Weltkriege und Sieger.



Georg Attila Hideg

 

WELTKRIEGE UND SIEGER

Die Weltkriege machten Europa zu Amerikas Mündel.

Werden wir bald zu Arabiens Kolonie?

 



Europas wahre Geschichte über den beiden Weltkriegen, 

bis zu heutige Einwanderungsmisere.

 

 


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Inhalt:

In medias res

1. Korrelation der Politik, der Wirtschaft und des Zeitgeistes

2. Der Staat

3. Die drei Regime unseres Zeitalters

4. Staatsschulden, Banken, Subventionen, Sozialparasiten

5. Freie Soziale Marktwirtschaft kontra Turbokapitalismus

6. Das Abendland

7. Die Eurasische Steppe

8. Der Erste Weltkrieg

9. Zwanzig Jahre Waffenstillstand

10. Die Fortsetzung oder der Zweite Weltkrieg

11. Der Kalte Krieg

12. Neue Weltordnung








Zur Sache.
Gleich wie stark die menschliche Gesellschaft aufeinander angewiesen ist, überwiegen doch die abweichenden, gar gegensätzlichen Interessen der Einzelnen wie der Gruppen. So kommt es zur Zwietracht zwischen den Menschen und zuletzt zum Krieg zwischen die Nationen. Die alten Griechen betrachteten den Krieg als normale Zeit, seinerzeit war der Frieden Irregularität.
Zwei gleichstarke Kriegsgegner können nur auf das eigene Kriegsglück hoffen und wenn der eine Sieger bleibt,  schließen sie - schon mit Rücksicht auf die übrige Welt - unter mehr oder weniger fairen Bedingungen Frieden. So war es in der Antike, während des langen Mittelalters, bis in die neueste Zeit üblich.
Auf Ende der neunzehnten Jahrhundert entstandenen Großmächte: Frankreich, Großbritannien, die Österreichisch-Ungarische Monarchie, Russland, Deutschland, die Vereinigten Staaten von Amerika und Japan. Die Großmächte hätten mit viel geringeren militärischen Aufwand ihre Souveränität sichern können, schlossen sich aber zu zwei gegnerische Interessengruppen zusammen und begannen im Sommer 1914 aufeinander einzuschlagen. Weil die Großmächte die restliche Welt dominierten, wurde ihr Konflikt zum Weltkrieg.
Das britisch-französische Bündnis, die „Entente Cordiale“ – kurz Entente konnte nebst Russland und die Vereinigten Staaten, den aufstrebenden asiatischen Großmacht Japan, drei in Europa raumfremde Mächte auf ihre Seite ziehen. Diese Übermacht besiegte die Mittelmächte um Deutschland, auch wenn dabei die Sieger Großbritannien wie Frankreich wirtschaftlich zugrunde gingen und Russland dem Bolschewismus anheim fiel.
Der ziel des Bolschewismus war vorweg die Weltherrschaft, damit waren zuerst seine unmittelbare Nachbarn, doch als nächstes ganz Europa bedroht. Zur Abwehr der Sowjets, aber nicht zuletzt aus der Nachkriegsmisere hinauszuwaten, kamen in Italien, dann in Deutschland nationale Diktaturen an die Macht. Die Diktatoren brachten die Wirtschaft in Schwung und die Notenbanken unter Staatskontrolle. Die nationalen Regime fanden naturgemäß in der Achse Berlin Rom aufeinander. Italien und Japan schlugen sich auf Deutschlands Seite, weil die Politik der Angelsachsen auch ihren nationalen Interessen entgegenlief.
Gegen die Achse brachten die internationalen Finanziers in Washington, London, Paris Regierungen und Staatsmänner ans Ruder, die scharfe Gegner der nationalen Regime oder Deutschlands waren. Jetzt stand einem erneuten Weltkrieg, zwischen der kosmopolitischen Liberalismus und die zeit ebenfalls bestimmender Geistesrichtung der Nationalismus nichts mehr im Wege.  
Der Konflikt, um die Vorherrschaft zwischen den zwei mächtigsten Wirtschaftsmächten der Zeit: Das aus dem Desaster des ersten Weltkrieges wiedererwachte Deutschland - und die USA wurde unausweichlich! Gleichgültig um welchen eventuellen europäischen Mächtigen: Spanien, Schweden oder um Deutschland auch handelt, unabhängig dem differenten, oder sich ähnelnden politischen Regime der Konkurrenten, das bloße Existenz zweier konkurrierende Mächte genügen, für die Eskalation ihrer Intransigenz. Das aufstrebende Deutschland störte nicht allein Washingtons neuen Weltordnungstrend, es versperrte den Weg vor Sowjetrussland Europa und die Welt zu bolschewisieren. Der Erste Weltkrieg genügte nicht Europa vollständig zu ruinieren. Darum müssten Europas Völker wieder gegeneinander gestimmt werden. Vor allem aber gegen Europas stärkste Wirtschaftmacht: Deutschland, welches sich seinerzeit im Aufwind seiner Geschichte befand.
Der Zweite Weltkrieg zerstörte nicht nur Deutschland, sondern degradierte darüber hinaus ganz Europa zu Satelliten der zwei neu entstandenen Supermächte: Sowjetrussland und die USA.
Zwischen der Losung der Römer „Carthagidem esse delendam“ und „Germany must perish“ der Weltkriegssieger, sind über zwei Jahrtausende vergangen, Wortlaut und Forderung blieben jedoch identisch. Der Konkurrenten Staat muss nach seiner Niederlage endgültig zerschlagen, zerstört, vernichtet werden. So zerschnitten die Sieger nebst, das Land der Deutschen, gleich den europäischen Konkurrenten in zwei Teile und zwangen den Europäer, je in ihrem Herrschaftsbereich die eigene Ideologie auf.
Bald standen die Amerikaner auf Europas Ruinen, vor der gleichen Herausforderung, wie seinerzeit Preußen nach Polens Zerfall. Sie mussten das Abendland vor der eurasischen Großmacht Sowjetrussland, nun selbst verteidigen!
Die beiden Supermächte stritten vierzig Jahre lang um die Weltherrschaft. Zum Glück begnügten sich mit dem Kalten Krieg, sonst hatten sie ihren Streit in Europa ausgetragen und die Völker des Kontinents ausgerottet. Zuletzt zerfiel das Sowjetreich an den eigenen Unvollkommenheiten. Damit blieb Amerika im Kampf um die Weltherrschaft Sieger, bis sie nicht selbst das Schicksal der Sowjetunion erleidet und an dem eigenen Rassenkonflikte zerfallen wird. Für einige Jahrzehnte lang, kann nun die konkurrenzlose Supermacht, respektive die supranationale Finanzclique, die sich hinter den politischen Kulissen der Vereinigten Staaten verbirgt, den Takt angeben, auf den die übrige Welt zu treten hat.
Die Priorität muss selbstverständlich verteidigt werden. Auf den ersten Platz findet sich stets Konkurrent! Hinter Deutschlands Ruinen, stand der sowjetische Verbündeter in Lauer. Vielleicht strebt bald, das neonationale China, auf die Spitze.
Die Punischen Kriege kennen wir aus römischer Perspektive. Die Gewinner der Weltkriege des 20. Jahrhunderts lassen auch nicht gerne ihren Konkurrenten zu Wort kommen. Doch, es muss gewagt werden, die Sache der Verlierer anzunehmen! Schließlich sind wir Europäer alle Verlierer beider Weltkriege. Oder ging nicht an den zwei Weltkriegen Europas Priorität zugrunde?

1. DIE KORRELATION DER POLITIK, DER WIRTSCHAFT UND DES ZEITGEISTES

Das ganze Universum beruht auf Systematik und Gesetzmäßigkeiten. Wie die Abläufe im Weltall ihren physikalischen Gesetzen folgen, so funktioniert auch die Wirtschaft, die Politik, das ganze Sozialsystem der Menschheit nach gewissen Gesetzmäßigkeiten. Diese Gesetzmäßigkeiten kann man zwar eine Zeitlang überlisten, die Zwangsläufigkeit des Geschehens umleiten, sogar stoppen, aber es kostet viel mehr Mühe, um nicht Gewalt zu sagen, gegen diese Naturgesetze etwas durchzusetzen. Zwischen politischen und ökonomischen Systemen besteht eine Korrelation, die zusammenpassen und vor allem dem Zeitgeist entsprechen muss, was das Funktionieren des sozialen Lebens nach einer gewissen Art möglich oder eben unmöglich macht. Der Zeitgeist ändert sich parallel mit der Zeit. Der Untertan im Mittelalter akzeptierte die Privilegien des Adels und des Herrschers. Die Demokratie kommt durch die Entwicklung der Ökonomie zustande, wonach Handel und Industrie die Priorität der Landwirtschaft weit hinter sich drängt. Die Prosperität der Wirtschaft benötigt bald mehr Arbeitskräfte als zurzeit zu Verfügung stehen. So ist der Arbeitgeber eher auf den Arbeitnehmer angewiesen, weil Letzteren leicht eine neue Stelle finden. Diese Situation, dem Chef nicht ausgeliefert zu sein, schafft die Gleichheit im Zeitgeist.1 1Vor fünfzig Jahren wurde noch der Untergebene vom Chef als Sie, Müller! angesprochen, vor hundert Jahren sogar geduzt. Heute ist es undenkbar, den Arbeitnehmer, ohne den Zusatz Herr oder Frau anzusprechen, wobei bei kleineren Firmen Chef und Arbeitnehmer duzen sich meistens.

Wie die verschiedenen Kunstepochen in der abendländischen Entwicklungsgeschichte - Gotik, Renaissance, Barock, Rokoko, Empire, Klassizismus und der Jugendstil, muss auch das politische Leben und das Wirtschaftsgeschehen skaliert werden. Feudalismus, Oligarchie, Absolutismus, Demokratie und die zu der jeweiligen Zeitperiode adäquate Wirtschaftsordnung - Zeit der Zünfte, Merkantilismus, Zeit der Manufakturen, Kapitalismus. Zeitlich sind diese Epochen um vier bis fünf Generationen, hundert bis 150 Jahre lang zeitgemäß, dann müssen sie der nächsten Ära weichen. Wenn in den Stil Epochen der Jugendstil nicht höher bewertet wird als der Barock oder die Renaissance, darf eben die Wirtschaft oder das Politsystem früherer Zeiten auch nicht minder als unserer heutiges betrachtet werden. Zu ihrer Zeit waren sie zeitgemäß! Zu jedem politischen System gehört die passende Wirtschaftsordnung. Es kommt laut Platon nur auf die Gerechtigkeit eines Systems an. Auch vorher gab es Gerechtigkeit und Unrecht, genauso viele gute wie schlechte Zeiten, so viele glückliche, als unglückliche Zeitgenossen wie heute. Die Welt wandelt sich nicht zum Schlechten oder zum Guten. Die Welt wandelt sich einfach, sodass der Wandel Einigen Gutes, den Anderen Schlechtes bringt, liegt in der Natur der Änderungen.

Jede Hochkultur baut auf das Kulturerbe der ganzen Menschheit und auf die früheren Kulturen, die in der Vergangenheit ihre Glanzzeit hatten. Es ist gerecht von der Vorsehung, dass jede Rasse, jedes Volk irgendeinmal zu der Elite der Menschheit zählte oder zählen wird, aber nicht für alle Zeiten dominant bleibt. Wie es aufgestiegen ist und einige Zeit die Welt beherrschte, so vergeht die Zeit über ihm und es versinkt wieder in die Bedeutungslosigkeit, aus der es aufgestiegen ist. Die jeweiligen Ereignisse des Weltgeschehens sind folglich zwangsläufig. Nur die Zeit bestimmt die erfolgreiche Rasse, das führende Volk und den glorreichen Sieger. Diese Zwangsläufigkeit bringt den siegreichen Heerführer, aber auch den besiegten Verlierer hervor. Kein Volk, keine Nation, keine Religion, kein Fürst kann das Weltgeschehen allein beeinflussen. So ist es töricht, diesem allein den Ruhm zu preisen oder die Schuld anzulasten. Sie alle taten nur zu ihrer Zeit ihre Pflicht für ihr Volk, für ihre Nation. Der Selbsterhaltungstrieb und das Streben nach Erfolg seien uns allen eigen. Gewinnen wollen alle. Die Unteren streben nach oben. Es ist auch natürlich, dass diejenigen, die oben sind, solange wie nur möglich oben bleiben wollen.

Um eine Hochkultur, eine alles bisherige Überragende, alle zurzeit existierenden Kulturen dominierende Weltkultur aufzubauen, ist eine einzige Nation, gleich wie mächtig sie auch sein mag, zu wenig. Dazu braucht es eine ganze Rasse. Wie die Rasse der Chinesen oder der Inder, die zu ihrer Zeit eine ebenso prächtige Weltkultur schufen wie heute die weißen Europiden.

Eine Rasse ist mehr oder weniger ein Konglomerat aus mehreren Stämmen, die während der vergangenen Jahrhunderte zu einer losen Einheit zusammengewachsen sind. Die verschiedenen Völker innerhalb der Rasse entwickelten sich im Laufe des kulturellen Aufwinds zu Nationen, die verschiedene Sprachen sprechen können. Plötzlich, wenn ihre Zeit gekommen ist, beginnt diese Rasse eine prägnantere Kultur und Wirtschaft zu entwickeln als ihre Zeitgenossen in anderen Teilen der Erde. Die Nationen innerhalb dieser Rasse stehen zeitlich auf abweichenden Entwicklungsstufen. So ist es nicht verwunderlich, wenn gerade das geistig und ökonomisch tüchtigste Volk die politische Führung für einige Generationen übernimmt, bis die nächste, ihr voranstrebende Nation es von der Spitze ablöst. Die abendländische Neuzeit begann mit dem spanischen Jahrhundert, gefolgt von dem französischen und anschließend kam das britische Jahrhundert. Das 20. Jahrhundert sollte das deutsche Jahrhundert werden. Trotz zwei verlorenen Kriegen blieb Deutschland in Europa die stärkste Wirtschaftsmacht des Jahrhunderts. Derweilen erstarkte aber die Neue Welt ökonomisch und in der Population so enorm, dass Amerika die Hegemonie nicht nur über Deutschland, sondern über ganz Europa errang.

Die erste Weltkultur, welche der Nachwelt schriftliche Zeugnisse hinterließ, entstand im Zweistromland; die Hochkulturen der mesopotamischen Völker, den Sumerern, Babyloniern und Assyrern. Später verlagerte sich der Schwerpunkt dieser Kultur an den Nil und wurde als mesopotamisch-ägyptische Zivilisation vollendet. Die Zivilisation ist demnach die Vollendung, aber auch der Beginn des Niedergangs einer Weltkultur. Auf dem Fundament dieser vergangenen Hochkulturen entstand die griechische Hochkultur, woraus die Griechisch- Römische Zivilisation erwuchs. Die Euro-Amerikanische Weltkultur kulminiert gerade in unseren Tagen in die Atlantische Zivilisation. In der Antike verkörperten Mesopotamien, dann die Staaten der griechischen Gemeinschaft das heutige Europa. Das heute mächtige Amerika hieß einst Ägypten, später Rom.

Diese Bivalenz ist allen Weltkulturen eigen. Eine noch im Aufbruch befindliche, aufstrebende Hochkultur sendet ihre Kolonisatoren auf ein ferneres, jungfräuliches Land hinüber, die ihre Dynamik, Technik und Wissen mitnehmen. Die dort ansässige Urbevölkerung wird assimiliert oder eliminiert, dann entsteht dort eine parallele Kultur mit den Ersteren. Nach Art, Sitte, Religion, Gesetz und Technik der Herkunft der Kolonisten, jedoch einfacher, rascher, aber auch grandioser, als es in dem alten Ursprungsland möglich war. Nach einigen hundert Jahren, wenn die alte Stammkultur ihre Hochblüte erreicht, aber gleichzeitig ihre ökonomische Dominanz einbüßt, gleiten sie zusammen mit dem Neuland in die Ära der Zivilisation hinüber. Mit der Einmündung der alten Kulturepoche in die Periode der Zivilisation beginnt die Glanzzeit der Neuen Welt; sie gewinnt an Macht und Einfluss. Die meisten Erfindungen der Technik, der Wissenschaft und Medizin wurden noch in der Endphase der Kulturblüte der Alten Welt gemacht. Aber erst jetzt in der Neuen Zeit, in der Ära der Zivilisation ist die Zeit reif, diese Erfindungen zu nutzen und als Innovationen einzuführen. Die Nutzung neuer Technologien, die alle bisherigen in den Schatten stellen, wie auch die Freiheit der Warenproduktion und Warenverteilung und die damit einhergehende hohe Prosperität der Wirtschaft bringt auch eine sehr große ökonomische Überlegenheit für die Neue Welt. Gleichzeitig die fast völlige politische und militärische Dominanz über die restliche Welt.

Mit der Entdeckung und Besiedlung Amerikas durch die weißen Europiden entstand neben dem mediterranen Kulturkreis, der seit Jahrtausenden mehrere Hochkulturen beheimatete, über den Atlantik hinweg zwischen Europa und Amerika der erste Atlantische Kulturkreis. In den späteren Jahrtausenden werden sich noch einige Hochkulturen - in diesem atlantischen Zirkel - zwischen Amerika und Europa oder Amerika und Afrika entwickeln. Unabhängig davon, ob der amerikanische Kontinent künftig von Weißen-Europiden, Afroamerikanern oder von einer Mischrasse bevölkert wird. Es ist nicht auszuschließen, dass die nächste Hochkultur in diesem Raum afroamerikanisch sein wird. Schließlich stammt der Homo sapiens aus Afrika, aber bis jetzt gab es keine schwarzafrikanische Weltkultur.

 

2. DER STAAT

Der Homo sapiens Nachkomme, der heutige Kulturmensch, auf sich allein gestellt, könnte nicht lange überleben. So ist der Einzelne auf die Gesellschaft, den Staat, gar auf die ganze Menschheit angewiesen, um ein menschengerechtes Leben führen können. Dafür ist aber jeder verpflichtet, für das Funktionieren dieser Gesellschaft durch die eigene Arbeit, seinen Teil beizutragen!

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Seit Urzeiten entwickelten sich die Familien zu Großfamilie, Sippe und Stamm. Die Stämme waren die Schutzgemeinschaften gegen Bedrohungen von außen, wo sich der Einzelne mehr oder weniger geborgen fühlen konnte. Mit der stetigen Vermehrung der Menschheit wuchsen mehrere Stämme zu Volksgemeinschaften und zuletzt zum Staatsvolk zusammen. Der Staat ist Wehr- Schutz- Recht-, aber auch Pflichtgemeinschaft für seine Bürger. Der Staat konstituiert nun seit einigen tausend Jahren seine Staatsführung, Gesetze und Institutionen, aber trotz seiner langen Existenz, wurde bis jetzt weder die ideale Regierung noch die ideale Staatsform, geschweige denn der ideale Staatsbürger gefunden. Es ist anzunehmen, dass wegen der Unvollkommenheit der Menschheit selbst, das Problem des idealen Staates für alle Zeiten unlösbar bleibt! Dennoch, eine gewisse Sicherheit vermittelt uns der Staat. Dafür nimmt die große Mehrheit in Kauf, von etwa fünf Prozent seiner Zeitgenossen beherrscht und regiert zu werden. Viele Staatsbürger kümmern sich wenig um Politik, solange der Staat Ruhe und Ordnung aufrechterhält und sein Hab und Gut schützt. 1 1Gut 40 Prozent der Bürger bleiben der Wahlen fern. Nur wer pro oder kontra stimmen wollen, nehmen sich die Mühe zu Urnen zu gehen.

Der Stamm brauchte einen Führer. Je nach Situation, ob er Krieg führen musste oder vom benachbarten Stamm unbehelligt blieb, übernahm der Kühnste, Stärkste oder der Schlauste die Führung. Der Stammesfürst regierte nach more maiorum.2 2More maiorum - nach der Sitte der Ahnen und wenn er mal einem Renitenten den Kopf eigenhändig abschlug - es war ja sein gutes Recht.

Die Stämme verbündeten sich und die Stammesfürsten kürten einen ihrer Mächtigsten zum König, als primus inter pares.3 3Primus inter pares - Erster unter Gleichen. Ein Vertrag zwischen den Verbündeten regelte, woran sich Fürsten und der König halten mussten, oder halten sollten! Das waren die ersten Gesetze; so entstand der Staat. Diese Gesetze sicherten vor allem die Rechte der Mächtigen und bürdeten den unteren Schichten fast nur Pflichten auf. Doch sie waren Gesetze, an die sich alle halten mussten. Schließlich hielt der zeitgenössische Durchschnittsuntertan die Macht des Königs von Gott gegeben.

Es ist die findige Anwendung der Technik, welche die Welt aus dem Mittelalter herausführt. Die bisherige Basis der Ökonomie der Landbau, wird von den stetig rationellen organisierten Manufakturen und dem Handel überflügelt. In der politischen Folge verliert der Blut Adel seine Stellung im Staate an die Gelddynastien. Zwischen Niedergang des Adels und der Machtübernahme des Großbürgertums bleibt eine Geschichtsspanne für den Absolutismus. Der Souverän kann jetzt den alten Adel ignorieren und das Finanzkapital ist noch nicht mächtig genug, in der Politik mitzureden. Der Herrscher kann souverän Gerechtigkeit walten lassen.4 4Oswald Spengler (1880-1936), der plausibelste Philosoph des 20. Jahrhunderts hielt den Absolutismus für das idealste Regime. Nach seiner Ansicht erreichen in dieser Epoche Kultur, Philosophie und Wissenschaften ihre höchste Blüte.

Die immer mächtigere Finanzoligarchie fordert die Macht. Der Herrscher muss mit ihr einen Kompromiss eingehen oder er wird gestürzt. Eine liberale, gleichzeitig nationale Epoche beginnt. Die Freiheit der Ökonomie schafft einen nie geahnten Wohlstand für alle nebst den politischen Freiheiten, vor allem die Gleichheit im Zeitgeist. Diese Voraussetzungen schaffen die Demokratie, soweit die Volksherrschaft sich verwirklichen lässt, soweit sich das Volk selbst regieren kann. Statt der 5 Prozent Adligen regieren jetzt die 5 Prozent Reichen. Aber auch in der Demokratie wird die große Mehrheit von der dazu fähigen Minderheit regiert.

Paradoxerweise wird gerade in dieser national-liberalen Epoche der alte, aus dem eigenen Ethnikum erwachsene hereditäre Adel von den Gelddynastien abgelöst.5 5In der Demokratie ist nur die Staatsführung dem Staatsvolk unterworfen und muss sich von Zeit zu Zeit zur Wahl stellen. Die Macht der Gelddynastien, die hinter den Kulissen regieren werden, ebenso vererbt wie die Privilegien des hereditären Adels. Einige superreiche Klans bringen durch geschickte Finanzmanöver den Souverän, die Politiker, den ganzen Staatsapparat unter ihre Kontrolle. Allmählich nehmen diese Kapitaldynastien feudale Attitüden an, doch eine neue elitäre Kaste macht ihnen ihre Herrschaft streitig: Das aus dem Söldnerheer erwachsene Militär, welches die zwischenzeitlich abgeschafften allgemeinen Wehrpflichtigen ersetzt hatte. Dann steuert die Welt wieder einem neuen Mittelalter entgegen.

Für die breiten Massen ist zweifellos diese Epoche der liberalen Ökonomie und die damit einhergehende, Plurale, demokratische Ära, die angenehmste Geschichtsspanne. Gegenüber den anderen Geschichtsphasen, die eher despotisch regiert sind. Mit der Zeit wird auch das idealste Regime anachronistisch und muss einem, jedoch keineswegs besseren, aber dem Zeitgeist passenden, weichen.

Die ärgsten Feinde der Demokratie sind wohl ihre Supraprotagonisten. Ihre Absicht, die Demokratie noch weiter demokratisieren zu wollen, ist töricht. Ihr Ruf nach unbeschränkten Freiheiten vertilgt die Grundlagen des funktionsfähigen Staates und die Stabilität der Demokratie, denn die Demokratie wandelt sich zur Anarchie. Wenn die Autorität des Staates zerfällt, eignet sich jeder Zwergpotentat so viel Macht an, wie es ihm möglich ist. Bevor die totale Anarchie herrscht, nimmt die große Mehrheit lieber in Kauf, dass ein Gaius Julius Caesar oder sein Neffe zwar die demokratischen Rechte beschneiden, aber die staatliche Autorität wiederherstellen.

 

3. DIE DREI REGIME UNSERES ZEITALTERS

Kurz charakterisiert: In liberaler respektive pluralistischer Gesellschaft ist das politische wie das ökonomische System fast schrankenfrei.

Der nationale Staat, der Nationalsozialismus sowie der Faschismus akzeptiert und erkennt die Vorteile der freien Marktwirtschaft an, führt aber die Staatsräson straff paternalistisch - autoritär.

Im Bolschewismus oder Kommunismus ist das Politische wie das Wirtschaftsgeschehen dem Diktat der Regierenden oder dem Diktator untergeordnet.

Eine hoch entwickelte, gut organisierte, prosperierende Ökonomie schafft die Wohlstandsgesellschaft, was die Voraussetzung der Demokratie oder Volksherrschaft ist. Erst dann entsteht für eine Geschichtsperiode der liberale Zeitgeist und damit parallel die Gleichheit der Bürger, die dann die Demokratie schafft. Ohne die ökonomischen und geistigen Voraussetzungen funktioniert die Demokratie nicht. Darum bleibt die Demokratie auf die Trägervölker der Zeit prägenden Zivilisationen beschränkt.

Auch die Demokratie wie jedes andere System, bleibt nur einen Moment der Zeitgeschichte, wenn die Rechte und Pflichten des Bürgers gegenüber dem Staat sich die Waage halten. Wo die Pflichten überwiegen, existiert noch keine Demokratie. Wenn aber die Pflichten vernachlässigt und nur die Rechte beansprucht werden, herrscht die Anarchie.

Parlamentarismus oder Parteienkratie – Parteiherrschaft, statt Volksherrschaft wäre für das politische Regime dieses liberalen Zeitalters der passende Terminus. Das Volk kann sich eigentlich selbst nicht regieren, das Volk kann höchstens nach Mehrheitsbeschluss seine Regierenden wählen, eine Staatsführung mit dessen Handeln die Mehrheit einverstanden ist.

In diesem pluralen System ist jeder mündige Bürger wahlberechtigt. Dem Wahlvolk stellen sich mehrere Parteien, die dann entsprechend den erhaltenen Stimmenzahlen im Parlament Sitze erhalten. Wenn eine Partei über fünfzig Prozent der Parlamentssitze erhält, darf sie die Regierung allein bilden, sonst stellt eine Koalition aus zwei oder mehreren Parteien die Regierung. Diese Exekutive führt dann die Staatsgeschäfte und ist dem Parlament verantwortlich. Das gewählte Staatsoberhaupt oder der König, falls dieser sich in die neue Zeit hinüberretten konnte, haben meistens nur repräsentative Aufgaben.

Eine andere Form des Parlamentarismus entwarf Othmar Spann.1 das Ständeparlament 1Othmar Spann (1878-1950), österreichischer Philosoph und Soziologe, entwarf das Modell des Ständestaates. In diesem Ständeparlament delegieren statt der Parteien die Interessenverbände ihren Vertreter. Anteilsmäßig sitzen hier neben anderen: die Delegierten der Detaillistenverbände, die Elektromeisterinnung, die Vertreter der Kirchen, des Militärs, der Lehrervereinigung, der Bergbaugewerkschaft, aber auch die Mienenbesitzer. Die Delegierten werden verbandsintern von der Basis in fast familiärer Atmosphäre gewählt. Damit wurden die Kosten der Wahlen auf das Minimum reduziert.2 2Damit würden wohl die unverantwortlichen Versprechungen der Politiker, um die Wahlen zu gewinnen, zu dessen Einlösung sie den Staat in die Schuldenfalle treiben, wegfallen. Die Schuldenlasten werden wiederum durch Steuer bis Wust-Erhöhungen dem Staatsbürger mehrfach aufgebürdet. Lachender Dritter ist dann der Banker, der alle in die Schuldenfalle lockt! Selbstverständlich tritt hier jeder Delegierte für das Anliegen des eigenen Verbandes ein. So hat dieses Lobbyparlament3 auch seine Nachteile, doch schlechter könnte es nicht von der heutigen, von der Bankerkaste durch ihre Medien regierten Staatsbürokratie sein. 3Lobby nennt man in den angelsächsischen Ländern die Wandelgänge, die die Sitzungssäle der Parlamente umgeben. Hier fangen die Vertreter der verschiedenen Interessengruppen die Abgeordneten ab, um sie für ihre Sache oder die ihrer Auftraggeber zu gewinnen.

Das heutige System der „Parteienkratie“ entwickelte sich in den letzten anderthalb Jahrhunderten, nachdem der Blutadel zugunsten der Gelddynastien das Zepter aus der Hand geben musste. Parallel entstand die Meinungsbildungsindustrie. Erstaunlich wie die Meinungsmacher die Volksmeinung von unzähligen Individuellen miteinander abweichenden beziehungsweise gegensätzlichen Meinungen zwischen absolutem Befürworter und strikter Gegnerschaft, zuletzt eine Menge Gleichgültigen, zu beeinflussen verstehen. So verkommt mit der Zeit die Demokratie zu Blendwerk der Hintergrundmacht, welche die Maschinerie der Meinungsmache beherrscht und durch ihre Presse und Medien mitteilt wen wir zu wählen sollen, und den Politikern, was sie zu tun oder zu lassen haben. So stellt sich die Frage, brauchen wir noch ein Parlament, die Landesversammlungen, wenn eine kleine fremde Minderheit über den Trend der Politik entscheidet?

Sozialismus bedeutet Wohlfahrtsstaat oder Wohlfahrtsgesellschaft in einem eher utopischen als realen Gesellschaftssystem. Die Verwirklichung des Sozialstaates erfordert eine universelle und straffe Staatsführung, welche eine solidarische Staatsordnung nach dem Motto: „Einer für alle, alle für einen“ durchsetzt und seine Bürger zum Solidaritätsverhalten zwingt. Mit der Zeit, freilich, sind für einen solchen Machtapparat zwangsläufig die eigene Macht und die Staatsräson wichtiger als die Volkswohlfahrt. Aus diesem Grund gehört der Sozialismus eher in eine mediävale Epoche als ins 20. Jahrhundert. Den Sozialismus als politische Parole einzusetzen, ist dagegen in allen Zeiten genial.

Othmar Spann bezeichnet den Sozialismus als universelles Staatssystem, in welchem sich der Einzelne dem Gemeinwohl unterzuordnen hat. Die Demokratie als Gegenpol des Sozialismus, als individuelles Regime, welches dem Individuum weitgehende Freiheiten, oft zu Nachteilen der Gesellschaft zusichert. Item nur eine straffe Staatsführung, der politische Paternalismus ist fähig, die Schwachen vor den Starken zu schützen.4 4Der Gesetzgeber sollte die Schwachen vor den Starken schützen! König Hammurapis Gesetz; entstanden während der Blütezeit der Hochkultur im Zweistromlande. 

Nationalismus und Liberalismus bedingen einander, sind Zwillinge. Sie sind nur zusammen existent! Auch wenn sich die beiden Konkurrenten seit ihrer Erscheinung bis zum letzten bekämpfen. Oder wurzelt die Intoleranz des Liberalextremismus gegen den Nationalismus nicht im gleichen Boden des Fanatismus wie der Chauvinismus? Right or wrong,5 der Nationalismus gehört nun einmal zum liberalen Zeitalter wie die Demokratie oder die liberale, freie, soziale Marktwirtschaft. 5Right or wrong – Richtig, oder falsch.

Der Erste Weltkrieg entstand, um die Vorherrschaft zwischen den Nationen zu klären. Im Zweiten Weltkrieg kämpften schon die Ideologien: der kosmopolitische Internationalismus, gegen das nationale Prestige mit aller Rücksichtslosigkeit. Egal wie zeitkonform der Liberalismus für die euro- amerikanische Zivilisation auch sein mag, es bedurfte eines gewissen Liberalextremismus zwei blutige Weltkriege, anschließend den über vierzig Jahre lang dauernden Kalten Krieg sich durchzuboxen. Erst im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts konnte sich der Liberalismus vollständig durchsetzen, um für die nächsten paar Jahrzehnte -vor seinem Untergang- die Weltpolitik zu bestimmen.

Als Folge des Ersten Weltkrieges kam in Russland die radikale Partei der Bolschewiken an die Macht. Die Bolschewisten bastelten sich eine Ideologie aus den Schriften von Marx6 und Bakunin,7 dann begannen sie mit einer klassenlosen, kommunistischen Gesellschaft zu experimentieren, wobei ihr Tun keine Opposition duldete. Sie nannten ihr Regime: Kommunismus, Sozialismus oder sozialistische Demokratie. Schon die Assoziierung beider letzterer Begriffe ist falsch, da Sozialismus und Demokratie zwei gegensätzliche Regime bedingen. Die Führung der Wirtschaft wurde ebenfalls bis zum letzten Detail den Klügeleien der Politiker untergeordnet. Sie richteten dabei schreckliche Zerstörungen an Menschenleben, geistigen, sittlichen, politischen und materiellen Werten an. Dieses menschenverachtende, kommunistische Sowjetsystem wurde zur Diktatur der Staatsführung, respektive des Diktators, der allein über den Trend der Politik, der Gesellschaft und Wirtschaft bestimmte. Bis dieses Regime am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts an den eigenen Unzweckmäßigkeiten zu Grunde ging.

6Marx Karl 1818 – 1883. Sozialtheoretiker, Begründer des Marxismus, dessen Theorie im praktischen Leben so unrealisierbar ist, wie das Quadrieren des Kreises, da der Mensch naturgemäß nicht gleich ist. Zwischen Genies, Gaunern und Einfaltspinseln gibt es noch unzählige Individuen.

7Bakunin Michail Alexandrowitsch 1814-1876. Begründer der anarchistischen Staatsidee, für dessen Verwirklichung bloß die erwachsene Bevölkerung ausgerottet werden müsste, um die Jugendlichen im Sinne der Anarchismus erziehen zu können. Wenn aber in dieser Gesellschaft jeder macht, was ihm passt, wer schützt dann die Gesellschaft vor sich selber?

Als dritte Kraft zwischen Bolschewismus und Liberalismus etablierte sich in Italien der Faschismus.8 8Faschismus Nazismus. Die eher apolitische deutsche Mehrheit kürzte die langen Namen der Parteien ab. Die Sozialdemokraten wurden zu Sozis, die Nationalsozialisten zu Nazis abgekürzt. Erst in den Konkurrenzkämpfen der Parteien wurden die Kürzungen eher abwertend benutzt. In der angelsächsischen Welt wurde Nazi, bei den Sowjets Faschist für die nationale Ideale eintretenden eingebürgert. Worunter Kosmopoliten, wie Internationalisten des extremsten Chauvinismus, respektive den intolerantesten Rassismus verstehen. Wobei die Genossen ihre eigene Intoleranz vergessen und die Liberalen auf ihrer selbst erfundenen eierköpfigen Auserwähltsein pochen. Der statt dem Liberalismus, der zweiten treibenden Kraft der Zeit, dem Nationalismus huldigte. Der Faschismus machte den Versuch, das adäquate Wirtschaftssystem der Zeit, die freie soziale Marktwirtschaft, nicht zum Wild-Kapitalismus ausarten zu lassen. Die von Japan9 zu errichten erstrebte asiatische Wohlstands-Gemeinschaft konnte man ebenfalls zu den nationalen Systemen zählen; ebenso den Nationalsozialismus, der Anfang der 30er Jahre in Deutschland an die Macht kam. Statt Demokratie boten diese Regime den Sozialstaat an. 9Japan gehört weder rassisch, kulturell, noch geographisch zum abendländischen Kulturkreis, übernahm aber bis zum Ende des 19. Jahrhunderts innerhalb einer Generation das technische Wissen des Abendlandes. Damit stieg Japan zu den führenden Ländern des 20. Jahrhunderts auf.

Im Gegensatz zu der Weltherrschaft strebenden Bolschewismus oder dem kosmopolitischen Globalismus, teilten sie die Welt in Interessensphären ein; für Deutschland Osteuropa, für Italien Nordostafrika, für Japan Ostasien, für Frankreich Westafrika. Großbritannien möge sich mit seinen zahlreichen Kolonien und Kronländern, die Vereinigten Staaten mit dem restlichen Amerika begnügen.

Der Zweite Weltkrieg zerschlug die Möchtegern-Kolonialmächte ebenso wie die alten Herrscherkräfte. Statt den vor den Kriegen existierenden sieben Großmächten, die siebenmal weniger Mittel gebraucht hätten, einander zu überwachen, entstanden zwei Supermächte, die sofort begannen, den zum Feind gewordenen ehemaligen Verbündeten mit den aufwendigsten Kriegsmaschinerie zu übertrumpfen. Zum Glück starben die großen Führer rechtzeitig weg, damit blieb unserer Erde die Katastrophe eines globalen Atomkrieges bis heute erspart.

 

 

4. STAATSSCHULDEN, BANKEN, SUBVENTIONEN, SOZIALPARASITEN

Es ist nicht außergewöhnlich, wenn der Staat in Kriegszeiten Schulden anhäuft. Ein gewonnener Krieg und die Bewahrung der nationalen Souveränität sind jeden Schuldenberg wert. Sobald aber wieder Frieden herrscht, sollte die Staatsführung alles daransetzen, die Schulden zu begleichen, auch wenn dies unpopuläre Maßnahmen erfordert. Der Überlebenskampf des Staates erfordert solide Wirtschaft und solide Finanzen, um sich zu behaupten. In Friedenszeiten ist die größte Unverantwortlichkeit einer Regierung gegen den Staat, der Nation und schließlich dem Volke gegenüber, den Staatshaushalt durch immer neuere Schuldenaufnahmen zu finanzieren.

Der gesteigerte Warenverkehr der Neuzeit machte das auf Papier gedruckte Notengeld notwendig. Das Papiergeld erforderte wiederum die Gründung nationaler Zentralbanken, welche berechtigt sind, die nationalen Zahlungsmittel herauszugeben. Es wissen nur wenige, dass die nationalen Notenbanken: Die FED – die Notenbanken der Vereinigten Staaten, die Deutsche Bundesbank, die EZB – Europäische Zentralbank oder die Nationalbanken der führenden Industrienationen allesamt im Privatbesitz sind. Sie sind gänzlich oder in ihrer Aktienmehrheit im Besitz der internationalen Geldmagnaten. Die Bankmagnaten bemächtigten sich dieser Nationalbanken mit dem Trick, dass die internationalen Banker in finanziellen Krisenzeiten dem Staatshaushalt und den Handelsbanken aus der Krise heraushalfen. Aber woher nehmen die Banker das Geld, mit dem sie die Welt von Athen über Bonn bis zur Washingtoner Regierung verschuldeten? Eigentlich kolonialisierten! Zuerst erlangten sie das Recht zu Geldnotenausgabe der Vereinigten Staaten von Amerika. Dann brachten sie die Welt dazu, im internationalen Geldverkehr statt dem jeweiligen Wert des Goldes (Goldparität) den Dollar zu akzeptieren. Zuletzt erlangten sie das Recht, Geldnoten ohne Deckung zu drucken. Jetzt drucken diese Bankmagnaten so viel Papierdollarnoten wie die Regierungen der Welt oder sonstige Kreditnehmer ausgeben können. Damit erlitt der Dollar gegenüber den starken Valuten eine Inflation. Gemessen am Schweizer Franken verlor er in den letzten fünfzig Jahren das Fünffache seines früheren Wertes. Doch die Besitzer der Geldpressen machten mit ihren deckungslos gedruckten Falschgeldern die Welt zu ihrem Schuldner.

Solange die Geldemission zum Monopol des Staates gehört, kann die Regierung dem Staatsdefizit entsprechende Banknoten drucken lassen. Das bringt zwar eine gewisse Inflation, ausgenommen, wenn das Wirtschaftswachstum den Wert der neu gedruckten Geldnotenmenge übertrifft. Auf den vom Staat ausgegebenen eigenen Geldern lasten keine Zinsen, auf den von den fremden Banken angenommenen Geldern müssen allerdings Zinsen bezahlt werden! Wenn der Staat oder der Schuldner mit der Rückzahlung oder den Zinsen ins Wanken geriet, durften neue Schulden von dem Banker aufgenommen werden, nicht, dass der Schuldner je aus dem Kreditfalle herauskommt!

Die Suche nach Kreditnehmern liegt in der Natur der Bankgeschäfte und der beste Schuldner ist der ewige Schuldner. Nebst Millionen von Kleinkreditnehmern ist der Staat der potentiell größte Kreditnehmer. Der Staat und die Bürger müssen animiert werden, sich Schulden aufzuladen! So entdeckten die Banker ihren sozialen Hang. Die von ihnen kontrollierten Informationsmedien unterstützen jeden Trend, der vom Staat Geld fordert, ob Subventionen oder Sozialhilfen und die Politiker - um gewählt zu werden - überbieten einander in Versprechungen, wohl wissend, dass die finanzielle Basis ihren Versprechungen fehlt. Doch die Banker liefern die zu den Versprechungen nötigen Milliarden, für dessen Rückzahlung, selbstverständlich mit Zinsen, wiederum der Steuerzahler aufzukommen hat!

Je mehr Tagediebe die Sozialwohlfahrt durchfüttern muss, umso mehr fordert der Staat von den Fleißigen, vom Rückgrat der Gesellschaft. Bis diese Gesellschaftsschicht den Abgaben überdrüssig, selbst versucht, den Staat, respektive die Einzugsbehörden, auszuspielen. In unserer Zeit ist das Erschleichen der Staatsgelder zu einem Wirtschaftszweig angewachsen.1 1Kürzlich ließen die Banken alle Welt wissen, dass sie vor dem Ruin stehen und der Staat ihnen zu Hilfe kommen möge. Nur in Europa bekamen mehrere Hundert Geldinstitute über Tausend Milliarden Euro von der EZB - die Bank ist ebenfalls ein Unternehmen der internationalen Hochfinanz, um Europa zu kolonialisieren - zu 1 Prozent Zinsen für 3 Jahre, wofür die europäischen Staaten die Garantie übernahmen. In der Annahme, die Banken werden mit den Milliarden den Werterzeugenden Realwirtschaftssektor fördern. Die Banken legten aber den überwiegenden Teil der Gelder in recht lukrative Staatsanleihen zu 4 bis7 Prozent Zinsen an. Dieses Manöver ersparte den Banken die Umtriebe mit den Administrationskosten, was die zahllosen kleineren Kreditvergaben mit sich bringen würden. Doppelten Schaden und betrogen ist der Staat und somit der Steuerzahlende Bürger. Bei vielen Unternehmen ist gang und gebe, durch falsche Angaben Subventionen zu erschleichen. Arbeitslose zögern ihre Wiedereingliederung so lange wie möglich hinaus. Andere kassieren Arbeitslosengelder, wenn sie schon längst arbeiten. Junge Leute werden mit erdichteten Krankheiten Frührentner. Die ehrlich Arbeitenden müssen nicht allein die Schlauen und Tagediebe aushalten, sondern auch die zu den Aufwendungen nötige Administration bezahlen.

Der Teufel der Demokratien steckt im ausufernden Subventionsstrom und falschen Sozialunterstützungen. Daran scheitert noch die ganze liberale Gesellschaft samt freiem Marktwirtschaftssystem, wenn dem nicht bald Abbruch geschieht und Zuwendungen nur in äußersten Notfallsituationen in Anwendung kommen.

Selbstverständlich fördert der ideale Staat die Sozialwohlfahrt, organisiert das soziale Netz, sorgt sich um die Kranken und die Altersversicherung, sodass alte und kranke Menschen würdig leben können. Er soll aber zum Wohl aller das Sozialparasitentum bekämpfen oder wenigstens versuchen, es einzuschränken. Die Sozialwohlfahrt soll durch gerechte, solidarische Beiträge finanziert werden. Getrennt von den sonstigen Staatsausgaben, die durch Steuern oder andere Einnahmen gedeckt, aber ausgeglichen sein sollten. Die Leitung und Verwaltung dieser Institute wie auch des Staates oder den Gemeinden gehörenden Betrieben sollen nicht den Parteifunktionären respektive Parteisoldaten, sondern ausschließlich aus der Belegschaft sich durch Kompetenz auszeichnenden Personen übergeben werden. Die Politiker mögen im Parlament, in den Ministerien oder in der Verwaltung bleiben!

Nur so lange Ethik, Fleiß und Arbeitsmoral noch vorhanden sind sowie das Grundprinzip des Sozialstaates „einer für alle, alle für einen“ gilt, kann der Sozialstaat existieren. Wenn aber das Sozialparasitentum überhandnimmt, ruiniert es die Gesellschaft, bald auch die Wirtschaft und schließlich den gesamten Staat. Ist der Sozialstaat pleite, ist jeder auf sich selbst gestellt.




5. FREIE SOZIALE MARKTWIRTSCHAFT KONTRA TURBOKAPITALISMUS

Für die wirtschaftliche Prosperität einer Epoche ist die Freiheit der Ökonomie und des Handels ausschlaggebend. Die Entwicklungsstand der Herstellungstechniken oder zur Verteilung nötigen Verkehrsmittel sind nicht maßgebend. Die wirtschaftliche Prosperität liegt bloß an der richtig organisierten Anwendung der Herstellungstechniken und Distributionstechniken. Die Herstellungstechniken standen in den vergangenen Zivilisationen, je weiter sie zurückliegen auf entsprechend niedrigeren Entwicklungsstufen, doch in der Antike konnten die ägyptischen Manufakturen die ganze damalige Welt mit ihren Produkten beliefern. Später beförderten die Römer in einigen Tagen Reisende und Waren bis in die entlegensten Provinzen ihres Reiches. Im Mittelalter dagegen brauchte man für die gleichen Strecken mehrere Wochen, wenn nicht Monaten, und die im Mittelalter hergestellten Produkte kamen nur selten über einen kleinen Kreis ihrer Herstellungsorte hinaus.

Sobald die Politik die Handels- und Gewerbefreiheit einführt, sorgt der freie Unternehmergeist für Prosperität und Erfolg in der Wirtschaft. Der Unternehmer, vom Maurermeister über den Fabrikanten bis hin zum Finanzier, ist der Initiant der Wirtschaft. Von seinem Fleiß, Können, seiner Begabung aber auch von seiner Mobilität, letztlich von seiner Handlungsfreiheit hängt das Wohl seiner Arbeitnehmer und das Gedeihen des Staates ab. Selbstverständlich handelt der Unternehmer aus Gewinnstreben, nicht aus sozialer Gesinnung. Trotzdem ist das freie soziale Marktsystem sozialer, gerechter als alle anderen Wirtschaftssysteme.

In der Entwicklung der freien Marktwirtschaft gehen Handwerk und Handel Hand in Hand. Ein cleverer Geschäftsmann kauft dem Gewerbetreibenden alle seine Erzeugnisse ab. Der Händler wartet nicht - wie der Handwerker, bis die Käufer zu ihm kommen – er bringt seine Waren selber auf den Markt, um davon möglichst viel, möglichst schnell an den Mann zu bringen. Die vermehrte Nachfrage fordert wiederum den Meister, seinen Betrieb effektiver zu organisieren, so entstehen zuerst die Manufakturen, dann die Fabrikbetriebe. Die erzeugte Warenmenge wird größer, aber auch günstiger und für den Verbraucher leichter erreichbar. Dass dabei der Kaufmann den größten Gewinn macht, liegt auf der Hand.

Die freie Marktwirtschaft kennt keine Monopole. Jeder kann uneingeschränkt Güter herstellen, damit handeln oder Dienstleistungen anbieten. So entsteht eine gesunde Konkurrenz, die durch Angebot und Nachfrage die Preise wie den Profit durch ihre innere Gesetzmäßigkeit selbstständig reguliert und im Rahmen hält.1 1Eine Nettogewinnmarge um die 10 Prozent gilt als ideal. Wenn in einem Wirtschaftszweig diese 10 Prozent massiv überschritten werden, reagieren andere Unternehmer sofort, da hier Gewinn herausgeschlagen werden kann; oder clevere Arbeitnehmer aus dem eigenen Betrieb heraus gründen Konkurrenzunternehmen, um den Überschuss selbst abzuschöpfen. Die freie soziale Marktwirtschaft ist schlechthin das Wirtschaftssystem jedes Zivilisationszeitalters und sichert den Trägervölkern dieser Zivilisation einen Wohlstand, der nicht nur für ihre Bedürfnisse sorgt, sondern über ihre Bedürfnisse hinaus reicht.

Die Wirtschaft ist in allen Zeiten die treibende Kraft der Welt. Die erfolgreiche Politik lässt die Gesetze der Wirtschaft gelten. Nur gestützt auf eine gesunde Ökonomie kann sich Staatspolitik, Sozialpolitik und Außenpolitik erfolgreich durchsetzen. Die eigene Wirtschaft muss den Staat finanzieren und damit auf Dauer die nationale Souveränität sichern. Im gegenseitigen Existenzkampf der Staaten garantiert nur das zeitkonformste Wirtschaftssystem das Überleben. Der Staat oder die Gesellschaft, welche das aktuelle ökonomische System ignoriert, bleibt im Existenzkampf gegenüber der restlichen Welt zurück. Das unzeitgemäße Staats- und Wirtschaftssystem gerät zwangsläufig in Abhängigkeit. Zeitgemäße Wirtschaftssysteme dagegen, holen binnen kurzer Zeit den Rückstand auf.2 2Maos kommunistisches Regime stagnierte Jahrzehnte lang. Sobald China zur freien Marktwirtschaft wechselte, wurde China die prosperierendste Wirtschaftsmacht der Zeit.

In der Wirtschaft sollte so viel Freiheit wie möglich, in der Staatsräson so viel Freiheit wie nötig gelten.3 3Mehr Freiheit in der Wirtschaft, als in der übrigen Welt bewirkt in jedem Staat einen ökonomischen Vorsprung vor den Konkurrenzstaaten.

Die Gesetze des Marktes und der Politik sind zwar unterschiedlich, doch Politik und Wirtschaft sollen die Harmonie suchen statt konfrontieren. Die freie Marktwirtschaft bleibt nur so lange bestehen bis Industrie, Handel und Kapital sich ergänzen und respektieren; nach dem Motto: „Leben und leben lassen“. Die Wirtschaft sollte den Unternehmern und Managern überlassen werden. Politik und Gesetzgeber sollten die Schwachen vor den Starken schützen und für ein günstiges Wirtschaftsklima sorgen, aber möglichst vermeiden, in das Wirtschaftsleben einzugreifen. Selbstverständlich sollte die Wirtschaft für den Staat und nicht der Staat für die Wirtschaft da sein. Daraus folgt, dass die Souveränität über die Nationalbank beziehungsweise Notenbank zum Eigentum des Staates gehört. Dies ist nötig, um die ökonomische und damit die politische Souveränität des Landes zu wahren. Der Staat sollte darüber wachen, dass das Internationale Großkapital weder die Wirtschaft noch den Staat monopolisiert, dass die Staatsschulden, vor allem die Auslandsschulden, nicht Überhand nehmen und somit die Souveränität des Landes untergraben. Schließlich sollte der Staat darauf achten, dass die Nationale Notenbank nicht in die Hände supranationaler Kapitalgesellschaften gerät. Die Regierung, die an das Ausland oder an fremde Kapitalgesellschaften verschuldet ist, ist nicht Herr im eigenen Lande.

Andererseits erfordert die freie Marktwirtschaft ein freies Bankensystem ohne allzu große einreden des Staates.4 4Als die griechisch-römische Zivilisation schon dem Untergang geweiht war, verbot die Christliche Kirche die Zinsnahme für verliehenes Geld. Dieses gesegnete Gesetz verhinderte die Versklavung des Schuldners, nahm aber den Sinn für die Kreditgeschäfte. Die Handelsbanken konnten ihre Unabhängigkeit behalten. Die Nationalbank - die Zentrale Notenbank soll der Staat baldmöglichst die Finanzcliquen entreißen, unter eigene Verwaltung stellen und dessen Geschäfte einem nationalen Finanzgremium übertragen, welches ähnlich der Regierung oder der Justiz jederzeit für das Parlament verantwortlich ist! In nationalen Besitz genommene Notenbanken sollen die Börsengeschäfte regeln, um damit den Spekulantenhandel mit bloßen monetären Werten über das Vielfache der erzeugten Warenwerte zu verhindern.

Sinngemäß bedeutet das Wort Kapitalismus – ähnlich wie Liberal-Ismus mit Frei-sinn in die heutige Umgangssprache übersetzt wird - nur, den Sinn und Verstand mit Geld zu umgehen. Der Glückliche, der diesen siebenten Sinn sehr, sehr erfolgreich nutzen kann, ist der Kapitalist. Nicht jeder Fabrikant und nicht jeder Unternehmer ist ein Kapitalist.5 5Der Marxismus zählt jeden Unternehmer, den Malermeister mit zwei Gesellen oder den Flickschuster um die Ecke zu den Kapitalisten und lehnt jede unternehmerische Tätigkeit als Ausbeutung ab. Obwohl der Marxismus ein Drittel der Erde mit all ihren Ressourcen eroberte, ging er an seinem unzulänglichen Wirtschaftssystem zugrunde. Ohne Unternehmer funktioniert keine Wirtschaft und ohne Profit wäre die Tätigkeit des Unternehmers sinnlos. Schließlich handelt der Arbeitnehmer, der seine Arbeitskraft oder sein Wissen verkauft, ebenfalls aus Gewinnstreben. Der überwiegende Teil der Unternehmer ist heute selbst bei den Kapitalisten verschuldet! Zur Jahrtausendwende gibt es kaum noch Unternehmer, die schuldenfrei ihren Betrieb ihr Eigen nennen dürfen. Die mittelständischen Unternehmen, bei denen der Chef seine Leute mit all ihren privaten Sorgen noch kannte, werden immer mehr von den Multis6 eliminiert oder einverleibt. 6Die Multis oder multinationale Gesellschaften sind internationale Kapitalgesellschaften, welche durch Finanzmanöver ganze Wirtschaftszweige unter ihren Einfluss bringen. Ihr Bestreben, die wirtschaftliche und politische Globalisierung der Welt. Anstelle des Unternehmers, übertragen sie die Betriebsführung einem Manager mit der Anweisung: durch Effektivität den Gewinn zu steigern. Um jeden Preis! Durch die Rationalisierung überflüssiger Arbeitnehmer werden dann die Staatshaushalte belastet. Diese herrliche Globalisierung wird früher oder später unüberschaubar sein und wie eine Blase zerplatzen, wie vergleichsweise unlängst das Sowjetreich! Hinter den Multis stecken selbstverständlich die Finanzdynastien, die auf das Ergattern der ganzen Weltwirtschaft spekulieren. Sie sind gerade dabei, die soziale, freie Marktwirtschaft zu einem wilden Turbokapitalismus umzuwandeln. Wenn die Politik diesem Trend nicht bald entgegentritt, wird der freie Unternehmer, der Hauptinitiator der Wirtschaft von den Finanzoligarchien erdrückt.

Der Kapitalist ist eben derjenige, der durch Geldverleih aus der Wirtschaft Profit zieht und sogar den Staat zu seinem Schuldner macht.

In der Spätphase jeder Zivilisation kommt die Welt unter den Einfluss der Finanzdynastien. Da das Großkapital international tätig ist, als Endziel strebt es nach der Weltherrschaft. Diese Tatsache wiederum fordert die Politiker dazu auf, die Macht im Staate wiederzugewinnen! Auch die Zeit, die über alle Mächte und Mächtigen vergeht, verhindert, dass die globale Weltherrschaft von irgendeinem Machtzentrum oder einer Machtclique auf Dauer aufrechterhalten werden kann.7 7Die Vereinigten Staaten von Amerika, die wegen ihres Wirtschaftspotenzials von der Weltfinanz zu ihrer Ausgangsbasis gewählt worden sind, werden spätestens am Ende des 21. Jahrhundert ihre Wirtschaftspriorität und damit ihre Machtposition verlieren.

In den letzten Jahren des 17. Jahrhunderts lieh eine Finanzgesellschaft dem englischen König William III.3 3William III. von Oranien 1650-1702. Ab 1688 König von England. 1,2 Millionen Pfund in Gold- und Silbergeld zu 8 Prozent Zinsen. Dafür bekamen sie das Recht, Papiergeld für die gleiche Summe in Umlauf zu bringen.9 9Papiergeld gab es schon einige Jahrhunderte vorher in China. In Europa verwendeten, seit dem ausgehenden Mittelalter, Geschäftspartner zwischen Flandern und Italien auf Papier geschriebene Schuldscheine, um ihre gegenseitigen Zahlungsverpflichtungen auszugleichen. Die Schuldscheine wurden dann vom auf den entfernt ansässigen Schuldner mit dem Aussteller beglichen. Hieraus entwickelte sich das Notengeld. Dieses Papiergeld musste die Gesellschaft jederzeit zu Edelmetall umtauschen können. Um diese Transaktionen zu bewerkstelligen, gründeten sie die Bank of England. Der Name erweckt den Eindruck, die Bank sei ein staatliches Geldinstitut, obwohl sich hinter ihr seit ihrer Gründung eine Privatgesellschaft verbirgt. Die Gründung der Bank of England könnte man als Geburtsstunde des Kapitalismus bezeichnen. Als der König das Finanzmonopol des Staates aus der Hand gab, besiegelte er damit den Untergang der feudalen Ära.

Durch den so genial gewählten Namen der Bank vertraute das Publikum dem neumodischen Notengeld vollständig. Zum Glück für die Finanziers! Anderenfalls, wenn alle den Tausch ihrer Banknoten in Edelmetallgeld gefordert hätten, wäre die Bank of England in kurzer Zeit pleite gewesen, weil die Golddeckung des Papiergeldes nur zum Teil vorhanden war. Zwei Jahre später kursierten schon 30 Prozent mehr Geldnoten als zuvor. Aus dem gezauberten Papiergeld musste fast 100 Prozent Gewinn entstehen. Das Geld wurde dann zu 8 Prozent Zinsen an das Publikum verliehen. Der König zahlte 8 Prozent Zinsen auf seine aufgenommenen Schulden. Die Banker strichen einen schönen Gewinn ein. Damit begann der größte Betrug der Weltgeschichte, der heute die ganze Welt zum Tribut an die 300 bis 400 Finanzdynastien verpflichtet, welche die Notenbanken dominieren.

Bis Großbritannien die Welt kolonialisierte, wurde das Land von innen her kolonialisiert. Der Reichtum Britanniens samt seinen Kolonien floss zuletzt in die Tresore dieser Finanzgesellschaft. Die Französische Revolution - in der die Finanzdynastien den Blutadel endgültig von der Macht verdrängten - wurde von den Geldmagnaten finanziert, so ist die französische Zentralbank, die Banque de France ebenfalls eine Gründung der Geldoligarchien. Amschel, der Gründervater der Rothschild Dynastie10 drückte sich so aus: „Wenn ich die Finanzen eines Landes kontrollieren kann, ist mir gleichgültig, wer im Lande regiert.“ Heute, freilich, werden durch die von den Finanzclans dominierten Meinungsmacheanstalten bestimmt, wer in der Welt, von Washington über das Brüsseler Europaparlament bis zu Australien in welchem Land wer regieren darf.10 10Rothschild Dynastie – vermutlich der reichste Familienclan unserer Zeit. Neben anderem besitzen sie die Aktienmehrheit von fünf -wenn nicht mehr- der zwölf Federal Reserve Banken. Diese Banken sind berechtigt, das Geld der Vereinigten Staaten zu drucken. Gemessen an diesem Familien-Clan, ist der zurzeit zum reichsten Mann der Welt erkorene Bill Gates nur ein armer Geselle.

Die Notenbanken der dominanten Wirtschaftsländer der Welt erstellten die Geldmagnaten selbst, oder bemächtigten sie so schnell wie nur möglich. Die Exekutive der Vereinigten Staaten von Amerika gab im Jahre 1913 ihre finanzielle Unabhängigkeit auf, als sie in die Etablierung der Federal Reserve Banken -kurz FED- einwilligte und einigen Privatbanken die Banknotenpresse überließ. Damit übernahm eine anonyme kosmopolitische Finanzmacht die Kontrolle über die mächtigste Wirtschaftsmacht der Zeit, um Amerikas Volk und Macht als Rammbock gegen die übrige Welt zu benutzen, um ihre Globalisierungspläne durchzusetzen!

Mit dem Papiergeldtrick eröffneten sich für den Besitzer der Banknotendruckrechte ungeahnte Möglichkeiten aus dem Nichts Geld zu zaubern. Im Laufe der Zeit brachten es die Finanziers fertig, für das Papiergeld immer weniger Goldreserven bereithalten zu müssen. Heute ist es gang und gebe Notengeld in Milliardenwerten ohne Deckung zu drucken. Der Staat deklariert es zum Zahlungsmittel und bürgt für seinen aufgedruckten Wert. Logischerweise müsste über das Notengeld und die dafür eingenommenen Zinsen der Staat verfügen können und nicht die Besitzer der Notenbanken, hinter denen sich die Gelddynastien verbergen!

Die Weltkriege machten dann die Gelddynastien zur anonymen Weltregierung. Mit Amerikas Finanz- und Militärmacht ließen sie die noch übrig gebliebenen nationalen Bankensysteme der Nationalregierungen zerschlagen. Beide Kriege gewann die überwältigende Wirtschaft der Vereinigten Staaten! Sie allein erzeugte das Dreifache an Gütern und an Kriegsgeräten als ihre Gegner. Die Leistungsfähigkeit dieser mächtigen Wirtschaft schaffte den materiellen Hintergrund des Sieges. Die Dynastien finanzierten die Kriege mit auf Papier gedruckten Geldern. Das gedruckte Geld, welches letztlich der amerikanischen Nation gehörte, verliehen die Finanziers an die Regierungen der Vereinigten Staaten und ihren Verbündeten gegen Zinsen.11 Am Kriegsende war der Schuldenberg so gigantisch, dass ihn die Kriegsverlierer allein nie hätten abbezahlen können! Nun bürdeten die Bankiers allen Kriegsbeteiligten ihre eigenen Kriegsschulden auf.

11Die Übergabe des amerikanischen Geldausgaberechtes an die Finanzdynastien fädelte der Weltkriegspräsident Wilson ein. Am 23. Dezember 1913 als fast alle Abgeordneten bereits zu ihren Familien zu Weihnachtsferien heimgereist waren und nur seine Leute geblieben sind, brachte Wilson, in einer Nacht- und Nebelaktion den Federal Reserve Act durch (kurz FED). Ein Gesetz, das die Macht über den US-Dollar in die Hände der mächtigsten Privatbankiers der Welt legte. Die Banker konnten jetzt so viele Dollar drucken, wie sie es für die Verwirklichung ihrer Ziele nötig hielten. Die FED wie die zuletzt kreierte Europäische Zentralbank wurde gegründet, um die Vereinigten Staaten und Europa zu kolonialisieren. Sie bilden Staat im Staate! Ihre Bankgesetze schließen das Überwachungsrecht der Regierungen aus und lassen weder der USA noch der EU-Regierung Einsicht in ihre Geschäftsführung! In den letzten Jahrzehnten machten die Dynastien mit ihrem ungedeckten Falschgeld, gar mit nicht vorhandenen, virtuellen - nur in ihren Rechnungsführungen existenten – Geldern die Welt zu ihrem Schuldner oder kauften die Werte unserer Erde auf.

Seit der Mensch sesshaft ist, wurde politische Macht durch Vermögen12 erworben. 12Die Römer nannten ihr Geld Pecuna, was auch Woll-Vieh bedeutet. In ihren Anfängen waren Silber- und Goldmünzen rar in Rom, so zählte man den Reichtum in Schafen und Ziegen. Reichtum bringt die Macht und die Macht den Titel. Im Mittelalter wurde der Mächtigste zum König. In der liberalen Ära muss sich die Plutokratie nicht selbst in die politische Arena bemühen.13 13Es ist weniger gefährlich, aus dem Hintergrund zu regieren, als beim Scheitern der Politik den eigenen Kopf hinhalten zu müssen oder sogar abschlagen zu lassen. Sie finanzieren die Politiker und die Wahlen, so haben sie Legislative und Exekutive in der Hand. Durch die von ihnen gesteuerten Massenmedien zwingen sie den Staaten, der Gesellschaft, wie den einzelnen Bürgern immer neue Kredite auf, bis Staat und Wirtschaft vollständig den Finanzcliquen ausgeliefert sind.14 14Auch ohne Krieg steigen in den reichen Industriestaaten die Staatsausgaben durch Subventionen und Sozialausgaben so stark, dass die Einnahmen damit nicht Schritthalten können. In der übrigen Welt sind es die Kosten der importierten Energie, welche die Staatsfinanzen überfordern. Zur Jahrtausendwende (2000) betrugen die Staatsschulden der Vereinigten Staaten 4.000 Milliarden $, von Deutschland 1.000 Milliarden $. Zum Vergleich: das Kilo Barrengold kostete ca. 10.000$. Der Goldpreis war aber künstlich niedrig gehalten und innerhalb von 8 Jahren stieg der Goldpreis fast auf das Dreifache! Früher oder später werden aber die Staatsschulden so hoch sein, dass die Staatseinnahmen nicht einmal mehr die Schuldzinsen decken können. Die desolaten Staatsfinanzen animieren dann jeden Möchtegern, die Macht künftig allein in die Hand zu nehmen, um Ordnung zu schaffen. Vor allem die Staatsschulden durch Übernahme der Notenbanken, in Staatsbesitz zu streichen; unabhängig davon, ob dieser Potentat dann aus Militär, Politik oder aus Bankerkreisen kommt.


6. DAS ABENDLAND

Etwa zehn Jahrhunderte nach dem Untergang der griechisch-römischen Zivilisation begann sich auf europäischem Boden wieder eine neue Hochkultur zu entwickeln: die Abendländische-Kultur. Als Quellgebiet dieser Kultur könnte vielleicht das Burgund, quasi die heutigen Benelux Staaten,1 1Benelux, seit 1948 Zoll und Wirtschaftsgemeinschaft zwischen Belgien, den Niederlanden und Luxemburg, bevor sich die Gemeinschaft in der EU auflöste.  Frankreich und Irland bezeichnet werden. Ihre weiteren Grundpfeiler sind die Britischen Inseln, Deutschland, die Schweiz, Österreich, Italien und Tschechien. Die anderen Völker Europas sind selbstverständlich ebenfalls Träger dieser Kultur, ohne sie wäre die Euro-Amerikanische beziehungsweise Atlantische-Zivilisation nicht zustande gekommen. Schließlich waren es die Wikinger, die Vorfahren der heutigen Schweden, Norweger, Dänen und Normannen, die den amerikanischen Kontinent zuerst betraten; lange bevor es der Genuese Kolumbus2 in spanische Dienste wiederentdeckte. 2Kolumbus Christoph 1451 – 1506. Mit der Absicht Indien von Westen her zu erreichen, landete Kolumbus 1492 in der Karibik. Bis zu seinem Tode war er überzeugt in Indien angekommen sein.

Nachdem die Völker Iberiens die Araber vom europäischen Kontinent vertrieben und Amerika entdeckt hatten, wurden die Völker Europas im 16.Jahrhundert stark genug, den riesigen amerikanischen Kontinent zu erobern und zu besiedeln. Zu dieser Zeit begann der Vorsprung Europas und der weißen Rasse gegenüber der übrigen Welt immer mächtiger zu werden.

Nicht nur das Expandieren Europas über den Atlantik, sondern auch die ungestörte Entwicklung zu Größe ist den Völkern zu verdanken, welche das Eindringen fremder Eroberer von Osten her verhinderten. Ohne diesen östlichen Verteidigungsring würde Europa heute entlang der Grenzlinie Elbe, Böhmerwald, Ostalpen, Triest enden.3 3Gerade in unserem Jahrhundert gelang es einer der zu zeitigen eurasischen Großmacht, Sowjetrussland, ihren Machtbereich bis zu dieser Linie vorzuschieben und über 40 Jahre lang halten.

Das südöstlichste Glied dieser Verteidigungskette waren die byzantinischen Völker unter griechischer Führung.4 4Die Griechen waren die Gründer der ersten Hochkultur auf europäischem Boden und Quelle der Griechisch- Römischen Zivilisation. Die griechische Staatengemeinschaft der Antike trug die Rolle des heutigen Europas. Rom war das Amerika seiner Zeit. Nach dem Untergang des Weströmischen Reiches verfügten die Griechen noch über so viel Dynamik, dass sie den Expansionsdrang der Turkvölker und der Araber auf Europa vom Südosten her bis ins ausgehende Mittelalter verhinderten. Zusammen mit ihren bulgarischen und südslawischen Kombattanten hielten sie die Araber neben mehreren Turkvölkern vom Balkan und dadurch von dem westlich liegenden Europa fern.

Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanentürken im 15. Jahrhundert, übernahmen die in den Karpatenbecken ansässigen Ungarn die Verteidigung neben dem Osten zusätzlich noch der Südostflanke des Abendlandes von Byzanz. Zusammen mit ihren Nachbarvölkern Kroaten, Ruthenen und Slowaken hielten sie im Laufe der Jahrhunderte mehrere Steppenvölker, nämlich die Petschenegen, Kumanen, die Tataren genannten Mongolen und zuletzt die Osmanentürken von dem westlichen Europa fern.

Der gleiche Dank gebührt der ehemaligen polnischen Großmacht und den baltischen Völkern: Letten und Litauern. Solange sie nicht zwischen Preußen und dem Moskauer Zarenreich zerrieben wurden, standen sie als nordöstliche Bastion des europäischen Subkontinentes gegen die anstürmenden Steppenvölker.

Die blonden, helläugigen Ostslawen, Weißrussen, Ukrainer und Russen gehören auch zur europiden Völkerfamilie. Ihre Heimatländer liegen aber vom Zentrum so weit entfernt, dass viele Ereignisse, welche das Abendland bewegten, erschütterten und schließlich formten, dort nicht mehr ankamen. Eben dieser Ferne wegen konnte man sie auch nicht zwingen, etwas, was ihnen nicht passte, von Europa zu übernehmen. So entstand zwischen der Linie Ostsee, Pripjet-Sümpfe, Ostkarpaten und Schwarzem Meer im Westen und dem Uralgebirge im Osten ein europides, doch kein abendländisches Machtzentrum; gerüstet mit dem technischen Vorsprung des Abendlandes, aber vom ursprünglichen Europa ziemlich divergente Großmacht den Moskowiter Russen.

Als die Mongolenreiche zerfielen, fiel Sibirien zwangsläufig den Moskowitern zu. Mit Sibiriens Reichtum im Rücken waren die Zaren stark genug, die Dominanz über ihre ostslawischen Brudervölker und bis Ende des 19. Jahrhunderts auch über die Turkvölker, die die eurasische Steppe seit Urzeiten bewohnten, zu erlangen. So wuchs das Zarenreich zu einer eurasischen Großmacht heran. Der Nachfolgestaat, Sowjetrussland, erreichte seine absolute Grenze, als er sich nach Kriegsende 1945 gemeinsam mit den Vereinigten Staaten Europa teilte. Im Westen stand Deutschland als ethnische Barriere. Die Deutschen zahlenmäßig den Großrussen fast ebenbürtig, technisch und wirtschaftlich aber dem ganzen Sowjetreich weit überlegen. In den 60er Jahren war die russische Armee dem Westen wohl überlegen. In einer Blitzaktion hätte sie vielleicht bis zum Kanal und Gibraltar vorstoßen können. Aber danach? Auch wenn die Angelsachsen ihnen Europa hätten überlassen müssen, ein „Sowjetdeutschland“ hätte der Koloss nicht verdauen können. Innerhalb kurzer Zeit hätte „Sowjetberlin“ den Führungsanspruch der Moskowiter streitig gemacht. Im asiatischen Südosten wechselte China zwar ideologisch in das sowjetische Lager, trotzdem blieben die seinerzeit halbe Milliarde, bald eine Milliarde Chinesen ein unbezwingbares Hindernis für Expansionen in dieser Richtung.5 5Es ist eine Ironie der Geschichte, dass die zurzeit schwächsten Gegner, die besiegt geglaubten Turkvölker diese einstige Supermacht einmal zerreiben werden. Der viel höhere Geburtenüberschuss, der im Süden des ehemaligen Sowjetreiches lebenden Türk- und Moslemvölker lasst diese Voraussage vermuten. Sie werden die eurasische Steppe zurückfordern, sobald ihr technisches Know-how den Stand Europas erreicht hat.

Die vorindogermanischen Basken stammen vermutlich aus Afrika. Ihre Sprache gleicht keiner der Sprachen auf dem europäischen Subkontinent. Dafür sind sie vielleicht die ältesten Europäer. Ihr recht industrialisiertes Land ist zwischen Frankreich und Spanien aufgespalten.

Die Nachfahren der Kelten: die Iren, die Bretonen in Frankreichs Nordwesten und in Britannien; die Waliser; sowie die Schotten, zählen ebenfalls zu den Urbewohnern Europas.

Finnisch, Estnisch und die Sprache der Lappen mit dem Ungarischen sind nicht Glieder der großen Indio-Europäischen Sprachgemeinschaft. Sie gehören zum Uralischen Sprachstamm. Sie wurden in das nördliche Osteuropa zwischen Nordmeer und dem nördlichen Uralgebirge oder an den osteuropäischen Ebenen zu Nationen. Sie sind auch Ureuropäer.

Die Armenier sprechen eine indio-europäische Sprache und bekennen sich zu der ältesten christlichen Konfession. Die Georgier sind ebenfalls Christen, ihre Sprache gehört aber zu den kaukasischen Sprachen.

Im 15. Jahrhundert entwickelte sich in Europa, nebst anderen Wissenschaften, die Astronomie, Kartographie und der Schiffbau und machte es möglich, die Weltmeere zu befahren. Hauptsächlich der Weg nach Indien versprach lukrativen Handel. Am Ende des Jahrhunderts wurden Amerika und der Seeweg um das Kap der Guten Hoffnung nach Indien entdeckt.

In Mittelamerika trafen die iberischen Eroberer auf die Hochkultur der Mayas und Azteken. Im westlichen Südamerika der Inkas, in der Spätphase ihrer Zivilisation - die schon von innen selbst - dem Niedergang geweiht war. Die sehr wahrscheinlich schon undisziplinierten Indioheere, die das Pferd und das Schießpulver nicht kannten, konnten den hoch zu Pferd anstürmenden Reiter und dem fürchterlichen Knall aus den Schusswaffen der Eroberer nicht standhalten. Aber die Hauptursache der schrecklichen Dezimierung dieser Kulturrasse lag vielmehr an den von den Europäern eingeschleppten, bisher in Amerika unbekannten Krankheiten. In erster Linie ist die Grippe zu nennen, die binnen weniger Jahre Millionen Indios hinraffte, da sie keine körpereigene Abwehr gegen die Grippe besaßen. Das restliche Südamerika war von Stämmen bewohnt, die noch in der Steinzeit lebten. Die nordamerikanischen Jägerstämme boten den Franzosen und später den Briten stärkeren Widerstand, aber gegen die höher entwickelte Technik und vor allem gegenüber dem straff organisierten Militär der Weißen stand ihre Jägerkultur auf verlorenem Posten.

Bisher war es üblich, in den Reihen des eroberten Stammes oder Volkes die potentiellen Gegner, vor allem die waffenfähigen Männer zu töten; die Frauen zu Konkubinen zu machen oder gar zu heiraten; die Alten und Kinder zu versklaven. So wurde nach einigen Generationen aus Siegern und Besiegten ein Volk. In Amerika waren die weißen Kolonisatoren der Urbevölkerung technisch weit voraus und mit dieser Überlegenheit konnten sie die Besiegten leicht versklaven. Darum verlief die Rassenvermischung sehr zögernd. Nur in Mittelamerika und in einigen Südamerikanischen Staaten überwiegen heute die Mestizen vor den anderen Bevölkerungsgruppen.

An Arbeitskräften mangelte es ständig auf beiden riesigen Halbkontinenten. So begannen die Siedler schwarze Sklaven aus Afrika einzuschleppen. Zeitweise übertraf die Zahl der schwarzen Bevölkerung sogar die der Weißen. Erst als die Kolonien ihre Unabhängigkeit erklärten, begann die Immigration größerer Massen aus Europa in die Neue Welt. Heute sind die Weißen in Argentinien, Kanada, Uruguay mit etwa 90 Prozent in den Vereinigten Staaten mit 80 Prozent und in Brasilien mit 55 Prozent in der Überzahl. Die raschere Zunahme der Schwarzen und der Mischlinge verändert dieses Verhältnis in 4 bis 5 Generationen zugunsten des farbigen Bevölkerungsteils. Das bedeutet aber den wirtschaftlichen Niedergang und den Zerfall der heutigen Verhältnisse und Staaten auf beiden amerikanischen Kontinenten. Nicht ausgeschlossen ist jedoch, dass in einigen Jahrhunderten die nächste Hochkultur auf einer der amerikanischen Kontinente ihren Anfang nimmt.

Die Völker Iberiens, die sich als erste in der Neuen Welt niederließen, latinisierten die Ureinwohner und die später Zugewanderten. Das östliche Nordamerika bis Quebec hinauf wurde französisch geprägt. Quebec ist auch heute noch mehrheitlich von Frankokanadiern bewohnt. Als in Europa das französische Jahrhundert auslief und das britische begann, gewannen in Nordamerika die Briten den Einfluss. Heute ist Nordamerika von Quebec und Mexiko abgesehen, englischsprachig.

Auf dem amerikanischen Kontinent fand zuerst die Machtergreifung des Großbürgertums statt,6 als der Aufstand der dreizehn Kolonien die Herrschaft des britischen Königs brach. 6Die Französische Revolution kam etwas später. Die Unabhängigkeitserklärung der Amerikaner, die bald zur Verfassung ergänzt wurde, zementierte die Rechtsgleichheit aller Staatsbürger. Das bedeutete nicht nur mehr individuelle und politische Freiheit, sondern vor allem auch die Freiheit des Handels und der Wirtschaft. Diese Freiheiten zogen unternehmerische, erfinderische Geister in die Neue Welt. Dies war der Schlüssel zu Amerikas Erfolg.

Die ehemaligen 13 Kolonien expandierten in Richtung Westen. Sie kauften oder eroberten den südlichen Teil vom nordamerikanischen Kontinent bis zur Pazifikküste. Innerhalb von 100 Jahren wuchs das Land und die Bevölkerung, aber vor allem ihre Wirtschaft zu der heute mächtigsten Weltmacht, den Vereinigten Staaten von Amerika, dessen Wirtschaft und Industrieproduktion bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts die von ganz Europa überflügelte.

Allerdings blieb Britannien vorerst der Primus in der Welt des 19. Jahrhunderts. Die industrielle Revolution fand vor allem hier statt. Die neue Technik mit ihren Dampfschiffen kolonialisierte leicht den Rest der Welt; Afrika, Asien, den indischen Subkontinent, Australien, fast die ganze Erde. Großbritannien verdrängte oft andere europäische Niederlassungen, die schon vor den Briten existierten. Die Holländer, Portugiesen und Franzosen mussten sich damit zufriedengeben, was Britannien übrigließ. Die damaligen deutschen Ministaaten gingen bei diesem „Kolonien raffen“ fast leer aus. Diese Tatsache wurde später zu einer der Ursachen, die den Ersten Weltkrieg auslöste.

Die Bewohner des australischen Kontinents und des Inselstaates Neuseeland leben Antipode dem Atlantik gegenüber an dessen Ufern Europa und Amerika liegen. Sie zählen ebenfalls zum Abendland beziehungsweise zur abendländischen Kultur. Beide Inselreiche sind mehrheitlich von Abkömmlingen britischer Einwanderer bevölkert, obwohl im letzten Jahrhundert Europäer aus anderen Ländern und letztlich asiatische Einwanderer Einlass bekommen haben. Wie lange aber die weißen Europäer Australien halten können, wird die Zeit erweisen. Das überbevölkerte Indonesien, China und Japan liegen gefährlich nahe.

 

7. DIE EURASISCHE STEPPE.

Das Riesengebiet, der eurasischen Steppe zu definieren fällt einfacher mit dem Begriff Sowjetunion oder Mongolenreich. Geografisch aber bleibt es umso schwieriger. Von den russischen Weiten im Westen geht sie in die Kasachen steppe, dann nach Sibirien über, um an dessen Ost und Nordküsten zu stoßen. Zuletzt zählen das Tarimbecken und die Wüste Gobi ebenfalls dazu. Ihre sonstigen Grenzen enden an den kontinentseitigen Grenzen der eurasischen Subkontinente. Dort, wo das Siedlungsgebiet einer Kulturrasse anfängt, vor China, Indien, die Levante und Europa.

Die meisten Flüsse Sibiriens führen ins nördliche Eismeer, in menschenfeindliche Gegenden. Hier konnten keine Hochkulturen entstehen. Einige dortige Stämme, die ihren Weg Richtung der eurasischen Subkontinente nahmen, wurden in ihrer neuen Heimat schon zu Urzeiten sesshaft. Vor allem große Flusstäler, die zum Meer führen, begünstigten das Sesshaft werden. Über den Fluss konnten sie Handel treiben, sich vermehren, ihre Herrschaft über den Subkontinent ausdehnen und eine der Zeit prägende Hochkultur entwickeln. So entstanden die Kulturen in China, Indien, Levante oder Europa. Diese Kulturen waren und sind heute noch, nach Zahl ihrer Bevölkerung wie kulturell, den Völkern der eurasischen Steppe überlegen.

Hypothesen lassen vermuten, dass die Urheimat der indioeuropäischen Völker in der eurasischen Steppe liegt. Von hier aus eroberten sie Indien, Persien, Kleinasien und Europa, wo sie zusammen mit den dort ansässigen Völkern diverse Hochkulturen schufen.

Wie groß die arischen Reiche in der eurasischen Steppe waren, wissen wir nicht, da ihr Gros schon ausgewandert war, bevor die Menschheit die Schrift erfand. Nach dem die Arier abgezogen waren, schufen hier im Laufe der Jahrhunderte die Mongolen und Türkenstämme¹ mehrere Riesenreiche, die in ihren kurzen Blütezeiten die an den Subkontinenten lebenden, Jahrtausende alten Kulturvölker bedrohten und sogar für kurze Zeit eroberten. Der Machtbereich dieser Riesenreiche endete im Osten oft erst am Japanischen Meer und im Westen vor den Karpaten. 1Eine Hypothese, hält die Turkvölker für ein Konglomerat aus Mongolen und Ariern.

Gegen das eurasische Superreich der Hiung-Nus, welche von der Mongolensteppe aus Chinas Norden bedrohten, wurde die berühmte Große Mauer erbaut. Später wurden die gleichen Eroberer in Europa unter den Namen Hunnen berüchtigt. Im fünften nachchristlichen Jahrhundert lag ihr Machtzentrum an der Theiß. Von hier aus gefährdeten sie einige Jahre lang Rom. Zu Roms Glück zerfiel das Hunnenreich nach Attilas2 plötzlichem Tod. 2Attila 400-453 Hunnen (Türkisch? -Mongolischer?) König. Zwang die beiden römischen Reiche zu Tributzahlung. Nach seinem plötzlichen Tod zerfiel sein Reich.

Für ein paar Jahrhunderte war die Zeit ungünstig für die Steppenreiche. China war mächtig genug, die Mongolenstämme abzuwehren. Persien und die Levante wurden Teile des aufstrebenden Araberreiches. In Europa stand Byzanz, der Phönix aus der Asche Roms.

Von Zeit zu Zeit bemächtigten sich kleinere Nomadenreiche, hauptsächlich Turkstämme, die für ein paar Jahrzehnte zusammengeballt waren, dem europäischen Teil der Steppe. Sie nannten sich nach dem führenden Stamm oder nach dem Sippennamen ihres Fürsten Kasaren, Petschenegen, Kumanen, Kiptschaks. Sie alle waren mächtig genug, ihren Nachbarn das Fürchten zu lehren, doch zu kurzlebig, um die Kulturvölker ernsthaft zu gefährden.

Dschingis Kahn.3 3Dschingis Kahn 1167-1227 Begründer des Mongolischen Weltreiches. einigte im 13. Jahrhundert die mongolischen und türkischen Stämme zu einem eurasischen Großreich. Dann richteten sie ihre Stoßrichtung gegen Ostasien und eroberten China. Dschingis Kahns Erben, die Yüan Dynastie, beherrschte mit ihrem Mongolenanhang fast 100 Jahre lang China, bis eine Revolution sie vertrieb. Europa fürchtete ihre Tatarenzüge. Sie machten die ostslawischen Völker tributpflichtig und verwüsteten Polen und Ungarn. Ihr Nachhut Timur Leng4 eroberte im 14. Jahrhundert die Levante und Indien. 4Timur Leng 1336-1405 mongolischer Herrscher. Eroberte Nordindien bis Delhi, dann Persien und zerschlug das Reich der Kiptschak-Türken in Klein Asien.

Zum Glück der eurasischen Kulturvölker zerfielen die Steppenreiche in so kurzer Zeit, wie sie entstanden waren. Die gleiche Ursache, die ihnen zu ihrer Größe verhalf, wurde ihr auch zum Verhängnis: das Gelände. Gerade das Zentrum kann militärisch nicht verteidigt werden. Die Flüsse frieren im Winter zu und sonstige strategische Hindernisse fehlen in der Steppe. Außerdem ist die eurasische Steppe ein Binnenland ohne Zugang zum offenen Meer. Im Norden versperrt das Klima, im Südosten, Süden und Westen versperren Jahrtausende alte Kulturvölker den Zugang zum Meer. Vor allem aber, fehlt ein Kernland, eine Wirtschaft und ein geistig kulturelles Zentrum, welches dem Staat, respektive dem Staatenbund auf Dauer einen Halt geben würde.

Der Zerfall des Sowjetreiches binnen einiger Jahre bestätigt diese Regel gerade in unseren Tagen. Doch die Kulturen der eurasischen Subkontinente müssen sich auch in der Zukunft auf die Abwehr neuer Timur Längs oder neuer Sowjets einrichten.


