Weltkriege und Sieger.
Georg Attila Hideg
WELTKRIEGE UND SIEGER
Die Weltkriege machten Europa zu Amerikas Mündel.
Werden wir bald zu Arabiens Kolonie?
Europas wahre Geschichte über den beiden
Weltkriegen,
bis zu heutige Einwanderungsmisere.
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Inhalt:
In medias res
1. Korrelation der Politik, der Wirtschaft und des Zeitgeistes
2. Der Staat
3. Die drei Regime unseres Zeitalters
4. Staatsschulden, Banken, Subventionen, Sozialparasiten
5. Freie Soziale Marktwirtschaft kontra Turbokapitalismus
6. Das Abendland
7. Die Eurasische Steppe
8. Der Erste Weltkrieg
9. Zwanzig Jahre Waffenstillstand
10. Die Fortsetzung oder der Zweite Weltkrieg
11. Der Kalte Krieg
12. Neue Weltordnung
1. DIE KORRELATION
DER POLITIK, DER WIRTSCHAFT UND DES ZEITGEISTES
Das ganze Universum
beruht auf Systematik und Gesetzmäßigkeiten. Wie die Abläufe im Weltall ihren
physikalischen Gesetzen folgen, so funktioniert auch die Wirtschaft, die
Politik, das ganze Sozialsystem der Menschheit nach gewissen Gesetzmäßigkeiten.
Diese Gesetzmäßigkeiten kann man zwar eine Zeitlang überlisten, die
Zwangsläufigkeit des Geschehens umleiten, sogar stoppen, aber es kostet viel
mehr Mühe, um nicht Gewalt zu sagen, gegen diese Naturgesetze etwas
durchzusetzen. Zwischen politischen und ökonomischen Systemen besteht eine Korrelation,
die zusammenpassen und vor allem dem Zeitgeist entsprechen muss, was das
Funktionieren des sozialen Lebens nach einer gewissen Art möglich oder eben
unmöglich macht. Der Zeitgeist ändert sich parallel mit der Zeit. Der Untertan
im Mittelalter akzeptierte die Privilegien des Adels und des Herrschers. Die
Demokratie kommt durch die Entwicklung der Ökonomie zustande, wonach Handel und
Industrie die Priorität der Landwirtschaft weit hinter sich drängt. Die
Prosperität der Wirtschaft benötigt bald mehr Arbeitskräfte als zurzeit zu
Verfügung stehen. So ist der Arbeitgeber eher auf den Arbeitnehmer angewiesen,
weil Letzteren leicht eine neue Stelle finden. Diese
Situation, dem Chef nicht ausgeliefert zu sein, schafft die Gleichheit im
Zeitgeist.1 1Vor fünfzig Jahren wurde noch der
Untergebene vom Chef als Sie, Müller! angesprochen, vor hundert Jahren sogar
geduzt. Heute ist es undenkbar, den Arbeitnehmer, ohne den Zusatz Herr oder
Frau anzusprechen, wobei bei kleineren Firmen Chef und Arbeitnehmer duzen sich
meistens.
Wie die
verschiedenen Kunstepochen in der abendländischen Entwicklungsgeschichte -
Gotik, Renaissance, Barock, Rokoko, Empire, Klassizismus und der Jugendstil,
muss auch das politische Leben und das Wirtschaftsgeschehen skaliert werden.
Feudalismus, Oligarchie, Absolutismus, Demokratie und die zu der jeweiligen
Zeitperiode adäquate Wirtschaftsordnung - Zeit der Zünfte, Merkantilismus, Zeit
der Manufakturen, Kapitalismus. Zeitlich sind diese Epochen um vier bis fünf
Generationen, hundert bis 150 Jahre lang zeitgemäß, dann müssen sie der
nächsten Ära weichen. Wenn in den Stil Epochen der Jugendstil nicht höher
bewertet wird als der Barock oder die Renaissance, darf eben die Wirtschaft
oder das Politsystem früherer Zeiten auch nicht minder als unserer heutiges
betrachtet werden. Zu ihrer Zeit waren sie zeitgemäß! Zu jedem politischen
System gehört die passende Wirtschaftsordnung. Es kommt laut Platon nur auf die
Gerechtigkeit eines Systems an. Auch vorher gab es Gerechtigkeit und Unrecht,
genauso viele gute wie schlechte Zeiten, so viele glückliche, als unglückliche
Zeitgenossen wie heute. Die Welt wandelt sich nicht zum Schlechten oder zum
Guten. Die Welt wandelt sich einfach, sodass der Wandel Einigen Gutes, den
Anderen Schlechtes bringt, liegt in der Natur der Änderungen.
Jede Hochkultur
baut auf das Kulturerbe der ganzen Menschheit und auf die früheren Kulturen,
die in der Vergangenheit ihre Glanzzeit hatten. Es ist gerecht von der
Vorsehung, dass jede Rasse, jedes Volk irgendeinmal zu der Elite der Menschheit
zählte oder zählen wird, aber nicht für alle Zeiten dominant bleibt. Wie es
aufgestiegen ist und einige Zeit die Welt beherrschte, so vergeht die Zeit über
ihm und es versinkt wieder in die Bedeutungslosigkeit, aus der es aufgestiegen
ist. Die jeweiligen Ereignisse des Weltgeschehens sind folglich zwangsläufig.
Nur die Zeit bestimmt die erfolgreiche Rasse, das führende Volk und den
glorreichen Sieger. Diese Zwangsläufigkeit bringt den siegreichen Heerführer,
aber auch den besiegten Verlierer hervor. Kein Volk, keine Nation, keine
Religion, kein Fürst kann das Weltgeschehen allein beeinflussen. So ist es
töricht, diesem allein den Ruhm zu preisen oder die Schuld anzulasten. Sie alle
taten nur zu ihrer Zeit ihre Pflicht für ihr Volk, für ihre Nation. Der
Selbsterhaltungstrieb und das Streben nach Erfolg seien uns allen eigen.
Gewinnen wollen alle. Die Unteren streben nach oben. Es ist auch natürlich,
dass diejenigen, die oben sind, solange wie nur möglich oben bleiben wollen.
Um eine Hochkultur,
eine alles bisherige Überragende, alle zurzeit existierenden Kulturen
dominierende Weltkultur aufzubauen, ist eine einzige Nation, gleich wie mächtig
sie auch sein mag, zu wenig. Dazu braucht es eine ganze Rasse. Wie die Rasse
der Chinesen oder der Inder, die zu ihrer Zeit eine ebenso prächtige Weltkultur
schufen wie heute die weißen Europiden.
Eine Rasse ist mehr
oder weniger ein Konglomerat aus mehreren Stämmen, die während der vergangenen
Jahrhunderte zu einer losen Einheit zusammengewachsen sind. Die verschiedenen
Völker innerhalb der Rasse entwickelten sich im Laufe des kulturellen Aufwinds
zu Nationen, die verschiedene Sprachen sprechen können. Plötzlich, wenn ihre
Zeit gekommen ist, beginnt diese Rasse eine prägnantere Kultur und Wirtschaft
zu entwickeln als ihre Zeitgenossen in anderen Teilen der Erde. Die Nationen
innerhalb dieser Rasse stehen zeitlich auf abweichenden Entwicklungsstufen. So
ist es nicht verwunderlich, wenn gerade das geistig und ökonomisch tüchtigste
Volk die politische Führung für einige Generationen übernimmt, bis die nächste,
ihr voranstrebende Nation es von der Spitze ablöst. Die abendländische Neuzeit
begann mit dem spanischen Jahrhundert, gefolgt von dem französischen und
anschließend kam das britische Jahrhundert. Das 20. Jahrhundert sollte das
deutsche Jahrhundert werden. Trotz zwei verlorenen Kriegen blieb Deutschland in
Europa die stärkste Wirtschaftsmacht des Jahrhunderts. Derweilen erstarkte aber
die Neue Welt ökonomisch und in der Population so enorm, dass Amerika die Hegemonie
nicht nur über Deutschland, sondern über ganz Europa errang.
Die erste
Weltkultur, welche der Nachwelt schriftliche Zeugnisse hinterließ, entstand im
Zweistromland; die Hochkulturen der mesopotamischen Völker, den Sumerern,
Babyloniern und Assyrern. Später verlagerte sich der Schwerpunkt dieser Kultur
an den Nil und wurde als mesopotamisch-ägyptische Zivilisation vollendet. Die
Zivilisation ist demnach die Vollendung, aber auch der Beginn des Niedergangs
einer Weltkultur. Auf dem Fundament dieser vergangenen Hochkulturen entstand
die griechische Hochkultur, woraus die Griechisch- Römische Zivilisation
erwuchs. Die Euro-Amerikanische Weltkultur kulminiert gerade in unseren Tagen
in die Atlantische Zivilisation. In der Antike verkörperten Mesopotamien, dann
die Staaten der griechischen Gemeinschaft das heutige Europa. Das heute
mächtige Amerika hieß einst Ägypten, später Rom.
Diese Bivalenz ist
allen Weltkulturen eigen. Eine noch im Aufbruch befindliche, aufstrebende
Hochkultur sendet ihre Kolonisatoren auf ein ferneres, jungfräuliches Land
hinüber, die ihre Dynamik, Technik und Wissen mitnehmen. Die dort ansässige
Urbevölkerung wird assimiliert oder eliminiert, dann entsteht dort eine
parallele Kultur mit den Ersteren. Nach Art, Sitte, Religion, Gesetz und
Technik der Herkunft der Kolonisten, jedoch einfacher, rascher, aber auch
grandioser, als es in dem alten Ursprungsland möglich war. Nach einigen hundert
Jahren, wenn die alte Stammkultur ihre Hochblüte erreicht, aber gleichzeitig
ihre ökonomische Dominanz einbüßt, gleiten sie zusammen mit dem Neuland in die
Ära der Zivilisation hinüber. Mit der Einmündung der alten Kulturepoche in die
Periode der Zivilisation beginnt die Glanzzeit der Neuen Welt; sie gewinnt an
Macht und Einfluss. Die meisten Erfindungen der Technik, der Wissenschaft und
Medizin wurden noch in der Endphase der Kulturblüte der Alten Welt gemacht.
Aber erst jetzt in der Neuen Zeit, in der Ära der Zivilisation ist die Zeit
reif, diese Erfindungen zu nutzen und als Innovationen einzuführen. Die Nutzung
neuer Technologien, die alle bisherigen in den Schatten stellen, wie auch die
Freiheit der Warenproduktion und Warenverteilung und die damit einhergehende
hohe Prosperität der Wirtschaft bringt auch eine sehr große ökonomische
Überlegenheit für die Neue Welt. Gleichzeitig die fast völlige politische und
militärische Dominanz über die restliche Welt.
Mit der Entdeckung
und Besiedlung Amerikas durch die weißen Europiden entstand neben dem
mediterranen Kulturkreis, der seit Jahrtausenden mehrere Hochkulturen
beheimatete, über den Atlantik hinweg zwischen Europa und Amerika der erste
Atlantische Kulturkreis. In den späteren Jahrtausenden werden sich noch einige
Hochkulturen - in diesem atlantischen Zirkel - zwischen Amerika und Europa oder
Amerika und Afrika entwickeln. Unabhängig davon, ob der amerikanische Kontinent
künftig von Weißen-Europiden, Afroamerikanern oder von einer Mischrasse
bevölkert wird. Es ist nicht auszuschließen, dass die nächste Hochkultur in
diesem Raum afroamerikanisch sein wird. Schließlich stammt der Homo sapiens aus
Afrika, aber bis jetzt gab es keine schwarzafrikanische Weltkultur.
2. DER STAAT
Der Homo sapiens
Nachkomme, der heutige Kulturmensch, auf sich allein gestellt, könnte nicht
lange überleben. So ist der Einzelne auf die Gesellschaft, den Staat, gar auf
die ganze Menschheit angewiesen, um ein menschengerechtes Leben führen können.
Dafür ist aber jeder verpflichtet, für das Funktionieren dieser Gesellschaft
durch die eigene Arbeit, seinen Teil beizutragen!
Der Mensch ist ein
soziales Wesen. Seit Urzeiten entwickelten sich die Familien zu Großfamilie,
Sippe und Stamm. Die Stämme waren die Schutzgemeinschaften gegen Bedrohungen
von außen, wo sich der Einzelne mehr oder weniger geborgen fühlen konnte. Mit
der stetigen Vermehrung der Menschheit wuchsen mehrere Stämme zu
Volksgemeinschaften und zuletzt zum Staatsvolk zusammen. Der Staat ist Wehr-
Schutz- Recht-, aber auch Pflichtgemeinschaft für seine Bürger. Der Staat
konstituiert nun seit einigen tausend Jahren seine Staatsführung, Gesetze und
Institutionen, aber trotz seiner langen Existenz, wurde bis jetzt weder die
ideale Regierung noch die ideale Staatsform, geschweige denn der ideale
Staatsbürger gefunden. Es ist anzunehmen, dass wegen der Unvollkommenheit der
Menschheit selbst, das Problem des idealen Staates für alle Zeiten unlösbar
bleibt! Dennoch, eine gewisse Sicherheit vermittelt uns der Staat. Dafür nimmt
die große Mehrheit in Kauf, von etwa fünf Prozent seiner Zeitgenossen
beherrscht und regiert zu werden. Viele Staatsbürger kümmern sich wenig um
Politik, solange der Staat Ruhe und Ordnung aufrechterhält und sein Hab und Gut
schützt. 1 1Gut 40 Prozent der Bürger bleiben der
Wahlen fern. Nur wer pro oder kontra stimmen wollen, nehmen sich die Mühe zu Urnen
zu gehen.
Der Stamm brauchte
einen Führer. Je nach Situation, ob er Krieg führen musste oder vom
benachbarten Stamm unbehelligt blieb, übernahm der Kühnste, Stärkste oder der
Schlauste die Führung. Der Stammesfürst regierte nach more maiorum.2 2More maiorum - nach der Sitte der Ahnen und wenn er mal einem Renitenten den Kopf
eigenhändig abschlug - es war ja sein gutes Recht.
Die Stämme
verbündeten sich und die Stammesfürsten kürten einen ihrer Mächtigsten zum
König, als primus inter pares.3 3Primus
inter pares - Erster unter Gleichen. Ein Vertrag zwischen den Verbündeten regelte, woran sich Fürsten und der
König halten mussten, oder halten sollten! Das waren die ersten Gesetze; so
entstand der Staat. Diese Gesetze sicherten vor allem die Rechte der Mächtigen
und bürdeten den unteren Schichten fast nur Pflichten auf. Doch sie waren
Gesetze, an die sich alle halten mussten. Schließlich hielt der zeitgenössische
Durchschnittsuntertan die Macht des Königs von Gott gegeben.
Es ist die findige
Anwendung der Technik, welche die Welt aus dem Mittelalter herausführt. Die
bisherige Basis der Ökonomie der Landbau, wird von den stetig rationellen
organisierten Manufakturen und dem Handel überflügelt. In der politischen Folge
verliert der Blut Adel seine Stellung im Staate an die Gelddynastien. Zwischen
Niedergang des Adels und der Machtübernahme des Großbürgertums bleibt eine
Geschichtsspanne für den Absolutismus. Der Souverän kann jetzt den alten Adel
ignorieren und das Finanzkapital ist noch nicht mächtig genug, in der Politik
mitzureden. Der Herrscher kann souverän Gerechtigkeit walten lassen.4 4Oswald Spengler (1880-1936), der
plausibelste Philosoph des 20. Jahrhunderts hielt den Absolutismus für das
idealste Regime. Nach seiner Ansicht erreichen in dieser Epoche Kultur,
Philosophie und Wissenschaften ihre höchste Blüte.
Die immer
mächtigere Finanzoligarchie fordert die Macht. Der Herrscher muss mit ihr einen
Kompromiss eingehen oder er wird gestürzt. Eine liberale, gleichzeitig
nationale Epoche beginnt. Die Freiheit der Ökonomie schafft einen nie geahnten
Wohlstand für alle nebst den politischen Freiheiten, vor allem die Gleichheit
im Zeitgeist. Diese Voraussetzungen schaffen die Demokratie, soweit die
Volksherrschaft sich verwirklichen lässt, soweit sich das Volk selbst regieren
kann. Statt der 5 Prozent Adligen regieren jetzt die 5 Prozent Reichen. Aber
auch in der Demokratie wird die große Mehrheit von der dazu fähigen Minderheit
regiert.
Paradoxerweise wird
gerade in dieser national-liberalen Epoche der alte, aus dem eigenen Ethnikum
erwachsene hereditäre Adel von den Gelddynastien abgelöst.5 5In der Demokratie ist nur die
Staatsführung dem Staatsvolk unterworfen und muss sich von Zeit zu Zeit zur
Wahl stellen. Die Macht der Gelddynastien, die hinter den Kulissen regieren
werden, ebenso vererbt wie die Privilegien des hereditären Adels. Einige superreiche Klans bringen durch
geschickte Finanzmanöver den Souverän, die Politiker, den ganzen Staatsapparat
unter ihre Kontrolle. Allmählich nehmen diese Kapitaldynastien feudale
Attitüden an, doch eine neue elitäre Kaste macht ihnen ihre Herrschaft
streitig: Das aus dem Söldnerheer erwachsene Militär, welches die
zwischenzeitlich abgeschafften allgemeinen Wehrpflichtigen ersetzt hatte. Dann
steuert die Welt wieder einem neuen Mittelalter entgegen.
Für die breiten
Massen ist zweifellos diese Epoche der liberalen Ökonomie und die damit
einhergehende, Plurale, demokratische Ära, die angenehmste Geschichtsspanne.
Gegenüber den anderen Geschichtsphasen, die eher despotisch regiert sind. Mit
der Zeit wird auch das idealste Regime anachronistisch und muss einem, jedoch
keineswegs besseren, aber dem Zeitgeist passenden, weichen.
Die ärgsten Feinde
der Demokratie sind wohl ihre Supraprotagonisten. Ihre Absicht, die Demokratie
noch weiter demokratisieren zu wollen, ist töricht. Ihr Ruf nach unbeschränkten
Freiheiten vertilgt die Grundlagen des funktionsfähigen Staates und die
Stabilität der Demokratie, denn die Demokratie wandelt sich zur Anarchie. Wenn
die Autorität des Staates zerfällt, eignet sich jeder Zwergpotentat so viel
Macht an, wie es ihm möglich ist. Bevor die totale Anarchie herrscht, nimmt die
große Mehrheit lieber in Kauf, dass ein Gaius Julius Caesar oder sein Neffe
zwar die demokratischen Rechte beschneiden, aber die staatliche Autorität
wiederherstellen.
3. DIE DREI REGIME
UNSERES ZEITALTERS
Kurz
charakterisiert: In liberaler respektive pluralistischer Gesellschaft ist das
politische wie das ökonomische System fast schrankenfrei.
Der nationale
Staat, der Nationalsozialismus sowie der Faschismus akzeptiert und erkennt die
Vorteile der freien Marktwirtschaft an, führt aber die Staatsräson straff
paternalistisch - autoritär.
Im Bolschewismus
oder Kommunismus ist das Politische wie das Wirtschaftsgeschehen dem Diktat der
Regierenden oder dem Diktator untergeordnet.
Eine hoch
entwickelte, gut organisierte, prosperierende Ökonomie schafft die
Wohlstandsgesellschaft, was die Voraussetzung der Demokratie oder
Volksherrschaft ist. Erst dann entsteht für eine Geschichtsperiode der liberale
Zeitgeist und damit parallel die Gleichheit der Bürger, die dann die Demokratie
schafft. Ohne die ökonomischen und geistigen Voraussetzungen funktioniert die
Demokratie nicht. Darum bleibt die Demokratie auf die Trägervölker der Zeit
prägenden Zivilisationen beschränkt.
Auch die Demokratie
wie jedes andere System, bleibt nur einen Moment der Zeitgeschichte, wenn die
Rechte und Pflichten des Bürgers gegenüber dem Staat sich die Waage halten. Wo
die Pflichten überwiegen, existiert noch keine Demokratie. Wenn aber die
Pflichten vernachlässigt und nur die Rechte beansprucht werden, herrscht die
Anarchie.
Parlamentarismus
oder Parteienkratie – Parteiherrschaft, statt Volksherrschaft wäre für das
politische Regime dieses liberalen Zeitalters der passende Terminus. Das Volk
kann sich eigentlich selbst nicht regieren, das Volk kann höchstens nach
Mehrheitsbeschluss seine Regierenden wählen, eine Staatsführung mit dessen
Handeln die Mehrheit einverstanden ist.
In diesem pluralen
System ist jeder mündige Bürger wahlberechtigt. Dem Wahlvolk stellen sich
mehrere Parteien, die dann entsprechend den erhaltenen Stimmenzahlen im
Parlament Sitze erhalten. Wenn eine Partei über fünfzig Prozent der
Parlamentssitze erhält, darf sie die Regierung allein bilden, sonst stellt eine
Koalition aus zwei oder mehreren Parteien die Regierung. Diese Exekutive führt
dann die Staatsgeschäfte und ist dem Parlament verantwortlich. Das gewählte
Staatsoberhaupt oder der König, falls dieser sich in die neue Zeit hinüberretten
konnte, haben meistens nur repräsentative Aufgaben.
Eine andere Form
des Parlamentarismus entwarf Othmar Spann.1 das
Ständeparlament 1Othmar Spann (1878-1950),
österreichischer Philosoph und Soziologe, entwarf das Modell des Ständestaates. In diesem Ständeparlament delegieren
statt der Parteien die Interessenverbände ihren Vertreter. Anteilsmäßig sitzen
hier neben anderen: die Delegierten der Detaillistenverbände, die
Elektromeisterinnung, die Vertreter der Kirchen, des Militärs, der
Lehrervereinigung, der Bergbaugewerkschaft, aber auch die Mienenbesitzer. Die
Delegierten werden verbandsintern von der Basis in fast familiärer Atmosphäre
gewählt. Damit wurden die Kosten der Wahlen auf das Minimum reduziert.2 2Damit würden wohl die unverantwortlichen
Versprechungen der Politiker, um die Wahlen zu gewinnen, zu dessen Einlösung
sie den Staat in die Schuldenfalle treiben, wegfallen. Die Schuldenlasten
werden wiederum durch Steuer bis Wust-Erhöhungen dem Staatsbürger mehrfach
aufgebürdet. Lachender Dritter ist dann der Banker, der alle in die
Schuldenfalle lockt!
Selbstverständlich tritt hier jeder Delegierte für das Anliegen des eigenen
Verbandes ein. So hat dieses Lobbyparlament3 auch seine
Nachteile, doch schlechter könnte es nicht von der heutigen, von der
Bankerkaste durch ihre Medien regierten Staatsbürokratie sein. 3Lobby nennt man in den angelsächsischen
Ländern die Wandelgänge, die die Sitzungssäle der Parlamente umgeben. Hier
fangen die Vertreter der verschiedenen Interessengruppen die Abgeordneten ab,
um sie für ihre Sache oder die ihrer Auftraggeber zu gewinnen.
Das heutige System
der „Parteienkratie“ entwickelte sich in den letzten anderthalb Jahrhunderten,
nachdem der Blutadel zugunsten der Gelddynastien das Zepter aus der Hand geben
musste. Parallel entstand die Meinungsbildungsindustrie. Erstaunlich wie die
Meinungsmacher die Volksmeinung von unzähligen Individuellen miteinander
abweichenden beziehungsweise gegensätzlichen Meinungen zwischen absolutem
Befürworter und strikter Gegnerschaft, zuletzt eine Menge Gleichgültigen, zu
beeinflussen verstehen. So verkommt mit der Zeit die Demokratie zu Blendwerk
der Hintergrundmacht, welche die Maschinerie der Meinungsmache beherrscht und
durch ihre Presse und Medien mitteilt wen wir zu wählen sollen, und den
Politikern, was sie zu tun oder zu lassen haben. So stellt sich die Frage,
brauchen wir noch ein Parlament, die Landesversammlungen, wenn eine kleine
fremde Minderheit über den Trend der Politik entscheidet?
Sozialismus
bedeutet Wohlfahrtsstaat oder Wohlfahrtsgesellschaft in einem eher utopischen
als realen Gesellschaftssystem. Die Verwirklichung des Sozialstaates erfordert
eine universelle und straffe Staatsführung, welche eine solidarische
Staatsordnung nach dem Motto: „Einer für alle, alle für einen“ durchsetzt und
seine Bürger zum Solidaritätsverhalten zwingt. Mit der Zeit, freilich, sind für
einen solchen Machtapparat zwangsläufig die eigene Macht und die Staatsräson
wichtiger als die Volkswohlfahrt. Aus diesem Grund gehört der Sozialismus eher
in eine mediävale Epoche als ins 20. Jahrhundert. Den Sozialismus als
politische Parole einzusetzen, ist dagegen in allen Zeiten genial.
Othmar Spann
bezeichnet den Sozialismus als universelles Staatssystem, in welchem sich der
Einzelne dem Gemeinwohl unterzuordnen hat. Die Demokratie als Gegenpol des
Sozialismus, als individuelles Regime, welches dem Individuum weitgehende
Freiheiten, oft zu Nachteilen der Gesellschaft zusichert. Item nur eine straffe
Staatsführung, der politische Paternalismus ist fähig, die Schwachen vor den
Starken zu schützen.4 4Der
Gesetzgeber sollte die Schwachen vor den Starken schützen! König Hammurapis
Gesetz; entstanden während der Blütezeit der Hochkultur im Zweistromlande.
Nationalismus und
Liberalismus bedingen einander, sind Zwillinge. Sie sind nur zusammen existent!
Auch wenn sich die beiden Konkurrenten seit ihrer Erscheinung bis zum letzten
bekämpfen. Oder wurzelt die Intoleranz des Liberalextremismus gegen den
Nationalismus nicht im gleichen Boden des Fanatismus wie der Chauvinismus?
Right or wrong,5 der Nationalismus gehört nun einmal zum
liberalen Zeitalter wie die Demokratie oder die liberale, freie, soziale
Marktwirtschaft. 5Right or wrong – Richtig,
oder falsch.
Der Erste Weltkrieg
entstand, um die Vorherrschaft zwischen den Nationen zu klären. Im Zweiten
Weltkrieg kämpften schon die Ideologien: der kosmopolitische
Internationalismus, gegen das nationale Prestige mit aller Rücksichtslosigkeit.
Egal wie zeitkonform der Liberalismus für die euro- amerikanische Zivilisation
auch sein mag, es bedurfte eines gewissen Liberalextremismus zwei blutige
Weltkriege, anschließend den über vierzig Jahre lang dauernden Kalten Krieg
sich durchzuboxen. Erst im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts konnte sich
der Liberalismus vollständig durchsetzen, um für die nächsten paar Jahrzehnte
-vor seinem Untergang- die Weltpolitik zu bestimmen.
Als Folge des
Ersten Weltkrieges kam in Russland die radikale Partei der Bolschewiken an die
Macht. Die Bolschewisten bastelten sich eine Ideologie aus den Schriften von
Marx6 und
Bakunin,7 dann begannen sie mit einer klassenlosen,
kommunistischen Gesellschaft zu experimentieren, wobei ihr Tun keine Opposition
duldete. Sie nannten ihr Regime: Kommunismus, Sozialismus oder sozialistische
Demokratie. Schon die Assoziierung beider letzterer Begriffe ist falsch, da
Sozialismus und Demokratie zwei gegensätzliche Regime bedingen. Die Führung der
Wirtschaft wurde ebenfalls bis zum letzten Detail den Klügeleien der Politiker
untergeordnet. Sie richteten dabei schreckliche Zerstörungen an Menschenleben,
geistigen, sittlichen, politischen und materiellen Werten an. Dieses
menschenverachtende, kommunistische Sowjetsystem wurde zur Diktatur der
Staatsführung, respektive des Diktators, der allein über den Trend der Politik,
der Gesellschaft und Wirtschaft bestimmte. Bis dieses Regime am Ende des
zwanzigsten Jahrhunderts an den eigenen Unzweckmäßigkeiten zu Grunde ging.
6Marx Karl 1818 – 1883.
Sozialtheoretiker, Begründer des Marxismus, dessen Theorie im praktischen Leben
so unrealisierbar ist, wie das Quadrieren des Kreises, da der Mensch naturgemäß
nicht gleich ist. Zwischen Genies, Gaunern und Einfaltspinseln gibt es noch
unzählige Individuen.
7Bakunin Michail
Alexandrowitsch 1814-1876. Begründer der anarchistischen Staatsidee, für dessen
Verwirklichung bloß die erwachsene Bevölkerung ausgerottet werden müsste, um
die Jugendlichen im Sinne der Anarchismus erziehen zu können. Wenn aber in
dieser Gesellschaft jeder macht, was ihm passt, wer schützt dann die
Gesellschaft vor sich selber?
Als dritte Kraft
zwischen Bolschewismus und Liberalismus etablierte sich in Italien der
Faschismus.8 8Faschismus Nazismus. Die
eher apolitische deutsche Mehrheit kürzte die langen Namen der Parteien ab. Die
Sozialdemokraten wurden zu Sozis, die Nationalsozialisten zu Nazis abgekürzt.
Erst in den Konkurrenzkämpfen der Parteien wurden die Kürzungen eher abwertend
benutzt. In der angelsächsischen Welt wurde Nazi, bei den Sowjets Faschist für
die nationale Ideale eintretenden eingebürgert. Worunter Kosmopoliten, wie
Internationalisten des extremsten Chauvinismus, respektive den intolerantesten
Rassismus verstehen. Wobei die Genossen ihre eigene Intoleranz vergessen und
die Liberalen auf ihrer selbst erfundenen eierköpfigen Auserwähltsein pochen. Der statt dem Liberalismus, der zweiten
treibenden Kraft der Zeit, dem Nationalismus huldigte. Der Faschismus machte
den Versuch, das adäquate Wirtschaftssystem der Zeit, die freie soziale
Marktwirtschaft, nicht zum Wild-Kapitalismus ausarten zu lassen. Die von Japan9 zu
errichten erstrebte asiatische Wohlstands-Gemeinschaft konnte man ebenfalls zu
den nationalen Systemen zählen; ebenso den Nationalsozialismus, der Anfang der
30er Jahre in Deutschland an die Macht kam. Statt Demokratie boten diese Regime
den Sozialstaat an. 9Japan gehört weder rassisch,
kulturell, noch geographisch zum abendländischen Kulturkreis, übernahm aber bis
zum Ende des 19. Jahrhunderts innerhalb einer Generation das technische Wissen
des Abendlandes. Damit stieg Japan zu den führenden Ländern des 20.
Jahrhunderts auf.
Im Gegensatz zu der
Weltherrschaft strebenden Bolschewismus oder dem kosmopolitischen Globalismus,
teilten sie die Welt in Interessensphären ein; für Deutschland Osteuropa, für
Italien Nordostafrika, für Japan Ostasien, für Frankreich Westafrika.
Großbritannien möge sich mit seinen zahlreichen Kolonien und Kronländern, die
Vereinigten Staaten mit dem restlichen Amerika begnügen.
Der Zweite
Weltkrieg zerschlug die Möchtegern-Kolonialmächte ebenso wie die alten
Herrscherkräfte. Statt den vor den Kriegen existierenden sieben Großmächten,
die siebenmal weniger Mittel gebraucht hätten, einander zu überwachen,
entstanden zwei Supermächte, die sofort begannen, den zum Feind gewordenen
ehemaligen Verbündeten mit den aufwendigsten Kriegsmaschinerie zu übertrumpfen.
Zum Glück starben die großen Führer rechtzeitig weg, damit blieb unserer Erde
die Katastrophe eines globalen Atomkrieges bis heute erspart.
4. STAATSSCHULDEN,
BANKEN, SUBVENTIONEN, SOZIALPARASITEN
Es ist nicht
außergewöhnlich, wenn der Staat in Kriegszeiten Schulden anhäuft. Ein
gewonnener Krieg und die Bewahrung der nationalen Souveränität sind jeden
Schuldenberg wert. Sobald aber wieder Frieden herrscht, sollte die
Staatsführung alles daransetzen, die Schulden zu begleichen, auch wenn dies
unpopuläre Maßnahmen erfordert. Der Überlebenskampf des Staates erfordert
solide Wirtschaft und solide Finanzen, um sich zu behaupten. In Friedenszeiten
ist die größte Unverantwortlichkeit einer Regierung gegen den Staat, der Nation
und schließlich dem Volke gegenüber, den Staatshaushalt durch immer neuere
Schuldenaufnahmen zu finanzieren.
Der gesteigerte
Warenverkehr der Neuzeit machte das auf Papier gedruckte Notengeld notwendig.
Das Papiergeld erforderte wiederum die Gründung nationaler Zentralbanken,
welche berechtigt sind, die nationalen Zahlungsmittel herauszugeben. Es wissen
nur wenige, dass die nationalen Notenbanken: Die FED – die Notenbanken der
Vereinigten Staaten, die Deutsche Bundesbank, die EZB – Europäische Zentralbank
oder die Nationalbanken der führenden Industrienationen allesamt im
Privatbesitz sind. Sie sind gänzlich oder in ihrer Aktienmehrheit im Besitz der
internationalen Geldmagnaten. Die Bankmagnaten bemächtigten sich dieser Nationalbanken
mit dem Trick, dass die internationalen Banker in finanziellen Krisenzeiten dem
Staatshaushalt und den Handelsbanken aus der Krise heraushalfen. Aber woher
nehmen die Banker das Geld, mit dem sie die Welt von Athen über Bonn bis zur
Washingtoner Regierung verschuldeten? Eigentlich kolonialisierten! Zuerst
erlangten sie das Recht zu Geldnotenausgabe der Vereinigten Staaten von
Amerika. Dann brachten sie die Welt dazu, im internationalen Geldverkehr statt
dem jeweiligen Wert des Goldes (Goldparität) den Dollar zu akzeptieren. Zuletzt
erlangten sie das Recht, Geldnoten ohne Deckung zu drucken. Jetzt drucken diese
Bankmagnaten so viel Papierdollarnoten wie die Regierungen der Welt oder
sonstige Kreditnehmer ausgeben können. Damit erlitt der Dollar gegenüber den
starken Valuten eine Inflation. Gemessen am Schweizer Franken verlor er in den
letzten fünfzig Jahren das Fünffache seines früheren Wertes. Doch die Besitzer
der Geldpressen machten mit ihren deckungslos gedruckten Falschgeldern die Welt
zu ihrem Schuldner.
Solange die
Geldemission zum Monopol des Staates gehört, kann die Regierung dem
Staatsdefizit entsprechende Banknoten drucken lassen. Das bringt zwar eine
gewisse Inflation, ausgenommen, wenn das Wirtschaftswachstum den Wert der neu
gedruckten Geldnotenmenge übertrifft. Auf den vom Staat ausgegebenen eigenen
Geldern lasten keine Zinsen, auf den von den fremden Banken angenommenen
Geldern müssen allerdings Zinsen bezahlt werden! Wenn der Staat oder der
Schuldner mit der Rückzahlung oder den Zinsen ins Wanken geriet, durften neue
Schulden von dem Banker aufgenommen werden, nicht, dass der Schuldner je aus
dem Kreditfalle herauskommt!
Die Suche nach
Kreditnehmern liegt in der Natur der Bankgeschäfte und der beste Schuldner ist
der ewige Schuldner. Nebst Millionen von Kleinkreditnehmern ist der Staat der
potentiell größte Kreditnehmer. Der Staat und die Bürger müssen animiert
werden, sich Schulden aufzuladen! So entdeckten die Banker ihren sozialen Hang.
Die von ihnen kontrollierten Informationsmedien unterstützen jeden Trend, der
vom Staat Geld fordert, ob Subventionen oder Sozialhilfen und die Politiker -
um gewählt zu werden - überbieten einander in Versprechungen, wohl wissend,
dass die finanzielle Basis ihren Versprechungen fehlt. Doch die Banker liefern
die zu den Versprechungen nötigen Milliarden, für dessen Rückzahlung,
selbstverständlich mit Zinsen, wiederum der Steuerzahler aufzukommen hat!
Je mehr Tagediebe die Sozialwohlfahrt durchfüttern muss, umso mehr fordert der Staat von den Fleißigen, vom Rückgrat der Gesellschaft. Bis diese Gesellschaftsschicht den Abgaben überdrüssig, selbst versucht, den Staat, respektive die Einzugsbehörden, auszuspielen. In unserer Zeit ist das Erschleichen der Staatsgelder zu einem Wirtschaftszweig angewachsen.1 1Kürzlich ließen die Banken alle Welt wissen, dass sie vor dem Ruin stehen und der Staat ihnen zu Hilfe kommen möge. Nur in Europa bekamen mehrere Hundert Geldinstitute über Tausend Milliarden Euro von der EZB - die Bank ist ebenfalls ein Unternehmen der internationalen Hochfinanz, um Europa zu kolonialisieren - zu 1 Prozent Zinsen für 3 Jahre, wofür die europäischen Staaten die Garantie übernahmen. In der Annahme, die Banken werden mit den Milliarden den Werterzeugenden Realwirtschaftssektor fördern. Die Banken legten aber den überwiegenden Teil der Gelder in recht lukrative Staatsanleihen zu 4 bis7 Prozent Zinsen an. Dieses Manöver ersparte den Banken die Umtriebe mit den Administrationskosten, was die zahllosen kleineren Kreditvergaben mit sich bringen würden. Doppelten Schaden und betrogen ist der Staat und somit der Steuerzahlende Bürger. Bei vielen Unternehmen ist gang und gebe, durch falsche Angaben Subventionen zu erschleichen. Arbeitslose zögern ihre Wiedereingliederung so lange wie möglich hinaus. Andere kassieren Arbeitslosengelder, wenn sie schon längst arbeiten. Junge Leute werden mit erdichteten Krankheiten Frührentner. Die ehrlich Arbeitenden müssen nicht allein die Schlauen und Tagediebe aushalten, sondern auch die zu den Aufwendungen nötige Administration bezahlen.
Der Teufel der
Demokratien steckt im ausufernden Subventionsstrom und falschen
Sozialunterstützungen. Daran scheitert noch die ganze liberale Gesellschaft
samt freiem Marktwirtschaftssystem, wenn dem nicht bald Abbruch geschieht und Zuwendungen
nur in äußersten Notfallsituationen in Anwendung kommen.
Selbstverständlich
fördert der ideale Staat die Sozialwohlfahrt, organisiert das soziale Netz,
sorgt sich um die Kranken und die Altersversicherung, sodass alte und kranke
Menschen würdig leben können. Er soll aber zum Wohl aller das
Sozialparasitentum bekämpfen oder wenigstens versuchen, es einzuschränken. Die
Sozialwohlfahrt soll durch gerechte, solidarische Beiträge finanziert werden.
Getrennt von den sonstigen Staatsausgaben, die durch Steuern oder andere
Einnahmen gedeckt, aber ausgeglichen sein sollten. Die Leitung und Verwaltung
dieser Institute wie auch des Staates oder den Gemeinden gehörenden Betrieben
sollen nicht den Parteifunktionären respektive Parteisoldaten, sondern ausschließlich
aus der Belegschaft sich durch Kompetenz auszeichnenden Personen übergeben
werden. Die Politiker mögen im Parlament, in den Ministerien oder in der
Verwaltung bleiben!
Nur so lange Ethik,
Fleiß und Arbeitsmoral noch vorhanden sind sowie das Grundprinzip des
Sozialstaates „einer für alle, alle für einen“ gilt, kann der Sozialstaat
existieren. Wenn aber das Sozialparasitentum überhandnimmt, ruiniert es die
Gesellschaft, bald auch die Wirtschaft und schließlich den gesamten Staat. Ist
der Sozialstaat pleite, ist jeder auf sich selbst gestellt.
5. FREIE SOZIALE
MARKTWIRTSCHAFT KONTRA TURBOKAPITALISMUS
Für die
wirtschaftliche Prosperität einer Epoche ist die Freiheit der Ökonomie und des
Handels ausschlaggebend. Die Entwicklungsstand der Herstellungstechniken oder
zur Verteilung nötigen Verkehrsmittel sind nicht maßgebend. Die wirtschaftliche
Prosperität liegt bloß an der richtig organisierten Anwendung der
Herstellungstechniken und Distributionstechniken. Die Herstellungstechniken
standen in den vergangenen Zivilisationen, je weiter sie zurückliegen auf
entsprechend niedrigeren Entwicklungsstufen, doch in der Antike konnten die
ägyptischen Manufakturen die ganze damalige Welt mit ihren Produkten beliefern.
Später beförderten die Römer in einigen Tagen Reisende und Waren bis in die
entlegensten Provinzen ihres Reiches. Im Mittelalter dagegen brauchte man für
die gleichen Strecken mehrere Wochen, wenn nicht Monaten, und die im
Mittelalter hergestellten Produkte kamen nur selten über einen kleinen Kreis
ihrer Herstellungsorte hinaus.
Sobald die Politik
die Handels- und Gewerbefreiheit einführt, sorgt der freie Unternehmergeist für
Prosperität und Erfolg in der Wirtschaft. Der Unternehmer, vom Maurermeister
über den Fabrikanten bis hin zum Finanzier, ist der Initiant der Wirtschaft.
Von seinem Fleiß, Können, seiner Begabung aber auch von seiner Mobilität,
letztlich von seiner Handlungsfreiheit hängt das Wohl seiner Arbeitnehmer und
das Gedeihen des Staates ab. Selbstverständlich handelt der Unternehmer aus
Gewinnstreben, nicht aus sozialer Gesinnung. Trotzdem ist das freie soziale
Marktsystem sozialer, gerechter als alle anderen Wirtschaftssysteme.
In der Entwicklung
der freien Marktwirtschaft gehen Handwerk und Handel Hand in Hand. Ein cleverer
Geschäftsmann kauft dem Gewerbetreibenden alle seine Erzeugnisse ab. Der
Händler wartet nicht - wie der Handwerker, bis die Käufer zu ihm kommen – er
bringt seine Waren selber auf den Markt, um davon möglichst viel, möglichst
schnell an den Mann zu bringen. Die vermehrte Nachfrage fordert wiederum den
Meister, seinen Betrieb effektiver zu organisieren, so entstehen zuerst die
Manufakturen, dann die Fabrikbetriebe. Die erzeugte Warenmenge wird größer,
aber auch günstiger und für den Verbraucher leichter erreichbar. Dass dabei der
Kaufmann den größten Gewinn macht, liegt auf der Hand.
Die freie
Marktwirtschaft kennt keine Monopole. Jeder kann uneingeschränkt Güter
herstellen, damit handeln oder Dienstleistungen anbieten. So entsteht eine gesunde
Konkurrenz, die durch Angebot und Nachfrage die Preise wie den Profit durch
ihre innere Gesetzmäßigkeit selbstständig reguliert und im Rahmen hält.1 1Eine
Nettogewinnmarge um die 10 Prozent gilt als ideal. Wenn in einem
Wirtschaftszweig diese 10 Prozent massiv überschritten werden, reagieren andere
Unternehmer sofort, da hier Gewinn herausgeschlagen werden kann; oder clevere
Arbeitnehmer aus dem eigenen Betrieb heraus gründen Konkurrenzunternehmen, um
den Überschuss selbst abzuschöpfen. Die freie soziale Marktwirtschaft ist schlechthin das Wirtschaftssystem
jedes Zivilisationszeitalters und sichert den Trägervölkern dieser Zivilisation
einen Wohlstand, der nicht nur für ihre Bedürfnisse sorgt, sondern über ihre
Bedürfnisse hinaus reicht.
Die Wirtschaft ist
in allen Zeiten die treibende Kraft der Welt. Die erfolgreiche Politik lässt
die Gesetze der Wirtschaft gelten. Nur gestützt auf eine gesunde Ökonomie kann
sich Staatspolitik, Sozialpolitik und Außenpolitik erfolgreich durchsetzen. Die
eigene Wirtschaft muss den Staat finanzieren und damit auf Dauer die nationale
Souveränität sichern. Im gegenseitigen Existenzkampf der Staaten garantiert nur
das zeitkonformste Wirtschaftssystem das Überleben. Der Staat oder die
Gesellschaft, welche das aktuelle ökonomische System ignoriert, bleibt im
Existenzkampf gegenüber der restlichen Welt zurück. Das unzeitgemäße Staats-
und Wirtschaftssystem gerät zwangsläufig in Abhängigkeit. Zeitgemäße
Wirtschaftssysteme dagegen, holen binnen kurzer Zeit den Rückstand auf.2 2Maos kommunistisches Regime stagnierte
Jahrzehnte lang. Sobald China zur freien Marktwirtschaft wechselte, wurde China
die prosperierendste Wirtschaftsmacht der Zeit.
In der Wirtschaft
sollte so viel Freiheit wie möglich, in der Staatsräson so viel Freiheit wie
nötig gelten.3 3Mehr
Freiheit in der Wirtschaft, als in der übrigen Welt bewirkt in jedem Staat
einen ökonomischen Vorsprung vor den Konkurrenzstaaten.
Die
Gesetze des Marktes und der Politik sind zwar unterschiedlich, doch Politik und
Wirtschaft sollen die Harmonie suchen statt konfrontieren. Die freie Marktwirtschaft bleibt nur so
lange bestehen bis Industrie, Handel und Kapital sich ergänzen und
respektieren; nach dem Motto: „Leben und leben lassen“. Die Wirtschaft sollte
den Unternehmern und Managern überlassen werden. Politik und Gesetzgeber
sollten die Schwachen vor den Starken schützen und für ein günstiges
Wirtschaftsklima sorgen, aber möglichst vermeiden, in das Wirtschaftsleben
einzugreifen. Selbstverständlich sollte die Wirtschaft für den Staat und nicht
der Staat für die Wirtschaft da sein. Daraus folgt, dass die Souveränität über
die Nationalbank beziehungsweise Notenbank zum Eigentum des Staates gehört.
Dies ist nötig, um die ökonomische und damit die politische Souveränität des Landes
zu wahren. Der Staat sollte darüber wachen, dass das Internationale Großkapital
weder die Wirtschaft noch den Staat monopolisiert, dass die Staatsschulden, vor
allem die Auslandsschulden, nicht Überhand nehmen und somit die Souveränität
des Landes untergraben. Schließlich sollte der Staat darauf achten, dass die
Nationale Notenbank nicht in die Hände supranationaler Kapitalgesellschaften
gerät. Die Regierung, die an das Ausland oder an fremde Kapitalgesellschaften
verschuldet ist, ist nicht Herr im eigenen Lande.
Andererseits
erfordert die freie Marktwirtschaft ein freies Bankensystem ohne allzu große
einreden des Staates.4 4Als
die griechisch-römische Zivilisation schon dem Untergang geweiht war, verbot
die Christliche Kirche die Zinsnahme für verliehenes Geld. Dieses gesegnete
Gesetz verhinderte die Versklavung des Schuldners, nahm aber den Sinn für die
Kreditgeschäfte. Die
Handelsbanken konnten ihre Unabhängigkeit behalten. Die Nationalbank - die
Zentrale Notenbank soll der Staat baldmöglichst die Finanzcliquen entreißen,
unter eigene Verwaltung stellen und dessen Geschäfte einem nationalen
Finanzgremium übertragen, welches ähnlich der Regierung oder der Justiz
jederzeit für das Parlament verantwortlich ist! In nationalen Besitz genommene
Notenbanken sollen die Börsengeschäfte regeln, um damit den Spekulantenhandel
mit bloßen monetären Werten über das Vielfache der erzeugten Warenwerte zu
verhindern.
Sinngemäß bedeutet
das Wort Kapitalismus – ähnlich wie Liberal-Ismus mit Frei-sinn in die heutige
Umgangssprache übersetzt wird - nur, den Sinn und Verstand mit Geld zu umgehen.
Der Glückliche, der diesen siebenten Sinn sehr, sehr erfolgreich nutzen kann,
ist der Kapitalist. Nicht jeder Fabrikant und nicht jeder Unternehmer ist ein
Kapitalist.5 5Der Marxismus zählt jeden Unternehmer, den
Malermeister mit zwei Gesellen oder den Flickschuster um die Ecke zu den
Kapitalisten und lehnt jede unternehmerische Tätigkeit als Ausbeutung ab.
Obwohl der Marxismus ein Drittel der Erde mit all ihren Ressourcen eroberte, ging
er an seinem unzulänglichen Wirtschaftssystem zugrunde. Ohne Unternehmer
funktioniert keine Wirtschaft und ohne Profit wäre die Tätigkeit des
Unternehmers sinnlos. Schließlich handelt der Arbeitnehmer, der seine
Arbeitskraft oder sein Wissen verkauft, ebenfalls aus Gewinnstreben. Der überwiegende Teil der Unternehmer ist
heute selbst bei den Kapitalisten verschuldet! Zur Jahrtausendwende gibt es
kaum noch Unternehmer, die schuldenfrei ihren Betrieb ihr Eigen nennen dürfen.
Die mittelständischen Unternehmen, bei denen der Chef seine Leute mit all ihren
privaten Sorgen noch kannte, werden immer mehr von den Multis6 eliminiert
oder einverleibt. 6Die Multis oder
multinationale Gesellschaften sind internationale Kapitalgesellschaften, welche
durch Finanzmanöver ganze Wirtschaftszweige unter ihren Einfluss bringen. Ihr
Bestreben, die wirtschaftliche und politische Globalisierung der Welt. Anstelle
des Unternehmers, übertragen sie die Betriebsführung einem Manager mit der
Anweisung: durch Effektivität den Gewinn zu steigern. Um jeden Preis! Durch die
Rationalisierung überflüssiger Arbeitnehmer werden dann die Staatshaushalte
belastet. Diese herrliche Globalisierung wird früher oder später unüberschaubar
sein und wie eine Blase zerplatzen, wie vergleichsweise unlängst das
Sowjetreich! Hinter den
Multis stecken selbstverständlich die Finanzdynastien, die auf das Ergattern
der ganzen Weltwirtschaft spekulieren. Sie sind gerade dabei, die soziale,
freie Marktwirtschaft zu einem wilden Turbokapitalismus umzuwandeln. Wenn die
Politik diesem Trend nicht bald entgegentritt, wird der freie Unternehmer, der
Hauptinitiator der Wirtschaft von den Finanzoligarchien erdrückt.
Der Kapitalist ist
eben derjenige, der durch Geldverleih aus der Wirtschaft Profit zieht und sogar
den Staat zu seinem Schuldner macht.
In der Spätphase
jeder Zivilisation kommt die Welt unter den Einfluss der Finanzdynastien. Da
das Großkapital international tätig ist, als Endziel strebt es nach der
Weltherrschaft. Diese Tatsache wiederum fordert die Politiker dazu auf, die
Macht im Staate wiederzugewinnen! Auch die Zeit, die über alle Mächte und
Mächtigen vergeht, verhindert, dass die globale Weltherrschaft von irgendeinem
Machtzentrum oder einer Machtclique auf Dauer aufrechterhalten werden kann.7 7Die
Vereinigten Staaten von Amerika, die wegen ihres Wirtschaftspotenzials von der
Weltfinanz zu ihrer Ausgangsbasis gewählt worden sind, werden spätestens am
Ende des 21. Jahrhundert ihre Wirtschaftspriorität und damit ihre Machtposition
verlieren.
In den letzten
Jahren des 17. Jahrhunderts lieh eine Finanzgesellschaft dem englischen König
William III.3 3William III.
von Oranien 1650-1702. Ab 1688 König von England. 1,2 Millionen Pfund in
Gold- und Silbergeld zu 8 Prozent Zinsen. Dafür bekamen sie das Recht, Papiergeld
für die gleiche Summe in Umlauf zu bringen.9 9Papiergeld gab es schon einige Jahrhunderte vorher
in China. In Europa verwendeten, seit dem ausgehenden Mittelalter,
Geschäftspartner zwischen Flandern und Italien auf Papier geschriebene
Schuldscheine, um ihre gegenseitigen Zahlungsverpflichtungen auszugleichen. Die
Schuldscheine wurden dann vom auf den entfernt ansässigen Schuldner mit dem
Aussteller beglichen. Hieraus entwickelte sich das Notengeld. Dieses Papiergeld musste die Gesellschaft
jederzeit zu Edelmetall umtauschen können. Um diese Transaktionen zu
bewerkstelligen, gründeten sie die Bank of England. Der Name erweckt den
Eindruck, die Bank sei ein staatliches Geldinstitut, obwohl sich hinter ihr
seit ihrer Gründung eine Privatgesellschaft verbirgt. Die Gründung der Bank of
England könnte man als Geburtsstunde des Kapitalismus bezeichnen. Als der König
das Finanzmonopol des Staates aus der Hand gab, besiegelte er damit den
Untergang der feudalen Ära.
Durch den so genial
gewählten Namen der Bank vertraute das Publikum dem neumodischen Notengeld
vollständig. Zum Glück für die Finanziers! Anderenfalls, wenn alle den Tausch
ihrer Banknoten in Edelmetallgeld gefordert hätten, wäre die Bank of England in
kurzer Zeit pleite gewesen, weil die Golddeckung des Papiergeldes nur zum Teil
vorhanden war. Zwei Jahre später kursierten schon 30 Prozent mehr Geldnoten als
zuvor. Aus dem gezauberten Papiergeld musste fast 100 Prozent Gewinn entstehen.
Das Geld wurde dann zu 8 Prozent Zinsen an das Publikum verliehen. Der König
zahlte 8 Prozent Zinsen auf seine aufgenommenen Schulden. Die Banker strichen
einen schönen Gewinn ein. Damit begann der größte Betrug der Weltgeschichte,
der heute die ganze Welt zum Tribut an die 300 bis 400 Finanzdynastien
verpflichtet, welche die Notenbanken dominieren.
Bis Großbritannien
die Welt kolonialisierte, wurde das Land von innen her kolonialisiert. Der
Reichtum Britanniens samt seinen Kolonien floss zuletzt in die Tresore dieser
Finanzgesellschaft. Die Französische Revolution - in der die Finanzdynastien
den Blutadel endgültig von der Macht verdrängten - wurde von den Geldmagnaten
finanziert, so ist die französische Zentralbank, die Banque de France ebenfalls
eine Gründung der Geldoligarchien. Amschel, der Gründervater der Rothschild
Dynastie10 drückte sich so aus: „Wenn ich die Finanzen
eines Landes kontrollieren kann, ist mir gleichgültig, wer im Lande regiert.“
Heute, freilich, werden durch die von den Finanzclans dominierten
Meinungsmacheanstalten bestimmt, wer in der Welt, von Washington über das
Brüsseler Europaparlament bis zu Australien in welchem Land wer regieren darf.10 10Rothschild
Dynastie – vermutlich der reichste Familienclan unserer Zeit. Neben anderem
besitzen sie die Aktienmehrheit von fünf -wenn nicht mehr- der zwölf Federal
Reserve Banken. Diese Banken sind berechtigt, das Geld der Vereinigten Staaten
zu drucken. Gemessen an diesem Familien-Clan, ist der zurzeit zum reichsten
Mann der Welt erkorene Bill Gates nur ein armer Geselle.
Die Notenbanken der
dominanten Wirtschaftsländer der Welt erstellten die Geldmagnaten selbst, oder
bemächtigten sie so schnell wie nur möglich. Die Exekutive der Vereinigten
Staaten von Amerika gab im Jahre 1913 ihre finanzielle Unabhängigkeit auf, als
sie in die Etablierung der Federal Reserve Banken -kurz FED- einwilligte und
einigen Privatbanken die Banknotenpresse überließ. Damit übernahm eine anonyme
kosmopolitische Finanzmacht die Kontrolle über die mächtigste Wirtschaftsmacht
der Zeit, um Amerikas Volk und Macht als Rammbock gegen die übrige Welt zu
benutzen, um ihre Globalisierungspläne durchzusetzen!
Mit dem
Papiergeldtrick eröffneten sich für den Besitzer der Banknotendruckrechte
ungeahnte Möglichkeiten aus dem Nichts Geld zu zaubern. Im Laufe der Zeit
brachten es die Finanziers fertig, für das Papiergeld immer weniger
Goldreserven bereithalten zu müssen. Heute ist es gang und gebe Notengeld in
Milliardenwerten ohne Deckung zu drucken. Der Staat deklariert es zum
Zahlungsmittel und bürgt für seinen aufgedruckten Wert. Logischerweise müsste
über das Notengeld und die dafür eingenommenen Zinsen der Staat verfügen können
und nicht die Besitzer der Notenbanken, hinter denen sich die Gelddynastien
verbergen!
Die Weltkriege
machten dann die Gelddynastien zur anonymen Weltregierung. Mit Amerikas Finanz-
und Militärmacht ließen sie die noch übrig gebliebenen nationalen Bankensysteme
der Nationalregierungen zerschlagen. Beide Kriege gewann die überwältigende
Wirtschaft der Vereinigten Staaten! Sie allein erzeugte das Dreifache an Gütern
und an Kriegsgeräten als ihre Gegner. Die Leistungsfähigkeit dieser mächtigen
Wirtschaft schaffte den materiellen Hintergrund des Sieges. Die Dynastien
finanzierten die Kriege mit auf Papier gedruckten Geldern. Das gedruckte Geld,
welches letztlich der amerikanischen Nation gehörte, verliehen die Finanziers
an die Regierungen der Vereinigten Staaten und ihren Verbündeten gegen Zinsen.11 Am
Kriegsende war der Schuldenberg so gigantisch, dass ihn die Kriegsverlierer
allein nie hätten abbezahlen können! Nun bürdeten die Bankiers allen
Kriegsbeteiligten ihre eigenen Kriegsschulden auf.
11Die Übergabe des
amerikanischen Geldausgaberechtes an die Finanzdynastien fädelte der
Weltkriegspräsident Wilson ein. Am 23. Dezember 1913 als fast alle Abgeordneten
bereits zu ihren Familien zu Weihnachtsferien heimgereist waren und nur seine
Leute geblieben sind, brachte Wilson, in einer Nacht- und Nebelaktion den
Federal Reserve Act durch (kurz FED). Ein Gesetz, das die Macht über den
US-Dollar in die Hände der mächtigsten Privatbankiers der Welt legte. Die
Banker konnten jetzt so viele Dollar drucken, wie sie es für die Verwirklichung
ihrer Ziele nötig hielten. Die FED wie die zuletzt kreierte Europäische
Zentralbank wurde gegründet, um die Vereinigten Staaten und Europa zu kolonialisieren.
Sie bilden Staat im Staate! Ihre Bankgesetze schließen das Überwachungsrecht
der Regierungen aus und lassen weder der USA noch der EU-Regierung Einsicht in
ihre Geschäftsführung! In den letzten Jahrzehnten machten die Dynastien mit
ihrem ungedeckten Falschgeld, gar mit nicht vorhandenen, virtuellen - nur in
ihren Rechnungsführungen existenten – Geldern die Welt zu ihrem Schuldner oder
kauften die Werte unserer Erde auf.
Seit der Mensch
sesshaft ist, wurde politische Macht durch Vermögen12 erworben. 12Die Römer nannten ihr Geld Pecuna, was
auch Woll-Vieh bedeutet. In ihren Anfängen waren Silber- und Goldmünzen rar in
Rom, so zählte man den Reichtum in Schafen und Ziegen. Reichtum bringt die Macht und die Macht
den Titel. Im Mittelalter wurde der Mächtigste zum König. In der liberalen Ära
muss sich die Plutokratie nicht selbst in die politische Arena bemühen.13 13Es ist weniger gefährlich, aus dem
Hintergrund zu regieren, als beim Scheitern der Politik den eigenen Kopf
hinhalten zu müssen oder sogar abschlagen zu lassen. Sie finanzieren die Politiker und die Wahlen, so
haben sie Legislative und Exekutive in der Hand. Durch die von ihnen
gesteuerten Massenmedien zwingen sie den Staaten, der Gesellschaft, wie den
einzelnen Bürgern immer neue Kredite auf, bis Staat und Wirtschaft vollständig
den Finanzcliquen ausgeliefert sind.14 14Auch
ohne Krieg steigen in den reichen Industriestaaten die Staatsausgaben durch
Subventionen und Sozialausgaben so stark, dass die Einnahmen damit nicht
Schritthalten können. In der übrigen Welt sind es die Kosten der importierten
Energie, welche die Staatsfinanzen überfordern. Zur Jahrtausendwende (2000)
betrugen die Staatsschulden der Vereinigten Staaten 4.000 Milliarden $, von
Deutschland 1.000 Milliarden $. Zum Vergleich: das Kilo Barrengold kostete ca.
10.000$. Der Goldpreis war aber künstlich niedrig gehalten und innerhalb von 8
Jahren stieg der Goldpreis fast auf das Dreifache! Früher oder später werden aber die Staatsschulden
so hoch sein, dass die Staatseinnahmen nicht einmal mehr die Schuldzinsen
decken können. Die desolaten Staatsfinanzen animieren dann jeden Möchtegern,
die Macht künftig allein in die Hand zu nehmen, um Ordnung zu schaffen. Vor
allem die Staatsschulden durch Übernahme der Notenbanken, in Staatsbesitz zu
streichen; unabhängig davon, ob dieser Potentat dann aus Militär, Politik oder
aus Bankerkreisen kommt.
6. DAS ABENDLAND
Etwa zehn
Jahrhunderte nach dem Untergang der griechisch-römischen Zivilisation begann
sich auf europäischem Boden wieder eine neue Hochkultur zu entwickeln: die
Abendländische-Kultur. Als Quellgebiet dieser Kultur könnte vielleicht das
Burgund, quasi die heutigen Benelux Staaten,1 1Benelux, seit 1948 Zoll und
Wirtschaftsgemeinschaft zwischen Belgien, den Niederlanden und Luxemburg, bevor
sich die Gemeinschaft in der EU auflöste. Frankreich
und Irland bezeichnet werden. Ihre weiteren Grundpfeiler sind die Britischen
Inseln, Deutschland, die Schweiz, Österreich, Italien und Tschechien. Die
anderen Völker Europas sind selbstverständlich ebenfalls Träger dieser Kultur,
ohne sie wäre die Euro-Amerikanische beziehungsweise Atlantische-Zivilisation
nicht zustande gekommen. Schließlich waren es die Wikinger, die Vorfahren der
heutigen Schweden, Norweger, Dänen und Normannen, die den amerikanischen
Kontinent zuerst betraten; lange bevor es der Genuese Kolumbus2 in
spanische Dienste wiederentdeckte. 2Kolumbus
Christoph 1451 – 1506. Mit der Absicht Indien von Westen her zu erreichen,
landete Kolumbus 1492 in der Karibik. Bis zu seinem Tode war er überzeugt in
Indien angekommen sein.
Nachdem die Völker
Iberiens die Araber vom europäischen Kontinent vertrieben und Amerika entdeckt
hatten, wurden die Völker Europas im 16.Jahrhundert stark genug, den riesigen
amerikanischen Kontinent zu erobern und zu besiedeln. Zu dieser Zeit begann der
Vorsprung Europas und der weißen Rasse gegenüber der übrigen Welt immer
mächtiger zu werden.
Nicht nur das
Expandieren Europas über den Atlantik, sondern auch die ungestörte Entwicklung
zu Größe ist den Völkern zu verdanken, welche das Eindringen fremder Eroberer
von Osten her verhinderten. Ohne diesen östlichen Verteidigungsring würde
Europa heute entlang der Grenzlinie Elbe, Böhmerwald, Ostalpen, Triest enden.3 3Gerade in unserem Jahrhundert gelang es
einer der zu zeitigen eurasischen Großmacht, Sowjetrussland, ihren Machtbereich
bis zu dieser Linie vorzuschieben und über 40 Jahre lang halten.
Das südöstlichste
Glied dieser Verteidigungskette waren die byzantinischen Völker unter griechischer
Führung.4 4Die Griechen waren die Gründer der ersten
Hochkultur auf europäischem Boden und Quelle der Griechisch- Römischen
Zivilisation. Die griechische Staatengemeinschaft der Antike trug die Rolle des
heutigen Europas. Rom war das Amerika seiner Zeit. Nach dem Untergang des
Weströmischen Reiches verfügten die Griechen noch über so viel Dynamik, dass
sie den Expansionsdrang der Turkvölker und der Araber auf Europa vom Südosten
her bis ins ausgehende Mittelalter verhinderten. Zusammen mit ihren bulgarischen und
südslawischen Kombattanten hielten sie die Araber neben mehreren Turkvölkern
vom Balkan und dadurch von dem westlich liegenden Europa fern.
Nach der Eroberung
Konstantinopels durch die Osmanentürken im 15. Jahrhundert, übernahmen die in
den Karpatenbecken ansässigen Ungarn die Verteidigung neben dem Osten
zusätzlich noch der Südostflanke des Abendlandes von Byzanz. Zusammen mit ihren
Nachbarvölkern Kroaten, Ruthenen und Slowaken hielten sie im Laufe der
Jahrhunderte mehrere Steppenvölker, nämlich die Petschenegen, Kumanen, die
Tataren genannten Mongolen und zuletzt die Osmanentürken von dem westlichen
Europa fern.
Der gleiche Dank
gebührt der ehemaligen polnischen Großmacht und den baltischen Völkern: Letten
und Litauern. Solange sie nicht zwischen Preußen und dem Moskauer Zarenreich
zerrieben wurden, standen sie als nordöstliche Bastion des europäischen
Subkontinentes gegen die anstürmenden Steppenvölker.
Die blonden,
helläugigen Ostslawen, Weißrussen, Ukrainer und Russen gehören auch zur europiden
Völkerfamilie. Ihre Heimatländer liegen aber vom Zentrum so weit entfernt, dass
viele Ereignisse, welche das Abendland bewegten, erschütterten und schließlich
formten, dort nicht mehr ankamen. Eben dieser Ferne wegen konnte man sie auch
nicht zwingen, etwas, was ihnen nicht passte, von Europa zu übernehmen. So
entstand zwischen der Linie Ostsee, Pripjet-Sümpfe, Ostkarpaten und Schwarzem
Meer im Westen und dem Uralgebirge im Osten ein europides, doch kein
abendländisches Machtzentrum; gerüstet mit dem technischen Vorsprung des
Abendlandes, aber vom ursprünglichen Europa ziemlich divergente Großmacht den
Moskowiter Russen.
Als die
Mongolenreiche zerfielen, fiel Sibirien zwangsläufig den Moskowitern zu. Mit
Sibiriens Reichtum im Rücken waren die Zaren stark genug, die Dominanz über
ihre ostslawischen Brudervölker und bis Ende des 19. Jahrhunderts auch über die
Turkvölker, die die eurasische Steppe seit Urzeiten bewohnten, zu erlangen. So
wuchs das Zarenreich zu einer eurasischen Großmacht heran. Der Nachfolgestaat,
Sowjetrussland, erreichte seine absolute Grenze, als er sich nach Kriegsende
1945 gemeinsam mit den Vereinigten Staaten Europa teilte. Im Westen stand
Deutschland als ethnische Barriere. Die Deutschen zahlenmäßig den Großrussen
fast ebenbürtig, technisch und wirtschaftlich aber dem ganzen Sowjetreich weit
überlegen. In den 60er Jahren war die russische Armee dem Westen wohl
überlegen. In einer Blitzaktion hätte sie vielleicht bis zum Kanal und
Gibraltar vorstoßen können. Aber danach? Auch wenn die Angelsachsen ihnen
Europa hätten überlassen müssen, ein „Sowjetdeutschland“ hätte der Koloss nicht
verdauen können. Innerhalb kurzer Zeit hätte „Sowjetberlin“ den
Führungsanspruch der Moskowiter streitig gemacht. Im asiatischen Südosten
wechselte China zwar ideologisch in das sowjetische Lager, trotzdem blieben die
seinerzeit halbe Milliarde, bald eine Milliarde Chinesen ein unbezwingbares
Hindernis für Expansionen in dieser Richtung.5 5Es ist eine Ironie der Geschichte, dass
die zurzeit schwächsten Gegner, die besiegt geglaubten Turkvölker diese
einstige Supermacht einmal zerreiben werden. Der viel höhere
Geburtenüberschuss, der im Süden des ehemaligen Sowjetreiches lebenden Türk-
und Moslemvölker lasst diese Voraussage vermuten. Sie werden die eurasische Steppe
zurückfordern, sobald ihr technisches Know-how den Stand Europas erreicht hat.
Die
vorindogermanischen Basken stammen vermutlich aus Afrika. Ihre Sprache gleicht
keiner der Sprachen auf dem europäischen Subkontinent. Dafür sind sie
vielleicht die ältesten Europäer. Ihr recht industrialisiertes Land ist
zwischen Frankreich und Spanien aufgespalten.
Die Nachfahren der
Kelten: die Iren, die Bretonen in Frankreichs Nordwesten und in Britannien; die
Waliser; sowie die Schotten, zählen ebenfalls zu den Urbewohnern Europas.
Finnisch, Estnisch
und die Sprache der Lappen mit dem Ungarischen sind nicht Glieder der großen
Indio-Europäischen Sprachgemeinschaft. Sie gehören zum Uralischen Sprachstamm.
Sie wurden in das nördliche Osteuropa zwischen Nordmeer und dem nördlichen
Uralgebirge oder an den osteuropäischen Ebenen zu Nationen. Sie sind auch
Ureuropäer.
Die Armenier
sprechen eine indio-europäische Sprache und bekennen sich zu der ältesten
christlichen Konfession. Die Georgier sind ebenfalls Christen, ihre Sprache
gehört aber zu den kaukasischen Sprachen.
Im 15. Jahrhundert
entwickelte sich in Europa, nebst anderen Wissenschaften, die Astronomie,
Kartographie und der Schiffbau und machte es möglich, die Weltmeere zu
befahren. Hauptsächlich der Weg nach Indien versprach lukrativen Handel. Am
Ende des Jahrhunderts wurden Amerika und der Seeweg um das Kap der Guten
Hoffnung nach Indien entdeckt.
In Mittelamerika
trafen die iberischen Eroberer auf die Hochkultur der Mayas und Azteken. Im
westlichen Südamerika der Inkas, in der Spätphase ihrer Zivilisation - die
schon von innen selbst - dem Niedergang geweiht war. Die sehr wahrscheinlich
schon undisziplinierten Indioheere, die das Pferd und das Schießpulver nicht
kannten, konnten den hoch zu Pferd anstürmenden Reiter und dem fürchterlichen
Knall aus den Schusswaffen der Eroberer nicht standhalten. Aber die
Hauptursache der schrecklichen Dezimierung dieser Kulturrasse lag vielmehr an
den von den Europäern eingeschleppten, bisher in Amerika unbekannten
Krankheiten. In erster Linie ist die Grippe zu nennen, die binnen weniger Jahre
Millionen Indios hinraffte, da sie keine körpereigene Abwehr gegen die Grippe
besaßen. Das restliche Südamerika war von Stämmen bewohnt, die noch in der
Steinzeit lebten. Die nordamerikanischen Jägerstämme boten den Franzosen und
später den Briten stärkeren Widerstand, aber gegen die höher entwickelte
Technik und vor allem gegenüber dem straff organisierten Militär der Weißen
stand ihre Jägerkultur auf verlorenem Posten.
Bisher war es
üblich, in den Reihen des eroberten Stammes oder Volkes die potentiellen
Gegner, vor allem die waffenfähigen Männer zu töten; die Frauen zu Konkubinen
zu machen oder gar zu heiraten; die Alten und Kinder zu versklaven. So wurde
nach einigen Generationen aus Siegern und Besiegten ein Volk. In Amerika waren
die weißen Kolonisatoren der Urbevölkerung technisch weit voraus und mit dieser
Überlegenheit konnten sie die Besiegten leicht versklaven. Darum verlief die
Rassenvermischung sehr zögernd. Nur in Mittelamerika und in einigen
Südamerikanischen Staaten überwiegen heute die Mestizen vor den anderen
Bevölkerungsgruppen.
An Arbeitskräften
mangelte es ständig auf beiden riesigen Halbkontinenten. So begannen die
Siedler schwarze Sklaven aus Afrika einzuschleppen. Zeitweise übertraf die Zahl
der schwarzen Bevölkerung sogar die der Weißen. Erst als die Kolonien ihre
Unabhängigkeit erklärten, begann die Immigration größerer Massen aus Europa in
die Neue Welt. Heute sind die Weißen in Argentinien, Kanada, Uruguay mit etwa
90 Prozent in den Vereinigten Staaten mit 80 Prozent und in Brasilien mit 55
Prozent in der Überzahl. Die raschere Zunahme der Schwarzen und der Mischlinge
verändert dieses Verhältnis in 4 bis 5 Generationen zugunsten des farbigen
Bevölkerungsteils. Das bedeutet aber den wirtschaftlichen Niedergang und den
Zerfall der heutigen Verhältnisse und Staaten auf beiden amerikanischen
Kontinenten. Nicht ausgeschlossen ist jedoch, dass in einigen Jahrhunderten die
nächste Hochkultur auf einer der amerikanischen Kontinente ihren Anfang nimmt.
Die Völker
Iberiens, die sich als erste in der Neuen Welt niederließen, latinisierten die
Ureinwohner und die später Zugewanderten. Das östliche Nordamerika bis Quebec
hinauf wurde französisch geprägt. Quebec ist auch heute noch mehrheitlich von
Frankokanadiern bewohnt. Als in Europa das französische Jahrhundert auslief und
das britische begann, gewannen in Nordamerika die Briten den Einfluss. Heute
ist Nordamerika von Quebec und Mexiko abgesehen, englischsprachig.
