zu bringen, als sie es bis jetzt getan hatten!
Im Sommer 1953 wurde die Norm einer Berliner Baubrigade wieder einmal
angehoben. Die Maurer beschlossen, bei der höchsten Stelle dagegen Protest
einzulegen und marschierten Richtung Parteizentrale. Unterwegs schlossen sich
den Protestierenden immer mehr Bürger an. Vor der Parteizentrale waren schon
Zehntausende. Hier forderten sie nicht bloß soziale- und Wirtschaftsreformen,
sondern vor allem freie Wahlen, den Rücktritt der Kommunistenregierung und die
Vereinigung mit Westdeutschland. Der Aufstand griff auf die gesamte Ostzone
über. Das sich erhebende Volk vertrieb die Parteibonzen aus ihren Ämtern. Die
kasernierte Volkspolizei blieb zum Großteil passiv. So mussten die Sowjetpanzer
den Aufstand niederschlagen. Die Westalliierten hielten sich an die Abmachungen
von Jalta und ließen den Sowjets freie Hand in ihrer Zone. So blieben die
Kommunisten Sieger. Der britische Vorschlag, freie Wahlen in allen
Besatzungszonen abzuhalten und anschließend eine gesamtdeutsche Regierung zu
bilden, war eher ein Hohn. Sie waren sich der russischen Ablehnung sicher.
Schließlich sträubte sich London gegen ein wiedererstehendes Deutschland noch
mehr als Moskau. Um die Gemüter zu beruhigen, erließen die Russen der DDR die
weiteren Reparationszahlungen.
Am Kriegsende wurde Istrien von Jugoslawien und Triest mit seinem
Hinterland von den Angelsachsen besetzt. Das von kroatischer, slowenischer und
italienischer Bevölkerung bewohnte Istrien war seinerzeit von der Entente an
Italien für seinen Seitenwechsel im Ersten Weltkrieg zugesprochen worden. Im
Zweiten Weltkrieg stand Italien für den Sieger auf der falschen Seite,
Jugoslawien dagegen auf der richtigen. Zehn Jahre nach Kriegsende verlangte
Tito neben Istrien auch die Stadt Triest. Um Druck auszuüben, ließ er seine
Truppen an der Grenze aufmarschieren; was Italien veranlasste, dies ebenfalls
zu tun. Nach einigem diplomatischen Tauziehen wurden die zwei Kontrahenten
einig. Triest fiel Italien zu und im Hinterland wurden einige slowenische
Dörfer und Teile von der Stadt Gorizia- Gorice Jugoslawien zugeschlagen.
Nach dem Krieg nahm Frankreich seine Indochinakolonien wieder in Besitz. Im
Nordosten Indochinas, an der Grenze zu China, riefen die Kommunisten die Freie
Republik Vietnam aus und entfachten gegen die Franzosen einen Guerillakrieg. In
Frankreich blockierten linke Gewerkschaften häufig den Truppennachschub und
französische Kommunisten agitierten zugunsten ihrer vietnamesischen Genossen.
Im Sommer 1954 waren die Partisanen stark genug und eroberten den um Dien Bien
Phu errichteten Hauptstützpunkt der französischen Kolonialstreitkräfte,
woraufhin Frankreich ganz Indochina in die Unabhängigkeit entließ. Nach
Frankreichs Rückzug entstanden zwei vietnamesische Staaten. Das von den
Kommunisten beherrschte Nordvietnam und durch ein plurales Staatssystem
regierte Südvietnam. Anschließend setzten Nordvietnams Führer alles daran,
neben dem Süden auch die Nachbarländer, das ebenfalls unabhängig gewordene Laos
und Kambodscha unter ihre Herrschaft zu zwingen. Ho Chi Minh führte dann ihren
Guerillakrieg gegen die Nachbarstaaten weiter.
Die französischen Afrikakolonien Tunesien und Marokko erlangten ebenfalls
im gleichen Jahr ihre innere Autonomie und zwei Jahre später die Unabhängigkeit.
In Algerien lebten über eine Million Franzosen, die sich gegen die
Entkolonialisierung stellten. Die Folge war ein langjähriger
Unabhängigkeitskrieg der Algerier.
Auf Betreiben Indiens, Ägyptens und Jugoslawiens hielten in der
indonesischen Stadt Brandung 23 asiatische und 6 afrikanische Staaten eine
Konferenz der blockfreien Staaten ab. Ihr Gewicht in der Welt war zu gering, um
eine dritte Kraft zwischen die zwei Supermächte zu etablieren. So mussten sie
sich mit der Forderung nach beschleunigter Entkolonialisierung begnügen.
Andererseits liefen sie offene Türen ein, die Kolonialmächte waren ja bereit,
ihre Kolonien zu entlassen.
Die Welt leidet immer noch an dieser beschleunigten Entkolonialisierung.
Die Kolonialgrenzen zerschnitten oft Stammesgebiete zu zwei Kolonien; andere
schlossen Völker, die sich seit je her bekämpften, in der gleichen
Staatsgemeinschaft zusammen. Seit dem letzten Weltkrieg ist das Wort national
zum Schimpfwort geworden, von den kosmopolitischen Kriegsgewinnern als Nazi und
von den Kommunisten als Faschist verunglimpft. Folglich wagte niemand, die
Kolonien vor der Entlassung in Nationalstaaten zergliedern. Die
schwarzafrikanischen Staatsmänner beharrten ebenfalls auf die alten kolonialen
Grenzziehungen. Sie sind nicht bereit, ein Stück ihres Staatsgebietes abzugeben
oder zu tauschen, obwohl dadurch viele zukünftige Konflikte vermieden werden
könnten.
Im Jahre 1954
hielt die internationale Hintergrundmacht, oder ihrer Abgesandten ihre erste
öffentlich gewordene Sitzung im Hotel Bilderberg in den Niederlanden ab.
Seitdem heißt diese Gesellschaft, welche die Welt regiert Bilderberg Gruppe,
die jährlich zusammentrifft und Direktiven an den Eingeladenen vergibt wie die
Weltwirtschaft und Politik zu lenken ist.
Die Moskowiter einigten sich nach Stalins Tod auf kollektive Führung in
einer Troika, wobei Chruschtschow als Parteisekretär die Führung erhielt. Sie
propagierten die friedliche Koexistenz zweier Weltsysteme als Novum in der
alten leninschen Taktik: einen Schritt zurück, zwei vorwärts. Sie lebten in dem
Irrglauben, dass ihr System die liberal kapitalistische Konkurrenz bald
überholen werde.
Zum Jahresanfang 1955 erklärte Russland den Kriegszustand mit Deutschland
als beendet und schloss offiziell Frieden mit beiden deutschen Staaten. Sie
luden Bundeskanzler Adenauer nach Moskau ein und vereinbarten die Aufnahme
diplomatischer Beziehungen zwischen der Sowjetunion und der Bundesrepublik
Deutschland. Als Geste der Annäherung entließen die Russen 10.000
Kriegsgefangene und 20.000 verschleppte Zivilpersonen.
Anscheinend waren
die Sowjets bereit, zwischen ihrem und dem Machtbereich der Angelsachsen ein
neutrales Deutschland als Pufferstaat zu akzeptieren.14 14Ein neutrales Deutschland hätte sich hüten
müssen, sich allzu wehrhaft zu benehmen. Ein schlecht gerüstetes Deutschland
hätten die Sowjets in kurzer Zeit überrennen können. Anderseits fürchteten die
Angelsachsen den deutschen Konkurrenten mehr, als es die Russen taten. Zuallererst gaben die Sowjets ihr
Besatzungsrecht in Österreich auf. Die Westalliierten waren ebenfalls
einverstanden, umso mehr, da in Österreich die gleiche liberale Staatsräson
regierte, für die sie selbst eintraten. In einem Staatsvertrag bekundete
Österreich den Willen zur Neutralität und die vier Siegermächte verzichteten
auf ihr weiteres Besatzungsrecht. Im Laufe des Sommers 1955 zogen die Besatzer
ab. Seit dieser Neutralitätsverpflichtung entwickelte sich Österreich zu einem
souveränen Staat mit florierender Wirtschaft, der auch allein lebensfähig ist
und die Mehrheit seiner Bürger akzeptiert seinen heutigen Status. Wie lange
aber der Staat Österreich eine neutrale Politik betreiben kann, wird die
Geschichte erweisen. Inzwischen ist bekannt worden: In Falle eines Konflikts
zwischen Amerika und der Sowjetunion wählte die Rote Armee die Route Wien, Linz
Salzburg ins südliche Deutschland. Und im Süden Via Graz, Kärnten nach
Nord-Italien.
Die Westmächte mussten in Deutschland nachziehen und im Deutschlandvertrag
vom Februar 1955, der Bundesrepublik Deutschland die staatliche Souveränität
zugestehen. Das Besatzungsrecht der Westalliierten blieb aber bestehen und sie
behielten das Recht, im Notfall die Regierungsgewalt zu übernehmen. Ein
Friedensvertrag kam nicht einmal zur Sprache.15 15Hier
entstand zwischen Siegern und Besiegten eine seltsame Partnerschaft, die bis
heute anhält: Zwei Verbündete, die keinen Frieden schlossen, obwohl sie seit
Jahrzehnten Verbündete, Partner und während des kalten Krieges aufeinander
angewiesen waren!
Die Furcht vor Sowjetrussland blieb trotzdem und die Westdeutschen ließen
sich gerne in die Nato integrieren, auch wenn sich westeuropäische Staaten
anfangs gegen die Wiederbewaffnung der Deutschen sträubten. Zur gleichen Zeit
gründete die Sowjetunion den Warschauer Vertrag mit Albanien, Bulgarien, der
DDR, Polen, Rumänien, der Tschechoslowakei und Ungarn. In Westdeutschland wurde
die Bundeswehr aufgestellt und in der Sowjetzone die kasernierte Volkspolizei
zur Nationalen Volksarmee umfunktioniert und die allgemeine Wehrpflicht in
beiden deutschen Staaten eingeführt.
Auf dem 20. Parteikongress der KPdSU verurteilte die neue Führung Stalins
Terrorherrschaft und Personenkult. Chruschtschow selbst bezifferte die Zahl der
Opfer, die in Arbeitslager gesteckt wurden oder dort umgekommen sind, auf 60 Millionen.
All dies hinderte die neue Führung nicht, die in den Arbeitslagern
ausgebrochenen Aufstände blutig niederzuschlagen. Dennoch begannen sie mit der
Rehabilitation der Opfer und mit der sukzessiven Auflösung der Lager.
Chruschtschow reiste nach Washington und Peking, um den Konkurrenten seine
Ansichten von friedlicher Koexistenz zweier Weltsysteme zu vermitteln, in der
Annahme, dass der Kommunismus die Freie Marktwirtschaft in friedlichem
Wettkampf bald überflügeln werde. Chruschtschow erklärte seine Sophistik an
Eisenhower wie folgt: Wenn wir die Bürger irgendwohin verfrachten wollen, laden
wir 50 Personen in einen Autobus. Bei ihnen dagegen reist jeder allein mit dem
eigenen Auto. Bei dieser Verschwendung muss ihr Staat bald zugrunde gehen!
Eisenhower, der vom Mechanismus der Wirtschaft gerade so viel wusste wie sein
Gesprächspartner, glaubte sogar an Chruschtschows Fehlschlüsse.
In Moskau wurden die Stalinisten verdrängt. In den mittel- und
osteuropäischen Satellitenstaaten herrschten aber weiterhin Stalins beste
Jünger. Schon in der Parteihierarchie gab es eine Opposition gegen die
Stalinisten und das Volk hoffte, mit Stalins Tod sei die Zeit für das ganze
System abgelaufen.
Im Sommer 1956 kam es zum Streik und Aufstand in der westpolnischen Stadt
Posnan-Posen. Die Stalinisten konnten diesen Aufstand mit dem
Staatssicherheitsorgan niederschlagen lassen. Sie mussten aber in den folgenden
Wochen zugunsten der Reformkommunisten ihre Posten räumen. Letztere
unterschieden sich von den Stalinisten nur dadurch, dass sie sich weniger
kompromittierten oder in den internen Machtkämpfen bis jetzt den Kürzeren
zogen.
Die Reformisten der ungarischen KP, die eigentlich die gleichen
Kollaborateure des aufgezwungenen fremden Regimes waren wie die Stalinisten,
planten eine Solidaritätskundgebung mit Polens Reformbewegung. Damit hofften
sie, ihre Position gegenüber den Stalinisten zu stärken. Sie wollten nicht die
Unabhängigkeit von Moskau oder demokratische Reformen, sondern nur die Macht
für sich. Höchstens das Regime etwas lockerer gestalten als bisher. Das Volk
lehnte aber den Kommunismus, gleich welcher Prägung ab! Die Studenten der Uni
in Szeged-Szegedin fassten ihre Forderungen gegenüber der Parteileitung in 10
Punkten zusammen und ihre Kommilitonen an der Technischen Universität in
Budapest ergänzten die Forderungen auf 16 Punkte und forderten: Demokratische
Reformen! Freie Wahlen! Mehrparteiensystem! Die Sowjetarmee soll aus Ungarn
abziehen! Am 23. Oktober 1956 demonstrierten Hunderttausende auf den Straßen
von Budapest. Sie sangen die Nationalhymne und riefen revolutionäre Losungen.
Vor allem: Ruszkik haza!16 16Ruszkik haza! - Russen nach Hause! Zu später Stunde versammelte sich eine
große Menge vor dem Radiostudio, um ihre Forderungen über das Radio zu
verkünden. Die Sicherheitsorgane, die das Gebäude bewachten, fühlten sich
bedrängt und eröffneten das Feuer auf die Demonstranten. Wie ein Lauffeuer
verbreitete sich die Nachricht durch die Stadt: die Staatssicherheit schießt
auf das Volk. Daraufhin stellten die Arbeiter in der Waffenfabrik die
Laufbänder ab, luden die gerade hergestellten Gewehre auf Lastwagen und
verteilten sie an die Demonstranten. So nahm der Aufstand seinen Lauf. Die
Polizei und das aufgebotene Militär liefen noch in der ersten Nacht zu den Aufständischen
über. Der Aufstand wurde bald schon in der ganzen Hauptstadt ausgefochten und
beschränkte über Nacht die Macht des kommunistischen Regimes samt seinen
Institutionen und Sicherheitspolizei auf das Parlamentsgebäude und der
Parteizentrale! In den frühen Morgenstunden des nächsten Tages erschienen die
ersten Sowjetpanzer und besetzten die strategisch wichtigsten Punkte der
Hauptstadt. Damit wurde der Aufstand zum Freiheitskampf gegen Sowjetrussland
und seine Lakaien!
Mikojan,17 17Mikojan
Anastas Iwanowitsch 1895-1978. Sowjetischer Politiker, armenischer Abstammung.
Bekleidete verschiedene hohe Positionen im Sowjetreich. der stellvertretende sowjetische
Ministerpräsident und Parteiideologe Suslow18 18Suslow
Michail Andrejewitsch 1902-1982. Sowjetischer Politiker und Chefideologe. flogen persönlich nach Budapest, um den
richtigen Mann zu finden, der den Aufstand für die Sowjets auf einen günstigen
Kurs bringen könnte. Sie bestätigten Imre Nagy,19 19Nagy
Imre 1898-1957. Ungarischer Politiker. Russlandemigrant. Bekleidete hohe
Staatsämter in der Nachkriegszeit, bis er als Abweichler aus der KP
ausgeschlossen wurde. Während des Aufstandes wieder Ministerpräsident. In
seiner kurzen Amtszeit identifizierte er sich mit den Zielen des Aufstandes,
was er später in dem gegen ihn geführten Gerichtsprozess wiederholt bestätigte.
Er war der sechste in der Reihe Ungarns Ministerpräsidenten, die von
Kollaborateuren fremder Mächte hingerichtet wurden. den Doyen der Reformkommunisten als
Ministerpräsidenten. Nagy stellte die Bedingung, dass die Sowjettruppen die
Hauptstadt sofort verlassen müssen. Mit dem Rückzug der Russen auf ihre
Stützpunkte war Ungarn nach fünf Tagen zähen Kampfes wieder frei.
Während der fünf Tage des Freiheitskampfes formierten sich allerorts im Lande
Arbeiter- und Soldatenräte, welche die Exekutive übernahmen. Es waren
antikommunistische und demokratische Körperschaften. Hatte sich Nagy selbst zum
Antikommunisten verwandelt? Seine angenommene oder aufgezwungene Rolle in den
ersten Tagen des Aufstandes ist konfus und umstritten. Doch, nach dem Auszug
der Russen löste er als erste Amtshandlung den verhassten
Staatssicherheitsdienst auf. Seine neue Regierung bildete er aus bekannten
Politikern der Nachkriegsparteien. An der Spitze der neuen Regierung kündigte
er den Warschauer Vertrag.
Großbritannien und Frankreich nutzten die politische Lage und besetzten den
Suezkanal, den Ägypten kurz zuvor verstaatlicht hatte.20 20Der
Suezkanal wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von einem internationalen Konsortium
hauptsächlich aus britisch-französischen Geldern erbaut. Mit der
Verstaatlichung des Suezkanals erlangte Ägypten eine bescheidene
Einnahmequelle. Das heutige Ägypten ist ein armes Land, da es keine Ölquellen
besitzt wie viele andere arabische Staaten, bei welchen die Einnahmen aus dem
Ölverkauf für eine positive Handelsbilanz sorgen. Israel drang von Osten her gegen den Kanal vor.
Amerika stand kurz vor den Wahlen und Eisenhower wollte noch einmal Präsident
werden. Diese unvorhergesehenen Konflikte passten ihm gar nicht in den Kram, da
die Amerikaner traditionsgemäß keinen Präsidenten wählen, der ihr Land in einen
Krieg führe. Eisenhower schnauzte zuerst Eden, der inzwischen zum britischen
Premier avanciert war, so böse an, dass Eden nach dem Telefonat einen Heulkrampf
bekam. An Tito, der ebenfalls einen Aufstand gegen sein Regime in Jugoslawien
fürchtete, telegrafierte Eisenhower: „Die Regierung der Vereinigten Staaten
findet keinen Gefallen an Regierungen, die Grenznachbar der Sowjetunion sind
und sich der Sowjetunion gegenüber unfreundlich verhalten.“ Chruschtschow und
Malenkow21 21Malenkow
Georgi Maksimilanowitsch 1902-1988. Stalins persönlicher Sekretär und engster
Mitarbeiter. Nach Stalins Tod Ministerpräsident der SU, bis er 1957 von
Chruschtschow abgesetzt wurde. flogen noch in der gleichen Nacht zu Tito, um sich von Eisenhowers
Telegramm zu überzeugen. Gleichzeitig holten sie Titos Einverständnis zur
Niederschlagung des ungarischen Aufstandes ein. Tito gab nicht nur sein
Einverständnis, er drängte sogar die Sowjets zu baldigem Vorgehen gegen die
Ungarn.
Dann rollten die Sowjetpanzer gegen die ungarischen Städte und schlugen den
Aufstand nieder. Imre Nagy appellierte über den Ether: Seit den Morgenstunden
greifen sowjetische Verbände unsere Hauptstadt an, mit der offenbaren Absicht,
die legitime, demokratische ungarische Regierung zu stürzen. Unsere Truppen
stehen im Kampf, die Regierung ist auf ihrem Posten. Dies will ich der
Landesbevölkerung und der Weltöffentlichkeit mitteilen.
Die westliche Presse schrie einige Tage lang Schande und Mordio und
Washington überließ Ungarn abermals den Russen.
Auf Beschluss der Vereinten Nationen mussten die Okkupanten die
Suezkanalzone verlassen und der Kanal wurde unter Aufsicht der Vereinten
Nationen gestellt, aber in ägyptischem Besitz belassen. Auf den gleichen
Beschluss hin räumte Israel den Sinai, bekam dafür freie Durchfahrt durch den
Golf von Akaba Richtung Rotes Meer.
Die von den Sowjets in Ungarn eingesetzte Marionettenregierung ließ die
Führer und mehrere Hundert Teilnehmer des Freiheitskampfes hinrichten.
In Rom gründeten Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und
die Niederlande 1957 die EWG, den Vorläufer der heutigen Europäischen Union.
Sonst verlief das Jahr 1957 ohne große Ereignisse.
Erst der 5. Oktober 1957 jagte allen Antikommunisten einen Schrecken ein.
Die Sowjets schossen einen künstlichen Satelliten in die Erdumlaufbahn. Sie
gaben seine Funkfrequenz an und jeder Radioamateur konnte das Piepsen des
Sputniks22 hören. 22Sputnik
- Wandergefährte, so hieß der erste künstliche Erdtrabant. Vier Monate später folgte der erste
amerikanische Satellit. Aber die Amerikaner blieben in der Raketentechnik
einige Jahre lang auf dem zweiten Rang. Das verleitete die Welt zu dem
Fehlschluss, die Sowjets seien in der Technik den Amerikanern ebenbürtig, gar
überlegen.
Diese Fehleinschätzung der Sowjetunion führte zum Machtzuwachs des
kommunistischen Blocks. Einige souverän gewordene ehemalige Kolonien
liebäugelten mit der kommunistischen Ideologie. Vor der Südküste der
Vereinigten Staaten in Kuba, kam der Rechtsanwalt Fidel Castro23 23Castro Fidel 1927-2018 kubanischer
Revolutionär, nach dem Sieg der Revolution oberste Mann Kubas. nach einer der üblichen
lateinamerikanischen Revolutionen am ersten Tag des Jahres 1959 an die Macht. Vermutlich half ihn die CIA an die Macht. Sonst hatte die
Reguläre kubanische Armee vor seinen mit Flinten bewaffneten Partisanen, die
höchstens in Bataillonsstärke in Havanna einmarschierten, nicht kapituliert. Er
begann die Zuckerrohrplantagen der amerikanischen Zuckerfabriken an die Bauern
zu verteilen. Umgehend legte die amerikanische Regierung gegen Cuba
Handelsbeschränkungen auf. Darauf schloss sich Castro, mangels besseren
Verbündeten, dem kommunistischen Lager an.
Einige Stämme des belgischen Kongo, der 1960 unabhängig wurde, tendierten
Richtung Moskau, aber die Führer der an Rohstoffen reicheren Provinz Katanga
zwangen das europagroße Kongo in die westliche Hemisphäre.
In Indonesien konnte die linke Regierung, welche im Begriff war, auf den
chinesischen Kurs umzuschwenken, in letzter Minute durch einen Putsch abgesetzt
werden.