8. DER ERSTE WELTKRIEG

Innerhalb eines Kulturkreises wird der jeweilige Staat, der zurzeit ökonomisch der Stärkste ist, zwangsläufig auch die politische Führung übernehmen, bis ihm die nächste, mittlerweile mächtiger gewordene Nation zuvorkommt. Dies wird offensichtlich, wenn wir die Geschichte des Abendlandes betrachten. Der Aufstieg Europas begann mit dem iberischen Jahrhundert.1 1Auch spanisches Jahrhundert genannt, weil das bevölkerungsreichere Spanien dominierte. Portugals Ökonomie war aber seinerzeit der spanischen eher überlegen. Als im 15. und 16. Jahrhundert Spanien und Portugal die Welt für Europa entdeckten und vor allem Amerika kolonialisierten. Darauf folgte das französische Jahrhundert mit enormer Kulturblüte und wirtschaftlicher Prosperität in Frankreich. Die Franzosen waren auch die ersten erfolgreichen Kolonisatoren im östlichen Nordamerika. Das 19. Jahrhundert war das britische mit der industriellen Revolution. Obwohl seine amerikanischen Kolonien sich von ihm abspalteten, konnte sich Großbritannien der Ressourcen der restlichen Welt bemächtigen, sogar bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts halten. Die Vorarbeit für die deutsche Priorität im 20. Jahrhundert leisteten schon ihre Dichter und Denker in den zwei vorangegangenen Jahrhunderten. In der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert stand dann mitten in Europa, der Wirtschaftsriese, das vereinigte junge Deutschland da.2 2Trotz der zwei verlorenen Kriege wurde das 20. Jahrhundert in Europa von Deutschland geprägt. Als Wirtschaftsmacht kam Deutschland gleich hinter den USA. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Sowjetrussland militärisch mächtiger, aber sowjetische Produkte -außer Waffen- waren auf dem Weltmarkt nicht wettbewerbsfähig. Inzwischen aber überflügelte die Wirtschaft der Vereinigten Staaten von Amerika nicht nur das deutsche, sondern fast das gesamte Wirtschaftspotential Europas. Es war voraussehbar, dass der große Bruder, trotz der Monroe Doktrin,3 3Monroe Doktrin nach James Monroe 1758-1831. Außenminister, anschließend Präsident der Vereinigten Staaten. Verkündete die Monroe Doktrin; gegen die Einmischung europäischer Mächte in die amerikanische Politik, im Gegenzug hält sich Washington von europäischen Angelegenheiten fern! sich bald in die Angelegenheiten Europas einmischen werde und in der nächsten europäischen Auseinandersetzung zwangsläufig das Bündnis siegt, welches die Vereinigten Staaten als Verbündeten gewinnen kann. Folglich nur das Eingreifen der Vereinigten Staaten von Amerika auf Seite der Entente entschied den Krieg zugunsten der Entente-Staaten.4 4Entente Cordiale – Herzliche Einvernahme, ausgesprochen Atant Kordjal. Von den Zeitgenössischen Quellen in Kurzform erwähnt: Antant. War der Kriegsbund zwischen Großbritannien, Frankreich, Russland, Japan später der Vereinigten Staaten und alliierte Mächte, sie waren die Gegner der Zentralmächte im Ersten Weltkrieg. In den Gegenlagern standen: Deutschland, Österreich-Ungarn, das Osmanische Reich und Bulgarien.

Der Dreißigjährige Krieg wurde größtenteils auf deutschem Boden ausgetragen und ruinierte das Land für Jahrzehnte. Dabei zerfiel das Reich in mehrere Kleinstaaten, die in der europäischen Politik nichts zu sagen hatten. Das Fürstenhaus einer dieser Kleinstaaten, das Fürstenhaus von Preußen, betrieb eine sehr erfolgreiche Politik. Vor allem die Verständigung mit Russland brachte Gewinn. Im Laufe der Zeit zerstörten sie gemeinsam die polnisch-litauische Großmacht und teilten sie unter sich auf. So wurden Russland und Preußen an Polens Ruinen mächtig. Dann standen die Sieger an der gemeinsamen Grenze als Konkurrenten gegenüber!

Der Wunsch für die Einigung Deutschlands kam im 19. Jahrhundert, im Zeitalter des Nationalismus auf. Die Bürger fühlten sich plötzlich nicht nur als Hannoveraner oder Tiroler, vor allem als Deutsche. So wurde die wichtigste Forderung der Revolution von 1848 in Deutschland die Einigung zu einer Nation.5 5Das Deutschlandlied, das zur Nationalhymne wurde, rief eben zur Einigung zu einer Nation auf. Die Einigung scheiterte zuerst an den lokalen Fürstenhäusern, die gerne ihre Unabhängigkeit gegenüber dem zukünftigen Souverän gewahrt sehen wollten. Zweitens an der Rivalität zwischen dem potentiellen König, respektive der Kaiserhäuser. Erst, als sich die liberale Regierungsform im Lande durchsetzte und nach sukzessiven Niederlagen der Habsburger6 in Italien und gegen Preußen, war der Boden für eine Einigung Deutschlands bereit. 6Habsburger. Europäisches Herrschergeschlecht. Von 1255 bis 1918 stellten sie mit Unterbrechungen die deutschen Könige beziehungsweise Kaiser. Sie stellten Könige von Spanien, Ungarn, Böhmen, Kroatien etc. Der Sieg des von Preußen geführten Norddeutschen Bundes über Frankreich im Jahre 1871 festigte die Priorität der Hohenzollern7 endgültig, jetzt konnte die Einigung vollzogen werden.

7Hohenzollern. Ursprünglich schwäbischer Fürstengeschlecht. Sie wurden Kurfürsten, später Könige von Preußen. Seit 1871 Deutscher Kaiser.

Warum diese, vom ganzen Volk gewünschte deutsche Einigung und die Kürung des Kaisers ohne die Teilnahme des deutschen Volkes in Versailles, statt in Frankfurt oder Berlin erfolgen musste, bleibt ein Rätsel der Kriegsgewinnler. Sie waren nicht die Ersten aber auch nicht die Letzten, die in ihrem Siegesrausch den Samen des nächsten Krieges säten. Dieser Sieg hinterließ in jedem Bürger der Grande Nation8 8Grande Nation - Große Nation, - Frankreich. einen so tiefen Schock, dass sie generationenlang eine Revanche als Ehrensache betrachteten. Kein Wunder: Vor einigen Jahrzehnten zogen noch ihre Großväter unter Napoleons Trikolore aus, um die Welt zu erobern und nun? Ein unbedeutendes Volk, das aus einigen unbedeutenden Fürstentümern bestand, einigte sich. Seine Armee schlug das französische Heer, marschierte in Paris ein und proklamierte den Preußenkönig in Versailles zum Deutschen Kaiser.

Der Nachteil dieser Einigung durch die Hohenzollern war, dass Deutschösterreich sich an das Reich nicht anschloss. Die nichtdeutsche Mehrheit der Völker der Habsburger Monarchie wollten auch nicht in ein Großdeutsches Reich einverleibt werden.9 So gelang es der habsburgischen Hauspolitik im Laufe der Jahrhunderte die Schweiz, die Niederlande und zuletzt Österreich von der deutschen Völkergemeinschaft abzuspalten. 9In den aufständischen Zeiten von 1848 forderten die Wiener Aufständischen Österreichs Beitritt zum Deutschen Bund, wobei die anderen Völker der Monarchie auf die Auflösung der Habsburgermonarchie und damit ihre nationale Souveränität hofften.

Um sich zu behaupten, muss jedes Lebewesen eine gewisse Aggressivität haben, um sich in seiner Umwelt durchzubeißen. Darum ist jedem Volk, jeder Rasse eine Dynamik eigen, sich zu Lasten anderer zu bereichern. So kann jedes Land von mehreren Seiten bedroht werden. Die Kunst der Politik ist nun, die richtigen Verbündeten für das geringste Entgelt zu finden, um einen eventuellen Krieg nicht allein durchstehen zu müssen. Doch die gegnerischen Bündnisse des Ersten Weltkrieges, die durch ihre Verzwickungen und Kolonialbesitzungen die ganze Welt in einen eigentlich intereuropäischen Krieg hineinzogen, entstanden eher durch Zufall als durch Vorausplanung. Ebenso, wie die Partner ihre abweichenden Interessen vereinbaren konnten.

Frankreichs Wirtschaftskraft war für die Revanche gegen Deutschland viel zu schwach, so trat es mit Deutschlands östlichen Konkurrenten, dem Zarenreich in Bunde. Der zwischen Frankreich und Großbritannien unter der Bezeichnung Entente Cordiale abgeschlossene Vertrag, beabsichtigte zuerst einmal die Streitigkeiten über ihre Kolonien möglichst zu vermeiden und den Status quo10 10Status quo - Gegenwärtiger Zustand. gegenüber der übrigen Welt zu sichern; auch gegen ihren späteren Verbündeten Russland und den Vereinigten Staaten. Großbritannien akzeptierte die Teilnahme Russlands in ihrer Entente Cordiale wahrscheinlich nach dem Motto: Ex duobus malis, minimum est eliendum.11 11Ex duobus malis minimum est eliendum - aus zwei Übeln wählt man das Kleinere. Russland liegt zu weit entfernt, dachten die beiden, um Frankreich oder Großbritannien ernsthaft zu bedrohen. 40 Jahre später rächte sich diese kurzsichtige Politik, als Sowjetrusslands Rote Armee in Mitteleuropa stand und im Bunde mit den Vereinigten Staaten Europa von der Weltbühne stießen!

Im Laufe des 19. Jahrhunderts verwendete Großbritannien viel Mühe Russland von den Weltmeeren fernzuhalten.13 12Ohne Großbritanniens Unterstützung für das Osmanische Reich wäre ihr europäischer Zipfel mit der türkischen Meerenge, wohl noch Kleinasien, schon im Laufe des neunzehnten Jahrhunderts unter russische Herrschaft gekommen. Da tauchte ein dritter Konkurrent auf, der Großbritanniens Machtstellung hätte gefährden können: Deutschland. Sowohl Frankreich wie Großbritannien schätzten die drohende deutsche Hegemonie so gefährlich ein, dass sie ihre Jahrhunderte alte Rivalität begruben und gegen den neuen Rivalen gemeinsam vorgingen.

Das Rückgrat der Zentralmächte bildete Deutschland, dessen Wirtschaftskraft alleine das Wirtschaftspotenzial aller seiner europäischen Konkurrenten überflügelte. Aber für Deutschland blieben nur die mit den partikularen Bestrebungen seiner Völker plänkelnde Österreichisch-Ungarische Monarchie und das Osmanische Reich, „der kranke Mann am Bosporus“ als Verbündete übrig. Zwei Vielvölkermonarchien, die in der national-liberalen Zeit ziemlich überaltert waren. Die Ökonomie beider Verbündeten lag weit hinter den Großmächten der Zeit zurück. Außerdem war das Osmanische Reich auf Wirtschaft wie Waffenhilfe angewiesen und das Habsburgerreich höchstens für einen lokal begrenzten Krieg gerüstet. Doch Deutschland musste die Habsburger als Verbündete haben. Ansonsten hätten sie sich leicht wie das vorerst verbündete Italien und Rumänien, an die Gegenseite anschließen können, um Schlesien, eventuell Sachsen, gar Bayern in ihre Kronländer einzureihen.13 13Während des Zweiten Weltkrieges lief sich Otto von Habsburg in Washington die Füße ab, um den Kriegsgewinnern klarzumachen, wenn sie Deutschland spalten wollten, müssten sie es in einem Südreich mit Österreich, Bayern, Schwaben, eventuell Ungarn und den Rest in eine Nordhälfte aufteilen. Die Mächtigen in Washington konnten den geschichtlichen Hintergrund in seinem Ausmaß gar nicht begreifen und verschenkten das halbe Europa an ihren Verbündeten Stalin.

Russland gewann bei den Balkanvölkern viel Sympathie, als es ihnen Ende des 19. Jahrhunderts half, sich von der türkischen Herrschaft endgültig zu befreien; natürlich mit der Absicht, diese Völker einmal in ihr großes, panslawisches, orthodoxes Reich einzugliedern. Die nicht slawischen, aber orthodoxen Griechen und Rumänen erwarteten ebenfalls von den mächtigen Zaren, dass sie das Andreaskreuz auf der Hagia Sophia bald wiederanbringen.14 14Russland nahm am Ende des 10. Jahrhunderts den griechisch-orthodoxen Glauben an. Als Byzanz im 15. Jahrhundert unterging, nahm sich der Fürst der Moskowiter den Zarentitel an. Das Wort “Zar“ ist das russifizierte „Caesar“. Seitdem betrachtete sich das Zarenreich als legitimer Nachfolger des byzantinischen Reiches. So stand Russland endlich vor seinem lang ersehnten Ziel, ans offene Meer zu gelangen. Weil Russland ohne Ausgang zu den Weltmeeren nur eine zweitrangige Großmacht bliebe.

Seit je her war der Balkan ein umstrittenes Terrain. Sowohl in der Antike wie später zwischen Byzanz und dem Weströmischen Reich, dann zwischen den ungarischen Königen und den Türken. Die Völker, welche die Balkanhalbinsel zur Heimat haben, wurden durch den ständigen Durchzug fremder Eroberer herumgeschoben und durcheinandergewirbelt. So müssen in der gleichen Stadt, in der gleichen Region mehrere Völker und mehrere Religionen zusammenleben. Wenn im Laufe der Zeit hier ein Volk oder eine Religion die Hegemonie gewinnt, versucht sie sein Volkstum oder seine Religion über den ganzen Balkan auszubreiten.

An der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert standen die Völker der Region kurz vor der Einigung, um das türkische Joch gemeinsam abzuschütteln. Das Übel lag in den hegemonialen Tendenzen der Beteiligten. Die Griechen dachten an die Wiedererrichtung des ehemaligen Byzanz, natürlich unter hellenischer Führung. Die Kroaten fochten für ein aus Zagreb regiertes Großillyrien. Die Rumänen erfanden das dakisch-römische Großreich. Aus dieser Fiktion leiteten sie ihr Anrecht, nicht nur auf den Balkan, sondern auch auf die halbe Ukraine und den überwiegenden Teil Ungarns ab.

Der östliche Balkanzipfel ist von bulgarischen Ethnikum besiedelt. Evident, dass Russlands Weg zu den türkischen Meerengen über bulgarische Erde führte. So initiierte Sankt Petersburg die Errichtung Großbulgariens, unterstützt von der Monarchie, Deutschland, Großbritannien und Italien. Weil es auf dem Balkan fast keine zusammenhängende ethnische Zone gebe, stieß der großbulgarische Gedanke bei den Rumänen und Serben auf heftige Ablehnung. Rumänien erhob Anspruch auf die Dobrudscha. Serbien und Griechenland auf Makedonien. Großserbien sollte Makedonien mit seinem Meerhafen Saloniki, Bosnien-Herzegowina, Albanien und Teile Kroatiens einschließen.

Der panslawistische Gedanke -außer in Polen, das schon teilweise unter russischer Herrschaft lag, fiel bei den west und südslawischen Völkern der Österreich-Ungarischen Monarchie auf fruchtbaren Boden. Die russische Hegemonie über alle slawischen Völker in Europa wäre nicht nur für die Österreichisch-Ungarische Monarchie, sondern auch für das übrige Europa, einschließlich Großbritanniens inakzeptabel gewesen. Russlands Anspruch auf den ganzen Balkan war gegen die Integrität der Monarchie gerichtet, daher konnte sie die russische Prävalenz über Serbien unter keinen Umständen zulassen! Die Österreich-Ungarische Monarchie war bereit, im Tausch für Serbien Ostrumelien - das heißt: den türkischen Teil des Balkans dem russischen Einfluss zu überlassen; damit wäre Russland am Mittelmeer.14 14Zwischen den Außenministern beider Staaten bestand eine mündliche Vereinbarung: Russland akzeptiert die Annexion Bosnien- Herzegowinas durch Österreich-Ungarn, dafür befürwortet Wien die Freimachung der Durchfahrt durch die türkischen Meerengen für Russland. Österreich-Ungarn war bereit, den östlichen Zipfel des Balkans Russland zu überlassen, Russland und Serbien beanspruchten aber den Balkan für sich selbst. Die Entente versprach den Russen ebenfalls die europäische Türkei inklusive Istanbul. Warum nicht Beides? Den ganzen Balkan auf einen Schlag holen, dachten sich die Moskowiter.

Russlands Neutralität hätte vielleicht den Ersten Weltkrieg, die Weltkriege überhaupt verhindert. Schließlich standen sich das damalige Russland und Deutschland nicht so feindlich gegenüber, dass sie sich auf Teufel komm’ raus bekriegen mussten.15 15Großherzog Alexander Romanow, der Schwager und - seit ihrer Jugend auch - beste Freund des Zaren, schrieb in seinen späteren Memoiren „Während des Krieges fand ich in ganz Russland niemanden, der motivieren konnte, warum wir gegen Deutschland Krieg führten“. Vor allem aber wäre Russland selbst, von der über 70 Jahre dauernden Diktatur der Bolschewiken verschont geblieben. Von den Experimenten mit der menschlichen Gesellschaft, um ein utopisches Gesellschaftssystem zu erschaffen. Von der unvorstellbaren ethischen und materiellen Vernichtung, welche die Bolschewiken bei diesem Experimentieren vollbrachten! Die reichen Bodenschätze des riesigen Russlands hätten eine rasche Industrialisierung, folglich die wirtschaftliche und politische Angliederung an Europa von selbst herbeigeführt. Auf das deutsche Jahrhundert wäre dann das russische gefolgt und die Hegemonie der weißen Völker wäre damit um zwei Jahrhunderte hinausgezögert worden.

Eine Gruppe junger Serben in der Hauptstadt der -zwischen Serbien und der Monarchie- umstrittenen Provinz Bosnien-Herzegowina ermordeten das Thronfolgerpaar der Donaumonarchie. Ob die Attentäter aus eigener Initiative oder im Auftrag der serbischen oder russischen Geheimdienste schossen; der Doppelmord zwang die Monarchie, den serbisch - russischen Machenschaften ein Ende zu setzen. Auf die Kriegserklärung an Serbien folgte die Generalmobilmachung Russlands. Darauf erklärte Österreichs Verbündeter Deutschland Russland den Krieg. Nachdem französische Flugzeuge am 3. August –für die damalige Zeit noch recht wirkungslose Bomben- auf Karlsruhe und Nürnberg abwarfen, erklärte der deutsche Botschafter in Paris: der Kriegszustand mit Frankreich sei eingetreten.

Im russisch-japanischen Krieg (1904/5) wurde Japan von Großbritannien unterstützt, doch nach dem Krieg setzte sich Großbritannien für die Versöhnung der Beiden ein. Weil Russlands Eroberungsdrang in Fernosten scheiterte, wendete sich Russland der Eroberung des für ihn viel wichtigeren Konstantinopels zu, und ließ Japan freie Hand in Ostasien. Die Entente köderte Japan mit den fernöstlichen deutschen Besitzungen, so trat Japan an der Seite der Entente in den Krieg ein. Besetzte die deutschen Südseeinseln sowie die deutsche Chinakolonie Tsingtau und begann mit der Kolonisation Chinas.

Dem morschen Osmanischen Reich nahm Großbritannien schon (1881/82) Zypern und Ägypten mit dem Suezkanal ab, damit sicherte sich Großbritannien sein Einfluss über den Nahen Osten sowie kürzeren Zugang zu ihrer indischen Kolonie. Jetzt konnte Großbritannien Russlands freien Zugang zum Mittelmeer zulassen und war bereit, Russlands Anspruch auf die türkischen Meerengen zu unterstützen. Dafür erkannte Sankt Petersburg den britischen Anspruch auf das südliche Persien und auf Afghanistan an. Die Türken waren gezwungen, statt Großbritannien neue Verbündete suchen, bevor ihr Mesopotamien, Arabien und Persien auch das Schicksal Nordafrikas und Zyperns erleidet, schlossen sie sich den Gegenspieler der Entente an.

Dieser unsinnige Krieg brachte allen Beteiligten europäischen Völkern unsagbares Leid. Schließlich führte dieser Bruderzwist zwischen Europas Völkern zur Zerstörung ihrer führenden Position in der Welt. An diesem Krieg, der im Sommer 1914 ausbrach, trugen alle Beteiligten ihre eigene Schuld. Russland, um die Eroberung der türkischen Meerengen zu sichern, forderte den ganzen Balkan. Völlig ungerecht. Die Habsburger wollten ein Kronland mehr in ihren Besitz bringen. Deutschland wollte seinen Anteil an der Welt holen, deren sich die Anderen schon einige Jahre vorher bemächtigt hatten. Frankreich sinnte auf Revanche gegen Deutschland, obwohl es ihm dafür an der Kraft fehlte. Großbritannien wollte keinen Konkurrenten dulden weder auf dem Kontinent noch auf den Weltmeeren. Für die in den Vereinigten Staaten sich eben etablierte Finanzmacht, war das zerstrittene, doch mächtige Europa wie seine stärkste Wirtschaftsmacht Deutschland, das erste Hindernis für sein Endziel: die Hegemonie über unseren Globus zu erlangen. Jeder der Konkurrenten wollte den Gegner auf ewige Zeit so weit einengen, gar zugrunderichten, dass er nie mehr einen Krieg durchstehen würde. Durch Gebietsabtrennungen, vor allem der Industriegebiete, ungeachtet der Tatsache, dass die Landesgrenzen fast überall an den ethnischen Grenzen lagen.16 16 Im Mittelalter konnte man die ethnischen Grenzen ignorieren. Heute, im Zeitalter des Nationalismus ist es eine schiere Unmöglichkeit, aus Franzosen Untertanen des Deutschen Kaisers zu machen. Ebenso werden Deutsche aus dem Saarbecken nie zu Franzosen. Aber die ethnischen Probleme bei diesen Gebietsannexionen zogen sie anscheinend gar nicht in Betracht.

Der Teufel musste wohl die Menschen geritten haben. Alle Völker Europas zogen singend, mit großem Elan, siegessicher in den Krieg mit der Zuversicht, bis Weihnachten als Sieger heimzukehren.

Die Strategie der Entente sah vor, mit einem konzentrierten Angriff von allen Seiten her die Mittelmächte zu überrennen und ihre Länder zu besetzen. Sollte dieser Plan scheitern, werden die Mittelmächte unter Blockade gestellt, bis ihnen irgendwann die Luft ausgeht, was am Schluss auch eintrat. Die deutsche Strategie plante: mit der Kraft von sieben Armeen zuerst Frankreich zu schlagen, während im Osten die 8 deutschen Armeen zusammen mit der Armee Österreich-Ungarns Russland in Schach halten würde.

Vom zweiten zum dritten August 1914 verlangte Deutschland von dem neutralen Luxemburg und Belgien freien Durchmarsch Richtung Frankreich. Trotz Absage zogen die deutschen Armeen über luxemburgisches und belgisches Gebiet gegen Frankreich und besetzten in den ersten Tagen des Krieges große Teile Belgiens. Dieser Angriff aus unerwarteter Richtung durchbrach die französischen Verteidigungslinien und zielte auf Paris. Laut Plan sollte der Gegner, nach Einnahme der französischen Hauptstadt Richtung Schweizer Grenze hinuntergedrängt und geschlagen werden. Nach vier Wochen überquerten die Deutschen die Marne. Am Westen hatten sie schon Meaux in der Hand, die Stadt vierzig Kilometer vor Paris. Großbritannien, das sich vor Kriegsausbruch neutral tarnte, nahm den deutschen Durchmarsch durch das neutrale Belgien als Kriegsgrund und reihte sich in die Schlachtenreihe gegen den deutschen Konkurrenten ein. Britische Truppen machten sich daran, den rechten Flügel der Deutschen zu umklammern. Die Schlacht an der Marne musste abgebrochen werden und eine Abwehrfront bis zum Kanal errichtet werden. Über die Westgrenzen im Elsass kamen die Deutschen einige Kilometer hinaus, aber ein Durchbruch scheiterte hier ebenfalls.

Russland besetzte inzwischen das halbe Ostpreußen. Zur Entlastung der dortigen 8. Armee, musste von der Westfront Verstärkung herbeigeholt werden. So wurde Frankreich von seinen Verbündeten England und Russland gerettet.

Ende August wurde bei Tannenberg die 2. russische Armee vernichtend geschlagen und bald darauf die 1. russische Armee an den Masurischen Seen. Damit war Ostpreußen befreit.

An der Ostfront marschierten die österreichisch-ungarischen Streitkräfte mit drei Armeen auf. Die Russen auf der Gegenseite stellten vier Armeen entgegen. So musste eine der Armeen von der Serbien-Front in den Osten verlegt werden. Obwohl beide Seiten für einen modernen Krieg ungenügend gerüstet ins Feld zogen, waren die Russen im Vorteil, weil die slawischen Verbände der Donaumonarchie sich um den Kampf gegen Mütterchen Russland drückten. Von den Slawen standen allein die Polen an der Seite der Zentralmächte gegen die Zaren. Von den in den ersten Kriegstagen an den Fronten gestellten 1,8 Millionen Soldaten der K und K17 Armee verschwanden in den ersten Monaten eine Million Soldaten. Sie fielen in Gefangenschaft, liefen zu den Russen über, wurden verwundet oder starben. 17K-und-K-Armee - Kaiserliche und Königliche Armee von Österreich-Ungarn.

Die zwei in Ostpreußen zerschlagenen Armeen konnten die Russen bei ihrer ungeheuren Menschenreserve leicht verschmerzen. Sie warfen neue Armeen an die Front und griffen mit ungebrochener Kraft in Polen und in Galizien an. Nach einigen Wochen waren die Russen schon weit nach Polen vorgerückt und brachen an einer Stelle an den Ost-Karpaten durch. Nur mit großer Mühe konnten die Russen von diesem natürlichen Ostwall Europas von ungarischen Husaren und polnischen Landserreiter bis Weihnachten zurückdrängt werden. Wieder mussten deutsche Truppen von der Westfront herübergeholt werden. Sie schlugen dann bei Lodz erneut die russischen Armeen. Anschließend schoben sie die Front gegen Osten zurück.

Mit der Einkehr der Winter stellten die Gegner an allen Fronten fest, dass auf Vorwärtskommen keine Aussicht bestand, so verschanzten sie sich an den meisten Fronten in Schützengräben. Damit erstarrte der allseits geplante Blitzkrieg zum Stellungskrieg. Aus der Heimkehr zu Weihnachten wurde nichts!

Bei Kriegsausbruch befand sich ein deutsches Kreuzergeschwader in den ostasiatischen Gewässern. Als die Japaner Tsingtau besetzten, bekam es den Befehl heimzukehren. Sofort eröffnete die Royal Navy18 die Jagd auf sie. 18Royal Navy – Königliche Marine Großbritanniens. Im ersten Seegefecht vor der chilenischen Küste besiegten die Deutschen einen britischen Kreuzerverband. Nach der Schlacht begaben sie sich ums Feuerland in den Atlantik hinüber. Bei den Falklandinseln wurden sie jedoch von einer viel größeren britischen Flotte gestellt und der ganze Verband bis auf ein einziges Schiff versenkt. Ab jetzt hatten die Briten keinen ernsthaften Gegner mehr auf den Ozeanen und die britische Admiralität konnte sich dem Blockieren der Ausfahrten der Nordsee widmen. Gleich bei Kriegsausbruch erklärten die Ententestaaten die Nordsee zu ihrem Operationsgebiet und begannen sie zu verminen. Der Durchgang durch den engen Ärmelkanal zwischen Frankreich und Großbritannien war noch leichter zu blockieren. Damit blieb der Atlantik für die deutsche Flotte versperrt; nur ihre U-Boote konnten unbemerkt19 die britische Blockade durchbrechen und Jagd auf die Schiffe der Entente machen. 19Seinerzeit konnten die getauchten U-Boote schwierig lokalisiert werden. Das brauchbare Radargerät wurde um die 20 Jahre später entwickelt. Eine Note der Vereinigten Staaten warnte im Herbst 1915 Deutschland vor Angriffen auf amerikanische Kriegsmaterialtransporte. Um einen offenen Krieg mit den Vereinigten Staaten zu vermeiden, musste Deutschland den U-Boot-Krieg gegen Transportschiffe der amerikanischen Geschäftemacher und Kriegslieferanten einstellen, auch wenn das Haager Abkommen von 1899 allen neutralen Staaten verbat, Kriegführende Staaten mit Waffen und Kriegsmateriallieferungen zu unterstützen.

Ihrerseits blockierte die deutsche Flotte den Skagerrak, die Meeresstraße zwischen Russland und ihren westlichen Verbündeten. Nebenbei sicherte sie den Weg, für die unentbehrlichen Erzlieferungen aus Schweden. Die Briten zogen Ende Mai 1916 mit etwa 150 Schiffen gegen die Blockade. In der Seeschlacht erlitt ihre Schlachtflotte aber doppelt so viele Verluste an Menschen und Material wie ihre Gegner. Danach versuchten sie nicht mehr in die Ostsee einzudringen.

Ungeachtet der „Kongoakte“, wonach kein europäischer Krieg auf afrikanischen Besatzungsgebieten ausgetragen werden durfte, besetzten die Ententestaaten nacheinander alle deutschen Kolonien. Allein Deutsch Ost- Afrika konnte von einer Handvoll beherzter Soldaten, bis zum Waffenstillstand in Europa, (1918) verteidigt werden.

Nach dem Winter versuchte die Entente die Zentralmächte beider Fronten mit simultan geführten Angriffen zu zermalmen. Vom Westen her starteten die französisch-britischen Streitkräfte mit riesigem Materialaufwand mehrere Angriffe. Dies brachte nur Zehntausende Tote und Verwundete und einige Quadratkilometer dem Boden gleichgemachte Dörfer. Im Osten führten die Russen mit ihrer riesigen Überzahl an Menschen immer wieder neue Offensiven. Doch zur selben Zeit als sich an der Westfront die abendländischen Völker gegenseitig sinnlos mordeten, trieben die deutschen Ost-Armeen in die Masuren den Nordflügel der Russen in die Flucht. Im Sommer 1915 warf eine gemeinsame Offensive der Mittelmächte die Russen endgültig aus Galizien raus. Der nächste Schlag vertrieb die Russen aus Polen, Lettland und Litauen und machte erst Halt bei den Pripjet-Sümpfen und im Norden an dem Düna Fluss. Auf eine weitere Verfolgung der Russen wurde verzichtet, weil die Heeresleitung die eigenen Truppen nicht in den endlosen Weiten Russlands verzetteln wollte.

Schon nach einigen Monaten Krieg war ersichtlich, dass an diesem Krieg alle nur zu verlieren, aber nichts zu gewinnen hätten. Wenn die Menschheit ein wenig Vernunft besäße, hätten die Kriegführenden jetzt unter fairen Bedingungen Frieden schließen müssen. Aber hier waren die Bankerdynastien. Sie hatten schöne Gewinne an diesem Krieg, warum sollten sie dann die „Kriege führenden Herrschaften“ nicht weiterfinanzieren. Die Gegner schließlich begannen diesen Krieg, um des Sieges willen, um politische Ziele mit Gewalt durchzusetzen. Ja nicht aufgeben, eher sich nach neuen Verbündeten umschauen.

Ende des 19. Jahrhunderts kamen sich Italien und Frankreich einander in die Quere, als beide Staaten die Kolonisation Nordafrikas beabsichtigten. Großbritannien hatte ebenfalls Pläne in Afrika. Aufgrund des deutsch-französischen Verhältnisses kam für Italien einzig Deutschland als potenzieller Verbündeter in Frage, das im Zweierbündnis mit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie stand. Die Monarchie war zu dieser Zeit mit keiner Macht der Welt im Konflikt und sträubte sich gegen die Aufnahme Italiens, damit das Bündnis nicht einen antifranzösischen Charakter erhalte. Unglücklicherweise kam der Dreierbund mit Italien dennoch zustande. (1882) Daraufhin schloss Frankreich mit Russland ein Beistandsabkommen zum Ausgleich gegen den Dreierbund, obwohl der Zar nicht gerade für den republikanischen Königsmörder schwärmte.

Über Afrika wurden die zwei lateinischen Mächte bald einig, indem Italien Libyen und Frankreich Tunesien kolonialisierten. Nachher schlossen sie ein Geheimabkommen in dem Italien versprach, sich in keinem Krieg gegen Frankreich zu beteiligen. Bei Kriegsausbruch weigerte sich Italien, den Krieg mitzumachen, stellte aber für seine Neutralität in dem Konflikt Forderungen an die Monarchie: Triest mit Istrien, das noch bei Österreich gebliebene, aber vom italienischen Ethnikum bewohnte östliche Poebene, daneben Südtirol abzutreten. Auf das von Deutschösterreichern bewohnte Südtirol hatte Italien so wenig Anrecht, wie die Habsburger auf ihren italienischen Provinzen. Die Entente köderte die italienische Regierung mit der zusätzlichen Zusicherung von: Istrien, Dalmatien und Südtirol; die Hegemonie über Albanien und einem Anteil an der erhofften türkischen Beute. Das verheißungsvolle Angebot der Entente zündete. Wenn auch mit Widerwillen, trat Italien doch im Mai 1915 an der Seite der Entente in den Krieg. Es ließ seine Armee an der österreichischen Grenze auffahren und von der strategisch günstigsten Stelle des Isonzo einige Angriffe Richtung Görz-Gorizia, später auf Triest starten, die aber alle abgewehrt wurden. Die Italiener zeigten auch keinen größeren Elan und Interesse an diesem Krieg als die Nationalitäten der Habsburger Monarchie.

Zwischen Russland und seinen Verbündeten gab es keine Landverbindung. Die als Ententestaaten mussten bald einen Weg finden, um ihre Verbündeten mit Kriegsmaterialien zu unterstützen, außerdem hofften sie, die russischen Massen an der Westfront einsetzen zu können.

Um wenigstens den Seeweg zu ihrem russischen Verbündeten zu öffnen, dampfte im Frühjahr 1915 eine englisch-französische Kriegsflotte mit 200.000 Mann Landungstruppen Richtung Dardanellen. Die Invasoren wurden schon unterwegs von deutschen U-Booten empfangen, die mehrere ihrer Schiffe torpedierten. Die Engländer landeten auf Gallipoli, die Franzosen gegenüber auf der asiatischen Seite. Beiden kamen aber aus der Reichweite ihrer Schiffskanonen nicht hinaus. Die Türken standen ihrem Mann, so musste die Entente ihr Vorhaben aufgeben und zog zum Jahresende 1915 von den Dardanellen ab. Damit sie aber nicht mit leeren Händen heimkehrten, besetzten sie die makedonische Hafenstadt Saloniki und zwangen das bis jetzt neutrales Griechenland auf ihrer Seite.

Das Osmanenreich hatte ebenfalls keine Landverbindung zu den Mittelmächten. So musste auch diese Seite eine Verbindung herstellen. Die Türken standen schon in einem Vierfrontenkrieg. Die Dardanellen belagerten die Ententetruppen. Vom Kaukasus her konnten die Russen jeder Zeit durchbrechen. Auf dem Sinai lief ein Stellungskrieg gegen das britische Ägyptenkorps. In Mesopotamien stürmte die britische Indienarmee gegen die Türken.20 Allein gelassen musste der osmanische Verbündete bald zusammenbrechen.20 Persien wurde bei Kriegsbeginn von Briten, Russen und vom Osmanischen Reich besetzt. Jede Seite wollte sich die Ölfelder sichern. Die britisch-indische Armee verdrängte die Türken fast aus Persien. Aber Ende 1915 wendete sich das Blatt, die Briten wurden in Mesopotamien bei Kut-El-Amara eingeschlossen und mussten sich den Türken ergeben.

Die Monarchie zog in den Krieg, um den russischen Einfluss über Serbien zu bannen. Mit Russlands Kriegserklärung musste aber die 2. Armee, welche im Begriff war, gegen Belgrad zu ziehen, an die Ostfront verlegt werden. So sollte die sechste K und K Armee alleine mit den Serben fertig werden. Ihr erster Angriff von Bosnien aus, wurde von den Serben zurückgeschlagen, erst im zweiten Anlauf gelang der Durchbruch nach Serbien. Dann machte der Kommandeur einen strategischen Fehler: Statt den halbwegs geschlagenen Feind zu verfolgen, teilte er seine Truppen und schickte die halbe Mannschaft gegen Belgrad, um Serbiens Hauptstadt zu besetzen. Die Serben rafften sich inzwischen auf und trieben ihren Verfolger hinter den Drina-Fluss nach Bosnien zurück. Dann wandten sie sich gegen Belgrad und drückten ihre Feinde auf die ungarische Seite der Donau und Save zurück. Seitdem standen sich die Gegner Aug in Aug an den Fronten gegenüber. Die Landverbindung zu den Türken wurde aber umso dringlicher, so musste die deutsche 11. Armee hinunterkommandiert werden, um sich gegen Serbien durchzusetzen. Bulgarien wollte nicht das Schicksal Griechenlands teilen. Außerdem hofften sie, sich mit den richtigen Verbündeten -die von allen drei Nachbarstaaten Bulgarien, Griechenland und Serbien beanspruchte Provinz Makedonien aneignen können und schlossen sich den Mittelmächten an. Diese Übermacht besiegte Serbien im Herbst 1915 in sechs Wochen. Etwa ein Viertel der geschlagenen serbischen Armee konnte via Albanien auf die Insel Korfu entkommen und sich mit den Ententetruppen vereinigen, welche schon das vorher neutrale Griechenland besetzt hatten. Um der Entente zuvorzukommen, besetzten die Mittelmächte Montenegro und Albanien. Die Landverbindung zwischen der Türkei und ihren Verbündeten war damit hergestellt.

Was die deutsche Industrie an Kriegsgeräten stellen konnte, wurde vor Verdun aufgefahren. Anschließend wurden die französischen Linien von Ende Februar bis Mitte August 1916 beschossen und bestürmt. Die Angreifer eroberten einige Festungen, kamen einige Kilometer vorwärts. Um Verdun fielen über 350.000 Franzosen und nur einige Tausend weniger Deutsche, aber der große Durchbruch auf Paris misslang. Im Gegenteil, weiter nördlich an der Somme rüstete die Entente zu einem noch gewaltigeren Gegenangriff auf. Schließlich lieferten ihnen fast alle Rüstungsbetriebe dieser Welt die Munition. Nach wochenlanger Kanonade auf die deutschen Stellungen, gingen die Stoßtrupps der Entente hinter Tanks -der neuesten Erfindungen der Kriegstechnik- auf die feindlichen Stellungen los. Diese gewaltige Schlacht brachte der Entente auf 40 km breiter Front einen 12 km tiefen Durchbruch. Nach offiziellen Angaben fielen während der Sommeoffensive eine halbe Millionen Briten, ebenso viele Deutsche und 200.000 Franzosen.

Noch vor Kriegsausbruch entwarfen einige Waffentechniker Pläne für eine durch einen Explosionsmotor angetriebene, mit Maschinengewehr beziehungsweise Kanonen bestückter geländegängige Stahlfestung (Kampfwagen). Die Entwicklung wurde aber seinerzeit durch alle Kriegsführungen verworfen. Die zeitgenössische Strategie sah für die eigene Verteidigung, zur Abwehr gegnerischer Anstürme neben der Artillerie das Maschinengewehr -die neue Erfindung der Jahrhundertwende- für die Infanterie vor. Zur Vorbereitung der eigenen Attacken, hielt man einige Stunden Kanonade auf die gegnerischen Stellungen, genügend, um Mannschaft und Maschinengewehrnester ausschalten zu können. Im zweiten Kriegsjahr wurden schon die gegnerischen Kampflinien vor der Bestürmung wochenlang beschossen, es gelang aber beiden Seiten, die durch Granatenfeuer oftmalig umgewühlten eigenen Stellungen mit Menschen, Kriegsgerät und Munition immer neu aufzufüllen. Dann begann die Entente die Kampfwagen - die die Briten unter dem Decknamen Tank produzierten - einzusetzen, was zu ihrem Sieg entschieden beitrug.

Ostern 1916 besetzte die Irish Volunters Untergrundarmee21 ihre Hauptstadt und verjagte die britischen Eroberer für einige Tage aus der Stadt. 21Irish Volunters Armee - Irische Freiwilligenarmee - die Armee der aufständischen Iren. Später wurde ihr Name auf IRA Irish Republikan Armee geändert. Sie erhofften Unterstützung von Deutschland und ihre in Amerika lebenden irische Landsleute. Eine trügerische Hoffnung! Die deutsche Seemacht war eigentlich nie in der Lage, Irland effektive militärische Hilfe zukommen zu lassen und Amerika hatte sich längst für die Entente entschieden. Die blutige Niederringung Irlands erregte keinen Anstoß bei Wilsons22 tugendhafter Regierung. 22Wilson Thomas Woodrow 1856-1924. 28. Präsident der USA. Seine Wahl zum Präsidenten wurde von den Rockefellers und anderen Gelddynastien finanziert. Als Gegenleistung dafür brachte er das “Federal Reserve Act“ durch die Legislative der Vereinigten Staaten. Dieses Gesetz übertrug an die, im Federal Reserve System vereinigten Privatbanken das Recht der Notengeldausgabe, das bis jetzt souveräne Recht des Staates war. Später trat Wilson auf die Seite der Entente in den ersten Weltkrieg ein.

Die meisten der russischen Offensiven endeten in einer Katastrophe. Im zweiten Kriegsjahr fehlte es an Nachschub, Waffen und Munition. Vor allem die Verluste an Offizieren und Unteroffizieren waren unersetzlich. Auf Drängen ihrer westlichen Verbündeten wagten die Russen, -trotz allen Desastern- im Frühsommer 1916 einen Angriff auf die K. und K. Stellungen und konnten die Front an etwa 100 km Breiten einige Kilometer tief eindrücken.

Rumänien gehörte vertraglich auch zu den Mittelmächten, kam aber seiner Vertragspflicht nicht nach. Im Gegenteil, Geheimverträge mit Russland und Frankreich sicherten ihm das ungarische Siebenbürgen zu, wenn Rumänien die Seite wechsle! Auch bei der Entente nahmen es die Rumänen nicht so genau mit ihrer Vertragspflicht und zögerten ihre Kriegserklärung hinaus. Erst als die erfolgreiche russische Frühsommeroffensive ihrem Mut Anstoß gab, erklärten sie der österreichisch-ungarischen Monarchie den Krieg. Prompt marschierten sie in das ungeschützte ungarische Siebenbürgen ein. Mit dem Zusammenbruch der russischen Offensive gerieten sie aber zwischen zwei Fronten. Und wurden zwischen den 11. deutsche Armee und von bulgarischen Streitkräften zusammengedrückt und nach Osten hinter den Sereth-Fluss gejagt.

Zwischen dem allmählich erschöpfenden Russland und den Mittelmächten begannen geheime Sondierungsgespräche, um die gegenseitigen Bedingungen für einen Friedensschluss zu erörtern. Sie wurden aber von Russland unterbrochen, als die Mittelmächte am 5. November 1916 das Königreich Polen proklamierten.23 Obwohl ein Friedensschluss die letzte Chance gewesen wäre, das Russische Reich vor dem Zusammenbruch zu retten! 23Polen, die das Nordostflanke Europas Jahrhunderte lang verteidigte, wurde zwischen Russland, Preußen und Österreich seit 1772 viermal aufgeteilt. Die Mittelmächte proklamierten das Königreich Polen in das ehemalige Russisch- Polen, freilich ohne ihre Landesgrenzen zu bestimmen. Wohl in die Absicht, das Land nach Osten zu verschieben. Die Auliker des Hauses Habsburg schlugen vor: Polen als drittes Glied in die Doppelmonarchie einzugliedern. Der Vorschlag gefiel dem Wiener-Parlament nicht, geschweige denn dem deutschen Militär. Letztere waren ja diejenigen, welchen die Armeen des Zaren aus dem Land trieben, und auch die Suprematie über Polen haben wollten. Es ist nicht verwunderlich, dass die Sache den Russen nicht passte, aber die Polen waren auch nicht begeistert über ihr neues Königreich, das nur auf dem Papier bestand. Es ist noch zu bemerken, dass am Ende beider Weltkriege die Kriegsgewinner die Verschiebung Polens in die Gegenrichtung, nach Westen, auf Kosten Deutschlands verordneten.

Der Römische Papst ermahnte den Gegner oftmals Frieden zu schließen. Nach zweieinhalb Jahren Stellungskrieg, der keinem der Gegner etwas eingebracht hatte, besaßen die Mittelmächte genug Vernunft und sandten Ende des Jahres 1916 einen Friedensaufruf an die Ententestaaten. Diese werteten diese Nachricht als Schwächesignal und wiesen sie zurück.

In zwischen wurde Wilson erneut zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Wieder auf seinem Posten, vergaß er seine Versprechungen aus seiner Wahlrede, indem er die „kriegführenden europäischen Herrschaften“ zu Frieden ohne Sieger aufforderte und begann gleich -vermutlich auf Befehl seiner Geldgeber- die Ententestaaten mit allen Mitteln zu unterstützen.

Das Anachronisch gewordene Zarenreich war nicht in der Lage, einen modernen Krieg jahrelang durchzustehen. Die Revolution im Februar 1917 vertrieb den Zaren und öffnete den Weg, um ein zeitgemäßes Staatssystem einzuführen. Zweifellos hätte sich dieses pluralistische System durchgesetzt, wenn die verbündeten Ententestaaten nicht auf der Weiterführung des Krieges auf ihrer Seite bestanden hätten. Die provisorische Regierung, die sich nach Absetzung des Zaren gebildet hatte, wurde unter Druck gesetzt, bis sie die letzten Reserven für eine Großoffensive an die Front schickte. Aber der Staat Russland war bereits an diesem Krieg Pleite gegangen. Der Bauer wollte nicht mehr für diesen Pleitestaat den Kopf hinhalten. Die Mittelmächte zerschlugen auch mühelos diese widerwillige Offensive.

Um den russischen Gegner auszuschalten, schleusten die Mittelmächte einige Dutzend Berufsrevolutionäre nach Sankt Petersburg, die sich Bolschewiki nannten.24 24Im Sommer 1903 hielten 43 Oppositionelle aus dem russischen Imperium - Marxisten, Sozialisten, Internationalisten, Anarchisten, Berufsrevolutionäre und ähnlichen in London, - nachdem sie aus Brüssel ausgewiesen worden waren - den zweiten Kongress der Sozialdemokratischen Partei Russlands ab. Der Zwist, ob man in Russland eine Basispartei für die Massen oder eine revolutionäre Elitepartei aufbauen sollte, führte zum Bruch zwischen Radikalen und Gemäßigten. Die gemäßigten Delegierten gerieten immer mehr in die Minderheit und nach einer der zahlreichen Abstimmungen verließen sie beleidigt die Versammlung. Man rief ihnen nach: Geht nur „Menschewiki“, was auf Russisch „Minderheit-ler“ bedeutet. Die Weitertagenden nannten sich fortan „Bolschewiki“, d.h. „Mehrheit-ler“, beziehungsweise „Kommunisten“. Sie wählten ein Zentralkomitee, ein Dreiergremium, mit dem Auftrag: die Machtergreifung in Russland zu organisieren. Der Bruch zwischen dieser ca. 40 - 50 Personen bestehenden Versammlung teilte die linkssozialistische Bewegung zu Sozialdemokraten und Kommunisten. Niemand dachte daran, dass diese Spinner und Weltverbesserer sich jemals die Regierungsgewalt aneignen könnten; sie sollten nur die Anarchie in Russland vervollständigen. Die Regierungskrise, die nach der missglückten Offensive entstand, nützten die Bolschewiken für sich. Anfang November 1917 hetzten sie die übrig gebliebenen, noch nicht nach Hause gegangenen Mannschaften der Garnison von Sankt Petrograd und die Mannschaft der baltischen Flotte gegen die provisorische Regierung auf, ließen sie von den Soldaten verhaften und rissen die Regierungsgewalt an sich. Von nun an nannten sie ihr Imperium: Sowjetunion. Lenin,25 25Uljanow Wladimir Iljitsch 1870-1927 Hauptakteur der Bolschewistischen Revolution und Schreckensherrschaft. Er brütete ein System aus, womit eine skrupellose kleine Terrorgruppe die Macht an sich reißen und auf der Dauer für sich sichern kann. der starke Mann der Bolschewiken wusste, dass ein Friedensabschluss mit Russland den Mittelmächten gelegen käme. Außerdem war die russische Armee dabei, sich aufzulösen, was nicht mehr aufzuhalten war. Das war den Bolschewiken gerade recht. Sie hatten ja, die eigene Parteiarmee, welche ihnen die Macht sicherte. Konkurrenten zu ihrer Roten Armee brauchten sie nicht! Lenin sandte ein Friedensdekret an alle Staaten zu einem sofortigen Friedensschluss. Für Russland verkündete er die längst fällige Bodenreform, die Enteignung und Verteilung des Großgrundbesitzes an die Landbevölkerung. Daraufhin verließen auch die letzten Bauern, die noch an der Front standen, ihre Stellungen, um bei der Bodenverteilung dabei sein zu können.

In den letzten Tagen des Jahres 1917 begannen in der polnischen Stadt Brest-Litowsk zwischen Sowjetrussland und den Mittelmächten Verhandlungen. Die Bolschewiken betrachteten das ganze Prozedur als Zeitverschwendung, weil sie fest mit der Weltrevolution rechneten, welche ihre Genossen bald überall an die Macht bringen würde. Nach einigem hin und her erklärte Trotzki,26 26Trotzki-Trockij, Bronstein Leo 1879-1940. Lenins ebenbürtiger Partner bei der Machtergreifung der Bolschewisten. Als „Volkskommissar für die Verteidigung “ - Minister organisierte er die Rote Armee und damit die Festigung der Herrschaft der Bolschewiken. Nach Lenins Tod verlor er den Machtkampf gegen Stalin und musste emigrieren. Stalin hielt ihn auch im Ausland für einen gefährlichen Rivalen und ließ ihn erschlagen. die rechte Hand Lenins, der die Verhandlungsdelegation der Sowjets leitete, den Krieg von Russlands Seite als beendet und verließ die Sitzung, ohne irgendein Schlussdokument unterzeichnet zu haben.

Die Wirren in Russland nutzten Finnland und die baltischen Staaten, um ihre Unabhängigkeit zu erkämpfen. Einige Tage nach der Machtübernahme der Bolschewiken, als Trotzki „Vom Recht der Völker auf Selbstbestimmung“ faselte, erklärte Finnland sein Ausscheiden aus dem Sowjetreich. Einen Monat später rief das litauische Parlament die Unabhängigkeit des Landes aus. Fast gleichzeitig erklärten Lettland und Estland ebenfalls ihre Unabhängigkeit. Die Ukraine schloss einen Sonderfrieden mit den Mittelmächten, damit sie ihre Unabhängigkeit gegen Russland garantierten. Jetzt waren die Bolschewiken doch genötigt, einen Waffenstillstand mit den Mittelmächten zu unterzeichnen. Dabei mussten sie die von ihnen selbst angepriesene Wilson-Doktrin27 über das Selbstbestimmungsrecht der Völker und somit die Unabhängigkeit der abgespaltenen Staaten anerkennen. 27Wilsons vierzehn Punkte wurden möglicherweise von Trotzki-Bronstein verfasst, der zu dieser Zeit bei den Rockefellers Gastierte. Bei dem Finanzmagnaten, der auch Wilsons Wahl finanzierte. Diese Thesen dienten, quasi der supranationalen Finanzwelt, das amerikanische Volk in den Krieg zu manövrieren. Trotzkis Übereifer dagegen animierte Finnland, die Baltischen Staaten und die Ukraine, sich von dem sowjetisch-russischem Joch loszureißen.

Die elfte italienische Offensive an der Isonzofront brach an einer Stelle in die Stellungen der K und K Armee ein, blieb aber stecken. Ein gelungener feindlicher Durchbruch konnte aber die Kapitulation der Habsburger Monarchie bedeuten. Wieder musste der deutsche Verbündete, trotz aller eigenen Schwierigkeiten, eine Armee zur Entlastung beisteuern. Ende Oktober 1917 begann der gemeinsame Angriff gegen die Italiener, welcher am ersten Tag 28 km hinter die feindlichen Linien gelangte und die Front am Isonzo sprengte. Anschließend zerfielen zwei italienische Armeen; 300.000 Mann samt ihrer Ausrüstung gingen in die Gefangenschaft. Schnellstens mussten britische und französische Divisionen geholt werden, die an dem Piave-Fluss entlang eine Abwehrfront bildeten und Italien vor der Kapitulation retteten.

Das Ausscheiden Russlands aus dem Krieg ließ einige deutsche Divisionen im Osten frei werden, die an die Westfront verlegt werden konnten, wo der eigentliche Schwerpunkt des Krieges lag. Dort standen dem aufstrebenden Deutschland die zwei langsam verblühenden Großmächte Frankreich und Großbritannien entgegen. Aber verblüht waren sie noch lange nicht. Sie waren sogar von Anfang an im Vorteil, da sie durch ihre riesigen Kolonialbesetzungen über die Rohstoffe der halben Welt verfügten. Außerdem tat die Seeblockade, die schon bei Kriegsbeginn um die Mittelmächte gezogen wurde, ebenfalls ihre Wirkung. Um diese Blockade auszugleichen, blieb Deutschland nur die Wiederaufnahme des U-Boot-Krieges übrig; auch gegen amerikanische Schiffe, gegen die Hauptlieferanten der Entente. Damit bekamen die Banker in Amerika ihr Casus belli.28 28Casus belli - Kriegsgrund. Sie fürchteten nämlich, die horrenden Summen, die sie in alle kriegführenden Seiten investierten, von den pleitegegangenen europäischen Staaten nicht eintreiben können. So mussten die solventen Vereinigten Staaten in den Krieg hineinbugsiert werden. Trotz seiner versprochenen Friedensabsichten erklärte Wilson am 6. April 1917 Deutschland den Krieg, obwohl nur wenige Amerikaner gewillt waren, sich in den Bruderkrieg der Europäer einzumischen.29 Wilson selbst wurde auch nur dank seiner Friedensparolen „Frieden ohne Sieger in Europa“ zum Präsidenten wiedergewählt. Nach den USA sandten die Washingtonhörigen lateinamerikanischen Regierungen ebenfalls ihre Kriegserklärungen nach Berlin. 29Da die internationalen Geldmagnaten die nebst den europäischen, seit Weihnachten 1914 auch die Notenbanken der Vereinigten Staaten dominierten, waren auch die Finanziers des Krieges. Selbstverständlich auf beiden Seiten. Ohne die Finanzspritzen dieser supranationalen Banker, hätte der Krieg schon spätestens nach einem Jahr - mangels Geld - beendet werden müssen.

Als letzte Chance, bevor die amerikanischen Truppen in Frankreich eintrafen, startete die deutsche Heeresleitung im März 1918 einen letzten Großangriff, um den entscheidenden Sieg zu erringen. Der Angriff zielte auf den Punkt, wo die britischen und französischen Verteidigungslinien aneinander trafen. Der gelungene Durchbruch schob dann einen Keil zwischen die Verbündeten. Nach zwei Wochen standen die Angreifer auf der Linie Amiens, Mont Didier, Compiègne, Château Thierry. Marshall Haig,30 der britische Kommandeur dachte schon an die Evakuierung seiner Armee nach England. 30Haig Douglas Earl of 1861-1928. Britischer Feldmarschall. Während des Ersten Weltkrieges Korpskommandant, zuletzt Kommandant der britischen Streitkräfte in Frankreich. Marshall Pétain31 war gerade dabei, die Verteidigung von Paris zu organisieren. 31Pétain Philippe 1866-1951. Französischer Marschall. Im Ersten Weltkrieg Verteidiger von Verdun. Im Zweiten Weltkrieg schloss er 1940 als Frankreichs Ministerpräsident Waffenstillstand mit Deutschland. Anschließend Staatspräsident der Vichyregierung; nach dem Krieg zu Tode verurteilt, dann begnadigt. In letzter Minute brachte Clemenceau32 ein Gipfeltreffen in Doullens zusammen, an dem die politischen und militärischen Führer Englands und Frankreichs teilnahmen. 32Clemenceau, Georges 1841-1929. Von 1906 bis 1909 Frankreichs Ministerpräsident. Die skrupellosen Abrechnungen mit seinen politischen Gegnern, brachten ihm den Spitznamen „Tiger“ ein. Ab 1917 erneut Ministerpräsident. Seine erzwungene Friedensordnung führte zuletzt zum Zweiten Weltkrieg. Vor allem der Optimismus des französischen Generalstabschefs General Foch33 33Foch Ferdinand 1851-1929. Französischer Marschall; ab 1918 Befehlshaber der Ententestreitkräfte in Frankreich. hatte starke Wirkung auf die Anwesenden. Er schilderte den Teilnehmern die eigene Überlegenheit an Mannschaft und Material, dann die Aussicht auf baldiges Eintreffen amerikanischer Armeeeinheiten und wies auf den gegnerischen Kräfteverschleiß hin. Die Konferenz übergab ihm das Kommando über die Reserven beider Heere und die Koordinierung der Maßnahmen, um den deutschen Vormarsch zu stoppen. Die Lagebeurteilung von Foch war zutreffend. Viele deutsche Truppenteile schrumpften während des Vormarsches auf die halbe Mannschaftsstärke zusammen, die aus Mangel an Reserven nicht mehr aufgefüllt werden konnte. Munition und Verpflegung der Deutschen wurden knapp. Die Entente setzte bei der Gegenoffensive Tanks und scharenweise Flugzeuge ein. Anfang August fiel die deutsche Front bei Amiens zusammen. Von diesem Zeitpunkt an mussten die Deutschen vor den gegnerischen Angriffen ständig zurückweichen.

In das besetzte Griechenland stellte die Entente eine halbe Million Mann starke Orientarmee aus eigenen, serbischen und griechischen Truppen zusammen. Diese mächtige Streitkraft stürzte sich Mitte September 1918 auf die bulgarischen Stellungen in Mazedonien. Binnen zwei Wochen vernichteten sie ihre Gegner, so dass Bulgarien bedingungslos kapitulieren musste. Nun teilte sich diese Orientarmee in zwei Keile auf. Größtenteils Briten und Griechen marschierten gegen die Westgrenzen des Osmanischen Reiches auf Ostrumelien zu. Franzosen und Serben zogen durch Serbien gegen Norden und bedrohten bald die Südgrenzen Ungarns.

Fast gleichzeitig mit den Ereignissen auf dem Balkan, starteten Briten und Araber einen Generalangriff von Osten und Süden her auf das Osmanische Reich.34 34Ein britischer Agent namens Lawrence, zog 1916 den Emir von Mekka auf die britische Seite und wiegelte die Araber zu einem Aufstand gegen die Türken auf. Binnen Jahresfrist besetzten die Aufständischen Mekka und fast die ganze Arabische Halbinsel bis Akaba. Anschließend halfen sie regulären britischen Streitkräften, die türkischen Stellungen in Palästina allmählich auf die Linie Jerusalem-Jaffa, zuletzt bis Anatolien zurückzudrängen. Die britische Indienarmee, die nach der Niederlage von Kut el Amara neu organisiert wurde, fiel via Persischen Golf nach Mesopotamien ein und eroberte Bagdad. Die britische Ägyptenarmee, unterstützt von arabischen Aufständischen, stieß in wenigen Tagen über Palästina bis Aleppo vor, dort blockierten sie die Bagdadbahn. Damit war das osmanische Kernland - Anatolien von all ihren Kolonien abgeschnitten und von drei Seiten her eingekreist. Dem Osmanenreich blieb nur die Kapitulation übrig. Im Waffenstillstand von Mudros nahm die Entente der Türkei alle nachöstlichen Besetzungen ab und teilte sie en cordiale entente.35 35En cordiale entente - In herzlicher Einvernahme. zwischen Britannien und Frankreich als Protektorate oder Mandatsgebiete auf. Anatolien wurde teilweise besetzt und die Bosporusdurchfahrt internationalisiert. Das ehemals mächtige Osmanenreich verlor bis zum Lausanner Frieden von 1923 seine Souveränität.

Ab August 1918 gewann die Entente an der Westfront von Tag zu Tag mehr an Boden. Wenn sie bis jetzt über die Ressourcen der halben Welt verfügte, so stand ihnen mit dem Kriegseintritt Amerikas der Reichtum fast der ganzen Welt offen. Dagegen wurde die Versorgungslage der Mittelmächte nach vier Jahren Krieg und Seeblockade immer aussichtsloser. Die Blockade forderte schon in den Ländern der Zentralmächte mehr zivile Opfer als die Front an Frontsoldaten.

Die Fortführung des Krieges bis zum Äußeren ließ Zweifel an der Gesellschaftsordnung, vor allem aber an der Legitimität der Regierungen aufkommen. Doch alle Beteiligten Regierungen hofften, dass das revolutionäre Chaos den Gegner treffen würde.

Der blutig niedergeschlagene Osteraufstand von 1916 in Irland schwelte im Untergrund weiter. Im Mai 1917 konnte die französische Regierung, der an der Champagnefront ausgebrochenen Soldatenrevolte noch Herr werden. Die Strategie des Marschalls Pétain, Rückzug bis zur Hauptstadt, um Paris an ihren Grenzen zu verteidigen, hätte möglicherweise zu einem Regierungsumsturz geführt. In Paris ist es schon 1871 unter ähnlichen Umständen zum Aufstand gekommen. Seit dem Rückzug bis zum Piave, ging das eventuell vorhandene bisschen Kriegslust der Italiener auch noch verloren.

Im April 1917 kam es in Berlin zu Arbeitsniederlegungen und im August zu ersten Rebellionen bei den Seestreitkräften in Wilhelmshaven. Das Jahr 1918 begann in Deutschland und in allen Staaten der Donaumonarchie mit einer Streikwelle. Selbstverständlich hatten die Streiks Auswirkungen auf die Front.

Die Oberste Heeresleitung hoffte, den gegnerischen Vormarsch an der Westfront noch einmal stoppen können, um eine günstigere Position für die Einleitung der Friedensverhandlung zu haben. Die Armeen der Entente konnte aber nicht mehr aufgehalten werden. So rieten die deutschen Armeeführer ihrer Regierung die Verhandlungen für einen Waffenstillstand unverzüglich einzuleiten. Die Reichsregierung ersuchte am 5. Oktober 1918 den amerikanischen Präsidenten Wilson um einen Waffenstillstand, anschließend die Friedensverhandlungen auf Grund seines Friedensprogramms36 aufzunehmen. 36Die vierzehn Punkte die Wilson als Friedensplan publizierte. Forderte unter anderem Freie Ozeane und Wirtschaft; die Minderung der Rüstung; eine gerechte Lösung der Kolonialfragen; die autonome Entwicklung für die Völker der Österreichisch-Ungarischen Monarchie; die Autonomie für nichttürkische Völker des Osmanenreiches und die Internationalisierung der türkischen Meerengen; die Wiedererrichtung Polens, Rumäniens, Serbiens, Montenegros; Freigabe der Gebiete Belgiens und der besetzten Gebiete Russlands; Befriedigung der Gebietsansprüche Italiens (Zum Nachteil anderer Völker); Abtretung Lothringens und (Von deutscher Ethnie bewohntem Elsass) an Frankreich; Zuletzt die Errichtung des Völkerbundes, der künftige Kriege verhindern soll. Nach dem Krieg wurden aufgrund dieses Manifests die Länder der Verlierer aufgeteilt, unter Verletzung des Selbstbestimmungsrechts der besiegten Völker. Als Voraussetzung forderte Wilson die sofortige Einstellung des U-Boot-Krieges und den Rückzug der Mittelmächte aus allen besetzten Gebieten. Einige Tage später ergänzte Wilson seine Bedingungen mit der Rücktrittsforderung des Deutschen Kaisers und verlangte für die Völker der österreichisch-ungarischen Monarchie die nationale Souveränität. Die noch nicht existente Tschechoslowakei und den Südslawenstaat erklärte er zu seinen kriegführenden Verbündeten.

Die allgemeine Kriegsmüdigkeit trat bei den Völkern der Donaumonarchie noch stärker auf als bei den anderen kriegführenden Nationen. Den Franzosen, den Deutschen und den Engländern konnte man den Krieg noch als im Interesse ihres Landes geführt darstellen. Wozu stand aber ein Kroate vier Jahre lang in den Schützengräben? Auf Wilsons Forderung erließ am 16. Oktober der Österreichische Kaiser37 37Karl I. 1887 - 1922. Kaiser Franz Josephs Nachfolger, Kaiser von Österreich, König von Ungarn als IV. Károly. eine Proklamation „An meine lieben Völker Österreichs“, in welcher er die Umwandlung des österreichischen Teils des österreichisch-ungarischen Dualstaates als einen Bundesstaat aller Staatsvölker verkündete.38 38Dieser längst notwendige Ausgleich zwischen den Völkern der Monarchie, noch zeitlich - vor dem Krieg, hätte vielleicht den Zerfall verhindert. Er kam aber viel zu spät. Nicht nur für die slawischen Völker sind die Habsburger überflüssig geworden, auch die Deutschösterreicher wollten heim ins Reich! Für die Ungarn waren die Habsburger seit eh und jäh Usurpatoren auf dem Thron des Heiligen Stephans. Die Habsburger kamen in Ungarn im 16. Jahrhundert als Gegenkönige auf den Thron, nachdem sie den nach Landessitte gewählten und gesalbten König Johann vertrieben hatten. Darauf verließen viele Nationalitätenverbände die Front. Angesichts der neu entstandenen Situation beorderte die ungarische Regierung ihre Truppen nach Hause, um die eigenen Landesgrenzen gegen die von Süden vorrückenden Serben und Rumänen zu verteidigen.

Es waren die radikalsten Naturen unter den Soldaten, die als Erste die Fronten verließen. Die Meisten mit den persönlichen Handfeuerwaffen an der Schulter, strömten in ihren Landeshauptstädten zusammen, wo sie zu revoltieren begannen. Die Tschechen waren die Ersten, die sich der Monarchie entledigten. Am 28. Oktober wurde in Prag die Tschechische Republik ausgerufen. Zwei Tage später rief das Wiener Parlament die Republik aus. Gleichzeitig bekundete Deutschösterreich den Wunsch an Wilson, sich an Deutschland anzuschließen. Das kroatische Parlament löste die Personalunion mit Ungarn auf. Zuletzt wurde in Budapest die Republik ausgerufen. Die Habsburgermonarchie zerfiel binnen einiger Tage.

Dem Wiener Kronrat blieb nichts Anderes übrig, als ohne Rücksprache mit den deutschen Verbündeten, der Entente den Sonderfrieden anzubieten und sie musste am 3. November 1918 die Waffenruhe von Padua annehmen. Während der Waffenruhe überschritt die Entente die nicht mehr verteidigte Piave- Front und nahm die dort noch ausharrenden Einheiten, samt Ausrüstung gefangen.

Die am 29. Oktober ausgebrochene Meuterei in Kiel griff auf die deutschen Großstädte über. Dies war die Initialzündung zu den Ereignissen, die als Novemberrevolution in die deutsche Geschichte eingingen und Kaiser Wilhelm II39 39Kaiser Wilhelm II. 1859 -1941. Deutscher Kaiser. Unter seiner Regierungszeit wurde in Deutschland, als ersten Staat der Welt, die allgemeine Sozialversorgung gesetzlich eingeführt. Nach dem verlorenen Krieg wurde er durch die Revolution von 1918 vertrieben. am 9. November zur Abdankung zwangen. Am gleichen Tag wurde die Deutsche Republik zuerst von den Sozialdemokraten und zwei Stunden später vom linken Spartakusbund proklamiert.

Eine Delegation der neuen republikanischen Deutschen Regierung musste dem Waffenstillstand zustimmen und die ultimativen Bedingungen der Entente am 11. November im Wald von Compiègne diskussionslos unterschreiben.

Hätten im Sommer die Mittelmächte ein paar Tage oder Wochen länger durchgehalten, hätten vielleicht die Italiener oder die Pariser rebelliert und der Sieger wären die Mittelmächte gewesen; mit Deutschland an der Spitze, das Land, dem nach der Evolutionstheorie eigentlich der Sieg gehört hätte. Europa verhinderte die deutsche Hegemonie für das zwanzigste Jahrhundert, schlug sich aber mit Hilfe Amerikas und der supranationalen Finanzoligarchie selbst zu Invaliden. So endete der Erste Weltkrieg mit einem Waffenstillstand für zwanzig Jahre. Wie Marschall Foch aus französischer Sicht formulierte, weil seiner Meinung nach, das Friedensdiktat die deutschen Konkurrenten nicht völlig zugrunde richtete.





9. ZWANZIG JAHRE WAFFENSTILLSTAND

Im Mittelalter, als die Könige und ihre Vasallen mit ihren Söldnerheeren gegeneinander Krieg führten, war es dem einzelnen Söldner gleich, gegen wen oder wie lange sein Kriegsherr Krieg führte. Er wusste, wenn er sich als Soldat anheuern ließ: Ab jetzt ist der Krieg mein Handwerk. Da das Beutemachen, sozusagen als Prämie zu seinem Sold gehörte, kam ihm sogar ein Kriegszug gelegen. Seit der Grande Revolution1 1Grande Révolution, - die Revolution von 1789 in Frankreich. wurde in Frankreich und im Laufe des 19. Jahrhunderts in fast allen europäischen Ländern die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Jeder Mann wird um das zwanzigste Lebensjahr herum zum Soldaten ausgebildet, nachher zur Reserve eingeteilt. Damit kann jede Großmacht innerhalb kurzer Zeit, eine Volksarmee von mehreren Millionen Soldaten mobilisieren. Zu einem Krieg muss der Bürger aber von seiner Arbeit, von seinem Broterwerb geholt werden, um Krieg zu führen. Dem Bürger, der im Sommer 1914 vermeintlich für ein paar Wochen mit Jubel in den Kampf zog, aber nach vier Jahren, -wenn er das Elend überlebte- dort stand, wo er den Krieg begann, mussten die Politiker irgendwie nachhinein motivieren, warum sie ihm all die Entbehrungen aufbürdeten, wozu der Bürger überhaupt Krieg führen musste.

Der Schuldige am Krieg ist jeher der Verlierer. Gleich welche Seite auch gewinnt oder verliert. Dies stand schon zu Kriegsbeginn fest. Außerdem musste der Verlierer, in diesem Fall Deutschland, daran gehindert werden, jemals wieder einen Krieg durchstehen können. Ein über Siebzigmillionenvolk, welches sich - trotz allem - am Höhepunkt seiner geschichtlichen Entwicklung befand und zu dieser Zeit jeden seiner europäischen Konkurrenten ökonomisch überragte.

Auch wenn Frankreich zu den Siegern zählte, war hier jedem Realpolitiker klar, dass Frankreich in der nächsten Zukunft allein gegen Deutschland nichts ausrichten konnte. Der britische Partner war gleichzeitig der jahrhundertealte Konkurrent! Oder Feind? Zuletzt konnte niemand voraussagen, wie Frankreichs Interessen auf die Dauer in die britische Politik der Balance of power2 2Balance of power, - Ausgleich der Kräfteverhältnisse. hineinpassen würden. Weitsichtige Politik kümmert sich rechtzeitig um Verbündete und Clemenceau tat alles, was in seiner Macht stand, für die künftige Sicherheit seiner Nation. Er installierte seine Satelliten: das wieder restaurierte Polen, die neu kreierte Tschechoslowakei und Jugoslawien, dann das auf die dreifache Größe aufgeblasene Rumänien hinter Deutschlands Rücken. Zuletzt wurde für Frankreichs Sicherheit die Rheingrenze gefordert. Der Rhein als Grenze zwischen Deutschland und Frankreich war auch seitens der französischen Regierung eine sicherlich unüberlegte Forderung. Was hätte der französische Staat mit zehn-fünfzehn Millionen Deutschen innerhalb seiner Landesgrenzen anfangen sollen? Mit einer um die 25 Prozent Minderheit im Lande, die den französischen Staat ablehnen? Ein Fluss ist außerdem kein strategisches Hindernis, höchstens eine zeitweilige Demarkationslinie. Auch die Angelsachsen lehnten diese französische Forderung ab. Vor allem verstieß es gegen die Wilsondoktrin, womit Amerikas Herren ihren Landsleuten diesen Krieg aufzwangen. Anderseits wollten die Angelsachsen den deutschen Konkurrenten ebenfalls so weit paralysieren, dass er ihnen nie wieder die Stirn bieten könne. Nie wieder „einen Krieg anfangen“, wie es im Sprachgebrauch der Sieger hieß. Als wenn Letztere nicht ebenso viel Schuld an diesem Weltbrand gehabt hätten, wie die Verlierer!

100 Jahre vorher, als nach den Napoleonischen Kriegen der Wiener Kongress die Vorkriegsverhältnisse restaurierte, saß Talleyrand3 3Talleyrand Charles Maurice de, Fürst von Benevent, Hrzg. v.  Perigord u. Benevent 1754-1838. War zu Frankreichs Kardinal vorgesehen schliss sich aber als Bischof von Autun der Revolution an. Wurde Napoleons Außenminister; nach Napoleons Niederlage wechselte er zu den Bourbonen über. für Frankreich als gleichberechtigter Partner am Verhandlungstisch. Alle Seiten konnten ihr Anliegen vorbringen. Frankreich durfte seine territoriale Integrität behalten, wurde nicht einmal zu Schadensersatzzahlungen verpflichtet. Dadurch wurde der Frieden zwischen den europäischen Nationen für 100 Jahre gesichert. Die Pariser Friedenmacher diktierten aber den Frieden. Die Vertreter der besiegten Nationen: des Deutschen Reichs, Österreichs, Ungarns, Bulgariens und der Resttürkei wurden von den Verhandlungen ausgeschlossen! Sie wurden nur zur Verkündung des „Resultats“ vor ihr Forum zitiert und wurden verpflichtet, die von dem Sieger diktierten Forderungen anzunehmen. Damit stifteten sie Chaos in Europa, vor allem im östlichen Mitteleuropa. Ordneten die Grenzen neu. Geschichtliche Tradition, Geopolitik, Demographie und Volksbegehren wurden einfach ignoriert.4 4Jahrhunderte alte, geographisch politische Einheiten wurden zerstört; anderseits Völker mit Jahrhunderte alten Gegensätzen in einem Staat eingepfercht. Während des zweiten Weltkrieges, dann in den 1990-er Jahren, tobten blutige Kriege mit ethnischen „Säuberungen“ in diesen Ländern. Die Slowaken traten aus Großtschechien bei der sich erstbietenden Gelegenheit aus. Schließlich waren die Friedensstifter die gleichen Staatsmänner, welche den Krieg zu verantworten hatten. Nebenbei zerstörten sie die österreichisch-ungarische Monarchie, mehr den ungarischen Zwillingsstaat, ohne sich um die südöstliche Verteidigung Europas zu kümmern. Nach dem sinnlosen Krieg begann das sinnlose Friedenmachen, das schließlich im nächsten Weltkrieg endete. Dann mussten Sieger und Besiegte die Pariser Suppe gemeinsam auslöffeln.

Deutschland musste Elsass und Lothringen an Frankreich abtreten. Diese ehemaligen Reichsgebiete wurden Ende des 17. Jahrhunderts von dem Sonnenkönig annektiert; zuletzt aber nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1871 an Deutschland zurückgliedert. Die Bewohner des Elsass sind in der Mehrzahl deutschsprachig; Lothringen wurde im Laufe der Zeit zum größten Teil von französischen Ethnien überwachsen. Das Saarland wurde unter französische Verwaltung gestellt und das linke Rheinufer mit den Brückenköpfen Köln, Mainz und Koblenz für 15 Jahre von Frankreich besetzt. Die deutschen Afrikakolonien mussten theoretisch an den Völkerbund abgetreten werden, wurden aber von Großbritannien und Frankreich als Mandatsgebiete verwaltet. Die an Deutschland gestellten Kriegsreparationen von 226 Milliarden Goldmark waren unbezahlbar.

Kleinere deutsche Landesteile fielen an Belgien. Schleswig wurde zuerst Dänemark zugesprochen. In einer Volksabstimmung votierte der nördliche Teil für Dänemark, der Rest für Deutschland. Hier wurde eine annehmbare Lösung gefunden.

Wie Frankreich im Laufe der Zeit seine Grenzen zum Nachteil für Deutschland nach Osten erweitern konnte, so breitete sich das deutsche Volkstum Richtung Polen, Böhmen oder Ungarn aus. Aufgrund dieser Tatsachen konnten jetzt die Sieger das wiedererstandene Polen und die zu diesem Zweck gegründete Tschechoslowakei leicht zur Einkreisung Deutschlands missbrauchen. An beide Staaten gliederten die Sieger von deutscher Ethnie bewohnte Gebiete an, somit standen diese Staaten zwangsläufig in Opposition zu Deutschland.

Die Grenzzonen sind vielerorts umstrittene Gebiete. Danzig, eine der Hansestädte war größtenteils von deutschen Hanseaten bewohnt. Entlang der Weichsel siedelten aber Polen, so betrachteten beide Völker dieses Land als ihre Heimat. Hier herrschten, mal die polnischen Könige, mal der Deutsche Ritterorden. Zuletzt bei der Zerteilung Polens (im 18. Jahrhundert) fielen die nördlichen und westlichen Polen an Preußen. Verständlich, dass bei der Wiedererstehung ihrer Heimat das Polentum allen Boden, der einmal von Polen bewohnt war, gerne wiederhaben wollte. In Schlesien wurden Abstimmungen abgehalten und Landesteile, wo die Polen die Mehrheit hatten fielen an Polen. Dagegen konnte nichts eingewendet werden. Was das Verhältnis beider Völker vergiftete war „der Korridor“, der den Ostseezugang für Polen zwischen den beiden preußischen Landesteilen sicherte, gleichzeitig Ostpreußen vom übrigen Deutschland abschnitt. Die Stadt Danzig wurde als Freistaat unter der Verwaltung des Völkerbundes gestellt, was die Unzufriedenheit zusätzlich steigerte.

Natürlich konnten diese neuen Grenzen nur so lange gelten, bis die Entente das von Polen vielmal mächtigere Deutschland in Schach hielt. Diese Grenzziehung bewirkte automatisch, dass Polen zum Gegner Deutschlands wurde, obwohl der neuerstandene polnische Staat eher auf die Hilfe Deutschlands angewiesen war. Wegen der Ostgrenzen Polens, wo Polen, Ukrainer und Weißrussen ebenfalls miteinander vermischt lebten, kam es gleich mit Sowjetrussland zum Krieg. Nur mit Unterstützung der Entente konnten die Polen die Rote Armee aus Ostpolen vertreiben.

Die Wiedererrichtung Polens, der nordöstlichen Bastion des geistigen Abendlandes, diesem Grenzwall Europas war eine geschichtliche Notwendigkeit. Ein wahrhafter Vorposten, gar Verbündeter diene auch Deutschlands Sicherheit! Schließlich hatten die Mittelmächte schon zwei Jahre vorher Dasselbe zu realisieren versucht. Nur die Grenzen. Eine Grenzziehung mit gerechter Teilung und anschließendem Bevölkerungsaustausch hätte die Landeszugehörigkeit geregelt und zukünftige Streitigkeiten verhindert. Die Grenzen jedes Staates müssen vor allem von den Nachbarn akzeptiert werden. Wenn nicht, dann muss der Staat selbst in der Lage sein, seine Grenzen verteidigen zu können. Das wiedererstandene Polen alleine war weder der Großmacht Deutschland, noch der Großmacht Russland gewachsen. Das wiedererrichtete Polen stand erneut den gleichen zwei Großmächten im Wege, die schon einmal sein Untergang waren. So hätte Polen, um ihre nationale Existenz zu wahren, die Freundschaft einer seiner Nachbarn benötigt. Auf eine dritte Macht zu bauen war ein Hasardspiel! Wie es die Geschichte bald bewies.

Der Meerzugang Polens hätte eine Staatengemeinschaft mit Litauen, eventuell ein gemeinsamer baltischer Staatenbund, wie es schon im 16. bis zum 18. Jahrhundert bestand gesichert. Gemeinsam hätten sie einem Ansturm aus dem Osten -hier ist nicht nur Russland gemeint- eher die Stirn bieten können. Die guten Beziehungen zu den westlichen Nachbarn vorausgesetzt und der westliche Nachbar ist nun mal Deutschland. Die baltischen Staaten pflegten schon immer gute Beziehungen zu Deutschland. Die traditionellen Freunde Polens, die Ungarn, waren auch gerne bereit, für gute Beziehungen in die gleiche Richtung zu vermitteln.5 5In primärem Interesse liegen dem Staate Polen die gutnachbarlichen Beziehungen zu Deutschland auszubauen, wobei die Beziehungen zu Russland nicht vernachlässigt werden dürfen. Vor allem, weil ein früher oder später schrumpfendes Russland bald auf die Hilfe Polens und Deutschlands angewiesen sein würde.

Der eigentliche Verlierer des Krieges in Europa war der Vielvölkerstaat der Habsburger: Österreich-Ungarn. Das Kernland Deutschösterreich verlor an deutschsprachigen Gebieten nur Südtirol an Italien und die Sudeten an die Tschechoslowakei. Das polnischstämmige Galizien kam zum wiederentstandenen Polen zurück. Böhmen und Mähren wurden als Tschechei beziehungsweise Tschechoslowakei unabhängig. Die Krajina kam als Slowenien an das neu entstandene serbisch-kroatisch-slowenische Königreich. Über den Besitz von Triest und Istrien stritt Italien mit dem südslawischen Königreich. Nach der misslungenen Proklamation des Kaisers, kündigte die ungarische Regierung die Personalunion mit Österreich.

Das übrig gebliebene Restösterreich suchte Anschluss an Deutschland. Obwohl die überwiegende Mehrheit der Österreicher diesen Anschluss wünschte, verbaten es die Sieger in den Versailler Verträgen, um Deutschland nicht noch mit 6 Millionen Österreichern zu stärken.

Die Tschechen, Jahrhunderte lang die folgsamsten Untertanen der Habsburger, kehrten als Ersten der Monarchie den Rücken und gründeten auf Ententewunsch mit den Slowaken die Republik Tschechoslowakei. In diesem künstlichen Staat fungierten die höchstens 4,5 Millionen Tschechen mit den 2 Millionen Slowaken als Staatsvolk. Die über 3,5 Millionen Deutschen, die 1 Million Ungarn, 0,5 Millionen Ruthenen, -nicht Ukrainer wie die offizielle Propaganda der Kriegsgewinner heute noch lautet- um die hunderttausend Polen wurden einfach hineingezwungen. Alle diese Minderheiten leben an den Grenzen rund um die Tschechoslowakei, nur durch die militärstrategisch gezogenen Grenzen von ihren Mutterländern getrennt. Selbst die Slowaken wollten die Unabhängigkeit! Folglich waren die Tschechen allein die staatstragende Minderheit in diesem künstlich errichteten Staat. Die Kriegsgewinner stifteten mit diesem Bockschuss nicht nur zwischen Deutschen und Tschechen Streit, sondern mit allen Nachbarstaaten der Tschechoslowakei.

Die Völker des tschechischen Beckens, die Böhmen, Mähren und Deutschen sind als Zentraleuropäer Träger des geistigen Europas. Das Land war seit dem neunten Jahrhundert in das Heilige Römische Reich integriert. Der tschechische Fürst war einer der sieben Kurfürsten, welche den Deutschen König wählten. Nach dem tragischen Tod ihres Königs im Jahre 1526, der gleichzeitig auch der König Ungarns war, der bei der Schlacht von Mohács gegen die Türken fiel, wählten die Tschechen die Habsburger zu ihren Herrschern. Seit dem, war das Land Habsburger Besitz.

Die Kultur der Deutschen und Tschechen ist durch das Jahrtausend alten zusammenleben eng miteinander verknüpft. Erst das nationale Zeitalter des 19. Jahrhunderts trennte sie zu Slawen und Germanen. Im nationalen Zeitalter entdeckten die Tschechen, dass ihr slawisches Volk eigentlich in das panslawisch großrussische Reich gehört. Die Entente konnte dieses Nationalbewusstsein der Tschechen schon während des Krieges leicht für sich nutzen. Zwei zur Entente übergelaufene Politiker, Masaryk6 und Benesch7 6Masaryk Tomáš Garrigue 1850-1937.Schwager des amerikanischen Präsidenten Wilson! Zusammen mit Benesch Errichter und Staatspräsident der Tschechoslowakei. 7Benesch-Beneš Eduard 1884-1948. Präsident der Tschechoslowakischen Nationalsozialistischen Partei. Außenminister, Ministerpräsident, nach Masaryks Tod, Staatspräsident der Tschechoslowakei. Nach der Machtergreifung der Kommunisten wurde er seinen Verbündeten lästig, da verstarb er plötzlich. machten Propaganda für die Eigenstaatlichkeit der Tschechei und gegen die Habsburger Monarchie. Sie organisierten im kriegsmüden Russland, in Frankreich und in Italien aus Kriegsgefangenen die tschechische Legion, die gegen die Mittelmächte eingesetzt werden sollte.

Die natürlichen Grenzen des Böhmischen Beckens bilden die Sudeten, das Erzgebirge, der Böhmerwald und im Südosten die Westkarpaten. In den ersten Dreien dieser geographisch-strategischen Grenzgebirge, lebten über drei Millionen Deutsche, in kompakten deutschen Siedlungsgemeinschaften, die keinesfalls in einen tschechisch geprägten Staat eingegliedert werden wollten. Einen Tag nach der Ausrufung der tschechischen Republik erklärten die drei deutsch-böhmischen Provinzen ihren Anschluss an Deutschösterreich und stellten ihre von Prag unabhängige Regionalregierungen zusammen. Der entstehende tschechoslowakische Staat, im Voraus zu Deutschlands Gegner konzipiert, konnte nicht auf die Bergketten um ihr Land herum, als natürliche Landesgrenzen verzichten. Österreich war gerade nicht in der Lage, Deutschböhmen zu verteidigen. Umso weniger, weil hinter den Tschechen die Entente stand. Masaryk hatte schon im Pariser Exil mit Clemenceau und mit seinem Schwager Wilson die künftigen Grenzen seines Staates ausgehandelt. So konnte die tschechische Legion mit Leichtigkeit die frisch gebildeten Regierungen der Sudetendeutschen vertreiben.

Für die Väter der Tschechoslowakei war es schon im Voraus klar, dass die 4,5 Millionen Tschechen mit einer so großen deutschen Minderheit allein nicht zurechtkommen würden. Darum musste das Staatsvolk mit dem slowakischen Nachbarn zum Volk der Tschechoslowaken erweitert werden. Ähnlich, wie Tschechen und Deutsche, lebten die Slowaken mit den Ungarn Jahrhunderte lang zusammen. Auch die Slowaken wünschten sich seit einigen Jahrzehnten einen von Ungarn unabhängigen Staat. Eben einen souveränen Staat! Dem zuvorzukommen trommelte Masaryk im Mai 1918 im amerikanischen Pittsburgh einige Dutzend ausgewanderte Amerikaslowaken zusammen und schloss mit diesem Slowakenkongress in Pittsburgh einen Vertrag ab, dass beide Völker, Tschechen und Slowaken, den Zusammenschluss zu Tschechoslowakei wünschen. Daraufhin bildeten sie einen gemeinsamen Nationalrat, der von den Ententestaaten sofort als Exilregierung anerkannt wurde. Der Pittsburgher-Vertrag bildete dann die Grundlage dieses Staatswesens.8 8Jederzeit könnte jeder, in irgendeiner Stadt der Welt einige Leute zusammenrufen, die irgendetwas beschließen oder genauso viele Andersdenkende, die gerade das Gegenteil postulieren.

Die Slowakei liegt in den Nordkarpaten, welche auch die nördliche Grenze des Karpatenbeckens bilden. Durch das Karpatenbecken müssen alle Kriegsparteien ziehen, gleichgültig ob sie von Osten nach Westen oder in die Gegenrichtung wollen. Slowaken, Ungarn, Kroaten und andere hier ansässige Völker prägten seit über tausend Jahren die Geschichte des Karpatenbeckens. Erst im vorigen Jahrhundert merkten die Slowaken, dass ihr Land bisher auf dem Holzweg war. Der richtige Weg führe in den Schoß des Mütterchen Russlands. Wohlgemerkt: nicht in die Arme des tschechischen Bruders. Die Pariser Friedensmacher bestanden aber auf der Tschechoslowakei und die Slowaken hatten da wenig mitzureden!