Auf dem amerikanischen
Kontinent fand zuerst die Machtergreifung des Großbürgertums statt,6 als der
Aufstand der dreizehn Kolonien die Herrschaft des britischen Königs brach. 6Die Französische Revolution kam etwas
später. Die
Unabhängigkeitserklärung der Amerikaner, die bald zur Verfassung ergänzt wurde,
zementierte die Rechtsgleichheit aller Staatsbürger. Das bedeutete nicht nur
mehr individuelle und politische Freiheit, sondern vor allem auch die Freiheit
des Handels und der Wirtschaft. Diese Freiheiten zogen unternehmerische,
erfinderische Geister in die Neue Welt. Dies war der Schlüssel zu Amerikas
Erfolg.
Die ehemaligen 13
Kolonien expandierten in Richtung Westen. Sie kauften oder eroberten den
südlichen Teil vom nordamerikanischen Kontinent bis zur Pazifikküste. Innerhalb
von 100 Jahren wuchs das Land und die Bevölkerung, aber vor allem ihre
Wirtschaft zu der heute mächtigsten Weltmacht, den Vereinigten Staaten von
Amerika, dessen Wirtschaft und Industrieproduktion bis zu Beginn des 20.
Jahrhunderts die von ganz Europa überflügelte.
Allerdings blieb
Britannien vorerst der Primus in der Welt des 19. Jahrhunderts. Die
industrielle Revolution fand vor allem hier statt. Die neue Technik mit ihren
Dampfschiffen kolonialisierte leicht den Rest der Welt; Afrika, Asien, den
indischen Subkontinent, Australien, fast die ganze Erde. Großbritannien
verdrängte oft andere europäische Niederlassungen, die schon vor den Briten
existierten. Die Holländer, Portugiesen und Franzosen mussten sich damit
zufriedengeben, was Britannien übrigließ. Die damaligen deutschen Ministaaten
gingen bei diesem „Kolonien raffen“ fast leer aus. Diese Tatsache wurde später
zu einer der Ursachen, die den Ersten Weltkrieg auslöste.
Die Bewohner des
australischen Kontinents und des Inselstaates Neuseeland leben Antipode dem
Atlantik gegenüber an dessen Ufern Europa und Amerika liegen. Sie zählen
ebenfalls zum Abendland beziehungsweise zur abendländischen Kultur. Beide
Inselreiche sind mehrheitlich von Abkömmlingen britischer Einwanderer
bevölkert, obwohl im letzten Jahrhundert Europäer aus anderen Ländern und
letztlich asiatische Einwanderer Einlass bekommen haben. Wie lange aber die
weißen Europäer Australien halten können, wird die Zeit erweisen. Das
überbevölkerte Indonesien, China und Japan liegen gefährlich nahe.
7. DIE EURASISCHE
STEPPE.
Das Riesengebiet,
der eurasischen Steppe zu definieren fällt einfacher mit dem Begriff
Sowjetunion oder Mongolenreich. Geografisch aber bleibt es umso schwieriger.
Von den russischen Weiten im Westen geht sie in die Kasachen steppe, dann nach
Sibirien über, um an dessen Ost und Nordküsten zu stoßen. Zuletzt zählen das
Tarimbecken und die Wüste Gobi ebenfalls dazu. Ihre sonstigen Grenzen enden an
den kontinentseitigen Grenzen der eurasischen Subkontinente. Dort, wo das
Siedlungsgebiet einer Kulturrasse anfängt, vor China, Indien, die Levante und
Europa.
Die meisten Flüsse
Sibiriens führen ins nördliche Eismeer, in menschenfeindliche Gegenden. Hier
konnten keine Hochkulturen entstehen. Einige dortige Stämme, die ihren Weg
Richtung der eurasischen Subkontinente nahmen, wurden in ihrer neuen Heimat
schon zu Urzeiten sesshaft. Vor allem große Flusstäler, die zum Meer führen,
begünstigten das Sesshaft werden. Über den Fluss konnten sie Handel treiben, sich
vermehren, ihre Herrschaft über den Subkontinent ausdehnen und eine der Zeit
prägende Hochkultur entwickeln. So entstanden die Kulturen in China, Indien,
Levante oder Europa. Diese Kulturen waren und sind heute noch, nach Zahl ihrer
Bevölkerung wie kulturell, den Völkern der eurasischen Steppe überlegen.
Hypothesen lassen
vermuten, dass die Urheimat der indioeuropäischen Völker in der eurasischen
Steppe liegt. Von hier aus eroberten sie Indien, Persien, Kleinasien und
Europa, wo sie zusammen mit den dort ansässigen Völkern diverse Hochkulturen
schufen.
Wie groß die
arischen Reiche in der eurasischen Steppe waren, wissen wir nicht, da ihr Gros
schon ausgewandert war, bevor die Menschheit die Schrift erfand. Nach dem die
Arier abgezogen waren, schufen hier im Laufe der Jahrhunderte die Mongolen und
Türkenstämme¹ mehrere Riesenreiche, die in ihren kurzen Blütezeiten die an den
Subkontinenten lebenden, Jahrtausende alten Kulturvölker bedrohten und sogar
für kurze Zeit eroberten. Der Machtbereich dieser Riesenreiche endete im Osten
oft erst am Japanischen Meer und im Westen vor den Karpaten. 1Eine Hypothese, hält die Turkvölker für
ein Konglomerat aus Mongolen und Ariern.
Gegen das
eurasische Superreich der Hiung-Nus, welche von der Mongolensteppe aus Chinas Norden
bedrohten, wurde die berühmte Große Mauer erbaut. Später wurden die gleichen
Eroberer in Europa unter den Namen Hunnen berüchtigt. Im fünften
nachchristlichen Jahrhundert lag ihr Machtzentrum an der Theiß. Von hier aus
gefährdeten sie einige Jahre lang Rom. Zu Roms Glück zerfiel das Hunnenreich
nach Attilas2 plötzlichem Tod. 2Attila 400-453 Hunnen
(Türkisch? -Mongolischer?) König. Zwang die beiden römischen Reiche zu
Tributzahlung. Nach seinem plötzlichen Tod zerfiel sein Reich.
Für ein paar
Jahrhunderte war die Zeit ungünstig für die Steppenreiche. China war mächtig
genug, die Mongolenstämme abzuwehren. Persien und die Levante wurden Teile des
aufstrebenden Araberreiches. In Europa stand Byzanz, der Phönix aus der Asche
Roms.
Von Zeit zu Zeit
bemächtigten sich kleinere Nomadenreiche, hauptsächlich Turkstämme, die für ein
paar Jahrzehnte zusammengeballt waren, dem europäischen Teil der Steppe. Sie
nannten sich nach dem führenden Stamm oder nach dem Sippennamen ihres Fürsten
Kasaren, Petschenegen, Kumanen, Kiptschaks. Sie alle waren mächtig genug, ihren
Nachbarn das Fürchten zu lehren, doch zu kurzlebig, um die Kulturvölker
ernsthaft zu gefährden.
Dschingis Kahn.3 3Dschingis Kahn 1167-1227 Begründer des
Mongolischen Weltreiches. einigte im 13. Jahrhundert die mongolischen und türkischen Stämme zu einem
eurasischen Großreich. Dann richteten sie ihre Stoßrichtung gegen Ostasien und
eroberten China. Dschingis Kahns Erben, die Yüan Dynastie, beherrschte mit
ihrem Mongolenanhang fast 100 Jahre lang China, bis eine Revolution sie
vertrieb. Europa fürchtete ihre Tatarenzüge. Sie machten die ostslawischen
Völker tributpflichtig und verwüsteten Polen und Ungarn. Ihr Nachhut Timur Leng4 eroberte im
14. Jahrhundert die Levante und Indien. 4Timur
Leng 1336-1405 mongolischer Herrscher. Eroberte Nordindien bis Delhi, dann
Persien und zerschlug das Reich der Kiptschak-Türken in Klein Asien.
Zum Glück der
eurasischen Kulturvölker zerfielen die Steppenreiche in so kurzer Zeit, wie sie
entstanden waren. Die gleiche Ursache, die ihnen zu ihrer Größe verhalf, wurde
ihr auch zum Verhängnis: das Gelände. Gerade das Zentrum kann militärisch nicht
verteidigt werden. Die Flüsse frieren im Winter zu und sonstige strategische
Hindernisse fehlen in der Steppe. Außerdem ist die eurasische Steppe ein
Binnenland ohne Zugang zum offenen Meer. Im Norden versperrt das Klima, im
Südosten, Süden und Westen versperren Jahrtausende alte Kulturvölker den Zugang
zum Meer. Vor allem aber, fehlt ein Kernland, eine Wirtschaft und ein geistig
kulturelles Zentrum, welches dem Staat, respektive dem Staatenbund auf Dauer
einen Halt geben würde.
Der Zerfall des
Sowjetreiches binnen einiger Jahre bestätigt diese Regel gerade in unseren
Tagen. Doch die Kulturen der eurasischen Subkontinente müssen sich auch in der
Zukunft auf die Abwehr neuer Timur Längs oder neuer Sowjets einrichten.
8. DER ERSTE
WELTKRIEG
Innerhalb eines
Kulturkreises wird der jeweilige Staat, der zurzeit ökonomisch der Stärkste
ist, zwangsläufig auch die politische Führung übernehmen, bis ihm die nächste,
mittlerweile mächtiger gewordene Nation zuvorkommt. Dies wird offensichtlich,
wenn wir die Geschichte des Abendlandes betrachten. Der Aufstieg Europas begann
mit dem iberischen Jahrhundert.1 1Auch
spanisches Jahrhundert genannt, weil das bevölkerungsreichere Spanien
dominierte. Portugals Ökonomie war aber seinerzeit der spanischen eher
überlegen. Als im 15. und
16. Jahrhundert Spanien und Portugal die Welt für Europa entdeckten und vor
allem Amerika kolonialisierten. Darauf folgte das französische Jahrhundert mit
enormer Kulturblüte und wirtschaftlicher Prosperität in Frankreich. Die
Franzosen waren auch die ersten erfolgreichen Kolonisatoren im östlichen
Nordamerika. Das 19. Jahrhundert war das britische mit der industriellen
Revolution. Obwohl seine amerikanischen Kolonien sich von ihm abspalteten,
konnte sich Großbritannien der Ressourcen der restlichen Welt bemächtigen,
sogar bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts halten. Die Vorarbeit für die
deutsche Priorität im 20. Jahrhundert leisteten schon ihre Dichter und Denker
in den zwei vorangegangenen Jahrhunderten. In der Jahrhundertwende zum 20.
Jahrhundert stand dann mitten in Europa, der Wirtschaftsriese, das vereinigte
junge Deutschland da.2 2Trotz
der zwei verlorenen Kriege wurde das 20. Jahrhundert in Europa von Deutschland
geprägt. Als Wirtschaftsmacht kam Deutschland gleich hinter den USA. Nach dem
Zweiten Weltkrieg war Sowjetrussland militärisch mächtiger, aber sowjetische
Produkte -außer Waffen- waren auf dem Weltmarkt nicht wettbewerbsfähig. Inzwischen aber überflügelte die
Wirtschaft der Vereinigten Staaten von Amerika nicht nur das deutsche, sondern
fast das gesamte Wirtschaftspotential Europas. Es war voraussehbar, dass der
große Bruder, trotz der Monroe Doktrin,3 3Monroe
Doktrin nach James Monroe 1758-1831. Außenminister, anschließend Präsident der
Vereinigten Staaten. Verkündete die Monroe Doktrin; gegen die Einmischung
europäischer Mächte in die amerikanische Politik, im Gegenzug hält sich
Washington von europäischen Angelegenheiten fern! sich bald in die Angelegenheiten Europas
einmischen werde und in der nächsten europäischen Auseinandersetzung
zwangsläufig das Bündnis siegt, welches die Vereinigten Staaten als Verbündeten
gewinnen kann. Folglich nur das Eingreifen der Vereinigten Staaten von Amerika
auf Seite der Entente entschied den Krieg zugunsten der Entente-Staaten.4 4Entente Cordiale – Herzliche Einvernahme,
ausgesprochen Atant Kordjal. Von den Zeitgenössischen Quellen in Kurzform
erwähnt: Antant. War der Kriegsbund zwischen Großbritannien, Frankreich,
Russland, Japan später der Vereinigten Staaten und alliierte Mächte, sie waren
die Gegner der Zentralmächte im Ersten Weltkrieg. In den Gegenlagern standen:
Deutschland, Österreich-Ungarn, das Osmanische Reich und Bulgarien.
Der Dreißigjährige
Krieg wurde größtenteils auf deutschem Boden ausgetragen und ruinierte das Land
für Jahrzehnte. Dabei zerfiel das Reich in mehrere Kleinstaaten, die in der
europäischen Politik nichts zu sagen hatten. Das Fürstenhaus einer dieser
Kleinstaaten, das Fürstenhaus von Preußen, betrieb eine sehr erfolgreiche
Politik. Vor allem die Verständigung mit Russland brachte Gewinn. Im Laufe der
Zeit zerstörten sie gemeinsam die polnisch-litauische Großmacht und teilten sie
unter sich auf. So wurden Russland und Preußen an Polens Ruinen mächtig. Dann
standen die Sieger an der gemeinsamen Grenze als Konkurrenten gegenüber!
Der Wunsch für die
Einigung Deutschlands kam im 19. Jahrhundert, im Zeitalter des Nationalismus
auf. Die Bürger fühlten sich plötzlich nicht nur als Hannoveraner oder Tiroler,
vor allem als Deutsche. So wurde die wichtigste Forderung der Revolution von
1848 in Deutschland die Einigung zu einer Nation.5 5Das Deutschlandlied, das zur Nationalhymne
wurde, rief eben zur Einigung zu einer Nation auf. Die Einigung scheiterte zuerst an den lokalen
Fürstenhäusern, die gerne ihre Unabhängigkeit gegenüber dem zukünftigen
Souverän gewahrt sehen wollten. Zweitens an der Rivalität zwischen dem
potentiellen König, respektive der Kaiserhäuser. Erst, als sich die liberale
Regierungsform im Lande durchsetzte und nach sukzessiven Niederlagen der
Habsburger6 in
Italien und gegen Preußen, war der Boden für eine Einigung Deutschlands bereit.
6Habsburger. Europäisches
Herrschergeschlecht. Von 1255 bis 1918 stellten sie mit Unterbrechungen die
deutschen Könige beziehungsweise Kaiser. Sie stellten Könige von Spanien,
Ungarn, Böhmen, Kroatien etc. Der Sieg des von Preußen geführten Norddeutschen Bundes über Frankreich im
Jahre 1871 festigte die Priorität der Hohenzollern7 endgültig,
jetzt konnte die Einigung vollzogen werden.
7Hohenzollern. Ursprünglich
schwäbischer Fürstengeschlecht. Sie wurden Kurfürsten, später Könige von
Preußen. Seit 1871 Deutscher Kaiser.
Warum diese, vom
ganzen Volk gewünschte deutsche Einigung und die Kürung des Kaisers ohne die
Teilnahme des deutschen Volkes in Versailles, statt in Frankfurt oder Berlin
erfolgen musste, bleibt ein Rätsel der Kriegsgewinnler. Sie waren nicht die
Ersten aber auch nicht die Letzten, die in ihrem Siegesrausch den Samen des
nächsten Krieges säten. Dieser Sieg hinterließ in jedem Bürger der Grande
Nation8 8Grande Nation - Große Nation, - Frankreich. einen so tiefen Schock, dass sie
generationenlang eine Revanche als Ehrensache betrachteten. Kein Wunder: Vor
einigen Jahrzehnten zogen noch ihre Großväter unter Napoleons Trikolore aus, um
die Welt zu erobern und nun? Ein unbedeutendes Volk, das aus einigen
unbedeutenden Fürstentümern bestand, einigte sich. Seine Armee schlug das
französische Heer, marschierte in Paris ein und proklamierte den Preußenkönig
in Versailles zum Deutschen Kaiser.
Der Nachteil dieser
Einigung durch die Hohenzollern war, dass Deutschösterreich sich an das Reich
nicht anschloss. Die nichtdeutsche Mehrheit der Völker der Habsburger Monarchie
wollten auch nicht in ein Großdeutsches Reich einverleibt werden.9 So gelang
es der habsburgischen Hauspolitik im Laufe der Jahrhunderte die Schweiz, die
Niederlande und zuletzt Österreich von der deutschen Völkergemeinschaft abzuspalten.
9In den aufständischen Zeiten von 1848
forderten die Wiener Aufständischen Österreichs Beitritt zum Deutschen Bund,
wobei die anderen Völker der Monarchie auf die Auflösung der
Habsburgermonarchie und damit ihre nationale Souveränität hofften.
Um sich zu
behaupten, muss jedes Lebewesen eine gewisse Aggressivität haben, um sich in
seiner Umwelt durchzubeißen. Darum ist jedem Volk, jeder Rasse eine Dynamik
eigen, sich zu Lasten anderer zu bereichern. So kann jedes Land von mehreren
Seiten bedroht werden. Die Kunst der Politik ist nun, die richtigen Verbündeten
für das geringste Entgelt zu finden, um einen eventuellen Krieg nicht allein
durchstehen zu müssen. Doch die gegnerischen Bündnisse des Ersten Weltkrieges,
die durch ihre Verzwickungen und Kolonialbesitzungen die ganze Welt in einen
eigentlich intereuropäischen Krieg hineinzogen, entstanden eher durch Zufall
als durch Vorausplanung. Ebenso, wie die Partner ihre abweichenden Interessen
vereinbaren konnten.
Frankreichs
Wirtschaftskraft war für die Revanche gegen Deutschland viel zu schwach, so
trat es mit Deutschlands östlichen Konkurrenten, dem Zarenreich in Bunde. Der
zwischen Frankreich und Großbritannien unter der Bezeichnung Entente Cordiale
abgeschlossene Vertrag, beabsichtigte zuerst einmal die Streitigkeiten über
ihre Kolonien möglichst zu vermeiden und den Status quo10 10Status quo - Gegenwärtiger Zustand. gegenüber der übrigen Welt zu sichern;
auch gegen ihren späteren Verbündeten Russland und den Vereinigten Staaten.
Großbritannien akzeptierte die Teilnahme Russlands in ihrer Entente Cordiale
wahrscheinlich nach dem Motto: Ex duobus malis, minimum est eliendum.11 11Ex duobus malis minimum est eliendum - aus
zwei Übeln wählt man das Kleinere. Russland liegt zu weit entfernt, dachten die beiden, um Frankreich oder
Großbritannien ernsthaft zu bedrohen. 40 Jahre später rächte sich diese
kurzsichtige Politik, als Sowjetrusslands Rote Armee in Mitteleuropa stand und
im Bunde mit den Vereinigten Staaten Europa von der Weltbühne stießen!
Im Laufe des 19.
Jahrhunderts verwendete Großbritannien viel Mühe Russland von den Weltmeeren
fernzuhalten.13 12Ohne
Großbritanniens Unterstützung für das Osmanische Reich wäre ihr europäischer
Zipfel mit der türkischen Meerenge, wohl noch Kleinasien, schon im Laufe des
neunzehnten Jahrhunderts unter russische Herrschaft gekommen. Da tauchte ein dritter Konkurrent auf,
der Großbritanniens Machtstellung hätte gefährden können: Deutschland. Sowohl
Frankreich wie Großbritannien schätzten die drohende deutsche Hegemonie so
gefährlich ein, dass sie ihre Jahrhunderte alte Rivalität begruben und gegen
den neuen Rivalen gemeinsam vorgingen.
Das Rückgrat der
Zentralmächte bildete Deutschland, dessen Wirtschaftskraft alleine das
Wirtschaftspotenzial aller seiner europäischen Konkurrenten überflügelte. Aber
für Deutschland blieben nur die mit den partikularen Bestrebungen seiner Völker
plänkelnde Österreichisch-Ungarische Monarchie und das Osmanische Reich, „der
kranke Mann am Bosporus“ als Verbündete übrig. Zwei Vielvölkermonarchien, die
in der national-liberalen Zeit ziemlich überaltert waren. Die Ökonomie beider
Verbündeten lag weit hinter den Großmächten der Zeit zurück. Außerdem war das
Osmanische Reich auf Wirtschaft wie Waffenhilfe angewiesen und das
Habsburgerreich höchstens für einen lokal begrenzten Krieg gerüstet. Doch
Deutschland musste die Habsburger als Verbündete haben. Ansonsten hätten sie
sich leicht wie das vorerst verbündete Italien und Rumänien, an die Gegenseite
anschließen können, um Schlesien, eventuell Sachsen, gar Bayern in ihre
Kronländer einzureihen.13 13Während
des Zweiten Weltkrieges lief sich Otto von Habsburg in Washington die Füße ab,
um den Kriegsgewinnern klarzumachen, wenn sie Deutschland spalten wollten,
müssten sie es in einem Südreich mit Österreich, Bayern, Schwaben, eventuell
Ungarn und den Rest in eine Nordhälfte aufteilen. Die Mächtigen in Washington
konnten den geschichtlichen Hintergrund in seinem Ausmaß gar nicht begreifen
und verschenkten das halbe Europa an ihren Verbündeten Stalin.
Russland gewann bei
den Balkanvölkern viel Sympathie, als es ihnen Ende des 19. Jahrhunderts half,
sich von der türkischen Herrschaft endgültig zu befreien; natürlich mit der
Absicht, diese Völker einmal in ihr großes, panslawisches, orthodoxes Reich
einzugliedern. Die nicht slawischen, aber orthodoxen Griechen und Rumänen
erwarteten ebenfalls von den mächtigen Zaren, dass sie das Andreaskreuz auf der
Hagia Sophia bald wiederanbringen.14 14Russland
nahm am Ende des 10. Jahrhunderts den griechisch-orthodoxen Glauben an. Als
Byzanz im 15. Jahrhundert unterging, nahm sich der Fürst der Moskowiter den
Zarentitel an. Das Wort “Zar“ ist das russifizierte „Caesar“. Seitdem
betrachtete sich das Zarenreich als legitimer Nachfolger des byzantinischen
Reiches. So stand Russland
endlich vor seinem lang ersehnten Ziel, ans offene Meer zu gelangen. Weil
Russland ohne Ausgang zu den Weltmeeren nur eine zweitrangige Großmacht bliebe.
Seit je her war der
Balkan ein umstrittenes Terrain. Sowohl in der Antike wie später zwischen Byzanz
und dem Weströmischen Reich, dann zwischen den ungarischen Königen und den
Türken. Die Völker, welche die Balkanhalbinsel zur Heimat haben, wurden durch
den ständigen Durchzug fremder Eroberer herumgeschoben und
durcheinandergewirbelt. So müssen in der gleichen Stadt, in der gleichen Region
mehrere Völker und mehrere Religionen zusammenleben. Wenn im Laufe der Zeit
hier ein Volk oder eine Religion die Hegemonie gewinnt, versucht sie sein
Volkstum oder seine Religion über den ganzen Balkan auszubreiten.
An der Wende des
19. zum 20. Jahrhundert standen die Völker der Region kurz vor der Einigung, um
das türkische Joch gemeinsam abzuschütteln. Das Übel lag in den hegemonialen
Tendenzen der Beteiligten. Die Griechen dachten an die Wiedererrichtung des
ehemaligen Byzanz, natürlich unter hellenischer Führung. Die Kroaten fochten
für ein aus Zagreb regiertes Großillyrien. Die Rumänen erfanden das
dakisch-römische Großreich. Aus dieser Fiktion leiteten sie ihr Anrecht, nicht
nur auf den Balkan, sondern auch auf die halbe Ukraine und den überwiegenden
Teil Ungarns ab.
Der östliche
Balkanzipfel ist von bulgarischen Ethnikum besiedelt. Evident, dass Russlands
Weg zu den türkischen Meerengen über bulgarische Erde führte. So initiierte
Sankt Petersburg die Errichtung Großbulgariens, unterstützt von der Monarchie,
Deutschland, Großbritannien und Italien. Weil es auf dem Balkan fast keine
zusammenhängende ethnische Zone gebe, stieß der großbulgarische Gedanke bei den
Rumänen und Serben auf heftige Ablehnung. Rumänien erhob Anspruch auf die
Dobrudscha. Serbien und Griechenland auf Makedonien. Großserbien sollte
Makedonien mit seinem Meerhafen Saloniki, Bosnien-Herzegowina, Albanien und
Teile Kroatiens einschließen.
Der panslawistische
Gedanke -außer in Polen, das schon teilweise unter russischer Herrschaft lag,
fiel bei den west und südslawischen Völkern der Österreich-Ungarischen
Monarchie auf fruchtbaren Boden. Die russische Hegemonie über alle slawischen
Völker in Europa wäre nicht nur für die Österreichisch-Ungarische Monarchie,
sondern auch für das übrige Europa, einschließlich Großbritanniens inakzeptabel
gewesen. Russlands Anspruch auf den ganzen Balkan war gegen die Integrität der
Monarchie gerichtet, daher konnte sie die russische Prävalenz über Serbien unter
keinen Umständen zulassen! Die Österreich-Ungarische Monarchie war bereit, im
Tausch für Serbien Ostrumelien - das heißt: den türkischen Teil des Balkans dem
russischen Einfluss zu überlassen; damit wäre Russland am Mittelmeer.14 14Zwischen den Außenministern beider Staaten
bestand eine mündliche Vereinbarung: Russland akzeptiert die Annexion Bosnien-
Herzegowinas durch Österreich-Ungarn, dafür befürwortet Wien die Freimachung
der Durchfahrt durch die türkischen Meerengen für Russland. Österreich-Ungarn war
bereit, den östlichen Zipfel des Balkans Russland zu überlassen, Russland und
Serbien beanspruchten aber den Balkan für sich selbst. Die Entente versprach den Russen ebenfalls die
europäische Türkei inklusive Istanbul. Warum nicht Beides? Den ganzen Balkan
auf einen Schlag holen, dachten sich die Moskowiter.
Russlands
Neutralität hätte vielleicht den Ersten Weltkrieg, die Weltkriege überhaupt
verhindert. Schließlich standen sich das damalige Russland und Deutschland
nicht so feindlich gegenüber, dass sie sich auf Teufel komm’ raus bekriegen
mussten.15 15Großherzog Alexander Romanow, der Schwager
und - seit ihrer Jugend auch - beste Freund des Zaren, schrieb in seinen
späteren Memoiren „Während des Krieges fand ich in ganz Russland niemanden, der
motivieren konnte, warum wir gegen Deutschland Krieg führten“. Vor allem aber wäre Russland selbst, von
der über 70 Jahre dauernden Diktatur der Bolschewiken verschont geblieben. Von
den Experimenten mit der menschlichen Gesellschaft, um ein utopisches
Gesellschaftssystem zu erschaffen. Von der unvorstellbaren ethischen und
materiellen Vernichtung, welche die Bolschewiken bei diesem Experimentieren
vollbrachten! Die reichen Bodenschätze des riesigen Russlands hätten eine
rasche Industrialisierung, folglich die wirtschaftliche und politische
Angliederung an Europa von selbst herbeigeführt. Auf das deutsche Jahrhundert
wäre dann das russische gefolgt und die Hegemonie der weißen Völker wäre damit
um zwei Jahrhunderte hinausgezögert worden.
Eine Gruppe junger
Serben in der Hauptstadt der -zwischen Serbien und der Monarchie- umstrittenen
Provinz Bosnien-Herzegowina ermordeten das Thronfolgerpaar der Donaumonarchie.
Ob die Attentäter aus eigener Initiative oder im Auftrag der serbischen oder
russischen Geheimdienste schossen; der Doppelmord zwang die Monarchie, den
serbisch - russischen Machenschaften ein Ende zu setzen. Auf die
Kriegserklärung an Serbien folgte die Generalmobilmachung Russlands. Darauf
erklärte Österreichs Verbündeter Deutschland Russland den Krieg. Nachdem
französische Flugzeuge am 3. August –für die damalige Zeit noch recht
wirkungslose Bomben- auf Karlsruhe und Nürnberg abwarfen, erklärte der deutsche
Botschafter in Paris: der Kriegszustand mit Frankreich sei eingetreten.
Im
russisch-japanischen Krieg (1904/5) wurde Japan von Großbritannien unterstützt,
doch nach dem Krieg setzte sich Großbritannien für die Versöhnung der Beiden
ein. Weil Russlands Eroberungsdrang in Fernosten scheiterte, wendete sich
Russland der Eroberung des für ihn viel wichtigeren Konstantinopels zu, und
ließ Japan freie Hand in Ostasien. Die Entente köderte Japan mit den
fernöstlichen deutschen Besitzungen, so trat Japan an der Seite der Entente in
den Krieg ein. Besetzte die deutschen Südseeinseln sowie die deutsche
Chinakolonie Tsingtau und begann mit der Kolonisation Chinas.
Dem morschen
Osmanischen Reich nahm Großbritannien schon (1881/82) Zypern und Ägypten mit
dem Suezkanal ab, damit sicherte sich Großbritannien sein Einfluss über den
Nahen Osten sowie kürzeren Zugang zu ihrer indischen Kolonie. Jetzt konnte
Großbritannien Russlands freien Zugang zum Mittelmeer zulassen und war bereit,
Russlands Anspruch auf die türkischen Meerengen zu unterstützen. Dafür erkannte
Sankt Petersburg den britischen Anspruch auf das südliche Persien und auf
Afghanistan an. Die Türken waren gezwungen, statt Großbritannien neue
Verbündete suchen, bevor ihr Mesopotamien, Arabien und Persien auch das
Schicksal Nordafrikas und Zyperns erleidet, schlossen sie sich den Gegenspieler
der Entente an.
Dieser unsinnige
Krieg brachte allen Beteiligten europäischen Völkern unsagbares Leid.
Schließlich führte dieser Bruderzwist zwischen Europas Völkern zur Zerstörung
ihrer führenden Position in der Welt. An diesem Krieg, der im Sommer 1914
ausbrach, trugen alle Beteiligten ihre eigene Schuld. Russland, um die
Eroberung der türkischen Meerengen zu sichern, forderte den ganzen Balkan.
Völlig ungerecht. Die Habsburger wollten ein Kronland mehr in ihren Besitz
bringen. Deutschland wollte seinen Anteil an der Welt holen, deren sich die
Anderen schon einige Jahre vorher bemächtigt hatten. Frankreich sinnte auf
Revanche gegen Deutschland, obwohl es ihm dafür an der Kraft fehlte.
Großbritannien wollte keinen Konkurrenten dulden weder auf dem Kontinent noch
auf den Weltmeeren. Für die in den Vereinigten Staaten sich eben etablierte
Finanzmacht, war das zerstrittene, doch mächtige Europa wie seine stärkste
Wirtschaftsmacht Deutschland, das erste Hindernis für sein Endziel: die
Hegemonie über unseren Globus zu erlangen. Jeder der Konkurrenten wollte den
Gegner auf ewige Zeit so weit einengen, gar zugrunderichten, dass er nie mehr
einen Krieg durchstehen würde. Durch Gebietsabtrennungen, vor allem der
Industriegebiete, ungeachtet der Tatsache, dass die Landesgrenzen fast überall an
den ethnischen Grenzen lagen.16 16 Im Mittelalter konnte man
die ethnischen Grenzen ignorieren. Heute, im Zeitalter des Nationalismus ist es
eine schiere Unmöglichkeit, aus Franzosen Untertanen des Deutschen Kaisers zu
machen. Ebenso werden Deutsche aus dem Saarbecken nie zu Franzosen. Aber die
ethnischen Probleme bei diesen Gebietsannexionen zogen sie anscheinend gar
nicht in Betracht.
Der Teufel musste
wohl die Menschen geritten haben. Alle Völker Europas zogen singend, mit großem
Elan, siegessicher in den Krieg mit der Zuversicht, bis Weihnachten als Sieger
heimzukehren.
Die Strategie der
Entente sah vor, mit einem konzentrierten Angriff von allen Seiten her die
Mittelmächte zu überrennen und ihre Länder zu besetzen. Sollte dieser Plan
scheitern, werden die Mittelmächte unter Blockade gestellt, bis ihnen
irgendwann die Luft ausgeht, was am Schluss auch eintrat. Die deutsche
Strategie plante: mit der Kraft von sieben Armeen zuerst Frankreich zu
schlagen, während im Osten die 8 deutschen Armeen zusammen mit der Armee
Österreich-Ungarns Russland in Schach halten würde.
Vom zweiten zum
dritten August 1914 verlangte Deutschland von dem neutralen Luxemburg und
Belgien freien Durchmarsch Richtung Frankreich. Trotz Absage zogen die
deutschen Armeen über luxemburgisches und belgisches Gebiet gegen Frankreich
und besetzten in den ersten Tagen des Krieges große Teile Belgiens. Dieser
Angriff aus unerwarteter Richtung durchbrach die französischen
Verteidigungslinien und zielte auf Paris. Laut Plan sollte der Gegner, nach
Einnahme der französischen Hauptstadt Richtung Schweizer Grenze
hinuntergedrängt und geschlagen werden. Nach vier Wochen überquerten die
Deutschen die Marne. Am Westen hatten sie schon Meaux in der Hand, die Stadt
vierzig Kilometer vor Paris. Großbritannien, das sich vor Kriegsausbruch
neutral tarnte, nahm den deutschen Durchmarsch durch das neutrale Belgien als
Kriegsgrund und reihte sich in die Schlachtenreihe gegen den deutschen
Konkurrenten ein. Britische Truppen machten sich daran, den rechten Flügel der
Deutschen zu umklammern. Die Schlacht an der Marne musste abgebrochen werden
und eine Abwehrfront bis zum Kanal errichtet werden. Über die Westgrenzen im
Elsass kamen die Deutschen einige Kilometer hinaus, aber ein Durchbruch
scheiterte hier ebenfalls.
Russland besetzte
inzwischen das halbe Ostpreußen. Zur Entlastung der dortigen 8. Armee, musste
von der Westfront Verstärkung herbeigeholt werden. So wurde Frankreich von
seinen Verbündeten England und Russland gerettet.
Ende August wurde
bei Tannenberg die 2. russische Armee vernichtend geschlagen und bald darauf
die 1. russische Armee an den Masurischen Seen. Damit war Ostpreußen befreit.
An der Ostfront
marschierten die österreichisch-ungarischen Streitkräfte mit drei Armeen auf.
Die Russen auf der Gegenseite stellten vier Armeen entgegen. So musste eine der
Armeen von der Serbien-Front in den Osten verlegt werden. Obwohl beide Seiten
für einen modernen Krieg ungenügend gerüstet ins Feld zogen, waren die Russen
im Vorteil, weil die slawischen Verbände der Donaumonarchie sich um den Kampf
gegen Mütterchen Russland drückten. Von den Slawen standen allein die Polen an
der Seite der Zentralmächte gegen die Zaren. Von den in den ersten Kriegstagen
an den Fronten gestellten 1,8 Millionen Soldaten der K und K17 Armee
verschwanden in den ersten Monaten eine Million Soldaten. Sie fielen in
Gefangenschaft, liefen zu den Russen über, wurden verwundet oder starben. 17K-und-K-Armee - Kaiserliche und Königliche
Armee von Österreich-Ungarn.
Die zwei in
Ostpreußen zerschlagenen Armeen konnten die Russen bei ihrer ungeheuren
Menschenreserve leicht verschmerzen. Sie warfen neue Armeen an die Front und
griffen mit ungebrochener Kraft in Polen und in Galizien an. Nach einigen
Wochen waren die Russen schon weit nach Polen vorgerückt und brachen an einer
Stelle an den Ost-Karpaten durch. Nur mit großer Mühe konnten die Russen von
diesem natürlichen Ostwall Europas von ungarischen Husaren und polnischen
Landserreiter bis Weihnachten zurückdrängt werden. Wieder mussten deutsche Truppen
von der Westfront herübergeholt werden. Sie schlugen dann bei Lodz erneut die
russischen Armeen. Anschließend schoben sie die Front gegen Osten zurück.
Mit der Einkehr der
Winter stellten die Gegner an allen Fronten fest, dass auf Vorwärtskommen keine
Aussicht bestand, so verschanzten sie sich an den meisten Fronten in
Schützengräben. Damit erstarrte der allseits geplante Blitzkrieg zum
Stellungskrieg. Aus der Heimkehr zu Weihnachten wurde nichts!
Bei Kriegsausbruch
befand sich ein deutsches Kreuzergeschwader in den ostasiatischen Gewässern.
Als die Japaner Tsingtau besetzten, bekam es den Befehl heimzukehren. Sofort
eröffnete die Royal Navy18 die Jagd auf sie. 18Royal
Navy – Königliche Marine Großbritanniens. Im ersten Seegefecht vor der chilenischen Küste
besiegten die Deutschen einen britischen Kreuzerverband. Nach der Schlacht
begaben sie sich ums Feuerland in den Atlantik hinüber. Bei den Falklandinseln
wurden sie jedoch von einer viel größeren britischen Flotte gestellt und der
ganze Verband bis auf ein einziges Schiff versenkt. Ab jetzt hatten die Briten
keinen ernsthaften Gegner mehr auf den Ozeanen und die britische Admiralität
konnte sich dem Blockieren der Ausfahrten der Nordsee widmen. Gleich bei
Kriegsausbruch erklärten die Ententestaaten die Nordsee zu ihrem
Operationsgebiet und begannen sie zu verminen. Der Durchgang durch den engen
Ärmelkanal zwischen Frankreich und Großbritannien war noch leichter zu
blockieren. Damit blieb der Atlantik für die deutsche Flotte versperrt; nur
ihre U-Boote konnten unbemerkt19 die britische Blockade durchbrechen und Jagd
auf die Schiffe der Entente machen. 19Seinerzeit
konnten die getauchten U-Boote schwierig lokalisiert werden. Das brauchbare
Radargerät wurde um die 20 Jahre später entwickelt. Eine Note der Vereinigten Staaten warnte im
Herbst 1915 Deutschland vor Angriffen auf amerikanische
Kriegsmaterialtransporte. Um einen offenen Krieg mit den Vereinigten Staaten zu
vermeiden, musste Deutschland den U-Boot-Krieg gegen Transportschiffe der
amerikanischen Geschäftemacher und Kriegslieferanten einstellen, auch wenn das
Haager Abkommen von 1899 allen neutralen Staaten verbat, Kriegführende Staaten
mit Waffen und Kriegsmateriallieferungen zu unterstützen.
Ihrerseits
blockierte die deutsche Flotte den Skagerrak, die Meeresstraße zwischen
Russland und ihren westlichen Verbündeten. Nebenbei sicherte sie den Weg, für
die unentbehrlichen Erzlieferungen aus Schweden. Die Briten zogen Ende Mai 1916
mit etwa 150 Schiffen gegen die Blockade. In der Seeschlacht erlitt ihre
Schlachtflotte aber doppelt so viele Verluste an Menschen und Material wie ihre
Gegner. Danach versuchten sie nicht mehr in die Ostsee einzudringen.
Ungeachtet der
„Kongoakte“, wonach kein europäischer Krieg auf afrikanischen
Besatzungsgebieten ausgetragen werden durfte, besetzten die Ententestaaten
nacheinander alle deutschen Kolonien. Allein Deutsch Ost- Afrika konnte von
einer Handvoll beherzter Soldaten, bis zum Waffenstillstand in Europa, (1918)
verteidigt werden.
Nach dem Winter
versuchte die Entente die Zentralmächte beider Fronten mit simultan geführten
Angriffen zu zermalmen. Vom Westen her starteten die französisch-britischen
Streitkräfte mit riesigem Materialaufwand mehrere Angriffe. Dies brachte nur
Zehntausende Tote und Verwundete und einige Quadratkilometer dem Boden
gleichgemachte Dörfer. Im Osten führten die Russen mit ihrer riesigen Überzahl
an Menschen immer wieder neue Offensiven. Doch zur selben Zeit als sich an der
Westfront die abendländischen Völker gegenseitig sinnlos mordeten, trieben die
deutschen Ost-Armeen in die Masuren den Nordflügel der Russen in die Flucht. Im
Sommer 1915 warf eine gemeinsame Offensive der Mittelmächte die Russen
endgültig aus Galizien raus. Der nächste Schlag vertrieb die Russen aus Polen,
Lettland und Litauen und machte erst Halt bei den Pripjet-Sümpfen und im Norden
an dem Düna Fluss. Auf eine weitere Verfolgung der Russen wurde verzichtet,
weil die Heeresleitung die eigenen Truppen nicht in den endlosen Weiten
Russlands verzetteln wollte.
Schon nach einigen
Monaten Krieg war ersichtlich, dass an diesem Krieg alle nur zu verlieren, aber
nichts zu gewinnen hätten. Wenn die Menschheit ein wenig Vernunft besäße,
hätten die Kriegführenden jetzt unter fairen Bedingungen Frieden schließen
müssen. Aber hier waren die Bankerdynastien. Sie hatten schöne Gewinne an
diesem Krieg, warum sollten sie dann die „Kriege führenden Herrschaften“ nicht
weiterfinanzieren. Die Gegner schließlich begannen diesen Krieg, um des Sieges
willen, um politische Ziele mit Gewalt durchzusetzen. Ja nicht aufgeben, eher
sich nach neuen Verbündeten umschauen.
Ende des 19.
Jahrhunderts kamen sich Italien und Frankreich einander in die Quere, als beide
Staaten die Kolonisation Nordafrikas beabsichtigten. Großbritannien hatte
ebenfalls Pläne in Afrika. Aufgrund des deutsch-französischen Verhältnisses kam
für Italien einzig Deutschland als potenzieller Verbündeter in Frage, das im
Zweierbündnis mit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie stand. Die Monarchie
war zu dieser Zeit mit keiner Macht der Welt im Konflikt und sträubte sich
gegen die Aufnahme Italiens, damit das Bündnis nicht einen antifranzösischen
Charakter erhalte. Unglücklicherweise kam der Dreierbund mit Italien dennoch
zustande. (1882) Daraufhin schloss Frankreich mit Russland ein Beistandsabkommen
zum Ausgleich gegen den Dreierbund, obwohl der Zar nicht gerade für den
republikanischen Königsmörder schwärmte.
Über Afrika wurden
die zwei lateinischen Mächte bald einig, indem Italien Libyen und Frankreich
Tunesien kolonialisierten. Nachher schlossen sie ein Geheimabkommen in dem
Italien versprach, sich in keinem Krieg gegen Frankreich zu beteiligen. Bei
Kriegsausbruch weigerte sich Italien, den Krieg mitzumachen, stellte aber für
seine Neutralität in dem Konflikt Forderungen an die Monarchie: Triest mit
Istrien, das noch bei Österreich gebliebene, aber vom italienischen Ethnikum
bewohnte östliche Poebene, daneben Südtirol abzutreten. Auf das von
Deutschösterreichern bewohnte Südtirol hatte Italien so wenig Anrecht, wie die
Habsburger auf ihren italienischen Provinzen. Die Entente köderte die
italienische Regierung mit der zusätzlichen Zusicherung von: Istrien, Dalmatien
und Südtirol; die Hegemonie über Albanien und einem Anteil an der erhofften
türkischen Beute. Das verheißungsvolle Angebot der Entente zündete. Wenn auch
mit Widerwillen, trat Italien doch im Mai 1915 an der Seite der Entente in den
Krieg. Es ließ seine Armee an der österreichischen Grenze auffahren und von der
strategisch günstigsten Stelle des Isonzo einige Angriffe Richtung
Görz-Gorizia, später auf Triest starten, die aber alle abgewehrt wurden. Die
Italiener zeigten auch keinen größeren Elan und Interesse an diesem Krieg als
die Nationalitäten der Habsburger Monarchie.
Zwischen Russland
und seinen Verbündeten gab es keine Landverbindung. Die als Ententestaaten
mussten bald einen Weg finden, um ihre Verbündeten mit Kriegsmaterialien zu
unterstützen, außerdem hofften sie, die russischen Massen an der Westfront
einsetzen zu können.
Um wenigstens den
Seeweg zu ihrem russischen Verbündeten zu öffnen, dampfte im Frühjahr 1915 eine
englisch-französische Kriegsflotte mit 200.000 Mann Landungstruppen Richtung
Dardanellen. Die Invasoren wurden schon unterwegs von deutschen U-Booten
empfangen, die mehrere ihrer Schiffe torpedierten. Die Engländer landeten auf
Gallipoli, die Franzosen gegenüber auf der asiatischen Seite. Beiden kamen aber
aus der Reichweite ihrer Schiffskanonen nicht hinaus. Die Türken standen ihrem
Mann, so musste die Entente ihr Vorhaben aufgeben und zog zum Jahresende 1915
von den Dardanellen ab. Damit sie aber nicht mit leeren Händen heimkehrten,
besetzten sie die makedonische Hafenstadt Saloniki und zwangen das bis jetzt
neutrales Griechenland auf ihrer Seite.
Das Osmanenreich
hatte ebenfalls keine Landverbindung zu den Mittelmächten. So musste auch diese
Seite eine Verbindung herstellen. Die Türken standen schon in einem
Vierfrontenkrieg. Die Dardanellen belagerten die Ententetruppen. Vom Kaukasus
her konnten die Russen jeder Zeit durchbrechen. Auf dem Sinai lief ein
Stellungskrieg gegen das britische Ägyptenkorps. In Mesopotamien stürmte die
britische Indienarmee gegen die Türken.20 Allein gelassen musste der
osmanische Verbündete bald zusammenbrechen.20 Persien
wurde bei Kriegsbeginn von Briten, Russen und vom Osmanischen Reich besetzt.
Jede Seite wollte sich die Ölfelder sichern. Die britisch-indische Armee
verdrängte die Türken fast aus Persien. Aber Ende 1915 wendete sich das Blatt,
die Briten wurden in Mesopotamien bei Kut-El-Amara eingeschlossen und mussten
sich den Türken ergeben.
Die Monarchie zog
in den Krieg, um den russischen Einfluss über Serbien zu bannen. Mit Russlands
Kriegserklärung musste aber die 2. Armee, welche im Begriff war, gegen Belgrad
zu ziehen, an die Ostfront verlegt werden. So sollte die sechste K und K Armee
alleine mit den Serben fertig werden. Ihr erster Angriff von Bosnien aus, wurde
von den Serben zurückgeschlagen, erst im zweiten Anlauf gelang der Durchbruch
nach Serbien. Dann machte der Kommandeur einen strategischen Fehler: Statt den
halbwegs geschlagenen Feind zu verfolgen, teilte er seine Truppen und schickte
die halbe Mannschaft gegen Belgrad, um Serbiens Hauptstadt zu besetzen. Die
Serben rafften sich inzwischen auf und trieben ihren Verfolger hinter den
Drina-Fluss nach Bosnien zurück. Dann wandten sie sich gegen Belgrad und
drückten ihre Feinde auf die ungarische Seite der Donau und Save zurück.
Seitdem standen sich die Gegner Aug in Aug an den Fronten gegenüber. Die
Landverbindung zu den Türken wurde aber umso dringlicher, so musste die
deutsche 11. Armee hinunterkommandiert werden, um sich gegen Serbien
durchzusetzen. Bulgarien wollte nicht das Schicksal Griechenlands teilen.
Außerdem hofften sie, sich mit den richtigen Verbündeten -die von allen drei
Nachbarstaaten Bulgarien, Griechenland und Serbien beanspruchte Provinz
Makedonien aneignen können und schlossen sich den Mittelmächten an. Diese
Übermacht besiegte Serbien im Herbst 1915 in sechs Wochen. Etwa ein Viertel der
geschlagenen serbischen Armee konnte via Albanien auf die Insel Korfu entkommen
und sich mit den Ententetruppen vereinigen, welche schon das vorher neutrale
Griechenland besetzt hatten. Um der Entente zuvorzukommen, besetzten die
Mittelmächte Montenegro und Albanien. Die Landverbindung zwischen der Türkei und
ihren Verbündeten war damit hergestellt.
Was die deutsche
Industrie an Kriegsgeräten stellen konnte, wurde vor Verdun aufgefahren.
Anschließend wurden die französischen Linien von Ende Februar bis Mitte August
1916 beschossen und bestürmt. Die Angreifer eroberten einige Festungen, kamen
einige Kilometer vorwärts. Um Verdun fielen über 350.000 Franzosen und nur
einige Tausend weniger Deutsche, aber der große Durchbruch auf Paris misslang.
Im Gegenteil, weiter nördlich an der Somme rüstete die Entente zu einem noch
gewaltigeren Gegenangriff auf. Schließlich lieferten ihnen fast alle
Rüstungsbetriebe dieser Welt die Munition. Nach wochenlanger Kanonade auf die
deutschen Stellungen, gingen die Stoßtrupps der Entente hinter Tanks -der
neuesten Erfindungen der Kriegstechnik- auf die feindlichen Stellungen los.
Diese gewaltige Schlacht brachte der Entente auf 40 km breiter Front einen 12
km tiefen Durchbruch. Nach offiziellen Angaben fielen während der
Sommeoffensive eine halbe Millionen Briten, ebenso viele Deutsche und 200.000
Franzosen.
Noch vor
Kriegsausbruch entwarfen einige Waffentechniker Pläne für eine durch einen
Explosionsmotor angetriebene, mit Maschinengewehr beziehungsweise Kanonen
bestückter geländegängige Stahlfestung (Kampfwagen). Die Entwicklung wurde aber
seinerzeit durch alle Kriegsführungen verworfen. Die zeitgenössische Strategie
sah für die eigene Verteidigung, zur Abwehr gegnerischer Anstürme neben der
Artillerie das Maschinengewehr -die neue Erfindung der Jahrhundertwende- für
die Infanterie vor. Zur Vorbereitung der eigenen Attacken, hielt man einige
Stunden Kanonade auf die gegnerischen Stellungen, genügend, um Mannschaft und
Maschinengewehrnester ausschalten zu können. Im zweiten Kriegsjahr wurden schon
die gegnerischen Kampflinien vor der Bestürmung wochenlang beschossen, es
gelang aber beiden Seiten, die durch Granatenfeuer oftmalig umgewühlten eigenen
Stellungen mit Menschen, Kriegsgerät und Munition immer neu aufzufüllen. Dann
begann die Entente die Kampfwagen - die die Briten unter dem Decknamen Tank
produzierten - einzusetzen, was zu ihrem Sieg entschieden beitrug.
Ostern 1916
besetzte die Irish Volunters Untergrundarmee21 ihre
Hauptstadt und verjagte die britischen Eroberer für einige Tage aus der Stadt. 21Irish Volunters Armee - Irische
Freiwilligenarmee - die Armee der aufständischen Iren. Später wurde ihr Name
auf IRA Irish Republikan Armee geändert. Sie erhofften Unterstützung von Deutschland und
ihre in Amerika lebenden irische Landsleute. Eine trügerische Hoffnung! Die
deutsche Seemacht war eigentlich nie in der Lage, Irland effektive militärische
Hilfe zukommen zu lassen und Amerika hatte sich längst für die Entente
entschieden. Die blutige Niederringung Irlands erregte keinen Anstoß bei
Wilsons22 tugendhafter Regierung. 22Wilson Thomas Woodrow 1856-1924. 28.
Präsident der USA. Seine Wahl zum Präsidenten wurde von den Rockefellers und
anderen Gelddynastien finanziert. Als Gegenleistung dafür brachte er das
“Federal Reserve Act“ durch die Legislative der Vereinigten Staaten. Dieses
Gesetz übertrug an die, im Federal Reserve System vereinigten Privatbanken das
Recht der Notengeldausgabe, das bis jetzt souveräne Recht des Staates war.
Später trat Wilson auf die Seite der Entente in den ersten Weltkrieg ein.
Die meisten der
russischen Offensiven endeten in einer Katastrophe. Im zweiten Kriegsjahr
fehlte es an Nachschub, Waffen und Munition. Vor allem die Verluste an
Offizieren und Unteroffizieren waren unersetzlich. Auf Drängen ihrer westlichen
Verbündeten wagten die Russen, -trotz allen Desastern- im Frühsommer 1916 einen
Angriff auf die K. und K. Stellungen und konnten die Front an etwa 100 km
Breiten einige Kilometer tief eindrücken.
Rumänien gehörte
vertraglich auch zu den Mittelmächten, kam aber seiner Vertragspflicht nicht
nach. Im Gegenteil, Geheimverträge mit Russland und Frankreich sicherten ihm
das ungarische Siebenbürgen zu, wenn Rumänien die Seite wechsle! Auch bei der
Entente nahmen es die Rumänen nicht so genau mit ihrer Vertragspflicht und
zögerten ihre Kriegserklärung hinaus. Erst als die erfolgreiche russische
Frühsommeroffensive ihrem Mut Anstoß gab, erklärten sie der
österreichisch-ungarischen Monarchie den Krieg. Prompt marschierten sie in das
ungeschützte ungarische Siebenbürgen ein. Mit dem Zusammenbruch der russischen
Offensive gerieten sie aber zwischen zwei Fronten. Und wurden zwischen den 11.
deutsche Armee und von bulgarischen Streitkräften zusammengedrückt und nach
Osten hinter den Sereth-Fluss gejagt.
Zwischen dem
allmählich erschöpfenden Russland und den Mittelmächten begannen geheime
Sondierungsgespräche, um die gegenseitigen Bedingungen für einen
Friedensschluss zu erörtern. Sie wurden aber von Russland unterbrochen, als die
Mittelmächte am 5. November 1916 das Königreich Polen proklamierten.23 Obwohl ein
Friedensschluss die letzte Chance gewesen wäre, das Russische Reich vor dem
Zusammenbruch zu retten! 23Polen,
die das Nordostflanke Europas Jahrhunderte lang verteidigte, wurde zwischen
Russland, Preußen und Österreich seit 1772 viermal aufgeteilt. Die Mittelmächte
proklamierten das Königreich Polen in das ehemalige Russisch- Polen, freilich
ohne ihre Landesgrenzen zu bestimmen. Wohl in die Absicht, das Land nach Osten
zu verschieben. Die Auliker des Hauses Habsburg schlugen vor: Polen als drittes
Glied in die Doppelmonarchie einzugliedern. Der Vorschlag gefiel dem
Wiener-Parlament nicht, geschweige denn dem deutschen Militär. Letztere waren
ja diejenigen, welchen die Armeen des Zaren aus dem Land trieben, und auch die
Suprematie über Polen haben wollten. Es ist nicht verwunderlich, dass die Sache
den Russen nicht passte, aber die Polen waren auch nicht begeistert über ihr
neues Königreich, das nur auf dem Papier bestand. Es ist noch zu bemerken, dass
am Ende beider Weltkriege die Kriegsgewinner die Verschiebung Polens in die
Gegenrichtung, nach Westen, auf Kosten Deutschlands verordneten.
Der Römische Papst
ermahnte den Gegner oftmals Frieden zu schließen. Nach zweieinhalb Jahren
Stellungskrieg, der keinem der Gegner etwas eingebracht hatte, besaßen die
Mittelmächte genug Vernunft und sandten Ende des Jahres 1916 einen
Friedensaufruf an die Ententestaaten. Diese werteten diese Nachricht als
Schwächesignal und wiesen sie zurück.
In zwischen wurde
Wilson erneut zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Wieder auf
seinem Posten, vergaß er seine Versprechungen aus seiner Wahlrede, indem er die
„kriegführenden europäischen Herrschaften“ zu Frieden ohne Sieger aufforderte
und begann gleich -vermutlich auf Befehl seiner Geldgeber- die Ententestaaten
mit allen Mitteln zu unterstützen.
Das Anachronisch
gewordene Zarenreich war nicht in der Lage, einen modernen Krieg jahrelang
durchzustehen. Die Revolution im Februar 1917 vertrieb den Zaren und öffnete
den Weg, um ein zeitgemäßes Staatssystem einzuführen. Zweifellos hätte sich
dieses pluralistische System durchgesetzt, wenn die verbündeten Ententestaaten
nicht auf der Weiterführung des Krieges auf ihrer Seite bestanden hätten. Die
provisorische Regierung, die sich nach Absetzung des Zaren gebildet hatte,
wurde unter Druck gesetzt, bis sie die letzten Reserven für eine Großoffensive
an die Front schickte. Aber der Staat Russland war bereits an diesem Krieg
Pleite gegangen. Der Bauer wollte nicht mehr für diesen Pleitestaat den Kopf
hinhalten. Die Mittelmächte zerschlugen auch mühelos diese widerwillige
Offensive.
Um den russischen
Gegner auszuschalten, schleusten die Mittelmächte einige Dutzend
Berufsrevolutionäre nach Sankt Petersburg, die sich Bolschewiki nannten.24 24Im
Sommer 1903 hielten 43 Oppositionelle aus dem russischen Imperium - Marxisten,
Sozialisten, Internationalisten, Anarchisten, Berufsrevolutionäre und ähnlichen
in London, - nachdem sie aus Brüssel ausgewiesen worden waren - den zweiten
Kongress der Sozialdemokratischen Partei Russlands ab. Der Zwist, ob man in
Russland eine Basispartei für die Massen oder eine revolutionäre Elitepartei
aufbauen sollte, führte zum Bruch zwischen Radikalen und Gemäßigten. Die
gemäßigten Delegierten gerieten immer mehr in die Minderheit und nach einer der
zahlreichen Abstimmungen verließen sie beleidigt die Versammlung. Man rief
ihnen nach: Geht nur „Menschewiki“, was auf Russisch „Minderheit-ler“ bedeutet.
Die Weitertagenden nannten sich fortan „Bolschewiki“, d.h. „Mehrheit-ler“,
beziehungsweise „Kommunisten“. Sie wählten ein Zentralkomitee, ein
Dreiergremium, mit dem Auftrag: die Machtergreifung in Russland zu
organisieren. Der Bruch zwischen dieser ca. 40 - 50 Personen bestehenden
Versammlung teilte die linkssozialistische Bewegung zu Sozialdemokraten und
Kommunisten. Niemand
dachte daran, dass diese Spinner und Weltverbesserer sich jemals die
Regierungsgewalt aneignen könnten; sie sollten nur die Anarchie in Russland
vervollständigen. Die Regierungskrise, die nach der missglückten Offensive
entstand, nützten die Bolschewiken für sich. Anfang November 1917 hetzten sie
die übrig gebliebenen, noch nicht nach Hause gegangenen Mannschaften der
Garnison von Sankt Petrograd und die Mannschaft der baltischen Flotte gegen die
provisorische Regierung auf, ließen sie von den Soldaten verhaften und rissen
die Regierungsgewalt an sich. Von nun an nannten sie ihr Imperium: Sowjetunion.
Lenin,25 25Uljanow
Wladimir Iljitsch 1870-1927 Hauptakteur der Bolschewistischen Revolution und
Schreckensherrschaft. Er brütete ein System aus, womit eine skrupellose kleine
Terrorgruppe die Macht an sich reißen
und auf der Dauer für sich sichern kann. der starke Mann der Bolschewiken wusste, dass ein
Friedensabschluss mit Russland den Mittelmächten gelegen käme. Außerdem war die
russische Armee dabei, sich aufzulösen, was nicht mehr aufzuhalten war. Das war
den Bolschewiken gerade recht. Sie hatten ja, die eigene Parteiarmee, welche
ihnen die Macht sicherte. Konkurrenten zu ihrer Roten Armee brauchten sie
nicht! Lenin sandte ein Friedensdekret an alle Staaten zu einem sofortigen
Friedensschluss. Für Russland verkündete er die längst fällige Bodenreform, die
Enteignung und Verteilung des Großgrundbesitzes an die Landbevölkerung.
Daraufhin verließen auch die letzten Bauern, die noch an der Front standen,
ihre Stellungen, um bei der Bodenverteilung dabei sein zu können.
In den letzten
Tagen des Jahres 1917 begannen in der polnischen Stadt Brest-Litowsk zwischen
Sowjetrussland und den Mittelmächten Verhandlungen. Die Bolschewiken
betrachteten das ganze Prozedur als Zeitverschwendung, weil sie fest mit der
Weltrevolution rechneten, welche ihre Genossen bald überall an die Macht
bringen würde. Nach einigem hin und her erklärte Trotzki,26 26Trotzki-Trockij,
Bronstein Leo 1879-1940. Lenins ebenbürtiger Partner bei der Machtergreifung
der Bolschewisten. Als „Volkskommissar für die Verteidigung “ - Minister
organisierte er die Rote Armee und damit die Festigung der Herrschaft der
Bolschewiken. Nach Lenins Tod verlor er den Machtkampf gegen Stalin und musste
emigrieren. Stalin hielt ihn auch im Ausland für einen gefährlichen Rivalen und
ließ ihn erschlagen. die
rechte Hand Lenins, der die Verhandlungsdelegation der Sowjets leitete, den
Krieg von Russlands Seite als beendet und verließ die Sitzung, ohne irgendein
Schlussdokument unterzeichnet zu haben.
Die Wirren in
Russland nutzten Finnland und die baltischen Staaten, um ihre Unabhängigkeit zu
erkämpfen. Einige Tage nach der Machtübernahme der Bolschewiken, als Trotzki
„Vom Recht der Völker auf Selbstbestimmung“ faselte, erklärte Finnland sein
Ausscheiden aus dem Sowjetreich. Einen Monat später rief das litauische
Parlament die Unabhängigkeit des Landes aus. Fast gleichzeitig erklärten
Lettland und Estland ebenfalls ihre Unabhängigkeit. Die Ukraine schloss einen
Sonderfrieden mit den Mittelmächten, damit sie ihre Unabhängigkeit gegen
Russland garantierten. Jetzt waren die Bolschewiken doch genötigt, einen
Waffenstillstand mit den Mittelmächten zu unterzeichnen. Dabei mussten sie die
von ihnen selbst angepriesene Wilson-Doktrin27 über das Selbstbestimmungsrecht der Völker und
somit die Unabhängigkeit der abgespaltenen Staaten anerkennen. 27Wilsons
vierzehn Punkte wurden möglicherweise von Trotzki-Bronstein verfasst, der zu
dieser Zeit bei den Rockefellers Gastierte. Bei dem Finanzmagnaten, der auch
Wilsons Wahl finanzierte. Diese Thesen dienten, quasi der supranationalen
Finanzwelt, das amerikanische Volk in den Krieg zu manövrieren. Trotzkis
Übereifer dagegen animierte Finnland, die Baltischen Staaten und die Ukraine,
sich von dem sowjetisch-russischem Joch loszureißen.
Die elfte
italienische Offensive an der Isonzofront brach an einer Stelle in die
Stellungen der K und K Armee ein, blieb aber stecken. Ein gelungener
feindlicher Durchbruch konnte aber die Kapitulation der Habsburger Monarchie
bedeuten. Wieder musste der deutsche Verbündete, trotz aller eigenen
Schwierigkeiten, eine Armee zur Entlastung beisteuern. Ende Oktober 1917 begann
der gemeinsame Angriff gegen die Italiener, welcher am ersten Tag 28 km hinter
die feindlichen Linien gelangte und die Front am Isonzo sprengte. Anschließend
zerfielen zwei italienische Armeen; 300.000 Mann samt ihrer Ausrüstung gingen
in die Gefangenschaft. Schnellstens mussten britische und französische
Divisionen geholt werden, die an dem Piave-Fluss entlang eine Abwehrfront
bildeten und Italien vor der Kapitulation retteten.
Das Ausscheiden
Russlands aus dem Krieg ließ einige deutsche Divisionen im Osten frei werden,
die an die Westfront verlegt werden konnten, wo der eigentliche Schwerpunkt des
Krieges lag. Dort standen dem aufstrebenden Deutschland die zwei langsam
verblühenden Großmächte Frankreich und Großbritannien entgegen. Aber verblüht
waren sie noch lange nicht. Sie waren sogar von Anfang an im Vorteil, da sie
durch ihre riesigen Kolonialbesetzungen über die Rohstoffe der halben Welt
verfügten. Außerdem tat die Seeblockade, die schon bei Kriegsbeginn um die
Mittelmächte gezogen wurde, ebenfalls ihre Wirkung. Um diese Blockade
auszugleichen, blieb Deutschland nur die Wiederaufnahme des U-Boot-Krieges
übrig; auch gegen amerikanische Schiffe, gegen die Hauptlieferanten der
Entente. Damit bekamen die Banker in Amerika ihr Casus belli.28 28Casus belli - Kriegsgrund. Sie fürchteten nämlich, die horrenden
Summen, die sie in alle kriegführenden Seiten investierten, von den
pleitegegangenen europäischen Staaten nicht eintreiben können. So mussten die
solventen Vereinigten Staaten in den Krieg hineinbugsiert werden. Trotz seiner
versprochenen Friedensabsichten erklärte Wilson am 6. April 1917 Deutschland
den Krieg, obwohl nur wenige Amerikaner gewillt waren, sich in den Bruderkrieg
der Europäer einzumischen.29 Wilson selbst wurde auch nur dank seiner Friedensparolen „Frieden ohne
Sieger in Europa“ zum Präsidenten wiedergewählt. Nach den USA sandten die
Washingtonhörigen lateinamerikanischen Regierungen ebenfalls ihre
Kriegserklärungen nach Berlin. 29Da die internationalen Geldmagnaten die
nebst den europäischen, seit Weihnachten 1914 auch die Notenbanken der
Vereinigten Staaten dominierten, waren auch die Finanziers des Krieges.
Selbstverständlich auf beiden Seiten. Ohne die Finanzspritzen dieser
supranationalen Banker, hätte der Krieg schon spätestens nach einem Jahr -
mangels Geld - beendet werden müssen.
Als letzte Chance,
bevor die amerikanischen Truppen in Frankreich eintrafen, startete die deutsche
Heeresleitung im März 1918 einen letzten Großangriff, um den entscheidenden
Sieg zu erringen. Der Angriff zielte auf den Punkt, wo die britischen und
französischen Verteidigungslinien aneinander trafen. Der gelungene Durchbruch
schob dann einen Keil zwischen die Verbündeten. Nach zwei Wochen standen die
Angreifer auf der Linie Amiens, Mont Didier, Compiègne, Château Thierry.
Marshall Haig,30 der
britische Kommandeur dachte schon an die Evakuierung seiner Armee nach England. 30Haig Douglas Earl of 1861-1928. Britischer
Feldmarschall. Während des Ersten Weltkrieges Korpskommandant, zuletzt
Kommandant der britischen Streitkräfte in Frankreich. Marshall Pétain31 war gerade dabei, die Verteidigung von Paris
zu organisieren. 31Pétain
Philippe 1866-1951. Französischer Marschall. Im Ersten Weltkrieg Verteidiger
von Verdun. Im Zweiten Weltkrieg schloss er 1940 als Frankreichs
Ministerpräsident Waffenstillstand mit Deutschland. Anschließend
Staatspräsident der Vichyregierung; nach dem Krieg zu Tode verurteilt, dann
begnadigt. In
letzter Minute brachte Clemenceau32 ein
Gipfeltreffen in Doullens zusammen, an dem die politischen und militärischen
Führer Englands und Frankreichs teilnahmen. 32Clemenceau, Georges
1841-1929. Von 1906 bis 1909 Frankreichs Ministerpräsident. Die skrupellosen
Abrechnungen mit seinen politischen Gegnern, brachten ihm den Spitznamen
„Tiger“ ein. Ab 1917 erneut Ministerpräsident. Seine erzwungene Friedensordnung
führte zuletzt zum Zweiten Weltkrieg. Vor allem der Optimismus des französischen Generalstabschefs General Foch33 33Foch Ferdinand 1851-1929. Französischer
Marschall; ab 1918 Befehlshaber der Ententestreitkräfte in Frankreich. hatte starke Wirkung auf die Anwesenden.
Er schilderte den Teilnehmern die eigene Überlegenheit an Mannschaft und
Material, dann die Aussicht auf baldiges Eintreffen amerikanischer
Armeeeinheiten und wies auf den gegnerischen Kräfteverschleiß hin. Die
Konferenz übergab ihm das Kommando über die Reserven beider Heere und die
Koordinierung der Maßnahmen, um den deutschen Vormarsch zu stoppen. Die
Lagebeurteilung von Foch war zutreffend. Viele deutsche Truppenteile
schrumpften während des Vormarsches auf die halbe Mannschaftsstärke zusammen, die
aus Mangel an Reserven nicht mehr aufgefüllt werden konnte. Munition und
Verpflegung der Deutschen wurden knapp. Die Entente setzte bei der
Gegenoffensive Tanks und scharenweise Flugzeuge ein. Anfang August fiel die
deutsche Front bei Amiens zusammen. Von diesem Zeitpunkt an mussten die
Deutschen vor den gegnerischen Angriffen ständig zurückweichen.
In das besetzte
Griechenland stellte die Entente eine halbe Million Mann starke Orientarmee aus
eigenen, serbischen und griechischen Truppen zusammen. Diese mächtige
Streitkraft stürzte sich Mitte September 1918 auf die bulgarischen Stellungen
in Mazedonien. Binnen zwei Wochen vernichteten sie ihre Gegner, so dass
Bulgarien bedingungslos kapitulieren musste. Nun teilte sich diese Orientarmee
in zwei Keile auf. Größtenteils Briten und Griechen marschierten gegen die
Westgrenzen des Osmanischen Reiches auf Ostrumelien zu. Franzosen und Serben
zogen durch Serbien gegen Norden und bedrohten bald die Südgrenzen Ungarns.
Fast gleichzeitig
mit den Ereignissen auf dem Balkan, starteten Briten und Araber einen
Generalangriff von Osten und Süden her auf das Osmanische Reich.34 34Ein britischer Agent namens
Lawrence, zog 1916 den Emir von Mekka auf die britische Seite und wiegelte die
Araber zu einem Aufstand gegen die Türken auf. Binnen Jahresfrist besetzten die
Aufständischen Mekka und fast die ganze Arabische Halbinsel bis Akaba.
Anschließend halfen sie regulären britischen Streitkräften, die türkischen
Stellungen in Palästina allmählich auf die Linie Jerusalem-Jaffa, zuletzt bis
Anatolien zurückzudrängen. Die britische Indienarmee, die nach der Niederlage von Kut el Amara neu
organisiert wurde, fiel via Persischen Golf nach Mesopotamien ein und eroberte
Bagdad. Die britische Ägyptenarmee, unterstützt von arabischen Aufständischen,
stieß in wenigen Tagen über Palästina bis Aleppo vor, dort blockierten sie die
Bagdadbahn. Damit war das osmanische Kernland - Anatolien von all ihren
Kolonien abgeschnitten und von drei Seiten her eingekreist. Dem Osmanenreich
blieb nur die Kapitulation übrig. Im Waffenstillstand von Mudros nahm die
Entente der Türkei alle nachöstlichen Besetzungen ab und teilte sie en cordiale
entente.35 35En
cordiale entente - In herzlicher Einvernahme. zwischen Britannien und Frankreich als
Protektorate oder Mandatsgebiete auf. Anatolien wurde teilweise besetzt und die
Bosporusdurchfahrt internationalisiert. Das ehemals mächtige Osmanenreich
verlor bis zum Lausanner Frieden von 1923 seine Souveränität.
Ab August 1918
gewann die Entente an der Westfront von Tag zu Tag mehr an Boden. Wenn sie bis
jetzt über die Ressourcen der halben Welt verfügte, so stand ihnen mit dem
Kriegseintritt Amerikas der Reichtum fast der ganzen Welt offen. Dagegen wurde
die Versorgungslage der Mittelmächte nach vier Jahren Krieg und Seeblockade
immer aussichtsloser. Die Blockade forderte schon in den Ländern der
Zentralmächte mehr zivile Opfer als die Front an Frontsoldaten.
Die Fortführung des
Krieges bis zum Äußeren ließ Zweifel an der Gesellschaftsordnung, vor allem
aber an der Legitimität der Regierungen aufkommen. Doch alle Beteiligten
Regierungen hofften, dass das revolutionäre Chaos den Gegner treffen würde.
Der blutig
niedergeschlagene Osteraufstand von 1916 in Irland schwelte im Untergrund
weiter. Im Mai 1917 konnte die französische Regierung, der an der
Champagnefront ausgebrochenen Soldatenrevolte noch Herr werden. Die Strategie
des Marschalls Pétain, Rückzug bis zur Hauptstadt, um Paris an ihren Grenzen zu
verteidigen, hätte möglicherweise zu einem Regierungsumsturz geführt. In Paris
ist es schon 1871 unter ähnlichen Umständen zum Aufstand gekommen. Seit dem
Rückzug bis zum Piave, ging das eventuell vorhandene bisschen Kriegslust der
Italiener auch noch verloren.
Im April 1917 kam
es in Berlin zu Arbeitsniederlegungen und im August zu ersten Rebellionen bei
den Seestreitkräften in Wilhelmshaven. Das Jahr 1918 begann in Deutschland und
in allen Staaten der Donaumonarchie mit einer Streikwelle. Selbstverständlich
hatten die Streiks Auswirkungen auf die Front.
Die Oberste
Heeresleitung hoffte, den gegnerischen Vormarsch an der Westfront noch einmal
stoppen können, um eine günstigere Position für die Einleitung der
Friedensverhandlung zu haben. Die Armeen der Entente konnte aber nicht mehr
aufgehalten werden. So rieten die deutschen Armeeführer ihrer Regierung die
Verhandlungen für einen Waffenstillstand unverzüglich einzuleiten. Die
Reichsregierung ersuchte am 5. Oktober 1918 den amerikanischen Präsidenten
Wilson um einen Waffenstillstand, anschließend die Friedensverhandlungen auf
Grund seines Friedensprogramms36 aufzunehmen. 36Die vierzehn Punkte die Wilson als
Friedensplan publizierte. Forderte unter anderem Freie Ozeane und Wirtschaft;
die Minderung der Rüstung; eine gerechte Lösung der Kolonialfragen; die
autonome Entwicklung für die Völker der Österreichisch-Ungarischen Monarchie;
die Autonomie für nichttürkische Völker des Osmanenreiches und die
Internationalisierung der türkischen Meerengen; die Wiedererrichtung Polens,
Rumäniens, Serbiens, Montenegros; Freigabe der Gebiete Belgiens und der
besetzten Gebiete Russlands; Befriedigung der Gebietsansprüche Italiens (Zum
Nachteil anderer Völker); Abtretung Lothringens und (Von deutscher Ethnie
bewohntem Elsass) an Frankreich; Zuletzt die Errichtung des Völkerbundes, der
künftige Kriege verhindern soll. Nach dem Krieg wurden aufgrund dieses
Manifests die Länder der Verlierer aufgeteilt, unter Verletzung des
Selbstbestimmungsrechts der besiegten Völker. Als Voraussetzung forderte Wilson die sofortige
Einstellung des U-Boot-Krieges und den Rückzug der Mittelmächte aus allen
besetzten Gebieten. Einige Tage später ergänzte Wilson seine Bedingungen mit
der Rücktrittsforderung des Deutschen Kaisers und verlangte für die Völker der
österreichisch-ungarischen Monarchie die nationale Souveränität. Die noch nicht
existente Tschechoslowakei und den Südslawenstaat erklärte er zu seinen
kriegführenden Verbündeten.