Im 13. Jahrhundert wurde China zusammen mit Tibet von Mongolen erobert.
Nach der Vertreibung der Mongolen aus China, blieb Tibet unter chinesischem
Einfluss. Anfang des 20. Jahrhunderts konnte sich das riesige, aber dünn
besiedelte Land für 40 Jahre von China lösen. Nachdem die Kommunisten China
erobert hatten, besetzten sie 1951 Tibet. Die knapp zwei Millionen Tibeter
begannen 1959 mit einem Aufstand gegen die chinesischen Besatzer. Sie waren
aber hoffnungslos unterlegen. Nach der Niederwerfung des Aufstandes verließen
Zehntausende Tibeter ihr Land. Zuletzt auch ihr geistiges und weltliches
Oberhaupt, der Dalai Lama.24 24Dalai
Lama, sein bürgerlicher Name: Tenzin Gyatso 1935 - Titel des Tibetischen
Priesterfürsten. 40 Jahre
später, demonstrierten die Tibeter in Lhassa abermals für ihre Freiheit. Jetzt
ohne Waffen, aber die Chinesen schossen scharf, es gab zahlreiche Tote. Das
Kriegsrecht wurde verhängt, doch der tibetanische Ruf nach Freiheit blieb
weiterhin hörbar.
Zum Glück war im Ostblock ebenfalls nicht alles zum Besten bestellt. Die
Entstalinisierung in Russland führte zur ersten ideologischen
Auseinandersetzung mit China. Die chinesischen Kommunisten konnten doch ihre
Macht dem Stalin verdankten. Chruschtschow besuchte Mao in Peking, um einen
Konsens mit ihm zu finden. Mao hielt aber wenig von der friedlichen Koexistenz
und forderte die Russen zu einem gemeinsamen Krieg gegen den Kapitalismus auf.
Er nannte die Zahl der chinesischen Divisionen, die zusammen mit den
sowjetischen auf das mehrfache der westlichen Streitkräfte kamen. Chruschtschow
konnte wohl zwischen der Feuerkraft chinesischer und amerikanischer Divisionen
unterscheiden. Er hatte noch in Erinnerung wie seinerzeit einige deutsche
Divisionen in der Ukraine ganze sowjetische Armeen aufgerieben hatten.
Selbstverständlich hüteten sich die Russen davor, ihr Atomgeheimnis an Mao
weiterzugeben. So blieb ein Krieg zwischen den zwei Weltansichten wie auch das
Bündnis im „Friedenslager“ aus.
Außer den ideologischen Differenzen erhob China Anspruch auf sibirisches
Gebiet, welches ihm das Zarenreich in der Mitte des 19. Jahrhunderts in den so
genannten Ungleichen Verträgen abgenommen hatte. Daraufhin stellten die Russen
alle Hilfeleistungen ein und zogen ihre technischen Berater ab. Im Herbst 1964
zündete China seine erste Atombombe. Spätestens jetzt musste Moskau einsehen,
dass es seinen Führungsanspruch gegen China nicht durchsetzen könne.25 25.Auch wenn China in der technischen
Entwicklung hinter Russland stand, gab es schon beim Sieg der Kommunisten im
Jahre 1948 eine halbe Milliarde Chinesen. Zurzeit über eine Milliarde. Mit
einem Land, das fünfmal mehr Einwohner hatte, wie das Sowjetreich, konnte Moskau
nicht einfach so umspringen wie zum Beispiel mit sieben Millionen Bulgaren. Ab Anfang Mai 1969 kam es zu
Zusammenstößen am Grenzfluss Ussuri, wo beide Anrainer den Verlauf ihrer
Staatsgrenzen anders auslegten. Die Russen gingen mit ihrem modernsten Kriegsgerät
auf die Chinesen los, doch für einen Entscheidungskrieg war die Zeit auf beiden
Seiten ungünstig. Die zwei mächtigen kommunistischen Mächte standen sich nun
aber endgültig als Konkurrenten gegenüber.
Mao hatte nun Großes vor: Die Industrieproduktion des Westens einholen und
überflügeln. Der große Sprung nach vorne war der Plan. Eine groß angelegte
Kampagne begann, um zuerst die Roheisenproduktion von Großbritannien zu
erreichen. Jeder Chinese musste ein pfeifenartiges Loch in einen Erdhang
graben, diesen urzeitigen Schmelzofen mit Brennholz, Kohle darüber mit Alteisen
füllen und seinen frischgebackenen Eisenklumpen der Partei beziehungsweise dem
Staat abliefern. Als dieses großartige Unternehmen lief, wurden um die hundert
Millionen Bauern von den Feldarbeiten zu den Schmelzöfen dirigiert, um alle
greifbaren Eisenwaren, auch wenn sie viel wertvoller waren als das Ergebnis,
einzuschmelzen. Kein Wunder, dass der große Sprung in den drei bitteren Jahren
von 1959 bis 1962 platschte, als das Land von einer großen Hungersnot
heimgesucht wurde, bei der mehrere Millionen Bauern verhungerten. Von den
Bauern wurde nämlich alles Essbare requiriert, um die Städte zu versorgen bevor
dort Rebellionen ausbrachen. Auf dem nächsten Parteikongress warf der
Kriegsminister dem Genossen Vorsitzenden Fehlplanung vor. Aber Mao konnte sich
mit Hilfe des Ministerpräsidenten durchsetzen und sich dem Kriegsminister, samt
seiner Clique, entledigen.
Jetzt hieß es auf zwei Beinen gehen. Die Landwirtschaft ebenso fördern wie
die Schwerindustrie. Nur das Überholmanöver gegen den Kapitalismus klappte
immer noch nicht so. Eher Maos Stellung wurde wackeliger, er musste sogar das
Amt des Staatspräsidenten abgeben, blieb aber der oberste Parteivorsitzende.
Schleunigst ließ er eine Kurzfassung seiner politischen Thesen herausgeben, in
denen er innenpolitisch die permanente Revolution anpries. Er organisierte die
Roten Garden und rief Chinas Jugend zur Kulturrevolution auf: Zerschlagt die
vier Rückständigkeiten: Ideale, Kultur, Überlieferungen, Sitten, den
Examenzwang in den Schulen, was den Schüler und Studenten als Feind betrachtet.
Junge Rotgardisten stellten dann Maos Kritiker, und ihren eigenen Lehrer oder
Uniprofessoren buchstäblich an den Pranger. Anschließend wurden diese
reaktionären Elemente in die Landwirtschaftskommunen verfrachtet, um dort die
körperliche Arbeit kennen und schätzen zu lernen. Nebenbei zerstörten die
Rotgardisten Jahrhunderte alte Kulturdenkmäler als dekadente Überbleibsel der
reaktionären Zeit. Nach dieser Kampagne blieb der Große Vorsitzende und
Steuermann auf seinem Posten, doch die Wirtschaft und der Unterricht an den
Hochschulen stagnierten. Die Schäden dieser, über sechs Jahren anhaltenden
Eskapaden, waren für China unermesslich.
Frankreich entließ alle seine Afrikakolonien, bis auf Algerien in die
Unabhängigkeit. Die über eine Million französischen Kolonisten, die hier
lebten, fürchteten in einem souveränen Algerien um ihre ökonomische oder auch
individuelle Existenz und forderten Schutz von ihrem Mutterland. Damit begann
ein blutiger Unabhängigkeitskrieg der Algerier. Die nötige finanzielle
Unterstützung fanden die Algerier bei den plötzlich reich gewordenen arabischen
Ölstaaten und politische Unterstützung bei beiden Supermächten. Sogar die Meinungsindustrie
stand auf der Seite der Algerier, obwohl sie einen nationalen, eher
antiliberalen Kampf fochten.
Als letzte Hoffnung konnte die Lobby der Algerienfranzosen den
Weltkriegsgeneral De Gaulle zum Ministerpräsidenten Frankreichs küren. Die
Mächtigen der Welt wie auch die Weltmeinung standen aber auf Seite der
Algerier. Gegen die ganze Welt war auch der General machtlos und musste gegen
seine ehemaligen Anhänger vorgehen, wenn er Frankreich nicht ins Chaos stürzen
wollte. In Frankreich drohte der Bürgerkrieg, in dem der überwiegende Teil der
Franzosen an De Gaulles Seite stand. Auf der Gegenseite standen die
Algerienkolonisten und die zu ihrem Schutz abkommandierten Armeeteile, die
ihren Landsleuten in Algerien Schutz schworen. De Gaulle ließ in Frankreich und
Algerien das Volk entscheiden; wobei die Mehrheit in beiden Ländern für die
Trennung stimmte. Im März 1962 wurde Algerien unabhängig. Die französischen
Kolonisten mussten fast ausnahmslos nach Frankreich flüchten.
De Gaulle blieb noch einige Jahre lang an der Macht. Er gründete durch
einen Volksentscheid die V. Republik und wurde Staatspräsident. Er leitete die
Versöhnung seines Landes mit Deutschland ein,25 25Erst
jetzt, als beide Staaten gemerkt haben, dass sie in der Weltpolitik nichts mehr
ausrichten können, kam die Versöhnung. Wenn sie es vor fünfzig Jahren getan
hätten, wäre Europa vieles erspart geblieben! was schlechthin das Fundament und der Garant des
europäischen Friedens sei. Er betrieb, so weit er konnte, eine von den
Vereinigten Staaten unabhängige Politik. Dazu gehörten: die Entwicklung einer
eigenen Atomstreitmacht und das Hinauskomplimentieren der amerikanischen Armee
aus Frankreich. Er holte die französischen Goldreserven, die während des
Krieges nach Amerika hinübergerettet worden waren, zurück, und verlangte die
Umstellung der Ausgleichszahlungen im Welthandel von US -dollar wieder auf
Goldparität. Auf seine letztere Äußerung hin fingen die Medien an, ihn zu
kritisieren, bis er von seinem Posten zurücktrat. Wenn De Gaulle seinen
Vorschlag: die Rückkehr zur Goldwährung hätte durchsetzen können, wäre es den
Besitzern der FED kaum möglich geworden, mit Dollarmilliarden und ohne Deckung
das Weltvermögen zusammenzuraffen.
Die ehemaligen europäischen Großmächte wurden stetig bedeutungsloser. Ihre
Kolonien mussten sie bis Anfang der 60er Jahre fast alle aufgeben. Die
angeblichen Sieger der Weltkriege, Großbritannien und Frankreich wurden ebenso
zum Spielball der zwei Supermächte wie Deutschland; auch wenn hier aus dem
Wirtschaftswunder der deutsche Wirtschaftsriese entstand. Bonn musste ebenfalls
brav Washingtons Anweisungen folgen, wenn es die relative Freiheit, welche das
Land genoss, erhalten wollte.
In Amerika übernahm der 43-jährige Kennedy26 26Kennedy
John Fitzgerald 1917-1963. - 35. Präsident der USA die Präsidentschaft. Er stammte von
irisch-katholischen Einwanderern ab, die es in Amerika zu sehr großem Reichtum
gebracht hatten. Sein Clan gehört zu den 300-400 Familien, die heute die Welt
regieren. Seine Wahl zum Präsidenten finanzierte Vater Joe Kennedy. Folglich
schuldete er den anderen Repräsentanten der geheimen Weltregierung keinen Cent
und somit musste er von diesen auch keine Order annehmen.
Die Sowjets respektierten schon ihren Weltkriegsverbündeten Eisenhower
wenig; dem jungen Mann Kennedy wollten sie „das Fürchten lehren“ wie sich
Chruschtschow ausdrückte. Auf Kuba installierten die Russen
Mittelstreckenraketen, mit denen sie jede amerikanische Stadt mit Atomwaffen
hätten beschießen können.
Kubaemigranten, die einen Aufstand gegen Castro planten, wurden von den
Amerikanern ermuntert, den Kampf gegen Castro anzutreten. Sie erhielten
ausrangierte Armeebomber und Landungsboote, damit sie von Florida nach Kuba
übersetzen konnten. Die Amerikaner vergaßen aber, schwere Waffen oder
Panzerabwehr mitzugeben, obwohl sie wussten, dass die Russen auch Tanks an
Castro lieferten. Um den Nachschub kümmerte sich niemand. Die Planer begnügten
sich mit der Strategie der üblichen Bananenrevolutionen. Eine Schar bewaffneter
Revoluzzer zieht gegen die Hauptstadt. Auf dem Weg dorthin schließen sich ihnen
Tausende Unzufriedene an, denn wer ist schon in Lateinamerika mit der Regierung
zufrieden und vertreiben den Potentaten. Als die Aufständischen auf Kuba
landeten, wurden sie von Castros selbst geleiteten Panzertruppen umzingelt.
Ihre kleine Schar wurde von den Panzern zusammengeschossen und die Überlebenden
gefangen genommen. Die Medien sprachen vom Kubaabenteuer und zwischen
Exilkubanern kursierte der Spruch: „Wer Amerika zum Freund hat, braucht keine
Feinde mehr haben“.
Nach dem Kubadebakel der Amerikaner sahen die Sowjets die Zeit reif, um
ihren nächsten Schlag gegen Berlin zu richten. Die komplizierten Besatzerrechte
führten zu permanenten Konflikten zwischen den Kriegsgewinnern. Im Laufe der Jahre
flohen zwei Millionen Bürger aus der Sowjetzone, wo das SED-Terrorregime
herrschte, nach Westen. Wissenschaftler, Fachkräfte, Hilfsarbeiter verließen
ihre Heimat. Nur die Bauern harrten aus und hofften auf bessere Zeiten;
schließlich konnten sie ihr Land nicht mit in den Westen hinüberschleppen.
Der ostzonale Staatsapparat ließ am 13. August 1961 einen Stacheldrahtzaun27 27Später wurde der Stacheldraht durch eine
Mauer aus vorfabrizierten Betonelementen ersetzt. Die Westgrenzen der
Sowjetzone wurden schon einige Jahre vorher durch Stacheldraht abgeriegelt. rund um Westberlin errichten, so den Weg
von Hüben nach Drüben versperren, um die eigenen Bürger vom übrigen Deutschland
zu trennen. Die Rote Armee ließ sich bei dieser Aktion nicht einmal blicken.
Moskau überließ die Drecksarbeit seinen Hampelmännern in der DDR. Die
Westmächte fuhren mit Panzern an den Grenzen ihrer Zonen auf. Der Drahtverhau
lag aber in der Sowjetzone. Weder Berlin noch ein vereinigtes Deutschland lagen
in Interesse den Angelsachsen, um einen Krieg zu riskieren.
Anders stand es um Kuba. Dort konnte
Amerika keine sowjetischen Raketenbasen dulden. Viele andere Präsidenten hätten
es vielleicht nicht gewagt, aber Kennedy nahm es auf sich und erließ ein
Embargo gegen Kuba. Die US-Marine bekam den Auftrag, alle Schiffe die Kuba
anlaufen wollen, zu stellen. Mehrere sowjetische Frachter, einer mit Raketen
beladen, waren gerade unterwegs und setzten ihren Weg unbeirrt Richtung Kuba
fort. Die Welt hielt den Atem an. Kennedy blieb hart! Nach tagelangem Bangen
kehrten die Russen um. Dann wurden sich die Supermächte einig. Die Amerikaner
unterließen weitere Invasionen gegen Kuba und zogen ihre Raketen von Kleinasien
ab, welche die russischen Städte ebenso bedrohten wie die in Kuba installierten
Amerika gefährdeten. Die Sowjets demontierten ihre Raketen unter
internationaler Aufsicht auf Kuba und transportierten sie nach Russland zurück.
Kennedys kühne
Politik fand nicht überall Konsens bei seinen Landsleuten. Die Feindschaft der
Bankerkaste erregte, die von Kennedy erlassene „Executive Order 11110“, die
eine eigene, der Emission von den FED unabhängige nationale Währung der
Vereinigten Staaten vorsah, um Amerikas Kolonialisierung durch den FED ein Ende
zu setzen. Im Privatkreis erwähnte er seine Absicht, die amerikanischen Truppen
aus Europa abziehen zu wollen. „Europa soll endlich auf eigenen Füßen stehen“.
Dies passte wieder den Welt-Globalisatoren nicht. Eine
seiner letzten Verkündung vor seiner Ermordung war: Es
gibt einen Plan in diesem Land, alle Männer, Frauen und Kinder zu versklaven.
Bevor ich dieses hohe und ehrenwerte Amt verlasse, werde ich diesen Plan
bloßstellen!
Während einer Stadtvisite in Dallas wurde er von einem zwielichtigen
Zeitgenossen erschossen. Der wurde wiederum von einer ebenso dubiosen Person
niedergeschossen, bevor noch feststand, ob der Erschossene wirklich der Täter
war, oder ob er eventuell in Auftrag handelte. Kennedy war noch nicht der
Caesar, aber die Vermutung über ein von langer Hand gegen ihn vorbereitetes
Komplott28 taucht nach
seinem Tod immer wieder auf. 28Den Bruder des Präsidenten traf die
Mörderkugel fünf Jahre später. Sein Sohn John, stürzte 1999 mit seinem
Privatflugzeug in Küstennähe ins Meer und starb.
Verfassungsgemäß übernahm Vizepräsident Johnson29 die Präsidentschaft. 29Johnson
Lyndon Baines 1908-1973. - 36. Präsident der USA. Er setzte die Politik seiner Vorgänger fort, aber
ohne Kennedys Wagemut.
Die Berliner Mauer gegen die Raketen von Kuba; mit diesem Handel waren die
Grenzen der Supermächte in der westlichen Hemisphäre abgesteckt. Nicht aber für
den Rest der Welt! In den nächsten 30 Jahren waren beide Seiten damit
beschäftigt, die übrige Welt mit ihren Regimes, Kommunismus oder globaler
Liberalismus, zu beglücken.
In Nord- und Südvietnam standen sich die Parteien wie vorher im Koreakrieg
stellvertretend für den abendländischen Liberalismus und der kommunistischen
Diktatur gegenüber. Zu Recht rechneten die Kontrahenten mit dem Dominoeffekt.
Wenn Südvietnam fallen würde, würden Laos, Kambodscha, Thailand und Birma unter
kommunistischen Einfluss kommen.
Je stärker Nordvietnams Kommunisten ihre Guerillatätigkeit im Süden
intensivierten, umso mehr musste die demokratische Regierung Südvietnams
unpopuläre Maßnahmen verordnen. Anfang der 60er Jahre entsandten die Amerikaner
zur Unterstützung Südvietnams militärische Berater und Ausbilder. Neben dem
Militär kamen die Zeitungsleute, die bald feststellten, dass das Regime in
Südvietnam nicht demokratisch genug sei! Im Abendland tut bekanntlich die
Hintergrundmacht durch die Medien kund, was die Politiker zu tun haben. So war
es um das Regime Südvietnams geschehen. Eine Palastrevolution beseitigte den
hiesigen Präsidenten, dafür kamen die Kommunisten einen Schritt näher an ihr
Ziel heran.
Die neue Regierung Südvietnams wurde noch weniger mit den
Vietkong-Partisanen30 30Viet
Kong - Die kommunistische Partisanenarmee in Vietnam fertig als ihre Vorgänger. Kennedy und sein
Nachfolger Johnson dachten mit amerikanischen Kampfeinheiten könnte Südvietnam
verteidigt werden. Ein Zwischenfall zwischen der 7. amerikanischen Flotte und
nordvietnamesischen Torpedobooten in der Tonkienbucht lieferte den Kriegsgrund
für Amerika, um im August 1964 den Krieg an Nordvietnam zu erklären.
Amerikas Botschafter in Hanoi riet: keine amerikanischen Truppen nach
Vietnam zu schicken, da die Amerikaner keinen Unterschied zwischen Freund und
Feind machen können, doch seine Warnung wurde missachtet. Außerdem wurde
seitens der Amerikaner dieser Krieg von Politikern, anstatt vom kompetenten
Militär geführt. Durch Bombardierungen Nordvietnams wollte man die Kommunisten
zur Einstellung ihrer Intervention gegen den Süden zwingen. Washington vergaß
wohl, dass die ganze Kriegsgerätschaft bis zum letzten Schuss Munition aus
Russland oder China kam. Nordvietnam besaß keine nennenswerten
Produktionsstätten für Kriegsmaterial, die zerstört werden konnten. Den
Nachschub nach Süden organisierten die Nordvietnamesen durch Fahrradkarawanen.
Sie brauchten keine Brücken, nur Stege, keine Straßen, nur Pfade, die aus der
Luft schwierig zu orten waren. Entlang der Nachschubwege begannen die
Amerikaner aus Bombern Unkrautvernichter herunterzusprühen und die Wälder zu
entlauben, damit sie die Nachschubkolonnen ausmachen konnten. Die tropische
Vegetation überwuchs schnell die Entlaubungsaktionen, aber die Spritzaktionen
nahmen der Bevölkerung ihre Lebensgrundlage, da das Pflanzengift die Saat der
Bauern mitvernichtete. Bald fürchteten die Vietnamesen die amerikanischen
Verbündeten ebenso wie den Terror der Kommunisten.
Im Abendland taten die Medien ihr bestes gegen den Vietnamkrieg. Jahrelang
flatterten die Schreckensbilder des Krieges via Fernseher in die guten Stuben
der Abendländer. Tagtäglich wurden die Listen der Gefallenen veröffentlicht.
Mistress Miller konnte alle paar Tage Joe Millers Namen auf den Totenlisten
lesen, so hieß nämlich ihr Sohn, der gerade in Vietnam seinen Militärdienst
leistete.