Der Präsident der ungarischen Revolutionsregierung reiste zu französischen Entente Kommandanten, nach Belgrad, der ihm den Friedensbefehl der Entente unterschrieben ließ. Obwohl die Ungarn das einzige Volk in Europa waren, die sich von Anfang an gegen diesen Krieg sträubten, weil die Einverleibung Serbiens, das slawische Übergewicht innerhalb der Monarchie gefestigt hätte, was aber das Gegenteil ihrer Landesinteressen darstellte. Das Pariser Friedensdiktat zergliederte das Land in fünf Teile. Jeder Nachbar eignete sich ein Stück von Ungarn an. Damit kam jeder dritte Ungar unter Fremdherrschaft. Weil die Ententestaaten hinter Deutschlands Rücken Verbündete brauchten, kreierten sie ihren Satelliten aus dem zerstückelten Karpatenbecken. Dass sie eine Bastion zerstückelten, welche das Abendland in den letzten Tausend Jahren verteidigte – wollen sie bis heute nicht begreifen!

Im Herbst 1918 rief die ungarische Regierung ihre Armee von der Italienfront ab, um die eigenen Grenzen zu verteidigen. Die Rückkehrenden durften Österreich nur ohne ihre schweren Waffen passieren. An der heimatlichen Grenze wurden die Truppen von den Leuten der neu entstandenen sozial-liberalen Revolutionsregierung empfangen, die ihnen noch die gebliebenen Büchsen abnahmen und alle nach Hause schickten. Der Genosse Kriegs - Friede? Minister wollte „keinen Soldaten mehr sehen“. Die Schöngeister der Revolutionsregierung glaubten tatsächlich daran, dass mit dem Waffenstillstand der ewige Frieden ausgebrochen sei. Wozu braucht dann noch das Land eine Armee? Sie ließen aber zu, dass sich die rumänische Armee, aus siebenbürgisch-ungarischen Arsenalen, aufrüstete, gleichzeitig sabotierten sie, den Rumänen entgegentretenden Székler Korps.9 9Székely Korps – Szeklers – Ausgesprochen Seekäj sind ein alter ungarischer Stamm, der in Siebenbürgen ansässig ist. Als nach dem verlorenen Weltkrieg die Rumänen nach Siebenbürgen einmarschierten, bildeten die Székler einen Freiwilligenverband, um ihr Land gegen die Eindringlinge zu verteidigen.

 

 Bald besetzten Rumänen, Serben, Tschechen mit lächerlich kleinen Armeeeinheiten den größten Teil Ungarns und der Minister konnte jetzt der fremden Soldateska zuschauen.

Die tschechoslowakische Regierung erzwang aus strategischen Überlegungen neben slowakischen und ruthenischen auch von rein ungarischer Ethnie bewohnte Gebiete.10 10Benesch selbst gab in seinen Memoiren zu, bei den ethnischen und territorialen Darstellungen für die Pariser Friedensverhandlungen „gemogelt“ zu haben. Die Grenzen der Tschechoslowakei seien also auf Lügen gebaut. Weder die hier lebenden Ungarn noch die Ruthenen oder Slowaken wurden befragt, ob sie künftig in der Tschechoslowakei leben wollen.

Die Serben besetzten die Batschka und das Banat in Südungarn.

Die Rumänen hätten sich gerne die Theiß als Landesgrenze gewünscht, wurden aber vorläufig von dem eiligst aus Freiwilligen zusammengekommenen Székely Korps entlang des Maros Flusslaufes aufgehalten.

Westungarn, das spätere Burgenland, wurde an Österreich angegliedert, mit der Absicht, den neben Deutschen und Ungarn, auch von Kroaten bewohntem Landesteil bei gegebener Gelegenheit zwischen der Tschechoslowakei und Großserbien aufzuteilen, um Ungarn von allen Seiten her einzukreisen, damit von der übrigen Welt zu trennen.

Diese Verstümmelung konnten einige Mitglieder der Revolutionsregierung nicht akzeptieren und traten aus der Koalition aus. Noch in der gleichen Nacht (21. März 1919) brüteten die Sozialisten mit den Kommunisten unter sehr obskuren Umständen die Räterepublik aus. Damit begann eine 133 Tage dauernde Schreckensherrschaft einer Sowjet - Räterepublik.

Die Räteregierung organisierte die Rote Armee gegen die Okkupanten. Obwohl die Soldaten des Székely Korps nicht gerade für den Kommunismus schwärmten, unterstellten sie sich dem Oberkommando der Roten Armee. Die Roten aber, hielten sie nicht für vertrauenswürdig und ließen die Székler mit eigenen, halbwegs organisierten roten Einheiten ersetzen. Bevor die Roten zu Kräften kommen konnten, startete die rumänische Armee -von französischen Truppen unterstützt- Mitte April eine Offensive. Die kurz vorher noch von dem Székler hart verteidigte Front brach zusammen und die Rumänen rückten bis zur Theiß vor.

Obwohl die ganze Nation den Bolschewismus samt Räterepublik und Räteregierung ablehnte, konnte man die fremde Besetzung des Landes ebenso wenig akzeptieren wie die Herrschaft der Bolschewiken. Unter diesen Zweifeln rekrutierte sich die Rote Armee und stellte ihre Soldaten in die Schlachtenreihe, zuerst gegen die tschechische Legion. Der Ende Mai beginnende Feldzug vertrieb innerhalb einer Woche die Tschechen von dem östlichen Oberungarn und zerschlug ihre Verbindung mit den Rumänen. Daraufhin stellte die Entente der Räteregierung ein scharfes Ultimatum, ihre Truppen von Oberungarn zurückzuziehen. Neben der Entente äußerte noch der sowjetische Kommissar für äußere Angelegenheiten sein Missfallen, dass die Ungarn sich anmaßen, teilweise slawisches Land zu beanspruchen, obwohl die Genossen in den slowakischen Regionen gleich die slowakische Räterepublik ausriefen.

Die Regierenden sahen sich nun gezwungen, ihre Armee zurückzuziehen. Aus Protest trat die Armeespitze ab und die Rote Armee begann sich aufzulösen.

Gegen die „Proletarierdiktatur“ lehnte sich vor allem die Bevölkerung auf dem Land auf. Jede Woche vertrieb irgendeine Stadt auf dem Lande die Kommissare aus ihren Ämtern. Am zweiten Juni protestierten die Eisenbahner gegen ihre Einberufung zur Roten Armee und riefen einen Generalstreik aus. Der Streik umfasste fast ganz Westungarn und am Budapester Ostbahnhof wurde anstelle der roten Fahne die ungarische Trikolore hochgezogen. Sopron - Ödenburg und umliegende Gebiete griffen zu den Waffen. Mit sechzehn Büchsen, hauptsächlich aber mit Hacken und Mistgabeln bewaffnete Bürger, bildeten eine Front gegen ein anrückendes Bataillon der Roten Armee. Die Roten versprachen den Aufständischen Amnestie wenn sie nach Hause gehen. Inzwischen kamen aber, die bis an die Zähne bewaffneten „Leninburschen“ in einem Panzerzug an. Sofort begannen sie mit der „Ordnungsmache“ zu dessen Erfolg sie mehrere dutzend „Reaktionäre“ umbrachten. Von Westungarn eilte der Panzerzug der Leninburschen in die westliche ungarische Tiefebene. Das dortige „Reinemachen” forderte noch mehr Leben als das Vorherige. Dann folgte die südliche Tokajergegend. Hier ermordeten sie nur 19 Bürger. Das dortige Massaker wurde von dem, in der Bundesrepublik später hoch gelobten Philosoph György Lukács geplant und vollzogen. In Budapest brach ein unorganisierter Aufstand der Kadetten aus, der von der in der Hauptstadt ansässigen roten Wache niedergeschlagen werden konnte.

In Westungarn rüsteten sich aufständische Gruppen gegen die Abtretung Westungarns an Österreich, die aber gleichzeitig auch gegen die Roten kämpften. In dem von den Franzosen besetztem Szeged - Szegedin formierte sich im Frühsommer eine Gegenregierung und eine konterrevolutionäre Armee, bereit gegen die Roten zu marschieren. Die Franzosen befürchteten aber, dass Ungarn und Rumänen gegeneinander, statt gegen die Roten ziehen könnten und komplimentierten die Weißen Konterrevolutionäre nach Transdanubien (westliches Ungarn) hinüber, wo sie begannen, das Land von den Roten zu säubern. Angesichts des sich anbahnenden Bürgerkrieges setzten sich die Rumänen leicht über die Theiß, um noch mehr von Restungarn abzuschneiden, als ihnen die Entente ohnehin schon zusprach. Die in Auflösung begriffene Rote Armee leistete ihnen wenig Widerstand. Fast ungehindert kamen sie bis Budapest und besetzten die Hauptstadt, bevor sie die Weißen vom Westen her erreichen konnten.

Die Kommunisten kamen seinerzeit im März mit Hilfe der Linkssozialisten an die Macht. Der rechte Flügel der Sozialdemokraten -wurde zwar von den Regierenden verbal verdammt- doch konnten sie viele Posten in den Gremien des Staatsapparates besetzen. Jetzt als die Sozialisten merkten, dass es mit den Bolschewiken abwärtsgeht, überstimmten sie die Radikalen und bildeten am 28. Juli eine Sozialdemokratische Regierung aus Leuten, die sich, während der Proletarierdiktatur nicht kompromittierten. Um die Bolschewiken loszuwerden, ließ die neue Regierung sie samt ihrem Anhang in zwei vollen Eisenbahnzügen nach Wien fliehen. Inzwischen lief die widerwillig rekrutierte Rote Armee endgültig auseinander.

Auf Befehl der Entente mussten die Rumänen Budapest und die ungarische Tiefebene räumen, aber sie behielten das ganze ungarische Siebenbürgen. Doppelt so viel, wie ihnen ihre Verbündeten ursprünglich versprochen hatten. Kroatien, das seit 800 Jahren mit Ungarn in Personalunion lebte und ein eigenes Parlament besaß, wurde in den südslawischen Staat hineinmanövriert. Somit wurde die Einheit des Karpatenbeckens, die mittlere Ostbastion des Abendlandes, von den Kriegsgewinnern geschleift.

Es wäre zu hoffen, dass die Völker des Karpatenbeckens: Slowaken, Ruthenen und die Völker Siebenbürgens mit den Ungarn einen Modus vivendi.11 11Modus vivendi - Lebensart; Übereinkunft für das Zusammenleben. finden; entweder als Staatenbund mit separaten, souveränen Parlamenten oder nach Schweizer Vorbild als Bundesstaat der Kantone12 12Schweiz. Dank seiner günstigen geografischen Lage steht es den meisten kriegführenden Staaten nicht im Wege, so konnte das Land Jahrhunderte lang seine Neutralität bewahren. Bewohnt von den gleichen Völkern Deutschschweizern, Welschschweizern, italienischsprachigen Schweizern (Tessiner) und Rätoromanen, eigentlich von den gleichen Völkern, dessen Bluts- und Sprachverwandte außerhalb der Schweizer Grenzen zahllose Kriege gegeneinander führten. Der Schweizer Staat ist als Bund der Kantone (relativ kleine Regionen) organisiert und jeder Kanton bewahrt seine relative Souveränität gegenüber dem Staat. So ist die amtliche Sprache in Genf Französisch, in den rätischen Dörfern rätoromanisch. Damit kann sich jeder Schweizer seine lokale Eigenart bewahren und pflegen. Die engere Legislative – neben dem Wahlvolk - besteht aus zwei Kammern: aus dem Ständerat, wo jeder Kanton zwei Vertreter stellt; und aus dem Nationalrat, in dem die Delegierten der Parteien sitzen. Die zwei Kammern zusammen, die „Vereinigte Bundesversammlung“ wählt die sieben Bundesrätinnen/Bundesräte für ein Jahr, welche die Regierungsgeschäfte führen. Eine/r den Bundesrätinnen/Bundesräte wird sukzessive zum Bundespräsidenten gewählt, die/der dann für ein Jahr den Vorsitz im Bundesrat übernimmt. Traditionsgemäß werden die schon einmal gewählten Bundesräte jährlich wiedergewählt, bis sie aufgrund des Alters oder wegen Krankheit freiwillig zurücktreten. Weil die Regierung eine Konkordanz-Regierung ist, wo alle größeren Parteien vertreten sind, bleibt ein gleichbleibender Trend erhalten. Die kleine Repräsentantenzahl im Bundesrat verhindert die Fraktionsbildung innerhalb der Regierung. Beschlüsse der Exekutive unterliegen der Volksabstimmung oder das Volk kann gegen die Beschlüsse des Parlaments die Volksabstimmung (Referendum) verlangen. Dieser Staats- und Regierungsmodus wird, mit Recht, von vielen als musterhafte Demokratie betrachtet und die heutige Schweizer Verfassung ist vielleicht die gerechteste Konstitution der Weltgeschichte. Müsste eigentlich als ein Beispiel dienen für Staaten, in denen verschiedene Nationen, Sprachgruppen und Religionen zusammenleben. aus eigenem Interesse und Notwendigkeit als Wehrgemeinschaft für das Karpatenbecken zusammenschließen. Die Zeit drängt. In geschichtlich kurzer Zeit ballt sich auf der eurasischen Steppe eine neue Bedrohung zusammen: die wiedererwachten Turkvölker und vom Süden her die Araber. Gegen diese mächtige Bedrohung können sie das Karpatenbecken und sich selbst nur gemeinsam verteidigen. Als Kleinstaaten werden sie bald in ihrer bloßen Existenz bedroht sein!

Wenigstens auf dem Balkan, auf der meistbedrohten Südostflanke Europas, hätten die Sieger einen Ersatz für Byzanz schaffen müssen, wenn sie schon die zweite Verteidigungslinie des ungarischen Staates zerstückelten. Griechen, Makedonier, Bulgaren und Serben gehörten einst zu dieser byzantinischen Bastion. Die gemeinsame Religion und die Parallelitäten in der Geschichte dieser Völker hätten eigentlich zu einem Staatenbund ausgereicht. Die martialischen Serben und Bulgaren würden den eher verblühten Griechen und Rumänen genug Halt für die Selbstbehauptung in diesem südöstlichen Angelpunkt Europas geben können.

Stattdessen wurden in das, zum serbisch-kroatisch-slowenischen Königreich vergrößertem Großserbien mehrere Völker mit ähnlichen Sprachen, aber verschiedenen Religionen und Kulturen hineingepfercht, die sich seit Jahrhunderten bekämpften. Außerdem bestand ein unüberwindbares ökonomisches Gefälle zwischen den zwei nördlichen Bundesgenossen Slowenien und Kroatien und dem übrigen Rest. Kein Wunder, dass beim nächsten europäischen Konflikt dieser Staat auseinanderfiel und die Bundesgenossen wider Willen begannen einander totzuschlagen.

Nach ihrem Putsch in Sankt Petersburg machten sich die Bolschewiken daran, jegliche Opposition zu eliminieren. Schließlich waren sie die einzige Partei, die über eine Armee, die Rote Armee, verfügte. Bei den ersten und letzten freien Wahlen, die unter ihrer Herrschaft abgehalten wurden, erhielten die Sozialrevolutionäre, eine linksliberale Gruppierung, die absolute Mehrheit. Die Bolschewiki bekamen nur knapp über 20 Prozent der Stimmen. Die frei gewählten Volksvertreter kamen zu einer gesetzgebenden Versammlung zusammen, sprachen aber nicht nach Geschmack der Bolschewiki. Daraufhin ließ Trotzki die Versammlung durch die Rote Armee auflösen und sandte die Konkurrenzparteien nach eigener Dialektik auf den „Kehrichthaufen der Geschichte“. Die Opposition ließ sich nicht so leicht vertreiben, so tobte noch jahrelang ein Bürgerkrieg. Die Antikommunisten wurden eher schlecht als recht von den Ententestaaten unterstützt.13 13Weil Russland mit der bolschewistischen Revolution aus der Entente ausgeschieden ist, teilten die Ententestaaten Russland unter sich auf. Großbritannien erhielt Nordrussland und das Baltikum, Frankreich das südliche Russland und den Kaukasus, Japan und die USA teilten sich Sibirien. Von den Weißen konterrevolutionäre verlangten die Ententestaaten für die Unterstützung die Schürfrechte der russischen Ressourcen für sich. Quasi die Kolonisation Russlands! Sie fanden aber keinen aufständischen Weißenführer, der ihre Forderung akzeptiert hätte. Daraufhin stellte die Entente die Waffenlieferungen ein und überließ Russland den Bolschewiken. Die Bolschewiken fanden Unterstützung bei einigen New Yorker Bankhäusern.14 14Lenin erklärte den Dollarfluss den eigenen Genossen einfach: „Die Kapitalisten werden uns den Strick liefern, mit dem wir sie aufknüpfen werden.“ Die Bolschewiken hatten noch den Vorteil, dass sie die Landesmitte beherrschten, wo die Rüstungsindustrie angesiedelt war. Die Weißen Antikommunisten wandten sich nicht allein gegen die Bolschewiken, sie bekriegten auch die Unabhängigkeitbestrebungen der Nationalitäten und vergeudeten ihre Kräfte oft an zwei Fronten. So verschossen sie bald ihre Ententemunition, danach blieb ihnen nur die Flucht ins Ausland übrig. Dem Bürgerkrieg folgte schreckliches Elend und Hungersnot. Im Winter 1921-22 verhungerten mehrere Millionen. Die Roten konnten ihre Herrschaft durch Terror festigen und herrschten über das Russische Reich samt seinen Kolonien allein.

Nur der Besonnenheit und Kompromissbereitschaft der Politiker und des Militärs im Nachkriegsdeutschland ist es zu verdanken, dass hier kein Bürgerkrieg entfacht wurde. Die von den Fronten intakt heimgeführte Armee zerschlug nach einigen Tagen den Berliner Aufstand der bolschewistischen Spartakisten und die Räterepublik in München. Dann ordneten sich die Armeeführer der neuen sozialdemokratischen Regierung unter.

Wenn die Völker nach der Wilson-Trotzki Theorie über ihre nationale Zugehörigkeit selbst hätten bestimmen können, hätte sich das freiheitliche Staatsideal des abendländischen Zeitgeistes in Europa ausgebreitet und für eine lange Friedenszeit gebürgt. Das Friedensdiktat teilte die Völker jedoch in Sieger und Besiegte und säte so bereits den Samen für den nächsten Weltkrieg.

Liberalismus und Nationalismus sind Blutsbrüder nur zusammen existent, gleich wie feindlich auch die Beiden gegenüberstehen. Der mittelalterliche Untertan konnte seinen König oder seinen Feudalherren lieben oder hassen. Der liberale Bürger ist dagegen auf seine Heimat, auf seine Nation eingeschworen, und zwar absolut. Der Untertan konnte zu einem anderen Feudalherrn überlaufen, wie der Bürger seine Partei, seine politische Überzeugung, seine Konfession wechseln kann, nicht aber seine nationale Identität. Ein Russe oder Franzose kann wohl amerikanischer Staatsbürger und loyaler Amerikaner werden, im Herzen aber bleibt er eben Russe oder Franzose. Liberalismus und Demokratie sind Zeiterscheinungen in der ersten Lebensphase einer Zivilisation. Der Nationalismus aber sitzt tiefer in den Menschen. Der Nationalismus ist ein Reflex, welcher in jedem Menschen mal als Patriotismus, mal als Chauvinismus vorhanden ist. Die nationale Souveränität oder nur das nationale Prestige zu wahren, ist für die Zeitgenossen wichtiger als ihre Religion, die Demokratie oder die Staatsräson. Der Nationalismus ruft als Lokalpatriotismus Zehntausende in die Fußballstadien, oder macht aus einem Juden in der Diaspora, der eigentlich ein Kosmopolit ist, den schärfsten Befürworter des Judenstaates. So ist es zu begreifen, dass gerade in Italien, in einem der Siegerstaaten, eine neue Regierung zur Macht kam, welche statt des Liberalismus, die zweite Strömung des Zeitgeistes, den Nationalismus auf seine Fahne schrieb. Behielt die freie soziale Marktwirtschaftsordnung, was schlechthin das produktivste Ökosystem aller Zeiten ist. Führte aber in der Staatsräson die soziale Diktatur ein, um zu verhindern, dass der freie Geldverkehr der freien sozialen Marktwirtschaft in wilden Turbokapitalismus ausartet. Ein Lehrer namens Benito Mussolini15 15Mussolini Benito 1883-1945. Duce - Führer der Partito Nazionale Fascista - Nationale Faschistische Partei. Von 1922 bis 1943 Ministerpräsident. Nach seinem Sturz und seiner Internierung wurde er von deutschen Fallschirmjägern befreit. Rief die Republica Sociale Italiana – Italienische Sozialistische Republik aus und wurde ihr Präsident. Nach dem Zusammenbruch 1945 von kommunistischen Partisanen gefangengenommen und erschossen. gründete nach dem Krieg den Verband der Frontkämpfer. Aus diesem Verband erwuchs bald die Partito Nationale Fascista, die sich als kontroverse Bewegung zum Kommunismus, aber auch zur liberalen Politideologie profilierte. Der Duce Mussolini versprach seiner Gefolgschaft die Renaissance von Ruhm und Glanz ihrer römischen Vorfahren. Im Herbst 1922 organisierte er den Marsch auf Rom. In der Hauptstadt verlangten seine Anhänger, ihn als Regierungschef einzusetzen, bis der König einwilligte. Als Ministerpräsident waltete er recht erfolgreich. In seiner Ratio waren Staat und Regierung Vermittler, der höchste Schiedsrichter zwischen Kapital, Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Er nahm die Banken an die Kandare, stoppte die Inflation und stabilisierte die desolaten Staatsfinanzen. Verpflichtete die Tagediebe zur Arbeit und regte die Bautätigkeit an. Verpflichtete Arm und Reich sich für das Wohl Italiens einzusetzen.

Der Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika, mit dessen Unterstützung die Ententestaaten den Krieg gewannen, seine Ideale aber, für die sie ihre Söhne in den Kampf schickten, bei den Friedensverhandlungen völlig ignoriert wurde,16 16Bei den Pariser Friedensdiktaten wurden Wilsons Postulate von dem Selbstbestimmungsrecht der Völker oder Frieden ohne Sieger, von dem Sieger weitgehend ignoriert. Er verließ vorzeitig die Verhandlungen. Auch die Legislative der Vereinigten Staaten ratifizierte nie die Pariser Abmachungen und verweigerte den Beitritt zum Völkerbund. schloss im Sommer 1921 einen Separatfrieden mit seinen ehemaligen Gegnern: Deutschland, Österreich und Ungarn.

Im gleichen Jahr reduzierten die Sieger ihre Reparationsforderungen auf 132 Milliarden Goldmark. Die Weimarer Regierung konnte auch diesen reduzierten Kriegstribut nur mit Verspätung und vor allem aus amerikanischen Anleihen bezahlen. So besetzten Frankreich und Belgien das Ruhrgebiet, um den Ernst ihrer Forderung zu verstärken. Das passte wieder den Angelsachsen nicht. Sie fürchteten, damit den Deutschen-Staat völlig in den Bankrott zu treiben oder sogar dem Bolschewismus auszuliefern. Dann hätten sie womöglich alle ihre Forderungen in den Kamin schreiben können. So machte es mehr Sinn für die Besetzer, das Ruhrbecken zu räumen.

Das Sowjetreich und Deutschland schlossen im April 1922 Frieden in Rapallo, wobei beide Staaten auf Reparationsforderungen verzichteten. Anscheinend rechneten die Sowjets immer noch damit, dass Deutschland sich bald dem Bolschewismus zuwende.

Um aus der Isolation herauszukommen, erkannte das Deutsche Reich auf der Konferenz in Locarno im Herbst 1925 ihre Westgrenzen zu Frankreich und Belgien endgültig an. Dafür wurde die Weimarer Republik im Völkerbund aufgenommen. Über die Bereinigung der Ostgrenzen mit Polen und der Tschechoslowakei wurde ein internationales Schiedsgremium oder Gericht vorgeschlagen, kam aber nie zustande.

Polen, das Baltikum, sowie Deutschland gehören der gleichen abendländischen Kulturgemeinschaft an. Evident, dass die gefährlichere Bedrohung für Polen, wie für die baltischen Völker vom Osten, also von einem fremden politischen System her, kommt! Für Deutschland oder jeden anderen Staat ist es ebenfalls vorteilhafter, eine Bedrohung an den Grenzen des Nachbarstaates abzuwehren. Wenn der Feind an den eigenen Staatsgrenzen steht, ist es meistens schon zu spät. Den baltischen Staaten und Polen wurden klar, dass sie die stets wachsende sowjetische Bedrohung alleine nicht abwehren konnten. Die willkürliche Grenzziehung zu Ungunsten Deutschlands, schloss diesen natürlichen Verbündeten für Polen aus. Die Finanz- wie Wirtschaftslage in Großbritannien und in Frankreich,17 17Weder Großbritannien noch Frankreich waren einem so globalen Krieg, wie dem Weltkrieg, finanziell gewachsen. Ohne finanzielle Unterstützung der Vereinigten Staaten hätten sie schon den ersten Weltkrieg nicht durchstehen können. vor allem aber die allgemeine Kriegsmüdigkeit, ließen außer verbaler Unterstützung auch von dieser Seite nichts mehr erhoffen. In Estland stürzten die Bolschewiken Ende 1924 fast die legitime Regierung. Darauf nahm die Rechte das Ruder in die Hand. In Polen war die Mehrheit mit der gemäßigten Militärdiktatur einverstanden, die hier Marschall Pilsudski18 1926 einführte. Schließlich war das Land von zwei Seiten her gefährdet.18Piłsudski Josef Klemens 1867-1935 Polnischer Marschall und Politiker, diente seinem Land als Soldat, in verschiedenen hohen Staatspositionen und zuletzt als Staatschef.

Seinerzeit, um Griechenland in den Krieg hineinzuziehen, sprach die Entente alle von den Griechen bewohnten Teile Anatoliens den Griechen zu. Nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches besetzten die Griechen zusammen mit Ententetruppen große Teile die europäische Türkei und Teile der anatolischen Westküste. Derweil merkten die britisch-französischen Friedensmacher jedoch, dass sie die Türkei nicht weiter paralysieren dürfen. Sie brauchten die Türken im Nahen Osten als Damm gegen Sowjetrussland. Sie taten nichts, als gegen die griechischen Okkupanten ein Aufstand losbrach und Kemal Pascha19 19Kemal Pascha, Kemal Mustafa 1881-1938. Atatürk - Vater der Türkei. Militärischer Führer des Aufstandes gegen die Entente-griechische Besetzung der Türkei. Später Staatspräsident. Begann die Türkei zu modernisieren. die griechische Armee samt der griechischen Bevölkerung, die seit Urzeiten hier ansässig war, vertrieb. So blieben die Griechen die Dummen und hatten das Nachsehen aus der Entente - Allianz. Eine große Umsiedlungsaktion begann. Griechen, Türken und Bulgaren wurden aus der Diaspora in ihre Nationalstaaten umgesiedelt. Damit wurde wenigstens die Landeszugehörigkeit in ethnischem Sinne geregelt. Der Lausanner Frieden von 1923 bestätigte dann den Status quo der Region. Das hieß aber auch, dass Arabien für die Türkei endgültig verloren war.

Bei der Zerschneidung Arabiens wurden die arischen Kurden, die weder Türken noch Araber sind vergessen. Ihr Siedlungsgebiet wurde unter der Türkei, dem Irak, dem Iran und Syrien aufgeteilt, obwohl dieses tapfere Volk seit Jahrhunderten für einen souveränen Kurdenstaat kämpfe.

Als Europa sich zu zerfleischen begann, fing der Abstieg der Kolonialmächte an. Indien rebellierte schon seit einigen Jahren gegen die britische Herrschaft. Ägypten war die erste britische Kolonie, die 1922 in die Unabhängigkeit entlassen wurde. Das britische Militär blieb trotzdem im Lande, um den Suezkanal zu kontrollieren. Fünf Jahre nach dem Osteraufstand bekam Irland die Autonomie, wurde aber vorher geteilt. Der mehrheitlich protestantische Nordosten der Insel blieb bei Großbritannien. Im katholischen Süden wurde die Republik Irland ausgerufen und von Großbritannien getrennt, doch vorläufig musste es noch im British Commonwealth bleiben.

Nach Lenins Tod entledigte sich Stalin20 20Stalin Dschugaswili Josif Wissarionowitsch 1879-1953. Zuerst drittrangiges Mitglied in Lenins Sowjetkabinett. Ab 1927 setzte er sich gegen seine Rivalen durch und wurde Alleinherrscher über Sowjetrussland. aller seiner Kontrahenten und wurde von 1927 bis zu seinem Tode einer der mächtigsten Diktatoren der Weltgeschichte. Als würdiger Nachfolger vollendete er Lenins Zerstörungswerk an der russischen Seele, dem Staat und zuletzt an der Wirtschaft, zuletzt das Rückgrat der Nation das spärlich vorhandene Bürgertum, als er alle unternehmerischen Erwerbstätigkeiten verbat.21 21Der Bäcker um die Ecke wurde als Ausbeuter verunglimpft und wenn er zusätzlich noch Pech hatte, kam er samt seiner Familie ins Arbeitslager. Andere Handwerker, Schuster oder Coiffeure, die mehr Glück hatten, mussten ihr Geschäft in eine Genossenschaft einbringen. Angeblich sollte so ein Großbetrieb rationeller arbeiten als der Quartierschuster. Dafür musste der Zeitgenosse zum Haare schneiden kilometerlange Wege in Kauf nehmen. Zuletzt mussten die Bauern ihr frisch zugeteiltes Land in die kollektiwnoje chosjastwo, kurz Kolchose oder Kollektivwirtschaft einbringen.

Im Abendland waren die harten Kriegsjahre vorbei. Diejenigen, die den Krieg überlebt hatten, holten alles nach, was sie in den letzten Jahren verpasst hatten. Es war eine fröhliche Zeit auf Bällen, in der Mode und fürs Vergnügen. Die Fortschritte, die die Technologie während des Krieges gewann, konnte man für den Frieden ummünzen, somit begann auch die Wirtschaft zu florieren. Ford22 22Ford Henry 1863-1947.Amerikanischer Industrieller. Erbauer der ersten günstigen Volksauto- Serie. produzierte als erster Automobile am Fließband. Bald folgten andere Industriezweige seinem Beispiel, der Serienproduktion. Vor allem in Amerika erblühte eine bisher ungeahnte Konjunktur. Man nannte dort diese Zeit „The Roaring Twenties“, in Deutschland die Goldenen Zwanziger Jahre.

Philosophen und Wirtschaftstheoretiker liefern diverse Erklärungen. Warum treten in der freien Marktwirtschaft immer wieder Fluktuationen und Störungen auf? Warum folgen auf eine Konjunktur von Zeit zu Zeit Krisen? Die plausibelsten Erklärungen beschuldigen diejenigen Wirtschaftskapitäne, die ihre Produktion nicht rechtzeitig auf marktkonforme Waren umstellen. Andere die Banken, die höhere Zinsen fordern, als es das Wachstum der Realwirtschaft zulässt. Wieder andere das Spekulationskapital, welches die Aktienkurse bis zum Zerplatzen in die Höhe treibt und gleichzeitig die Investitionen in der wert erzeugenden Realwirtschaft vernachlässigt.23 23Ein Zeitungsartikel von 1996 macht dem Management einer solventen, werterzeugenden Schweizer Firma Vorwürfe, dass sie in diesem Jahr aus ihrem Betrieb nur 1,8 Prozent Gewinn herausholten. Der Schreiber des Artikels, ein Finanzjongleur brüstet sich mit Geldschiebereien 8-10 Prozent Gewinn einzustreichen.

Während des Krieges brachten die meisten Aktien gute Gewinne. Die dem Krieg folgende Konjunktur steigerte noch die Nachfrage für Wertpapiere. Die Banker köderten die Willigen mit billigzinsen zu Aktienkauf. Innert kurze Zeit stiegen die Wertpapierpreise über ihre eigentlichen Werte. Jetzt erhoben die Banker die Zinsen der Billigzinsen auf 20%. Diese Wucherzinse konnten die Meisten nicht zahlen und wollten ihre Aktien loswerden. An einem Freitag im Herbst 1929 begannen an der Wall Street die Aktienkurse zu fallen.24 Bald auch in London, Berlin und Paris. Die Weltwirtschaftskrise war da. Vakante Betriebe mussten scharenweise schließen. Für die nächsten Jahre blieben Millionen ohne Arbeit. 24 Schwer zu sagen, wie weit diese Krise geplant war. Doch die Geldoligarchie konnte die gefallenen Aktien günstig aufkaufen.

Demokratie und freie Marktwirtschaft bedingen einander, zusammen bilden die Grundlage der Plurale Gesellschaftssystems. Nur eine florierende freie Wirtschaft schafft die Existenzgrundlage für eine Staatsform, die dem Individuum weitgehende Freiheiten und Entfaltungsmöglichkeiten einräumt; und dies ist eben die Demokratie. Nach diesem Schwarzen Freitag vermuteten viele das Ende des kaum begonnenen liberalen Zeitalters. Rechte Ideologien boten einen Mittelweg zwischen Bolschewismus und Liberalismus an. Allmählich setzte sich in den meisten der europäischen Staaten ein eher autoritärer als demokratischer Regierungsmodus durch. Der Duce schaltete die Opposition endgültig aus. In Italien herrschte die Einheitspartei der Faschisten. Österreichische Staatsmänner experimentierten mit dem Ständestaat, den ihr Landsmann, der Philosoph Otmar Spann empfahl. In Griechenland, Jugoslawien, Portugal und Spanien wechselten die Regierungen zwischen Diktatur und Demokratie hin und her.

Trotz des verlorenen Krieges und allen Schwierigkeiten waren die Deutschen in den 30er Jahren immer noch eine aufstrebende Nation in der Fülle ihrer nationalen Entfaltung. Die Krise, die mehr als 6 Millionen Arbeitslose brachte, kam vom Ausland, von den Siegerstaaten, die die nationale Demütigung nach dem verlorenen Krieg aufzwangen. Der Bürger musste sich an eine starke Hand wenden, welche das Land aus der Misere führen würde. Dass die starke Hand zuerst einmal die Opposition ausschalten werde, musste in Kauf genommen werden. Das Redetalent Hitler25 25Hitler Adolf 1889-1945. Deutsch-österreichischer Politiker. Durch sein rhetorisches Talent schaffte er es, aus einfachen Verhältnissen kommend, zum Kanzler und Führer Deutschlands aufzusteigen. Als Führer besaß er mehr Macht als, je ein anderer deutscher Herrscher in der Geschichte. Hitler musste wohl telepathische Fähigkeiten besessen haben. Bei einer Begrüßung schaute er seinem Gegenüber tief in die Augen. Das genügte! Die Meisten wurden dabei seine Anhänger. Eigentlich wollte er Architekt werden. Als der Krieg ausbrach, meldete er sich freiwillig zu den Waffen, wie so viele seiner Altersgenossen. Während des Krieges erhielt er -unter anderen Auszeichnungen- das Eiserne Kreuz. Die deutsche Kapitulation traf ihn im Lazarett; halb blind von einem Gasangriff. Nach dem Krieg im Jahre 1919 besuchte Hitler eine Versammlung der Deutschen Arbeiterpartei in München, dort fasste er den Entschluss, Politiker zu werden und trat dieser Partei bei. Sein Redetalent machte ihn innerhalb von zwei Jahren zum Parteivorsitzenden. Gleichzeitig wurde die Partei zur Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei umbenannt. Seine Partei unternahm 1923 einen Putschversuch gegen die Bayerische Regierung. Dafür bekam Hitler fünf Jahre Festungshaft. Hier hatte er Zeit, seine Ideologie niederzuschreiben und unter dem Titel „Mein Kampf“ herauszugeben. Nach einem Jahr Haft wurde ihm die restliche Strafzeit erlassen. Er gründete seine Partei neu. Als Triebfeder der Partei hielt er jahrelang Reden und schüttelte Hände, bis ihm die Machtergreifung gelang.

entwarf eine passende Ideologie, welche Nationales und Soziales verband und von der Arbeiterschaft, wie vom Bürgertum akzeptiert werden konnte. In den Wahlen im Juli und November 1932 wurde seine Partei, die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei mit 33 Prozent der Stimmen die stärkste Partei im Reichstag. Nach langen Verhandlungen wurde Hitler zum Reichskanzler ernannt. Er bildete sein Kabinett zusammen mit der Deutschnationalen Volkspartei. Die Kluft zwischen Links- und Rechtsparteien war schon so tief, dass die Kommunisten die neue Regierung mit dem Anzünden des Reichstagsgebäudes begrüßten. Darauf erließ Reichspräsident Hindenburg26 26Hindenburg Paul von Beckendorf. 1847-1934. Deutsche Feldmarschall, ab 1925 Reichspräsident. die Notstandsgesetze und verbot die Kommunistische Partei (KP). Die Rechtsregierung verlangte weitgehende Machtbefugnisse. Der Reichstag nahm daraufhin die Ermächtigungsgesetze mit großer Mehrheit an. Diese erlaubten der Regierung Gesetze zu erlassen, ohne sie vorher vom Parlament gutheißen zu lassen. Der Weg für den Einparteienstaat der Nationalsozialisten war frei. Diejenigen, die diese Alleinherrschaft gefährdeten, kamen ins Arbeitslager. Die Arbeitslosen bekamen eine Schaufel in die Hand, gleich ob der Betreffende Akademiker, Friseurgeselle oder Hilfsarbeiter war. Sie wurden für Meliorationsarbeiten bis zum gerade begonnenen Autobahnbau eingesetzt.27 27Die Demokratie darf einem Arbeitslosen nur eine zumutbare Arbeit anbieten, auch wenn der Staat dabei ökonomisch zugrunde geht. Der Kleinbürger Hitler, der nach dem Tode Hindenburgs zum Führer avanciert war, begann Deutschlands Vorkriegsstatus wiederherzustellen.

Laut den Pariser Friedensverträgen stand im Jahre 1935 die Volksabstimmung im Saargebiet an. Die Bewohner des Saarlandes durften darüber entscheiden, ob sie zu Deutschland oder zu Frankreich gehören wollten. Die große Mehrheit, 91 Prozent stimmte für Deutschland. Frankreich räumte das Saarland. Hitler wagte nun die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und die Verabschiedung der Nürnberger Gesetze.28 28Das Reichsbürgergesetz entzog Fremdrassigen, neben anderen auch Juden, das deutsche Bürgerrecht. Das Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes verbot die Heirat zwischen Fremdrassigen und Deutschen. Frankreich stand kurz vor der Volksfrontregierung. Deutschland nutzte das politische Chaos in Paris aus und besetzte 1936 das rechte Rheinufer, welches nach den Versailler Verträgen entmilitarisierte Zone war.

Italien besetzte von seinen Kolonien Eritrea und Somalia aus Abessinien. Der Negus.29 29Négus, Hajle Selassié (1892-1975) Kaiser von Äthiopien (Négus Negesti: König der Könige, Kaiser) floh zu den Briten, welche dann einen riesigen politischen Wirbel im Völkerbund machten. Eben Quod licet Jovi, non licet bovi.30 30Quod licet Jovi, non licet bovi. - Was der Jupiter darf, darf der Ochse nicht. Wenn Großbritannien die halbe Welt kolonialisiert, darf Italien noch lange nicht das Gleiche tun! Mussolini hatte sich aber rechtzeitig durch einen Kolonien-Ausgleich mit Frankreich und durch die Römischen Verträge mit Österreich abgesichert.

Die Völker Iberiens, die vom Weltbrand verschont geblieben waren, mussten sich nach dem Krieg zwangsläufig für eines der Systeme entschieden, die nach dem Krieg entstanden waren. Da für die iberische Demokratie die wirtschaftliche Basis fehlte, blieb nur die Wahl zwischen Kommunismus und Faschismus übrig. Jede der Wahlen brachte ein anderes Resultat. Hier bekamen die Rechten die Mehrheit, dort die Demokraten, die Linken oder die Anarchisten. Spanien wurde 1931 eine Republik. Der König ging in Exil, ohne abzudanken. Bei den Wahlen zwei Jahre später bekamen in ländlichen Gebieten die nationalen Parteien die Mehrheit, in den Städten walteten die Linken. Im Sommer 1936 entsagte das Militär in Spanisch-Marokko seinen Gehorsam der linken Madrider Regierung gegenüber. Ein paar Tage später bildete sich in Südspanien eine Gegenregierung gegen die Sozialisten in Madrid. Ihnen kamen die aufständischen Truppen von Spanisch-Marokko zu Hilfe und marschierten gemeinsam gegen Madrid. Damit begann der Bürgerkrieg zwischen Antimarxisten und Antifaschisten.

Die Kommintern31 31Die Kommintern war die Dachorganisation aller kommunistischen Parteien mit Sitz in Moskau, mit dem Ziel, die kommunistische Weltrevolution in alle Länder der Erde hineinzutragen. Die Volksfront, in der linke und liberale Parteien gemeinsam die Regierung stellten, war eines ihrer trojanischen Pferde, mit dem sie die Macht an sich reißen wollten. Die Sowjets sahen im Faschismus den gefährlicheren Gegner. Daher beschloss die Kommintern den Kampf gegen den Faschismus mit den kapitalistischen Staaten -damit waren die abendländischen Demokratien gemeint- gemeinsam anzutreten. rekrutierte in der ganzen Welt mehrere zehntausend linke Freiwillige, um Spanien in seinem Lager zu halten. Mit dem Internationale Brigaden kamen zuerst einmal 2000 Sowjetkommissare, 16 Flugzeuge und 400 Sowjetpanzer zu Hilfe für die Zentralregierung, so geriet Madrid unter Moskaus Gängelband. Die aufständischen Nationalen wurden von Italien mit Waffen und Munition versorgt. Außerdem kämpften einige italienische Freiwilligenverbände auf der Seite der Falange.32 32Falange Española Tradicionalista. Antikommunistische Bewegung Spaniens, zuletzt Staatspartei Spaniens.

Hitler und Mussolini vereinbarten im Jahre 1936 die wirtschaftliche Zusammenarbeit ihrer Staaten und die gemeinsame Unterstützung der spanischen Aufständischen. Bei der Unterzeichnung des Vertrages sprach Mussolini von der Achse Berlin-Rom. Seit dieser Rede wurden die Antikomminternstaaten auch Achsenstaaten genannt. Nach Abschluss des Achsenvertrages entsandte Hitler 1936 die Legion Kondor. Die Legion Kondor war eine freiwillige Flieger- und Panzereinheit, welche zum Sieg der Antimarxisten entscheidend beitrug. Der Bürgerkrieg endete im Frühjahr 1939. Franco,33 33Franco Bahamonde, Francisco 1892-1975. Spanischer General der Aufständischen gegen die Marxisten. Nach dem Sieg, Staatschef und Caudilio - Führer Spaniens. der kommandierende General der Aufständischen wurde Regierungschef.

In Portugal etablierte sich seit 1928 eine nationale Republik, die das Land aus dem Spanischen Bürgerkrieg und aus dem zweiten Weltkrieg heraushalten konnte.

Weder Deutschland noch Italien hatten Interesse an Asien. Sie strebten aber die gleiche nationale Neuordnung Europas beziehungsweise des Mittelmeerraumes an, wie sie Japan in Asien verwirklichen wollte. Als sich die Verständigung zwischen Moskau und der Rooseveltadministration anbahnte, schlossen in Rom Italien, Deutschland und Japan 1937 das Antikommintern-Abkommen ab, was 1940 als Dreimächte- Abkommen oder Dreierbund bekräftigt wurde. Dann traten die Verbündeten Deutschlands und Japans bei: Spanien, die Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Kroatien, Mandschuko.34 34Mandschuko hieß die Mandschurei unter japanischem Protektorat. Diese Staaten bildeten im Krieg die Achsenmächte.

Das fleißige Volk der Chinesen schaffte den Sprung ins 20. Jahrhundert nicht so schnell wie die Japaner. Im Besitz der technischen Überlegenheit des Abendlandes, konnte Japan Ende des 19. Jahrhunderts seinen Einfluss über Taiwan, etwas später über Korea auszudehnen. Als die europäischen Kolonialmächte China nach dem Boxeraufstand35 35Boxeraufstand. Aufstand der Chinesen gegen fremde, abendländische Hegemonien im Jahre 1900. Wurde von den damaligen Großmächten gemeinsam niedergeschlagen. unter sich aufteilten, bekam auch Japan seinen Anteil. Kurz nach der Jahrhundertwende, im Russisch-Japanischen Krieg, vertrieb Japan die Russen aus Südsachalin und Port Arthur. Im Ersten Weltkrieg schlug sich Japan an die Seite der Entente. Dafür wurde es mit den Mariannen- Inseln, den Karolinen- Inseln und den Marschallinseln, sowie den deutschen Besitzungen in China belohnt. Die Chinesen protestierten gegen Japans Kolonisationsbestrebungen es kam zu zahllosen Straßenkundgebungen. Der fremde Einfluss, die fremde Ideologie und der nationale Stolz mündeten zuletzt in einem Bürgerkrieg in China. Die nationale Zentralregierung musste gegen die, von den Sowjets unterstützten Kommunisten und gegen Japans imperiale Bestrebungen einen Zweifrontenkrieg führen. Japan besetzte 1931 die Mandschurei und versuchte möglichst viel von dem durch Bürgerkrieg geplagten China zu erobern, bevor das zwanzigmal größere China erwachen würde. Weder Japan noch die Europäer merkten, dass die Zeit der Kolonisationen, wie es bisher praktiziert worden war, bald ablaufen würde. Japans imperiale Politik missfiel den Angelsachsen. Sie wollten Japan zuerst zu einem Flottenabkommen überreden, wobei letzterer nur eine viel kleinere Flotte zugedacht war, als sie selbst besaßen. Japan verließ die Konferenz. Der Konsensus mit den Angelsachsen war dahin.

Sowjetrussland belegte und beherrschte ein Sechstel der Erdoberfläche. Es war schon allein dadurch eine Großmacht. Selbstverständlich suchten auch die Sowjets Kombattanten. Die Kuomintang,36 36Die Kuomintang; linksnationale Einheitspartei Chinas. Stand gerade im Krieg mit Japans Nationalismus um die Suprematie über Ostasien. Dein Feind ist mein Feind; führte China und die Angelsachsen zusammen. Dass dabei beide Seiten ein Auge zudrücken mussten, kam auch mal in der Politik vor. die linksnationale Partei Chinas, wurde als einzige nichtkommunistische Partei in die Kommintern aufgenommen. Verdeckt unterstützten aber die Russen die Kommunisten, die Bürgerkriegsgegner, die mit ihnen verbündete chinesische Regierung. Bald mussten die Chinesen feststellen, dass die Sowjets Satelliten und nicht Verbündete brauchten. Die europäischen Nachbarn der Sowjetunion fürchteten aus dem gleichen Grund die Freundschaft der Sowjets mehr, als sie sich von ihren eventuellen Feinden fürchteten. In diesen Ländern, um dem sowjetischen Einfluss zu begegnen, herrschten nationale eher rechtstrendige Regierungen. Diese standen prinzipiell den Achsenmächten näher als den abendländischen Demokratien. Die absichtlich gelegte und geschürte deutsch-polnische Rivalität verhinderte aber jegliche Annäherung zwischen Polen und den Achsenmächten.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Vereinigten Staaten die stärkste Wirtschaftsmacht der Zeit. Logischerweise wählte die supranationale Finanzwelt, die jeweils mächtigste Wirtschaftsmacht zu seinem Hauptsitz aus. Folglich wanderte der harte Kern der Weltfinanzmacht, der bis zur Jahrhundertwende von London-City aus jonglierte, über den Atlantik nach New York hinüber. Damit wanderten auch die Kriegsschulden der europäischen Staaten nach Amerika. So wurde Europa, vor allem Frankreich und Großbritannien samt ihren Kolonien und Kronländer zu Anhängseln Amerikas. Außer den englisch sprechenden Völkern gehörten Frankreich, Belgien, Dänemark, Luxemburg, die Niederlande und Norwegen mit ihren parlamentarischen Systemen zu diesem, zeitkonformsten, liberalen Atlantischen Block. Dieser war durch Amerikas ökonomischer Überlegenheit auch der stärkste Bund der Zeit. Die Schweiz und Schweden konnten ihr parlamentarisches Staatswesen und ihre Neutralität während des Krieges -nur wegen ihrer günstigen geografischen Lage- aufrechterhalten; sie waren blockfrei.

Im Zweiten Weltkrieg kam es fast zu den gleichen Allianzen, wie während des Ersten Weltkrieges. Nur Italien und Japan wechselten zum Gegenlager über. Außerdem änderte sich die Mitwirkung der Vereinigten Staaten: im ersten Weltkrieg stieg Amerika auf Bitten der Ententestaaten ein, allerdings mit tatkräftiger Nachhilfe Wilsons und Washingtons Hintergrundmacht. In den Zweiten Weltkrieg wurden Großbritannien, Frankreich und Polen von Roosevelt37 hineinmanövriert. 37Roosevelt Franklin Delano 1882-1945. Ab 1933 bis 1945 Präsident der Vereinigten Staaten. Um diesen Kriegspräsidenten auf seinem Posten zu halten, wurde die amerikanische Verfassung angepasst! So wurde Roosevelt viermal verfassungswidrig zum Präsidenten gewählt. An der alliierten Seite: Frankreich, Großbritannien, Belgien, Holland und Sowjetrussland, die als Frontstaaten an Menschen und Material die größten Verluste erlitten hatten, waren nur bescheidene Kombattanten. Den Krieg trug und gewann die riesige ökonomische Überlegenheit der Vereinigten Staaten.

Ohne die willkürlichen Grenzziehungen durch das Versailler Friedensdiktat, hätte es keinen Anlass für einen erneuten Weltkrieg. Die Nationalsozialisten wären eine kleine Partei in der Weimarer Parteienvielfalt geblieben. Die 80 Millionen Deutschen, als natürliches Hindernis vor der sowjetrussischen Dampfwalze, hätten die Bolschewisierung Europas verhindert. Selbst Churchill.38 38Churchill Sir Winston Spencer 1874-1965. Minister in verschiedenen Kabinetten. Während des Zweiten Weltkrieges britischer Kriegspremier. Nach seinem Pyrrhussieg über Deutschland zerfiel das britische Weltreich. wies in seinen Memoiren auf die ungerechte Friedensregelung hin. In seiner grenzenlosen Abneigung gegenüber Deutschland sah er aber nicht, dass die deutsche Hegemonie über Europa für das Britisch-Imperium weniger Gefahren barg als Washingtons angestrebte neue Weltneuordnung.

Roosevelt wurde 1932 das erste Mal zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Von seinen Hintermännern, die sich nicht unüberheblich Brain-Trust.39 39Brain Trust. – Gehirn Tröst. nannten, wurde ihm - wie schon seinem Vorgänger Wilson - eingeredet, dass Amerika die Aggressoren, Unruhestifter, Nazis, Faschisten, Deutschen und Japaner besiegen müsse, dann kehre der ewige Friede auf Erden ein. Als tiefreligiöser Mensch glaubte er, er selbst sei vom Allmächtigen zum Weltfriedensstifter auserwählt worden.

Die Erfahrungen während und nach dem Ersten Weltkrieg stellten die überwiegende Mehrheit der Amerikaner gegen eine erneute Kriegsbeteiligung. Schließlich bedrohte weder Deutschland noch Japan, schon der Entfernung wegen, nicht die Freiheit oder den Wohlstand der Amerikaner. Der Brain- Trust nannte diese Mehrheit verächtlich Isolationisten. Berühmte Amerikaner wie Lindbergh,40 der Ozeanflieger; 40Lindbergh Charles Augustus 1902-1974. Amerikanischer Pilot; überflog im Alleingang den Atlantischen Ozean. Henry Ford, der bekannte Autofabrikant; Joe Kennedy,41 41Kennedy Joseph Patrick 1888-1969. Amerikanischer Bankier und Reeder. Vater des späteren Präsidenten John F. Kennedy. Heute ist umstritten, ob er wirklich gegen Amerikas Kriegseintritt arbeitete, oder mit seinen Meldungen nur Roosevelt warnen wollte: den Krieg nicht voreilig vom Zaune brechen lassen, bevor die Briten genügend gegen Deutschland aufgewiegelt werden, beziehungsweise Großbritanniens Feldarmee aufgestellt ist. der Botschafter in London war, oder Ezra Pound.42 42Pound Ezra 1885-1972. Der größte Dichter der Vereinigten Staaten zur damaligen Zeit. Scharfer Gegner von Roosevelts Kriegspolitik. Nach dem Krieg steckte ihn die amerikanische Demokratie ins Irrenhaus. Amerikas zeitgrößter Dichter befürworteten die Neutralität Amerikas. Sie sammelten 25 Millionen Unterschriften für ihr Anliegen. Darauf musste der Kongress 1935 das Neutralitätsgesetz verabschieden. Dieses Gesetz verbot der amerikanischen Regierung, kriegführenden Staaten Kriegsmaterial zu liefern oder sie sonstwie zu unterstützen.

Während die Demokratien nur langsam aus der Krise herauskamen, erstarkte Deutschland zusehends. Die XI. Olympischen Spiele der Neuzeit wurden in Deutschland ausgetragen. Die Gelegenheit, der Welt ein selbstbewusstes, politisch stabiles und ökonomisch gefestigtes Deutschland vorzuführen. Anscheinend nahmen die Franzosen die Besetzung des rechten Rheinufers hin. Die französische Olympiamannschaft grüßte Hitler mit erhobener rechter Hand. Ave Führer gallici te salutant.43 43Ave Führer gallici te salutant. - Sei gegrüßt Führer, die Gallier grüßen dich. Die Westgrenzen zu Frankreich waren also bereinigt. Umso mehr als in Frankreich nicht nur die immer mächtiger werdenden Rechtsbewegungen, sondern auch die allgemeine Volksmeinung den Konsensus mit den Deutschen suchte. Diese Gelegenheit für die Verständigung zwischen Frankreich und Deutschland, zwischen den zwei stärksten Ländern Zentraleuropas, was die Grundlage des europäischen Friedens sei, wurde verpasst. Hitler hielt den Ausgleich mit England wichtiger. Dort musste aber der zum Ausgleich neigende König Eduard der VIII.44 bald gehen. 44Eduard VIII 1894-1972 Von Januar bis Dezember 1936 König Großbritanniens. Wollte Großbritannien und Europa vor einem neuen Krieg bewahren. Vermutlich hatte er den Krieg zwischen Deutschland und Großbritannien verhindert. Roosevelts Hintermänner fanden oder konstruierten aber einen Vorwand und ließen ihn den Thron entsagen.

Politisch vegetierte Österreich seit dem Krieg vor sich hin. Die Sieger verboten den Anschluss an Deutschland, wo es hingehören wollte. Die Mehrheit befürchtete: dass zu Kleinstaat geschrumpften Österreich werde alleine nicht lebensfähig, gar müsse sich einer den Nachfolgestaaten unterordnen. Nach Kriegsende bekundete das Wiener Parlament seinen Anschlusswillen. Später votierten ungenehmigte Abstimmungen in Salzburg und in Tirol für den Anschluss. Für einen 650 Millionen Dollar-Kredit im Jahre 1922 musste die österreichische Notenbank privatisiert werden45 45Mit der Privatisierung der Nationalbank verfügt das Parlament nur bedingt über die Staatsfinanzen. Eine anonyme Finanzgesellschaft regiert im Hintergrund, wie heute der FED oder die EZB. und das Land musste sich gegen einen Anschluss an Deutschland für die nächsten 20 Jahre verpflichten.

Die Stadt Wien wurde von den Marxisten, das Land und der Staat von den Christlich-Sozialen und der bürgerlichen Mehrheit regiert. Drei Parteiarmeen hielten die Regierung und sich selbst gegenseitig in Schach: Der vom linken Marxistenflügel geführte Republikanische Schutzbund, die bürgerliche Heimwehr und der Frontkämpferverband der Bauern. Die Parteigegensätze im Rumpfstaate brachten das Land oft an den Rand eines Bürgerkrieges.

Erfolge rechter Politiker in Italien und in Deutschland bestärkten die österreichischen Regierungen es ähnlich zu versuchen. Die Regierung musste gleichzeitig den Forderungen der Sieger nachkommen, die auf dem Alleingang Österreichs bestanden und nicht einmal eine Zollunion mit Deutschland bewilligten. Gleichzeitig musste die anschlusswillige Mehrheit der Bürger beschwichtigt werden und zum Ausgleich gegenüber dem deutschen Nationalsozialismus eine eigene nationale Bewegung aufstellen. Der Ständestaat von Bundeskanzler Dollfuss46 46Dollfuß Engelbert 1892-1934. Österreichischer Bundeskanzler 1932-34.sollte alle Parteien in der Vaterländischen Front vereinen. Er konnte aber nur Teile der Christsozialen Partei und die Monarchisten um sich scharen. Bei der Ausschaltung der Marxisten kam es im Februar 1934 zu bewaffneten Aufständen in Linz, Wien und in der Steiermark. Die Polizei konnte nur mit Hilfe der Heimwehrformationen die Rebellion niederschlagen. Fünf Monate später scheiterte in Wien ein Putschversuch der Nationalsozialisten, bei dem Bundeskanzler Dollfuss ums Leben kam. Obwohl die Partei der Nationalsozialisten in Österreich seit 1933 verboten war, nahm ihre Anhängerschaft ständig zu. Der neue Bundeskanzler Schuschnigg47 47Schuschnigg Kurt1897-1977. Österreichischer Bundeskanzler 1934-38. handelte 1936 mit Hitler einen gegenseitigen Nichteinmischungsvertrag aus. Er verpflichtete sich aber, die nationalsozialistische Opposition in seiner Regierung aufzunehmen. Bis Februar 1938 wurde die Lage der Wiener Regierung so kritisch, dass auf Hitlers Druck der NS-Mann Seyß-Inquart48 48Seyß-Inquart Arthur 1892-1946. Nationalsozialistischer Politiker. Für eine kurze Zeit Innenminister, dann während des Anschlusses im März 1938 Bundeskanzler Österreichs. Innenminister wurde. Schuschnigg verkündete kurzfristig ein Plebiszit, pro oder kontra für den Anschluss an Deutschland. Um seine Regierung zu retten, setzte er das Wahlalter auf 24 Jahre fest und sein Wahlgesetz ließ fast nur seine eigenen Anhänger zu den Wahlen zu. Hitler forderte nun ultimativ den Rücktritt Schuschniggs und erzwang die Ernennung Seyß-Inquarts zum Bundeskanzler. Der neue Bundeskanzler rief deutsche Truppen ins Land, „um einen Bürgerkrieg zu vermeiden“. Sein Kabinett vollzog dann zusammen mit der Deutschen Reichsregierung den Anschluss. Am 14. März 1938 konnte Hitler in Wien vor Hunderttausenden verkünden, dass sein Vaterland Österreich in das Deutsche Reich zurückgekehrt sei. Einige Wochen später bestätigte eine Volksabstimmung mit überwältigender Mehrheit den Anschluss.

Die Nachfolgestaaten der Habsburger Monarchie wurden zu gleichen Vielvölkerstaaten, wie die Monarchie selbst war. Und die eingezwungenen Völker wollten zu ihren eigenen Mutterländern zurück oder strebten nach Unabhängigkeit. Die Pariser Verträge verpflichteten alle Signatarstaaten die Rechte der Minderheiten zu respektieren. Trotzdem waren alle Nachfolgestaaten der Österreichisch-Ungarischen Monarchie daran, ihre Minderheiten zu eliminieren, oder aus ihr Heimatorte zu vertreiben. In der Tschechoslowakei hofften die Parteien der Minderheiten durch Mitwirkung an der Regierung als Koalitionspartner die Gleichberechtigung zu erlangen. Die Prager Regierung ihrerseits benutzte Verwaltungsreformen und Schulreformen, um die Minderheiten einzuschmelzen. Parallel zum Erstarken Deutschlands schwand auch die bisschen Kompromissbereitschaft in den Sudeten. Nach dem Anschluss Österreichs forderten nun auch die Sudetendeutschen den Anschluss an ihr Mutterland. Hitler schlug der Tschechoslowakei und seinen Protektoren den Volksentscheid in den Sudeten und in den nicht tschechischen Regionen vor, um das ansässige Volk entscheiden zu lassen, wo sie hingehören wollen. Die polnische Regierung drohte die von Polen bewohnten Gebiete zu besetzen und die slowakische Partnernation forderte die eigene Autonomie.

Das Böhmische Becken ist geopolitisch wie die Schweiz, gleich wer in der Region gegen wen Krieg führt, Tschechien steht nicht im Wege. Wenn die tschechischen Erzwinger des tschechoslowakischen Staates dies Axiom vor Augen gehabt hätten! Ohne die Slowakei und das Sudetenland wäre vielleicht Tschechien vom Zweiten Weltkrieg verschont geblieben.

Die tschechoslowakische Regierung tat alles, die rund um ihren Staat angeeigneten Gebiete zu halten. Als die britisch-französische Garantie immer aussichtsloser erschien, schloss sie 1935 einen Beistandspakt mit Sowjetrussland ab, zu dem außer Prag keine europäische Regierung bereit war. Die sowjetische Hilfe musste aber durch polnisches oder rumänisches Hoheitsgebiet kommen. Selbstverständlich wollte keine dieser Regierungen die Rote Armee im Land haben. Um der Rolle als Konterstaat zu Deutschland gerecht zu werden, um überhaupt seine staatliche Existenz zu sichern, musste sich der tschechoslowakische Staat an das russische Mütterchen anschließen. Umso mehr, da er von seinem westlichen Stifter und Verbündeten gänzlich abgeschnitten war. Durch diesen Lapsus der Kriegsgewinnler konnte die sowjetische, panslawische oder russische Armee jederzeit durch die Tschechoslowakei, nicht nur in die Mitte Deutschlands, sondern in das Herz Europas marschieren.49 49An den zeitgenössischen Landkarten ist diese Tatsache auch für politische Laien augenfällig. Bloß die Pariser Friedensstifter und ihre Nachfolger wollen den Fehler an ihrem Pfuschwerk nicht mal heute einsehen. Der einzige Protagonist, der für die tschechoslowakische Sache eintrat, war Präsident Roosevelt. Er hätte gerne die tschechoslowakischen und polnischen Armeen unter sowjetischem Kommando gegen Deutschland marschieren lassen. Sein Vorhaben scheiterte nur an den politischen und nationalen Differenzen zwischen den potenziellen Verbündeten, da Polen ebenfalls Gebietsansprüche gegen die Tschechoslowakei hatte. Zudem waren Roosevelts Hände durch das Neutralitätsgesetz der Vereinigten Staaten gebunden. Doch persönlich hielt er Italien, Japan, vor allem aber Deutschland für aggressive Staaten, die Amerikas globale Ambitionen bedrohen, welche zerstört werden müssen!50 50Roosevelts Abneigung gegenüber dem Nationalismus machte ihn zum idealen Präsidenten seiner Hintermänner. Eines hatten all diese rechtsnationalen Staaten gemeinsam: Ihre Wirtschaft florierte ohne amerikanische Anleihen oder sie schränkten die Tätigkeiten der supranationalen Finanzoligarchie in ihren Ländern ein.

Die neue Regierung in Frankreich, die nach dem Debakel der Volksfront entstanden war, fürchtete sich vor einer Machtergreifung der Action Francaise.51 51Die Action Françese war eine rechtsnationale Bewegung in Frankreich, ähnlich dem Faschismus in Italien oder dem Nationalsozialismus in Deutschland, aber nicht gleich! Eben national und die nationalen Interessen zweier Länder verlaufen nicht immer parallel! Der italienische Nationalismus wurde von den Angelsachsen ungewollt in Hitlers Arme getrieben. Der polnische Nationalismus wurde gegen Deutschland ausgespielt, um Europa ins Verderben zu stürzen. und hütete sich, wegen der Tschechoslowakei, mit Hitler in Konflikt zu kommen. Großbritanniens 6 Milliarden Pfund Kriegsschulden waren für den Realpolitiker Chamberlain,52 52Chamberlain, Arthur Neville 1869-1940. Britischer Premier 1937-1940.  vor allem aber dem Britischen- Parlament Grund genug, ihr Land nicht in einen erneuten Krieg verwickeln zu lassen. Schließlich wurden die Pariser Friedensbeschlüsse, deren Missgeburt die Tschechoslowakei war, von der Legislative der Vereinigten Staaten nie ratifiziert. Unter diesem Aspekt kam das Münchener Abkommen zustande, in welchem die Siegerstaaten des Ersten Weltkrieges das Anrecht des vereinigten Deutschlands auf deutschösterreichische Landesteile anerkannten, die ihnen 20 Jahre vorher die gleichen Sieger abnahmen. Darüber hinaus rieten die vier Signatarstaaten der tschechoslowakischen Regierung, -auch Großbritannien und Frankreich- direkte Verhandlungen mit Polen und Ungarn über ihre Differenzen aufzunehmen. Erst, wenn die Kontrahenten sich nicht unter sich einigen können, werden die vier Großmächte: Großbritannien, Frankreich, Italien, Deutschland; nach drei Monaten über die Neuziehung der Grenzen entscheiden.

Dadurch wurde die künstlich vom Sieger errichtete Tschechoslowakei um ihre natürlichen Landesgrenzen entledigt. Im Oktober 1938 kam das Sudetenland zum Deutschen Reich. Die tschechoslowakische Armee, 35 bestausgerüstete Divisionen, wurde von den Grenzen zurückgezogen und entlassen. Staatspräsident Benesch, einer der Co-Errichter Großtschechiens trat zurück und emigrierte nach England.

Sobald die Tschechoslowakei von ihren Paten so jämmerlich verstoßen worden war, leiteten die Slowaken, die nie gefragt wurden, ob sie den tschechischen Bräutigam heiraten wollten, das Scheidungsverfahren ein. Die ungarische Regierung wollte die Slowaken für eine Konföderation gewinnen. Die Slowaken wollten aber endlich eine unabhängige Slowakei haben. Ungelöst war der Status, der eine Million Ungarn, die entlang der willkürlich gezogenen Grenzen auf der noch tschechoslowakischen Seite lebten. Die Ungarn waren vom Clemanceau-Masaryk-Benesch-Trio ebenso in Großböhmen eingepfercht worden, wie die Slowaken selbst. Gleichzeitig mit dem Zerfall des tschechoslowakischen Staates verlangte Ungarn die Revision seiner Grenzen, was im Münchener Abkommen auch die Siegermächte gutgeheißen hatten. Bisher waren Frankreichs Ohren nur für das Anliegen der Klein-Entente53 offen. 53Klein- Entente – Paris versuchte mit diesem Militärpakt zwischen der Tschechoslowakei, Rumänien und Jugoslawien ein schlagkräftiges Bündnis hinter Deutschlands Rücken zu erstellen. Logischerweise richtete sich das Bündnis auch gegen die Revisionsbestrebungen Ungarns. In Britannien hörte man die Ungarn wenigstens an. Von den Siegerstaaten anerkannte nur Italien ihre gerechte Rückforderung. Hitler brauchte Ungarn und Polen entweder als Verbündete oder als Durchgangsländer für die große Abrechnung mit den Sowjets. Polens Forderung auf das Olsagebiet, welches überwiegend von polnischer Bevölkerung bewohnt war, gab Hoffnung für die politische Verständigung mit dem polnischen Nachbarn und die Unterstützung von Ungarns Revisionswünschen, verpflichtete das Land zu engerer Zusammenarbeit mit Deutschland. An der neuen Grenzziehung zeigten weder Frankreich noch Großbritannien Interesse, so regelten die Außenminister der Achsenmächte die Rückgliederung ungarischer und polnischer Landesteile an ihre Mutterländer. Die Entscheidungen wurden dann von Frankreich und von Großbritannien gutgeheißen. Als Entgegenkommen erkannte Ungarn die Unabhängigkeit der Slowakei an, die sich von Tschechien trennte. Die Trennung der Slowakei von Tschechien wurde am 14. März 1939 vollzogen. Nach dem Zerfall der Tschechoslowakei verleibte sich Hitler Resttschechien und gliederte es als Reichsprotektorat Böhmen und Mähren in sein Reich ein. Er drehte den Spies einfach um. Tat mit Resttschechien das Gleiche, was Masaryk und Benesch, zwanzig Jahre vorher, mit den Sudeten taten. Unrecht wurde mit Unrecht vergolten.

Die Wahrheit hängt jeweils vom Standpunkt der Beteiligten ab, aus welcher Perspektive die Geschehnisse betrachtet werden. So liegt die Wahrheit aus deutscher, tschechischer, slowakischer, polnischer oder ungarischer Sicht je anders. Es gibt, quasi mehrere Wahrheiten. Der Sieger setzt seine Wahrheit durch, der Verlierer bleibt samt seiner Wahrheit Verlierer. So wie es sich nach dem angelsächsisch-russischem Sieg in die Gegenrichtung verkehrte. Die Wahrheit siegt nämlich selten, die Wahrheit der Stärkeren setzt sich durch.

Aus dem Desaster der Tschechoslowakei blieb das von Ruthenen und Ungaren bewohnte Waldkarpatien als Niemandsland übrig. Freilich beanspruchte der neue slowakische Staat diese Landesecke, dort waltete aber zurückgebliebenes tschechisches Militär. Außerdem kamen ukrainische Freischärler über die Karpaten, die die Ruthenen zu Ukrainern erklärten und zu „befreien“ beabsichtigten. Die Karpaten waren über tausend Jahre lang die natürlichen Grenzen Ungarns, die Ruthenen waren eine der treuesten Nationen der Heiligen Stephanskrone.54 54Heilige Stephanskrone. Nach ungarischem Recht gehöre das Land der Heiligen Krone. Der gewählte König musste erst auf die Gesetze der Heiligen Krone einen Eid leisten, erst danach durfte er seine Regierungszeit antreten. Außerdem konnte Ungarn auch den kleinsten Teil der Karpaten-Festung nicht einem eurasischen Steppen-Land freiwillig überlassen und besetzte sein entrissenes Eigentum. Den ansässigen Ruthenen wurde von der Regierung der ungarischen Heimat die Selbstverwaltung versprochen, sobald die kriegerischen Zeiten vorüber waren.

Ebenfalls in den letzten Märztagen 1939 wurde das Memelland von Litauen an Deutschland zurückgegeben, nachdem in einer Volksabstimmung über die Landeszugehörigkeit mit 87 Prozent für Deutschland gestimmt wurde.

Als letzte Streitfrage blieb die Verbindung Ostpreußens mit Deutschland sowie Polens Zugang zum Meer. Mit ein wenig Wohlwollen der Siegerstaaten hätte der Zweite Weltkrieg vermieden werden können! Mussolini, mehrere britische Politiker, vor allem König Edward der VIII. wollten durch friedliche Verhandlungen die Ungerechtigkeiten des Pariser Friedensdiktats, -laut Churchill die Torheiten des Versailler Vertrags- in gemeinsamen Einvernehmen beseitigen.

10. DIE FORTSETZUNG, ODER DER ZWEITE WELTKRIEG.

Nach der Einverleibung Resttschechiens erklärte Chamberlain im Britischen- Parlament, dass nach der Selbstauflösung der Tschechoslowakei auch die Garantie Großbritanniens wegfallen würde. Für Tschechien konnte nichts mehr getan werden. Was ihn zwei Tage später bewegte, seiner bisherigen Politik zu entsagen und auf Roosevelts harten Kurs umzuschwenken, blieb ein Geheimnis der großen Politik. Er nahm Churchill, den schärfsten Gegner Deutschlands, in sein Kabinett auf. Bald gab die britische Regierung eine Garantieerklärung für die Souveränität Polens, Belgiens, Rumäniens, Griechenlands und der Türkei, zu dem auf Roosevelts Ränken hin, sich Frankreich ebenfalls anschloss.1 1Seit Roosevelt 1936 wiedergewählt wurde, setzte er alles daran, das Neutralitätsgesetz der Vereinigten Staaten nach eigenem Belieben zurechtzubiegen. In seiner berühmten Boykottrede im Herbst 1937 verlangte er, Japan wegen seiner Aggression gegen China, Italien wegen der Eroberung Abessiniens und Deutschland wegen seiner Revisionsbestrebungen zu boykottieren. Gleichzeitig verlangte er die Aufgabe der Neutralitätspolitik der Vereinigten Staaten und fing an, die Waffenproduktion in seinem Land zu forcieren, obwohl die meisten Amerikaner gegen die Einmischung in die europäischen Angelegenheiten waren! Auch wenn das Neutralitätsgesetz der Vereinigten Staaten für seine Regierung bindend war, begann die Rooseveltadministration Druck auf die britische, französische und polnische Regierung auszuüben, um diese zu einer schärferen Politik gegenüber den Achsenmächten zu bringen. Auch wenn die britische Armee, laut eigenem Generalstab, nicht in der Lage war, ein Expeditionskorps oder eine Expeditionsarmee nach Frankreich, geschweige denn nach Polen zu entsenden. So musste schnellstens, trotz Ablehnung durch die Labor-Opposition, die allgemeine Wehrpflicht in Großbritannien eingeführt werden.

Im so genannten Stahlpakt vom Mai 1939 vereinbarten Deutschland und Italien ihre Wirtschaft noch näher zusammenrücken zu lassen und versicherten einander bei kriegerischen Verwicklungen gegenseitigen Beistand.

Den deutschen Verbündeten hinter sich wissend, besetzte Italien im Frühsommer 1939 Albanien. Der König ging ins Exil und das albanische Parlament stimmte, notgedrungen, der Personalunion mit Italien zu.2 2Die Albaner sind seit der römischen Zeit auf der südwestlichen Balkanhalbinsel ansässig. Zwischen Griechen und Römern konnten sie sich nie zu einer dominanten Nation entwickeln. Im Mittelalter blieben sie Zankapfel zwischen den Nachfolgestaaten der Griechen und Römer. Während der Eroberung des Balkans durch die Türken, leisteten sie lange Widerstand, doch zuletzt wurden sie dem Osmanischen Reich einverleibt. Das Volk wurde im Laufe der Jahrhunderte größtenteils islamisiert. Nach der Wende zum 20. Jahrhundert wurden die Türken vom Balkan vertrieben. Nun erhoben Serbien, Griechenland, Österreich-Ungarn und Italien einen Anspruch auf Albanien. Nach langen Verhandlungen einigten sich die zerstrittenen Parteien auf ein selbstständiges Albanien. Der im Mittelalter noch zu Serbien gehörende Kosovo, der jetzt zu 80-85 Prozent von albanischer Bevölkerung bewohnt ist, kam unter serbische Verwaltung.

Ende der dreißiger Jahre hinderten sich drei unversöhnliche Regime gegenseitig an ihrer individuellen Machtentfaltung. Die liberal-kapitalistische Welt der Angelsachsen, Stalins Bolschewismus und die nationalen Regime. Um den einen zu eliminieren, mussten sich die zwei Anderen verbünden, gleichgültig wie feindselig sie auch zueinanderstanden!

Eine in nationale Konsensus zueinander findende Europa wäre für die Weltherrschaft der Bolschewismus, ebenso wie der Weltglobalisierungspläne der Liberalismus ein unüberwindliches Hindernis. So verbündeten sich die zwei auf Weltherrschaft strebende Todfeinde gegen Europa, respektive gegen die stärkste Macht Europas, das zurzeit Deutschland war.

Polen lehnte strikt ab mit Stalin irgendein Bündnis einzugehen. Die deutsch polnische Grenzen des Versailler Vertrages -im Voraus zu Konflikten geplant- schlossen die Verständigung mit Deutschland aus. Das Land an der Grenze des geistigen Abendlandes hinderte Sowjetrussland daran mit Deutschland abzurechnen.

Nun begann die Diplomatie der Angelsachsen und der Nationalsozialisten einen Wettlauf um den polnischen Kombattanten. Dass die Polen nur zu Kanonenfutter gebraucht wurden, das hatte schon die Geschichte erwiesen! Hitler versuchte einen Ausgleich mit Polen zu erreichen, berief sich auf die Sowjetgefahr und wäre mit einer exterritorialen Autobahn und einem Eisenbahnkorridor als Verbindung, durch polnisches Gebiet zwischen den preußischen Landesteilen einverstanden. Für die polnische Seite war der Ostseezugang ebenso lebenswichtig, wie für Deutschland seine zusammenhängenden Ostprovinzen. Die Angelsachsen brauchten sich folglich keine große Mühe zu machen, um die Polen zu überzeugen, dass sie mit ihrer politischen und militärischen Unterstützung Hitler bezwingen könnten.

Die Sowjets waren gerne bereit in eine große antifaschistische Allianz mit den Angelsachsen einzusteigen. Roosevelt sandte den Außenminister von Großbritannien und Frankreich nach Moskau, um eine Allianz gegen Deutschland zu schmieden. Stalin verlangte aber ein multilaterales Beistandsabkommen, das Polen, Finnland und die drei baltischen Staaten mit einbezog. Nicht nur die Balten, auch die Polen fürchteten die sowjetischen Verbündeten mehr als den deutschen Feind. Was die angelsächsische Diplomatie mit den Sowjets über die Hegemonie über das Baltikum und Ostpolen schriftlich oder mündlich vereinbarte, ist heute noch Geheimsache. Ohne eine solche Abmachung wäre es doch angebracht, nachdem die Rote Armee Ostpolen angegriffen und besetzt hatte, wegen der Verletzung der Souveränität Polens, auch Stalin den Krieg zu erklären. Tatsächlich kamen all diese Länder, außer Finnland, nach dem Sieg der Alliierten unter sowjetische Herrschaft. 

Außerdem ließen die Minister Stalin wissen: Wenn zwischen Deutschland und Polen ein Krieg ausbricht, werden Großbritannien und Frankreich Deutschland den Krieg erklären. Stalin brachte gleich, die ohnehin forcierte Kriegsindustrie auf noch strengere Wege und gab Befehl, die Rote Armee innerhalb von zwei Jahren technisch, materiell und in Mannschaftsstärke auf einen Angriffskrieg vorzubereiten. Eine Woche später wurde Ribbentrop3 nach Moskau eingeladen, so wurde Hitler in den polnischen Krieg hineinbugsiert. 3Ribbentrop Joachim von. 1893-1946. Deutscher Botschafter in London. Später Außenminister. Bemühte sich um Ausgleich mit Großbritannien und Frankreich. In Nürnberg als Kriegsverbrecher hingerichtet.

Wie eine Bombe schlug Ende August 1939 die Nachricht ein:4 4Alle Welt war überrascht, nicht aber die Falken im Hintergrund. Sie haben dies genau einkalkuliert und rechneten damit. Roosevelt sagte einmal „In der Politik ist alles vorausgeplant, da gibt es keine Zufälle. Wenn es nach Zufall aussieht, dann wurde es eben noch besser vorausgeplant.“ Er musste es ja wissen, schließlich waren er selbst und seine Hintermänner, die den Krieg so schlau planten, dass Hitler der Initiator werde. Ribbentrop und Molotow,5 5Molotow, Skrjabin Wjatscheslaw Michailovitsch 1890-1986. Sowjetpolitiker in hohen Staats -und Parteifunktionen. 1939-1956 Außenminister. Deutschland und Sowjetrussland einen Nichtangriffspakt auf 10 Jahre vereinbart hatten. Ein Geheimzusatz regelte die Demarkationslinie zwischen den Interessensphären beider Großmächte. Demnach sollte Finnland, Estland, Lettland, Ostpolen, östlich der Flüsse San, Weichsel und Narew, zuletzt Bessarabien, neuerlich Moldawien, den Sowjets gehören. Litauen und alles, was westlich dieser Demarkationslinie lag, ist deutsches Einflussgebiet. Für die Sowjets war es der richtige Schachzug. Deutschland überließ ebenfalls Ostpolen und das Baltikum, was ihnen die Angelsachsen ohnehin gebilligt hatten. Sie konnten mit einem Krieg der britisch-französischen Verbündeten gegen Deutschland rechnen. Mit einem Krieg, der Europas Völker endgültig zugrunderichten würde. Nachher, so hoffte Stalin, konnte die Rote Armee unter wehenden Fahnen bis zur Atlantische Küste marschieren. Nach Chruschtschows6 6Chruschtschow Nikita Sergejewitsch 1894-1971. Sowjetischer Politiker, ukrainischer Abstammung. Nach Stalins Tod erster Sekretär der KPdSU. konnte sich als Alleinherrscher nicht lange durchsetzen und wurde 1964 von seinen Genossen abgesetzt. Darstellung, der schon damals zu Stalins engstem Kreis gehörte. Auf dem, der Unterzeichnung folgenden Bankett, erklärte Stalin gutgelaunt: „Jetzt habe ich den Hitler reingelegt.“ Überlistet wurden allerdings die beiden: Stalin ebenso wie Hitler. Eine deutsch-sowjetische Demarkationsgrenze war eben die Absicht der Angelsachsen, in der Hoffnung, dass ihre Feinde bald gegeneinander in Kampf ziehen würden.

Die Briten beeilten sich daraufhin, ihre Sicherheitsgarantie für Polen zum gegenseitigen Beistandsvertrag zu ergänzen. Churchill, der Seemann, wertete diesen Vertrag als einen Schuss vor den Bug des deutschen Kreuzers. Es ermunterte gleich die polnische Führung zu Unnachgiebigkeit. Die Französische- Regierung drohte „Die Deutschen werden im polnischen Luftraum auf 1000 französische Flugzeuge treffen.“ Die polnischen Medien berichteten aus sicheren Quellen der angelsächsischen Flüsterpropaganda: Die deutschen Panzer sind größtenteils aus Papiermaschee, potemkinsche Dörfer und ihr oberster Kriegsherr ist eine Gefreite. Diese Propaganda war so glaubhaft, dass die polnischen Reiter in den ersten Kriegstagen mit ihren Lanzen auf den Panzerkolossen herumstocherten. Die Polen selbst, waren von ihrer eigenen Stärke und der ihrer aufdrängenden Verbündeten überzeugt. Schließlich hielt die damalige Weltmeinung die französische Armee für unbesiegbar. Sie planten die Deutschen noch auf deutschem Terrain zu schlagen und zuletzt siegreich in Berlin einzumarschieren. So suchten sie eher die Konfrontation als den Ausgleich. Hitler hatte ebenfalls keine Zeit, zu zögern. Die Verbindung zwischen den beiden preußischen Landesteilen musste hergestellt werden, bevor ihm seine Gegner gefährlich werden konnten. Obwohl der deutsche Generalstab die Bereitschaft der Wehrmacht, nicht für reif hielt sich mit den vereinigten Kräften der Alliierten Armeen zu messen.

Trotz aller Propaganda der Kriegsgewinner, traf der Krieg die Alliierten nicht unvorbereitet. Hinter der Maginot Linie7 7Maginot André 1877-1932. Franz. Politiker, Verteidigungsminister. Während seiner Amtszeit 1929-1932 wurde mit dem Bau eine seinerzeit modernste Festungsanlage entlang der deutschen Grenze begonnen, die von seinem Planer Maginot Linie genannt wurde. konnte die Französische- Armee innerhalb kurzer Zeit hundert gut gerüstete Divisionen, Europas mächtigste Militärmacht, bereitstellen. Hinter Deutschlands Rücken standen die polnischen und tschechoslowakischen Armeen bereit. Dass Großbritannien keine wie die Kontinentalmächte Millionenzählende Landarmee besaß, lag an seiner Insellage. Sie brauchten keine teuren Landstreitkräfte. Die mehrfache Überlegenheit der Royal Navy gegenüber ihren Konkurrenten genügte schon, jeden Feind von den britischen Inseln fernzuhalten. Umso mehr wurde die britische Luftwaffe für den Kampf gerüstet. Die Waffengattung, welche auch den Luftkrieg von den Inseln fernhalten und ins Feindesland hinübertragen konnte.

Dass sie den deutschen Konkurrenten nicht mit einem konzentrierten Angriff zusammenschlagen und vernichten konnten, lag Churchills Ansicht nach an der bis zu den Zähnen bewaffneten großtschechischen Armee, die im Herbst 1938 die Flinte ins Korn warf.

Der Erste Weltkrieg reichte nicht aus, um Europa vollständig zu ruinieren. Erneut begannen sich die Europäer gegenseitig zugrunde richten. Frühmorgens am 1. September 1939 überschritten 60 deutsche Divisionen, darunter neun Panzerdivisionen, die polnischen Grenzen. England und Frankreich stellten ein Ultimatum an Deutschland, seine Truppen binnen zwei Tagen zurückzurufen.8 8Mussolini erklärte, Italien sei kein kriegführender Staat und bot sich als Vermittler an.

Ungarns Regierung berief sich auf die Jahrhunderte alte Freundschaft mit Polen und verweigerte den Durchmarsch deutscher Truppen durch ungarisches Gebiet. Mit der darauffolgenden Kriegserklärung begnügten sich die Westalliierten, sie bemühten sich nicht die Deutschen vom Westen her anzugreifen, was die Polen nicht im Betracht gezogen hatten! Die britisch französische Allianz war für Polen die Katastrophe.

Die über 1.500 Jagd- und Bomberflugzeuge der Luftwaffe zerstörten in den ersten Kriegstagen die spärlichen polnischen Luftstreitkräfte. Nach dem Erringen der Luftüberlegenheit wurden die polnischen Verbindungswege zerbombt, damit die gegnerischen Truppenbewegungen lahmgelegt. Panzerkeile bahnten ihren Weg aus Nord und Südwesten ins polnische Hinterland. Andere durchquerten den Korridor, dann nahmen sie die polnische Armee aus Ostpreußen und aus der Frischverbündeten Slowakei in die Zange. Schon in den ersten Kriegstagen zerbrachen die heldenhaften Stürmer der polnischen Lanzenreiter in dem Maschinengewehr und Kanonenfeuer der deutschen Panzerscharen.9 9Entweder wussten die Polen und ihre Verbündeten, wie selbst Mussolini nicht über die Schlagkraft der Wehrmacht Bescheid oder ließ die Propaganda der Angelsachsen die polnischen Reiter mit Lanzen gegen die deutschen Panzer antreten. Für die auf sich allein gestellte polnische Armee war es zu spät, ihre Vorwärtsstrategie für die Verteidigung umzustellen oder die spärlichen Geländevorteile zu nutzen. Die Panzer zerschnitten die polnische Armee in mehrere Teile. Nach zwei Wochen Krieg kämpften noch einzelne Verbände tapfer, aber die Armee Polens war vernichtet.

Jetzt griff die Rote Armee die erschöpften Polen von hinten an und eroberte Ostpolen. Das gegenseitige Hilfeabkommen zwischen den Westalliierten und Polen galt wohl nur gegen Deutschland. Denn an Sowjetrussland hatten weder Großbritannien noch Frankreich den Krieg erklärt, obwohl Russland den größeren Teil, nämlich 51 Prozent von Polen besetzte.