Die allgemeine
Kriegsmüdigkeit trat bei den Völkern der Donaumonarchie noch stärker auf als
bei den anderen kriegführenden Nationen. Den Franzosen, den Deutschen und den
Engländern konnte man den Krieg noch als im Interesse ihres Landes geführt
darstellen. Wozu stand aber ein Kroate vier Jahre lang in den Schützengräben?
Auf Wilsons Forderung erließ am 16. Oktober der Österreichische Kaiser37 37Karl I. 1887 - 1922. Kaiser
Franz Josephs Nachfolger, Kaiser von Österreich, König von Ungarn als IV. Károly. eine Proklamation „An meine lieben Völker
Österreichs“, in welcher er die Umwandlung des österreichischen Teils des
österreichisch-ungarischen Dualstaates als einen Bundesstaat aller Staatsvölker
verkündete.38 38Dieser
längst notwendige Ausgleich zwischen den Völkern der Monarchie, noch zeitlich -
vor dem Krieg, hätte vielleicht den Zerfall verhindert. Er kam aber viel zu
spät. Nicht nur für die slawischen Völker sind die Habsburger überflüssig
geworden, auch die Deutschösterreicher wollten heim ins Reich! Für die Ungarn
waren die Habsburger seit eh und jäh Usurpatoren auf dem Thron des Heiligen
Stephans. Die Habsburger kamen in Ungarn im 16. Jahrhundert als Gegenkönige auf
den Thron, nachdem sie den nach Landessitte gewählten und gesalbten König
Johann vertrieben hatten. Darauf verließen viele Nationalitätenverbände die Front. Angesichts der
neu entstandenen Situation beorderte die ungarische Regierung ihre Truppen nach
Hause, um die eigenen Landesgrenzen gegen die von Süden vorrückenden Serben und
Rumänen zu verteidigen.
Es waren die
radikalsten Naturen unter den Soldaten, die als Erste die Fronten verließen.
Die Meisten mit den persönlichen Handfeuerwaffen an der Schulter, strömten in
ihren Landeshauptstädten zusammen, wo sie zu revoltieren begannen. Die
Tschechen waren die Ersten, die sich der Monarchie entledigten. Am 28. Oktober
wurde in Prag die Tschechische Republik ausgerufen. Zwei Tage später rief das
Wiener Parlament die Republik aus. Gleichzeitig bekundete Deutschösterreich den
Wunsch an Wilson, sich an Deutschland anzuschließen. Das kroatische Parlament
löste die Personalunion mit Ungarn auf. Zuletzt wurde in Budapest die Republik
ausgerufen. Die Habsburgermonarchie zerfiel binnen einiger Tage.
Dem Wiener Kronrat
blieb nichts Anderes übrig, als ohne Rücksprache mit den deutschen Verbündeten,
der Entente den Sonderfrieden anzubieten und sie musste am 3. November 1918 die
Waffenruhe von Padua annehmen. Während der Waffenruhe überschritt die Entente
die nicht mehr verteidigte Piave- Front und nahm die dort noch ausharrenden
Einheiten, samt Ausrüstung gefangen.
Die am 29. Oktober
ausgebrochene Meuterei in Kiel griff auf die deutschen Großstädte über. Dies
war die Initialzündung zu den Ereignissen, die als Novemberrevolution in die
deutsche Geschichte eingingen und Kaiser Wilhelm II39 39Kaiser
Wilhelm II. 1859 -1941. Deutscher Kaiser. Unter seiner Regierungszeit wurde in
Deutschland, als ersten Staat der Welt, die allgemeine Sozialversorgung
gesetzlich eingeführt. Nach dem verlorenen Krieg wurde er durch die Revolution
von 1918 vertrieben. am
9. November zur Abdankung zwangen. Am gleichen Tag wurde die Deutsche Republik
zuerst von den Sozialdemokraten und zwei Stunden später vom linken
Spartakusbund proklamiert.
Eine Delegation der
neuen republikanischen Deutschen Regierung musste dem Waffenstillstand
zustimmen und die ultimativen Bedingungen der Entente am 11. November im Wald
von Compiègne diskussionslos unterschreiben.
Hätten im Sommer
die Mittelmächte ein paar Tage oder Wochen länger durchgehalten, hätten
vielleicht die Italiener oder die Pariser rebelliert und der Sieger wären die
Mittelmächte gewesen; mit Deutschland an der Spitze, das Land, dem nach der
Evolutionstheorie eigentlich der Sieg gehört hätte. Europa verhinderte die
deutsche Hegemonie für das zwanzigste Jahrhundert, schlug sich aber mit Hilfe
Amerikas und der supranationalen Finanzoligarchie selbst zu Invaliden. So
endete der Erste Weltkrieg mit einem Waffenstillstand für zwanzig Jahre. Wie
Marschall Foch aus französischer Sicht formulierte, weil seiner Meinung nach,
das Friedensdiktat die deutschen Konkurrenten nicht völlig zugrunde richtete.
9. ZWANZIG JAHRE
WAFFENSTILLSTAND
Im Mittelalter, als
die Könige und ihre Vasallen mit ihren Söldnerheeren gegeneinander Krieg
führten, war es dem einzelnen Söldner gleich, gegen wen oder wie lange sein
Kriegsherr Krieg führte. Er wusste, wenn er sich als Soldat anheuern ließ: Ab
jetzt ist der Krieg mein Handwerk. Da das Beutemachen, sozusagen als Prämie zu
seinem Sold gehörte, kam ihm sogar ein Kriegszug gelegen. Seit der Grande
Revolution1 1Grande
Révolution, - die Revolution von 1789 in Frankreich. wurde in Frankreich und im Laufe des 19.
Jahrhunderts in fast allen europäischen Ländern die allgemeine Wehrpflicht
eingeführt. Jeder Mann wird um das zwanzigste Lebensjahr herum zum Soldaten
ausgebildet, nachher zur Reserve eingeteilt. Damit kann jede Großmacht
innerhalb kurzer Zeit, eine Volksarmee von mehreren Millionen Soldaten
mobilisieren. Zu einem Krieg muss der Bürger aber von seiner Arbeit, von seinem
Broterwerb geholt werden, um Krieg zu führen. Dem Bürger, der im Sommer 1914
vermeintlich für ein paar Wochen mit Jubel in den Kampf zog, aber nach vier
Jahren, -wenn er das Elend überlebte- dort stand, wo er den Krieg begann,
mussten die Politiker irgendwie nachhinein motivieren, warum sie ihm all die
Entbehrungen aufbürdeten, wozu der Bürger überhaupt Krieg führen musste.
Der Schuldige am
Krieg ist jeher der Verlierer. Gleich welche Seite auch gewinnt oder verliert.
Dies stand schon zu Kriegsbeginn fest. Außerdem musste der Verlierer, in diesem
Fall Deutschland, daran gehindert werden, jemals wieder einen Krieg durchstehen
können. Ein über Siebzigmillionenvolk, welches sich - trotz allem - am
Höhepunkt seiner geschichtlichen Entwicklung befand und zu dieser Zeit jeden
seiner europäischen Konkurrenten ökonomisch überragte.
Auch wenn Frankreich
zu den Siegern zählte, war hier jedem Realpolitiker klar, dass Frankreich in
der nächsten Zukunft allein gegen Deutschland nichts ausrichten konnte. Der
britische Partner war gleichzeitig der jahrhundertealte Konkurrent! Oder Feind?
Zuletzt konnte niemand voraussagen, wie Frankreichs Interessen auf die Dauer in
die britische Politik der Balance of power2 2Balance of power, - Ausgleich der
Kräfteverhältnisse.
hineinpassen würden. Weitsichtige Politik kümmert sich rechtzeitig um
Verbündete und Clemenceau tat alles, was in seiner Macht stand, für die
künftige Sicherheit seiner Nation. Er installierte seine Satelliten: das wieder
restaurierte Polen, die neu kreierte Tschechoslowakei und Jugoslawien, dann das
auf die dreifache Größe aufgeblasene Rumänien hinter Deutschlands Rücken.
Zuletzt wurde für Frankreichs Sicherheit die Rheingrenze gefordert. Der Rhein
als Grenze zwischen Deutschland und Frankreich war auch seitens der
französischen Regierung eine sicherlich unüberlegte Forderung. Was hätte der
französische Staat mit zehn-fünfzehn Millionen Deutschen innerhalb seiner Landesgrenzen
anfangen sollen? Mit einer um die 25 Prozent Minderheit im Lande, die den
französischen Staat ablehnen? Ein Fluss ist außerdem kein strategisches
Hindernis, höchstens eine zeitweilige Demarkationslinie. Auch die Angelsachsen
lehnten diese französische Forderung ab. Vor allem verstieß es gegen die
Wilsondoktrin, womit Amerikas Herren ihren Landsleuten diesen Krieg aufzwangen.
Anderseits wollten die Angelsachsen den deutschen Konkurrenten ebenfalls so
weit paralysieren, dass er ihnen nie wieder die Stirn bieten könne. Nie wieder
„einen Krieg anfangen“, wie es im Sprachgebrauch der Sieger hieß. Als wenn
Letztere nicht ebenso viel Schuld an diesem Weltbrand gehabt hätten, wie die Verlierer!
100 Jahre vorher,
als nach den Napoleonischen Kriegen der Wiener Kongress die
Vorkriegsverhältnisse restaurierte, saß Talleyrand3 3Talleyrand Charles Maurice de, Fürst von
Benevent, Hrzg. v. Perigord u. Benevent
1754-1838. War zu Frankreichs Kardinal vorgesehen schliss sich aber als Bischof
von Autun der Revolution an. Wurde Napoleons Außenminister; nach Napoleons
Niederlage wechselte er zu den Bourbonen über. für Frankreich als gleichberechtigter Partner am
Verhandlungstisch. Alle Seiten konnten ihr Anliegen vorbringen. Frankreich
durfte seine territoriale Integrität behalten, wurde nicht einmal zu
Schadensersatzzahlungen verpflichtet. Dadurch wurde der Frieden zwischen den
europäischen Nationen für 100 Jahre gesichert. Die Pariser Friedenmacher diktierten
aber den Frieden. Die Vertreter der besiegten Nationen: des Deutschen Reichs,
Österreichs, Ungarns, Bulgariens und der Resttürkei wurden von den
Verhandlungen ausgeschlossen! Sie wurden nur zur Verkündung des „Resultats“ vor
ihr Forum zitiert und wurden verpflichtet, die von dem Sieger diktierten
Forderungen anzunehmen. Damit stifteten sie Chaos in Europa, vor allem im
östlichen Mitteleuropa. Ordneten die Grenzen neu. Geschichtliche Tradition,
Geopolitik, Demographie und Volksbegehren wurden einfach ignoriert.4 4Jahrhunderte alte, geographisch politische
Einheiten wurden zerstört; anderseits Völker mit Jahrhunderte alten Gegensätzen
in einem Staat eingepfercht. Während des zweiten Weltkrieges, dann in den
1990-er Jahren, tobten blutige Kriege mit ethnischen „Säuberungen“ in diesen
Ländern. Die Slowaken traten aus Großtschechien bei der sich erstbietenden
Gelegenheit aus.
Schließlich waren die Friedensstifter die gleichen Staatsmänner, welche den
Krieg zu verantworten hatten. Nebenbei zerstörten sie die
österreichisch-ungarische Monarchie, mehr den ungarischen Zwillingsstaat, ohne
sich um die südöstliche Verteidigung Europas zu kümmern. Nach dem sinnlosen
Krieg begann das sinnlose Friedenmachen, das schließlich im nächsten Weltkrieg
endete. Dann mussten Sieger und Besiegte die Pariser Suppe gemeinsam
auslöffeln.
Deutschland musste
Elsass und Lothringen an Frankreich abtreten. Diese ehemaligen Reichsgebiete
wurden Ende des 17. Jahrhunderts von dem Sonnenkönig annektiert; zuletzt aber
nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1871 an Deutschland zurückgliedert. Die
Bewohner des Elsass sind in der Mehrzahl deutschsprachig; Lothringen wurde im
Laufe der Zeit zum größten Teil von französischen Ethnien überwachsen. Das
Saarland wurde unter französische Verwaltung gestellt und das linke Rheinufer
mit den Brückenköpfen Köln, Mainz und Koblenz für 15 Jahre von Frankreich
besetzt. Die deutschen Afrikakolonien mussten theoretisch an den Völkerbund
abgetreten werden, wurden aber von Großbritannien und Frankreich als
Mandatsgebiete verwaltet. Die an Deutschland gestellten Kriegsreparationen von
226 Milliarden Goldmark waren unbezahlbar.
Kleinere deutsche
Landesteile fielen an Belgien. Schleswig wurde zuerst Dänemark zugesprochen. In
einer Volksabstimmung votierte der nördliche Teil für Dänemark, der Rest für
Deutschland. Hier wurde eine annehmbare Lösung gefunden.
Wie Frankreich im
Laufe der Zeit seine Grenzen zum Nachteil für Deutschland nach Osten erweitern
konnte, so breitete sich das deutsche Volkstum Richtung Polen, Böhmen oder
Ungarn aus. Aufgrund dieser Tatsachen konnten jetzt die Sieger das
wiedererstandene Polen und die zu diesem Zweck gegründete Tschechoslowakei
leicht zur Einkreisung Deutschlands missbrauchen. An beide Staaten gliederten
die Sieger von deutscher Ethnie bewohnte Gebiete an, somit standen diese
Staaten zwangsläufig in Opposition zu Deutschland.
Die Grenzzonen sind
vielerorts umstrittene Gebiete. Danzig, eine der Hansestädte war größtenteils
von deutschen Hanseaten bewohnt. Entlang der Weichsel siedelten aber Polen, so
betrachteten beide Völker dieses Land als ihre Heimat. Hier herrschten, mal die
polnischen Könige, mal der Deutsche Ritterorden. Zuletzt bei der Zerteilung
Polens (im 18. Jahrhundert) fielen die nördlichen und westlichen Polen an
Preußen. Verständlich, dass bei der Wiedererstehung ihrer Heimat das Polentum
allen Boden, der einmal von Polen bewohnt war, gerne wiederhaben wollte. In
Schlesien wurden Abstimmungen abgehalten und Landesteile, wo die Polen die
Mehrheit hatten fielen an Polen. Dagegen konnte nichts eingewendet werden. Was
das Verhältnis beider Völker vergiftete war „der Korridor“, der den
Ostseezugang für Polen zwischen den beiden preußischen Landesteilen sicherte,
gleichzeitig Ostpreußen vom übrigen Deutschland abschnitt. Die Stadt Danzig
wurde als Freistaat unter der Verwaltung des Völkerbundes gestellt, was die
Unzufriedenheit zusätzlich steigerte.
Natürlich konnten
diese neuen Grenzen nur so lange gelten, bis die Entente das von Polen vielmal
mächtigere Deutschland in Schach hielt. Diese Grenzziehung bewirkte
automatisch, dass Polen zum Gegner Deutschlands wurde, obwohl der neuerstandene
polnische Staat eher auf die Hilfe Deutschlands angewiesen war. Wegen der
Ostgrenzen Polens, wo Polen, Ukrainer und Weißrussen ebenfalls miteinander
vermischt lebten, kam es gleich mit Sowjetrussland zum Krieg. Nur mit
Unterstützung der Entente konnten die Polen die Rote Armee aus Ostpolen
vertreiben.
Die
Wiedererrichtung Polens, der nordöstlichen Bastion des geistigen Abendlandes,
diesem Grenzwall Europas war eine geschichtliche Notwendigkeit. Ein wahrhafter
Vorposten, gar Verbündeter diene auch Deutschlands Sicherheit! Schließlich
hatten die Mittelmächte schon zwei Jahre vorher Dasselbe zu realisieren
versucht. Nur die Grenzen. Eine Grenzziehung mit gerechter Teilung und
anschließendem Bevölkerungsaustausch hätte die Landeszugehörigkeit geregelt und
zukünftige Streitigkeiten verhindert. Die Grenzen jedes Staates müssen vor
allem von den Nachbarn akzeptiert werden. Wenn nicht, dann muss der Staat
selbst in der Lage sein, seine Grenzen verteidigen zu können. Das wiedererstandene
Polen alleine war weder der Großmacht Deutschland, noch der Großmacht Russland
gewachsen. Das wiedererrichtete Polen stand erneut den gleichen zwei Großmächten
im Wege, die schon einmal sein Untergang waren. So hätte Polen, um ihre
nationale Existenz zu wahren, die Freundschaft einer seiner Nachbarn benötigt.
Auf eine dritte Macht zu bauen war ein Hasardspiel! Wie es die Geschichte bald
bewies.
Der Meerzugang Polens
hätte eine Staatengemeinschaft mit Litauen, eventuell ein gemeinsamer baltischer
Staatenbund, wie es schon im 16. bis zum 18. Jahrhundert bestand gesichert.
Gemeinsam hätten sie einem Ansturm aus dem Osten -hier ist nicht nur Russland
gemeint- eher die Stirn bieten können. Die guten Beziehungen zu den westlichen
Nachbarn vorausgesetzt und der westliche Nachbar ist nun mal Deutschland. Die
baltischen Staaten pflegten schon immer gute Beziehungen zu Deutschland. Die
traditionellen Freunde Polens, die Ungarn, waren auch gerne bereit, für gute
Beziehungen in die gleiche Richtung zu vermitteln.5 5In primärem Interesse liegen dem Staate
Polen die gutnachbarlichen Beziehungen zu Deutschland auszubauen, wobei die
Beziehungen zu Russland nicht vernachlässigt werden dürfen. Vor allem, weil ein
früher oder später schrumpfendes Russland bald auf die Hilfe Polens und
Deutschlands angewiesen sein würde.
Der eigentliche
Verlierer des Krieges in Europa war der Vielvölkerstaat der Habsburger:
Österreich-Ungarn. Das Kernland Deutschösterreich verlor an deutschsprachigen
Gebieten nur Südtirol an Italien und die Sudeten an die Tschechoslowakei. Das
polnischstämmige Galizien kam zum wiederentstandenen Polen zurück. Böhmen und
Mähren wurden als Tschechei beziehungsweise Tschechoslowakei unabhängig. Die
Krajina kam als Slowenien an das neu entstandene serbisch-kroatisch-slowenische
Königreich. Über den Besitz von Triest und Istrien stritt Italien mit dem
südslawischen Königreich. Nach der misslungenen Proklamation des Kaisers,
kündigte die ungarische Regierung die Personalunion mit Österreich.
Das übrig gebliebene
Restösterreich suchte Anschluss an Deutschland. Obwohl die überwiegende
Mehrheit der Österreicher diesen Anschluss wünschte, verbaten es die Sieger in
den Versailler Verträgen, um Deutschland nicht noch mit 6 Millionen
Österreichern zu stärken.
Die Tschechen,
Jahrhunderte lang die folgsamsten Untertanen der Habsburger, kehrten als Ersten
der Monarchie den Rücken und gründeten auf Ententewunsch mit den Slowaken die Republik
Tschechoslowakei. In diesem künstlichen Staat fungierten die höchstens 4,5 Millionen
Tschechen mit den 2 Millionen Slowaken als Staatsvolk. Die über 3,5 Millionen
Deutschen, die 1 Million Ungarn, 0,5 Millionen Ruthenen, -nicht Ukrainer wie
die offizielle Propaganda der Kriegsgewinner heute noch lautet- um die
hunderttausend Polen wurden einfach hineingezwungen. Alle diese Minderheiten
leben an den Grenzen rund um die Tschechoslowakei, nur durch die
militärstrategisch gezogenen Grenzen von ihren Mutterländern getrennt. Selbst
die Slowaken wollten die Unabhängigkeit! Folglich waren die Tschechen allein
die staatstragende Minderheit in diesem künstlich errichteten Staat. Die
Kriegsgewinner stifteten mit diesem Bockschuss nicht nur zwischen Deutschen und
Tschechen Streit, sondern mit allen Nachbarstaaten der Tschechoslowakei.
Die Völker des
tschechischen Beckens, die Böhmen, Mähren und Deutschen sind als
Zentraleuropäer Träger des geistigen Europas. Das Land war seit dem neunten
Jahrhundert in das Heilige Römische Reich integriert. Der tschechische Fürst
war einer der sieben Kurfürsten, welche den Deutschen König wählten. Nach dem
tragischen Tod ihres Königs im Jahre 1526, der gleichzeitig auch der König
Ungarns war, der bei der Schlacht von Mohács gegen die Türken fiel, wählten die
Tschechen die Habsburger zu ihren Herrschern. Seit dem, war das Land Habsburger
Besitz.
Die Kultur der
Deutschen und Tschechen ist durch das Jahrtausend alten zusammenleben eng
miteinander verknüpft. Erst das nationale Zeitalter des 19. Jahrhunderts
trennte sie zu Slawen und Germanen. Im nationalen Zeitalter entdeckten die
Tschechen, dass ihr slawisches Volk eigentlich in das panslawisch großrussische
Reich gehört. Die Entente konnte dieses Nationalbewusstsein der Tschechen schon
während des Krieges leicht für sich nutzen. Zwei zur Entente übergelaufene
Politiker, Masaryk6 und Benesch7 6Masaryk Tomáš Garrigue
1850-1937.Schwager des amerikanischen Präsidenten Wilson! Zusammen mit Benesch
Errichter und Staatspräsident der Tschechoslowakei. 7Benesch-Beneš
Eduard 1884-1948. Präsident der Tschechoslowakischen Nationalsozialistischen
Partei. Außenminister, Ministerpräsident, nach Masaryks Tod, Staatspräsident
der Tschechoslowakei. Nach der Machtergreifung der Kommunisten wurde er seinen
Verbündeten lästig, da verstarb er plötzlich. machten Propaganda für die Eigenstaatlichkeit der
Tschechei und gegen die Habsburger Monarchie. Sie organisierten im kriegsmüden
Russland, in Frankreich und in Italien aus Kriegsgefangenen die tschechische
Legion, die gegen die Mittelmächte eingesetzt werden sollte.
Die natürlichen
Grenzen des Böhmischen Beckens bilden die Sudeten, das Erzgebirge, der
Böhmerwald und im Südosten die Westkarpaten. In den ersten Dreien dieser
geographisch-strategischen Grenzgebirge, lebten über drei Millionen Deutsche,
in kompakten deutschen Siedlungsgemeinschaften, die keinesfalls in einen
tschechisch geprägten Staat eingegliedert werden wollten. Einen Tag nach der
Ausrufung der tschechischen Republik erklärten die drei deutsch-böhmischen
Provinzen ihren Anschluss an Deutschösterreich und stellten ihre von Prag unabhängige
Regionalregierungen zusammen. Der entstehende tschechoslowakische Staat, im
Voraus zu Deutschlands Gegner konzipiert, konnte nicht auf die Bergketten um
ihr Land herum, als natürliche Landesgrenzen verzichten. Österreich war gerade
nicht in der Lage, Deutschböhmen zu verteidigen. Umso weniger, weil hinter den
Tschechen die Entente stand. Masaryk hatte schon im Pariser Exil mit Clemenceau
und mit seinem Schwager Wilson die künftigen Grenzen seines Staates
ausgehandelt. So konnte die tschechische Legion mit Leichtigkeit die frisch
gebildeten Regierungen der Sudetendeutschen vertreiben.
Für die Väter der
Tschechoslowakei war es schon im Voraus klar, dass die 4,5 Millionen Tschechen
mit einer so großen deutschen Minderheit allein nicht zurechtkommen würden.
Darum musste das Staatsvolk mit dem slowakischen Nachbarn zum Volk der
Tschechoslowaken erweitert werden. Ähnlich, wie Tschechen und Deutsche, lebten
die Slowaken mit den Ungarn Jahrhunderte lang zusammen. Auch die Slowaken
wünschten sich seit einigen Jahrzehnten einen von Ungarn unabhängigen Staat.
Eben einen souveränen Staat! Dem zuvorzukommen trommelte Masaryk im Mai 1918 im
amerikanischen Pittsburgh einige Dutzend ausgewanderte Amerikaslowaken zusammen
und schloss mit diesem Slowakenkongress in Pittsburgh einen Vertrag ab, dass
beide Völker, Tschechen und Slowaken, den Zusammenschluss zu Tschechoslowakei
wünschen. Daraufhin bildeten sie einen gemeinsamen Nationalrat, der von den
Ententestaaten sofort als Exilregierung anerkannt wurde. Der Pittsburgher-Vertrag
bildete dann die Grundlage dieses Staatswesens.8 8Jederzeit
könnte jeder, in irgendeiner Stadt der Welt einige Leute zusammenrufen, die
irgendetwas beschließen oder genauso viele Andersdenkende, die gerade das
Gegenteil postulieren.
Die Slowakei liegt
in den Nordkarpaten, welche auch die nördliche Grenze des Karpatenbeckens
bilden. Durch das Karpatenbecken müssen alle Kriegsparteien ziehen,
gleichgültig ob sie von Osten nach Westen oder in die Gegenrichtung wollen.
Slowaken, Ungarn, Kroaten und andere hier ansässige Völker prägten seit über
tausend Jahren die Geschichte des Karpatenbeckens. Erst im vorigen Jahrhundert
merkten die Slowaken, dass ihr Land bisher auf dem Holzweg war. Der richtige
Weg führe in den Schoß des Mütterchen Russlands. Wohlgemerkt: nicht in die Arme
des tschechischen Bruders. Die Pariser Friedensmacher bestanden aber auf der
Tschechoslowakei und die Slowaken hatten da wenig mitzureden!
Der Präsident der
ungarischen Revolutionsregierung reiste zu französischen Entente Kommandanten,
nach Belgrad, der ihm den Friedensbefehl der Entente unterschrieben ließ.
Obwohl die Ungarn das einzige Volk in Europa waren, die sich von Anfang an
gegen diesen Krieg sträubten, weil die Einverleibung Serbiens, das slawische
Übergewicht innerhalb der Monarchie gefestigt hätte, was aber das Gegenteil
ihrer Landesinteressen darstellte. Das Pariser Friedensdiktat zergliederte das
Land in fünf Teile. Jeder Nachbar eignete sich ein Stück von Ungarn an. Damit
kam jeder dritte Ungar unter Fremdherrschaft. Weil die Ententestaaten hinter
Deutschlands Rücken Verbündete brauchten, kreierten sie ihren Satelliten aus
dem zerstückelten Karpatenbecken. Dass sie eine Bastion zerstückelten, welche
das Abendland in den letzten Tausend Jahren verteidigte – wollen sie bis heute
nicht begreifen!
Im Herbst 1918
rief die ungarische Regierung ihre Armee von der Italienfront ab, um die
eigenen Grenzen zu verteidigen. Die Rückkehrenden durften Österreich nur ohne
ihre schweren Waffen passieren. An der heimatlichen Grenze wurden die Truppen
von den Leuten der neu entstandenen sozial-liberalen Revolutionsregierung
empfangen, die ihnen noch die gebliebenen Büchsen abnahmen und alle nach Hause
schickten. Der Genosse Kriegs - Friede? Minister wollte „keinen Soldaten mehr
sehen“. Die Schöngeister der Revolutionsregierung glaubten tatsächlich daran,
dass mit dem Waffenstillstand der ewige Frieden ausgebrochen sei. Wozu braucht
dann noch das Land eine Armee? Sie ließen aber zu, dass sich die rumänische
Armee, aus siebenbürgisch-ungarischen Arsenalen, aufrüstete, gleichzeitig
sabotierten sie, den Rumänen entgegentretenden Székler Korps.9 9Székely Korps – Szeklers –
Ausgesprochen Seekäj sind ein alter ungarischer Stamm, der in Siebenbürgen
ansässig ist. Als nach dem verlorenen Weltkrieg die Rumänen nach Siebenbürgen
einmarschierten, bildeten die Székler einen Freiwilligenverband, um ihr Land
gegen die Eindringlinge zu verteidigen.
Bald besetzten Rumänen, Serben, Tschechen mit
lächerlich kleinen Armeeeinheiten den größten Teil Ungarns und der Minister
konnte jetzt der fremden Soldateska zuschauen.
Die
tschechoslowakische Regierung erzwang aus strategischen Überlegungen neben
slowakischen und ruthenischen auch von rein ungarischer Ethnie bewohnte
Gebiete.10 10Benesch
selbst gab in seinen Memoiren zu, bei den ethnischen und territorialen
Darstellungen für die Pariser Friedensverhandlungen „gemogelt“ zu haben. Die
Grenzen der Tschechoslowakei seien also auf Lügen gebaut. Weder die hier
lebenden Ungarn noch die Ruthenen oder Slowaken wurden befragt, ob sie künftig
in der Tschechoslowakei leben wollen.
Die Serben
besetzten die Batschka und das Banat in Südungarn.
Die Rumänen hätten
sich gerne die Theiß als Landesgrenze gewünscht, wurden aber vorläufig von dem
eiligst aus Freiwilligen zusammengekommenen Székely Korps entlang des Maros
Flusslaufes aufgehalten.
Westungarn, das
spätere Burgenland, wurde an Österreich angegliedert, mit der Absicht, den
neben Deutschen und Ungarn, auch von Kroaten bewohntem Landesteil bei gegebener
Gelegenheit zwischen der Tschechoslowakei und Großserbien aufzuteilen, um
Ungarn von allen Seiten her einzukreisen, damit von der übrigen Welt zu
trennen.
Diese Verstümmelung
konnten einige Mitglieder der Revolutionsregierung nicht akzeptieren und traten
aus der Koalition aus. Noch in der gleichen Nacht (21. März 1919) brüteten die
Sozialisten mit den Kommunisten unter sehr obskuren Umständen die Räterepublik
aus. Damit begann eine 133 Tage dauernde Schreckensherrschaft einer Sowjet -
Räterepublik.
Die Räteregierung
organisierte die Rote Armee gegen die Okkupanten. Obwohl die Soldaten des
Székely Korps nicht gerade für den Kommunismus schwärmten, unterstellten sie
sich dem Oberkommando der Roten Armee. Die Roten aber, hielten sie nicht für
vertrauenswürdig und ließen die Székler mit eigenen, halbwegs organisierten
roten Einheiten ersetzen. Bevor die Roten zu Kräften kommen konnten, startete
die rumänische Armee -von französischen Truppen unterstützt- Mitte April eine
Offensive. Die kurz vorher noch von dem Székler hart verteidigte Front brach
zusammen und die Rumänen rückten bis zur Theiß vor.
Obwohl die ganze
Nation den Bolschewismus samt Räterepublik und Räteregierung ablehnte, konnte
man die fremde Besetzung des Landes ebenso wenig akzeptieren wie die Herrschaft
der Bolschewiken. Unter diesen Zweifeln rekrutierte sich die Rote Armee und
stellte ihre Soldaten in die Schlachtenreihe, zuerst gegen die tschechische
Legion. Der Ende Mai beginnende Feldzug vertrieb innerhalb einer Woche die
Tschechen von dem östlichen Oberungarn und zerschlug ihre Verbindung mit den
Rumänen. Daraufhin stellte die Entente der Räteregierung ein scharfes
Ultimatum, ihre Truppen von Oberungarn zurückzuziehen. Neben der Entente
äußerte noch der sowjetische Kommissar für äußere Angelegenheiten sein
Missfallen, dass die Ungarn sich anmaßen, teilweise slawisches Land zu
beanspruchen, obwohl die Genossen in den slowakischen Regionen gleich die
slowakische Räterepublik ausriefen.
Die Regierenden
sahen sich nun gezwungen, ihre Armee zurückzuziehen. Aus Protest trat die
Armeespitze ab und die Rote Armee begann sich aufzulösen.
Gegen die
„Proletarierdiktatur“ lehnte sich vor allem die Bevölkerung auf dem Land auf.
Jede Woche vertrieb irgendeine Stadt auf dem Lande die Kommissare aus ihren
Ämtern. Am zweiten Juni protestierten die Eisenbahner gegen ihre Einberufung
zur Roten Armee und riefen einen Generalstreik aus. Der Streik umfasste fast
ganz Westungarn und am Budapester Ostbahnhof wurde anstelle der roten Fahne die
ungarische Trikolore hochgezogen. Sopron - Ödenburg und umliegende Gebiete
griffen zu den Waffen. Mit sechzehn Büchsen, hauptsächlich aber mit Hacken und
Mistgabeln bewaffnete Bürger, bildeten eine Front gegen ein anrückendes
Bataillon der Roten Armee. Die Roten versprachen den Aufständischen Amnestie
wenn sie nach Hause gehen. Inzwischen kamen aber, die bis an die Zähne
bewaffneten „Leninburschen“ in einem Panzerzug an. Sofort begannen sie mit der
„Ordnungsmache“ zu dessen Erfolg sie mehrere dutzend „Reaktionäre“ umbrachten.
Von Westungarn eilte der Panzerzug der Leninburschen in die westliche
ungarische Tiefebene. Das dortige „Reinemachen” forderte noch mehr Leben als
das Vorherige. Dann folgte die südliche Tokajergegend. Hier ermordeten sie nur
19 Bürger. Das dortige Massaker wurde von dem, in der Bundesrepublik später
hoch gelobten Philosoph György Lukács geplant und vollzogen. In Budapest brach
ein unorganisierter Aufstand der Kadetten aus, der von der in der Hauptstadt
ansässigen roten Wache niedergeschlagen werden konnte.
In Westungarn
rüsteten sich aufständische Gruppen gegen die Abtretung Westungarns an
Österreich, die aber gleichzeitig auch gegen die Roten kämpften. In dem von den
Franzosen besetztem Szeged - Szegedin formierte sich im Frühsommer eine
Gegenregierung und eine konterrevolutionäre Armee, bereit gegen die Roten zu
marschieren. Die Franzosen befürchteten aber, dass Ungarn und Rumänen
gegeneinander, statt gegen die Roten ziehen könnten und komplimentierten die
Weißen Konterrevolutionäre nach Transdanubien (westliches Ungarn) hinüber, wo
sie begannen, das Land von den Roten zu säubern. Angesichts des sich
anbahnenden Bürgerkrieges setzten sich die Rumänen leicht über die Theiß, um
noch mehr von Restungarn abzuschneiden, als ihnen die Entente ohnehin schon
zusprach. Die in Auflösung begriffene Rote Armee leistete ihnen wenig
Widerstand. Fast ungehindert kamen sie bis Budapest und besetzten die
Hauptstadt, bevor sie die Weißen vom Westen her erreichen konnten.
Die Kommunisten
kamen seinerzeit im März mit Hilfe der Linkssozialisten an die Macht. Der
rechte Flügel der Sozialdemokraten -wurde zwar von den Regierenden verbal
verdammt- doch konnten sie viele Posten in den Gremien des Staatsapparates
besetzen. Jetzt als die Sozialisten merkten, dass es mit den Bolschewiken
abwärtsgeht, überstimmten sie die Radikalen und bildeten am 28. Juli eine
Sozialdemokratische Regierung aus Leuten, die sich, während der
Proletarierdiktatur nicht kompromittierten. Um die Bolschewiken loszuwerden,
ließ die neue Regierung sie samt ihrem Anhang in zwei vollen Eisenbahnzügen
nach Wien fliehen. Inzwischen lief die widerwillig rekrutierte Rote Armee
endgültig auseinander.
Auf Befehl der
Entente mussten die Rumänen Budapest und die ungarische Tiefebene räumen, aber
sie behielten das ganze ungarische Siebenbürgen. Doppelt so viel, wie ihnen
ihre Verbündeten ursprünglich versprochen hatten. Kroatien, das seit 800 Jahren
mit Ungarn in Personalunion lebte und ein eigenes Parlament besaß, wurde in den
südslawischen Staat hineinmanövriert. Somit wurde die Einheit des
Karpatenbeckens, die mittlere Ostbastion des Abendlandes, von den
Kriegsgewinnern geschleift.
Es wäre zu hoffen,
dass die Völker des Karpatenbeckens: Slowaken, Ruthenen und die Völker
Siebenbürgens mit den Ungarn einen Modus vivendi.11 11Modus vivendi - Lebensart; Übereinkunft
für das Zusammenleben. finden;
entweder als Staatenbund mit separaten, souveränen Parlamenten oder nach
Schweizer Vorbild als Bundesstaat der Kantone12 12Schweiz.
Dank seiner günstigen geografischen Lage steht es den meisten kriegführenden
Staaten nicht im Wege, so konnte das Land Jahrhunderte lang seine Neutralität
bewahren. Bewohnt von den gleichen Völkern Deutschschweizern, Welschschweizern,
italienischsprachigen Schweizern (Tessiner) und Rätoromanen, eigentlich von den
gleichen Völkern, dessen Bluts- und Sprachverwandte außerhalb der Schweizer
Grenzen zahllose Kriege gegeneinander führten. Der Schweizer Staat ist als Bund
der Kantone (relativ kleine Regionen) organisiert und jeder Kanton bewahrt
seine relative Souveränität gegenüber dem Staat. So ist die amtliche Sprache in
Genf Französisch, in den rätischen Dörfern rätoromanisch. Damit kann sich jeder
Schweizer seine lokale Eigenart bewahren und pflegen. Die engere
Legislative – neben dem Wahlvolk - besteht aus zwei Kammern: aus dem Ständerat,
wo jeder Kanton zwei Vertreter stellt; und aus dem Nationalrat, in dem die
Delegierten der Parteien sitzen. Die zwei Kammern zusammen, die „Vereinigte
Bundesversammlung“ wählt die sieben Bundesrätinnen/Bundesräte für ein Jahr,
welche die Regierungsgeschäfte führen. Eine/r den Bundesrätinnen/Bundesräte
wird sukzessive zum Bundespräsidenten gewählt, die/der dann für ein Jahr den
Vorsitz im Bundesrat übernimmt. Traditionsgemäß werden die schon einmal
gewählten Bundesräte jährlich wiedergewählt, bis sie aufgrund des Alters oder
wegen Krankheit freiwillig zurücktreten. Weil die Regierung eine
Konkordanz-Regierung ist, wo alle größeren Parteien vertreten sind, bleibt ein
gleichbleibender Trend erhalten. Die kleine Repräsentantenzahl im Bundesrat
verhindert die Fraktionsbildung innerhalb der Regierung. Beschlüsse der
Exekutive unterliegen der Volksabstimmung oder das Volk kann gegen die
Beschlüsse des Parlaments die Volksabstimmung (Referendum) verlangen. Dieser
Staats- und Regierungsmodus wird, mit Recht, von vielen als musterhafte
Demokratie betrachtet und die heutige Schweizer Verfassung ist vielleicht die
gerechteste Konstitution der Weltgeschichte. Müsste eigentlich als ein Beispiel
dienen für Staaten, in denen verschiedene Nationen, Sprachgruppen und
Religionen zusammenleben. aus eigenem Interesse und Notwendigkeit als
Wehrgemeinschaft für das Karpatenbecken zusammenschließen. Die Zeit drängt. In
geschichtlich kurzer Zeit ballt sich auf der eurasischen Steppe eine neue
Bedrohung zusammen: die wiedererwachten Turkvölker und vom Süden her die
Araber. Gegen diese mächtige Bedrohung können sie das Karpatenbecken und sich
selbst nur gemeinsam verteidigen. Als Kleinstaaten werden sie bald in ihrer
bloßen Existenz bedroht sein!
Wenigstens auf dem
Balkan, auf der meistbedrohten Südostflanke Europas, hätten die Sieger einen
Ersatz für Byzanz schaffen müssen, wenn sie schon die zweite Verteidigungslinie
des ungarischen Staates zerstückelten. Griechen, Makedonier, Bulgaren und
Serben gehörten einst zu dieser byzantinischen Bastion. Die gemeinsame Religion
und die Parallelitäten in der Geschichte dieser Völker hätten eigentlich zu
einem Staatenbund ausgereicht. Die martialischen Serben und Bulgaren würden den
eher verblühten Griechen und Rumänen genug Halt für die Selbstbehauptung in
diesem südöstlichen Angelpunkt Europas geben können.
Stattdessen wurden
in das, zum serbisch-kroatisch-slowenischen Königreich vergrößertem Großserbien
mehrere Völker mit ähnlichen Sprachen, aber verschiedenen Religionen und
Kulturen hineingepfercht, die sich seit Jahrhunderten bekämpften. Außerdem
bestand ein unüberwindbares ökonomisches Gefälle zwischen den zwei nördlichen
Bundesgenossen Slowenien und Kroatien und dem übrigen Rest. Kein Wunder, dass
beim nächsten europäischen Konflikt dieser Staat auseinanderfiel und die
Bundesgenossen wider Willen begannen einander totzuschlagen.
Nach ihrem Putsch
in Sankt Petersburg machten sich die Bolschewiken daran, jegliche Opposition zu
eliminieren. Schließlich waren sie die einzige Partei, die über eine Armee, die
Rote Armee, verfügte. Bei den ersten und letzten freien Wahlen, die unter ihrer
Herrschaft abgehalten wurden, erhielten die Sozialrevolutionäre, eine linksliberale
Gruppierung, die absolute Mehrheit. Die Bolschewiki bekamen nur knapp über 20
Prozent der Stimmen. Die frei gewählten Volksvertreter kamen zu einer
gesetzgebenden Versammlung zusammen, sprachen aber nicht nach Geschmack der
Bolschewiki. Daraufhin ließ Trotzki die Versammlung durch die Rote Armee
auflösen und sandte die Konkurrenzparteien nach eigener Dialektik auf den
„Kehrichthaufen der Geschichte“. Die Opposition ließ sich nicht so leicht
vertreiben, so tobte noch jahrelang ein Bürgerkrieg. Die Antikommunisten wurden
eher schlecht als recht von den Ententestaaten unterstützt.13 13Weil Russland mit der bolschewistischen
Revolution aus der Entente ausgeschieden ist, teilten die Ententestaaten
Russland unter sich auf. Großbritannien erhielt Nordrussland und das Baltikum,
Frankreich das südliche Russland und den Kaukasus, Japan und die USA teilten
sich Sibirien. Von den Weißen konterrevolutionäre verlangten die Ententestaaten
für die Unterstützung die Schürfrechte der russischen Ressourcen für sich. Quasi
die Kolonisation Russlands! Sie fanden aber keinen aufständischen Weißenführer,
der ihre Forderung akzeptiert hätte. Daraufhin stellte die Entente die
Waffenlieferungen ein und überließ Russland den Bolschewiken. Die Bolschewiken fanden Unterstützung bei
einigen New Yorker Bankhäusern.14 14Lenin
erklärte den Dollarfluss den eigenen Genossen einfach: „Die Kapitalisten werden
uns den Strick liefern, mit dem wir sie aufknüpfen werden.“ Die Bolschewiken hatten noch den Vorteil,
dass sie die Landesmitte beherrschten, wo die Rüstungsindustrie angesiedelt
war. Die Weißen Antikommunisten wandten sich nicht allein gegen die
Bolschewiken, sie bekriegten auch die Unabhängigkeitbestrebungen der
Nationalitäten und vergeudeten ihre Kräfte oft an zwei Fronten. So verschossen
sie bald ihre Ententemunition, danach blieb ihnen nur die Flucht ins Ausland
übrig. Dem Bürgerkrieg folgte schreckliches Elend und Hungersnot. Im Winter
1921-22 verhungerten mehrere Millionen. Die Roten konnten ihre Herrschaft durch
Terror festigen und herrschten über das Russische Reich samt seinen Kolonien
allein.
Nur der
Besonnenheit und Kompromissbereitschaft der Politiker und des Militärs im
Nachkriegsdeutschland ist es zu verdanken, dass hier kein Bürgerkrieg entfacht
wurde. Die von den Fronten intakt heimgeführte Armee zerschlug nach einigen
Tagen den Berliner Aufstand der bolschewistischen Spartakisten und die
Räterepublik in München. Dann ordneten sich die Armeeführer der neuen
sozialdemokratischen Regierung unter.
Wenn die Völker
nach der Wilson-Trotzki Theorie über ihre nationale Zugehörigkeit selbst hätten
bestimmen können, hätte sich das freiheitliche Staatsideal des abendländischen
Zeitgeistes in Europa ausgebreitet und für eine lange Friedenszeit gebürgt. Das
Friedensdiktat teilte die Völker jedoch in Sieger und Besiegte und säte so
bereits den Samen für den nächsten Weltkrieg.
Liberalismus und
Nationalismus sind Blutsbrüder nur zusammen existent, gleich wie feindlich auch
die Beiden gegenüberstehen. Der mittelalterliche Untertan konnte seinen König
oder seinen Feudalherren lieben oder hassen. Der liberale Bürger ist dagegen
auf seine Heimat, auf seine Nation eingeschworen, und zwar absolut. Der
Untertan konnte zu einem anderen Feudalherrn überlaufen, wie der Bürger seine
Partei, seine politische Überzeugung, seine Konfession wechseln kann, nicht
aber seine nationale Identität. Ein Russe oder Franzose kann wohl
amerikanischer Staatsbürger und loyaler Amerikaner werden, im Herzen aber
bleibt er eben Russe oder Franzose. Liberalismus und Demokratie sind
Zeiterscheinungen in der ersten Lebensphase einer Zivilisation. Der
Nationalismus aber sitzt tiefer in den Menschen. Der Nationalismus ist ein
Reflex, welcher in jedem Menschen mal als Patriotismus, mal als Chauvinismus
vorhanden ist. Die nationale Souveränität oder nur das nationale Prestige zu
wahren, ist für die Zeitgenossen wichtiger als ihre Religion, die Demokratie
oder die Staatsräson. Der Nationalismus ruft als Lokalpatriotismus Zehntausende
in die Fußballstadien, oder macht aus einem Juden in der Diaspora, der
eigentlich ein Kosmopolit ist, den schärfsten Befürworter des Judenstaates. So
ist es zu begreifen, dass gerade in Italien, in einem der Siegerstaaten, eine
neue Regierung zur Macht kam, welche statt des Liberalismus, die zweite
Strömung des Zeitgeistes, den Nationalismus auf seine Fahne schrieb. Behielt
die freie soziale Marktwirtschaftsordnung, was schlechthin das produktivste
Ökosystem aller Zeiten ist. Führte aber in der Staatsräson die soziale Diktatur
ein, um zu verhindern, dass der freie Geldverkehr der freien sozialen
Marktwirtschaft in wilden Turbokapitalismus ausartet. Ein Lehrer namens Benito
Mussolini15 15Mussolini
Benito 1883-1945. Duce - Führer der Partito Nazionale Fascista - Nationale
Faschistische Partei. Von 1922 bis 1943 Ministerpräsident. Nach seinem Sturz
und seiner Internierung wurde er von deutschen Fallschirmjägern befreit. Rief
die Republica Sociale Italiana – Italienische Sozialistische Republik aus und
wurde ihr Präsident. Nach dem Zusammenbruch 1945 von kommunistischen Partisanen
gefangengenommen und erschossen. gründete nach dem Krieg den Verband der Frontkämpfer. Aus diesem Verband
erwuchs bald die Partito Nationale Fascista, die sich als kontroverse Bewegung
zum Kommunismus, aber auch zur liberalen Politideologie profilierte. Der Duce
Mussolini versprach seiner Gefolgschaft die Renaissance von Ruhm und Glanz
ihrer römischen Vorfahren. Im Herbst 1922 organisierte er den Marsch auf Rom.
In der Hauptstadt verlangten seine Anhänger, ihn als Regierungschef
einzusetzen, bis der König einwilligte. Als Ministerpräsident waltete er recht
erfolgreich. In seiner Ratio waren Staat und Regierung Vermittler, der höchste
Schiedsrichter zwischen Kapital, Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Er nahm die
Banken an die Kandare, stoppte die Inflation und stabilisierte die desolaten
Staatsfinanzen. Verpflichtete die Tagediebe zur Arbeit und regte die
Bautätigkeit an. Verpflichtete Arm und Reich sich für das Wohl Italiens
einzusetzen.
Der Kongress der
Vereinigten Staaten von Amerika, mit dessen Unterstützung die Ententestaaten
den Krieg gewannen, seine Ideale aber, für die sie ihre Söhne in den Kampf
schickten, bei den Friedensverhandlungen völlig ignoriert wurde,16 16Bei den Pariser Friedensdiktaten wurden
Wilsons Postulate von dem Selbstbestimmungsrecht der Völker oder Frieden ohne
Sieger, von dem Sieger weitgehend ignoriert. Er verließ vorzeitig die
Verhandlungen. Auch die Legislative der Vereinigten Staaten ratifizierte nie
die Pariser Abmachungen und verweigerte den Beitritt zum Völkerbund. schloss im Sommer 1921 einen
Separatfrieden mit seinen ehemaligen Gegnern: Deutschland, Österreich und
Ungarn.
Im gleichen Jahr
reduzierten die Sieger ihre Reparationsforderungen auf 132 Milliarden Goldmark.
Die Weimarer Regierung konnte auch diesen reduzierten Kriegstribut nur mit
Verspätung und vor allem aus amerikanischen Anleihen bezahlen. So besetzten
Frankreich und Belgien das Ruhrgebiet, um den Ernst ihrer Forderung zu
verstärken. Das passte wieder den Angelsachsen nicht. Sie fürchteten, damit den
Deutschen-Staat völlig in den Bankrott zu treiben oder sogar dem Bolschewismus
auszuliefern. Dann hätten sie womöglich alle ihre Forderungen in den Kamin
schreiben können. So machte es mehr Sinn für die Besetzer, das Ruhrbecken zu
räumen.
Das Sowjetreich und
Deutschland schlossen im April 1922 Frieden in Rapallo, wobei beide Staaten auf
Reparationsforderungen verzichteten. Anscheinend rechneten die Sowjets immer
noch damit, dass Deutschland sich bald dem Bolschewismus zuwende.
Um aus der Isolation
herauszukommen, erkannte das Deutsche Reich auf der Konferenz in Locarno im
Herbst 1925 ihre Westgrenzen zu Frankreich und Belgien endgültig an. Dafür
wurde die Weimarer Republik im Völkerbund aufgenommen. Über die Bereinigung der
Ostgrenzen mit Polen und der Tschechoslowakei wurde ein internationales
Schiedsgremium oder Gericht vorgeschlagen, kam aber nie zustande.
Polen, das
Baltikum, sowie Deutschland gehören der gleichen abendländischen
Kulturgemeinschaft an. Evident, dass die gefährlichere Bedrohung für Polen, wie
für die baltischen Völker vom Osten, also von einem fremden politischen System
her, kommt! Für Deutschland oder jeden anderen Staat ist es ebenfalls
vorteilhafter, eine Bedrohung an den Grenzen des Nachbarstaates abzuwehren.
Wenn der Feind an den eigenen Staatsgrenzen steht, ist es meistens schon zu
spät. Den baltischen Staaten und Polen wurden klar, dass sie die stets
wachsende sowjetische Bedrohung alleine nicht abwehren konnten. Die
willkürliche Grenzziehung zu Ungunsten Deutschlands, schloss diesen natürlichen
Verbündeten für Polen aus. Die Finanz- wie Wirtschaftslage in Großbritannien und
in Frankreich,17 17Weder
Großbritannien noch Frankreich waren einem so globalen Krieg, wie dem
Weltkrieg, finanziell gewachsen. Ohne finanzielle Unterstützung der Vereinigten
Staaten hätten sie schon den ersten Weltkrieg nicht durchstehen können. vor allem aber die allgemeine
Kriegsmüdigkeit, ließen außer verbaler Unterstützung auch von dieser Seite
nichts mehr erhoffen. In Estland stürzten die Bolschewiken Ende 1924 fast die
legitime Regierung. Darauf nahm die Rechte das Ruder in die Hand. In Polen war die
Mehrheit mit der gemäßigten Militärdiktatur einverstanden, die hier Marschall
Pilsudski18 1926
einführte. Schließlich war das Land von zwei Seiten her gefährdet.18Piłsudski Josef Klemens 1867-1935
Polnischer Marschall und Politiker, diente seinem Land als Soldat, in
verschiedenen hohen Staatspositionen und zuletzt als Staatschef.
Seinerzeit, um
Griechenland in den Krieg hineinzuziehen, sprach die Entente alle von den
Griechen bewohnten Teile Anatoliens den Griechen zu. Nach dem Zusammenbruch des
Osmanischen Reiches besetzten die Griechen zusammen mit Ententetruppen große
Teile die europäische Türkei und Teile der anatolischen Westküste. Derweil merkten
die britisch-französischen Friedensmacher jedoch, dass sie die Türkei nicht
weiter paralysieren dürfen. Sie brauchten die Türken im Nahen Osten als Damm
gegen Sowjetrussland. Sie taten nichts, als gegen die griechischen Okkupanten
ein Aufstand losbrach und Kemal Pascha19
19Kemal Pascha, Kemal Mustafa 1881-1938. Atatürk - Vater der Türkei.
Militärischer Führer des Aufstandes gegen die Entente-griechische Besetzung der
Türkei. Später Staatspräsident. Begann die Türkei zu modernisieren. die griechische Armee samt der griechischen
Bevölkerung, die seit Urzeiten hier ansässig war, vertrieb. So blieben die
Griechen die Dummen und hatten das Nachsehen aus der Entente - Allianz. Eine
große Umsiedlungsaktion begann. Griechen, Türken und Bulgaren wurden aus der Diaspora
in ihre Nationalstaaten umgesiedelt. Damit wurde wenigstens die
Landeszugehörigkeit in ethnischem Sinne geregelt. Der Lausanner Frieden von
1923 bestätigte dann den Status quo der Region. Das hieß aber auch, dass
Arabien für die Türkei endgültig verloren war.
Bei der
Zerschneidung Arabiens wurden die arischen Kurden, die weder Türken noch Araber
sind vergessen. Ihr Siedlungsgebiet wurde unter der Türkei, dem Irak, dem Iran
und Syrien aufgeteilt, obwohl dieses tapfere Volk seit Jahrhunderten für einen
souveränen Kurdenstaat kämpfe.
Als Europa sich zu
zerfleischen begann, fing der Abstieg der Kolonialmächte an. Indien rebellierte
schon seit einigen Jahren gegen die britische Herrschaft. Ägypten war die erste
britische Kolonie, die 1922 in die Unabhängigkeit entlassen wurde. Das
britische Militär blieb trotzdem im Lande, um den Suezkanal zu kontrollieren.
Fünf Jahre nach dem Osteraufstand bekam Irland die Autonomie, wurde aber vorher
geteilt. Der mehrheitlich protestantische Nordosten der Insel blieb bei
Großbritannien. Im katholischen Süden wurde die Republik Irland ausgerufen und
von Großbritannien getrennt, doch vorläufig musste es noch im British
Commonwealth bleiben.
Nach Lenins Tod
entledigte sich Stalin20 20Stalin
Dschugaswili Josif Wissarionowitsch 1879-1953. Zuerst drittrangiges Mitglied in
Lenins Sowjetkabinett. Ab 1927 setzte er sich gegen seine Rivalen durch und
wurde Alleinherrscher über Sowjetrussland. aller seiner Kontrahenten und wurde von 1927 bis
zu seinem Tode einer der mächtigsten Diktatoren der Weltgeschichte. Als
würdiger Nachfolger vollendete er Lenins Zerstörungswerk an der russischen
Seele, dem Staat und zuletzt an der Wirtschaft, zuletzt das Rückgrat der Nation das spärlich vorhandene Bürgertum,
als er alle unternehmerischen Erwerbstätigkeiten verbat.21 21Der
Bäcker um die Ecke wurde als Ausbeuter verunglimpft und wenn er zusätzlich noch
Pech hatte, kam er samt seiner Familie ins Arbeitslager. Andere Handwerker,
Schuster oder Coiffeure, die mehr Glück hatten, mussten ihr Geschäft in eine
Genossenschaft einbringen. Angeblich sollte so ein Großbetrieb rationeller
arbeiten als der Quartierschuster. Dafür musste der Zeitgenosse zum Haare
schneiden kilometerlange Wege in Kauf nehmen. Zuletzt mussten die Bauern ihr
frisch zugeteiltes Land in die kollektiwnoje chosjastwo, kurz Kolchose oder
Kollektivwirtschaft einbringen.
Im Abendland waren
die harten Kriegsjahre vorbei. Diejenigen, die den Krieg überlebt hatten,
holten alles nach, was sie in den letzten Jahren verpasst hatten. Es war eine fröhliche
Zeit auf Bällen, in der Mode und fürs Vergnügen. Die Fortschritte, die die
Technologie während des Krieges gewann, konnte man für den Frieden ummünzen,
somit begann auch die Wirtschaft zu florieren. Ford22 22Ford
Henry 1863-1947.Amerikanischer Industrieller. Erbauer der ersten günstigen
Volksauto- Serie.
produzierte als erster Automobile am Fließband. Bald folgten andere
Industriezweige seinem Beispiel, der Serienproduktion. Vor allem in Amerika
erblühte eine bisher ungeahnte Konjunktur. Man nannte dort diese Zeit „The
Roaring Twenties“, in Deutschland die Goldenen Zwanziger Jahre.
Philosophen und
Wirtschaftstheoretiker liefern diverse Erklärungen. Warum treten in der freien
Marktwirtschaft immer wieder Fluktuationen und Störungen auf? Warum folgen auf
eine Konjunktur von Zeit zu Zeit Krisen? Die plausibelsten Erklärungen
beschuldigen diejenigen Wirtschaftskapitäne, die ihre Produktion nicht
rechtzeitig auf marktkonforme Waren umstellen. Andere die Banken, die höhere
Zinsen fordern, als es das Wachstum der Realwirtschaft zulässt. Wieder andere
das Spekulationskapital, welches die Aktienkurse bis zum Zerplatzen in die Höhe
treibt und gleichzeitig die Investitionen in der wert erzeugenden
Realwirtschaft vernachlässigt.23 23Ein
Zeitungsartikel von 1996 macht dem Management einer solventen, werterzeugenden
Schweizer Firma Vorwürfe, dass sie in diesem Jahr aus ihrem Betrieb nur 1,8
Prozent Gewinn herausholten. Der Schreiber des Artikels, ein Finanzjongleur
brüstet sich mit Geldschiebereien 8-10 Prozent Gewinn einzustreichen.
Während des Krieges
brachten die meisten Aktien gute Gewinne. Die dem Krieg folgende Konjunktur
steigerte noch die Nachfrage für Wertpapiere. Die Banker köderten die Willigen
mit billigzinsen zu Aktienkauf. Innert kurze Zeit stiegen die Wertpapierpreise
über ihre eigentlichen Werte. Jetzt erhoben die Banker die Zinsen der
Billigzinsen auf 20%. Diese Wucherzinse konnten die Meisten nicht zahlen und
wollten ihre Aktien loswerden. An einem Freitag im Herbst 1929 begannen an der
Wall Street die Aktienkurse zu fallen.24 Bald auch in London, Berlin und Paris. Die Weltwirtschaftskrise war da.
Vakante Betriebe mussten scharenweise schließen. Für die nächsten Jahre blieben
Millionen ohne Arbeit. 24 Schwer zu sagen, wie weit diese Krise geplant war. Doch die Geldoligarchie
konnte die gefallenen Aktien günstig aufkaufen.
Demokratie und
freie Marktwirtschaft bedingen einander, zusammen bilden die Grundlage der
Plurale Gesellschaftssystems. Nur eine florierende freie Wirtschaft schafft die
Existenzgrundlage für eine Staatsform, die dem Individuum weitgehende
Freiheiten und Entfaltungsmöglichkeiten einräumt; und dies ist eben die
Demokratie. Nach diesem Schwarzen Freitag vermuteten viele das Ende des kaum
begonnenen liberalen Zeitalters. Rechte Ideologien boten einen Mittelweg
zwischen Bolschewismus und Liberalismus an. Allmählich setzte sich in den
meisten der europäischen Staaten ein eher autoritärer als demokratischer
Regierungsmodus durch. Der Duce schaltete die Opposition endgültig aus. In
Italien herrschte die Einheitspartei der Faschisten. Österreichische
Staatsmänner experimentierten mit dem Ständestaat, den ihr Landsmann, der
Philosoph Otmar Spann empfahl. In Griechenland, Jugoslawien, Portugal und
Spanien wechselten die Regierungen zwischen Diktatur und Demokratie hin und
her.
Trotz des
verlorenen Krieges und allen Schwierigkeiten waren die Deutschen in den 30er
Jahren immer noch eine aufstrebende Nation in der Fülle ihrer nationalen
Entfaltung. Die Krise, die mehr als 6 Millionen Arbeitslose brachte, kam vom
Ausland, von den Siegerstaaten, die die nationale Demütigung nach dem
verlorenen Krieg aufzwangen. Der Bürger musste sich an eine starke Hand wenden,
welche das Land aus der Misere führen würde. Dass die starke Hand zuerst einmal
die Opposition ausschalten werde, musste in Kauf genommen werden. Das
Redetalent Hitler25 25Hitler
Adolf 1889-1945. Deutsch-österreichischer Politiker. Durch sein rhetorisches
Talent schaffte er es, aus einfachen Verhältnissen kommend, zum Kanzler und
Führer Deutschlands aufzusteigen. Als Führer besaß er mehr Macht als, je ein
anderer deutscher Herrscher in der Geschichte. Hitler musste wohl telepathische
Fähigkeiten besessen haben. Bei einer Begrüßung schaute er seinem Gegenüber
tief in die Augen. Das genügte! Die Meisten wurden dabei seine Anhänger.
Eigentlich wollte er Architekt werden. Als der Krieg ausbrach, meldete er sich
freiwillig zu den Waffen, wie so viele seiner Altersgenossen. Während des
Krieges erhielt er -unter anderen Auszeichnungen- das Eiserne Kreuz. Die
deutsche Kapitulation traf ihn im Lazarett; halb blind von einem Gasangriff.
Nach dem Krieg im Jahre 1919 besuchte Hitler eine Versammlung der Deutschen
Arbeiterpartei in München, dort fasste er den Entschluss, Politiker zu werden
und trat dieser Partei bei. Sein Redetalent machte ihn innerhalb von zwei
Jahren zum Parteivorsitzenden. Gleichzeitig wurde die Partei zur
Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei umbenannt. Seine Partei
unternahm 1923 einen Putschversuch gegen die Bayerische Regierung. Dafür bekam
Hitler fünf Jahre Festungshaft. Hier hatte er Zeit, seine Ideologie
niederzuschreiben und unter dem Titel „Mein Kampf“ herauszugeben. Nach einem
Jahr Haft wurde ihm die restliche Strafzeit erlassen. Er gründete seine Partei
neu. Als Triebfeder der Partei hielt er jahrelang Reden und schüttelte Hände,
bis ihm die Machtergreifung gelang.
entwarf eine
passende Ideologie, welche Nationales und Soziales verband und von der
Arbeiterschaft, wie vom Bürgertum akzeptiert werden konnte. In den Wahlen im
Juli und November 1932 wurde seine Partei, die Nationalsozialistische Deutsche
Arbeiterpartei mit 33 Prozent der Stimmen die stärkste Partei im Reichstag.
Nach langen Verhandlungen wurde Hitler zum Reichskanzler ernannt. Er bildete
sein Kabinett zusammen mit der Deutschnationalen Volkspartei. Die Kluft
zwischen Links- und Rechtsparteien war schon so tief, dass die Kommunisten die
neue Regierung mit dem Anzünden des Reichstagsgebäudes begrüßten. Darauf erließ
Reichspräsident Hindenburg26 26Hindenburg
Paul von Beckendorf. 1847-1934. Deutsche Feldmarschall, ab 1925
Reichspräsident. die
Notstandsgesetze und verbot die Kommunistische Partei (KP). Die Rechtsregierung
verlangte weitgehende Machtbefugnisse. Der Reichstag nahm daraufhin die
Ermächtigungsgesetze mit großer Mehrheit an. Diese erlaubten der Regierung
Gesetze zu erlassen, ohne sie vorher vom Parlament gutheißen zu lassen. Der Weg
für den Einparteienstaat der Nationalsozialisten war frei. Diejenigen, die
diese Alleinherrschaft gefährdeten, kamen ins Arbeitslager. Die Arbeitslosen
bekamen eine Schaufel in die Hand, gleich ob der Betreffende Akademiker,
Friseurgeselle oder Hilfsarbeiter war. Sie wurden für Meliorationsarbeiten bis
zum gerade begonnenen Autobahnbau eingesetzt.27 27Die
Demokratie darf einem Arbeitslosen nur eine zumutbare Arbeit anbieten, auch
wenn der Staat dabei ökonomisch zugrunde geht. Der Kleinbürger Hitler, der nach dem Tode
Hindenburgs zum Führer avanciert war, begann Deutschlands Vorkriegsstatus
wiederherzustellen.
Laut den Pariser
Friedensverträgen stand im Jahre 1935 die Volksabstimmung im Saargebiet an. Die
Bewohner des Saarlandes durften darüber entscheiden, ob sie zu Deutschland oder
zu Frankreich gehören wollten. Die große Mehrheit, 91 Prozent stimmte für
Deutschland. Frankreich räumte das Saarland. Hitler wagte nun die Einführung
der allgemeinen Wehrpflicht und die Verabschiedung der Nürnberger Gesetze.28 28Das Reichsbürgergesetz entzog
Fremdrassigen, neben anderen auch Juden, das deutsche Bürgerrecht. Das Gesetz
zum Schutze des deutschen Blutes verbot die Heirat zwischen Fremdrassigen und
Deutschen. Frankreich
stand kurz vor der Volksfrontregierung. Deutschland nutzte das politische Chaos
in Paris aus und besetzte 1936 das rechte Rheinufer, welches nach den
Versailler Verträgen entmilitarisierte Zone war.
Italien besetzte
von seinen Kolonien Eritrea und Somalia aus Abessinien. Der Negus.29 29Négus, Hajle Selassié (1892-1975) Kaiser
von Äthiopien (Négus Negesti: König der Könige, Kaiser) floh zu den Briten, welche dann einen riesigen
politischen Wirbel im Völkerbund machten. Eben Quod licet Jovi, non licet bovi.30 30Quod licet Jovi, non licet bovi. - Was der
Jupiter darf, darf der Ochse nicht. Wenn Großbritannien die halbe Welt kolonialisiert, darf Italien noch lange
nicht das Gleiche tun! Mussolini hatte sich aber rechtzeitig durch einen
Kolonien-Ausgleich mit Frankreich und durch die Römischen Verträge mit
Österreich abgesichert.
Die Völker
Iberiens, die vom Weltbrand verschont geblieben waren, mussten sich nach dem
Krieg zwangsläufig für eines der Systeme entschieden, die nach dem Krieg
entstanden waren. Da für die iberische Demokratie die wirtschaftliche Basis
fehlte, blieb nur die Wahl zwischen Kommunismus und Faschismus übrig. Jede der
Wahlen brachte ein anderes Resultat. Hier bekamen die Rechten die Mehrheit,
dort die Demokraten, die Linken oder die Anarchisten. Spanien wurde 1931 eine
Republik. Der König ging in Exil, ohne abzudanken. Bei den Wahlen zwei Jahre
später bekamen in ländlichen Gebieten die nationalen Parteien die Mehrheit, in
den Städten walteten die Linken. Im Sommer 1936 entsagte das Militär in
Spanisch-Marokko seinen Gehorsam der linken Madrider Regierung gegenüber. Ein
paar Tage später bildete sich in Südspanien eine Gegenregierung gegen die
Sozialisten in Madrid. Ihnen kamen die aufständischen Truppen von
Spanisch-Marokko zu Hilfe und marschierten gemeinsam gegen Madrid. Damit begann
der Bürgerkrieg zwischen Antimarxisten und Antifaschisten.
Die Kommintern31 31Die Kommintern war die Dachorganisation
aller kommunistischen Parteien mit Sitz in Moskau, mit dem Ziel, die
kommunistische Weltrevolution in alle Länder der Erde hineinzutragen. Die
Volksfront, in der linke und liberale Parteien gemeinsam die Regierung
stellten, war eines ihrer trojanischen Pferde, mit dem sie die Macht an sich reißen
wollten. Die Sowjets sahen im Faschismus den gefährlicheren Gegner. Daher
beschloss die Kommintern den Kampf gegen den Faschismus mit den
kapitalistischen Staaten -damit waren die abendländischen Demokratien gemeint-
gemeinsam anzutreten.
rekrutierte in der ganzen Welt mehrere zehntausend linke Freiwillige, um
Spanien in seinem Lager zu halten. Mit dem Internationale Brigaden kamen zuerst
einmal 2000 Sowjetkommissare, 16 Flugzeuge und 400 Sowjetpanzer zu Hilfe für
die Zentralregierung, so geriet Madrid unter Moskaus Gängelband. Die
aufständischen Nationalen wurden von Italien mit Waffen und Munition versorgt.
Außerdem kämpften einige italienische Freiwilligenverbände auf der Seite der
Falange.32 32Falange
Española Tradicionalista. Antikommunistische Bewegung Spaniens, zuletzt
Staatspartei Spaniens.
Hitler und Mussolini vereinbarten im Jahre 1936 die wirtschaftliche
Zusammenarbeit ihrer Staaten und die gemeinsame Unterstützung der spanischen
Aufständischen. Bei der Unterzeichnung des Vertrages sprach Mussolini von der
Achse Berlin-Rom. Seit dieser Rede wurden die Antikomminternstaaten auch
Achsenstaaten genannt. Nach
Abschluss des Achsenvertrages entsandte Hitler 1936 die Legion Kondor. Die
Legion Kondor war eine freiwillige Flieger- und Panzereinheit, welche zum Sieg
der Antimarxisten entscheidend beitrug. Der Bürgerkrieg endete im Frühjahr
1939. Franco,33 33Franco
Bahamonde, Francisco 1892-1975. Spanischer General der Aufständischen gegen die
Marxisten. Nach dem Sieg, Staatschef und Caudilio - Führer Spaniens. der kommandierende General der
Aufständischen wurde Regierungschef.
In Portugal
etablierte sich seit 1928 eine nationale Republik, die das Land aus dem
Spanischen Bürgerkrieg und aus dem zweiten Weltkrieg heraushalten konnte.
Weder Deutschland
noch Italien hatten Interesse an Asien. Sie strebten aber die gleiche nationale
Neuordnung Europas beziehungsweise des Mittelmeerraumes an, wie sie Japan in
Asien verwirklichen wollte. Als sich die Verständigung zwischen Moskau und der
Rooseveltadministration anbahnte, schlossen in Rom Italien, Deutschland und
Japan 1937 das Antikommintern-Abkommen ab, was 1940 als Dreimächte- Abkommen
oder Dreierbund bekräftigt wurde. Dann traten die Verbündeten Deutschlands und
Japans bei: Spanien, die Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Kroatien,
Mandschuko.34 34Mandschuko
hieß die Mandschurei unter japanischem Protektorat. Diese Staaten bildeten im Krieg die
Achsenmächte.
Das fleißige Volk
der Chinesen schaffte den Sprung ins 20. Jahrhundert nicht so schnell wie die
Japaner. Im Besitz der technischen Überlegenheit des Abendlandes, konnte Japan
Ende des 19. Jahrhunderts seinen Einfluss über Taiwan, etwas später über Korea
auszudehnen. Als die europäischen Kolonialmächte China nach dem Boxeraufstand35 35Boxeraufstand. Aufstand der Chinesen gegen
fremde, abendländische Hegemonien im Jahre 1900. Wurde von den damaligen
Großmächten gemeinsam niedergeschlagen. unter sich aufteilten, bekam auch Japan seinen
Anteil. Kurz nach der Jahrhundertwende, im Russisch-Japanischen Krieg, vertrieb
Japan die Russen aus Südsachalin und Port Arthur. Im Ersten Weltkrieg schlug
sich Japan an die Seite der Entente. Dafür wurde es mit den Mariannen- Inseln,
den Karolinen- Inseln und den Marschallinseln, sowie den deutschen Besitzungen
in China belohnt. Die Chinesen protestierten gegen Japans
Kolonisationsbestrebungen es kam zu zahllosen Straßenkundgebungen. Der fremde
Einfluss, die fremde Ideologie und der nationale Stolz mündeten zuletzt in
einem Bürgerkrieg in China. Die nationale Zentralregierung musste gegen die,
von den Sowjets unterstützten Kommunisten und gegen Japans imperiale
Bestrebungen einen Zweifrontenkrieg führen. Japan besetzte 1931 die Mandschurei
und versuchte möglichst viel von dem durch Bürgerkrieg geplagten China zu
erobern, bevor das zwanzigmal größere China erwachen würde. Weder Japan noch
die Europäer merkten, dass die Zeit der Kolonisationen, wie es bisher
praktiziert worden war, bald ablaufen würde. Japans imperiale Politik missfiel
den Angelsachsen. Sie wollten Japan zuerst zu einem Flottenabkommen überreden,
wobei letzterer nur eine viel kleinere Flotte zugedacht war, als sie selbst
besaßen. Japan verließ die Konferenz. Der Konsensus mit den Angelsachsen war
dahin.