Es ist schwer zu sagen, wie viel der erfolglose Vietnamkrieg und die
Defätistenpropaganda zur Frustration beitrugen, welche Mitte der 60er Jahre die
Völker des Euro-Atlantischen Kulturkreises erfasste. Plötzlich begannen die
Menschen, alles zu bezweifeln, woran sie bis jetzt geglaubt hatten: den
Fortschritt der Technik, die Politik, die Gesellschaft. In Amerika folgte
Demonstration auf Demonstration gegen den Vietnamkrieg. Junge Leute verbrannten
öffentlich ihre Berufungsorder zum Militär. In Deutschland formierte sich eine
Außerparlamentarische Opposition, deren Mitglieder gegen den Vietnamkrieg,
gegen Atomkraftwerke und gegen alles, was ihnen nicht passte demonstrierten.31 31Aus dem Untertanenverhältnis der
Feudalzeit gerade entronnen, nahm der Bürger die Pflicht des Adels und des
Militärs gerne auf sich und zog unter Napoleons Trikolore „pour Patrie et
Liberté“ - für Vaterland und Freiheit in den Kampf. Die Urenkel rückten noch
mit wehenden Fahnen in den Ersten Weltkrieg ein. Erst als der Krieg kein Ende
nehmen wollte, wurde der Bürger des Krieges überdrüssig. Während des Zweiten
Weltkrieges konnte man die Volksheere noch mit nationalen Parolen bei der
Stange halten. Der Wohlstandsbürger der Nachkriegszeit aber empfand den
militärischen Drill als Schikane. Anfang der 60er Jahre schaffte zuerst
Großbritannien und nach dem Vietnamkrieg die Vereinigten Staaten die allgemeine
Wehrpflicht ab. Die funktionierende freie Marktwirtschaft ist solvent genug, um
eine Berufsarmee zu unterhalten. Für die Staatskasse ist eine Söldnerarmee
sogar günstiger. Die zahlenmäßig kleinere Mannschaft wird durch intensiven
Drill und stärkere Feuerkraft ausgeglichen. Für die Politiker ist die
Berufsarmee sehr patent, weil der Berufssoldat nicht nach Sinn oder Unsinn über
seinem Kriegseinsatz fragt. Die Herren können ihn dort einsetzen, wo es ihnen
gerade passt, bis der Bürger das Recht hat, zu erfahren, warum er zu den Waffen
greifen muss! Es liegt nicht allein an der puren Bequemlichkeit des Bürgers,
dass er sich nicht mehr für sein Land einsetzen will. Die sinnlosen Kriege der
Staatsräson fördern ebenso die Dekadenz. Die allgemeine Wehrpflicht ist aber der
Garant der Demokratie, weil das Berufsheer mit der Zeit zum Staat im Staate
ausartet! Dann ist der Bürger nicht mehr Bürger, nur noch Untertan. Aus dem harten Kern der Demonstranten
erwuchs die Rote Armeefraktion, eine Terrororganisation mit dem Ziel, Deutschland
zu „vietnamisieren“. Eine ähnliche Gruppe in Italien nannte sich Brigate Rossa.32 32Brigate Rossa - Rote Brigaden. Im Mai 1968 begannen in einem Vorort von
Paris auf der Neuen Universität in Nanterre die Tumulte. Die Studenten
verlangten paritätisches Mitspracherecht im Dekanat, Abschaffung der
Bewertungsnoten -die Idee kam vom Maos rotes Büchlein- ja und höhere
Stipendien. Die philosophische Fakultät musste geschlossen werden. Daraufhin
gingen die Studenten auf die Straßen und demonstrierten, um ihr Anliegen
durchzusetzen. Die Demonstrationen arteten zu Straßenschlachten mit der Polizei
aus. Die Gewerkschaften fanden die Zeit günstig, um ihre Lohnforderungen und
Arbeitszeitverkürzungen durchzusetzen. Sie riefen zum Generalstreik auf. Über
Frankreich brach für einige Tage das Chaos herein. Staatspräsident De Gaulle
musste seine Staatsvisite in Rumänien abbrechen und eiligst heimkehren. De
Gaulle konnte die Emotionen beruhigen und damit die V. Republik retten.
Ein Jahr vorher stand Griechenland vor einem Linksrutsch. Um ihn zu
verhindern, übernahm das Militär die Macht. Das Volk lehnte diesen Machtwechsel
ab. Vor allem aber die internationalen Medien fanden an der Militärregierung
Missfallen, da das neue Regime einen dritten Weg zwischen Bolschewismus und
Turbokapitalismus suchte. Der junge König Konstantin33 33König
Konstantin II. 1940.- Griechischer König von 1964 bis 1973, seitdem im Exil. beteiligte sich an einem Gegenputsch, der
für den Putschisten schlecht ausging. So musste der König Griechenland verlassen.
Es waren nur wenige, die ihm nachtrauerten. Die Volksmeinung hielt ein
Königshaus für zu teuer und überflüssig für Griechenland. Sechs Jahre später
riefen die Generäle die Republik aus. Für diesen Entscheid konnten sie
ausnahmsweise mit allgemeiner Zustimmung rechnen.
In dem allgemeinen Linkstrend kündigten 1969 in der Bundesrepublik
Deutschland die Liberalen die Zusammenarbeit mit den Christdemokraten und
bildeten eine Regierung mit den Sozialdemokraten. Der Führer der
Sozialdemokraten Willy Brandt34 34Brandt
Willy 1913-1992.- Hieß eigentlich Herbert K. Frahm. Er war während des Krieges
in Schweden wegen Spionage zugunsten der Sowjetunion verurteilt. Nach dem Krieg
wechselte er zu den Amerikanern über und wurde regierender Bürgermeister in
Westberlin; später Bundeskanzler. Gerade der richtige Mann für die
Weltneuordner. wurde
Kanzler. Bei den Wahlen in Österreich wurden ebenfalls die Sozialdemokraten die
stärkste Partei. So stellten sie auch hier die Regierung.
Die rot-liberale Koalition in Deutschland begann eine neue Ostpolitik. Sie
anerkannte die DDR als zweiten deutschen Staat. Dann arrangierten sie
Staatsvisiten auf beiden Seiten und nahmen diplomatische Beziehungen auf. In
einem Abkommen zwischen der Sowjetunion und der Bundesrepublik Deutschland
verzichteten die Signatarstaaten gegenseitig auf Gewaltanwendung. Einige Wochen
später wurde ein ähnlich lautender Vertrag zwischen Polen und Deutschland
unterzeichnet. Die Siegermächte einigten sich ebenfalls über Berlins
Sonderstatus, in dem sie die Teilung Berlins vermeintlich auf die Ewigkeit
zementierten.
Die arabische Welt hatte ihre Glanzzeit im Jahrtausend zwischen dem
Untergang des weströmischen Imperiums bis zum Beginn der abendländischen
Kultur. In ihrer Zeit zogen sie die nordafrikanischen Völker, die Turkvölker,
die arischen Perser, die Völker Nordindiens und die Völker der Malaiischen
Inselwelt in ihren Bannkreis. Die gemeinsame Religion dieser Völker, der Islam,
erwies sich bis heute stark genug, um den Kommunismus, vielleicht aber auch den
Globalismus abzuwehren. Der Ölreichtum Persiens, der Arabischen Halbinsel und
Libyens erlaubten diesen Staaten eine von den Machtblöcken unabhängige Politik
zu betreiben.
Die Islamländer, außer der Türkei und Afghanistan, waren Kolonien der
Alliierten des letzten Weltkrieges oder sie wurden im Laufe des Krieges von
ihnen besetzt. Nach dem Krieg drängten die Amerikaner die alten Kolonialmächte,
diese Völker in die Unabhängigkeit zu entlassen. Die amerikanische
Finanzoligarchie als Käufer des arabischen Öls glaubte, die Araber
kontrollieren zu können. Außerdem etablierten sie den Staat Israel im Nahen
Osten als verlängerten Arm Amerikas.35 35Andere
halten die amerikanische Regierung für den verlängerten Arm Israels. Es geht
der Spruch um: „Der israelische Schwanz wedelt den amerikanischen Hund“.
Selbstverständlich konnten die Sowjets nichts unversucht lassen, um in die
arabische Welt einzudringen. So bändelten sie bei Ägyptens Staatspräsidenten
Nasser36 an. 36Nasser
Gamal Abd el 1918-1970. Ägyptischer Politiker, Ministerpräsident, dann
Staatschef. Sie boten ihm
den Weiterbau des Assuanstaudammes und Rüstungsmaterial, was die Amerikaner mit
Rücksicht auf Israel nicht wollten. Zum Dammbau kamen sowjetische Fachleute
nach Ägypten und militärische Ausbilder, um den Ägyptern den Gebrauch moderner
Kriegsgeräte beizubringen. Hintenherum unterstützten die Sowjets
Marxistenzirkel an ägyptischen Hochschulen und warteten geduldig, dass ihre
Saat am Nil aufgehen würde.
Im Sommer 1967 war Ägyptens Armee so weit aufgerüstet, dass sie es mit
Israel hätte aufnehmen können. So brannten beide Seiten auf eine Entscheidung.
Israels staatliche Existenz konnte keine ebenbürtige Militärmacht im Raume
dulden. Die Araber wollten den Fremdkörper Israel vom arabischen Boden entfernen.
Jeder wartete auf die Gelegenheit, auf den anderen einhauen zu können.
Israel tat den ersten Schritt und ohne vorherige Kriegserklärung,37 37Kriegführen mit nachheriger
Kriegserklärung wurde im 20. Jahrhundert Gang und gebe. Nicht nur Hitler begann
einen Präventivkrieg mit nachträglicher Kriegserklärung gegen Russland. Auch
Wilson und Roosevelt führten Krieg gegen die Mittelmächte, indem sie deren
Gegner mit allen Mitteln unterstützten, ohne Ermächtigung des amerikanischen
Volkes oder Parlamentes.
Am 5. Juni 1967 zerbombte noch am Boden die gesamte ägyptische Luftstreitmacht.
Jetzt konnte sich die israelische Luftwaffe gegen die ägyptischen Panzer wenden
und durch Napalmbomben einen nach dem anderen ausschalten. Fast ohne Kampf und
Verluste standen die israelischen Bodentruppen in drei Tagen am Suezkanal und
einen Tag später besetzten sie den ganzen Sinai. Jordaniens leicht gerüstete
Beduinenarmee wurde durch Napalmbomben dezimiert und hinter den Jordan
vertrieben. Das Westjordanland mit Jerusalem war in jüdischer Hand. Am sechsten
Tag erstürmten israelische Truppen die strategisch wichtigen Golanhöhen von
Syrien. Groß-Israel, der Traum aller Juden, war in diesem „Sechstagekrieg“
Wirklichkeit geworden; mit Grenzen, die strategisch verteidigt werden konnten.
Dieses Groß-Israel ist aber, wie alle Judenstaaten der Geschichte, ein
Kleinstaat auf fremdem Terrain. Ein Drittel seiner Einwohner, die eigentlichen
Ureinwohner, sind entrechtete Palästinenser. Diese unerwünschten, erduldeten
Fremdlinge lehnen den Judenstaat ab und bekämpfen ihn mit allen Mitteln, die
ihnen die Gelegenheit gerade bietet.
Schon Moses mahnte seinem Volke, sie sollten sich der Kanaaniter
entledigen, sonst verlören die Juden das eroberte Land. Mit Rücksicht auf die
Nachbarländer konnten die Hebräer diesen Befehl Moses nicht ausführen. Gleich
wie groß heute der jüdische Einfluss auf Amerikas Regierung sein mag, gerade
Amerika hindert Israel daran, Moses Vermächtnis auf die Palästinenser
anzuwenden. So befindet sich jeder Judenstaat auf palästinensischem Boden in
diesem Circulus vitiosus!38 38Circulus
vitiosus - Teufelskreis.
Israel hat noch drei, höchstens vier Generationen Zeit, um mit seinen
Nachbarn eine Lösung zu finden. In 100 Jahren gibt es in Amerika mehr Neger als
Yankees. Die Latinos werden Kalifornien, Texas, Florida und andere Gebiete, in
welchen sie die Mehrheit der Bevölkerung stellen, rückfordern. Der Schutzpatron
Amerika zerbricht an seinen Rassenkonflikten. In Arabien verebbt zwar bald der
Ölsegen, aber der Sonnenschein als künftiger Energielieferant bleibt erhalten!
Energie im Überschuss lockt die Industrie herbei... Die Welt dreht sich
veränderten Machtkonstellationen entgegen!
Ein anderer Konfessionskrieg, welchen zwei unversöhnliche Nationen seit
Jahrhunderten führen, verschärfte sich in Nordirland. In den 20er Jahren, als
die Abspaltung Irlands von Großbritannien begann, blieb eine nordöstliche Ecke,
die mehrheitlich von Protestanten bewohnt war, bei Großbritannien. Die
Protestanten fühlen sich als Briten und lehnen das katholisch republikanische
Irland ab. Im Rahmen einer Union mit Großbritannien bekam die Provinz
Nordirland die Selbstverwaltung unter eigener Regierung. Die katholische
Minderheit in Nordirland wollte sich dagegen der Irischen Republik anschließen.
Im Oktober 1968 zerschlug die Polizei der Protestanten eine Kundgebung der
Katholiken. Damit begann der Bürgerkrieg zwischen den zwei Religionen
beziehungsweise zwei Völkern Nordirlands, welcher bis heute anhält. Das
eingesetzte britische Militär, auch wenn nicht unparteilich zugunsten der
protestantischen Unionisten, versucht, die Gegner auseinander zu halten;
allerdings mit wenig Erfolg. In den folgenden Jahrzehnten zogen Protestanten
und Katholiken in eigene, getrennte Wohngebiete. Zeitweise schien es so, als
sei der Bürgerkrieg beendet, doch dann flammten die Straßenschlachten wieder
auf.
Nach der Revolution der Kommunisten in Prag im Jahre 1948 merkten die
Tschechen und Slowaken bald, wen sie ins Haus geholt hatten. Spätestens in den
60er Jahren wurde jedem klar, dass das ersehnte Mütterchen Russland eine böse
Stiefmutter war, mit welcher diese mitteleuropäischen Völker der Tschechen und
Slowaken nicht viel gemein hatten. Dieses Umdenken erfasste auch die höchste
Partei und Staatsführung. So begann im Frühjahr 1968 eine Umwandlung von oben,
welche dem Kommunismus menschliches Antlitz verleihen sollte. Das Parlament
trennte Staat und Partei und führte die Pressefreiheit wieder ein. Als Folge
daraus musste bald eine parteiinterne Opposition entstehen. Um die stagnierende
Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen, wollte man mit einer
linkssozialistischen, nota bene39 39nota
bene - wohlgemerkt. nicht
sozialen Marktwirtschaft experimentieren.
Ob der tschechoslowakische Sozialismus nur ein Vorwand war, um durch eine friedliche
Revolution der sowjetischen Hegemonie zu entrinnen, konnte die Welt nicht
erfahren. Moskau duldete kein Ausscheren aus seinem „Friedenslager“. Ende
August drangen Truppen des Warschauer Paktes von allen Seiten in die
Tschechoslowakei ein. In Prag landeten zusätzlich sowjetische
Luftlandeeinheiten, welche mit ihren leichten Panzern die Regierungsbauten, die
Radio- und TV Sendeanlagen besetzten. Die legitime Regierung ersetzten die
Russen durch Individuen, die zur Kollaboration bereit waren. Damit endete der
Prager Frühling.
Am 20. Juli 1969 landeten zwei amerikanische Astronauten auf dem Mond.
Amerika überholte den russischen Vorsprung in der Raketentechnik. Nach dem
Sputnikschock stellte sich heraus, dass die Planwirtschaft des Sowjetsystems,
weit hinter Amerikas freier Marktwirtschaft lief. Zuletzt scheiterte der
Weltkommunismus gerade an diesem Rüstungswettbewerb.
Kurzfristig schienen aber die Kommunisten am Zug zu sein. Zum
vietnamesischen Neujahrsfest40 40das
Mond Neujahrfest -Tete Fest - fiel in diesem Jahr auf den 31. Januar. 1968 starteten sie eine Großoffensive
gegen die Städte Südvietnams, vor allem gegen die Hauptstadt Saigon. Die
überraschenden Attacken wurden von den Südvietnamesen und Amerikanern
abgewehrt. Obwohl bei den Kämpfen fast die ganze Vietkong Armee fiel, um die
58,000 Mann, der Angriff demonstrierte doch die Stärke des Vietkongs.
Laos stand zu dieser Zeit schon größtenteils unter der Herrschaft der
Kommunisten. Zwei rivalisierende Prinzen dienten den zwei Weltansichten als Galionsfiguren.
Kambodschas Staatschef Prinz Norodom Sihanouk41 41Norodom Sihanouk 1922-2012 König, Ministerpräsident, Staatsoberhaupt, Chef
der Exilregierung, seit 1993 wieder König von Kambodscha. knüpfte gute Beziehungen zu China und
Russland und schloss mit ihnen Handelsverträge ab. Er hatte die Hoffnung,
zwischen den zwei rivalisierenden kommunistischen Mächten sein Land aus der
Misere heraushalten zu können. Die Roten Khmer42 42Die Roten Khmer - waren anfangs eine
Schwesterbewegung des Vietkongs. Als sie dann in Kambodscha an die Macht
gelangten, steigerten sich ihre Führer in eine anarcho-kommunistische Ideologie
hinein. Sie verübten am eigenen Volk einen fürchterlichen Genozid wie
seinerzeit Lenin, Trotzki, Stalin und die Bolschewiken in Russland. kümmerten sich nicht um Verträge. Im
Gegenteil die Terrorbrigaden steigerten sukzessive ihre Wühlarbeit. Von dem
Vietkong wurde das neutrale Kambodscha als Aufmarsch- oder Rückzugsgebiet
benutzt. Untätigkeit gegenüber den Kommunisten musste einmal zu ihrem Sieg
führen, warf Ministerpräsident Lon Nol43
43Lon Nol 1913-1985 - Kambodschanischer Politiker.
Als Ministerpräsident vertrieb er Staatspräsident Sihanouk. Seit 1975 im Exil. Staatschef Sihanouk vor und setzte ihn
Anfang 1970 ab. Die neue Regierung rechnete fest mit aktiver Unterstützung und
Waffenhilfe der Amerikaner. Amerika hatte aber Indochina schon abgeschrieben.
Als der Vietnamkrieg die Nachbarstaaten mitriss, fiel das politische
Hindernis, eine gut befestigte Frontlinie von der Tonkienbucht über Laos bis
zur Thailändischen Grenze zu errichten. Die über eine halbe Million anwesenden
US-Soldaten hatten die 300 km lange Front mit ihren Hubschraubern und Panzern
für die Kommunisten unüberwindbar absperren können. Ohne die Unterstützung aus
dem Norden wäre den Vietkong binnen kurzer Zeit der Atem ausgegangen. Eine
solche Sperre wurde aber nicht mal in Betracht gezogen, obwohl die Sowjets -um
ihren eigenen Machtbereich zu schützen- hermetische Grenzabriegelungen schon
lange praktizierten.
Zu spät versuchte Washington den Krieg zu „vietnamisieren“. Südvietnam
sollte sich mit amerikanischen Waffen selbst verteidigen. Zehn Jahre zuvor und
mit ausreichender Rüstung hätte Südvietnam die Kommunisten noch abwehren
können. Mit einer bedingungslosen Hilfeleistung. Die US-Armee, vor allem aber
die Ratgeber, hätten zuhause bleiben können. Nun gab es fast nur noch
oppositionelle Zeitungen im Lande, die für die Landesregierung nichts als Hohn
übrighatten. Es ist nicht verwunderlich, dass für eine solche Anarchie die
Vietnamesen nicht bereit waren, zu kämpfen und zu sterben.
Die Gegner unterzeichneten Ende Januar 1973 einen Waffenstillstand in
Paris. Darauf begannen die Amerikaner mit dem Abzug ihrer Truppen aus
Südvietnam. Die Vietkong begnügten sich zuerst damit ihre ländlichen Positionen
zu sichern, bis die Amerikaner das Land verließen. Dann überrannten sie Ende
April 1975 die Städte Südvietnams. Südvietnams Regierung in Saigon kapitulierte
am 30. April 1975. Im darauffolgenden Jahr riefen die Kommunisten die
Vereinigte Sozialistische Republik Vietnam aus.
Laos kam ebenfalls unter Nordvietnams Herrschaft und wurde Ende 1975 zur
Volksrepublik.
Parallel zu den Ereignissen in Südvietnam übernahmen in Kambodscha die
Roten Khmer die Herrschaft. Prinz Sihanouk durfte aus dem chinesischen Exil
heimkehren und musste seinen Namen als Legitimation für das Terrorregime des
Partisanenführers Pol Pot44 geben. 44Pol Pot 1928-1998 -
Kambodschanischer Partisanenführer. Nach dem Sieg der Roten Khmer
Ministerpräsident. Als Diktator war er der Hauptverantwortliche für den
Völkermord an seinem eigenen Volk. Bis die Nordvietnamesen nur ihre potenziellen Gegner in Umerziehungslager
steckten, machte Pol Pot ganz Kambodscha zum Konzentrationslager. Zu Beginn
vertrieben die Roten Khmer alle Einwohner ihrer Hauptstadt Phnom Penh aufs
Land. So begann der Aufbau einer neuen Gesellschaft wie es seine Führer aus den
anarchistischen und marxistischen Dogmen ausbrüteten. Wer dabei den Anweisungen
der Roten Khmer nicht unverzüglich nachkam, wurde erschossen oder erschlagen.
In zweieinhalb Jahren ihrer Herrschaft ermordete das Regime über eine Million
Kambodschaner; mehr als 10Prozent der Bevölkerung. Das Pol Pot-Regime wurde von
China unterstützt und Vietnam von den Russen. So kam es wegen ideologischer
Differenzen wieder zum Krieg in Indochina. Die Vietnamesen vertrieben Pol Pot
und seine Banden in den Dschungel45 45Die
Roten Khmer terrorisierten noch jahrelang nach ihrer Vertreibung das Land.
Aussicht auf Rückkehr zur Macht hatten sie jedoch nicht mehr. Erst als Pol Pot
an Altersschwäche starb, zerfielen seine Terrorbrigaden endgültig. Nun zeigte
sich, dass den Guerillabewegungen Indochinas ohne Unterstützung von ihren
Hegemonialmächten der Sieg verwehrt blieb. und setzten Anfang 1980 in Phnom Penh eine ihnen
genehme Regierung ein. Die verängstigte Bevölkerung empfand die Herrschaft der
sonst verhassten Vietnamesen als Erleichterung. China fehlten die Mittel, den
Roten Khmer beizustehen. Dafür starteten die Chinesen eine Strafaktion gegen
Vietnam, indem sie seine Nordostgrenzen angriffen und dort einige
Quadratkilometer Land eroberten.
Ägyptens Präsident Nasser starb 1970 an einem Herzanfall. Er war der
anerkannte Führer der arabischen Sache. Andererseits stiftete er durch seine
sozialistischen und nationalen Parolen Zwietracht zwischen republikanisch und
monarchisch gesinnten Arabern. Schwerer als die furchtbaren Verluste im
Sechstagekrieg wogen in den arabischen Staaten die vertriebenen Palästinenser,
die im Nahen Osten heimatlos herumirrten und für Unruhe sorgten. In Jordanien
kam es fast zum Bürgerkrieg und der reiche Libanon wurde durch einen jahrelang
dauernden Bürgerkrieg dem Erdboden gleichgemacht.