Vier Wochen nach Kriegsbeginn kapitulierte Warschau vor den Deutschen. Die polnische Regierung und zahllose Polen emigrierten nach Rumänien, viele nach Ungarn. Von hier gingen die meisten nach Frankreich, wo sie im folgenden Jahr in der Stärke von mehreren Divisionen gegen die Deutschen eingesetzt wurden. Nach der Niederlage Frankreichs emigrierten die Polen samt ihrer Regierung nach London. Als die Ermordung fast aller 22.000 in sowjetische Gefangenschaft geratenen polnischen Offiziere durch die Sowjets bekannt wurde und die Angelsachsen die sowjetische Hegemonie über Polen billigten, machte Regierungschef Sikorski den Alliierten Schwierigkeiten.10 10Sikorski Wladyslaw 1881-1943. Polnischer General und Politiker. In verschiedenen Staatspositionen. Ministerpräsident der Exilregierung in London. Dann starb er bei einem mysteriösen Flugzeugabsturz. Seine Armee kämpfte an der Seite der Alliierten bis zum Kriegsende weiter. Als Belohnung wurde ihr Land unter sowjetische Besatzung gestellt und Ostpolen in das Sowjetreich einverleibt. Somit wurde die polnische Nation zum Meistbetrogenen dieses Krieges.

Gleichzeitig forderten die Sowjets ultimativ den Verzicht Finnlands auf den südöstlichen Teil ihres Territoriums und auf mehreren wichtigen Seehäfen.11 11Zwischen Skandinavien und dem Ural leben seit Urzeiten Finno-Ugrier. Im Laufe der letzten Jahrhunderte wurden diese Völker von eingewanderten slawischen Ethnien teilweise überwachsen, zuletzt wurden die Finnen Richtung der nordöstlichen Wolga und im Westen nach Karelien oder ins Baltikum abgedrängt. Folglich ließ Zar Peter der Große Russlands neue Hauptstadt Sankt Petersburg auf finnisch-estnischem Boden errichten. Nach dem Ersten Weltkrieg erlangten Finnland und die baltischen Staaten ihre Unabhängigkeit von Sowjetrussland. Sankt Petersburg, welches die Bolschewisten inzwischen zu Leningrad umbenannt hatten, wurde dann zur Grenzstadt und Russlands einzigem eisfreien Hafen zur Ostsee und zum Meer. Mit der Verwundbarkeit dieses Zuganges begründete Moskau den Krieg gegen Finnland und die Okkupation der baltischen Staaten. Als die Finnen mobilisierten, kündigte Moskau seinen Nichtangriffsvertrag mit Finnland. Ende November 1939 griffen die Sowjets entlang der langen finnisch-sowjetischen Grenzen, ohne Kriegserklärung, an mehreren Stellen an. Ihre Luftwaffe begann Helsinki und andere finnische Städte zu bombardieren. Die 3,5 Millionen Finnen, zahlenmäßig den Sowjets Fünfzigmahl unterlegen, waren aber hervorragend ausgebildete, mutige Kämpfer. Hinter den Frontlinien wandten sie die Guerillataktik gegen die Sowjets an. In kleinen Formationen operierten sie hinter den feindlichen Linien und fügten den Russen riesige Verluste zu. Sehnsüchtig erwarteten die Finnen den Frühling, damit im aufgetauten Moorboden des Nordens die Sowjetpanzer versinken. Doch Ende Februar gelang es der sowjetischen Übermacht die Mannerheimlinie,12 12 Mannerheim Carl Gustaf Frhr. von. 1867-1951. Finnischer Marschall, Politiker und Staatschef, bewerkstelligte 1918 die finnische Abspaltung von Sowjetrussland und leitete drei Verteidigungskriege für die Unabhängigkeit Finnlands gegen die Sowjetunion. die finnische Verteidigungslinie nördlich Leningrads zu durchbrechen und die finnische Front aufrollen. Die Verluste waren auf beiden Seiten sehr hoch, so mussten wohl die zugefügten Verluste oder die Empörung der Welt die Russen zu Einstellung ihrer Feindseligkeiten bewogen haben.13 13Zum Misserfolg der Roten Armee trugen sicherlich Stalins Säuberungen der Armeespitze bei. Angeblich gab es eine Verschwörung im sowjetischen Generalstab gegen ihn. Oder ließen deutsche Quellen Gerüchte über eine Verschwörung absichtlich Richtung Prag streuen? Was Benesch gleich an Stalin weitergab. Tatsache ist, dass Stalin unter dem Vorwand einer Verschwörung fast den gesamten Generalstab und die Mehrheit der höheren Offiziere im Jahre 1937 liquidieren ließ. Im Moskauer Frieden vom März 1940 musste Finnland zwar den Gebietsforderungen der Sowjets nachgeben, ihre Landessouveränität blieb aber erhalten. Den Wolgafinnen, die im nordöstlichen Wolgagebiet lebten, erging es aber schlechter. Stalin ließ die ganze finnische Bevölkerung nach Sibirien deportieren.

Den Alliierten kam dieser Krieg gerade recht, um Skandinavien für sich zu sichern. Die Französische- Regierung beschloss gegen die sowjetische Aggression 50.000 Freiwillige und 100 Bomberflugzeuge nach Finnland zu entsenden. Die Briten versprachen 50 Bomber. Ein britisch-französisches Hilfskorps sollte zum norwegischen Hafen Narvik eingeschifft werden und per Eisenbahn durch Norwegen und Schweden nach Finnland gelangen. Damit wären diese neutralen Staaten für den Alliierten gesichert, gleichzeitig der sowjetischen Bedrohung und dem deutschen Zugriff entzogen. Vor allem aber wäre Deutschland vom schwedischen Eisenerz abgeschnitten. Norwegens sozialistische Regierung sympathisierte zwar mit den Alliierten, doch hätte sich lieber aus dem Krieg herausgehalten. Schweden lehnte den Durchzug strikt ab. Zwischenzeitlich endete der Sowjetisch-Finnische Krieg und war damit der Grund für eine Intervention weg. Um ihr Gesicht zu wahren, ließen die Westalliierten die Sowjetunion aus dem Völkerbund ausschließen.

Die Empörung in Amerika nutzte Roosevelt, um das Neutralitätsgesetz neu zu formulieren und vom Kongress gutheißen lassen. Angesicht der misslichen Lage der europäischen Demokratien erlaubte der Kongress Waffen und Munitionslieferungen an diese Staaten, vorerst Cash-and-carry.14 14Cash-and-Carry - zahlen und mitnehmen. Seit dem Ersten Weltkrieg waren Großbritannien, wie Frankreich hoffnungslos verschuldet und zahlungsunfähig. Bald wurde Cash and Carry zu Lend and lease umgewandelt, d. h., Roosevelt verlieh bis zum Kriegsende amerikanisches Rüstungsmaterial an die Gegner der Achsenmächte. Nachher mussten diese Partner das geliehene Kriegsmaterial wieder zurückgeben oder bezahlen. Nach Kriegsende waren die Begünstigten noch insolventer als vorher, so mussten die Steuerzahler der Vereinigten Staaten diese Kriegskosten teilweise selbst übernehmen. Die Achsenmächte, die an dieser Aggression gegen Finnland gar nicht beteiligt waren, wurden dagegen unter Blockade gestellt. Bei der Panamerikanischen Konferenz hatte Roosevelt weniger Erfolg. Außer Kanada lehnten es die anderen amerikanischen Staaten ab, im europäischen oder eurasischen Konflikt, der Amerika nicht bedrohte, Partei zu ergreifen.15 15Später zwang Roosevelt mit Taktik oder durch Embargo Mexiko, Argentinien, Brasilien und die restlichen südamerikanischen Staaten zur Kriegserklärung gegen Europa. Von Brasilien nötigte er zwei Armeekorps ab, die später beim Montecassino eingesetzt wurden. In einem in Westungarn abgeschossenen „Liberator“ Bomber bestand die Crew fast nur aus Mexikanern.

Mit der Kriegserklärung der Westalliierten mobilisierte Frankreich seine Armee, sie bezog die Maginot-Linie hinter dem Rhein und wartete ab. Großbritannien konnte nur ein einziges Hilfskorps nach Frankreich hinüberschicken. Bis März 1940 wurde ihr Bestand mit zehn Divisionen, davon drei leichten Panzerbrigaden auf insgesamt 158000 Mann, zu einer Expeditionsarmee aufgefüllt. Wie während des letzten Krieges, nahmen die Briten im nördlichen Frontabschnitt entlang der belgischen Grenze Stellung.

Nach der raschen, schrecklichen Niederlage Polens, wagten sie keinen Angriff auf Deutschland ohne Amerikas Kriegseintritt. Sie warteten ab und hofften auf die angekurbelte eigene und amerikanische Kriegsproduktion, vor allem aber auf Roosevelt, der alle Mühe daran setzte Amerikas Volk in den Krieg einzubinden. Die Geduld zwischen Hitler und Stalin konnte wohl auch nicht ewig dauern. Qui habet tempus, habet vitam.16 16Qui habet tempus, habet vitam. Wer Zeit gewinnt, gewinnt Leben. Entlang der langen Frontlinie fiel acht Monate lang fast kein Schuss. Die Luftwaffen beider Seiten beschränkten sich auf Aufklärungen und den Abwurf von Flugblättern, die den Gegner verteufelten.

Hitler dachte mit dem siegreichen Polenfeldzug ist der Krieg in Europa beendet. Er hatte nicht im Sinn Richtung Westen, zu Ungunsten Frankreichs auszudehnen. Frieden mit den Alliierten wäre ihm willkommen gewesen, um freie Hand gegen das eurasische Sowjetreich, Deutschlands wie Europas eigentlichen Feind, zu haben. Außerdem wäre es nach einem Friedensschluss nur eine Frage der Zeit, bis die Rechte in Frankreich die Macht übernehmen würde. Schließlich war Frankreich zwischen dem in Italien, Deutschland und Spanien herrschenden nationalen Regime eingekeilt.17 17Im Spanischen Bürgerkrieg siegten inzwischen Francos nationale Truppen. Nach den glänzenden Erfolgen in den 30er Jahren hielten viele den nationalen Trend des Faschismus für das Regime der Zukunft; andere zogen den Faschismus dem Kommunismus vor. Viele hielten die liberale Demokratie schon dekadent. Wenige wussten, dass der Sowjetstaat, egal wie groß er auch sein mochte, von innen hohl war und der Führerkult noch um die 100 Jahre verfrüht war.

Nach dem Polenfeldzug richteten die belgischen und holländischen Herrscher einen Friedensappell an die kriegführenden Parteien, was die Westalliierten zurückwiesen. Im Gegenzug verpflichteten sie sich gegenseitig, keine Verhandlungen oder einen Waffenstillstand mit Deutschland, ohne eine gemeinsame Vereinbarung abzuschließen.18 18Diese Standhaftigkeit gegen diesen Friedensappell beruhte vor allem auf Roosevelts Druck und Unterstützungsversprechen gegen Deutschland.

Auf den Weltmeeren tobte der Krieg von Anfang an. Die Deutschen versuchten mit ihrer U-Boot Flotte Großbritannien von dem Atlantik her unter Blockade setzen. Störten die Seewege der Briten und versenkten mehrere hunderttausend Tonnen Schiffsraum samt Ladung ihrer Gegner. Dafür zerstörte die überlegene Royal Navy fast alles von der Deutschen Flotte, was über Wasser zu finden war. Selbstverständlich wurde wieder die Seeblockade gegen die Achsenmächte verhängt. Wenn noch die Erzlieferungen vom neutralen Schweden und die rumänischen Erdöllieferungen unterbunden werden konnten, dann stünden in Deutschland alle Räder still! Denn dies waren die zwei Schwachpunkte Deutschlands.

Marineminister Churchill drängte das britische Kabinett, Norwegen zu besetzen. Bald beschlossen die Westalliierten je eine britische und eine französische Brigade Richtung Norwegen einzuschiffen. Die Truppen sollten an mehreren Stellen landen. Das Gros Narvik besetzen, dann Richtung Schweden vorstoßen und beide skandinavischen Länder okkupieren. Die deutsche Admiralität wies in einer Denkschrift an Hitler auf das strategische Wichtigkeit Skandinaviens und riet sofortiges Handeln. In Murmansk stellten die Russen drei Divisionen für eine eventuelle Operation bereit.

In den frühen Morgenstunden des 8. April begannen britische Schiffe die norwegische Küste zu verminen und ihre Truppen besetzten Narvik und Andalsnes. Einen Tag darauf landeten deutsche Truppen, teils von Schiffen, teils aus der Luft und besetzten Oslo und mehrere norwegische Städte. Unterwegs eroberten die Deutschen das strategisch wichtige Dänemark, das, wie Norwegen, ebenfalls keine nennenswerte Armee besaß. Dänemarks König blieb im Lande und die Regierung blieb auch unter deutscher Besatzung im Amt. Norwegens Regierung schlug sich auf die Seite der Westalliierten und konnte sich mit ihrer Hilfe einige Wochen lang in Narvik halten. Die Deutschen waren aber zu dieser Zeit die Stärkeren. Als dann Frankreich Waffenstillstand schließen musste, musste Churchill Norwegen dem deutschen Konkurrenten überlassen. Die Briten konnten König Hakon.19 19König Hakon VII. 1905-1957 König von Norwegen. von Norwegen mit seiner Regierungsmannschaft samt der beträchtlichen norwegischen Handelsflotte nach England evakuieren. Letztere tat während des Krieges gute Dienste für die Alliierten. Die deutsche Flotte dagegen erlitt unverhältnismäßig große Verluste bei der Invasion Norwegens. Außerdem musste die Wehrmacht starke Einheiten gegen eine erneute alliierte Invasion im Land stationieren lassen, welchen in Russland eher gebraucht wurden.

Nach der missglückten Invasion Skandinaviens musste die britische Regierung und Premier Chamberlain zurücktreten. Am nächsten Tag, am 10 Mai 1940, als der deutsche Angriff auf Frankreich begann, wurde der Hauptinitiator des skandinavischen Abenteuers und Deutschlands unversöhnlicher Gegner Churchill britischer Premier. Die französische Regierung formierte sich schon Mitte März neu. Reynold.20 20Reynaud Paul 1878-1966. Französischer Politiker. Mehrmals Minister; mitten im Krieg einige Tage lang Ministerpräsident. löste Daladier.21 21 Daladier Édouard 1884-1970. Französischer Politiker 1933-1934 und 1938-1940 Ministerpräsident. auf dem Posten des Ministerpräsidenten ab. Die neuen Premiers stellten selbstverständlich eigene Regierungsmannschaften auf. Wie man heute sagen würde, da kamen ebenfalls die Falken an die Macht.

An der Westfront waren die Alliierten etwas stärker gerüstet als ihre Gegner. Von den 155 Deutschen Divisionen wurden 126 an der Westfront eingesetzt. Davon waren 10 Panzerdivisionen zum Großteil mit dem modernsten Panzer III und Panzer IV ausgerüstet. Von der Gegenseite stellte Frankreich 93, Großbritannien 10, das in den Krieg hineingezogene Belgien 22 und Holland 10 Divisionen. Die Feuerkraft der französischen Artillerie war den Deutschen fast doppelt überlegen. Die Westalliierten verfügten über 1000 Panzerfahrzeuge, mehr als die Wehrmacht. Darüber hinaus hatten sie um die 1500 größere Feuerkraft und stärkere Panzerung als die deutschen Tanks, aber die alliierte Strategie beging den Fehler, die gerade zugkräftigste Waffe der Zeit, die Panzer zur Hilfstruppe der Infanterie und der Artillerie zu degradieren. Ihre Panzerkräfte wurden zerstreut und den Infanteriedivisionen untergeordnet. Konzentrierte, schwere Panzerdivisionen, mit welchen die Deutschen den Durchbruch und den täglichen 40-50 km Vormarsch schafften, stellten sie nicht auf. Die deutsche Luftwaffe ging ebenfalls mit weniger Fliegern in den Kampf als ihre Gegner. Doch die Flugzeuge der Alliierten waren, außer den britischen Spitfire eher veraltet. Außerdem weigerte sich Churchill die Royal Air Force.22 22Royal Air Force, kurz RAF. - Königliche Luftwaffe von Großbritannien. vollständig in Frankreich einzusetzen.

Einige Zeit vor Beginn der Offensive gegen Frankreich musste ein verirrtes deutsches Kurierflugzeug auf belgischem Gebiet notlanden. Dadurch wurden die Aufmarschpläne der Wehrmacht durch die neutralen Staaten gegen Frankreich bekannt. So musste ein neuer Aufmarschplan ausgearbeitet werden. Der neue Plan wählte den schwierigsten Durchbruch durch die engen Täler der Ardennen, womit die Gegner nicht rechneten. Anschließend bis Sedan vorstoßen, und hinter den Frontlinien der britischen Verbündeten nach Nordwesten abschwenken bis zur Kanalküste, um die englisch französischen Verbündeten voneinander zu trennen. Der neue Plan erhielt den Namen Sichelschnitt.

Im Bilde über die Kräfte und Rüstungsverhältnisse riet die Wehrmachtsführung von einem Angriff auf die Alliierten ab. Hitler hätte gerne mit den Westalliierten Frieden geschlossen, aber auf der Gegenseite walteten auch die Falken. Frankreich hatte mit den Sowjets ein gegenseitiges Hilfsabkommen für fünf Jahre abgeschlossen, das Anfang Mai 1940 auslief. Das waren vielleicht die Gründe für die acht Monate lange Feuerpause. Der Führer, wie seine Gegenspieler, kümmerte sich wenig um Verträge oder Konventionen. Ohne auf die Neutralität von Belgien, Holland und Luxemburg zu achten, ließ er seine Armeen durch diese neutralen Länder die Magienot-Linie umgehen. Während die Westalliierten den Belgiern zur Hilfe eilten, durchquerten die deutschen Panzerdivisionen die Ardennen, anschließend die spärliche alliierte Frontlinie hinter die belgische Grenze und standen nach 57 Stunden vor Sedan an der Maas.

Die belgische Armee wehrte sich mit allen Kräften, aber zwischen den neutralen Staaten und den Westalliierten gab es keine Vereinbarungen für eine strategische Zusammenarbeit. Die Regierungen aller drei neutralen Staaten hofften auf Versöhnung zwischen den Kontrahenten oder auf ein Wunder, dass ihr Land irgendwie verschont bliebe. Darum weigerten sie sich, ihre Neutralität aufzugeben und sich den Westalliierten anzuschließen. Nur im Falle eines deutschen Angriffes bestand ein Geheimabkommen, welches die Westalliierten zum Einmarsch ermächtigte.

Über Sedan entfaltete sich eine Luftschlacht, in dem die Alliierten die Pontonbrücken der Deutschen zu zerstören versuchten. Trotz aller Anstrengungen konnten sie in der zwei Tage dauernden Schlacht die Wehrmacht nicht hindern, die Maas zu überschreiten. Hier verlor die RAF 60 Prozent seines in Frankreich eingesetzten Bestands. Die französische Luftwaffe mehr als hundert Flugzeuge und die Deutschen ebenfalls über hundert. Auf Verlangen der französischen Regierung ließ Churchill noch 10 britische Jägerstaffeln entsenden. Sie konnten aber das Kriegsglück auch nicht mehr wenden.

In den frühen Morgenstunden des 15. Mai rief Reynaud in London an und teilte dem britischen Premier mit, dass um Sedan eine 75 km breite Lücke an der Front entstanden sei. Die 9. französische Armee befinde sich in Auflösung. Die deutschen Panzerspitzen waren 90 km tief vorgedrungen und stießen Richtung Arras Amiens vor, mit dem offensichtlichen Vorsatz über Abbéville das Meer zu erreichen, um die Verbündeten voneinander zu trennen. Als der noch schlaftrunkene Churchill die Darlegungen seiner Kollegen nicht gleich verstand, rief Reynaud verzweifelt: „Wir sind besiegt.“

Während des letzten Krieges gab es auch Frontdurchbrüche an beiden Seiten. Nach einigen Kilometern aber, blieb der Vormarsch mangels Nachschub Flankenschutz, Verstärkung, etc. stecken. Für einen alten Soldaten, der noch den Ersten Weltkrieg mitgemacht hatte, waren 50 km Tagesvormarsch unvorstellbar, sogar unverständlich. In ihre neue Kampftechnik stellte die Wehrmacht ganze Panzerbrigaden, später Panzerarmeen als „Rammbock“ an die Spitze. Die Panzer walzten dann alles, was sich ihnen in den Weg stellte nieder. Sie wurden unterstützt von Sturzkampffliegern, die mit einem Höllenlärm vom Himmel stürzten und aus niedriger Höhe ihre Bombenlast auf die gegnerischen Tanks oder Stellungen warfen. Der Flugzeuglärm übertönte das Motorengeräusch der anrollenden Panzer und sie standen oft unbemerkt vor den gegnerischen Linien, bevor sie abgewehrt werden konnten. Hinter der Feuerwalze folgte motorisierte Infanterie, die sofort die Flanken sicherte und das Hinterland besetzte. Mal wurde die Panzerspitze von einigen der überlegenen französischen Panzer aufgehalten. Sie waren aber nie konzentriert, stets zu wenig, um den Angreifer auf längere Zeit zu binden. Sie wurden durch die Bomben der Stukas oder durch Seitenfeuer ausgeschaltet.

Nur dank des, von späteren Generaloberst Guderian23 auf die Theorie von Generaloberst Hans von Seekt24 und General Guido Douhet25 entwickelte, überlegene neue Strategie: die Panzer, mobilisierten Infanterie und Luftwaffe simultan einsetzte, erreichte die Wehrmacht am 20. Mai bei der Sommemündung den Kanal. 23Guderian Heinz 1888-1954. Wahrscheinlich der größte Stratege des Weltkrieges. Die von ihm entwickelte Kampftaktik sicherte in den ersten Phasen des Zweiten Weltkrieges die Siege der Wehrmacht gegen ihr zahlenmäßig, in Feuerkraft wie in Panzerfahrzeugen überlegenen Gegner. Generaloberst Hans von Seekt24 1866-1936 schrieb in seinem Buch „Gedanken eines Soldaten“: Die zukünftigen Kriege werden von der Luftwaffe unterstützten hochmobilen Verbänden gewonnen.25 Guido Douhet 1869-1930 - Italienischer General. Nach seiner Theorie liegt der Erfolg des modernen Krieges im Erringen der Luftüberlegenheit gegenüber dem Gegner. Seine Empfehlungen werden von jedem Kriegführendem angestrebt. Selbstverständlich in dem Umfang, wie seine Wirtschaftskraft es ihm erlaubt.

Die britischen Verbündeten, Belgier und die erste französische Armee waren vom Hauptteil, der an der Maginot-Linie stand, abgetrennt.26 26Die französische Generalität verließ sich auf die Unüberwindbarkeit der Maginot Linie. Hinter der belgischen Grenze, an welchem den Deutschen der Durchbruch gelang, fehlte eine zweite Frontstufe oder eine Reserve, welche den Durchbruch hätte stoppen können. In der Zwischenzeit musste Holland kapitulieren. Die Regierung und Königin Wilhelmine27 27Königin Wilhelmine 1880-1962. Königin der Niederlande. flohen nach England.

Die im Norden abgeschnittenen alliierten Truppen bekamen den Befehl zum Durchbruch nach Süden Richtung Amiens. Dort sollten sie sich mit der 7. französischen Armee vereinen und hinter der Somme-Aisne-Linie eine neue Front bilden. Die geschundene 7. Armee sollte so lange die Front im Süden halten, bis von der Maginot-Linie entbehrliche Truppen eintreffen. Gleichzeitig sollten sie der abgeschnittenen Richtung Arras entgegenkommen. Damit wären Paris und die Verbindung nach Norden zu den britischen Verbündeten gesichert. Der Durchbruch misslang und der britische Verbündete war schon mit der Evakuierung seiner Truppen beschäftigt. Am18. Mai kapitulierte Belgien. Die Regierung floh ebenfalls nach England und König Leopold III28 28König Leopold der III. 1901-1983. König von Belgien. ergab sich mit seiner Armee.

Churchill schickte alle auftreibbaren Schiffe und Boote, vom Zerstörer bis zu Segeljachten nach Dünkirchen. Innerhalb einer Woche brachten die Retter fast die gesamte Expeditionsarmee neben zahlreichen Mannschaften der Verbündeten nach Großbritannien; insgesamt 338.000 Mann. Es ist schwer vorstellbar, dass Hitler diese Expeditionsarmee absichtlich entkommen ließ. Tatsache ist allerdings, dass er in Großbritannien Deutschlands idealen Partner sah, der berufen war, die Führung Europas gemeinsam mit Deutschland zu übernehmen. Viel wahrscheinlicher scheint die Hypothese, dass er seine Panzerbrigaden nicht in diesem schwierigen Gelände opfern wollte, schließlich wären erst einige Schlachten, noch nicht der ganze Krieg gewonnen. Er beauftragte die Luftwaffe, die Evakuierung zu verhindern. Über dem Kanal lag aber dicker Nebel, was den Flüchtenden half, die Luftwaffe dagegen konnte ihre Bomben nur blindlings abwerfen. Außerdem lagen die britischen Flugplätze nur einige Meilen von dem Kanal entfernt, die Luftwaffe musste sich aber in der Heimat auf fernen Flugbasen versorgen und von dort starten. So konnte sich die britische Armee fast vollständig retten. Seine schwere Ausrüstung musste aber auf dem Kontinent zurückgelassen werden. So war es nur der Kanal allein, was die deutschen Panzer vor Großbritannien aufhielt.

Mussolini hatte lange Zeit Respekt vor Großbritannien. Erst als sich die Niederlage der Westalliierten im Frankreichfeldzug abzeichnete, witterten die Italiener eine einmalige Chance, die Herrlichkeit des alten Roms zu restaurieren. Um den Duce von einem Kriegseintritt abzuhalten, versprachen die Briten, dass sie Italiens Forderungen im Mittelmeerraum prüfen würden, obwohl sie dessen Politik seit Jahren missbilligten. Frankreich bot im letzten Moment konkrete territoriale Zugeständnisse an. Schon wegen der geistigen Verwandtschaft des Faschismus und des Nationalsozialismus traute der Duce Hitler mehr als den vermeintlich dekadenten Westalliierten. So trat Italien am 10. Juni 1940 an der Seite Deutschlands in den Krieg ein. Churchill drohte mit der Bombardierung Norditaliens, schickte postwendend ein Bomberkommando nach Südfrankreich, um Mailand zu bombardieren. Die südfranzösische Bevölkerung fürchtete aber den Gegenschlag der Italiener und hinderte die britischen Bomber am Starten.

Nach dem Sieg in Flandern wendeten sich die Panzer nach Westen und Süden gleichzeitig. Am 9. Juni begann der Angriff an allen Fronten. Eine Woche später standen die Panzer an der Loire bei Orleans und am 14. besetzten sie Paris. Die Regierung musste nach Bordeaux flüchten. Andere Wehrmachtstruppen erreichten hinter der Magienot-Linie die Schweizer Grenze.29 29Die Maginot Linie wurde bei Saarbrücken und Colmar durchbrochen. Hier muss angeführt werden, dass die Verteidiger nicht mehr die volle Mannschaftsstärke besaßen und jede Stunde mit einer Umzingelung rechnen mussten.

Weygand,30 30Weygand Maxime 1867-1965. Franz. General. Als Oberster Armeechef musste er 1940 kapitulieren. Später Verteidigungsminister der Vichyregierung. der Oberkommandierende der französischen Streitkräfte, meldete seiner Regierung, dass die Armee in vier Gruppen zerfallen ist und zu organisiertem Widerstand oder koordinierten Operationen nicht mehr fähig sei. Die Regierung sandte eine Depesche an Roosevelt, dass Frankreich den Krieg allein nicht mehr weiterführen könne. Ohne amerikanische Hilfe müsse die Kapitulation erwogen werden. Das nächste Telegramm war noch deutlicher: Er solle sein Versprechen einlösen und Deutschland den Krieg erklären! Roosevelt stand gerade vor seiner dritten, schon traditionswidrigen Wiederwahl zum Präsidenten. Die Mehrheit der Amerikaner war immer noch gegen eine erneute Einmischung in den europäischen Krieg und brauchte keinen Falken zum Präsidenten. Eine Niederlage bei den Wahlen konnten seine Hintermänner nicht riskieren. Amerika in den Krieg hineinmanövrieren, musste auf später verschoben werden.

Churchill flog wieder nach Frankreich, um die Franzosen bei der Stange zu halten, auch wenn die Briten gerade bei der Evakuierung ihrer Resttruppen, etwa 156.000 Mann, Briten, Kanadier und Polen vor der Bretonischen Halbinsel waren. Nach seinem neuen Strategieplan sollte sich die französische Armee in einem geordneten Rückzug bis zum Mittelmeer zurückziehen, nach Nordafrika hinübersetzen und den Krieg bis zum Sieg über Deutschland an Englands Seite weiterführen.

Churchill und Reynaud hatten eine gemeinsame Schnapsidee für eine Britisch-Französische-Union mit gemeinsamer Staatsbürgerschaft, Verteidigung, Finanzen, etc. Frankreich als britisches Dominium?31 31Ein Zusammenschluss mit Großbritannien, in höchster nationaler Not Frankreichs, konnte sich jeder nur als untergeordnetes Dominium vorstellen und dies war für einen französischen Patrioten, auch für Deutschlands schärfsten Gegner, einfach unvorstellbar – unannehmbar! Dieser Bockschuss bewirkte statt der beabsichtigten Einigkeit, gerade das Gegenteil. Die Franzosen hatten genug von den Englischen verbündeten. Nachher hatte die britische Propagandamaschinerie schwere Mühe die Franzosen wieder auf ihre Seite zu bringen. Als Reynaud dies vor dem Kriegskabinett verkündete, musste er gehen. Marschall Pétain wurde Regierungschef. Ihm fiel die undankbare Verpflichtung zu, am 22. Juni 1940 die Waffenstillstandsbedingungen der Achsenmächte zu akzeptieren und zu unterzeichnen.

Stalin gratulierte Hitler zu seinem Erfolg gegen die Alliierten. Wohl schweren Herzens, da seine Hoffnungen, als lachender Dritter über diesem Bruderzwist der europäischen Nationen zu triumphieren, noch nicht aufging. Gleichzeitig besetzte die Rote Armee wichtige militärische Anlagen in Estland, Lettland und Litauen. Die Regierungen dieser Länder wurden durch kommunistische Kollaborateure ersetzt, die bald den Genossen Stalin baten, ihr Land in die Sowjetunion einzugliedern. So wurde das ganze Baltikum von Juni bis August 1940 von der Sowjetunion annektiert.

Nach Polens Niederlage kündigte Großbritannien seine Souveränitäts-Garantie für Rumänien. In der Hoffnung, dass die Russen die rumänischen Ölfelder noch rechtzeitig vor Hitlers Nase wegschnappen. Molotow trat zuerst an die ungarische Regierung heran: Sowjets und Ungarn sollen Rumänien gemeinsam angreifen und aufteilen, wobei Ungarn sein von Rumänien entwendetes Staatsgebiet leicht zurückerobern könne. Gleich wie gespannt das Verhältnis zwischen den rumänischen und ungarischen Staaten und Völkern auch gewesen sein mag, die Ungarn wollten weder mit Sowjetrussland noch mit den Bolschewiken gemeinsame Sache machen. Nicht einmal gegen Rumänien. Die Ungarn mussten zwischen Hitler und Stalin wählen; einen dritten Weg gab es nicht! Sie hatten sich schon vorher für Deutschland entschieden und gaben Molotow den Korb.32 32Wenn das Karpatenbecken von Franzosen bewohnt oder selbst Churchill dort Premier gewesen wäre, wäre der Entscheid auch nicht anders ausgefallen. Da das Karpatenbecken ebenso zum abendländischen Kulturkreis gehört, wie Großbritannien oder Deutschland. Das Sowjetreich dagegen liegt in der Eurasischen Steppe. Die Sowjets stellten ein Ultimatum an Rumänien: Bessarabien und die nördliche Bukowina innerhalb von 7 Tagen zu räumen und besetzten diese größtenteils von Rumänen bewohnten Provinzen33 33Bessarabien liegt geografisch in der Eurasischen Steppe und wurde ursprünglich von verschiedenen nomadisierenden Völkern bewohnt. Zuletzt gehörte es zum Osmanischen Reich. Bis im neunzehnten Jahrhundert die Zaren die Türken vertrieben und die Provinz unter den Namen Moldawien, Russland einverleibten. Unter russischer Oberhoheit konnte sich die eingewanderte rumänische Ethnie so weit entwickeln, dass die Rumänen hier bis zum Ersten Weltkrieg die Mehrheit der Bevölkerung stellten. Nach dem ersten Weltkrieg fielen diese Provinzen mit Antant-Hilfe an Rumänien.

Mit dem Zerfall der Klein-Entente platzte der Kordon, welchen die Sieger des ersten Weltkrieges um Ungarn zogen. Damit war die Zeit gekommen, dass Ungarn sein von Rumänien annektiertes Gebiet, wenigstens teilweise, den von Ungarn bewohnten Teil Siebenbürgens zurückfordere! Die diplomatischen Bemühungen blieben ergebnislos, da marschierte die ungarische Armee an die vor zwanzig Jahren gezogene Grenze auf. Die Rumänen besetzten ebenfalls ihre Grenzseite. Den führenden Ländern der Achsenmächte passte kein Krieg zwischen ihren zwei potenziellen Verbündeten. So wurden, auf gemeinsame Übereinkunft, die Grenzen von den Außenministern Ribbentropp und Graf Ciano34 34Ciano Galeazzo Graf. von Cortellazzo 1903-1944. Mussolinis Schwiegersohn, Zwischen 1936 - 1943 Außenminister Italiens. neu gezogen, in dem die Hälfte von Siebenbürgen an Ungarn zurückgegeben wurde. Als Gegenleistung erlaubte Ungarn Transporte deutscher Truppen durch sein Landesgebiet nach Rumänien, um Rumänien vor weiteren Angriffen der Sowjets zu bewahren. Vor allem aber die dortigen, für Deutschland unentbehrlichen Ölfelder sichern.

Nach dem gewonnenen Frankreichfeldzug hofften die Achsenmächte, dass Großbritannien ihr Friedensangebot annimmt und auf einer Viermächtekonferenz mit ihren Gegnern zu einem Konsens gelangen können. In diese Erwartung fiel das Waffenstillstandsabkommen für Frankreich annehmbar aus.

Das französische Kolonialreich wurde bei der französischen Regierung belassen, mit der Bedingung, dass sie die britischen Eroberungsversuche verhindern. Die Überseebehörden unterstellten sich auch der neuen Regierung. Die französische Flotte blieb unter französischem Kommando, musste aber abrüsten. Damit wurde die Flotte für Churchill wie für Hitler ungreifbar. Frankreich musste bis zur Friedensregelung der Besetzung seines nördlichen Landesteils, durch die deutsche Wehrmacht von der Schweizergrenze inklusive Paris, der Nordküste und Atlantikküste zustimmen. Die Demarkationslinie wurde von der Schweizergrenze, an Dôle, Tours über Mont de Marsun bis zu den nördlichen Pyrenäen gezogen.

Mussolini verlangte -auf Hitlers Bitte hin- nur einige Grenzbegradigungen und schloss ebenfalls einen Waffenstillstand mit Frankreich.

Restfrankreich wurde von Vichy aus regiert, wohin die Regierung und die Nationalversammlung ausgewichen waren. Dort etablierte sich ein autoritäres Regime, die Etat Francais35 35État Français. - Französischer Staat. Name Restfrankreichs während der Vichyzeit. mit Marschall Pétain als Präsidenten, die nach Lage der Dinge mit Hitler Kompromisse schließen musste. Marschall Pétain und der Kreis um ihn, wie die Führer der Achsenmächte, sahen in dem Französisch-Deutschen Ausgleich und der Friedenschließung die Voraussetzung des europäischen Friedens und der Stabilität.

Hitler startete am 19 Juni eine letzte Friedensinitiative zu den Briten und bot in einer Rede vor dem Reichstag Großbritannien den Frieden an. Anschließend schickte er eine Friedensbotschaft durch den Päpstlichen Nuntius, deren Annahme Churchill verweigerte. Kurz vor dem Russlandfeldzug flog Rudolf Heß36 aus Eigeninitiative nach England. Der Fanatiker Heß, der Hitlers Stellvertreter war, wollte die Briten zum Frieden überreden. 36Rudolf Heß (1894-1987) Wegen seiner Alleininitiative wurde er in Deutschland für verrückt erklärt. In Nürnberg verurteilten ihn die Sieger als Kriegsverbrecher. Mit dem Zusammenbruch des Sowjetreiches konnte der 93-Jähriger nach 46 Jahren Kerker auf eine Haftentlassung hoffen. Da beging der sehr religiöse Greis, nach Darstellung der britischen Kerkerwache Suizid. Die Briten konnten zwischen der Hegemonie Deutschlands oder Uncle Sam Hegemonie wählen. Der Durchschnittsengländer fiel in den Irrglauben: Die deutsche Hegemonie über Europa bedeute den Niedergang Großbritanniens. Über die Nachteile der amerikanischen Vormundschaft nachzudenken, war seinerzeit noch mehr als absurd.37 37Dass die Briten weder damals noch heute, über die Nachteile der amerikanischen Hegemonie herumgrübelten bzw. -grübeln, dafür sorgten und sorgen schon die Massenmedien. So fiel die Wahl nicht schwer. Die Rooseveltadministration war auch nicht untätig und brachte es noch vor den Präsidentschaftswahlen fertig, zwischen den Vereinigten Staaten und Großbritannien einen Schutzvertrag abzuschließen. Anfang November wurde Roosevelt wiedergewählt, nun konnte er sein Versprechen für die Unterstützung Großbritanniens einlösen. Nach einem Gesetz aus dem Jahre 1892, darf der amerikanische Kriegsminister Heeresgut, welches die US-Armee nicht benötigt, verpachten. Auf Grund dieses Gesetzes kam das Leih- und Pachtgesetz zustande, das Großbritannien und später den Alliierten der Vereinigten Staaten Waffen und Munition sicherte.

So begannen sich Deutsche und Briten, zwei nächstverwandte Völker, zurzeit auf der höchsten Stufe der abendländischen Kultur, mit der modernsten Kriegstechnik der Zeit gegenseitig zugrunderichten. Sie taten es so gründlich, dass an diesem Krieg nicht nur Deutschland, sondern auch das Britische Imperium, eigentlich ganz Europa, zugrunde ging und seine politische Priorität einbüßte. Folglich müssen sich alle Völker Europas zu den Kriegsverlierern zählen, auch wenn die Nachkriegszeit den westeuropäischen Völkern einen gediegenen Wohlstand bescherte. Die Gewinner waren die Vereinigten Staaten von Amerika und die Sowjetunion.

In Besitz der französischen Flotte, die Viertgrößte der Zeit, wäre die Wehrmacht im Laufe des Sommers in Großbritannien gelandet! Wenn aber Hitler auf die Übergabe bestanden hätte, wäre wohl der überwiegende Teil der französischen Flotte zu den Engländern übergelaufen! Trotzdem gelang es Churchill einiger Teile der französischen Flotte habhaft zu werden oder sie wenigstens zu neutralisieren, gar zerschießen lassen. Einige Tage nach der Kapitulation Frankreichs wurden die in Oran ankernden französischen Flottenverbände von der Royal Navy umstellt und ultimativ aufgefordert, sich dem britischen Kommando zu unterstellen. Als sich die Franzosen weigerten, wurden sie zusammengeschossen. Diese Aktion löste in Frankreich Empörung, bei den auf die Britische Insel evakuierten französischen Soldaten, fast eine Rebellion aus. Da ließ Churchill alle französischen Schiffe, die bei der Kapitulation in britischen Häfen hängen geblieben sind, von britischen Mannschaften kapern, bevor sie sich davonmachten. In anderen Häfen, von Afrika bis in die Karibik, blockierten die Briten die französischen Schiffe, setzten sie außer Gefecht oder zogen ihre Besatzungen auf ihre Seite. Mit diesem Seestreich blieb die britische Flotte, wie es schon während der letzten zwei Jahrhunderte der Fall war, um das Mehrfache den feindlichen Seestreitkräften überlegen.

Hitlers Politik tendierte zu der Wiedergewinnung ehemaliger Reichsgebiete. Für den anschließenden Krieg gegen die Sowjets hoffte er mit einer britischen Allianz. Um Großbritannien nicht zu provozieren, wurde die Kriegsflotte nicht ausgebaut. So war die Deutsche Flotte auf die Besetzung des Inselstaates nicht vorbereitetet und den britischen Seestreitkräften von Anfang an unterlegen. Bei den Seegefechten im Atlantik und zuletzt bei der norwegischen Invasion wurde sie noch zusätzlich geschwächt, sodass in der entscheidenden Phase des Krieges ihre Kräfte für die Invasion der britischen Inseln nicht ausreichten.

Für die Invasion Englands müssten auf einem100 km langem Küstenabschnitt zwei Armeen gleichzeitig abgesetzt werden. Die nötige Schiffstonnage für das Übersetzen konnte die Heeresführung noch aus allen möglichen Kähnen zusammenstellen und in der Kanalzone bereitstellen. Aber die Admiralität lehnte die Verantwortung für den Flankenschutz gegenüber der mehrfach überlegenen Royal Navy ab. Einzig die deutsche Luftwaffe könnte die Flanken sichern, beziehungsweise den Weg freimachen, wenn sie die Royal Air Force ausschalte und die Luftüberlegenheit über Groß-Britannien erringe.

Zu Beginn des Luftkrieges besaß die Royal Air Force neben denen von dem Frankreichkrieg zurückgehaltenen 45-50 Jägerstaffeln, noch die Flugzeuge, die nach dem Frankreichdesaster heimgeholt wurden. Damit hatte sie für die Abwehr der deutschen Flieger 1.500 Jagdflugzeuge. Ebenso viele.38 38Britische und deutsche Jagdflugzeuge waren sich ebenbürtig. Die einen waren etwas schneller, die anderen etwas wendiger. wie die deutsche Luftwaffe, um das britische Inselreich angreifen bereit hatte. Die Bomberflotten beider Gegner waren im Sommer 1940 noch ungefähr gleich stark, zahlenmäßig wie in ihrer Leistungsfähigkeit.

Einige Jahre vor dem Krieg richtete die Royal Air Force eine bombensichere, unterirdische Kommandozentrale ein, welche die Zusammenarbeit der Fliegerbeobachter, Abwehrbatterien und Jagdflieger koordinierte. Die britischen Fliegerbeobachter konnten mit Hilfe des Radars in der Luft, wie auf dem Wasser alle Bewegungen in 80km Ferne erkennen. So konnten die britischen Jäger jeweils dort auftauchen, wo sie den Hunnen39 39die Propaganda der Briten nannte die Deutschen „Hunnen“, die das Abendland bedrohten; obwohl Deutsche und Engländer nächstverwandte Völker sind. Stalins bolschewistische Horden dagegen wurden zu braven Verbündeten. die Stirn bieten konnten. Sie verwickelten die feindlichen Flieger möglichst noch über dem Kanal in Luftschlachten.

Flugzeuge, Radartechnik und sonstige Kriegsgeräte beider Gegner waren gleichstark. Logischerweise waren ihr Zerstörungspotenzial wie ihre Verluste auch gleich hoch. Die Industrieproduktion Deutschlands lag aber höher als die von Großbritannien. Zurzeit war Roosevelts Hilfe erst am Anrollen so waren die Deutschen am längeren Hebel. Bis Mitte September 1940 schaltete die Luftwaffe die britischen Radaranlagen größtenteils aus, die Briten mussten jederzeit mit Überraschungs-Angriffen auf ihre Flugplätze rechnen. Von den anfangs 1500 Jagdflugzeugen blieben etwas über 100 übrig. Sie mussten alle aus der Reichweite der deutschen Flugzeuge ausgezogen werden, um der völligen Vernichtung zu entgehen. Die größeren Schiffe der Royal Navy wurden aus dem gleichen Grund schon Wochen vorher nach Norden verlegt. Ein Rudel von 60 deutschen U-Booten sorgte dafür, dass die Schiffe auch dortbleiben. Damit war der Weg für die Invasion der Wehrmacht frei. Auch wenn über diese Tatsache der „Große Kriegsgewinner und Geschichtsschreiber” in seinem später beschriebenen Pyrrhussiegen tiefes Schweigen wahrte. Dass die Invasion nicht stattfand, lag an Stalins Roter Armee.

Außer den Aggressionen gegen die Baltischen Staaten, Finnland und Rumänien, blieben der deutschen Führung die sowjetischen Aktivitäten an den westlichen Sowjetgrenzen nicht verborgen. Die Manöver der Roten Armee führten ausnahmslos gegen Westen und waren alle getarnten Truppenverlegungen, weil die beteiligten Einheiten einfach an den Übungsorten stehen blieben. Rüstung und Nachschubzüge waren ebenfalls schwer zu tarnen. Nicht weit hinter der Demarkationslinie wurden neue Flugplätze angelegt, wo scharenweise Flugzeuge standen. Zahlreiche Panzerfahrzeuge tauchten auf, die komischerweise alle auf Gummirädern rollten. Diese leichten Panzer waren nicht für die Verteidigung der unwegsamen eurasischen Steppe geeignet. Dann waren sie wohl auf europäische Asphaltstraßen für das rasche Vorwärtsrollen gedacht! Bald wurde klar: die Rote Armee macht sich für einen Angriffskrieg gegen Deutschland und Europa bereit. So lange die Rote Armee als Schwert des Damokles über Deutschlands Kopf, beziehungsweise Rücken hängte, konnte man gegen England kein Wagnis eingehen! Die Divisionen, die gegen England aufmarschiert waren, mussten nach Osten verlegt werden.

Die Bomber gegen England wurden weitergeflogen, um bei den Sowjets keinen Verdacht zu erwecken und in der Hoffnung, die Zerstörungen würden Churchill vielleicht doch an den Friedenstisch bewegen. Churchill aber dachte nie an aufgeben. Churchills Botschafter in Washington, der für den Untergang Europas, des Britischen-Imperiums und Deutschlands so viel beitrug wie Roosevelt und Churchill, traf den Nagel auf dem Kopf: “Wir ließen Hitler in den Krieg einspringen, um Deutschland vernichten können!”

Alle wussten, dass die Deutsch - Sowjetische - Allianz keinen langen Bestand haben werde. Doch einen Krieg mit Sowjetrussland brauchte Hitler nicht, so lange er den Krieg mit England nicht hinter sich hatte, so musste er die Okkupation Litauens schlucken. Den Sowjets dagegen passte die deutsche Garantie- und Militärhilfe an Rumänien nicht. Für eine Aussprache über die Diskrepanzen reiste eine sowjetische Delegation im November 1940 nach Berlin. Hitler empfahl dem Delegationsleiter Molotow: Die Sowjetunion möge in Richtung Indischen Ozean expandieren, wo weder Deutschland noch Italien oder Japan Interessen haben. Molotow ging nicht auf dieses Angebot ein, er begann die sowjetischen Vorwürfe aufzuzählen, mit dem Resümee: Die Sowjetunion prätendiere auf Finnland, Rumänien, Bulgarien und auf die türkischen Meerengen. Der Balkan ist Europas südöstlicher Angelpunkt, eine Bastion, die keine europäische Macht dem Konkurrenten überlassen darf! Hitler wertete Molotows Forderungen als Kriegserklärung an Deutschland, an Europa, zu dem auch Großbritannien dazugehört. Mit allem Recht!

Der französische Brigadegeneral Charles De Gaulle40 40De Gaulle 1890-1970. Französischer General und Politiker. Schrieb mehrere Abhandlungen und Bücher über militärische Strategien, indem er den simultanen Einsatz von Panzerwaffen mit der Infanterie forderte. Die gleiche Taktik, die die Wehrmacht so effektiv in Frankreich einsetzte. In der ersten Phase des zweiten Weltkrieges kommandierte De Gaulle die 4. französische Panzerdivision. Ihm gelang es, bei Mont Cornet an einem Frontabschnitt die deutschen Truppen zurückzudrängen. Darauf wurde er vom Oberst zum Brigadegeneral befördert, gleich von Ministerpräsident Reynaud zum Staatssekretär ernannt und beauftragt die gemeinsame Verteidigung mit Großbritannien zu koordinieren. Hielt Frankreichs Waffenbrüderschaft während des Zweiten Weltkrieges mit den Angelsachsen aufrecht. Kurze Zeit nach Kriegsende Ministerpräsident und Staatsoberhaupt. Nach einigen Jahren erneut Ministerpräsident dann Staatspräsident. hielt sich mit einem Auftrag seiner Regierung gerade in London auf, als sein Land kapitulierte. Dieser Zufall machte ihn zum Verbündeten der Angelsachsen oder hielt er die Teutonen für bedrohlicher als den arroganten Albion? Wie sich später herausstellte, tat er für Frankreich das Richtige. Beim Sieg der Alliierten stand seine Armee, damit auch Frankreich, an der Seite der Sieger. Am selben Tag, als Marschall Pétain den Waffenstillstand unterzeichnete, rief De Gaulle die Franzosen zum Widerstand gegen die deutschen Besetzer auf. Dieser Krieg sei noch nicht zu Ende, dieser Krieg sei ein Weltkrieg, prophezeite er aus London.

Aus französischen Einheiten, die seinerzeit von Dünkirchen nach England geschwemmt worden waren, organisierte De Gaulle die Armee de Liberation de France.41 41Armee de Lieberation de France. - Französische Befreiungsarmee. Eine kleine Armee, doch eine französische Armee. Der nationalen Ehre dieses kleinen Haufens bedurfte ein Stückchen koloniales Frankreich, um nicht völlig von London abhängig zu bleiben. Für eine Landung in Marokko oder in Algerien, dessen Kolonialverwaltung der Vichy-Regierung gehorchte, reichten ihre Kräfte nicht aus. Ende September schlossen sie sich einer britischen Aktion an, mit dem Ziel, in Dakar an Land zu gehen. In Dakar hatten zwei Monate vorher britische Flugzeuge den Richelieu, den neuesten Kreuzer der französischen Flotte zerstört. Verständlich, dass die Garnison gegen die Engländer aufgebracht war und die Invasion blutig zurückschlug. Doch drei Wochen später, noch innerhalb der gleichen Aktion, konnten sich De Gaulles Truppen in Libreville festsetzen. Damit hatten sie die französische Kolonie Gabun in der Hand.

Das Mittelmeer sei für Großbritannien nur ein Seeweg, für Italien aber das Leben, äußerte sich Mussolini öfter. Entsprechend dieser Devise hoffte er, einmal den östlichen mediterranen Raum unter Italiens Einfluss zu bekommen. Libyen am afrikanischen Ufer gegenüber Italien war seit 1912 italienische Kolonie und sollte eine Musterkolonie werden. Eine rege Bautätigkeit begann, um die Infrastruktur auf europäischen Standard zu heben. 200.000 Soldaten, die Libyen gleichzeitig sicherten, bauten eine Straße entlang der Küste von Tunesien bis zur ägyptischen Grenze.

Angesichts des vermeintlichen Zusammenbruchs Großbritanniens entstand ein geschichtlicher Moment, das Italiens Pläne real erscheinen ließ. Die 50.000 britischen Soldaten, die Ägypten besetzt hielten, waren der italienischen Libyenarmee, die inzwischen auf 300.000 Mann aufgestockt worden war, sechsfach unterlegen. Nach dem Waffenstillstand der Achsenmächte mit Frankreich drohte keine Gefahr mehr von Französisch Tunesien gegen die libysche Kolonie. Neben Äthiopien und Ägypten mit dem Suezkanal in der Hand würde der Sudan als Belohnung in Italiens Schoß fallen. Ein riesiges Kolonialreich, von Afrikas Nordosten bis Abessinien mit Eritrea und Somalia, rückte in greifbare Nähe.

Im September 1940 stürmten 6 italienische, motorisierte Infanteriedivisionen mit Panzerunterstützung die ägyptische Grenze. Die Briten bekamen den Befehl, verteidigend zurückweichen. So gelang es den Italienern in drei Tagen bis Sidi Barrani vorzurücken. Die Rechnung des britischen Armeekommandos ging auf. Der 90 km Terraingewinn brachten die Italiener in arge Versorgungsschwierigkeiten. Von der libyschen Grenze bis Sidi Barrani gab es nämlich keine Straße, keine Eisenbahn, nichts, nur Wüste.

Die italienische Marine konnte die entstandene Versorgungslücke auch nicht schließen, obwohl sie momentan Herr im mediterranen Raum war. Die Italiener vertrödelten wertvolle Zeit, die die Briten umso mehr nutzten. Im September entsandten sie zwei Flugzeugträger, begleitet von Kreuzern und Zerstörern, ins Mittelmeer. Diese waren mit Radargeräten ausgerüstet, was die Italiener noch nicht besaßen und den Briten enorme Vorteile verschafften. Damit brachte die Royal Navy Verstärkung auf ihren maltesischen Stützpunkt, anschließend, von den in Alexandrien stationierten Flottenteilen unterstützt, besetzten sie Kreta.

Das auf eine unbedeutende Halbinsel zusammengeschrumpfte, ehemals mächtige Griechentum sträubte sich vor Mussolinis Imperium Romanum und wählte die Angelsachsen zu seinen Beschützern. Diese lieferten den Griechen Rüstungsgüter und mit der griechisch-britischen Allianz sicherten sich den angelsächsischen Hegemonieanspruch über den Balkan. Der Krieg zwischen England und Italien riss nun Griechenland ebenfalls mit. Mit einem am Vortag überreichten Ultimatum griff Italien Ende Oktober 1940 Griechenland an. Die Engländer reagierten sofort. Von Malta aus griffen sie Tarent, den wichtigsten Kriegshafen Italiens an, wobei sie die besten Flaggschiffe der italienischen Marine außer Gefecht setzten und Werft sowie Hafen verwüsteten. Damit ging 50 Prozent der italienischen Flotte verloren. Seitdem war die Royal Navy ebenbürtig präsent, sowohl im Mittelmeer als auch auf der Adria und konnte die Nachschubwege der Italiener über das Meer fast lahmlegen. So gelang es den Griechen, die Angreifer tief nach Albanien zurückzudrängen.

Währenddessen schifften die Briten 150 moderne, schwere Panzer um das Kap der Guten Hoffnung nach Ägypten, weil sie noch vor ein paar Wochen das Einfahren ins Mittelmeer zu riskant hielten. Die Tanks brachten die Ägyptenkorps auf Vordermann. In der Nacht vom 9. auf den 10. Dezember durchbrachen sie südlich von Sidi Barrani die Stellungen der Italiener. Die Überrumpelten gaben den Ort gleich auf. In nur sechs Wochen stießen die Briten 800 km vor und nahmen Tobruk und die Küstenstädte bis El Agheila ein. Fast die Hälfte der Italiener, 140000 Mann, gingen in Gefangenschaft. Traurige Nachfahren von Caesars Legionen, die einst Britannien und Ägypten eroberten.

Neben Nordafrika waren die Engländer in Somalia, Abessinien und Eritrea erfolgreich gegen die Italiener. Mitte Mai 1941 kapitulierte die Italienische Abessinienarmee.

Als es den italienischen Streitkräften so schlecht ging, dachte Churchill sogar an die Eröffnung einer Balkanfront gegen die Achsenmächte. Im Februar 1941 flog Eden,42 42Eden Sir Robert Anthony 1897-1977. Mehrmals Außenminister. 1955-1957 Premierminister. Churchills Außenminister und Mitglied des engeren Kriegskabinetts über Kairo nach Athen und Ankara. Er sollte ein Bündnis mit Jugoslawien, Griechenland und der Türkei gegen die Achse schmieden. Angesichts der Erfolge gegen die Italiener waren die Griechen Feuer und Flamme. Komme was da kommen mag, Griechenland bliebe ein zuverlässiger Verbündeter Großbritanniens. Jugoslawien gab sich vorsichtiger. Prinzregent Paul43 43Prinzregent Paul Karadjordjevic von Jugoslawien 1893 -1976.Regierte 1934-1941 anstelle seines minderjährigen Neffen Peter. hoffte immer noch, sein Land aus dem Weltbrand heraushalten können. Um Hitler nicht zu brüskieren, ließ er Eden nicht einmal nach Belgrad kommen. Die Türken hatten noch Britanniens Politik während des Ersten Weltkrieges in Erinnerung und lehnten ab. Churchill gab aber nicht auf, schickte alles, was seiner Meinung nach in Nordafrika zu entbehren war, nach Griechenland hinüber, was sich bald rächte.

Mussolini musste Hitler um Unterstützung bitten. Der X. deutsche Fliegerchor mit 400 Maschinen wurde nach Sizilien verlegt. Von dem dortigen Stützpunkt operierend, begannen sie zu Jahresbeginn 1941 den Seeweg nach Tripolis freibomben. Bis Ende März errang die Luftwaffe vorübergehend die Herrschaft über das Mittelmeer. Den Briten blieben ums Mittelmeer nur noch ein Dutzend einsatzfähige Flugzeuge übrig. Die Verluste der Royal Navy waren ebenfalls schwer. Schon Anfang Februar konnte die 5. deutsche leichte Panzerbrigade nach Nordafrika übersetzen. Jetzt standen sich in der Wüste ungefähr gleichstarke Panzerkräfte gegenüber. In der Luft waren aber die Achsenmächte überlegen. Am 31. März begann Rommels44 Angriff unterhalb El Agheila.44Rommel Erwin 1891-1944. Dt. Feldmarschall. Legendärer Kommandant des Afrikakorps (1941-1943). Wusste von der Verschwörung gegen Hitler. Nach dessen Fehlschlag am 20. Juli 1944 zur Selbsttötung gezwungen. Die Panzer rollten mit starker Luftunterstützung auf die englischen Stellungen zu und brachen sie beim ersten Anlauf durch. In einigen Tagen hatten sie schon Benghazi eingenommen. Dann teilten sich die Panzerkeile, einige fuhren entlang der Küstenstraße, andere quer durch die Wüste. Letztere standen dann zehn Tage später an der ägyptischen Grenze. Briten, die sich nicht rechtzeitig zurückziehen konnten, wurden gefangengenommen. Einige britische Einheiten bauten eine Igelstellung um Tobruk. Hier konnten sie, dank Unterstützung von See aus, Monate lang durchhalten.

Die Souveränität von Kleinstaaten ist nur eine Illusion. Sie müssen sich schon in Friedenszeiten den Interessen der ihrem Land näherer Machtgruppe unterordnen. Bei kriegerischen Auseinandersetzungen werden sie unbarmherzig in den Konflikt hineingezwungen.44 44Das strategisch wichtige Norwegen und Dänemark wurde von der Wehrmacht vor den Westalliierten besetzt, als Letztere sich gerade entschlossen hatten, diese Länder für sich zu sichern. Belgien, Luxemburg und die Niederlande standen dem Krieg im Wege. Die baltischen Staaten versperrten den sowjetrussischen Meeranstoß. Persien wurde besetzt, um den Zugang nach Russland zu sichern. Island brauchten die Angelsachsen als Stützpunkt und Umschlagplatz für die Versorgung Großbritanniens und Russlands. Island wurde zuerst von den Briten für einige Monate besetzt, dann überließen sie es den Amerikanern. Die Schweiz und Schweden konnten nur dank ihrer geographischen Lage ihre Neutralität bewahren. So erging es auch den Balkanstaaten. Ein größerer, soliderer, zwar aus verschiedenen Völkern, aber überwiegend aus einheitlich orthodoxer Bevölkerung gebildeter Balkanstaat, (aus Serbien, Montenegro, Makedonien, Bulgarien, Griechenland und Rumänien) seines geschichtlichen Auftrages an der Südostflanke Europas bewusst, hätte sich vielleicht bei Einhaltung strikter Neutralitätspolitik aus dem Krieg heraushalten können. Mit der Polarisierung der Gegensätze zwischen der Achse und den Angelsachsen begann das Rennen um den Balkan. Die Briten mussten, neben ihren eigenen Balkanplänen, einen deutschen Vorstoß durch den Balkan via Türkei bis nach Syrien und zum Irak fürchten. Dann hätten die Achsenmächte Ägypten in der Zange gehabt. Die Sowjets wollten ebenfalls via Balkan ans Mittelmeer gelangen. Die Achsenmächte betrachteten den Balkan als eigenen Lebensraum und konnten ihn schon aus strategischen Gründen nicht ihren Gegnern überlassen.

Dem für die Öfteren Seitenwechsel berüchtigten Rumänien blieb nach dem Rückzug der britischen Garantie und Besetzung seiner Ostprovinz durch die Rote Armee nur der Seitenwechsel übrig und es rief deutsche Truppen ins Land. Damit sicherte sich Hitler nicht nur die Ölfelder der Walachei, gleichzeitig wurde eine südliche Ausgangsbasis gegen Sowjetrussland und die restlichen Balkanstaaten geschaffen.

Churchills Botschafter in Moskau verkündete Sowjetrusslands Recht auf den Balkan. Anschließend verlangte Stalin von Hitler die Hegemonie über Bulgarien, Rumänien und über die türkischen Meerengen. So war die Furcht vor den Sowjets maßgeblich warum Bulgarien deutsche Truppen ins Land ließ und in den Dreierbund hineinschlitterte.

Jugoslawien geriet zwischen die zwei berühmten Mahlsteine. Mit dem Kriegsausbruch zwischen Italien und Griechenland fürchtete Jugoslawien ebenfalls in den Konflikt hineingezogen zu werden. Anderseits sah es jetzt die Gelegenheit für die Aneignung der griechisch makedonischen Hafenstadt Saloniki, welche Serbien seit seiner Unabhängigkeit von der Türkei (1878) begehrte. Prinzregent Paul bat die deutsche Diplomatie um Vermittlung. Ribbentrop erreichte dann beim Ciano die Garantie der Unversehrtheit der jugoslawischen Grenzen und stellte die Übergabe Salonikis an Jugoslawien in Aussicht. Um die Jugoslawische Regierung zu beruhigen, brachte Berlin einen Freundschaftsvertrag zwischen Ungarn und Jugoslawien zustande, obwohl Jugoslawien ungarische Landesteile besetzt hielt. Als Gegenleistung wurde der Beitritt Jugoslawiens zum Dreimächtepakt verlangt. Darauf drohte Roosevelt, der laut Gesetze der Vereinigten Staaten zur Neutralität verpflichtet war, die Jugoslawen mit allen Schikanen und ließ alle jugoslawischen Konten in seinem Machtbereich sperren. Eine Delegation unter Führung des Ministerpräsidenten fuhr doch nach Wien und unterzeichnete den Beitritt zum Dreimächtebündnis. Als der Regierungschef von Wien zurückkehrte, vertrieb ihn ein Staatsstreich. Generalstabschef Simovic46 46Simovic Dusan 1882-1962 Jugoslawischer Luftwaffengeneral und Politiker. übernahm die Regierung, die den Prinzregenten absetzte und den minderjährigen Peter II47 47Peter II. 1923-1970. Einige Tage lang Jugoslawiens König. für volljährig erklärte und Ihn zum König von Jugoslawien kürte. Selbstverständlich machte Simovic in seiner Außenpolitik eine Kehrtwendung, hin zu den Angelsachsen. Ihm blieb gerade noch Zeit mit den Sowjets einen Nichtangriffspakt abzuschließen. Nun, die Achsenmächte konnten keine Feindstaaten auf dem Balkan dulden. Am 6. April 1941 starteten sie den Angriff von Österreichs Süden, von Ungarn, Rumänien und von Bulgarien her auf Jugoslawien und Griechenland. Gleichzeitig bombardierte die Luftwaffe Belgrad. Kroatien, das von den Kriegsgewinnern des Ersten Weltkrieges zu Großserbien zugeschlagen worden war, erklärte noch während der Kriegshandlungen seine Unabhängigkeit. Italien besetzte Teile der dalmatinischen Küste. Mit Kroatiens Austritt betrachtete Ungarn den jugoslawischen Staat als zerfallen. Ignorierte den kurz vorher mit der Vorputsch-Regierung abgeschlossenen Freundschaftsvertrag und nahm die Batschka und kleinere, von ungarischer Bevölkerung bewohnte, Landstriche zurück.48 48Auf deutschen Wunsch schlossen im Dezember 1940 Ungarn und Jugoslawien einen Freundschaftsvertrag ab, obwohl Jugoslawien ungarische Landesteile besetzt hielt. Der Vertrag sah eine friedliche Grenzberichtigung vor. Der Putsch und die politische Kehrtwendung in Belgrad, schuf eine neue Situation was die Achsenmächte nicht dulden konnten. Ungarns Verhältnis zu Berlin wurde schon durch das Verweigern jeglicher Unterstützung am Polenkrieg belastet. Bei erneuter Weigerung hätte das Land das Schicksal Belgiens erlitten! Der Ministerpräsident Graf Pál Teleki (1879-1941) konnte nur zwischen Krieg oder Besetzung wählen. Den noch vor kurzem geschlossenem Freundschaftsvertrag mit Jugoslawien unterschrieb er selbst! Der verzweifelte Ministerpräsident fand keinen anderen Ausweg, als seine und seines Landes Ehre zu wahren. Er nahm sich eigenhändig das Leben. Bulgarien besetzte das, zwischen den drei Balkanstaaten, Bulgarien, Griechenland und Serbien, umstrittene Makedonien. Bei der Mobilmachung in Jugoslawien rückten die Nationalitäten gar nicht in die Jugoslawische Armee ein. Die allein gebliebene serbische Armee, musste dann elf Tage später, am 17. April 1941, kapitulieren.

Griechenland wurde fast gleichzeitig mit Jugoslawien von Bulgarien und bald auch vom eroberten Jugoslawien her angegriffen. Obwohl die Briten zwei Infanteriedivisionen und eine Panzerbrigade von Ägypten überstellten waren die Angegriffenen, der Wehrmacht hoffnungslos unterlegen. Am 21. April streckte die griechische Armee die Waffen nieder. Churchill tat das Gleiche, wie bei Dünnkirchen, zwei Tage vor der Kapitulation befahl er seinen Truppen das Hinüberschiffen nach Kreta. Die griechische Regierung und König Georg II49 49König Georg II 1890-1947. König von Griechenland seit 1922. Zweimal vertrieben. ließen sich ebenfalls dorthin evakuieren. Die Royal Navy rettete die griechischen Armeeteile, die auf den Peloponnes abgedrängt worden nach Ägypten. Die Häfen lagen aber in der Reichweite der deutschen Flieger, die Stukas erwischten einen voll beladenem Munitionsfrachter. Die Explosion zerstörte über vierzig Schiffe, darunter mehrere britische Kreuzer und Schlachtschiffe. Die Flieger verfolgten die Flüchtenden übers Meer, so gelangte nur ein Fünftel der Griechen nach Alexandrien.

Kreta war für die Briten neben Malta die wichtigste Bastion im Mittelmeer. Von hier aus erreichten ihre Bomber Süditalien bis Rom, Belgrad oder Bulgarien. Vor allem hätten sie die rumänischen Ölfelder so lange abfackeln können, bis ihren Kriegsgegnern der letzte Tropfen Öl ausgegangen wäre! Die von Griechenland evakuierten britischen Truppen stellten sich für die Verteidigung Kretas bis zum letzten Mann ein. Die britischen Seestreitkräfte wehrten alle Schiffe der Deutschen vom Meer her ab und versenkten alle ihre Landungsboote schon unterwegs. Die Mannschaften der versenkten deutschen Landungsboote, die schon im Wasser schwammen, wurden mit Maschinengewehren niedergemäht, um die eigenen Verluste bei der Evakuierung vor dem Peloponnes zu rächen.

Klar, dass die Deutschen alles unternehmen mussten, um die Briten von Kreta zu vertreiben. Sie nutzten ihre Überlegenheit in der Luft und eroberten die Insel in der ersten Luftlandeoperation der Weltgeschichte mit je einem Fallschirmjäger und einer Gebirgsbrigade. Ohne schwere Waffen büßte die deutsche Fallschirmbrigade die Hälfte ihrer Mannschaftsstärke ein. Auch wenn die Insel für Churchill verloren ging, stellte er mit Genugtuung fest, dass die dezimierte Fallschirmjägerbrigade nicht mehr wie geplant zu Eroberung Maltas oder für die Unterstützung der Vichyfranzosen in Syrien eingesetzt werden konnte.

Der Balkankrieg verspätete den Russlandfeldzug um Wochen. Der auf den Sommer geplante Blitzkrieg erstickte dann in dem russischen Winter.

Die Lebensraumtheorie der Achsenmächte sah für Deutschland Osteuropa als Einflussgebiet vor, wo die Erzeugnisse ihrer Industrieproduktion gegen Rohstoffe und Landwirtschaftsprodukte eingetauscht werden konnten. Hitler hielt den Bolschewismus für den gefährlichsten Gegner des Nationalsozialismus, im Vergleich zu den, seiner Meinung nach, schon der Dekadenz verfallenen liberalen Demokratien. Doch die Demokratie ist das adäquate politische Regime jeder mächtigen Zivilisation und Deutschland war nur das zweitstärkste Mitglied dieser Euro-Atlantischen Welt. Dank des Wirtschaftspotentials der Vereinigten Staaten befand sich diese liberale Staatsordnung in der Mitte des 20. Jahrhunderts noch in seiner höchsten Blüte. Diese Tatsache kostete im Endeffekt, Deutschland den Sieg. Und Europas Niedergang.

Auch die Bolschewisten hielten den Faschismus, wie sie den Nationalsozialismus lieber nannten, für den gefährlicheren Gegner. Sowjetgeneräle plädierten bei Stalin, die Deutschen rechtzeitig in die Zange zu nehmen, bevor England die Puste ausgehe50 50Die Genossen waren ebenfalls von der Dekadenz der kapitalistischen Demokratien überzeugt, nur in Bezug auf ihren Niedergang irrten sie sich um die 100 Jahre. Stalin hielt einen Krieg zwischen Deutschland und der Sowjetunion für unvermeidlich, wollte nur die Zeit des Angriffes selbst bestimmen und wartete auf die günstigste Gelegenheit. Er dachte nie daran, dass Hitler den ersten Schritt machen könnte, er verließ sich auf Hitlers logische, eigene Thesen aus seinem Buch „Mein Kampf”: England mit russischer Hilfe besiegen oder Russland im Bündnis mit England.

Späteren Recherchen nach wurde der sowjetische Angriff auf die Achsenmächte für die Zeit vorgesehen, als die Wehrmacht im Begriff war, nach Großbritannien hinüberzusetzen oder die Amerikaner in Frankreich landen würden. Friedensvertrag hin, Freundschaftsvertrag her, vor der Vereinigung aller „Proletarier“ der Welt war Deutschland das größte Hindernis, das es zu beseitigen galt!

Großbritannien war im Jahre 1941 nicht in der Lage, auf dem Europäischen Kontinent zu landen. Die konfusen Verhältnisse in der Roten Armee nach den Säuberungen in der Armeespitze waren bekannt. So konnte ein Blitzkrieg gegen Sowjetrussland ohne die Gefahr eines Zweifrontenkrieges gewagt werden. Der Sowjet musste besiegt sein, bevor sein Rüstungsstand für Deutschland gefährlich werden konnte. Bevor Stalin und Roosevelt die Rote Armee vollständig aufrüsteten.

Nach Aufmarschplan der Wehrmacht sollte in sechs bis acht Wochen Moskau, das Macht-, Industrie- und Wirtschaftszentrum Russlands, erobert werden. Gleichzeitig sollten die Flanken im Norden bis Archangelsk, im Süden bis Astrachan vorrücken. Somit hoffte man, diese eurasische Großmacht besiegen zu können. Das Öl aus der Kaukasusregion und die Rohstoffvorräte Russlands hätte Deutschland zu einem, den Vereinigten Staaten ebenbürtigen Wirtschaftsriesen gemacht! Das soll nicht heißen, dass es der übrigen Welt so besser ginge, nur Amerikas Hintergrundmacht hätte sich mit dem südamerikanischen Hinterhof begnügen müssen. Das konnte nun Washington nicht zulassen!

Die in den Feldzügen gegen Polen und Frankreich bewährte Kriegstechnik, dem Feind keine Zeit lassen seine Kräfte zu sammeln, um eine neue Frontlinie im Hinterland zu festigen, wurde auf die russischen Weiten angepasst und zur Strategie der Kesselschlachten weiterentwickelt. Dabei sprengten Panzerkeile an zwei oder mehreren Stellen die feindlichen Linien, drangen tief in das Feindesland ein und kreisen die dort befindlichen gegnerischen Streitkräfte ein. Nachfolgende Verbände lösen die Panzer ab und sichern den Kessel gegen die Ausbruchversuche der Eingeschlossenen. Sie drücken den Ring allmählich zusammen, bis die Eingeschlossenen aufgeben müssen. Die Panzer ziehen inzwischen weiter, um den nächsten Kessel zu bilden.

Die Rote Armee zählte, nach deutschen Schätzungen, 4,5 Millionen Mann, die Reserven nicht mitgerechnet, in 200 Divisionen, davon 40-50 motorisierte Divisionen. Gerüstet mit 10.000 Panzern, 150.000 Raupenschleppern und 100.000 Lastwagen. Zu den zehntausend leichten Gummiräder-Panzern kamen 967 modernen T34er Tanks, die waren aber, wie die Panzer der Westalliierten, zu verschiedene Truppenverbände zerteilt. Ihre Luftstreitkräfte überflügelten in der Zahl drei oder sechsmal den Flugzeugbestand der deutschen Luftwaffe.51 51Für die späteren angriff wollte die Rote Armee die deutsche Industrie möglichst unzerstört in Besitz nehmen, darum stellten sie die Produktion ihre Bomberflugzeuge ein. Zur Unterstützung ihrer Bodentruppen stellten sie eine Unzahl unzweckmäßiger Flugzeuge her. Darum war die sowjetische Flugwaffe in dem ersten Kriegsjahr völlig benachteiligt.

Die Wehrmacht konnte nur 3,5 Millionen Soldaten in 153 Divisionen für den Russlandfeldzug bereitstellen. Davon waren 19 Panzerdivisionen und 17 motorisierte Divisionen unterstützt von 2.200 Flugzeugen.

Um gegen Überraschungen gefeit zu sein, mussten in Frankreich 40 Divisionen die Kanalzone bewachen. Norwegen, der Balkan und der afrikanische Kriegsschauplatz beanspruchten weitere 20 deutsche Divisionen und fast so viele Flugzeuge, wie gegen Russland eingesetzt worden waren. Klar, dass sich diese fehlenden Kräfte im Russlandfeldzug nachteilig auswirkten.

Frühmorgens am 22. Juni 1941 stießen deutsche Truppen von der Nordsee her bis der zur Ostkarpaten ziehenden Demarkationslinie nach Russland ein. Mit dem gleichen Trick wie es die Sowjetische Luftwaffe plante, griff die Luftwaffe vor der Kriegserklärung überraschend alle erreichbaren gegnerischen Flugplätze an und zerstörte noch am ersten Kriegstag 1.200 russische Flugzeuge. Einige Stunden nach dem Angriff erschien der deutsche Botschafter Graf von Schulenburg52 52Schulenburg Friedrich Werner Graf. v. 1875-1944. Bis Kriegsausbruch Botschafter in Moskau. Wegen Beteiligung am Attentat gegen Hitler hingerichtet. im Kreml mit der blamablen Pflicht, Hitlers Kriegserklärung an die Sowjets zu überreichen, obwohl der Nichtangriffspakt zwischen den beiden Staaten noch nicht abgelaufen war. Die Rechnung der internationalen Hintergrundmacht ging auf. Es gelang wieder Europas potenteste Macht in einen Zweifrontkrieg hineinzumanövrieren, sodass Hitler allein der Bösewicht wurde.

Der Angriff wurde in drei Richtungen geführt:

Die Heeresgruppe Nord: die 4. Panzergruppe mit 3 Panzerdivisionen und 3 motorisierten Divisionen, dahinter 20 Infanteriedivisionen, bekamen die Aufgabe, das Baltikum zu befreien, dann Leningrad und das nördliche Russland bis ans Weiße Meer zu besetzen.

Die Heeresgruppe Mitte: insgesamt 35 Divisionen, davon15 Infanteriedivisionen und die 2. und 3. Panzergruppe an der Spitze zielte auf Moskau.

Die Heeresgruppe Süd: 32 Divisionen, voran die 1. Panzergruppe mit 9 Divisionen, hatte über die Ukraine bis zum Unterlauf der Wolga und zum Kaspischen Meer vorzurücken.

Einzig die Aktionen der Heeresgruppe Mitte verliefen planmäßig. In berühmten Kesselschlachten wurden die Städte Bialystok und Minsk erobert. Dabei fielen 324.000 Russen in Gefangenschaft, samt ihrer Ausrüstung von 1.800 Geschützen und 3.332 Panzern. In drei Wochen stieß diese Armeegruppe 500 km vor. Am 16. Juli nahm sie Smolensk ein. Der Chef des Heeres Feldmarschall von Brauchitsch53 í53Von Brauchitsch Walther 1881-1948. Generalfeldmarschall und Oberbefehlshaber des Heeres. hätte diese Armeegruppe zu dem 350 km entfernten Moskau weiterstürmen lassen. Hitler fürchtete aber in die Falle zu laufen, solange die Fronten im Norden wie im Süden so weit zurücklagen. Er befahl bei Smolensk eine Pause54 54In Bezug auf die Kontroverse zwischen von Brauchitsch und Hitler über den Vorstoß auf Moskau machen Memoiren einiger deutscher Generäle diese vierwöchige Verzögerung für den Verlust des Russlandfeldzugs verantwortlich. Mit der Unterbrechung der sukzessiven Vormarschtheorie, bekam der Feind Zeit seine Abwehrkräfte, um Moskau zu sammeln und eine Abwehrfront zu errichten. Außerdem kam die Regen-Schlammperiode und der Winter ebenfalls vier Wochen näher. und ordnete die zweite Panzergruppe zu der Heeresgruppe Süd und die dritte Panzergruppe zur Heeresgruppe Nord als Unterstützung zu. Von Brauchitsch trat von seinem Posten zurück, was Hitler gerne annahm und übernahm selbst die oberste Armeeführung.

Die deutschen Heerführer kamen größtenteils aus Soldatendynastien. Sie schwärmten nicht gerade für den Führer. Hitler wiederum traute seinen Generälen nicht zu, dass sie die gegenwärtige Lage an den Fronten besser beurteilen können als er von der Wolfsschanze aus. Die Armeeführer mussten nach seinen genauen Anweisungen handeln. Die zusätzlichen Durchhaltebefehle brachten die Truppen oft in eine schwierige Lage, brachten fatale Verluste, die der zuständige Truppenführer durch eigene Kompetenz hätte vermeiden können.

Die Heeresgruppe Süd war in Mannschaftsstärke mit der der Heeresgruppe Mitte vergleichbar, aber nicht in ihre Kampfkraft. Zu der deutschen 17., 6. und 11. Armee stellte Rumänien seine 3. und 4. Armee. Die Rumänen wurden von den Deutschen aus den Beutebeständen der tschechischen und belgischen Armee aufgerüstet. Aber weder Rüstung noch Ausbildung waren mit denen der Wehrmacht vergleichbar. Die Slowakei nahm schon am Polenfeldzug teil. Dem Krieg gegen Russland stellte die Slowakische Armee eine Gebirgsbrigade. Dafür garantierte Deutschland für 25 Jahre seine Souveränität. Nachdem die ungarischen Städte Kassa und Ungvár von sowjetischen Bombern angegriffen worden waren.55 55Ob die Bomber wirklich von den Sowjets kamen, ist immer noch umstritten. In verschiedenen Hypothesen werden tschechische Emigranten in Russland, die rumänische oder die deutsche Luftwaffe für die Bombardierung verantwortlich gemacht. erklärte die ungarische Regierung, der Kriegszustand mit Russland sei eingetreten und schickte vorerst ein motorisiertes Armeekorps und eine Grenzschutzbrigade zur Heeresgruppe Süd. Italien entsandte eher symbolisch ein Armeekorps mit drei Divisionen.

Die Heeresgruppe Süd kam nur zögernd voran. Wegen dem Balkanfeldzug begannen ihre Operationen erst mit zehn Tagen Verspätung. Als der Angriff anrollte, fehlte der Überraschungseffekt. Die Rote Armee hatte ebenso zehn Tage Zeit, sich auf die Verteidigung vorzubereiten. Außerdem plante Stalin die baldige Besetzung des Balkans, nebenbei das Abschneiden der Achsenmächte von dem rumänischen Erdöl und ließ schon Monate vorher größere Kräfte in den ukrainischen Raum aufmarschieren. Erster Erfolg der Armeegruppe Süd war die Kesselschlacht von Uman, in der sich 103.000 Russen ergaben. Bei Kiew stieß sie wieder auf starken russischen Widerstand, so musste die 2. Panzergruppe von der Heeresgruppe Mitte zur Hilfe kommen. Diese konnten eben wegen dieser Verzögerung nicht Richtung Moskau weiterziehen. Kiew wurde erst am 19. September eingenommen; entsprechend hoch war die Zahl der Gefangenen: 665.000 neben 3.700 Geschützen und 884 Panzerfahrzeugen. Erst nach Säuberung des Kessels von Kiew konnte die Armeegruppe Süd Richtung Rostow weiterziehen. Bis zum Wintereinbruch nahm sie das Industriegebiet des Donezbeckens und erreichte Kursk und Rostow, doch ihre Kraft reichte nicht mehr aus Rostow zu halten. Die Südflügel der Roten Armee konnte sich vor der Umklammerung zurückziehen, dann aber ging zu angriff über und drängte ihre Gegner hinter den Mius-Fluss zurück. Mit letzter Anstrengung konnte ihre 11. Armee die Krim zum großen Teil besetzen. Auf dieser Linie musste dann die Armeegruppe Süd überwintern. 700km vor ihrem gesetzten Ziel, dem Unterlauf der Wolga und dem Kaspischen Meer entfernt.

Die Heeresgruppe Nord schnitt am schlechtesten ab. Nach raschem Vormarsch durch Lettland, Litauen und dem südlichen Estland in zwei Wochen, wurde sie am Luga Fluss, 100 km vor Leningrad lange Zeit aufgehalten. Erst als Verstärkung von der Heeresgruppe Mitte eintraf, konnte sie im Osten bis zum Wolkow Fluss vorrücken, das nördliche Estland befreien und den Ladogasee erreichen. Damit Leningrad von Süden und Osten umzingeln, aber erobern konnte sie die Stadt nicht

Schon beim Kriegsbeginn griff eine Deutsche Brigade von dem besetzten Norwegen her Murmansk an, ihr fehlte aber die Kraft die Stadt einzunehmen. Finnland, das indessen der Sowjetunion den Krieg erklärt hatte, war dabei Ostkarelien von den Russen zurückholen. Churchill aber drohte die Finnen mit der Kriegserklärung Großbritanniens, wenn sie sich über die im Jahre 1918. aufgezwungenen Grenzen hinauswagten oder wenn sie Leningrad von Nordwesten her angreifen würden. So kamen die Achsenmächte über Leningrad, einfach nicht weiter.

Weil die Deutsche Flotte die Ostsee und Leningrad blockierte, kamen die Hilfsgüter der Angelsachsen über das Nordische Eismeer in Murmansk oder Archangelsk an. Karelien war für die Russen lebenswichtig und sie verteidigten es mit allen verfügbaren Kräften. Churchill entsandte zwei britische Flugstaffeln samt Mannschaften, anschließend noch zwei Flugzeugträger mit zweihundert Flugzeugen zur Unterstützung der Russen.

Churchill und Roosevelt trafen sich Mitte August 1941 in Neufundland. Hier setzten die beiden Prioritäten für ihre unmittelbaren Kriegsziele. Als Kommuniqué gaben sie ein Dokument heraus, die später Atlantik-Charta genannt wurde. In diesem Dokument verkündeten sie die Neuordnung der Welt nach dem Sturz der Nazityrannei: 1. Beide Staaten verzichten auf territorialen Zuwachs. 2. Der Verlauf der Staatsgrenzen darf nur durch Volksentscheide geändert werden. 3. Jedes Volk sollte seine Regierung, beziehungsweise die Regierungsform selbst wählen können. 4. Wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Sieger und Besiegten.56 56Dazu gehörte die Gründung der Weltbank. Die Finanziers, welche den Krieg finanzierten, konnten nach Kriegsende ihr gewonnenes Geld im Wiederaufbau anlegen. 5. Die Freiheit der Ozeane. 6. Allgemeine Abrüstung nach dem Krieg und 7. Gründung einer Weltorganisation, die künftige Kriege verhindern soll. Sie erklärten gleich, dass diese erhabenen Worte über die Selbstbestimmung für Deutschland nicht gelten. Folglich den besiegten Völker ebenfalls nicht! Der Zusatz in der Atlantik-Charta nach dem Sturz der Nazityrannei, war bereits Roosevelts Kriegserklärung an Hitler, obwohl ihn die Gesetze der Vereinigten Staaten zur Neutralität verpflichteten.

Während der Wintermonate, in denen das Nördliche Eismeer größtenteils zufriert, konnten die Angelsachsen die Sowjets über die arktische Route schlecht versorgen. Außerdem bestand die Gefahr eines deutschen Vorstoßes im russischen Norden. Ohne die amerikanischen Kriegsmaterialien und Lebensmittellieferungen wäre Stalins Russland bald zusammengebrochen. Roosevelt sicherte den Sowjets die Bereitstellung von monatlich 500 Panzern und ebenso vielen Flugzeugen zu. Allerdings unter der Bedingung, dieses Kriegsmaterial in amerikanischen Häfen abzuholen. Aber wie und womit sollten die Russen diesen Transport bewältigen. Folglich mussten die Westalliierten selbst dafür sorgen, dass ihre Hilfsgüter in Russland rechtzeitig ankommen.

Der Seeweg durch den Persischen Golf, die Transpersische Bahn, das Kaspische Meer und die Wolga ergaben den einfachsten Weg für die Versorgung der Sowjets. Kurzerhand entschlossen sich die britisch-sowjetischen Alliierten Persien von seiner reaktionären Regierung, die sich in diesem Krieg neutral verhalten wollte, zu „befreien“. Einige Tage nach der Unterzeichnung der Atlantic-Charta, in der die Vertragspartner auf fremdes Gebiet verzichteten, nahm die britische Golfarmee die persische Hafenstadt Chorramschaar ein und marschierte auf Teheran zu. Gleichzeitig okkupierte die Rote Armee Persiens Norden. Angesichts der gegnerischen Übermacht befahl der Schah nach einigen Rückzugsgefechten die Feuereinstellung. Die Alliierten zwangen den Schah, zugunsten seines Sohnes, abdanken. Sie setzten eine neue Regierung ein und erzwangen die Freigabe der Häfen und Verkehrswege zwischen dem Persischen Golf und Russland. Jetzt stand nichts mehr im Weg, dem sowjetrussischen Bären wieder auf die Beine zu helfen und wenn dieser nicht von selbst verendet wäre, hätte es nicht nur Europa, sondern auch die supranationale Finanzoligarchie mit aufgefressen.

Neben Persien konnte die britische Golfarmee schon im Mai 1941 den Irak auf die alliierte Seite zwingen, dessen Regierung sich der britischen Vormundschaft entledigen wollte. Zuletzt wurden die Vichyleute aus Syrien vertrieben. Als französisches Mandatsgebiet war Syrien bis dahin von der Vichy-Regierung verwaltet worden. Damit wurde der Nahe Osten für die Angelsachsen bis heute gesichert.