Sowjetrussland
belegte und beherrschte ein Sechstel der Erdoberfläche. Es war schon allein
dadurch eine Großmacht. Selbstverständlich suchten auch die Sowjets
Kombattanten. Die Kuomintang,36 36Die
Kuomintang; linksnationale Einheitspartei Chinas. Stand gerade im Krieg mit
Japans Nationalismus um die Suprematie über Ostasien. Dein Feind ist mein
Feind; führte China und die Angelsachsen zusammen. Dass dabei beide Seiten ein
Auge zudrücken mussten, kam auch mal in der Politik vor. die linksnationale Partei Chinas, wurde
als einzige nichtkommunistische Partei in die Kommintern aufgenommen. Verdeckt
unterstützten aber die Russen die Kommunisten, die Bürgerkriegsgegner, die mit
ihnen verbündete chinesische Regierung. Bald mussten die Chinesen feststellen,
dass die Sowjets Satelliten und nicht Verbündete brauchten. Die europäischen
Nachbarn der Sowjetunion fürchteten aus dem gleichen Grund die Freundschaft der
Sowjets mehr, als sie sich von ihren eventuellen Feinden fürchteten. In diesen
Ländern, um dem sowjetischen Einfluss zu begegnen, herrschten nationale eher
rechtstrendige Regierungen. Diese standen prinzipiell den Achsenmächten näher
als den abendländischen Demokratien. Die absichtlich gelegte und geschürte
deutsch-polnische Rivalität verhinderte aber jegliche Annäherung zwischen Polen
und den Achsenmächten.
Zu Beginn des 20.
Jahrhunderts wurden die Vereinigten Staaten die stärkste Wirtschaftsmacht der
Zeit. Logischerweise wählte die supranationale Finanzwelt, die jeweils
mächtigste Wirtschaftsmacht zu seinem Hauptsitz aus. Folglich wanderte der
harte Kern der Weltfinanzmacht, der bis zur Jahrhundertwende von London-City
aus jonglierte, über den Atlantik nach New York hinüber. Damit wanderten auch
die Kriegsschulden der europäischen Staaten nach Amerika. So wurde Europa, vor
allem Frankreich und Großbritannien samt ihren Kolonien und Kronländer zu
Anhängseln Amerikas. Außer den englisch sprechenden Völkern gehörten
Frankreich, Belgien, Dänemark, Luxemburg, die Niederlande und Norwegen mit
ihren parlamentarischen Systemen zu diesem, zeitkonformsten, liberalen
Atlantischen Block. Dieser war durch Amerikas ökonomischer Überlegenheit auch
der stärkste Bund der Zeit. Die Schweiz und Schweden konnten ihr
parlamentarisches Staatswesen und ihre Neutralität während des Krieges -nur
wegen ihrer günstigen geografischen Lage- aufrechterhalten; sie waren
blockfrei.
Im Zweiten
Weltkrieg kam es fast zu den gleichen Allianzen, wie während des Ersten
Weltkrieges. Nur Italien und Japan wechselten zum Gegenlager über. Außerdem
änderte sich die Mitwirkung der Vereinigten Staaten: im ersten Weltkrieg stieg
Amerika auf Bitten der Ententestaaten ein, allerdings mit tatkräftiger
Nachhilfe Wilsons und Washingtons Hintergrundmacht. In den Zweiten Weltkrieg
wurden Großbritannien, Frankreich und Polen von Roosevelt37 hineinmanövriert. 37Roosevelt Franklin Delano
1882-1945. Ab 1933 bis 1945 Präsident der Vereinigten Staaten. Um diesen
Kriegspräsidenten auf seinem Posten zu halten, wurde die amerikanische
Verfassung angepasst! So wurde Roosevelt viermal verfassungswidrig zum
Präsidenten gewählt. An
der alliierten Seite: Frankreich, Großbritannien, Belgien, Holland und
Sowjetrussland, die als Frontstaaten an Menschen und Material die größten
Verluste erlitten hatten, waren nur bescheidene Kombattanten. Den Krieg trug und
gewann die riesige ökonomische Überlegenheit der Vereinigten Staaten.
Ohne die
willkürlichen Grenzziehungen durch das Versailler Friedensdiktat, hätte es
keinen Anlass für einen erneuten Weltkrieg. Die Nationalsozialisten wären eine
kleine Partei in der Weimarer Parteienvielfalt geblieben. Die 80 Millionen
Deutschen, als natürliches Hindernis vor der sowjetrussischen Dampfwalze,
hätten die Bolschewisierung Europas verhindert. Selbst Churchill.38 38Churchill Sir Winston Spencer 1874-1965.
Minister in verschiedenen Kabinetten. Während des Zweiten Weltkrieges
britischer Kriegspremier. Nach seinem Pyrrhussieg über Deutschland zerfiel das
britische Weltreich. wies
in seinen Memoiren auf die ungerechte Friedensregelung hin. In seiner
grenzenlosen Abneigung gegenüber Deutschland sah er aber nicht, dass die
deutsche Hegemonie über Europa für das Britisch-Imperium weniger Gefahren barg
als Washingtons angestrebte neue Weltneuordnung.
Roosevelt wurde
1932 das erste Mal zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Von seinen
Hintermännern, die sich nicht unüberheblich Brain-Trust.39 39Brain
Trust. – Gehirn Tröst.
nannten, wurde ihm - wie schon seinem Vorgänger Wilson - eingeredet, dass
Amerika die Aggressoren, Unruhestifter, Nazis, Faschisten, Deutschen und
Japaner besiegen müsse, dann kehre der ewige Friede auf Erden ein. Als
tiefreligiöser Mensch glaubte er, er selbst sei vom Allmächtigen zum
Weltfriedensstifter auserwählt worden.
Die Erfahrungen
während und nach dem Ersten Weltkrieg stellten die überwiegende Mehrheit der
Amerikaner gegen eine erneute Kriegsbeteiligung. Schließlich bedrohte weder
Deutschland noch Japan, schon der Entfernung wegen, nicht die Freiheit oder den
Wohlstand der Amerikaner. Der Brain- Trust nannte diese Mehrheit verächtlich
Isolationisten. Berühmte Amerikaner wie Lindbergh,40 der Ozeanflieger; 40Lindbergh Charles Augustus
1902-1974. Amerikanischer Pilot; überflog im Alleingang den Atlantischen Ozean. Henry Ford, der bekannte Autofabrikant;
Joe Kennedy,41 41Kennedy
Joseph Patrick 1888-1969. Amerikanischer Bankier und Reeder. Vater des späteren
Präsidenten John F. Kennedy. Heute ist umstritten, ob er wirklich gegen
Amerikas Kriegseintritt arbeitete, oder mit seinen Meldungen nur Roosevelt
warnen wollte: den Krieg nicht voreilig vom Zaune brechen lassen, bevor die
Briten genügend gegen Deutschland aufgewiegelt werden, beziehungsweise
Großbritanniens Feldarmee aufgestellt ist. der Botschafter in London war, oder Ezra Pound.42 42Pound
Ezra 1885-1972. Der größte Dichter der Vereinigten Staaten zur damaligen Zeit.
Scharfer Gegner von Roosevelts Kriegspolitik. Nach dem Krieg steckte ihn die
amerikanische Demokratie ins Irrenhaus. Amerikas zeitgrößter Dichter befürworteten die
Neutralität Amerikas. Sie sammelten 25 Millionen Unterschriften für ihr
Anliegen. Darauf musste der Kongress 1935 das Neutralitätsgesetz verabschieden.
Dieses Gesetz verbot der amerikanischen Regierung, kriegführenden Staaten
Kriegsmaterial zu liefern oder sie sonstwie zu unterstützen.
Während die
Demokratien nur langsam aus der Krise herauskamen, erstarkte Deutschland zusehends.
Die XI. Olympischen Spiele der Neuzeit wurden in Deutschland ausgetragen. Die
Gelegenheit, der Welt ein selbstbewusstes, politisch stabiles und ökonomisch
gefestigtes Deutschland vorzuführen. Anscheinend nahmen die Franzosen die
Besetzung des rechten Rheinufers hin. Die französische Olympiamannschaft grüßte
Hitler mit erhobener rechter Hand. Ave Führer gallici te salutant.43 43Ave Führer gallici te salutant. - Sei
gegrüßt Führer, die Gallier grüßen dich. Die Westgrenzen zu Frankreich waren also bereinigt.
Umso mehr als in Frankreich nicht nur die immer mächtiger werdenden
Rechtsbewegungen, sondern auch die allgemeine Volksmeinung den Konsensus mit
den Deutschen suchte. Diese Gelegenheit für die Verständigung zwischen
Frankreich und Deutschland, zwischen den zwei stärksten Ländern Zentraleuropas,
was die Grundlage des europäischen Friedens sei, wurde verpasst. Hitler hielt
den Ausgleich mit England wichtiger. Dort musste aber der zum Ausgleich
neigende König Eduard der VIII.44 bald gehen. 44Eduard VIII 1894-1972 Von
Januar bis Dezember 1936 König Großbritanniens. Wollte Großbritannien und
Europa vor einem neuen Krieg bewahren. Vermutlich hatte er den Krieg zwischen
Deutschland und Großbritannien verhindert. Roosevelts Hintermänner fanden oder
konstruierten aber einen Vorwand und ließen ihn den Thron entsagen.
Politisch
vegetierte Österreich seit dem Krieg vor sich hin. Die Sieger verboten den
Anschluss an Deutschland, wo es hingehören wollte. Die Mehrheit befürchtete:
dass zu Kleinstaat geschrumpften Österreich werde alleine nicht lebensfähig,
gar müsse sich einer den Nachfolgestaaten unterordnen. Nach Kriegsende
bekundete das Wiener Parlament seinen Anschlusswillen. Später votierten
ungenehmigte Abstimmungen in Salzburg und in Tirol für den Anschluss. Für einen
650 Millionen Dollar-Kredit im Jahre 1922 musste die österreichische Notenbank
privatisiert werden45 45Mit
der Privatisierung der Nationalbank verfügt das Parlament nur bedingt über die
Staatsfinanzen. Eine anonyme Finanzgesellschaft regiert im Hintergrund, wie
heute der FED oder die EZB. und das Land musste sich gegen einen Anschluss an Deutschland für die
nächsten 20 Jahre verpflichten.
Die Stadt Wien
wurde von den Marxisten, das Land und der Staat von den Christlich-Sozialen und
der bürgerlichen Mehrheit regiert. Drei Parteiarmeen hielten die Regierung und
sich selbst gegenseitig in Schach: Der vom linken Marxistenflügel geführte
Republikanische Schutzbund, die bürgerliche Heimwehr und der
Frontkämpferverband der Bauern. Die Parteigegensätze im Rumpfstaate brachten
das Land oft an den Rand eines Bürgerkrieges.
Erfolge rechter
Politiker in Italien und in Deutschland bestärkten die österreichischen
Regierungen es ähnlich zu versuchen. Die Regierung musste gleichzeitig den
Forderungen der Sieger nachkommen, die auf dem Alleingang Österreichs bestanden
und nicht einmal eine Zollunion mit Deutschland bewilligten. Gleichzeitig
musste die anschlusswillige Mehrheit der Bürger beschwichtigt werden und zum
Ausgleich gegenüber dem deutschen Nationalsozialismus eine eigene nationale
Bewegung aufstellen. Der Ständestaat von Bundeskanzler Dollfuss46 46Dollfuß Engelbert 1892-1934. Österreichischer
Bundeskanzler 1932-34.sollte alle Parteien in der Vaterländischen Front
vereinen. Er konnte aber nur Teile der Christsozialen Partei und die
Monarchisten um sich scharen. Bei der Ausschaltung der Marxisten kam es im
Februar 1934 zu bewaffneten Aufständen in Linz, Wien und in der Steiermark. Die
Polizei konnte nur mit Hilfe der Heimwehrformationen die Rebellion niederschlagen.
Fünf Monate später scheiterte in Wien ein Putschversuch der
Nationalsozialisten, bei dem Bundeskanzler Dollfuss ums Leben kam. Obwohl die
Partei der Nationalsozialisten in Österreich seit 1933 verboten war, nahm ihre
Anhängerschaft ständig zu. Der neue Bundeskanzler Schuschnigg47 47Schuschnigg Kurt1897-1977.
Österreichischer Bundeskanzler 1934-38. handelte 1936 mit Hitler einen gegenseitigen
Nichteinmischungsvertrag aus. Er verpflichtete sich aber, die
nationalsozialistische Opposition in seiner Regierung aufzunehmen. Bis Februar
1938 wurde die Lage der Wiener Regierung so kritisch, dass auf Hitlers Druck
der NS-Mann Seyß-Inquart48 48Seyß-Inquart
Arthur 1892-1946. Nationalsozialistischer Politiker. Für eine kurze Zeit
Innenminister, dann während des Anschlusses im März 1938 Bundeskanzler
Österreichs.
Innenminister wurde. Schuschnigg verkündete kurzfristig ein Plebiszit, pro oder
kontra für den Anschluss an Deutschland. Um seine Regierung zu retten, setzte
er das Wahlalter auf 24 Jahre fest und sein Wahlgesetz ließ fast nur seine
eigenen Anhänger zu den Wahlen zu. Hitler forderte nun ultimativ den Rücktritt
Schuschniggs und erzwang die Ernennung Seyß-Inquarts zum Bundeskanzler. Der
neue Bundeskanzler rief deutsche Truppen ins Land, „um einen Bürgerkrieg zu
vermeiden“. Sein Kabinett vollzog dann zusammen mit der Deutschen
Reichsregierung den Anschluss. Am 14. März 1938 konnte Hitler in Wien vor
Hunderttausenden verkünden, dass sein Vaterland Österreich in das Deutsche
Reich zurückgekehrt sei. Einige Wochen später bestätigte eine Volksabstimmung
mit überwältigender Mehrheit den Anschluss.
Die
Nachfolgestaaten der Habsburger Monarchie wurden zu gleichen Vielvölkerstaaten,
wie die Monarchie selbst war. Und die eingezwungenen Völker wollten zu ihren
eigenen Mutterländern zurück oder strebten nach Unabhängigkeit. Die Pariser
Verträge verpflichteten alle Signatarstaaten die Rechte der Minderheiten zu
respektieren. Trotzdem waren alle Nachfolgestaaten der
Österreichisch-Ungarischen Monarchie daran, ihre Minderheiten zu eliminieren,
oder aus ihr Heimatorte zu vertreiben. In der Tschechoslowakei hofften die
Parteien der Minderheiten durch Mitwirkung an der Regierung als
Koalitionspartner die Gleichberechtigung zu erlangen. Die Prager Regierung
ihrerseits benutzte Verwaltungsreformen und Schulreformen, um die Minderheiten
einzuschmelzen. Parallel zum Erstarken Deutschlands schwand auch die bisschen
Kompromissbereitschaft in den Sudeten. Nach dem Anschluss Österreichs forderten
nun auch die Sudetendeutschen den Anschluss an ihr Mutterland. Hitler schlug
der Tschechoslowakei und seinen Protektoren den Volksentscheid in den Sudeten
und in den nicht tschechischen Regionen vor, um das ansässige Volk entscheiden zu
lassen, wo sie hingehören wollen. Die polnische Regierung drohte die von Polen
bewohnten Gebiete zu besetzen und die slowakische Partnernation forderte die
eigene Autonomie.
Das Böhmische
Becken ist geopolitisch wie die Schweiz, gleich wer in der Region gegen wen
Krieg führt, Tschechien steht nicht im Wege. Wenn die tschechischen Erzwinger
des tschechoslowakischen Staates dies Axiom vor Augen gehabt hätten! Ohne die
Slowakei und das Sudetenland wäre vielleicht Tschechien vom Zweiten Weltkrieg
verschont geblieben.
Die
tschechoslowakische Regierung tat alles, die rund um ihren Staat angeeigneten
Gebiete zu halten. Als die britisch-französische Garantie immer aussichtsloser
erschien, schloss sie 1935 einen Beistandspakt mit Sowjetrussland ab, zu dem
außer Prag keine europäische Regierung bereit war. Die sowjetische Hilfe musste
aber durch polnisches oder rumänisches Hoheitsgebiet kommen. Selbstverständlich
wollte keine dieser Regierungen die Rote Armee im Land haben. Um der Rolle als
Konterstaat zu Deutschland gerecht zu werden, um überhaupt seine staatliche
Existenz zu sichern, musste sich der tschechoslowakische Staat an das russische
Mütterchen anschließen. Umso mehr, da er von seinem westlichen Stifter und
Verbündeten gänzlich abgeschnitten war. Durch diesen Lapsus der Kriegsgewinnler
konnte die sowjetische, panslawische oder russische Armee jederzeit durch die
Tschechoslowakei, nicht nur in die Mitte Deutschlands, sondern in das Herz
Europas marschieren.49 49An
den zeitgenössischen Landkarten ist diese Tatsache auch für politische Laien
augenfällig. Bloß die
Pariser Friedensstifter und ihre Nachfolger wollen den Fehler an ihrem
Pfuschwerk nicht mal heute einsehen. Der einzige Protagonist, der für die
tschechoslowakische Sache eintrat, war Präsident Roosevelt. Er hätte gerne die
tschechoslowakischen und polnischen Armeen unter sowjetischem Kommando gegen
Deutschland marschieren lassen. Sein Vorhaben scheiterte nur an den politischen
und nationalen Differenzen zwischen den potenziellen Verbündeten, da Polen ebenfalls
Gebietsansprüche gegen die Tschechoslowakei hatte. Zudem waren Roosevelts Hände
durch das Neutralitätsgesetz der Vereinigten Staaten gebunden. Doch persönlich
hielt er Italien, Japan, vor allem aber Deutschland für aggressive Staaten, die
Amerikas globale Ambitionen bedrohen, welche zerstört werden müssen!50 50Roosevelts
Abneigung gegenüber dem Nationalismus machte ihn zum idealen Präsidenten seiner
Hintermänner. Eines hatten all diese rechtsnationalen Staaten gemeinsam: Ihre
Wirtschaft florierte ohne amerikanische Anleihen oder sie schränkten die
Tätigkeiten der supranationalen Finanzoligarchie in ihren Ländern ein.
Die neue Regierung
in Frankreich, die nach dem Debakel der Volksfront entstanden war, fürchtete
sich vor einer Machtergreifung der Action Francaise.51 51Die
Action Françese war eine rechtsnationale Bewegung in Frankreich, ähnlich dem
Faschismus in Italien oder dem Nationalsozialismus in Deutschland, aber nicht
gleich! Eben national und die nationalen Interessen zweier Länder verlaufen nicht
immer parallel! Der italienische Nationalismus wurde von den Angelsachsen
ungewollt in Hitlers Arme getrieben. Der polnische Nationalismus wurde gegen
Deutschland ausgespielt, um Europa ins Verderben zu stürzen. und hütete sich, wegen der Tschechoslowakei,
mit Hitler in Konflikt zu kommen. Großbritanniens 6 Milliarden Pfund
Kriegsschulden waren für den Realpolitiker Chamberlain,52 52Chamberlain,
Arthur Neville 1869-1940. Britischer Premier 1937-1940. vor
allem aber dem Britischen- Parlament Grund genug, ihr Land nicht in einen
erneuten Krieg verwickeln zu lassen. Schließlich wurden die Pariser
Friedensbeschlüsse, deren Missgeburt die Tschechoslowakei war, von der
Legislative der Vereinigten Staaten nie ratifiziert. Unter diesem Aspekt kam
das Münchener Abkommen zustande, in welchem die Siegerstaaten des Ersten
Weltkrieges das Anrecht des vereinigten Deutschlands auf deutschösterreichische
Landesteile anerkannten, die ihnen 20 Jahre vorher die gleichen Sieger
abnahmen. Darüber hinaus rieten die vier Signatarstaaten der
tschechoslowakischen Regierung, -auch Großbritannien und Frankreich- direkte
Verhandlungen mit Polen und Ungarn über ihre Differenzen aufzunehmen. Erst,
wenn die Kontrahenten sich nicht unter sich einigen können, werden die vier
Großmächte: Großbritannien, Frankreich, Italien, Deutschland; nach drei Monaten
über die Neuziehung der Grenzen entscheiden.
Dadurch wurde die
künstlich vom Sieger errichtete Tschechoslowakei um ihre natürlichen
Landesgrenzen entledigt. Im Oktober 1938 kam das Sudetenland zum Deutschen
Reich. Die tschechoslowakische Armee, 35 bestausgerüstete Divisionen, wurde von
den Grenzen zurückgezogen und entlassen. Staatspräsident Benesch, einer der
Co-Errichter Großtschechiens trat zurück und emigrierte nach England.
Sobald die Tschechoslowakei
von ihren Paten so jämmerlich verstoßen worden war, leiteten die Slowaken, die
nie gefragt wurden, ob sie den tschechischen Bräutigam heiraten wollten, das
Scheidungsverfahren ein. Die ungarische Regierung wollte die Slowaken für eine
Konföderation gewinnen. Die Slowaken wollten aber endlich eine unabhängige
Slowakei haben. Ungelöst war der Status, der eine Million Ungarn, die entlang
der willkürlich gezogenen Grenzen auf der noch tschechoslowakischen Seite
lebten. Die Ungarn waren vom Clemanceau-Masaryk-Benesch-Trio ebenso in
Großböhmen eingepfercht worden, wie die Slowaken selbst. Gleichzeitig mit dem
Zerfall des tschechoslowakischen Staates verlangte Ungarn die Revision seiner
Grenzen, was im Münchener Abkommen auch die Siegermächte gutgeheißen hatten.
Bisher waren Frankreichs Ohren nur für das Anliegen der Klein-Entente53 offen. 53Klein- Entente – Paris
versuchte mit diesem Militärpakt zwischen der Tschechoslowakei, Rumänien und
Jugoslawien ein schlagkräftiges Bündnis hinter Deutschlands Rücken zu
erstellen. Logischerweise richtete sich das Bündnis auch gegen die
Revisionsbestrebungen Ungarns. In Britannien hörte man die Ungarn wenigstens an. Von den Siegerstaaten
anerkannte nur Italien ihre gerechte Rückforderung. Hitler brauchte Ungarn und
Polen entweder als Verbündete oder als Durchgangsländer für die große
Abrechnung mit den Sowjets. Polens Forderung auf das Olsagebiet, welches
überwiegend von polnischer Bevölkerung bewohnt war, gab Hoffnung für die
politische Verständigung mit dem polnischen Nachbarn und die Unterstützung von
Ungarns Revisionswünschen, verpflichtete das Land zu engerer Zusammenarbeit mit
Deutschland. An der neuen Grenzziehung zeigten weder Frankreich noch
Großbritannien Interesse, so regelten die Außenminister der Achsenmächte die
Rückgliederung ungarischer und polnischer Landesteile an ihre Mutterländer. Die
Entscheidungen wurden dann von Frankreich und von Großbritannien gutgeheißen.
Als Entgegenkommen erkannte Ungarn die Unabhängigkeit der Slowakei an, die sich
von Tschechien trennte. Die Trennung der Slowakei von Tschechien wurde am 14.
März 1939 vollzogen. Nach dem Zerfall der Tschechoslowakei verleibte sich
Hitler Resttschechien und gliederte es als Reichsprotektorat Böhmen und Mähren
in sein Reich ein. Er drehte den Spies einfach um. Tat mit Resttschechien das
Gleiche, was Masaryk und Benesch, zwanzig Jahre vorher, mit den Sudeten taten.
Unrecht wurde mit Unrecht vergolten.
Die Wahrheit hängt
jeweils vom Standpunkt der Beteiligten ab, aus welcher Perspektive die Geschehnisse
betrachtet werden. So liegt die Wahrheit aus deutscher, tschechischer,
slowakischer, polnischer oder ungarischer Sicht je anders. Es gibt, quasi
mehrere Wahrheiten. Der Sieger setzt seine Wahrheit durch, der Verlierer bleibt
samt seiner Wahrheit Verlierer. So wie es sich nach dem
angelsächsisch-russischem Sieg in die Gegenrichtung verkehrte. Die Wahrheit
siegt nämlich selten, die Wahrheit der Stärkeren setzt sich durch.
Aus dem Desaster
der Tschechoslowakei blieb das von Ruthenen und Ungaren bewohnte Waldkarpatien
als Niemandsland übrig. Freilich beanspruchte der neue slowakische Staat diese
Landesecke, dort waltete aber zurückgebliebenes tschechisches Militär. Außerdem
kamen ukrainische Freischärler über die Karpaten, die die Ruthenen zu Ukrainern
erklärten und zu „befreien“ beabsichtigten. Die Karpaten waren über tausend
Jahre lang die natürlichen Grenzen Ungarns, die Ruthenen waren eine der
treuesten Nationen der Heiligen Stephanskrone.54 54Heilige
Stephanskrone. Nach ungarischem Recht gehöre das Land der Heiligen Krone. Der
gewählte König musste erst auf die Gesetze der Heiligen Krone einen Eid
leisten, erst danach durfte er seine Regierungszeit antreten. Außerdem konnte Ungarn auch den kleinsten
Teil der Karpaten-Festung nicht einem eurasischen Steppen-Land freiwillig
überlassen und besetzte sein entrissenes Eigentum. Den ansässigen Ruthenen
wurde von der Regierung der ungarischen Heimat die Selbstverwaltung
versprochen, sobald die kriegerischen Zeiten vorüber waren.
Ebenfalls in den
letzten Märztagen 1939 wurde das Memelland von Litauen an Deutschland zurückgegeben,
nachdem in einer Volksabstimmung über die Landeszugehörigkeit mit 87 Prozent
für Deutschland gestimmt wurde.
Als letzte
Streitfrage blieb die Verbindung Ostpreußens mit Deutschland sowie Polens
Zugang zum Meer. Mit ein wenig Wohlwollen der Siegerstaaten hätte der Zweite
Weltkrieg vermieden werden können! Mussolini, mehrere britische Politiker, vor
allem König Edward der VIII. wollten durch friedliche Verhandlungen die
Ungerechtigkeiten des Pariser Friedensdiktats, -laut Churchill die Torheiten
des Versailler Vertrags- in gemeinsamen Einvernehmen beseitigen.
10. DIE
FORTSETZUNG, ODER DER ZWEITE WELTKRIEG.
Nach der
Einverleibung Resttschechiens erklärte Chamberlain im Britischen- Parlament,
dass nach der Selbstauflösung der Tschechoslowakei auch die Garantie
Großbritanniens wegfallen würde. Für Tschechien konnte nichts mehr getan
werden. Was ihn zwei Tage später bewegte, seiner bisherigen Politik zu entsagen
und auf Roosevelts harten Kurs umzuschwenken, blieb ein Geheimnis der großen
Politik. Er nahm Churchill, den schärfsten Gegner Deutschlands, in sein
Kabinett auf. Bald gab die britische Regierung eine Garantieerklärung für die
Souveränität Polens, Belgiens, Rumäniens, Griechenlands und der Türkei, zu dem
auf Roosevelts Ränken hin, sich Frankreich ebenfalls anschloss.1 1Seit Roosevelt 1936
wiedergewählt wurde, setzte er alles daran, das Neutralitätsgesetz der
Vereinigten Staaten nach eigenem Belieben zurechtzubiegen. In seiner berühmten
Boykottrede im Herbst 1937 verlangte er, Japan wegen seiner Aggression gegen
China, Italien wegen der Eroberung Abessiniens und Deutschland wegen seiner
Revisionsbestrebungen zu boykottieren. Gleichzeitig verlangte er die Aufgabe
der Neutralitätspolitik der Vereinigten Staaten und fing an, die
Waffenproduktion in seinem Land zu forcieren, obwohl die meisten Amerikaner
gegen die Einmischung in die europäischen Angelegenheiten waren! Auch wenn das
Neutralitätsgesetz der Vereinigten Staaten für seine Regierung bindend war,
begann die Rooseveltadministration Druck auf die britische, französische und
polnische Regierung auszuüben, um diese zu einer schärferen Politik gegenüber
den Achsenmächten zu bringen. Auch wenn die britische Armee, laut eigenem Generalstab, nicht in der Lage
war, ein Expeditionskorps oder eine Expeditionsarmee nach Frankreich,
geschweige denn nach Polen zu entsenden. So musste schnellstens, trotz
Ablehnung durch die Labor-Opposition, die allgemeine Wehrpflicht in
Großbritannien eingeführt werden.
Im so genannten
Stahlpakt vom Mai 1939 vereinbarten Deutschland und Italien ihre Wirtschaft
noch näher zusammenrücken zu lassen und versicherten einander bei kriegerischen
Verwicklungen gegenseitigen Beistand.
Den deutschen
Verbündeten hinter sich wissend, besetzte Italien im Frühsommer 1939 Albanien.
Der König ging ins Exil und das albanische Parlament stimmte, notgedrungen, der
Personalunion mit Italien zu.2 2Die Albaner sind seit der römischen Zeit
auf der südwestlichen Balkanhalbinsel ansässig. Zwischen Griechen und Römern
konnten sie sich nie zu einer dominanten Nation entwickeln. Im Mittelalter
blieben sie Zankapfel zwischen den Nachfolgestaaten der Griechen und Römer.
Während der Eroberung des Balkans durch die Türken, leisteten sie lange
Widerstand, doch zuletzt wurden sie dem Osmanischen Reich einverleibt. Das Volk
wurde im Laufe der Jahrhunderte größtenteils islamisiert. Nach der Wende zum
20. Jahrhundert wurden die Türken vom Balkan vertrieben. Nun erhoben Serbien,
Griechenland, Österreich-Ungarn und Italien einen Anspruch auf Albanien. Nach
langen Verhandlungen einigten sich die zerstrittenen Parteien auf ein
selbstständiges Albanien. Der im Mittelalter noch zu Serbien gehörende Kosovo,
der jetzt zu 80-85 Prozent von albanischer Bevölkerung bewohnt ist, kam unter
serbische Verwaltung.
Ende der dreißiger
Jahre hinderten sich drei unversöhnliche Regime gegenseitig an ihrer
individuellen Machtentfaltung. Die liberal-kapitalistische Welt der
Angelsachsen, Stalins Bolschewismus und die nationalen Regime. Um den einen zu
eliminieren, mussten sich die zwei Anderen verbünden, gleichgültig wie
feindselig sie auch zueinanderstanden!
Eine in nationale
Konsensus zueinander findende Europa wäre für die Weltherrschaft der
Bolschewismus, ebenso wie der Weltglobalisierungspläne der Liberalismus ein
unüberwindliches Hindernis. So verbündeten sich die zwei auf Weltherrschaft
strebende Todfeinde gegen Europa, respektive gegen die stärkste Macht Europas,
das zurzeit Deutschland war.
Polen lehnte
strikt ab mit Stalin irgendein Bündnis einzugehen. Die deutsch polnische
Grenzen des Versailler Vertrages -im Voraus zu Konflikten geplant- schlossen
die Verständigung mit Deutschland aus. Das Land an der Grenze des geistigen
Abendlandes hinderte Sowjetrussland daran mit Deutschland abzurechnen.
Nun begann die
Diplomatie der Angelsachsen und der Nationalsozialisten einen Wettlauf um den
polnischen Kombattanten. Dass die Polen nur zu Kanonenfutter gebraucht wurden,
das hatte schon die Geschichte erwiesen! Hitler versuchte einen Ausgleich mit
Polen zu erreichen, berief sich auf die Sowjetgefahr und wäre mit einer
exterritorialen Autobahn und einem Eisenbahnkorridor als Verbindung, durch
polnisches Gebiet zwischen den preußischen Landesteilen einverstanden. Für die
polnische Seite war der Ostseezugang ebenso lebenswichtig, wie für Deutschland
seine zusammenhängenden Ostprovinzen. Die Angelsachsen brauchten sich folglich
keine große Mühe zu machen, um die Polen zu überzeugen, dass sie mit ihrer
politischen und militärischen Unterstützung Hitler bezwingen könnten.
Die Sowjets waren
gerne bereit in eine große antifaschistische Allianz mit den Angelsachsen
einzusteigen. Roosevelt sandte den Außenminister von Großbritannien und
Frankreich nach Moskau, um eine Allianz gegen Deutschland zu schmieden. Stalin
verlangte aber ein multilaterales Beistandsabkommen, das Polen, Finnland und
die drei baltischen Staaten mit einbezog. Nicht nur die Balten, auch die Polen
fürchteten die sowjetischen Verbündeten mehr als den deutschen Feind. Was die
angelsächsische Diplomatie mit den Sowjets über die Hegemonie über das Baltikum
und Ostpolen schriftlich oder mündlich vereinbarte, ist heute noch Geheimsache.
Ohne eine solche Abmachung wäre es doch angebracht, nachdem die Rote Armee
Ostpolen angegriffen und besetzt hatte, wegen der Verletzung der Souveränität
Polens, auch Stalin den Krieg zu erklären. Tatsächlich kamen all diese Länder,
außer Finnland, nach dem Sieg der Alliierten unter sowjetische
Herrschaft.
Außerdem ließen die
Minister Stalin wissen: Wenn zwischen Deutschland und Polen ein Krieg
ausbricht, werden Großbritannien und Frankreich Deutschland den Krieg erklären.
Stalin brachte gleich, die ohnehin forcierte Kriegsindustrie auf noch strengere
Wege und gab Befehl, die Rote Armee innerhalb von zwei Jahren technisch,
materiell und in Mannschaftsstärke auf einen Angriffskrieg vorzubereiten. Eine
Woche später wurde Ribbentrop3 nach Moskau eingeladen, so wurde Hitler in den
polnischen Krieg hineinbugsiert. 3Ribbentrop
Joachim von. 1893-1946. Deutscher Botschafter in London. Später Außenminister.
Bemühte sich um Ausgleich mit Großbritannien und Frankreich. In Nürnberg als
Kriegsverbrecher hingerichtet.
Wie eine Bombe
schlug Ende August 1939 die Nachricht ein:4 4Alle Welt war überrascht,
nicht aber die Falken im Hintergrund. Sie haben dies genau einkalkuliert und
rechneten damit. Roosevelt sagte einmal „In der Politik ist alles
vorausgeplant, da gibt es keine Zufälle. Wenn es nach Zufall aussieht, dann
wurde es eben noch besser vorausgeplant.“ Er musste es ja wissen, schließlich
waren er selbst und seine Hintermänner, die den Krieg so schlau planten, dass
Hitler der Initiator werde. Ribbentrop und Molotow,5 5Molotow, Skrjabin Wjatscheslaw
Michailovitsch 1890-1986. Sowjetpolitiker in hohen Staats -und
Parteifunktionen. 1939-1956 Außenminister. Deutschland und Sowjetrussland einen
Nichtangriffspakt auf 10 Jahre vereinbart hatten. Ein Geheimzusatz regelte die
Demarkationslinie zwischen den Interessensphären beider Großmächte. Demnach
sollte Finnland, Estland, Lettland, Ostpolen, östlich der Flüsse San, Weichsel
und Narew, zuletzt Bessarabien, neuerlich Moldawien, den Sowjets gehören.
Litauen und alles, was westlich dieser Demarkationslinie lag, ist deutsches
Einflussgebiet. Für die Sowjets war es der richtige Schachzug. Deutschland
überließ ebenfalls Ostpolen und das Baltikum, was ihnen die Angelsachsen
ohnehin gebilligt hatten. Sie konnten mit einem Krieg der
britisch-französischen Verbündeten gegen Deutschland rechnen. Mit einem Krieg,
der Europas Völker endgültig zugrunderichten würde. Nachher, so hoffte Stalin,
konnte die Rote Armee unter wehenden Fahnen bis zur Atlantische Küste
marschieren. Nach Chruschtschows6 6Chruschtschow Nikita Sergejewitsch
1894-1971. Sowjetischer Politiker, ukrainischer Abstammung. Nach Stalins Tod
erster Sekretär der KPdSU. konnte sich als Alleinherrscher nicht lange
durchsetzen und wurde 1964 von seinen Genossen abgesetzt. Darstellung, der schon damals zu Stalins
engstem Kreis gehörte. Auf dem, der Unterzeichnung folgenden Bankett, erklärte
Stalin gutgelaunt: „Jetzt habe ich den Hitler reingelegt.“ Überlistet wurden
allerdings die beiden: Stalin ebenso wie Hitler. Eine deutsch-sowjetische
Demarkationsgrenze war eben die Absicht der Angelsachsen, in der Hoffnung, dass
ihre Feinde bald gegeneinander in Kampf ziehen würden.
Die Briten beeilten
sich daraufhin, ihre Sicherheitsgarantie für Polen zum gegenseitigen
Beistandsvertrag zu ergänzen. Churchill, der Seemann, wertete diesen Vertrag
als einen Schuss vor den Bug des deutschen Kreuzers. Es ermunterte gleich die
polnische Führung zu Unnachgiebigkeit. Die Französische- Regierung drohte „Die
Deutschen werden im polnischen Luftraum auf 1000 französische Flugzeuge
treffen.“ Die polnischen Medien berichteten aus sicheren Quellen der angelsächsischen
Flüsterpropaganda: Die deutschen Panzer sind größtenteils aus Papiermaschee,
potemkinsche Dörfer und ihr oberster Kriegsherr ist eine Gefreite. Diese
Propaganda war so glaubhaft, dass die polnischen Reiter in den ersten
Kriegstagen mit ihren Lanzen auf den Panzerkolossen herumstocherten. Die Polen
selbst, waren von ihrer eigenen Stärke und der ihrer aufdrängenden Verbündeten
überzeugt. Schließlich hielt die damalige Weltmeinung die französische Armee
für unbesiegbar. Sie planten die Deutschen noch auf deutschem Terrain zu
schlagen und zuletzt siegreich in Berlin einzumarschieren. So suchten sie eher
die Konfrontation als den Ausgleich. Hitler hatte ebenfalls keine Zeit, zu
zögern. Die Verbindung zwischen den beiden preußischen Landesteilen musste
hergestellt werden, bevor ihm seine Gegner gefährlich werden konnten. Obwohl
der deutsche Generalstab die Bereitschaft der Wehrmacht, nicht für reif hielt
sich mit den vereinigten Kräften der Alliierten Armeen zu messen.
Trotz aller
Propaganda der Kriegsgewinner, traf der Krieg die Alliierten nicht
unvorbereitet. Hinter der Maginot Linie7 7Maginot André 1877-1932. Franz. Politiker,
Verteidigungsminister. Während seiner Amtszeit 1929-1932 wurde mit dem Bau eine
seinerzeit modernste Festungsanlage entlang der deutschen Grenze begonnen, die
von seinem Planer Maginot Linie genannt wurde. konnte die Französische- Armee innerhalb kurzer
Zeit hundert gut gerüstete Divisionen, Europas mächtigste Militärmacht,
bereitstellen. Hinter Deutschlands Rücken standen die polnischen und
tschechoslowakischen Armeen bereit. Dass Großbritannien keine wie die
Kontinentalmächte Millionenzählende Landarmee besaß, lag an seiner Insellage.
Sie brauchten keine teuren Landstreitkräfte. Die mehrfache Überlegenheit der
Royal Navy gegenüber ihren Konkurrenten genügte schon, jeden Feind von den
britischen Inseln fernzuhalten. Umso mehr wurde die britische Luftwaffe für den
Kampf gerüstet. Die Waffengattung, welche auch den Luftkrieg von den Inseln
fernhalten und ins Feindesland hinübertragen konnte.
Dass sie den
deutschen Konkurrenten nicht mit einem konzentrierten Angriff zusammenschlagen
und vernichten konnten, lag Churchills Ansicht nach an der bis zu den Zähnen
bewaffneten großtschechischen Armee, die im Herbst 1938 die Flinte ins Korn
warf.
Der Erste Weltkrieg
reichte nicht aus, um Europa vollständig zu ruinieren. Erneut begannen sich die
Europäer gegenseitig zugrunde richten. Frühmorgens am 1. September 1939
überschritten 60 deutsche Divisionen, darunter neun Panzerdivisionen, die
polnischen Grenzen. England und Frankreich stellten ein Ultimatum an Deutschland,
seine Truppen binnen zwei Tagen zurückzurufen.8 8Mussolini
erklärte, Italien sei kein kriegführender Staat und bot sich als Vermittler an.
Ungarns Regierung berief sich auf die Jahrhunderte
alte Freundschaft mit Polen und verweigerte den Durchmarsch deutscher Truppen
durch ungarisches Gebiet. Mit der darauffolgenden Kriegserklärung begnügten sich die Westalliierten,
sie bemühten sich nicht die Deutschen vom Westen her anzugreifen, was die Polen
nicht im Betracht gezogen hatten! Die britisch französische Allianz war für
Polen die Katastrophe.
Die über 1.500
Jagd- und Bomberflugzeuge der Luftwaffe zerstörten in den ersten Kriegstagen
die spärlichen polnischen Luftstreitkräfte. Nach dem Erringen der
Luftüberlegenheit wurden die polnischen Verbindungswege zerbombt, damit die
gegnerischen Truppenbewegungen lahmgelegt. Panzerkeile bahnten ihren Weg aus
Nord und Südwesten ins polnische Hinterland. Andere durchquerten den Korridor,
dann nahmen sie die polnische Armee aus Ostpreußen und aus der
Frischverbündeten Slowakei in die Zange. Schon in den ersten Kriegstagen
zerbrachen die heldenhaften Stürmer der polnischen Lanzenreiter in dem
Maschinengewehr und Kanonenfeuer der deutschen Panzerscharen.9 9Entweder
wussten die Polen und ihre Verbündeten, wie selbst Mussolini nicht über die
Schlagkraft der Wehrmacht Bescheid oder ließ die Propaganda der Angelsachsen
die polnischen Reiter mit Lanzen gegen die deutschen Panzer antreten. Für die auf sich allein gestellte
polnische Armee war es zu spät, ihre Vorwärtsstrategie für die Verteidigung
umzustellen oder die spärlichen Geländevorteile zu nutzen. Die Panzer
zerschnitten die polnische Armee in mehrere Teile. Nach zwei Wochen Krieg
kämpften noch einzelne Verbände tapfer, aber die Armee Polens war vernichtet.
Jetzt griff die
Rote Armee die erschöpften Polen von hinten an und eroberte Ostpolen. Das
gegenseitige Hilfeabkommen zwischen den Westalliierten und Polen galt wohl nur
gegen Deutschland. Denn an Sowjetrussland hatten weder Großbritannien noch
Frankreich den Krieg erklärt, obwohl Russland den größeren Teil, nämlich 51
Prozent von Polen besetzte.
Vier Wochen nach
Kriegsbeginn kapitulierte Warschau vor den Deutschen. Die polnische Regierung
und zahllose Polen emigrierten nach Rumänien, viele nach Ungarn. Von hier
gingen die meisten nach Frankreich, wo sie im folgenden Jahr in der Stärke von
mehreren Divisionen gegen die Deutschen eingesetzt wurden. Nach der Niederlage
Frankreichs emigrierten die Polen samt ihrer Regierung nach London. Als die
Ermordung fast aller 22.000 in sowjetische Gefangenschaft geratenen polnischen
Offiziere durch die Sowjets bekannt wurde und die Angelsachsen die sowjetische
Hegemonie über Polen billigten, machte Regierungschef Sikorski den Alliierten
Schwierigkeiten.10 10Sikorski Wladyslaw 1881-1943. Polnischer
General und Politiker. In verschiedenen Staatspositionen. Ministerpräsident der
Exilregierung in London. Dann starb er bei einem mysteriösen Flugzeugabsturz. Seine Armee kämpfte an
der Seite der Alliierten bis zum Kriegsende weiter. Als Belohnung wurde ihr
Land unter sowjetische Besatzung gestellt und Ostpolen in das Sowjetreich
einverleibt. Somit wurde die polnische Nation zum Meistbetrogenen dieses Krieges.
Gleichzeitig
forderten die Sowjets ultimativ den Verzicht Finnlands auf den südöstlichen Teil
ihres Territoriums und auf mehreren wichtigen Seehäfen.11 11Zwischen Skandinavien und
dem Ural leben seit Urzeiten Finno-Ugrier. Im Laufe der letzten Jahrhunderte
wurden diese Völker von eingewanderten slawischen Ethnien teilweise
überwachsen, zuletzt wurden die Finnen Richtung der nordöstlichen Wolga und im
Westen nach Karelien oder ins Baltikum abgedrängt. Folglich ließ Zar Peter der
Große Russlands neue Hauptstadt Sankt Petersburg auf finnisch-estnischem Boden
errichten. Nach dem Ersten Weltkrieg erlangten Finnland und die baltischen
Staaten ihre Unabhängigkeit von Sowjetrussland. Sankt Petersburg, welches die
Bolschewisten inzwischen zu Leningrad umbenannt hatten, wurde dann zur
Grenzstadt und Russlands einzigem eisfreien Hafen zur Ostsee und zum Meer. Mit
der Verwundbarkeit dieses Zuganges begründete Moskau den Krieg gegen Finnland
und die Okkupation der baltischen Staaten. Als die Finnen mobilisierten, kündigte Moskau
seinen Nichtangriffsvertrag mit Finnland. Ende November 1939 griffen die
Sowjets entlang der langen finnisch-sowjetischen Grenzen, ohne Kriegserklärung,
an mehreren Stellen an. Ihre Luftwaffe begann Helsinki und andere finnische
Städte zu bombardieren. Die 3,5 Millionen Finnen, zahlenmäßig den Sowjets
Fünfzigmahl unterlegen, waren aber hervorragend ausgebildete, mutige Kämpfer.
Hinter den Frontlinien wandten sie die Guerillataktik gegen die Sowjets an. In
kleinen Formationen operierten sie hinter den feindlichen Linien und fügten den
Russen riesige Verluste zu. Sehnsüchtig erwarteten die Finnen den Frühling,
damit im aufgetauten Moorboden des Nordens die Sowjetpanzer versinken. Doch
Ende Februar gelang es der sowjetischen Übermacht die Mannerheimlinie,12 12 Mannerheim Carl Gustaf Frhr. von. 1867-1951.
Finnischer Marschall, Politiker und Staatschef, bewerkstelligte 1918 die
finnische Abspaltung von Sowjetrussland und leitete drei Verteidigungskriege
für die Unabhängigkeit Finnlands gegen die Sowjetunion. die finnische Verteidigungslinie nördlich
Leningrads zu durchbrechen und die finnische Front aufrollen. Die Verluste
waren auf beiden Seiten sehr hoch, so mussten wohl die zugefügten Verluste oder
die Empörung der Welt die Russen zu Einstellung ihrer Feindseligkeiten bewogen
haben.13 13Zum
Misserfolg der Roten Armee trugen sicherlich Stalins Säuberungen der
Armeespitze bei. Angeblich gab es eine Verschwörung im sowjetischen Generalstab
gegen ihn. Oder ließen deutsche Quellen Gerüchte über eine Verschwörung
absichtlich Richtung Prag streuen? Was Benesch gleich an Stalin weitergab.
Tatsache ist, dass Stalin unter dem Vorwand einer Verschwörung fast den
gesamten Generalstab und die Mehrheit der höheren Offiziere im Jahre 1937
liquidieren ließ. Im Moskauer
Frieden vom März 1940 musste Finnland zwar den Gebietsforderungen der Sowjets
nachgeben, ihre Landessouveränität blieb aber erhalten. Den Wolgafinnen, die im
nordöstlichen Wolgagebiet lebten, erging es aber schlechter. Stalin ließ die
ganze finnische Bevölkerung nach Sibirien deportieren.
Den Alliierten kam
dieser Krieg gerade recht, um Skandinavien für sich zu sichern. Die
Französische- Regierung beschloss gegen die sowjetische Aggression 50.000
Freiwillige und 100 Bomberflugzeuge nach Finnland zu entsenden. Die Briten
versprachen 50 Bomber. Ein britisch-französisches Hilfskorps sollte zum norwegischen
Hafen Narvik eingeschifft werden und per Eisenbahn durch Norwegen und Schweden
nach Finnland gelangen. Damit wären diese neutralen Staaten für den Alliierten
gesichert, gleichzeitig der sowjetischen Bedrohung und dem deutschen Zugriff
entzogen. Vor allem aber wäre Deutschland vom schwedischen Eisenerz
abgeschnitten. Norwegens sozialistische Regierung sympathisierte zwar mit den
Alliierten, doch hätte sich lieber aus dem Krieg herausgehalten. Schweden
lehnte den Durchzug strikt ab. Zwischenzeitlich endete der Sowjetisch-Finnische
Krieg und war damit der Grund für eine Intervention weg. Um ihr Gesicht zu
wahren, ließen die Westalliierten die Sowjetunion aus dem Völkerbund
ausschließen.
Die Empörung in
Amerika nutzte Roosevelt, um das Neutralitätsgesetz neu zu formulieren und vom
Kongress gutheißen lassen. Angesicht der misslichen Lage der europäischen
Demokratien erlaubte der Kongress Waffen und Munitionslieferungen an diese
Staaten, vorerst Cash-and-carry.14 14Cash-and-Carry - zahlen und
mitnehmen. Seit dem Ersten Weltkrieg waren Großbritannien, wie Frankreich
hoffnungslos verschuldet und zahlungsunfähig. Bald wurde Cash and Carry zu Lend
and lease umgewandelt, d. h., Roosevelt verlieh bis zum Kriegsende
amerikanisches Rüstungsmaterial an die Gegner der Achsenmächte. Nachher mussten
diese Partner das geliehene Kriegsmaterial wieder zurückgeben oder bezahlen.
Nach Kriegsende waren die Begünstigten noch insolventer als vorher, so mussten
die Steuerzahler der Vereinigten Staaten diese Kriegskosten teilweise selbst
übernehmen. Die
Achsenmächte, die an dieser Aggression gegen Finnland gar nicht beteiligt
waren, wurden dagegen unter Blockade gestellt. Bei der Panamerikanischen
Konferenz hatte Roosevelt weniger Erfolg. Außer Kanada lehnten es die anderen
amerikanischen Staaten ab, im europäischen oder eurasischen Konflikt, der
Amerika nicht bedrohte, Partei zu ergreifen.15 15Später
zwang Roosevelt mit Taktik oder durch Embargo Mexiko, Argentinien, Brasilien
und die restlichen südamerikanischen Staaten zur Kriegserklärung gegen Europa.
Von Brasilien nötigte er zwei Armeekorps ab, die später beim Montecassino
eingesetzt wurden. In einem in Westungarn abgeschossenen „Liberator“ Bomber
bestand die Crew fast nur aus Mexikanern.
Mit der
Kriegserklärung der Westalliierten mobilisierte Frankreich seine Armee, sie
bezog die Maginot-Linie hinter dem Rhein und wartete ab. Großbritannien konnte
nur ein einziges Hilfskorps nach Frankreich hinüberschicken. Bis März 1940
wurde ihr Bestand mit zehn Divisionen, davon drei leichten Panzerbrigaden auf
insgesamt 158000 Mann, zu einer Expeditionsarmee aufgefüllt. Wie während des
letzten Krieges, nahmen die Briten im nördlichen Frontabschnitt entlang der
belgischen Grenze Stellung.
Nach der raschen,
schrecklichen Niederlage Polens, wagten sie keinen Angriff auf Deutschland ohne
Amerikas Kriegseintritt. Sie warteten ab und hofften auf die angekurbelte
eigene und amerikanische Kriegsproduktion, vor allem aber auf Roosevelt, der
alle Mühe daran setzte Amerikas Volk in den Krieg einzubinden. Die Geduld
zwischen Hitler und Stalin konnte wohl auch nicht ewig dauern. Qui habet
tempus, habet vitam.16 16Qui
habet tempus, habet vitam. Wer Zeit gewinnt, gewinnt Leben. Entlang der langen Frontlinie fiel acht
Monate lang fast kein Schuss. Die Luftwaffen beider Seiten beschränkten sich
auf Aufklärungen und den Abwurf von Flugblättern, die den Gegner verteufelten.
Hitler dachte mit
dem siegreichen Polenfeldzug ist der Krieg in Europa beendet. Er hatte nicht im
Sinn Richtung Westen, zu Ungunsten Frankreichs auszudehnen. Frieden mit den
Alliierten wäre ihm willkommen gewesen, um freie Hand gegen das eurasische
Sowjetreich, Deutschlands wie Europas eigentlichen Feind, zu haben. Außerdem
wäre es nach einem Friedensschluss nur eine Frage der Zeit, bis die Rechte in
Frankreich die Macht übernehmen würde. Schließlich war Frankreich zwischen dem
in Italien, Deutschland und Spanien herrschenden nationalen Regime eingekeilt.17 17Im Spanischen Bürgerkrieg siegten
inzwischen Francos nationale Truppen. Nach den glänzenden Erfolgen in den 30er
Jahren hielten viele den nationalen Trend des Faschismus für das Regime der
Zukunft; andere zogen den Faschismus dem Kommunismus vor. Viele hielten die
liberale Demokratie schon dekadent. Wenige wussten, dass der Sowjetstaat, egal
wie groß er auch sein mochte, von innen hohl war und der Führerkult noch um die
100 Jahre verfrüht war.
Nach dem
Polenfeldzug richteten die belgischen und holländischen Herrscher einen
Friedensappell an die kriegführenden Parteien, was die Westalliierten zurückwiesen.
Im Gegenzug verpflichteten sie sich gegenseitig, keine Verhandlungen oder einen
Waffenstillstand mit Deutschland, ohne eine gemeinsame Vereinbarung
abzuschließen.18 18Diese
Standhaftigkeit gegen diesen Friedensappell beruhte vor allem auf Roosevelts
Druck und Unterstützungsversprechen gegen Deutschland.
Auf den Weltmeeren
tobte der Krieg von Anfang an. Die Deutschen versuchten mit ihrer U-Boot Flotte
Großbritannien von dem Atlantik her unter Blockade setzen. Störten die Seewege
der Briten und versenkten mehrere hunderttausend Tonnen Schiffsraum samt Ladung
ihrer Gegner. Dafür zerstörte die überlegene Royal Navy fast alles von der
Deutschen Flotte, was über Wasser zu finden war. Selbstverständlich wurde
wieder die Seeblockade gegen die Achsenmächte verhängt. Wenn noch die
Erzlieferungen vom neutralen Schweden und die rumänischen Erdöllieferungen
unterbunden werden konnten, dann stünden in Deutschland alle Räder still! Denn
dies waren die zwei Schwachpunkte Deutschlands.
Marineminister
Churchill drängte das britische Kabinett, Norwegen zu besetzen. Bald
beschlossen die Westalliierten je eine britische und eine französische Brigade
Richtung Norwegen einzuschiffen. Die Truppen sollten an mehreren Stellen
landen. Das Gros Narvik besetzen, dann Richtung Schweden vorstoßen und beide
skandinavischen Länder okkupieren. Die deutsche Admiralität wies in einer
Denkschrift an Hitler auf das strategische Wichtigkeit Skandinaviens und riet
sofortiges Handeln. In Murmansk stellten die Russen drei Divisionen für eine
eventuelle Operation bereit.
In den frühen
Morgenstunden des 8. April begannen britische Schiffe die norwegische Küste zu
verminen und ihre Truppen besetzten Narvik und Andalsnes. Einen Tag darauf
landeten deutsche Truppen, teils von Schiffen, teils aus der Luft und besetzten
Oslo und mehrere norwegische Städte. Unterwegs eroberten die Deutschen das
strategisch wichtige Dänemark, das, wie Norwegen, ebenfalls keine nennenswerte
Armee besaß. Dänemarks König blieb im Lande und die Regierung blieb auch unter deutscher
Besatzung im Amt. Norwegens Regierung schlug sich auf die Seite der
Westalliierten und konnte sich mit ihrer Hilfe einige Wochen lang in Narvik
halten. Die Deutschen waren aber zu dieser Zeit die Stärkeren. Als dann
Frankreich Waffenstillstand schließen musste, musste Churchill Norwegen dem
deutschen Konkurrenten überlassen. Die Briten konnten König Hakon.19 19König Hakon VII. 1905-1957 König von
Norwegen. von Norwegen
mit seiner Regierungsmannschaft samt der beträchtlichen norwegischen Handelsflotte
nach England evakuieren. Letztere tat während des Krieges gute Dienste für die
Alliierten. Die deutsche Flotte dagegen erlitt unverhältnismäßig große Verluste
bei der Invasion Norwegens. Außerdem musste die Wehrmacht starke Einheiten
gegen eine erneute alliierte Invasion im Land stationieren lassen, welchen in
Russland eher gebraucht wurden.
Nach der
missglückten Invasion Skandinaviens musste die britische Regierung und Premier
Chamberlain zurücktreten. Am nächsten Tag, am 10 Mai 1940, als der deutsche Angriff
auf Frankreich begann, wurde der Hauptinitiator des skandinavischen Abenteuers
und Deutschlands unversöhnlicher Gegner Churchill britischer Premier. Die
französische Regierung formierte sich schon Mitte März neu. Reynold.20 20Reynaud Paul 1878-1966.
Französischer Politiker. Mehrmals Minister; mitten im Krieg einige Tage lang
Ministerpräsident. löste
Daladier.21 21 Daladier
Édouard 1884-1970. Französischer Politiker 1933-1934 und 1938-1940
Ministerpräsident. auf dem Posten des Ministerpräsidenten ab. Die
neuen Premiers stellten selbstverständlich eigene Regierungsmannschaften auf.
Wie man heute sagen würde, da kamen ebenfalls die Falken an die Macht.
An der Westfront
waren die Alliierten etwas stärker gerüstet als ihre Gegner. Von den 155
Deutschen Divisionen wurden 126 an der Westfront eingesetzt. Davon waren 10
Panzerdivisionen zum Großteil mit dem modernsten Panzer III und Panzer IV
ausgerüstet. Von der Gegenseite stellte Frankreich 93, Großbritannien 10, das
in den Krieg hineingezogene Belgien 22 und Holland 10 Divisionen. Die
Feuerkraft der französischen Artillerie war den Deutschen fast doppelt
überlegen. Die Westalliierten verfügten über 1000 Panzerfahrzeuge, mehr als die
Wehrmacht. Darüber hinaus hatten sie um die 1500 größere Feuerkraft und stärkere
Panzerung als die deutschen Tanks, aber die alliierte Strategie beging den
Fehler, die gerade zugkräftigste Waffe der Zeit, die Panzer zur Hilfstruppe der
Infanterie und der Artillerie zu degradieren. Ihre Panzerkräfte wurden
zerstreut und den Infanteriedivisionen untergeordnet. Konzentrierte, schwere
Panzerdivisionen, mit welchen die Deutschen den Durchbruch und den täglichen
40-50 km Vormarsch schafften, stellten sie nicht auf. Die deutsche Luftwaffe
ging ebenfalls mit weniger Fliegern in den Kampf als ihre Gegner. Doch die
Flugzeuge der Alliierten waren, außer den britischen Spitfire eher veraltet.
Außerdem weigerte sich Churchill die Royal Air Force.22 22Royal Air Force, kurz RAF. - Königliche
Luftwaffe von Großbritannien. vollständig in Frankreich einzusetzen.
Einige Zeit vor
Beginn der Offensive gegen Frankreich musste ein verirrtes deutsches
Kurierflugzeug auf belgischem Gebiet notlanden. Dadurch wurden die
Aufmarschpläne der Wehrmacht durch die neutralen Staaten gegen Frankreich
bekannt. So musste ein neuer Aufmarschplan ausgearbeitet werden. Der neue Plan
wählte den schwierigsten Durchbruch durch die engen Täler der Ardennen, womit
die Gegner nicht rechneten. Anschließend bis Sedan vorstoßen, und hinter den
Frontlinien der britischen Verbündeten nach Nordwesten abschwenken bis zur
Kanalküste, um die englisch französischen Verbündeten voneinander zu trennen.
Der neue Plan erhielt den Namen Sichelschnitt.
Im Bilde über die
Kräfte und Rüstungsverhältnisse riet die Wehrmachtsführung von einem Angriff
auf die Alliierten ab. Hitler hätte gerne mit den Westalliierten Frieden
geschlossen, aber auf der Gegenseite walteten auch die Falken. Frankreich hatte
mit den Sowjets ein gegenseitiges Hilfsabkommen für fünf Jahre abgeschlossen,
das Anfang Mai 1940 auslief. Das waren vielleicht die Gründe für die acht
Monate lange Feuerpause. Der Führer, wie seine Gegenspieler, kümmerte sich
wenig um Verträge oder Konventionen. Ohne auf die Neutralität von Belgien,
Holland und Luxemburg zu achten, ließ er seine Armeen durch diese neutralen
Länder die Magienot-Linie umgehen. Während die Westalliierten den Belgiern zur
Hilfe eilten, durchquerten die deutschen Panzerdivisionen die Ardennen,
anschließend die spärliche alliierte Frontlinie hinter die belgische Grenze und
standen nach 57 Stunden vor Sedan an der Maas.
Die belgische Armee
wehrte sich mit allen Kräften, aber zwischen den neutralen Staaten und den
Westalliierten gab es keine Vereinbarungen für eine strategische
Zusammenarbeit. Die Regierungen aller drei neutralen Staaten hofften auf
Versöhnung zwischen den Kontrahenten oder auf ein Wunder, dass ihr Land
irgendwie verschont bliebe. Darum weigerten sie sich, ihre Neutralität
aufzugeben und sich den Westalliierten anzuschließen. Nur im Falle eines
deutschen Angriffes bestand ein Geheimabkommen, welches die Westalliierten zum
Einmarsch ermächtigte.
Über Sedan
entfaltete sich eine Luftschlacht, in dem die Alliierten die Pontonbrücken der
Deutschen zu zerstören versuchten. Trotz aller Anstrengungen konnten sie in der
zwei Tage dauernden Schlacht die Wehrmacht nicht hindern, die Maas zu
überschreiten. Hier verlor die RAF 60 Prozent seines in Frankreich eingesetzten
Bestands. Die französische Luftwaffe mehr als hundert Flugzeuge und die
Deutschen ebenfalls über hundert. Auf Verlangen der französischen Regierung
ließ Churchill noch 10 britische Jägerstaffeln entsenden. Sie konnten aber das
Kriegsglück auch nicht mehr wenden.
In den frühen
Morgenstunden des 15. Mai rief Reynaud in London an und teilte dem britischen
Premier mit, dass um Sedan eine 75 km breite Lücke an der Front entstanden sei.
Die 9. französische Armee befinde sich in Auflösung. Die deutschen
Panzerspitzen waren 90 km tief vorgedrungen und stießen Richtung Arras Amiens
vor, mit dem offensichtlichen Vorsatz über Abbéville das Meer zu erreichen, um
die Verbündeten voneinander zu trennen. Als der noch schlaftrunkene Churchill
die Darlegungen seiner Kollegen nicht gleich verstand, rief Reynaud
verzweifelt: „Wir sind besiegt.“
Während des letzten
Krieges gab es auch Frontdurchbrüche an beiden Seiten. Nach einigen Kilometern
aber, blieb der Vormarsch mangels Nachschub Flankenschutz, Verstärkung, etc.
stecken. Für einen alten Soldaten, der noch den Ersten Weltkrieg mitgemacht
hatte, waren 50 km Tagesvormarsch unvorstellbar, sogar unverständlich. In ihre
neue Kampftechnik stellte die Wehrmacht ganze Panzerbrigaden, später
Panzerarmeen als „Rammbock“ an die Spitze. Die Panzer walzten dann alles, was
sich ihnen in den Weg stellte nieder. Sie wurden unterstützt von Sturzkampffliegern,
die mit einem Höllenlärm vom Himmel stürzten und aus niedriger Höhe ihre
Bombenlast auf die gegnerischen Tanks oder Stellungen warfen. Der Flugzeuglärm
übertönte das Motorengeräusch der anrollenden Panzer und sie standen oft
unbemerkt vor den gegnerischen Linien, bevor sie abgewehrt werden konnten.
Hinter der Feuerwalze folgte motorisierte Infanterie, die sofort die Flanken
sicherte und das Hinterland besetzte. Mal wurde die Panzerspitze von einigen
der überlegenen französischen Panzer aufgehalten. Sie waren aber nie
konzentriert, stets zu wenig, um den Angreifer auf längere Zeit zu binden. Sie
wurden durch die Bomben der Stukas oder durch Seitenfeuer ausgeschaltet.
Nur dank des, von
späteren Generaloberst Guderian23 auf
die Theorie von Generaloberst Hans von Seekt24 und General Guido Douhet25 entwickelte, überlegene neue Strategie: die
Panzer, mobilisierten Infanterie und Luftwaffe simultan einsetzte, erreichte
die Wehrmacht am 20. Mai bei der Sommemündung den Kanal. 23Guderian Heinz 1888-1954. Wahrscheinlich
der größte Stratege des Weltkrieges. Die von ihm entwickelte Kampftaktik
sicherte in den ersten Phasen des Zweiten Weltkrieges die Siege der Wehrmacht
gegen ihr zahlenmäßig, in Feuerkraft wie in Panzerfahrzeugen überlegenen
Gegner. Generaloberst
Hans von Seekt24 1866-1936 schrieb in seinem Buch „Gedanken
eines Soldaten“: Die zukünftigen Kriege werden von der Luftwaffe unterstützten hochmobilen
Verbänden gewonnen.25 Guido Douhet 1869-1930 - Italienischer
General. Nach seiner Theorie liegt der Erfolg des modernen Krieges im Erringen
der Luftüberlegenheit gegenüber dem Gegner. Seine Empfehlungen werden von jedem
Kriegführendem angestrebt. Selbstverständlich in dem Umfang, wie seine
Wirtschaftskraft es ihm erlaubt.
Die britischen
Verbündeten, Belgier und die erste französische Armee waren vom Hauptteil, der
an der Maginot-Linie stand, abgetrennt.26 26Die
französische Generalität verließ sich auf die Unüberwindbarkeit der Maginot
Linie. Hinter der belgischen Grenze, an welchem den Deutschen der Durchbruch
gelang, fehlte eine zweite Frontstufe oder eine Reserve, welche den Durchbruch
hätte stoppen können. In
der Zwischenzeit musste Holland kapitulieren. Die Regierung und Königin
Wilhelmine27 27Königin Wilhelmine 1880-1962. Königin der
Niederlande. flohen nach
England.
Die im Norden
abgeschnittenen alliierten Truppen bekamen den Befehl zum Durchbruch nach Süden
Richtung Amiens. Dort sollten sie sich mit der 7. französischen Armee vereinen
und hinter der Somme-Aisne-Linie eine neue Front bilden. Die geschundene 7.
Armee sollte so lange die Front im Süden halten, bis von der Maginot-Linie
entbehrliche Truppen eintreffen. Gleichzeitig sollten sie der abgeschnittenen
Richtung Arras entgegenkommen. Damit wären Paris und die Verbindung nach Norden
zu den britischen Verbündeten gesichert. Der Durchbruch misslang und der
britische Verbündete war schon mit der Evakuierung seiner Truppen beschäftigt.
Am18. Mai kapitulierte Belgien. Die Regierung floh ebenfalls nach England und
König Leopold III28 28König
Leopold der III. 1901-1983. König von Belgien. ergab sich mit seiner Armee.
Churchill schickte
alle auftreibbaren Schiffe und Boote, vom Zerstörer bis zu Segeljachten nach
Dünkirchen. Innerhalb einer Woche brachten die Retter fast die gesamte
Expeditionsarmee neben zahlreichen Mannschaften der Verbündeten nach
Großbritannien; insgesamt 338.000 Mann. Es ist schwer vorstellbar, dass Hitler
diese Expeditionsarmee absichtlich entkommen ließ. Tatsache ist allerdings,
dass er in Großbritannien Deutschlands idealen Partner sah, der berufen war,
die Führung Europas gemeinsam mit Deutschland zu übernehmen. Viel
wahrscheinlicher scheint die Hypothese, dass er seine Panzerbrigaden nicht in
diesem schwierigen Gelände opfern wollte, schließlich wären erst einige
Schlachten, noch nicht der ganze Krieg gewonnen. Er beauftragte die Luftwaffe,
die Evakuierung zu verhindern. Über dem Kanal lag aber dicker Nebel, was den
Flüchtenden half, die Luftwaffe dagegen konnte ihre Bomben nur blindlings
abwerfen. Außerdem lagen die britischen Flugplätze nur einige Meilen von dem
Kanal entfernt, die Luftwaffe musste sich aber in der Heimat auf fernen
Flugbasen versorgen und von dort starten. So konnte sich die britische Armee fast vollständig retten. Seine schwere
Ausrüstung musste aber auf dem Kontinent zurückgelassen werden. So war es nur
der Kanal allein, was die deutschen Panzer vor Großbritannien aufhielt.
Mussolini hatte
lange Zeit Respekt vor Großbritannien. Erst als sich die Niederlage der
Westalliierten im Frankreichfeldzug abzeichnete, witterten die Italiener eine
einmalige Chance, die Herrlichkeit des alten Roms zu restaurieren. Um den Duce
von einem Kriegseintritt abzuhalten, versprachen die Briten, dass sie Italiens
Forderungen im Mittelmeerraum prüfen würden, obwohl sie dessen Politik seit Jahren
missbilligten. Frankreich bot im letzten Moment konkrete territoriale
Zugeständnisse an. Schon wegen der geistigen Verwandtschaft des Faschismus und
des Nationalsozialismus traute der Duce Hitler mehr als den vermeintlich
dekadenten Westalliierten. So trat Italien am 10. Juni 1940 an der Seite
Deutschlands in den Krieg ein. Churchill drohte mit der Bombardierung
Norditaliens, schickte postwendend ein Bomberkommando nach Südfrankreich, um
Mailand zu bombardieren. Die südfranzösische Bevölkerung fürchtete aber den
Gegenschlag der Italiener und hinderte die britischen Bomber am Starten.
Nach dem Sieg in
Flandern wendeten sich die Panzer nach Westen und Süden gleichzeitig. Am 9.
Juni begann der Angriff an allen Fronten. Eine Woche später standen die Panzer
an der Loire bei Orleans und am 14. besetzten sie Paris. Die Regierung musste
nach Bordeaux flüchten. Andere Wehrmachtstruppen erreichten hinter der
Magienot-Linie die Schweizer Grenze.29 29Die Maginot Linie wurde bei Saarbrücken
und Colmar durchbrochen. Hier muss angeführt werden, dass die Verteidiger nicht
mehr die volle Mannschaftsstärke besaßen und jede Stunde mit einer Umzingelung
rechnen mussten.
Weygand,30 30Weygand
Maxime 1867-1965. Franz. General. Als Oberster Armeechef musste er 1940
kapitulieren. Später Verteidigungsminister der Vichyregierung. der Oberkommandierende der französischen Streitkräfte, meldete seiner Regierung,
dass die Armee in vier Gruppen zerfallen ist und zu organisiertem Widerstand
oder koordinierten Operationen nicht mehr fähig sei. Die Regierung sandte eine
Depesche an Roosevelt, dass Frankreich den Krieg allein nicht mehr weiterführen
könne. Ohne amerikanische Hilfe müsse die Kapitulation erwogen werden. Das
nächste Telegramm war noch deutlicher: Er solle sein Versprechen einlösen und
Deutschland den Krieg erklären! Roosevelt stand gerade vor seiner dritten,
schon traditionswidrigen Wiederwahl zum Präsidenten. Die Mehrheit der
Amerikaner war immer noch gegen eine erneute Einmischung in den europäischen
Krieg und brauchte keinen Falken zum Präsidenten. Eine Niederlage bei den
Wahlen konnten seine Hintermänner nicht riskieren. Amerika in den Krieg
hineinmanövrieren, musste auf später verschoben werden.
Churchill flog
wieder nach Frankreich, um die Franzosen bei der Stange zu halten, auch wenn
die Briten gerade bei der Evakuierung ihrer Resttruppen, etwa 156.000 Mann,
Briten, Kanadier und Polen vor der Bretonischen Halbinsel waren. Nach seinem
neuen Strategieplan sollte sich die französische Armee in einem geordneten
Rückzug bis zum Mittelmeer zurückziehen, nach Nordafrika hinübersetzen und den
Krieg bis zum Sieg über Deutschland an Englands Seite weiterführen.
Churchill und
Reynaud hatten eine gemeinsame Schnapsidee für eine Britisch-Französische-Union
mit gemeinsamer Staatsbürgerschaft, Verteidigung, Finanzen, etc. Frankreich als
britisches Dominium?31 31Ein
Zusammenschluss mit Großbritannien, in höchster nationaler Not Frankreichs,
konnte sich jeder nur als untergeordnetes Dominium vorstellen und dies war für
einen französischen Patrioten, auch für Deutschlands schärfsten Gegner, einfach
unvorstellbar – unannehmbar! Dieser Bockschuss bewirkte statt der beabsichtigten
Einigkeit, gerade das Gegenteil. Die Franzosen hatten genug von den Englischen
verbündeten. Nachher hatte die britische Propagandamaschinerie schwere Mühe die
Franzosen wieder auf ihre Seite zu bringen. Als Reynaud dies vor dem Kriegskabinett verkündete,
musste er gehen. Marschall Pétain wurde Regierungschef. Ihm fiel die undankbare
Verpflichtung zu, am 22. Juni 1940 die Waffenstillstandsbedingungen der
Achsenmächte zu akzeptieren und zu unterzeichnen.
Stalin gratulierte
Hitler zu seinem Erfolg gegen die Alliierten. Wohl schweren Herzens, da seine
Hoffnungen, als lachender Dritter über diesem Bruderzwist der europäischen
Nationen zu triumphieren, noch nicht aufging. Gleichzeitig besetzte die Rote
Armee wichtige militärische Anlagen in Estland, Lettland und Litauen. Die
Regierungen dieser Länder wurden durch kommunistische Kollaborateure ersetzt,
die bald den Genossen Stalin baten, ihr Land in die Sowjetunion einzugliedern.