Ägyptens neuer Präsident Sadat 46 46Sadat
Muhammad Anwar 1918-1981. Ägyptens Staatspräsident. kam vom Militär wie sein Vorgänger Nasser und die
Araber setzten ihre Hoffnung wieder auf Ägyptens Armee. Die Sowjets lieferten
bereitwillig die Rüstung und ersetzten die Verluste des Sechstagekrieges.
Den Kriegsbeginn gegen Israel setzten die Araber auf den Jom-Kipur-Tag47 des Jahres 1973 fest. 47Jom
Kippur - Lom ha Kippurim - Langer Tag, Versöhnung und Reuetag. Nach dem Sabbat
der höchste jüdische Feiertag. Die Ägypter überraschten die feiernden Juden in ihren Stellungen an der
Ostseite des Suezkanals und setzten über den Kanal hinüber. Syriens Armee
stürmte gegen die Golanhöhen. Nach ein paar Tagen konnte Israel die Angriffe
abwehren und den Suezkanal Richtung Port Said und Suez durchbrechen. An der
Nordfront rückten sie in Syrien bis 30 km unterhalb Damaskus vor. Nach drei
Wochen Krieg schlossen die Kontrahenten auf Vermittlung der UNO und der
Supermächte am 25. Oktober Waffenstillstand.
Die Araber hätten noch nicht gelernt mit modernen Waffen umzugehen, musste
Jordaniens König Husain48 nüchtern feststellen. 48König
Husain II - 1935-1999. Jordaniens König. Aufgebracht über die erneute Niederlage setzten
sieben arabische Ölförderländer die USA und Holland aufgrund ihrer
uneingeschränkten Unterstützung Israels unter ein Embargo. Gleichzeitig wurde
die 25-prozentige Drosselung der Ölförderung und 70Prozent Preiserhöhung
beschlossen.49 49Die Ölförderländer
begründeten die Preiserhöhung zusätzlich mit dem hohen Einfuhrzoll der
Verbraucherstaaten. Der Zoll ist in vielen Ländern höher als der Rohölpreis,
Fracht und Raffineriekosten zusammen. Die Regierungen anderseits finanzieren
mit den Zollgebühren den Bau und Unterhalt der Autostraßen.
Amerika konnte dieses Embargo leicht verschmerzen, da es nur 14 Prozent
seines Ölbedarfs aus Arabien bezog. Für Europa aber kam es einer Katastrophe
gleich, weil Europa auf die arabischen Energielieferanten angewiesen war und
bleibt. Der Suezkanal war seit dem Sechstagekrieg blockiert. Das Öl vom Nahen
Osten musste um Afrika herumgeschifft werden, was die Frachtkosten zusätzlich
verteuerte. Darüber hinaus erreichte Washingtons Diplomatie beim Könighaus von
Saudi-Arabien die Verrechnung des Öls weiterhin auf Dollarbasis zu akzeptieren,
dafür werde Washington das saudische Regime nicht behelligen. So wird zwischen
den Export- und Importländern weiterhin in Dollar abgerechnet. Schon durch den
Ölbedarf bleibt die Nachfrage nach Dollar erhalten, was wiederum dem Kurs des
Dollars zugutekommt. Die Zeche zahlt Europa und die übrige Welt.
Aus einer Sackgasse ist eine Kehrtwendung der Ausweg! Vier Jahre nach dem
Jom-Kipur-Krieg wagte Sadat diese Kehrtwendung in Ägyptens Politik und besuchte
Israel. Vor der Knesset50 50Knesset
- Israels Parlamentsversammlung. machte er seinen Friedensvorschlag über die gegenseitige Anerkennung der
Grenzen von 1948, damit die Anerkennung des Existenzrechtes des israelischen
Staates. Als Gegenleistung soll Israel die seit 1967 besetzten arabischen
Gebiete räumen. Anschließend würden sie normale, zwischenstaatliche Beziehungen
aufnehmen. Ein Jahr verging, bis es den Amerikanern gelang, in Camp David, dem
Sommersitz des amerikanischen Präsidenten, Ägypten und Israel zu einem Abkommen
zu bewegen; danach räumte Israel den Sinai. Ägypten machte den Suezkanal wieder
schiffbar und erlaubte hier die Durchfahrt für israelische Schiffe. Schließlich
tauschten beide Staaten Botschafter aus.
Die Palästinenser und die Mehrheit der arabischen Staaten bezeichneten
Sadat als Verräter. Sie ignorierten die Abmachungen zwischen Ägypten und
Israel. Israel seinerseits räumte die Golanhöhen, den Gazastreifen und das
Westjordanland nicht. Die Israelis betrachteten Jerusalem als die eigene
Hauptstadt und lehnten darüber jeden Dialog ab. Im Palästinensergebiet, wo
zahllose schon einmal vertriebene Palästinenser wohnen, entstanden zunehmend
neue jüdische Siedlungen auf enteignetem Terrain. So vergingen Jahre und der
Hass zwischen Juden und Palästinensern wuchs von Jahr zu Jahr.
Zypern wurde 1960 von Großbritannien in die Unabhängigkeit entlassen. Die
Briten hinterließen die Macht in der Inselrepublik dem griechischen Erzbischof
Makarios.51 51Erzbischof
Makarios III. 1913-1977 - Führer der griechisch-zyprischen
Unabhängigkeitsbewegung. Nach Abzug der Briten Staatspräsident. Aus Furcht vor der griechischen Mehrheit
verbarrikadierte sich die türkische Minderheit in ihren Stadtteilen. Nur das
schnelle Eingreifen der UNO-Friedenstruppen verhinderte den Bürgerkrieg
zwischen den beiden Volksgruppen. Das herrschende Militärregime in Athen
unterstützte 1974 einen Putsch auf Zypern und die Putschisten erklärten die
Vereinigung ihrer Insel mit Griechenland. Um die türkische Minderheit zu
schützen, besetzte die Türkei 40Prozent der Insel, obwohl nur 20Prozent der
Einwohner Türken waren. Nach diesem Debakel trat das Militärregime in Athen
zurück und überließ den Staat einem liberalen System.
Das seit den 20er Jahren in Portugal etablierte Ständeregime waltete nicht
nach dem Geschmack der Siegermächte. Das vor 300 Jahren mächtige Finanzzentrum
und Kolonialreich Portugal wollte einfach nicht wahrhaben, dass seine Zeit
abgelaufen war. Die Bekämpfung der Unabhängigkeitsbewegungen in seinen Kolonien
Angola, Mosambik und Guinea-Bissau wuchs über die Kräfte des durch den Lauf der
Zeit verarmten Landes. Ein von linken Offizieren in Lissabon durchgeführter
Militärputsch im April 1974 wurde von der Bevölkerung frenetisch begrüßt. Statt
der erwarteten Verteilung des Großgrundbesitzes propagierten die Genossen den
Bauern, die 40Prozent der Bevölkerung ausmachten, die Kolchos-Kooperativen.
Geografisch stand Portugal den Angelsachsen näher als Russland. So konnten
neutrale Wahlen durchgeführt werden. Die Enttäuschung der Bauern führte dann
bei den Wahlen zum Sieg der Sozialdemokraten. Die Ultra-Linken verschwanden
dann aus dem politischem Leben Portugals.
Mit der Revolution wurden die portugiesischen Kolonien unabhängig. In
Angola wie in den anderen Kolonien gab es mehrere Stämme, die ihre Freiheit in
differenten Richtungen suchten. Mit der Unabhängigkeit wurde der Konflikt
zwischen den Freiheits- beziehungsweise Stammeskämpfern zum Bürgerkrieg. Eine
Seite erhielt Unterstützung von den Sowjets. Sie sandten stellvertretend
kubanisches Militär nach Angola. Die andere Seite wurde von Südafrika
unterstützt. Mit dem Zerfall des Sowjetreiches mussten die Kubaner abziehen.
Auf der anderen Seite zwang Amerika die weißen Südafrikaner die Macht an die
schwarze Mehrheit abzutreten. Dennoch ging der Bürgerkrieg in Angola noch Jahre
weiter.
In seiner letzten öffentlichen Ansprache warf Franco der supranationalen
Freimaurerei52 52Freimaurer
- Halbgeheimer Bund mit kosmopolitischem, liberalem, antiklerikalem Trend. Ihre
Mitgliedschaft rekrutiert sich aus den gehobenen Schichten, die sich in ihrem
existentiellen Vorwärtskommen gegenseitig fördern. Ihre Gegner werfen diesem
Bund vor, die ökonomische und politische Beherrschung der Welt anstreben zu
wollen. die Diffamierung
seines Regimes vor. Während seiner Rede erkältete sich der greise Staatschef
und starb. Der Verfassung nach ist Spanien ein Königreich und Franco ernannte
noch zu seinen Lebzeiten den Thronanwärter Juan Carlos53 53Juan
Carlos (1938- ) 1975-2018 König von Spanien. aus dem Hause Bourbon zu seinem Nachfolger. Nach
dem Tod Francos im Herbst 1975 wurde Juan Carlos zum spanischen König gekrönt.
Wirtschaftlich ging es Spanien gut, doch der König wusste, wenn er seine
Position beibehalten wolle, muss das Land auf seinen bisherigen souveränen
politischen Kurs verzichten. Der König musste geschickt lavieren, um zwischen
den Anhängern der verschiedenen Gesinnungsrichtungen den liberalen Kurs
anzusteuern. Er erreichte, dass das Parlament seine bisherigen
Einparteiprivilegien zugunsten der liberalen Partenkratie aufgab. Bei den
Wahlen kam dann eine gediegene konservative Mehrheit zustande. Vier Jahre
später siegten die Sozialdemokraten, die waren aber auch schon Hombres del
Americanos.54 54Hombres
del Americanos - Amerikas Leute respektive der Finanzmacht, die hinter der
Kulissen Amerika regiert.
Spaniens neue demokratische Verfassung von 1978 gab den Regionen die
Selbstverwaltung mit der Einführung der Regionaldialekte als Amtssprache und in
den Schulunterricht. Obwohl das Baskenland die gleiche Selbstständigkeit
erhielt wie die anderen Provinzen, genügte dies den Basken nicht! Sie beharrten
auf der Formel 3+2=1. Diese paradoxe mathematische Formel heißt: sie wollen die
drei baskischen Provinzen von Spanien und die zwei baskischen Departements
Frankreichs zu einem souveränen baskischen Staat vereinigen. Der
vorindogermanische Volksstamm der Basken bewohnt die westlichen Pyrenäen. Sie
sind weder mit den Spaniern noch mit den Franzosen verwandt. So ist es
verständlich, dass sie einen eigenen Staat wollen. Die Pyrenäen bildeten seit
Jahrhunderten die Grenze zwischen Frankreich und Spanien. Klar, dass beide
Staaten an ihren natürlichen Grenzverlauf nicht rütteln lassen wollen.
Vielleicht bringt die Zeit und die Europäische Union eine Lösung für das
Problem der Basken. Irgendeinmal müssen doch die Bombenattentate der radikalen
Separatisten aufhören, gleich wie gerecht der Kampf der Basken für einen
eigenen souveränen Staat auch ist.
In der finnischen Hauptstadt Helsinki wurde im Sommer 1975 das KSZE55 55KSZE - Konferenz über Sicherheit und
Zusammenarbeit in Europa. Schlussdokument von Amerika, Kanada, Sowjetrussland und 34 europäischen
Staaten unterzeichnet. Amerikaner und Sowjets feilten schon seit einigen Jahren
an dieser Abmachung, welche den Status quo in Europa sichern sollte und
gleichzeitig die Sphären der Supermächte festlegte. Die Signatare vereinbarten:
Verzicht auf Gewaltanwendung; Achtung der territorialen Integrität; friedliche
Lösung der Konflikte; Selbstbestimmungsrecht der Völker; Einhaltung der
Menschenrechte und Grundfreiheiten. Wie aber das Selbstbestimmungsrecht der
Völker und die Unveränderbarkeit der erzwungenen Nachkriegsgrenzen unter ein
Dach zu bringen seien, erklärten die Initiatoren nicht.
Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen die Okkupanten aus Persien ab. Der Schah56 56Schah Pahlewi Mohammed Resa 1919-1980 -
Persischer Herrscher. Schah an Schah, König der Könige - Kaiser Persiens. brauchte einige Jahre, um mit den
zurückgebliebenen Agenten der Sowjets, fertig zu werden. Um das einfache Volk
auf seine Seite zu ziehen, wurde der Großgrundbesitz, darunter die Güter der
Geistlichkeit zwischen den Bauern verteilt. Zur Konsolidierung seiner Macht
baute der Schah einen Geheimdienst auf, der auf ihn persönlich eingeschworen
war. Auch wenn dieser Geheimdienst nicht immer legitim vorging und das Land
kein Musterbeispiel der Demokratie darstellte, stand das arische Persien von
allen islamischen Ländern der abendländischen Welt politisch am nächsten.
Die Ölquellen sicherten ein recht stabiles Einkommen für Persien, doch
bevor der Ölvorrat zur Neige ging, investierte der Schah das Landeseinkommen in
den Aufbau der heimatliche Stahl und Chemieindustrie. Bestellte in Frankreich
vier Atomkraftwerke, erwarb für Persien 25Prozent der Aktien der kruppschen
Stahlwerke und verkündete vor aller Welt: Das Öl ist viel zu wertvoll, um es zu
verbrennen oder in den Autos zu verfahren. Die kommenden Generationen werden
sich freuen, wenn wir unser fossiles Erbe für die chemische Industrie
aufsparen. Die größte „Impertinenz“, die er sich leistete, war die Gründung
einer regionalen Entwicklungsbank und die Forderung an die Ölgesellschaften,
75Prozent ihrer Aktien als Volksaktien unter die Perser zu bringen.
Doch vielen Persern missfiel die säkulare Ausrichtung und Verwestlichung
des Lebens. Die innere Opposition hätte der Schah mit der Zeit besänftigen
können, aber die Politik des souveränen Weges zwischen Sowjets und dem Regime
der Angelsachsen lastete auf seinem Regime. Negativ wog letztlich seine Armee,
als sie die stärkste Armee der Region wurde. Zuallerletzt fand er die Präsenz
der amerikanische Kriegsmarine im Persischen Golf überflüssig. Der persische
Herrscher musste wohl den Herren in Washington zu mächtig geworden sein, sodass
er gehen musste.
Der entscheidende Schlag gegen den Schah kam von den Weltmedien. Vor allem
von der westlichen Presse, welche diesen erfolgreichen letzten absoluten
Monarchen nicht mochte und sein Regime vor der Welt diffamierte und damit die
Unzufriedenheit im Land schürte. Die Auflehnung wurde im Januar 1979 für ihn so
bedrohlich, dass er aus seinem Land flüchten musste. Die Revolution war nicht
mehr aufzuhalten. Irgendwie schlich sich aber ein Fehler
in die Rechnung ein, die keine der konkurrierenden Großmächte erwarteten. Statt
dem gewünschten, kam ein nonkonformes, an das eigene nationale Konfession
anknüpfendes fundamentalistisches Regime an die Macht, die noch weniger gewillt
war zu dem messianischen Trend einer der Großmächte zu richten als sein
Vorgänger. Ajatollah Khomeini,57 57Ajatollah
Khomeini Ruhollah 1900-1989 - Ajatollah ist der höchste kirchliche Würdenträger
der Schiiten in Persien. Nach dem Sturz des Schahs Präsident der Islamischen
Republik Iran. der 15
Jahre lang im Pariser Exil lebte, kehrte zurück und rief einen Revolutionsrat
und eine provisorische Regierung ins Leben und trug ihnen auf, den Gottesstaat
zu verwirklichen. In den ersten Tagen der Revolution wurden die wichtigsten
Mitarbeiter des Schahs nach revolutionärem Recht verurteilt und exekutiert. Die
Mullahs58 58Mullah
- Titel für islamischen Recht - oder Religionslehrer. begannen, das Leben nach islamischer Sitte
umzuorganisieren. Für Frauen wurde der Schleierzwang wieder eingeführt und das
Leben nach den Gesetzen des Korans ausgerichtet. Ob aus Abneigung gegen das
Fremde oder aus Erwartung dem Neuen gegenüber, stimmte die Mehrheit der Perser
im März des gleichen Jahres mehrheitlich für die Fundamentalisten.59 59Wo das Wissen der Menschen aufhört,
beginnt der Glaube. Gott oder die Götter sind mit menschlichem Ermessen kaum
vorstellbar, obwohl uns alle Religionen darüber eine Erklärung liefern, wobei
sie gleichzeitig beanspruchen, das wahre Heil allein zu verkünden. Wir sollten
alle Religionen respektieren, obwohl sie aus Wunschvorstellungen der Menschen
entsprungen sind, um den Tod zu überlisten, um im Jenseits das ewige Leben zu
erlangen. In jedem Zeitalter erfüllen die Kirchen viele Sozialaufgaben und
sorgen sich um die Einhaltung von Sitte und Moral. Für religiöse Menschen
erleichtern sie das Sterben, da auf sie im Jenseits das ewige Leben wartet.
Der liberale Wohlstand huldigt dem goldenen Kalb und ignoriert die
Religion. Jedem steht frei, seine Konfession selbst zu wählen oder ohne
Religion zu leben. Trotzdem gibt es sehr viele, die in irgendeiner Religion
Trost finden. So ist es nicht verwunderlich, dass das Sektierertum blüht und
zahlreiche neue Konfessionen entstehen.
Wenn eine Zivilisation zerfällt, wird auch seine Konfession anakron, doch
wenn der Wohlstand nachlässt, sucht der Mensch wieder Trost bei Gott. Eine der
neu entstandenen Religionen, die dem Zeitgeist die plausibelste Gotteserklärung
liefert, bekehrt die Menschen wieder zu Gott. Die Intoleranz der neuen
Konfession gegenüber konkurrierenden Religionen und gegen das Sektierertum
innerhalb der eigenen Reihen entspricht dem neuen Zeitgeist. Das Verständnis
des Mittelalters kennt nur eine einzige Kirche.
In den Revolutionswirren besetzten in der Mehrzahl marxistische Studenten
die amerikanische Gesandtschaft in Teheran und hielten die
Gesandtschaftsangehörigen Monate lang gefangen. Inwiefern die Sowjets ihre Hand
im Spiel hatten, verschweigen die Beteiligten. Jedenfalls wurde Amerika massiv
gedemütigt. Allerdings zum letzten Mal.
Die Russen nutzten die Ratlosigkeit der Amerikaner und in den letzten Tagen
des Jahres 1979 „befreiten“ sie Afghanistan von seiner eigenen Regierung. Bei
dieser Befreiungsaktion starb der Ministerpräsident und die Russen stellten
einen Strohmann, der sie nachträglich um den Einmarsch bat. Die afghanische
Regierung, welche die Sowjets beseitigten, war schon ein linkes
Einparteiregime. Deswegen wurde sie von verschiedenen Widerstandsgruppen
bekämpft. Sie weigerte sich aber gegen die aufständischen, sowjetischen Truppen
ins Land zu holen.
Afghanistan bedeutete für Russland einen Schritt näher in Richtung
Indischen Ozean. Denn gerade im fehlenden Zugang zum offenen Meer lag das
Verhängnis aller eurasischen Steppenmächte. Schon im 19. Jahrhundert war Russland
im Begriff Afghanistan zu okkupieren, als ihm Großbritannien zuvorkam und
Truppen nach Afghanistan entsendete. Die Kolonisation misslang den Engländern
und fünf Jahre später unterschrieben sie einen Friedensvertrag mit den
Afghanen, mit der einzigen Bedingung, dass ihre Truppen das Land ungeschoren
verlassen durften. Den Sowjets erging es ähnlich wie den Engländern. Sie fanden
sich nicht einer Armee, sondern in jedem Tal und hinter jedem Hügel einer neuen
Guerillatruppe gegenüber. Die Aufständischen gegen die Sowjets wurden reichlich
von den Amerikanern mit Rüstung versorgt, sodass sie mit gleichwertig modernen
Waffen ihrem Gegner trotzen konnten. Nach zehn Jahren Krieg musste die Rote
Armee Afghanistan bedingungslos räumen. Bedingungslos! Erinnere!
Mit dem Rückzug war für das Sowjetreich das Afghanistandesaster noch nicht
ausgestanden. Der Erfolg der Afghanen steckte die Türk- und Moslemvölker an,
die sich unter sowjetischem Joch befanden. Die Mudjahedin60 60Mudjahedin
- Glaubenskämpfer des Islam. trugen den Krieg nach Tschetschenien und bis an die ethnischen Grenzen
Russlands.
Der persische Schuss ging für beide Supermächte nach hinten los. Das neue
Regime stand ihrer messianischen Politik noch ablehnender gegenüber als das
vorherige. Sie hätten abwarten können, bis das eher säkulare Nachbar
Regime der Bath Partei61 61Bath
Partei - Herrschende Partei in Syrien und im Irak, mit arabisch-nationalem
Trend. von Saddam Hussein62 62Husain
Saddam 1937-2007 - Zuerst Vorsitzender der arabisch-nationalen Bath-Partei,
dann Staatspräsident des Irak. Nachdem die Angelsachsen den Irak besetzten,
wurde er in einen Schauprozess verurteilt und hingerichtet. den Fundamentalismus der Mullahs mit der
Zeit besänftige. Sie suchten lieber ein Weg das persische Regime zu beseitigen.
Zwischen fast allen Nachbarstaaten der Welt bestehen Differenzen um den
Verlauf ihrer Grenzen. Zwischen dem Irak und dem Iran ging der Streit um die
Shatt al Arab und einige strategisch wichtige Inseln im Persischen Golf. Die
Supermächte brauchten nur den Irak aufzurüsten und warten, bis der agile Saddam
Hussein die Mullahs beiseiteschafft. Auf der anderen Seite konnten die Perser
dank der Ölreserven ihr Arsenal ebenfalls „up to date“63 63up
to date - auf neuestem Stand. halten. Den Krieg, der im September 1980 begann, traten die Gegner, gleich
stark mit den modernsten Waffen der Zeit gerüstet, an. Das Ergebnis waren
unzählige Tote und Verwundete, aber Erfolg konnte keine der Seiten für sich
herbeibomben. Nach acht Jahren siegte die Vernunft und der Krieg wurde beendet;
ohne Sieger, aber auch ohne Besiegte.