Rüstung wie Moral der, bei den letzten Gefechten gefangen genommenen russischen Armeeangehörigen, machten den Eindruck, sie seien Stalins letzte Reserven. Auch wenn die Dinge nicht nach Plan liefen, bestand die Chance in einer letzten Offensive die Rote Armee zu zerschlagen. In dieser Hoffnung trat die Wehrmacht noch vor Wintereinbruch die Entscheidungsschlacht an: den Angriff auf Moskau. Den Sturm auf Moskau traten 14 Panzerdivisionen, 8 motorisierte Divisionen und 56 Infanteriedivisionen an. Beim ersten Angriff wurden um Brjansk und Wjasma mehrere Sowjetarmeen eingekesselt. Hier ergaben sich 673.000 Rotarmisten, 1.242 Panzer und 5.412 Geschütze gingen den Sowjets verloren. Am halbem Weg auf Moskau begann die Regenperiode. Zwei Wochen lang verhinderte der Schlamm fast jede Bewegung der Gummiräderfahrzeuge. Dem Schlammesmeer trotzend wurde die Stadt Klin eingenommen. Die Straßenverbindung von Moskau nach Leningrad war blockiert. Mit letzter Kraft erstellte die Panzergruppe 3 einen Brückenkopf über dem Kanal, der die Wolga mit dem Moskwa-Fluss verbindet. Die 4. Armee stand 40 km vor Moskau. Nach Beräumung des Kiewer Kessels kam die dorthin beorderte 2. Panzergruppe frei. Stieß hinter den Feindeslinien Richtung Moskau vor und war dabei Tula einzunehmen. Eine Aufklärungsspitze erreichte Mozartische, eine südliche Vorstadt Moskaus. Damit war Moskau fast halb umstellt. Die Sowjetregierung wurde nach Kujbischew evakuiert.

Mittlerweile brach der Winter mit über 300 Kälte ein. Seit Jahren war es nicht mehr so kalt wie in den Kriegsjahren. Nur für den im Sommer geplanten Blitzkrieg gerüstet, blieb die Wehrmacht einige Kilometer vor Moskau stecken. Ihre Kräfte reichten nicht mehr aus, die Stadt zu umzingeln, geschweige denn die Bolschewiken zu schlagen.

Der Blitzkrieg ist verplant worden. Das in Russland fehlende Straßennetz wurde bei der Planung des Unternehmen Barbarossa nicht berücksichtigt. In den Polen- und Frankreich-Feldzügen, auf europäischen Straßennetzen konnte die motorisierte Infanterie den vorpreschenden Panzern mühelos folgen. Auf den russischen Feldwegen aber blieben die Truppentransporte schon in einem Platzregen stecken, so musste die Infanterie absteigen, um auf schwierigen Fußmärschen zu ihrem Einsatzort marschieren. Die Panzer ohne Simultan mit der Infanterie einsetzen, war sinnlos, gar riskant, wenn keine eigenen Truppen die Flanken sichern, anschließend das Gelände säubern, besetzten und halten konnten. Dieses unkalkulierte Hindernis, nebst Zeitverzögerung wegen des Balkankrieges verlangsamte den geplanten Operationen und ließ dem Feind oftmals Zeit sich rechtzeitig vor der Einkreisung, aus dem Kessel zurückzuziehen. Damit konnte der Großteil der Roten Armee nicht in der geplanten Zeit zersetzt werden.

Ein japanischer Angriff auf Sibirien, war schon mit dem im April 1941 abgeschlossenen Japanisch - Sowjetischen Neutralitätsvertrages unwahrscheinlich. Gleich wie sehr Sibiriens unermessliche Rohstoffreserven Japan lockten, die Rohstoffe mussten zuerst entdeckt und ausgehoben werden, was wiederum Zeit kostete. Zeit und Geld fehlen bekanntlich in allen Kriegen. Auf Roosevelts permanente Provokationen hin, gewann in Tokio immer mehr eine antiamerikanische Stimmung die Oberhand. Die zuletzt zur Kriegserklärung an die Vereinigten Staaten führte. Nach dem Ausbleiben des japanischen Angriffs, konnten die Sowjets ihre Sibirienarmee,57 57Japans Entschluss Amerika, statt Russland anzugreifen, wurde von einem Spion namens Sorge an Moskau gemeldet, der zur Tarnung als Korrespondent deutscher Zeitungen in Tokio tätig war. Schließlich aber die Tatsache, dass die intakte, gut gerüstete, gut ausgebildete Sibirienarmee zur Verfügung stand und die Armeeführung ins Wagnis eingehen musste. die bis jetzt ihre ostasiatischen Grenzen gesichert hatte nach Moskau holen. Zur Entlastung Moskaus konnten 280 Divisionen, davon über 40 Panzerbrigade zum Angriff bereitgestellt werden. Die Offensive der Roten Armee begann am 5. Dezember 1941 bei Moskau. Bald folgte Offensive auf Offensive die ganze Frontlinie entlang. In den für beide Seiten sehr verlustreichen Kämpfen mussten die Deutschen vor Moskau zurückweichen. Aber vom Sieg standen die Sowjets noch fern.

Auch wenn die Wehrmacht vor Moskau gestoppt werden konnte, ein japanischer Angriff vom Osten her hätte den Sowjets den Todesstoß gebracht. Wenn Sibirien unter japanische Herrschaft gekommen wäre und das europäische Russland unter deutsche Hegemonie, hätte Amerika nie zur Weltmacht aufsteigen können! Von einem Angriff auf Sowjetrussland musste Japan abgehalten werden, koste es was es wolle!

Churchill erwähnte öfters in seinen Memoiren, dass die Amerikaner die Geheimcodes des japanischen Funkverkehrs entziffert hatten. Die Rooseveltleuten lasen mit Genugtuung im Bericht des Japanischen Konsuls Hitlers Versprechen: Er werde den Vereinigten Staaten den Krieg erklären, wenn zwischen Japan und den USA der Kriegszustand eintritt. Voila,58 58Voila.– Sieh da! Da schau her! das Hintertürchen für Amerikas Kriegseintritt, es musste nur clever aufgestoßen werden, um Hitler in einem neuen Kriegsfalle zu locken. Roosevelt versprach ja seinerzeit an die Regierung von Polen, Großbritannien und Frankreich militärischen Beistand, um sie gegen die Achsenmächte in die Schlachtenreihe zu stellen.

 

In den Tagen als Reynaud Roosevelt für die Kriegserklärung an Deutschland aufforderte, überließ die französische Regierung die Kontrolle seiner Grenzen in Indochina zu China an die Japaner. Damit wurde Tschiang Kai-sheks wichtigster Nachschubweg zu seinen britischen Unterstützern blockiert. Unvorstellbar, dass die Franzosen ohne Wissen oder Aufforderung Washingtons handelten! Das nächste Jahr räumte die Vichyregierung auf ihrer Indochina-Kolonie Stützpunkte für Japan ein, um Indochina gegen eventuelle englische Eroberungsversuche gemeinsam verteidigen können. Im Juli 1941 landeten japanische Truppen in Indochina. Auf diesen Schritt wartete Roosevelt. Washington forderte sofort die Räumung Indochinas. Als Nachdruck ihrer Forderung ließen sie alle japanischen Guthaben einfrieren und verhängten das Embargo, bis Japan der Räumungsaufforderung nachkommen würde. Die Holländische Exilregierung in London stellte aus ihrer indonesischen Kolonie ebenfalls die Öllieferungen ein. Japans Industrie blieb ohne Rohstoffe, ohne Öl. So in die Enge getrieben, blieben den Japanern nur zwei Alternativen: Verhungern oder aus der Blockade herausbrechen. Zuerst kam es zu einer Regierungskrise. Ministerpräsident Konoye,59 59Konoye Fumimaro Herzog 1891-1945 Japanischer Politiker aus dem Hochadel in verschiedenen Staatsämtern. Vor dem Kriegsausbruch im Jahre 1941 einige Monate lang Ministerpräsident. Die Sieger klagten ihn der Kriegsverbrechen an und richteten ihn hin. der den Ausgleich mit den Angelsachsen suchte, trat zurück. Daraufhin bildete das Militär die neue Regierung. Die Deutschen standen vor Moskau und die Angelsachsen waren mit der Verteidigung Großbritanniens voll beschäftigt. Japans Militärführung wähnte sich in Asien stark genug, den Angelsachsen die Stirn zu bieten. Japans Botschafter erschien am 7. Dezember 1941 um 13 Uhr im Außenministerium der Vereinigten Staaten mit der Kriegserklärung. Roosevelts Minister wusste, warum der Botschafter kam und ließ sich verleugnen. Eine halbe Stunde später griffen japanische Bomber, schon vor Überreichung der Kriegserklärung, den amerikanischen Marinestützpunkt Pearl Harbour60 auf Hawaii an. 60Der Angriff auf Pearl Harbour kam nur für die Besatzung des Stützpunktes aus heiterem Himmel. Die amerikanische Abwehr konnte seit 1939 den Geheimcode der Japaner entziffern, so wusste die Rooseveltadministration rechtzeitig über die anrückenden Flugzeugträger und die Kriegserklärung Bescheid, die unterwegs waren. Die US-Admiralität ließ auch rechtzeitig die Flugzeugträger aus Pearl Harbour auslaufen, sodass im Hafen nicht mehr zeitgemäße, nur veraltete Schlachtschiffe und ihre Besatzungen blieben. Roosevelt brauchte etwas Schreckliches, um dem amerikanischen Volk den Krieg schmackhaft zu machen. Darum wurde Pearl Harbour nicht benachrichtigt! Sie zerstörten im Hafen liegende Teile der Pazifikflotte und den Flugplatz samt Flugzeugen. Vermieden aber die Öltanks anzuzünden, weil der Rauch des brennenden Öls die Sicht der Japaner beeinträchtig hätte. So konnten die Amerikaner im weiteren Kriegsverlauf die verbliebenen Ölreserven gut nutzen. Mehr als 2.400 tote Amerikaner und ebenso viele Verwundete blieben zurück. Zwei Tage später wurde die amerikanische Marinebasis Cavite auf den Philippinen zerbombt. Aus der Luft machten japanische Flieger Jagd auf die übrig gebliebenen gegnerischen Flottenteile. Bei Singapur versenkten sie zwei, gerade angekommene britische Panzerkreuzer. Dann landeten japanische Truppen an der Nordküste der Philippinen und vertrieben die amerikanische Armee aus ihren dortigen Stützpunkten. Gleichzeitig besetzten sie alle chinesischen Häfen und zu Weihnachten mussten die Briten in Hongkong kapitulieren. Die uneinnehmbar gehaltene britische Hafenfestung von Singapur wurde Anfang Februar 1942 vom Festland, von Malaysia her überrannt. Mit der Besetzung Birmas wurde der letzte Nachschubweg der Angelsachsen zu ihren chinesischen Verbündeten geschlossen. Außerdem drohte von hier aus, die japanische Invasion auf Groß Britanniens indische Kolonie. Noch Anfang des Jahres 1942 wurden die indonesische Inselwelt, Teile Neuguineas, die Salomonen und die Gilbertinseln ebenfalls besetzt. Auf einen Schlag wurde Japans „Asiatische Wohlstandsgesellschaft“ Wirklichkeit. Mit einer vermeintlich uneinnehmbaren Festungskette um ihre eigene Inselwelt herum.

Der Angriff auf Amerikaner schrie nach Vergeltung. Die bisherige „Geht uns nichts an- Stimmung” im Lande, schlug in eine stürmisch martiale Stimmung um. Gerade jetzt taten Hitler und Mussolini der Rooseveltregierung den Gefallen am 11. Dezember 1941 den Vereinigten Staaten den Krieg zu erklären. Bisher führte nur Roosevelt61 mit seinen Hinterleuten Krieg gegen die Achse.61Das Embargo gegen Japan und die Achsenmächte, sowie den Leih- und Pachtvertrag, das alles brachten die Rooseveltleuten am Rande der Legalität durch, ohne Zustimmung des amerikanischen Volkes. Mit der Kriegserklärung Hitlers wurden seine Vorkehrungen Legalität, ja sogar weise Voraussicht. Die überwiegende Mehrheit der Amerikaner drückten die Daumen für Deutschland im Krieg gegen Sowjetrussland. Auf diese Herausforderung hin mussten sich auch Roosevelts politische Gegner für das eigene Vaterland entscheiden. Um sicher zu gehen, führte Roosevelt in kluge Vorausplanung schon im August 1940 die allgemeine Wehrpflicht in Amerika ein. Freilich, mit der Vorausplanung des Krieges können nur alleine die Nürnberger Angeklagten und diejenigen von Tokio bezichtigt werden!

Stalin drängte die Angelsachsen zur Landung in Frankreichs Norden oder an der belgisch-holländischen Küste oder in Norwegen, um die russische Front zu entlasten. Roosevelts Leute waren sofort bereit, der Forderung der Sowjets für eine zweite Front auf dem europäischen Kontinent nachzukommen. Churchill mahnte zur Ruhe. Wenn schon die Todfeinde der liberal-kapitalistischen Welt daran waren, sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen, sollten sie es auch tun! Wir sollen Russland mit Waffen unterstützen und abwarten. Außerdem fehlten zur Landung der Westalliierten die Mannschaften, die Rüstung, die Landungsfahrzeuge, eigentlich alles Nötige. Eine zu frühe Landung wäre zum Fiasko geworden.

Zu Beginn des Russlandfeldzuges wurde der Großteil der Deutschen Luftstreitkräfte vom Mittelmeer abgezogen. Dafür wurde der Afrikakorps mit einer Panzerdivision verstärkt, aber jegliche Initiative dem Korps untersagt. Man hoffte so bis zum erwarteten Entscheid in Russland in der Wüste durchhalten zu können. Doch der Kampf ums Mittelmeer und die Nordafrikanische Wüste ging weiter. Nach Abzug der deutschen Luftwaffe diktierten die Briten den Takt. Schon auf dem Mittelmeer versenkten sie 60 Prozent des Nachschubs ihrer Gegner.

Das britische Ägyptenkorps wurde bis zum Herbst 1941 durch Truppen der Dominien Neuseelands und Südafrikas zur 8. Armee ausgebaut. Mit mehr als 700 Panzern war diese Armee, die Achsenstreitkräfte in Panzern doppelt, in der Luft aber mit mehr als 1.000 Flugzeugen gegen 320 Flugzeuge der Achse weit überlegen. Rommel war gerade beim Bestürmen des gegnerischen Brückenkopfs Tobruk, als der Angriff der 8. Armee am 18. November 1941 begann. Rommel startete einen Gegenangriff. Seine Panzer drangen über die ägyptische Grenze und verfehlten nur knapp zwei Materialdepots seiner Gegner. Inzwischen wechselte Sidi Rezegh dreimal den Besatzer. Zuletzt siegte die Luftüberlegenheit der Royal Air Force. In drei Tagen standen die britischen Panzer 60 km tief hinter Sidi Rezegh. Die Achsenarmeen mussten zuerst auf die Höhe von Gazala zurückweichen, dann wurden sie allmählich bis zur Mersa el Brega Schlucht zurückgedrängt.

Vom Suezkanal hing Großbritanniens Hegemonie über ihr ganzes Kolonialreich ab. Mit Ägypten wären die ostafrikanischen Kolonien, der rebellierende Nahe Osten und Gandhis Indien verloren gewesen. Die Japaner waren ohnehin schon in Begriff eine indische Nationalarmee gegen die Briten zu organisieren. Aus dem gleichen Grund machten es die Achsenmächte den Engländern streitig. Für Italien war Ägypten ebenfalls der Schlüssel zu seinem ersehnten Afrika-Imperium.

Hitler und Mussolini planten wohl die nahöstlichen Positionen der Briten in die Zange zu nehmen. Einen Durchstoß in Russland über den Kaukasus bis nach Persien mit der gleichzeitigen Eroberung des Suezkanals hatte der britischen Herrschaft über der Levante und Ost-Afrika ein Ende gesetzt.

Eine ganze deutsche Luftflotte wurde zum Mittelmeer verlegt und Rommels Panzereinheiten verstärkt. Die Bodentruppen mit 200.000 Mann aufgestockt. Deutsche U-Boote torpedierten die Konvois der Royal Navy. Ein italienisches Selbstmordkommando, aus einigen Froschmännern und Mini-U-Booten, versenkte im Hafen von Alexandrien zwei britische Schlachtschiffe.

Ende Mai 1942 begann der Kampf um die Eroberung Ägyptens. Rommels erster Sturm aus der El Gasala Stellung durchbrach die britische Front und konnte alle Stoppversuche der Briten durchstoßen. Um Tobruk wurde drei Wochen lang gerungen, bis die Stadt fiel. Die Briten mussten 800 km zurückweichen, verloren 30.000 Gefangene und den Großteil ihrer Rüstung. Doch für die Eroberung Ägyptens reichten die Kräfte der Achse nicht aus. Vor Al Alamain, 100 km vor Alexandrien, besaß Rommel nur noch 26 einsatzfähige Panzer, die für einen weiteren Vormarsch nicht mehr reichten.

Wegen dem Sturm auf Ägypten wurde die Eroberung der britischen See und des Luftstützpunkts Malta erneut verschoben, obwohl Malta die Aktionen der Achse ungeheuer störte. Maltas Verlust hätte sicherlich die Erfolge der Angelsachsen auf längere Zeit gehemmt.

In den fernöstlichen Gewässern waren die Alliierten erfolgreicher. Vor Australien verstärkten die Amerikaner ihre Flotte auf fünf Flugzeugträger und mehrere Schlachtschiffe und sicherten die australischen Küsten gemeinsam mit den Briten. Anfang Mai 1942 war eine japanische Flotte aus Flugzeugträgern und Mannschaftstransportern gerade dabei, sich Neuguineas Süden zu landen, als sich ihnen eine gemischte Flotte der Alliierten entgegenstellte. Die Angelsachsen kannten den Geheimcode der Japaner und wussten über ihr Vorhaben im Voraus Bescheid. Die Japaner schickten ihre Aufklärflieger aus, so wussten beide Seiten genug voneinander. Sobald sich die Gegner näherten, stürmten ihre Flieger aufeinander los. Zuletzt konnten beide Seiten je einen gegnerischen Flugzeugträger versenken. Das Gefecht ging somit unentschieden aus. Aber die Japaner gaben ihre Invasionspläne für Neuguinea auf.

Die Midway-Inseln liegen auf halbem Weg zwischen Amerika und Japan; für beide Seiten strategisch entscheidend. Nachdem die Amerikaner Tokio bombardierten, strebte Mitte 1942 eine japanische Flotte mit vier Flugzeugträgern, Kreuzern, Zerstörern und Transporteinheiten gegen die Inseln, um sie den Amerikanern abzujagen. Aus dem entzifferten Funkverkehr konnten die Amerikaner alle Bewegungen ihrer Gegner genauestens sehen und gingen mit ihren vier Flugzeugträgern hinter den Inseln in Lauerstellung, wovon die Japaner ohne Radar und mangels Aufklärung nichts wussten. Die Amerikaner erwarteten den Angriff und trafen rechtzeitig Vorkehrungen auf ihrem Stützpunkt, sodass die Bomben der Japaner nur leere Objekte zerschlugen. Die US-Flugzeugträger warteten ab, bis die japanischen Flieger im Einsatz waren, erst dann starteten ihre Flugzeuge gegen die schutzlosen Mutterschiffe. Die Flieger konnten drei der japanischen Flugzeugträger sofort versenken und den Vierten so schwer beschädigen, dass er am folgenden Tag versank. Die rückkehrenden japanischen Flugzeuge konnten nicht mehr landen und gingen ebenfalls verloren. Während des Seegefechtes ging den Amerikaner ebenfalls ein Flugzeugträger verloren. Aber die japanische Kriegsmarine war nach dieser Niederlage kein ernsthafter Gegner mehr.

Mit Deutschlands Kriegserklärung an die Vereinigten Staaten wurde der U-Boot-Krieg auf amerikanische Schiffe ausgedehnt. Während des Ersten Weltkrieges mussten deutsche U-Boote von eigenen Häfen aus operieren. Jetzt konnten sich im besetzten Nordfrankreich die deutschen U-Boote an der Normannischen Küste direkt am Atlantik versorgen. Von hier aus versenkten sie bis Juli 1942 über 3 Millionen Schiffstonnagen der Angelsachsen. Mit nur 14 U-Booten Eigenverlust waren die U-Boote recht erfolgreich. Wenn die U-Boote nicht gestoppt werden können, kann nicht einmal die amerikanische Wirtschaft die Verluste ersetzen.

Alliierte Frachter fuhren in Konvois mit bis zu über 100 Schiffen, begleitet von Schlachtschiffen, um die U-Boote fernzuhalten. Die U-Boote wendeten die gleiche Taktik an, sie gingen im Rudel auf die Jagd. Mit der Weiterentwicklung der Radartechnik konnten die untergetauchten U-Boote von den Flugzeugen geortet werden. Bald wachten, von beiden Küsten des Atlantiks aus, Bomberflugzeuge über die Transporte. Die U-Boote wurden aus der Luft mit Minen und Bomben beworfen, so hielten die Alliierten sie von den Konvois fern. Bald verfügten die Amerikaner über genügend Flugzeugträger, welche die Transporte bis zum Zielort begleiten und schützen konnten. Mitte des Jahres 1943 hatten die Engländer die Chiffre der Deutschen erbeutet,62 62Britische Minen beschädigten ein deutsches U-Boot so stark, dass es mit letzter Kraft auftauchen musste. Als sich die Besatzung ergab, schickte der britische Kapitän seine Leute auf das sinkende U-Boot. Holt alles heraus, was uns nützen kann! Dabei fanden die Briten ein Chiffriergerät. Eine nach England emigrierte polnische Mathematikergruppe konnte dann der Code dieses Gerätes entschlüsseln. Die Kenntnis des Deutschen und des japanischen Geheimcodes brachte den Angelsachsen unschätzbare Vorteile im weiteren Kriegsverlauf. sie waren daher ständig im Bilde über die Bewegungen ihrer Gegner. So gingen die Verluste der Angelsachsen allmählich zurück. Zuletzt blieb den U-Booten nur ein kleiner Streifen in der Mitte des Atlantiks außerhalb der Reichweite der gegnerischen Flugzeuge als Operationsgebiet übrig. Nebenbei bewachten sie hier die Azoren gegen eine Invasion der Alliierten. Doch die U-Boote blieben bis Kriegsende die größte Gefahrenquelle für die Transporte.

Der Luftkrieg begann ebenfalls zu eskalieren. Noch zwei Jahre zuvor hoffte die deutsche Luftwaffe, durch das Zerbomben ihrer Industrie und Flugplätze, Großbritannien in die Knie zwingen können. Jetzt zündeten britische Flieger in der Nacht vom 27. auf den 28. März 1942 Lübeck mit Phosphorbomben an. Zwei Monate später wurde Köln abgefackelt, mit der Absicht, die Bevölkerung zu demoralisieren. Erreicht wurde aber in Deutschland, wie in England gerade das Gegenteil. Der Hass auf den Gegner wuchs. Doch die Bombardierungen zerstörten allmählich Infrastruktur, Industrie und Wirtschaft. Deutschland wurde stetig schwächer und seine Gegner immer mächtiger.

Hitler machte die Juden für den Krieg verantwortlich. Als Staatsfeinde wurden sie ab 1942 in riesigen Lagerkomplexen interniert. In Amerika und Kanada wurden fast alle Japaner interniert. Deutsche und Italiener kamen ebenfalls als Staatsfeinde in Internierungslager, wenn sie sich irgendwie verdächtig gemacht hatten.

In der Ukraine wurden die einmarschierenden Deutschen als Befreier aus dem Sowjetregime begrüßt. Durch die falsche Behandlung der Bevölkerung: Separate Straßenbahnen nur für Deutsche; die Zwangsverpflichtung in Deutschland zu arbeiten, nur um einiges zu nennen, wurde die Wehrmacht allmählich als Besetzer und Feind betrachtet.

Die Feuerkraft einer Armee entscheidet über Sieg oder Niederlage! Die Sicherung der Feuerkraft setzt eine funktionierende Logistik voraus und die Versorgung wird, je größer die Entfernung von der Ausgangsbasis der Heimat einer Armee, desto schwieriger. Im damaligen Sowjetrussland gab es fast keine Straßen. Der Nachschub musste, abgesehen von den spärlichen Eisenbahnnetzen, größtenteils auf Feldwegen rollen, die nach einem Regen so aufgeweicht waren, dass die Räder bis zu den Achsen im Schlamm einsanken. So wurde zeitweise jeglicher Verkehr unmöglich. Im Winter froren die Fahrzeuge im Schlamm fest. Straßen sowie Eisenbahnen waren der ständigen Sabotage und Angriffen der Partisanen ausgesetzt. Sie mussten permanent überwacht werden. Die Truppe zu versorgen und zu sichern, brauchte zwei- bis dreimal mehr Menschen als Kämpfer an der Front standen.

Ebenfalls nachteilig wirkte sich das Wetter auf einige deutsche Waffentypen aus. Bei 30-40 Grad Kälte traten Funktionsstörungen auf. Artillerie und Gewehrverschlüsse froren zu und Motoren sprangen nicht mehr an. Nur die deutsche Luftwaffe blieb den Russen überlegen. Obwohl die russischen Luftstreitkräfte bald verbesserte Fluggeräte einsetzten, blieben sie in ihrem Kampfwert weit hinter der Deutschen Luftwaffe oder den Erfolgen ihrer eigenen Bodentruppen.

Bis Moskau hatte die Wehrmacht ein Viertel ihres ursprünglichen Bestandes an Menschen und Material verloren. Verwundet waren 604.000, vermisst oder gefallen 208.000 Soldaten. Nicht allein der Verlust erfahrener Kämpfer machte Sorgen, es fehlte einfach an Menschen, um die entstandenen Lücken zu füllen.

Die deutsche Diplomatie suchte vergebens nach neuen Verbündeten. Weder Schweden noch die Türkei konnten sie für ihre Sache gewinnen. Hitler bat Marschall Petain persönlich, um Frankreichs Teilnahme am Krieg gegen Sowjetrussland, was der Marschall ablehnte. Er erlaubte aber die Einsetzung französischer Freiwilligen in Russland. In der Not ersuchte man die Verbündeten um Truppennachschub. Italien schickte seine 8. Armee und Ungarn seine 2. Armee nach Russland. Das vom Bürgerkrieg noch stark geschwächte Spanien entsandte die Blaue Division aus Freiwilligen.

Keine dieser Hilfstruppen waren entsprechend der zeitgemäßen Kriegstechnik ausgerüstet. Bei den Verhandlungen wurde den Verbündeten Rüstmaterial versprochen. Es fehlte aber bei den Deutschen selbst an allem, so blieb die Umrüstung zum Großteil nur ein Versprechen.

Die Sowjets befanden sich in keiner besseren Lage. Zwei Drittel ihrer Industrie; die Ukraine die Kornkammer der Sowjets lagen in deutscher Hand. Ohne Unterstützung und Lebensmittellieferungen der Angelsachsen drohte Restrussland der Hungertod. Stalin fürchtete gar die Auflösung seines Heeres. Zu Churchill sprach er über Unruhen und Unzufriedenheit in der Roten Armee und stellte „Säuberungen“ in seiner Armee in Aussicht.

Die Achsenmächte mussten Sowjetrussland, die einzig übrig gebliebene feindliche Militärmacht auf dem Eurasischen Kontinent, noch im Sommer 1942 schlagen, bevor das ungeheure Potential der amerikanischen Industrie ihre Rüstungsindustrie übertrumpfen konnte.

Eine mit allen Kräften durchgeführte Großoffensive hätte die Rote Armee vernichtend schlagen und den Krieg zugunsten der Achsenmächte entscheiden können!

 

In Fragen der Strategie befanden sich Führer und Generalstab wieder auf gegensätzlichen Standpunkten. Die Planungsstrategen rieten, den Hauptteil der Roten Armee, der um Moskau versammelt war, zu zerschlagen. Durch die Eroberung dieser wichtigsten Verkehrsknotenpunkte, wäre Russland geteilt und seines wichtigsten Industriegebietes entledigt worden. Hitler bestand auf einen Vorstoß Richtung Kaukasus und der Kaspi-Senke, wie es vermutlich mit Mussolini abgemacht war. Neben den politischen Einflussaussichten im Nahen Osten, wären die Achsenmächte im Besitz der Kaspischen Ölregion ihre Energiesorgen los und den Sowjets würde der Ölhahn zu Großteil zugedreht.

 

Während der Operationen der Südgruppen, decke die Heeresgruppe Mitte den Vorstoß und halte die Hauptkräfte der Sowjets in Schach. Die Heeresgruppe Nord erobere im Laufe des Sommers Leningrad und unterbreche die nördlichen Verbindungswege der Sowjets zu den Angelsachsen. Zur Heeresgruppe Nord wurden die Entbehrbahren Teile der 11. Armee zur Hilfe zugestellt, die inzwischen die Krim erobert hatten.

 

Die Heeresgruppe Süd wurde verstärkt, und in „A“ und „B“ zu zwei Heeresgruppen geteilt. Die nördliche Armeegruppe B. bestand aus der 2. deutschen, der 2. ungarischen, der 8. italienischen, der 6. deutsche Armeen und der 4. deutschen Panzerarmee. Die ersten drei Armeen hatten bei den Vorstößen die kontinuierliche Sicherung das rechte Don Ufer zu Auftrag, und die 6. Armee mit dem Panzer werde der Don entlang bis Kalatsch Vorstoßen.

Die Sowjets bestürmten den ganzen Winter lang ständig die deutschen Stellungen. Dann anfangs Mai starteten sie mit massierten Panzereisätze eine Offensive und brachen bis Charkow vor. Wurden aber eingekesselt und müssten aufgeben. Ihr gesamte Rüstung und 240000 Mann fielen in Gefangenschaft.

 

Nach bewältigen des Kessels stieß Ende Juni die 4. Panzerarmee aus Kursk Richtung Osten vor. Hinter ihr sicherte die 2. deutsche Armee und das 2. ungarische Armee das Gelände. Sie durchbrachen die russische Front und nach 6 Tagen überquerten die Panzerspitzen den Don bei Woronesch. Anschließend wurde die Stadt von der 2. deutsche Armee besetzt. Die 6. Armee ging 300 km südlicher aus Charkow Richtung Nowi Oskol und Rossosch entgegen, um den Kessel zu schließen. Die Russen zogen aber ihre Lehre aus der Kesseltaktik der Deutschen und zogen sich geordnet zurück wovor die Einkesselungen abgeriegelt werden konnten.

 

Die südliche Armeegruppe A, wurde mit der 1. Pz Armee, und der 17. Armee gebildet. Sie erhielten den Auftrag, die Ölfelder der westlichen Kaspi-Senke und den Kaukasus zu besetzen. Sie gingen gegen Rostow vor, wo sie auf starke Abwehr der Russen stießen. Erst nach einigen Tagen, als die Verbindung zum übrigen Russland abgeschnitten war und ihnen die Einkesselung drohte, zogen sich die Sowjets kämpfend Richtung Kaukasus zurück. Entwichen aber den Umzingelungsversuchen, obwohl zwei Armeekorps von der 4. Panzerarme von der Armeegruppe B. zur Einkreisung der Sowjets übergesandt wurden.

 

Der Angriffskeil Richtung Woronesh täuschte den sowjetischen Generalstab. Er vermutete die Offensive ziele auf Moskau63 63In einem verirrten und abgeschossenen deutschen Kurierflugzeug fanden die Russen Aufzeichnungen über Ziele der Operation Blau, der Codename der Sommeroffensive. Aber in ihrem grenzenlosen Misstrauen hielten es die Sowjets für eine Falle. und zogen ihre Truppen weit nach Norden neben den Don zurück, um eine Verteidigungslinie 400 km unterhalb von Moskau in West-Ost-Richtung zu bilden. Den Weg am Don entlang, Richtung Stalingrad ließen sie frei.

 

In dem Irrglauben die Rote Armee ist schon am Ende seiner Kräfte, wurde den erschöpften 6. Armee noch zusätzlich die Eroberung Stalingrads aufgetragen. Mit der Besetzung Stalingrad und der westliche Wolga Ufer, wäre der Weg für die Hilfslieferungen der Angelsachsen Richtung Moskau an dem Unterlauf der Wolga gestoppt worden.

 

Nach dem Durchbuch bei Rostow ging die Armeegruppe A. daran die östliche Schwarzmeerküste und die Ölfelder der Region zu besetzen. Doch aufgrund fehlender Kräfte, Nachschubschwierigkeiten und vor allem Kraftstoffmangels, blieb die Truppe mitten in der Kalmükensteppe stecken. Im Süden erreichten sie die Vorgebirge der Kaukasus. Im Osten überschritt sie gerade den Terek Fluss bei Mosdok vor Grosny, als die Katastrophe von Stalingrad hereinbrach. Die Küste des Kaspischen Meeres war noch 200km entfernt und das eigentliche Ziel Baku, mehr als 500.

Die Ereignisse an der Front ließen die sowjetische Armeeführung das Ziel der gegnerischen Offensive erkennen. Sie besetzten wieder das linke Don Ufer und organisierten die Verteidigung Stalingrads. Um das vorher kaum gesicherte Stalingrad tobte ein mehrere Wochen dauernder Kampf, der auf beiden Seiten unzählige Opfer forderte. Wobei die Russen ihren letzten Brückenkopf, einen schmalen Streifen Wolgaufer halten konnten.

Bis die 6. Armee Stalingrad erstürmte, blieben ihre beiden Flanken mangels einsetzbarer Kräfte ungenügend gesichert! Ihre nordwestlichen und südlichen Flanken wurden nur von der 3. und 4. rumänischen Armee gedeckt. Die verantwortlichen deutschen Armeeführer kannten die Kräfteverhältnisse um Stalingrad. Sie rieten die Rücknahme der sehr vage gesicherten, zu 4000km lang angewachsenen Front. Hitler meinte aber: „Die Rote Armee sei schon zerschlagen worden" und verbat er jede Diskussion über den Rückzug.

Die Rote Armee war den Achsenarmeen in Mannschaft stärke immer noch mehrfach überlegen. Die 10-12 Millionen Reservisten, die in der Zwischenzeit größtenteils aktiviert werden konnten, wogen ihre bisherigen Verluste von 4 Millionen in die Gefangenschaft geratenen oder gefallenen Kameraden bei weitem auf. Zusätzlich konnten die Sowjets eine Million Neulinge einsetzen, die seit dem Frühling in Ausbildung waren und gerade zum Kriegseinsatz bereitstanden.

Neben der zahlenmäßigen Überlegenheit der Russen, tauchten ihre neuen Waffensysteme in immer größeren Mengen auf. Vor allem die T34-Panzer mit amerikanischen 76,2mm Langrohrgeschützen, die ebenfalls mit amerikanischen Zielvorrichtungen ausgerüstet waren und in ihrer Geländegängigkeit den meisten deutschen Tanks überlegen waren. Außerdem die hauptsächlich auf geländegängige amerikanische Lastwagen montierten Raketensalvenwerfer, die Stalinorgel, die die Russen Katjuscha nannten. Diese konnten einige Sekunden nach dem Abfeuern ihrer Raketensalven, den Standort wechseln, womit sie für den feindlichen Gegenbeschuss unauffindbar waren. Der einzelne Frontsoldat bekam als persönliche Waffe die Maschinenpistole mit Trommelmagazin, die 72 Schüsse fasste. All diese Waffen gehörten zu den besten der Zeit64 64Ohne die Leistungen russischer Ingenieure schmälern zu wollen, konnten diese neuen Waffensysteme nur mit Amerikas Hilfe zustande kommen. Roosevelt ließ schon vor dem Krieg Kaliber und Munition beider Armeen anpassen (die 76,2mm Kanone und Munition sind genau 3 Inch.) Jetzt lieferten die Vereinigten Staaten von Munition über Rohstoffe, Werkzeugmaschinen zur Herstellung dieser Waffen, bis zum Know-how alles, was die Sowjets benötigten. Vor allem aber Lebensmittel, da Nahrungsmittel schon in Friedenszeiten in jedem kommunistischen Land knapp waren. Ohne amerikanischen Lebensmittellieferungen wäre Restrussland verhungert. Unter dem Sowjetregime funktionierte nur das Militär und was direkt damit zusammenhing.

An der Südfront bei Stalingrad konnten neun sowjetische Armeegruppen zur Gegenoffensive gegen ihren abgekämpften Gegner aufgestellt werden. Neun frische, teilweise unerprobte gegen zwei abgekämpfte, aber kampferprobte Armeegruppen. Im Sommer mussten noch einzelne Rotarmisten mit halbfertigen Gewehrkolben den Kampf antreten. Bei der Gegenoffensive kamen die Russen bestens gerüstet hinter neuen T34-Panzern mit automatischen Gewehren in der Hand und amerikanischen Konserven im Tornister. Dank der Amerikaner besaßen sie so viel Munition, dass sie auf einen einzigen gegnerischen Soldaten 10-20 Granaten abfeuern konnten, bis sie ihn getroffen hatten.65 65Die T34er waren jetzt mit neuen amerikanischen Funkgeräten ausgerüstet. Bisher zogen die Tanks ohne Kommunikationsgeräte in den Kampf, weil der Funkverkehr vom Feind mitgehört werden konnte. Die Amerikaner hatten ihre große Mühe den zuständigen Genossen beizubringen, dass die fehlende Verbindung noch mehr Nachteile bringe.

Die Gegenoffensive der Roten Armee begann am 19. November 1942. Selbstverständlich an den schwächsten Stellen der Front mit dem Angriff auf die Nord- und Südflanken, wo die Stellungen der 3. und 4. rumänischen Armeen lagen. Bald waren die Rumänen zerstreut und die 6. deutsche Armee in Stalingrad eingekesselt. Die Eingeschlossenen bekamen den Befehl, die Stadt unbedingt zu halten und es wurde ihnen jeglicher Ausbruchversuch verboten. Zum Herstellen der Verbindung mit den Eingeschlossenen wurden Mitte Dezember neben zwei Panzerkorps einige abgekämpfte Infanteriedivisionen in Marsch gesetzt. Ihre Kräfte reichten aber nicht aus, bis Stalingrad vorzustoßen.

Bei über 40 Grad Kälte waren die Flüsse keine Hindernisse mehr, als die Rote Armee begann, die Frontlinien der Armeegruppe B am Don, von Südosten her, Richtung Norden nacheinander aufzureiben. Die zweihundert Kilometer Frontbreiten, die auf jede Armee zufielen, banden alle Kräfte an der Vorderfront. Für die zweite, gar dritte Verteidigungslinie oder Reserve fehlte die Mannschaft. Auch die Wehrmacht verfügte im Hinterland nur über spärliche Reserven. Die einzige Reserve der 1. ungarischen Panzerdivision dürfte erst auf Hitlers persönlichem Befehl eingesetzt werden. Er bewilligte aber die Mobilisation erst 4 Tage nachdem die Rote Armee schon durchgebrochen war. Angesichts der mehrfachen feindlichen Übermacht, pro Kilometer 132 Geschütze und 13,3 russische Tanks, konnte die Don front auf Dauer nicht verteidigt werden. Die italienische 8. Armee wurde am Frontabschnitt der Alpini Armeekorps durchbrochen. Der Korps wehrte sich heftig, erst nachdem sie über 70 Prozent Verluste erlitten hatten, zogen sie sich zurück. Dem intakten Teil der Italiener blieb nur der Rückzug übrig, wenn sie nicht in Gefangenschaft geraten wollten. Mit ihrem Rückzug entstand eine 80-90km breite Bresche an der Südflanke der 2. ungarischen Armee. Nach der entstandenen Frontlage und Feindesüberlegenheit hätte ein geordneter Rückzug die 2. ungarische Armee gerettet. Sie erhielt aber die Durchhalteparole. Ihre 37,5 wie die 50mm Panzerabwehrgeschütze waren zu schwach, um den Panzer der T34 zu durchschlagen. So rollte der Angriff der Panzer einfach über ihre Köpfe hinweg. Der Großteil der 200.000 Männer fiel, erfror in der Kälte oder kam in Gefangenschaft. Höchstens ein Viertel von ihnen kam nach Hause. Zuletzt musste die 2. deutsche Armee weichen. Trotz des Führerbefehls, „jeder deutsche Soldat soll eine Betonfestung werden“, zogen sie sich mehr oder weniger geordnet zurück, während ihre Südflanke von den Übriggebliebenen des III. ungarischen Armeekorps gedeckt wurde. Sie waren auch zwischen allen Verteidigern die Letzten, die den Don verließen und leisteten damit ihren Beitrag zum erfolgreichen Rückzug der 2. deutschen Armee aus Woronesch.

Ende Januar stand die russische Front 200 Kilometer westlich von Stalingrad. Ihr nächstes Ziel war die Abschneidung der Armeegruppe A, die im Kuban operierte. Die 4. Panzerarmee konnte aber vor Rostow eine Furt so lange offenhalten, bis sich die 1. Panzerarmee zurückgezogen hatte. Die 17. Armee bildete auf Befehl ein Brückenkopf in Kuban vor der Halbinsel Kertsch, wo sie noch Monate lang durchhielt.

Mittlerweile wurde die Lage der in Stalingrad eingeschlossenen 6. Armee aussichtslos. Über die vorgesehene Versorgung durch eine Luftbrücke konnte nur ein Drittel der nötigen Materialien eingeflogen werden. Die Luftwaffe verlor bei dieser Aktion um die 1000 Flugzeuge samt Besatzungen. Als weder auf Entlastung noch mit einem erfolgreichen Ausbruch zu hoffen war, kapitulierte die 6. Armee am 2. Februar 1943.

Die T34-er brachen bis zu den Stadtgrenzen von Dnjepropetrowsk und Saporodsche vor, dann nahmen sie Charkow ein. Ein von allen deutschen Panzerkräften geführter Gegenschlag konnte aber die Russen aus den Donezbecken hinausdrängen und östlich davon die Front festigen. Im Süden an dem Westufer des unteren Don gelang es, ebenfalls eine neue Front zu bilden, damit die Rote Armee für einige Zeit gestoppt werden konnte. Zum Ende des Winters standen die Fronten im Süden dort, wo vorher die Sommeroffensive der Achsenmächte begonnen hatte.

Die höchste Armeeführung machte keine Angaben über die entstandene Kriegslage, noch über seine Ursachen. So machte der deutsche Soldat, den Verbündeten für die Niederlage verantwortlich und betrachtete die sich neben ihm zurückziehenden verbündeten Kameraden sehr feindselig. Was eigentlich nicht hätte passieren dürfen!66 66Nach der katastrophalen Niederlage der Armeegruppe Mitte im Sommer1944; aus dem Tagebuch eines deutschen Oberstleutnants: „Zerstreute Truppenteile flohen kopflos gegen Westen, um der Gefangenschaft zu entfliehen“.

Im Norden kamen die Russen ebenfalls voran. Sie schlugen südlich des Ladogasees eine Bresche, damit stellten sie ihre Landverbindung nach Leningrad her.

Einigkeit zwischen britischen und amerikanischen Strategen herrschte nur in der Absicht: zuerst Deutschland zu zerschlagen und danach bliebe noch Zeit für die Abrechnung mit Japan. Roosevelts Leute versprachen Stalin nämlich, noch im Jahre 1942 die Landung in Frankreich und disponierten in London ihr Vorhaben entsprechend. Kanadische und englische Truppen machten eine Hauptprobe und landeten in der östlichen Normandie bei Dippe, wurden aber abgeschlagen. Churchill musste wieder die gefährliche Reise nach Amerika auf sich nehmen. Dort berichtete er Roosevelt, dass die Deutschen 25 Divisionen im Westen haben. Wir Angelsachsen können zurzeit nur 9 Divisionen bereitstellen. Für eine erfolgreiche Landung in der Normandie wären 40 Panzerdivisionen und eine Million Soldaten nötig. Schließlich konnte der vereinigte britisch-amerikanische Generalstab keinen präzisen Operationsplan für eine Landung ausarbeiten, geschweige denn die Verantwortung für die Operation übernehmen.

Seinerzeit war der Ausgang der Offensive der Mittelmächte auf Stalingrad und den Kaukasus noch nicht voraussehbar, dessen Erfolg die nahöstlichen Positionen der Briten gefährdet hätte. So war es für Großbritannien enorm wichtiger, Ägypten und den Suezkanal zu sichern, als eine Landung auf den Kontinent mit zweifelhaftem Ausgang zu riskieren. Churchill brachte die Amerikaner mit dem schlauen Spruch „Um nicht in England Gewehr bei Fuß stehen müssen“ den Achsenmächten Nordafrika zu entreißen. Im französischen Nordafrika standen nur einige Einheiten der Vichyregierung. Im Falle einer Landung konnten sie nicht allzu großen Widerstand leisten. Dies passte in Churchills spätere Pläne, von hier aus nach Italien und auf den Balkan überzusetzen, noch bevor sich die Russen Europas Südostflanke bemächtigen. Der nordafrikanische Kriegsschauplatz versprach mehr Erfolg. Bei der Überlegenheit der Alliierten auf See war es nicht schwer, die 8. Armee in Ägypten wieder aufzurichten.

Churchill nahm die Bürde auf sich, all das den Russen in Moskau beizubringen. Stalin bezichtigte die Angelsachsen des Wortbruches wegen des Aufschubes der Invasion in Europa. Doch zuletzt mussten sich die Sowjets mit Churchills Nordafrikaplänen und einer eventuellen gemeinsamen Besetzung des Nordkaps mit den Westalliierten zufriedengeben.

Planmäßig wurde die britische 8. Armee in Ägypten bis zum Herbst 1942 an Mannschaft und Material auf Vordermann gebracht: Sieben Panzerbrigaden mit rund 1.000 Panzern; die Artillerie mit ebenso vielen Pak-Geschützen; vor allem aber mit 1.200 Flugzeugen. Damit konnten die Engländer die Seewege der Achse von Neapel bis Tripolis und den letzten 1800Km langen Landweg bis El Alamein unter ständigen Bomberangriffen halten und den gegnerischen Nachschub fast völlig unterbinden.

Deutsche und Italiener hatten zusammen nur halb so viele Panzer, dennoch unternahmen sie Ende August einen letzten, eher verzweifelten Versuch, den Entscheid zu ihren Gunsten zu erzwingen, auch wenn sie fast ohne Nachschub waren. Eine deutsche Panzerbrigade durchbrach im südlichen Frontabschnitt, die schon weniger befestigten Minengürtel. Rommel hätte gerne den geraden Weg durch die Wüste Richtung Kairo gewählt, musste aber wegen Kraftstoffmangels,67 67Damals waren die Ölquellen in Libyen noch unentdeckt. genau die Stoßrichtung wählen, in die die Briten ihn in die Falle locken wollten und den Weg mit zwei Panzerbrigaden verstellten. Zusätzlich wurden die Angreifer noch von den Flanken durch Artilleriefeuer bekämpft. In der Zweitageschlacht ging ein Viertel ihrer Panzer verloren, verschossen sie fast alle Granaten und verfuhren ihr Benzin. Den erwarteten Nachschub und Tankschiffe konnten die Engländer fast alle versenken, so blieb Rommel nur der Rückzug hinter die Minensperre übrig. Er vermutete Verrat und bat entnervt um Urlaub. Auf deutscher Seite ahnte niemand, dass der Geheimcode des eigenen Funkverkehrs von den Briten entziffert wurde. So wussten die Briten über Ziele der Versorgungsschiffe bis zu Angriffrichtungen der Panzer Bescheid.

Einige Wochen später, am 23. Oktober, begann der Angriff der 8. Armee aus El Alamein mit einer Kanonade aus 1.000 Geschützen. Fünf Tage lang stürmten die britischen Panzer, ohne den Durchbruch zu erzielen. Rommels Stellvertreter versuchte das Unmögliche und formierte seine unterlegenen Panzerkräfte auf einem Punkt zum Gegenangriff, gerade zielgerecht für die Royal Air Force. Auf die zum Angriff versammelten Panzer warfen Bomberflugzeuge innerhalb von zwei Stunden 80 Tonnen Bomben herunter. Von den Panzern blieb fast nichts übrig. Dem britischen Vormarsch durch Libyen konnte nichts mehr entgegengestellt werden. Nur von einigen Rückzugsgefechten gehindert, stand die 8. Armee zu Weihnachten 500 km vor Tripolis.

Fast gleichzeitig, Anfang November 1942 besetzten britische und amerikanische See- und Luftlandetruppen Algier, Oran und die nordafrikanische Westküste bis unterhalb von Casablanca.68 68 Ihr Vorhaben in Nordafrika verheimlichten die Angelsachsen noch vor ihrem französischen Verbündeten General de Gaulle. Mit der Begründung, dass die Vichyarmee auf de Gaulles Truppen schießen würde, aber nicht auf Amerikaner. Zufällig hielt sich Admiral Darlan,69 69 Darlan François 1881-1942. Franz. Admiral. Kommandeur der Flotte während des Frankreichfeldzuges. Marineminister der Vichyregierung. Übergab 1942, Französisch-Nordafrika den Angelsachsen und versuchte zwischen den Alliierten und der Vichyregierung zu vermitteln. der Marineminister der Vichyregierung während der Landung der Alliierten in Algier auf. Zuerst gab er den Befehl, die Landung abzuwehren, weil die Besetzung Nordafrikas durch die Alliierten, die deutsche Besetzung Restfrankreichs bedeutete. Erst als die Deutschen mit der Okkupation Restfrankreichs begannen, ließ er das Feuer einstellen und schloss sich samt seiner Mannschaft und Verwaltung den Angelsachsen an.

Mussolini und Hitler hofften die Angelsachsen erneut zerschlagen zu können, entsandten in der letzten Stunde 100.000 Soldaten und die 5. Panzerarmee zu Verstärkung und ließen die französische Kolonie Tunesien besetzen, wozu die Vichy Regierung ihr Einverständnis geben musste. Darum fanden die Angelsachsen die Landung an der tunesischen Küste riskant, doch gleich nach der Besetzung der Westsahara starteten sie von Westen und Osten her einen konzertierten Angriff auf die Achsenstreitkräfte, um sie in Tunesien zusammenzudrücken. Zuerst aber ohne Erfolg. Ihre Gegner waren noch stark genug und wehrten die Angriffe ab. Wieder einmal standen sich die Gegner für einige Zeit Patt gegenüber.

Als die Besetzung Südfrankreichs durch deutsche Truppen begann, ließen die Kommandeure den Rest der französischen Flotte, die bei Toulon zusammengezogen war, selbst versenken. In Dakar ergab sich der Generalgouverneur der Vichyregierung den Alliierten. Die französischen Marineeinheiten, die in der dortigen Flottenbasis stationiert waren, weigerten sich, sich zu ergeben; die im Hafen von Alexandrien blockierten Schlachtschiffe ebenfalls. Erst als die Angelsachsen ganz Nordafrika erobert hatten, wechselten diese letzten Flottenteile die Seiten.

Plötzlich, im Januar 1943, tauchten Roosevelt und Churchill inmitten ihrer Soldaten in Casablanca auf, um Schwung in die Kriegsgeschäfte zu bringen. Roosevelt proklamierte: Die Achsenmächte noch im gleichen Jahr zu besiegen und zu bedingungsloser Kapitulation zu zwingen.70 Ihre Generäle brauchten allerdings noch Zeit, Truppen und Waffen für den Sieg. 70 Churchill missfiel diese kompromisslose Forderung der bedingungslosen Kapitulation, weil diese Forderung die Führer der Westalliierten auf Stalins Niveau herabsetzte. Er stimmte aber doch zu! Die völlige Ignoranz gegenüber den Besiegten ist eine der schlimmsten Missgriffe des 20. Jahrhunderts. Mit der Zeit werden die heutigen Sieger oder ihre Nachfahren ebenfalls zur bedingungslosen Kapitulation gezwungen!

Ermächtigt durch sein Kriegskabinett, ließ Churchill schon in den ersten Tagen seiner Machtübernahme seine Bomber gegen die Zivilbevölkerung deutscher Städte fliegen. Was Hitler zur gleichen Vergeltung gegen die britischen Städte veranlasste. Seinerzeit war aber die britische Bomberflotte zahlenmäßig noch zu schwach, um größeren Schaden anzurichten. Aber bis die Deutschen auf die eigene Produktion angewiesen waren, wurden die Briten von Roosevelt, umso mehr mit Bomben, Munition und Kriegsgeräten versorgt. Zuletzt sandte er die ganze amerikanische Luftflotte gegen die europäischen Städte. Ab 1943 verfügten die Angelsachsen über genügend Bomberflugzeuge und begannen Industrie und Städte des deutschen Konkurrenten systematisch zu zerstören. Unterwegs wurden die französischen, belgischen, holländischen Industriestädte nicht ausgelassen. St. Nasarie, Lorient, Paris, Brüssel, Rotterdam. Hier wurden allerdings nur die Industrieanlagen zerbombt, die Wohnquartiere möglichst verschont. Sie konnten ihren Gegner fast ungehindert angreifen, da die deutschen Fliegertruppen größtenteils in Russland standen. Neben Industrie kamen die Städte dran, ob sie strategische Ziele darstellten oder nicht. Hamburg wurde drei Nächte lang mit Brandbomben beworfen und die Innenstadt völlig zerstört. In dem Inferno lebendig verbrannte Kinder, Frauen, alten Leute, schätzten die Hamburger Behörden -um die Panik nicht noch zu steigern, eher zu wenig- auf 30.000 ein. Die britische Presse bezeichnete diese Angaben als Nazipropaganda.

Stalin hätte die deutsche Industrie gerne intakt in die Hände bekommen, um das deutsche Wirtschaftspotenzial für die Eroberung des übrigen Europas nutzen zu können. Darum ließ er sogar den Bau einer der Zeit optimalsten strategischen Bomber der TB-7einstellen. Die Angelsachsen traten aber gegen die deutsche Wirtschaft und Industrie in den Krieg. Nun waren sie bestrebt, den deutschen Konkurrenten so weit wie möglich zu ruinieren. Schon in der Zwischenkriegszeit erarbeiteten britische Bombentheoretiker, wie viele Tonnen Brandbomben nötig seien, um einen Quadratkilometer Stadtboden anzuzünden. Anschließend, wie viele Splitterbomben heruntergeworfen werden müssen, um das Löschen des Feuers zu verhindern. Ob ihre Berechnungen stimmten, hatten sie in den 20er Jahren an aufständischen kurdischen und arabischen Dörfern zur Genüge erprobt. Ein so riesiger Brand zieht ringsum die Luft an und verbrennt den Sauerstoff, sodass ein unvorstellbar starker Orkan Richtung Feuerbrunst entsteht, der alles mitreißt. Bäume, Menschen, die sich an die Bäume klammern, Hausdächer, alles. Wer sich in den Luftschutzkeller begibt erstickt elendig mangels Sauerstoff. Wer zu fliehen versucht, klebt in dem aufgeweichten Straßenpflaster fest und verbrennt lebendig.

Einige Wochen nach der Casablanca-Konferenz, rief Goebbels71 71Dr.Goebbels P. Joseph 1897-1945 Nationalsozialistischer Minister für Volksaufklärung und Propaganda. Kurz vor der Kapitulation 1945 beging er mitsamt seiner Familie Selbstmord. im Berliner Sportpalast zum totalen Krieg auf. Seine Zuhörerschaft, unter Schock der permanenten Bombardements der Angelsachsen, zollte ihm tobenden Beifall für die Vergeltung. Daraufhin begann das Regime der Nationalsozialisten die Kriegswirtschaft noch stärker zu forcieren, sodass sie noch über zwei Jahre lang ihren Gegnern trotzen konnten.

Von Casablanca aus flog Churchill in die Türkei, um die Türken in den Krieg hineinbugsieren. Die Türken weigerten sich aber zusammen mit Churchills russischen Verbündeten in den Krieg zu ziehen. Sie prophezeiten ihm im Voraus, dass die Sowjets alle besiegten Länder bolschewisieren werden! Die Türkei blieb neutral, auch wenn es den Angelsachsen wieder gelang, fast die ganze Welt, gegen Deutschland und seinen Verbündeten, auf ihre Seite zu ziehen.

Bis April 1943 waren die Reihen der Angelsachsen in Nordafrika aufgefüllt. Ihre Luftwaffe stand in erdrückender Präpotenz ihrem Gegner gegenüber. Die britische Marine dominierte vollständig das Mittelmeer. Kein gegnerisches Schiff, kein Nachschub kam mehr durch. Dann begann die letzte Schlacht um Nordafrika. In einigen Tagen wurden die Verteidiger auf den Vorgebirgen um Tunis und Biserta zusammengedrückt. Der dicke Nebel, der gerade aufkam, hätte vielleicht die Evakuierung des Großteils der Truppen möglich gemacht, doch Duce und der Führer glaubten immer noch an den Sieg. Bis ihre Armeen am 12. Mai 1943 kapitulieren mussten. Eine Viertelmillion Deutsche und Italiener gingen in die Gefangenschaft.

Auch wenn im Sommer 1943 die Seeroute Richtung Murmansk von deutschen U-Booten für einige Zeit versperrt wurde, fanden die Angelsachsen Wege, die Sowjets mit allem Nötigen zu versorgen. Bis Kriegsende kamen in zahllosen Seegleitzügen 15.000 Panzer, 24.700 Flugzeuge, 140.000 Lastkraftwagen, Munition, Rohstoffe, Lebensmittel und sonstige unentbehrliche Materialien nach Russland. Das ermöglichte der sowjetischen Industrie monatlich 2.000 Panzer, 1.500 Flugzeuge, unzählige Geschütze, wie Munition selbst herzustellen.

Nach der Winterschlacht in und um Stalingrad konnten die Russen in Mittelrussland über Kursk hinaus vordrängen. Orel und Charkow blieben aber in deutscher Hand. An der Frontlinie entstand ein vorspringender Sack. Hier hofften die deutschen Strategen die Stellungen der Sowjets von Süden und Norden her zu überrennen, die Stadt Kursk abzuschneiden und die Verteidiger in einer Kesselschlacht aufreiben, damit die Rote Armee für längere Zeit außer Gefecht gesetzt werden konnte. Ein noch im Frühjahr 1943 mit allen verfügbaren Kräften durchgeführter Angriff hätte vielleicht Erfolg gehabt. Die Aktion wurde aber auf das Ende der Schlammperiode um die Monatswende April/Mai verschoben. Bis dann hatte die Wehrmacht ihre geschundenen Reihen ordnen können, die ebenfalls abgekämpfte Rote Armee aber hatte noch keine Zeit sich zusammenraffen.

Egal wie die Zeit an der Ostfront auch drängte, seit der Kapitulation in Afrika musste in Europa jederzeit mit einer Landung der Angelsachsen gerechnet werden. Mehrere Kontingente, die zum Angriff vorgesehen waren, mussten nach Italien verlegt werden. Die Eingliederung der neuen Panzertypen brauchte ebenfalls Zeit, so wurde der Angriff nochmals auf den Sommer verschoben.72 72 Die neuen Panzertypen konnten nicht rechtzeitig ausgeliefert werden. Die Umschulung der Truppen auf neue Geräte brauchte ebenfalls Zeit. Zusätzlich kamen noch die Schwierigkeiten in der Versorgung. Den Russen blieb Zeit genug, um ihre Stellungen bis 150 km tief ins Hinterland ausbauen und konzentrierten hier vierzig Prozent ihrer Streitkräfte: 600 Divisionen, mit 3.000 Flugzeugen und 15000 Panzer zur Abwehr.73 73 Auf der ganzen Frontlinie in Russland standen 294 deutsche Divisionen und 36 ihrer Verbündeten. Gegen 15000 Sowjetpanzern konnten nur 2000 entgegengesetzt werden, davon waren nur ca. 700 dem T34 überlegen. Die Zielvorrichtungen der deutschen Panzergeschütze waren allerdings genauer als jene der Russen oder der Angelsachsen.

Bis heute ist unklar, wie die deutschen Angriffspläne den Sowjets bis ins letzte Detail verraten worden sind. So schossen die Russen am 5. Juli schon eine halbe Stunde vor der Angriffzeit aus allen Rohren auf die Stellungen der Angreifer. Zum Glück merkte die Luftwaffe rechtzeitig, dass mehrere hundert sowjetische Bomber unterwegs waren, um ihre Luftbasen noch am Boden, wie Stellungen der Bodentruppen zu zerstören. Alle verfügbaren deutschen Jäger stiegen auf und konnten die Angreifer fast vollständig vernichten und damit die eigenen Basen sichern. Die Bodentruppen hatten aber weniger Glück. Beide Angriffskeile waren nach einigen Kilometern festgefahren, es ging einfach nicht vorwärts. Jede Bewegung der Deutschen wurde mit starkem Abwehrfeuer empfangen. Den in Feuerkraft und Panzerung stärkeren deutschen Panzern wurden die wendigeren russischen T34-Tanks in Scharen entgegengestellt. Genau in diesen kritischen Tagen landeten die Westalliierten in Sizilien. Der italienische Bundesgenosse brauchte Hilfe. Bald wurde die Lage noch prekärer. Mussolini wurde abgesetzt und die neue Regierung Italiens wechselte die Seiten. Mindestens 30 deutsche Divisionen mussten auf den Balkan und die Apenninenhalbinsel hinunter, um die ausgefallenen Italiener zu ersetzen und zu entwaffnen. Die Sowjets hatten noch Kräfte übrig, und starteten nördlich von Kursk einen Gegenangriff auf Orel. Dem deutschen Nordflügel drohte eine Falle. Die ganze Offensive musste eingestellt werden und die Wehrmacht musste wieder Abwehrstellungen beziehen.

Im Laufe des Jahres 1943 nahm die Rote Armee Orel und drang bis zum Dnjepr vor. Die Armeegruppe Süd musste das Donezbecken räumen. Anfang Oktober musste Dnjepropetrowsk, bald darauf Kiew aufgegeben werden. Die Deutschen wurden weit nach Westen zurückgedrängt und ihre 17. Armee auf der Krim abgeschnitten. Im Norden machten die Russen kleinere Fortschritte, aber bis zum Jahresende standen sie an der Nordostgrenze des Baltikums.

Amerikanisches Militär plante die Invasion in der Normandie, die Briten im Mittelmeer Richtung Balkan oder Italien. Churchill musste wieder nach Amerika, um Roosevelt von voreiligem Handeln abzubringen. Ein Landungsversuch in Südfrankreich konnte ebenso fehlschlagen wie in der Normandie. Die schwach verteidigten Mittelmeerinseln dagegen, boten eher Erfolg an. Um den Italienern die letzte kriegerische Lust auszutreiben, -wie Churchill Geschichteschreiber sich artikulierte- bombardierten alliierte Flugzeuge von afrikanischen Flugplätzen aus, die italienischen Städte.

Churchill hatte seine Verbindungen zu den höchsten Kreisen in Italien, die zum Seitenwechsel bereit waren. Richtig eingefädelt konnte ein Machtwechsel, ganz Italien auf die Seite der Alliierten bringen. Aber es standen 13 deutsche Divisionen im Lande, die dies vereitelten. Außerdem hatten die Italiener einfach genug vom Krieg. Auch wenn das Volk lieber die amerikanischen als die deutschen Besatzer in ihrer Heimat sahen, kämpfen, gar sterben für die eine oder die andere Seite fanden die meisten sinnlos. Für den Bürger ist es angenehmer in einer Demokratie leben als unter einer Diktatur. Doch die Demokratie ist zum Leben da, es sind im Volke nur wenige bereit, für die Demokratie in den Krieg ziehen, gar für die Demokratie zu sterben.

Churchill erwog noch einmal, auf dem von regulären türkischen Streitkräften und griechisch-serbischen Untergrundkämpfern geebneten Terrain des Balkans zu landen. Selbstverständlich war Stalin dagegen und die Amerikaner schlossen sich Stalins Meinung an. Auch die türkische Regierung sagte: nein! Sie ließ nicht einmal ihre Flugplätze von den Alliierten benutzen.

Der Oberkommandierende der Alliierten, Eisenhower74 74Eisenhower Dwight David 1890-1969. 34. Präsident der USA. Stieß seinerzeit als Oberst zur Rooseveltadministration. Übersprang in kurzer Zeit mehrere Sprossen der militärischen Rangleiter und wurde zum Oberkommandeur der Truppen der Westalliierten im Zweiten Weltkrieg. hielt Sardinien oder Korsika als Ausgangbasis gegen das italienische Festland für strategisch günstiger als Sizilien. Doch Churchill konnte seinen Plan zum letzten Mal in diesem Krieg durchsetzen.

Nach wochenlangen Bombardements der Alliierten Luftwaffe landeten am 9. Juli 1943 Luftlandeeinheiten auf den Uferhöhen an der Südostküste Siziliens. Am nächsten Tag folgten ihnen 9 Divisionen von der See her. Das schlechte Wetter verhinderte fast die Landung und forderte mehr Verluste an Mannschaft und Material als die Abwehr der Italiener, die, nach eigenen Darstellungen, im Schlaf überrascht wurden, da sie bei so starkem Wind und Regen nicht mit einem Angriff gerechnet hätten. Es ist viel wahrscheinlicher, dass sie sich auf höhere Anweisung nicht verteidigten, so wie die Italiener schon, die am Vortag gelandeten feindlichen Fallschirmjäger nicht angegriffen hatten. Zuletzt erhielt die italienische Marine auch keinen Befehl, den Invasoren entgegenzutreten! Nur die deutschen Panzereinheiten nahmen den Kampf auf. Alleingelassen konnten sie aber die feindlichen Kräfte, die in der Überzahl waren, nicht abwehren.

Die Landung in Sizilien stürzte Italien in eine Staatskrise, die zum Sturz Mussolinis führte. Bis dahin hatte der Duce allein über Krieg und Frieden entschieden. Selbstverständlich fiel auch die Verantwortung für den voraussichtlich verlorenen Krieg auf ihn alleine zurück. Am 24. Juli trat der Große Faschistenrat zusammen, um die entstandene Lage zu erörtern. Die große Mehrheit stimmte gegen Mussolini, sodass er das Oberkommando über die Streitkräfte abgeben musste. Am folgenden Nachmittag bat Mussolini selbst beim König um Audienz. Nach dieser Unterredung wurde er festgenommen und interniert. Gleich darauf ernannte der König eine neue Regierung aus Beamten und Generälen, die dann den Seitenwechsel arrangieren sollten.

Mit diesem Regierungswechsel fiel Italien als kriegführender Staat aus. In diesem Durcheinander konnten die Alliierten bis zum 17. August ganz Sizilien erobern. Die neue italienische Regierung schloss am 3. September 1943 Waffenstillstand mit den Angelsachsen und unterschrieb, nach Churchills eigener Meinung, die Aufhebung der staatlichen Existenz Italiens. Am selben Tag überquerten britische Truppen die Meerenge von Messina und landeten gegenüber in Kalabrien, im Süden des italienischen Stiefels. Damit begann das Wettrennen zwischen Angelsachsen und Deutschen um die Apenninenhalbinsel.

Die Angelsachsen hofften, mit Hilfe der neuen Regierung halb Italien bis Rom in einem Handstreich besetzen zu können. See- und Luftlandetruppen für die Besetzung der Flugplätze in Süditalien und um Rom standen bereit. Die Amerikaner zogen an der Westküste des Tyrrhenischen Meeres aufwärts, die Briten die Adriaufer entlang um die Wette mit der Absicht, Rom als Erster zu erobern. Auch die Deutschen taten ihr Bestes und sicherten sich die strategisch wichtigen Anlagen, vor allem das Gebiet um die Hauptstadt sowie die Stadt selbst. Die von Sizilien rückziehenden deutschen Panzertruppen konnten noch, vor der Nase der Angelsachsen, große Teile von Süditalien besetzen. Am 8. September ließ Eisenhower den bis dahin geheim gehaltenen Waffenstillstand veröffentlichen. Die Lage der Regierung und des Königs wurde in Rom unhaltbar. Sie flohen allesamt nach Brindisi, welches schon von den Alliierten besetzt war. Die italienische Flotte die in Genua und Spezia lag, lief auf Befehl der neuen Regierung Richtung Malta aus, um sich dort den Briten zu ergeben.

Gleichzeitig mit der Bekanntmachung des Waffenstillstandes landeten die Alliierten in Tarent, Agropoli und Salerno. In der Höhe von Salerno konnten sich die Deutschen bis Mitte September fünf Wochen lang halten. Dann überließen sie das südliche Italien den Alliierten und zogen sich hinter die Flüsse Sangro und Garigliano zurück, wo sie an den Berghängen ihre Winterstellungen ausbauten.

Neben der Verteidigung der Apenninen-Halbinsel mussten die Deutschen noch die italienische Armee in Italien, in Frankreich und auf dem Balkan entwaffnen und ersetzen. Die entwaffneten Italiener wurden dann teilweise zum Arbeitsdienst an die Wehrmacht geschickt; wer davonlaufen konnte, ging nach Hause. Einige zogen sich in die Berge zurück und bildeten Partisanengruppen. Anfang September 1943 konnte ein deutsches Fallschirmjägerkommando Mussolini befreien. Wieder zur Macht gekommen, gründete er die Italienische Soziale Republik und residierte in der norditalienischen Stadt Saló. Den Bürgerkrieg zwischen seinen wenigen übriggebliebenen Anhängern und Partisanengruppen verhinderte nur die Anwesenheit fremder Truppen im Land. Auf Hitlers wirken hin, rechnete Mussolini noch mit seinen innenparteilichen Gegnern ab. So ließ er seinen Schwiegersohn und Außenminister Graf Ciano, seinen alten Weggefährten Marschall De Bono75 und andere prominente Faschisten erschießen. 75 De Bono Emilio 1866-1944. Italienischer Feldmarschall, schloss sich früh der faschistischen Bewegung an. Gouverneur von Libyen, Kolonialminister, Oberbefehlshaber im Krieg gegen Äthiopien.

Da der Aktionsradius der alliierten Bomberflugzeuge von Rom aus bis zu süddeutschen Städten reichte, waren die Amerikaner einverstanden, noch vor der Landung in der Normandie auf Rom vorzustoßen.

Die Front verlief unterhalb der tyrrhenischen Küstenstadt Gaeta bis unterhalb der Adriaküste liegenden Stadt Ortona. Zwischen den beiden Orten erstreckten sich hohe Berge, die den Durchgang versperrten. An der Front gab es nur zwei strategisch mögliche Durchgänge, die die Angelsachsen passieren mussten, um nach Rom zu gelangen. Vor den Amerikanern an der Westseite hinter Monte Casino bildete ein wenige Kilometer breites Tal den Übergang Richtung Norden. An der Adria vor den Briten, nur ein schmaler Küstenstreifen zwischen den Bergen und dem Meer.

Zuerst gelang es britischen und kanadischen Verbänden den Sangro Fluss zu überqueren, dann zerschossen sie in den Weihnachtstagen von 1943 die Stadt Ortona zu einer Ruine und besetzen die Stadt. Ihre riesigen eigenen Verluste zwangen aber die Briten, dort eine Pause einzulegen.

Gegen den westlichen Angelpunkt der Festungskette, gegen die Festungsanlagen um Monte Cassino begannen nach tagelanger Artilleriebeschießung Ende Januar 1944 die ersten erfolglosen Alliiertenanstürme. Nach dem missglückten Versuch gegen Monte Cassino, landeten zwei amerikanische Divisionen in dem Hafen der Stadt Anzio, die nur von zwei deutschen Bataillonen verteidigt wurde. Mit der Absicht, hinter den feindlichen Linien auf Rom vorzustoßen. Die Deutschen konnten aber rechtzeitig Verstärkung herbeischaffen und die Invasionstruppen auf ihre Landungsstelle zurückdrängen. Doch die Alliierten konnten ihren Brückenkopf Anzio, dank ihrer enormen Luftüberlegenheit, halten.

Außer der alliierten Luftüberlegenheit standen sich in Italien ungefähr gleichstarke Kräfte gegenüber. Die gut ausgebauten deutschen Stellungen entlang des Sangro und des Garigliano hielten Stand. Um Monte Cassino wurde monatelang gerungen. Auf die hinter der Stadt liegende 1.500 Jahre alte Klosterfestung fielen zehntausende Tonnen Bomben und Granaten. Zuletzt zerbombten die Amerikaner die Klosterfestung zu Staub und Asche, bis ihnen die darunter gelegene Stadt und der Durchlass Richtung Rom Mitte Mai in die Hände fiel. Die Deutschen mussten ihre Verteidigungslinie auf ganzer Breite aufgeben und am 6. Juni, am Tag der Landung in der Normandie, zogen die Angelsachsen in Rom ein.

Das Ausscheiden Italiens splitterte um die 40 deutschen Divisionen von der Ostfront und von der Normandie ab. Von nun an war die Initiative an der Ostfront bei den Russen. In der erfolgreichen Frühjahrsoffensive 1944 eroberten sie die Ukraine zurück, überschritten die rumänische Ostgrenze und zwangen die in der Krim abgeschnittene 17. Armee in schweren Kämpfen zur Kapitulation.

Bis zum Frühsommer 1944 war die Luftwaffe dezimiert, ihre Flugplätze und die Anlagen der V2 Raketen in Peenemünde76 76Mit der Sprengkraft der V2-Raketen und V1-Raketenflugzeuge hoffte man, alle militärischen Vorbereitungen der Westalliierten schon auf britischem Boden zu vernichten. Die Benennung V kommt von Vergeltung. Vergeltung für die zerbombten deutschen Städte. zerstört, sodass die Alliierten die Landung in der Normandie wagen konnten. Eine Million amerikanische und 600 tausend britische Soldaten, Seetransporter für Truppen und Material, Minenräumer, spezielle Landefahrzeuge, die gleichzeitig mehrere Panzer an Land setzen konnten, standen für die Invasion bereit. Mehr als 10.000 Bomber und 4.000 Jagdflugzeuge beherrschten den westeuropäischen Luftraum, während der Luftwaffe blieben nur etwas mehr als 200 Flugzeuge übrig. Auf der völligen Beherrschung des Luftraumes beruhte die Strategie der Angelsachsen. Zu ihrer Abwehr standen In der Bretagne die 7. und im östlichen Nordfrankreich, wo die Invasion erwartet wurde, die 15. deutsche Armee, darunter vier Panzerdivisionen zusammen in der Armeegruppe „B“. Im südlichen Frankreich lag die Armeegruppe „G“, die aus der 1. und 19. Armee bestand.

Für die bisher größte Seelandungsoperation der Weltgeschichte wurden wegen der Flut und der günstigen Meeresströmung die Morgenstunden zwischen dem 5. und 7. Juni 1944 errechnet. Die Operationen begannen mit dem Abwurf von 66000 Tonnen Bomben auf die Eisenbahnverbindungen von Nordfrankreich bis in Belgien, und die permanente Bombardierung der Verteidigungsanlagen an den Küsten. Es gab aber dicken Nebel, und die Bomben fielen zumeist auf die französischen Küstenstädte.

Ab 0 Uhr 15 des 6. Juni sprangen 20.000 Fallschirmjäger über der Cotentin Halbinsel ab, mit dem Auftrag, die deutschen Küstenwachen von hinten anzugreifen und ihre Batterien möglichst auszuschalten. Die Fallschirmjäger erhielten den Befehl keine Gefangenen zu machen! Dieser Befehl sickerte zu den Landungstruppen über, sie erschossen ebenfalls oft ihren bezwungenen Gegner. Bei den Angelsachsen gab es auch den „Kommissarbefehl!“ Doch die Sieger sind Sieger und die Verlierer Kriegsverbrecher.

 

Ab 6 Uhr morgens landeten vom Meer her die Vorhuten die 1. kanadische und die 2. britische Armeen über der Orne Mündung und konnten fast ohne eigene Verluste die Ufer besetzen.

 

Gleichzeitig stürmten nördlich der Briten die Vorhuten der 1. und 3. amerikanischen Armee in der Bucht von Carentan. Um ihre Leute zu motivieren, gaben Kriegspsychologen den Landeküsten, an denen die Amerikaner landen mussten, amerikanische Namen: Utah-Beach, Oklahoma-Beach, Juno Beach. Aber gerade hier war die Abwehr der Deutschen am besten ausgebaut. Die Fallschirmjäger konnten ihre Aufgabe nur teilweise ausführen so erlitten die Invasoren am ersten Angriffstag schreckliche Verluste. Im Meer stapelten sich unzählige Wracks an zerschossenen Kriegsgeräten. Aus den Landungsbooten konnte fast kein Tank das Ufer erreichen. Tausende Tote Soldaten trieben im Meer, andere lagen tot oder verwundet an der Küste. Soldaten, die das Ufer erreichten, waren zu sehr demoralisiert und für einen weiteren Einsatz ungeeignet. Eisenhower hatte aber genug Soldaten und noch mehr Kriegsgerät und ersetzte gleich die Ausgefallenen.

Unter schwachen Angriffen der deutschen Luftwaffe gingen in den ersten Wochen zwei Armeen mit über 50.000 Fahrzeugen an Land und 100.000 Tonnen Material, welches die Truppen benötigten. Das Legen einer Unterwasserleitung für die Kraftstoffversorgung war nicht neu, aber eine glänzende Idee.

Die Briten staffelten unzählige Panzer, Lastwagen und Munitionskistenattrappen in Dover und Umgebung auf um ihre Gegner zu Tauschen. Die gelandeten Fallschirmtruppen sorgten zusätzlich für Verwirrung und bestärkten die Deutschen in der Annahme, dass es sich nur um einen Scheinangriff handelt. Der erwartete Hauptangriff erfolge später bei Calais.  So reagierten sie nicht schnell genug, die Invasion am Meer oder spätestens am Ufer abzuwehren. Die spät aufgefahrenen Panzereinheiten wurden jedes Mal, noch bevor sie angreifen konnten, von der Alliierten Luftwaffe zerbombt.

Gleich starteten die Amerikaner eine Offensive Richtung Süden. Auch wenn jede ihrer Bewegung von ihrer Luftwaffe vorbereitet und begleitet war, stießen sie auf hartem Widerstand. Erst nach Abwurf von zigtausend Tonnen Bomben konnten sie bei der total zerbombten St. Lô durchbrechen. und am 30. Juli erreichten sie Avranches an der Westseite der Insel. Somit hatten sie die Cotentin- Halbinsel abgeschnitten und konnten die im Norden der Halbinsel zusammengedrängten feindlichen Kräfte zu aufgeben zwingen. Im Besitze der Hafenanlagen von Cherbourg wurden ihren Nachschubproblemen gleich gelöst.

In Kenntnis der Lage riet der Frontstab den Rückzug hinter die Seine, um dort eine neue Frontlinie aufzubauen. Hitler glaubte immer noch, die Kriegsmaschinerie der Angelsachsen auf der Cotentin- Halbinsel einengen, gar zerschlagen zu können und kommandierte die 15. Armee, die hinter der Seine für die Verteidigung des östlichen Küstenabschnittes sorgte, zur Verstärkung an die Front. Schon die Verlegung forderte schwere Verluste, da alle Zufahrtswege, Brücken und Knotenpunkte unter ständigen Angriffen der alliierten Luftwaffe standen. Als diese dezimierten Divisionen an die Front gelangten, waren sie zu schwach, um den Ausbruch der Alliierten zu verhindern. Ihr Vorstoß aus dem Raum Falaise Richtung Avranches wurde bei Mortain von amerikanischen Panzerdivisionen gestoppt und von den alliierten Bombern völlig zerstört. Die Wehrmacht musste Nordfrankreich endgültig aufgeben. Die Rückzügler wurden von den Fliegern nochmals dezimiert. Am Nordostufer der Seine angekommene Truppenteile, waren für einen organisierten Widerstand nicht mehr zu gebrauchen. Die Verluste übertrafen noch diejenigen von Stalingrad, 200.000 gefangene oder tote deutsche Soldaten blieben auf den Schlachtfeldern in Nordfrankreich, samt ihrer Ausrüstung von 20.000 Fahrzeugen, 1.500 Geschützen und 1.300 Panzern.

Bei Avranches machten die Amerikaner eine Linksschwenkung Richtung Paris und kamen gut voran, da sich ihnen fast kein Deutscher mehr in den Weg stellte. Am 9. August standen sie schon in Le Mans. Mitte August rückten sie über Orleans, Chartres, Dreux bis zur Seine vor und trafen sich bei Rouen mit den Briten, die sich entlang des Meeres hierher vorgekämpft hatten. Der rechte Flügel der Amerikaner erreichte bald Fontainebleau. Paris war halb umzingelt. Um die französische Hauptstadt nicht zu zerstören, ließen sie den Deutschen das Tor für den Abzug offen. Auf diese Nachricht hin, brach in Paris der Aufstand aus. Getragen von der liberalen Widerstandsbewegung, aber auch die Linken hätten gerne vor der Ankunft der Alliierten die Macht an sich gerissen. Die Angelsachsen ließen der Armee de Liberation de France den Vortritt, Paris zu befreien. Die 2. französische Panzerbrigade besetzte in zwei Tagen alle wichtigen Punkte der Hauptstadt und am 25. August 1944 kapitulierte die restliche deutsche Besatzungsgarnison vor De Gaulles Truppen. Es war eine gute Idee, nach Paris französische Truppen vorauszuschicken. Die Pariser feierten begeistert das Ende des Krieges und machten für die nächsten Tage einziehenden angelsächsischen Truppen ein schönes Gesicht. Hier hatten die Filmleute der Angelsachsen kein Problem, ihre Soldaten küssende Demoiselles zu filmen. Nicht wie in der Normandie, wo die aus den Kellern ihrer zerbombten Häuser sich hervorwagenden Einwohner, der Befreiung nicht viel Begeisterung entgegenbrachten.

Die Landung an der südfranzösischen Küste planten die Alliierten gleichzeitig mit der Invasion an der Nordküste, als Entlastung und Täuschungsmanöver, um möglichst viele gegnerische Kräfte von ihrem wahren Vorhaben fernzuhalten. Die Invasion im Norden nahm aber allen verfügbaren Schiffsraum in Anspruch, sodass alles Entbehrliche von der Mittelmeerflotte nach Norden verlegt werden musste. Damit wurde die Landung in Südfrankreich auf später verschoben. Nach dem Erfolg im Norden war eine Landung an der Französischen Riviera eigentlich überflüssig geworden. Churchill und der britische Generalstab waren für einen Vorstoß an der Apenninenfront Richtung Poebene. Von hier aus hätten die Westalliierten noch vor den Russen Pannonien erreicht, damit Slowenien, Kroatien, Ungarn und Österreich für sich sichern können. Vergebens wiesen die Briten auf die weitreichenden politischen Folgen dieser Unterlassung hin. Washington ignorierte, dass Europa unter ständiger Bedrohung durch die Eurasische Sowjetmacht nicht im Frieden leben könne! Oder rechnete gar in kluger Voraussicht, dass eben diese Bedrohung die Völker Westeuropas zwangsläufig unter Amerikas Schutzschild treiben werde? Washington befahl die Invasion Südfrankreichs! Die Briten waren für die Amerikaner keine gleichberechtigten Partner mehr. Trotz ihrer ungeheuren Anstrengungen und Erfolge, in diesem Krieg mitentscheiden hatten sie nicht mehr. Die Geschichte degradierte Großbritannien zu Amerikas Vasallen.

Für die Landung an der südfranzösischen Küste wurde die 7. alliierte Armee gebildet. Sie wurde aus einer britischen und drei amerikanischen, aus Italien abkommandierten Divisionen zusammengestellt, zu denen sich sieben französische Divisionen aus Nordafrika gesellten. Die Franzosen waren zum größten Teil ehemalige Truppen der Vichy-Regierung, die in der Zwischenzeit „umerzogen“ worden waren. Die Landung zwischen Cannes und Hyères in den Frühstunden des 15. August 1944, nach Vorbereitung durch die alliierte Luftwaffe und Beschießung durch die Landungsschiffe, lief für die Alliierten -laut Churchill- glatt ab. Der Widerstand der Deutschen war so gering, dass die Alliierten ihren Vormarsch sofort beginnen konnten und schon nach drei Tagen die Westalpen bei Grenoble erreichten. Etwas nördlicher bei Montelimar stoppte eine deutsche Panzerdivision ihren Vormarsch, bis es nach bewährtem Modus zerbombt wurde. In der Zwischenzeit konnten sich aber die 19. und 1. deutsche Armee aus dem südlichen Frankreich zurückziehen und damit der Einkesselung entkommen. Um den 10. September herum trafen die von Norden und Süden hervorrückende alliierten Armeen bei Somberon in Ostfrankreich zusammen.

Mit der Landung der Alliierten in Frankreich wurden viele Widerstandsgruppen aktiv. Sie unterstützten hinter den Frontlinien die Alliierten. Später taten sich aber viele dieser Gruppierungen bei den Säuberungen des befreiten Hinterlandes durch Grausamkeiten hervor, sei es gegen die sich ergebende deutsche Soldaten oder gegen französische Kollaborateure.77 77Deutsche Kriegsgefangene wurden gemartert, viele erschlagen. Die Sprachlehrerin, von den Deutschen zum Dolmetschen verpflichtet, wurde zu Kollaborateurin gestempelt. Ihr wurden die Haare geschoren, eventuell trieb man sie splitternackt durch die Straßen. Tatsächlich fielen der Befreiung viel mehr Franzosen zum Opfer als während der deutschen Eroberung und vierjährigen Besetzungszeit.

Die Angelsachsen kamen durch ihre materielle Überlegenheit fast so rasant in Frankreich voran, wie im Sommer 1940 die Deutschen, die noch ihren taktischen Vorteil gegenüber ihren Gegnern besaßen, wie nun jetzt die Alliierten. Im September erreichten die Amerikaner die Mosel. Im gleichen Zug durchstießen sie den Westwall78 und eroberten Aachen. 78Westwall, von den Alliierten auch Siegfriedlinie genannt. Verteidigungsanlagen entlang der deutschen Westgrenze. Gegenstück zur Maginot Linie.

Im Norden kamen die Briten fast ungehindert durch Belgien und erreichten die holländische Grenze. In dem Irrglauben: der deutsche Gegner ist schon am Ende, lancierten die Angelsachsen in ihrer Euphorie eine gemeinsame Offensive gegen den unteren Rhein. Sie ließen eine ganze Luftlandearmee um Arnhem landen, um einige Brückenköpfe zu errichten, damit der Weg für ihre nachrückenden Panzertruppen frei werde. Anschließend sollten die Panzer das Ruhrgebiet erobern und auf Berlin zurollen. Die Deutschen konnten knappe Zeit vorher den Rest ihrer 15. Armee, 80 000 Mann aus dem Kessel von Antwerpen über das Meer evakuieren und die Geretteten prompt gegen die Invasoren einsetzen. Außerdem rasteten gerade hier die übriggebliebenen Reste zweier Panzerdivisionen, die sich aus der Normandie hatten retten können. Diese geschundenen Scharen stoppten den Ansturm der Angelsachsen und sicherten damit die Rheinlinie.

Allmählich wurden die Versorgungswege der Alliierten zu lang. Zeitweise konnten sie wegen Mangel an Treibstoff, den sich zurückziehenden Deutschen nicht folgen. Jetzt wurde es Zeit, eine Pause einzulegen. Bei ihrem Vormarsch zogen sie an wichtigen Hafenstädten vorbei, obwohl diese noch von den Deutschen gehalten wurden. Diese mussten erobert und die Hafenanlagen Instand gesetzt werden, für die eigene Logistik nutzbar machen.

Die Invasion forderte 140.000 gefallene alliierte Soldaten. Ungefähr so viele Verluste, wie die Fliegerbesatzungen während der fünf Kriegsjahre gegen die Achsenmächte erlitten hatten. Um die eigenen Verluste möglichst gering zu halten, bombte die alliierte Luftwaffe den Weg vor den Bodentruppen frei. Die Bomber konnten jetzt alle Gebiete Deutschlands erreichen. Die Verkehrswege, Verkehrsknotenpunkte und Brücken lagen unter ständigem Bombardement. Der Verkehr konnte nur in den Nachtstunden und an nebligen Tagen rollen. Die auf Großbritannien abgeworfenen Bomben wurden, nach alliierten Angaben zwanzigfach, auf die ungeschützten deutsche Städte als Vergeltung abgeworfen. In Wahrheit stand das Verhältnis 1 zu 315.