So wurde das ganze Baltikum von Juni bis August 1940 von der Sowjetunion annektiert.
Nach Polens
Niederlage kündigte Großbritannien seine Souveränitäts-Garantie für Rumänien.
In der Hoffnung, dass die Russen die rumänischen Ölfelder noch rechtzeitig vor
Hitlers Nase wegschnappen. Molotow trat zuerst an die ungarische Regierung heran:
Sowjets und Ungarn sollen Rumänien gemeinsam angreifen und aufteilen, wobei
Ungarn sein von Rumänien entwendetes Staatsgebiet leicht zurückerobern könne.
Gleich wie gespannt das Verhältnis zwischen den rumänischen und ungarischen
Staaten und Völkern auch gewesen sein mag, die Ungarn wollten weder mit
Sowjetrussland noch mit den Bolschewiken gemeinsame Sache machen. Nicht einmal
gegen Rumänien. Die Ungarn mussten zwischen Hitler und Stalin wählen; einen
dritten Weg gab es nicht! Sie hatten sich schon vorher für Deutschland
entschieden und gaben Molotow den Korb.32 32Wenn
das Karpatenbecken von Franzosen bewohnt oder selbst Churchill dort Premier
gewesen wäre, wäre der Entscheid auch nicht anders ausgefallen. Da das
Karpatenbecken ebenso zum abendländischen Kulturkreis gehört, wie
Großbritannien oder Deutschland. Das Sowjetreich dagegen liegt in der
Eurasischen Steppe. Die
Sowjets stellten ein Ultimatum an Rumänien: Bessarabien und die nördliche
Bukowina innerhalb von 7 Tagen zu räumen und besetzten diese größtenteils von
Rumänen bewohnten Provinzen33 33Bessarabien liegt geografisch in der
Eurasischen Steppe und wurde ursprünglich von verschiedenen nomadisierenden
Völkern bewohnt. Zuletzt gehörte es zum Osmanischen Reich. Bis im neunzehnten
Jahrhundert die Zaren die Türken vertrieben und die Provinz unter den Namen
Moldawien, Russland einverleibten. Unter russischer Oberhoheit konnte sich die
eingewanderte rumänische Ethnie so weit entwickeln, dass die Rumänen hier bis
zum Ersten Weltkrieg die Mehrheit der Bevölkerung stellten. Nach dem ersten
Weltkrieg fielen diese Provinzen mit Antant-Hilfe an Rumänien.
Mit dem Zerfall der
Klein-Entente platzte der Kordon, welchen die Sieger des ersten Weltkrieges um
Ungarn zogen. Damit war die Zeit gekommen, dass Ungarn sein von Rumänien
annektiertes Gebiet, wenigstens teilweise, den von Ungarn bewohnten Teil
Siebenbürgens zurückfordere! Die diplomatischen Bemühungen blieben ergebnislos,
da marschierte die ungarische Armee an die vor zwanzig Jahren gezogene Grenze
auf. Die Rumänen besetzten ebenfalls ihre Grenzseite. Den führenden Ländern der
Achsenmächte passte kein Krieg zwischen ihren zwei potenziellen Verbündeten. So
wurden, auf gemeinsame Übereinkunft, die Grenzen von den Außenministern
Ribbentropp und Graf Ciano34 34Ciano
Galeazzo Graf. von Cortellazzo 1903-1944. Mussolinis Schwiegersohn, Zwischen
1936 - 1943 Außenminister Italiens. neu gezogen, in dem die Hälfte von Siebenbürgen an Ungarn zurückgegeben
wurde. Als Gegenleistung erlaubte Ungarn Transporte deutscher Truppen durch
sein Landesgebiet nach Rumänien, um Rumänien vor weiteren Angriffen der Sowjets
zu bewahren. Vor allem aber die dortigen, für Deutschland unentbehrlichen
Ölfelder sichern.
Nach dem gewonnenen
Frankreichfeldzug hofften die Achsenmächte, dass Großbritannien ihr
Friedensangebot annimmt und auf einer Viermächtekonferenz mit ihren Gegnern zu
einem Konsens gelangen können. In diese Erwartung fiel das
Waffenstillstandsabkommen für Frankreich annehmbar aus.
Das französische
Kolonialreich wurde bei der französischen Regierung belassen, mit der
Bedingung, dass sie die britischen Eroberungsversuche verhindern. Die
Überseebehörden unterstellten sich auch der neuen Regierung. Die französische
Flotte blieb unter französischem Kommando, musste aber abrüsten. Damit wurde
die Flotte für Churchill wie für Hitler ungreifbar. Frankreich musste bis zur
Friedensregelung der Besetzung seines nördlichen Landesteils, durch die
deutsche Wehrmacht von der Schweizergrenze inklusive Paris, der Nordküste und
Atlantikküste zustimmen. Die Demarkationslinie wurde von der Schweizergrenze,
an Dôle, Tours über Mont de Marsun bis zu den nördlichen Pyrenäen gezogen.
Mussolini verlangte
-auf Hitlers Bitte hin- nur einige Grenzbegradigungen und schloss ebenfalls
einen Waffenstillstand mit Frankreich.
Restfrankreich
wurde von Vichy aus regiert, wohin die Regierung und die Nationalversammlung
ausgewichen waren. Dort etablierte sich ein autoritäres Regime, die Etat
Francais35 35État Français. - Französischer Staat. Name
Restfrankreichs während der Vichyzeit. mit Marschall Pétain als Präsidenten, die nach
Lage der Dinge mit Hitler Kompromisse schließen musste. Marschall Pétain und
der Kreis um ihn, wie die Führer der Achsenmächte, sahen in dem
Französisch-Deutschen Ausgleich und der Friedenschließung die Voraussetzung des
europäischen Friedens und der Stabilität.
Hitler startete am
19 Juni eine letzte Friedensinitiative zu den Briten und bot in einer Rede vor
dem Reichstag Großbritannien den Frieden an. Anschließend schickte er eine Friedensbotschaft
durch den Päpstlichen Nuntius, deren Annahme Churchill verweigerte. Kurz vor
dem Russlandfeldzug flog Rudolf Heß36 aus Eigeninitiative nach England. Der
Fanatiker Heß, der Hitlers Stellvertreter war, wollte die Briten zum Frieden
überreden. 36Rudolf Heß (1894-1987) Wegen
seiner Alleininitiative wurde er in Deutschland für verrückt erklärt. In
Nürnberg verurteilten ihn die Sieger als Kriegsverbrecher. Mit dem
Zusammenbruch des Sowjetreiches konnte der 93-Jähriger nach 46 Jahren Kerker
auf eine Haftentlassung hoffen. Da beging der sehr religiöse Greis, nach
Darstellung der britischen Kerkerwache Suizid. Die Briten konnten zwischen der Hegemonie
Deutschlands oder Uncle Sam Hegemonie wählen. Der Durchschnittsengländer fiel
in den Irrglauben: Die deutsche Hegemonie über Europa bedeute den Niedergang
Großbritanniens. Über die Nachteile der amerikanischen Vormundschaft
nachzudenken, war seinerzeit noch mehr als absurd.37 37Dass die Briten weder damals noch heute,
über die Nachteile der amerikanischen Hegemonie herumgrübelten bzw. -grübeln,
dafür sorgten und sorgen schon die Massenmedien. So fiel die Wahl nicht schwer. Die
Rooseveltadministration war auch nicht untätig und brachte es noch vor den
Präsidentschaftswahlen fertig, zwischen den Vereinigten Staaten und
Großbritannien einen Schutzvertrag abzuschließen. Anfang November wurde
Roosevelt wiedergewählt, nun konnte er sein Versprechen für die Unterstützung
Großbritanniens einlösen. Nach einem Gesetz aus dem Jahre 1892, darf der
amerikanische Kriegsminister Heeresgut, welches die US-Armee nicht benötigt,
verpachten. Auf Grund dieses Gesetzes kam das Leih- und Pachtgesetz zustande,
das Großbritannien und später den Alliierten der Vereinigten Staaten Waffen und
Munition sicherte.
So begannen sich
Deutsche und Briten, zwei nächstverwandte Völker, zurzeit auf der höchsten
Stufe der abendländischen Kultur, mit der modernsten Kriegstechnik der Zeit
gegenseitig zugrunderichten. Sie taten es so gründlich, dass an diesem Krieg
nicht nur Deutschland, sondern auch das Britische Imperium, eigentlich ganz
Europa, zugrunde ging und seine politische Priorität einbüßte. Folglich müssen
sich alle Völker Europas zu den Kriegsverlierern zählen, auch wenn die
Nachkriegszeit den westeuropäischen Völkern einen gediegenen Wohlstand
bescherte. Die Gewinner waren die Vereinigten Staaten von Amerika und die
Sowjetunion.
In Besitz der
französischen Flotte, die Viertgrößte der Zeit, wäre die Wehrmacht im Laufe des
Sommers in Großbritannien gelandet! Wenn aber Hitler auf die Übergabe bestanden
hätte, wäre wohl der überwiegende Teil der französischen Flotte zu den
Engländern übergelaufen! Trotzdem gelang es Churchill einiger Teile der
französischen Flotte habhaft zu werden oder sie wenigstens zu neutralisieren,
gar zerschießen lassen. Einige Tage nach der Kapitulation Frankreichs wurden
die in Oran ankernden französischen Flottenverbände von der Royal Navy umstellt
und ultimativ aufgefordert, sich dem britischen Kommando zu unterstellen. Als
sich die Franzosen weigerten, wurden sie zusammengeschossen. Diese Aktion löste
in Frankreich Empörung, bei den auf die Britische Insel evakuierten
französischen Soldaten, fast eine Rebellion aus. Da ließ Churchill alle
französischen Schiffe, die bei der Kapitulation in britischen Häfen hängen geblieben
sind, von britischen Mannschaften kapern, bevor sie sich davonmachten. In
anderen Häfen, von Afrika bis in die Karibik, blockierten die Briten die
französischen Schiffe, setzten sie außer Gefecht oder zogen ihre Besatzungen
auf ihre Seite. Mit diesem Seestreich blieb die britische Flotte, wie es schon
während der letzten zwei Jahrhunderte der Fall war, um das Mehrfache den
feindlichen Seestreitkräften überlegen.
Hitlers Politik
tendierte zu der Wiedergewinnung ehemaliger Reichsgebiete. Für den anschließenden
Krieg gegen die Sowjets hoffte er mit einer britischen Allianz. Um
Großbritannien nicht zu provozieren, wurde die Kriegsflotte nicht ausgebaut. So
war die Deutsche Flotte auf die Besetzung des Inselstaates nicht vorbereitetet
und den britischen Seestreitkräften von Anfang an unterlegen. Bei den
Seegefechten im Atlantik und zuletzt bei der norwegischen Invasion wurde sie
noch zusätzlich geschwächt, sodass in der entscheidenden Phase des Krieges ihre
Kräfte für die Invasion der britischen Inseln nicht ausreichten.
Für die Invasion
Englands müssten auf einem100 km langem Küstenabschnitt zwei Armeen
gleichzeitig abgesetzt werden. Die nötige Schiffstonnage für das Übersetzen
konnte die Heeresführung noch aus allen möglichen Kähnen zusammenstellen und in
der Kanalzone bereitstellen. Aber die Admiralität lehnte die Verantwortung für
den Flankenschutz gegenüber der mehrfach überlegenen Royal Navy ab. Einzig die
deutsche Luftwaffe könnte die Flanken sichern, beziehungsweise den Weg
freimachen, wenn sie die Royal Air Force ausschalte und die Luftüberlegenheit
über Groß-Britannien erringe.
Zu Beginn des
Luftkrieges besaß die Royal Air Force neben denen von dem Frankreichkrieg
zurückgehaltenen 45-50 Jägerstaffeln, noch die Flugzeuge, die nach dem
Frankreichdesaster heimgeholt wurden. Damit hatte sie für die Abwehr der
deutschen Flieger 1.500 Jagdflugzeuge. Ebenso viele.38 38Britische und deutsche Jagdflugzeuge waren sich
ebenbürtig. Die einen waren etwas schneller, die anderen etwas wendiger. wie die deutsche Luftwaffe, um das
britische Inselreich angreifen bereit hatte. Die Bomberflotten beider Gegner
waren im Sommer 1940 noch ungefähr gleich stark, zahlenmäßig wie in ihrer
Leistungsfähigkeit.
Einige Jahre vor
dem Krieg richtete die Royal Air Force eine bombensichere, unterirdische
Kommandozentrale ein, welche die Zusammenarbeit der Fliegerbeobachter,
Abwehrbatterien und Jagdflieger koordinierte. Die britischen Fliegerbeobachter
konnten mit Hilfe des Radars in der Luft, wie auf dem Wasser alle Bewegungen in
80km Ferne erkennen. So konnten die britischen Jäger jeweils dort auftauchen,
wo sie den Hunnen39 39die Propaganda der Briten nannte die Deutschen „Hunnen“,
die das Abendland bedrohten; obwohl Deutsche und Engländer nächstverwandte
Völker sind. Stalins bolschewistische Horden dagegen wurden zu braven
Verbündeten. die Stirn
bieten konnten. Sie verwickelten die feindlichen Flieger möglichst noch über
dem Kanal in Luftschlachten.
Flugzeuge,
Radartechnik und sonstige Kriegsgeräte beider Gegner waren gleichstark. Logischerweise
waren ihr Zerstörungspotenzial wie ihre Verluste auch gleich hoch. Die
Industrieproduktion Deutschlands lag aber höher als die von Großbritannien.
Zurzeit war Roosevelts Hilfe erst am Anrollen so waren die Deutschen am
längeren Hebel. Bis Mitte September 1940 schaltete die Luftwaffe die britischen
Radaranlagen größtenteils aus, die Briten mussten jederzeit mit
Überraschungs-Angriffen auf ihre Flugplätze rechnen. Von den anfangs 1500
Jagdflugzeugen blieben etwas über 100 übrig. Sie mussten alle aus der
Reichweite der deutschen Flugzeuge ausgezogen werden, um der völligen
Vernichtung zu entgehen. Die größeren Schiffe der Royal Navy wurden aus dem
gleichen Grund schon Wochen vorher nach Norden verlegt. Ein Rudel von 60
deutschen U-Booten sorgte dafür, dass die Schiffe auch dortbleiben. Damit war
der Weg für die Invasion der Wehrmacht frei. Auch wenn über diese Tatsache der
„Große Kriegsgewinner und Geschichtsschreiber” in seinem später beschriebenen
Pyrrhussiegen tiefes Schweigen wahrte. Dass die Invasion nicht stattfand, lag
an Stalins Roter Armee.
Außer den
Aggressionen gegen die Baltischen Staaten, Finnland und Rumänien, blieben der
deutschen Führung die sowjetischen Aktivitäten an den westlichen Sowjetgrenzen
nicht verborgen. Die Manöver der Roten Armee führten ausnahmslos gegen Westen
und waren alle getarnten Truppenverlegungen, weil die beteiligten Einheiten
einfach an den Übungsorten stehen blieben. Rüstung und Nachschubzüge waren
ebenfalls schwer zu tarnen. Nicht weit hinter der Demarkationslinie wurden neue
Flugplätze angelegt, wo scharenweise Flugzeuge standen. Zahlreiche
Panzerfahrzeuge tauchten auf, die komischerweise alle auf Gummirädern rollten.
Diese leichten Panzer waren nicht für die Verteidigung der unwegsamen
eurasischen Steppe geeignet. Dann waren sie wohl auf europäische Asphaltstraßen
für das rasche Vorwärtsrollen gedacht! Bald wurde klar: die Rote Armee macht
sich für einen Angriffskrieg gegen Deutschland und Europa bereit. So lange die
Rote Armee als Schwert des Damokles über Deutschlands Kopf, beziehungsweise
Rücken hängte, konnte man gegen England kein Wagnis eingehen! Die Divisionen,
die gegen England aufmarschiert waren, mussten nach Osten verlegt werden.
Die Bomber gegen
England wurden weitergeflogen, um bei den Sowjets keinen Verdacht zu erwecken
und in der Hoffnung, die Zerstörungen würden Churchill vielleicht doch an den
Friedenstisch bewegen. Churchill aber dachte nie an aufgeben. Churchills
Botschafter in Washington, der für den Untergang Europas, des
Britischen-Imperiums und Deutschlands so viel beitrug wie Roosevelt und
Churchill, traf den Nagel auf dem Kopf: “Wir ließen Hitler in den Krieg
einspringen, um Deutschland vernichten können!”
Alle wussten, dass
die Deutsch - Sowjetische - Allianz keinen langen Bestand haben werde. Doch
einen Krieg mit Sowjetrussland brauchte Hitler nicht, so lange er den Krieg mit
England nicht hinter sich hatte, so musste er die Okkupation Litauens
schlucken. Den Sowjets dagegen passte die deutsche Garantie- und Militärhilfe
an Rumänien nicht. Für eine Aussprache über die Diskrepanzen reiste eine
sowjetische Delegation im November 1940 nach Berlin. Hitler empfahl dem
Delegationsleiter Molotow: Die Sowjetunion möge in Richtung Indischen Ozean
expandieren, wo weder Deutschland noch Italien oder Japan Interessen haben.
Molotow ging nicht auf dieses Angebot ein, er begann die sowjetischen Vorwürfe
aufzuzählen, mit dem Resümee: Die Sowjetunion prätendiere auf Finnland,
Rumänien, Bulgarien und auf die türkischen Meerengen. Der Balkan ist Europas
südöstlicher Angelpunkt, eine Bastion, die keine europäische Macht dem
Konkurrenten überlassen darf! Hitler wertete Molotows Forderungen als Kriegserklärung
an Deutschland, an Europa, zu dem auch Großbritannien dazugehört. Mit allem
Recht!
Der französische
Brigadegeneral Charles De Gaulle40 40De
Gaulle 1890-1970. Französischer General und Politiker. Schrieb mehrere
Abhandlungen und Bücher über militärische Strategien, indem er den simultanen
Einsatz von Panzerwaffen mit der Infanterie forderte. Die gleiche Taktik, die
die Wehrmacht so effektiv in Frankreich einsetzte. In der ersten Phase des
zweiten Weltkrieges kommandierte De Gaulle die 4. französische Panzerdivision.
Ihm gelang es, bei Mont Cornet an einem Frontabschnitt die deutschen Truppen
zurückzudrängen. Darauf wurde er vom Oberst zum Brigadegeneral befördert,
gleich von Ministerpräsident Reynaud zum Staatssekretär ernannt und beauftragt
die gemeinsame Verteidigung mit Großbritannien zu koordinieren. Hielt
Frankreichs Waffenbrüderschaft während des Zweiten Weltkrieges mit den
Angelsachsen aufrecht. Kurze Zeit nach Kriegsende Ministerpräsident und
Staatsoberhaupt. Nach einigen Jahren erneut Ministerpräsident dann
Staatspräsident. hielt
sich mit einem Auftrag seiner Regierung gerade in London auf, als sein Land
kapitulierte. Dieser Zufall machte ihn zum Verbündeten der Angelsachsen oder
hielt er die Teutonen für bedrohlicher als den arroganten Albion? Wie sich
später herausstellte, tat er für Frankreich das Richtige. Beim Sieg der
Alliierten stand seine Armee, damit auch Frankreich, an der Seite der Sieger.
Am selben Tag, als Marschall Pétain den Waffenstillstand unterzeichnete, rief
De Gaulle die Franzosen zum Widerstand gegen die deutschen Besetzer auf. Dieser
Krieg sei noch nicht zu Ende, dieser Krieg sei ein Weltkrieg, prophezeite er
aus London.
Aus französischen
Einheiten, die seinerzeit von Dünkirchen nach England geschwemmt worden waren,
organisierte De Gaulle die Armee de Liberation de France.41 41Armee
de Lieberation de France. - Französische Befreiungsarmee. Eine kleine Armee, doch eine französische
Armee. Der nationalen Ehre dieses kleinen Haufens bedurfte ein Stückchen
koloniales Frankreich, um nicht völlig von London abhängig zu bleiben. Für eine
Landung in Marokko oder in Algerien, dessen Kolonialverwaltung der
Vichy-Regierung gehorchte, reichten ihre Kräfte nicht aus. Ende September
schlossen sie sich einer britischen Aktion an, mit dem Ziel, in Dakar an Land
zu gehen. In Dakar hatten zwei Monate vorher britische Flugzeuge den Richelieu,
den neuesten Kreuzer der französischen Flotte zerstört. Verständlich, dass die
Garnison gegen die Engländer aufgebracht war und die Invasion blutig zurückschlug.
Doch drei Wochen später, noch innerhalb der gleichen Aktion, konnten sich De
Gaulles Truppen in Libreville festsetzen. Damit hatten sie die französische
Kolonie Gabun in der Hand.
Das Mittelmeer sei
für Großbritannien nur ein Seeweg, für Italien aber das Leben, äußerte sich
Mussolini öfter. Entsprechend dieser Devise hoffte er, einmal den östlichen
mediterranen Raum unter Italiens Einfluss zu bekommen. Libyen am afrikanischen
Ufer gegenüber Italien war seit 1912 italienische Kolonie und sollte eine Musterkolonie
werden. Eine rege Bautätigkeit begann, um die Infrastruktur auf europäischen
Standard zu heben. 200.000 Soldaten, die Libyen gleichzeitig sicherten, bauten
eine Straße entlang der Küste von Tunesien bis zur ägyptischen Grenze.
Angesichts des vermeintlichen
Zusammenbruchs Großbritanniens entstand ein geschichtlicher Moment, das
Italiens Pläne real erscheinen ließ. Die 50.000 britischen Soldaten, die
Ägypten besetzt hielten, waren der italienischen Libyenarmee, die inzwischen
auf 300.000 Mann aufgestockt worden war, sechsfach unterlegen. Nach dem
Waffenstillstand der Achsenmächte mit Frankreich drohte keine Gefahr mehr von
Französisch Tunesien gegen die libysche Kolonie. Neben Äthiopien und Ägypten
mit dem Suezkanal in der Hand würde der Sudan als Belohnung in Italiens Schoß
fallen. Ein riesiges Kolonialreich, von Afrikas Nordosten bis Abessinien mit
Eritrea und Somalia, rückte in greifbare Nähe.
Im September 1940
stürmten 6 italienische, motorisierte Infanteriedivisionen mit
Panzerunterstützung die ägyptische Grenze. Die Briten bekamen den Befehl,
verteidigend zurückweichen. So gelang es den Italienern in drei Tagen bis Sidi
Barrani vorzurücken. Die Rechnung des britischen Armeekommandos ging auf. Der
90 km Terraingewinn brachten die Italiener in arge Versorgungsschwierigkeiten.
Von der libyschen Grenze bis Sidi Barrani gab es nämlich keine Straße, keine Eisenbahn,
nichts, nur Wüste.
Die italienische
Marine konnte die entstandene Versorgungslücke auch nicht schließen, obwohl sie
momentan Herr im mediterranen Raum war. Die Italiener vertrödelten wertvolle
Zeit, die die Briten umso mehr nutzten. Im September entsandten sie zwei
Flugzeugträger, begleitet von Kreuzern und Zerstörern, ins Mittelmeer. Diese
waren mit Radargeräten ausgerüstet, was die Italiener noch nicht besaßen und
den Briten enorme Vorteile verschafften. Damit brachte die Royal Navy
Verstärkung auf ihren maltesischen Stützpunkt, anschließend, von den in
Alexandrien stationierten Flottenteilen unterstützt, besetzten sie Kreta.
Das auf eine unbedeutende
Halbinsel zusammengeschrumpfte, ehemals mächtige Griechentum sträubte sich vor
Mussolinis Imperium Romanum und wählte die Angelsachsen zu seinen Beschützern.
Diese lieferten den Griechen Rüstungsgüter und mit der griechisch-britischen
Allianz sicherten sich den angelsächsischen Hegemonieanspruch über den Balkan.
Der Krieg zwischen England und Italien riss nun Griechenland ebenfalls mit. Mit
einem am Vortag überreichten Ultimatum griff Italien Ende Oktober 1940
Griechenland an. Die Engländer reagierten sofort. Von Malta aus griffen sie
Tarent, den wichtigsten Kriegshafen Italiens an, wobei sie die besten
Flaggschiffe der italienischen Marine außer Gefecht setzten und Werft sowie
Hafen verwüsteten. Damit ging 50 Prozent der italienischen Flotte verloren.
Seitdem war die Royal Navy ebenbürtig präsent, sowohl im Mittelmeer als auch
auf der Adria und konnte die Nachschubwege der Italiener über das Meer fast
lahmlegen. So gelang es den Griechen, die Angreifer tief nach Albanien
zurückzudrängen.
Währenddessen
schifften die Briten 150 moderne, schwere Panzer um das Kap der Guten Hoffnung
nach Ägypten, weil sie noch vor ein paar Wochen das Einfahren ins Mittelmeer zu
riskant hielten. Die Tanks brachten die Ägyptenkorps auf Vordermann. In der
Nacht vom 9. auf den 10. Dezember durchbrachen sie südlich von Sidi Barrani die
Stellungen der Italiener. Die Überrumpelten gaben den Ort gleich auf. In nur
sechs Wochen stießen die Briten 800 km vor und nahmen Tobruk und die
Küstenstädte bis El Agheila ein. Fast die Hälfte der Italiener, 140000 Mann,
gingen in Gefangenschaft. Traurige Nachfahren von Caesars Legionen, die einst
Britannien und Ägypten eroberten.
Neben Nordafrika
waren die Engländer in Somalia, Abessinien und Eritrea erfolgreich gegen die
Italiener. Mitte Mai 1941 kapitulierte die Italienische Abessinienarmee.
Als es den
italienischen Streitkräften so schlecht ging, dachte Churchill sogar an die
Eröffnung einer Balkanfront gegen die Achsenmächte. Im Februar 1941 flog Eden,42 42Eden Sir Robert Anthony
1897-1977. Mehrmals Außenminister. 1955-1957 Premierminister. Churchills Außenminister und Mitglied des
engeren Kriegskabinetts über Kairo nach Athen und Ankara. Er sollte ein Bündnis
mit Jugoslawien, Griechenland und der Türkei gegen die Achse schmieden. Angesichts
der Erfolge gegen die Italiener waren die Griechen Feuer und Flamme. Komme was
da kommen mag, Griechenland bliebe ein zuverlässiger Verbündeter
Großbritanniens. Jugoslawien gab sich vorsichtiger. Prinzregent Paul43 43Prinzregent Paul Karadjordjevic von
Jugoslawien 1893 -1976.Regierte 1934-1941 anstelle seines minderjährigen Neffen
Peter. hoffte immer noch,
sein Land aus dem Weltbrand heraushalten können. Um Hitler nicht zu brüskieren,
ließ er Eden nicht einmal nach Belgrad kommen. Die Türken hatten noch
Britanniens Politik während des Ersten Weltkrieges in Erinnerung und lehnten
ab. Churchill gab aber nicht auf, schickte alles, was seiner Meinung nach in
Nordafrika zu entbehren war, nach Griechenland hinüber, was sich bald rächte.
Mussolini musste
Hitler um Unterstützung bitten. Der X. deutsche Fliegerchor mit 400 Maschinen
wurde nach Sizilien verlegt. Von dem dortigen Stützpunkt operierend, begannen
sie zu Jahresbeginn 1941 den Seeweg nach Tripolis freibomben. Bis Ende März
errang die Luftwaffe vorübergehend die Herrschaft über das Mittelmeer. Den
Briten blieben ums Mittelmeer nur noch ein Dutzend einsatzfähige Flugzeuge
übrig. Die Verluste der Royal Navy waren ebenfalls schwer. Schon Anfang Februar
konnte die 5. deutsche leichte Panzerbrigade nach Nordafrika übersetzen. Jetzt
standen sich in der Wüste ungefähr gleichstarke Panzerkräfte gegenüber. In der
Luft waren aber die Achsenmächte überlegen. Am 31. März begann Rommels44 Angriff
unterhalb El Agheila.44Rommel
Erwin 1891-1944. Dt. Feldmarschall. Legendärer Kommandant des Afrikakorps
(1941-1943). Wusste von der Verschwörung gegen Hitler. Nach dessen Fehlschlag
am 20. Juli 1944 zur Selbsttötung gezwungen. Die Panzer rollten mit starker Luftunterstützung
auf die englischen Stellungen zu und brachen sie beim ersten Anlauf durch. In
einigen Tagen hatten sie schon Benghazi eingenommen. Dann teilten sich die Panzerkeile,
einige fuhren entlang der Küstenstraße, andere quer durch die Wüste. Letztere
standen dann zehn Tage später an der ägyptischen Grenze. Briten, die sich nicht
rechtzeitig zurückziehen konnten, wurden gefangengenommen. Einige britische
Einheiten bauten eine Igelstellung um Tobruk. Hier konnten sie, dank
Unterstützung von See aus, Monate lang durchhalten.
Die Souveränität
von Kleinstaaten ist nur eine Illusion. Sie müssen sich schon in Friedenszeiten
den Interessen der ihrem Land näherer Machtgruppe unterordnen. Bei
kriegerischen Auseinandersetzungen werden sie unbarmherzig in den Konflikt
hineingezwungen.44 44Das
strategisch wichtige Norwegen und Dänemark wurde von der Wehrmacht vor den
Westalliierten besetzt, als Letztere sich gerade entschlossen hatten, diese
Länder für sich zu sichern. Belgien, Luxemburg und die Niederlande standen dem
Krieg im Wege. Die baltischen Staaten versperrten den sowjetrussischen
Meeranstoß. Persien wurde besetzt, um den Zugang nach Russland zu sichern.
Island brauchten die Angelsachsen als Stützpunkt und Umschlagplatz für die
Versorgung Großbritanniens und Russlands. Island wurde zuerst von den Briten
für einige Monate besetzt, dann überließen sie es den Amerikanern. Die Schweiz
und Schweden konnten nur dank ihrer geographischen Lage ihre Neutralität
bewahren. So erging es
auch den Balkanstaaten. Ein größerer, soliderer, zwar aus verschiedenen
Völkern, aber überwiegend aus einheitlich orthodoxer Bevölkerung gebildeter
Balkanstaat, (aus Serbien, Montenegro, Makedonien, Bulgarien, Griechenland und
Rumänien) seines geschichtlichen Auftrages an der Südostflanke Europas bewusst,
hätte sich vielleicht bei Einhaltung strikter Neutralitätspolitik aus dem Krieg
heraushalten können. Mit der Polarisierung der Gegensätze zwischen der Achse
und den Angelsachsen begann das Rennen um den Balkan. Die Briten mussten, neben
ihren eigenen Balkanplänen, einen deutschen Vorstoß durch den Balkan via Türkei
bis nach Syrien und zum Irak fürchten. Dann hätten die Achsenmächte Ägypten in
der Zange gehabt. Die Sowjets wollten ebenfalls via Balkan ans Mittelmeer
gelangen. Die Achsenmächte betrachteten den Balkan als eigenen Lebensraum und
konnten ihn schon aus strategischen Gründen nicht ihren Gegnern überlassen.
Dem für die Öfteren
Seitenwechsel berüchtigten Rumänien blieb nach dem Rückzug der britischen
Garantie und Besetzung seiner Ostprovinz durch die Rote Armee nur der
Seitenwechsel übrig und es rief deutsche Truppen ins Land. Damit sicherte sich
Hitler nicht nur die Ölfelder der Walachei, gleichzeitig wurde eine südliche
Ausgangsbasis gegen Sowjetrussland und die restlichen Balkanstaaten geschaffen.
Churchills
Botschafter in Moskau verkündete Sowjetrusslands Recht auf den Balkan.
Anschließend verlangte Stalin von Hitler die Hegemonie über Bulgarien, Rumänien
und über die türkischen Meerengen. So war die Furcht vor den Sowjets maßgeblich
warum Bulgarien deutsche Truppen ins Land ließ und in den Dreierbund
hineinschlitterte.
Jugoslawien geriet
zwischen die zwei berühmten Mahlsteine. Mit dem Kriegsausbruch zwischen Italien
und Griechenland fürchtete Jugoslawien ebenfalls in den Konflikt hineingezogen
zu werden. Anderseits sah es jetzt die Gelegenheit für die Aneignung der
griechisch makedonischen Hafenstadt Saloniki, welche Serbien seit seiner
Unabhängigkeit von der Türkei (1878) begehrte. Prinzregent Paul bat die
deutsche Diplomatie um Vermittlung. Ribbentrop erreichte dann beim Ciano die
Garantie der Unversehrtheit der jugoslawischen Grenzen und stellte die Übergabe
Salonikis an Jugoslawien in Aussicht. Um die Jugoslawische Regierung zu
beruhigen, brachte Berlin einen Freundschaftsvertrag zwischen Ungarn und
Jugoslawien zustande, obwohl Jugoslawien ungarische Landesteile besetzt hielt.
Als Gegenleistung wurde der Beitritt Jugoslawiens zum Dreimächtepakt verlangt.
Darauf drohte Roosevelt, der laut Gesetze der Vereinigten Staaten zur
Neutralität verpflichtet war, die Jugoslawen mit allen Schikanen und ließ alle
jugoslawischen Konten in seinem Machtbereich sperren. Eine Delegation unter
Führung des Ministerpräsidenten fuhr doch nach Wien und unterzeichnete den
Beitritt zum Dreimächtebündnis. Als der Regierungschef von Wien zurückkehrte,
vertrieb ihn ein Staatsstreich. Generalstabschef Simovic46 46Simovic Dusan 1882-1962 Jugoslawischer Luftwaffengeneral
und Politiker. übernahm
die Regierung, die den Prinzregenten absetzte und den minderjährigen Peter II47 47Peter
II. 1923-1970. Einige Tage lang Jugoslawiens König. für volljährig erklärte und Ihn zum König von
Jugoslawien kürte. Selbstverständlich machte Simovic in seiner Außenpolitik
eine Kehrtwendung, hin zu den Angelsachsen. Ihm blieb gerade noch Zeit mit den
Sowjets einen Nichtangriffspakt abzuschließen. Nun, die Achsenmächte konnten
keine Feindstaaten auf dem Balkan dulden. Am 6. April 1941 starteten sie den
Angriff von Österreichs Süden, von Ungarn, Rumänien und von Bulgarien her auf
Jugoslawien und Griechenland. Gleichzeitig bombardierte die Luftwaffe Belgrad.
Kroatien, das von den Kriegsgewinnern des Ersten Weltkrieges zu Großserbien
zugeschlagen worden war, erklärte noch während der Kriegshandlungen seine
Unabhängigkeit. Italien besetzte Teile der dalmatinischen Küste. Mit Kroatiens
Austritt betrachtete Ungarn den jugoslawischen Staat als zerfallen. Ignorierte
den kurz vorher mit der Vorputsch-Regierung abgeschlossenen
Freundschaftsvertrag und nahm die Batschka und kleinere, von ungarischer
Bevölkerung bewohnte, Landstriche zurück.48 48Auf
deutschen Wunsch schlossen im Dezember 1940 Ungarn und Jugoslawien einen
Freundschaftsvertrag ab, obwohl Jugoslawien ungarische Landesteile besetzt
hielt. Der Vertrag sah eine friedliche Grenzberichtigung vor. Der Putsch und
die politische Kehrtwendung in Belgrad, schuf eine neue Situation was die
Achsenmächte nicht dulden konnten. Ungarns Verhältnis zu Berlin wurde schon
durch das Verweigern jeglicher Unterstützung am Polenkrieg belastet. Bei
erneuter Weigerung hätte das Land das Schicksal Belgiens erlitten! Der
Ministerpräsident Graf Pál Teleki (1879-1941) konnte nur zwischen Krieg oder
Besetzung wählen. Den noch vor kurzem geschlossenem Freundschaftsvertrag mit
Jugoslawien unterschrieb er selbst! Der verzweifelte Ministerpräsident fand
keinen anderen Ausweg, als seine und seines Landes Ehre zu wahren. Er nahm sich
eigenhändig das Leben.
Bulgarien besetzte das, zwischen den drei Balkanstaaten, Bulgarien,
Griechenland und Serbien, umstrittene Makedonien. Bei der Mobilmachung in
Jugoslawien rückten die Nationalitäten gar nicht in die Jugoslawische Armee
ein. Die allein gebliebene serbische Armee, musste dann elf Tage später, am 17.
April 1941, kapitulieren.
Griechenland wurde
fast gleichzeitig mit Jugoslawien von Bulgarien und bald auch vom eroberten
Jugoslawien her angegriffen. Obwohl die Briten zwei Infanteriedivisionen und
eine Panzerbrigade von Ägypten überstellten waren die Angegriffenen, der
Wehrmacht hoffnungslos unterlegen. Am 21. April streckte die griechische Armee
die Waffen nieder. Churchill tat das Gleiche, wie bei Dünnkirchen, zwei Tage
vor der Kapitulation befahl er seinen Truppen das Hinüberschiffen nach Kreta.
Die griechische Regierung und König Georg II49 49König
Georg II 1890-1947. König von Griechenland seit 1922. Zweimal vertrieben. ließen sich ebenfalls dorthin evakuieren.
Die Royal Navy rettete die griechischen Armeeteile, die auf den Peloponnes
abgedrängt worden nach Ägypten. Die Häfen lagen aber in der Reichweite der
deutschen Flieger, die Stukas erwischten einen voll beladenem
Munitionsfrachter. Die Explosion zerstörte über vierzig Schiffe, darunter
mehrere britische Kreuzer und Schlachtschiffe. Die Flieger verfolgten die
Flüchtenden übers Meer, so gelangte nur ein Fünftel der Griechen nach
Alexandrien.
Kreta war für die
Briten neben Malta die wichtigste Bastion im Mittelmeer. Von hier aus
erreichten ihre Bomber Süditalien bis Rom, Belgrad oder Bulgarien. Vor allem
hätten sie die rumänischen Ölfelder so lange abfackeln können, bis ihren
Kriegsgegnern der letzte Tropfen Öl ausgegangen wäre! Die von Griechenland
evakuierten britischen Truppen stellten sich für die Verteidigung Kretas bis
zum letzten Mann ein. Die britischen Seestreitkräfte wehrten alle Schiffe der
Deutschen vom Meer her ab und versenkten alle ihre Landungsboote schon
unterwegs. Die Mannschaften der versenkten deutschen Landungsboote, die schon
im Wasser schwammen, wurden mit Maschinengewehren niedergemäht, um die eigenen
Verluste bei der Evakuierung vor dem Peloponnes zu rächen.
Klar, dass die
Deutschen alles unternehmen mussten, um die Briten von Kreta zu vertreiben. Sie
nutzten ihre Überlegenheit in der Luft und eroberten die Insel in der ersten
Luftlandeoperation der Weltgeschichte mit je einem Fallschirmjäger und einer
Gebirgsbrigade. Ohne schwere Waffen büßte die deutsche Fallschirmbrigade die
Hälfte ihrer Mannschaftsstärke ein. Auch wenn die Insel für Churchill verloren
ging, stellte er mit Genugtuung fest, dass die dezimierte
Fallschirmjägerbrigade nicht mehr wie geplant zu Eroberung Maltas oder für die
Unterstützung der Vichyfranzosen in Syrien eingesetzt werden konnte.
Der Balkankrieg
verspätete den Russlandfeldzug um Wochen. Der auf den Sommer geplante
Blitzkrieg erstickte dann in dem russischen Winter.
Die
Lebensraumtheorie der Achsenmächte sah für Deutschland Osteuropa als Einflussgebiet
vor, wo die Erzeugnisse ihrer Industrieproduktion gegen Rohstoffe und Landwirtschaftsprodukte
eingetauscht werden konnten. Hitler hielt den Bolschewismus für den
gefährlichsten Gegner des Nationalsozialismus, im Vergleich zu den, seiner
Meinung nach, schon der Dekadenz verfallenen liberalen Demokratien. Doch die
Demokratie ist das adäquate politische Regime jeder mächtigen Zivilisation und
Deutschland war nur das zweitstärkste Mitglied dieser Euro-Atlantischen Welt.
Dank des Wirtschaftspotentials der Vereinigten Staaten befand sich diese
liberale Staatsordnung in der Mitte des 20. Jahrhunderts noch in seiner
höchsten Blüte. Diese Tatsache kostete im Endeffekt, Deutschland den Sieg. Und
Europas Niedergang.
Auch die
Bolschewisten hielten den Faschismus, wie sie den Nationalsozialismus lieber
nannten, für den gefährlicheren Gegner. Sowjetgeneräle plädierten bei Stalin,
die Deutschen rechtzeitig in die Zange zu nehmen, bevor England die Puste
ausgehe50 50Die
Genossen waren ebenfalls von der Dekadenz der kapitalistischen Demokratien
überzeugt, nur in Bezug auf ihren Niedergang irrten sie sich um die 100 Jahre. Stalin hielt einen Krieg zwischen
Deutschland und der Sowjetunion für unvermeidlich, wollte nur die Zeit des
Angriffes selbst bestimmen und wartete auf die günstigste Gelegenheit. Er
dachte nie daran, dass Hitler den ersten Schritt machen könnte, er verließ sich
auf Hitlers logische, eigene Thesen aus seinem Buch „Mein Kampf”: England mit
russischer Hilfe besiegen oder Russland im Bündnis mit England.
Späteren Recherchen
nach wurde der sowjetische Angriff auf die Achsenmächte für die Zeit
vorgesehen, als die Wehrmacht im Begriff war, nach Großbritannien
hinüberzusetzen oder die Amerikaner in Frankreich landen würden.
Friedensvertrag hin, Freundschaftsvertrag her, vor der Vereinigung aller
„Proletarier“ der Welt war Deutschland das größte Hindernis, das es zu
beseitigen galt!
Großbritannien war
im Jahre 1941 nicht in der Lage, auf dem Europäischen Kontinent zu landen. Die
konfusen Verhältnisse in der Roten Armee nach den Säuberungen in der
Armeespitze waren bekannt. So konnte ein Blitzkrieg gegen Sowjetrussland ohne
die Gefahr eines Zweifrontenkrieges gewagt werden. Der Sowjet musste besiegt
sein, bevor sein Rüstungsstand für Deutschland gefährlich werden konnte. Bevor
Stalin und Roosevelt die Rote Armee vollständig aufrüsteten.
Nach Aufmarschplan
der Wehrmacht sollte in sechs bis acht Wochen Moskau, das Macht-, Industrie-
und Wirtschaftszentrum Russlands, erobert werden. Gleichzeitig sollten die
Flanken im Norden bis Archangelsk, im Süden bis Astrachan vorrücken. Somit
hoffte man, diese eurasische Großmacht besiegen zu können. Das Öl aus der
Kaukasusregion und die Rohstoffvorräte Russlands hätte Deutschland zu einem,
den Vereinigten Staaten ebenbürtigen Wirtschaftsriesen gemacht! Das soll nicht
heißen, dass es der übrigen Welt so besser ginge, nur Amerikas Hintergrundmacht
hätte sich mit dem südamerikanischen Hinterhof begnügen müssen. Das konnte nun
Washington nicht zulassen!
Die in den
Feldzügen gegen Polen und Frankreich bewährte Kriegstechnik, dem Feind keine
Zeit lassen seine Kräfte zu sammeln, um eine neue Frontlinie im Hinterland zu
festigen, wurde auf die russischen Weiten angepasst und zur Strategie der
Kesselschlachten weiterentwickelt. Dabei sprengten Panzerkeile an zwei oder
mehreren Stellen die feindlichen Linien, drangen tief in das Feindesland ein
und kreisen die dort befindlichen gegnerischen Streitkräfte ein. Nachfolgende
Verbände lösen die Panzer ab und sichern den Kessel gegen die Ausbruchversuche
der Eingeschlossenen. Sie drücken den Ring allmählich zusammen, bis die Eingeschlossenen
aufgeben müssen. Die Panzer ziehen inzwischen weiter, um den nächsten Kessel zu
bilden.
Die Rote Armee
zählte, nach deutschen Schätzungen, 4,5 Millionen Mann, die Reserven nicht
mitgerechnet, in 200 Divisionen, davon 40-50 motorisierte Divisionen. Gerüstet
mit 10.000 Panzern, 150.000 Raupenschleppern und 100.000 Lastwagen. Zu den
zehntausend leichten Gummiräder-Panzern kamen 967 modernen T34er Tanks, die
waren aber, wie die Panzer der Westalliierten, zu verschiedene Truppenverbände
zerteilt. Ihre Luftstreitkräfte überflügelten in der Zahl drei oder sechsmal
den Flugzeugbestand der deutschen Luftwaffe.51 51Für die späteren angriff wollte die Rote
Armee die deutsche Industrie möglichst unzerstört in Besitz nehmen, darum
stellten sie die Produktion ihre Bomberflugzeuge ein. Zur Unterstützung ihrer
Bodentruppen stellten sie eine Unzahl unzweckmäßiger Flugzeuge her. Darum war
die sowjetische Flugwaffe in dem ersten Kriegsjahr völlig benachteiligt.
Die Wehrmacht
konnte nur 3,5 Millionen Soldaten in 153 Divisionen für den Russlandfeldzug
bereitstellen. Davon waren 19 Panzerdivisionen und 17 motorisierte Divisionen
unterstützt von 2.200 Flugzeugen.
Um gegen
Überraschungen gefeit zu sein, mussten in Frankreich 40 Divisionen die
Kanalzone bewachen. Norwegen, der Balkan und der afrikanische Kriegsschauplatz
beanspruchten weitere 20 deutsche Divisionen und fast so viele Flugzeuge, wie
gegen Russland eingesetzt worden waren. Klar, dass sich diese fehlenden Kräfte
im Russlandfeldzug nachteilig auswirkten.
Frühmorgens am 22.
Juni 1941 stießen deutsche Truppen von der Nordsee her bis der zur Ostkarpaten
ziehenden Demarkationslinie nach Russland ein. Mit dem gleichen Trick wie es
die Sowjetische Luftwaffe plante, griff die Luftwaffe vor der Kriegserklärung
überraschend alle erreichbaren gegnerischen Flugplätze an und zerstörte noch am
ersten Kriegstag 1.200 russische Flugzeuge. Einige Stunden nach dem Angriff
erschien der deutsche Botschafter Graf von Schulenburg52 52Schulenburg Friedrich Werner Graf. v.
1875-1944. Bis Kriegsausbruch Botschafter in Moskau. Wegen Beteiligung am
Attentat gegen Hitler hingerichtet. im Kreml mit der blamablen Pflicht, Hitlers Kriegserklärung an die Sowjets
zu überreichen, obwohl der Nichtangriffspakt zwischen den beiden Staaten noch
nicht abgelaufen war. Die Rechnung der internationalen Hintergrundmacht ging
auf. Es gelang wieder Europas potenteste Macht in einen Zweifrontkrieg
hineinzumanövrieren, sodass Hitler allein der Bösewicht wurde.
Der Angriff wurde
in drei Richtungen geführt:
Die Heeresgruppe
Nord: die 4. Panzergruppe mit 3 Panzerdivisionen und 3 motorisierten
Divisionen, dahinter 20 Infanteriedivisionen, bekamen die Aufgabe, das Baltikum
zu befreien, dann Leningrad und das nördliche Russland bis ans Weiße Meer zu
besetzen.
Die Heeresgruppe
Mitte: insgesamt 35 Divisionen, davon15 Infanteriedivisionen und die 2. und 3.
Panzergruppe an der Spitze zielte auf Moskau.
Die Heeresgruppe
Süd: 32 Divisionen, voran die 1. Panzergruppe mit 9 Divisionen, hatte über die
Ukraine bis zum Unterlauf der Wolga und zum Kaspischen Meer vorzurücken.
Einzig die Aktionen
der Heeresgruppe Mitte verliefen planmäßig. In berühmten Kesselschlachten
wurden die Städte Bialystok und Minsk erobert. Dabei fielen 324.000 Russen in
Gefangenschaft, samt ihrer Ausrüstung von 1.800 Geschützen und 3.332 Panzern.
In drei Wochen stieß diese Armeegruppe 500 km vor. Am 16. Juli nahm sie
Smolensk ein. Der Chef des Heeres Feldmarschall von Brauchitsch53 í53Von Brauchitsch Walther 1881-1948.
Generalfeldmarschall und Oberbefehlshaber des Heeres. hätte diese Armeegruppe zu dem 350 km entfernten
Moskau weiterstürmen lassen. Hitler fürchtete aber in die Falle zu laufen,
solange die Fronten im Norden wie im Süden so weit zurücklagen. Er befahl bei
Smolensk eine Pause54 54In
Bezug auf die Kontroverse zwischen von Brauchitsch und Hitler über den Vorstoß
auf Moskau machen Memoiren einiger deutscher Generäle diese vierwöchige
Verzögerung für den Verlust des Russlandfeldzugs verantwortlich. Mit der
Unterbrechung der sukzessiven Vormarschtheorie, bekam der Feind Zeit seine
Abwehrkräfte, um Moskau zu sammeln und eine Abwehrfront zu errichten. Außerdem
kam die Regen-Schlammperiode und der Winter ebenfalls vier Wochen näher. und ordnete die zweite Panzergruppe zu
der Heeresgruppe Süd und die dritte Panzergruppe zur Heeresgruppe Nord als
Unterstützung zu. Von Brauchitsch trat von seinem Posten zurück, was Hitler
gerne annahm und übernahm selbst die oberste Armeeführung.
Die deutschen
Heerführer kamen größtenteils aus Soldatendynastien. Sie schwärmten nicht
gerade für den Führer. Hitler wiederum traute seinen Generälen nicht zu, dass
sie die gegenwärtige Lage an den Fronten besser beurteilen können als er von
der Wolfsschanze aus. Die Armeeführer mussten nach seinen genauen Anweisungen
handeln. Die zusätzlichen Durchhaltebefehle brachten die Truppen oft in eine
schwierige Lage, brachten fatale Verluste, die der zuständige Truppenführer
durch eigene Kompetenz hätte vermeiden können.
Die Heeresgruppe
Süd war in Mannschaftsstärke mit der der Heeresgruppe Mitte vergleichbar, aber
nicht in ihre Kampfkraft. Zu der deutschen 17., 6. und 11. Armee stellte
Rumänien seine 3. und 4. Armee. Die Rumänen wurden von den Deutschen aus den Beutebeständen
der tschechischen und belgischen Armee aufgerüstet. Aber weder Rüstung noch
Ausbildung waren mit denen der Wehrmacht vergleichbar. Die Slowakei nahm schon
am Polenfeldzug teil. Dem Krieg gegen Russland stellte die Slowakische Armee
eine Gebirgsbrigade. Dafür garantierte Deutschland für 25 Jahre seine
Souveränität. Nachdem die ungarischen Städte Kassa und Ungvár von sowjetischen
Bombern angegriffen worden waren.55 55Ob
die Bomber wirklich von den Sowjets kamen, ist immer noch umstritten. In verschiedenen
Hypothesen werden tschechische Emigranten in Russland, die rumänische oder die
deutsche Luftwaffe für die Bombardierung verantwortlich gemacht. erklärte die ungarische Regierung, der
Kriegszustand mit Russland sei eingetreten und schickte vorerst ein
motorisiertes Armeekorps und eine Grenzschutzbrigade zur Heeresgruppe Süd.
Italien entsandte eher symbolisch ein Armeekorps mit drei Divisionen.
Die Heeresgruppe
Süd kam nur zögernd voran. Wegen dem Balkanfeldzug begannen ihre Operationen
erst mit zehn Tagen Verspätung. Als der Angriff anrollte, fehlte der Überraschungseffekt.
Die Rote Armee hatte ebenso zehn Tage Zeit, sich auf die Verteidigung
vorzubereiten. Außerdem plante Stalin die baldige Besetzung des Balkans,
nebenbei das Abschneiden der Achsenmächte von dem rumänischen Erdöl und ließ
schon Monate vorher größere Kräfte in den ukrainischen Raum aufmarschieren.
Erster Erfolg der Armeegruppe Süd war die Kesselschlacht von Uman, in der sich
103.000 Russen ergaben. Bei Kiew stieß sie wieder auf starken russischen
Widerstand, so musste die 2. Panzergruppe von der Heeresgruppe Mitte zur Hilfe
kommen. Diese konnten eben wegen dieser Verzögerung nicht Richtung Moskau
weiterziehen. Kiew wurde erst am 19. September eingenommen; entsprechend hoch
war die Zahl der Gefangenen: 665.000 neben 3.700 Geschützen und 884 Panzerfahrzeugen.
Erst nach Säuberung des Kessels von Kiew konnte die Armeegruppe Süd Richtung
Rostow weiterziehen. Bis zum Wintereinbruch nahm sie das Industriegebiet des
Donezbeckens und erreichte Kursk und Rostow, doch ihre Kraft reichte nicht mehr
aus Rostow zu halten. Die Südflügel der Roten Armee konnte sich vor der
Umklammerung zurückziehen, dann aber ging zu angriff über und drängte ihre
Gegner hinter den Mius-Fluss zurück. Mit letzter Anstrengung konnte ihre 11.
Armee die Krim zum großen Teil besetzen. Auf dieser Linie musste dann die
Armeegruppe Süd überwintern. 700km vor ihrem gesetzten Ziel, dem Unterlauf der
Wolga und dem Kaspischen Meer entfernt.
Die Heeresgruppe
Nord schnitt am schlechtesten ab. Nach raschem Vormarsch durch Lettland,
Litauen und dem südlichen Estland in zwei Wochen, wurde sie am Luga Fluss, 100
km vor Leningrad lange Zeit aufgehalten. Erst als Verstärkung von der
Heeresgruppe Mitte eintraf, konnte sie im Osten bis zum Wolkow Fluss vorrücken,
das nördliche Estland befreien und den Ladogasee erreichen. Damit Leningrad von
Süden und Osten umzingeln, aber erobern konnte sie die
Stadt nicht
Schon beim Kriegsbeginn griff eine Deutsche
Brigade von dem besetzten Norwegen her Murmansk an, ihr fehlte aber die Kraft die Stadt
einzunehmen. Finnland, das indessen der Sowjetunion den Krieg erklärt hatte,
war dabei Ostkarelien von den Russen zurückholen. Churchill aber drohte die
Finnen mit der Kriegserklärung Großbritanniens, wenn sie sich über die im Jahre
1918. aufgezwungenen Grenzen hinauswagten oder wenn sie Leningrad von
Nordwesten her angreifen würden. So kamen die Achsenmächte über Leningrad,
einfach nicht weiter.
Weil die Deutsche
Flotte die Ostsee und Leningrad blockierte, kamen die Hilfsgüter der
Angelsachsen über das Nordische Eismeer in Murmansk oder Archangelsk an.
Karelien war für die Russen lebenswichtig und sie verteidigten es mit allen
verfügbaren Kräften. Churchill entsandte zwei britische Flugstaffeln samt
Mannschaften, anschließend noch zwei Flugzeugträger mit zweihundert Flugzeugen
zur Unterstützung der Russen.
Churchill und
Roosevelt trafen sich Mitte August 1941 in Neufundland. Hier setzten die beiden
Prioritäten für ihre unmittelbaren Kriegsziele. Als Kommuniqué gaben sie ein
Dokument heraus, die später Atlantik-Charta genannt wurde. In diesem Dokument
verkündeten sie die Neuordnung der Welt nach dem Sturz der Nazityrannei: 1.
Beide Staaten verzichten auf territorialen Zuwachs. 2. Der Verlauf der
Staatsgrenzen darf nur durch Volksentscheide geändert werden. 3. Jedes Volk sollte
seine Regierung, beziehungsweise die Regierungsform selbst wählen können. 4.
Wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Sieger und Besiegten.56 56Dazu gehörte die Gründung der Weltbank.
Die Finanziers, welche den Krieg finanzierten, konnten nach Kriegsende ihr
gewonnenes Geld im Wiederaufbau anlegen. 5. Die Freiheit der Ozeane. 6. Allgemeine
Abrüstung nach dem Krieg und 7. Gründung einer Weltorganisation, die künftige
Kriege verhindern soll. Sie erklärten gleich, dass diese erhabenen Worte über
die Selbstbestimmung für Deutschland nicht gelten. Folglich den besiegten
Völker ebenfalls nicht! Der Zusatz in der Atlantik-Charta nach dem Sturz der
Nazityrannei, war bereits Roosevelts Kriegserklärung an Hitler, obwohl ihn die
Gesetze der Vereinigten Staaten zur Neutralität verpflichteten.
Während der
Wintermonate, in denen das Nördliche Eismeer größtenteils zufriert, konnten die
Angelsachsen die Sowjets über die arktische Route schlecht versorgen. Außerdem
bestand die Gefahr eines deutschen Vorstoßes im russischen Norden. Ohne die
amerikanischen Kriegsmaterialien und Lebensmittellieferungen wäre Stalins
Russland bald zusammengebrochen. Roosevelt sicherte den Sowjets die
Bereitstellung von monatlich 500 Panzern und ebenso vielen Flugzeugen zu.
Allerdings unter der Bedingung, dieses Kriegsmaterial in amerikanischen Häfen
abzuholen. Aber wie und womit sollten die Russen diesen Transport bewältigen.
Folglich mussten die Westalliierten selbst dafür sorgen, dass ihre Hilfsgüter
in Russland rechtzeitig ankommen.
Der Seeweg durch
den Persischen Golf, die Transpersische Bahn, das Kaspische Meer und die Wolga
ergaben den einfachsten Weg für die Versorgung der Sowjets. Kurzerhand
entschlossen sich die britisch-sowjetischen Alliierten Persien von seiner
reaktionären Regierung, die sich in diesem Krieg neutral verhalten wollte, zu
„befreien“. Einige Tage nach der Unterzeichnung der Atlantic-Charta, in der die
Vertragspartner auf fremdes Gebiet verzichteten, nahm die britische Golfarmee
die persische Hafenstadt Chorramschaar ein und marschierte auf Teheran zu.
Gleichzeitig okkupierte die Rote Armee Persiens Norden. Angesichts der
gegnerischen Übermacht befahl der Schah nach einigen Rückzugsgefechten die
Feuereinstellung. Die Alliierten zwangen den Schah, zugunsten seines Sohnes, abdanken.
Sie setzten eine neue Regierung ein und erzwangen die Freigabe der Häfen und
Verkehrswege zwischen dem Persischen Golf und Russland. Jetzt stand nichts mehr
im Weg, dem sowjetrussischen Bären wieder auf die Beine zu helfen und wenn
dieser nicht von selbst verendet wäre, hätte es nicht nur Europa, sondern auch
die supranationale Finanzoligarchie mit aufgefressen.
Neben Persien
konnte die britische Golfarmee schon im Mai 1941 den
Irak auf die alliierte Seite zwingen, dessen Regierung sich der britischen
Vormundschaft entledigen wollte. Zuletzt wurden die Vichyleute aus Syrien
vertrieben. Als französisches Mandatsgebiet war Syrien bis dahin von der
Vichy-Regierung verwaltet worden. Damit wurde der Nahe Osten für die
Angelsachsen bis heute gesichert.
Rüstung wie Moral
der, bei den letzten Gefechten gefangen genommenen russischen Armeeangehörigen,
machten den Eindruck, sie seien Stalins letzte Reserven. Auch wenn die Dinge
nicht nach Plan liefen, bestand die Chance in einer letzten Offensive die Rote
Armee zu zerschlagen. In dieser Hoffnung trat die Wehrmacht noch vor
Wintereinbruch die Entscheidungsschlacht an: den Angriff auf Moskau. Den Sturm
auf Moskau traten 14 Panzerdivisionen, 8 motorisierte Divisionen und 56
Infanteriedivisionen an. Beim ersten Angriff wurden um Brjansk und Wjasma
mehrere Sowjetarmeen eingekesselt. Hier ergaben sich 673.000 Rotarmisten, 1.242
Panzer und 5.412 Geschütze gingen den Sowjets verloren. Am halbem Weg auf
Moskau begann die Regenperiode. Zwei Wochen lang verhinderte der Schlamm fast
jede Bewegung der Gummiräderfahrzeuge. Dem Schlammesmeer trotzend wurde die
Stadt Klin eingenommen. Die Straßenverbindung von Moskau nach Leningrad war
blockiert. Mit letzter Kraft erstellte die Panzergruppe 3 einen Brückenkopf
über dem Kanal, der die Wolga mit dem Moskwa-Fluss verbindet. Die 4. Armee
stand 40 km vor Moskau. Nach Beräumung des Kiewer Kessels kam die dorthin
beorderte 2. Panzergruppe frei. Stieß hinter den Feindeslinien Richtung Moskau
vor und war dabei Tula einzunehmen. Eine Aufklärungsspitze erreichte
Mozartische, eine südliche Vorstadt Moskaus. Damit war Moskau fast halb
umstellt. Die Sowjetregierung wurde nach Kujbischew evakuiert.
Mittlerweile brach
der Winter mit über 300 Kälte ein. Seit Jahren war es nicht mehr
so kalt wie in den Kriegsjahren. Nur für den im Sommer geplanten Blitzkrieg
gerüstet, blieb die Wehrmacht einige Kilometer vor Moskau stecken. Ihre Kräfte
reichten nicht mehr aus, die Stadt zu umzingeln, geschweige denn die
Bolschewiken zu schlagen.
Der Blitzkrieg ist
verplant worden. Das in Russland fehlende Straßennetz wurde bei der Planung des
Unternehmen Barbarossa nicht berücksichtigt. In den Polen- und
Frankreich-Feldzügen, auf europäischen Straßennetzen konnte die motorisierte
Infanterie den vorpreschenden Panzern mühelos folgen. Auf den russischen
Feldwegen aber blieben die Truppentransporte schon in einem Platzregen stecken,
so musste die Infanterie absteigen, um auf schwierigen Fußmärschen zu ihrem
Einsatzort marschieren. Die Panzer ohne Simultan mit der Infanterie einsetzen,
war sinnlos, gar riskant, wenn keine eigenen Truppen die Flanken sichern,
anschließend das Gelände säubern, besetzten und halten konnten. Dieses
unkalkulierte Hindernis, nebst Zeitverzögerung wegen des Balkankrieges
verlangsamte den geplanten Operationen und ließ dem Feind oftmals Zeit sich
rechtzeitig vor der Einkreisung, aus dem Kessel zurückzuziehen. Damit
konnte der Großteil der Roten Armee nicht in der geplanten Zeit zersetzt werden.
Ein japanischer
Angriff auf Sibirien, war schon mit dem im April 1941 abgeschlossenen Japanisch
- Sowjetischen Neutralitätsvertrages unwahrscheinlich. Gleich wie sehr
Sibiriens unermessliche Rohstoffreserven Japan lockten, die Rohstoffe mussten
zuerst entdeckt und ausgehoben werden, was wiederum Zeit kostete. Zeit und Geld
fehlen bekanntlich in allen Kriegen. Auf Roosevelts permanente Provokationen
hin, gewann in Tokio immer mehr eine antiamerikanische Stimmung die Oberhand.
Die zuletzt zur Kriegserklärung an die Vereinigten Staaten führte. Nach dem
Ausbleiben des japanischen Angriffs, konnten die Sowjets ihre Sibirienarmee,57 57Japans Entschluss Amerika, statt Russland
anzugreifen, wurde von einem Spion namens Sorge an Moskau gemeldet, der zur
Tarnung als Korrespondent deutscher Zeitungen in Tokio tätig war. Schließlich
aber die Tatsache, dass die intakte, gut gerüstete, gut ausgebildete
Sibirienarmee zur Verfügung stand und die Armeeführung ins Wagnis eingehen
musste. die bis jetzt
ihre ostasiatischen Grenzen gesichert hatte nach Moskau holen. Zur Entlastung
Moskaus konnten 280 Divisionen, davon über 40 Panzerbrigade zum Angriff
bereitgestellt werden. Die Offensive der Roten Armee begann am 5. Dezember 1941
bei Moskau. Bald folgte Offensive auf Offensive die ganze Frontlinie entlang.
In den für beide Seiten sehr verlustreichen Kämpfen mussten die Deutschen vor
Moskau zurückweichen. Aber vom Sieg standen die Sowjets noch fern.
Auch wenn die
Wehrmacht vor Moskau gestoppt werden konnte, ein japanischer Angriff vom Osten
her hätte den Sowjets den Todesstoß gebracht. Wenn Sibirien unter japanische
Herrschaft gekommen wäre und das europäische Russland unter deutsche Hegemonie,
hätte Amerika nie zur Weltmacht aufsteigen können! Von einem Angriff auf
Sowjetrussland musste Japan abgehalten werden, koste es was es wolle!
Churchill erwähnte
öfters in seinen Memoiren, dass die Amerikaner die Geheimcodes des japanischen
Funkverkehrs entziffert hatten. Die Rooseveltleuten lasen mit Genugtuung im
Bericht des Japanischen Konsuls Hitlers Versprechen: Er werde den Vereinigten
Staaten den Krieg erklären, wenn zwischen Japan und den USA der Kriegszustand
eintritt. Voila,58 58Voila.– Sieh da! Da schau her! das Hintertürchen für Amerikas
Kriegseintritt, es musste nur clever aufgestoßen werden, um Hitler in einem
neuen Kriegsfalle zu locken. Roosevelt versprach ja seinerzeit an die Regierung
von Polen, Großbritannien und Frankreich militärischen Beistand, um sie gegen
die Achsenmächte in die Schlachtenreihe zu stellen.
In den Tagen als Reynaud Roosevelt für die Kriegserklärung an Deutschland
aufforderte, überließ die französische Regierung die Kontrolle seiner Grenzen
in Indochina zu China an die Japaner. Damit wurde Tschiang Kai-sheks
wichtigster Nachschubweg zu seinen britischen Unterstützern blockiert.
Unvorstellbar, dass die Franzosen ohne Wissen oder Aufforderung Washingtons
handelten! Das nächste Jahr räumte die Vichyregierung auf ihrer
Indochina-Kolonie Stützpunkte für Japan ein, um Indochina gegen eventuelle
englische Eroberungsversuche gemeinsam verteidigen können. Im Juli 1941
landeten japanische Truppen in Indochina. Auf diesen Schritt wartete Roosevelt.
Washington forderte sofort die Räumung Indochinas. Als Nachdruck ihrer
Forderung ließen sie alle japanischen Guthaben einfrieren und verhängten das
Embargo, bis Japan der Räumungsaufforderung nachkommen würde. Die Holländische
Exilregierung in London stellte aus ihrer indonesischen Kolonie ebenfalls die
Öllieferungen ein. Japans Industrie blieb ohne Rohstoffe, ohne Öl. So in die
Enge getrieben, blieben den Japanern nur zwei Alternativen: Verhungern oder aus
der Blockade herausbrechen. Zuerst kam es zu einer Regierungskrise.
Ministerpräsident Konoye,59 59Konoye Fumimaro Herzog 1891-1945
Japanischer Politiker aus dem Hochadel in verschiedenen Staatsämtern. Vor dem
Kriegsausbruch im Jahre 1941 einige Monate lang Ministerpräsident. Die Sieger
klagten ihn der Kriegsverbrechen an und richteten ihn hin. der den Ausgleich mit den Angelsachsen
suchte, trat zurück. Daraufhin bildete das Militär die neue Regierung. Die
Deutschen standen vor Moskau und die Angelsachsen waren mit der Verteidigung
Großbritanniens voll beschäftigt. Japans Militärführung wähnte sich in Asien
stark genug, den Angelsachsen die Stirn zu bieten. Japans Botschafter erschien
am 7. Dezember 1941 um 13 Uhr im Außenministerium der Vereinigten Staaten mit
der Kriegserklärung. Roosevelts Minister wusste, warum der Botschafter kam und
ließ sich verleugnen. Eine halbe Stunde später griffen japanische Bomber, schon
vor Überreichung der Kriegserklärung, den amerikanischen Marinestützpunkt Pearl
Harbour60 auf Hawaii an. 60Der Angriff auf Pearl
Harbour kam nur für die Besatzung des Stützpunktes aus heiterem Himmel. Die
amerikanische Abwehr konnte seit 1939 den Geheimcode der Japaner entziffern, so
wusste die Rooseveltadministration rechtzeitig über die anrückenden
Flugzeugträger und die Kriegserklärung Bescheid, die unterwegs waren. Die
US-Admiralität ließ auch rechtzeitig die Flugzeugträger aus Pearl Harbour
auslaufen, sodass im Hafen nicht mehr zeitgemäße, nur veraltete Schlachtschiffe
und ihre Besatzungen blieben. Roosevelt brauchte etwas Schreckliches, um dem
amerikanischen Volk den Krieg schmackhaft zu machen. Darum wurde Pearl Harbour
nicht benachrichtigt! Sie
zerstörten im Hafen liegende Teile der Pazifikflotte und den Flugplatz samt
Flugzeugen. Vermieden aber die Öltanks anzuzünden, weil der Rauch des
brennenden Öls die Sicht der Japaner beeinträchtig hätte. So konnten die
Amerikaner im weiteren Kriegsverlauf die verbliebenen Ölreserven gut nutzen.
Mehr als 2.400 tote Amerikaner und ebenso viele Verwundete blieben zurück. Zwei
Tage später wurde die amerikanische Marinebasis Cavite auf den Philippinen
zerbombt. Aus der Luft machten japanische Flieger Jagd auf die übrig gebliebenen
gegnerischen Flottenteile. Bei Singapur versenkten sie zwei, gerade angekommene
britische Panzerkreuzer. Dann landeten japanische Truppen an der Nordküste der
Philippinen und vertrieben die amerikanische Armee aus ihren dortigen
Stützpunkten. Gleichzeitig besetzten sie alle chinesischen Häfen und zu
Weihnachten mussten die Briten in Hongkong kapitulieren. Die uneinnehmbar
gehaltene britische Hafenfestung von Singapur wurde Anfang Februar 1942 vom
Festland, von Malaysia her überrannt. Mit der Besetzung Birmas wurde der letzte
Nachschubweg der Angelsachsen zu ihren chinesischen Verbündeten geschlossen.
Außerdem drohte von hier aus, die japanische Invasion auf Groß Britanniens
indische Kolonie. Noch Anfang des Jahres 1942 wurden die indonesische Inselwelt,
Teile Neuguineas, die Salomonen und die Gilbertinseln ebenfalls besetzt. Auf
einen Schlag wurde Japans „Asiatische Wohlstandsgesellschaft“ Wirklichkeit. Mit
einer vermeintlich uneinnehmbaren Festungskette um ihre eigene Inselwelt herum.
Der Angriff auf Amerikaner
schrie nach Vergeltung. Die bisherige „Geht uns nichts an- Stimmung” im Lande,
schlug in eine stürmisch martiale Stimmung um. Gerade jetzt taten Hitler und
Mussolini der Rooseveltregierung den Gefallen am 11. Dezember 1941 den
Vereinigten Staaten den Krieg zu erklären. Bisher führte nur Roosevelt61 mit seinen
Hinterleuten Krieg gegen die Achse.61Das
Embargo gegen Japan und die Achsenmächte, sowie den Leih- und Pachtvertrag, das
alles brachten die Rooseveltleuten am Rande der Legalität durch, ohne
Zustimmung des amerikanischen Volkes. Mit der Kriegserklärung Hitlers wurden
seine Vorkehrungen Legalität, ja sogar weise Voraussicht. Die überwiegende Mehrheit der Amerikaner
drückten die Daumen für Deutschland im Krieg gegen Sowjetrussland. Auf diese Herausforderung
hin mussten sich auch Roosevelts politische Gegner für das eigene Vaterland
entscheiden. Um sicher zu gehen, führte Roosevelt in kluge Vorausplanung schon
im August 1940 die allgemeine Wehrpflicht in Amerika ein. Freilich, mit der
Vorausplanung des Krieges können nur alleine die Nürnberger Angeklagten und
diejenigen von Tokio bezichtigt werden!
Stalin drängte die
Angelsachsen zur Landung in Frankreichs Norden oder an der
belgisch-holländischen Küste oder in Norwegen, um die russische Front zu entlasten.
Roosevelts Leute waren sofort bereit, der Forderung der Sowjets für eine zweite
Front auf dem europäischen Kontinent nachzukommen. Churchill mahnte zur Ruhe.
Wenn schon die Todfeinde der liberal-kapitalistischen Welt daran waren, sich
gegenseitig die Köpfe einzuschlagen, sollten sie es auch tun! Wir sollen
Russland mit Waffen unterstützen und abwarten. Außerdem fehlten zur Landung der
Westalliierten die Mannschaften, die Rüstung, die Landungsfahrzeuge, eigentlich
alles Nötige. Eine zu frühe Landung wäre zum Fiasko geworden.
Zu Beginn des
Russlandfeldzuges wurde der Großteil der Deutschen Luftstreitkräfte vom
Mittelmeer abgezogen. Dafür wurde der Afrikakorps mit einer Panzerdivision
verstärkt, aber jegliche Initiative dem Korps untersagt. Man hoffte so bis zum
erwarteten Entscheid in Russland in der Wüste durchhalten zu können. Doch der
Kampf ums Mittelmeer und die Nordafrikanische Wüste ging weiter. Nach Abzug der
deutschen Luftwaffe diktierten die Briten den Takt. Schon auf dem Mittelmeer
versenkten sie 60 Prozent des Nachschubs ihrer Gegner.