Allgemein existiert ein System, welches die Welt regiert vier bis fünf
Generationen lang, um dann einem neuen Regime den Weg zu räumen. Der
Bolschewismus gehörte nicht zu dem zeitkonformen Regime, weil er dem liberalen
Zeitgeist des 20. Jahrhunderts entgegenlief. Sein über 70-jähriges Bestehen
verdankte er seinen Konkurrenten: dem Nationalsozialismus und dem Liberalismus,
als das Sowjetreich gegen Deutschland Amerikas Kombattant wurde. Dank den Angelsachsen
eroberte das eurasische Sowjetreich zum Kriegsende das halbe Europa und behielt
eben seinen eroberten Teil. Der Sieg und der Gebietszuwachs erhöhten das
Ansehen des Regimes auf Jahre. Durch Washingtons ungeschickte Politik wurde
China ebenfalls kommunistisch. Oder fürchtete Washingtons Hintergrundmacht das
rote China weniger als ein nationales China? In den 50er Jahren flammten die
Freiheitskämpfe der Ostdeutschen, Polen und Ungarn auf. Nur ein Funke fehlte,
um in Moskau die Feuersbrunst der Unzufriedenheit zu entfachen. Aber Washington
ließ die Freiheitskämpfer im Stich.
Mit Maos Tod 1976 endete in China das bolschewistische Wirtschaftssystem.
Die Mehrheit der Parteifunktionäre war sich einig: wenn China im Wettbewerb der
Nationen schritthalten wolle, müsse es sich auf das modernste Wirtschaftssystem
der Zeit, auf die freie Marktwirtschaft umstellen. Schon in Maos letzten Tagen
setzten sich die Reformer im Zentralkomitee durch. Einige Tage nach Maos Tod
wurde seine Witwe und ihre „Viererbande“64 verhaftet. 64Viererbande - Um Maos Witwe
Jiang Qing formierten sich die Reformgegner. Als die Reformisten die Macht
gewannen, wurde ihren vier Tonangebern der Prozess gemacht und sie wurden zum
Tode verurteilt. Sie durften aber ihre Taten bereuen und am Leben bleiben.
Kleine Missetäter werden dagegen schon wegen wiederholten Fahrraddiebstahls
hingerichtet. Bald ging,
der von Mao selbst erwählte Nachfolger, Hua Guo-feng65 in die Versenkung.65Hua Guo-feng 1920 – 2008
Chinesischer Politiker, Maos Mann; nach Maos Tod Ministerpräsident und einige
Tage lang Vorsitzender der Partei. Der kleinwüchsige Teng Hsiao-ping66 wurde der neue starke Mann. 66Teng
Hsiao-ping 1904-1997 - Chinesischer, kommunistischer Politiker. Träger hoher
Staats- und Parteiämter; zuletzt Vorsitzender der Zentralen Militärkommission.
Zu dieser Zeit kam ein afrikanischer Potentat nach Peking und bat um
Unterstützung bei der Umstellung seines Landes auf Maos Kurs. Die Chinesen
rieten ihm, er möge sich diesen Blödsinn aus dem Kopf schlagen, da die sozialistische
Planwirtschaft in die Irre führe und schickten ihn nach Hause.
Die Bauern erhielten ihr Land zurück, Handwerker sowie Händler durften
eigene Geschäfte eröffnen. Großbetriebe blieben vorerst beim Staat. Vor allem
aber die Banken, die Fundamente des Turbokapitalismus behielt der Staat im
eigenen Besitz. Nach kurzer Zeit breitete sich in China ein bescheidener
Wohlstand aus. Das liberale Wirtschaftsleben änderte die Denkweise der Bürger.
China zählt nicht zum Kulturkreis des Abendlandes. Doch der Bann des freien
Zeitgeistes des Abendlandes tat hier ebenfalls seine Wirkung. Ende der 80er
Jahre formierte sich eine Opposition, welche die Demokratisierung des
politischen Lebens von der Parteihierarchie forderte. Mutige junge Leute,
darunter Studenten der Hochschulen demonstrierten Tag für Tag landesweit, vor
allem aber auf dem Tienanmen Platz67 in
Pekings Zentrum. 67Tienanmen Platz - der Platz des
himmlischen Friedens; zentraler Platz in Peking. Zuletzt waren sie über hunderttausend, die für die
politischen Freiheiten eintraten. Transparente und Wandzeitungen nannten die
Führung faschistisch. Tatsächlich stand das neue Regime mit freier Wirtschaft
aber straffer politischer Ordnung näher zu dem Faschismus, als zu dem
Bolschewismus oder der liberalen Demokratie, auch wenn sich das Land
kommunistisch nennt. Die Politiker konnten den Trend der Wirtschaft kurzfristig
ändern, behielten aber die politische Diktatur bei, da sie die Macht nicht
verlieren wollten. Es liegt in der Natur der Sache, dass die freie Wirtschaft
mehr Zeit benötigt, um ein unzeitgemäßes Politsystem an sich anzupassen, als
umgekehrt. Zuletzt verdrängt das Zeitgemäße das Anachronistische. Wie lange
aber die Liberale Demokratie zeitgemäß bleibt, ist eine andere Frage!
Im Herbst 1989 zeigten Maos Jünger, wer Herr am Tienanmen Platz ist und
ließen die Demonstranten mit Panzern niederwalzen. Nach Augenzeugenberichten
blieben 3.600 Tote auf dem Platz des Himmlischen Friedens zurück.
In Russland mussten die alten Bolschewiken ebenfalls aussterben, bis es zu
Änderungen kam. Als Breschnew,69 69Breschnew
Leonid Iljitsch 1906-1982. Nach Chruschtschows Sturz Partei- und
Staatsoberhaupt der SU.
der langjährige Parteiführer nach Chruschtschow 1982 starb, übernahmen
nacheinander zwei Greise sein Amt. Sie starben beide kurze Zeit nach ihrem
Amtsantritt. Dann wurde 1985 Gorbatschow70 70Gorbatschow
Mihail Sergejewitsch 1931 - Ab 1985 Generalsekretär der KPdSU. Stammte aus
einer wohlhabenden Bauernfamilie. Als Kleinkind erlebte er die Hungersnot, die
auf Stalins Kolchosenregime folgte. Wollte das marode Sowjetsystem reformieren
und scheiterte mit seinen halben Lösungen. Doch dank seiner
Einsicht, schlug Russland die zeitkonforme, plurale Wirtschaft und politischen
Kurs ein. zum Generalsekretär der Partei gewählt. Er propagierte die
Perestroika,71 71Perestroika
- Umgestaltung, Umbau.
was die Vermenschlichung des Bolschewismus sein sollte, ohne das ganze System
umstürzen zu wollen. Er musste aber schließlich erkennen, wie vorher Nagy oder
Dubcek, dass der Bolschewismus als Ganzes gestürzt werden musste, weil der
Bolschewismus die Unmenschlichkeit in sich trug.
Nach drei Jahren Perestroika beziehungsweise halben Reformen, stagnierte
die Sowjetwirtschaft schlimmer als vorher. Während des 70-jährigen Bestehens
der Sowjetunion lag der Lebensstandard seiner Bürger auf dem Niveau eines
Drittweltlandes. Die sowjetische Ökonomie konnte nie mit der des Abendlandes
Schritt halten, obwohl das Sowjetreich ein Sechstel der Erde, mit allen
erdenklichen Ressourcen gesegnet, beherrschte. Seine Industrie brachte zwar
einige hervorragende Kriegsgeräte zustande, doch gerade die Entwicklungen in
der Kriegstechnik führte die Sowjetführung zur Erkenntnis der Unfähigkeit der
Sowjetwirtschaft, mit dem Westen schritthalten zu können, als die Amerikaner an
einem Antiraketen-System herumzubasteln begannen. Gorbatschow versuchte, die
Amerikaner von ihren Antiraketen-Plänen abzubringen und traf sich mehrmals mit
dem amerikanischen Präsidenten Reagan.72 72Reagan
Ronald Wilson 1911 –2004. 40. Präsident der USA. Reagan drängte auf die Durchsetzung der
Menschenrechte im sowjetischen Machtbereich. Eigentlich redeten sie aneinander
vorbei.
An einem Wochenende im April 1986 explodierte in der ukrainischen Stadt
Tschernobyl durch verschiedene unglückliche Fehlgriffe ein Atommeiler. Die
Katastrophe forderte in der folgenden Zeit mehrere tausend Tote und machte
hunderte Quadratkilometer Land für Jahre unbewohnbar. Gorbatschow kam zu der
Erkenntnis: Eine einzige sowjetische oder amerikanische Atombombe habe die
hundertfache Wirkung dieser Katastrophe. Ein Atomkrieg würde aller
Wahrscheinlichkeit nach alles Leben auf der Erde auslöschen, was ein dummer
Fehlgriff oder ein verwirrtes Hirn jederzeit entfesseln könnte. Vermutlich
durch diese Erkenntnis vereinbarten sie in Washington ein Abkommen über den
Abbau ihrer atomaren Raketen und bestätigten den Vertrag einige Wochen später
in Moskau. Über die Ausführung sicherten sie der jeweiligen Gegenseite
Kontrollrecht auf eigenem Territorium zu und beide Parteien zogen ihre Raketen
aus Europa ab.
Im Sommer 1988 rief Gorbatschow zu einer Parteikonferenz die 5.000
Delegierten des Gesamtsowjets zusammen und ermunterte die Delegierten zur
Diskussion seiner Vorschläge. Das letzte Mal hatte dieser Kongress vor 50
Jahren getagt. Damals hatte der Kongress nicht die Aufgabe zu diskutieren,
sondern Stalins Pläne einstimmig anzunehmen. Die Partei der Bolschewiken ließ seit
ihrer Machtübernahme über Russland zum ersten Mal die Diskussion zu. So kam es
innerhalb der Partei zur Bildung von Fraktionen. Auf der einen Seite standen
die Reformer um Jelzin,73 73Jelzin
Boris Nikolajewitsch 1931 - 2007 Reformfreudiger Parteisekretär der KP. Moskau.
Bei den ersten freien Wahlen wurde er vom überwiegenden Teil der Bevölkerung
zum Präsidenten Russlands (der russischen Föderation) gewählt. der ein Jahr zuvor von den Konservativen
verdrängte Parteisekretär von Moskau. Die Reformgegner scharten sich um
Ligatschow,74 74Ligatschow
Jegor Kusmitsch 1920. Sowjetischer Politiker auf verschiedenen hohen
Parteiposten, zuletzt Stellvertreter Gorbatschows, als Stellvertretender
Präsident des Obersten Sowjets. Im August 1991 war er der Hauptdrahtzieher des
Putsches gegen die Reformen. der Sekretär des Zentralkomitees der Sowjetisch-Kommunistischen Partei.
Gorbatschow hielt die Waage in der Mitte. Außer wenigen Mutigen um die zwei
Pole herum, tendierten die übrigen Genossen erfahrungsgemäß vorsichtig. Man
konnte nie wissen, welche der Gegenseiten sich durchsetze und vielleicht:
Bumm-Bumm, bestenfalls Verbannung nach Sibirien. Gorbatschows Vorschlägen
konnte man gefahrlos zustimmen, schließlich enthielten sie nichts Neues.
Lediglich die bisherige Praxis wurde beurkundet: Der oberste Parteichef, der
bis jetzt das Sagen im Staat hatte, sollte künftig den Posten des Staatschefs
übernehmen. Außerdem sollten die lokalen Parteisekretäre die Vorsitzenden in
lokalen staatlichen Ämtern werden. Na also, die Partei sorgt sich auch um die
Genossen der unteren Ebenen. Alle Neuerungen wurden vom Kongress gutgeheißen
und Gorbatschow zum Staatsoberhaupt gewählt. Um dem neuen Kurs die Legitimation
zu geben oder aus Furcht vor den Konservativen, wurden allgemeine Wahlen auf
März 1989 ausgeschrieben. Bei diesen Wahlen durften sich um denselben Posten
mehrere Kandidaten bewerben. Also echte alternative Wahlen! Neben Freiheit der
Diskussion, die wichtigste Neuerung. Bisher galt für die Wähler, entweder die
vorgedruckte Kandidatenliste in die Urne werfen oder sich als
Konterrevolutionär, Reaktionär oder ein ähnlich schädliches Element zu
entlarven. Im höchsten Partei- und Staatsamt hoffte Gorbatschow alle Fäden in
der Hand zu haben, um das Sowjetreich nach eigenen Vorstellungen umgestalten
können. Die führende Rolle der kommunistischen Partei beibehalten und die
Nationalökonomie nach den Gesetzen der freien Marktwirtschaft gehen lassen.
Vor den Wahlen entwickelte sich ein richtiger Wahlkampf und die
Volksabstimmung im März 1989 brachte den Reformern endgültig den Sieg. Jelzin
bekam 89Prozent der Stimmen in seinem Wahlkreis. In Leningrad und Kiew verloren
die Parteibürokraten fast vollständig ihre Ämter. Viele bekannte Oppositionelle
wie der verbannte Atomphysiker Sacharow,75 75Sacharow
Andrei Dimitrijewitsch 1921-1989 - Russischer Atomphysiker, war maßgeblich an
der Entwicklung der sowjetischen Wasserstoffbombe beteiligt. Ab 1968 trat er
für die Liberalisierung des Sowjetsystems ein. Dafür wurde er nach Sibirien
verbannt. wurden zu Deputierten
gewählt. Die neuen Volksdeputierten waren nicht mehr die Marionetten der
Parteiführung. Sie sorgten für Reformen und den Aufbau eines demokratischen
Staatsapparates. Im März 1990 wurde das Alleinvertretungsrecht der Partei aus
der Verfassung gestrichen und damit der Weg zum Mehrparteiensystem freigemacht.
In den von der Sowjetunion okkupierten Ländern traf die Liberalisierung in
Russland auf breite Resonanz. Mit dem Ende der Alleinherrschaft der Kommunisten
gingen die Völker des östlichen Mitteleuropas daran, die sowjetische
Vormundschaft abzuschütteln.
In Polen war es wegen allgemeinen Preiserhöhungen bereits zehn Jahre zuvor
im Herbst 1980 zum landesweiten Generalstreik gekommen. Das Zentrum der
Streikbewegung wurde die Schiffwerft in Gdansk-Danzig, wo die Arbeiter eine von
der kommunistischen Einheitsgewerkschaft unabhängige Vertretung, die
Solidarnosc76 gründeten. 76Solidarnosc
- Solidarnosch - Solidarität. Erster unabhängiger Gewerkschaftsverband in
Polen, überhaupt im bolschewistischen System. Um das streikende Volk wieder zur Arbeit zu
bewegen, musste das Regime die Solidarnosch anerkennen. Auf Moskaus Druck hin
putschte ein Jahr später ein General und übernahm die Macht. Rief gleich den
Notstand aus, verbot die Solidarnosch und internierte ihre Führung. Trotz
Unterdrückung wuchs die Solidarnosch zu einer oppositionellen Bewegung an.
Gleichzeitig zum Tauwetter in Russland trat die Solidarnosch bei den
Parlamentswahlen 1989 an und gewann mit zwei anderen Oppositionsparteien gegen
die Kommunisten. Die Solidarnosch bildete nun die neue Regierung. Damit endete
die Zeit des Kommunismus in Polen. Auf das Ende der sowjetischen Okkupation
musste das Volk aber noch warten.
Mit dem bewaffneten Aufstand von 1956 demonstrierten die Ungarn, dass sie jede
Form des Kommunismus ablehnten. Im folgenden Jahr, nach der Niederschlagung des
Freiheitskampfes, hoffte jeder auf ein Wunder, auf eine Revolution in Moskau,
welche die Bolschewiken stürzen würde. Man hätte sogar einen Krieg zwischen den
Supermächten in Kauf genommen, wenn dabei die Amerikaner Sowjetrussland
zerschlagen hätten. Nach dem Sputnikschock kam die schreckliche Erkenntnis,
dass Ungarn wahrscheinlich für Jahrzehnte in den Fängen der Sowjets bliebe. So
musste man sich mit der Kadarclique77 77Kádár
János 1912-1990 - Wurde während der Niederschlagung des ungarischen Aufstandes
1956 von den Sowjets zum Partei- und Regierungschef eingesetzt. Vor dem Krieg
schlug er sich als Conférencier in den Lokalen der Budapester
Vergnügungsviertel durch. Sein Talent, Moskaus Ukas-e an das Volk
weiterzuleiten war unübertrefflich. Daher konnte er 32 Jahre lang Moskaus
Statthalter bleiben.
arrangieren und mit dem Gulaschkommunismus vorliebnehmen. Ende der 80er Jahre
ersetzte Moskau seinen alten Lakaien Kadar durch Flexiblere der jungen
Generation. Die Jungen merkten rechtzeitig, dass es mit dem Sowjetstern abwärts
ging. Sie verstauten nun die roten Fahnen und roten Krawatten ihrer Väter in
den Klamottenkisten und lösten die KP auf. Sie wollten nichts mehr mit dem Kommunisten
zu tun haben und wandelten sich zu ungarischen Sozialisten. Anderen banden sich
vornehme, rotblau gestreifte - getupfte liberale Fliegen um den Hals und wurden
zu Liberaldemokraten. Auf dem 33. Jahrestag des Freiheitskampfes wandelte sich
unter Glockengeläut der Kirchen und Freudentränen der Bevölkerung die
Volksrepublik zur Republik Ungarn. Bei den freien Wahlen im April 1990 gewannen
die neu formierten bürgerlichen Parteien 91Prozent der Stimmen und die
Regierung wurde von einer vermeintlich nationalen, Mitte-Rechts-Koalition
gebildet. Zu den Sozialisten (nicht mehr Kommunisten) gesellten sich ihre
liberalen Genossen und stellten die Opposition.
Die Mitte-Rechts-Koalition bekam von der großen Mehrheit der Nation den
Auftrag, Recht und Freiheit im Sinne der nahezu 1000- jährigen Verfassung des
Landes zu restituieren und die nationale Souveränität wiederherstellen. Die
neue Regierung musste vorsichtig zu Werk gehen, um das Erreichte nicht zu
gefährden. Die Rote Armee stand noch im Lande und bis zu ihrem Abzug gab es
keine wirkliche Freiheit, noch Unabhängigkeit.
Die neu Gewählten gingen aber schon vor ihrer Wahl einen Kuhhandel mit den
Kommunisten ein. An den „Vereinbarungen am Runden Tisch“ sicherten damals noch
oppositionelle Politiker für die Kommunisten Straffreiheit für Straftaten, die
während der Diktatur begangen worden waren. Schließlich kamen die meisten
Kandidaten, gleich welcher Couleur, aus der von den Besatzern etablierten
Gesellschaft, gleichgültig welche Partei das Volk auch wählte. So kam es nur zu
einem Regime- und Generationenwechsel, aber die alte Nomenklatur behielt ihre
Positionen.
Bei den ersten Wahlen war es dennoch nicht zu vermeiden, dass einige
Sechsundfünfziger78 78Unter
„Sechsundfünfziger“ verstehen die Ungarn die Teilnehmer des Freiheitskampfes
von 1956 oder den, der sich für dessen Ziele einsetzt; nationale
Unabhängigkeit; freiheitliche Staatsordnung; freie soziale Marktwirtschaft. oder Antikommunisten ins Parlament
gelangten, die keine Kompromisse unterschrieben und die Henker der Okkupanten
vor Gericht sehen wollten. Eiligst wurde ein Amnestiegesetz von der Mehrheit
der Abgeordneten angenommen. Der Rüffel kam prompt vom Nazijäger Wiesenthal,79 79Wiesenthal Simon 1908 - 2005 Baute eine
Organisation auf, mit dem Ziel, Personen, welche an der Judenverfolgung
beteiligt waren, aufzuspüren und zu bestrafen. doch er wurde beruhigt, denn die Amnestie galt
ausschließlich nur für an den Ungarn verübten Unmenschlichkeiten.
„Kriegsverbrechen“ blieben ja, weiterhin verfolgt. So nörgelte auch Herr
Wiesenthal nicht weiter.
Selbstverständlich schlossen diese Neodemokraten mit den Kapitalisten
ebenfalls ihren Kompromiss. Vor den Wahlen reisten Sozialisten und Bürgerliche
gemeinsam nach London City und versprachen, die 20 Milliarden Dollar Schulden,
die die Kommunisten von den Superbankiers aufgenommen hatten, zu übernehmen und
die Wucherzinsen weiterzuzahlen. Die neue Regierung gedachte aus dem Erlös der
Reprivatisierung des Staatseigentums die Auslandsschulden begleichen zu können.
Das Reprivatisierungsgesetz speiste dann die ehemaligen Eigentümer, der vor 40
Jahren verstaatlichten Güter mit einem Taschengeld ab. Ihr ehemaliger Besitz
wurde an multinationale Firmen verscherbelt, in der Hoffnung, die Multis würden
dann die Wirtschaft in Schwung bringen. Diese Annahme erfüllte sich nur
teilweise. Einige Firmen nutzten die niedrigen Löhne im Lande, andere kauften
ihre Konkurrenzbetriebe auf und legten sie still. Um die Entlassenen musste
sich dann der Staat kümmern. Andere Firmen wurden von Cliquen wie der Genosse
Parteiobmann, Direktor, Jugendsekretär oder dergleichen angeeignet. Wenigstens
blieben diese Betriebe in ungarischem Besitz. Allerdings mit dem Problem, dass
die Meisten dieser Genossen ihre Posten nicht durch Fachkenntnisse, sondern über
Parteibeziehungen erhielten. Demzufolge konnten sie nur in der gleichen Art und
Weise weiter wirtschaften wie bisher. Es ist nur zu hoffen, dass die zu Herren
Direktoren gewordenen Genossen bald ihr Metier beherrschen werden.
Der Erlös aus der Reprivatisierung versickerte dann irgendwohin,80 80Auf Anweisung einer nationalen Regierung
konnte die Staatsanwaltschaft die Kinder der ehemaligen Nomenklatur leicht zur
Rechenschaft ziehen, wie sie zu ihrem milliardenschweren Vermögen kamen. Kein
Wunder, dass sie schon das Wort national fürchten wie Teufel das heilige
Wasser. wie seinerzeit
die durch die Kommunisten aufgenommenen Kredite. Dafür verdoppelte sich der
Schuldenberg. Dieser Fluch liegt über der Wirtschaft aller ehemaliger
Ostblockstaaten und hindere sie an dem ökonomischen Weiterkommen, bis das neu
entstandene Unternehmertum die Taktik des Erfolges aneignet und für sein Tun,
die Verantwortung zu übernehmen bereit ist. Schließlich sind Ungarn oder
Sachsen nicht dümmer, als Schwaben oder Österreicher!