Auf der Teheran-Konferenz im Herbst 1943, bei welcher die obersten alliierten Kriegsherren über die Teilung Europas und die Zukunft der Welt verhandelten, versprach Stalin: gleichzeitig der Normandieinvasion der Angelsachsen eine sowjetische Offensive an der Ostfront zu starten. Am 22. Juni 1944 begann die versprochene Großoffensive der Roten Armee gegen die Heeresgruppe Mitte. Entlang der 1.200 km langen Front standen gegen die drei sowjetischen Armeegruppen 38 deutsche Divisionen; allerdings nur auf dem Papier. Ihre Mannschaftsstärken waren durch bisherige Verluste auf die Hälfte reduziert worden, die mangels Reserven nicht mehr aufgefüllt werden konnten. Die vielfach überlegene Rote Armee durchbrach an mehreren Stellen die Frontlinien der 9. wie der 4. Armee. Statt des flexiblen Rückzugs, gab Hitler wieder seine Durchhalteparole aus, was das Schicksal der Armeegruppe besiegelte. In den folgenden fünf Wochen gingen 25 deutsche Divisionen zugrunde. Nur die Disziplin und die Kriegserfahrung ihrer Kommandeure und Mannschaften retteten die Heeresgruppe Mitte vor der völligen Aufreibung. Zur gleichen Zeit wurde die Heeresgruppe Nord auf Kurland zusammengedrängt und dort eingeschlossen. Die Sowjets kamen insgesamt 400 km westwärts. Im August stand die Rote Armee im Baltikum an der Memel; in Polen an der Weichsel; vor den Ostkarpaten und an der südlichen Donau.

Nun überschritt diese eurasische Großmacht im Norden die Grenzen des geistigen Abendlandes und im Süden stand sie gerade davor. Bereit, sich auf der ganzen Frontlinie auf Europa zu stürzen!

Hohe deutsche Offiziere sahen, dass dieser Krieg, den Deutschland wieder fast gegen die ganze Welt führen musste, verloren war! Rommel war nicht der Einzige, der dem Führer eine politische Lösung empfahl, worauf er ihn schroff zurechtwies. Konsequentere Generäle planten als vermeintlichen Ausweg, ein Attentat auf Hitler in der illusorischen Annahme, die Angelsachsen führen einen Krieg bloß gegen die Nationalsozialisten nicht gegen Europas stärkste Macht sei, es nun Deutschland oder ein sonstiger europäischer Konkurrent, ob von einem Kaiser, Hitler oder einem Jesuitenpfarrer geführt, wie es Churchill später in seinen Memoiren äußerte. Eine Höllenmaschine sollte Hitler im Sommer 1944 aus dem Weg räumen, anschließend seine engsten Mitarbeiter verhaftet werden. Die neu gebildete Regierung wäre allen Forderungen der Angelsachsen nachgekommen, um der Besetzung durch Sowjetrussland zu entgehen. Bei dem Attentat wurde Hitler nur leicht verletzt. Gerade dieser Zufall bestärkte ihn noch mehr in seinem Sendungsbewusstsein, diesen Krieg doch noch siegreich beenden zu können79 79 Die deutsche Kriegsindustrie erreichte gerade im Sommer 1944 ihre Höchstleistung. Anderseits wurden in sieben Kriegsjahren in Deutschland 92.770 Flugzeuge hergestellt. Allein in den USA 297.000, das Dreifache der deutschen Produktion.

Finnland musste sich der Übermacht beugen und schloss am 19. September 1944 mit Russland und Großbritannien den Waffenstillstand. Die südöstliche Ecke Kareliens und Wyborg mussten sie an Russland abtreten. Die Rote Armee blieb aber an den Frontlinien stehen, somit wurde Finnland die „Befreiung“ durch die Rote Armee erspart.

Ungarns Regierungsverantwortliche mussten nach der ungünstigen Kriegswendung feststellen, dass dieser Krieg für die Achsenmächte verloren war. Ihre letzte Hoffnung lag im Karpatenkranz, in dem schwerbezwingbaren Berggelände, der das Karpatenbecken umarmt. Die Endziele des russischen Angriffs, so vermutete man, waren das östliche Deutschland, höchstens Berlin und der östliche Balkan. Das Gros der Russen würde die Karpatengebirge umgehen. Die aufmarschierten ungarischen Streitkräfte konnten zusammen mit den Deutschen bis Kriegsende standhalten. Die Karpatenübergänge führen durch Schluchten, die mit dem zur Verfügung stehenden spärlichen Kriegsgeräten verteidigt werden konnten. Die Ungarn nahmen ihre Jahrhunderte alte Berufung wieder auf sich, die Karpaten mit allen Kräften zu verteidigen. Schließlich dachten sie, diese natürliche Ostbastion, die für den Schutz Mitteleuropas der gleiche Garant darstellt, wie für Großbritannien der Kanal, könne von den Angelsachsen ebenso wenig wie von den Deutschen, den Sowjets überlassen werden. Mit den Karpaten geht nämlich auch Europas Sicherheit verloren! Wenn die Karpaten in Feindeshand kommen, gibt es für das restliche Europa auch keine Sicherheit mehr. Die Zähne zusammenbeißen und bis Kriegsende durchhalten, bis uns die Angelsachsen von Westen her erreichen. Nur nicht vor den Russen kapitulieren!

Die Ungarn sollten sich irren! Washington kümmerte sich nicht darum, was nach dem Krieg kommen würde. Als die Ungarn den Angelsachsen ihre geheime Hoffnung erklärten, wurden sie schroff abgewiesen. Ihr Land komme unter sowjetische Besatzung basta! Bald erfuhr Hitler von den Verhandlungen und ließ das Land Ende März 1944 besetzen. Den einmarschierenden Deutschen stellte sich kein Widerstand entgegen, da alle drei ungarischen Armeen an den Karpatenfronten oder östlich davon standen. Die gestrigen Verbündeten wurden zu Besetzern. Der sowjetische Feind an den Ostgrenzen, die Bomberflotten der Angelsachsen über ihren Köpfen, so stand der Honvéd zu Füßen der Karpaten, schützte die schönste Heimat80 und Europa!80Ungarisches Soldatenlied beider Weltkriege. Honvéd bedeutet Heimwehr oder Landschutz; so nennen die Ungarn ihre Soldaten aber auch ihre Armee.

In Russland wurde aus polnischen Kriegsgefangenen, deren Offiziere in Katyn von den Sowjets ermordet worden waren, eine Freiwilligenarmee aufgestellt.81 81 Die polnischen Kriegsgefangenen konnten zwischen Arbeitslager oder Armeedienst an der sowjetischen Seite wählen. Diese Armee musste, anstatt auf die Polnische-Verfassung, auf Stalin schwören. Aufgrund dieser ungeheuren Zumutung kam es zwischen Churchill, der Stalins diesbezügliche Forderung akzeptierte und der polnischen Exilregierung in London zum endgültigen Zerwürfnis. Als die Sowjets bereits halb Polen erobert hatten, stellten sie in Lubin ein kommunistisches Komitee für die „Befreiung“ Polens auf. Später, als sie sich ganz Polen bemächtigt hatten, ernannte Stalin diese Landesverräter zur Regierung Polens.

Unter britischem Kommando stand eine 100-150 Tausend Mann starke polnische Emigrantenarmee. Eine Panzerbrigade dieser Armee war gerade dabei, Gent für die Angelsachsen zu erstürmen. Die Schlacht um Arnhem überlebte die Mehrheit der polnischen Fallschirmjäger nicht. Eine andere polnische Brigade war einige Monate vorher in den Kämpfen um Monte Casino zum Großteil verheizt worden.

In der Heimat gab es einen mehr oder weniger organisierten Widerstand, der mit ihrer Exilregierung in London in enger Verbindung stand. Die Widerständler nannten sich Heimatarmee. Im Sommer 1944 erreichten die Russen die Weichsel und standen vor den Außenbezirken des östlichen Warschaus. Gerade zu dieser Zeit brachen die Westalliierten aus der Normandie aus und marschierten auf Paris zu. Die Polen nahmen an, dass Deutschland bald die Waffen strecken müsse und ihr Land darauf von den Russen überflutet werde. Der überwiegende Teil der Polen wollte weder von den Russen noch vom Lubliner Komitee „befreit“ werden. Die Beschlüsse der Konferenz von Teheran sind inzwischen schon Kund gegeben worden, dass die Angelsachsen Polen und das östliche Mitteleuropa den Sowjets überlassen hatten. In seiner Verzweiflung rief der Kommandant der Heimatarmee, General Komorowski,82 82 Komorowski – Graf Tadeus Komorowski 1895 – 1966. Polnischer General und Politiker. im Widerstand bekannt unter dem Decknamen Bor (Wald) Leiter des polnischen Aufstandes. im Einvernehmen mit der Londoner Exilregierung zum Aufstand, zu Befreiung Warschaus, auf.

In ganz Polen, vor allem aber in Warschau, griff die Heimatarmee am 1. August 1944 die deutschen an und versuchte die Hauptstadt in die Hände zu bekommen. Ohne schwere Waffen war ihr Kampf aussichtslos. Doch gerade diese Waffen erwarteten sie von den Angelsachsen. Die Reichweite der Flugzeuge der Westalliierten reichte gerade aus, um in Polen zu landen. Das östliche Polen war von den Sowjets besetzt, es wäre leicht gewesen, die Heimatarmee mit Waffen zu versorgen und die in angelsächsischen Diensten kämpfenden polnischen Divisionen von der Westfront einzufliegen, umso mehr, als diese Einheiten selbst ihre Heimschaffung und Einsetzung in der Heimat forderten. Stalin gab aber keine Landeerlaubnis für seinen Verbündeten in Ostpolen! Er nannte die aufständischen Polen Abenteurer. Schließlich waren die Polen für ihn Feinde, ebenso wie seine momentanen angelsächsischen Verbündeten oder seine sozialdemokratischen Genossen. Doch bei der Luftüberlegenheit der Angelsachsen hätten sie einen Weg finden müssen, um den Polen zu helfen, wenn sie den Krieg an Deutschland für die Souveränität Polens erklärt hätten, und nicht um den deutschen Konkurrenten zugrunde richten können!

Für Deutschland war die Weichsel das letzte Hindernis, um die rote Flut vor den eigenen Grenzen aufzuhalten. Mit fünf Divisionen ließen sie Warschau erstürmen. Während der acht Wochen des Kampfes stand die Rote Armee Gewehr bei Fuß, an den Stadtgrenzen, entlang des Weichselufers und lachte sich ins Fäustchen, während sich ihre Feinde gegenseitig abschlachteten. Anfang Oktober kapitulierte in Warschau die polnische Heimatarmee. Ihre überlebenden Kämpfer fochten bald gegen die Russen ihren aussichtslosen Kampf weiter, bis sie ohne Unterstützung von außen, Ende der 40er Jahre endgültig untergingen.

Über den Karpaten warfen die Sowjets Partisanengruppen ab, die ihnen den Weg ebnen sollten. Im ungarischen Teil wurden die Eindringlinge nach einigen Tagen von der Gendarmerie dingfest gemacht, da sie bei der Bevölkerung keine Rückendeckung fanden.

Während die Rote Armee ihrer Heimat näher rückte, wendeten sich die Slowaken nolens volens,83 83Nolens volens - gern oder ungern. dem großen slawischen Bruder zu. In der Hoffnung ihre nationale Souveränität auch unter sowjetischer Hegemonie bewahren zu können. Die Sowjetagenten konnten sogar einige slowakische Armeeeinheiten auf ihre Seite ziehen und im Spätsommer 1944 einen Aufstand entfachen. Die Agenten riefen einen „Volkskongress“ zusammen, der dann, entgegen dem Volkswillen, auf Befehl der Kriegsgewinner für das Wiedererrichten der Tschechoslowakei stimmte.84 84 Der Wunsch der Slowaken war, den unabhängigen slowakischen Staat auch unter russischer Herrschaft zu erhalten! Die Westalliierten hielten an der Tschechoslowakei fest, an ihrem östlichen Satelliten hinter Deutschlands Rücken. Stalin musste keinen Finger rühren; die Tschechoslowakei, das Sprungbrett ins Europas Herz schenkten ihm seines großzügigen Verbündeten. Die souveräne Slowakei blieb vorerst ein Wunschtraum der Slowaken. Die Wehrmacht besaß aber noch genug Schlagkraft, den Aufstand einzuengen und niederschlagen können.

Zwischen den Südkarpaten und dem Schwarzen Meer liegt die Ebene der Walachei. Im Laufe der Geschichte benutzten viele eurasische Steppenvölker diese Marschroute, wie jetzt eben die Rote Armee, um via Balkan in das Karpatenbecken, vielleicht bis Wien zu gelangen. Die rumänische Politik handelte nach seiner Devise: Wenn der Wind weht, biegt sich das Gras. Rumänien drehte sich mit dem Wind und war für den Seitenwechsel bereit! Die Angelsachsen als Besetzer wären ihnen lieber als die Russen, aber an den Teheraner Vereinbarungen zwischen den zukünftigen Siegermächten war nicht mehr zu rütteln. Danach gehörte Rumänien und Bulgarien in das russische, Griechenland in den britischen Einflussbereich. Folglich musste sich Rumänien nach Stalins Wünschen richten. Der rumänische Generalstab lud auf 23. August 1944 die deutschen Generäle zu einem Symposium ein und nahm die deutsche Armeespitze während der Sitzung gefangen. Gleichzeitig ließ der König seinen Premier verhaften und ernannte eine neue, den Sowjets genehme Regierung, die den Seitenwechsel vollzog. An der Walacheifront standen 21 deutsche Divisionen, mit den Rumänen ziemlich vermischt. Nach dem Seitenwechsel ließen die Rumänen die Russen an allen Flügeln durch. So wurden die Deutschen eingekreist und die 6.und 8. deutsche Armee ging fast vollständig verloren. Nur wenige Einheiten aus dem Hinterland konnten sich hinter die Karpaten zu dem ungarischen Teil Siebenbürgens durchschlagen. Für die Angelsachsen war dieser Seitenwechsel gut und billig, das übrige Europa müsse sich aber Gedanken machen über die Zersplitterung der Karpatenbastion, den östlichsten Wall des geistigen Europas, über Völker, die weder imstande noch willens sind, es zu verteidigen!

Die Russen besetzten die Walachei mit ihren Ölfeldern und standen an den Grenzen Serbiens und Bulgariens. Bulgarien war seinerzeit dem Dreimächtepakt beigetreten, nahm aber am Krieg gegen die Sowjets nicht teil. Lediglich mit Amerika und Großbritannien stand Bulgarien im Krieg. Nach den Ereignissen an der Ostfront im Herbst 1944, sandte die Regierung eine Delegation an die Westalliierten nach Kairo mit einer Kapitulationserklärung, was die Angelsachsen ablehnten. Um dem Einmarsch der Russen zuvorzukommen, kündigten die Bulgaren den Dreimächtevertrag und erklärten Deutschland den Krieg; dessen ungeachtet, flatterte Moskaus Kriegserklärung ebenfalls ins Haus. Für einige Tage lag Bulgarien mit der ganzen Welt im Krieg. Dabei stand das kleine Land nur den Großmächten im Weg. Die Sowjets marschierten durch Bulgarien durch. Sie setzten hier ebenfalls eine neue Regierung ein, größtenteils aus zum Kollaborieren bereiten Zeitgenossen.

Beide Balkanstaaten, Bulgarien wie Rumänien, blieben noch kurze Zeit formell Königtümer. Die Könige mussten so lange die Marionetten spielen, bis sie endgültig vertrieben worden waren. Der alten Führungsschicht erging es schlechter als den Monarchen selbst; Hunderte wurden ermordet, Tausende für Jahre interniert.

Griechen wie Serben sind aufgrund ihrer gemeinsamen Religion den Russen freundlich gesinnt. Beide Völker erwarteten von ihnen die Befreiung, auch wenn in Russland Stalins Terrorregime herrschte.

Bald nach der Niederlage der regulären Armee Griechenlands, im Frühsommer 1941, entstand eine Widerstandsgruppe unter dem Namenskürzel ELAS, in der die Kommunisten das Wort führten. Oberst Zervas85 85 Zervas Napoleon 1891-1957 Griechischer Partisanenführer und Politiker. organisierte die EDES, eine antikommunistische republikanische Widerstandsbewegung. Die emigrierte Regierung gastierte in Kairo unter britischem Schutz. Diese Regierung kommandierte die exilgriechischen Marineeinheiten und Truppen, die in Ägypten auf die siegreiche Rückkehr in die Heimat warteten. Nach dem Zusammenbruch Italiens im Sommer 1943, bedienten sich die Widerstandsgruppen an den verlassenen italienischen Waffendepots, bevor bei den Deutschen der Groschen fiel. Die allmählich stärker werdenden Widerständler sprengten, oft in Zusammenarbeit mit britischen Kommandos, strategisch wichtige Anlagen und zahlreiche Eisenbahnbrücken. Im Herbst 1943 stellte die ELAS einen Nationalen Befreiungsrat als Gegenregierung auf und griff die Konkurrentenpartei EDES an. In der Exilarmee in Ägypten wurde im Frühjahr 1944 eine Abstimmung durchgeführt, wobei die große Mehrheit für die Republik entschied. Besatzungen einzelner Schiffe und eine Infanteriebrigade fingen an, zu meutern. Darauf wurden die Griechen von ihren britischen Alliierten entwaffnet und interniert.

Die Griechen waren trotz gleicher Religion, Sprache und Kultur uneinig. In dem, von den Siegermächten des Ersten Weltkrieges zusammengewürfelten Jugoslawien, lebten um die zehn Völker mit mehreren Sprachen und verschiedenen Religionen.

In den ersten Tagen des Jugoslawienkrieges spaltete sich das römisch-katholische Kroatien von Jugoslawien ab. Die Republik Kroatien schloss sich notgedrungen dem Dreimächtepakt an und stellte eine 300.000 Mann starke Armee auf, um ihre Unabhängigkeit gegen serbische Tschetniks und später gegen Titos86 Partisanen zu bewahren. 86 Tito Bros Josip 1892-1980. Jugoslawischer Partisanenführer. Mit Hilfe der Roten Armee eroberte er die Macht im Nachkriegsjugoslawien. 1848 überwarf er sich mit Stalin; behielt aber das kommunistische Regime bei.

Die staatstragenden Serben in Jugoslawien ließen sich nicht in einem Krieg besiegen. Als ihre Armee kapitulieren musste, gingen viele in die Berge und leisteten den Besetzern in kleineren Scharen Widerstand. Četa (sprich: tscheta) bedeutet: kleine Schar; ihre Mitglieder nennen sich Tschetnik - Schärler bzw. Freischärler. Die Tschetniks standen in enger Verbindung mit dem serbisch-jugoslawischen König und der Exilregierung in England. Auf ihre Guerillaaktionen antworteten die Besetzer mit Geiselerschießungen, sodass sich die Tschetniks in ihrer Kampftätigkeit einschränken mussten. Im Stillen organisierten aber ihre Führer den Widerstand für den Tag, an dem die Briten auf dem Balkan landen würden.

Die wenigen Kommunisten im Lande und die Oppositionellen des alten Regimes bildeten den harten Kern der Partisanengruppen, die im Vergleich mit den Tschetniks nur eine unbedeutende Widerstandssektion bildeten. Ihr Führer Tito wurde einmal von den Deutschen gefangen genommen, konnte aber aus dem Gefängnis entweder entkommen oder man hielt ihn nicht für gefährlich genug und er wurde laufengelassen? Als die Alliierten in Italien landeten und Italien kapitulierte, rechneten die Serben ebenfalls mit einer baldigen alliierten Befreiung. Diese Erwartung gab allen Widerstandsgruppen neuen Antrieb und Zulauf. Bei der Auflösung der italienischen Besatzungsarmee fielen enorme Mengen Kriegsmaterial in ihre Hände. Titos Armee wuchs bis zum Herbst 1943 angeblich auf 200.000 Mann. Laut der Weltkriegssieger schloss sich sogar eine italienische Division den Partisanen an. Der Antikommunist Churchill setzte auf den Kommunisten Tito oder wurde ihm vorgeschrieben, wen er zu unterstützen habe? So zog London seine Vertretung von den Tschetniks ab. Stalin hielt zur Tarnung seine Verbindung mit den Tschetniks aufrecht, sandte aber Tito gleichzeitig den Marschallstab mit einer maßgeschneiderten Uniform. Zu dieser Zeit hielten die jugoslawischen Kommunisten ihren Kongress in Jajca ab, auf welchem sie eine Gegenregierung gegen die Londoner Exilregierung aufstellten. Im Frühjahr 1944 zerschlugen die Deutschen mit Hilfe der regulären kroatischen Armee die Partisanen. Tito zog seine Marschallklamotten aus, ließ seine zum Großteil aus weiblichen Partisanen bestehende Leibgarde im Stich und flüchtete als Bauer verkleidet auf die Adriainsel Vis. Diese Insel stand schon unter dem Schutz der britischen Marine.

Nach dem Seitenwechsel Rumäniens konnte die Rote Armee ungehindert bis Belgrad, der serbisch-jugoslawischen Hauptstadt vordringen. Bei dieser grandiosen Befreiung durften die Rumänen, Bulgaren, serbischen Tschetniks und Titos Partisanen den Russen Hilfe leisten. Auf dem Balkan stationierte deutsche Einheiten zogen sich hinter den Fluss Drina zurück und bauten dort mit der kroatischen Armee eine Verteidigungslinie aus, die fast bis zum Kriegsende hielt.

Auf dem Balkan begann der Kampf um die Macht zwischen den Siegern selbst; zwischen Bolschewisten und Antikommunisten. Tito, der klugerweise mit den Briten ebenfalls liebäugelte, schwang völlig auf den Sowjetkurs um und begann mit russischer Hilfe seine innenpolitischen Gegner, die Tschetniks, zu entwaffnen und ihre führenden Köpfe zu liquidieren. Am Kriegsende waren dann die Kommunisten die Herren Jugoslawiens.

In Griechenland hielt sich Stalin scheinbar an die Abmachungen und die Rote Armee blieb an den griechischen Grenzen stehen. Aber seine 5. Kolonne, die ELAS, übernahm die Macht in den von den Deutschen geräumten Gebieten, ausgenommen einiger westgriechischer Bezirke, wo seit langem die EDES herrschte. In Athen landeten britische Fallschirmjäger und in Piräus einige Marineeinheiten, welche die Exilregierung heimbrachten. Der Vorsitzende dieser königlichen Regierung Papandreou87 87 Papandreou Georgios 1888-1968. Griechisch sozialistischer Politiker; zweimal Ministerpräsident. vertrat eher das liberale angelsächsische Regierungssystem als den Monarchen, fand aber trotzdem keinen Rückhalt in der Bevölkerung. Die ELAS vertrat ebenfalls nur eine Partei und nicht das ganze Volk. Sie war aber mächtig genug, der Interimsregierung die Macht streitig zu machen. Ab Anfang Dezember 1944 flammte zwischen den verschiedenen Parteien der Bürgerkrieg auf, der schon während der deutschen Besatzung glühte und den Griechen unzähliges Leid brachte.

Gleich, wie stark sich Churchill auch bemühte, die strategische Wichtigkeit der Südostflanke Europas den Amerikanern zu beibringen sie ignorierten ihn. Das war eine unentschuldbare Verantwortungslosigkeit der Rooseveltregierung! Britische Mannschaften standen in Nordafrika zur Verfügung und es bedurfte nur einiger Transportschiffe, um diese Truppen auf dem Balkan an Land zu setzen, um den Russen zuvorzukommen. Einige Divisionen, die rechtzeitig auf dem Balkan angekommen wären, hätten für den Westen eine günstigere Position geschaffen. Sie hätten den Bürgerkrieg in Griechenland verhindern können, Kroatien, das Karpatenbecken und die Tschechei sichern können. Die einzige, zu spät angekommene Division in Athen reichte gerade aus, Attika von den Kommunisten zu säubern.

Die Hintergrundmacht in Washington denkt in weltpolitischem Maß. Nach Ihrem Sieg sollte ewiger Friede auf Erden einkehren! Dies garantieren die frisch gegründeten United Nations und der International Monetary Fund.88 88 Im Juli 1944 wurde der International Monetary Fund kurz IMF-Bank in Bretton Woods in Amerika gegründet. Mit der Aufgabe, die ganze Welt für die supranationale Finanzierclique, die hinter diesem Institut stecke, zu kolonialisieren. Nicht für Amerika oder Großbritannien. Pro domo, für die Banker! Nationaler Kleinkram hat sich diesem superliberalem Globalismus unterzuordnen! Um den ewigen Weltfrieden zu hüten, würden fortan vier Weltpolizisten: die Vereinigten Staaten, Sowjetrussland, Großbritannien und das bevölkerungsreichste Land der Erde, Nationalchina, wachen.

Der todkranke Roosevelt wurde Ende 1944 das vierte Mal zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Für ihn stimmten 25 Millionen Amerikaner; auf den Gegenkandidaten Dewey89 89 Dewey Thomas Edmund 1902-1971.Amerikanischer Politiker. Trat bei den Wahlen 1944 als Gegenkandidat gegen Roosevelt an. Vier Jahre später, 1948 gegen Truman. 22 Millionen. Nach dem amerikanischen Wahlsystem werden die Elektoren vom Volke gewählt, die dann den Präsidenten wählen. Bei den Elektoren kam ein ganz anderes Ergebnis zugunsten Roosevelts heraus. Er bekam 432 Stimmen von den Elektoren und Dewey nur 99. Folglich waren über 80 Prozent der Elektoren von Roosevelts Hintermännern gekauft worden.

Die Südkarpaten blieben beim Zweiten Wiener Schiedsspruch rumänisches Hoheitsgebiet. Nach dem Seitenwechsel Rumäniens konnten die Panzerspitzen der Roten Armee über die rumänisch besetzten Passübergänge der Südkarpaten in Siebenbürgen einrollen. Die von den Ostkarpaten herübergeeilte 2. ungarische Panzerdivision und vier eiligst zusammengestellte Infanteriedivisionen sowie zwei SS Reiterbrigaden konnten den Vormarsch zweier russischer Panzerarmeen etwas bremsen, aber nicht aufhalten. Von Serbien her stürmten 120 russische Divisionen in die ungarische Tiefebene gegen 15 deutsche und 25 ungarische Divisionen. Vor Debrecen (Debrezin) stellten sich deutsche Panzer gegen die Russen. Nach vier Wochen mussten sie aber der Übermacht weichen und hinter den Theis Fluss in Abwehrstellung gehen. Inzwischen konnten sich die Verteidiger von Siebenbürgen und den Karpaten zurückziehen, um der Einkesselung zu entgehen Die Karpatenfront musste aufgegeben werden, als die Russen vom Balkan her in die ungarische Tiefebene gelangten.

Der Krieg war für Ungarn verloren. Vor einem Jahr sagte Hitler selbst zum Landesverweser Horthy90 90Horthy Miklós von Nagybánya 1868-1957. Als Flügeladjutant von Kaiser Franz Joseph erlernte der junge Horthy die Kunst des Regierens. Im Ersten Weltkrieg kommandierte Admiral Horthy die Adria flotte der Monarchie. Die konterrevolutionäre Bewegung, welche sich gegen den Roten Terror in Südungarn formierte, berief ihn zum Oberkommandierenden. Nach Vertreibung der Roten wählte die Landesversammlung Horthy zum Landesverweser. In den zeitgenössischen Meinungen, von rechts bis links, sind seine Person und sein Wirken umstritten. Doch die Geschichte wird ihn zum herausragenden Landesfürsten Ungarns aufwerten! „Wenn die Bolschewisten in die Ungarische Tiefebene einbrechen, haben wir den Krieg verloren“. Die Angelsachsen verwiesen auf ihr Abkommen mit Stalin in Teheran: Ungarn kommt unter russische Besatzung und lehnten jede Verhandlung über einen Waffenstillstand ab. Die Alliierten verlangten neben bedingungsloser Kapitulation auch die Kriegserklärung an das verbündete Deutschland. Dazu war aber der Landesverweser und auch der Soldat an der Front nicht bereit, auch wenn Hitler es war, der die Bündnistreue mit der Besetzung des Landes umgestoßen hatte! Der Landesverweser ersuchte die Sowjets um Waffenstillstand und befahl für die Ungarische Armee am 15. Oktober 1944 die Waffenruhe. Die deutschen Besatzer reagierten sofort. Sie nahmen den Reichsverweser gefangen und zwangen ihn, eine neue Regierung zu ernennen, die am Bündnis mit Deutschland festhielt und das Weiterkämpfen befahl. Die Vereinbarungen von Teheran zwangen die Ungarn, an den schon verlorenen Krieg weiterkämpfen. Der Soldat an der Front, von seinem obersten Kriegsherrn seines Eides entbunden, hatte nun die Wahl: zum Feind überlaufen oder sich am Westufer der Donau verschanzen, in der Hoffnung, die Sowjets so lange aufhalten zu können, bis die Angelsachsen das Land von Westen oder Südwesten her erreichten. Damit wenigstens einem Teil Ungarns die sowjetische Besetzung erspart bliebe.91 91Es ist nicht gleich, ob ein Land von einer Macht des gleichen Kulturkreises erobert wird oder von einem Feind, der eine total andere Kultur und Denkart vertritt. So ist es selbstverständlich, dass die Ungarn an der Ostgrenze des Abendlandes, ihre Verbündeten im abendländischen Kulturkreis suchen und hier ist der mächtigste Nachbar Deutschland. Dass ausgerechnet die zwei führenden Mächte des Abendlandes einander bis zum letzten bekämpften, war die Tragik des Schicksals. Außer einigen Hundert kriegsmüden Überläufern zog der einzelne Soldat den Kampf gegen die Gefangenschaft in Sibirien vor.

Inzwischen überquerte die 3. Ukrainische Front die Donau im Süden, am wieder jugoslawisch gewordenen Südungarn und stieß am kaum verteidigten Westufer der Donau entlang bis zu Hauptstadt vor. Zu Weihnachten 1944 umzingelten die Russen Budapest. Die Abwehrfront konnte erst auf die Linie Plattensee-Velencesee-Drava (Drau) gefestigt werden. Um die Hauptstadt begann ein Haus um Haus Kampf, der von Anfang November bis Anfang Februar tobte. Neben der ungarischen Armee verteidigten Stadtpolizei, die hier zusammengezogene Gendarmerie und 40.000 deutsche um die hunderttausend Soldaten die Hauptstadt Ungarns, gegen zwei russische Armeegruppen, denen noch die rumänische Armee Beistand leistete. Am 10. Februar 1945 wurden die Verteidiger auf der Burg von Buda zusammengedrängt. Fast ohne Munition versuchten die letzten 18 bis 20 Tausend Übriggebliebenen den Ausbruch. Die meisten fielen in das Feuerinferno der bereitstehenden Russen, so erreichten nur 1651 Kämpfer die eigenen Linien, doch die Verteidiger von Budapest haben nicht kapituliert! Anfang März 1945 versuchte ein konzentrierter Angriff, die Russen hinter die Donau zurückzutreiben, scheiterte aber an spärlichem Nachschub und Treibstoffmangel. Auf April brach dann die Front in Westungarn endgültig zusammen. Wien wurde schon von fast niemandem mehr verteidigt. Die Rote Armee brauchte sieben Monate, um sich durch Ungarn durchzuschlagen, die sie im Marsch zu besetzen gedachte.

Natürlich verteidigten die Ungarn ihr restliches Land nicht allein, die Wehrmacht tat auch ihr Bestes. Wenn aber der ungarische Soldat bereit gewesen wäre, wie die Rumänen, seine Waffe gegen seinen Verbündeten zu kehren, dann wäre von der Roten Armee nicht nur Budapest, auch Wien, Linz vielleicht München „befreit“ worden!

Am Jahresende 1944 stürmten die Alliierten an allen Fronten gegen die Achsenmächte. Im Norden belagerten die Russen die Grenzen Ostpreußens. Im Osten eroberten sie den größten Teil Polens, hatten schon den größten Teil von Ungarn und dem Balkan besetzt. Die Westalliierten standen im Süden, inmitten der italienischen Halbinsel, im Westen am Rhein, als sich die Wehrmacht noch ein letztes Mal aufraffte, um ihrem Gegner das Fürchten beizubringen. Zwischen Ardennen und Rhein hielt nur ein einziges amerikanisches Korps einen 120 km langen Frontabschnitt. Hier griffen die Deutschen, in Zielrichtung Maas mit dem Rest von zwei Panzerarmeen als Rammbock und dahinter 14 Infanteriedivisionen an. Nach Überqueren der Maas, wollten die Panzer nach Norden abschwenken und Antwerpen erobern, das inzwischen zum wichtigsten Nachschubhafen der Westalliierten wurde. Ein gelungener Durchbruch hätte die gegnerische Front zerschnitten und die in Belgien und Holland verbleibenden feindlichen Truppen möglicherweise aufgerollt. Der Angriff über die Ardennen kam gut voran. Innerhalb einer Woche preschten die Deutschen 100 km vor und überquerten die Maas. Dichter Nebel begünstigte die Angreifer und hinderte gleichzeitig die Aktionen der überlegenen gegnerischen Luftwaffe. Ab dem 23. Dezember verzog sich der Nebel und gab die anstürmenden Panzer den Bomberflugzeugen preis. In den nächsten Tagen wurden die Nachschubwege im Hinterland, vor allem aber die Benzolwerke, welche Kraftstoffe aus Kohle herstellten, zerbombt. Die Truppen standen ohne Treibstoff, Munition und Verpflegung an der Front. Die von den gegnerischen Bodenwaffen unknackbaren Tigerpanzer wurden zerbombt oder blieben mangels Treibstoff liegen. Die Kraft der Wehrmacht reichte nicht mehr aus, den Angriff weiterzutragen. Fast das gesamte schwere Material und 120.000 Gefangene und Tote blieben auf dem Schlachtfeld zurück.

Bei den Kämpfen stand die deutsche Luftwaffe zum letzten Mal ihren Mann und richtete großen Schaden an den vorgeschobenen alliierten Flugplätzen an. Die bei den Kämpfen erlittenen eigenen Verluste wogen aber schwerer. Die Angelsachsen konnten ihr verlorengegangenes Fluggerät gleich ersetzen; die deutsche Industrie lag aber schon in Trümmern.

Die Übriggebliebenen der Ardennenschlacht verschanzten sich hinter dem Rhein und konnten den alliierten Truppen den ganzen Winter lang trotzen. Das Gelände verschaffte den Verteidigern Vorteile. Außerdem mussten die Angelsachsen ihre Reihen ordnen und sich um den eigenen Nachschub sorgen.

Am 12 Januar 1945 startete die Rote Armee ihre Offensive entlang der Ostfront. In 2 Wochen besetzte sie Polen, überrannte Schlesien und konnte erst an der Oder gestoppt werden. Gleichzeitig ging der größte Teil Ostpreußens verloren, nur ein Brückenkopf um Königsberg konnte sich noch halten. Die von Moskau verordneten Gräueltaten an der deutschen Zivilbevölkerung veranlassten die Einwohner Ostpreußens zur Flucht aus ihrer Heimat. Als Fluchtweg blieb nur das Meer übrig, wo sowjetische U- Boote Jagd auf die mit Flüchtlingen und Verwundeten überladenen Schiffe machten. Wie viele bei der Flucht umkamen, konnte nur geschätzt, aber nicht ermittelt werden. Es wäre doch unziemlich, von den Besiegten Statistiken darüber zu erstellen.

Die alliierte Bomberflotte blieb indessen nicht untätig. Mangels militärischer Zielobjekte verwandelte sie die noch übrig gebliebenen Reste der deutschen Städte zu Steinwüsten. Neben anderen wurde die bisher unbehelligte Lazarettstadt Dresden dreiundfünfzig Tage vor Kriegsende mit Brandbomben angezündet und fast völlig zerstört. Als Churchill einige Tage vor Kriegsende die Terroreinsätze gegen die Zivilbevölkerung einstellen ließ, waren schon hunderttausende, wenn nicht Millionen, Stadtbewohner, Kinder, Frauen, alte Leute bei lebendigem Leibe verbrannt. In Deutschland waren 161 Städte und 850 kleinere Orte neben zahllosen europäischen Kulturstätten von der Normandie über Monte Cassino bis Sizilien nur noch Ruinen. Aber Honni soit qui crime de guerre y pense!92 92Honni soit qui crime de guerre y pense. - Ein Schuft sei, wer jetzt an Kriegsverbrechen denkt; Richtig lautet die Losung des Britischen Hosenbandordens: Honni soit qui mal y pense – Ein Schuft ist, wer dabei Schlechtes denkt.

Den Deutschen blieb, wenigstens teilweise, die Wahl, die ihren Verbündeten einige Zeit vorher versagt blieb: Vor welcher Seite sollten sie kapitulieren? Die Wehrmacht stellte den Krieg an der Westfront praktisch ein, um die Russen so lange wie möglich, an der Oder aufhalten können.

Vormarsch der Westmächte wurde nur von den eigenen Etappenmöglichkeiten bestimmt. Außer einigen lokalen Scharmützeln stellte sich ihnen niemand in den Weg. Doch Eisenhowers Leute zerschossen oder zerbombten gerne das vor ihnen liegende Ort, bevor sie dort einmarschierten.

Briten und Kanadier besetzten die Norddeutsche Tiefebene, das zerbombte Hamburg, Schleswig-Holstein und die Städteruinen Kiel und Wismar.

Mitte März erreichte die 1. amerikanische Armee 40 km unterhalb Kölns den Rhein. Bei Remagen fanden sie die Eisenbahnbrücke verlassen vor. Sie war leicht beschädigt, aber brauchbar. Binnen kurzer Zeit schleusten sie vier Panzerdivisionen und zwei motorisierte Divisionen als Vorhut über den Rhein und begannen unverzüglich mit dem Einkreisen des Ruhrgebietes vom Süden her. Die 9. amerikanische Armee kam ihnen von Norden entgegen. Gleichzeitig durchschlug die 3. amerikanische Armee bei Trier den Westwall, dann rollten ihre Panzer auf Mainz zu, wo sie den Rhein überquerten. Die 7. US- Armee ging als Nachhut zwischen Koblenz und Worms über den Rhein.

Die französische Armee setzte bei Speyer und Karlsruhe über den Rhein.

Die zwei nördlichen Armeen der Amerikaner marschierten bis zur mittleren Elbe, sie besetzten Leipzig und Magdeburg. Hier, 100 km vor Berlin, stoppte Eisenhower den Vormarsch und überließ den Sowjets den Ruhm, die feindliche Hauptstadt zu erobern. Die 3. amerikanische Armee nahm Chemnitz, das westliche Tschechien und zuletzt noch das österreichische Linz. Ihre 7. Armee besetzte Bayern und das mittlere Österreich. Dann vereinigten sie sich mit ihren britischen und amerikanischen Kameraden am Brennerpass, vor dem kurz vorher am 2. Mai Italiens Verteidiger kapitulierten.

Die französische Armee besetzte Südwestdeutschland und Teile von Tirol.

In Wien marschierte die Rote Armee fast ohne Schusswechsel am 13. April 1945 ein.

Die Oderlinie brach schon einen Tag vorher. Danach waren die Russen nicht mehr aufzuhalten. Zwei Wochen später erreichten sie die Elbe und trafen bei Torgau mit dem Amerikaner zusammen. Am selben Tag umzingelte die Rote Armee Berlin.

Das Deutsche Reich war in zwei Teile auseinandergeschnitten. Die Wehrmacht begann, sich aufzulösen. Im belagerten Berlin erschoss sich Hitler und übertrug vorher seine Befugnisse an Großadmiral Dönitz.93 93Dönitz Karl 1891-1980. Dt. Großadmiral. Wurde 1945 von Hitler zu seinem Nachfolger ernannt. Als Staatsoberhaupt musste er die Kapitulation Deutschlands im Zweiten Weltkrieg vollziehen. Als erste Amtshandlung entsandte das neue Staatsoberhaupt eine Waffenstillstandskommission zu den Briten und bat um eine Teilkapitulation vor den Westalliierten. Dies lehnten die Engländer ab. Die Delegation wurde nach Reims in Eisenhowers Hauptquartier dirigiert und unterzeichnete dort am 7.Mai die bedingungslose Kapitulation Deutschlands. Die Sowjets verlangten ein separates Kapitulationsdokument. So mussten die Deutschen einige Stunden später vor Marschall Schukow94 das zweite Mal die bedingungslose Kapitulation unterschreiben. In Moskau gehen die Uhren 2 Stunden vor, so endete der zweite Weltkrieg in Europa nach russischer Zeit am 8. Mai 1945. 94Schukow Georgi Konstantinowitsch 1896-1974. Sowjetischer Marschall. Siegte bei Moskau, Stalingrad und Berlin. Sein wichtigster Erfolg war das Zerschlagen der 6. japanischen Armee Ende August 1939, als Japan die Mongolei zu erobern versuchte. Damit rettete er das Sowjetreich vor dem Zweifrontkrieg und vor dem Zusammenbruch. Kümmerte sich wenig um eigene Verluste, so nannten ihn seine unmittelbaren Untergebenen Metzger. Stalin fürchtete seine Macht in der Roten Armee und verbannte ihn nach Sibirien. Nach Stalins Tod wurde er 1955 Kriegsminister, doch zwei Jahre später wieder von allen seinen Positionen enthoben.

In Norwegen, Dänemark, Königsberg und Danzig kapitulierte die Wehrmacht schon einige Tage vorher. Einzig das kroatische Heer leistete noch Widerstand gegen Titos Partisanen. Erst als die Engländer ihre Landesgrenzen erreichten, kapitulierte es am 13. Mai 1945 vor den Briten. In der Hoffnung die Westalliierten werden ihr Land besetzen. Sie hätten es leicht tun können weil nach der Abmachung zwischen Stalin und Churchill, Großbritannien Einflussrecht auf das halbe Jugoslawien hatte.95 95Auf der Moskauer Konferenz im Herbst 1944 schrieb Churchill auf ein halbes Blatt Papier seinen Vorschlag über die Besatzungsrechte im besetzten südöstlichen Europa und schob es über den Tisch zu Stalin hinüber. Stalin signierte sein Einverständnis mit einem großen Haken darüber und schob den Zettel zurück zu Churchill.

Rumänien 90:10, zugunsten Russlands

Bulgarien 75:25, zugunsten Russlands

Griechenland 90:10, zugunsten Großbritannien? - der Angelsachen.

Ungarn und Jugoslawien 50:50 geteilt.

Stattdessen lieferten sie die intakte kroatische Armee den Partisanenbanden aus, die gut ein Drittel von ihnen umbrachten.96 So endete die „Befreiung“ Kroatiens und Europas.96Titos Banden verfuhren mit ihren Gegner in Serbien auch nicht anders als mit den Kroaten. Dort haben sie, die ehemaligen Verbündeten der Engländer, die Tschetniks und in Batschka die ungarische Minderheit dezimiert. Die Bewohner der deutsch-schwäbischen Dörfer fast vollständig ausgerottet. Das zählte beim Sieger natürlich alles nicht als Kriegsverbrechen.

Auf der Krimkonferenz von Jalta vereinbarten die Alliierten, dass nach dem Sieg über Deutschland die Sowjets den Krieg an Japan erklären werden. Damals rechneten Amerikaner wie Russen mit langen zermürbenden Kämpfen gegen die Japaner. Dass der Neutralitätsvertrag zwischen Japan und Sowjetrussland noch nicht ausgelaufen war, störte weder Stalin noch seinen Verbündeten. Dass Stalin einige Monate vorher die Krimtataren allesamt von ihrer Heimat nach Mittelasien deportieren ließ, berührte wohl auch nicht die Menschenrechte der Krimtataren.

Seit 1943 bauten die Amerikaner ihre Positionen im Pazifik, in Asien und um Australien aus. Bei Kriegsbeginn besaß die amerikanische Pazifikflotte nur drei Flugzeugträger, ein Jahr später 50 und am Kriegsende 100. Mit ihrem überzähligen Kriegsgeräten landeten sie im Herbst 1943 auf den Gilbertinseln und im nächsten Frühling auf den Salomonen. Durch die Strategie der Inselsprünge, wie die Angelsachsen diese Strategie nannten, verloren die Japaner bei jeder verlorengegangenen Insel wichtige Rohstoffquellen und die Amerikaner kamen immer näher an ihr Ziel, an die japanische Inselgruppe heran.

Auf den Philippinen und Neuguinea gewannen Mac Arthurs97 Truppen stetig mehr an Boden gegen die Japaner. 97Mac Arthur Douglas 1880-1964. Als Generalstabschef der US-Armee trat er in Ruhestand. Bei Kriegsbeginn wurde er reaktiviert und bekam das Oberkommando der Streitkräfte gegen Japan. Später wurde er Oberkommandierender im Koreakrieg. Die Pazifikflotte der Amerikaner, unterstützt von ihrer, aus philippinischen Basen operierender Luftwaffe, versenkte im Sommer 1944 bei den Philippinen drei japanische Flugzeugträger, samt 400 Flugzeugen. Später, Ende Oktober, an der gleichen Stelle eine ganze japanische Flotteneinheit.98 98Die Kämpfe auf dem philippinischen Festland dauerten dennoch fast bis Kriegsende an. Unterband damit im Südchinesischen Meer Japans Verbindung zu seinen westlichen Kolonien. Als nächsten Schritt hin zum japanischen Mutterland besetzten die Amerikaner die Marianen Inseln Saipan. Von hier aus reichte dann der Aktionsradius ihrer Bomberflotte bis Tokio und die japanischen Großstädte, die sie anfingen, dem Erdboden gleichzumachen. Einige Brandbomben genügten, die aus Holz und Papier gebauten Häuser der Japaner städteweise abzubrennen. Bis zum Sommer 1945 ging auch die japanische Kriegsflotte völlig unter. Das Ausbleiben von Öl, Rohstoffen und die ständigen Bombenangriffe verursachten ein Chaos im Lande. Die Betriebe, der Verkehr sowie das ganze Leben auf den Inseln erlahmte.

Japans Armee dachte nicht an Aufgeben und wehrte sich nach alter Samurai-Tradition auf allen Inseln. Kamikazeflieger99 99Kamikazeflieger. Kamikaze - Gottes Wind. Der den Feind zerbricht. Wie seinerzeit im 13. Jahrhundert die mongolische Flotte durch einen mächtigen Sturm im Meer vernichtet wurde, als sie gegen Japan ziehen wollte. stürzten mit Bomben beladenen Flugzeugen auf gegnerische Schiffe. Gegen die Überlegenheit der alliierten See- und Luftstreitkräfte nützte aber weder Mut noch Heldentum der Japaner. Nachdem in Amerika die Atombombe100 100Seine Erbauer wollten sie eigentlich auf Deutschland abwerfen, doch in Europa ging der Krieg zu Ende, bevor ihr Teufelswerk Feuer speien konnte. Zum Glück! Wenn man im Jahre 1944 die Hälfte der deutschen Bevölkerung getötet hätte, wäre die biologische Barriere weggefallen, die die Sowjets vom Überrennen Europas abhielt. erfolgreich getestet wurde, war gegen eine so effektive Waffe jeder Widerstand sinnlos. Nach Ablauf eines Ultimatums fiel am 6. August die erste Atombombe auf Hiroschima, drei Tage später die zweite auf Nagasaki. Angesichts dieses ungeheuren Zerstörungspotenzials ließ Kaiser Hirohito101 die Waffen niederlegen. 101Hirohito – 1901-1987, von 1926 bis 1987 Japans Kaiser. Das bedingungslose Kapitulationsdokument wurde am 6. September 1945 unterzeichnet. Die Angelsachsen zeigten sich generös und zitierten nur die Regierung und die oberste Armeeführung, nicht aber den Kaiser vor ihre Kriegsgerichte.

Politiker und Generäle der Verliererseite kamen als Kriegsverbrecher vor Gericht und wurden wegen Vorbereitung des Krieges, Völkermord, Verbrechen an den Juden, schlicht Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt. Als ob der Krieg nicht schon alleine ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit wäre. Der Makel an dem Ganzen waren die Ankläger und die Richter. Die Kläger waren die Gulagkommissare,102 102 Gulagkommissare. GULAG war das Kürzel für die Verwaltung der Internierungslager der Sowjetunion. die selbst mehrere Millionen eigene Landsleute in Arbeitslager steckten, mehrere Völker deportierten, liquidierten und zuletzt etwa 20 Millionen Europäer aus ihrer Heimat vertrieben hatten. Die Richter stellten die Hintermänner der Bomberkommandos, die Europa zerbombt und die deutschen, europäischen und japanischen Städte zu Steinwüsten verwandelt hatten. Wie das satanische Syndikat, welches die Atombombe ausgebrütet, diese schreckliche, jedes Leben zu tilgen fähige Geisel über die Menschheit gebracht hatte. Sie werteten die Gräueltaten der Verlierer als Kriegsverbrechen, die eigenen Missetaten aber als gerechte Vergeltung. Folglich hatte sich der Charakter des Krieges seit den Stammeskriegen über die Antike und das Mittelalter bis hin zur Gegenwart nicht geändert. Die Zivilisation des 20. Jahrhunderts ergänzte noch die Schrecken des Krieges mit zwei neuen Definitionen: Bedingungslose Kapitulation und Kriegsverbrechen. Künftige Besiegte müssten damit rechnen, für die gleichen Untaten, welche im Laufe des gleichen Krieges auch die Sieger begingen, als Kriegsverbrecher verurteilt zu werden! So werden einmal amerikanische Generäle die bedingungslose Kapitulation unterschreiben müssen oder sowjetisch-russische, britische Politiker vor den Gerichten anderer Kriegsgewinner als Kriegsverbrecher stehen.

Kapitulierten nach diesem Weltbrand nur die Achsenmächte allein oder ganz Europa? Die Bomben, die auf Köln, London, Paris, die Normandie oder Mailand fielen, zerstörten nicht auch das British Empire und das französische Kolonialreich? Der Sieg des Bolschewismus über Deutschland und über Europa bedeutete auch den Sieg der Bolschewiken über Russland. Der Sieg des Bolschewismus bedeutete den Sieg eines anachronistischen Systems, welches die von ihm unterjochten Völker an ihrer geistigen, politischen und ökonomischen Entwicklung hinderte. Folglich zählen die Russen selbst zu den Opfern dieses Systems, das durch Jahrzehnte lange Stagnation und Misswirtschaft ihr Land zugrunde richtete. Die Sieger dieses Krieges waren die Sowjetunion und die Vereinigten Staaten von Amerika beziehungsweise die Stalin-Clique und die supranationale Finanzoligarchie, welche den Krieg aus Amerika finanzierte. Seit diesem Sieg wurde Politik zwischen Washington und Moskau ausgehandelt. Kein europäischer Staat, geschweige denn Staatsmann hatte da mitzureden! Der Erste Weltkrieg reichte nicht aus, das zurzeit mächtigste Land Europas vollständig zu besiegen, noch Europa zu ruinieren. Der zweite Bruderzwist der Europäer degradierte dann nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa zur Hälfte zu Satelliten der Sowjetunion und zur anderen Hälfte zu Satelliten der Vereinigten Staaten! Zwei gleichrassige, doch raumfremde Mächte, teilten sich den Sieg und teilten Europa unter sich auf. Mussolinis Orakel, wer Deutschland besiegt, besiegt Europa ist eingetroffen.

Die Nachwelt werde vielleicht ab Mai 1945 das Ende der abendländischen Kultur und der Beginn der Euro-Atlantischen Zivilisation rechnen.



11. DER KALTE KRIEG

Die Sieger kamen in Potsdam, einer Vorstadt des besiegten Berlins, das letzte Mal zusammen und gingen daran, die getroffenen Vereinbarungen von Jalta und Teheran in die Tat umzusetzen. Das Abendland ahnte noch nicht, dass auf die Ruinen Europas konstruierte neue Weltordnung vielleicht das Grab der Euro Atlantische Zivilisation werde. Während die Sieger in Potsdam verhandelten, kämpften schon, ihre Ideologien stellvertretend für die zwei frischgebackenen Supermächte, die Vereinigten Staaten von Amerika und die Sowjetunion gegeneinander: in China, in Vietnam und Griechenland. Nach Vereinbarung zwischen Sowjetrussland, den Vereinigten Staaten, China und Großbritannien werden die vier Siegermächte nach dem Krieg als zukünftige Weltpolizisten den ewigen Weltfrieden hüten. Bloß ihre ideologischen Differenzen vergaßen sie unter einen Hut zu bringen. So fand jeder Friedenshüter beim eigenen ideologischen Monopol des Friedens Kern. Genosse Stalin hielt die Zeit für reif, die „Proletarier“ aller Länder unter seiner Herrschaft zu vereinen. Amerikas Herrscher fanden selbstverständlich ihren liberal kapitalistischen American way of life1 1American way of life. - Amerikanischer Lebensstil. für den richtigen Weg, hin zu freedom and peace.2 2freedom and peace. - Freiheit und Frieden. Einer der Weltpolizisten, China, befand sich gerade im Bürgerkrieg. Hier prallten schon die ideologischen Differenzen der Kriegsgewinner aufeinander. Die Sowjetarmee, die nach Japans Zusammenbruch die Mandschurei und Nordchina besetzte, rüstete Mao Tse-tungs3 Rote Armee auf. 3Mao Tse-Tung 1893-1976. Stammte aus einer kaiserlichen Beamten-Familie wie die meisten Parteibonzen des kommunistischen Elite Chinas. Er sprach den gewählten Mandarin-Dialekt, kam in einem Palast zur Welt und nicht in der Bauernhütte, wie es dem Volk und vielen Besuchern vorgeführt wird. Nach dem Sieg der Kommunisten im Bürgerkrieg, wurde Mao Staatschef und Diktator Chinas. Die Amerikaner unterstützten ihre alten Verbündeten, die linksnationale Kuomintang4 4 Kuomintang Partei. Linksnationale Partei Chinas. Seit Maos Tod erlebt die Bewegung in China ihre Renaissance, auch wenn sich das heutige Regime kommunistisch nennt. Partei der Tschiang Kai-Schecks.5 5 Tschiang Kai-Scheck 1887-1975. Militärisch-politischer Führer der Kuomintang Partei. Großbritanniens Wirtschaft war bereits an den Folgen des Ersten Weltkrieges zugrunde gegangen und ohne Amerikas Unterstützung hätten sie die Weltkriege nicht durchstehen können! Die fast eine Million britischer Soldaten, die am Kriegsende noch unter Waffen standen, konnte sich das Land weiterhin nicht leisten. Frankreich, welches höflicherweise ebenfalls zu den Großmächten gezählt wurde, stand nicht besser als Großbritannien da. In das wieder zur Frankreichs Kolonie gewordene Indochina, rief Ho Chi Minh6 6Ho Chi Minh 1890-1969. Gründer und Initiator der kommunistischen Bewegung in Vietnam. Später kommunistischer Diktator. gerade die kommunistische Republik Vietnam aus. So kam der ewige Frieden wieder einmal zu kurz.

Deutschland wurde wie zwischen den Siegern vereinbart in Besatzungszonen aufgeteilt; zwischen Sowjetrussland und den Westalliierten. Vom östlichen Preußen schnitt Russland das südliche Memel Land mit Königsberg ab und in die restlichen Preußen und Schlesien wurde Polen Richtung Westen verschoben. Dabei verschwand das ehemals mächtige Preußische Reich von der Landkarte. Die ansässige Bevölkerung wurde nach Restdeutschland umgesiedelt. Das übrig gebliebene östliche Deutschland zwischen Elbe und Oder wurde zur sowjetischen Besatzungszone. Das westliche Deutschland teilten Amerikaner, Briten und Franzosen unter sich in Besatzungszonen auf. In dem in vier Sektoren aufgeteilten Berlin regierte vorläufig eine Militärverwaltung, bestehend aus den militärischen Kommandanten der vier Siegermächte.

Ost- und Westsieger begannen nach eigener Fasson, Deutschland in einen Kartoffelacker umzuwandeln. Die Russen montierten ganze Fabrikeinrichtungen in ihrer Zone ab. Oftmals schleppten sie den mittleren Betriebskader mit, um den Neuanfang im Sowjetreich zu sichern, wo die Betriebe wieder in Gang gesetzt werden mussten. Die Briten sprengten, die noch übrig gebliebenen Industriebetriebe in die Luft. Die Amerikaner enteigneten das Patentamt und verdienen immer noch Milliarden mit dem geistigen Eigentum der Deutschen. Dann erschien ein Kommando in amerikanischer Uniform vor der Ruine der Reichsbank, lud die deutschen Goldreserven auf zig Lastwagen und verschwand. Ihr militärischer Abschirmdienst, die CIC, hatte alle Hände voll zu tun mit dem Auftreiben der Kriegsverbrecher, so hatte sie einfach keine Zeit, nach den Räubern zu fanden. Umso weniger, weil die Räuber vermutlich aus den höchsten militärischen oder CIC - Kreisen kamen.

Die Baltischen Staaten: Estland, Lettland und Litauen wurden von der Sowjetunion wieder annektiert.

Ostpolen wurde ebenfalls von der Sowjetunion einverleibt! Polen, für dessen Integrität die Westalliierten den Krieg an Deutschland erklärt hatten, wurde nach Westen verschoben. Dafür mussten über vier Millionen Polen ihre ostpolnische Heimat verlassen und nach Preußen und Schlesien umsiedeln. Neun Millionen Deutsche, die Einwohner Preußens und Schlesiens, mussten ebenfalls umsiedeln. Die Vertriebenen könnten dann die Plätze derer einnehmen, die im Krieg umgekommen waren, meinten die Sieger lakonisch. Churchill demonstrierte diese deutsch-polnische Prozedur anhand dreier Zündhölzer: Wir nehmen das linke Zündholz weg und legen es nach rechts. So einfach ist das. Doch Churchill machte sich weiterhin Gedanken um Polen. Denn, wenn Deutschland diese Gebiete einmal zurückfordern würde, wären die Polen nicht in der Lage, die Rückgabe zu verweigern. Die Sowjets verlangten Durchgangsrecht und Stützpunkte in Polen, um ungehindert Zugang zu ihrer Besatzungszone in Deutschland zu haben. Damit wurde eine potenzielle deutsche Hegemonie über Polen gebannt. Dafür aber waren Stalins Leute Herren in Polen! Es bleibt nur die Frage offen, wie Churchill und die Engländer sich entschieden hätten, wenn sie zwischen deutschen oder russischen Okkupanten hätten wählen müssen.

Zur gleichen Zeit wurden aus der wiedererrichteten Tschechoslowakei über drei Millionen Deutsche unter schrecklichen Atrozitäten nach Deutschland und Österreich vertrieben. Wobei 10 Prozent der Vertriebenen umkamen. Die Vertreibung wurde von der indessen heimgekehrten Londoner Beneschregierung durchgeführt, die mit den Kommunisten eine Koalitionsregierung bildete. Benesch hätte gerne auch die Ungarn aus ihren Heimatgemeinden vertrieben, wurde aber von seinen Protektoren zurückgepfiffen. So mussten sie sich mit der Ermordung des Bürgermeisters und des Gemeindeschreibers und der Aussiedlung wohlhabender Bauern begnügen. Von den Pädagogen wurde festgestellt, dass sie allesamt mit dem Feind kollaborierten! Sie wurden fast ausnahmslos nach Rumpf-Ungarn vertrieben und die ungarischen Schulen für Jahre zugemacht. In der Geschichte wird es noch schwer werden, diese tschechoslowakisch-angelsächsischen Genozide in unsere Jahrhundertealten europäischen miteinander einzureichen!

Österreich teilte man ebenfalls in vier Besatzungszonen auf. Wien fiel in die sowjetische Besatzungszone, wurde aber wie das Land selbst in vier Sektoren eingeteilt. Glücklicherweise konnte eine Regierungskoalition zwischen den allmählich zerstrittenen Kriegsgewinnern einen Weg zur Selbstverwaltung finden.

Über Ungarn einigte sich Churchill mit Stalin auf ihrem letzten Moskauer Treffen auf halb und halb als Interessensphäre. Hier verlangten die Sowjets wie bei Polen, Durchgangsrecht zu ihrer Besatzungszone in Österreich und hielten das Land weiterhin besetzt. Mit Unterstützung der Russen schalteten die Kommunisten bis 1948 die Konkurrenzparteien aus. Außerdem wurden die Beschlüsse des Trianondiktates7 7Trianondiktat. Ungarns Regierungsvertreter mussten im Schloss Trianon von Versailles die Friedensbedingungen nach dem Ersten Weltkrieg unter Boykottdrohungen, unterschreiben. wieder gegen das Land angewendet. Wieder wurde jeder dritte Ungar vom Mutterland abgeschnitten und zum Bürger zweiter Klasse in den Nachfolgestaaten degradiert.

Jugoslawien sollte ebenfalls zu je 50 Prozent geteilt werden. Kroaten und Slowenen hätten sich gefreut, dem serbischen Joch zu entkommen wie auch über eine Demokratie nach angelsächsischer Art. In ganz Jugoslawien herrschte aber von Anfang an der Kommunist Tito.

In Albanien übernahm ein ehemaliger Unterführer Titos, Enver Hodscha8 8Hodscha-Hoxha Enver 1908-1985 Albaniens kommunistischer Diktator. die Macht. Damit gehörte Albanien fast schon zum wiedererstandenen Jugoslawien. Beim Bruch zwischen Stalin und Tito nutzte Hodscha die Gelegenheit, Albanien von Jugoslawiens Hegemonie zu erlösen. Er blieb auf Stalins Seite und baute hier eine der orthodoxesten kommunistischen Diktaturen auf.

Griechenland fiel vereinbarungsgemäß den Angelsachsen zu; die Kommunisten entfachten aber einen Bürgerkrieg. Erst als sich Tito mit Stalin überwarf und der russische Nachschub via Jugoslawien ausblieb, konnten die Westmächte den Sieg in Griechenland erringen.

In Bulgarien hatten seit dem Einmarsch der Sowjets nur die Kommunisten das Sagen, die bald die Opposition liquidierten.

In Rumänien putschten die Kommunisten im März 1945 mit Unterstützung russischer Panzer und richteten ein Einparteienregime ein. Um den Rumänen den Kommunismus schmackhaft zu machen oder ihren Seitenwechsel zu honorieren, schenkte Stalin Rumänien wieder das ganze Siebenbürgen.

Das Geschenk war nicht umsonst. Stalin verlangte eine halbe Million Zwangsarbeiter, was die Rumänen gerne lieferten. So wurden aus Siebenbürgen die Sachsen und Ungarn, aus dem Banat die Schwaben nach Sibirien umgesiedelt.

Auch wenn Churchill warnte, die Russen nicht weiter als nötig nach Europa eindringen zu lassen, die Amerikaner kümmerten sich nicht, wie es nach dem Krieg weitergehen sollte. In den letzten Kriegstagen wurde Montgomery9 9Bernhard Law Montgomery of Alamein 1887-1976. Britischer Feldmarschall, erfolgsreichster Stratege der Angelsachsen im Zweiten Weltkrieg. explizit verboten, Berlin zu besetzen. Die Amerikaner hätten leicht bis zur Oder, gar in das Tschechische-Becken marschieren können. Sie ließen aber den Sowjets den Vortritt. Nach Kriegsende räumten sie die von ihnen besetzten Gebiete in Mitteldeutschland und in der Tschechei. Dafür erhielten sie von den Russen vertragsgemäß Besatzungszonen in Berlin und in Wien.

Stalin drückte sich deutlich aus: „Wir werden unsere Gesellschaftssysteme den besetzten Ländern aufzwingen!” Die Amerikaner hatten es leichter mit ihrem System. Selbst die Deutschen, die bis zur bitteren Kapitulation gegen sie gekämpft hatten, strömten nach ihrer katastrophalen Niederlage, ob Soldaten oder zivile Flüchtlinge, in den Machtbereich der Westalliierten. Schließlich vertraten die Westalliierten das zeitgenössisch idealste Regime, in dem das Individuum Mensch leben wollte und jedes Volk des Abendlandes dieses plurale Staatssystem anstrebte. Natürlich ist auch das idealste System nicht ohne Fehler. Gerade diese liberalen Regierungen gönnten den Deutschen nicht ihren Hegemonieanspruch für die zwanzigsten Jahrhundert! Sie trugen am Ersten Weltkrieg ebenso viel Schuld wie die Deutschen selbst! Zuletzt führte das von diesen Demokratien diktierte ungerechte Friedensdiktat zum Revanchewillen und zur Radikalisierung der deutschen Politik und so zum Zweiten Weltkrieg. Die Geschichte wird wegen dieser schrecklichen Weltbrände schon über uns alle ihr Urteil fällen.

Von Hamburg bis Triest zog sich die Demarkationslinie, die Europa in zwei Welten teilte. Churchill taufte sein Werk zum Eisernen Vorhang und den Westen zur Freien Welt. Das Sowjetreich nannte sich Friedenslager. Der Frieden war ein gut gewählter Slogan. Mit Lager wurde dieses Regime sehr treffend charakterisiert, denn es hatte die halbe Welt ins Lager gesperrt.

Die Machtzunahme Russlands veranlasste Churchill, der zwischenzeitlich in Großbritannien als Premier abgewählt worden war, als Privatmann die Amerikaner vor der drohenden Sowjetgefahr zu warnen. In Amerika erbte Vizepräsident Truman10 10Truman Harry Spencer 1884-1972. 33. Präsident der USA. das Präsidentenamt, nachdem Roosevelt zwei Wochen vor Deutschlands Kapitulation gestorben war. Wir haben das falsche Ross geschlachtet! Sorry - kommentierte Churchill die neue Situation, als ihm klar wurde, mit Deutschland und Europa ließ er gleich das Britische Weltreich mitzerbomben. Truman ließ sich von Churchill überzeugen und gab die Truman Doktrin heraus, in der er allen Völkern, die von den Sowjets bedroht waren, wirtschaftliche und militärische Hilfe anbot. Damit machten sich die Vereinigten Staaten zum Vormund der abendländischen Welt, für die Staatengemeinschaften, die die liberal demokratische Staatsräson wünschten. Das bedeutete auch Uncle Sams Vormundschaft über das durch Bruderzwist entmachtete und zerrissene Europa mit all seinen Vor- und Nachteilen. Zurzeit aber waren die Europäer froh, wenn sie die Amerikaner und nicht den Russen im Lande haben durften.

In Paris schlossen die Siegermächte im Jahre 1947 Frieden mit Italien, Bulgarien, Ungarn und Finnland. Dabei erhielt jedes besiegte Volk die Regierung, welche es aus der Perspektive der Sieger verdient hatte. Rumänien und Bulgarien wurden endgültig Volksrepubliken. In Ungarn wurden die mutigsten Führer der Oppositionsparteien nach Russland verschleppt oder durch Schauprozesse ausgeschaltet. Ein Jahr später willigten die übrig gebliebenen Oppositionellen in die Volksfrontregierung der Kommunisten mit den Sozialdemokraten ein. In der Tschechoslowakei zettelten die Kommunisten eine Regierungskrise an, anschließend besetzten bewaffnete KP-Mitglieder die Regierungsstellen und bildeten eine kommunistische Regierung.

Tito verweigerte die kompromisslose Unterordnung unter die Moskauer Zentrale, so kam es zum Bruch zwischen Russland und Jugoslawien. Das kommunistische Regime blieb aber bestehen. Endlich bemerkten die Amerikaner die strategische Wichtigkeit Jugoslawiens und hielten Titos Zwitterregime mit Geld und Waffenlieferungen über 40 Jahre lang, bis zum Zusammenbruch des Sowjetreiches am Leben. Mit der Neutralisierung Jugoslawiens endete der Bürgerkrieg in Griechenland, wo dann ein prowestliches System entstand.

In Potsdam beschlossen die Sieger, Deutschland gemeinsam als wirtschaftliche Einheit zu verwalten. In der Sowjetzone wurde allerdings eine Bodenreform durchgeführt. Die Industriebetriebe, die nicht nach Russland verschleppt worden sind, wurden verstaatlicht oder als Reparationsentgelt beschlagnahmt und unter sowjetische Regie genommen. Politisch befahlen die Russen die Einigung der zwei Arbeiterparteien, Kommunisten und Sozialdemokraten zur Einheitspartei. Die Kollaborateure der Einheitspartei übernahmen dann im zivilen- und Wirtschaftsbereich die Verwaltungsaufgaben, denen die Militärverwaltung nicht gewachsen war. Amerikaner und Briten mussten ebenfalls in ihren Besatzungszonen die deutschen Verwaltungen wieder einsetzen. Ihre Zonen legten sie zu Bizonia zusammen. Bald schloss sich zu diesem Bizonia die französische Zone zum Trizonia an. Schließlich konnte die Militärverwaltung über Deutschland nicht bis in alle Ewigkeit aufrechterhalten werden. Die Militärverwaltung wandelte sich zum Alliierten Kontrollrat. Die Wirtschaft erwies sich wieder als Motor der Entwicklung! Im zerstörten Land waren alle Güter knapp und die Militärverwaltung der Sieger musste sich an die Wirtschaftsleute wenden, um das Land wenigstens ernähren zu können.

Im Spätsommer 1946 wurden in allen vier Sektoren Berlins Wahlen durchgeführt, bei denen die Kommunisten trotz aller angewendeten Wahltricks nicht einmal 20% der Stimmen erhielten. Schon hier begann der Streit zwischen den Besatzern, wessen Leute beziehungsweise welche Partei die Stadt regieren darf. Der Streit wurde mit der Polarisation der Welt um die zwei Supermächte herum immer hitziger. Im Frühsommer 1948 zog dann die Berliner Stadtregierung vom sowjetischen Sektor nach Westberlin um. Daraufhin bildeten die Russen eine separate Stadtregierung im Ostsektor. Zur gleichen Zeit wurde wegen der uferlos ausartenden Inflation die Valutareform dringend nötig. Die Valutenfrage führte dann zum endgültigen Bruch zwischen den ehemaligen Verbündeten. Die Westalliierten führten in ihren Zonen und in Berlins Westsektoren eine Valutenreform durch. Zwei Tage später gaben die Sowjets in der Ostzone ebenfalls neues Geld heraus und zogen ihre Vertreter aus dem Alliierten Kontrollrat zurück. Zusätzlich sperrten sie die Straßen und Eisenbahnwege, die durch ihre Zone führten, sowohl für Waren als auch für Personen nach Westberlin.

Die Amerikaner organisierten eine Luftbrücke zu den Westzonen Berlins, wobei sie von Lebensmitteln über Treibstoffe oder Kohle, alles was eine Zweimillionenstadt zum Überleben benötigte, herbeischafften. Eventuell diente diese Kraftprobe dem Frieden. Die Luftbrücke bewies die Ernsthaftigkeit von Trumans Containment11 11Containment – Eindämmung, Eindämmung des sowjetischen Expansionsdrang. Politik und gleichzeitig die Leistungsfähigkeit der US-Armee.

Zuletzt mussten die Angelsachsen feststellen, dass zwischen allen Völkern Europas nur die Deutschen imstande waren, die Rote Armee aufzuhalten. Folglich musste Deutschland so schnell wie möglich in ihr System integriert werden. In Trizonia stellten sie einen Verfassungsrat zusammen, welcher die Verfassung des westlichen Deutschlands ausarbeiten sollte. Die Deutschen ihrerseits entsagten ihrem früheren nationalen Regime und wählten die von der Siegerpresse favorisierten Parteien. In der 1949 gegründeten Bundesrepublik Deutschland bildeten die bürgerlichen Christdemokraten die neue Regierung und die Sozialdemokraten die Opposition. In der sowjetischen Besatzungszone stellten die Sowjets aus der Einheitspartei die Regierung der Deutschen Demokratische Republik. So entstanden zwei deutsche Staaten mit gegeneinander gerichteter Staatsraison. Zufall oder Absicht? Damit wurden Deutschland und Europa endgültig als Gegner und Machtfaktor ausgeschaltet.

Für die westeuropäischen Völker war es sehr genehm, sich unter dem Schutzschild der Amerikaner nur um das eigene Wohl kümmern zu können; dafür nahmen sie gerne die amerikanische Hegemonie in Kauf. Angesichts des ungeheuer mächtig scheinenden Sowjetreiches waren es nun die Angelsachsen, welche die europäischen Staaten zu einem Bündnis drängten. Großbritannien, Frankreich, die Benelux - Staaten und Dänemark gründeten 1948 die West Europa Union. Zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit schloss sich Schweden ebenfalls an. Während der Berlinblockade schlossen sich die Vereinigten Staaten, Kanada, Großbritannien, Frankreich, die Benelux-Staaten, Norwegen, Dänemark, Island, Italien und Portugal im Nord-Atlantischen Verteidigungsbündnis zur NATO zusammen. Stalin, mit der Entschlossenheit der Westalliierten konfrontiert, die nicht gewillt waren Berlin aufzugeben, löste die Berlinblockade auf.

Die vom Sowjetreich besetzten ost- und mitteleuropäischen Länder gründeten auf Moskauer Ukas hin Gegenstücke zu den westlichen Bündnissen. Zuerst den Rat der gegenseitigen Wirtschaftshilfe COMECON zwischen der Sowjetunion, Polen, Rumänien, der Tschechoslowakei, Bulgarien und Ungarn, dem sich später die DDR anschloss. Dann einen Militärpakt, den Warschauer Vertrag.

Im chinesischen Bürgerkrieg, der seit 1927 tobte, siegten die Kommunisten mit russischen Waffen und verdrängten die nationale Regierung auf die südchinesische Insel Taiwan-Formosa. Die Nationalen wurden zwar von der amerikanischen Regierung unterstützt, aber gleichzeitig von der amerikanischen Presse verunglimpft. Zum Niedergang des Kuomintang- Regime trug auch die, in dem zwanzigjährigen Bürgerkrieg schreckliche Ausmaße angenommene Korruption bei. In Peking rief der Mandarinennachkomme Mao Tse-tung am 1. Oktober 1949 die Volksrepublik China aus. Somit wuchs das bolschewistische „Friedenslager“ auf 900 Millionen Sklaven an.

Irland trat am 18. April 1949 aus dem Britisch-Commonwealth aus. Damit erlangte das Land endlich seine volle Unabhängigkeit gegenüber Großbritannien.

Insgesamt ging es den alten Kolonialmächten schlecht. Die Bankiers, die Sieger des Krieges, kolonialisieren durch Finanzanleihen an die Staaten und Staatsregierungen. Für diese Zinskolonisatoren waren die alten Kolonialmächte im Weg. Die Sowjets unterstützten ebenfalls die Entkolonialisierung in der Hoffnung, dass diese neugeborenen Völker bald Zulauf in ihr Lager finden werden. So mussten die Kolonialmächte allmählich ihre Kolonien aufgeben. Am Ende der 40er Jahre erlangten der Irak, der Libanon, Jordanien, Ceylon, Burma und Indien die Unabhängigkeit. Nach der Unabhängigkeit teilte sich der indische Subkontinent zuerst in zwei Staaten: das muslimische Nord- beziehungsweise Ost-Pakistan, das sich bald zu Pakistan und Bangladesch zerstritten hatte und der Bundesstaat der Hindus, das heutige Indien. Um die Zugehörigkeit Kaschmirs brach gleich ein Krieg zwischen Hindus und Moslems aus, der ein Jahr bis zur Erschöpfung beider dauerte. Weil Indien sich weigerte, einen Volksentscheid über nationale Zugehörigkeit zuzulassen, stehen die Gegner seit 1949, einige Scharmützel ausgenommen, im kalten Krieg miteinander.

Aus Palästina zogen die Briten Mitte Mai 1948 ab. Am selben Tag riefen eingewanderte Juden den Staat Israel aus. Mit dem Abzug der Kolonialmacht entflammte ein Krieg zwischen den ansässigen Palästinensern und eingewanderten Juden. Den Palästinensern kamen die arabischen Staaten zur Hilfe, während die Juden rechtzeitig von der jüdischen Diaspora bewaffnet wurden. Trotz der zahlenmäßigen Überlegenheit der Araber siegte die modernste Rüstung der Israelis. Letztere konnten nach einem kurzen Krieg ihr Territorium erweitern und die Palästinenser aus ihrer angestammten Heimat vertreiben. Auf Druck der übrigen Welt schlossen die Feinde zum Jahresende 1949 einen sehr zerbrechlichen Frieden. Bei den anschließenden Friedensverhandlungen ging der Streit vor allem um Jerusalem, die Heilige Stadt dreier großer Religionen; des Islams, des Christentums und des Judentums. Jerusalem wurde vorläufig zwischen Juden und Arabern zweigeteilt.

Nach der Bibel, die Religions- und Geschichtsmythologie der Juden, die gleichzeitig das heilige Buch der Christen und Mohammedaner ist, versuchten jüdische Stämme schon in der Antike an der palästinensischen Küste einen eigenen Staat zu errichten. Dabei stießen sie auf andere Völker, welche schon seit langem hier ansässig waren und ihr Land zäh verteidigten. Andererseits, wie es bei Nomadenstämmen üblich war, mussten sich jüdische Stämme, vermutlich auch gegeneinander behaupten, um Wasser und Weiderechte zu sichern. Josephs Verkauf nach Ägypten war möglicherweise der Schlussakt eines Stammeskrieges, als die Verlierer nach Ägypten verdrängt oder dorthin als Sklaven verkauft worden waren. Möglicherweise verbündete sich Josephs Stamm mit den Hyksos, die zu dieser Zeit das nördliche Ägypten eroberten. Dabei sicherten sich die Israeliten das fruchtbare Weideland Gosen am östlichen Nildelta. Mit der Zeit etablierte sich Josephs Sippe in den höchsten Ämtern und zog andere jüdische Immigranten nach Ägypten. Nach Vertreibung der Hyksos aus Ägypten wurden die Juden zur Fronarbeit verurteilt. Über vierhundert Jahre lebten die Juden in Ägypten, als sie es um 1225 v. Chr. unter Moses Führung Ägypten verließen. Moses war eigentlich der geistige Vater der jüdischen Religion und des Judentums überhaupt. In seinem Gesetzesbuch, der Thora, sind die Grundsätze dieser Religion niedergeschrieben. Die Thesen des Eingottglaubens der Juden und der Glaube, von Jahwe zu seinem Volk auserwählt zu sein. Die These, welche den Juden über Jahrtausende hinweg alle Unbill überwinden half.

Moses musste seinem aus Ägypten ausgewanderten Volk eine Heimat geben. Er erinnerte an beziehungsweise erfand Abrahams Geschichte, laut der ihm und seinen Nachkommen Kanaan, das Land der Verheißung von Jahwe vermacht worden sei und das sei das Uferland der Philister. Seit dieser Zeit vindizieren die Juden Palästina.

Es dauerte noch über 200 Jahre, bis die Juden Herr über die Kanaaniter wurden, die damals Palästina bewohnten und 1004 v. Chr. ein eigenes Königreich errichten konnten. Bald zerfiel dieser Staat zu Israel und Judäa, die nicht nur gegen die Nachbarn, sondern auch gegeneinander Kriege führten. Nach 600 v. Chr. fiel der Babylonierkönig ins Land ein, der bald auch die letzte jüdische Festung, Jerusalem eroberte und anschließend den Tempel zerstören ließ, zuletzt die Vornehmen der Stadt nach Babylon verschleppte. Das hätte er lieber unterlassen sollen! Die Verschleppten unterwanderten sein Reich in einigen Jahren und überspielten es den Persern. Die Perser erließen ein Entlassungsedikt. Somit endete nach etwas über fünfzig Jahren die Babylonische Gefangenschaft. Dennoch kehrten nur wenige Juden in ihre Heimat zurück und die zu Hause Gebliebenen suchten ihr Glück ebenfalls in der Diaspora, in der Levante, in der griechischen Welt, später in Rom. Zuletzt blieb nur eine theokratische Minderheit in Palästina, die von einem Priestersenat regiert wurde und unter persischer, später griechischer Oberhoheit stand. Der Versuch der Syrer, die jüdische Religion zu verbieten, führte zum Aufstand der Makkabäer. Anschließend entstand 142 v. Chr. ein souveräner Judenstaat, welcher 100 Jahre später - während der Parthenkriege unter römische Herrschaft kam. Ein neuer Aufstand gegen die Weltmacht Rom führte zur Zerstörung dieses Reststaates und der Schleifung der Tempelfestung von Jerusalem. Die Existenz eines Judenstaates in Palästina hörte für fast 2.000 Jahre auf.

Einige Jahre vor der Zerstörung des Tempels lebte Jesus Christus, der den Juden und der Welt die Erlösung versprach. Die Juden erwarteten aber einen Messias, der seinem Volk die nationale Herrlichkeit und Triumph über alle ihre Feinde bringen würde. Christi Jünger fingen an, die alte jüdische Religion zu reformieren, doch als sie auch Nichtjuden zu taufen begannen, war ein Bruch unvermeidbar. 600 Jahre später gründete Mohammed eine neue Konfession. Die wichtigsten jüdischen Gebote und Verbote nahm er in den Koran auf, um die Juden zum Islam zu bekehren. Aber die Juden blieben bei ihrer Religion.

In den Ländern, in denen Juden leben, bleiben sie aufgrund der exklusiven Haltung ihrer Religion eine Minderheit von 1-2 Prozent der Bevölkerung. Die Juden waren für die griechisch-römische und später für die euro-amerikanische Zivilisation sozusagen die Hefe der liberalen Entwicklung. Dabei erlangten ihre Führer großen Reichtum und Macht. Ihre politischen Ambitionen lösen logischerweise Widerwille und Ablehnung bei der Landesbevölkerung gegen sie aus.

Nach Niedergang einer Zivilisation kommt es beim Machtwechsel zwangsläufig zu Streit zwischen alten und neuen Mächtigen. Die Intoleranz der neuen Religion gegenüber anderen Konfessionen verdrängt dann für einige Generationen die Juden von der Staatsräson. So erging es den Juden im untergehenden Rom. Die neue christliche Religion verbat ihren Gläubigen Geld auf Zins zu verleihen, um den insolventen Schuldner oder seinen Nachkommen nicht in die Sklaverei zu treiben. Doch bei den Juden machte sie ein Auge zu und ließ ihnen ihr Metier: die Geldgeschäfte. Sie durften während des Mittelalters Geld verleihen und konnten diese Zeit erfolgreich überwinden. Schließlich waren die Mächtigen auch im Mittelalter auf das Geld der Juden angewiesen.

Anfang des 20. Jahrhunderts war das Russische Reich dabei, die Mandschurei und Korea zu okkupieren. Dabei geriet es mit Japan in einen Interessenkonflikt, was schließlich zum russisch – japanischen Krieg führte. Der Sieger Japan annektierte 1910 die Koreanische-Halbinsel. Nach Japans Kapitulation im Zweiten Weltkrieg drangen sowjetische Truppen über die Mandschurei und die gemeinsame sowjetisch-koreanische Grenze bis zum 38. Breitengrad vor und etablierten ihr Regime im Norden. Den südlichen Landesteil besetzten die Amerikaner. Sie ließen Wahlen abhalten, wobei die Koreaner für den pluralen, demokratischen Kurs stimmten. Die Amerikaner waren schon fast aus Korea abgezogen, als im Sommer 1950 nordkoreanische Truppen unerwartet den unvorbereiteten Süden überrannten. Innerhalb einiger Wochen eroberten die Kommunisten fast den ganzen Süden. Südkoreas Regierung blieb gerade noch Zeit, den UNO-Sicherheitsrat anzurufen. Die UNO verurteilte Nordkorea als Aggressor und entsandte Hilfstruppen zu Südkoreas Unterstützung, wobei die Amerikaner die Hauptlast trugen. Die Uno-Truppen landeten nördlich des 38. Breitengrades an der Ost -und Westküste der koreanischen Halbinsel und schnitten fast die ganze nordkoreanische Armee im Süden ab. Die Abgeschnittenen mussten sich ergeben. Im November erreichten die Amerikaner die chinesisch-koreanische Grenze. Bevor das nordkoreanische Regime zusammenbrach, tauchten chinesische „Freiwillige“ auf, welche die Front 400 km nach Süden zurückdrängten. General Mac Arthur, der amerikanische Kommandeur der UNO-Truppen, plante die Verbindungswege der Kommunisten nicht nur in Korea, sondern auch auf chinesischem Gebiet zu bombardieren. Präsident Truman fürchtete, dass daraus ein Weltkrieg entstehen könnte und löste den General ab. Der Krieg ging dann um den 38. Breitengrad herum weiter. Nach Stalins Tod weigerten sich die Sowjets, Maos Armee weiterzurüsten, so herrscht seit dem Herbst 1953 am 38. Breitengrad Waffenstillstand.

Am Anfang des Koreakrieges schlossen die Angelsachsen Frieden mit ihrem ehemaligen Gegner Japan. Die Furcht, in Europa könne ein ähnlicher Konflikt wie in Korea entstehen, beschleunigte die Integrierung Deutschlands in die atlantische Gemeinschaft.

In Amerika lief Trumans Präsidialzeit ab. Obwohl er aus dem Roosevelt-Lager kam, wurde ihm bald klar, was Roosevelts Politik in Europa und in der Welt angerichtet hatte und er versuchte die sowjetische Flut einzudämmen. Vor allem suchte er neue Ratgeber und Mitarbeiter und ließ einen Senator namens McCarthy12 12McCarthy Joseph Raymond 1909-1957. Amerikanischer Senator; scharfer Antikommunist. gewähren, der zahlreiche linke, oder suspekte Zeitgenossen wegen antiamerikanischer Tätigkeit vor Gericht zitierte. McCarthys Hexenjagd kam den Mediokraten nicht gelegen. Schließlich konnten sie jederzeit selbst zwischen seine Mühlsteine kommen. Als McCarthy die Kandidatur für das Präsidentenamt anstrebte, stellte sich ihm Eisenhower als Gegenkandidat entgegen. Dank der Massenmedien gewann Eisenhower die Wahlen und trat sein Amt im Januar 1953 an.

Stalin starb im März 1953. Während des Machtkampfes um die Nachfolger trat zwangsläufig Beruhigung in Moskaus Innen- und Außenpolitik ein.

Nach dem Krieg, als der deutsche Soldat seine Uniform auszog, wurde er wieder zum versierten Eisendreher, Industriekaufmann oder Bautechniker. Das freie Wirtschaftssystem der Angelsachsen war genau das richtige für das immer noch dynamische deutsche Volk, um ihr zerstörtes Land wieder aufzurichten. Sobald die Sieger den Morgenthauplan13 13Henry M. Morgenthau 1891-1967. Bankier; Finanzminister der Roosevelt-Administration. Nach seinem Plan sollte Deutschland zum großen Teil zwischen den Nachbarstaaten aufgeteilt werden, und die übrigbleibenden Reststaat zum Agrarstaat degradieren. aufgaben, begann in den Westzonen ein Wirtschaftsboom, der bald zum Wirtschaftswunder wurde und die Landesproduktionen von Großbritannien und Frankreich überflügelte.