Das britische
Ägyptenkorps wurde bis zum Herbst 1941 durch Truppen der Dominien Neuseelands
und Südafrikas zur 8. Armee ausgebaut. Mit mehr als 700 Panzern war diese
Armee, die Achsenstreitkräfte in Panzern doppelt, in der Luft aber mit mehr als
1.000 Flugzeugen gegen 320 Flugzeuge der Achse weit überlegen. Rommel war
gerade beim Bestürmen des gegnerischen Brückenkopfs Tobruk, als der Angriff der
8. Armee am 18. November 1941 begann. Rommel startete einen Gegenangriff. Seine
Panzer drangen über die ägyptische Grenze und verfehlten nur knapp zwei
Materialdepots seiner Gegner. Inzwischen wechselte Sidi Rezegh dreimal den
Besatzer. Zuletzt siegte die Luftüberlegenheit der Royal Air Force. In drei
Tagen standen die britischen Panzer 60 km tief hinter Sidi Rezegh. Die
Achsenarmeen mussten zuerst auf die Höhe von Gazala zurückweichen, dann wurden
sie allmählich bis zur Mersa el Brega Schlucht zurückgedrängt.
Vom Suezkanal hing
Großbritanniens Hegemonie über ihr ganzes Kolonialreich ab. Mit Ägypten wären
die ostafrikanischen Kolonien, der rebellierende Nahe Osten und Gandhis Indien
verloren gewesen. Die Japaner waren ohnehin schon in Begriff eine indische
Nationalarmee gegen die Briten zu organisieren. Aus dem gleichen Grund machten
es die Achsenmächte den Engländern streitig. Für Italien war Ägypten ebenfalls
der Schlüssel zu seinem ersehnten Afrika-Imperium.
Hitler und
Mussolini planten wohl die nahöstlichen Positionen der Briten in die Zange zu
nehmen. Einen Durchstoß in Russland über den Kaukasus bis nach Persien mit der
gleichzeitigen Eroberung des Suezkanals hatte der britischen Herrschaft über
der Levante und Ost-Afrika ein Ende gesetzt.
Eine ganze deutsche
Luftflotte wurde zum Mittelmeer verlegt und Rommels Panzereinheiten verstärkt.
Die Bodentruppen mit 200.000 Mann aufgestockt. Deutsche U-Boote torpedierten
die Konvois der Royal Navy. Ein italienisches Selbstmordkommando, aus einigen
Froschmännern und Mini-U-Booten, versenkte im Hafen von Alexandrien zwei
britische Schlachtschiffe.
Ende Mai 1942
begann der Kampf um die Eroberung Ägyptens. Rommels erster Sturm aus der El
Gasala Stellung durchbrach die britische Front und konnte alle Stoppversuche
der Briten durchstoßen. Um Tobruk wurde drei Wochen lang gerungen, bis die
Stadt fiel. Die Briten mussten 800 km zurückweichen, verloren 30.000 Gefangene
und den Großteil ihrer Rüstung. Doch für die Eroberung Ägyptens reichten die
Kräfte der Achse nicht aus. Vor Al Alamain, 100 km vor Alexandrien, besaß
Rommel nur noch 26 einsatzfähige Panzer, die für einen weiteren Vormarsch nicht
mehr reichten.
Wegen dem Sturm auf
Ägypten wurde die Eroberung der britischen See und des Luftstützpunkts Malta
erneut verschoben, obwohl Malta die Aktionen der Achse ungeheuer störte. Maltas
Verlust hätte sicherlich die Erfolge der Angelsachsen auf längere Zeit gehemmt.
In den
fernöstlichen Gewässern waren die Alliierten erfolgreicher. Vor Australien verstärkten die Amerikaner ihre Flotte auf
fünf Flugzeugträger und mehrere Schlachtschiffe und sicherten die australischen
Küsten gemeinsam mit den Briten. Anfang Mai 1942 war eine japanische Flotte
aus Flugzeugträgern und Mannschaftstransportern gerade dabei, sich Neuguineas
Süden zu landen, als sich ihnen eine gemischte Flotte der Alliierten entgegenstellte.
Die Angelsachsen kannten den Geheimcode der Japaner und wussten über ihr
Vorhaben im Voraus Bescheid. Die Japaner schickten ihre Aufklärflieger aus, so
wussten beide Seiten genug voneinander. Sobald sich die Gegner näherten,
stürmten ihre Flieger aufeinander los. Zuletzt konnten beide Seiten je einen
gegnerischen Flugzeugträger versenken. Das Gefecht ging somit unentschieden
aus. Aber die Japaner gaben ihre Invasionspläne für Neuguinea auf.
Die Midway-Inseln
liegen auf halbem Weg zwischen Amerika und Japan; für beide Seiten strategisch
entscheidend. Nachdem die Amerikaner Tokio bombardierten, strebte Mitte 1942
eine japanische Flotte mit vier Flugzeugträgern, Kreuzern, Zerstörern und
Transporteinheiten gegen die Inseln, um sie den Amerikanern abzujagen. Aus dem
entzifferten Funkverkehr konnten die Amerikaner alle Bewegungen ihrer Gegner
genauestens sehen und gingen mit ihren vier Flugzeugträgern hinter den Inseln
in Lauerstellung, wovon die Japaner ohne Radar und mangels Aufklärung nichts
wussten. Die Amerikaner erwarteten den Angriff und trafen rechtzeitig
Vorkehrungen auf ihrem Stützpunkt, sodass die Bomben der Japaner nur leere
Objekte zerschlugen. Die US-Flugzeugträger warteten ab, bis die japanischen
Flieger im Einsatz waren, erst dann starteten ihre Flugzeuge gegen die
schutzlosen Mutterschiffe. Die Flieger konnten drei der japanischen
Flugzeugträger sofort versenken und den Vierten so schwer beschädigen, dass er
am folgenden Tag versank. Die rückkehrenden japanischen Flugzeuge konnten nicht
mehr landen und gingen ebenfalls verloren. Während des Seegefechtes ging den
Amerikaner ebenfalls ein Flugzeugträger verloren. Aber die japanische
Kriegsmarine war nach dieser Niederlage kein ernsthafter Gegner mehr.
Mit Deutschlands
Kriegserklärung an die Vereinigten Staaten wurde der U-Boot-Krieg auf amerikanische
Schiffe ausgedehnt. Während des Ersten Weltkrieges mussten deutsche U-Boote von
eigenen Häfen aus operieren. Jetzt konnten sich im besetzten Nordfrankreich die
deutschen U-Boote an der Normannischen Küste direkt am Atlantik versorgen. Von
hier aus versenkten sie bis Juli 1942 über 3 Millionen Schiffstonnagen der
Angelsachsen. Mit nur 14 U-Booten Eigenverlust waren die U-Boote recht
erfolgreich. Wenn die U-Boote nicht gestoppt werden können, kann nicht einmal
die amerikanische Wirtschaft die Verluste ersetzen.
Alliierte Frachter
fuhren in Konvois mit bis zu über 100 Schiffen, begleitet von Schlachtschiffen,
um die U-Boote fernzuhalten. Die U-Boote wendeten die gleiche Taktik an, sie
gingen im Rudel auf die Jagd. Mit der Weiterentwicklung der Radartechnik
konnten die untergetauchten U-Boote von den Flugzeugen geortet werden. Bald
wachten, von beiden Küsten des Atlantiks aus, Bomberflugzeuge über die
Transporte. Die U-Boote wurden aus der Luft mit Minen und Bomben beworfen, so
hielten die Alliierten sie von den Konvois fern. Bald verfügten die Amerikaner
über genügend Flugzeugträger, welche die Transporte bis zum Zielort begleiten
und schützen konnten. Mitte des Jahres 1943 hatten die Engländer die Chiffre der
Deutschen erbeutet,62 62Britische
Minen beschädigten ein deutsches U-Boot so stark, dass es mit letzter Kraft
auftauchen musste. Als sich die Besatzung ergab, schickte der britische Kapitän
seine Leute auf das sinkende U-Boot. Holt alles heraus, was uns nützen kann!
Dabei fanden die Briten ein Chiffriergerät. Eine nach England emigrierte
polnische Mathematikergruppe konnte dann der Code dieses Gerätes entschlüsseln.
Die Kenntnis des Deutschen und des japanischen Geheimcodes brachte den
Angelsachsen unschätzbare Vorteile im weiteren Kriegsverlauf. sie waren daher ständig im Bilde über die
Bewegungen ihrer Gegner. So gingen die Verluste der Angelsachsen allmählich
zurück. Zuletzt blieb den U-Booten nur ein kleiner Streifen in der Mitte des
Atlantiks außerhalb der Reichweite der gegnerischen Flugzeuge als
Operationsgebiet übrig. Nebenbei bewachten sie hier die Azoren gegen eine
Invasion der Alliierten. Doch die U-Boote blieben bis Kriegsende die größte
Gefahrenquelle für die Transporte.
Der Luftkrieg
begann ebenfalls zu eskalieren. Noch zwei Jahre zuvor hoffte die deutsche
Luftwaffe, durch das Zerbomben ihrer Industrie und Flugplätze, Großbritannien
in die Knie zwingen können. Jetzt zündeten britische Flieger in der Nacht vom
27. auf den 28. März 1942 Lübeck mit Phosphorbomben an. Zwei Monate später
wurde Köln abgefackelt, mit der Absicht, die Bevölkerung zu demoralisieren.
Erreicht wurde aber in Deutschland, wie in England gerade das Gegenteil. Der
Hass auf den Gegner wuchs. Doch die Bombardierungen zerstörten allmählich Infrastruktur,
Industrie und Wirtschaft. Deutschland wurde stetig schwächer und seine Gegner
immer mächtiger.
Hitler machte die
Juden für den Krieg verantwortlich. Als Staatsfeinde wurden sie ab 1942 in
riesigen Lagerkomplexen interniert. In Amerika und Kanada wurden fast alle
Japaner interniert. Deutsche und Italiener kamen ebenfalls als Staatsfeinde in
Internierungslager, wenn sie sich irgendwie verdächtig gemacht hatten.
In der Ukraine
wurden die einmarschierenden Deutschen als Befreier aus dem Sowjetregime
begrüßt. Durch die falsche Behandlung der Bevölkerung: Separate Straßenbahnen
nur für Deutsche; die Zwangsverpflichtung in Deutschland zu arbeiten, nur um
einiges zu nennen, wurde die Wehrmacht allmählich als Besetzer und Feind
betrachtet.
Die Feuerkraft
einer Armee entscheidet über Sieg oder Niederlage! Die Sicherung der Feuerkraft
setzt eine funktionierende Logistik voraus und die Versorgung wird, je größer
die Entfernung von der Ausgangsbasis der Heimat einer Armee, desto schwieriger.
Im damaligen Sowjetrussland gab es fast keine Straßen. Der Nachschub musste,
abgesehen von den spärlichen Eisenbahnnetzen, größtenteils auf Feldwegen
rollen, die nach einem Regen so aufgeweicht waren, dass die Räder bis zu den
Achsen im Schlamm einsanken. So wurde zeitweise jeglicher Verkehr unmöglich. Im
Winter froren die Fahrzeuge im Schlamm fest. Straßen sowie Eisenbahnen waren
der ständigen Sabotage und Angriffen der Partisanen ausgesetzt. Sie mussten
permanent überwacht werden. Die Truppe zu versorgen und zu sichern, brauchte
zwei- bis dreimal mehr Menschen als Kämpfer an der Front standen.
Ebenfalls
nachteilig wirkte sich das Wetter auf einige deutsche Waffentypen aus. Bei
30-40 Grad Kälte traten Funktionsstörungen auf. Artillerie und
Gewehrverschlüsse froren zu und Motoren sprangen nicht mehr an. Nur die
deutsche Luftwaffe blieb den Russen überlegen. Obwohl die russischen
Luftstreitkräfte bald verbesserte Fluggeräte einsetzten, blieben sie in ihrem
Kampfwert weit hinter der Deutschen Luftwaffe oder den Erfolgen ihrer eigenen
Bodentruppen.
Bis Moskau hatte
die Wehrmacht ein Viertel ihres ursprünglichen Bestandes an Menschen und
Material verloren. Verwundet waren 604.000, vermisst oder gefallen 208.000
Soldaten. Nicht allein der Verlust erfahrener Kämpfer machte Sorgen, es fehlte
einfach an Menschen, um die entstandenen Lücken zu füllen.
Die deutsche
Diplomatie suchte vergebens nach neuen Verbündeten. Weder Schweden noch die
Türkei konnten sie für ihre Sache gewinnen. Hitler bat Marschall Petain
persönlich, um Frankreichs Teilnahme am Krieg gegen Sowjetrussland, was der
Marschall ablehnte. Er erlaubte aber die Einsetzung französischer Freiwilligen
in Russland. In der Not ersuchte man die Verbündeten um Truppennachschub.
Italien schickte seine 8. Armee und Ungarn seine 2. Armee nach Russland. Das
vom Bürgerkrieg noch stark geschwächte Spanien entsandte die Blaue Division aus
Freiwilligen.
Keine dieser
Hilfstruppen waren entsprechend der zeitgemäßen Kriegstechnik ausgerüstet. Bei
den Verhandlungen wurde den Verbündeten Rüstmaterial versprochen. Es fehlte
aber bei den Deutschen selbst an allem, so blieb die Umrüstung zum Großteil nur
ein Versprechen.
Die Sowjets
befanden sich in keiner besseren Lage. Zwei Drittel ihrer Industrie; die
Ukraine die Kornkammer der Sowjets lagen in deutscher Hand. Ohne Unterstützung
und Lebensmittellieferungen der Angelsachsen drohte Restrussland der Hungertod.
Stalin fürchtete gar die Auflösung seines Heeres. Zu Churchill sprach er über
Unruhen und Unzufriedenheit in der Roten Armee und stellte „Säuberungen“ in
seiner Armee in Aussicht.
Die Achsenmächte
mussten Sowjetrussland, die einzig übrig gebliebene feindliche Militärmacht auf
dem Eurasischen Kontinent, noch im Sommer 1942 schlagen, bevor das ungeheure
Potential der amerikanischen Industrie ihre Rüstungsindustrie übertrumpfen
konnte.
Eine mit allen
Kräften durchgeführte Großoffensive hätte die Rote Armee vernichtend schlagen
und den Krieg zugunsten der Achsenmächte entscheiden können!
In Fragen der
Strategie befanden sich Führer und Generalstab wieder auf gegensätzlichen
Standpunkten. Die Planungsstrategen rieten, den Hauptteil der Roten Armee, der
um Moskau versammelt war, zu zerschlagen. Durch die Eroberung dieser
wichtigsten Verkehrsknotenpunkte, wäre Russland geteilt und seines wichtigsten
Industriegebietes entledigt worden. Hitler bestand auf einen Vorstoß Richtung
Kaukasus und der Kaspi-Senke, wie es vermutlich mit Mussolini abgemacht war.
Neben den politischen Einflussaussichten im Nahen Osten, wären die Achsenmächte
im Besitz der Kaspischen Ölregion ihre Energiesorgen los und den Sowjets würde
der Ölhahn zu Großteil zugedreht.
Während der
Operationen der Südgruppen, decke die Heeresgruppe Mitte den Vorstoß und halte
die Hauptkräfte der Sowjets in Schach. Die Heeresgruppe Nord erobere im Laufe
des Sommers Leningrad und unterbreche die nördlichen Verbindungswege der
Sowjets zu den Angelsachsen. Zur Heeresgruppe Nord wurden die Entbehrbahren
Teile der 11. Armee zur Hilfe zugestellt, die inzwischen die Krim erobert
hatten.
Die Heeresgruppe
Süd wurde verstärkt, und in „A“ und „B“ zu zwei Heeresgruppen geteilt. Die
nördliche Armeegruppe B. bestand aus der 2. deutschen, der 2. ungarischen, der
8. italienischen, der 6. deutsche Armeen und der 4. deutschen Panzerarmee. Die
ersten drei Armeen hatten bei den Vorstößen die kontinuierliche Sicherung das
rechte Don Ufer zu Auftrag, und die 6. Armee mit dem Panzer werde der Don
entlang bis Kalatsch Vorstoßen.
Die Sowjets
bestürmten den ganzen Winter lang ständig die deutschen Stellungen. Dann anfangs
Mai starteten sie mit massierten Panzereisätze eine Offensive und brachen bis
Charkow vor. Wurden aber eingekesselt und müssten aufgeben. Ihr gesamte Rüstung
und 240000 Mann fielen in Gefangenschaft.
Nach bewältigen
des Kessels stieß Ende Juni die 4. Panzerarmee aus Kursk Richtung Osten vor.
Hinter ihr sicherte die 2. deutsche Armee und das 2. ungarische Armee das
Gelände. Sie durchbrachen die russische Front und nach 6 Tagen überquerten die
Panzerspitzen den Don bei Woronesch. Anschließend wurde die Stadt von der 2.
deutsche Armee besetzt. Die 6. Armee ging 300 km südlicher aus Charkow Richtung
Nowi Oskol und Rossosch entgegen, um den Kessel zu schließen. Die Russen zogen
aber ihre Lehre aus der Kesseltaktik der Deutschen und zogen sich geordnet zurück
wovor die Einkesselungen abgeriegelt werden konnten.
Die südliche
Armeegruppe A, wurde mit der 1. Pz Armee, und der 17. Armee gebildet. Sie
erhielten den Auftrag, die Ölfelder der westlichen Kaspi-Senke und den Kaukasus
zu besetzen. Sie gingen gegen Rostow vor, wo sie auf starke Abwehr der Russen
stießen. Erst nach einigen Tagen, als die Verbindung zum übrigen Russland
abgeschnitten war und ihnen die Einkesselung drohte, zogen sich die Sowjets
kämpfend Richtung Kaukasus zurück. Entwichen aber den Umzingelungsversuchen,
obwohl zwei Armeekorps von der 4. Panzerarme von der Armeegruppe B. zur
Einkreisung der Sowjets übergesandt wurden.
Der Angriffskeil
Richtung Woronesh täuschte den sowjetischen Generalstab. Er vermutete die
Offensive ziele auf Moskau63 63In einem verirrten und
abgeschossenen deutschen Kurierflugzeug fanden die Russen Aufzeichnungen über
Ziele der Operation Blau, der Codename der Sommeroffensive. Aber in ihrem
grenzenlosen Misstrauen hielten es die Sowjets für eine Falle. und zogen ihre Truppen weit nach Norden
neben den Don zurück, um eine Verteidigungslinie 400 km unterhalb von Moskau in
West-Ost-Richtung zu bilden. Den Weg am Don entlang, Richtung Stalingrad ließen
sie frei.
In dem Irrglauben
die Rote Armee ist schon am Ende seiner Kräfte, wurde den erschöpften 6. Armee
noch zusätzlich die Eroberung Stalingrads aufgetragen. Mit der Besetzung
Stalingrad und der westliche Wolga Ufer, wäre der Weg für die Hilfslieferungen
der Angelsachsen Richtung Moskau an dem Unterlauf der Wolga gestoppt worden.
Nach dem Durchbuch
bei Rostow ging die Armeegruppe A. daran die östliche Schwarzmeerküste und die
Ölfelder der Region zu besetzen. Doch aufgrund fehlender Kräfte,
Nachschubschwierigkeiten und vor allem Kraftstoffmangels, blieb die Truppe mitten
in der Kalmükensteppe stecken. Im Süden erreichten sie die Vorgebirge der
Kaukasus. Im Osten überschritt sie gerade den Terek Fluss bei Mosdok vor
Grosny, als die Katastrophe von Stalingrad hereinbrach. Die Küste des
Kaspischen Meeres war noch 200km entfernt und das eigentliche Ziel Baku, mehr
als 500.
Die Ereignisse an
der Front ließen die sowjetische Armeeführung das Ziel der gegnerischen
Offensive erkennen. Sie besetzten wieder das linke Don Ufer und organisierten
die Verteidigung Stalingrads. Um das vorher kaum gesicherte Stalingrad tobte
ein mehrere Wochen dauernder Kampf, der auf beiden Seiten unzählige Opfer
forderte. Wobei die Russen ihren letzten Brückenkopf, einen schmalen Streifen
Wolgaufer halten konnten.
Bis die 6. Armee
Stalingrad erstürmte, blieben ihre beiden Flanken mangels einsetzbarer Kräfte
ungenügend gesichert! Ihre nordwestlichen und südlichen Flanken wurden nur von
der 3. und 4. rumänischen Armee gedeckt. Die verantwortlichen deutschen
Armeeführer kannten die Kräfteverhältnisse um Stalingrad. Sie rieten die
Rücknahme der sehr vage gesicherten, zu 4000km lang angewachsenen Front. Hitler
meinte aber: „Die Rote Armee sei schon zerschlagen worden" und verbat er
jede Diskussion über den Rückzug.
Die Rote Armee war
den Achsenarmeen in Mannschaft stärke immer noch mehrfach überlegen. Die 10-12
Millionen Reservisten, die in der Zwischenzeit größtenteils aktiviert werden
konnten, wogen ihre bisherigen Verluste von 4 Millionen in die Gefangenschaft
geratenen oder gefallenen Kameraden bei weitem auf. Zusätzlich konnten die
Sowjets eine Million Neulinge einsetzen, die seit dem Frühling in Ausbildung
waren und gerade zum Kriegseinsatz bereitstanden.
Neben der
zahlenmäßigen Überlegenheit der Russen, tauchten ihre neuen Waffensysteme in
immer größeren Mengen auf. Vor allem die T34-Panzer mit amerikanischen 76,2mm
Langrohrgeschützen, die ebenfalls mit amerikanischen Zielvorrichtungen
ausgerüstet waren und in ihrer Geländegängigkeit den meisten deutschen Tanks
überlegen waren. Außerdem die hauptsächlich auf geländegängige amerikanische
Lastwagen montierten Raketensalvenwerfer, die Stalinorgel, die die Russen
Katjuscha nannten. Diese konnten einige Sekunden nach dem Abfeuern ihrer
Raketensalven, den Standort wechseln, womit sie für den feindlichen Gegenbeschuss
unauffindbar waren. Der einzelne Frontsoldat bekam als persönliche Waffe die
Maschinenpistole mit Trommelmagazin, die 72 Schüsse fasste. All diese Waffen
gehörten zu den besten der Zeit64 64Ohne
die Leistungen russischer Ingenieure schmälern zu wollen, konnten diese neuen
Waffensysteme nur mit Amerikas Hilfe zustande kommen. Roosevelt ließ schon vor
dem Krieg Kaliber und Munition beider Armeen anpassen (die 76,2mm Kanone und
Munition sind genau 3 Inch.) Jetzt lieferten die Vereinigten Staaten von Munition
über Rohstoffe, Werkzeugmaschinen zur Herstellung dieser Waffen, bis zum
Know-how alles, was die Sowjets benötigten. Vor allem aber Lebensmittel, da
Nahrungsmittel schon in Friedenszeiten in jedem kommunistischen Land knapp
waren. Ohne amerikanischen Lebensmittellieferungen wäre Restrussland
verhungert. Unter dem Sowjetregime funktionierte nur das Militär und was direkt
damit zusammenhing.
An der Südfront bei
Stalingrad konnten neun sowjetische Armeegruppen zur Gegenoffensive gegen ihren
abgekämpften Gegner aufgestellt werden. Neun frische, teilweise unerprobte
gegen zwei abgekämpfte, aber kampferprobte Armeegruppen. Im Sommer mussten noch
einzelne Rotarmisten mit halbfertigen Gewehrkolben den Kampf antreten. Bei der
Gegenoffensive kamen die Russen bestens gerüstet hinter neuen T34-Panzern mit
automatischen Gewehren in der Hand und amerikanischen Konserven im Tornister.
Dank der Amerikaner besaßen sie so viel Munition, dass sie auf einen einzigen
gegnerischen Soldaten 10-20 Granaten abfeuern konnten, bis sie ihn getroffen
hatten.65 65Die T34er waren jetzt mit neuen
amerikanischen Funkgeräten ausgerüstet. Bisher zogen die Tanks ohne
Kommunikationsgeräte in den Kampf, weil der Funkverkehr vom Feind mitgehört
werden konnte. Die Amerikaner hatten ihre große Mühe den zuständigen Genossen
beizubringen, dass die fehlende Verbindung noch mehr Nachteile bringe.
Die Gegenoffensive
der Roten Armee begann am 19. November 1942. Selbstverständlich an den
schwächsten Stellen der Front mit dem Angriff auf die Nord- und Südflanken, wo
die Stellungen der 3. und 4. rumänischen Armeen lagen. Bald waren die Rumänen
zerstreut und die 6. deutsche Armee in Stalingrad eingekesselt. Die
Eingeschlossenen bekamen den Befehl, die Stadt unbedingt zu halten und es wurde
ihnen jeglicher Ausbruchversuch verboten. Zum Herstellen der Verbindung mit den
Eingeschlossenen wurden Mitte Dezember neben zwei Panzerkorps einige
abgekämpfte Infanteriedivisionen in Marsch gesetzt. Ihre Kräfte reichten aber
nicht aus, bis Stalingrad vorzustoßen.
Bei über 40 Grad
Kälte waren die Flüsse keine Hindernisse mehr, als die Rote Armee begann, die
Frontlinien der Armeegruppe B am Don, von Südosten her, Richtung Norden
nacheinander aufzureiben. Die zweihundert Kilometer Frontbreiten, die auf jede
Armee zufielen, banden alle Kräfte an der Vorderfront. Für die zweite, gar
dritte Verteidigungslinie oder Reserve fehlte die Mannschaft. Auch die
Wehrmacht verfügte im Hinterland nur über spärliche Reserven. Die einzige
Reserve der 1. ungarischen Panzerdivision dürfte erst auf Hitlers persönlichem
Befehl eingesetzt werden. Er bewilligte aber die Mobilisation erst 4 Tage
nachdem die Rote Armee schon durchgebrochen war. Angesichts der mehrfachen
feindlichen Übermacht, pro Kilometer 132 Geschütze und 13,3 russische Tanks, konnte
die Don front auf Dauer nicht verteidigt werden. Die italienische 8. Armee
wurde am Frontabschnitt der Alpini Armeekorps durchbrochen. Der Korps wehrte
sich heftig, erst nachdem sie über 70 Prozent Verluste erlitten hatten, zogen
sie sich zurück. Dem intakten Teil der Italiener blieb nur der Rückzug übrig,
wenn sie nicht in Gefangenschaft geraten wollten. Mit ihrem Rückzug entstand
eine 80-90km breite Bresche an der Südflanke der 2. ungarischen Armee. Nach der
entstandenen Frontlage und Feindesüberlegenheit hätte ein geordneter Rückzug
die 2. ungarische Armee gerettet. Sie erhielt aber die Durchhalteparole. Ihre
37,5 wie die 50mm Panzerabwehrgeschütze waren zu schwach, um den Panzer der T34
zu durchschlagen. So rollte der Angriff der Panzer einfach über ihre Köpfe
hinweg. Der Großteil der 200.000 Männer fiel, erfror in der Kälte oder kam in
Gefangenschaft. Höchstens ein Viertel von ihnen kam nach Hause. Zuletzt musste
die 2. deutsche Armee weichen. Trotz des Führerbefehls, „jeder deutsche Soldat
soll eine Betonfestung werden“, zogen sie sich mehr oder weniger geordnet
zurück, während ihre Südflanke von den Übriggebliebenen des III. ungarischen
Armeekorps gedeckt wurde. Sie waren auch zwischen allen Verteidigern die
Letzten, die den Don verließen und leisteten damit ihren Beitrag zum
erfolgreichen Rückzug der 2. deutschen Armee aus Woronesch.
Ende Januar stand
die russische Front 200 Kilometer westlich von Stalingrad. Ihr nächstes Ziel
war die Abschneidung der Armeegruppe A, die im Kuban operierte. Die 4. Panzerarmee
konnte aber vor Rostow eine Furt so lange offenhalten, bis sich die 1.
Panzerarmee zurückgezogen hatte. Die 17. Armee bildete auf Befehl ein
Brückenkopf in Kuban vor der Halbinsel Kertsch, wo sie noch Monate lang
durchhielt.
Mittlerweile wurde
die Lage der in Stalingrad eingeschlossenen 6. Armee aussichtslos. Über die
vorgesehene Versorgung durch eine Luftbrücke konnte nur ein Drittel der nötigen
Materialien eingeflogen werden. Die Luftwaffe verlor bei dieser Aktion um die
1000 Flugzeuge samt Besatzungen. Als weder auf Entlastung noch mit einem
erfolgreichen Ausbruch zu hoffen war, kapitulierte die 6. Armee am 2. Februar
1943.
Die T34-er brachen
bis zu den Stadtgrenzen von Dnjepropetrowsk und Saporodsche vor, dann nahmen
sie Charkow ein. Ein von allen deutschen Panzerkräften geführter Gegenschlag
konnte aber die Russen aus den Donezbecken hinausdrängen und östlich davon die
Front festigen. Im Süden an dem Westufer des unteren Don gelang es, ebenfalls
eine neue Front zu bilden, damit die Rote Armee für einige Zeit gestoppt werden
konnte. Zum Ende des Winters standen die Fronten im Süden dort, wo vorher die
Sommeroffensive der Achsenmächte begonnen hatte.
Die höchste
Armeeführung machte keine Angaben über die entstandene Kriegslage, noch über
seine Ursachen. So machte der deutsche Soldat, den Verbündeten für die
Niederlage verantwortlich und betrachtete die sich neben ihm zurückziehenden
verbündeten Kameraden sehr feindselig. Was eigentlich nicht hätte passieren
dürfen!66 66Nach
der katastrophalen Niederlage der Armeegruppe Mitte im Sommer1944; aus dem
Tagebuch eines deutschen Oberstleutnants: „Zerstreute Truppenteile flohen
kopflos gegen Westen, um der Gefangenschaft zu entfliehen“.
Im Norden kamen die
Russen ebenfalls voran. Sie schlugen südlich des Ladogasees eine Bresche, damit
stellten sie ihre Landverbindung nach Leningrad her.
Einigkeit zwischen
britischen und amerikanischen Strategen herrschte nur in der Absicht: zuerst
Deutschland zu zerschlagen und danach bliebe noch Zeit für die Abrechnung mit
Japan. Roosevelts Leute versprachen Stalin nämlich, noch im Jahre 1942 die
Landung in Frankreich und disponierten in London ihr Vorhaben entsprechend.
Kanadische und englische Truppen machten eine Hauptprobe und landeten in der
östlichen Normandie bei Dippe, wurden aber abgeschlagen. Churchill musste
wieder die gefährliche Reise nach Amerika auf sich nehmen. Dort berichtete er
Roosevelt, dass die Deutschen 25 Divisionen im Westen haben. Wir Angelsachsen
können zurzeit nur 9 Divisionen bereitstellen. Für eine erfolgreiche Landung in
der Normandie wären 40 Panzerdivisionen und eine Million Soldaten nötig.
Schließlich konnte der vereinigte britisch-amerikanische Generalstab keinen
präzisen Operationsplan für eine Landung ausarbeiten, geschweige denn die Verantwortung
für die Operation übernehmen.
Seinerzeit war der
Ausgang der Offensive der Mittelmächte auf Stalingrad und den Kaukasus noch
nicht voraussehbar, dessen Erfolg die nahöstlichen Positionen der Briten
gefährdet hätte. So war es für Großbritannien enorm wichtiger, Ägypten und den
Suezkanal zu sichern, als eine Landung auf den Kontinent mit zweifelhaftem
Ausgang zu riskieren. Churchill brachte die Amerikaner mit dem schlauen Spruch
„Um nicht in England Gewehr bei Fuß stehen müssen“ den Achsenmächten Nordafrika
zu entreißen. Im französischen Nordafrika standen nur einige Einheiten der
Vichyregierung. Im Falle einer Landung konnten sie nicht allzu großen
Widerstand leisten. Dies passte in Churchills spätere Pläne, von hier aus nach
Italien und auf den Balkan überzusetzen, noch bevor sich die Russen Europas
Südostflanke bemächtigen. Der nordafrikanische Kriegsschauplatz versprach mehr
Erfolg. Bei der Überlegenheit der Alliierten auf See war es nicht schwer, die
8. Armee in Ägypten wieder aufzurichten.
Churchill nahm die
Bürde auf sich, all das den Russen in Moskau beizubringen. Stalin bezichtigte
die Angelsachsen des Wortbruches wegen des Aufschubes der Invasion in Europa.
Doch zuletzt mussten sich die Sowjets mit Churchills Nordafrikaplänen und einer
eventuellen gemeinsamen Besetzung des Nordkaps mit den Westalliierten
zufriedengeben.
Planmäßig wurde die
britische 8. Armee in Ägypten bis zum Herbst 1942 an Mannschaft und Material
auf Vordermann gebracht: Sieben Panzerbrigaden mit rund 1.000 Panzern; die
Artillerie mit ebenso vielen Pak-Geschützen; vor allem aber mit 1.200
Flugzeugen. Damit konnten die Engländer die Seewege der Achse von Neapel bis
Tripolis und den letzten 1800Km langen Landweg bis El Alamein unter ständigen
Bomberangriffen halten und den gegnerischen Nachschub fast völlig unterbinden.
Deutsche und
Italiener hatten zusammen nur halb so viele Panzer, dennoch unternahmen sie
Ende August einen letzten, eher verzweifelten Versuch, den Entscheid zu ihren
Gunsten zu erzwingen, auch wenn sie fast ohne Nachschub waren. Eine deutsche
Panzerbrigade durchbrach im südlichen Frontabschnitt, die schon weniger
befestigten Minengürtel. Rommel hätte gerne den geraden Weg durch die Wüste
Richtung Kairo gewählt, musste aber wegen Kraftstoffmangels,67 67Damals waren die Ölquellen in Libyen noch
unentdeckt. genau die
Stoßrichtung wählen, in die die Briten ihn in die Falle locken wollten und den
Weg mit zwei Panzerbrigaden verstellten. Zusätzlich wurden die Angreifer noch
von den Flanken durch Artilleriefeuer bekämpft. In der Zweitageschlacht ging
ein Viertel ihrer Panzer verloren, verschossen sie fast alle Granaten und
verfuhren ihr Benzin. Den erwarteten Nachschub und Tankschiffe konnten die
Engländer fast alle versenken, so blieb Rommel nur der Rückzug hinter die
Minensperre übrig. Er vermutete Verrat und bat entnervt um Urlaub. Auf
deutscher Seite ahnte niemand, dass der Geheimcode des eigenen Funkverkehrs von
den Briten entziffert wurde. So wussten die Briten über Ziele der
Versorgungsschiffe bis zu Angriffrichtungen der Panzer Bescheid.
Einige Wochen
später, am 23. Oktober, begann der Angriff der 8. Armee aus El Alamein mit
einer Kanonade aus 1.000 Geschützen. Fünf Tage lang stürmten die britischen
Panzer, ohne den Durchbruch zu erzielen. Rommels Stellvertreter versuchte das
Unmögliche und formierte seine unterlegenen Panzerkräfte auf einem Punkt zum
Gegenangriff, gerade zielgerecht für die Royal Air Force. Auf die zum Angriff
versammelten Panzer warfen Bomberflugzeuge innerhalb von zwei Stunden 80 Tonnen
Bomben herunter. Von den Panzern blieb fast nichts übrig. Dem britischen
Vormarsch durch Libyen konnte nichts mehr entgegengestellt werden. Nur von
einigen Rückzugsgefechten gehindert, stand die 8. Armee zu Weihnachten 500 km
vor Tripolis.
Fast gleichzeitig,
Anfang November 1942 besetzten britische und amerikanische See- und
Luftlandetruppen Algier, Oran und die nordafrikanische Westküste bis unterhalb
von Casablanca.68 68 Ihr
Vorhaben in Nordafrika verheimlichten die Angelsachsen noch vor ihrem französischen
Verbündeten General de Gaulle. Mit der Begründung, dass die Vichyarmee auf de
Gaulles Truppen schießen würde, aber nicht auf Amerikaner. Zufällig hielt sich Admiral Darlan,69 69 Darlan François 1881-1942. Franz. Admiral.
Kommandeur der Flotte während des Frankreichfeldzuges. Marineminister der
Vichyregierung. Übergab 1942, Französisch-Nordafrika den Angelsachsen und
versuchte zwischen den Alliierten und der Vichyregierung zu vermitteln. der Marineminister der Vichyregierung
während der Landung der Alliierten in Algier auf. Zuerst gab er den Befehl, die
Landung abzuwehren, weil die Besetzung Nordafrikas durch die Alliierten, die
deutsche Besetzung Restfrankreichs bedeutete. Erst als die Deutschen mit der
Okkupation Restfrankreichs begannen, ließ er das Feuer einstellen und schloss
sich samt seiner Mannschaft und Verwaltung den Angelsachsen an.
Mussolini und
Hitler hofften die Angelsachsen erneut zerschlagen zu können, entsandten in der
letzten Stunde 100.000 Soldaten und die 5. Panzerarmee zu Verstärkung und
ließen die französische Kolonie Tunesien besetzen, wozu die Vichy Regierung ihr
Einverständnis geben musste. Darum fanden die Angelsachsen die Landung an der
tunesischen Küste riskant, doch gleich nach der Besetzung der Westsahara
starteten sie von Westen und Osten her einen konzertierten Angriff auf die
Achsenstreitkräfte, um sie in Tunesien zusammenzudrücken. Zuerst aber ohne
Erfolg. Ihre Gegner waren noch stark genug und wehrten die Angriffe ab. Wieder
einmal standen sich die Gegner für einige Zeit Patt gegenüber.
Als die Besetzung
Südfrankreichs durch deutsche Truppen begann, ließen die Kommandeure den Rest
der französischen Flotte, die bei Toulon zusammengezogen war, selbst versenken.
In Dakar ergab sich der Generalgouverneur der Vichyregierung den Alliierten.
Die französischen Marineeinheiten, die in der dortigen Flottenbasis stationiert
waren, weigerten sich, sich zu ergeben; die im Hafen von Alexandrien
blockierten Schlachtschiffe ebenfalls. Erst als die Angelsachsen ganz
Nordafrika erobert hatten, wechselten diese letzten Flottenteile die Seiten.
Plötzlich, im
Januar 1943, tauchten Roosevelt und Churchill inmitten ihrer Soldaten in
Casablanca auf, um Schwung in die Kriegsgeschäfte zu bringen. Roosevelt
proklamierte: Die Achsenmächte noch im gleichen Jahr zu besiegen und zu
bedingungsloser Kapitulation zu zwingen.70 Ihre Generäle brauchten allerdings noch Zeit,
Truppen und Waffen für den Sieg. 70 Churchill missfiel diese kompromisslose
Forderung der bedingungslosen Kapitulation, weil diese Forderung die Führer der
Westalliierten auf Stalins Niveau herabsetzte. Er stimmte aber doch zu! Die
völlige Ignoranz gegenüber den Besiegten ist eine der schlimmsten Missgriffe
des 20. Jahrhunderts. Mit der Zeit werden die heutigen Sieger oder ihre
Nachfahren ebenfalls zur bedingungslosen Kapitulation gezwungen!
Ermächtigt durch
sein Kriegskabinett, ließ Churchill schon in den ersten Tagen seiner
Machtübernahme seine Bomber gegen die Zivilbevölkerung deutscher Städte
fliegen. Was Hitler zur gleichen Vergeltung gegen die britischen Städte
veranlasste. Seinerzeit war aber die britische Bomberflotte zahlenmäßig noch zu
schwach, um größeren Schaden anzurichten. Aber bis die Deutschen auf die eigene
Produktion angewiesen waren, wurden die Briten von Roosevelt, umso mehr mit
Bomben, Munition und Kriegsgeräten versorgt. Zuletzt sandte er die ganze
amerikanische Luftflotte gegen die europäischen Städte. Ab 1943 verfügten die
Angelsachsen über genügend Bomberflugzeuge und begannen Industrie und Städte
des deutschen Konkurrenten systematisch zu zerstören. Unterwegs wurden die
französischen, belgischen, holländischen Industriestädte nicht ausgelassen. St.
Nasarie, Lorient, Paris, Brüssel, Rotterdam. Hier wurden allerdings nur die
Industrieanlagen zerbombt, die Wohnquartiere möglichst verschont. Sie konnten
ihren Gegner fast ungehindert angreifen, da die deutschen Fliegertruppen
größtenteils in Russland standen. Neben Industrie kamen die Städte dran, ob sie
strategische Ziele darstellten oder nicht. Hamburg wurde drei Nächte lang mit
Brandbomben beworfen und die Innenstadt völlig zerstört. In dem Inferno
lebendig verbrannte Kinder, Frauen, alten Leute, schätzten die Hamburger
Behörden -um die Panik nicht noch zu steigern, eher zu wenig- auf 30.000 ein.
Die britische Presse bezeichnete diese Angaben als Nazipropaganda.
Einige Wochen nach
der Casablanca-Konferenz, rief Goebbels71 71Dr.Goebbels
P. Joseph 1897-1945 Nationalsozialistischer Minister für Volksaufklärung und
Propaganda. Kurz vor der Kapitulation 1945 beging er mitsamt seiner Familie
Selbstmord. im Berliner
Sportpalast zum totalen Krieg auf. Seine Zuhörerschaft, unter Schock der
permanenten Bombardements der Angelsachsen, zollte ihm tobenden Beifall für die
Vergeltung. Daraufhin begann das Regime der Nationalsozialisten die
Kriegswirtschaft noch stärker zu forcieren, sodass sie noch über zwei Jahre
lang ihren Gegnern trotzen konnten.
Von Casablanca aus
flog Churchill in die Türkei, um die Türken in den Krieg hineinbugsieren. Die
Türken weigerten sich aber zusammen mit Churchills russischen Verbündeten in
den Krieg zu ziehen. Sie prophezeiten ihm im Voraus, dass die Sowjets alle
besiegten Länder bolschewisieren werden! Die Türkei blieb neutral, auch wenn es
den Angelsachsen wieder gelang, fast die ganze Welt, gegen Deutschland und
seinen Verbündeten, auf ihre Seite zu ziehen.
Bis April 1943
waren die Reihen der Angelsachsen in Nordafrika aufgefüllt. Ihre Luftwaffe
stand in erdrückender Präpotenz ihrem Gegner gegenüber. Die britische Marine
dominierte vollständig das Mittelmeer. Kein gegnerisches Schiff, kein Nachschub
kam mehr durch. Dann begann die letzte Schlacht um Nordafrika. In einigen Tagen
wurden die Verteidiger auf den Vorgebirgen um Tunis und Biserta
zusammengedrückt. Der dicke Nebel, der gerade aufkam, hätte vielleicht die
Evakuierung des Großteils der Truppen möglich gemacht, doch Duce und der Führer
glaubten immer noch an den Sieg. Bis ihre Armeen am 12. Mai 1943 kapitulieren
mussten. Eine Viertelmillion Deutsche und Italiener gingen in die
Gefangenschaft.
Auch wenn im Sommer
1943 die Seeroute Richtung Murmansk von deutschen U-Booten für einige Zeit
versperrt wurde, fanden die Angelsachsen Wege, die Sowjets mit allem Nötigen zu
versorgen. Bis Kriegsende kamen in zahllosen Seegleitzügen 15.000 Panzer,
24.700 Flugzeuge, 140.000 Lastkraftwagen, Munition, Rohstoffe, Lebensmittel und
sonstige unentbehrliche Materialien nach Russland. Das ermöglichte der
sowjetischen Industrie monatlich 2.000 Panzer, 1.500 Flugzeuge, unzählige
Geschütze, wie Munition selbst herzustellen.
Nach der
Winterschlacht in und um Stalingrad konnten die Russen in Mittelrussland über
Kursk hinaus vordrängen. Orel und Charkow blieben aber in deutscher Hand. An
der Frontlinie entstand ein vorspringender Sack. Hier hofften die deutschen
Strategen die Stellungen der Sowjets von Süden und Norden her zu überrennen,
die Stadt Kursk abzuschneiden und die Verteidiger in einer Kesselschlacht
aufreiben, damit die Rote Armee für längere Zeit außer Gefecht gesetzt werden
konnte. Ein noch im Frühjahr 1943 mit allen verfügbaren Kräften durchgeführter
Angriff hätte vielleicht Erfolg gehabt. Die Aktion wurde aber auf das Ende der
Schlammperiode um die Monatswende April/Mai verschoben. Bis dann hatte die
Wehrmacht ihre geschundenen Reihen ordnen können, die ebenfalls abgekämpfte
Rote Armee aber hatte noch keine Zeit sich zusammenraffen.
Egal wie die Zeit
an der Ostfront auch drängte, seit der Kapitulation in Afrika musste in Europa
jederzeit mit einer Landung der Angelsachsen gerechnet werden. Mehrere
Kontingente, die zum Angriff vorgesehen waren, mussten nach Italien verlegt
werden. Die Eingliederung der neuen Panzertypen brauchte ebenfalls Zeit, so
wurde der Angriff nochmals auf den Sommer verschoben.72 72 Die neuen Panzertypen konnten nicht
rechtzeitig ausgeliefert werden. Die Umschulung der Truppen auf neue Geräte
brauchte ebenfalls Zeit. Zusätzlich kamen noch die Schwierigkeiten in der
Versorgung. Den Russen
blieb Zeit genug, um ihre Stellungen bis 150 km tief ins Hinterland ausbauen
und konzentrierten hier vierzig Prozent ihrer Streitkräfte: 600 Divisionen, mit
3.000 Flugzeugen und 15000 Panzer zur Abwehr.73 73 Auf der ganzen Frontlinie in Russland
standen 294 deutsche Divisionen und 36 ihrer Verbündeten. Gegen 15000
Sowjetpanzern konnten nur 2000 entgegengesetzt werden, davon waren nur ca. 700
dem T34 überlegen. Die Zielvorrichtungen der deutschen Panzergeschütze waren
allerdings genauer als jene der Russen oder der Angelsachsen.
Bis heute ist
unklar, wie die deutschen Angriffspläne den Sowjets bis ins letzte Detail
verraten worden sind. So schossen die Russen am 5. Juli schon eine halbe Stunde
vor der Angriffzeit aus allen Rohren auf die Stellungen der Angreifer. Zum
Glück merkte die Luftwaffe rechtzeitig, dass mehrere hundert sowjetische Bomber
unterwegs waren, um ihre Luftbasen noch am Boden, wie Stellungen der Bodentruppen
zu zerstören. Alle verfügbaren deutschen Jäger stiegen auf und konnten die
Angreifer fast vollständig vernichten und damit die eigenen Basen sichern. Die
Bodentruppen hatten aber weniger Glück. Beide Angriffskeile waren nach einigen
Kilometern festgefahren, es ging einfach nicht vorwärts. Jede Bewegung der
Deutschen wurde mit starkem Abwehrfeuer empfangen. Den in Feuerkraft und
Panzerung stärkeren deutschen Panzern wurden die wendigeren russischen
T34-Tanks in Scharen entgegengestellt. Genau in diesen kritischen Tagen
landeten die Westalliierten in Sizilien. Der italienische Bundesgenosse
brauchte Hilfe. Bald wurde die Lage noch prekärer. Mussolini wurde abgesetzt
und die neue Regierung Italiens wechselte die Seiten. Mindestens 30 deutsche
Divisionen mussten auf den Balkan und die Apenninenhalbinsel hinunter, um die
ausgefallenen Italiener zu ersetzen und zu entwaffnen. Die Sowjets hatten noch
Kräfte übrig, und starteten nördlich von Kursk einen Gegenangriff auf Orel. Dem
deutschen Nordflügel drohte eine Falle. Die ganze Offensive musste eingestellt
werden und die Wehrmacht musste wieder Abwehrstellungen beziehen.
Im Laufe des Jahres
1943 nahm die Rote Armee Orel und drang bis zum Dnjepr vor. Die Armeegruppe Süd
musste das Donezbecken räumen. Anfang Oktober musste Dnjepropetrowsk, bald
darauf Kiew aufgegeben werden. Die Deutschen wurden weit nach Westen
zurückgedrängt und ihre 17. Armee auf der Krim abgeschnitten. Im Norden machten
die Russen kleinere Fortschritte, aber bis zum Jahresende standen sie an der
Nordostgrenze des Baltikums.
Amerikanisches
Militär plante die Invasion in der Normandie, die Briten im Mittelmeer Richtung
Balkan oder Italien. Churchill musste wieder nach Amerika, um Roosevelt von
voreiligem Handeln abzubringen. Ein Landungsversuch in Südfrankreich konnte
ebenso fehlschlagen wie in der Normandie. Die schwach verteidigten
Mittelmeerinseln dagegen, boten eher Erfolg an. Um den Italienern die letzte
kriegerische Lust auszutreiben, -wie Churchill Geschichteschreiber sich
artikulierte- bombardierten alliierte Flugzeuge von afrikanischen Flugplätzen
aus, die italienischen Städte.
Churchill hatte
seine Verbindungen zu den höchsten Kreisen in Italien, die zum Seitenwechsel
bereit waren. Richtig eingefädelt konnte ein Machtwechsel, ganz Italien auf die
Seite der Alliierten bringen. Aber es standen 13 deutsche Divisionen im Lande,
die dies vereitelten. Außerdem hatten die Italiener einfach genug vom Krieg.
Auch wenn das Volk lieber die amerikanischen als die deutschen Besatzer in
ihrer Heimat sahen, kämpfen, gar sterben für die eine oder die andere Seite
fanden die meisten sinnlos. Für den Bürger ist es angenehmer in einer
Demokratie leben als unter einer Diktatur. Doch die Demokratie ist zum Leben
da, es sind im Volke nur wenige bereit, für die Demokratie in den Krieg ziehen,
gar für die Demokratie zu sterben.
Churchill erwog
noch einmal, auf dem von regulären türkischen Streitkräften und
griechisch-serbischen Untergrundkämpfern geebneten Terrain des Balkans zu
landen. Selbstverständlich war Stalin dagegen und die Amerikaner schlossen sich
Stalins Meinung an. Auch die türkische Regierung sagte: nein! Sie ließ nicht
einmal ihre Flugplätze von den Alliierten benutzen.
Der
Oberkommandierende der Alliierten, Eisenhower74 74Eisenhower
Dwight David 1890-1969. 34. Präsident der USA. Stieß seinerzeit als Oberst zur
Rooseveltadministration. Übersprang in kurzer Zeit mehrere Sprossen der
militärischen Rangleiter und wurde zum Oberkommandeur der Truppen der
Westalliierten im Zweiten Weltkrieg. hielt Sardinien oder Korsika als Ausgangbasis gegen das italienische
Festland für strategisch günstiger als Sizilien. Doch Churchill konnte seinen
Plan zum letzten Mal in diesem Krieg durchsetzen.
Nach wochenlangen
Bombardements der Alliierten Luftwaffe landeten am 9. Juli 1943
Luftlandeeinheiten auf den Uferhöhen an der Südostküste Siziliens. Am nächsten
Tag folgten ihnen 9 Divisionen von der See her. Das schlechte Wetter
verhinderte fast die Landung und forderte mehr Verluste an Mannschaft und
Material als die Abwehr der Italiener, die, nach eigenen Darstellungen, im
Schlaf überrascht wurden, da sie bei so starkem Wind und Regen nicht mit einem
Angriff gerechnet hätten. Es ist viel wahrscheinlicher, dass sie sich auf
höhere Anweisung nicht verteidigten, so wie die Italiener schon, die am Vortag
gelandeten feindlichen Fallschirmjäger nicht angegriffen hatten. Zuletzt
erhielt die italienische Marine auch keinen Befehl, den Invasoren
entgegenzutreten! Nur die deutschen Panzereinheiten nahmen den Kampf auf.
Alleingelassen konnten sie aber die feindlichen Kräfte, die in der Überzahl
waren, nicht abwehren.
Die Landung in
Sizilien stürzte Italien in eine Staatskrise, die zum Sturz Mussolinis führte.
Bis dahin hatte der Duce allein über Krieg und Frieden entschieden.
Selbstverständlich fiel auch die Verantwortung für den voraussichtlich
verlorenen Krieg auf ihn alleine zurück. Am 24. Juli trat der Große
Faschistenrat zusammen, um die entstandene Lage zu erörtern. Die große Mehrheit
stimmte gegen Mussolini, sodass er das Oberkommando über die Streitkräfte
abgeben musste. Am folgenden Nachmittag bat Mussolini selbst beim König um
Audienz. Nach dieser Unterredung wurde er festgenommen und interniert. Gleich
darauf ernannte der König eine neue Regierung aus Beamten und Generälen, die dann
den Seitenwechsel arrangieren sollten.
Mit diesem
Regierungswechsel fiel Italien als kriegführender Staat aus. In diesem
Durcheinander konnten die Alliierten bis zum 17. August ganz Sizilien erobern.
Die neue italienische Regierung schloss am 3. September 1943 Waffenstillstand
mit den Angelsachsen und unterschrieb, nach Churchills eigener Meinung, die
Aufhebung der staatlichen Existenz Italiens. Am selben Tag überquerten
britische Truppen die Meerenge von Messina und landeten gegenüber in Kalabrien,
im Süden des italienischen Stiefels. Damit begann das Wettrennen zwischen
Angelsachsen und Deutschen um die Apenninenhalbinsel.
Die Angelsachsen
hofften, mit Hilfe der neuen Regierung halb Italien bis Rom in einem Handstreich
besetzen zu können. See- und Luftlandetruppen für die Besetzung der Flugplätze
in Süditalien und um Rom standen bereit. Die Amerikaner zogen an der Westküste
des Tyrrhenischen Meeres aufwärts, die Briten die Adriaufer entlang um die
Wette mit der Absicht, Rom als Erster zu erobern. Auch die Deutschen taten ihr
Bestes und sicherten sich die strategisch wichtigen Anlagen, vor allem das
Gebiet um die Hauptstadt sowie die Stadt selbst. Die von Sizilien rückziehenden
deutschen Panzertruppen konnten noch, vor der Nase der Angelsachsen, große Teile
von Süditalien besetzen. Am 8. September ließ Eisenhower den bis dahin geheim
gehaltenen Waffenstillstand veröffentlichen. Die Lage der Regierung und des
Königs wurde in Rom unhaltbar. Sie flohen allesamt nach Brindisi, welches schon
von den Alliierten besetzt war. Die italienische Flotte die in Genua und Spezia
lag, lief auf Befehl der neuen Regierung Richtung Malta aus, um sich dort den
Briten zu ergeben.
Gleichzeitig mit
der Bekanntmachung des Waffenstillstandes landeten die Alliierten in Tarent,
Agropoli und Salerno. In der Höhe von Salerno konnten sich die Deutschen bis
Mitte September fünf Wochen lang halten. Dann überließen sie das südliche
Italien den Alliierten und zogen sich hinter die Flüsse Sangro und Garigliano
zurück, wo sie an den Berghängen ihre Winterstellungen ausbauten.
Neben der
Verteidigung der Apenninen-Halbinsel mussten die Deutschen noch die
italienische Armee in Italien, in Frankreich und auf dem Balkan entwaffnen und
ersetzen. Die entwaffneten Italiener wurden dann teilweise zum Arbeitsdienst an
die Wehrmacht geschickt; wer davonlaufen konnte, ging nach Hause. Einige zogen
sich in die Berge zurück und bildeten Partisanengruppen. Anfang September 1943
konnte ein deutsches Fallschirmjägerkommando Mussolini befreien. Wieder zur
Macht gekommen, gründete er die Italienische Soziale Republik und residierte in
der norditalienischen Stadt Saló. Den Bürgerkrieg zwischen seinen wenigen
übriggebliebenen Anhängern und Partisanengruppen verhinderte nur die Anwesenheit
fremder Truppen im Land. Auf Hitlers wirken hin, rechnete Mussolini noch mit
seinen innenparteilichen Gegnern ab. So ließ er seinen Schwiegersohn und
Außenminister Graf Ciano, seinen alten Weggefährten Marschall De Bono75 und andere prominente Faschisten
erschießen. 75 De Bono
Emilio 1866-1944. Italienischer Feldmarschall, schloss sich früh der
faschistischen Bewegung an. Gouverneur von Libyen, Kolonialminister,
Oberbefehlshaber im Krieg gegen Äthiopien.
Da der
Aktionsradius der alliierten Bomberflugzeuge von Rom aus bis zu süddeutschen
Städten reichte, waren die Amerikaner einverstanden, noch vor der Landung in
der Normandie auf Rom vorzustoßen.
Die Front verlief
unterhalb der tyrrhenischen Küstenstadt Gaeta bis unterhalb der Adriaküste
liegenden Stadt Ortona. Zwischen den beiden Orten erstreckten sich hohe Berge,
die den Durchgang versperrten. An der Front gab es nur zwei strategisch
mögliche Durchgänge, die die Angelsachsen passieren mussten, um nach Rom zu
gelangen. Vor den Amerikanern an der Westseite hinter Monte Casino bildete ein
wenige Kilometer breites Tal den Übergang Richtung Norden. An der Adria vor den
Briten, nur ein schmaler Küstenstreifen zwischen den Bergen und dem Meer.
Zuerst gelang es
britischen und kanadischen Verbänden den Sangro Fluss zu überqueren, dann
zerschossen sie in den Weihnachtstagen von 1943 die Stadt Ortona zu einer Ruine
und besetzen die Stadt. Ihre riesigen eigenen Verluste zwangen aber die Briten,
dort eine Pause einzulegen.
Gegen den
westlichen Angelpunkt der Festungskette, gegen die Festungsanlagen um Monte
Cassino begannen nach tagelanger Artilleriebeschießung Ende Januar 1944 die
ersten erfolglosen Alliiertenanstürme. Nach dem missglückten Versuch gegen
Monte Cassino, landeten zwei amerikanische Divisionen in dem Hafen der Stadt
Anzio, die nur von zwei deutschen Bataillonen verteidigt wurde. Mit der
Absicht, hinter den feindlichen Linien auf Rom vorzustoßen. Die Deutschen
konnten aber rechtzeitig Verstärkung herbeischaffen und die Invasionstruppen
auf ihre Landungsstelle zurückdrängen. Doch die Alliierten konnten ihren
Brückenkopf Anzio, dank ihrer enormen Luftüberlegenheit, halten.
Außer der
alliierten Luftüberlegenheit standen sich in Italien ungefähr gleichstarke
Kräfte gegenüber. Die gut ausgebauten deutschen Stellungen entlang des Sangro
und des Garigliano hielten Stand. Um Monte Cassino wurde monatelang gerungen.
Auf die hinter der Stadt liegende 1.500 Jahre alte Klosterfestung fielen
zehntausende Tonnen Bomben und Granaten. Zuletzt zerbombten die Amerikaner die
Klosterfestung zu Staub und Asche, bis ihnen die darunter gelegene Stadt und
der Durchlass Richtung Rom Mitte Mai in die Hände fiel. Die Deutschen mussten
ihre Verteidigungslinie auf ganzer Breite aufgeben und am 6. Juni, am Tag der
Landung in der Normandie, zogen die Angelsachsen in Rom ein.
Das Ausscheiden
Italiens splitterte um die 40 deutschen Divisionen von der Ostfront und von der
Normandie ab. Von nun an war die Initiative an der Ostfront bei den Russen. In
der erfolgreichen Frühjahrsoffensive 1944 eroberten sie die Ukraine zurück,
überschritten die rumänische Ostgrenze und zwangen die in der Krim
abgeschnittene 17. Armee in schweren Kämpfen zur Kapitulation.
Bis zum Frühsommer
1944 war die Luftwaffe dezimiert, ihre Flugplätze und die Anlagen der V2
Raketen in Peenemünde76 76Mit der Sprengkraft der V2-Raketen und
V1-Raketenflugzeuge hoffte man, alle militärischen Vorbereitungen der
Westalliierten schon auf britischem Boden zu vernichten. Die Benennung V kommt
von Vergeltung. Vergeltung für die zerbombten deutschen Städte. zerstört, sodass die Alliierten die
Landung in der Normandie wagen konnten. Eine Million amerikanische und 600
tausend britische Soldaten, Seetransporter für Truppen und Material,
Minenräumer, spezielle Landefahrzeuge, die gleichzeitig mehrere Panzer an Land
setzen konnten, standen für die Invasion bereit. Mehr als 10.000 Bomber und
4.000 Jagdflugzeuge beherrschten den westeuropäischen Luftraum, während der
Luftwaffe blieben nur etwas mehr als 200 Flugzeuge übrig. Auf der völligen Beherrschung
des Luftraumes beruhte die Strategie der Angelsachsen. Zu ihrer Abwehr standen
In der Bretagne die 7. und im östlichen Nordfrankreich, wo die Invasion
erwartet wurde, die 15. deutsche Armee, darunter vier Panzerdivisionen zusammen
in der Armeegruppe „B“. Im südlichen Frankreich lag die Armeegruppe „G“, die
aus der 1. und 19. Armee bestand.
Für die bisher größte Seelandungsoperation der Weltgeschichte wurden
wegen der Flut und der günstigen Meeresströmung die Morgenstunden zwischen dem
5. und 7. Juni 1944 errechnet. Die Operationen begannen mit dem Abwurf von
66000 Tonnen Bomben auf die Eisenbahnverbindungen von Nordfrankreich bis in
Belgien, und die permanente Bombardierung der Verteidigungsanlagen an den
Küsten. Es gab aber dicken Nebel, und die Bomben fielen zumeist auf die französischen
Küstenstädte.
Ab 0 Uhr 15 des 6. Juni sprangen 20.000 Fallschirmjäger über der Cotentin
Halbinsel ab, mit dem Auftrag, die deutschen Küstenwachen von hinten
anzugreifen und ihre Batterien möglichst auszuschalten. Die Fallschirmjäger
erhielten den Befehl keine Gefangenen zu machen! Dieser Befehl sickerte zu den
Landungstruppen über, sie erschossen ebenfalls oft ihren bezwungenen Gegner.
Bei den Angelsachsen gab es auch den „Kommissarbefehl!“ Doch die Sieger sind Sieger
und die Verlierer Kriegsverbrecher.
Ab 6 Uhr morgens landeten vom Meer her die
Vorhuten die 1. kanadische und die 2. britische Armeen über der Orne Mündung
und konnten fast ohne eigene Verluste die Ufer besetzen.
Gleichzeitig stürmten nördlich der Briten die
Vorhuten der 1. und 3. amerikanischen Armee in der Bucht von Carentan. Um ihre
Leute zu motivieren, gaben Kriegspsychologen den Landeküsten, an denen die
Amerikaner landen mussten, amerikanische Namen: Utah-Beach, Oklahoma-Beach,
Juno Beach. Aber gerade hier war die Abwehr der Deutschen am besten ausgebaut.
Die Fallschirmjäger konnten ihre Aufgabe nur teilweise ausführen so erlitten
die Invasoren am ersten Angriffstag schreckliche Verluste. Im Meer stapelten
sich unzählige Wracks an zerschossenen Kriegsgeräten. Aus den Landungsbooten
konnte fast kein Tank das Ufer erreichen. Tausende Tote Soldaten trieben im
Meer, andere lagen tot oder verwundet an der Küste. Soldaten, die das Ufer
erreichten, waren zu sehr demoralisiert und für einen weiteren Einsatz
ungeeignet. Eisenhower hatte aber genug Soldaten und noch mehr Kriegsgerät und
ersetzte gleich die Ausgefallenen.
Unter schwachen Angriffen der deutschen Luftwaffe gingen in den ersten
Wochen zwei Armeen mit über 50.000 Fahrzeugen an Land und 100.000 Tonnen
Material, welches die Truppen benötigten. Das Legen einer Unterwasserleitung
für die Kraftstoffversorgung war nicht neu, aber eine glänzende Idee.
Die Briten staffelten unzählige Panzer, Lastwagen und
Munitionskistenattrappen in Dover und Umgebung auf um ihre Gegner zu Tauschen.
Die gelandeten Fallschirmtruppen sorgten zusätzlich für Verwirrung und
bestärkten die Deutschen in der Annahme, dass es sich nur um einen
Scheinangriff handelt. Der erwartete Hauptangriff erfolge später bei
Calais. So reagierten sie nicht schnell
genug, die Invasion am Meer oder spätestens am Ufer abzuwehren. Die spät
aufgefahrenen Panzereinheiten wurden jedes Mal, noch bevor sie angreifen
konnten, von der Alliierten Luftwaffe zerbombt.
In Kenntnis der
Lage riet der Frontstab den Rückzug hinter die Seine, um dort eine neue
Frontlinie aufzubauen. Hitler glaubte immer noch, die Kriegsmaschinerie der
Angelsachsen auf der Cotentin- Halbinsel einengen, gar zerschlagen zu können
und kommandierte die 15. Armee, die hinter der Seine für die Verteidigung des
östlichen Küstenabschnittes sorgte, zur Verstärkung an die Front. Schon die
Verlegung forderte schwere Verluste, da alle Zufahrtswege, Brücken und
Knotenpunkte unter ständigen Angriffen der alliierten Luftwaffe standen. Als
diese dezimierten Divisionen an die Front gelangten, waren sie zu schwach, um
den Ausbruch der Alliierten zu verhindern. Ihr Vorstoß aus dem Raum Falaise
Richtung Avranches wurde bei Mortain von amerikanischen Panzerdivisionen
gestoppt und von den alliierten Bombern völlig zerstört. Die Wehrmacht musste
Nordfrankreich endgültig aufgeben. Die Rückzügler wurden von den Fliegern
nochmals dezimiert. Am Nordostufer der Seine angekommene Truppenteile, waren
für einen organisierten Widerstand nicht mehr zu gebrauchen. Die Verluste
übertrafen noch diejenigen von Stalingrad, 200.000 gefangene oder tote deutsche
Soldaten blieben auf den Schlachtfeldern in Nordfrankreich, samt ihrer Ausrüstung
von 20.000 Fahrzeugen, 1.500 Geschützen und 1.300 Panzern.
Bei Avranches
machten die Amerikaner eine Linksschwenkung Richtung Paris und kamen gut voran,
da sich ihnen fast kein Deutscher mehr in den Weg stellte. Am 9. August standen
sie schon in Le Mans. Mitte August rückten sie über Orleans, Chartres, Dreux
bis zur Seine vor und trafen sich bei Rouen mit den Briten, die sich entlang
des Meeres hierher vorgekämpft hatten. Der rechte Flügel der Amerikaner
erreichte bald Fontainebleau. Paris war halb umzingelt. Um die französische
Hauptstadt nicht zu zerstören, ließen sie den Deutschen das Tor für den Abzug
offen. Auf diese Nachricht hin, brach in Paris der Aufstand aus. Getragen von
der liberalen Widerstandsbewegung, aber auch die Linken hätten gerne vor der
Ankunft der Alliierten die Macht an sich gerissen. Die Angelsachsen ließen der
Armee de Liberation de France den Vortritt, Paris zu befreien. Die 2.
französische Panzerbrigade besetzte in zwei Tagen alle wichtigen Punkte der
Hauptstadt und am 25. August 1944 kapitulierte die restliche deutsche
Besatzungsgarnison vor De Gaulles Truppen. Es war eine gute Idee, nach Paris
französische Truppen vorauszuschicken. Die Pariser feierten begeistert das Ende
des Krieges und machten für die nächsten Tage einziehenden angelsächsischen
Truppen ein schönes Gesicht. Hier hatten die Filmleute der Angelsachsen kein
Problem, ihre Soldaten küssende Demoiselles zu filmen. Nicht wie in der
Normandie, wo die aus den Kellern ihrer zerbombten Häuser sich hervorwagenden
Einwohner, der Befreiung nicht viel Begeisterung entgegenbrachten.
Die Landung an der
südfranzösischen Küste planten die Alliierten gleichzeitig mit der Invasion an
der Nordküste, als Entlastung und Täuschungsmanöver, um möglichst viele
gegnerische Kräfte von ihrem wahren Vorhaben fernzuhalten. Die Invasion im
Norden nahm aber allen verfügbaren Schiffsraum in Anspruch, sodass alles
Entbehrliche von der Mittelmeerflotte nach Norden verlegt werden musste. Damit
wurde die Landung in Südfrankreich auf später verschoben. Nach dem Erfolg im
Norden war eine Landung an der Französischen Riviera eigentlich überflüssig
geworden. Churchill und der britische Generalstab waren für einen Vorstoß an
der Apenninenfront Richtung Poebene. Von hier aus hätten die Westalliierten
noch vor den Russen Pannonien erreicht, damit Slowenien, Kroatien, Ungarn und
Österreich für sich sichern können. Vergebens wiesen die Briten auf die
weitreichenden politischen Folgen dieser Unterlassung hin. Washington
ignorierte, dass Europa unter ständiger Bedrohung durch die Eurasische
Sowjetmacht nicht im Frieden leben könne! Oder rechnete gar in kluger
Voraussicht, dass eben diese Bedrohung die Völker Westeuropas zwangsläufig
unter Amerikas Schutzschild treiben werde? Washington befahl die Invasion
Südfrankreichs! Die Briten waren für die Amerikaner keine gleichberechtigten
Partner mehr. Trotz ihrer ungeheuren Anstrengungen und Erfolge, in diesem Krieg
mitentscheiden hatten sie nicht mehr. Die Geschichte degradierte Großbritannien
zu Amerikas Vasallen.
Für die Landung an
der südfranzösischen Küste wurde die 7. alliierte Armee gebildet. Sie wurde aus
einer britischen und drei amerikanischen, aus Italien abkommandierten
Divisionen zusammengestellt, zu denen sich sieben französische Divisionen aus
Nordafrika gesellten. Die Franzosen waren zum größten Teil ehemalige Truppen
der Vichy-Regierung, die in der Zwischenzeit „umerzogen“ worden waren. Die
Landung zwischen Cannes und Hyères in den Frühstunden des 15. August 1944, nach
Vorbereitung durch die alliierte Luftwaffe und Beschießung durch die
Landungsschiffe, lief für die Alliierten -laut Churchill- glatt ab. Der
Widerstand der Deutschen war so gering, dass die Alliierten ihren Vormarsch
sofort beginnen konnten und schon nach drei Tagen die Westalpen bei Grenoble
erreichten. Etwas nördlicher bei Montelimar stoppte eine deutsche
Panzerdivision ihren Vormarsch, bis es nach bewährtem Modus zerbombt wurde. In
der Zwischenzeit konnten sich aber die 19. und 1. deutsche Armee aus dem
südlichen Frankreich zurückziehen und damit der Einkesselung entkommen. Um den
10. September herum trafen die von Norden und Süden hervorrückende alliierten
Armeen bei Somberon in Ostfrankreich zusammen.
Mit der Landung der
Alliierten in Frankreich wurden viele Widerstandsgruppen aktiv. Sie unterstützten
hinter den Frontlinien die Alliierten. Später taten sich aber viele dieser
Gruppierungen bei den Säuberungen des befreiten Hinterlandes durch
Grausamkeiten hervor, sei es gegen die sich ergebende deutsche Soldaten oder
gegen französische Kollaborateure.77 77Deutsche
Kriegsgefangene wurden gemartert, viele erschlagen. Die Sprachlehrerin, von den
Deutschen zum Dolmetschen verpflichtet, wurde zu Kollaborateurin gestempelt.
Ihr wurden die Haare geschoren, eventuell trieb man sie splitternackt durch die
Straßen. Tatsächlich
fielen der Befreiung viel mehr Franzosen zum Opfer als während der deutschen
Eroberung und vierjährigen Besetzungszeit.
Die Angelsachsen
kamen durch ihre materielle Überlegenheit fast so rasant in Frankreich voran,
wie im Sommer 1940 die Deutschen, die noch ihren taktischen Vorteil gegenüber
ihren Gegnern besaßen, wie nun jetzt die Alliierten. Im September erreichten
die Amerikaner die Mosel. Im gleichen Zug durchstießen sie den Westwall78 und eroberten Aachen. 78Westwall,
von den Alliierten auch Siegfriedlinie genannt. Verteidigungsanlagen entlang
der deutschen Westgrenze. Gegenstück zur Maginot Linie.
Im Norden kamen die
Briten fast ungehindert durch Belgien und erreichten die holländische Grenze.
In dem Irrglauben: der deutsche Gegner ist schon am Ende, lancierten die Angelsachsen
in ihrer Euphorie eine gemeinsame Offensive gegen den unteren Rhein. Sie ließen
eine ganze Luftlandearmee um Arnhem landen, um einige Brückenköpfe zu
errichten, damit der Weg für ihre nachrückenden Panzertruppen frei werde.
Anschließend sollten die Panzer das Ruhrgebiet erobern und auf Berlin zurollen.
Die Deutschen konnten knappe Zeit vorher den Rest ihrer 15. Armee, 80 000 Mann
aus dem Kessel von Antwerpen über das Meer evakuieren und die Geretteten prompt
gegen die Invasoren einsetzen. Außerdem rasteten gerade hier die
übriggebliebenen Reste zweier Panzerdivisionen, die sich aus der Normandie
hatten retten können. Diese geschundenen Scharen stoppten den Ansturm der
Angelsachsen und sicherten damit die Rheinlinie.
Allmählich wurden
die Versorgungswege der Alliierten zu lang. Zeitweise konnten sie wegen Mangel
an Treibstoff, den sich zurückziehenden Deutschen nicht folgen. Jetzt wurde es
Zeit, eine Pause einzulegen. Bei ihrem Vormarsch zogen sie an wichtigen
Hafenstädten vorbei, obwohl diese noch von den Deutschen gehalten wurden. Diese
mussten erobert und die Hafenanlagen Instand gesetzt werden, für die eigene
Logistik nutzbar machen.