Ungeachtet des Zerfalls des Weltkommunismus, feierten die Nutznießer der
Deutschen Demokratischen Republik das 40-jährige Jubiläum ihrer Privilegien.
Als die Genossen feierten, floh die Jugend scharenweise via Ungarn und der
Tschechoslowakei nach Westdeutschland. Die von der Partei organisierten
Kundgebungen für das Jubiläum wurden bald zu Demonstrationen gegen das Regime.
Wir sind das Volk, schrie die Menge den Parteifunktionären ins Gesicht, als sie
in Volkes Namen agierten, bis diese schließlich nachgeben mussten. Zuerst trat
Moskaus oberster Statthalter zurück. Einige Tage darauf sein Nachfolger. Auf
Druck der Demonstranten mussten die Kommunisten am 9. November 1989 selbst die
Grenzen Richtung Westen öffnen und noch am gleichen Abend bekam die Berliner
Mauer ihre ersten Löcher. Zuletzt entstand die Regierung der Nationalen
Verantwortung, die dann freie Wahlen vorbereitete, was zuletzt zu der
Vereinigung beider deutscher Staaten führte
Unglaublich, dass einige vaterlandslose Gesellen, Internationalisten, Kosmopoliten
aus dem Lager der Grünen, Liberalen und Sozialdemokraten im westdeutschen
Bundestag gegen die Wiedervereinigung Sturm liefen. Großbritanniens Eiserne
Lady, Premierministerin Thatcher,81 81Thatcher
Margaret Hilda 1925 – 2013 Konservative Premier (Ministerpräsidentin)
Großbritanniens. machte
gegen die Wiedervereinigung Front bei den Verbündeten, die eigentlich auch
Deutschlands Verbündete waren. Frau Thatcher lag wohl weniger an Polens
Freiheit als ihrem Amtsvorgänger Chamberlain. Die Sowjettruppen hätten nämlich
weiterhin polnisches Gebiet beansprucht, um ihr Besatzungsrecht in Deutschland
aufrecht zu erhalten. Aber die neue Russische Nationalversammlung blieb
ebenfalls eisern und schenkte Mitteleuropa die Freiheit! Die Einigung wurde
trotz aller Widerstände am 3. Oktober 1990 vollzogen.
Der Zwei-plus-vier-Vertrag zwischen beiden deutschen Staaten und den vier
Besatzungsmächten besiegelte die Wiedervereinigung. Dabei verzichtete die
vergrößerte Bundesrepublik auf alle entwendeten ehemaligen Reichsgebiete und
auf die Produktion oder den Besitz von ABC-Waffen. Weiter beschränkte der
Vertrag die Bundeswehr auf 370.000 Mann und regelte, dass Truppen aus anderen
Nato-Staaten das Gebiet der ehemaligen Sowjetzone nicht betreten dürften.
Auf alle Fälle behielten die Angelsachsen ihr Recht, Deutschland besetzt zu
halten. Einen Friedensvertrag mit dem vereinigten Deutschland gibt es immer
noch nicht. So ist die Berliner Bundesregierung genötigt, den Anweisungen der
Bilderberg- Gruppe nachzukommen, wenn sie nicht abgesetzt werden will.
Die Sowjettruppen verließen nacheinander die Tschechoslowakei, Ungarn,
Deutschland und Polen. Der freiwillige Abzug ist auf lange Sicht eine kluge
Investition der russischen Politik. Mit der Zeit wird der Hass auf die
Okkupanten einer Art moralischer Verpflichtung weichen und irgendwann einmal
wird Russland die Freundschaft Europas benötigen.
In Prag begannen am 20.Jahrestag der Okkupation durch Ostblock-Truppen die
Demonstrationen gegen das Regime. Diese erste Demonstration konnte noch durch
die Staatsgewalt aufgelöst werden. Die Demonstrationen hörten aber nicht auf,
im Gegenteil, zuletzt forderten Hunderttausende die Demokratie. Die Machthaber
änderten die Regierung und nahmen Oppositionelle in den Ministerrat auf. Nach
und nach mussten die Kommunisten von ihrer Macht mehr und mehr abgeben. Bis
Ende 1989 verloren sie den Posten des Ministerpräsidenten. Schließlich mussten
sie die Mehrheit dem Kabinett der Opposition überlassen. In den Wahlen 1990
entsagte das Wahlvolk endgültig dem Kommunismus.
Parallel zu den politischen Umwälzungen in der Tschechoslowakei forderten
die Slowaken ihre Unabhängigkeit und den Austritt aus der Föderation. Die
Tschechoslowakei konnte nach dem Zweiten Weltkrieg die deutsche Minderheit,
über drei Millionen Menschen, aus dem Land vertreiben. Die Tschechen brauchten
nun die Slowaken nicht mehr, um die slawische Mehrheit in ihrem Lande zu
sichern. Vielleicht merkten inzwischen die Politiker in Prag die günstige
geopolitische Lage ihres Landes, dass es keinem der potenziellen Kriege im Wege
steht. Zusammen mit der Slowakei dagegen würden sie in jeden Konflikt
hineingezogen werden. So trennten sich die beiden Völker friedlich in zwei
souveräne Staaten; zu Tschechien bzw. der Tschechischen Republik und zur
Slowakischen Republik.
Die Slowakei durfte aus der Tschechoslowakei austreten, die Südgrenze der
Slowakei trennt aber Hunderttausende, es waren einmal eine Million Ungarn von
ihrem Mutterland! Die Ungarn haben komischerweise kein Recht, sich an ihr
Mutterland anzugliedern. Obwohl die Ungarn ebenso wenig gefragt worden, wie
seinerzeit die Slowaken, ob sie Tschechoslowaken werden wollten! Außerdem
standen Ungarn und die Slowakei in beiden Weltkriegen auf der einen und
gleichen Seite. Die Ungarn sind wohl aus der Menschenrechtskonvention der
Siegermächte ausgeklammert.
Der Reformflügel der bulgarischen KP entließ ihren langjährigen
Vorsitzenden. Anschließend setzten sie ihn wegen Korruption unter Anklage. Dann
ließen sie die Opposition und die Pressefreiheit zu. Die nächsten Wahlen
brachten dann eine pluralistische Staatsform zustande.
Die Erben des Ultrakommunisten Hodscha in Albanien waren flexibel genug, um
zu merken, dass ihre Alleinherrschaft abgelaufen war und überließen die Macht
einem Mehrparteienregime.
Einzig die Proletarierfamilie Ceausescu,82 82Ceausescu
Nicolae 1918-1989 - Wurde 1965 zum ersten Sekretär der rumänischen KP gewählt.
Seine Genossen im Zentralkomitee wählten ihn als Übergangslösung, weil er nicht
nur der Jüngste, sondern auch der Dümmste von ihnen war. Dank seiner
Bauernschläue konnte sich Ceausescu auf seinem Posten behaupten und sich bald
Conducator, d. h. Führer nennen lassen. Er selbst erlernte das
Schuhmacherhandwerk. Seine Frau, mit sechs Jahren Volksschule hinter sich,
wurde zur Präsidentin der Rumänischen Akademie der Wissenschaften. Sohn Nicu
hätte selbstverständlich Vaters Posten erben sollen. welche in Rumänien herrschte, nahm die
Veränderungen um sich herum nicht wahr. Wie alle roten Diktatoren wollte
Ceausescu sein Land zur führenden Industrienation umwandeln. Die unpopulärste
Anordnung, um des großen Zieles willen, war die Reduzierung der
Wohnungstemperaturen auf 19°C. Parallel zur Anzahl der durchgefrorenen Winter
wuchs beim Volk der Hass auf den Diktator. Sein letztes Hirngespinst war der
Abriss kleiner Dörfer und die Umsiedlung ihrer Bewohner in zentrale
sozialistische Städte. Vor allem bei der deutschen und ungarischen Minderheit
stieß dieser Plan auf Ablehnung. Sie fürchteten die Umsiedlung von ihrer
Siebenbürgischen Heimat nach Altrumänien. László Tökés,83 83Tökés
László 1957 - Reformierter Pfarrer in Temesvár - Temeschburg. Im Jahre 2009
wurde er von der ungarischen Minderheit in Siebenbürgen zu ihrem Abgeordneten
im EU-Parlament gewählt. Dort bemüht er sich, für die Rechte seiner Volksgruppe
einzutreten, leider ohne viel Erfolg! der Pfarrer der reformierten Kirchgemeinde in
Temesvár - Temeschburg verurteilte in seiner Predigt und in einem TV-Interview
die Dörferzerstörungen. Als ihn dafür die Staatssicherheit verhaften wollte,
umstellten Gemeindemitglieder Kirche und Pfarrhaus, um ihren Pfarrer zu
schützen. In der ersten Nacht versuchte der Staatsschutz die Gläubigen mit
Wasserwerfern auseinander zu bringen. Am Tag darauf demonstrierten dann nicht
nur die Ungarn allein, sondern die ganze Stadt; Banat-Schwaben, Rumänen, alle
Bevölkerungsgruppen.84 84Außer
der Nationalität gibt es konfessionelle Unterschiede zwischen den Bewohnern
Siebenbürgens. Die Ungarn sind reformiert oder römisch-katholisch; die Sachsen
zumeist Lutheraner; die Schwaben römisch-katholisch und die Rumänen orthodoxen
Glaubens. Die
Staatssicherheit schoss in die Menge und tötete mehrere Demonstranten. Sofort
griffen die Unruhen auf die Nachbarstadt Arad und einige andere siebenbürgische
Städte über. Ceausescu ließ für sich in der Hauptstadt Bukarest eine
Sympathiekundgebung zusammentrommeln. Als er zu den Versammelten reden wollte,
schrie ihm die Menge zu: Hau ab! Du Ratte! Die Demonstranten waren schon dabei,
das Radio, die Amtshäuser und den Präsidentenpalast zu erstürmen. Ceausescu
blieb wirklich, nur das Abhauen übrig. Seine Frau zog ihn vom Mikrofon weg und
sie flohen mit einem Hubschrauber. Das Radiostudio und die Fernsehanstalt
wurden von den Aufständischen besetzt. Der Staatssicherheitsdienst hielt noch
einige Verwaltungsgebäude, aber das Militär schloss sich dem Aufstand an.
Während Volk und niederes Militär gegen den Sicherheitsdienst kämpften,
bildeten Ceausescus ehemalige Stiefellecker die Nationale Errettungsfront und
übernahmen die Regierungsgewalt. Ihren ehemaligen Chef setzten sie ab und gaben
gegen ihn einen Fahndungsbefehl heraus.
Als das Benzin in Ceausescus Flucht-Helikopter zur Neige ging, fuhren sie
per Autostopp weiter und liefen schnurstracks in eine Kontrollstelle des
revolutionären Militärs. Die Soldaten machten dem Ehepaar Ceausescu am zweiten
Tag ihrer Festnahme, am Weihnachtstag 1989, den Prozess und verurteilten sie
zum Tode. Sobald die Ceausescus aus dem Gerichtssaal geführt worden waren,
wurden sie von herumstehenden Soldaten kurzerhand an die Wand gestellt und
diese schossen ihre Magazine leer. So ungestüm entlud sich der Hass der
einfachen Soldaten auf das Diktatorenpaar.
In den anderen Ostblockländern verlief der Regimewechsel unblutig. So kann
auch erklärt werden, dass viele Repräsentanten des alten Regimes
beziehungsweise ihre Nachkommen zu ebenso guten Positionen kamen, wie sie
vorher innehatten. Wie war dies aber in Rumänien möglich, wo ein Volksaufstand
das Regime gestürzt hatte? Hier kamen noch dubiosere Figuren an die Macht als in
den anderen kommunistischen Ländern. Offensichtlich benötigt jedes Regime die
5Prozent schlauen Streber, die fähig sind, die restlichen 95Prozent der
Bevölkerung zu beherrschen; die Demokratie ebenso wie die Diktatur.
Am 50. Jahrestag des Hitler-Stalin-Paktes bildeten fast 2 Millionen Balten
durch alle drei baltischen Staaten hindurch eine lebende Menschenkette. Mit
dieser riesigen Demonstration forderten sie die Wiederherstellung ihrer
nationalen Souveränität. Die meisten Sowjetrepubliken warteten ebenfalls auf
die Gelegenheit, aus dem Sowjetstaat austreten zu können.
Die Sowjetregierung suchte eine für alle Teilrepubliken annehmbare Lösung,
um das Reich zusammenzuhalten, als der Putsch der Reformgegner im August 1991
losbrach. Gorbatschows Stellvertreter und einige konservative Politiker nutzten
ihre Beziehungen zum Geheimdienst und zur Armeespitze. Sie ließen auf Moskaus
Straßen Panzer auffahren, besetzten die Medienhäuser und verhängten ein
Versammlungsverbot. Gorbatschow, der gerade auf der Krim in den Ferien war,
enthoben sie all seine Ämter und stellten ihn unter Hausarrest.
Der frei gewählte Präsident der Russischen Teilrepublik Jelzin und die
Reformisten sammelten sich im Weißen Haus,85 im russischen Parlamentsgebäude. 85Weißes
Haus – Hier ist das Parlamentsgebäude der Russischen Föderation gemeint. So
genannt wegen seinen weißen Marmorfassaden. Das Volk ignorierte das Ausgangsverbot und
demonstrierte auf Moskaus Straßen gegen die Putschisten. Auf die Panzer, die
das Weiße Haus für die Putschisten erobern sollte, flogen die ersten
Molotow-Cocktails.86 86Molotow
Cocktail - Mit brennbarer Flüssigkeit gefüllte, verzapfte Glasflasche mit einer
Lunte, die vor dem Werfen angezündet wird. Die Waffe des armen Mannes. Mehrere
Sowjetpanzer wurden damit auf den Straßen von Budapest im Herbst 1956
abgefackelt. Dann lief
die Panzereinheit zu Jelzin über. Mehrere Truppenkommandanten verweigerten den
Befehl der Putschisten, das russische Parlament zu stürmen. Die Putschisten
blieben auf sich allein gestellt und mussten nach drei Tagen aufgeben.
Das Parlament der russischen Teilrepublik wandte sich gegen den Obersten
Sowjet, aus welchem die Putschisten stammten. Die Abgeordneten forderten das
Verbrechersyndikat der Kommunistischen Partei zu verbieten. Gorbatschow, derweil
dem Hausarrest entronnen, verteidigte seine Partei und rief: Wollen sie eine
Partei verbieten, die 18 Millionen Mitglieder zählt? Wie viele Karrieristen und
wie viele Kommunisten gab es in dieser Partei? - konterten die Reformer. Jelzin
brachte die Diskussion auf den Punkt, hob seine Hand hoch: „Mit diesem Füller
habe ich gerade das Verbot der Kommunistischen Partei in der Russischen
Föderation unterschrieben!“ Der Bolschewismus verschwand von einem Tag auf den
anderen aus der Weltgeschichte. Nur seine Nutznießer weinen ihm noch nach.
Die Ukraine, Weißrussland und Aserbaidschan traten aus der Sowjetunion aus.
Die Sowjettruppen, die die baltischen Staaten besetzt hielten, zogen ab.
Estland, Litauen und Lettland wurden noch im August 1991 mit Einverständnis des
Obersten Sowjet unabhängig.
Den Zerfall des Sowjetreiches betrachtete Washington mit einem lachenden
und einem weinenden Auge. Was würde geschehen, wenn die sowjetischen Atomwaffen
in falsche Hände gerieten? Sie unterstützten Gorbatschow bis zum Gehtnichtmehr.
Wirklich oder nur zum Schein? Anfang
Dezember 1991 gründeten unter russisch-amerikanischer Patenschaft; Russland,
Weißrussland und die Ukraine die GUS,87 87GUS - Gemeinschaft Unabhängiger Staaten. zu dem sich bald Armenien, Aserbaidschan,
Kasachstan, Kirgisien, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan anschlossen.
Am Silvester 1991 trat Gorbatschow von seinem nicht mehr existenten Amt zurück,
damit endete nun die Sowjet Union.
Amerika blieb allein als Weltpolizist übrig. Nun ist die Zeit gekommen, die
Welt mit Amerikas Novus Ordo Seculorum88 88Novus
Ordo Saeculorum - Neue Ordnung (der Zeit). zu globalisieren, wenn die Vereinigten Staaten
nicht selbst daran zugrunde gehen.
Am Ende des Ersten Weltkrieges entlohnte die Entente ihre Verbündeten Rumänien
und Serbien sehr großzügig, auch wenn die neu gezogenen Grenzen mit dem
Selbstbestimmungsrecht der Völker unvereinbar waren. Serbien erhielt ein
Drittel von Albanien, die ungarische Batschka, Bosnien, Herzegowina, Kroatien,
Mazedonien und Slowenien. In diesem neuen Staat waren die staatstragenden
Serben in der Minderheit. Aber um einen Konsens mit den anderen Staatsvölkern
war die Staatsführung nicht bemüht. In den Wirren des Zweiten Weltkrieges
zerfiel Jugoslawien. Serbische Tschetniks, das katholische Kroatien,
kommunistische Partisanen, Gott weiß wie viele Gruppierungen kämpften
gegeneinander. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Jugoslawien als Föderation von
sechs Teilrepubliken wiedererrichtet und von Titos eiserner Hand regiert, vor
allem aber von Jugoslawiens internationaler Wiedererrichter in Leben gehalten.
Auch während Titos Regime blieb die serbische Ethnie die einzige Volksgruppe,
die für Jugoslawien eintrat. So konnte Titos Bundesstaat die serbische
Hegemonie nicht entbehren, um die anderen Bundesmitglieder bei der Stange zu
halten. Mit dem Niedergang der kommunistischen Diktaturen in den 90er Jahren,
begann dieser von fremden Interessen bestimmte Staat abermals zu zerfallen.
Serbien besaß zwei autonome Provinzen. Im Norden, die zumeist von Ungarn
bewohnte Batschka und Banat - serbisch Vojvodina und im Süden den Kosovo mit
85Prozent albanischem Bevölkerungsanteil. Das Parlament des Kosovos entschied
sich mit großer Mehrheit für den Austritt aus der Serbischen Republik, um sich
als siebtes Bundesland an Jugoslawien anzuschließen. Bevor die Ungarn ebenfalls
ihren Austritt erklärten, entzog das Belgrader Parlament im März 1989 beiden
autonomen Provinzen den Autonomiestatus und löste die Provinzparlamente auf, um
die serbische Herrschaft aufrechtzuerhalten. Während die Ungarn, ohne
Unterstützung vom Mutterland, im Batschka-Banat die serbische Gewalt
schluckten, traten die Albaner in einen Generalstreik. Jetzt forderten sie die
völlige Unabhängigkeit von Belgrad. Belgrad konnte die Proteste nur mit Militärgewalt
unterdrücken und stationierte Bereitschaftspolizei in der Provinz.
Die Einverleibung und Zurechtweisung nicht serbischer Provinzen brachte der
Belgrader Führung große Popularität in Serbien ein. Bei den Wahlen im Jahre
1991 konnten die zu Sozialisten gewandelten Kommunisten auch die Opposition
zulassen. Die Sozialisten bekamen in Serbien die überwiegende Mehrzahl der
Stimmen. Die anderen Unionsrepubliken wurden von den Ereignissen im Kosovo und
vom immer stärker zu Tage tretenden Hegemonialanspruch Serbiens brüskiert und
stimmten für die Opposition. Bald verlangten Volksentscheide in Slowenien,
Kroatien und Makedonien den Austritt aus der Jugoslawischen Föderation. Als
erster trat Slowenien im Juni 1991 aus. Darauf rollten Panzer der noch bestehenden
Bundesarmee gegen das abtrünnige Mitglied. Einige Panzer wurden von den
Slowenen an der Grenze abgeschossen, woraufhin der Krieg nach zwei Tagen
eingestellt wurde. Einige Wochen später erklärte Kroatien und etwas später
Mazedonien den Austritt aus der Föderation. Serbien ließ Mazedonien ziehen.
Doch nun legte das unbeteiligte Griechenland Veto in internationalen Foren ein,
da der griechische Staat eine mazedonische Provinz habe und Athen befürchtete,
Konflikte mit dem neuen mazedonischen Staat zu bekommen. Die neue Regierung
Makedoniens arrangierte sich aber mit den Griechen.
Im Osten Kroatiens lebte eine über eine halbe Million starke serbische
Minderheit, welche sich an Serbien anschließen wollte. Belgrad unterstützte und
bewaffnete seine Landsleute und schickte seine Armee zur Hilfe. Das neu
entstandene Kroatien musste zuerst seine eigene Armee organisieren. So
schnitten die Serben das südliche Dalmatien ab und eroberten Ostslawonien, wo
sie die dort ansässigen kroatischen und ungarischen Mitbewohner vertrieben
hatten. Die kroatische Armee brauchte zwei Jahre, um sich zu formieren, dann
verjagte sie durch eine Offensive die Serben aus Kroatien.
In Bosnien- Herzegowina bestimmt die Konfession die Nationalität. Der
35-40-prozentige orthodoxe Bevölkerungsteil im Osten und Nordwesten sind
Serben. Die 15-20Prozent Katholiken im Südwesten sind Kroaten. Die Muslime oder
Bosniaken wohnen in der Landesmitte. Hier gibt es aber noch zerstreute
Siedlungen von Serben wie Kroaten. Die Serben hätten sich gerne an Serbien und
die Kroaten an ihr Mutterland Kroatien angeschlossen. Die Moslems wollten einen
eigenen Staat. Monate lang stritten die Volksgruppen im Bosnischen Parlament.
Ihr Verhältnis zueinander wurde immer angespannter. Da jede Seite von der
Teilung mehr forderte als es gerecht währen, führten die Verhandlungen zu
keinem Resultat. Die Paten Jugoslawiens und die Kriegsgewinner beider
Weltkriege verboten aber, jegliche Änderung an den von ihnen gezogenen Grenzen
vorzunehmen. Warum wollten die Serben in Serbien, die Kroaten in Kroatien leben89 89Morgen schon könnten die Mexikaner in
Kalifornien den Anschluss an Mexiko fordern oder die Schotten einen eigenen
Staat. Sie übten Druck
auf die Mutterländer aus, dass diese ihre Landsleute ja nicht in ihre
Volksgemeinschaft einzugliedern wagen!