In der Sowjetzone wurden Staat und Wirtschaft auf das dirigistische Sowjetsystem umgestellt. Die Kriegsschäden wurden auch hier langsam beseitigt, aber für angenehme Kleinigkeiten, die das Leben lebenswert machen, war diese Planwirtschaft nicht geeignet. Der Vorsprung der freien Marktwirtschaft der Westzonen schürte die Unzufriedenheit noch zusätzlich gegen die politische Diktatur in der Sowjetzone.

Der Wettbewerb um die Gunst der Verbraucher fehlte in der Sowjetwirtschaft, so erfanden Parteiideologen den sozialistischen Arbeitswettbewerb. Bei diesem Arbeitswettbewerb musste die Betriebsobrigkeit jeden einzelnen Arbeitnehmer auffordern, auf Stalins Geburtstag oder zu Ehren des 1. Mai freiwillig seine Arbeitsleistung um einigen Prozentsatz zu steigern. Am 7. November, dem Jahrestag der großen Sozialistischen Revolution, gab es erneute Forderungen. In regelmäßigen Zeitabständen wurde dann die Norm, das Leistungspensum dem neu erreichten angepasst. Aus 112 Prozent wurden 100Prozent, was zu Lohneinbußen der Werktätigen und schließlich zum Qualitätsverlust der Produkte führte. Von diesem eifrigen Arbeitswettbewerb blieben nicht einmal die Geheimdienstleute verschont. Die Genossen gelobten, 8 Produzent mehr Feinde des Sozialismus hinter Gitter zu bringen, als sie es bis jetzt getan hatten!

Im Sommer 1953 wurde die Norm einer Berliner Baubrigade wieder einmal angehoben. Die Maurer beschlossen, bei der höchsten Stelle dagegen Protest einzulegen und marschierten Richtung Parteizentrale. Unterwegs schlossen sich den Protestierenden immer mehr Bürger an. Vor der Parteizentrale waren schon Zehntausende. Hier forderten sie nicht bloß soziale- und Wirtschaftsreformen, sondern vor allem freie Wahlen, den Rücktritt der Kommunistenregierung und die Vereinigung mit Westdeutschland. Der Aufstand griff auf die gesamte Ostzone über. Das sich erhebende Volk vertrieb die Parteibonzen aus ihren Ämtern. Die kasernierte Volkspolizei blieb zum Großteil passiv. So mussten die Sowjetpanzer den Aufstand niederschlagen. Die Westalliierten hielten sich an die Abmachungen von Jalta und ließen den Sowjets freie Hand in ihrer Zone. So blieben die Kommunisten Sieger. Der britische Vorschlag, freie Wahlen in allen Besatzungszonen abzuhalten und anschließend eine gesamtdeutsche Regierung zu bilden, war eher ein Hohn. Sie waren sich der russischen Ablehnung sicher. Schließlich sträubte sich London gegen ein wiedererstehendes Deutschland noch mehr als Moskau. Um die Gemüter zu beruhigen, erließen die Russen der DDR die weiteren Reparationszahlungen.

Am Kriegsende wurde Istrien von Jugoslawien und Triest mit seinem Hinterland von den Angelsachsen besetzt. Das von kroatischer, slowenischer und italienischer Bevölkerung bewohnte Istrien war seinerzeit von der Entente an Italien für seinen Seitenwechsel im Ersten Weltkrieg zugesprochen worden. Im Zweiten Weltkrieg stand Italien für den Sieger auf der falschen Seite, Jugoslawien dagegen auf der richtigen. Zehn Jahre nach Kriegsende verlangte Tito neben Istrien auch die Stadt Triest. Um Druck auszuüben, ließ er seine Truppen an der Grenze aufmarschieren; was Italien veranlasste, dies ebenfalls zu tun. Nach einigem diplomatischen Tauziehen wurden die zwei Kontrahenten einig. Triest fiel Italien zu und im Hinterland wurden einige slowenische Dörfer und Teile von der Stadt Gorizia- Gorice Jugoslawien zugeschlagen.

Nach dem Krieg nahm Frankreich seine Indochinakolonien wieder in Besitz. Im Nordosten Indochinas, an der Grenze zu China, riefen die Kommunisten die Freie Republik Vietnam aus und entfachten gegen die Franzosen einen Guerillakrieg. In Frankreich blockierten linke Gewerkschaften häufig den Truppennachschub und französische Kommunisten agitierten zugunsten ihrer vietnamesischen Genossen. Im Sommer 1954 waren die Partisanen stark genug und eroberten den um Dien Bien Phu errichteten Hauptstützpunkt der französischen Kolonialstreitkräfte, woraufhin Frankreich ganz Indochina in die Unabhängigkeit entließ. Nach Frankreichs Rückzug entstanden zwei vietnamesische Staaten. Das von den Kommunisten beherrschte Nordvietnam und durch ein plurales Staatssystem regierte Südvietnam. Anschließend setzten Nordvietnams Führer alles daran, neben dem Süden auch die Nachbarländer, das ebenfalls unabhängig gewordene Laos und Kambodscha unter ihre Herrschaft zu zwingen. Ho Chi Minh führte dann ihren Guerillakrieg gegen die Nachbarstaaten weiter.

Die französischen Afrikakolonien Tunesien und Marokko erlangten ebenfalls im gleichen Jahr ihre innere Autonomie und zwei Jahre später die Unabhängigkeit. In Algerien lebten über eine Million Franzosen, die sich gegen die Entkolonialisierung stellten. Die Folge war ein langjähriger Unabhängigkeitskrieg der Algerier.

Auf Betreiben Indiens, Ägyptens und Jugoslawiens hielten in der indonesischen Stadt Brandung 23 asiatische und 6 afrikanische Staaten eine Konferenz der blockfreien Staaten ab. Ihr Gewicht in der Welt war zu gering, um eine dritte Kraft zwischen die zwei Supermächte zu etablieren. So mussten sie sich mit der Forderung nach beschleunigter Entkolonialisierung begnügen. Andererseits liefen sie offene Türen ein, die Kolonialmächte waren ja bereit, ihre Kolonien zu entlassen.

Die Welt leidet immer noch an dieser beschleunigten Entkolonialisierung. Die Kolonialgrenzen zerschnitten oft Stammesgebiete zu zwei Kolonien; andere schlossen Völker, die sich seit je her bekämpften, in der gleichen Staatsgemeinschaft zusammen. Seit dem letzten Weltkrieg ist das Wort national zum Schimpfwort geworden, von den kosmopolitischen Kriegsgewinnern als Nazi und von den Kommunisten als Faschist verunglimpft. Folglich wagte niemand, die Kolonien vor der Entlassung in Nationalstaaten zergliedern. Die schwarzafrikanischen Staatsmänner beharrten ebenfalls auf die alten kolonialen Grenzziehungen. Sie sind nicht bereit, ein Stück ihres Staatsgebietes abzugeben oder zu tauschen, obwohl dadurch viele zukünftige Konflikte vermieden werden könnten.

 

Im Jahre 1954 hielt die internationale Hintergrundmacht, oder ihrer Abgesandten ihre erste öffentlich gewordene Sitzung im Hotel Bilderberg in den Niederlanden ab. Seitdem heißt diese Gesellschaft, welche die Welt regiert Bilderberg Gruppe, die jährlich zusammentrifft und Direktiven an den Eingeladenen vergibt wie die Weltwirtschaft und Politik zu lenken ist.

Die Moskowiter einigten sich nach Stalins Tod auf kollektive Führung in einer Troika, wobei Chruschtschow als Parteisekretär die Führung erhielt. Sie propagierten die friedliche Koexistenz zweier Weltsysteme als Novum in der alten leninschen Taktik: einen Schritt zurück, zwei vorwärts. Sie lebten in dem Irrglauben, dass ihr System die liberal kapitalistische Konkurrenz bald überholen werde.

Zum Jahresanfang 1955 erklärte Russland den Kriegszustand mit Deutschland als beendet und schloss offiziell Frieden mit beiden deutschen Staaten. Sie luden Bundeskanzler Adenauer nach Moskau ein und vereinbarten die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Sowjetunion und der Bundesrepublik Deutschland. Als Geste der Annäherung entließen die Russen 10.000 Kriegsgefangene und 20.000 verschleppte Zivilpersonen.

Anscheinend waren die Sowjets bereit, zwischen ihrem und dem Machtbereich der Angelsachsen ein neutrales Deutschland als Pufferstaat zu akzeptieren.14 14Ein neutrales Deutschland hätte sich hüten müssen, sich allzu wehrhaft zu benehmen. Ein schlecht gerüstetes Deutschland hätten die Sowjets in kurzer Zeit überrennen können. Anderseits fürchteten die Angelsachsen den deutschen Konkurrenten mehr, als es die Russen taten. Zuallererst gaben die Sowjets ihr Besatzungsrecht in Österreich auf. Die Westalliierten waren ebenfalls einverstanden, umso mehr, da in Österreich die gleiche liberale Staatsräson regierte, für die sie selbst eintraten. In einem Staatsvertrag bekundete Österreich den Willen zur Neutralität und die vier Siegermächte verzichteten auf ihr weiteres Besatzungsrecht. Im Laufe des Sommers 1955 zogen die Besatzer ab. Seit dieser Neutralitätsverpflichtung entwickelte sich Österreich zu einem souveränen Staat mit florierender Wirtschaft, der auch allein lebensfähig ist und die Mehrheit seiner Bürger akzeptiert seinen heutigen Status. Wie lange aber der Staat Österreich eine neutrale Politik betreiben kann, wird die Geschichte erweisen. Inzwischen ist bekannt worden: In Falle eines Konflikts zwischen Amerika und der Sowjetunion wählte die Rote Armee die Route Wien, Linz Salzburg ins südliche Deutschland. Und im Süden Via Graz, Kärnten nach Nord-Italien.

Die Westmächte mussten in Deutschland nachziehen und im Deutschlandvertrag vom Februar 1955, der Bundesrepublik Deutschland die staatliche Souveränität zugestehen. Das Besatzungsrecht der Westalliierten blieb aber bestehen und sie behielten das Recht, im Notfall die Regierungsgewalt zu übernehmen. Ein Friedensvertrag kam nicht einmal zur Sprache.15 15Hier entstand zwischen Siegern und Besiegten eine seltsame Partnerschaft, die bis heute anhält: Zwei Verbündete, die keinen Frieden schlossen, obwohl sie seit Jahrzehnten Verbündete, Partner und während des kalten Krieges aufeinander angewiesen waren!

Die Furcht vor Sowjetrussland blieb trotzdem und die Westdeutschen ließen sich gerne in die Nato integrieren, auch wenn sich westeuropäische Staaten anfangs gegen die Wiederbewaffnung der Deutschen sträubten. Zur gleichen Zeit gründete die Sowjetunion den Warschauer Vertrag mit Albanien, Bulgarien, der DDR, Polen, Rumänien, der Tschechoslowakei und Ungarn. In Westdeutschland wurde die Bundeswehr aufgestellt und in der Sowjetzone die kasernierte Volkspolizei zur Nationalen Volksarmee umfunktioniert und die allgemeine Wehrpflicht in beiden deutschen Staaten eingeführt.

Auf dem 20. Parteikongress der KPdSU verurteilte die neue Führung Stalins Terrorherrschaft und Personenkult. Chruschtschow selbst bezifferte die Zahl der Opfer, die in Arbeitslager gesteckt wurden oder dort umgekommen sind, auf 60 Millionen. All dies hinderte die neue Führung nicht, die in den Arbeitslagern ausgebrochenen Aufstände blutig niederzuschlagen. Dennoch begannen sie mit der Rehabilitation der Opfer und mit der sukzessiven Auflösung der Lager.

Chruschtschow reiste nach Washington und Peking, um den Konkurrenten seine Ansichten von friedlicher Koexistenz zweier Weltsysteme zu vermitteln, in der Annahme, dass der Kommunismus die Freie Marktwirtschaft in friedlichem Wettkampf bald überflügeln werde. Chruschtschow erklärte seine Sophistik an Eisenhower wie folgt: Wenn wir die Bürger irgendwohin verfrachten wollen, laden wir 50 Personen in einen Autobus. Bei ihnen dagegen reist jeder allein mit dem eigenen Auto. Bei dieser Verschwendung muss ihr Staat bald zugrunde gehen! Eisenhower, der vom Mechanismus der Wirtschaft gerade so viel wusste wie sein Gesprächspartner, glaubte sogar an Chruschtschows Fehlschlüsse.

In Moskau wurden die Stalinisten verdrängt. In den mittel- und osteuropäischen Satellitenstaaten herrschten aber weiterhin Stalins beste Jünger. Schon in der Parteihierarchie gab es eine Opposition gegen die Stalinisten und das Volk hoffte, mit Stalins Tod sei die Zeit für das ganze System abgelaufen.

Im Sommer 1956 kam es zum Streik und Aufstand in der westpolnischen Stadt Posnan-Posen. Die Stalinisten konnten diesen Aufstand mit dem Staatssicherheitsorgan niederschlagen lassen. Sie mussten aber in den folgenden Wochen zugunsten der Reformkommunisten ihre Posten räumen. Letztere unterschieden sich von den Stalinisten nur dadurch, dass sie sich weniger kompromittierten oder in den internen Machtkämpfen bis jetzt den Kürzeren zogen.

Die Reformisten der ungarischen KP, die eigentlich die gleichen Kollaborateure des aufgezwungenen fremden Regimes waren wie die Stalinisten, planten eine Solidaritätskundgebung mit Polens Reformbewegung. Damit hofften sie, ihre Position gegenüber den Stalinisten zu stärken. Sie wollten nicht die Unabhängigkeit von Moskau oder demokratische Reformen, sondern nur die Macht für sich. Höchstens das Regime etwas lockerer gestalten als bisher. Das Volk lehnte aber den Kommunismus, gleich welcher Prägung ab! Die Studenten der Uni in Szeged-Szegedin fassten ihre Forderungen gegenüber der Parteileitung in 10 Punkten zusammen und ihre Kommilitonen an der Technischen Universität in Budapest ergänzten die Forderungen auf 16 Punkte und forderten: Demokratische Reformen! Freie Wahlen! Mehrparteiensystem! Die Sowjetarmee soll aus Ungarn abziehen! Am 23. Oktober 1956 demonstrierten Hunderttausende auf den Straßen von Budapest. Sie sangen die Nationalhymne und riefen revolutionäre Losungen. Vor allem: Ruszkik haza!16 16Ruszkik haza! - Russen nach Hause! Zu später Stunde versammelte sich eine große Menge vor dem Radiostudio, um ihre Forderungen über das Radio zu verkünden. Die Sicherheitsorgane, die das Gebäude bewachten, fühlten sich bedrängt und eröffneten das Feuer auf die Demonstranten. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht durch die Stadt: die Staatssicherheit schießt auf das Volk. Daraufhin stellten die Arbeiter in der Waffenfabrik die Laufbänder ab, luden die gerade hergestellten Gewehre auf Lastwagen und verteilten sie an die Demonstranten. So nahm der Aufstand seinen Lauf. Die Polizei und das aufgebotene Militär liefen noch in der ersten Nacht zu den Aufständischen über. Der Aufstand wurde bald schon in der ganzen Hauptstadt ausgefochten und beschränkte über Nacht die Macht des kommunistischen Regimes samt seinen Institutionen und Sicherheitspolizei auf das Parlamentsgebäude und der Parteizentrale! In den frühen Morgenstunden des nächsten Tages erschienen die ersten Sowjetpanzer und besetzten die strategisch wichtigsten Punkte der Hauptstadt. Damit wurde der Aufstand zum Freiheitskampf gegen Sowjetrussland und seine Lakaien!

Mikojan,17 17Mikojan Anastas Iwanowitsch 1895-1978. Sowjetischer Politiker, armenischer Abstammung. Bekleidete verschiedene hohe Positionen im Sowjetreich. der stellvertretende sowjetische Ministerpräsident und Parteiideologe Suslow18 18Suslow Michail Andrejewitsch 1902-1982. Sowjetischer Politiker und Chefideologe. flogen persönlich nach Budapest, um den richtigen Mann zu finden, der den Aufstand für die Sowjets auf einen günstigen Kurs bringen könnte. Sie bestätigten Imre Nagy,19 19Nagy Imre 1898-1957. Ungarischer Politiker. Russlandemigrant. Bekleidete hohe Staatsämter in der Nachkriegszeit, bis er als Abweichler aus der KP ausgeschlossen wurde. Während des Aufstandes wieder Ministerpräsident. In seiner kurzen Amtszeit identifizierte er sich mit den Zielen des Aufstandes, was er später in dem gegen ihn geführten Gerichtsprozess wiederholt bestätigte. Er war der sechste in der Reihe Ungarns Ministerpräsidenten, die von Kollaborateuren fremder Mächte hingerichtet wurden. den Doyen der Reformkommunisten als Ministerpräsidenten. Nagy stellte die Bedingung, dass die Sowjettruppen die Hauptstadt sofort verlassen müssen. Mit dem Rückzug der Russen auf ihre Stützpunkte war Ungarn nach fünf Tagen zähen Kampfes wieder frei.

Während der fünf Tage des Freiheitskampfes formierten sich allerorts im Lande Arbeiter- und Soldatenräte, welche die Exekutive übernahmen. Es waren antikommunistische und demokratische Körperschaften. Hatte sich Nagy selbst zum Antikommunisten verwandelt? Seine angenommene oder aufgezwungene Rolle in den ersten Tagen des Aufstandes ist konfus und umstritten. Doch, nach dem Auszug der Russen löste er als erste Amtshandlung den verhassten Staatssicherheitsdienst auf. Seine neue Regierung bildete er aus bekannten Politikern der Nachkriegsparteien. An der Spitze der neuen Regierung kündigte er den Warschauer Vertrag.

Großbritannien und Frankreich nutzten die politische Lage und besetzten den Suezkanal, den Ägypten kurz zuvor verstaatlicht hatte.20 20Der Suezkanal wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von einem internationalen Konsortium hauptsächlich aus britisch-französischen Geldern erbaut. Mit der Verstaatlichung des Suezkanals erlangte Ägypten eine bescheidene Einnahmequelle. Das heutige Ägypten ist ein armes Land, da es keine Ölquellen besitzt wie viele andere arabische Staaten, bei welchen die Einnahmen aus dem Ölverkauf für eine positive Handelsbilanz sorgen. Israel drang von Osten her gegen den Kanal vor. Amerika stand kurz vor den Wahlen und Eisenhower wollte noch einmal Präsident werden. Diese unvorhergesehenen Konflikte passten ihm gar nicht in den Kram, da die Amerikaner traditionsgemäß keinen Präsidenten wählen, der ihr Land in einen Krieg führe. Eisenhower schnauzte zuerst Eden, der inzwischen zum britischen Premier avanciert war, so böse an, dass Eden nach dem Telefonat einen Heulkrampf bekam. An Tito, der ebenfalls einen Aufstand gegen sein Regime in Jugoslawien fürchtete, telegrafierte Eisenhower: „Die Regierung der Vereinigten Staaten findet keinen Gefallen an Regierungen, die Grenznachbar der Sowjetunion sind und sich der Sowjetunion gegenüber unfreundlich verhalten.“ Chruschtschow und Malenkow21 21Malenkow Georgi Maksimilanowitsch 1902-1988. Stalins persönlicher Sekretär und engster Mitarbeiter. Nach Stalins Tod Ministerpräsident der SU, bis er 1957 von Chruschtschow abgesetzt wurde. flogen noch in der gleichen Nacht zu Tito, um sich von Eisenhowers Telegramm zu überzeugen. Gleichzeitig holten sie Titos Einverständnis zur Niederschlagung des ungarischen Aufstandes ein. Tito gab nicht nur sein Einverständnis, er drängte sogar die Sowjets zu baldigem Vorgehen gegen die Ungarn.

Dann rollten die Sowjetpanzer gegen die ungarischen Städte und schlugen den Aufstand nieder. Imre Nagy appellierte über den Ether: Seit den Morgenstunden greifen sowjetische Verbände unsere Hauptstadt an, mit der offenbaren Absicht, die legitime, demokratische ungarische Regierung zu stürzen. Unsere Truppen stehen im Kampf, die Regierung ist auf ihrem Posten. Dies will ich der Landesbevölkerung und der Weltöffentlichkeit mitteilen.

Die westliche Presse schrie einige Tage lang Schande und Mordio und Washington überließ Ungarn abermals den Russen.

Auf Beschluss der Vereinten Nationen mussten die Okkupanten die Suezkanalzone verlassen und der Kanal wurde unter Aufsicht der Vereinten Nationen gestellt, aber in ägyptischem Besitz belassen. Auf den gleichen Beschluss hin räumte Israel den Sinai, bekam dafür freie Durchfahrt durch den Golf von Akaba Richtung Rotes Meer.

Die von den Sowjets in Ungarn eingesetzte Marionettenregierung ließ die Führer und mehrere Hundert Teilnehmer des Freiheitskampfes hinrichten.

In Rom gründeten Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande 1957 die EWG, den Vorläufer der heutigen Europäischen Union.

Sonst verlief das Jahr 1957 ohne große Ereignisse.

Erst der 5. Oktober 1957 jagte allen Antikommunisten einen Schrecken ein. Die Sowjets schossen einen künstlichen Satelliten in die Erdumlaufbahn. Sie gaben seine Funkfrequenz an und jeder Radioamateur konnte das Piepsen des Sputniks22 hören. 22Sputnik - Wandergefährte, so hieß der erste künstliche Erdtrabant. Vier Monate später folgte der erste amerikanische Satellit. Aber die Amerikaner blieben in der Raketentechnik einige Jahre lang auf dem zweiten Rang. Das verleitete die Welt zu dem Fehlschluss, die Sowjets seien in der Technik den Amerikanern ebenbürtig, gar überlegen.

Diese Fehleinschätzung der Sowjetunion führte zum Machtzuwachs des kommunistischen Blocks. Einige souverän gewordene ehemalige Kolonien liebäugelten mit der kommunistischen Ideologie. Vor der Südküste der Vereinigten Staaten in Kuba, kam der Rechtsanwalt Fidel Castro23 23Castro Fidel 1927-2018 kubanischer Revolutionär, nach dem Sieg der Revolution oberste Mann Kubas. nach einer der üblichen lateinamerikanischen Revolutionen am ersten Tag des Jahres 1959 an die Macht. Vermutlich half ihn die CIA an die Macht. Sonst hatte die Reguläre kubanische Armee vor seinen mit Flinten bewaffneten Partisanen, die höchstens in Bataillonsstärke in Havanna einmarschierten, nicht kapituliert. Er begann die Zuckerrohrplantagen der amerikanischen Zuckerfabriken an die Bauern zu verteilen. Umgehend legte die amerikanische Regierung gegen Cuba Handelsbeschränkungen auf. Darauf schloss sich Castro, mangels besseren Verbündeten, dem kommunistischen Lager an.

Einige Stämme des belgischen Kongo, der 1960 unabhängig wurde, tendierten Richtung Moskau, aber die Führer der an Rohstoffen reicheren Provinz Katanga zwangen das europagroße Kongo in die westliche Hemisphäre.

In Indonesien konnte die linke Regierung, welche im Begriff war, auf den chinesischen Kurs umzuschwenken, in letzter Minute durch einen Putsch abgesetzt werden.

Im 13. Jahrhundert wurde China zusammen mit Tibet von Mongolen erobert. Nach der Vertreibung der Mongolen aus China, blieb Tibet unter chinesischem Einfluss. Anfang des 20. Jahrhunderts konnte sich das riesige, aber dünn besiedelte Land für 40 Jahre von China lösen. Nachdem die Kommunisten China erobert hatten, besetzten sie 1951 Tibet. Die knapp zwei Millionen Tibeter begannen 1959 mit einem Aufstand gegen die chinesischen Besatzer. Sie waren aber hoffnungslos unterlegen. Nach der Niederwerfung des Aufstandes verließen Zehntausende Tibeter ihr Land. Zuletzt auch ihr geistiges und weltliches Oberhaupt, der Dalai Lama.24 24Dalai Lama, sein bürgerlicher Name: Tenzin Gyatso 1935 - Titel des Tibetischen Priesterfürsten. 40 Jahre später, demonstrierten die Tibeter in Lhassa abermals für ihre Freiheit. Jetzt ohne Waffen, aber die Chinesen schossen scharf, es gab zahlreiche Tote. Das Kriegsrecht wurde verhängt, doch der tibetanische Ruf nach Freiheit blieb weiterhin hörbar.

Zum Glück war im Ostblock ebenfalls nicht alles zum Besten bestellt. Die Entstalinisierung in Russland führte zur ersten ideologischen Auseinandersetzung mit China. Die chinesischen Kommunisten konnten doch ihre Macht dem Stalin verdankten. Chruschtschow besuchte Mao in Peking, um einen Konsens mit ihm zu finden. Mao hielt aber wenig von der friedlichen Koexistenz und forderte die Russen zu einem gemeinsamen Krieg gegen den Kapitalismus auf. Er nannte die Zahl der chinesischen Divisionen, die zusammen mit den sowjetischen auf das mehrfache der westlichen Streitkräfte kamen. Chruschtschow konnte wohl zwischen der Feuerkraft chinesischer und amerikanischer Divisionen unterscheiden. Er hatte noch in Erinnerung wie seinerzeit einige deutsche Divisionen in der Ukraine ganze sowjetische Armeen aufgerieben hatten. Selbstverständlich hüteten sich die Russen davor, ihr Atomgeheimnis an Mao weiterzugeben. So blieb ein Krieg zwischen den zwei Weltansichten wie auch das Bündnis im „Friedenslager“ aus.

Außer den ideologischen Differenzen erhob China Anspruch auf sibirisches Gebiet, welches ihm das Zarenreich in der Mitte des 19. Jahrhunderts in den so genannten Ungleichen Verträgen abgenommen hatte. Daraufhin stellten die Russen alle Hilfeleistungen ein und zogen ihre technischen Berater ab. Im Herbst 1964 zündete China seine erste Atombombe. Spätestens jetzt musste Moskau einsehen, dass es seinen Führungsanspruch gegen China nicht durchsetzen könne.25 25.Auch wenn China in der technischen Entwicklung hinter Russland stand, gab es schon beim Sieg der Kommunisten im Jahre 1948 eine halbe Milliarde Chinesen. Zurzeit über eine Milliarde. Mit einem Land, das fünfmal mehr Einwohner hatte, wie das Sowjetreich, konnte Moskau nicht einfach so umspringen wie zum Beispiel mit sieben Millionen Bulgaren. Ab Anfang Mai 1969 kam es zu Zusammenstößen am Grenzfluss Ussuri, wo beide Anrainer den Verlauf ihrer Staatsgrenzen anders auslegten. Die Russen gingen mit ihrem modernsten Kriegsgerät auf die Chinesen los, doch für einen Entscheidungskrieg war die Zeit auf beiden Seiten ungünstig. Die zwei mächtigen kommunistischen Mächte standen sich nun aber endgültig als Konkurrenten gegenüber.

Mao hatte nun Großes vor: Die Industrieproduktion des Westens einholen und überflügeln. Der große Sprung nach vorne war der Plan. Eine groß angelegte Kampagne begann, um zuerst die Roheisenproduktion von Großbritannien zu erreichen. Jeder Chinese musste ein pfeifenartiges Loch in einen Erdhang graben, diesen urzeitigen Schmelzofen mit Brennholz, Kohle darüber mit Alteisen füllen und seinen frischgebackenen Eisenklumpen der Partei beziehungsweise dem Staat abliefern. Als dieses großartige Unternehmen lief, wurden um die hundert Millionen Bauern von den Feldarbeiten zu den Schmelzöfen dirigiert, um alle greifbaren Eisenwaren, auch wenn sie viel wertvoller waren als das Ergebnis, einzuschmelzen. Kein Wunder, dass der große Sprung in den drei bitteren Jahren von 1959 bis 1962 platschte, als das Land von einer großen Hungersnot heimgesucht wurde, bei der mehrere Millionen Bauern verhungerten. Von den Bauern wurde nämlich alles Essbare requiriert, um die Städte zu versorgen bevor dort Rebellionen ausbrachen. Auf dem nächsten Parteikongress warf der Kriegsminister dem Genossen Vorsitzenden Fehlplanung vor. Aber Mao konnte sich mit Hilfe des Ministerpräsidenten durchsetzen und sich dem Kriegsminister, samt seiner Clique, entledigen.

Jetzt hieß es auf zwei Beinen gehen. Die Landwirtschaft ebenso fördern wie die Schwerindustrie. Nur das Überholmanöver gegen den Kapitalismus klappte immer noch nicht so. Eher Maos Stellung wurde wackeliger, er musste sogar das Amt des Staatspräsidenten abgeben, blieb aber der oberste Parteivorsitzende. Schleunigst ließ er eine Kurzfassung seiner politischen Thesen herausgeben, in denen er innenpolitisch die permanente Revolution anpries. Er organisierte die Roten Garden und rief Chinas Jugend zur Kulturrevolution auf: Zerschlagt die vier Rückständigkeiten: Ideale, Kultur, Überlieferungen, Sitten, den Examenzwang in den Schulen, was den Schüler und Studenten als Feind betrachtet. Junge Rotgardisten stellten dann Maos Kritiker, und ihren eigenen Lehrer oder Uniprofessoren buchstäblich an den Pranger. Anschließend wurden diese reaktionären Elemente in die Landwirtschaftskommunen verfrachtet, um dort die körperliche Arbeit kennen und schätzen zu lernen. Nebenbei zerstörten die Rotgardisten Jahrhunderte alte Kulturdenkmäler als dekadente Überbleibsel der reaktionären Zeit. Nach dieser Kampagne blieb der Große Vorsitzende und Steuermann auf seinem Posten, doch die Wirtschaft und der Unterricht an den Hochschulen stagnierten. Die Schäden dieser, über sechs Jahren anhaltenden Eskapaden, waren für China unermesslich.

Frankreich entließ alle seine Afrikakolonien, bis auf Algerien in die Unabhängigkeit. Die über eine Million französischen Kolonisten, die hier lebten, fürchteten in einem souveränen Algerien um ihre ökonomische oder auch individuelle Existenz und forderten Schutz von ihrem Mutterland. Damit begann ein blutiger Unabhängigkeitskrieg der Algerier. Die nötige finanzielle Unterstützung fanden die Algerier bei den plötzlich reich gewordenen arabischen Ölstaaten und politische Unterstützung bei beiden Supermächten. Sogar die Meinungsindustrie stand auf der Seite der Algerier, obwohl sie einen nationalen, eher antiliberalen Kampf fochten.

Als letzte Hoffnung konnte die Lobby der Algerienfranzosen den Weltkriegsgeneral De Gaulle zum Ministerpräsidenten Frankreichs küren. Die Mächtigen der Welt wie auch die Weltmeinung standen aber auf Seite der Algerier. Gegen die ganze Welt war auch der General machtlos und musste gegen seine ehemaligen Anhänger vorgehen, wenn er Frankreich nicht ins Chaos stürzen wollte. In Frankreich drohte der Bürgerkrieg, in dem der überwiegende Teil der Franzosen an De Gaulles Seite stand. Auf der Gegenseite standen die Algerienkolonisten und die zu ihrem Schutz abkommandierten Armeeteile, die ihren Landsleuten in Algerien Schutz schworen. De Gaulle ließ in Frankreich und Algerien das Volk entscheiden; wobei die Mehrheit in beiden Ländern für die Trennung stimmte. Im März 1962 wurde Algerien unabhängig. Die französischen Kolonisten mussten fast ausnahmslos nach Frankreich flüchten.

De Gaulle blieb noch einige Jahre lang an der Macht. Er gründete durch einen Volksentscheid die V. Republik und wurde Staatspräsident. Er leitete die Versöhnung seines Landes mit Deutschland ein,25 25Erst jetzt, als beide Staaten gemerkt haben, dass sie in der Weltpolitik nichts mehr ausrichten können, kam die Versöhnung. Wenn sie es vor fünfzig Jahren getan hätten, wäre Europa vieles erspart geblieben! was schlechthin das Fundament und der Garant des europäischen Friedens sei. Er betrieb, so weit er konnte, eine von den Vereinigten Staaten unabhängige Politik. Dazu gehörten: die Entwicklung einer eigenen Atomstreitmacht und das Hinauskomplimentieren der amerikanischen Armee aus Frankreich. Er holte die französischen Goldreserven, die während des Krieges nach Amerika hinübergerettet worden waren, zurück, und verlangte die Umstellung der Ausgleichszahlungen im Welthandel von US -dollar wieder auf Goldparität. Auf seine letztere Äußerung hin fingen die Medien an, ihn zu kritisieren, bis er von seinem Posten zurücktrat. Wenn De Gaulle seinen Vorschlag: die Rückkehr zur Goldwährung hätte durchsetzen können, wäre es den Besitzern der FED kaum möglich geworden, mit Dollarmilliarden und ohne Deckung das Weltvermögen zusammenzuraffen.

Die ehemaligen europäischen Großmächte wurden stetig bedeutungsloser. Ihre Kolonien mussten sie bis Anfang der 60er Jahre fast alle aufgeben. Die angeblichen Sieger der Weltkriege, Großbritannien und Frankreich wurden ebenso zum Spielball der zwei Supermächte wie Deutschland; auch wenn hier aus dem Wirtschaftswunder der deutsche Wirtschaftsriese entstand. Bonn musste ebenfalls brav Washingtons Anweisungen folgen, wenn es die relative Freiheit, welche das Land genoss, erhalten wollte.

In Amerika übernahm der 43-jährige Kennedy26 26Kennedy John Fitzgerald 1917-1963. - 35. Präsident der USA die Präsidentschaft. Er stammte von irisch-katholischen Einwanderern ab, die es in Amerika zu sehr großem Reichtum gebracht hatten. Sein Clan gehört zu den 300-400 Familien, die heute die Welt regieren. Seine Wahl zum Präsidenten finanzierte Vater Joe Kennedy. Folglich schuldete er den anderen Repräsentanten der geheimen Weltregierung keinen Cent und somit musste er von diesen auch keine Order annehmen.

Die Sowjets respektierten schon ihren Weltkriegsverbündeten Eisenhower wenig; dem jungen Mann Kennedy wollten sie „das Fürchten lehren“ wie sich Chruschtschow ausdrückte. Auf Kuba installierten die Russen Mittelstreckenraketen, mit denen sie jede amerikanische Stadt mit Atomwaffen hätten beschießen können.

Kubaemigranten, die einen Aufstand gegen Castro planten, wurden von den Amerikanern ermuntert, den Kampf gegen Castro anzutreten. Sie erhielten ausrangierte Armeebomber und Landungsboote, damit sie von Florida nach Kuba übersetzen konnten. Die Amerikaner vergaßen aber, schwere Waffen oder Panzerabwehr mitzugeben, obwohl sie wussten, dass die Russen auch Tanks an Castro lieferten. Um den Nachschub kümmerte sich niemand. Die Planer begnügten sich mit der Strategie der üblichen Bananenrevolutionen. Eine Schar bewaffneter Revoluzzer zieht gegen die Hauptstadt. Auf dem Weg dorthin schließen sich ihnen Tausende Unzufriedene an, denn wer ist schon in Lateinamerika mit der Regierung zufrieden und vertreiben den Potentaten. Als die Aufständischen auf Kuba landeten, wurden sie von Castros selbst geleiteten Panzertruppen umzingelt. Ihre kleine Schar wurde von den Panzern zusammengeschossen und die Überlebenden gefangen genommen. Die Medien sprachen vom Kubaabenteuer und zwischen Exilkubanern kursierte der Spruch: „Wer Amerika zum Freund hat, braucht keine Feinde mehr haben“.

Nach dem Kubadebakel der Amerikaner sahen die Sowjets die Zeit reif, um ihren nächsten Schlag gegen Berlin zu richten. Die komplizierten Besatzerrechte führten zu permanenten Konflikten zwischen den Kriegsgewinnern. Im Laufe der Jahre flohen zwei Millionen Bürger aus der Sowjetzone, wo das SED-Terrorregime herrschte, nach Westen. Wissenschaftler, Fachkräfte, Hilfsarbeiter verließen ihre Heimat. Nur die Bauern harrten aus und hofften auf bessere Zeiten; schließlich konnten sie ihr Land nicht mit in den Westen hinüberschleppen.

Der ostzonale Staatsapparat ließ am 13. August 1961 einen Stacheldrahtzaun27 27Später wurde der Stacheldraht durch eine Mauer aus vorfabrizierten Betonelementen ersetzt. Die Westgrenzen der Sowjetzone wurden schon einige Jahre vorher durch Stacheldraht abgeriegelt. rund um Westberlin errichten, so den Weg von Hüben nach Drüben versperren, um die eigenen Bürger vom übrigen Deutschland zu trennen. Die Rote Armee ließ sich bei dieser Aktion nicht einmal blicken. Moskau überließ die Drecksarbeit seinen Hampelmännern in der DDR. Die Westmächte fuhren mit Panzern an den Grenzen ihrer Zonen auf. Der Drahtverhau lag aber in der Sowjetzone. Weder Berlin noch ein vereinigtes Deutschland lagen in Interesse den Angelsachsen, um einen Krieg zu riskieren.

Anders stand es um Kuba. Dort konnte Amerika keine sowjetischen Raketenbasen dulden. Viele andere Präsidenten hätten es vielleicht nicht gewagt, aber Kennedy nahm es auf sich und erließ ein Embargo gegen Kuba. Die US-Marine bekam den Auftrag, alle Schiffe die Kuba anlaufen wollen, zu stellen. Mehrere sowjetische Frachter, einer mit Raketen beladen, waren gerade unterwegs und setzten ihren Weg unbeirrt Richtung Kuba fort. Die Welt hielt den Atem an. Kennedy blieb hart! Nach tagelangem Bangen kehrten die Russen um. Dann wurden sich die Supermächte einig. Die Amerikaner unterließen weitere Invasionen gegen Kuba und zogen ihre Raketen von Kleinasien ab, welche die russischen Städte ebenso bedrohten wie die in Kuba installierten Amerika gefährdeten. Die Sowjets demontierten ihre Raketen unter internationaler Aufsicht auf Kuba und transportierten sie nach Russland zurück.

Kennedys kühne Politik fand nicht überall Konsens bei seinen Landsleuten. Die Feindschaft der Bankerkaste erregte, die von Kennedy erlassene „Executive Order 11110“, die eine eigene, der Emission von den FED unabhängige nationale Währung der Vereinigten Staaten vorsah, um Amerikas Kolonialisierung durch den FED ein Ende zu setzen. Im Privatkreis erwähnte er seine Absicht, die amerikanischen Truppen aus Europa abziehen zu wollen. „Europa soll endlich auf eigenen Füßen stehen“. Dies passte wieder den Welt-Globalisatoren nicht. Während einer Stadtvisite in Dallas wurde er von einem zwielichtigen Zeitgenossen erschossen. Der wurde wiederum von einer ebenso dubiosen Person niedergeschossen, bevor noch feststand, ob der Erschossene wirklich der Täter war, oder ob er eventuell in Auftrag handelte. Kennedy war noch nicht der Caesar, aber die Vermutung über ein von langer Hand gegen ihn vorbereitetes Komplott28 taucht nach seinem Tod immer wieder auf. 28Den Bruder des Präsidenten traf die Mörderkugel fünf Jahre später. Sein Sohn John, stürzte 1999 mit seinem Privatflugzeug in Küstennähe ins Meer und starb.

Verfassungsgemäß übernahm Vizepräsident Johnson29 die Präsidentschaft. 29Johnson Lyndon Baines 1908-1973. - 36. Präsident der USA. Er setzte die Politik seiner Vorgänger fort, aber ohne Kennedys Wagemut.

Die Berliner Mauer gegen die Raketen von Kuba; mit diesem Handel waren die Grenzen der Supermächte in der westlichen Hemisphäre abgesteckt. Nicht aber für den Rest der Welt! In den nächsten 30 Jahren waren beide Seiten damit beschäftigt, die übrige Welt mit ihren Regimes, Kommunismus oder globaler Liberalismus, zu beglücken.

In Nord- und Südvietnam standen sich die Parteien wie vorher im Koreakrieg stellvertretend für den abendländischen Liberalismus und der kommunistischen Diktatur gegenüber. Zu Recht rechneten die Kontrahenten mit dem Dominoeffekt. Wenn Südvietnam fallen würde, würden Laos, Kambodscha, Thailand und Birma unter kommunistischen Einfluss kommen.

Je stärker Nordvietnams Kommunisten ihre Guerillatätigkeit im Süden intensivierten, umso mehr musste die demokratische Regierung Südvietnams unpopuläre Maßnahmen verordnen. Anfang der 60er Jahre entsandten die Amerikaner zur Unterstützung Südvietnams militärische Berater und Ausbilder. Neben dem Militär kamen die Zeitungsleute, die bald feststellten, dass das Regime in Südvietnam nicht demokratisch genug sei! Im Abendland tut bekanntlich die Hintergrundmacht durch die Medien kund, was die Politiker zu tun haben. So war es um das Regime Südvietnams geschehen. Eine Palastrevolution beseitigte den hiesigen Präsidenten, dafür kamen die Kommunisten einen Schritt näher an ihr Ziel heran.

Die neue Regierung Südvietnams wurde noch weniger mit den Vietkong-Partisanen30 30Viet Kong - Die kommunistische Partisanenarmee in Vietnam fertig als ihre Vorgänger. Kennedy und sein Nachfolger Johnson dachten mit amerikanischen Kampfeinheiten könnte Südvietnam verteidigt werden. Ein Zwischenfall zwischen der 7. amerikanischen Flotte und nordvietnamesischen Torpedobooten in der Tonkienbucht lieferte den Kriegsgrund für Amerika, um im August 1964 den Krieg an Nordvietnam zu erklären.

Amerikas Botschafter in Hanoi riet: keine amerikanischen Truppen nach Vietnam zu schicken, da die Amerikaner keinen Unterschied zwischen Freund und Feind machen können, doch seine Warnung wurde missachtet. Außerdem wurde seitens der Amerikaner dieser Krieg von Politikern, anstatt vom kompetenten Militär geführt. Durch Bombardierungen Nordvietnams wollte man die Kommunisten zur Einstellung ihrer Intervention gegen den Süden zwingen. Washington vergaß wohl, dass die ganze Kriegsgerätschaft bis zum letzten Schuss Munition aus Russland oder China kam. Nordvietnam besaß keine nennenswerten Produktionsstätten für Kriegsmaterial, die zerstört werden konnten. Den Nachschub nach Süden organisierten die Nordvietnamesen durch Fahrradkarawanen. Sie brauchten keine Brücken, nur Stege, keine Straßen, nur Pfade, die aus der Luft schwierig zu orten waren. Entlang der Nachschubwege begannen die Amerikaner aus Bombern Unkrautvernichter herunterzusprühen und die Wälder zu entlauben, damit sie die Nachschubkolonnen ausmachen konnten. Die tropische Vegetation überwuchs schnell die Entlaubungsaktionen, aber die Spritzaktionen nahmen der Bevölkerung ihre Lebensgrundlage, da das Pflanzengift die Saat der Bauern mitvernichtete. Bald fürchteten die Vietnamesen die amerikanischen Verbündeten ebenso wie den Terror der Kommunisten.

Im Abendland taten die Medien ihr bestes gegen den Vietnamkrieg. Jahrelang flatterten die Schreckensbilder des Krieges via Fernseher in die guten Stuben der Abendländer. Tagtäglich wurden die Listen der Gefallenen veröffentlicht. Mistress Miller konnte alle paar Tage Joe Millers Namen auf den Totenlisten lesen, so hieß nämlich ihr Sohn, der gerade in Vietnam seinen Militärdienst leistete.

Es ist schwer zu sagen, wie viel der erfolglose Vietnamkrieg und die Defätistenpropaganda zur Frustration beitrugen, welche Mitte der 60er Jahre die Völker des Euro-Atlantischen Kulturkreises erfasste. Plötzlich begannen die Menschen, alles zu bezweifeln, woran sie bis jetzt geglaubt hatten: den Fortschritt der Technik, die Politik, die Gesellschaft. In Amerika folgte Demonstration auf Demonstration gegen den Vietnamkrieg. Junge Leute verbrannten öffentlich ihre Berufungsorder zum Militär. In Deutschland formierte sich eine Außerparlamentarische Opposition, deren Mitglieder gegen den Vietnamkrieg, gegen Atomkraftwerke und gegen alles, was ihnen nicht passte demonstrierten.31 31Aus dem Untertanenverhältnis der Feudalzeit gerade entronnen, nahm der Bürger die Pflicht des Adels und des Militärs gerne auf sich und zog unter Napoleons Trikolore „pour Patrie et Liberté“ - für Vaterland und Freiheit in den Kampf. Die Urenkel rückten noch mit wehenden Fahnen in den Ersten Weltkrieg ein. Erst als der Krieg kein Ende nehmen wollte, wurde der Bürger des Krieges überdrüssig. Während des Zweiten Weltkrieges konnte man die Volksheere noch mit nationalen Parolen bei der Stange halten. Der Wohlstandsbürger der Nachkriegszeit aber empfand den militärischen Drill als Schikane. Anfang der 60er Jahre schaffte zuerst Großbritannien und nach dem Vietnamkrieg die Vereinigten Staaten die allgemeine Wehrpflicht ab. Die funktionierende freie Marktwirtschaft ist solvent genug, um eine Berufsarmee zu unterhalten. Für die Staatskasse ist eine Söldnerarmee sogar günstiger. Die zahlenmäßig kleinere Mannschaft wird durch intensiven Drill und stärkere Feuerkraft ausgeglichen. Für die Politiker ist die Berufsarmee sehr patent, weil der Berufssoldat nicht nach Sinn oder Unsinn über seinem Kriegseinsatz fragt. Die Herren können ihn dort einsetzen, wo es ihnen gerade passt, bis der Bürger das Recht hat, zu erfahren, warum er zu den Waffen greifen muss! Es liegt nicht allein an der puren Bequemlichkeit des Bürgers, dass er sich nicht mehr für sein Land einsetzen will. Die sinnlosen Kriege der Staatsräson fördern ebenso die Dekadenz. Die allgemeine Wehrpflicht ist aber der Garant der Demokratie, weil das Berufsheer mit der Zeit zum Staat im Staate ausartet! Dann ist der Bürger nicht mehr Bürger, nur noch Untertan. Aus dem harten Kern der Demonstranten erwuchs die Rote Armeefraktion, eine Terrororganisation mit dem Ziel, Deutschland zu „vietnamisieren“. Eine ähnliche Gruppe in Italien nannte sich Brigate Rossa.32 32Brigate Rossa - Rote Brigaden. Im Mai 1968 begannen in einem Vorort von Paris auf der Neuen Universität in Nanterre die Tumulte. Die Studenten verlangten paritätisches Mitspracherecht im Dekanat, Abschaffung der Bewertungsnoten -die Idee kam vom Maos rotes Büchlein- ja und höhere Stipendien. Die philosophische Fakultät musste geschlossen werden. Daraufhin gingen die Studenten auf die Straßen und demonstrierten, um ihr Anliegen durchzusetzen. Die Demonstrationen arteten zu Straßenschlachten mit der Polizei aus. Die Gewerkschaften fanden die Zeit günstig, um ihre Lohnforderungen und Arbeitszeitverkürzungen durchzusetzen. Sie riefen zum Generalstreik auf. Über Frankreich brach für einige Tage das Chaos herein. Staatspräsident De Gaulle musste seine Staatsvisite in Rumänien abbrechen und eiligst heimkehren. De Gaulle konnte die Emotionen beruhigen und damit die V. Republik retten.

Ein Jahr vorher stand Griechenland vor einem Linksrutsch. Um ihn zu verhindern, übernahm das Militär die Macht. Das Volk lehnte diesen Machtwechsel ab. Vor allem aber die internationalen Medien fanden an der Militärregierung Missfallen, da das neue Regime einen dritten Weg zwischen Bolschewismus und Turbokapitalismus suchte. Der junge König Konstantin33 33König Konstantin II. 1940.- Griechischer König von 1964 bis 1973, seitdem im Exil. beteiligte sich an einem Gegenputsch, der für den Putschisten schlecht ausging. So musste der König Griechenland verlassen. Es waren nur wenige, die ihm nachtrauerten. Die Volksmeinung hielt ein Königshaus für zu teuer und überflüssig für Griechenland. Sechs Jahre später riefen die Generäle die Republik aus. Für diesen Entscheid konnten sie ausnahmsweise mit allgemeiner Zustimmung rechnen.

In dem allgemeinen Linkstrend kündigten 1969 in der Bundesrepublik Deutschland die Liberalen die Zusammenarbeit mit den Christdemokraten und bildeten eine Regierung mit den Sozialdemokraten. Der Führer der Sozialdemokraten Willy Brandt34 34Brandt Willy 1913-1992.- Hieß eigentlich Herbert K. Frahm. Er war während des Krieges in Schweden wegen Spionage zugunsten der Sowjetunion verurteilt. Nach dem Krieg wechselte er zu den Amerikanern über und wurde regierender Bürgermeister in Westberlin; später Bundeskanzler. Gerade der richtige Mann für die Weltneuordner. wurde Kanzler. Bei den Wahlen in Österreich wurden ebenfalls die Sozialdemokraten die stärkste Partei. So stellten sie auch hier die Regierung.

Die rot-liberale Koalition in Deutschland begann eine neue Ostpolitik. Sie anerkannte die DDR als zweiten deutschen Staat. Dann arrangierten sie Staatsvisiten auf beiden Seiten und nahmen diplomatische Beziehungen auf. In einem Abkommen zwischen der Sowjetunion und der Bundesrepublik Deutschland verzichteten die Signatarstaaten gegenseitig auf Gewaltanwendung. Einige Wochen später wurde ein ähnlich lautender Vertrag zwischen Polen und Deutschland unterzeichnet. Die Siegermächte einigten sich ebenfalls über Berlins Sonderstatus, in dem sie die Teilung Berlins vermeintlich auf die Ewigkeit zementierten.

Die arabische Welt hatte ihre Glanzzeit im Jahrtausend zwischen dem Untergang des weströmischen Imperiums bis zum Beginn der abendländischen Kultur. In ihrer Zeit zogen sie die nordafrikanischen Völker, die Turkvölker, die arischen Perser, die Völker Nordindiens und die Völker der Malaiischen Inselwelt in ihren Bannkreis. Die gemeinsame Religion dieser Völker, der Islam, erwies sich bis heute stark genug, um den Kommunismus, vielleicht aber auch den Globalismus abzuwehren. Der Ölreichtum Persiens, der Arabischen Halbinsel und Libyens erlaubten diesen Staaten eine von den Machtblöcken unabhängige Politik zu betreiben.

Die Islamländer, außer der Türkei und Afghanistan, waren Kolonien der Alliierten des letzten Weltkrieges oder sie wurden im Laufe des Krieges von ihnen besetzt. Nach dem Krieg drängten die Amerikaner die alten Kolonialmächte, diese Völker in die Unabhängigkeit zu entlassen. Die amerikanische Finanzoligarchie als Käufer des arabischen Öls glaubte, die Araber kontrollieren zu können. Außerdem etablierten sie den Staat Israel im Nahen Osten als verlängerten Arm Amerikas.35 35Andere halten die amerikanische Regierung für den verlängerten Arm Israels. Es geht der Spruch um: „Der israelische Schwanz wedelt den amerikanischen Hund“.

Selbstverständlich konnten die Sowjets nichts unversucht lassen, um in die arabische Welt einzudringen. So bändelten sie bei Ägyptens Staatspräsidenten Nasser36 an. 36Nasser Gamal Abd el 1918-1970. Ägyptischer Politiker, Ministerpräsident, dann Staatschef. Sie boten ihm den Weiterbau des Assuanstaudammes und Rüstungsmaterial, was die Amerikaner mit Rücksicht auf Israel nicht wollten. Zum Dammbau kamen sowjetische Fachleute nach Ägypten und militärische Ausbilder, um den Ägyptern den Gebrauch moderner Kriegsgeräte beizubringen. Hintenherum unterstützten die Sowjets Marxistenzirkel an ägyptischen Hochschulen und warteten geduldig, dass ihre Saat am Nil aufgehen würde.

Im Sommer 1967 war Ägyptens Armee so weit aufgerüstet, dass sie es mit Israel hätte aufnehmen können. So brannten beide Seiten auf eine Entscheidung. Israels staatliche Existenz konnte keine ebenbürtige Militärmacht im Raume dulden. Die Araber wollten den Fremdkörper Israel vom arabischen Boden entfernen. Jeder wartete auf die Gelegenheit, auf den anderen einhauen zu können.

Israel tat den ersten Schritt und ohne vorherige Kriegserklärung,37 37Kriegführen mit nachheriger Kriegserklärung wurde im 20. Jahrhundert Gang und gebe. Nicht nur Hitler begann einen Präventivkrieg mit nachträglicher Kriegserklärung gegen Russland. Auch Wilson und Roosevelt führten Krieg gegen die Mittelmächte, indem sie deren Gegner mit allen Mitteln unterstützten, ohne Ermächtigung des amerikanischen Volkes oder Parlamentes. Am 5. Juni 1967 zerbombte noch am Boden die gesamte ägyptische Luftstreitmacht. Jetzt konnte sich die israelische Luftwaffe gegen die ägyptischen Panzer wenden und durch Napalmbomben einen nach dem anderen ausschalten. Fast ohne Kampf und Verluste standen die israelischen Bodentruppen in drei Tagen am Suezkanal und einen Tag später besetzten sie den ganzen Sinai. Jordaniens leicht gerüstete Beduinenarmee wurde durch Napalmbomben dezimiert und hinter den Jordan vertrieben. Das Westjordanland mit Jerusalem war in jüdischer Hand. Am sechsten Tag erstürmten israelische Truppen die strategisch wichtigen Golanhöhen von Syrien. Groß-Israel, der Traum aller Juden, war in diesem „Sechstagekrieg“ Wirklichkeit geworden; mit Grenzen, die strategisch verteidigt werden konnten. Dieses Groß-Israel ist aber, wie alle Judenstaaten der Geschichte, ein Kleinstaat auf fremdem Terrain. Ein Drittel seiner Einwohner, die eigentlichen Ureinwohner, sind entrechtete Palästinenser. Diese unerwünschten, erduldeten Fremdlinge lehnen den Judenstaat ab und bekämpfen ihn mit allen Mitteln, die ihnen die Gelegenheit gerade bietet.

Schon Moses mahnte seinem Volke, sie sollten sich der Kanaaniter entledigen, sonst verlören die Juden das eroberte Land. Mit Rücksicht auf die Nachbarländer konnten die Hebräer diesen Befehl Moses nicht ausführen. Gleich wie groß heute der jüdische Einfluss auf Amerikas Regierung sein mag, gerade Amerika hindert Israel daran, Moses Vermächtnis auf die Palästinenser anzuwenden. So befindet sich jeder Judenstaat auf palästinensischem Boden in diesem Circulus vitiosus!38 38Circulus vitiosus - Teufelskreis.

Israel hat noch drei, höchstens vier Generationen Zeit, um mit seinen Nachbarn eine Lösung zu finden. In 100 Jahren gibt es in Amerika mehr Neger als Yankees. Die Latinos werden Kalifornien, Texas, Florida und andere Gebiete, in welchen sie die Mehrheit der Bevölkerung stellen, rückfordern. Der Schutzpatron Amerika zerbricht an seinen Rassenkonflikten. In Arabien verebbt zwar bald der Ölsegen, aber der Sonnenschein als künftiger Energielieferant bleibt erhalten! Energie im Überschuss lockt die Industrie herbei... Die Welt dreht sich veränderten Machtkonstellationen entgegen!

Ein anderer Konfessionskrieg, welchen zwei unversöhnliche Nationen seit Jahrhunderten führen, verschärfte sich in Nordirland. In den 20er Jahren, als die Abspaltung Irlands von Großbritannien begann, blieb eine nordöstliche Ecke, die mehrheitlich von Protestanten bewohnt war, bei Großbritannien. Die Protestanten fühlen sich als Briten und lehnen das katholisch republikanische Irland ab. Im Rahmen einer Union mit Großbritannien bekam die Provinz Nordirland die Selbstverwaltung unter eigener Regierung. Die katholische Minderheit in Nordirland wollte sich dagegen der Irischen Republik anschließen. Im Oktober 1968 zerschlug die Polizei der Protestanten eine Kundgebung der Katholiken. Damit begann der Bürgerkrieg zwischen den zwei Religionen beziehungsweise zwei Völkern Nordirlands, welcher bis heute anhält. Das eingesetzte britische Militär, auch wenn nicht unparteilich zugunsten der protestantischen Unionisten, versucht, die Gegner auseinander zu halten; allerdings mit wenig Erfolg. In den folgenden Jahrzehnten zogen Protestanten und Katholiken in eigene, getrennte Wohngebiete. Zeitweise schien es so, als sei der Bürgerkrieg beendet, doch dann flammten die Straßenschlachten wieder auf.

Nach der Revolution der Kommunisten in Prag im Jahre 1948 merkten die Tschechen und Slowaken bald, wen sie ins Haus geholt hatten. Spätestens in den 60er Jahren wurde jedem klar, dass das ersehnte Mütterchen Russland eine böse Stiefmutter war, mit welcher diese mitteleuropäischen Völker der Tschechen und Slowaken nicht viel gemein hatten. Dieses Umdenken erfasste auch die höchste Partei und Staatsführung. So begann im Frühjahr 1968 eine Umwandlung von oben, welche dem Kommunismus menschliches Antlitz verleihen sollte. Das Parlament trennte Staat und Partei und führte die Pressefreiheit wieder ein. Als Folge daraus musste bald eine parteiinterne Opposition entstehen. Um die stagnierende Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen, wollte man mit einer linkssozialistischen, nota bene39 39nota bene - wohlgemerkt. nicht sozialen Marktwirtschaft experimentieren.

Ob der tschechoslowakische Sozialismus nur ein Vorwand war, um durch eine friedliche Revolution der sowjetischen Hegemonie zu entrinnen, konnte die Welt nicht erfahren. Moskau duldete kein Ausscheren aus seinem „Friedenslager“. Ende August drangen Truppen des Warschauer Paktes von allen Seiten in die Tschechoslowakei ein. In Prag landeten zusätzlich sowjetische Luftlandeeinheiten, welche mit ihren leichten Panzern die Regierungsbauten, die Radio- und TV Sendeanlagen besetzten. Die legitime Regierung ersetzten die Russen durch Individuen, die zur Kollaboration bereit waren. Damit endete der Prager Frühling.

Am 20. Juli 1969 landeten zwei amerikanische Astronauten auf dem Mond. Amerika überholte den russischen Vorsprung in der Raketentechnik. Nach dem Sputnikschock stellte sich heraus, dass die Planwirtschaft des Sowjetsystems, weit hinter Amerikas freier Marktwirtschaft lief. Zuletzt scheiterte der Weltkommunismus gerade an diesem Rüstungswettbewerb.

Kurzfristig schienen aber die Kommunisten am Zug zu sein. Zum vietnamesischen Neujahrsfest40 40das Mond Neujahrfest -Tete Fest - fiel in diesem Jahr auf den 31. Januar. 1968 starteten sie eine Großoffensive gegen die Städte Südvietnams, vor allem gegen die Hauptstadt Saigon. Die überraschenden Attacken wurden von den Südvietnamesen und Amerikanern abgewehrt. Obwohl bei den Kämpfen fast die ganze Vietkong Armee fiel, um die 58,000 Mann, der Angriff demonstrierte doch die Stärke des Vietkongs.

Laos stand zu dieser Zeit schon größtenteils unter der Herrschaft der Kommunisten. Zwei rivalisierende Prinzen dienten den zwei Weltansichten als Galionsfiguren.

Kambodschas Staatschef Prinz Norodom Sihanouk41 41Norodom Sihanouk 1922-2012 König, Ministerpräsident, Staatsoberhaupt, Chef der Exilregierung, seit 1993 wieder König von Kambodscha. knüpfte gute Beziehungen zu China und Russland und schloss mit ihnen Handelsverträge ab. Er hatte die Hoffnung, zwischen den zwei rivalisierenden kommunistischen Mächten sein Land aus der Misere heraushalten zu können. Die Roten Khmer42 42Die Roten Khmer - waren anfangs eine Schwesterbewegung des Vietkongs. Als sie dann in Kambodscha an die Macht gelangten, steigerten sich ihre Führer in eine anarcho-kommunistische Ideologie hinein. Sie verübten am eigenen Volk einen fürchterlichen Genozid wie seinerzeit Lenin, Trotzki, Stalin und die Bolschewiken in Russland. kümmerten sich nicht um Verträge. Im Gegenteil die Terrorbrigaden steigerten sukzessive ihre Wühlarbeit. Von dem Vietkong wurde das neutrale Kambodscha als Aufmarsch- oder Rückzugsgebiet benutzt. Untätigkeit gegenüber den Kommunisten musste einmal zu ihrem Sieg führen, warf Ministerpräsident Lon Nol43 43Lon Nol 1913-1985 - Kambodschanischer Politiker. Als Ministerpräsident vertrieb er Staatspräsident Sihanouk. Seit 1975 im Exil. Staatschef Sihanouk vor und setzte ihn Anfang 1970 ab. Die neue Regierung rechnete fest mit aktiver Unterstützung und Waffenhilfe der Amerikaner. Amerika hatte aber Indochina schon abgeschrieben.

Als der Vietnamkrieg die Nachbarstaaten mitriss, fiel das politische Hindernis, eine gut befestigte Frontlinie von der Tonkienbucht über Laos bis zur Thailändischen Grenze zu errichten. Die über eine halbe Million anwesenden US-Soldaten hatten die 300 km lange Front mit ihren Hubschraubern und Panzern für die Kommunisten unüberwindbar absperren können. Ohne die Unterstützung aus dem Norden wäre den Vietkong binnen kurzer Zeit der Atem ausgegangen. Eine solche Sperre wurde aber nicht mal in Betracht gezogen, obwohl die Sowjets -um ihren eigenen Machtbereich zu schützen- hermetische Grenzabriegelungen schon lange praktizierten.

Zu spät versuchte Washington den Krieg zu „vietnamisieren“. Südvietnam sollte sich mit amerikanischen Waffen selbst verteidigen. Zehn Jahre zuvor und mit ausreichender Rüstung hätte Südvietnam die Kommunisten noch abwehren können. Mit einer bedingungslosen Hilfeleistung. Die US-Armee, vor allem aber die Ratgeber, hätten zuhause bleiben können. Nun gab es fast nur noch oppositionelle Zeitungen im Lande, die für die Landesregierung nichts als Hohn übrighatten. Es ist nicht verwunderlich, dass für eine solche Anarchie die Vietnamesen nicht bereit waren, zu kämpfen und zu sterben.

Die Gegner unterzeichneten Ende Januar 1973 einen Waffenstillstand in Paris. Darauf begannen die Amerikaner mit dem Abzug ihrer Truppen aus Südvietnam. Die Vietkong begnügten sich zuerst damit ihre ländlichen Positionen zu sichern, bis die Amerikaner das Land verließen. Dann überrannten sie Ende April 1975 die Städte Südvietnams. Südvietnams Regierung in Saigon kapitulierte am 30. April 1975. Im darauffolgenden Jahr riefen die Kommunisten die Vereinigte Sozialistische Republik Vietnam aus.

Laos kam ebenfalls unter Nordvietnams Herrschaft und wurde Ende 1975 zur Volksrepublik.

Parallel zu den Ereignissen in Südvietnam übernahmen in Kambodscha die Roten Khmer die Herrschaft. Prinz Sihanouk durfte aus dem chinesischen Exil heimkehren und musste seinen Namen als Legitimation für das Terrorregime des Partisanenführers Pol Pot44 geben. 44Pol Pot 1928-1998 - Kambodschanischer Partisanenführer. Nach dem Sieg der Roten Khmer Ministerpräsident. Als Diktator war er der Hauptverantwortliche für den Völkermord an seinem eigenen Volk. Bis die Nordvietnamesen nur ihre potenziellen Gegner in Umerziehungslager steckten, machte Pol Pot ganz Kambodscha zum Konzentrationslager. Zu Beginn vertrieben die Roten Khmer alle Einwohner ihrer Hauptstadt Phnom Penh aufs Land. So begann der Aufbau einer neuen Gesellschaft wie es seine Führer aus den anarchistischen und marxistischen Dogmen ausbrüteten. Wer dabei den Anweisungen der Roten Khmer nicht unverzüglich nachkam, wurde erschossen oder erschlagen. In zweieinhalb Jahren ihrer Herrschaft ermordete das Regime über eine Million Kambodschaner; mehr als 10Prozent der Bevölkerung. Das Pol Pot-Regime wurde von China unterstützt und Vietnam von den Russen. So kam es wegen ideologischer Differenzen wieder zum Krieg in Indochina. Die Vietnamesen vertrieben Pol Pot und seine Banden in den Dschungel45 45Die Roten Khmer terrorisierten noch jahrelang nach ihrer Vertreibung das Land. Aussicht auf Rückkehr zur Macht hatten sie jedoch nicht mehr. Erst als Pol Pot an Altersschwäche starb, zerfielen seine Terrorbrigaden endgültig. Nun zeigte sich, dass den Guerillabewegungen Indochinas ohne Unterstützung von ihren Hegemonialmächten der Sieg verwehrt blieb. und setzten Anfang 1980 in Phnom Penh eine ihnen genehme Regierung ein. Die verängstigte Bevölkerung empfand die Herrschaft der sonst verhassten Vietnamesen als Erleichterung. China fehlten die Mittel, den Roten Khmer beizustehen. Dafür starteten die Chinesen eine Strafaktion gegen Vietnam, indem sie seine Nordostgrenzen angriffen und dort einige Quadratkilometer Land eroberten.

Ägyptens Präsident Nasser starb 1970 an einem Herzanfall. Er war der anerkannte Führer der arabischen Sache. Andererseits stiftete er durch seine sozialistischen und nationalen Parolen Zwietracht zwischen republikanisch und monarchisch gesinnten Arabern. Schwerer als die furchtbaren Verluste im Sechstagekrieg wogen in den arabischen Staaten die vertriebenen Palästinenser, die im Nahen Osten heimatlos herumirrten und für Unruhe sorgten. In Jordanien kam es fast zum Bürgerkrieg und der reiche Libanon wurde durch einen jahrelang dauernden Bürgerkrieg dem Erdboden gleichgemacht.

Ägyptens neuer Präsident Sadat 46 46Sadat Muhammad Anwar 1918-1981. Ägyptens Staatspräsident. kam vom Militär wie sein Vorgänger Nasser und die Araber setzten ihre Hoffnung wieder auf Ägyptens Armee. Die Sowjets lieferten bereitwillig die Rüstung und ersetzten die Verluste des Sechstagekrieges.

Den Kriegsbeginn gegen Israel setzten die Araber auf den Jom-Kipur-Tag47 des Jahres 1973 fest. 47Jom Kippur - Lom ha Kippurim - Langer Tag, Versöhnung und Reuetag. Nach dem Sabbat der höchste jüdische Feiertag. Die Ägypter überraschten die feiernden Juden in ihren Stellungen an der Ostseite des Suezkanals und setzten über den Kanal hinüber. Syriens Armee stürmte gegen die Golanhöhen. Nach ein paar Tagen konnte Israel die Angriffe abwehren und den Suezkanal Richtung Port Said und Suez durchbrechen. An der Nordfront rückten sie in Syrien bis 30 km unterhalb Damaskus vor. Nach drei Wochen Krieg schlossen die Kontrahenten auf Vermittlung der UNO und der Supermächte am 25. Oktober Waffenstillstand.

Die Araber hätten noch nicht gelernt mit modernen Waffen umzugehen, musste Jordaniens König Husain48 nüchtern feststellen. 48König Husain II - 1935-1999. Jordaniens König. Aufgebracht über die erneute Niederlage setzten sieben arabische Ölförderländer die USA und Holland aufgrund ihrer uneingeschränkten Unterstützung Israels unter ein Embargo. Gleichzeitig wurde die 25-prozentige Drosselung der Ölförderung und 70Prozent Preiserhöhung beschlossen.49 49Die Ölförderländer begründeten die Preiserhöhung zusätzlich mit dem hohen Einfuhrzoll der Verbraucherstaaten. Der Zoll ist in vielen Ländern höher als der Rohölpreis, Fracht und Raffineriekosten zusammen. Die Regierungen anderseits finanzieren mit den Zollgebühren den Bau und Unterhalt der Autostraßen.

Amerika konnte dieses Embargo leicht verschmerzen, da es nur 14 Prozent seines Ölbedarfs aus Arabien bezog. Für Europa aber kam es einer Katastrophe gleich, weil Europa auf die arabischen Energielieferanten angewiesen war und bleibt. Der Suezkanal war seit dem Sechstagekrieg blockiert. Das Öl vom Nahen Osten musste um Afrika herumgeschifft werden, was die Frachtkosten zusätzlich verteuerte. Darüber hinaus erreichte Washingtons Diplomatie beim Könighaus von Saudi-Arabien die Verrechnung des Öls weiterhin auf Dollarbasis zu akzeptieren, dafür werde Washington das saudische Regime nicht behelligen. So wird zwischen den Export- und Importländern weiterhin in Dollar abgerechnet. Schon durch den Ölbedarf bleibt die Nachfrage nach Dollar erhalten, was wiederum dem Kurs des Dollars zugutekommt. Die Zeche zahlt Europa und die übrige Welt.

Aus einer Sackgasse ist eine Kehrtwendung der Ausweg! Vier Jahre nach dem Jom-Kipur-Krieg wagte Sadat diese Kehrtwendung in Ägyptens Politik und besuchte Israel. Vor der Knesset50 50Knesset - Israels Parlamentsversammlung. machte er seinen Friedensvorschlag über die gegenseitige Anerkennung der Grenzen von 1948, damit die Anerkennung des Existenzrechtes des israelischen Staates. Als Gegenleistung soll Israel die seit 1967 besetzten arabischen Gebiete räumen. Anschließend würden sie normale, zwischenstaatliche Beziehungen aufnehmen. Ein Jahr verging, bis es den Amerikanern gelang, in Camp David, dem Sommersitz des amerikanischen Präsidenten, Ägypten und Israel zu einem Abkommen zu bewegen; danach räumte Israel den Sinai. Ägypten machte den Suezkanal wieder schiffbar und erlaubte hier die Durchfahrt für israelische Schiffe. Schließlich tauschten beide Staaten Botschafter aus.

Die Palästinenser und die Mehrheit der arabischen Staaten bezeichneten Sadat als Verräter. Sie ignorierten die Abmachungen zwischen Ägypten und Israel. Israel seinerseits räumte die Golanhöhen, den Gazastreifen und das Westjordanland nicht. Die Israelis betrachteten Jerusalem als die eigene Hauptstadt und lehnten darüber jeden Dialog ab. Im Palästinensergebiet, wo zahllose schon einmal vertriebene Palästinenser wohnen, entstanden zunehmend neue jüdische Siedlungen auf enteignetem Terrain. So vergingen Jahre und der Hass zwischen Juden und Palästinensern wuchs von Jahr zu Jahr.

Zypern wurde 1960 von Großbritannien in die Unabhängigkeit entlassen. Die Briten hinterließen die Macht in der Inselrepublik dem griechischen Erzbischof Makarios.51 51Erzbischof Makarios III. 1913-1977 - Führer der griechisch-zyprischen Unabhängigkeitsbewegung. Nach Abzug der Briten Staatspräsident. Aus Furcht vor der griechischen Mehrheit verbarrikadierte sich die türkische Minderheit in ihren Stadtteilen. Nur das schnelle Eingreifen der UNO-Friedenstruppen verhinderte den Bürgerkrieg zwischen den beiden Volksgruppen. Das herrschende Militärregime in Athen unterstützte 1974 einen Putsch auf Zypern und die Putschisten erklärten die Vereinigung ihrer Insel mit Griechenland. Um die türkische Minderheit zu schützen, besetzte die Türkei 40Prozent der Insel, obwohl nur 20Prozent der Einwohner Türken waren. Nach diesem Debakel trat das Militärregime in Athen zurück und überließ den Staat einem liberalen System.

Das seit den 20er Jahren in Portugal etablierte Ständeregime waltete nicht nach dem Geschmack der Siegermächte. Das vor 300 Jahren mächtige Finanzzentrum und Kolonialreich Portugal wollte einfach nicht wahrhaben, dass seine Zeit abgelaufen war. Die Bekämpfung der Unabhängigkeitsbewegungen in seinen Kolonien Angola, Mosambik und Guinea-Bissau wuchs über die Kräfte des durch den Lauf der Zeit verarmten Landes. Ein von linken Offizieren in Lissabon durchgeführter Militärputsch im April 1974 wurde von der Bevölkerung frenetisch begrüßt. Statt der erwarteten Verteilung des Großgrundbesitzes propagierten die Genossen den Bauern, die 40Prozent der Bevölkerung ausmachten, die Kolchos-Kooperativen. Geografisch stand Portugal den Angelsachsen näher als Russland. So konnten neutrale Wahlen durchgeführt werden. Die Enttäuschung der Bauern führte dann bei den Wahlen zum Sieg der Sozialdemokraten. Die Ultra-Linken verschwanden dann aus dem politischem Leben Portugals.

Mit der Revolution wurden die portugiesischen Kolonien unabhängig. In Angola wie in den anderen Kolonien gab es mehrere Stämme, die ihre Freiheit in differenten Richtungen suchten. Mit der Unabhängigkeit wurde der Konflikt zwischen den Freiheits- beziehungsweise Stammeskämpfern zum Bürgerkrieg. Eine Seite erhielt Unterstützung von den Sowjets. Sie sandten stellvertretend kubanisches Militär nach Angola. Die andere Seite wurde von Südafrika unterstützt. Mit dem Zerfall des Sowjetreiches mussten die Kubaner abziehen. Auf der anderen Seite zwang Amerika die weißen Südafrikaner die Macht an die schwarze Mehrheit abzutreten. Dennoch ging der Bürgerkrieg in Angola noch Jahre weiter.

In seiner letzten öffentlichen Ansprache warf Franco der supranationalen Freimaurerei52 52Freimaurer - Halbgeheimer Bund mit kosmopolitischem, liberalem, antiklerikalem Trend. Ihre Mitgliedschaft rekrutiert sich aus den gehobenen Schichten, die sich in ihrem existentiellen Vorwärtskommen gegenseitig fördern. Ihre Gegner werfen diesem Bund vor, die ökonomische und politische Beherrschung der Welt anstreben zu wollen. die Diffamierung seines Regimes vor. Während seiner Rede erkältete sich der greise Staatschef und starb. Der Verfassung nach ist Spanien ein Königreich und Franco ernannte noch zu seinen Lebzeiten den Thronanwärter Juan Carlos53 53Juan Carlos (1938- ) 1975-2018 König von Spanien. aus dem Hause Bourbon zu seinem Nachfolger. Nach dem Tod Francos im Herbst 1975 wurde Juan Carlos zum spanischen König gekrönt. Wirtschaftlich ging es Spanien gut, doch der König wusste, wenn er seine Position beibehalten wolle, muss das Land auf seinen bisherigen souveränen politischen Kurs verzichten. Der König musste geschickt lavieren, um zwischen den Anhängern der verschiedenen Gesinnungsrichtungen den liberalen Kurs anzusteuern. Er erreichte, dass das Parlament seine bisherigen Einparteiprivilegien zugunsten der liberalen Partenkratie aufgab. Bei den Wahlen kam dann eine gediegene konservative Mehrheit zustande. Vier Jahre später siegten die Sozialdemokraten, die waren aber auch schon Hombres del Americanos.54 54Hombres del Americanos - Amerikas Leute respektive der Finanzmacht, die hinter der Kulissen Amerika regiert.

Spaniens neue demokratische Verfassung von 1978 gab den Regionen die Selbstverwaltung mit der Einführung der Regionaldialekte als Amtssprache und in den Schulunterricht. Obwohl das Baskenland die gleiche Selbstständigkeit erhielt wie die anderen Provinzen, genügte dies den Basken nicht! Sie beharrten auf der Formel 3+2=1. Diese paradoxe mathematische Formel heißt: sie wollen die drei baskischen Provinzen von Spanien und die zwei baskischen Departements Frankreichs zu einem souveränen baskischen Staat vereinigen. Der vorindogermanische Volksstamm der Basken bewohnt die westlichen Pyrenäen. Sie sind weder mit den Spaniern noch mit den Franzosen verwandt. So ist es verständlich, dass sie einen eigenen Staat wollen. Die Pyrenäen bildeten seit Jahrhunderten die Grenze zwischen Frankreich und Spanien. Klar, dass beide Staaten an ihren natürlichen Grenzverlauf nicht rütteln lassen wollen. Vielleicht bringt die Zeit und die Europäische Union eine Lösung für das Problem der Basken. Irgendeinmal müssen doch die Bombenattentate der radikalen Separatisten aufhören, gleich wie gerecht der Kampf der Basken für einen eigenen souveränen Staat auch ist.

In der finnischen Hauptstadt Helsinki wurde im Sommer 1975 das KSZE55 55KSZE - Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. Schlussdokument von Amerika, Kanada, Sowjetrussland und 34 europäischen Staaten unterzeichnet. Amerikaner und Sowjets feilten schon seit einigen Jahren an dieser Abmachung, welche den Status quo in Europa sichern sollte und gleichzeitig die Sphären der Supermächte festlegte. Die Signatare vereinbarten: Verzicht auf Gewaltanwendung; Achtung der territorialen Integrität; friedliche Lösung der Konflikte; Selbstbestimmungsrecht der Völker; Einhaltung der Menschenrechte und Grundfreiheiten. Wie aber das Selbstbestimmungsrecht der Völker und die Unveränderbarkeit der erzwungenen Nachkriegsgrenzen unter ein Dach zu bringen seien, erklärten die Initiatoren nicht.

Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen die Okkupanten aus Persien ab. Der Schah56 56Schah Pahlewi Mohammed Resa 1919-1980 - Persischer Herrscher. Schah an Schah, König der Könige - Kaiser Persiens. brauchte einige Jahre, um mit den zurückgebliebenen Agenten der Sowjets, fertig zu werden. Um das einfache Volk auf seine Seite zu ziehen, wurde der Großgrundbesitz, darunter die Güter der Geistlichkeit zwischen den Bauern verteilt. Zur Konsolidierung seiner Macht baute der Schah einen Geheimdienst auf, der auf ihn persönlich eingeschworen war. Auch wenn dieser Geheimdienst nicht immer legitim vorging und das Land kein Musterbeispiel der Demokratie darstellte, stand das arische Persien von allen islamischen Ländern der abendländischen Welt politisch am nächsten.

Die Ölquellen sicherten ein recht stabiles Einkommen für Persien, doch bevor der Ölvorrat zur Neige ging, investierte der Schah das Landeseinkommen in den Aufbau der heimatliche Stahl und Chemieindustrie. Bestellte in Frankreich vier Atomkraftwerke, erwarb für Persien 25Prozent der Aktien der kruppschen Stahlwerke und verkündete vor aller Welt: Das Öl ist viel zu wertvoll, um es zu verbrennen oder in den Autos zu verfahren. Die kommenden Generationen werden sich freuen, wenn wir unser fossiles Erbe für die chemische Industrie aufsparen. Die größte „Impertinenz“, die er sich leistete, war die Gründung einer regionalen Entwicklungsbank und die Forderung an die Ölgesellschaften, 75Prozent ihrer Aktien als Volksaktien unter die Perser zu bringen.

Doch vielen Persern missfiel die säkulare Ausrichtung und Verwestlichung des Lebens. Die innere Opposition hätte der Schah mit der Zeit besänftigen können, aber die Politik des souveränen Weges zwischen Sowjets und dem Regime der Angelsachsen lastete auf seinem Regime. Negativ wog letztlich seine Armee, als sie die stärkste Armee der Region wurde. Zuallerletzt fand er die Präsenz der amerikanische Kriegsmarine im Persischen Golf überflüssig. Der persische Herrscher musste wohl den Herren in Washington zu mächtig geworden sein, sodass er gehen musste.

Der entscheidende Schlag gegen den Schah kam von den Weltmedien. Vor allem von der westlichen Presse, welche diesen erfolgreichen letzten absoluten Monarchen nicht mochte und sein Regime vor der Welt diffamierte und damit die Unzufriedenheit im Land schürte. Die Auflehnung wurde im Januar 1979 für ihn so bedrohlich, dass er aus seinem Land flüchten musste. Die Revolution war nicht mehr aufzuhalten. Irgendwie schlich sich aber ein Fehler in die Rechnung ein, die keine der konkurrierenden Großmächte erwarteten. Statt dem gewünschten, kam ein nonkonformes, an das eigene nationale Konfession anknüpfendes fundamentalistisches Regime an die Macht, die noch weniger gewillt war zu dem messianischen Trend einer der Großmächte zu richten als sein Vorgänger. Ajatollah Khomeini,57 57Ajatollah Khomeini Ruhollah 1900-1989 - Ajatollah ist der höchste kirchliche Würdenträger der Schiiten in Persien. Nach dem Sturz des Schahs Präsident der Islamischen Republik Iran. der 15 Jahre lang im Pariser Exil lebte, kehrte zurück und rief einen Revolutionsrat und eine provisorische Regierung ins Leben und trug ihnen auf, den Gottesstaat zu verwirklichen. In den ersten Tagen der Revolution wurden die wichtigsten Mitarbeiter des Schahs nach revolutionärem Recht verurteilt und exekutiert. Die Mullahs58 58Mullah - Titel für islamischen Recht - oder Religionslehrer. begannen, das Leben nach islamischer Sitte umzuorganisieren. Für Frauen wurde der Schleierzwang wieder eingeführt und das Leben nach den Gesetzen des Korans ausgerichtet. Ob aus Abneigung gegen das Fremde oder aus Erwartung dem Neuen gegenüber, stimmte die Mehrheit der Perser im März des gleichen Jahres mehrheitlich für die Fundamentalisten.59 59Wo das Wissen der Menschen aufhört, beginnt der Glaube. Gott oder die Götter sind mit menschlichem Ermessen kaum vorstellbar, obwohl uns alle Religionen darüber eine Erklärung liefern, wobei sie gleichzeitig beanspruchen, das wahre Heil allein zu verkünden. Wir sollten alle Religionen respektieren, obwohl sie aus Wunschvorstellungen der Menschen entsprungen sind, um den Tod zu überlisten, um im Jenseits das ewige Leben zu erlangen. In jedem Zeitalter erfüllen die Kirchen viele Sozialaufgaben und sorgen sich um die Einhaltung von Sitte und Moral. Für religiöse Menschen erleichtern sie das Sterben, da auf sie im Jenseits das ewige Leben wartet.

Der liberale Wohlstand huldigt dem goldenen Kalb und ignoriert die Religion. Jedem steht frei, seine Konfession selbst zu wählen oder ohne Religion zu leben. Trotzdem gibt es sehr viele, die in irgendeiner Religion Trost finden. So ist es nicht verwunderlich, dass das Sektierertum blüht und zahlreiche neue Konfessionen entstehen.

Wenn eine Zivilisation zerfällt, wird auch seine Konfession anakron, doch wenn der Wohlstand nachlässt, sucht der Mensch wieder Trost bei Gott. Eine der neu entstandenen Religionen, die dem Zeitgeist die plausibelste Gotteserklärung liefert, bekehrt die Menschen wieder zu Gott. Die Intoleranz der neuen Konfession gegenüber konkurrierenden Religionen und gegen das Sektierertum innerhalb der eigenen Reihen entspricht dem neuen Zeitgeist. Das Verständnis des Mittelalters kennt nur eine einzige Kirche.

In den Revolutionswirren besetzten in der Mehrzahl marxistische Studenten die amerikanische Gesandtschaft in Teheran und hielten die Gesandtschaftsangehörigen Monate lang gefangen. Inwiefern die Sowjets ihre Hand im Spiel hatten, verschweigen die Beteiligten. Jedenfalls wurde Amerika massiv gedemütigt. Allerdings zum letzten Mal.

Die Russen nutzten die Ratlosigkeit der Amerikaner und in den letzten Tagen des Jahres 1979 „befreiten“ sie Afghanistan von seiner eigenen Regierung. Bei dieser Befreiungsaktion starb der Ministerpräsident und die Russen stellten einen Strohmann, der sie nachträglich um den Einmarsch bat. Die afghanische Regierung, welche die Sowjets beseitigten, war schon ein linkes Einparteiregime. Deswegen wurde sie von verschiedenen Widerstandsgruppen bekämpft. Sie weigerte sich aber gegen die aufständischen, sowjetischen Truppen ins Land zu holen.

Afghanistan bedeutete für Russland einen Schritt näher in Richtung Indischen Ozean. Denn gerade im fehlenden Zugang zum offenen Meer lag das Verhängnis aller eurasischen Steppenmächte. Schon im 19. Jahrhundert war Russland im Begriff Afghanistan zu okkupieren, als ihm Großbritannien zuvorkam und Truppen nach Afghanistan entsendete. Die Kolonisation misslang den Engländern und fünf Jahre später unterschrieben sie einen Friedensvertrag mit den Afghanen, mit der einzigen Bedingung, dass ihre Truppen das Land ungeschoren verlassen durften. Den Sowjets erging es ähnlich wie den Engländern. Sie fanden sich nicht einer Armee, sondern in jedem Tal und hinter jedem Hügel einer neuen Guerillatruppe gegenüber. Die Aufständischen gegen die Sowjets wurden reichlich von den Amerikanern mit Rüstung versorgt, sodass sie mit gleichwertig modernen Waffen ihrem Gegner trotzen konnten. Nach zehn Jahren Krieg musste die Rote Armee Afghanistan bedingungslos räumen. Bedingungslos! Erinnere!

Mit dem Rückzug war für das Sowjetreich das Afghanistandesaster noch nicht ausgestanden. Der Erfolg der Afghanen steckte die Türk- und Moslemvölker an, die sich unter sowjetischem Joch befanden. Die Mudjahedin60 60Mudjahedin - Glaubenskämpfer des Islam. trugen den Krieg nach Tschetschenien und bis an die ethnischen Grenzen Russlands.

Der persische Schuss ging für beide Supermächte nach hinten los. Das neue Regime stand ihrer messianischen Politik noch ablehnender gegenüber als das vorherige. Sie hätten abwarten können, bis das eher säkulare Nachbar Regime der Bath Partei61 61Bath Partei - Herrschende Partei in Syrien und im Irak, mit arabisch-nationalem Trend. von Saddam Hussein62 62Husain Saddam 1937-2007 - Zuerst Vorsitzender der arabisch-nationalen Bath-Partei, dann Staatspräsident des Irak. Nachdem die Angelsachsen den Irak besetzten, wurde er in einen Schauprozess verurteilt und hingerichtet. den Fundamentalismus der Mullahs mit der Zeit besänftige. Sie suchten lieber ein Weg das persische Regime zu beseitigen.

Zwischen fast allen Nachbarstaaten der Welt bestehen Differenzen um den Verlauf ihrer Grenzen. Zwischen dem Irak und dem Iran ging der Streit um die Shatt al Arab und einige strategisch wichtige Inseln im Persischen Golf. Die Supermächte brauchten nur den Irak aufzurüsten und warten, bis der agile Saddam Hussein die Mullahs beiseiteschafft. Auf der anderen Seite konnten die Perser dank der Ölreserven ihr Arsenal ebenfalls „up to date“63 63up to date - auf neuestem Stand. halten. Den Krieg, der im September 1980 begann, traten die Gegner, gleich stark mit den modernsten Waffen der Zeit gerüstet, an. Das Ergebnis waren unzählige Tote und Verwundete, aber Erfolg konnte keine der Seiten für sich herbeibomben. Nach acht Jahren siegte die Vernunft und der Krieg wurde beendet; ohne Sieger, aber auch ohne Besiegte.