Die Invasion
forderte 140.000 gefallene alliierte Soldaten. Ungefähr so viele Verluste, wie
die Fliegerbesatzungen während der fünf Kriegsjahre gegen die Achsenmächte
erlitten hatten. Um die eigenen Verluste möglichst gering zu halten, bombte die
alliierte Luftwaffe den Weg vor den Bodentruppen frei. Die Bomber konnten jetzt
alle Gebiete Deutschlands erreichen. Die Verkehrswege, Verkehrsknotenpunkte und
Brücken lagen unter ständigem Bombardement. Der Verkehr konnte nur in den
Nachtstunden und an nebligen Tagen rollen. Die auf Großbritannien abgeworfenen
Bomben wurden, nach alliierten Angaben zwanzigfach, auf die ungeschützten
deutsche Städte als Vergeltung abgeworfen. In Wahrheit stand das Verhältnis 1
zu 315.
Auf der
Teheran-Konferenz im Herbst 1943, bei welcher die obersten alliierten
Kriegsherren über die Teilung Europas und die Zukunft der Welt verhandelten,
versprach Stalin: gleichzeitig der Normandieinvasion der Angelsachsen eine
sowjetische Offensive an der Ostfront zu starten. Am 22. Juni 1944 begann die
versprochene Großoffensive der Roten Armee gegen die Heeresgruppe Mitte.
Entlang der 1.200 km langen Front standen gegen die drei sowjetischen
Armeegruppen 38 deutsche Divisionen; allerdings nur auf dem Papier. Ihre
Mannschaftsstärken waren durch bisherige Verluste auf die Hälfte reduziert
worden, die mangels Reserven nicht mehr aufgefüllt werden konnten. Die vielfach
überlegene Rote Armee durchbrach an mehreren Stellen die Frontlinien der 9. wie
der 4. Armee. Statt des flexiblen Rückzugs, gab Hitler wieder seine
Durchhalteparole aus, was das Schicksal der Armeegruppe besiegelte. In den
folgenden fünf Wochen gingen 25 deutsche Divisionen zugrunde. Nur die Disziplin
und die Kriegserfahrung ihrer Kommandeure und Mannschaften retteten die
Heeresgruppe Mitte vor der völligen Aufreibung. Zur gleichen Zeit wurde die
Heeresgruppe Nord auf Kurland zusammengedrängt und dort eingeschlossen. Die
Sowjets kamen insgesamt 400 km westwärts. Im August stand die Rote Armee im
Baltikum an der Memel; in Polen an der Weichsel; vor den Ostkarpaten und an der
südlichen Donau.
Nun überschritt
diese eurasische Großmacht im Norden die Grenzen des geistigen Abendlandes und
im Süden stand sie gerade davor. Bereit, sich auf der ganzen Frontlinie auf
Europa zu stürzen!
Hohe deutsche
Offiziere sahen, dass dieser Krieg, den Deutschland wieder fast gegen die ganze
Welt führen musste, verloren war! Rommel war nicht der Einzige, der dem Führer
eine politische Lösung empfahl, worauf er ihn schroff zurechtwies.
Konsequentere Generäle planten als vermeintlichen Ausweg, ein Attentat auf
Hitler in der illusorischen Annahme, die Angelsachsen führen einen Krieg bloß
gegen die Nationalsozialisten nicht gegen Europas stärkste Macht sei, es nun
Deutschland oder ein sonstiger europäischer Konkurrent, ob von einem Kaiser,
Hitler oder einem Jesuitenpfarrer geführt, wie es Churchill später in seinen
Memoiren äußerte. Eine Höllenmaschine sollte Hitler im Sommer 1944 aus dem Weg
räumen, anschließend seine engsten Mitarbeiter verhaftet werden. Die neu
gebildete Regierung wäre allen Forderungen der Angelsachsen nachgekommen, um der
Besetzung durch Sowjetrussland zu entgehen. Bei dem Attentat wurde Hitler nur
leicht verletzt. Gerade dieser Zufall bestärkte ihn noch mehr in seinem
Sendungsbewusstsein, diesen Krieg doch noch siegreich beenden zu können79 79 Die
deutsche Kriegsindustrie erreichte gerade im Sommer 1944 ihre Höchstleistung.
Anderseits wurden in sieben Kriegsjahren in Deutschland 92.770 Flugzeuge
hergestellt. Allein in den USA 297.000, das Dreifache der deutschen Produktion.
Finnland musste
sich der Übermacht beugen und schloss am 19. September 1944 mit Russland und
Großbritannien den Waffenstillstand. Die südöstliche Ecke Kareliens und Wyborg
mussten sie an Russland abtreten. Die Rote Armee blieb aber an den Frontlinien
stehen, somit wurde Finnland die „Befreiung“ durch die Rote Armee erspart.
Ungarns
Regierungsverantwortliche mussten nach der ungünstigen Kriegswendung
feststellen, dass dieser Krieg für die Achsenmächte verloren war. Ihre letzte
Hoffnung lag im Karpatenkranz, in dem schwerbezwingbaren Berggelände, der das Karpatenbecken
umarmt. Die Endziele des russischen Angriffs, so vermutete man, waren das
östliche Deutschland, höchstens Berlin und der östliche Balkan. Das Gros der
Russen würde die Karpatengebirge umgehen. Die aufmarschierten ungarischen
Streitkräfte konnten zusammen mit den Deutschen bis Kriegsende standhalten. Die
Karpatenübergänge führen durch Schluchten, die mit dem zur Verfügung stehenden
spärlichen Kriegsgeräten verteidigt werden konnten. Die Ungarn nahmen ihre
Jahrhunderte alte Berufung wieder auf sich, die Karpaten mit allen Kräften zu
verteidigen. Schließlich dachten sie, diese natürliche Ostbastion, die für den
Schutz Mitteleuropas der gleiche Garant darstellt, wie für Großbritannien der
Kanal, könne von den Angelsachsen ebenso wenig wie von den Deutschen, den
Sowjets überlassen werden. Mit den Karpaten geht nämlich auch Europas
Sicherheit verloren! Wenn die Karpaten in Feindeshand kommen, gibt es für das
restliche Europa auch keine Sicherheit mehr. Die Zähne zusammenbeißen und bis
Kriegsende durchhalten, bis uns die Angelsachsen von Westen her erreichen. Nur
nicht vor den Russen kapitulieren!
Die Ungarn sollten
sich irren! Washington kümmerte sich nicht darum, was nach dem Krieg kommen
würde. Als die Ungarn den Angelsachsen ihre geheime Hoffnung erklärten, wurden
sie schroff abgewiesen. Ihr Land komme unter sowjetische Besatzung basta! Bald
erfuhr Hitler von den Verhandlungen und ließ das Land Ende März 1944 besetzen.
Den einmarschierenden Deutschen stellte sich kein Widerstand entgegen, da alle
drei ungarischen Armeen an den Karpatenfronten oder östlich davon standen. Die
gestrigen Verbündeten wurden zu Besetzern. Der sowjetische Feind an den
Ostgrenzen, die Bomberflotten der Angelsachsen über ihren Köpfen, so stand der
Honvéd zu Füßen der Karpaten, schützte die schönste Heimat80 und Europa!80Ungarisches Soldatenlied
beider Weltkriege. Honvéd bedeutet Heimwehr oder Landschutz; so nennen die
Ungarn ihre Soldaten aber auch ihre Armee.
In Russland wurde
aus polnischen Kriegsgefangenen, deren Offiziere in Katyn von den Sowjets
ermordet worden waren, eine Freiwilligenarmee aufgestellt.81 81 Die polnischen Kriegsgefangenen konnten
zwischen Arbeitslager oder Armeedienst an der sowjetischen Seite wählen.
Diese Armee musste, anstatt auf die Polnische-Verfassung, auf Stalin schwören.
Aufgrund dieser ungeheuren Zumutung kam es zwischen Churchill, der Stalins
diesbezügliche Forderung akzeptierte und der polnischen Exilregierung in London
zum endgültigen Zerwürfnis. Als die Sowjets bereits halb Polen erobert hatten,
stellten sie in Lubin ein kommunistisches Komitee für die „Befreiung“ Polens
auf. Später, als sie sich ganz Polen bemächtigt hatten, ernannte Stalin diese
Landesverräter zur Regierung Polens.
Unter britischem
Kommando stand eine 100-150 Tausend Mann starke polnische Emigrantenarmee. Eine
Panzerbrigade dieser Armee war gerade dabei, Gent für die Angelsachsen zu
erstürmen. Die Schlacht um Arnhem überlebte die Mehrheit der polnischen
Fallschirmjäger nicht. Eine andere polnische Brigade war einige Monate vorher
in den Kämpfen um Monte Casino zum Großteil verheizt worden.
In der Heimat gab
es einen mehr oder weniger organisierten Widerstand, der mit ihrer
Exilregierung in London in enger Verbindung stand. Die Widerständler nannten
sich Heimatarmee. Im Sommer 1944 erreichten die Russen die Weichsel und standen
vor den Außenbezirken des östlichen Warschaus. Gerade zu dieser Zeit brachen
die Westalliierten aus der Normandie aus und marschierten auf Paris zu. Die
Polen nahmen an, dass Deutschland bald die Waffen strecken müsse und ihr Land
darauf von den Russen überflutet werde. Der überwiegende Teil der Polen wollte
weder von den Russen noch vom Lubliner Komitee „befreit“ werden. Die Beschlüsse
der Konferenz von Teheran sind inzwischen schon Kund gegeben worden, dass die
Angelsachsen Polen und das östliche Mitteleuropa den Sowjets überlassen hatten.
In seiner Verzweiflung rief der Kommandant der Heimatarmee, General Komorowski,82 82 Komorowski
– Graf Tadeus Komorowski 1895 – 1966. Polnischer General und Politiker. im
Widerstand bekannt unter dem Decknamen Bor (Wald) Leiter des polnischen
Aufstandes. im Einvernehmen mit der Londoner Exilregierung zum Aufstand, zu
Befreiung Warschaus, auf.
In ganz Polen, vor
allem aber in Warschau, griff die Heimatarmee am 1. August 1944 die deutschen
an und versuchte die Hauptstadt in die Hände zu bekommen. Ohne schwere Waffen
war ihr Kampf aussichtslos. Doch gerade diese Waffen erwarteten sie von den
Angelsachsen. Die Reichweite der Flugzeuge der Westalliierten reichte gerade
aus, um in Polen zu landen. Das östliche Polen war von den Sowjets besetzt, es
wäre leicht gewesen, die Heimatarmee mit Waffen zu versorgen und die in
angelsächsischen Diensten kämpfenden polnischen Divisionen von der Westfront
einzufliegen, umso mehr, als diese Einheiten selbst ihre Heimschaffung und
Einsetzung in der Heimat forderten. Stalin gab aber keine Landeerlaubnis für
seinen Verbündeten in Ostpolen! Er nannte die aufständischen Polen Abenteurer.
Schließlich waren die Polen für ihn Feinde, ebenso wie seine momentanen
angelsächsischen Verbündeten oder seine sozialdemokratischen Genossen. Doch bei
der Luftüberlegenheit der Angelsachsen hätten sie einen Weg finden müssen, um
den Polen zu helfen, wenn sie den Krieg an Deutschland für die Souveränität
Polens erklärt hätten, und nicht um den deutschen Konkurrenten zugrunde richten
können!
Für Deutschland war
die Weichsel das letzte Hindernis, um die rote Flut vor den eigenen Grenzen
aufzuhalten. Mit fünf Divisionen ließen sie Warschau erstürmen. Während der
acht Wochen des Kampfes stand die Rote Armee Gewehr bei Fuß, an den
Stadtgrenzen, entlang des Weichselufers und lachte sich ins Fäustchen, während
sich ihre Feinde gegenseitig abschlachteten. Anfang Oktober kapitulierte in
Warschau die polnische Heimatarmee. Ihre überlebenden Kämpfer fochten bald
gegen die Russen ihren aussichtslosen Kampf weiter, bis sie ohne Unterstützung
von außen, Ende der 40er Jahre endgültig untergingen.
Über den Karpaten
warfen die Sowjets Partisanengruppen ab, die ihnen den Weg ebnen sollten. Im
ungarischen Teil wurden die Eindringlinge nach einigen Tagen von der
Gendarmerie dingfest gemacht, da sie bei der Bevölkerung keine Rückendeckung
fanden.
Während die Rote
Armee ihrer Heimat näher rückte, wendeten sich die Slowaken nolens volens,83 83Nolens volens - gern oder ungern. dem großen slawischen Bruder zu. In der
Hoffnung ihre nationale Souveränität auch unter sowjetischer Hegemonie bewahren
zu können. Die Sowjetagenten konnten sogar einige slowakische Armeeeinheiten
auf ihre Seite ziehen und im Spätsommer 1944 einen Aufstand entfachen. Die
Agenten riefen einen „Volkskongress“ zusammen, der dann, entgegen dem
Volkswillen, auf Befehl der Kriegsgewinner für das Wiedererrichten der
Tschechoslowakei stimmte.84 84 Der Wunsch der Slowaken war, den
unabhängigen slowakischen Staat auch unter russischer Herrschaft zu erhalten!
Die Westalliierten hielten an der Tschechoslowakei fest, an ihrem östlichen
Satelliten hinter Deutschlands Rücken. Stalin musste keinen Finger rühren; die
Tschechoslowakei, das Sprungbrett ins Europas Herz schenkten ihm seines
großzügigen Verbündeten. Die souveräne Slowakei blieb vorerst ein Wunschtraum
der Slowaken. Die Wehrmacht besaß aber noch genug Schlagkraft, den Aufstand
einzuengen und niederschlagen können.
Zwischen den
Südkarpaten und dem Schwarzen Meer liegt die Ebene der Walachei. Im Laufe der
Geschichte benutzten viele eurasische Steppenvölker diese Marschroute, wie
jetzt eben die Rote Armee, um via Balkan in das Karpatenbecken, vielleicht bis
Wien zu gelangen. Die rumänische Politik handelte nach seiner Devise: Wenn der
Wind weht, biegt sich das Gras. Rumänien drehte sich mit dem Wind und war für
den Seitenwechsel bereit! Die Angelsachsen als Besetzer wären ihnen lieber als
die Russen, aber an den Teheraner Vereinbarungen zwischen den zukünftigen
Siegermächten war nicht mehr zu rütteln. Danach gehörte Rumänien und Bulgarien
in das russische, Griechenland in den britischen Einflussbereich. Folglich
musste sich Rumänien nach Stalins Wünschen richten. Der rumänische Generalstab
lud auf 23. August 1944 die deutschen Generäle zu einem Symposium ein und nahm
die deutsche Armeespitze während der Sitzung gefangen. Gleichzeitig ließ der
König seinen Premier verhaften und ernannte eine neue, den Sowjets genehme
Regierung, die den Seitenwechsel vollzog. An der Walacheifront standen 21
deutsche Divisionen, mit den Rumänen ziemlich vermischt. Nach dem Seitenwechsel
ließen die Rumänen die Russen an allen Flügeln durch. So wurden die Deutschen
eingekreist und die 6.und 8. deutsche Armee ging fast vollständig verloren. Nur
wenige Einheiten aus dem Hinterland konnten sich hinter die Karpaten zu dem
ungarischen Teil Siebenbürgens durchschlagen. Für die Angelsachsen war dieser
Seitenwechsel gut und billig, das übrige Europa müsse sich aber Gedanken machen
über die Zersplitterung der Karpatenbastion, den östlichsten Wall des geistigen
Europas, über Völker, die weder imstande noch willens sind, es zu verteidigen!
Die Russen
besetzten die Walachei mit ihren Ölfeldern und standen an den Grenzen Serbiens
und Bulgariens. Bulgarien war seinerzeit dem Dreimächtepakt beigetreten, nahm
aber am Krieg gegen die Sowjets nicht teil. Lediglich mit Amerika und
Großbritannien stand Bulgarien im Krieg. Nach den Ereignissen an der Ostfront
im Herbst 1944, sandte die Regierung eine Delegation an die Westalliierten nach
Kairo mit einer Kapitulationserklärung, was die Angelsachsen ablehnten. Um dem
Einmarsch der Russen zuvorzukommen, kündigten die Bulgaren den
Dreimächtevertrag und erklärten Deutschland den Krieg; dessen ungeachtet,
flatterte Moskaus Kriegserklärung ebenfalls ins Haus. Für einige Tage lag
Bulgarien mit der ganzen Welt im Krieg. Dabei stand das kleine Land nur den
Großmächten im Weg. Die Sowjets marschierten durch Bulgarien durch. Sie setzten
hier ebenfalls eine neue Regierung ein, größtenteils aus zum Kollaborieren
bereiten Zeitgenossen.
Beide
Balkanstaaten, Bulgarien wie Rumänien, blieben noch kurze Zeit formell
Königtümer. Die Könige mussten so lange die Marionetten spielen, bis sie endgültig
vertrieben worden waren. Der alten Führungsschicht erging es schlechter als den
Monarchen selbst; Hunderte wurden ermordet, Tausende für Jahre interniert.
Griechen wie Serben
sind aufgrund ihrer gemeinsamen Religion den Russen freundlich gesinnt. Beide
Völker erwarteten von ihnen die Befreiung, auch wenn in Russland Stalins
Terrorregime herrschte.
Bald nach der
Niederlage der regulären Armee Griechenlands, im Frühsommer 1941, entstand eine
Widerstandsgruppe unter dem Namenskürzel ELAS, in der die Kommunisten das Wort
führten. Oberst Zervas85 85 Zervas Napoleon 1891-1957 Griechischer
Partisanenführer und Politiker. organisierte die EDES, eine
antikommunistische republikanische Widerstandsbewegung. Die emigrierte
Regierung gastierte in Kairo unter britischem Schutz. Diese Regierung
kommandierte die exilgriechischen Marineeinheiten und Truppen, die in Ägypten
auf die siegreiche Rückkehr in die Heimat warteten. Nach dem Zusammenbruch
Italiens im Sommer 1943, bedienten sich die Widerstandsgruppen an den verlassenen
italienischen Waffendepots, bevor bei den Deutschen der Groschen fiel. Die
allmählich stärker werdenden Widerständler sprengten, oft in Zusammenarbeit mit
britischen Kommandos, strategisch wichtige Anlagen und zahlreiche
Eisenbahnbrücken. Im Herbst 1943 stellte die ELAS einen Nationalen
Befreiungsrat als Gegenregierung auf und griff die Konkurrentenpartei EDES an.
In der Exilarmee in Ägypten wurde im Frühjahr 1944 eine Abstimmung
durchgeführt, wobei die große Mehrheit für die Republik entschied. Besatzungen
einzelner Schiffe und eine Infanteriebrigade fingen an, zu meutern. Darauf
wurden die Griechen von ihren britischen Alliierten entwaffnet und interniert.
Die Griechen waren
trotz gleicher Religion, Sprache und Kultur uneinig. In dem, von den Siegermächten
des Ersten Weltkrieges zusammengewürfelten Jugoslawien, lebten um die zehn
Völker mit mehreren Sprachen und verschiedenen Religionen.
In den ersten Tagen
des Jugoslawienkrieges spaltete sich das römisch-katholische Kroatien von
Jugoslawien ab. Die Republik Kroatien schloss sich notgedrungen dem Dreimächtepakt
an und stellte eine 300.000 Mann starke Armee auf, um ihre Unabhängigkeit gegen
serbische Tschetniks und später gegen Titos86 Partisanen zu bewahren. 86 Tito Bros Josip 1892-1980. Jugoslawischer
Partisanenführer. Mit Hilfe der Roten Armee eroberte er die Macht im
Nachkriegsjugoslawien. 1848 überwarf er sich mit Stalin; behielt aber das
kommunistische Regime bei.
Die staatstragenden Serben in Jugoslawien ließen sich nicht
in einem Krieg besiegen. Als ihre Armee kapitulieren musste, gingen viele in
die Berge und leisteten den Besetzern in kleineren Scharen Widerstand. Četa
(sprich: tscheta) bedeutet: kleine Schar; ihre Mitglieder nennen sich Tschetnik
- Schärler bzw. Freischärler. Die Tschetniks standen in enger Verbindung mit
dem serbisch-jugoslawischen König und der
Exilregierung in England. Auf ihre Guerillaaktionen antworteten die Besetzer
mit Geiselerschießungen, sodass sich die Tschetniks in ihrer Kampftätigkeit
einschränken mussten. Im Stillen organisierten aber ihre Führer den Widerstand
für den Tag, an dem die Briten auf dem Balkan landen würden.
Die wenigen
Kommunisten im Lande und die Oppositionellen des alten Regimes bildeten den
harten Kern der Partisanengruppen, die im Vergleich mit den Tschetniks nur eine
unbedeutende Widerstandssektion bildeten. Ihr Führer Tito wurde einmal von den
Deutschen gefangen genommen, konnte aber aus dem Gefängnis entweder entkommen
oder man hielt ihn nicht für gefährlich genug und er wurde laufengelassen? Als
die Alliierten in Italien landeten und Italien kapitulierte, rechneten die
Serben ebenfalls mit einer baldigen alliierten Befreiung. Diese Erwartung gab
allen Widerstandsgruppen neuen Antrieb und Zulauf. Bei der Auflösung der
italienischen Besatzungsarmee fielen enorme Mengen Kriegsmaterial in ihre
Hände. Titos Armee wuchs bis zum Herbst 1943 angeblich auf 200.000 Mann. Laut
der Weltkriegssieger schloss sich sogar eine italienische Division den
Partisanen an. Der Antikommunist Churchill setzte auf den Kommunisten Tito oder
wurde ihm vorgeschrieben, wen er zu unterstützen habe? So zog London seine
Vertretung von den Tschetniks ab. Stalin hielt zur Tarnung seine Verbindung mit
den Tschetniks aufrecht, sandte aber Tito gleichzeitig den Marschallstab mit einer
maßgeschneiderten Uniform. Zu dieser Zeit hielten die jugoslawischen
Kommunisten ihren Kongress in Jajca ab, auf welchem sie eine Gegenregierung
gegen die Londoner Exilregierung aufstellten. Im Frühjahr 1944 zerschlugen die
Deutschen mit Hilfe der regulären kroatischen Armee die Partisanen. Tito zog
seine Marschallklamotten aus, ließ seine zum Großteil aus weiblichen Partisanen
bestehende Leibgarde im Stich und flüchtete als Bauer verkleidet auf die
Adriainsel Vis. Diese Insel stand schon unter dem Schutz der britischen Marine.
Nach dem
Seitenwechsel Rumäniens konnte die Rote Armee ungehindert bis Belgrad, der
serbisch-jugoslawischen Hauptstadt vordringen. Bei dieser grandiosen Befreiung
durften die Rumänen, Bulgaren, serbischen Tschetniks und Titos Partisanen den
Russen Hilfe leisten. Auf dem Balkan stationierte deutsche Einheiten zogen sich
hinter den Fluss Drina zurück und bauten dort mit der kroatischen Armee eine
Verteidigungslinie aus, die fast bis zum Kriegsende hielt.
Auf dem Balkan
begann der Kampf um die Macht zwischen den Siegern selbst; zwischen Bolschewisten
und Antikommunisten. Tito, der klugerweise mit den Briten ebenfalls
liebäugelte, schwang völlig auf den Sowjetkurs um und begann mit russischer
Hilfe seine innenpolitischen Gegner, die Tschetniks, zu entwaffnen und ihre
führenden Köpfe zu liquidieren. Am Kriegsende waren dann die Kommunisten die
Herren Jugoslawiens.
In Griechenland
hielt sich Stalin scheinbar an die Abmachungen und die Rote Armee blieb an den
griechischen Grenzen stehen. Aber seine 5. Kolonne, die ELAS, übernahm die
Macht in den von den Deutschen geräumten Gebieten, ausgenommen einiger
westgriechischer Bezirke, wo seit langem die EDES herrschte. In Athen landeten
britische Fallschirmjäger und in Piräus einige Marineeinheiten, welche die
Exilregierung heimbrachten. Der Vorsitzende dieser königlichen Regierung
Papandreou87 87 Papandreou Georgios 1888-1968. Griechisch
sozialistischer Politiker; zweimal Ministerpräsident. vertrat eher das
liberale angelsächsische Regierungssystem als den Monarchen, fand aber trotzdem
keinen Rückhalt in der Bevölkerung. Die ELAS vertrat ebenfalls nur eine Partei
und nicht das ganze Volk. Sie war aber mächtig genug, der Interimsregierung die
Macht streitig zu machen. Ab Anfang Dezember 1944 flammte zwischen den
verschiedenen Parteien der Bürgerkrieg auf, der schon während der deutschen
Besatzung glühte und den Griechen unzähliges Leid brachte.
Gleich, wie stark
sich Churchill auch bemühte, die strategische Wichtigkeit der Südostflanke
Europas den Amerikanern zu beibringen sie ignorierten ihn. Das war eine unentschuldbare
Verantwortungslosigkeit der Rooseveltregierung! Britische Mannschaften standen
in Nordafrika zur Verfügung und es bedurfte nur einiger Transportschiffe, um
diese Truppen auf dem Balkan an Land zu setzen, um den Russen zuvorzukommen.
Einige Divisionen, die rechtzeitig auf dem Balkan angekommen wären, hätten für
den Westen eine günstigere Position geschaffen. Sie hätten den Bürgerkrieg in
Griechenland verhindern können, Kroatien, das Karpatenbecken und die Tschechei
sichern können. Die einzige, zu spät angekommene Division in Athen reichte
gerade aus, Attika von den Kommunisten zu säubern.
Die
Hintergrundmacht in Washington denkt in weltpolitischem Maß. Nach Ihrem Sieg
sollte ewiger Friede auf Erden einkehren! Dies garantieren die frisch gegründeten
United Nations und der International Monetary Fund.88 88 Im Juli 1944 wurde der International
Monetary Fund kurz IMF-Bank in Bretton Woods in Amerika gegründet. Mit der
Aufgabe, die ganze Welt für die supranationale Finanzierclique, die hinter
diesem Institut stecke, zu kolonialisieren. Nicht für Amerika oder
Großbritannien. Pro domo, für die Banker! Nationaler Kleinkram hat sich
diesem superliberalem Globalismus unterzuordnen! Um den ewigen Weltfrieden zu
hüten, würden fortan vier Weltpolizisten: die Vereinigten Staaten,
Sowjetrussland, Großbritannien und das bevölkerungsreichste Land der Erde,
Nationalchina, wachen.
Der todkranke
Roosevelt wurde Ende 1944 das vierte Mal zum Präsidenten der Vereinigten
Staaten gewählt. Für ihn stimmten 25 Millionen Amerikaner; auf den
Gegenkandidaten Dewey89 89 Dewey Thomas Edmund 1902-1971.Amerikanischer
Politiker. Trat bei den Wahlen 1944 als Gegenkandidat gegen Roosevelt an. Vier
Jahre später, 1948 gegen Truman. 22 Millionen. Nach dem amerikanischen
Wahlsystem werden die Elektoren vom Volke gewählt, die dann den Präsidenten
wählen. Bei den Elektoren kam ein ganz anderes Ergebnis zugunsten Roosevelts
heraus. Er bekam 432 Stimmen von den Elektoren und Dewey nur 99. Folglich waren
über 80 Prozent der Elektoren von Roosevelts Hintermännern gekauft worden.
Die Südkarpaten
blieben beim Zweiten Wiener Schiedsspruch rumänisches Hoheitsgebiet. Nach dem
Seitenwechsel Rumäniens konnten die Panzerspitzen der Roten Armee über die
rumänisch besetzten Passübergänge der Südkarpaten in Siebenbürgen einrollen.
Die von den Ostkarpaten herübergeeilte 2. ungarische Panzerdivision und vier
eiligst zusammengestellte Infanteriedivisionen sowie zwei SS Reiterbrigaden
konnten den Vormarsch zweier russischer Panzerarmeen etwas bremsen, aber nicht
aufhalten. Von Serbien her stürmten 120 russische Divisionen in die ungarische
Tiefebene gegen 15 deutsche und 25 ungarische Divisionen. Vor Debrecen
(Debrezin) stellten sich deutsche Panzer gegen die Russen. Nach vier Wochen
mussten sie aber der Übermacht weichen und hinter den Theis Fluss in
Abwehrstellung gehen. Inzwischen konnten sich die Verteidiger von Siebenbürgen
und den Karpaten zurückziehen, um der Einkesselung zu entgehen Die Karpatenfront
musste aufgegeben werden, als die Russen vom Balkan her in die ungarische
Tiefebene gelangten.
Der Krieg war für
Ungarn verloren. Vor einem Jahr sagte Hitler selbst zum Landesverweser Horthy90 90Horthy Miklós von Nagybánya 1868-1957. Als
Flügeladjutant von Kaiser Franz Joseph erlernte der junge Horthy die Kunst des
Regierens. Im Ersten Weltkrieg kommandierte Admiral Horthy die Adria flotte der
Monarchie. Die konterrevolutionäre Bewegung, welche sich gegen den Roten Terror
in Südungarn formierte, berief ihn zum Oberkommandierenden. Nach Vertreibung
der Roten wählte die Landesversammlung Horthy zum Landesverweser. In den
zeitgenössischen Meinungen, von rechts bis links, sind seine Person und sein
Wirken umstritten. Doch die Geschichte wird ihn zum herausragenden
Landesfürsten Ungarns aufwerten! „Wenn die Bolschewisten in die Ungarische Tiefebene einbrechen, haben wir
den Krieg verloren“. Die Angelsachsen verwiesen auf ihr Abkommen mit Stalin in
Teheran: Ungarn kommt unter russische Besatzung und lehnten jede Verhandlung
über einen Waffenstillstand ab. Die Alliierten verlangten neben bedingungsloser
Kapitulation auch die Kriegserklärung an das verbündete Deutschland. Dazu war
aber der Landesverweser und auch der Soldat an der Front nicht bereit, auch
wenn Hitler es war, der die Bündnistreue mit der Besetzung des Landes umgestoßen
hatte! Der Landesverweser ersuchte die Sowjets um Waffenstillstand und befahl
für die Ungarische Armee am 15. Oktober 1944 die Waffenruhe. Die deutschen
Besatzer reagierten sofort. Sie nahmen den Reichsverweser gefangen und zwangen
ihn, eine neue Regierung zu ernennen, die am Bündnis mit Deutschland festhielt
und das Weiterkämpfen befahl. Die
Vereinbarungen von Teheran zwangen die Ungarn, an den schon verlorenen Krieg
weiterkämpfen. Der Soldat an der Front, von seinem obersten Kriegsherrn
seines Eides entbunden, hatte nun die Wahl: zum Feind überlaufen oder sich am
Westufer der Donau verschanzen, in der Hoffnung, die Sowjets so lange aufhalten
zu können, bis die Angelsachsen das Land von Westen oder Südwesten her
erreichten. Damit wenigstens einem Teil Ungarns die sowjetische Besetzung
erspart bliebe.91 91Es ist nicht gleich, ob ein Land von einer Macht des gleichen Kulturkreises
erobert wird oder von einem Feind, der eine total andere Kultur und Denkart
vertritt. So ist es selbstverständlich, dass die Ungarn an der Ostgrenze des
Abendlandes, ihre Verbündeten im abendländischen Kulturkreis suchen und hier
ist der mächtigste Nachbar Deutschland. Dass ausgerechnet die zwei führenden
Mächte des Abendlandes einander bis zum letzten bekämpften, war die Tragik des
Schicksals. Außer einigen
Hundert kriegsmüden Überläufern zog der einzelne Soldat den Kampf gegen die
Gefangenschaft in Sibirien vor.
Inzwischen
überquerte die 3. Ukrainische Front die Donau im Süden, am wieder jugoslawisch
gewordenen Südungarn und stieß am kaum verteidigten Westufer der Donau entlang
bis zu Hauptstadt vor. Zu Weihnachten 1944 umzingelten die Russen Budapest. Die
Abwehrfront konnte erst auf die Linie Plattensee-Velencesee-Drava (Drau)
gefestigt werden. Um die Hauptstadt begann ein Haus um Haus Kampf, der von
Anfang November bis Anfang Februar tobte. Neben der ungarischen Armee
verteidigten Stadtpolizei, die hier zusammengezogene Gendarmerie und 40.000
deutsche um die hunderttausend Soldaten die Hauptstadt Ungarns, gegen zwei
russische Armeegruppen, denen noch die rumänische Armee Beistand leistete. Am
10. Februar 1945 wurden die Verteidiger auf der Burg von Buda zusammengedrängt.
Fast ohne Munition versuchten die letzten 18 bis 20 Tausend Übriggebliebenen
den Ausbruch. Die meisten fielen in das Feuerinferno der bereitstehenden
Russen, so erreichten nur 1651 Kämpfer die eigenen Linien, doch die Verteidiger
von Budapest haben nicht kapituliert! Anfang März 1945 versuchte ein
konzentrierter Angriff, die Russen hinter die Donau zurückzutreiben, scheiterte
aber an spärlichem Nachschub und Treibstoffmangel. Auf April brach dann die
Front in Westungarn endgültig zusammen. Wien wurde schon von fast niemandem
mehr verteidigt. Die Rote Armee brauchte sieben Monate, um sich durch Ungarn
durchzuschlagen, die sie im Marsch zu besetzen gedachte.
Natürlich
verteidigten die Ungarn ihr restliches Land nicht allein, die Wehrmacht tat
auch ihr Bestes. Wenn aber der ungarische Soldat bereit gewesen wäre, wie die
Rumänen, seine Waffe gegen seinen Verbündeten zu kehren, dann wäre von der
Roten Armee nicht nur Budapest, auch Wien, Linz vielleicht München „befreit“
worden!
Am Jahresende 1944
stürmten die Alliierten an allen Fronten gegen die Achsenmächte. Im Norden
belagerten die Russen die Grenzen Ostpreußens. Im Osten eroberten sie den
größten Teil Polens, hatten schon den größten Teil von Ungarn und dem Balkan
besetzt. Die Westalliierten standen im Süden, inmitten der italienischen
Halbinsel, im Westen am Rhein, als sich die Wehrmacht noch ein letztes Mal aufraffte,
um ihrem Gegner das Fürchten beizubringen. Zwischen Ardennen und Rhein hielt
nur ein einziges amerikanisches Korps einen 120 km langen Frontabschnitt. Hier
griffen die Deutschen, in Zielrichtung Maas mit dem Rest von zwei Panzerarmeen
als Rammbock und dahinter 14 Infanteriedivisionen an. Nach Überqueren der Maas,
wollten die Panzer nach Norden abschwenken und Antwerpen erobern, das
inzwischen zum wichtigsten Nachschubhafen der Westalliierten wurde. Ein
gelungener Durchbruch hätte die gegnerische Front zerschnitten und die in
Belgien und Holland verbleibenden feindlichen Truppen möglicherweise
aufgerollt. Der Angriff über die Ardennen kam gut voran. Innerhalb einer Woche
preschten die Deutschen 100 km vor und überquerten die Maas. Dichter Nebel
begünstigte die Angreifer und hinderte gleichzeitig die Aktionen der
überlegenen gegnerischen Luftwaffe. Ab dem 23. Dezember verzog sich der Nebel
und gab die anstürmenden Panzer den Bomberflugzeugen preis. In den nächsten
Tagen wurden die Nachschubwege im Hinterland, vor allem aber die Benzolwerke,
welche Kraftstoffe aus Kohle herstellten, zerbombt. Die Truppen standen ohne
Treibstoff, Munition und Verpflegung an der Front. Die von den gegnerischen
Bodenwaffen unknackbaren Tigerpanzer wurden zerbombt oder blieben mangels
Treibstoff liegen. Die Kraft der Wehrmacht reichte nicht mehr aus, den Angriff
weiterzutragen. Fast das gesamte schwere Material und 120.000 Gefangene und
Tote blieben auf dem Schlachtfeld zurück.
Bei den Kämpfen
stand die deutsche Luftwaffe zum letzten Mal ihren Mann und richtete großen
Schaden an den vorgeschobenen alliierten Flugplätzen an. Die bei den Kämpfen
erlittenen eigenen Verluste wogen aber schwerer. Die Angelsachsen konnten ihr
verlorengegangenes Fluggerät gleich ersetzen; die deutsche Industrie lag aber
schon in Trümmern.
Die
Übriggebliebenen der Ardennenschlacht verschanzten sich hinter dem Rhein und
konnten den alliierten Truppen den ganzen Winter lang trotzen. Das Gelände
verschaffte den Verteidigern Vorteile. Außerdem mussten die Angelsachsen ihre
Reihen ordnen und sich um den eigenen Nachschub sorgen.
Am 12 Januar 1945
startete die Rote Armee ihre Offensive entlang der Ostfront. In 2 Wochen
besetzte sie Polen, überrannte Schlesien und konnte erst an der Oder gestoppt
werden. Gleichzeitig ging der größte Teil Ostpreußens verloren, nur ein
Brückenkopf um Königsberg konnte sich noch halten. Die von Moskau verordneten
Gräueltaten an der deutschen Zivilbevölkerung veranlassten die Einwohner
Ostpreußens zur Flucht aus ihrer Heimat. Als Fluchtweg blieb nur das Meer
übrig, wo sowjetische U- Boote Jagd auf die mit Flüchtlingen und Verwundeten
überladenen Schiffe machten. Wie viele bei der Flucht umkamen, konnte nur
geschätzt, aber nicht ermittelt werden. Es wäre doch unziemlich, von den Besiegten
Statistiken darüber zu erstellen.
Die alliierte
Bomberflotte blieb indessen nicht untätig. Mangels militärischer Zielobjekte
verwandelte sie die noch übrig gebliebenen Reste der deutschen Städte zu
Steinwüsten. Neben anderen wurde die bisher unbehelligte Lazarettstadt Dresden
dreiundfünfzig Tage vor Kriegsende mit Brandbomben angezündet und fast völlig
zerstört. Als Churchill einige Tage vor Kriegsende die Terroreinsätze gegen die
Zivilbevölkerung einstellen ließ, waren schon hunderttausende, wenn nicht
Millionen, Stadtbewohner, Kinder, Frauen, alte Leute bei lebendigem Leibe
verbrannt. In Deutschland waren 161 Städte und 850 kleinere Orte neben
zahllosen europäischen Kulturstätten von der Normandie über Monte Cassino bis
Sizilien nur noch Ruinen. Aber Honni soit qui crime de guerre y pense!92 92Honni soit qui crime de guerre y pense. -
Ein Schuft sei, wer jetzt an Kriegsverbrechen denkt; Richtig lautet die Losung
des Britischen Hosenbandordens: Honni soit qui mal y pense – Ein Schuft ist,
wer dabei Schlechtes denkt.
Den Deutschen
blieb, wenigstens teilweise, die Wahl, die ihren Verbündeten einige Zeit vorher
versagt blieb: Vor welcher Seite sollten sie kapitulieren? Die Wehrmacht
stellte den Krieg an der Westfront praktisch ein, um die Russen so lange wie
möglich, an der Oder aufhalten können.
Vormarsch der
Westmächte wurde nur von den eigenen Etappenmöglichkeiten bestimmt. Außer
einigen lokalen Scharmützeln stellte sich ihnen niemand in den Weg. Doch
Eisenhowers Leute zerschossen oder zerbombten gerne das vor ihnen liegende Ort,
bevor sie dort einmarschierten.
Briten und Kanadier
besetzten die Norddeutsche Tiefebene, das zerbombte Hamburg, Schleswig-Holstein
und die Städteruinen Kiel und Wismar.
Mitte März
erreichte die 1. amerikanische Armee 40 km unterhalb Kölns den Rhein. Bei
Remagen fanden sie die Eisenbahnbrücke verlassen vor. Sie war leicht
beschädigt, aber brauchbar. Binnen kurzer Zeit schleusten sie vier
Panzerdivisionen und zwei motorisierte Divisionen als Vorhut über den Rhein und
begannen unverzüglich mit dem Einkreisen des Ruhrgebietes vom Süden her. Die 9.
amerikanische Armee kam ihnen von Norden entgegen. Gleichzeitig durchschlug die
3. amerikanische Armee bei Trier den Westwall, dann rollten ihre Panzer auf
Mainz zu, wo sie den Rhein überquerten. Die 7. US- Armee ging als Nachhut
zwischen Koblenz und Worms über den Rhein.
Die französische
Armee setzte bei Speyer und Karlsruhe über den Rhein.
Die zwei nördlichen
Armeen der Amerikaner marschierten bis zur mittleren Elbe, sie besetzten
Leipzig und Magdeburg. Hier, 100 km vor Berlin, stoppte Eisenhower den
Vormarsch und überließ den Sowjets den Ruhm, die feindliche Hauptstadt zu
erobern. Die 3. amerikanische Armee nahm Chemnitz, das westliche Tschechien und
zuletzt noch das österreichische Linz. Ihre 7. Armee besetzte Bayern und das
mittlere Österreich. Dann vereinigten sie sich mit ihren britischen und
amerikanischen Kameraden am Brennerpass, vor dem kurz vorher am 2. Mai Italiens
Verteidiger kapitulierten.
Die französische
Armee besetzte Südwestdeutschland und Teile von Tirol.
In Wien marschierte
die Rote Armee fast ohne Schusswechsel am 13. April 1945 ein.
Die Oderlinie brach
schon einen Tag vorher. Danach waren die Russen nicht mehr aufzuhalten. Zwei
Wochen später erreichten sie die Elbe und trafen bei Torgau mit dem Amerikaner
zusammen. Am selben Tag umzingelte die Rote Armee Berlin.
Das Deutsche Reich
war in zwei Teile auseinandergeschnitten. Die Wehrmacht begann, sich aufzulösen.
Im belagerten Berlin erschoss sich Hitler und übertrug vorher seine Befugnisse
an Großadmiral Dönitz.93 93Dönitz
Karl 1891-1980. Dt. Großadmiral. Wurde 1945 von Hitler zu seinem Nachfolger
ernannt. Als Staatsoberhaupt musste er die Kapitulation Deutschlands im Zweiten
Weltkrieg vollziehen. Als
erste Amtshandlung entsandte das neue Staatsoberhaupt eine
Waffenstillstandskommission zu den Briten und bat um eine Teilkapitulation vor
den Westalliierten. Dies lehnten die Engländer ab. Die Delegation wurde nach
Reims in Eisenhowers Hauptquartier dirigiert und unterzeichnete dort am 7.Mai
die bedingungslose Kapitulation Deutschlands. Die Sowjets verlangten ein
separates Kapitulationsdokument. So mussten die Deutschen
einige Stunden später vor Marschall Schukow94 das zweite Mal die bedingungslose Kapitulation
unterschreiben. In Moskau gehen die Uhren 2 Stunden vor,
so endete der zweite Weltkrieg in Europa nach russischer Zeit am 8. Mai 1945.
94Schukow
Georgi Konstantinowitsch 1896-1974. Sowjetischer Marschall. Siegte bei Moskau,
Stalingrad und Berlin. Sein wichtigster Erfolg war das Zerschlagen der 6.
japanischen Armee Ende August 1939, als Japan die Mongolei zu erobern
versuchte. Damit rettete er das Sowjetreich vor dem Zweifrontkrieg und vor dem
Zusammenbruch. Kümmerte sich wenig um eigene Verluste, so nannten ihn seine
unmittelbaren Untergebenen Metzger. Stalin fürchtete seine Macht in der Roten
Armee und verbannte ihn nach Sibirien. Nach Stalins Tod wurde er 1955
Kriegsminister, doch zwei Jahre später wieder von allen seinen Positionen
enthoben.
In Norwegen,
Dänemark, Königsberg und Danzig kapitulierte die Wehrmacht schon einige Tage
vorher. Einzig das kroatische Heer leistete noch Widerstand gegen Titos
Partisanen. Erst als die Engländer ihre Landesgrenzen erreichten, kapitulierte
es am 13. Mai 1945 vor den Briten. In der Hoffnung die Westalliierten werden
ihr Land besetzen. Sie hätten es leicht tun können weil nach der Abmachung
zwischen Stalin und Churchill, Großbritannien Einflussrecht auf das halbe
Jugoslawien hatte.95 95Auf
der Moskauer Konferenz im Herbst 1944 schrieb Churchill auf ein halbes Blatt
Papier seinen Vorschlag über die Besatzungsrechte im besetzten südöstlichen
Europa und schob es über den Tisch zu Stalin hinüber. Stalin signierte sein
Einverständnis mit einem großen Haken darüber und schob den Zettel zurück zu Churchill.
Rumänien 90:10, zugunsten Russlands
Bulgarien 75:25, zugunsten Russlands
Griechenland 90:10, zugunsten Großbritannien? - der
Angelsachen.
Ungarn und Jugoslawien 50:50 geteilt.
Stattdessen lieferten sie die intakte kroatische Armee den Partisanenbanden
aus, die gut ein Drittel von ihnen umbrachten.96 So endete die „Befreiung“ Kroatiens und
Europas.96Titos Banden verfuhren mit ihren Gegner in
Serbien auch nicht anders als mit den Kroaten. Dort haben sie, die ehemaligen
Verbündeten der Engländer, die Tschetniks und in Batschka die ungarische
Minderheit dezimiert. Die Bewohner der deutsch-schwäbischen Dörfer fast
vollständig ausgerottet. Das zählte beim Sieger natürlich alles nicht als
Kriegsverbrechen.
Auf der
Krimkonferenz von Jalta vereinbarten die Alliierten, dass nach dem Sieg über
Deutschland die Sowjets den Krieg an Japan erklären werden. Damals rechneten
Amerikaner wie Russen mit langen zermürbenden Kämpfen gegen die Japaner. Dass
der Neutralitätsvertrag zwischen Japan und Sowjetrussland noch nicht
ausgelaufen war, störte weder Stalin noch seinen Verbündeten. Dass Stalin
einige Monate vorher die Krimtataren allesamt von ihrer Heimat nach Mittelasien
deportieren ließ, berührte wohl auch nicht die Menschenrechte der Krimtataren.
Seit 1943 bauten die
Amerikaner ihre Positionen im Pazifik, in Asien und um Australien aus. Bei
Kriegsbeginn besaß die amerikanische Pazifikflotte nur drei Flugzeugträger, ein
Jahr später 50 und am Kriegsende 100. Mit ihrem überzähligen Kriegsgeräten
landeten sie im Herbst 1943 auf den Gilbertinseln und im nächsten Frühling auf
den Salomonen. Durch die Strategie der Inselsprünge, wie die Angelsachsen diese
Strategie nannten, verloren die Japaner bei jeder verlorengegangenen Insel
wichtige Rohstoffquellen und die Amerikaner kamen immer näher an ihr Ziel, an
die japanische Inselgruppe heran.
Auf den Philippinen
und Neuguinea gewannen Mac Arthurs97 Truppen stetig mehr an Boden gegen die
Japaner. 97Mac Arthur Douglas 1880-1964. Als
Generalstabschef der US-Armee trat er in Ruhestand. Bei Kriegsbeginn wurde er
reaktiviert und bekam das Oberkommando der Streitkräfte gegen Japan. Später
wurde er Oberkommandierender im Koreakrieg. Die Pazifikflotte der Amerikaner, unterstützt von
ihrer, aus philippinischen Basen operierender Luftwaffe, versenkte im Sommer
1944 bei den Philippinen drei japanische Flugzeugträger, samt 400 Flugzeugen.
Später, Ende Oktober, an der gleichen Stelle eine ganze japanische
Flotteneinheit.98 98Die
Kämpfe auf dem philippinischen Festland dauerten dennoch fast bis Kriegsende an. Unterband damit im Südchinesischen Meer
Japans Verbindung zu seinen westlichen Kolonien. Als nächsten Schritt hin zum
japanischen Mutterland besetzten die Amerikaner die Marianen Inseln Saipan. Von
hier aus reichte dann der Aktionsradius ihrer Bomberflotte bis Tokio und die
japanischen Großstädte, die sie anfingen, dem Erdboden gleichzumachen. Einige
Brandbomben genügten, die aus Holz und Papier gebauten Häuser der Japaner
städteweise abzubrennen. Bis zum Sommer 1945 ging auch die japanische Kriegsflotte
völlig unter. Das Ausbleiben von Öl, Rohstoffen und die ständigen
Bombenangriffe verursachten ein Chaos im Lande. Die Betriebe, der Verkehr sowie
das ganze Leben auf den Inseln erlahmte.
Japans Armee dachte
nicht an Aufgeben und wehrte sich nach alter Samurai-Tradition auf allen
Inseln. Kamikazeflieger99 99Kamikazeflieger.
Kamikaze - Gottes Wind. Der den Feind zerbricht. Wie seinerzeit im 13.
Jahrhundert die mongolische Flotte durch einen mächtigen Sturm im Meer
vernichtet wurde, als sie gegen Japan ziehen wollte. stürzten mit Bomben beladenen Flugzeugen auf
gegnerische Schiffe. Gegen die Überlegenheit der alliierten See- und
Luftstreitkräfte nützte aber weder Mut noch Heldentum der Japaner. Nachdem in
Amerika die Atombombe100 100Seine
Erbauer wollten sie eigentlich auf Deutschland abwerfen, doch in Europa ging
der Krieg zu Ende, bevor ihr Teufelswerk Feuer speien konnte. Zum Glück! Wenn
man im Jahre 1944 die Hälfte der deutschen Bevölkerung getötet hätte, wäre die
biologische Barriere weggefallen, die die Sowjets vom Überrennen Europas
abhielt. erfolgreich
getestet wurde, war gegen eine so effektive Waffe jeder Widerstand sinnlos.
Nach Ablauf eines Ultimatums fiel am 6. August die erste Atombombe auf
Hiroschima, drei Tage später die zweite auf Nagasaki. Angesichts dieses
ungeheuren Zerstörungspotenzials ließ Kaiser Hirohito101 die Waffen niederlegen. 101Hirohito
– 1901-1987, von 1926 bis 1987 Japans Kaiser. Das bedingungslose Kapitulationsdokument wurde am
6. September 1945 unterzeichnet. Die Angelsachsen zeigten sich generös und
zitierten nur die Regierung und die oberste Armeeführung, nicht aber den Kaiser
vor ihre Kriegsgerichte.
Politiker und
Generäle der Verliererseite kamen als Kriegsverbrecher vor Gericht und wurden
wegen Vorbereitung des Krieges, Völkermord, Verbrechen an den Juden, schlicht
Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt. Als ob der Krieg nicht schon
alleine ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit wäre. Der Makel an dem Ganzen
waren die Ankläger und die Richter. Die Kläger waren die Gulagkommissare,102 102 Gulagkommissare. GULAG war das Kürzel für
die Verwaltung der Internierungslager der Sowjetunion. die selbst mehrere Millionen eigene Landsleute in
Arbeitslager steckten, mehrere Völker deportierten, liquidierten und zuletzt etwa
20 Millionen Europäer aus ihrer Heimat vertrieben hatten. Die Richter stellten
die Hintermänner der Bomberkommandos, die Europa zerbombt und die deutschen,
europäischen und japanischen Städte zu Steinwüsten verwandelt hatten. Wie das
satanische Syndikat, welches die Atombombe ausgebrütet, diese schreckliche,
jedes Leben zu tilgen fähige Geisel über die Menschheit gebracht hatte. Sie
werteten die Gräueltaten der Verlierer als Kriegsverbrechen, die eigenen
Missetaten aber als gerechte Vergeltung. Folglich hatte sich der Charakter des
Krieges seit den Stammeskriegen über die Antike und das Mittelalter bis hin zur
Gegenwart nicht geändert. Die Zivilisation des 20. Jahrhunderts ergänzte noch
die Schrecken des Krieges mit zwei neuen Definitionen: Bedingungslose
Kapitulation und Kriegsverbrechen. Künftige Besiegte müssten damit rechnen, für
die gleichen Untaten, welche im Laufe des gleichen Krieges auch die Sieger
begingen, als Kriegsverbrecher verurteilt zu werden! So werden einmal
amerikanische Generäle die bedingungslose Kapitulation unterschreiben müssen
oder sowjetisch-russische, britische Politiker vor den Gerichten anderer
Kriegsgewinner als Kriegsverbrecher stehen.
Kapitulierten nach
diesem Weltbrand nur die Achsenmächte allein oder ganz Europa? Die Bomben, die
auf Köln, London, Paris, die Normandie oder Mailand fielen, zerstörten nicht
auch das British Empire und das französische Kolonialreich? Der Sieg des
Bolschewismus über Deutschland und über Europa bedeutete auch den Sieg der
Bolschewiken über Russland. Der Sieg des Bolschewismus bedeutete den Sieg eines
anachronistischen Systems, welches die von ihm unterjochten Völker an ihrer
geistigen, politischen und ökonomischen Entwicklung hinderte. Folglich zählen
die Russen selbst zu den Opfern dieses Systems, das durch Jahrzehnte lange
Stagnation und Misswirtschaft ihr Land zugrunde richtete. Die Sieger dieses
Krieges waren die Sowjetunion und die Vereinigten Staaten von Amerika
beziehungsweise die Stalin-Clique und die supranationale Finanzoligarchie,
welche den Krieg aus Amerika finanzierte. Seit diesem Sieg wurde Politik
zwischen Washington und Moskau ausgehandelt. Kein europäischer Staat,
geschweige denn Staatsmann hatte da mitzureden! Der Erste Weltkrieg reichte
nicht aus, das zurzeit mächtigste Land
Europas vollständig zu besiegen, noch Europa zu ruinieren. Der zweite
Bruderzwist der Europäer degradierte dann nicht nur Deutschland, sondern ganz
Europa zur Hälfte zu Satelliten der Sowjetunion und zur anderen Hälfte zu
Satelliten der Vereinigten Staaten! Zwei gleichrassige, doch raumfremde Mächte,
teilten sich den Sieg und teilten Europa unter sich auf. Mussolinis Orakel, wer
Deutschland besiegt, besiegt Europa ist eingetroffen.
Die Nachwelt werde
vielleicht ab Mai 1945 das Ende der abendländischen Kultur und der Beginn der
Euro-Atlantischen Zivilisation rechnen.
11. DER KALTE KRIEG
Die Sieger kamen in
Potsdam, einer Vorstadt des besiegten Berlins, das letzte Mal zusammen und
gingen daran, die getroffenen Vereinbarungen von Jalta und Teheran in die Tat
umzusetzen. Das Abendland ahnte noch nicht, dass auf die Ruinen Europas
konstruierte neue Weltordnung vielleicht das Grab der Euro Atlantische Zivilisation
werde. Während die Sieger in Potsdam verhandelten, kämpften schon, ihre
Ideologien stellvertretend für die zwei frischgebackenen Supermächte, die
Vereinigten Staaten von Amerika und die Sowjetunion gegeneinander: in China, in
Vietnam und Griechenland. Nach Vereinbarung zwischen Sowjetrussland, den
Vereinigten Staaten, China und Großbritannien werden die vier Siegermächte nach
dem Krieg als zukünftige Weltpolizisten den ewigen Weltfrieden hüten. Bloß ihre
ideologischen Differenzen vergaßen sie unter einen Hut zu bringen. So fand
jeder Friedenshüter beim eigenen ideologischen Monopol des Friedens Kern. Genosse
Stalin hielt die Zeit für reif, die „Proletarier“ aller Länder unter seiner
Herrschaft zu vereinen. Amerikas Herrscher fanden selbstverständlich ihren
liberal kapitalistischen American way of life1 1American
way of life. - Amerikanischer Lebensstil. für den richtigen Weg, hin zu freedom and peace.2 2freedom and peace. - Freiheit und Frieden. Einer der Weltpolizisten, China, befand
sich gerade im Bürgerkrieg. Hier prallten schon die ideologischen Differenzen
der Kriegsgewinner aufeinander. Die Sowjetarmee, die nach Japans Zusammenbruch
die Mandschurei und Nordchina besetzte, rüstete Mao Tse-tungs3 Rote Armee auf. 3Mao
Tse-Tung 1893-1976. Stammte aus einer kaiserlichen Beamten-Familie wie die
meisten Parteibonzen des kommunistischen Elite Chinas. Er sprach den gewählten
Mandarin-Dialekt, kam in einem Palast zur Welt und nicht in der Bauernhütte,
wie es dem Volk und vielen Besuchern vorgeführt wird. Nach dem Sieg der
Kommunisten im Bürgerkrieg, wurde Mao Staatschef und Diktator Chinas. Die Amerikaner unterstützten ihre alten
Verbündeten, die linksnationale Kuomintang4 4 Kuomintang Partei. Linksnationale Partei
Chinas. Seit Maos Tod erlebt die Bewegung in China ihre Renaissance, auch wenn
sich das heutige Regime kommunistisch nennt. Partei der Tschiang Kai-Schecks.5 5 Tschiang Kai-Scheck 1887-1975.
Militärisch-politischer Führer der Kuomintang Partei. Großbritanniens Wirtschaft war bereits an den
Folgen des Ersten Weltkrieges zugrunde gegangen und ohne Amerikas Unterstützung
hätten sie die Weltkriege nicht durchstehen können! Die fast eine Million
britischer Soldaten, die am Kriegsende noch unter Waffen standen, konnte sich
das Land weiterhin nicht leisten. Frankreich, welches höflicherweise ebenfalls
zu den Großmächten gezählt wurde, stand nicht besser als Großbritannien da. In
das wieder zur Frankreichs Kolonie gewordene Indochina, rief Ho Chi Minh6 6Ho Chi Minh 1890-1969. Gründer und
Initiator der kommunistischen Bewegung in Vietnam. Später kommunistischer
Diktator. gerade die
kommunistische Republik Vietnam aus. So kam der ewige Frieden wieder einmal zu
kurz.
Deutschland wurde
wie zwischen den Siegern vereinbart in Besatzungszonen aufgeteilt; zwischen Sowjetrussland
und den Westalliierten. Vom östlichen Preußen schnitt Russland das südliche
Memel Land mit Königsberg ab und in die restlichen Preußen und Schlesien wurde
Polen Richtung Westen verschoben. Dabei verschwand das ehemals mächtige
Preußische Reich von der Landkarte. Die ansässige Bevölkerung wurde nach
Restdeutschland umgesiedelt. Das übrig gebliebene östliche Deutschland zwischen
Elbe und Oder wurde zur sowjetischen Besatzungszone. Das westliche Deutschland
teilten Amerikaner, Briten und Franzosen unter sich in Besatzungszonen auf. In
dem in vier Sektoren aufgeteilten Berlin regierte vorläufig eine Militärverwaltung,
bestehend aus den militärischen Kommandanten der vier Siegermächte.
Ost- und Westsieger
begannen nach eigener Fasson, Deutschland in einen Kartoffelacker umzuwandeln.
Die Russen montierten ganze Fabrikeinrichtungen in ihrer Zone ab. Oftmals
schleppten sie den mittleren Betriebskader mit, um den Neuanfang im Sowjetreich
zu sichern, wo die Betriebe wieder in Gang gesetzt werden mussten. Die Briten
sprengten, die noch übrig gebliebenen Industriebetriebe in die Luft. Die
Amerikaner enteigneten das Patentamt und verdienen immer noch Milliarden mit
dem geistigen Eigentum der Deutschen. Dann erschien ein Kommando in
amerikanischer Uniform vor der Ruine der Reichsbank, lud die deutschen
Goldreserven auf zig Lastwagen und verschwand. Ihr militärischer
Abschirmdienst, die CIC, hatte alle Hände voll zu tun mit dem Auftreiben der
Kriegsverbrecher, so hatte sie einfach keine Zeit, nach den Räubern zu fanden.
Umso weniger, weil die Räuber vermutlich aus den höchsten militärischen oder
CIC - Kreisen kamen.
Die Baltischen
Staaten: Estland, Lettland und Litauen wurden von der Sowjetunion wieder
annektiert.
Ostpolen wurde
ebenfalls von der Sowjetunion einverleibt! Polen, für dessen Integrität die
Westalliierten den Krieg an Deutschland erklärt hatten, wurde nach Westen
verschoben. Dafür mussten über vier Millionen Polen ihre ostpolnische Heimat
verlassen und nach Preußen und Schlesien umsiedeln. Neun Millionen Deutsche,
die Einwohner Preußens und Schlesiens, mussten ebenfalls umsiedeln. Die
Vertriebenen könnten dann die Plätze derer einnehmen, die im Krieg umgekommen
waren, meinten die Sieger lakonisch. Churchill demonstrierte diese
deutsch-polnische Prozedur anhand dreier Zündhölzer: Wir nehmen das linke
Zündholz weg und legen es nach rechts. So einfach ist das. Doch Churchill
machte sich weiterhin Gedanken um Polen. Denn, wenn Deutschland diese Gebiete
einmal zurückfordern würde, wären die Polen nicht in der Lage, die Rückgabe zu
verweigern. Die Sowjets verlangten Durchgangsrecht und Stützpunkte in Polen, um
ungehindert Zugang zu ihrer Besatzungszone in Deutschland zu haben. Damit wurde
eine potenzielle deutsche Hegemonie über Polen gebannt. Dafür aber waren
Stalins Leute Herren in Polen! Es bleibt nur die Frage offen, wie Churchill und
die Engländer sich entschieden hätten, wenn sie zwischen deutschen oder
russischen Okkupanten hätten wählen müssen.
Zur gleichen Zeit
wurden aus der wiedererrichteten Tschechoslowakei über drei Millionen Deutsche
unter schrecklichen Atrozitäten nach Deutschland und Österreich vertrieben.
Wobei 10 Prozent der Vertriebenen umkamen. Die Vertreibung wurde von der
indessen heimgekehrten Londoner Beneschregierung durchgeführt, die mit den
Kommunisten eine Koalitionsregierung bildete. Benesch hätte gerne auch die
Ungarn aus ihren Heimatgemeinden vertrieben, wurde aber von seinen Protektoren
zurückgepfiffen. So mussten sie sich mit der Ermordung des Bürgermeisters und
des Gemeindeschreibers und der Aussiedlung wohlhabender Bauern begnügen. Von
den Pädagogen wurde festgestellt, dass sie allesamt mit dem Feind
kollaborierten! Sie wurden fast ausnahmslos nach Rumpf-Ungarn vertrieben und
die ungarischen Schulen für Jahre zugemacht. In der Geschichte wird es noch
schwer werden, diese tschechoslowakisch-angelsächsischen Genozide in unsere
Jahrhundertealten europäischen miteinander einzureichen!
Österreich teilte
man ebenfalls in vier Besatzungszonen auf. Wien fiel in die sowjetische
Besatzungszone, wurde aber wie das Land selbst in vier Sektoren eingeteilt.
Glücklicherweise konnte eine Regierungskoalition zwischen den allmählich
zerstrittenen Kriegsgewinnern einen Weg zur Selbstverwaltung finden.
Über Ungarn einigte
sich Churchill mit Stalin auf ihrem letzten Moskauer Treffen auf halb und halb
als Interessensphäre. Hier verlangten die Sowjets wie bei Polen,
Durchgangsrecht zu ihrer Besatzungszone in Österreich und hielten das Land
weiterhin besetzt. Mit Unterstützung der Russen schalteten die Kommunisten bis
1948 die Konkurrenzparteien aus. Außerdem wurden die Beschlüsse des
Trianondiktates7 7Trianondiktat.
Ungarns Regierungsvertreter mussten im Schloss Trianon von Versailles die
Friedensbedingungen nach dem Ersten Weltkrieg unter Boykottdrohungen,
unterschreiben. wieder
gegen das Land angewendet. Wieder wurde jeder dritte Ungar vom Mutterland
abgeschnitten und zum Bürger zweiter Klasse in den Nachfolgestaaten degradiert.
Jugoslawien sollte
ebenfalls zu je 50 Prozent geteilt werden. Kroaten und Slowenen hätten sich
gefreut, dem serbischen Joch zu entkommen wie auch über eine Demokratie nach
angelsächsischer Art. In ganz Jugoslawien herrschte aber von Anfang an der
Kommunist Tito.
In Albanien
übernahm ein ehemaliger Unterführer Titos, Enver Hodscha8 8Hodscha-Hoxha Enver 1908-1985 Albaniens
kommunistischer Diktator. die Macht. Damit gehörte Albanien fast schon zum wiedererstandenen
Jugoslawien. Beim Bruch zwischen Stalin und Tito nutzte Hodscha die
Gelegenheit, Albanien von Jugoslawiens Hegemonie zu erlösen. Er blieb auf
Stalins Seite und baute hier eine der orthodoxesten kommunistischen Diktaturen
auf.
Griechenland fiel
vereinbarungsgemäß den Angelsachsen zu; die Kommunisten entfachten aber einen
Bürgerkrieg. Erst als sich Tito mit Stalin überwarf und der russische Nachschub
via Jugoslawien ausblieb, konnten die Westmächte den Sieg in Griechenland
erringen.
In Bulgarien hatten
seit dem Einmarsch der Sowjets nur die Kommunisten das Sagen, die bald die
Opposition liquidierten.
In Rumänien
putschten die Kommunisten im März 1945 mit Unterstützung russischer Panzer und
richteten ein Einparteienregime ein. Um den Rumänen den Kommunismus schmackhaft
zu machen oder ihren Seitenwechsel zu honorieren, schenkte Stalin Rumänien
wieder das ganze Siebenbürgen.
Das Geschenk war
nicht umsonst. Stalin verlangte eine halbe Million Zwangsarbeiter, was die
Rumänen gerne lieferten. So wurden aus Siebenbürgen die Sachsen und Ungarn, aus
dem Banat die Schwaben nach Sibirien umgesiedelt.
Auch wenn Churchill
warnte, die Russen nicht weiter als nötig nach Europa eindringen zu lassen, die
Amerikaner kümmerten sich nicht, wie es nach dem Krieg weitergehen sollte. In
den letzten Kriegstagen wurde Montgomery9
9Bernhard Law Montgomery of Alamein 1887-1976. Britischer
Feldmarschall, erfolgsreichster Stratege der Angelsachsen im Zweiten Weltkrieg. explizit verboten, Berlin zu besetzen.
Die Amerikaner hätten leicht bis zur Oder, gar in das Tschechische-Becken
marschieren können. Sie ließen aber den Sowjets den Vortritt. Nach Kriegsende
räumten sie die von ihnen besetzten Gebiete in Mitteldeutschland und in der
Tschechei. Dafür erhielten sie von den Russen vertragsgemäß Besatzungszonen in
Berlin und in Wien.
Stalin drückte sich
deutlich aus: „Wir werden unsere Gesellschaftssysteme den besetzten Ländern
aufzwingen!” Die Amerikaner hatten es leichter mit ihrem System. Selbst die
Deutschen, die bis zur bitteren Kapitulation gegen sie gekämpft hatten,
strömten nach ihrer katastrophalen Niederlage, ob Soldaten oder zivile
Flüchtlinge, in den Machtbereich der Westalliierten. Schließlich vertraten die
Westalliierten das zeitgenössisch idealste Regime, in dem das Individuum Mensch
leben wollte und jedes Volk des Abendlandes dieses plurale Staatssystem
anstrebte. Natürlich ist auch das idealste System nicht ohne Fehler. Gerade
diese liberalen Regierungen gönnten den Deutschen nicht ihren Hegemonieanspruch
für die zwanzigsten Jahrhundert! Sie trugen am Ersten Weltkrieg ebenso viel
Schuld wie die Deutschen selbst! Zuletzt führte das von diesen Demokratien
diktierte ungerechte Friedensdiktat zum Revanchewillen und zur Radikalisierung
der deutschen Politik und so zum Zweiten Weltkrieg. Die Geschichte wird wegen
dieser schrecklichen Weltbrände schon über uns alle ihr Urteil fällen.
Von Hamburg bis
Triest zog sich die Demarkationslinie, die Europa in zwei Welten teilte.
Churchill taufte sein Werk zum Eisernen Vorhang und den Westen zur Freien Welt.
Das Sowjetreich nannte sich Friedenslager. Der Frieden war ein gut gewählter
Slogan. Mit Lager wurde dieses Regime sehr treffend charakterisiert, denn es
hatte die halbe Welt ins Lager gesperrt.
Die Machtzunahme
Russlands veranlasste Churchill, der zwischenzeitlich in Großbritannien als
Premier abgewählt worden war, als Privatmann die Amerikaner vor der drohenden
Sowjetgefahr zu warnen. In Amerika erbte Vizepräsident Truman10 10Truman Harry Spencer 1884-1972. 33.
Präsident der USA. das
Präsidentenamt, nachdem Roosevelt zwei Wochen vor Deutschlands Kapitulation
gestorben war. Wir haben das falsche Ross geschlachtet! Sorry - kommentierte
Churchill die neue Situation, als ihm klar wurde, mit Deutschland und Europa
ließ er gleich das Britische Weltreich mitzerbomben. Truman ließ sich von
Churchill überzeugen und gab die Truman Doktrin heraus, in der er allen
Völkern, die von den Sowjets bedroht waren, wirtschaftliche und militärische
Hilfe anbot. Damit machten sich die Vereinigten Staaten zum Vormund der
abendländischen Welt, für die Staatengemeinschaften, die die liberal
demokratische Staatsräson wünschten. Das bedeutete auch Uncle Sams
Vormundschaft über das durch Bruderzwist entmachtete und zerrissene Europa mit
all seinen Vor- und Nachteilen. Zurzeit aber waren die Europäer froh, wenn sie
die Amerikaner und nicht den Russen im Lande haben durften.
In Paris schlossen
die Siegermächte im Jahre 1947 Frieden mit Italien, Bulgarien, Ungarn und
Finnland. Dabei erhielt jedes besiegte Volk die Regierung, welche es aus der
Perspektive der Sieger verdient hatte. Rumänien und Bulgarien wurden endgültig
Volksrepubliken. In Ungarn wurden die mutigsten Führer der Oppositionsparteien
nach Russland verschleppt oder durch Schauprozesse ausgeschaltet. Ein Jahr
später willigten die übrig gebliebenen Oppositionellen in die
Volksfrontregierung der Kommunisten mit den Sozialdemokraten ein. In der
Tschechoslowakei zettelten die Kommunisten eine Regierungskrise an,
anschließend besetzten bewaffnete KP-Mitglieder die Regierungsstellen und
bildeten eine kommunistische Regierung.
Tito verweigerte
die kompromisslose Unterordnung unter die Moskauer Zentrale, so kam es zum
Bruch zwischen Russland und Jugoslawien. Das kommunistische Regime blieb aber
bestehen. Endlich bemerkten die Amerikaner die strategische Wichtigkeit
Jugoslawiens und hielten Titos Zwitterregime mit Geld und Waffenlieferungen
über 40 Jahre lang, bis zum Zusammenbruch des Sowjetreiches am Leben. Mit der
Neutralisierung Jugoslawiens endete der Bürgerkrieg in Griechenland, wo dann
ein prowestliches System entstand.
In Potsdam
beschlossen die Sieger, Deutschland gemeinsam als wirtschaftliche Einheit zu
verwalten. In der Sowjetzone wurde allerdings eine Bodenreform durchgeführt.
Die Industriebetriebe, die nicht nach Russland verschleppt worden sind, wurden
verstaatlicht oder als Reparationsentgelt beschlagnahmt und unter sowjetische
Regie genommen. Politisch befahlen die Russen die Einigung der zwei
Arbeiterparteien, Kommunisten und Sozialdemokraten zur Einheitspartei. Die
Kollaborateure der Einheitspartei übernahmen dann im zivilen- und
Wirtschaftsbereich die Verwaltungsaufgaben, denen die Militärverwaltung nicht
gewachsen war. Amerikaner und Briten mussten ebenfalls in ihren Besatzungszonen
die deutschen Verwaltungen wieder einsetzen. Ihre Zonen legten sie zu Bizonia
zusammen. Bald schloss sich zu diesem Bizonia die französische Zone zum
Trizonia an. Schließlich konnte die Militärverwaltung über Deutschland nicht
bis in alle Ewigkeit aufrechterhalten werden. Die Militärverwaltung wandelte
sich zum Alliierten Kontrollrat. Die Wirtschaft erwies sich wieder als Motor
der Entwicklung! Im zerstörten Land waren alle Güter knapp und die
Militärverwaltung der Sieger musste sich an die Wirtschaftsleute wenden, um das
Land wenigstens ernähren zu können.
Im Spätsommer 1946
wurden in allen vier Sektoren Berlins Wahlen durchgeführt, bei denen die
Kommunisten trotz aller angewendeten Wahltricks nicht einmal 20% der Stimmen
erhielten. Schon hier begann der Streit zwischen den Besatzern, wessen Leute
beziehungsweise welche Partei die Stadt regieren darf. Der Streit wurde mit der
Polarisation der Welt um die zwei Supermächte herum immer hitziger. Im
Frühsommer 1948 zog dann die Berliner Stadtregierung vom sowjetischen Sektor
nach Westberlin um. Daraufhin bildeten die Russen eine separate Stadtregierung
im Ostsektor. Zur gleichen Zeit wurde wegen der uferlos ausartenden Inflation
die Valutareform dringend nötig. Die Valutenfrage führte dann zum endgültigen
Bruch zwischen den ehemaligen Verbündeten. Die Westalliierten führten in ihren
Zonen und in Berlins Westsektoren eine Valutenreform durch. Zwei Tage später
gaben die Sowjets in der Ostzone ebenfalls neues Geld heraus und zogen ihre
Vertreter aus dem Alliierten Kontrollrat zurück. Zusätzlich sperrten sie die
Straßen und Eisenbahnwege, die durch ihre Zone führten, sowohl für Waren als
auch für Personen nach Westberlin.
Die Amerikaner
organisierten eine Luftbrücke zu den Westzonen Berlins, wobei sie von
Lebensmitteln über Treibstoffe oder Kohle, alles was eine Zweimillionenstadt
zum Überleben benötigte, herbeischafften. Eventuell diente diese Kraftprobe dem
Frieden. Die Luftbrücke bewies die Ernsthaftigkeit von Trumans Containment11 11Containment – Eindämmung, Eindämmung des sowjetischen
Expansionsdrang. Politik
und gleichzeitig die Leistungsfähigkeit der US-Armee.