Ungeachtet den Drohungen proklamierten die bosnischen Serben im März 1992
den eigenen Teilstaat in Bosnien, gleichzeitig ihren Entschluss, sich an ihr
Mutterland anzuschließen. Anfangs brannten einige Nachbarhäuser, wenn der
Nachbar die falsche Religion beziehungsweise Nationalität hatte. Dann begannen
die Serben die Muslime zu vertreiben. Wer mit dem Wegzug zögerte, wurde in ein
Lager gesteckt. Die Moslems bekamen Unterstützung von der UN und den Ölstaaten,
mit der sie der serbischen Übermacht einigermaßen trotzen konnten. Die UN
verlangte, die Einstellung der Feindseligkeiten und Rückkehr zum Status quo der
Vorkriegszeit; unabhängig davon, ob es den Betroffenen passte oder nicht.
Maßnahmen gegen Serbien in der UN scheiterten im Sicherheitsrat an Chinas und
Russlands Veto. Zuletzt zerbombten Nato-Bomber die Artilleriestellungen der
Serben, um die Stellungen der Muslime und zwangen die Beteiligten in einem
Staat zu leben, in dem keiner von ihnen leben wollte.
Im Kosovo wiederholten sich die Ereignisse von Bosnien. Hier wollten sich
die mindestens 85Prozent albanische Mehrheit von der serbischen Minderheit
nicht unterdrücken lassen. Gegen die Praktiken der serbischen
Bereitschaftspolizei mehrten sich die Aktionen der UCK.90 90UÇK-Uşhtria
çlirimtare e Kosovës - Befreiungsarmee des Kosovo. Zur Verstärkung der Bereitschaftspolizei
erschienen 1998 serbische Armeeeinheiten, welche daran gingen, die albanischen
Städte nach und nach zu zerstören und die Bevölkerung nach Albanien oder in die
Nachbarstaaten zu vertreiben. Die Nato stellte ein Ultimatum an Serbien, dem
Gräuel ein Ende zu bereiten und UN-Ordnungskräfte im Kosovo zu lassen. Als die
Frist ablief, begann die Nato im Frühsommer 1999 einen Bombenkrieg gegen
Serbien. Serbiens Regierung trotzte lange den Bombardements, da sie auf
russische Hilfe hoffte. Der große Bruder war aber nicht mehr in der Lage, der
Nato die Stirn zu bieten. Außerdem hatte der Zar schon einmal mit einem
Serbien-Abenteuer Russland zugrunde gerichtet. Dies führte zur Bolschewisierung
Russlands und schließlich zum heutigen Verfall und der Misere des russischen
Reiches. Die Nato erwog, Bodentruppen in den Kosovo zu entsenden. Dann, nach 79
Tagen, lenkte die serbische Führung ein und zog ihre Armee aus dem Kosovo ab.
Sie musste der UN-Kontrolle über die Provinz zustimmen. Um das Gesicht zu
wahren, besetzte das russische UN-Kontingent vorzeitig Pristina, die Hauptstadt
des Kosovo; unter dem Jubel der serbischen Bevölkerung, aber unter Protestrufen
der Albaner.
Wer ist hier im Recht? Die Serben, welche einen Moslemstaat auf
europäischem Boden fürchteten? Für Serbien und Europa ist es unabsehbar, zu
welchen Verwicklungen ein Moslemstaat auf dem Balkan in der Zukunft führt;91 91Für einen Eroberer aus der Levante führt
der Weg nach Europa über den Balkan. Logischerweise muss ein Vorstoß hier
aufgefangen werden. Ein Staatenbund, welcher alle orthodoxen Balkanländer:
Serbien, Montenegro, Bulgarien, Makedonien, Griechenland und die
Walachei-Moldau einigen würde, könnte hier, mit genügender Unterstützung von
dem übrigen Europa, für Abwehr sorgen. Die zweite Stufe dieser Südostfront
bilden die Südkarpaten und das Dinarische Gebirge. Die Völker Siebenbürgens,
Ungarns, Kroatiens und der Slowakei schützten diese Grenze über zehn
Jahrhunderte lang, in der gleichen kulturellen, religiösen Staatengemeinschaft
bis die Sieger der Weltkriege diese Völker unüberlegt gegeneinander hetzten. oder die Albaner und Bosniaken, welche
weder Kultur noch Religion mit den Südslawen gemeinsam hatten und die slawische
Hegemonie als Unterdrückung empfanden. Über die Jahrtausendwende hinaus glüht
der Balkankonflikt unter den Nato- und UN-Friedenmachern weiter, solange die
Friedensstifter keine klaren Grenzziehungen nach ethnischen Aspekten
bewilligen!
Als Nachspiel erklärten die Globalisatoren den serbischen Präsidenten und
einige serbische und kroatische Generäle zu Kriegsverbrechern und zitierten sie
vor ihr Haager Kriegsgericht. Von Tito, dessen Partisanenbanden viel
schrecklichere Völkermorde gegen Kroaten Ungarn, Deutsche begingen, verlangten
die Richter der gleichen Auftraggeber keine Rechenschaft!
Bis zum Waffenstillstandsabkommen zwischen dem Irak und dem Iran trotzte
nur der persische Gottesstaat Amerikas Nahostpolitik. Nach dem Krieg blieben
zwei bis an die Zähne bewaffnete Armeen übrig. Dank der Supermächte war der
Irak zum Ende der 80er Jahre die stärkste Militärmacht des Nahen Ostens
geworden. Im Vergleich mit Israel zählte Iraks Armee dreimal mehr Soldaten,
dreimal mehr Artillerie und angeblich viermal mehr Panzer. Man vermutete, dass
in ein oder zwei Jahren die irakische Atombombe einsatzbereit sei. „Israel sei
Amerika und Amerika sei Israel“, verkündete der amerikanische Präsident, als
ihm klar wurde, dass der Versuch den „persischen Teufel mit dem Beelzebub“
auszutreiben… danebenging.
Der Krieg gegen Persien brachte dem Irak einen riesigen Schuldenberg ein.
Allein die Vereinigten Staaten lieferten für zig Milliarden Dollar Rüstungen
und sonstige Güter. Gegenüber den Sowjets mussten die Schulden auch nicht
weniger hoch gewesen sein. Mit so hohen Schulden musste Iraks Staatshaushalt,
trotz des Ölreichtums bald zusammenbrechen. Was lag da näher, als das Geld bei
den kuwaitischen Ölscheichs zu holen. Schließlich war die Arabische Halbinsel
seit eh und je, ein kompakter Staat mit gemeinsamer Sprache und Religion
gewesen. Erst die Sieger des Ersten Weltkrieges zerschnitten Arabien nach guter
Kolonialherren-Manier und Eigennutz zu miteinander konkurrierenden Staaten.
Nicht zu Unrecht betrachten einige Nachfolgestaaten die Territorien des
Nachbarn als eigenes Staatsgebiet und streiten seit der Zerstückelung über die
Ungerechtigkeit an den von fremden Interessen gezogenen Grenzen. Aufgrund
dieser Tatsachen annektierte Saddam Hussein 1990 Kuwait und besetzte mit seiner
riesigen Kriegsmaschinerie das Emirat. Die Leibgarde des Scheichs mit ihren
vergoldeten Gewehrläufen konnte gerade noch die Herrscherfamilie ins Exil
eskortieren. Um ernsten Widerstand zu leisten, war sie nicht gerüstet. Die
Medien der Welt klagten sofort diese unerhörte Aggression an. Eine
UN-Resolution forderte die unverzügliche Räumung oder die Befreiung Kuwaits.
Die Staaten der Arabischen Liga waren geteilte Meinung über die
Befreiungsaktion. Acht Mitglieder stimmten gegen fremde Einmischung in die arabischen
Angelegenheiten und zwölf akzeptierten die Resolution. Der Irak war bereit, der
UNO Resolution nachzukommen, doch verlangte: Israel möge ebenfalls der zigsten
UNO Resolution nachkommen und die Palästinensergebiete gleichzeitig räumen oder
wenigstens Gespräche über den Abzug aufnehmen.
Die amerikanische Diplomatie überzeugte die Saudis, dass sie als Nächste
auf der Eroberungsliste Saddams ständen. Sie sollten sich beeilen, ihr Land den
Befreiern als Aufmarschpiste zur Verfügung zu stellen. Die Saudis sind
ebenfalls Geschäftsleute und verlangten als Gegenleistung die Aufrüstung ihrer
Armee, was die Amerikaner bisher verweigert hatten. Ägypten wurde mit der
Erlassung seiner 7 Milliarden Dollar Schulden in das Lager der Allianz gezogen.
Die Nato- Staaten sandten ebenfalls ihre Kontingente und Deutschland durfte
statt Soldaten 16 Milliarden Dollar beisteuern, mehr als die ganze Befreiung
kostete. Zuletzt weigerten sich die Araber Seite an Seite mit Israel in den
Krieg zu ziehen. So blieb Israel, dessen Sicherheit wegen Iraks
Kriegsmaschinerie vernichtet werden musste, den Kriegshandlungen fern. Das
Sowjetreich war gerade am zusammenstürzen so konnte Moskaus Meinung ignoriert
werden.
Der Golfkrieg dauerte nur einige Wochen. Die USAF auf Douhet’s Theorie der
Totalen Annihilisation, zerstörte mit ihrer totalen Luftüberlegenheit innerhalb
einiger Tage die irakischen Panzer und Logistik. Dabei gingen die meisten
kuwaitischen Ölquellen in Flammen auf. Die Gegner beschuldigten sich
selbstverständlich gegenseitig mit der Feuerlegung.
Nur wenige der geschlagenen Iraker konnten sich aus dem Inferno retten und ihr Kriegsgerät ging in den Schlachtfeldern verloren. Jetzt konnte Iraks Armee niemanden mehr gefährden. Iraks Regime konnte sich aber trotz allem halten. Zu Washingtons Ärger, da das UN-Mandat nur für die Befreiung Kuwaits galt, nicht aber dafür, die ganze Welt unter die New World Order zu zwingen.92 92New World Order - Neue Weltordnung.
12. NEUE WELTORDNUNG
Die Konjunktur der Nachkriegsjahre in der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts war das goldene Zeitalter des Abendlandes in Amerika wie im
westlichen Europa. Westeuropa lebte in diesem Wohlstand sehr behaglich unter
amerikanischer Schirmherrschaft. Weder die im Krieg Besiegten noch die
Befreiten Europäer sträubten sich, sich der Washingtoner Herrschaft
unterzuordnen, damit wurde auch die Sorge um die Zukunft oder der Verteidigung
über den Ozean delegiert. So weit, dass die Verteidigungsbereitschaft Europas
je mehr dem Defätismus weiche. Der Wirtschaftsboom und die Praktiken der Sieger
holten in das ohnehin schon überbevölkerte Europa Menschen aus
nichteuropäischen Kulturen und Rassen.1 1Wenige
Einwanderer können als Blutauffrischung propagiert werden. Wenn aber zu viele
kommen, sodass sie sich mit den Einheimischen nicht mehr vermischen wollen,
Minderheiten bilden und mit der Zeit die einheimische Bevölkerung überwachsen,
dann spalten sie damit das Land und zuletzt kommt es zum Bürgerkrieg. Die Einwanderer, der Großteil ihrer
Abkömmlinge, bilden ein neues Proletariat, welches sich mit minderer
Lebensqualität begnügt, als der autochthone Bevölkerungsteil. Klar, dass die
fehlende Dynamik zuletzt zur Stagnation führt, dass auf lange Sicht hier der
gleiche Identitätsverlust droht, an dem Amerika krankt.
Zuerst wurden die Städte der „Sieger” Großbritanniens und Frankreichs mit
verschieden farbigen und haarigen Leuten aufgefüllt. Nach dem Sommer 2015
werden Italien und Deutschland, bald das ganze Europa von fremden Einwanderern
überlaufen sein. Kaum ist die Überfremdung Europas vollzogen, rollt schon eine
Terrorwelle der Einwanderer an -als Vorspiel zukünftiger Bürgerkriege. Ist
heute schon Europas Zukunft so ungewiss wie die von den Vereinigten Staaten?
Heute fühlt sich kein europäischer Politologe, kein Politiker, eigentlich
Niemand berufen, das Wort für Europas Zukunft zu erheben, obwohl es schon
höchste Zeit wäre, mit der Planung einer neuen Renaissance anzufangen, noch
bevor Amerika zerfällt oder Russland auf Europas Hilfe angewiesen ist.
Mit dem Verfall der sowjetischen Bedrohung wurde Amerikas Fürsorge
beziehungsweise Vormundschaft über Europa überflüssig. Ebenso die NATO, die
sich je mehr zum Instrument der supranationalen Finanzmacht erniedrigte, um
seine Machtstellung über unseren Planeten zu erlangen. Die
Erde zu kolonisieren liegt aber weder im Interesse Europas noch in dem des
amerikanischen Volkes! Die Vereinigten Staaten werden innerhalb einiger
Generationen an ihren Rassenkonflikten auseinanderfallen. Damit die Suprematie,
die heute ihre herrschenden Kreise über die Welt haben zerfließen. Inzwischen
eignen sich die meisten Völker die Technologie des Abendlandes an. Die
Turkvölker werden das südöstliche, die Araber das südliche Europa bedrohen. Wir
können nicht ewig auf Amerikas Vormundschaft zählen. Damit müssen die Europäer
rechtzeitig rechnen!
Europa kann sich durchaus in die Zukunft hinüberretten, wenn wir unsere
Vergangenheit neu werten! Die gegenseitigen Ressentiments ablegen und uns zu
gleichberechtigten Nationen vereinigen. Wir müssen uns darüber klar werden,
dass unsere eigenen Streitereien machten unseren Kontinent zum Mündel zweier
raumfremder Mächte. Folglich waren nicht nur die Völker, die bedingungslos
kapitulieren mussten die alleinigen Schuldigen an Europas Niedergang! Wir sind
alle Verlierer beider Weltkriege!
Auch wenn Europas heutige Situation nur wenigen missfällt, die Quittung
kommt bestimmt, wenn wir nicht eine souveräne europäische Außenpolitik
beginnen, unsere Finanzmisere nicht ordnen die amerikanische Vormundschaft
nicht entledigen! Vor allem aber, um für Gesamteuropas eigene Verteidigung und
Sicherheit sorgen, können wir uns auch nicht in die Zukunft überretten!2 2Seit der Jahrtausendwende gelang es der
internationalen Hochfinanz, in den meisten Landesgesetzgebungen, in den meisten
nationalen Regierungen, in der Brüsseler Europaparlament die eigenen Leute zu
platzieren. Die Europäische Zentralbank wurde zu Europas Kolonialisierung
gegründet. Wie die FED, die die Vereinigten Staaten von Amerika schon
kolonialisierte. Diese Krebsgeschwüre sind Staate im Staate. Sie sind laut
ihrer Statuten „Unabhängig!“ sie dürfen von den Regierungen weder Rat noch
Anweisungen annehmen! Wer regiert dann diese globalen Wucherungen? Wer gibt
ihnen Rat und Anweisungen? So, lange sie nicht unter Kontrolle der Regierungen
stehen, regieren sie uns!
Europas ehemalige Großmächte müssen sich ebenfalls klar darüber werden,
dass ihre zeitbedingte Suprematie innerhalb der europäischen Völkerfamilie der
Zeit zum Opfer fiel. Die Wiederherstellung ihres alten Ruhmes würde an der
Geschichte scheitern. Die Gloire de la nation.3 3Gloire de la nation - Ruhm der Nation fiel bei Waterloo, Britannien wurde von
seinen amerikanischen Verbündeten verdrängt. Deutschland wird gerade von der
Zeit überrollt, wie es zuvor seinen ehemaligen Gegner überrollt hatte. Das
heutige Deutschland könnte nicht mehr fast gegen die ganze übrige Welt Krieg
führen, wozu es in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts noch fähig war.
Doch die Meinungsmache-Anstalten der geheimen Weltregierung schrecken Europas
Völker immer noch mit dem deutschen Popanz.
Mit der Rückkehr der Völker des östlichen Mitteleuropas ins geistige,
ökonomische, politische Europa, wurde der Subkontinent wieder komplett. Damit
überholt die Geschichte den Status quo der Nachkriegszeit. Die
Wiedervereinigung findet in beiden Teilen des wiedervereinten Europas gleich
viele Gegner wie Befürworter. Diese Nationen sind aber die östlichen Bastionen
Europas und auf einen starken, wehrfähigen Ostwall, kann das Zentrum ebenso
wenig verzichten, wie die Völker des östlichen Mitteleuropas auf die
Unterstützung der europäischen Völkerfamilie, wenn der Feind mal wieder vor dem
Ostwall stünde. Wenn aber diese Völker allein gelassen werden, können sie ihre
Berufung als Europas Schutzwall nicht erfüllen. Dann steht der Feind wie
kürzlich die Rote Armee, wieder an der Elbe, wenn nicht am Rhein! Das würde
Rest-Europa den langsamen Tod bringen!
Kurz vor dem Zusammenbruch des Sowjet-Reiches sprach Gorbatschow vom
gemeinsamen Haus Europa. Den Niedergang des Bolschewismus wertet das russische
Volk wie den mit dem Abendland zusammen errungenen Sieg über das Böse. Jetzt
gehören wir auch zu Europa, dachten die Russen. Schließlich halten sie sich für
die östlichsten Verteidiger Europas. Doch im Laufe seiner Geschichte war
Russland stets zu weit, zu groß und zu mächtig, um sich an das Abendland
anzupassen. Europa musste noch bis vor kurzem die rassengleichen Russen ebenso
sehr fürchten wie eine andere fremdrassige, eurasische Steppen-Macht.
Während Jelzins liberaler Umwälzungs-Anarchie sah es so aus, als ob sich
Russland kaum noch einmal mit den Vereinigten Staaten messen könnte. Putin4 4Putin
Wladimir Wladimirowitsch. 1952-. Russischer Politiker, Jurist, KGB Mann in
Berlin. Durch einen vermutlichen Lapsus übergab ihm Jelzin am 31.12.1999 die
Präsidentschaft. Entgegen der Erwartungen der russischen Oligarchie wurde er
Herr über die Anarchie und wurde mehrmals zum Präsidenten oder
Ministerpräsidenten gewählt. schaffte aber Ordnung! Etablierte ein halb liberales, halb nationales
Regime in Russland. Die vermutlich nächstfolgende Weltordnung nach fehlschlagen
der Globalismus.
Europa darf das heute noch intakte Russland nicht ignorieren, doch ein so
weit gedehntes Reich wird von mehreren Richtungen bedroht, am wenigsten aber
von Europa. Das haben auch die Russen konstatiert. Sie versuchen ein gutes
Verhältnis zum Westen aufzubauen. Zogen vom Baltikum und dem östlichen
Mitteleuropa ab, akzeptierten die Unabhängigkeit der Ukraine. Damit sollten wir
uns begnügen. Washington möge nicht versuchen, Europa gegen Russland zu
stimmen.
Gegenwärtig kann man Russlands politischer Führung nicht übelnehmen, dass
sie trotz aller Schwierigkeiten ihre ehemalige Größe zurückbekommen will und
Russland möglichst restaurieren versucht. Es ist die Pflicht jeder Regierung,
sich um das Wohl seiner Nation zu sorgen. Gleichzeitig bemüht sich Russland in
seiner heutigen Geschichtlichen Situation um Partnerschaft zu anderen
Machtzentren. Diese Tatsache sollte die Weltpolitik berücksichtigen; vor allem
die Supermacht Amerika. Immer noch alleinige Supermacht? Und Europa darf ihren
Beistand nicht verweigern, wenn Russland einmal Hilfe benötigt.
Es ist zu hoffen, dass Russland wie Europa sich auf die Vorteile besinnen,
welche einen Konsens für beide Seiten bedeuten: für Russland die Unterstützung
des Abendlandes und für Europa fällt die Bedrohung vom Osten so lange weg, bis
sich die ostslawischen Völker in der Eurasischen Steppe behaupten können.
Da, wo China aus der Ruine des Marxismus die politische Diktatur beibehielt
und nur die Wirtschaft liberalisierte, wurde in Russland auf einen Schlag alles
umgekrempelt. Jeder Bürger erhielt seinen Anteil am Staatseigentum in
Staatsaktien im Wert von 20.000 Rubel. Erneut bewies sich die Irrlehre des
Marxismus über gerechte Vermögensverteilung. Die meisten verkauften ihre
Anteile unter ihrem Wert an die Cleveren. Die Cleveren waren Marx beste Jünger,
die Mitglieder der Nomenklatur5 oder ihre Kinder, welche sich zu Kapitalisten
entwickelt hatten. 5Nomenklatur
- Namensverzeichnis. Schon zu Lenins Zeiten wurde eine Liste mit den Namen der
Esoteriker erstellt, die Anrecht auf eine Datscha (Villa), Auto, Behandlung in
Elitespitälern und andere Privilegien hatten. Es dauerte nicht einmal ein Jahr; innerhalb einiger
Monate war das riesige Russland in den Händen einiger weniger Finanzoligarchen
gefallen. Die Mitglieder der Nomenklatur, die bisherigen Verwalter des Staates,
privatisierten den Staat und nahmen ihn in eigenen Besitz. Die fällige Neuwahl
Jelzins zum Präsidenten der Russischen Föderation finanzierten dann die
neureichen Oligarchen. Umso leichter, da sie sich selbstverständlich vorab der
Meinungsmacheanstalten bemächtigten.
Die Liberalisierung der Wirtschaft musste eigentlich den Wohlstand bringen.
Anscheinend brauchten die Russen aber Zeit, um sich in der Welt der freien
Marktwirtschaft zurechtzufinden, ihre Technik und Wirtschaft auf dem Weltmarkt
konkurrenzfähig zu machen. Das Grundübel der Misere liegt bei der
Unersättlichkeit der neureichen Wirtschaftsbosse, sie praktizieren den
wildesten Kapitalismus, statt der freien sozialen Marktwirtschaft. Das in
Russland erworbene Kapital investieren sie, anstatt im eigenen Land, in
lukrativere Geldgeschäfte in den internationalen Geldmarkt. Sie waren schließlich
Internationalisten bis sie sich zu Kosmopoliten wandelten. Im Prinzip blieben
sie das was sie vorher waren. Heimat und Vaterland sind Fremdwörter für sie.