Allgemein existiert ein System, welches die Welt regiert vier bis fünf Generationen lang, um dann einem neuen Regime den Weg zu räumen. Der Bolschewismus gehörte nicht zu dem zeitkonformen Regime, weil er dem liberalen Zeitgeist des 20. Jahrhunderts entgegenlief. Sein über 70-jähriges Bestehen verdankte er seinen Konkurrenten: dem Nationalsozialismus und dem Liberalismus, als das Sowjetreich gegen Deutschland Amerikas Kombattant wurde. Dank den Angelsachsen eroberte das eurasische Sowjetreich zum Kriegsende das halbe Europa und behielt eben seinen eroberten Teil. Der Sieg und der Gebietszuwachs erhöhten das Ansehen des Regimes auf Jahre. Durch Washingtons ungeschickte Politik wurde China ebenfalls kommunistisch. Oder fürchtete Washingtons Hintergrundmacht das rote China weniger als ein nationales China? In den 50er Jahren flammten die Freiheitskämpfe der Ostdeutschen, Polen und Ungarn auf. Nur ein Funke fehlte, um in Moskau die Feuersbrunst der Unzufriedenheit zu entfachen. Aber Washington ließ die Freiheitskämpfer im Stich.

Mit Maos Tod 1976 endete in China das bolschewistische Wirtschaftssystem. Die Mehrheit der Parteifunktionäre war sich einig: wenn China im Wettbewerb der Nationen schritthalten wolle, müsse es sich auf das modernste Wirtschaftssystem der Zeit, auf die freie Marktwirtschaft umstellen. Schon in Maos letzten Tagen setzten sich die Reformer im Zentralkomitee durch. Einige Tage nach Maos Tod wurde seine Witwe und ihre „Viererbande“64 verhaftet. 64Viererbande - Um Maos Witwe Jiang Qing formierten sich die Reformgegner. Als die Reformisten die Macht gewannen, wurde ihren vier Tonangebern der Prozess gemacht und sie wurden zum Tode verurteilt. Sie durften aber ihre Taten bereuen und am Leben bleiben. Kleine Missetäter werden dagegen schon wegen wiederholten Fahrraddiebstahls hingerichtet. Bald ging, der von Mao selbst erwählte Nachfolger, Hua Guo-feng65 in die Versenkung.65Hua Guo-feng 1920 – 2008 Chinesischer Politiker, Maos Mann; nach Maos Tod Ministerpräsident und einige Tage lang Vorsitzender der Partei. Der kleinwüchsige Teng Hsiao-ping66 wurde der neue starke Mann. 66Teng Hsiao-ping 1904-1997 - Chinesischer, kommunistischer Politiker. Träger hoher Staats- und Parteiämter; zuletzt Vorsitzender der Zentralen Militärkommission.

Zu dieser Zeit kam ein afrikanischer Potentat nach Peking und bat um Unterstützung bei der Umstellung seines Landes auf Maos Kurs. Die Chinesen rieten ihm, er möge sich diesen Blödsinn aus dem Kopf schlagen, da die sozialistische Planwirtschaft in die Irre führe und schickten ihn nach Hause.

Die Bauern erhielten ihr Land zurück, Handwerker sowie Händler durften eigene Geschäfte eröffnen. Großbetriebe blieben vorerst beim Staat. Vor allem aber die Banken, die Fundamente des Turbokapitalismus behielt der Staat im eigenen Besitz. Nach kurzer Zeit breitete sich in China ein bescheidener Wohlstand aus. Das liberale Wirtschaftsleben änderte die Denkweise der Bürger. China zählt nicht zum Kulturkreis des Abendlandes. Doch der Bann des freien Zeitgeistes des Abendlandes tat hier ebenfalls seine Wirkung. Ende der 80er Jahre formierte sich eine Opposition, welche die Demokratisierung des politischen Lebens von der Parteihierarchie forderte. Mutige junge Leute, darunter Studenten der Hochschulen demonstrierten Tag für Tag landesweit, vor allem aber auf dem Tienanmen Platz67 in Pekings Zentrum. 67Tienanmen Platz - der Platz des himmlischen Friedens; zentraler Platz in Peking. Zuletzt waren sie über hunderttausend, die für die politischen Freiheiten eintraten. Transparente und Wandzeitungen nannten die Führung faschistisch. Tatsächlich stand das neue Regime mit freier Wirtschaft aber straffer politischer Ordnung näher zu dem Faschismus, als zu dem Bolschewismus oder der liberalen Demokratie, auch wenn sich das Land kommunistisch nennt. Die Politiker konnten den Trend der Wirtschaft kurzfristig ändern, behielten aber die politische Diktatur bei, da sie die Macht nicht verlieren wollten. Es liegt in der Natur der Sache, dass die freie Wirtschaft mehr Zeit benötigt, um ein unzeitgemäßes Politsystem an sich anzupassen, als umgekehrt. Zuletzt verdrängt das Zeitgemäße das Anachronistische. Wie lange aber die Liberale Demokratie zeitgemäß bleibt, ist eine andere Frage!

Im Herbst 1989 zeigten Maos Jünger, wer Herr am Tienanmen Platz ist und ließen die Demonstranten mit Panzern niederwalzen. Nach Augenzeugenberichten blieben 3.600 Tote auf dem Platz des Himmlischen Friedens zurück.

Heute, vierzig Jahre nach dem Wechsel zur freien Marktwirtschaft, ist China die meist prosperierende Nation der Erde.

In Russland mussten die alten Bolschewiken ebenfalls aussterben, bis es zu Änderungen kam. Als Breschnew,69 69Breschnew Leonid Iljitsch 1906-1982. Nach Chruschtschows Sturz Partei- und Staatsoberhaupt der SU. der langjährige Parteiführer nach Chruschtschow 1982 starb, übernahmen nacheinander zwei Greise sein Amt. Sie starben beide kurze Zeit nach ihrem Amtsantritt. Dann wurde 1985 Gorbatschow70 70Gorbatschow Mihail Sergejewitsch 1931 - Ab 1985 Generalsekretär der KPdSU. Stammte aus einer wohlhabenden Bauernfamilie. Als Kleinkind erlebte er die Hungersnot, die auf Stalins Kolchosenregime folgte. Wollte das marode Sowjetsystem reformieren und scheiterte mit seinen halben Lösungen. Doch dank seiner Einsicht, schlug Russland die zeitkonforme, plurale Wirtschaft und politischen Kurs ein. zum Generalsekretär der Partei gewählt. Er propagierte die Perestroika,71 71Perestroika - Umgestaltung, Umbau. was die Vermenschlichung des Bolschewismus sein sollte, ohne das ganze System umstürzen zu wollen. Er musste aber schließlich erkennen, wie vorher Nagy oder Dubcek, dass der Bolschewismus als Ganzes gestürzt werden musste, weil der Bolschewismus die Unmenschlichkeit in sich trug.

Nach drei Jahren Perestroika beziehungsweise halben Reformen, stagnierte die Sowjetwirtschaft schlimmer als vorher. Während des 70-jährigen Bestehens der Sowjetunion lag der Lebensstandard seiner Bürger auf dem Niveau eines Drittweltlandes. Die sowjetische Ökonomie konnte nie mit der des Abendlandes Schritt halten, obwohl das Sowjetreich ein Sechstel der Erde, mit allen erdenklichen Ressourcen gesegnet, beherrschte. Seine Industrie brachte zwar einige hervorragende Kriegsgeräte zustande, doch gerade die Entwicklungen in der Kriegstechnik führte die Sowjetführung zur Erkenntnis der Unfähigkeit der Sowjetwirtschaft, mit dem Westen schritthalten zu können, als die Amerikaner an einem Antiraketen-System herumzubasteln begannen. Gorbatschow versuchte, die Amerikaner von ihren Antiraketen-Plänen abzubringen und traf sich mehrmals mit dem amerikanischen Präsidenten Reagan.72 72Reagan Ronald Wilson 1911 –2004. 40. Präsident der USA. Reagan drängte auf die Durchsetzung der Menschenrechte im sowjetischen Machtbereich. Eigentlich redeten sie aneinander vorbei.

An einem Wochenende im April 1986 explodierte in der ukrainischen Stadt Tschernobyl durch verschiedene unglückliche Fehlgriffe ein Atommeiler. Die Katastrophe forderte in der folgenden Zeit mehrere tausend Tote und machte hunderte Quadratkilometer Land für Jahre unbewohnbar. Gorbatschow kam zu der Erkenntnis: Eine einzige sowjetische oder amerikanische Atombombe habe die hundertfache Wirkung dieser Katastrophe. Ein Atomkrieg würde aller Wahrscheinlichkeit nach alles Leben auf der Erde auslöschen, was ein dummer Fehlgriff oder ein verwirrtes Hirn jederzeit entfesseln könnte. Vermutlich durch diese Erkenntnis vereinbarten sie in Washington ein Abkommen über den Abbau ihrer atomaren Raketen und bestätigten den Vertrag einige Wochen später in Moskau. Über die Ausführung sicherten sie der jeweiligen Gegenseite Kontrollrecht auf eigenem Territorium zu und beide Parteien zogen ihre Raketen aus Europa ab.

Im Sommer 1988 rief Gorbatschow zu einer Parteikonferenz die 5.000 Delegierten des Gesamtsowjets zusammen und ermunterte die Delegierten zur Diskussion seiner Vorschläge. Das letzte Mal hatte dieser Kongress vor 50 Jahren getagt. Damals hatte der Kongress nicht die Aufgabe zu diskutieren, sondern Stalins Pläne einstimmig anzunehmen. Die Partei der Bolschewiken ließ seit ihrer Machtübernahme über Russland zum ersten Mal die Diskussion zu. So kam es innerhalb der Partei zur Bildung von Fraktionen. Auf der einen Seite standen die Reformer um Jelzin,73 73Jelzin Boris Nikolajewitsch 1931 - 2007 Reformfreudiger Parteisekretär der KP. Moskau. Bei den ersten freien Wahlen wurde er vom überwiegenden Teil der Bevölkerung zum Präsidenten Russlands (der russischen Föderation) gewählt. der ein Jahr zuvor von den Konservativen verdrängte Parteisekretär von Moskau. Die Reformgegner scharten sich um Ligatschow,74 74Ligatschow Jegor Kusmitsch 1920. Sowjetischer Politiker auf verschiedenen hohen Parteiposten, zuletzt Stellvertreter Gorbatschows, als Stellvertretender Präsident des Obersten Sowjets. Im August 1991 war er der Hauptdrahtzieher des Putsches gegen die Reformen. der Sekretär des Zentralkomitees der Sowjetisch-Kommunistischen Partei. Gorbatschow hielt die Waage in der Mitte. Außer wenigen Mutigen um die zwei Pole herum, tendierten die übrigen Genossen erfahrungsgemäß vorsichtig. Man konnte nie wissen, welche der Gegenseiten sich durchsetzte und dann: Bumm-Bumm, bestenfalls Verbannung nach Sibirien. Gorbatschows Vorschlägen konnte man gefahrlos zustimmen, schließlich enthielten sie nichts Neues. Lediglich die bisherige Praxis wurde beurkundet: Der oberste Parteichef, der bis jetzt das Sagen im Staat hatte, sollte künftig den Posten des Staatschefs übernehmen. Außerdem sollten die lokalen Parteisekretäre die Vorsitzenden in lokalen staatlichen Ämtern werden. Na also, die Partei sorgt sich auch um die Genossen der unteren Ebenen. Alle Neuerungen wurden vom Kongress gutgeheißen und Gorbatschow zum Staatsoberhaupt gewählt. Um dem neuen Kurs die Legitimation zu geben oder aus Furcht vor den Konservativen, wurden allgemeine Wahlen auf März 1989 ausgeschrieben. Bei diesen Wahlen durften sich um denselben Posten mehrere Kandidaten bewerben. Also echte alternative Wahlen! Neben Freiheit der Diskussion, die wichtigste Neuerung. Bisher galt für die Wähler, entweder die vorgedruckte Kandidatenliste in die Urne werfen oder sich als Konterrevolutionär, Reaktionär oder ein ähnlich schädliches Element zu entlarven. Im höchsten Partei- und Staatsamt hoffte Gorbatschow alle Fäden in der Hand zu haben, um das Sowjetreich nach eigenen Vorstellungen umgestalten können. Die führende Rolle der kommunistischen Partei beibehalten und die Nationalökonomie nach den Gesetzen der freien Marktwirtschaft gehen lassen.

Vor den Wahlen entwickelte sich ein richtiger Wahlkampf und die Volksabstimmung im März 1989 brachte den Reformern endgültig den Sieg. Jelzin bekam 89Prozent der Stimmen in seinem Wahlkreis. In Leningrad und Kiew verloren die Parteibürokraten fast vollständig ihre Ämter. Viele bekannte Oppositionelle wie der verbannte Atomphysiker Sacharow,75 75Sacharow Andrei Dimitrijewitsch 1921-1989 - Russischer Atomphysiker, war maßgeblich an der Entwicklung der sowjetischen Wasserstoffbombe beteiligt. Ab 1968 trat er für die Liberalisierung des Sowjetsystems ein. Dafür wurde er nach Sibirien verbannt. wurden zu Deputierten gewählt. Die neuen Volksdeputierten waren nicht mehr die Marionetten der Parteiführung. Sie sorgten für Reformen und den Aufbau eines demokratischen Staatsapparates. Im März 1990 wurde das Alleinvertretungsrecht der Partei aus der Verfassung gestrichen und damit der Weg zum Mehrparteiensystem freigemacht.

In den von der Sowjetunion okkupierten Ländern traf die Liberalisierung in Russland auf breite Resonanz. Mit dem Ende der Alleinherrschaft der Kommunisten gingen die Völker des östlichen Mitteleuropas daran, die sowjetische Vormundschaft abzuschütteln.

In Polen war es wegen allgemeinen Preiserhöhungen bereits zehn Jahre zuvor im Herbst 1980 zum landesweiten Generalstreik gekommen. Das Zentrum der Streikbewegung wurde die Schiffwerft in Gdansk-Danzig, wo die Arbeiter eine von der kommunistischen Einheitsgewerkschaft unabhängige Vertretung, die Solidarnosc76 gründeten. 76Solidarnosc - Solidarnosch - Solidarität. Erster unabhängiger Gewerkschaftsverband in Polen, überhaupt im bolschewistischen System. Um das streikende Volk wieder zur Arbeit zu bewegen, musste das Regime die Solidarnosch anerkennen. Auf Moskaus Druck hin putschte ein Jahr später ein General und übernahm die Macht. Rief gleich den Notstand aus, verbot die Solidarnosch und internierte ihre Führung. Trotz Unterdrückung wuchs die Solidarnosch zu einer oppositionellen Bewegung an. Gleichzeitig zum Tauwetter in Russland trat die Solidarnosch bei den Parlamentswahlen 1989 an und gewann mit zwei anderen Oppositionsparteien gegen die Kommunisten. Die Solidarnosch bildete nun die neue Regierung. Damit endete die Zeit des Kommunismus in Polen. Auf das Ende der sowjetischen Okkupation musste das Volk aber noch warten.

Mit dem bewaffneten Aufstand von 1956 demonstrierten die Ungarn, dass sie jede Form des Kommunismus ablehnten. Im folgenden Jahr, nach der Niederschlagung des Freiheitskampfes, hoffte jeder auf ein Wunder, auf eine Revolution in Moskau, welche die Bolschewiken stürzen würde. Man hätte sogar einen Krieg zwischen den Supermächten in Kauf genommen, wenn dabei die Amerikaner Sowjetrussland zerschlagen hätten. Nach dem Sputnikschock kam die schreckliche Erkenntnis, dass Ungarn wahrscheinlich für Jahrzehnte in den Fängen der Sowjets bliebe. So musste man sich mit der Kadarclique77 77Kádár János 1912-1990 - Wurde während der Niederschlagung des ungarischen Aufstandes 1956 von den Sowjets zum Partei- und Regierungschef eingesetzt. Vor dem Krieg schlug er sich als Conférencier in den Lokalen der Budapester Vergnügungsviertel durch. Sein Talent, Moskaus Ukas-e an das Volk weiterzuleiten war unübertrefflich. Daher konnte er 32 Jahre lang Moskaus Statthalter bleiben. arrangieren und mit dem Gulaschkommunismus vorliebnehmen. Ende der 80er Jahre ersetzte Moskau seinen alten Lakaien Kadar durch Flexiblere der jungen Generation. Die Jungen merkten rechtzeitig, dass es mit dem Sowjetstern abwärts ging. Sie verstauten nun die roten Fahnen und roten Krawatten ihrer Väter in den Klamottenkisten und lösten die KP auf. Sie wollten nichts mehr mit dem Kommunisten zu tun haben und wandelten sich zu ungarischen Sozialisten. Anderen banden sich vornehme, rotblau gestreifte - getupfte liberale Fliegen um den Hals und wurden zu Liberaldemokraten. Auf dem 33. Jahrestag des Freiheitskampfes wandelte sich unter Glockengeläut der Kirchen und Freudentränen der Bevölkerung die Volksrepublik zur Republik Ungarn. Bei den freien Wahlen im April 1990 gewannen die neu formierten bürgerlichen Parteien 91Prozent der Stimmen und die Regierung wurde von einer vermeintlich nationalen, Mitte-Rechts-Koalition gebildet. Zu den Sozialisten (nicht mehr Kommunisten) gesellten sich ihre liberalen Genossen und stellten die Opposition.

Die Mitte-Rechts-Koalition bekam von der großen Mehrheit der Nation den Auftrag, Recht und Freiheit im Sinne der nahezu 1000- jährigen Verfassung des Landes zu restituieren und die nationale Souveränität wiederherstellen. Die neue Regierung musste vorsichtig zu Werk gehen, um das Erreichte nicht zu gefährden. Die Rote Armee stand noch im Lande und bis zu ihrem Abzug gab es keine wirkliche Freiheit, noch Unabhängigkeit.

Die neu Gewählten gingen aber schon vor ihrer Wahl einen Kuhhandel mit den Kommunisten ein. An den „Vereinbarungen am Runden Tisch“ sicherten damals noch oppositionelle Politiker für die Kommunisten Straffreiheit für Straftaten, die während der Diktatur begangen worden waren. Schließlich kamen die meisten Kandidaten, gleich welcher Couleur, aus der von den Besatzern etablierten Gesellschaft, gleichgültig welche Partei das Volk auch wählte. So kam es nur zu einem Regime- und Generationenwechsel, aber die alte Nomenklatur behielt ihre Positionen.

Bei den ersten Wahlen war es dennoch nicht zu vermeiden, dass einige Sechsundfünfziger78 78Unter „Sechsundfünfziger“ verstehen die Ungarn die Teilnehmer des Freiheitskampfes von 1956 oder den, der sich für dessen Ziele einsetzt; nationale Unabhängigkeit; freiheitliche Staatsordnung; freie soziale Marktwirtschaft. oder Antikommunisten ins Parlament gelangten, die keine Kompromisse unterschrieben und die Henker der Okkupanten vor Gericht sehen wollten. Eiligst wurde ein Amnestiegesetz von der Mehrheit der Abgeordneten angenommen. Der Rüffel kam prompt vom Nazijäger Wiesenthal,79 79Wiesenthal Simon 1908 - 2005 Baute eine Organisation auf, mit dem Ziel, Personen, welche an der Judenverfolgung beteiligt waren, aufzuspüren und zu bestrafen. doch er wurde beruhigt, denn die Amnestie galt ausschließlich nur für an den Ungarn verübten Unmenschlichkeiten. „Kriegsverbrechen“ blieben ja, weiterhin verfolgt. So nörgelte auch Herr Wiesenthal nicht weiter.

Selbstverständlich schlossen diese Neodemokraten mit den Kapitalisten ebenfalls ihren Kompromiss. Vor den Wahlen reisten Sozialisten und Bürgerliche gemeinsam nach London City und versprachen, die 20 Milliarden Dollar Schulden, die die Kommunisten von den Superbankiers aufgenommen hatten, zu übernehmen und die Wucherzinsen weiterzuzahlen. Die neue Regierung gedachte aus dem Erlös der Reprivatisierung des Staatseigentums die Auslandsschulden begleichen zu können. Das Reprivatisierungsgesetz speiste dann die ehemaligen Eigentümer, der vor 40 Jahren verstaatlichten Güter mit einem Taschengeld ab. Ihr ehemaliger Besitz wurde an multinationale Firmen verscherbelt, in der Hoffnung, die Multis würden dann die Wirtschaft in Schwung bringen. Diese Annahme erfüllte sich nur teilweise. Einige Firmen nutzten die niedrigen Löhne im Lande, andere kauften ihre Konkurrenzbetriebe auf und legten sie still. Um die Entlassenen musste sich dann der Staat kümmern. Andere Firmen wurden von Cliquen wie der Genosse Parteiobmann, Direktor, Jugendsekretär oder dergleichen angeeignet. Wenigstens blieben diese Betriebe in ungarischem Besitz. Allerdings mit dem Problem, dass die Meisten dieser Genossen ihre Posten nicht durch Fachkenntnisse, sondern über Parteibeziehungen erhielten. Demzufolge konnten sie nur in der gleichen Art und Weise weiter wirtschaften wie bisher. Es ist nur zu hoffen, dass die zu Herren Direktoren gewordenen Genossen bald ihr Metier beherrschen werden.

Der Erlös aus der Reprivatisierung versickerte dann irgendwohin,80 80Auf Anweisung einer nationalen Regierung konnte die Staatsanwaltschaft die Kinder der ehemaligen Nomenklatur leicht zur Rechenschaft ziehen, wie sie zu ihrem milliardenschweren Vermögen kamen. Kein Wunder, dass sie schon das Wort national fürchten wie Teufel das heilige Wasser. wie seinerzeit die durch die Kommunisten aufgenommenen Kredite. Dafür verdoppelte sich der Schuldenberg. Dieser Fluch liegt über der Wirtschaft aller ehemaliger Ostblockstaaten und hindere sie an dem ökonomischen Weiterkommen, bis das neu entstandene Unternehmertum die Taktik des Erfolges aneignet und für sein Tun, die Verantwortung zu übernehmen bereit ist. Schließlich sind Ungarn oder Sachsen nicht dümmer, als Schwaben oder Österreicher!

Ungeachtet des Zerfalls des Weltkommunismus, feierten die Nutznießer der Deutschen Demokratischen Republik das 40-jährige Jubiläum ihrer Privilegien. Als die Genossen feierten, floh die Jugend scharenweise via Ungarn und der Tschechoslowakei nach Westdeutschland. Die von der Partei organisierten Kundgebungen für das Jubiläum wurden bald zu Demonstrationen gegen das Regime. Wir sind das Volk, schrie die Menge den Parteifunktionären ins Gesicht, als sie in Volkes Namen agierten, bis diese schließlich nachgeben mussten. Zuerst trat Moskaus oberster Statthalter zurück. Einige Tage darauf sein Nachfolger. Auf Druck der Demonstranten mussten die Kommunisten am 9. November 1989 selbst die Grenzen Richtung Westen öffnen und noch am gleichen Abend bekam die Berliner Mauer ihre ersten Löcher. Zuletzt entstand die Regierung der Nationalen Verantwortung, die dann freie Wahlen vorbereitete, was zuletzt zu der Vereinigung beider deutscher Staaten führte

Unglaublich, dass einige vaterlandslose Gesellen, Internationalisten, Kosmopoliten aus dem Lager der Grünen, Liberalen und Sozialdemokraten im westdeutschen Bundestag gegen die Wiedervereinigung Sturm liefen. Großbritanniens Eiserne Lady, Premierministerin Thatcher,81 81Thatcher Margaret Hilda 1925 – 2013 Konservative Premier (Ministerpräsidentin) Großbritanniens. machte gegen die Wiedervereinigung Front bei den Verbündeten, die eigentlich auch Deutschlands Verbündete waren. Frau Thatcher lag wohl weniger an Polens Freiheit als ihrem Amtsvorgänger Chamberlain. Die Sowjettruppen hätten nämlich weiterhin polnisches Gebiet beansprucht, um ihr Besatzungsrecht in Deutschland aufrecht zu erhalten. Aber die neue Russische Nationalversammlung blieb ebenfalls eisern und schenkte Mitteleuropa die Freiheit! Die Einigung wurde trotz aller Widerstände am 3. Oktober 1990 vollzogen.

Der Zwei-plus-vier-Vertrag zwischen beiden deutschen Staaten und den vier Besatzungsmächten besiegelte die Wiedervereinigung. Dabei verzichtete die vergrößerte Bundesrepublik auf alle entwendeten ehemaligen Reichsgebiete und auf die Produktion oder den Besitz von ABC-Waffen. Weiter beschränkte der Vertrag die Bundeswehr auf 370.000 Mann und regelte, dass Truppen aus anderen Nato-Staaten das Gebiet der ehemaligen Sowjetzone nicht betreten dürften.

Auf alle Fälle behielten die Angelsachsen ihr Recht, Deutschland besetzt zu halten. Einen Friedensvertrag mit dem vereinigten Deutschland gibt es immer noch nicht. So ist die Berliner Bundesregierung genötigt, den Anweisungen der Deep State nachzukommen, wenn sie nicht abgesetzt werden will.

Die Sowjettruppen verließen nacheinander die Tschechoslowakei, Ungarn, Deutschland und Polen. Der freiwillige Abzug ist auf lange Sicht eine kluge Investition der russischen Politik. Mit der Zeit wird der Hass auf die Okkupanten einer Art moralischer Verpflichtung weichen und irgendwann einmal wird Russland die Freundschaft Europas benötigen.

In Prag begannen am 20.Jahrestag der Okkupation durch Ostblock-Truppen die Demonstrationen gegen das Regime. Diese erste Demonstration konnte noch durch die Staatsgewalt aufgelöst werden. Die Demonstrationen hörten aber nicht auf, im Gegenteil, zuletzt forderten Hunderttausende die Demokratie. Die Machthaber änderten die Regierung und nahmen Oppositionelle in den Ministerrat auf. Nach und nach mussten die Kommunisten von ihrer Macht mehr und mehr abgeben. Bis Ende 1989 verloren sie den Posten des Ministerpräsidenten. Schließlich mussten sie die Mehrheit dem Kabinett der Opposition überlassen. In den Wahlen 1990 entsagte das Wahlvolk endgültig dem Kommunismus.

Parallel zu den politischen Umwälzungen in der Tschechoslowakei forderten die Slowaken ihre Unabhängigkeit und den Austritt aus der Föderation. Die Tschechoslowakei konnte nach dem Zweiten Weltkrieg die deutsche Minderheit, über drei Millionen Menschen, aus dem Land vertreiben. Die Tschechen brauchten nun die Slowaken nicht mehr, um die slawische Mehrheit in ihrem Lande zu sichern. Vielleicht merkten inzwischen die Politiker in Prag die günstige geopolitische Lage ihres Landes, dass es keinem der potenziellen Kriege im Wege steht. Zusammen mit der Slowakei dagegen würden sie in jeden Konflikt hineingezogen werden. Nach Volksabstimmungen trennten sich die beiden Völker friedlich in zwei souveräne Staaten; zu Tschechien bzw. der Tschechischen Republik und zur Slowakischen Republik.

Die Slowakei durfte aus der Tschechoslowakei austreten, die Südgrenze der Slowakei trennt aber Hunderttausende, es waren einmal eine Million Ungarn von ihrem Mutterland! Die Ungarn haben komischerweise kein Recht, sich an ihr Mutterland anzugliedern. Obwohl die Ungarn ebenso wenig gefragt worden sind wie seinerzeit die Slowaken, ob sie Tschechoslowaken werden wollten! Außerdem standen Ungarn und die Slowakei in beiden Weltkriegen auf der einen und gleichen Seite. Die Ungarn sind wohl aus der Menschenrechtskonvention der Siegermächte ausgeklammert.

Der Reformflügel der bulgarischen KP entließ ihren langjährigen Vorsitzenden. Anschließend setzten sie ihn wegen Korruption unter Anklage. Dann ließen sie die Opposition und die Pressefreiheit zu. Die nächsten Wahlen brachten dann eine pluralistische Staatsform zustande.

Die Erben des Ultrakommunisten Hodscha in Albanien waren flexibel genug, um zu merken, dass ihre Alleinherrschaft abgelaufen war und überließen die Macht einem Mehrparteienregime.

Einzig die Proletarierfamilie Ceausescu,82 82Ceausescu Nicolae 1918-1989 - Wurde 1965 zum ersten Sekretär der rumänischen KP gewählt. Seine Genossen im Zentralkomitee wählten ihn als Übergangslösung, weil er nicht nur der Jüngste, sondern auch der Dümmste von ihnen war. Dank seiner Bauernschläue konnte sich Ceausescu auf seinem Posten behaupten und sich bald Conducator, d. h. Führer nennen lassen. Er selbst erlernte das Schuhmacherhandwerk. Seine Frau, mit sechs Jahren Volksschule hinter sich, wurde zur Präsidentin der Rumänischen Akademie der Wissenschaften. Sohn Nicu hätte selbstverständlich Vaters Posten erben sollen. welche in Rumänien herrschte, nahm die Veränderungen um sich herum nicht wahr. Wie alle roten Diktatoren wollte Ceausescu sein Land zur führenden Industrienation umwandeln. Die unpopulärste Anordnung, um des großen Zieles willen, war die Reduzierung der Wohnungstemperaturen auf 19°C. Parallel zur Anzahl der durchgefrorenen Winter wuchs beim Volk der Hass auf den Diktator. Sein letztes Hirngespinst war der Abriss kleiner Dörfer und die Umsiedlung ihrer Bewohner in zentrale sozialistische Städte. Vor allem bei der deutschen und ungarischen Minderheit stieß dieser Plan auf Ablehnung. Sie fürchteten die Umsiedlung von ihrer Siebenbürgischen Heimat nach Altrumänien. László Tökés,83 83Tökés László 1957 - Reformierter Pfarrer in Temesvár - Temeschburg. Im Jahre 2009 wurde er von der ungarischen Minderheit in Siebenbürgen zu ihrem Abgeordneten im EU-Parlament gewählt. Dort bemüht er sich, für die Rechte seiner Volksgruppe einzutreten, leider ohne viel Erfolg! der Pfarrer der reformierten Kirchgemeinde in Temesvár - Temeschburg verurteilte in seiner Predigt und in einem TV-Interview die Dörferzerstörungen. Als ihn dafür die Staatssicherheit verhaften wollte, umstellten Gemeindemitglieder Kirche und Pfarrhaus, um ihren Pfarrer zu schützen. In der ersten Nacht versuchte der Staatsschutz die Gläubigen mit Wasserwerfern auseinander zu bringen. Am Tag darauf demonstrierten dann nicht nur die Ungarn allein, sondern die ganze Stadt; Banat-Schwaben, Rumänen, alle Bevölkerungsgruppen.84 84Außer der Nationalität gibt es konfessionelle Unterschiede zwischen den Bewohnern Siebenbürgens. Die Ungarn sind reformiert oder römisch-katholisch; die Sachsen zumeist Lutheraner; die Schwaben römisch-katholisch und die Rumänen orthodoxen Glaubens. Die Staatssicherheit schoss in die Menge und tötete mehrere Demonstranten. Sofort griffen die Unruhen auf die Nachbarstadt Arad und einige andere siebenbürgische Städte über. Ceausescu ließ für sich in der Hauptstadt Bukarest eine Sympathiekundgebung zusammentrommeln. Als er zu den Versammelten reden wollte, schrie ihm die Menge zu: Hau ab! Du Ratte! Die Demonstranten waren schon dabei, das Radio, die Amtshäuser und den Präsidentenpalast zu erstürmen. Ceausescu blieb wirklich, nur das Abhauen übrig. Seine Frau zog ihn vom Mikrofon weg und sie flohen mit einem Hubschrauber. Das Radiostudio und die Fernsehanstalt wurden von den Aufständischen besetzt. Der Staatssicherheitsdienst hielt noch einige Verwaltungsgebäude, aber das Militär schloss sich dem Aufstand an. Während Volk und niederes Militär gegen den Sicherheitsdienst kämpften, bildeten Ceausescus ehemalige Stiefellecker die Nationale Errettungsfront und übernahmen die Regierungsgewalt. Ihren ehemaligen Chef setzten sie ab und gaben gegen ihn einen Fahndungsbefehl heraus.

Als das Benzin in Ceausescus Flucht-Helikopter zur Neige ging, fuhren sie per Autostopp weiter und liefen schnurstracks in eine Kontrollstelle des revolutionären Militärs. Die Soldaten machten dem Ehepaar Ceausescu am zweiten Tag ihrer Festnahme, am Weihnachtstag 1989, den Prozess und verurteilten sie zum Tode. Sobald die Ceausescus aus dem Gerichtssaal geführt worden waren, wurden sie von herumstehenden Soldaten kurzerhand an die Wand gestellt und diese schossen ihre Magazine leer. So ungestüm entlud sich der Hass der einfachen Soldaten auf das Diktatorenpaar.

In den anderen Ostblockländern verlief der Regimewechsel unblutig. So kann auch erklärt werden, dass viele Repräsentanten des alten Regimes beziehungsweise ihre Nachkommen zu ebenso guten Positionen kamen, wie sie vorher innehatten. Wie war dies aber in Rumänien möglich, wo ein Volksaufstand das Regime gestürzt hatte? Hier kamen noch dubiosere Figuren an die Macht als in den anderen kommunistischen Ländern. Offensichtlich benötigt jedes Regime die 5Prozent schlauen Streber, die fähig sind, die restlichen 95Prozent der Bevölkerung zu beherrschen; die Demokratie ebenso wie die Diktatur.

Am 50. Jahrestag des Hitler-Stalin-Paktes bildeten fast 2 Millionen Balten durch alle drei baltischen Staaten hindurch eine lebende Menschenkette. Mit dieser riesigen Demonstration forderten sie die Wiederherstellung ihrer nationalen Souveränität. Die meisten Sowjetrepubliken warteten ebenfalls auf die Gelegenheit, aus dem Sowjetstaat austreten zu können.

Die Sowjetregierung suchte eine für alle Teilrepubliken annehmbare Lösung, um das Reich zusammenzuhalten, als der Putsch der Reformgegner im August 1991 losbrach. Gorbatschows Stellvertreter und einige konservative Politiker nutzten ihre Beziehungen zum Geheimdienst und zur Armeespitze. Sie ließen auf Moskaus Straßen Panzer auffahren, besetzten die Medienhäuser und verhängten ein Versammlungsverbot. Gorbatschow, der gerade auf der Krim in den Ferien war, enthoben sie all seine Ämter und stellten ihn unter Hausarrest.

Der frei gewählte Präsident der Russischen Teilrepublik Jelzin und die Reformisten sammelten sich im Weißen Haus,85 im russischen Parlamentsgebäude. 85Weißes Haus – Hier ist das Parlamentsgebäude der Russischen Föderation gemeint. So genannt wegen seinen weißen Marmorfassaden. Das Volk ignorierte das Ausgangsverbot und demonstrierte auf Moskaus Straßen gegen die Putschisten. Auf die Panzer, die das Weiße Haus für die Putschisten erobern sollte, flogen die ersten Molotow-Cocktails.86 86Molotow Cocktail - Mit brennbarer Flüssigkeit gefüllte, verzapfte Glasflasche mit einer Lunte, die vor dem Werfen angezündet wird. Die Waffe des armen Mannes. Mehrere Sowjetpanzer wurden damit auf den Straßen von Budapest im Herbst 1956 abgefackelt. Dann lief die Panzereinheit zu Jelzin über. Mehrere Truppenkommandanten verweigerten den Befehl der Putschisten, das russische Parlament zu stürmen. Die Putschisten blieben auf sich allein gestellt und mussten nach drei Tagen aufgeben.

Das Parlament der russischen Teilrepublik wandte sich gegen den Obersten Sowjet, aus welchem die Putschisten stammten. Die Abgeordneten forderten das Verbrechersyndikat der Kommunistischen Partei zu verbieten. Gorbatschow, derweil dem Hausarrest entronnen, verteidigte seine Partei und rief: Wollen sie eine Partei verbieten, die 18 Millionen Mitglieder zählt? Wie viele Karrieristen und wie viele Kommunisten gab es in dieser Partei? - konterten die Reformer. Jelzin brachte die Diskussion auf den Punkt, hob seine Hand hoch: „Mit diesem Füller habe ich gerade das Verbot der Kommunistischen Partei in der Russischen Föderation unterschrieben!“ Der Bolschewismus verschwand von einem Tag auf den anderen aus der Weltgeschichte. Nur seine Nutznießer weinen ihm noch nach.

Die Ukraine, Weißrussland und Aserbaidschan traten aus der Sowjetunion aus. Die Sowjettruppen, die die baltischen Staaten besetzt hielten, zogen ab. Estland, Litauen und Lettland wurden noch im August 1991 mit Einverständnis des Obersten Sowjet unabhängig.

Den Zerfall des Sowjetreiches betrachtete Washington mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Was würde geschehen, wenn die sowjetischen Atomwaffen in falsche Hände gerieten? Sie unterstützten Gorbatschow bis zum Gehtnichtmehr. Wirklich oder nur zum Schein?  Anfang Dezember 1991 gründeten unter russisch-amerikanischer Patenschaft; Russland, Weißrussland und die Ukraine die GUS,87 87GUS - Gemeinschaft Unabhängiger Staaten. zu dem sich bald Armenien, Aserbaidschan, Kasachstan, Kirgisien, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan anschlossen. Am Silvester 1991 trat Gorbatschow von seinem nicht mehr existenten Amt zurück, damit endete nun die Sowjet Union.

Amerika blieb allein als Weltpolizist übrig. Nun ist die Zeit gekommen, die Welt mit Amerikas Novus Ordo Seculorum88 88Novus Ordo Saeculorum - Neue Ordnung (der Zeit). zu globalisieren, wenn die Vereinigten Staaten nicht selbst daran zugrunde gehen.

Am Ende des Ersten Weltkrieges entlohnte die Entente ihre Verbündeten Rumänien und Serbien sehr großzügig, auch wenn die neu gezogenen Grenzen mit dem Selbstbestimmungsrecht der Völker unvereinbar waren. Serbien erhielt ein Drittel von Albanien, die ungarische Batschka, Bosnien, Herzegowina, Kroatien, Mazedonien und Slowenien. In diesem neuen Staat waren die staatstragenden Serben in der Minderheit. Aber um einen Konsens mit den anderen Staatsvölkern war die Staatsführung nicht bemüht. In den Wirren des Zweiten Weltkrieges zerfiel Jugoslawien. Serbische Tschetniks, das katholische Kroatien, kommunistische Partisanen, Gott weiß wie viele Gruppierungen kämpften gegeneinander. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Jugoslawien als Föderation von sechs Teilrepubliken wiedererrichtet und von Titos eiserner Hand regiert, vor allem aber von Jugoslawiens internationaler Wiedererrichter in Leben gehalten. Auch während Titos Regime blieb die serbische Ethnie die einzige Volksgruppe, die für Jugoslawien eintrat. So konnte Titos Bundesstaat die serbische Hegemonie nicht entbehren, um die anderen Bundesmitglieder bei der Stange zu halten. Mit dem Niedergang der kommunistischen Diktaturen in den 90er Jahren, begann dieser von fremden Interessen bestimmte Staat abermals zu zerfallen.

Serbien besaß zwei autonome Provinzen. Im Norden, die zumeist von Ungarn bewohnte Batschka und Banat - serbisch Vojvodina und im Süden den Kosovo mit 85Prozent albanischem Bevölkerungsanteil. Das Parlament des Kosovos entschied sich mit großer Mehrheit für den Austritt aus der Serbischen Republik, um sich als siebtes Bundesland an Jugoslawien anzuschließen. Bevor die Ungarn ebenfalls ihren Austritt erklärten, entzog das Belgrader Parlament im März 1989 beiden autonomen Provinzen den Autonomiestatus und löste die Provinzparlamente auf, um die serbische Herrschaft aufrechtzuerhalten. Während die Ungarn, ohne Unterstützung vom Mutterland, im Batschka-Banat die serbische Gewalt schluckten, traten die Albaner in einen Generalstreik. Jetzt forderten sie die völlige Unabhängigkeit von Belgrad. Belgrad konnte die Proteste nur mit Militärgewalt unterdrücken und stationierte Bereitschaftspolizei in der Provinz.

Die Einverleibung und Zurechtweisung nicht serbischer Provinzen brachte der Belgrader Führung große Popularität in Serbien ein. Bei den Wahlen im Jahre 1991 konnten die zu Sozialisten gewandelten Kommunisten auch die Opposition zulassen. Die Sozialisten bekamen in Serbien die überwiegende Mehrzahl der Stimmen. Die anderen Unionsrepubliken wurden von den Ereignissen im Kosovo und vom immer stärker zu Tage tretenden Hegemonialanspruch Serbiens brüskiert und stimmten für die Opposition. Bald verlangten Volksentscheide in Slowenien, Kroatien und Makedonien den Austritt aus der Jugoslawischen Föderation. Als erster trat Slowenien im Juni 1991 aus. Darauf rollten Panzer der noch bestehenden Bundesarmee gegen das abtrünnige Mitglied. Einige Panzer wurden von den Slowenen an der Grenze abgeschossen, woraufhin der Krieg nach zwei Tagen eingestellt wurde. Einige Wochen später erklärte Kroatien und etwas später Mazedonien den Austritt aus der Föderation. Serbien ließ Mazedonien ziehen. Doch nun legte das unbeteiligte Griechenland Veto in internationalen Foren ein, da der griechische Staat eine mazedonische Provinz habe und Athen befürchtete, Konflikte mit dem neuen mazedonischen Staat zu bekommen. Die neue Regierung Makedoniens arrangierte sich aber mit den Griechen.

Im Osten Kroatiens lebte eine über eine halbe Million starke serbische Minderheit, welche sich an Serbien anschließen wollte. Belgrad unterstützte und bewaffnete seine Landsleute und schickte seine Armee zur Hilfe. Das neu entstandene Kroatien musste zuerst seine eigene Armee organisieren. So schnitten die Serben das südliche Dalmatien ab und eroberten Ostslawonien, wo sie die dort ansässigen kroatischen und ungarischen Mitbewohner vertrieben hatten. Die kroatische Armee brauchte zwei Jahre, um sich zu formieren, dann verjagte sie durch eine Offensive die Serben aus Kroatien.

In Bosnien- Herzegowina bestimmt die Konfession die Nationalität. Der 35-40-prozentige orthodoxe Bevölkerungsteil im Osten und Nordwesten sind Serben. Die 15-20Prozent Katholiken im Südwesten sind Kroaten. Die Muslime oder Bosniaken wohnen in der Landesmitte. Hier gibt es aber noch zerstreute Siedlungen von Serben wie Kroaten. Die Serben hätten sich gerne an Serbien und die Kroaten an ihr Mutterland Kroatien angeschlossen. Die Moslems wollten einen eigenen Staat. Monate lang stritten die Volksgruppen im Bosnischen Parlament. Ihr Verhältnis zueinander wurde immer angespannter. Da jede Seite von der Teilung mehr forderte als es gerecht währen, führten die Verhandlungen zu keinem Resultat. Die Paten Jugoslawiens und die Kriegsgewinner beider Weltkriege verboten aber, jegliche Änderung an den von ihnen gezogenen Grenzen vorzunehmen. Warum wollten die Serben in Serbien, die Kroaten in Kroatien leben89 89Morgen schon könnten die Mexikaner in Kalifornien den Anschluss an Mexiko fordern oder die Schotten einen eigenen Staat. Sie übten Druck auf die Mutterländer aus, dass diese ihre Landsleute ja nicht in ihre Volksgemeinschaft einzugliedern wagen!

Ungeachtet den Drohungen proklamierten die bosnischen Serben im März 1992 den eigenen Teilstaat in Bosnien, gleichzeitig ihren Entschluss, sich an ihr Mutterland anzuschließen. Anfangs brannten einige Nachbarhäuser, wenn der Nachbar die falsche Religion beziehungsweise Nationalität hatte. Dann begannen die Serben die Muslime zu vertreiben. Wer mit dem Wegzug zögerte, wurde in ein Lager gesteckt. Die Moslems bekamen Unterstützung von der UN und den Ölstaaten, mit der sie der serbischen Übermacht einigermaßen trotzen konnten. Die UN verlangte, die Einstellung der Feindseligkeiten und Rückkehr zum Status quo der Vorkriegszeit; unabhängig davon, ob es den Betroffenen passte oder nicht. Maßnahmen gegen Serbien in der UN scheiterten im Sicherheitsrat an Chinas und Russlands Veto. Zuletzt zerbombten Nato-Bomber die Artilleriestellungen der Serben, um die Stellungen der Muslime und zwangen die Beteiligten in einem Staat zu leben, in dem keiner von ihnen leben wollte.

Im Kosovo wiederholten sich die Ereignisse von Bosnien. Hier wollten sich die mindestens 85Prozent albanische Mehrheit von der serbischen Minderheit nicht unterdrücken lassen. Gegen die Praktiken der serbischen Bereitschaftspolizei mehrten sich die Aktionen der UCK.90 90UÇK-Uşhtria çlirimtare e Kosovës - Befreiungsarmee des Kosovo. Zur Verstärkung der Bereitschaftspolizei erschienen 1998 serbische Armeeeinheiten, welche daran gingen, die albanischen Städte nach und nach zu zerstören und die Bevölkerung nach Albanien oder in die Nachbarstaaten zu vertreiben. Die Nato stellte ein Ultimatum an Serbien, dem Gräuel ein Ende zu bereiten und UN-Ordnungskräfte im Kosovo zu lassen. Als die Frist ablief, begann die Nato im Frühsommer 1999 einen Bombenkrieg gegen Serbien. Serbiens Regierung trotzte lange den Bombardements, da sie auf russische Hilfe hoffte. Der große Bruder war aber nicht mehr in der Lage, der Nato die Stirn zu bieten. Außerdem hatte der Zar schon einmal mit einem Serbien-Abenteuer Russland zugrunde gerichtet. Dies führte zur Bolschewisierung Russlands und schließlich zum heutigen Verfall und der Misere des russischen Reiches. Die Nato erwog, Bodentruppen in den Kosovo zu entsenden. Dann, nach 79 Tagen, lenkte die serbische Führung ein und zog ihre Armee aus dem Kosovo ab. Sie musste der UN-Kontrolle über die Provinz zustimmen. Um das Gesicht zu wahren, besetzte das russische UN-Kontingent vorzeitig Pristina, die Hauptstadt des Kosovo; unter dem Jubel der serbischen Bevölkerung, aber unter Protestrufen der Albaner.

Wer ist hier im Recht? Die Serben, welche einen Moslemstaat auf europäischem Boden fürchteten? Für Serbien und Europa ist es unabsehbar, zu welchen Verwicklungen ein Moslemstaat auf dem Balkan in der Zukunft führt;91 91Für einen Eroberer aus der Levante führt der Weg nach Europa über den Balkan. Logischerweise muss ein Vorstoß hier aufgefangen werden. Ein Staatenbund, welcher alle orthodoxen Balkanländer: Serbien, Montenegro, Bulgarien, Makedonien, Griechenland und die Walachei-Moldau einigen würde, könnte hier, mit genügender Unterstützung von dem übrigen Europa, für Abwehr sorgen. Die zweite Stufe dieser Südostfront bilden die Südkarpaten und das Dinarische Gebirge. Die Völker Siebenbürgens, Ungarns, Kroatiens und der Slowakei schützten diese Grenze über zehn Jahrhunderte lang, in der gleichen kulturellen, religiösen Staatengemeinschaft bis die Sieger der Weltkriege diese Völker unüberlegt gegeneinander hetzten. oder die Albaner und Bosniaken, welche weder Kultur noch Religion mit den Südslawen gemeinsam hatten und die slawische Hegemonie als Unterdrückung empfanden. Über die Jahrtausendwende hinaus glüht der Balkankonflikt unter den Nato- und UN-Friedenmachern weiter, solange die Friedensstifter keine klaren Grenzziehungen nach ethnischen Aspekten bewilligen!

Als Nachspiel erklärten die Globalisatoren den serbischen Präsidenten und einige serbische und kroatische Generäle zu Kriegsverbrechern und zitierten sie vor ihr Haager Kriegsgericht. Von Tito, dessen Partisanenbanden viel schrecklichere Völkermorde gegen Kroaten Ungarn, Deutsche begingen, verlangten die Richter der gleichen Auftraggeber keine Rechenschaft!

Bis zum Waffenstillstandsabkommen zwischen dem Irak und dem Iran trotzte nur der persische Gottesstaat Amerikas Nahostpolitik. Nach dem Krieg blieben zwei bis an die Zähne bewaffnete Armeen übrig. Dank der Supermächte war der Irak zum Ende der 80er Jahre die stärkste Militärmacht des Nahen Ostens geworden. Im Vergleich mit Israel zählte Iraks Armee dreimal mehr Soldaten, dreimal mehr Artillerie und angeblich viermal mehr Panzer. Man vermutete, dass in ein oder zwei Jahren die irakische Atombombe einsatzbereit sei. „Israel sei Amerika und Amerika sei Israel“, verkündete der amerikanische Präsident, als ihm klar wurde, dass der Versuch den „persischen Teufel mit dem Beelzebub“ auszutreiben… danebenging.

Der Krieg gegen Persien brachte dem Irak einen riesigen Schuldenberg ein. Allein die Vereinigten Staaten lieferten für zig Milliarden Dollar Rüstungen und sonstige Güter. Gegenüber den Sowjets mussten die Schulden auch nicht weniger hoch gewesen sein. Mit so hohen Schulden musste Iraks Staatshaushalt, trotz des Ölreichtums bald zusammenbrechen. Was lag da näher, als das Geld bei den kuwaitischen Ölscheichs zu holen. Schließlich war die Arabische Halbinsel seit eh und je, ein kompakter Staat mit gemeinsamer Sprache und Religion gewesen. Erst die Sieger des Ersten Weltkrieges zerschnitten Arabien nach guter Kolonialherren-Manier und Eigennutz zu miteinander konkurrierenden Staaten. Nicht zu Unrecht betrachten einige Nachfolgestaaten die Territorien des Nachbarn als eigenes Staatsgebiet und streiten seit der Zerstückelung über die Ungerechtigkeit an den von fremden Interessen gezogenen Grenzen. Aufgrund dieser Tatsachen annektierte Saddam Hussein 1990 Kuwait und besetzte mit seiner riesigen Kriegsmaschinerie das Emirat. Die Leibgarde des Scheichs mit ihren vergoldeten Gewehrläufen konnte gerade noch die Herrscherfamilie ins Exil eskortieren. Um ernsten Widerstand zu leisten, war sie nicht gerüstet. Die Medien der Welt klagten sofort diese unerhörte Aggression an. Eine UN-Resolution forderte die unverzügliche Räumung oder die Befreiung Kuwaits. Die Staaten der Arabischen Liga waren geteilte Meinung über die Befreiungsaktion. Acht Mitglieder stimmten gegen fremde Einmischung in die arabischen Angelegenheiten und zwölf akzeptierten die Resolution. Der Irak war bereit, der UNO Resolution nachzukommen, doch verlangte: Israel möge ebenfalls der zigsten UNO Resolution nachkommen und die Palästinensergebiete gleichzeitig räumen oder wenigstens Gespräche über den Abzug aufnehmen.

Die amerikanische Diplomatie überzeugte die Saudis, dass sie als Nächste auf der Eroberungsliste Saddams ständen. Sie sollten sich beeilen, ihr Land den Befreiern als Aufmarschpiste zur Verfügung zu stellen. Die Saudis sind ebenfalls Geschäftsleute und verlangten als Gegenleistung die Aufrüstung ihrer Armee, was die Amerikaner bisher verweigert hatten. Ägypten wurde mit der Erlassung seiner 7 Milliarden Dollar Schulden in das Lager der Allianz gezogen. Die Nato- Staaten sandten ebenfalls ihre Kontingente und Deutschland durfte statt Soldaten 16 Milliarden Dollar beisteuern, mehr als die ganze Befreiung kostete. Zuletzt weigerten sich die Araber Seite an Seite mit Israel in den Krieg zu ziehen. So blieb Israel, dessen Sicherheit wegen Iraks Kriegsmaschinerie vernichtet werden musste, den Kriegshandlungen fern. Das Sowjetreich war gerade am zusammenstürzen so konnte Moskaus Meinung ignoriert werden.

Der Golfkrieg dauerte nur einige Wochen. Die USAF auf Douhet’s Theorie der Totalen Annihilisation, zerstörte mit ihrer totalen Luftüberlegenheit innerhalb einiger Tage die irakischen Panzer und Logistik. Dabei gingen die meisten kuwaitischen Ölquellen in Flammen auf. Die Gegner beschuldigten sich selbstverständlich gegenseitig mit der Feuerlegung.

Nur wenige der geschlagenen Iraker konnten sich aus dem Inferno retten und ihr Kriegsgerät ging in den Schlachtfeldern verloren. Jetzt konnte Iraks Armee niemanden mehr gefährden. Iraks Regime konnte sich aber trotz allem halten. Zu Washingtons Ärger, da das UN-Mandat nur für die Befreiung Kuwaits galt, nicht aber dafür, die ganze Welt unter die New World Order zu zwingen.92 92New World Order - Neue Weltordnung.


12. NEUE WELTORDNUNG

Die Konjunktur der Nachkriegsjahre in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war das goldene Zeitalter des Abendlandes in Amerika wie im westlichen Europa. Westeuropa lebte in diesem Wohlstand sehr behaglich unter amerikanischer Schirmherrschaft. Weder die im Krieg Besiegten noch die Befreiten Europäer sträubten sich, sich der Washingtoner Herrschaft unterzuordnen, damit wurde auch die Sorge um die Zukunft oder der Verteidigung über den Ozean delegiert. So weit, dass die Verteidigungsbereitschaft Europas je mehr dem Defätismus weiche. Der Wirtschaftsboom und die Praktiken der Sieger holten in das ohnehin schon überbevölkerte Europa Menschen aus nichteuropäischen Kulturen und Rassen.1 1Wenige Einwanderer können als Blutauffrischung propagiert werden. Wenn aber zu viele kommen, sodass sie sich mit den Einheimischen nicht mehr vermischen wollen, Minderheiten bilden und mit der Zeit die einheimische Bevölkerung überwachsen, dann spalten sie damit das Land und zuletzt kommt es zum Bürgerkrieg. Die Einwanderer, der Großteil ihrer Abkömmlinge, bilden ein neues Proletariat, welches sich mit minderer Lebensqualität begnügt, als der autochthone Bevölkerungsteil. Klar, dass die fehlende Dynamik zuletzt zur Stagnation führt, dass auf lange Sicht hier der gleiche Identitätsverlust droht, an dem Amerika krankt.

Zuerst wurden die Städte der „Sieger” Großbritanniens und Frankreichs mit verschieden farbigen und haarigen Leuten aufgefüllt. Nach dem Sommer 2015 werden Italien und Deutschland, bald das ganze Europa von fremden Einwanderern überlaufen sein. Kaum ist die Überfremdung Europas vollzogen, rollt schon eine Terrorwelle der Einwanderer an -als Vorspiel zukünftiger Bürgerkriege. Ist heute schon Europas Zukunft so ungewiss wie die von den Vereinigten Staaten?

Heute fühlt sich kein europäischer Politologe, kein Politiker, eigentlich Niemand berufen, das Wort für Europas Zukunft zu erheben, obwohl es schon höchste Zeit wäre, mit der Planung einer neuen Renaissance anzufangen, noch bevor Amerika zerfällt oder Russland auf Europas Hilfe angewiesen ist.

Mit dem Verfall der sowjetischen Bedrohung wurde Amerikas Fürsorge beziehungsweise Vormundschaft über Europa überflüssig. Ebenso die NATO, die sich je mehr zum Instrument der supranationalen Finanzmacht erniedrigte, um seine Machtstellung über unseren Planeten zu erlangen. Die Erde zu kolonisieren liegt aber weder im Interesse Europas noch in dem des amerikanischen Volkes! Die Vereinigten Staaten werden innerhalb einiger Generationen an ihren Rassenkonflikten auseinanderfallen. Damit die Suprematie, die heute ihre herrschenden Kreise über die Welt haben zerfließen. Inzwischen eignen sich die meisten Völker die Technologie des Abendlandes an. Die Turkvölker werden das südöstliche, die Araber das südliche Europa bedrohen. Wir können nicht ewig auf Amerikas Vormundschaft zählen. Damit müssen die Europäer rechtzeitig rechnen!

Europa kann sich durchaus in die Zukunft hinüberretten, wenn wir unsere Vergangenheit neu werten! Die gegenseitigen Ressentiments ablegen und uns zu gleichberechtigten Nationen vereinigen. Wir müssen uns darüber klar werden, dass unsere eigenen Streitereien machten unseren Kontinent zum Mündel zweier raumfremder Mächte. Folglich waren nicht nur die Völker, die bedingungslos kapitulieren mussten die alleinigen Schuldigen an Europas Niedergang! Wir sind alle Verlierer beider Weltkriege!

Auch wenn Europas heutige Situation nur wenigen missfällt, die Quittung kommt bestimmt, wenn wir nicht eine souveräne europäische Außenpolitik beginnen, unsere Finanzmisere nicht ordnen die amerikanische Vormundschaft nicht entledigen! Vor allem aber, um für Gesamteuropas eigene Verteidigung und Sicherheit sorgen, können wir uns auch nicht in die Zukunft überretten!2 2Seit der Jahrtausendwende gelang es der internationalen Hochfinanz, in den meisten Landesgesetzgebungen, in den meisten nationalen Regierungen, in der Brüsseler Europaparlament die eigenen Leute zu platzieren. Die Europäische Zentralbank wurde zu Europas Kolonialisierung gegründet. Wie die FED, die die Vereinigten Staaten von Amerika schon kolonialisierte. Diese Krebsgeschwüre sind Staate im Staate. Sie sind laut ihrer Statuten „Unabhängig!“ sie dürfen von den Regierungen weder Rat noch Anweisungen annehmen! Wer regiert dann diese globalen Wucherungen? Wer gibt ihnen Rat und Anweisungen? So, lange sie nicht unter Kontrolle der Regierungen stehen, regieren sie uns!

Europas ehemalige Großmächte müssen sich ebenfalls klar darüber werden, dass ihre zeitbedingte Suprematie innerhalb der europäischen Völkerfamilie der Zeit zum Opfer fiel. Die Wiederherstellung ihres alten Ruhmes würde an der Geschichte scheitern. Die Gloire de la nation.3 3Gloire de la nation - Ruhm der Nation fiel bei Waterloo, Britannien wurde von seinen amerikanischen Verbündeten verdrängt. Deutschland wird gerade von der Zeit überrollt, wie es zuvor seinen ehemaligen Gegner überrollt hatte. Das heutige Deutschland könnte nicht mehr fast gegen die ganze übrige Welt Krieg führen, wozu es in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts noch fähig war. Doch die Meinungsmache-Anstalten der geheimen Weltregierung schrecken Europas Völker immer noch mit dem deutschen Popanz.

Mit der Rückkehr der Völker des östlichen Mitteleuropas ins geistige, ökonomische, politische Europa, wurde der Subkontinent wieder komplett. Damit überholt die Geschichte den Status quo der Nachkriegszeit. Die Wiedervereinigung findet in beiden Teilen des wiedervereinten Europas gleich viele Gegner wie Befürworter. Diese Nationen sind aber die östlichen Bastionen Europas und auf einen starken, wehrfähigen Ostwall, kann das Zentrum ebenso wenig verzichten, wie die Völker des östlichen Mitteleuropas auf die Unterstützung der europäischen Völkerfamilie, wenn der Feind mal wieder vor dem Ostwall stünde. Wenn aber diese Völker allein gelassen werden, können sie ihre Berufung als Europas Schutzwall nicht erfüllen. Dann steht der Feind wie kürzlich die Rote Armee, wieder an der Elbe, wenn nicht am Rhein! Das würde Rest-Europa den langsamen Tod bringen!

Kurz vor dem Zusammenbruch des Sowjet-Reiches sprach Gorbatschow vom gemeinsamen Haus Europa. Den Niedergang des Bolschewismus wertet das russische Volk wie den mit dem Abendland zusammen errungenen Sieg über das Böse. Jetzt gehören wir auch zu Europa, dachten die Russen. Schließlich halten sie sich für die östlichsten Verteidiger Europas. Doch im Laufe seiner Geschichte war Russland stets zu weit, zu groß und zu mächtig, um sich an das Abendland anzupassen. Europa musste noch bis vor kurzem die rassengleichen Russen ebenso sehr fürchten wie eine andere fremdrassige, eurasische Steppen-Macht.

Während Jelzins liberaler Umwälzungs-Anarchie sah es so aus, als ob sich Russland kaum noch einmal mit den Vereinigten Staaten messen könnte. Putin4 4Putin Wladimir Wladimirowitsch. 1952-. Russischer Politiker, Jurist, KGB Mann in Berlin. Durch einen vermutlichen Lapsus übergab ihm Jelzin am 31.12.1999 die Präsidentschaft. Entgegen der Erwartungen der russischen Oligarchie wurde er Herr über die Anarchie und wurde mehrmals zum Präsidenten oder Ministerpräsidenten gewählt. schaffte aber Ordnung! Etablierte ein halb liberales, halb nationales Regime in Russland. Die vermutlich nächstfolgende Weltordnung nach fehlschlagen des Globalismus.

Europa darf das heute noch intakte Russland nicht ignorieren, doch ein so weit gedehntes Reich wird von mehreren Richtungen bedroht, am wenigsten aber von Europa. Das haben auch die Russen konstatiert. Sie versuchen ein gutes Verhältnis zum Westen aufzubauen. Zogen vom Baltikum und dem östlichen Mitteleuropa ab, akzeptierten die Unabhängigkeit der Ukraine. Damit sollten wir uns begnügen. Washington möge nicht versuchen, Europa gegen Russland zu stimmen.

Gegenwärtig kann man Russlands politischer Führung nicht übelnehmen, dass sie trotz aller Schwierigkeiten ihre ehemalige Größe zurückbekommen will und Russland möglichst restaurieren versucht. Es ist die Pflicht jeder Regierung, sich um das Wohl seiner Nation zu sorgen. Gleichzeitig bemüht sich Russland in seiner heutigen Geschichtlichen Situation um Partnerschaft zu anderen Machtzentren. Diese Tatsache sollte die Weltpolitik berücksichtigen; vor allem die Supermacht Amerika. Immer noch alleinige Supermacht? Und Europa darf ihren Beistand nicht verweigern, wenn Russland einmal Hilfe benötigt.

Es ist zu hoffen, dass Russland wie Europa sich auf die Vorteile besinnen, welche einen Konsens für beide Seiten bedeuten: für Russland die Unterstützung des Abendlandes und für Europa fällt die Bedrohung vom Osten so lange weg, bis sich die ostslawischen Völker in der Eurasischen Steppe behaupten können.

Da, wo China aus der Ruine des Marxismus die politische Diktatur beibehielt und nur die Wirtschaft liberalisierte, wurde in Russland auf einen Schlag alles umgekrempelt. Jeder Bürger erhielt seinen Anteil am Staatseigentum in Staatsaktien im Wert von 20.000 Rubel. Erneut bewies sich die Irrlehre des Marxismus über gerechte Vermögensverteilung. Die meisten verkauften ihre Anteile unter ihrem Wert an die Cleveren. Die Cleveren waren Marx beste Jünger, die Mitglieder der Nomenklatur5 oder ihre Kinder, welche sich zu Kapitalisten entwickelt hatten. 5Nomenklatur - Namensverzeichnis. Schon zu Lenins Zeiten wurde eine Liste mit den Namen der Esoteriker erstellt, die Anrecht auf eine Datscha (Villa), Auto, Behandlung in Elitespitälern und andere Privilegien hatten. Es dauerte nicht einmal ein Jahr; innerhalb einiger Monate war das riesige Russland in den Händen einiger weniger Finanzoligarchen gefallen. Die Mitglieder der Nomenklatur, die bisherigen Verwalter des Staates, privatisierten den Staat und nahmen ihn in eigenen Besitz. Die fällige Neuwahl Jelzins zum Präsidenten der Russischen Föderation finanzierten dann die neureichen Oligarchen. Umso leichter, da sie sich selbstverständlich vorab der Meinungsmacheanstalten bemächtigten.

Die Liberalisierung der Wirtschaft musste eigentlich den Wohlstand bringen. Anscheinend brauchten die Russen aber Zeit, um sich in der Welt der freien Marktwirtschaft zurechtzufinden, ihre Technik und Wirtschaft auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu machen. Das Grundübel der Misere liegt bei der Unersättlichkeit der neureichen Wirtschaftsbosse, sie praktizieren den wildesten Kapitalismus, statt der freien sozialen Marktwirtschaft. Das in Russland erworbene Kapital investieren sie, anstatt im eigenen Land, in lukrativere Geldgeschäfte in den internationalen Geldmarkt. Sie waren schließlich Internationalisten bis sie sich zu Kosmopoliten wandelten. Im Prinzip blieben sie das was sie vorher waren. Heimat und Vaterland sind Fremdwörter für sie.

Russlands frei gewählte Parlamentarier, denen die Abkehr vom Kommunismus wie der Abzug der Roten Armee aus Europa zu verdanken ist, rebellierten im Spätsommer 1993 gegen die Missstände, die Korruption, gegen die Machenschaften der ehemaligen Parteibonzen die Russlands Vermögen immer impertinenter in eigenen Besitz hamsterten. Die neue Finanzoligarchie ließ von Jelzin die Duma6 6Duma – Das russische Parlament. auflösen, daraufhin verschanzten sich die Deputierten im Weißen Haus. Inzwischen etablierte sich aber die Nachkommenschaft der Nomenklatur in der Hintergrundmacht. Sie fanden den richtigen Kommandanten, welcher mit seiner Einheit das Parlament erstürmte und die gewählten Deputierten vertreiben ließ. Die Weltmedien werteten die Ereignisse als erneuten Versuch der Kommunisten den Bolschewismus zu restaurieren. Wahr ist nur: die Neokommunisten waren ebenfalls im Weißen Haus, in der Mehrheit opponierten aber die Nationalen, die Nationalen Kräfte, in der der kosmopolitische supraliberale Globalismus seinen wahren Widersacher findet. In Russland, in Amerika wie in der übrigen Welt!

Das kleine Moslemvolk der Tschetschenen erklärte mit dem Zerfall der Sowjetunion seine Unabhängigkeit. Aber Tschetschenien war der Russischen Föderation einverleibt. Um richtig frei zu werden, mussten sie sich vollständig von Moskau lösen. Für den Durchschnittsrussen war der Zerfall des Sowjetreiches schwer genug zu verkraften, wenn aber Tschetschenien Schule macht und alle Föderationsgebiete austreten, schrumpft Russland auf ein zigfaches zusammen. Ende 1994 besetzten russische Truppen Tschetschenien und die tschetschenische Hauptstadt Grosny. Die Tschetschenen kannten die Taktik der Russen in und auswendig. Sie waren seinerzeit alle zu Sowjetsoldaten ausgebildet worden. Viele dienten im Afghanistankrieg, falls sie nicht zu ihren afghanischen Glaubensbrüdern übergelaufen waren. Nach anderthalb Jahren Kampf befreiten sie ihre zu einem Trümmerhaufen zerschossene Hauptstadt Grosny und Russland musste mit den Tschetschenen Waffenstillstand schließen.

Drei Jahre nach dem errungenen Sieg über die Russen gingen Tschetscheniens Mudjahedin7 7Mudjahedin-Glaubenskämpfer des Islams daran, die Schwesterrepublik Dagestan dem russischen Bären zu entreißen. Um ihrer Sache Nachdruck zu verleihen, sprengte ein tschetschenisches Kommando im fernen Moskau drei Hochhäuser samt seiner Bewohner in die Luft. Mit dieser Dummheit drängten sie die russische Regierung in die Ecke. Um die Gemüter zu beruhigen, musste der Kreml unter allgemeinem Jubel in Russland die Armee gegen Tschetschenien erneut in Marsch setzen.

Im Süden des ehemaligen Sowjet-Reiches leben mehrere Turkvölker mit enormen Bevölkerungswachstum. In Russland dagegen nahm letztes Jahr die Zahl der Einwohner um 900.000 Seelen ab. Wenn diese Entwicklung anhält, gibt es in 50 Jahren nur noch 80, statt den heutigen 140 Millionen Russen, dafür umso mehr Moslems. Zweifellos liegt die Gefahr für Russland in ihrem Nahen Osten.

Russlands fernöstliche Regionen werden von China bedroht. Das freie prosperierende liberale chinesische Wirtschaftssystem, gleich welches politische System sich auch in China durchsetzt, wird in Kürze diese mächtige Nation zur Großmacht erheben. Es ist anzunehmen, dass sie bald auf das fast unbewohnte, aber in Naturschätzen reiche Sibirien Anspruch erheben werden.

Nach amerikanischen Sachverständigern wird China im zweiten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends die Wirtschaftsleistung der Vereinigten Staaten erreichen. Diese Prophezeiung scheint verfrüht zu sein. Wahrscheinlicher ist eher, eine Konfrontation zwischen China und den Vereinigten Staaten. Die Frage ist noch offen, ob es der Hintergrundmacht in Washington gelingt, Japan, Indonesien, die Philippinen und sogar Russland in die Schlachten-Reihe gegen China zu stellen. Wie es ihnen seinerzeit gelang, Europas Völker gegeneinander beziehungsweise gegen den Deutschen Konkurrenten aufzuwiegeln.

Die meisten Islamländer lebten noch Anfang des 20. Jahrhunderts im Mittelalter. Mittelalter darf keinesfalls abwertend verstanden werden. Der Begriff soll nur auf die Unterschiede zweier Gesellschaftssysteme hinweisen, auf Zeitgeist, Kultur, Sitten, Rechte und Pflichten der Zeitgenossen in Arabien und im Abendland.8 8Der Europäer ist zuerst Deutscher oder Spanier, erst danach katholisch oder evangelisch, liberal oder national etc. Der Araber ist zuerst Schiit oder Sunnit, dann Moslem erst nachher Iraker oder Ägypter. Die gestern noch armen Teufel in Arabien fanden Öl unter ihrem Wüstenboden und wurden superreich, damit zu Konkurrenten der supranationalen Finanzoligarchien. Solange in Arabien keine Einigkeit herrscht behandeln sie die einzelnen Scheichs als die Ihresgleichen. Erst wenn ein charismatischer Führer auftaucht, der die Araber einigen könnte, machen es sich die Drahtzieher der amerikanischen Politik zur Pflicht, den jeweiligen Präsidenten der Vereinigten Staaten, diesen ihrer Ansicht nach Schurken das Handwerk zu legen.

Die Renaissance des Islams blieb nicht auf Persien beschränkt. In den islamischen Ländern wollen viele die Säkularisierung des Lebens nicht akzeptieren, die der plötzliche Reichtum mit sich brachte. So fand Persiens Ajatollah immer mehr Anhänger, die die Rückkehr zu den alten islamischen Werten bejahte. In Algerien siegten bei den Wahlen von 1991 die Fundamentalisten. Darauf annullierten die herrschenden Sozialisten die Wahlergebnisse. Seit dieser Zeit tobt ein Untergrundkrieg in Algerien.

Nach Abzug der Sowjets aus Afghanistan setzte sich die Partei der Taliban9 im Lande durch. 9Taliban - Talib - Student, waren vorher nur die Koranschüler. In der neuen Zeit versteht man in Arabien alle Studenten unter diesem Begriff. Der harte Kern der Taliban kam vermutlich aus den afghanisch- pakistanischen Koranschulen. Die Taliban übertrafen noch die Perser in ihrer Frömmigkeit. Nachdem sie mit dem gottlosen Kommunismus fertig geworden sind, nahmen sie den Kampf gegen die Freilebigkeit und Unsitten des Westens auf. Schon droht der ganzen Welt des Islams von der eurasischen Steppe bis zur westafrikanischen Küste die Talibanisierung.

Wenn zwei einander fremde Kulturen im Kampf stehen, nehmen sie weniger Rücksicht aufeinander als auf die Kontrahenten, die die gleichen Werte teilen. In Palästina stießen eben zwei solche Gegner aufeinander. Nicht alle Juden sind für ein rein jüdisches Groß-Israel und nicht alle Palästinenser wollen die Zionisten ins Meer jagen. Es gibt aber genug Scharfmacher auf beiden Seiten, die den Frieden vereiteln. Auf Dauer aber muss jeder Staat in der Region, in der er existieren will, konstruktiv politischen, wirtschaftlichen, aber auch religiös moralischen Konsens zu den Nachbarstaaten suchen, um von den Nachbarn nicht behelligt zu werden. Sonst geht er früher oder später unter! Sogar ein eventuelles Groß-Israel, das immer noch zu den Kleinstaaten zählen würde.

Auf Druck der Welt musste Israel den Palästinensern 1994 die Teilautonomie im Gazastreifen und 1995 im Westjordanland zugestehen und damit einen arabischen Verwaltungsapparat zulassen. Natürlich arbeitet diese Verwaltung auf einen souveränen Palästinenserstaat hin. Genau das will Israels Regierung möglichst verhindern. Die israelische Armee terrorisiert die Palästinenser und ihre Autonomiebehörde. Die Palästinenser tragen ihrerseits den Terror des armen Mannes, die Höllenmaschinen in die Städte Israels, zuletzt bis Amerika, da Amerika Israels Gewalttaten deckt.

Die Meinungsindustrie philosophiert nicht viel darüber wie viel Demütigungen ein Mensch ertragen kann, bis er bereit ist, mit einem Sprengsatz sich selbst und gleichzeitig einige seiner Feinde zu töten. Möglicherweise aus vertriebenen Palästinensern oder ihren Nachfahren rekrutierten Kommandos flogen am 11. September 2001 mit gekaperten Linienflugzeugen, in die über hundertstöckigen Zwillingstürme des World Trade Center in New York hinein. Das durch das explodierte Kerosin der hineingestürzten Flugzeuge entstandene Feuer schmolz das Eisengerippe der Konstruktion. Nach zwei Stunden stürzten beide Wolkenkratzer nacheinander zusammen. In diesen Symbolen des Kapitalismus arbeiteten 50.000 Menschen, insgesamt verkehrten aber in ihnen täglich mehr als doppelt so viele. Zum Glück konnte der Großteil der Anwesenden die Türme verlassen. Für 2.800 Personen gelang die Flucht nicht mehr. Sie wurden von den herabstürzenden Ruinen begraben. Ein anderes Flugzeug steuerten die Attentäter in einen Flügel des Pentagon10 10Pentagon - Aufgrund seines fünfeckigen Grundrisses, Oberbegriff für das Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten. hinein, wo es seltsamerweise nur einige Opfer gab. Noch ein viertes Passagierflugzeug wurde entführt und war vermutlich Richtung Weißes Haus unterwegs. Es stürzte aber noch vor Erreichen seines Zieles ab.11 11Einige Meinungen zweifeln an der Planung und Ausführung der Terroranschläge. Unter anderem werde die gleiche Clique verdächtigt, die seinerzeit Interesse daran hatte, Pearl Harbour nicht rechtzeitig zu benachrichtigen.

Der Staub der zerstörten Hochhäuser hatte sich noch nicht ganz gelegt, als exponierte Personen des öffentlichen Lebens mit Milzbranderregern12 verseuchte Briefe erhielten. 12Bazillus Anthracis In den Lüftungsschächten des Capitols13 13Capitol - Das Parlament der Vereinigten Staaten wurden die Anthraxsporen just auf die Zeit terminiert, in der der Senat sich über die Zulassung des Antiterror -Bills beriet.14 14Antiterror Bill - Antiterror-Gesetze, wurden unter Druck der Ereignisse vom 11. September vom Senat angenommen. Sie hoben einige bürgerliche Grundrechte auf, die das amerikanische Volk unter normalen Umständen nicht akzeptiert hätte. Wer hinter dieser neuen Attentatsserie steckte, darüber rätselt die Welt immer noch. Konnte die Al Khaida15 15Al Khaida - Untergrundorganisation gegen fremde Einflüsse in islamischen Ländern. Berüchtigt wegen ihrer Anschläge gegen amerikanische Einrichtungen. die Erreger aus irgendeinem Militärlager einer früheren Sowjetrepublik beschafft haben? Die Materialstruktur des Stoffes wies auf amerikanische Armeelaboratorien hin! Plötzlich wurde ein US-Forscher verhaftet. Seitdem schweigen die Medien.

Dieses neue Pearl Harbour kam den Weltneuordnern gerade recht, da es den Großteil der Amerikaner in die Phalanx gegen die Terrorkommandos stellte und den nötigen Hass auf alles Muslimische entfachte. Im Prinzip bot sich die Gelegenheit, mit der arabischen Konkurrenz abzurechnen. Washington bezichtigte hinter dem Anschlag die Organisation Al Khaida beziehungsweise ihren Führer Usama Bin Laden,16 16Usama Bin Laden 1957-2011 Reicher Architekt und Geschäftmann aus Saudi-Arabien. Gab seine Karriere auf und kämpfte zuerst gegen die Sowjets in Afghanistan, dann wandte er sich gegen Amerika. Merkwürdig, dass ihn die Weltpolizei so lange nicht schnappen konnte. Die Amerikaner spürten ihn in Pakistan auf, liquidierten ihn und streuten seine Asche ins Meer. Um den Mann kreisen so viele Gerüchte, dass seine bloße Existenz in Frage gestellt werden kann. der sich angeblich in Afghanistan aufhielt. Washington sandte den Taliban in Afghanistan ein Ultimatum, Bin Laden auszuliefern. Als die Frist abgelaufen war, wurde das von den Sowjets und anschließend vom Bürgerkrieg zugerichtetes, bitterarmes Land zusätzlich zerbombt. Afghanische Talibangegner und internationale Truppen vertrieben dann gemeinsam die Talibans. Der Casus Belli Bin Laden blieb aber verschwunden. Afghanen, denen die Strenge der Fundamentalisten nicht lag, begrüßten die Umwälzung und ließen ihre von den Taliban befohlenen Bärte abrasieren. Einige Widerstandsgruppen liefern aber den Gjauren17 17Gjaure - Ungläubiger - alle nicht Muslime. immer noch Gefechte. Ob der Weltpolizist denen beikommt, wird die Geschichte beantworten.

Im Golfkrieg konnte das irakische Regime nicht gestürzt werden, so verhängte Washington gegen seinen ehemaligen Mann Saddam Hussein das Embargo. Da die Ölquellen doch nicht alle in Flammen gebombt werden konnten, fanden die Iraker stets Käufer für ihr Öl. Allein die Kranken litten unter dem Embargo, da es auch den Export von Medikamenten verbot. Für einen Krieg findet man stets irgendein Argument. Mit gefälschten Dokumenten spannte Washington die Uno- und die Nato- Partner für einen neuen Krieg gegen den Irak ein. Zu Kriegsbeginn hielt ein furchtbarer Sandsturm die Panzer der Angelsachsen für einige Tage auf, doch ihre Luftüberlegenheit ruinierte den aus dem Golfkrieg übriggebliebenen Rest der Irakischen Armee. Die Tanks konnten sich bald aus der Wüste herauswinden und in Bagdad zum Niederreißen der überdimensionalen Saddam- Statuen schreiten. Während der „Befreiung“ achtete niemand auf die Museen oder andere nationale Schätze, sodass die mehreren tausendjährigen Requisiten aus der ruhmreichen Vergangenheit einfach verschwunden waren. Waren vielleicht die Enkel der Herrschaften vor Ort, die seinerzeit die Goldreserven der Deutschen Nationalbank mit amerikanischen Armeelastern abtransportierten und verschwinden ließen?

In Libyen, Irak und Syrien waren Regime am Ruder, um Persien, Nordkorea, Indonesien, China nicht zu erwähnen, welche sich in die Neue Weltordnung einfach nicht einfügen wollten. Sollen alle diese Völker in die Neue Weltordnung hineingebombt werden? Wenn in diesen zurechtgewiesenen Ländern die Regierenden die Gesellschaft nicht mehr unter ihrer Gewalt halten können und viele neue Afghanistans, Algeriens oder Palästinas entstehen, ist die Anarchie da! Die Anarchie, der die Welt ohnehin schon entgegenstrebt!18 18Die Unersättlichkeit des Turbokapitalismus ist gerade dabei, die Grundlagen der eigenen Existenz, die Grundlagen des funktionsfähigen Staates, die Stabilität der freien Marktwirtschaft und der Demokratie selbst zu zerstören. Je ausgedehnter die Ruinen der zerstörten Heimstätten, umso zahlreicher die Schlupflöcher und Argumente der Guerilleros. Die Zahl der potenziellen Terroristen und ihrer Sympathisanten steigt wiederum mit der Zahl des vergewaltigten Rechts und der zerbombten Städte. Um den Terror der Habenichtse zuvorzukommen, sollte der Staatsterror der Mächtigen nicht eher aufhören?

Die Hintergrundmacht in Washington will nicht wahrhaben, was für ein Dschinn schon mit der Vertreibung den Schah von Persien aus dem persischen Lämpchen gelassen wurde. Spannt die Saite weiter mit der Aggression gegen die Islamländer, dann mit dem „arabischen Frühling.” Zuletzt mit dem Zugrunderichten des letzten, eher weltlichen Bath Regimes in Syrien. Zum Glück gelang der „türkische Sommer“ nicht, sonst stände vielleicht auch schon die Türkei im Bürgerkrieg.

Inzwischen ist der Export der Demokratie nach Arabien fehlgeschlagen. Mit Khomeini, Saddam, Gaddafi auch wenn sie nicht Superdemokraten waren, hatte man mit ein bisschen wohlwollen reden können. Umso mehr, da sie auch gegenseitige Konkurrenten waren. Der zuletzt inszenierte Arabische Frühling brachte in Arabien radikale Anarchien auf den Plan, die kaum zu bremsen sind.19 19Der Islamischer Staat übertrifft im radikalen Islamismus allem bisherigen Fundamentalismus. Damit wurde Arabien vom Export der Demokratie wachgerüttelt und wenn Arabien von den Befreiungsschock zu sich kommt, sie sich ausdehnen will, liegt Europa am nächsten. Umso mehr, als die fünfte Kolonne des Islams sich schon in unseren Städten breit gemacht hatte! Radikalisierte jugendliche Moslems in zweiter, dritter Generation, in Europa geboren mit europäischer Staatsbürgerschaft ermorden in immer kürzeren Abständen dutzendweise Bürger, stürzen uns in eine Anarchie und machen unsere Städte unsicher.

In den beiden Weltkriegen stritten zwei abendländische Völker, Von den Zinsenkolonisatoren beherrschten Angelsachsen und Deutsche um die Vorherrschaft. Den übrigen Völkern des Abendlandes, gleich auf welche Seite sie die Geschichte zwang, war das liberale, zeitkonforme Regime der Angelsachsen lieber als die straffe politische Ordnung der Achsenmächte oder die totale Diktatur der Bolschewiken. Nach dem Sieg der Alliierten wurde Europa, wie die gerade etablierte amerikanische Hegemonie von Sowjetrussland bedroht. Angesichts dieser Bedrohung entschieden sich selbst die Deutschen für das kleinere Übel und ordneten sich freiwillig den Angelsachsen unter. Damit war der innere Friede des abendländischen Machtblocks gesichert. In Arabien stehen aber zwei fremde Kulturen einander gegenüber! Zweifellos kann die Kriegsmaschinerie der Angelsachsen die regulären arabischen Armeen zerschlagen. Arabien zum Frieden zu bewegen, wie seinerzeit die Gegner nach dem zweiten Weltkrieg, ist dagegen aussichtslos! Die Finanzdynastien in Washington mögen die Lage in Algerien betrachten, wo die Obrigkeit der Guerillas seit Jahren nicht beikommt oder Palästina, auch hier kann die bis an die Zähne bewaffnete Besatzungsmacht die permanenten Bombenattentate der Palästinenser nicht unterbinden. Zuletzt aber braucht man, um Kriege zu führen, nur eins: Geld; und Geld haben die Araber! Die Angelsachsen sollen schleunigst ihre Aggressionen gegen Arabien einstellen. Wenn sie erst in einigen Jahren mit blutigen Köpfen aus Arabien abziehen müssen wie kürzlich die Rote Armee aus Afghanistan, werden die Folgen für Europa verheerend ausfallen, noch mehr für Russland oder Israel, wo der muslimische Bevölkerungsanteil tagtäglich zunimmt! Nach einem solchen Desaster verweigert womöglich noch der amerikanische Präsident den Gehorsam, nimmt die Ruder selbst in die Hand und lässt die Hintermänner der Bankerkaste aus Washington werfen!

Gleich wie streng die Atommächte ihr Atomgeheimnis auch hüten, heute könnte jedes physikalische Institut von jeder Hochschule der Welt den Zusammenbau einer Atombombe bewerkstelligen. Wie kann aber die Weltpolizist verhindern, dass ein Physiker vom Schlage eines Bin Ladens eine Atombombe bastelt und sie in New York hochgehen lässt? Wenn islamische Kommandos den Bombenterror der Liberatoren20 20Liberator - Befreier hießen die amerikanischen Bomberflugzeuge des Zweiten Weltkrieges, welchen Europa in Schutt und Asche legten. Für das amerikanische Volk wird heute ebenfalls als Befreiung dargestellt, wenn sie irgendein Land okkupieren. über ihren Städten mit einer schmutzigen Bombe heimzahlen. Dallas, London oder andere Großstädte für Jahrhunderte verseuchen? So eine Katastrophe könnte das Abendland paralysieren oder sogar zugrunderichten. Leicht könnte das der Preis für Amerikas Herren werden, für den Versuch unseren Globus unter ihre Macht zu bringen!

Amerikas militärische Stützpunkte umspannen die Welt, ihre Unterhaltung kostet horrende Summen. Um so mehr, da sie ihr Geld von den supranationalen Geldoligarchen (FED) zu Zinseszinsen beziehen und die übrige Welt nicht ewig die deckungslos gedruckten Dollarnoten akzeptieren wird.

Die Aktionen der Weltpolizisten unterliegen keiner Kontrolle. UNO-Beschlüsse waren und sind für die Großmächte nicht bindend. Die Sowjetunion und die Vereinigten Staaten ignorierten zahlreiche UNO-Beschlüsse oder verhinderten durch ihr Vetorecht die Beschlussfassung. Den beiden bietet nur Israel über. Dieser Ministaat zählt wohl auch zu den Großmächten, denn es missachtete die meisten UN-Resolutionen.

Benötigt die Welt eigentlich einen Weltpolizisten und eine von den Weltpolizisten doktrinierte Weltordnung? Die Rückkehr zu einer multipolaren Welt mit mehreren Machtzentren: Nordamerika, Lateinamerika, Europa, Russland, Japan, China, Indien, Arabien und Schwarzafrika wäre für alle Welt, nach dem heillosen kalten Krieg der zwei Supermächte eine Alternative!

Gottes Mühlen mahlen langsam, aber sie mahlen. Das Rad der Geschichte dreht sich unaufhaltsam. Großmächte verschwinden und neue Großreiche tauchen auf. Es liegt in der Natur der Welt, dass nicht ewig die gleichen Mächtigen mächtig und die gleichen Reichen reich bleiben.

Beatelladresse: www.librikus@gmail.com

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