Russlands frei gewählte Parlamentarier, denen die Abkehr vom Kommunismus
wie der Abzug der Roten Armee aus Europa zu verdanken ist, rebellierten im
Spätsommer 1993 gegen die Missstände, die Korruption, gegen die Machenschaften
der ehemaligen Parteibonzen die Russlands Vermögen immer impertinenter in
eigenen Besitz hamsterten. Die neue Finanzoligarchie ließ von Jelzin die Duma6 6Duma – Das russische Parlament. auflösen, daraufhin verschanzten sich
die Deputierten im Weißen Haus. Inzwischen etablierte sich aber die
Nachkommenschaft der Nomenklatur in der Hintergrundmacht. Sie fanden den
richtigen Kommandanten, welcher mit seiner Einheit das Parlament erstürmte und
die gewählten Deputierten vertreiben ließ. Die Weltmedien werteten die
Ereignisse als erneuten Versuch der Kommunisten den Bolschewismus zu
restaurieren. Wahr ist nur: die Neokommunisten waren ebenfalls im Weißen Haus,
in der Mehrheit opponierten aber die Nationalen, die Nationalen Kräfte, in der
der kosmopolitische supraliberale Globalismus seinen wahren Widersacher findet.
In Russland, in Amerika wie in der übrigen Welt!
Das kleine Moslemvolk der Tschetschenen erklärte mit dem Zerfall der
Sowjetunion seine Unabhängigkeit. Aber Tschetschenien war der Russischen
Föderation einverleibt. Um richtig frei zu werden, mussten sie sich vollständig
von Moskau lösen. Für den Durchschnittsrussen war der Zerfall des Sowjetreiches
schwer genug zu verkraften, wenn aber Tschetschenien Schule macht und alle
Föderationsgebiete austreten, schrumpft Russland auf ein zigfaches zusammen.
Ende 1994 besetzten russische Truppen Tschetschenien und die tschetschenische Hauptstadt
Grosny. Die Tschetschenen kannten die Taktik der Russen in und auswendig. Sie
waren seinerzeit alle zu Sowjetsoldaten ausgebildet worden. Viele dienten im
Afghanistankrieg, falls sie nicht zu ihren afghanischen Glaubensbrüdern
übergelaufen waren. Nach anderthalb Jahren Kampf befreiten sie ihre zu einem
Trümmerhaufen zerschossene Hauptstadt Grosny und Russland musste mit den
Tschetschenen Waffenstillstand schließen.
Drei Jahre nach dem errungenen Sieg über die Russen gingen Tschetscheniens
Mudjahedin7 7Mudjahedin-Glaubenskämpfer des Islams daran, die Schwesterrepublik Dagestan dem
russischen Bären zu entreißen. Um ihrer Sache Nachdruck zu verleihen, sprengte
ein tschetschenisches Kommando im fernen Moskau drei Hochhäuser samt seiner
Bewohner in die Luft. Mit dieser Dummheit drängten sie die russische Regierung
in die Ecke. Um die Gemüter zu beruhigen, musste der Kreml unter allgemeinem
Jubel in Russland die Armee gegen Tschetschenien erneut in Marsch setzen.
Im Süden des ehemaligen Sowjet-Reiches leben mehrere Turkvölker mit enormen
Bevölkerungswachstum. In Russland dagegen nahm letztes Jahr die Zahl der
Einwohner um 900.000 Seelen ab. Wenn diese Entwicklung anhält, gibt es in 50
Jahren nur noch 80, statt den heutigen 140 Millionen Russen, dafür umso mehr
Moslems. Zweifellos liegt die Gefahr für Russland in ihrem Nahen Osten.
Russlands fernöstliche Regionen werden von China bedroht. Das freie
prosperierende liberale chinesische Wirtschaftssystem, gleich welches
politische System sich auch in China durchsetzt, wird in Kürze diese mächtige
Nation zur Großmacht erheben. Es ist anzunehmen, dass sie bald auf das fast
unbewohnte, aber in Naturschätzen reiche Sibirien Anspruch erheben werden.
Nach amerikanischen Sachverständigern wird China im zweiten Jahrzehnt des
neuen Jahrtausends die Wirtschaftsleistung der Vereinigten Staaten erreichen.
Diese Prophezeiung scheint verfrüht zu sein. Wahrscheinlicher ist eher, eine
Konfrontation zwischen China und den Vereinigten Staaten. Die Frage ist noch
offen, ob es der Hintergrundmacht in Washington gelingt, Japan, Indonesien, die
Philippinen und sogar Russland in die Schlachten-Reihe gegen China zu stellen.
Wie es ihnen seinerzeit gelang, Europas Völker gegeneinander beziehungsweise
gegen den Deutschen Konkurrenten aufzuwiegeln.
Die meisten Islamländer lebten noch Anfang des 20. Jahrhunderts im
Mittelalter. Mittelalter darf keinesfalls abwertend verstanden werden. Der
Begriff soll nur auf die Unterschiede zweier Gesellschaftssysteme hinweisen,
auf Zeitgeist, Kultur, Sitten, Rechte und Pflichten der Zeitgenossen in Arabien
und im Abendland.8 8Der
Europäer ist zuerst Deutscher oder Spanier, erst danach katholisch oder
evangelisch, liberal oder national etc. Der Araber ist zuerst Schiit oder
Sunnit, dann Moslem erst nachher Iraker oder Ägypter. Die gestern noch armen Teufel in Arabien fanden
Öl unter ihrem Wüstenboden und wurden superreich, damit zu Konkurrenten der
supranationalen Finanzoligarchien. Solange in Arabien keine Einigkeit herrscht
behandeln sie die einzelnen Scheichs als die Ihresgleichen. Erst wenn ein
charismatischer Führer auftaucht, der die Araber einigen könnte, machen es sich
die Drahtzieher der amerikanischen Politik zur Pflicht, den jeweiligen
Präsidenten der Vereinigten Staaten, diesen ihrer Ansicht nach Schurken das
Handwerk zu legen.
Die Renaissance des Islams blieb nicht auf Persien beschränkt. In den
islamischen Ländern wollen viele die Säkularisierung des Lebens nicht
akzeptieren, die der plötzliche Reichtum mit sich brachte. So fand Persiens
Ajatollah immer mehr Anhänger, die die Rückkehr zu den alten islamischen Werten
bejahte. In Algerien siegten bei den Wahlen von 1991 die Fundamentalisten.
Darauf annullierten die herrschenden Sozialisten die Wahlergebnisse. Seit
dieser Zeit tobt ein Untergrundkrieg in Algerien.
Nach Abzug der Sowjets aus Afghanistan setzte sich die Partei der Taliban9 im Lande durch. 9Taliban
- Talib - Student, waren vorher nur die Koranschüler. In der neuen Zeit
versteht man in Arabien alle Studenten unter diesem Begriff. Der harte Kern der
Taliban kam vermutlich aus den afghanisch- pakistanischen Koranschulen. Die Taliban übertrafen noch die Perser in
ihrer Frömmigkeit. Nachdem sie mit dem gottlosen Kommunismus fertig geworden
sind, nahmen sie den Kampf gegen die Freilebigkeit und Unsitten des Westens
auf. Schon droht der ganzen Welt des Islams von der eurasischen Steppe bis zur
westafrikanischen Küste die Talibanisierung.
Wenn zwei einander fremde Kulturen im Kampf stehen, nehmen sie weniger
Rücksicht aufeinander als auf die Kontrahenten, die die gleichen Werte teilen.
In Palästina stießen eben zwei solche Gegner aufeinander. Nicht alle Juden sind
für ein rein jüdisches Groß-Israel und nicht alle Palästinenser wollen die
Zionisten ins Meer jagen. Es gibt aber genug Scharfmacher auf beiden Seiten,
die den Frieden vereiteln. Auf Dauer aber muss jeder Staat in der Region, in
der er existieren will, konstruktiv politischen, wirtschaftlichen, aber auch
religiös moralischen Konsens zu den Nachbarstaaten suchen, um von den Nachbarn
nicht behelligt zu werden. Sonst geht er früher oder später unter! Sogar ein
eventuelles Groß-Israel, das immer noch zu den Kleinstaaten zählen würde.
Auf Druck der Welt musste Israel den Palästinensern 1994 die Teilautonomie
im Gazastreifen und 1995 im Westjordanland zugestehen und damit einen
arabischen Verwaltungsapparat zulassen. Natürlich arbeitet diese Verwaltung auf
einen souveränen Palästinenserstaat hin. Genau das will Israels Regierung
möglichst verhindern. Die israelische Armee terrorisiert die Palästinenser und
ihre Autonomiebehörde. Die Palästinenser tragen ihrerseits den Terror des armen
Mannes, die Höllenmaschinen in die Städte Israels, zuletzt bis Amerika, da
Amerika Israels Gewalttaten deckt.
Die Meinungsindustrie philosophiert nicht viel darüber wie viel
Demütigungen ein Mensch ertragen kann, bis er bereit ist, mit einem Sprengsatz
sich selbst und gleichzeitig einige seiner Feinde zu töten. Möglicherweise aus
vertriebenen Palästinensern oder ihren Nachfahren rekrutierten Kommandos flogen
am 11. September 2001 mit gekaperten Linienflugzeugen, in die über
hundertstöckigen Zwillingstürme des World Trade Center in New York hinein. Das
durch das explodierte Kerosin der hineingestürzten Flugzeuge entstandene Feuer
schmolz das Eisengerippe der Konstruktion. Nach zwei Stunden stürzten beide
Wolkenkratzer nacheinander zusammen. In diesen Symbolen des Kapitalismus
arbeiteten 50.000 Menschen, insgesamt verkehrten aber in ihnen täglich mehr als
doppelt so viele. Zum Glück konnte der Großteil der Anwesenden die Türme
verlassen. Für 2.800 Personen gelang die Flucht nicht mehr. Sie wurden von den
herabstürzenden Ruinen begraben. Ein anderes Flugzeug steuerten die Attentäter
in einen Flügel des Pentagon10 10Pentagon
- Aufgrund seines fünfeckigen Grundrisses, Oberbegriff für das
Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten. hinein, wo es seltsamerweise nur einige Opfer
gab. Noch ein viertes Passagierflugzeug wurde entführt und war vermutlich
Richtung Weißes Haus unterwegs. Es stürzte aber noch vor Erreichen seines Zieles
ab.11 11Einige Meinungen zweifeln an der Planung
und Ausführung der Terroranschläge. Unter anderem werde die gleiche Clique
verdächtigt, die seinerzeit Interesse daran hatte, Pearl Harbour nicht
rechtzeitig zu benachrichtigen.
Der Staub der zerstörten Hochhäuser hatte sich noch nicht ganz gelegt, als
exponierte Personen des öffentlichen Lebens mit Milzbranderregern12 verseuchte Briefe erhielten. 12Bazillus
Anthracis In den
Lüftungsschächten des Capitols13 13Capitol
- Das Parlament der Vereinigten Staaten wurden die Anthraxsporen just auf die Zeit
terminiert, in der der Senat sich über die Zulassung des Antiterror -Bills
beriet.14 14Antiterror Bill - Antiterror-Gesetze,
wurden unter Druck der Ereignisse vom 11. September vom Senat angenommen. Sie
hoben einige bürgerliche Grundrechte auf, die das amerikanische Volk unter
normalen Umständen nicht akzeptiert hätte. Wer hinter dieser neuen Attentatsserie steckte,
darüber rätselt die Welt immer noch. Konnte die Al Khaida15 15Al Khaida -
Untergrundorganisation gegen fremde Einflüsse in islamischen Ländern.
Berüchtigt wegen ihrer Anschläge gegen amerikanische Einrichtungen. die Erreger aus irgendeinem Militärlager
einer früheren Sowjetrepublik beschafft haben? Die Materialstruktur des Stoffes
wies auf amerikanische Armeelaboratorien hin! Plötzlich wurde ein US-Forscher
verhaftet. Seitdem schweigen die Medien.
Dieses neue Pearl Harbour kam den Weltneuordnern gerade recht, da es den
Großteil der Amerikaner in die Phalanx gegen die Terrorkommandos stellte und
den nötigen Hass auf alles Muslimische entfachte. Im Prinzip bot sich die
Gelegenheit, mit der arabischen Konkurrenz abzurechnen. Washington bezichtigte
hinter dem Anschlag die Organisation Al Khaida beziehungsweise ihren Führer
Usama Bin Laden,16 16Usama Bin Laden 1957-2011 Reicher
Architekt und Geschäftmann aus Saudi-Arabien. Gab seine Karriere auf und
kämpfte zuerst gegen die Sowjets in Afghanistan, dann wandte er sich gegen
Amerika. Merkwürdig, dass ihn die Weltpolizei so lange nicht schnappen konnte.
Die Amerikaner spürten ihn in Pakistan auf, liquidierten ihn und streuten seine
Asche ins Meer. Um den Mann kreisen so viele Gerüchte, dass seine bloße
Existenz in Frage gestellt werden kann. der sich angeblich in Afghanistan aufhielt.
Washington sandte den Taliban in Afghanistan ein Ultimatum, Bin Laden
auszuliefern. Als die Frist abgelaufen war, wurde das von den Sowjets und
anschließend vom Bürgerkrieg zugerichtetes, bitterarmes Land zusätzlich
zerbombt. Afghanische Talibangegner und internationale Truppen vertrieben dann
gemeinsam die Talibans. Der Casus Belli Bin Laden blieb aber verschwunden.
Afghanen, denen die Strenge der Fundamentalisten nicht lag, begrüßten die
Umwälzung und ließen ihre von den Taliban befohlenen Bärte abrasieren. Einige
Widerstandsgruppen liefern aber den Gjauren17 17Gjaure - Ungläubiger - alle
nicht Muslime. immer noch
Gefechte. Ob der Weltpolizist denen beikommt, wird die Geschichte beantworten.
Im Golfkrieg konnte das irakische Regime nicht gestürzt werden, so
verhängte Washington gegen seinen ehemaligen Mann Saddam Hussein das Embargo.
Da die Ölquellen doch nicht alle in Flammen gebombt werden konnten, fanden die
Iraker stets Käufer für ihr Öl. Allein die Kranken litten unter dem Embargo, da
es auch den Export von Medikamenten verbot. Für einen Krieg findet man stets
irgendein Argument. Mit gefälschten Dokumenten spannte Washington die Uno- und
die Nato- Partner für einen neuen Krieg gegen den Irak ein. Zu Kriegsbeginn
hielt ein furchtbarer Sandsturm die Panzer der Angelsachsen für einige Tage
auf, doch ihre Luftüberlegenheit ruinierte den aus dem Golfkrieg
übriggebliebenen Rest der Irakischen Armee. Die Tanks konnten sich bald aus der
Wüste herauswinden und in Bagdad zum Niederreißen der überdimensionalen Saddam-
Statuen schreiten. Während der „Befreiung“ achtete niemand auf die Museen oder
andere nationale Schätze, sodass die mehreren tausendjährigen Requisiten aus
der ruhmreichen Vergangenheit einfach verschwunden waren. Waren vielleicht die
Enkel der Herrschaften vor Ort, die seinerzeit die Goldreserven der Deutschen
Nationalbank mit amerikanischen Armeelastern abtransportierten und verschwinden
ließen?
In Libyen, Irak und Syrien waren Regime am Ruder, um Persien, Nordkorea,
Indonesien, China nicht zu erwähnen, welche sich in die Neue Weltordnung
einfach nicht einfügen wollten. Sollen alle diese Völker in die Neue
Weltordnung hineingebombt werden? Wenn in diesen zurechtgewiesenen Ländern die
Regierenden die Gesellschaft nicht mehr unter ihrer Gewalt halten können und
viele neue Afghanistans, Algeriens oder Palästinas entstehen, ist die Anarchie
da! Die Anarchie, der die Welt ohnehin schon entgegenstrebt!18 18Die
Unersättlichkeit des Turbokapitalismus ist gerade dabei, die Grundlagen der
eigenen Existenz, die Grundlagen des funktionsfähigen Staates, die Stabilität
der freien Marktwirtschaft und der Demokratie selbst zu zerstören. Je ausgedehnter die Ruinen der zerstörten
Heimstätten, umso zahlreicher die Schlupflöcher und Argumente der Guerilleros.
Die Zahl der potenziellen Terroristen und ihrer Sympathisanten steigt wiederum
mit der Zahl des vergewaltigten Rechts und der zerbombten Städte. Um den Terror
der Habenichtse zuvorzukommen, sollte der Staatsterror der Mächtigen nicht eher
aufhören?
Die Hintergrundmacht in Washington will nicht wahrhaben, was für ein
Dschinn schon mit der Vertreibung den Schah von Persien aus dem persischen
Lämpchen gelassen wurde. Spannt die Saite weiter mit der Aggression gegen die
Islamländer, dann mit dem „arabischen Frühling.” Zuletzt mit dem
Zugrunderichten des letzten, eher weltlichen Bath Regimes in Syrien. Zum Glück
gelang der „türkische Sommer“ nicht, sonst stände vielleicht auch schon die
Türkei im Bürgerkrieg.
Inzwischen ist der Export der Demokratie nach Arabien fehlgeschlagen. Mit
Khomeini, Saddam, Gaddafi auch wenn sie nicht Superdemokraten waren, hatte man
mit ein bisschen wohlwollen reden können. Umso mehr, da sie auch gegenseitige
Konkurrenten waren. Der zuletzt inszenierte Arabische Frühling brachte in
Arabien radikale Anarchien auf den Plan, die kaum zu bremsen sind.19 19Der
Islamischer Staat übertrifft im radikalen Islamismus allem bisherigen
Fundamentalismus. Damit
wurde Arabien vom Export der Demokratie wachgerüttelt und wenn Arabien von den
Befreiungsschock zu sich kommt, sie sich ausdehnen will, liegt Europa am
nächsten. Umso mehr, als die fünfte Kolonne des Islams sich schon in unseren
Städten breit gemacht hatte! Radikalisierte jugendliche Moslems in zweiter,
dritter Generation, in Europa geboren mit europäischer Staatsbürgerschaft
ermorden in immer kürzeren Abständen dutzendweise Bürger, stürzen uns in eine
Anarchie und machen unsere Städte unsicher.
In den beiden Weltkriegen stritten zwei abendländische Völker, Von den
Zinsenkolonisatoren beherrschten Angelsachsen und Deutsche um die
Vorherrschaft. Den übrigen Völkern des Abendlandes, gleich auf welche Seite sie
die Geschichte zwang, war das liberale, zeitkonforme Regime der Angelsachsen
lieber als die straffe politische Ordnung der Achsenmächte oder die totale
Diktatur der Bolschewiken. Nach dem Sieg der Alliierten wurde Europa, wie die
gerade etablierte amerikanische Hegemonie von Sowjetrussland bedroht.
Angesichts dieser Bedrohung entschieden sich selbst die Deutschen für das
kleinere Übel und ordneten sich freiwillig den Angelsachsen unter. Damit war
der innere Friede des abendländischen Machtblocks gesichert. In Arabien stehen
aber zwei fremde Kulturen einander gegenüber! Zweifellos kann die
Kriegsmaschinerie der Angelsachsen die regulären arabischen Armeen zerschlagen.
Arabien zum Frieden zu bewegen, wie seinerzeit die Gegner nach dem zweiten
Weltkrieg, ist dagegen aussichtslos! Die Finanzdynastien in Washington mögen
die Lage in Algerien betrachten, wo die Obrigkeit der Guerillas seit Jahren
nicht beikommt oder Palästina, auch hier kann die bis an die Zähne bewaffnete
Besatzungsmacht die permanenten Bombenattentate der Palästinenser nicht
unterbinden. Zuletzt aber braucht man, um Kriege zu führen, nur eins: Geld; und
Geld haben die Araber! Die Angelsachsen sollen schleunigst ihre Aggressionen
gegen Arabien einstellen. Wenn sie erst in einigen Jahren mit blutigen Köpfen
aus Arabien abziehen müssen wie kürzlich die Rote Armee aus Afghanistan, werden
die Folgen für Europa verheerend ausfallen, noch mehr für Russland oder Israel,
wo der muslimische Bevölkerungsanteil tagtäglich zunimmt! Nach einem solchen
Desaster verweigert womöglich noch der amerikanische Präsident den Gehorsam,
nimmt die Ruder selbst in die Hand und lässt die Hintermänner der Bankerkaste
aus Washington werfen!
Gleich wie streng die Atommächte ihr Atomgeheimnis auch hüten, heute könnte
jedes physikalische Institut von jeder Hochschule der Welt den Zusammenbau
einer Atombombe bewerkstelligen. Wie kann aber die Weltpolizist verhindern,
dass ein Physiker vom Schlage eines Bin Ladens eine Atombombe bastelt und sie
in New York hochgehen lässt? Wenn islamische Kommandos den Bombenterror der
Liberatoren20 20Liberator - Befreier hießen die
amerikanischen Bomberflugzeuge des Zweiten Weltkrieges, welchen Europa in
Schutt und Asche legten. Für das amerikanische Volk wird heute ebenfalls als
Befreiung dargestellt, wenn sie irgendein Land okkupieren. über ihren Städten mit einer schmutzigen
Bombe heimzahlen. Dallas, London oder andere Großstädte für Jahrhunderte
verseuchen? So eine Katastrophe könnte das Abendland paralysieren oder sogar
zugrunderichten. Leicht könnte das der Preis für Amerikas Herren werden, für
den Versuch unseren Globus unter ihre Macht zu bringen!
Amerikas militärische Stützpunkte umspannen die Welt, ihre Unterhaltung
kostet horrende Summen. Um so mehr, da sie ihr Geld von den supranationalen
Geldoligarchen (FED) zu Zinseszinsen beziehen und die übrige Welt nicht ewig
die deckungslos gedruckten Dollarnoten akzeptieren wird.
Die Aktionen der Weltpolizisten unterliegen keiner Kontrolle.
UNO-Beschlüsse waren und sind für die Großmächte nicht bindend. Die Sowjetunion
und die Vereinigten Staaten ignorierten zahlreiche UNO-Beschlüsse oder
verhinderten durch ihr Vetorecht die Beschlussfassung. Den beiden bietet nur
Israel über. Dieser Ministaat zählt wohl auch zu den Großmächten, denn es
missachtete die meisten UN-Resolutionen.
Benötigt die Welt eigentlich einen Weltpolizisten und eine von den
Weltpolizisten doktrinierte Weltordnung? Die Rückkehr zu einer multipolaren
Welt mit mehreren Machtzentren: Nordamerika, Lateinamerika, Europa, Russland,
Japan, China, Indien, Arabien und Schwarzafrika wäre für alle Welt, nach dem
heillosen kalten Krieg der zwei Supermächte eine Alternative!
Gottes Mühlen mahlen langsam, aber sie mahlen. Das Rad der Geschichte dreht
sich unaufhaltsam. Großmächte verschwinden und neue Großreiche tauchen auf. Es
liegt in der Natur der Welt, dass nicht ewig die gleichen Mächtigen mächtig und
die gleichen Reichen reich bleiben.
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