Zuletzt mussten die
Angelsachsen feststellen, dass zwischen allen Völkern Europas nur die Deutschen
imstande waren, die Rote Armee aufzuhalten. Folglich musste Deutschland so
schnell wie möglich in ihr System integriert werden. In Trizonia stellten sie
einen Verfassungsrat zusammen, welcher die Verfassung des westlichen
Deutschlands ausarbeiten sollte. Die Deutschen ihrerseits entsagten ihrem
früheren nationalen Regime und wählten die von der Siegerpresse favorisierten
Parteien. In der 1949 gegründeten Bundesrepublik Deutschland bildeten die
bürgerlichen Christdemokraten die neue Regierung und die Sozialdemokraten die
Opposition. In der sowjetischen Besatzungszone stellten die Sowjets aus der
Einheitspartei die Regierung der Deutschen Demokratische Republik. So
entstanden zwei deutsche Staaten mit gegeneinander gerichteter Staatsraison.
Zufall oder Absicht? Damit wurden Deutschland und Europa endgültig als Gegner
und Machtfaktor ausgeschaltet.
Für die
westeuropäischen Völker war es sehr genehm, sich unter dem Schutzschild der
Amerikaner nur um das eigene Wohl kümmern zu können; dafür nahmen sie gerne die
amerikanische Hegemonie in Kauf. Angesichts des ungeheuer mächtig scheinenden
Sowjetreiches waren es nun die Angelsachsen, welche die europäischen Staaten zu
einem Bündnis drängten. Großbritannien, Frankreich, die Benelux - Staaten und
Dänemark gründeten 1948 die West Europa Union. Zur wirtschaftlichen
Zusammenarbeit schloss sich Schweden ebenfalls an. Während der Berlinblockade
schlossen sich die Vereinigten Staaten, Kanada, Großbritannien, Frankreich, die
Benelux-Staaten, Norwegen, Dänemark, Island, Italien und Portugal im
Nord-Atlantischen Verteidigungsbündnis zur NATO zusammen. Stalin, mit der
Entschlossenheit der Westalliierten konfrontiert, die nicht gewillt waren
Berlin aufzugeben, löste die Berlinblockade auf.
Die vom Sowjetreich
besetzten ost- und mitteleuropäischen Länder gründeten auf Moskauer Ukas hin
Gegenstücke zu den westlichen Bündnissen. Zuerst den Rat der gegenseitigen
Wirtschaftshilfe COMECON zwischen der Sowjetunion, Polen, Rumänien, der
Tschechoslowakei, Bulgarien und Ungarn, dem sich später die DDR anschloss. Dann
einen Militärpakt, den Warschauer Vertrag.
Im chinesischen
Bürgerkrieg, der seit 1927 tobte, siegten die Kommunisten mit russischen Waffen
und verdrängten die nationale Regierung auf die südchinesische Insel
Taiwan-Formosa. Die Nationalen wurden zwar von der amerikanischen Regierung
unterstützt, aber gleichzeitig von der amerikanischen Presse verunglimpft. Zum
Niedergang des Kuomintang- Regime trug auch die, in dem zwanzigjährigen
Bürgerkrieg schreckliche Ausmaße angenommene Korruption bei. In Peking rief der
Mandarinennachkomme Mao Tse-tung am 1. Oktober 1949 die Volksrepublik China
aus. Somit wuchs das bolschewistische „Friedenslager“ auf 900 Millionen Sklaven
an.
Irland trat am 18.
April 1949 aus dem Britisch-Commonwealth aus. Damit erlangte das Land endlich
seine volle Unabhängigkeit gegenüber Großbritannien.
Insgesamt ging es
den alten Kolonialmächten schlecht. Die Bankiers, die Sieger des Krieges,
kolonialisieren durch Finanzanleihen an die Staaten und Staatsregierungen. Für
diese Zinskolonisatoren waren die alten Kolonialmächte im Weg. Die Sowjets
unterstützten ebenfalls die Entkolonialisierung in der Hoffnung, dass diese
neugeborenen Völker bald Zulauf in ihr Lager finden werden. So mussten die
Kolonialmächte allmählich ihre Kolonien aufgeben. Am Ende der 40er Jahre
erlangten der Irak, der Libanon, Jordanien, Ceylon, Burma und Indien die
Unabhängigkeit. Nach der Unabhängigkeit teilte sich der indische Subkontinent
zuerst in zwei Staaten: das muslimische Nord- beziehungsweise Ost-Pakistan, das
sich bald zu Pakistan und Bangladesch zerstritten hatte und der Bundesstaat der
Hindus, das heutige Indien. Um die Zugehörigkeit Kaschmirs brach gleich ein
Krieg zwischen Hindus und Moslems aus, der ein Jahr bis zur Erschöpfung beider
dauerte. Weil Indien sich weigerte, einen Volksentscheid über nationale
Zugehörigkeit zuzulassen, stehen die Gegner seit 1949, einige Scharmützel
ausgenommen, im kalten Krieg miteinander.
Aus Palästina zogen
die Briten Mitte Mai 1948 ab. Am selben Tag riefen eingewanderte Juden den
Staat Israel aus. Mit dem Abzug der Kolonialmacht entflammte ein Krieg zwischen
den ansässigen Palästinensern und eingewanderten Juden. Den Palästinensern
kamen die arabischen Staaten zur Hilfe, während die Juden rechtzeitig von der
jüdischen Diaspora bewaffnet wurden. Trotz der zahlenmäßigen Überlegenheit der
Araber siegte die modernste Rüstung der Israelis. Letztere konnten nach einem
kurzen Krieg ihr Territorium erweitern und die Palästinenser aus ihrer
angestammten Heimat vertreiben. Auf Druck der übrigen Welt schlossen die Feinde
zum Jahresende 1949 einen sehr zerbrechlichen Frieden. Bei den anschließenden
Friedensverhandlungen ging der Streit vor allem um Jerusalem, die Heilige Stadt
dreier großer Religionen; des Islams, des Christentums und des Judentums.
Jerusalem wurde vorläufig zwischen Juden und Arabern zweigeteilt.
Nach der Bibel, die
Religions- und Geschichtsmythologie der Juden, die gleichzeitig das heilige
Buch der Christen und Mohammedaner ist, versuchten jüdische Stämme schon in der
Antike an der palästinensischen Küste einen eigenen Staat zu errichten. Dabei
stießen sie auf andere Völker, welche schon seit langem hier ansässig waren und
ihr Land zäh verteidigten. Andererseits, wie es bei Nomadenstämmen üblich war,
mussten sich jüdische Stämme, vermutlich auch gegeneinander behaupten, um
Wasser und Weiderechte zu sichern. Josephs Verkauf nach Ägypten war
möglicherweise der Schlussakt eines Stammeskrieges, als die Verlierer nach
Ägypten verdrängt oder dorthin als Sklaven verkauft worden waren.
Möglicherweise verbündete sich Josephs Stamm mit den Hyksos, die zu dieser Zeit
das nördliche Ägypten eroberten. Dabei sicherten sich die Israeliten das
fruchtbare Weideland Gosen am östlichen Nildelta. Mit der Zeit etablierte sich
Josephs Sippe in den höchsten Ämtern und zog andere jüdische Immigranten nach
Ägypten. Nach Vertreibung der Hyksos aus Ägypten wurden die Juden zur
Fronarbeit verurteilt. Über vierhundert Jahre lebten die Juden in Ägypten, als
sie es um 1225 v. Chr. unter Moses Führung Ägypten verließen. Moses war
eigentlich der geistige Vater der jüdischen Religion und des Judentums
überhaupt. In seinem Gesetzesbuch, der Thora, sind die Grundsätze dieser Religion
niedergeschrieben. Die Thesen des Eingottglaubens der Juden und der Glaube, von
Jahwe zu seinem Volk auserwählt zu sein. Die These, welche den Juden über
Jahrtausende hinweg alle Unbill überwinden half.
Moses musste seinem
aus Ägypten ausgewanderten Volk eine Heimat geben. Er erinnerte an
beziehungsweise erfand Abrahams Geschichte, laut der ihm und seinen Nachkommen
Kanaan, das Land der Verheißung von Jahwe vermacht worden sei und das sei das
Uferland der Philister. Seit dieser Zeit vindizieren die Juden Palästina.
Es dauerte noch
über 200 Jahre, bis die Juden Herr über die Kanaaniter wurden, die damals
Palästina bewohnten und 1004 v. Chr. ein eigenes Königreich errichten konnten.
Bald zerfiel dieser Staat zu Israel und Judäa, die nicht nur gegen die
Nachbarn, sondern auch gegeneinander Kriege führten. Nach 600 v. Chr. fiel der
Babylonierkönig ins Land ein, der bald auch die letzte jüdische Festung,
Jerusalem eroberte und anschließend den Tempel zerstören ließ, zuletzt die
Vornehmen der Stadt nach Babylon verschleppte. Das hätte er lieber unterlassen
sollen! Die Verschleppten unterwanderten sein Reich in einigen Jahren und
überspielten es den Persern. Die Perser erließen ein Entlassungsedikt. Somit
endete nach etwas über fünfzig Jahren die Babylonische Gefangenschaft. Dennoch
kehrten nur wenige Juden in ihre Heimat zurück und die zu Hause Gebliebenen
suchten ihr Glück ebenfalls in der Diaspora, in der Levante, in der
griechischen Welt, später in Rom. Zuletzt blieb nur eine theokratische
Minderheit in Palästina, die von einem Priestersenat regiert wurde und unter
persischer, später griechischer Oberhoheit stand. Der Versuch der Syrer, die
jüdische Religion zu verbieten, führte zum Aufstand der Makkabäer. Anschließend
entstand 142 v. Chr. ein souveräner Judenstaat, welcher 100 Jahre später -
während der Parthenkriege unter römische Herrschaft kam. Ein neuer Aufstand
gegen die Weltmacht Rom führte zur Zerstörung dieses Reststaates und der
Schleifung der Tempelfestung von Jerusalem. Die Existenz eines Judenstaates in
Palästina hörte für fast 2.000 Jahre auf.
Einige Jahre vor
der Zerstörung des Tempels lebte Jesus Christus, der den Juden und der Welt die
Erlösung versprach. Die Juden erwarteten aber einen Messias, der seinem Volk
die nationale Herrlichkeit und Triumph über alle ihre Feinde bringen würde.
Christi Jünger fingen an, die alte jüdische Religion zu reformieren, doch als
sie auch Nichtjuden zu taufen begannen, war ein Bruch unvermeidbar. 600 Jahre
später gründete Mohammed eine neue Konfession. Die wichtigsten jüdischen Gebote
und Verbote nahm er in den Koran auf, um die Juden zum Islam zu bekehren. Aber
die Juden blieben bei ihrer Religion.
In den Ländern, in
denen Juden leben, bleiben sie aufgrund der exklusiven Haltung ihrer Religion
eine Minderheit von 1-2 Prozent der Bevölkerung. Die Juden waren für die
griechisch-römische und später für die euro-amerikanische Zivilisation sozusagen
die Hefe der liberalen Entwicklung. Dabei erlangten ihre Führer großen Reichtum
und Macht. Ihre politischen Ambitionen lösen logischerweise Widerwille und
Ablehnung bei der Landesbevölkerung gegen sie aus.
Nach Niedergang
einer Zivilisation kommt es beim Machtwechsel zwangsläufig zu Streit zwischen
alten und neuen Mächtigen. Die Intoleranz der neuen Religion gegenüber anderen
Konfessionen verdrängt dann für einige Generationen die Juden von der
Staatsräson. So erging es den Juden im untergehenden Rom. Die neue christliche
Religion verbat ihren Gläubigen Geld auf Zins zu verleihen, um den insolventen
Schuldner oder seinen Nachkommen nicht in die Sklaverei zu treiben. Doch bei
den Juden machte sie ein Auge zu und ließ ihnen ihr Metier: die Geldgeschäfte.
Sie durften während des Mittelalters Geld verleihen und konnten diese Zeit
erfolgreich überwinden. Schließlich waren die Mächtigen auch im Mittelalter auf
das Geld der Juden angewiesen.
Anfang des 20.
Jahrhunderts war das Russische Reich dabei, die Mandschurei und Korea zu
okkupieren. Dabei geriet es mit Japan in einen Interessenkonflikt, was
schließlich zum russisch – japanischen Krieg führte. Der Sieger Japan
annektierte 1910 die Koreanische-Halbinsel. Nach Japans Kapitulation im Zweiten
Weltkrieg drangen sowjetische Truppen über die Mandschurei und die gemeinsame
sowjetisch-koreanische Grenze bis zum 38. Breitengrad vor und etablierten ihr
Regime im Norden. Den südlichen Landesteil besetzten die Amerikaner. Sie ließen
Wahlen abhalten, wobei die Koreaner für den pluralen, demokratischen Kurs
stimmten. Die Amerikaner waren schon fast aus Korea abgezogen, als im Sommer 1950
nordkoreanische Truppen unerwartet den unvorbereiteten Süden überrannten.
Innerhalb einiger Wochen eroberten die Kommunisten fast den ganzen Süden.
Südkoreas Regierung blieb gerade noch Zeit, den UNO-Sicherheitsrat anzurufen.
Die UNO verurteilte Nordkorea als Aggressor und entsandte Hilfstruppen zu
Südkoreas Unterstützung, wobei die Amerikaner die Hauptlast trugen. Die
Uno-Truppen landeten nördlich des 38. Breitengrades an der Ost -und Westküste
der koreanischen Halbinsel und schnitten fast die ganze nordkoreanische Armee
im Süden ab. Die Abgeschnittenen mussten sich ergeben. Im November erreichten
die Amerikaner die chinesisch-koreanische Grenze. Bevor das nordkoreanische
Regime zusammenbrach, tauchten chinesische „Freiwillige“ auf, welche die Front
400 km nach Süden zurückdrängten. General Mac Arthur, der amerikanische
Kommandeur der UNO-Truppen, plante die Verbindungswege der Kommunisten nicht
nur in Korea, sondern auch auf chinesischem Gebiet zu bombardieren. Präsident
Truman fürchtete, dass daraus ein Weltkrieg entstehen könnte und löste den
General ab. Der Krieg ging dann um den 38. Breitengrad herum weiter. Nach
Stalins Tod weigerten sich die Sowjets, Maos Armee weiterzurüsten, so herrscht
seit dem Herbst 1953 am 38. Breitengrad Waffenstillstand.
Am Anfang des
Koreakrieges schlossen die Angelsachsen Frieden mit ihrem ehemaligen Gegner
Japan. Die Furcht, in Europa könne ein ähnlicher Konflikt wie in Korea
entstehen, beschleunigte die Integrierung Deutschlands in die atlantische
Gemeinschaft.
In Amerika lief
Trumans Präsidialzeit ab. Obwohl er aus dem Roosevelt-Lager kam, wurde ihm bald
klar, was Roosevelts Politik in Europa und in der Welt angerichtet hatte und er
versuchte die sowjetische Flut einzudämmen. Vor allem suchte er neue Ratgeber
und Mitarbeiter und ließ einen Senator namens McCarthy12 12McCarthy
Joseph Raymond 1909-1957. Amerikanischer Senator; scharfer Antikommunist. gewähren, der zahlreiche linke, oder
suspekte Zeitgenossen wegen antiamerikanischer Tätigkeit vor Gericht zitierte.
McCarthys Hexenjagd kam den Mediokraten nicht gelegen. Schließlich konnten sie
jederzeit selbst zwischen seine Mühlsteine kommen. Als McCarthy die Kandidatur
für das Präsidentenamt anstrebte, stellte sich ihm Eisenhower als Gegenkandidat
entgegen. Dank der Massenmedien gewann Eisenhower die Wahlen und trat sein Amt
im Januar 1953 an.
Stalin starb im
März 1953. Während des Machtkampfes um die Nachfolger trat zwangsläufig
Beruhigung in Moskaus Innen- und Außenpolitik ein.
Nach dem Krieg, als
der deutsche Soldat seine Uniform auszog, wurde er wieder zum versierten
Eisendreher, Industriekaufmann oder Bautechniker. Das freie Wirtschaftssystem
der Angelsachsen war genau das richtige für das immer noch dynamische deutsche
Volk, um ihr zerstörtes Land wieder aufzurichten. Sobald die Sieger den
Morgenthauplan13 13Henry
M. Morgenthau 1891-1967. Bankier; Finanzminister der Roosevelt-Administration.
Nach seinem Plan sollte Deutschland zum großen Teil zwischen den Nachbarstaaten
aufgeteilt werden, und die übrigbleibenden Reststaat zum Agrarstaat
degradieren. aufgaben,
begann in den Westzonen ein Wirtschaftsboom, der bald zum Wirtschaftswunder
wurde und die Landesproduktionen von Großbritannien und Frankreich
überflügelte.
In der Sowjetzone
wurden Staat und Wirtschaft auf das dirigistische Sowjetsystem umgestellt. Die
Kriegsschäden wurden auch hier langsam beseitigt, aber für angenehme
Kleinigkeiten, die das Leben lebenswert machen, war diese Planwirtschaft nicht
geeignet. Der Vorsprung der freien Marktwirtschaft der Westzonen schürte die
Unzufriedenheit noch zusätzlich gegen die politische Diktatur in der
Sowjetzone.
Der Wettbewerb um
die Gunst der Verbraucher fehlte in der Sowjetwirtschaft, so erfanden
Parteiideologen den sozialistischen Arbeitswettbewerb. Bei diesem
Arbeitswettbewerb musste die Betriebsobrigkeit jeden einzelnen Arbeitnehmer
auffordern, auf Stalins Geburtstag oder zu Ehren des 1. Mai freiwillig seine
Arbeitsleistung um einigen Prozentsatz zu steigern. Am 7. November, dem
Jahrestag der großen Sozialistischen Revolution, gab es erneute Forderungen. In
regelmäßigen Zeitabständen wurde dann die Norm, das Leistungspensum dem neu
erreichten angepasst. Aus 112 Prozent wurden 100Prozent, was zu Lohneinbußen
der Werktätigen und schließlich zum Qualitätsverlust der Produkte führte. Von
diesem eifrigen Arbeitswettbewerb blieben nicht einmal die Geheimdienstleute
verschont. Die Genossen gelobten, 8 Produzent mehr Feinde des Sozialismus
hinter Gitter zu bringen, als sie es bis jetzt getan hatten!
Im Sommer 1953
wurde die Norm einer Berliner Baubrigade wieder einmal angehoben. Die Maurer
beschlossen, bei der höchsten Stelle dagegen Protest einzulegen und
marschierten Richtung Parteizentrale. Unterwegs schlossen sich den
Protestierenden immer mehr Bürger an. Vor der Parteizentrale waren schon
Zehntausende. Hier forderten sie nicht bloß soziale- und Wirtschaftsreformen,
sondern vor allem freie Wahlen, den Rücktritt der Kommunistenregierung und die
Vereinigung mit Westdeutschland. Der Aufstand griff auf die gesamte Ostzone
über. Das sich erhebende Volk vertrieb die Parteibonzen aus ihren Ämtern. Die
kasernierte Volkspolizei blieb zum Großteil passiv. So mussten die Sowjetpanzer
den Aufstand niederschlagen. Die Westalliierten hielten sich an die Abmachungen
von Jalta und ließen den Sowjets freie Hand in ihrer Zone. So blieben die
Kommunisten Sieger. Der britische Vorschlag, freie Wahlen in allen
Besatzungszonen abzuhalten und anschließend eine gesamtdeutsche Regierung zu
bilden, war eher ein Hohn. Sie waren sich der russischen Ablehnung sicher.
Schließlich sträubte sich London gegen ein wiedererstehendes Deutschland noch
mehr als Moskau. Um die Gemüter zu beruhigen, erließen die Russen der DDR die
weiteren Reparationszahlungen.
Am Kriegsende wurde
Istrien von Jugoslawien und Triest mit seinem Hinterland von den Angelsachsen
besetzt. Das von kroatischer, slowenischer und italienischer Bevölkerung
bewohnte Istrien war seinerzeit von der Entente an Italien für seinen
Seitenwechsel im Ersten Weltkrieg zugesprochen worden. Im Zweiten Weltkrieg
stand Italien für den Sieger auf der falschen Seite, Jugoslawien dagegen auf
der richtigen. Zehn Jahre nach Kriegsende verlangte Tito neben Istrien auch die
Stadt Triest. Um Druck auszuüben, ließ er seine Truppen an der Grenze
aufmarschieren; was Italien veranlasste, dies ebenfalls zu tun. Nach einigem
diplomatischen Tauziehen wurden die zwei Kontrahenten einig. Triest fiel
Italien zu und im Hinterland wurden einige slowenische Dörfer und Teile von der
Stadt Gorizia- Gorice Jugoslawien zugeschlagen.
Nach dem Krieg nahm
Frankreich seine Indochinakolonien wieder in Besitz. Im Nordosten Indochinas,
an der Grenze zu China, riefen die Kommunisten die Freie Republik Vietnam aus
und entfachten gegen die Franzosen einen Guerillakrieg. In Frankreich
blockierten linke Gewerkschaften häufig den Truppennachschub und französische
Kommunisten agitierten zugunsten ihrer vietnamesischen Genossen. Im Sommer 1954
waren die Partisanen stark genug und eroberten den um Dien Bien Phu errichteten
Hauptstützpunkt der französischen Kolonialstreitkräfte, woraufhin Frankreich
ganz Indochina in die Unabhängigkeit entließ. Nach Frankreichs Rückzug
entstanden zwei vietnamesische Staaten. Das von den Kommunisten beherrschte
Nordvietnam und durch ein plurales Staatssystem regierte Südvietnam. Anschließend
setzten Nordvietnams Führer alles daran, neben dem Süden auch die
Nachbarländer, das ebenfalls unabhängig gewordene Laos und Kambodscha unter
ihre Herrschaft zu zwingen. Ho Chi Minh führte dann ihren Guerillakrieg gegen
die Nachbarstaaten weiter.
Die französischen
Afrikakolonien Tunesien und Marokko erlangten ebenfalls im gleichen Jahr ihre
innere Autonomie und zwei Jahre später die Unabhängigkeit. In Algerien lebten
über eine Million Franzosen, die sich gegen die Entkolonialisierung stellten.
Die Folge war ein langjähriger Unabhängigkeitskrieg der Algerier.
Auf Betreiben
Indiens, Ägyptens und Jugoslawiens hielten in der indonesischen Stadt Brandung
23 asiatische und 6 afrikanische Staaten eine Konferenz der blockfreien Staaten
ab. Ihr Gewicht in der Welt war zu gering, um eine dritte Kraft zwischen die
zwei Supermächte zu etablieren. So mussten sie sich mit der Forderung nach
beschleunigter Entkolonialisierung begnügen. Andererseits liefen sie offene
Türen ein, die Kolonialmächte waren ja bereit, ihre Kolonien zu entlassen.
Die Welt leidet
immer noch an dieser beschleunigten Entkolonialisierung. Die Kolonialgrenzen
zerschnitten oft Stammesgebiete zu zwei Kolonien; andere schlossen Völker, die
sich seit je her bekämpften, in der gleichen Staatsgemeinschaft zusammen. Seit
dem letzten Weltkrieg ist das Wort national zum Schimpfwort geworden, von den
kosmopolitischen Kriegsgewinnern als Nazi und von den Kommunisten als Faschist
verunglimpft. Folglich wagte niemand, die Kolonien vor der Entlassung in Nationalstaaten
zergliedern. Die schwarzafrikanischen Staatsmänner beharrten ebenfalls auf die
alten kolonialen Grenzziehungen. Sie sind nicht bereit, ein Stück ihres
Staatsgebietes abzugeben oder zu tauschen, obwohl dadurch viele zukünftige
Konflikte vermieden werden könnten.
Im Jahre 1954
hielt die internationale Hintergrundmacht, oder ihrer Abgesandten ihre erste
öffentlich gewordene Sitzung im Hotel Bilderberg in den Niederlanden ab.
Seitdem heißt diese Gesellschaft, welche die Welt regiert Bilderberg Gruppe,
die jährlich zusammentrifft und Direktiven an den Eingeladenen vergibt wie die
Weltwirtschaft und Politik zu lenken ist.
Die Moskowiter einigten
sich nach Stalins Tod auf kollektive Führung in einer Troika, wobei
Chruschtschow als Parteisekretär die Führung erhielt. Sie propagierten die
friedliche Koexistenz zweier Weltsysteme als Novum in der alten leninschen
Taktik: einen Schritt zurück, zwei vorwärts. Sie lebten in dem Irrglauben, dass
ihr System die liberal kapitalistische Konkurrenz bald überholen werde.
Zum Jahresanfang
1955 erklärte Russland den Kriegszustand mit Deutschland als beendet und
schloss offiziell Frieden mit beiden deutschen Staaten. Sie luden Bundeskanzler
Adenauer nach Moskau ein und vereinbarten die Aufnahme diplomatischer Beziehungen
zwischen der Sowjetunion und der Bundesrepublik Deutschland. Als Geste der
Annäherung entließen die Russen 10.000 Kriegsgefangene und 20.000 verschleppte
Zivilpersonen.
Anscheinend waren
die Sowjets bereit, zwischen ihrem und dem Machtbereich der Angelsachsen ein
neutrales Deutschland als Pufferstaat zu akzeptieren.14 14Ein neutrales Deutschland hätte sich hüten
müssen, sich allzu wehrhaft zu benehmen. Ein schlecht gerüstetes Deutschland
hätten die Sowjets in kurzer Zeit überrennen können. Anderseits fürchteten die
Angelsachsen den deutschen Konkurrenten mehr, als es die Russen taten. Zuallererst gaben die Sowjets ihr
Besatzungsrecht in Österreich auf. Die Westalliierten waren ebenfalls
einverstanden, umso mehr, da in Österreich die gleiche liberale Staatsräson
regierte, für die sie selbst eintraten. In einem Staatsvertrag bekundete
Österreich den Willen zur Neutralität und die vier Siegermächte verzichteten
auf ihr weiteres Besatzungsrecht. Im Laufe des Sommers 1955 zogen die Besatzer
ab. Seit dieser Neutralitätsverpflichtung entwickelte sich Österreich zu einem
souveränen Staat mit florierender Wirtschaft, der auch allein lebensfähig ist
und die Mehrheit seiner Bürger akzeptiert seinen heutigen Status. Wie lange
aber der Staat Österreich eine neutrale Politik betreiben kann, wird die
Geschichte erweisen. Inzwischen ist bekannt worden: In Falle eines Konflikts
zwischen Amerika und der Sowjetunion wählte die Rote Armee die Route Wien, Linz
Salzburg ins südliche Deutschland. Und im Süden Via Graz, Kärnten nach
Nord-Italien.
Die Westmächte
mussten in Deutschland nachziehen und im Deutschlandvertrag vom Februar 1955,
der Bundesrepublik Deutschland die staatliche Souveränität zugestehen. Das
Besatzungsrecht der Westalliierten blieb aber bestehen und sie behielten das
Recht, im Notfall die Regierungsgewalt zu übernehmen. Ein Friedensvertrag kam
nicht einmal zur Sprache.15 15Hier
entstand zwischen Siegern und Besiegten eine seltsame Partnerschaft, die bis
heute anhält: Zwei Verbündete, die keinen Frieden schlossen, obwohl sie seit
Jahrzehnten Verbündete, Partner und während des kalten Krieges aufeinander
angewiesen waren!
Die Furcht vor
Sowjetrussland blieb trotzdem und die Westdeutschen ließen sich gerne in die
Nato integrieren, auch wenn sich westeuropäische Staaten anfangs gegen die
Wiederbewaffnung der Deutschen sträubten. Zur gleichen Zeit gründete die
Sowjetunion den Warschauer Vertrag mit Albanien, Bulgarien, der DDR, Polen,
Rumänien, der Tschechoslowakei und Ungarn. In Westdeutschland wurde die
Bundeswehr aufgestellt und in der Sowjetzone die kasernierte Volkspolizei zur
Nationalen Volksarmee umfunktioniert und die allgemeine Wehrpflicht in beiden deutschen
Staaten eingeführt.
Auf dem 20.
Parteikongress der KPdSU verurteilte die neue Führung Stalins Terrorherrschaft
und Personenkult. Chruschtschow selbst bezifferte die Zahl der Opfer, die in
Arbeitslager gesteckt wurden oder dort umgekommen sind, auf 60 Millionen. All
dies hinderte die neue Führung nicht, die in den Arbeitslagern ausgebrochenen
Aufstände blutig niederzuschlagen. Dennoch begannen sie mit der Rehabilitation
der Opfer und mit der sukzessiven Auflösung der Lager.
Chruschtschow
reiste nach Washington und Peking, um den Konkurrenten seine Ansichten von
friedlicher Koexistenz zweier Weltsysteme zu vermitteln, in der Annahme, dass
der Kommunismus die Freie Marktwirtschaft in friedlichem Wettkampf bald
überflügeln werde. Chruschtschow erklärte seine Sophistik an Eisenhower wie
folgt: Wenn wir die Bürger irgendwohin verfrachten wollen, laden wir 50 Personen
in einen Autobus. Bei ihnen dagegen reist jeder allein mit dem eigenen Auto.
Bei dieser Verschwendung muss ihr Staat bald zugrunde gehen! Eisenhower, der
vom Mechanismus der Wirtschaft gerade so viel wusste wie sein Gesprächspartner,
glaubte sogar an Chruschtschows Fehlschlüsse.
In Moskau wurden
die Stalinisten verdrängt. In den mittel- und osteuropäischen Satellitenstaaten
herrschten aber weiterhin Stalins beste Jünger. Schon in der Parteihierarchie
gab es eine Opposition gegen die Stalinisten und das Volk hoffte, mit Stalins
Tod sei die Zeit für das ganze System abgelaufen.
Im Sommer 1956 kam
es zum Streik und Aufstand in der westpolnischen Stadt Posnan-Posen. Die
Stalinisten konnten diesen Aufstand mit dem Staatssicherheitsorgan
niederschlagen lassen. Sie mussten aber in den folgenden Wochen zugunsten der
Reformkommunisten ihre Posten räumen. Letztere unterschieden sich von den
Stalinisten nur dadurch, dass sie sich weniger kompromittierten oder in den
internen Machtkämpfen bis jetzt den Kürzeren zogen.
Die Reformisten der
ungarischen KP, die eigentlich die gleichen Kollaborateure des aufgezwungenen
fremden Regimes waren wie die Stalinisten, planten eine Solidaritätskundgebung
mit Polens Reformbewegung. Damit hofften sie, ihre Position gegenüber den Stalinisten
zu stärken. Sie wollten nicht die Unabhängigkeit von Moskau oder demokratische
Reformen, sondern nur die Macht für sich. Höchstens das Regime etwas lockerer
gestalten als bisher. Das Volk lehnte aber den Kommunismus, gleich welcher
Prägung ab! Die Studenten der Uni in Szeged-Szegedin fassten ihre Forderungen
gegenüber der Parteileitung in 10 Punkten zusammen und ihre Kommilitonen an der
Technischen Universität in Budapest ergänzten die Forderungen auf 16 Punkte und
forderten: Demokratische Reformen! Freie Wahlen! Mehrparteiensystem! Die
Sowjetarmee soll aus Ungarn abziehen! Am 23. Oktober 1956 demonstrierten
Hunderttausende auf den Straßen von Budapest. Sie sangen die Nationalhymne und
riefen revolutionäre Losungen. Vor allem: Ruszkik haza!16 16Ruszkik
haza! - Russen nach Hause! Zu später Stunde versammelte sich eine große Menge vor dem Radiostudio, um
ihre Forderungen über das Radio zu verkünden. Die Sicherheitsorgane, die das
Gebäude bewachten, fühlten sich bedrängt und eröffneten das Feuer auf die
Demonstranten. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht durch die
Stadt: die Staatssicherheit schießt auf das Volk. Daraufhin stellten die
Arbeiter in der Waffenfabrik die Laufbänder ab, luden die gerade hergestellten
Gewehre auf Lastwagen und verteilten sie an die Demonstranten. So nahm der
Aufstand seinen Lauf. Die Polizei und das aufgebotene Militär liefen noch in
der ersten Nacht zu den Aufständischen über. Der Aufstand wurde bald schon in
der ganzen Hauptstadt ausgefochten und beschränkte über Nacht die Macht des
kommunistischen Regimes samt seinen Institutionen und Sicherheitspolizei auf
das Parlamentsgebäude und der Parteizentrale! In den frühen Morgenstunden des
nächsten Tages erschienen die ersten Sowjetpanzer und besetzten die strategisch
wichtigsten Punkte der Hauptstadt. Damit wurde der Aufstand zum Freiheitskampf
gegen Sowjetrussland und seine Lakaien!
Mikojan,17 17Mikojan Anastas Iwanowitsch 1895-1978.
Sowjetischer Politiker, armenischer Abstammung. Bekleidete verschiedene hohe
Positionen im Sowjetreich. der stellvertretende sowjetische Ministerpräsident und Parteiideologe
Suslow18 18Suslow
Michail Andrejewitsch 1902-1982. Sowjetischer Politiker und Chefideologe. flogen persönlich nach Budapest, um den
richtigen Mann zu finden, der den Aufstand für die Sowjets auf einen günstigen
Kurs bringen könnte. Sie bestätigten Imre Nagy,19 19Nagy
Imre 1898-1957. Ungarischer Politiker. Russlandemigrant. Bekleidete hohe
Staatsämter in der Nachkriegszeit, bis er als Abweichler aus der KP ausgeschlossen
wurde. Während des Aufstandes wieder Ministerpräsident. In seiner kurzen
Amtszeit identifizierte er sich mit den Zielen des Aufstandes, was er später in
dem gegen ihn geführten Gerichtsprozess wiederholt bestätigte. Er war der
sechste in der Reihe Ungarns Ministerpräsidenten, die von Kollaborateuren
fremder Mächte hingerichtet wurden. den Doyen der Reformkommunisten als Ministerpräsidenten. Nagy stellte die
Bedingung, dass die Sowjettruppen die Hauptstadt sofort verlassen müssen. Mit
dem Rückzug der Russen auf ihre Stützpunkte war Ungarn nach fünf Tagen zähen
Kampfes wieder frei.
Während der fünf
Tage des Freiheitskampfes formierten sich allerorts im Lande Arbeiter- und
Soldatenräte, welche die Exekutive übernahmen. Es waren antikommunistische und
demokratische Körperschaften. Hatte sich Nagy selbst zum Antikommunisten
verwandelt? Seine angenommene oder aufgezwungene Rolle in den ersten Tagen des
Aufstandes ist konfus und umstritten. Doch, nach dem Auszug der Russen löste er
als erste Amtshandlung den verhassten Staatssicherheitsdienst auf. Seine neue
Regierung bildete er aus bekannten Politikern der Nachkriegsparteien. An der
Spitze der neuen Regierung kündigte er den Warschauer Vertrag.
Großbritannien und
Frankreich nutzten die politische Lage und besetzten den Suezkanal, den Ägypten
kurz zuvor verstaatlicht hatte.20 20Der
Suezkanal wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von einem internationalen Konsortium
hauptsächlich aus britisch-französischen Geldern erbaut. Mit der
Verstaatlichung des Suezkanals erlangte Ägypten eine bescheidene
Einnahmequelle. Das heutige Ägypten ist ein armes Land, da es keine Ölquellen
besitzt wie viele andere arabische Staaten, bei welchen die Einnahmen aus dem
Ölverkauf für eine positive Handelsbilanz sorgen. Israel drang von Osten her gegen den Kanal vor.
Amerika stand kurz vor den Wahlen und Eisenhower wollte noch einmal Präsident
werden. Diese unvorhergesehenen Konflikte passten ihm gar nicht in den Kram, da
die Amerikaner traditionsgemäß keinen Präsidenten wählen, der ihr Land in einen
Krieg führe. Eisenhower schnauzte zuerst Eden, der inzwischen zum britischen
Premier avanciert war, so böse an, dass Eden nach dem Telefonat einen
Heulkrampf bekam. An Tito, der ebenfalls einen Aufstand gegen sein Regime in
Jugoslawien fürchtete, telegrafierte Eisenhower: „Die Regierung der Vereinigten
Staaten findet keinen Gefallen an Regierungen, die Grenznachbar der Sowjetunion
sind und sich der Sowjetunion gegenüber unfreundlich verhalten.“ Chruschtschow
und Malenkow21 21Malenkow
Georgi Maksimilanowitsch 1902-1988. Stalins persönlicher Sekretär und engster
Mitarbeiter. Nach Stalins Tod Ministerpräsident der SU, bis er 1957 von
Chruschtschow abgesetzt wurde. flogen noch in der gleichen Nacht zu Tito, um sich von Eisenhowers
Telegramm zu überzeugen. Gleichzeitig holten sie Titos Einverständnis zur
Niederschlagung des ungarischen Aufstandes ein. Tito gab nicht nur sein
Einverständnis, er drängte sogar die Sowjets zu baldigem Vorgehen gegen die
Ungarn.
Dann rollten die
Sowjetpanzer gegen die ungarischen Städte und schlugen den Aufstand nieder.
Imre Nagy appellierte über den Ether: Seit den Morgenstunden greifen
sowjetische Verbände unsere Hauptstadt an, mit der offenbaren Absicht, die
legitime, demokratische ungarische Regierung zu stürzen. Unsere Truppen stehen
im Kampf, die Regierung ist auf ihrem Posten. Dies will ich der
Landesbevölkerung und der Weltöffentlichkeit mitteilen.
Die westliche
Presse schrie einige Tage lang Schande und Mordio und Washington überließ
Ungarn abermals den Russen.
Auf Beschluss der
Vereinten Nationen mussten die Okkupanten die Suezkanalzone verlassen und der
Kanal wurde unter Aufsicht der Vereinten Nationen gestellt, aber in ägyptischem
Besitz belassen. Auf den gleichen Beschluss hin räumte Israel den Sinai, bekam
dafür freie Durchfahrt durch den Golf von Akaba Richtung Rotes Meer.
Die von den Sowjets
in Ungarn eingesetzte Marionettenregierung ließ die Führer und mehrere Hundert
Teilnehmer des Freiheitskampfes hinrichten.
In Rom gründeten
Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande 1957
die EWG, den Vorläufer der heutigen Europäischen Union.
Sonst verlief das
Jahr 1957 ohne große Ereignisse.
Erst der 5. Oktober
1957 jagte allen Antikommunisten einen Schrecken ein. Die Sowjets schossen einen
künstlichen Satelliten in die Erdumlaufbahn. Sie gaben seine Funkfrequenz an
und jeder Radioamateur konnte das Piepsen des Sputniks22 hören. 22Sputnik - Wandergefährte, so
hieß der erste künstliche Erdtrabant. Vier Monate später folgte der erste amerikanische
Satellit. Aber die Amerikaner blieben in der Raketentechnik einige Jahre lang
auf dem zweiten Rang. Das verleitete die Welt zu dem Fehlschluss, die Sowjets
seien in der Technik den Amerikanern ebenbürtig, gar überlegen.
Diese
Fehleinschätzung der Sowjetunion führte zum Machtzuwachs des kommunistischen
Blocks. Einige souverän gewordene ehemalige Kolonien liebäugelten mit der
kommunistischen Ideologie. Vor der Südküste der Vereinigten Staaten in Kuba,
kam der Rechtsanwalt Fidel Castro23 23Castro
Fidel 1927-2018 kubanischer Revolutionär, nach dem Sieg der Revolution oberste
Mann Kubas. nach einer
der üblichen lateinamerikanischen Revolutionen am ersten Tag des Jahres 1959 an
die Macht. Vermutlich half ihn die CIA an die Macht.
Sonst hatte die Reguläre kubanische Armee vor seinen mit Flinten bewaffneten
Partisanen, die höchstens in Bataillonsstärke in Havanna einmarschierten, nicht
kapituliert. Er begann die Zuckerrohrplantagen der amerikanischen
Zuckerfabriken an die Bauern zu verteilen. Umgehend legte die amerikanische
Regierung gegen Cuba Handelsbeschränkungen auf. Darauf schloss sich Castro,
mangels besseren Verbündeten, dem kommunistischen Lager an.
Einige Stämme des
belgischen Kongo, der 1960 unabhängig wurde, tendierten Richtung Moskau, aber
die Führer der an Rohstoffen reicheren Provinz Katanga zwangen das europagroße
Kongo in die westliche Hemisphäre.
In Indonesien
konnte die linke Regierung, welche im Begriff war, auf den chinesischen Kurs
umzuschwenken, in letzter Minute durch einen Putsch abgesetzt werden.
Im 13. Jahrhundert
wurde China zusammen mit Tibet von Mongolen erobert. Nach der Vertreibung der
Mongolen aus China, blieb Tibet unter chinesischem Einfluss. Anfang des 20.
Jahrhunderts konnte sich das riesige, aber dünn besiedelte Land für 40 Jahre
von China lösen. Nachdem die Kommunisten China erobert hatten, besetzten sie
1951 Tibet. Die knapp zwei Millionen Tibeter begannen 1959 mit einem Aufstand gegen
die chinesischen Besatzer. Sie waren aber hoffnungslos unterlegen. Nach der
Niederwerfung des Aufstandes verließen Zehntausende Tibeter ihr Land. Zuletzt
auch ihr geistiges und weltliches Oberhaupt, der Dalai Lama.24 24Dalai Lama, sein bürgerlicher Name: Tenzin
Gyatso 1935 - Titel des Tibetischen Priesterfürsten. 40 Jahre später, demonstrierten die Tibeter in
Lhassa abermals für ihre Freiheit. Jetzt ohne Waffen, aber die Chinesen
schossen scharf, es gab zahlreiche Tote. Das Kriegsrecht wurde verhängt, doch
der tibetanische Ruf nach Freiheit blieb weiterhin hörbar.
Zum Glück war im Ostblock
ebenfalls nicht alles zum Besten bestellt. Die Entstalinisierung in Russland
führte zur ersten ideologischen Auseinandersetzung mit China. Die chinesischen
Kommunisten konnten doch ihre Macht dem Stalin verdankten. Chruschtschow
besuchte Mao in Peking, um einen Konsens mit ihm zu finden. Mao hielt aber
wenig von der friedlichen Koexistenz und forderte die Russen zu einem
gemeinsamen Krieg gegen den Kapitalismus auf. Er nannte die Zahl der
chinesischen Divisionen, die zusammen mit den sowjetischen auf das mehrfache
der westlichen Streitkräfte kamen. Chruschtschow konnte wohl zwischen der
Feuerkraft chinesischer und amerikanischer Divisionen unterscheiden. Er hatte
noch in Erinnerung wie seinerzeit einige deutsche Divisionen in der Ukraine
ganze sowjetische Armeen aufgerieben hatten. Selbstverständlich hüteten sich
die Russen davor, ihr Atomgeheimnis an Mao weiterzugeben. So blieb ein Krieg
zwischen den zwei Weltansichten wie auch das Bündnis im „Friedenslager“ aus.
Außer den
ideologischen Differenzen erhob China Anspruch auf sibirisches Gebiet, welches
ihm das Zarenreich in der Mitte des 19. Jahrhunderts in den so genannten
Ungleichen Verträgen abgenommen hatte. Daraufhin stellten die Russen alle
Hilfeleistungen ein und zogen ihre technischen Berater ab. Im Herbst 1964
zündete China seine erste Atombombe. Spätestens jetzt musste Moskau einsehen,
dass es seinen Führungsanspruch gegen China nicht durchsetzen könne.25 25.Auch wenn China in der technischen
Entwicklung hinter Russland stand, gab es schon beim Sieg der Kommunisten im
Jahre 1948 eine halbe Milliarde Chinesen. Zurzeit über eine Milliarde. Mit
einem Land, das fünfmal mehr Einwohner hatte, wie das Sowjetreich, konnte Moskau
nicht einfach so umspringen wie zum Beispiel mit sieben Millionen Bulgaren. Ab Anfang Mai 1969 kam es zu
Zusammenstößen am Grenzfluss Ussuri, wo beide Anrainer den Verlauf ihrer
Staatsgrenzen anders auslegten. Die Russen gingen mit ihrem modernsten Kriegsgerät
auf die Chinesen los, doch für einen Entscheidungskrieg war die Zeit auf beiden
Seiten ungünstig. Die zwei mächtigen kommunistischen Mächte standen sich nun
aber endgültig als Konkurrenten gegenüber.
Mao hatte nun
Großes vor: Die Industrieproduktion des Westens einholen und überflügeln. Der
große Sprung nach vorne war der Plan. Eine groß angelegte Kampagne begann, um
zuerst die Roheisenproduktion von Großbritannien zu erreichen. Jeder Chinese
musste ein pfeifenartiges Loch in einen Erdhang graben, diesen urzeitigen
Schmelzofen mit Brennholz, Kohle darüber mit Alteisen füllen und seinen
frischgebackenen Eisenklumpen der Partei beziehungsweise dem Staat abliefern.
Als dieses großartige Unternehmen lief, wurden um die hundert Millionen Bauern
von den Feldarbeiten zu den Schmelzöfen dirigiert, um alle greifbaren
Eisenwaren, auch wenn sie viel wertvoller waren als das Ergebnis,
einzuschmelzen. Kein Wunder, dass der große Sprung in den drei bitteren Jahren
von 1959 bis 1962 platschte, als das Land von einer großen Hungersnot
heimgesucht wurde, bei der mehrere Millionen Bauern verhungerten. Von den
Bauern wurde nämlich alles Essbare requiriert, um die Städte zu versorgen bevor
dort Rebellionen ausbrachen. Auf dem nächsten Parteikongress warf der Kriegsminister
dem Genossen Vorsitzenden Fehlplanung vor. Aber Mao konnte sich mit Hilfe des
Ministerpräsidenten durchsetzen und sich dem Kriegsminister, samt seiner
Clique, entledigen.
Jetzt hieß es auf
zwei Beinen gehen. Die Landwirtschaft ebenso fördern wie die Schwerindustrie.
Nur das Überholmanöver gegen den Kapitalismus klappte immer noch nicht so. Eher
Maos Stellung wurde wackeliger, er musste sogar das Amt des Staatspräsidenten
abgeben, blieb aber der oberste Parteivorsitzende. Schleunigst ließ er eine
Kurzfassung seiner politischen Thesen herausgeben, in denen er innenpolitisch
die permanente Revolution anpries. Er organisierte die Roten Garden und rief
Chinas Jugend zur Kulturrevolution auf: Zerschlagt die vier Rückständigkeiten:
Ideale, Kultur, Überlieferungen, Sitten, den Examenzwang in den Schulen, was
den Schüler und Studenten als Feind betrachtet. Junge Rotgardisten stellten
dann Maos Kritiker, und ihren eigenen Lehrer oder Uniprofessoren buchstäblich
an den Pranger. Anschließend wurden diese reaktionären Elemente in die
Landwirtschaftskommunen verfrachtet, um dort die körperliche Arbeit kennen und
schätzen zu lernen. Nebenbei zerstörten die Rotgardisten Jahrhunderte alte
Kulturdenkmäler als dekadente Überbleibsel der reaktionären Zeit. Nach dieser
Kampagne blieb der Große Vorsitzende und Steuermann auf seinem Posten, doch die
Wirtschaft und der Unterricht an den Hochschulen stagnierten. Die Schäden
dieser, über sechs Jahren anhaltenden Eskapaden, waren für China unermesslich.
Frankreich entließ
alle seine Afrikakolonien, bis auf Algerien in die Unabhängigkeit. Die über
eine Million französischen Kolonisten, die hier lebten, fürchteten in einem
souveränen Algerien um ihre ökonomische oder auch individuelle Existenz und
forderten Schutz von ihrem Mutterland. Damit begann ein blutiger
Unabhängigkeitskrieg der Algerier. Die nötige finanzielle Unterstützung fanden
die Algerier bei den plötzlich reich gewordenen arabischen Ölstaaten und
politische Unterstützung bei beiden Supermächten. Sogar die Meinungsindustrie
stand auf der Seite der Algerier, obwohl sie einen nationalen, eher antiliberalen
Kampf fochten.
Als letzte Hoffnung
konnte die Lobby der Algerienfranzosen den Weltkriegsgeneral De Gaulle zum
Ministerpräsidenten Frankreichs küren. Die Mächtigen der Welt wie auch die
Weltmeinung standen aber auf Seite der Algerier. Gegen die ganze Welt war auch
der General machtlos und musste gegen seine ehemaligen Anhänger vorgehen, wenn
er Frankreich nicht ins Chaos stürzen wollte. In Frankreich drohte der
Bürgerkrieg, in dem der überwiegende Teil der Franzosen an De Gaulles Seite
stand. Auf der Gegenseite standen die Algerienkolonisten und die zu ihrem
Schutz abkommandierten Armeeteile, die ihren Landsleuten in Algerien Schutz
schworen. De Gaulle ließ in Frankreich und Algerien das Volk entscheiden; wobei
die Mehrheit in beiden Ländern für die Trennung stimmte. Im März 1962 wurde
Algerien unabhängig. Die französischen Kolonisten mussten fast ausnahmslos nach
Frankreich flüchten.
De Gaulle blieb
noch einige Jahre lang an der Macht. Er gründete durch einen Volksentscheid die
V. Republik und wurde Staatspräsident. Er leitete die Versöhnung seines Landes
mit Deutschland ein,25 25Erst
jetzt, als beide Staaten gemerkt haben, dass sie in der Weltpolitik nichts mehr
ausrichten können, kam die Versöhnung. Wenn sie es vor fünfzig Jahren getan
hätten, wäre Europa vieles erspart geblieben! was schlechthin das Fundament und der Garant des
europäischen Friedens sei. Er betrieb, so weit er konnte, eine von den
Vereinigten Staaten unabhängige Politik. Dazu gehörten: die Entwicklung einer
eigenen Atomstreitmacht und das Hinauskomplimentieren der amerikanischen Armee
aus Frankreich. Er holte die französischen Goldreserven, die während des
Krieges nach Amerika hinübergerettet worden waren, zurück, und verlangte die
Umstellung der Ausgleichszahlungen im Welthandel von US -dollar wieder auf
Goldparität. Auf seine letztere Äußerung hin fingen die Medien an, ihn zu
kritisieren, bis er von seinem Posten zurücktrat. Wenn De Gaulle seinen
Vorschlag: die Rückkehr zur Goldwährung hätte durchsetzen können, wäre es den
Besitzern der FED kaum möglich geworden, mit Dollarmilliarden und ohne Deckung
das Weltvermögen zusammenzuraffen.
Die ehemaligen
europäischen Großmächte wurden stetig bedeutungsloser. Ihre Kolonien mussten
sie bis Anfang der 60er Jahre fast alle aufgeben. Die angeblichen Sieger der
Weltkriege, Großbritannien und Frankreich wurden ebenso zum Spielball der zwei
Supermächte wie Deutschland; auch wenn hier aus dem Wirtschaftswunder der
deutsche Wirtschaftsriese entstand. Bonn musste ebenfalls brav Washingtons
Anweisungen folgen, wenn es die relative Freiheit, welche das Land genoss,
erhalten wollte.
In Amerika übernahm
der 43-jährige Kennedy26 26Kennedy
John Fitzgerald 1917-1963. - 35. Präsident der USA die Präsidentschaft. Er stammte von
irisch-katholischen Einwanderern ab, die es in Amerika zu sehr großem Reichtum
gebracht hatten. Sein Clan gehört zu den 300-400 Familien, die heute die Welt
regieren. Seine Wahl zum Präsidenten finanzierte Vater Joe Kennedy. Folglich
schuldete er den anderen Repräsentanten der geheimen Weltregierung keinen Cent
und somit musste er von diesen auch keine Order annehmen.
Die Sowjets
respektierten schon ihren Weltkriegsverbündeten Eisenhower wenig; dem jungen
Mann Kennedy wollten sie „das Fürchten lehren“ wie sich Chruschtschow
ausdrückte. Auf Kuba installierten die Russen Mittelstreckenraketen, mit denen
sie jede amerikanische Stadt mit Atomwaffen hätten beschießen können.
Kubaemigranten, die
einen Aufstand gegen Castro planten, wurden von den Amerikanern ermuntert, den
Kampf gegen Castro anzutreten. Sie erhielten ausrangierte Armeebomber und
Landungsboote, damit sie von Florida nach Kuba übersetzen konnten. Die
Amerikaner vergaßen aber, schwere Waffen oder Panzerabwehr mitzugeben, obwohl
sie wussten, dass die Russen auch Tanks an Castro lieferten. Um den Nachschub
kümmerte sich niemand. Die Planer begnügten sich mit der Strategie der üblichen
Bananenrevolutionen. Eine Schar bewaffneter Revoluzzer zieht gegen die Hauptstadt.
Auf dem Weg dorthin schließen sich ihnen Tausende Unzufriedene an, denn wer ist
schon in Lateinamerika mit der Regierung zufrieden und vertreiben den
Potentaten. Als die Aufständischen auf Kuba landeten, wurden sie von Castros
selbst geleiteten Panzertruppen umzingelt. Ihre kleine Schar wurde von den
Panzern zusammengeschossen und die Überlebenden gefangen genommen. Die Medien
sprachen vom Kubaabenteuer und zwischen Exilkubanern kursierte der Spruch: „Wer
Amerika zum Freund hat, braucht keine Feinde mehr haben“.
Nach dem
Kubadebakel der Amerikaner sahen die Sowjets die Zeit reif, um ihren nächsten
Schlag gegen Berlin zu richten. Die komplizierten Besatzerrechte führten zu
permanenten Konflikten zwischen den Kriegsgewinnern. Im Laufe der Jahre flohen
zwei Millionen Bürger aus der Sowjetzone, wo das SED-Terrorregime herrschte,
nach Westen. Wissenschaftler, Fachkräfte, Hilfsarbeiter verließen ihre Heimat.
Nur die Bauern harrten aus und hofften auf bessere Zeiten; schließlich konnten
sie ihr Land nicht mit in den Westen hinüberschleppen.
Der ostzonale
Staatsapparat ließ am 13. August 1961 einen Stacheldrahtzaun27 27Später wurde der Stacheldraht durch eine
Mauer aus vorfabrizierten Betonelementen ersetzt. Die Westgrenzen der
Sowjetzone wurden schon einige Jahre vorher durch Stacheldraht abgeriegelt. rund um Westberlin errichten, so den Weg
von Hüben nach Drüben versperren, um die eigenen Bürger vom übrigen Deutschland
zu trennen. Die Rote Armee ließ sich bei dieser Aktion nicht einmal blicken.
Moskau überließ die Drecksarbeit seinen Hampelmännern in der DDR. Die
Westmächte fuhren mit Panzern an den Grenzen ihrer Zonen auf. Der Drahtverhau
lag aber in der Sowjetzone. Weder Berlin noch ein vereinigtes Deutschland lagen
in Interesse den Angelsachsen, um einen Krieg zu riskieren.
Anders stand es um
Kuba. Dort konnte Amerika keine sowjetischen Raketenbasen dulden. Viele andere
Präsidenten hätten es vielleicht nicht gewagt, aber Kennedy nahm es auf sich
und erließ ein Embargo gegen Kuba. Die US-Marine bekam den Auftrag, alle
Schiffe die Kuba anlaufen wollen, zu stellen. Mehrere sowjetische Frachter,
einer mit Raketen beladen, waren gerade unterwegs und setzten ihren Weg
unbeirrt Richtung Kuba fort. Die Welt hielt den Atem an. Kennedy blieb hart!
Nach tagelangem Bangen kehrten die Russen um. Dann wurden sich die Supermächte
einig. Die Amerikaner unterließen weitere Invasionen gegen Kuba und zogen ihre
Raketen von Kleinasien ab, welche die russischen Städte ebenso bedrohten wie
die in Kuba installierten Amerika gefährdeten. Die Sowjets demontierten ihre
Raketen unter internationaler Aufsicht auf Kuba und transportierten sie nach
Russland zurück.
Kennedys kühne
Politik fand nicht überall Konsens bei seinen Landsleuten. Die Feindschaft der
Bankerkaste erregte, die von Kennedy erlassene „Executive Order 11110“, die
eine eigene, der Emission von den FED unabhängige nationale Währung der
Vereinigten Staaten vorsah, um Amerikas Kolonialisierung durch den FED ein Ende
zu setzen. Im Privatkreis erwähnte er seine Absicht, die amerikanischen Truppen
aus Europa abziehen zu wollen. „Europa soll endlich auf eigenen Füßen stehen“.
Dies passte wieder den Welt-Globalisatoren nicht. Während einer Stadtvisite in
Dallas wurde er von einem zwielichtigen Zeitgenossen erschossen. Der wurde
wiederum von einer ebenso dubiosen Person niedergeschossen, bevor noch
feststand, ob der Erschossene wirklich der Täter war, oder ob er eventuell in
Auftrag handelte. Kennedy war noch nicht der Caesar, aber die Vermutung über
ein von langer Hand gegen ihn vorbereitetes Komplott28 taucht nach seinem Tod immer wieder auf. 28Den
Bruder des Präsidenten traf die Mörderkugel fünf Jahre später. Sein Sohn John,
stürzte 1999 mit seinem Privatflugzeug in Küstennähe ins Meer und starb.
Verfassungsgemäß
übernahm Vizepräsident Johnson29 die
Präsidentschaft. 29Johnson Lyndon Baines 1908-1973. - 36.
Präsident der USA. Er
setzte die Politik seiner Vorgänger fort, aber ohne Kennedys Wagemut.
Die Berliner Mauer
gegen die Raketen von Kuba; mit diesem Handel waren die Grenzen der Supermächte
in der westlichen Hemisphäre abgesteckt. Nicht aber für den Rest der Welt! In
den nächsten 30 Jahren waren beide Seiten damit beschäftigt, die übrige Welt
mit ihren Regimes, Kommunismus oder globaler Liberalismus, zu beglücken.
In Nord- und
Südvietnam standen sich die Parteien wie vorher im Koreakrieg stellvertretend
für den abendländischen Liberalismus und der kommunistischen Diktatur
gegenüber. Zu Recht rechneten die Kontrahenten mit dem Dominoeffekt. Wenn
Südvietnam fallen würde, würden Laos, Kambodscha, Thailand und Birma unter
kommunistischen Einfluss kommen.
Je stärker
Nordvietnams Kommunisten ihre Guerillatätigkeit im Süden intensivierten, umso
mehr musste die demokratische Regierung Südvietnams unpopuläre Maßnahmen
verordnen. Anfang der 60er Jahre entsandten die Amerikaner zur Unterstützung
Südvietnams militärische Berater und Ausbilder. Neben dem Militär kamen die
Zeitungsleute, die bald feststellten, dass das Regime in Südvietnam nicht
demokratisch genug sei! Im Abendland tut bekanntlich die Hintergrundmacht durch
die Medien kund, was die Politiker zu tun haben. So war es um das Regime
Südvietnams geschehen. Eine Palastrevolution beseitigte den hiesigen
Präsidenten, dafür kamen die Kommunisten einen Schritt näher an ihr Ziel heran.
Die neue Regierung
Südvietnams wurde noch weniger mit den Vietkong-Partisanen30 30Viet Kong - Die kommunistische
Partisanenarmee in Vietnam fertig als ihre Vorgänger. Kennedy und sein Nachfolger Johnson dachten mit
amerikanischen Kampfeinheiten könnte Südvietnam verteidigt werden. Ein
Zwischenfall zwischen der 7. amerikanischen Flotte und nordvietnamesischen
Torpedobooten in der Tonkienbucht lieferte den Kriegsgrund für Amerika, um im
August 1964 den Krieg an Nordvietnam zu erklären.
Amerikas
Botschafter in Hanoi riet: keine amerikanischen Truppen nach Vietnam zu
schicken, da die Amerikaner keinen Unterschied zwischen Freund und Feind machen
können, doch seine Warnung wurde missachtet. Außerdem wurde seitens der
Amerikaner dieser Krieg von Politikern, anstatt vom kompetenten Militär
geführt. Durch Bombardierungen Nordvietnams wollte man die Kommunisten zur
Einstellung ihrer Intervention gegen den Süden zwingen. Washington vergaß wohl,
dass die ganze Kriegsgerätschaft bis zum letzten Schuss Munition aus Russland
oder China kam. Nordvietnam besaß keine nennenswerten Produktionsstätten für Kriegsmaterial,
die zerstört werden konnten. Den Nachschub nach Süden organisierten die
Nordvietnamesen durch Fahrradkarawanen. Sie brauchten keine Brücken, nur Stege,
keine Straßen, nur Pfade, die aus der Luft schwierig zu orten waren. Entlang
der Nachschubwege begannen die Amerikaner aus Bombern Unkrautvernichter
herunterzusprühen und die Wälder zu entlauben, damit sie die Nachschubkolonnen
ausmachen konnten. Die tropische Vegetation überwuchs schnell die
Entlaubungsaktionen, aber die Spritzaktionen nahmen der Bevölkerung ihre
Lebensgrundlage, da das Pflanzengift die Saat der Bauern mitvernichtete. Bald
fürchteten die Vietnamesen die amerikanischen Verbündeten ebenso wie den Terror
der Kommunisten.
Im Abendland taten
die Medien ihr bestes gegen den Vietnamkrieg. Jahrelang flatterten die
Schreckensbilder des Krieges via Fernseher in die guten Stuben der Abendländer.
Tagtäglich wurden die Listen der Gefallenen veröffentlicht. Mistress Miller
konnte alle paar Tage Joe Millers Namen auf den Totenlisten lesen, so hieß
nämlich ihr Sohn, der gerade in Vietnam seinen Militärdienst leistete.
Es ist schwer zu
sagen, wie viel der erfolglose Vietnamkrieg und die Defätistenpropaganda zur
Frustration beitrugen, welche Mitte der 60er Jahre die Völker des Euro-Atlantischen
Kulturkreises erfasste. Plötzlich begannen die Menschen, alles zu bezweifeln,
woran sie bis jetzt geglaubt hatten: den Fortschritt der Technik, die Politik,
die Gesellschaft. In Amerika folgte Demonstration auf Demonstration gegen den
Vietnamkrieg. Junge Leute verbrannten öffentlich ihre Berufungsorder zum
Militär. In Deutschland formierte sich eine Außerparlamentarische Opposition,
deren Mitglieder gegen den Vietnamkrieg, gegen Atomkraftwerke und gegen alles,
was ihnen nicht passte demonstrierten.31 31Aus
dem Untertanenverhältnis der Feudalzeit gerade entronnen, nahm der Bürger die
Pflicht des Adels und des Militärs gerne auf sich und zog unter Napoleons
Trikolore „pour Patrie et Liberté“ - für Vaterland und Freiheit in den Kampf.
Die Urenkel rückten noch mit wehenden Fahnen in den Ersten Weltkrieg ein. Erst
als der Krieg kein Ende nehmen wollte, wurde der Bürger des Krieges
überdrüssig. Während des Zweiten Weltkrieges konnte man die Volksheere noch mit
nationalen Parolen bei der Stange halten. Der Wohlstandsbürger der
Nachkriegszeit aber empfand den militärischen Drill als Schikane. Anfang der
60er Jahre schaffte zuerst Großbritannien und nach dem Vietnamkrieg die
Vereinigten Staaten die allgemeine Wehrpflicht ab. Die funktionierende freie
Marktwirtschaft ist solvent genug, um eine Berufsarmee zu unterhalten. Für die
Staatskasse ist eine Söldnerarmee sogar günstiger. Die zahlenmäßig kleinere
Mannschaft wird durch intensiven Drill und stärkere Feuerkraft ausgeglichen.
Für die Politiker ist die Berufsarmee sehr patent, weil der Berufssoldat nicht
nach Sinn oder Unsinn über seinem Kriegseinsatz fragt. Die Herren können ihn
dort einsetzen, wo es ihnen gerade passt, bis der Bürger das Recht hat, zu
erfahren, warum er zu den Waffen greifen muss! Es liegt nicht allein an der
puren Bequemlichkeit des Bürgers, dass er sich nicht mehr für sein Land
einsetzen will. Die sinnlosen Kriege der Staatsräson fördern ebenso die
Dekadenz. Die allgemeine Wehrpflicht ist aber der Garant der Demokratie, weil
das Berufsheer mit der Zeit zum Staat im Staate ausartet! Dann ist der Bürger
nicht mehr Bürger, nur noch Untertan. Aus dem harten Kern der Demonstranten erwuchs die Rote Armeefraktion, eine
Terrororganisation mit dem Ziel, Deutschland zu „vietnamisieren“. Eine ähnliche
Gruppe in Italien nannte sich Brigate Rossa.32 32Brigate
Rossa - Rote Brigaden. Im
Mai 1968 begannen in einem Vorort von Paris auf der Neuen Universität in
Nanterre die Tumulte. Die Studenten verlangten paritätisches Mitspracherecht im
Dekanat, Abschaffung der Bewertungsnoten -die Idee kam vom Maos rotes Büchlein-
ja und höhere Stipendien. Die philosophische Fakultät musste geschlossen
werden. Daraufhin gingen die Studenten auf die Straßen und demonstrierten, um
ihr Anliegen durchzusetzen. Die Demonstrationen arteten zu Straßenschlachten
mit der Polizei aus. Die Gewerkschaften fanden die Zeit günstig, um ihre
Lohnforderungen und Arbeitszeitverkürzungen durchzusetzen. Sie riefen zum
Generalstreik auf. Über Frankreich brach für einige Tage das Chaos herein.
Staatspräsident De Gaulle musste seine Staatsvisite in Rumänien abbrechen und
eiligst heimkehren. De Gaulle konnte die Emotionen beruhigen und damit die V.
Republik retten.
Ein Jahr vorher
stand Griechenland vor einem Linksrutsch. Um ihn zu verhindern, übernahm das
Militär die Macht. Das Volk lehnte diesen Machtwechsel ab. Vor allem aber die
internationalen Medien fanden an der Militärregierung Missfallen, da das neue
Regime einen dritten Weg zwischen Bolschewismus und Turbokapitalismus suchte.
Der junge König Konstantin33 33König
Konstantin II. 1940.- Griechischer König von 1964 bis 1973, seitdem im Exil. beteiligte sich an einem Gegenputsch, der
für den Putschisten schlecht ausging. So musste der König Griechenland
verlassen. Es waren nur wenige, die ihm nachtrauerten. Die Volksmeinung hielt
ein Königshaus für zu teuer und überflüssig für Griechenland. Sechs Jahre
später riefen die Generäle die Republik aus. Für diesen Entscheid konnten sie
ausnahmsweise mit allgemeiner Zustimmung rechnen.
In dem allgemeinen
Linkstrend kündigten 1969 in der Bundesrepublik Deutschland die Liberalen die
Zusammenarbeit mit den Christdemokraten und bildeten eine Regierung mit den
Sozialdemokraten. Der Führer der Sozialdemokraten Willy Brandt34 34Brandt Willy 1913-1992.- Hieß eigentlich
Herbert K. Frahm. Er war während des Krieges in Schweden wegen Spionage
zugunsten der Sowjetunion verurteilt. Nach dem Krieg wechselte er zu den
Amerikanern über und wurde regierender Bürgermeister in Westberlin; später
Bundeskanzler. Gerade der richtige Mann für die Weltneuordner. wurde Kanzler. Bei den Wahlen in
Österreich wurden ebenfalls die Sozialdemokraten die stärkste Partei. So
stellten sie auch hier die Regierung.
Die rot-liberale Koalition
in Deutschland begann eine neue Ostpolitik. Sie anerkannte die DDR als zweiten
deutschen Staat. Dann arrangierten sie Staatsvisiten auf beiden Seiten und
nahmen diplomatische Beziehungen auf. In einem Abkommen zwischen der
Sowjetunion und der Bundesrepublik Deutschland verzichteten die Signatarstaaten
gegenseitig auf Gewaltanwendung. Einige Wochen später wurde ein ähnlich
lautender Vertrag zwischen Polen und Deutschland unterzeichnet. Die
Siegermächte einigten sich ebenfalls über Berlins Sonderstatus, in dem sie die
Teilung Berlins vermeintlich auf die Ewigkeit zementierten.
Die arabische Welt
hatte ihre Glanzzeit im Jahrtausend zwischen dem Untergang des weströmischen
Imperiums bis zum Beginn der abendländischen Kultur. In ihrer Zeit zogen sie
die nordafrikanischen Völker, die Turkvölker, die arischen Perser, die Völker
Nordindiens und die Völker der Malaiischen Inselwelt in ihren Bannkreis. Die
gemeinsame Religion dieser Völker, der Islam, erwies sich bis heute stark
genug, um den Kommunismus, vielleicht aber auch den Globalismus abzuwehren. Der
Ölreichtum Persiens, der Arabischen Halbinsel und Libyens erlaubten diesen
Staaten eine von den Machtblöcken unabhängige Politik zu betreiben.
Die Islamländer,
außer der Türkei und Afghanistan, waren Kolonien der Alliierten des letzten
Weltkrieges oder sie wurden im Laufe des Krieges von ihnen besetzt. Nach dem
Krieg drängten die Amerikaner die alten Kolonialmächte, diese Völker in die
Unabhängigkeit zu entlassen. Die amerikanische Finanzoligarchie als Käufer des
arabischen Öls glaubte, die Araber kontrollieren zu können. Außerdem
etablierten sie den Staat Israel im Nahen Osten als verlängerten Arm Amerikas.35 35Andere halten die amerikanische Regierung
für den verlängerten Arm Israels. Es geht der Spruch um: „Der israelische
Schwanz wedelt den amerikanischen Hund“.
Selbstverständlich
konnten die Sowjets nichts unversucht lassen, um in die arabische Welt
einzudringen. So bändelten sie bei Ägyptens Staatspräsidenten Nasser36 an. 36Nasser Gamal Abd el
1918-1970. Ägyptischer Politiker, Ministerpräsident, dann Staatschef. Sie boten ihm den Weiterbau des
Assuanstaudammes und Rüstungsmaterial, was die Amerikaner mit Rücksicht auf
Israel nicht wollten. Zum Dammbau kamen sowjetische Fachleute nach Ägypten und
militärische Ausbilder, um den Ägyptern den Gebrauch moderner Kriegsgeräte
beizubringen. Hintenherum unterstützten die Sowjets Marxistenzirkel an
ägyptischen Hochschulen und warteten geduldig, dass ihre Saat am Nil aufgehen
würde.
Im Sommer 1967 war
Ägyptens Armee so weit aufgerüstet, dass sie es mit Israel hätte aufnehmen
können. So brannten beide Seiten auf eine Entscheidung. Israels staatliche
Existenz konnte keine ebenbürtige Militärmacht im Raume dulden. Die Araber
wollten den Fremdkörper Israel vom arabischen Boden entfernen. Jeder wartete
auf die Gelegenheit, auf den anderen einhauen zu können.
Israel tat den
ersten Schritt und ohne vorherige Kriegserklärung,37 37Kriegführen
mit nachheriger Kriegserklärung wurde im 20. Jahrhundert Gang und gebe. Nicht
nur Hitler begann einen Präventivkrieg mit nachträglicher Kriegserklärung gegen
Russland. Auch Wilson und Roosevelt führten Krieg gegen die Mittelmächte, indem
sie deren Gegner mit allen Mitteln unterstützten, ohne Ermächtigung des
amerikanischen Volkes oder Parlamentes. Am 5. Juni 1967 zerbombte noch am Boden die
gesamte ägyptische Luftstreitmacht. Jetzt konnte sich die israelische Luftwaffe
gegen die ägyptischen Panzer wenden und durch Napalmbomben einen nach dem
anderen ausschalten. Fast ohne Kampf und Verluste standen die israelischen
Bodentruppen in drei Tagen am Suezkanal und einen Tag später besetzten sie den
ganzen Sinai. Jordaniens leicht gerüstete Beduinenarmee wurde durch
Napalmbomben dezimiert und hinter den Jordan vertrieben. Das Westjordanland mit
Jerusalem war in jüdischer Hand. Am sechsten Tag erstürmten israelische Truppen
die strategisch wichtigen Golanhöhen von Syrien. Groß-Israel, der Traum aller
Juden, war in diesem „Sechstagekrieg“ Wirklichkeit geworden; mit Grenzen, die
strategisch verteidigt werden konnten. Dieses Groß-Israel ist aber, wie alle
Judenstaaten der Geschichte, ein Kleinstaat auf fremdem Terrain. Ein Drittel
seiner Einwohner, die eigentlichen Ureinwohner, sind entrechtete Palästinenser.
Diese unerwünschten, erduldeten Fremdlinge lehnen den Judenstaat ab und
bekämpfen ihn mit allen Mitteln, die ihnen die Gelegenheit gerade bietet.
Schon Moses mahnte
seinem Volke, sie sollten sich der Kanaaniter entledigen, sonst verlören die
Juden das eroberte Land. Mit Rücksicht auf die Nachbarländer konnten die
Hebräer diesen Befehl Moses nicht ausführen. Gleich wie groß heute der jüdische
Einfluss auf Amerikas Regierung sein mag, gerade Amerika hindert Israel daran,
Moses Vermächtnis auf die Palästinenser anzuwenden. So befindet sich jeder
Judenstaat auf palästinensischem Boden in diesem Circulus vitiosus!38 38Circulus vitiosus - Teufelskreis.
Israel hat noch
drei, höchstens vier Generationen Zeit, um mit seinen Nachbarn eine Lösung zu
finden. In 100 Jahren gibt es in Amerika mehr Neger als Yankees. Die Latinos
werden Kalifornien, Texas, Florida und andere Gebiete, in welchen sie die
Mehrheit der Bevölkerung stellen, rückfordern. Der Schutzpatron Amerika
zerbricht an seinen Rassenkonflikten. In Arabien verebbt zwar bald der Ölsegen,
aber der Sonnenschein als künftiger Energielieferant bleibt erhalten! Energie
im Überschuss lockt die Industrie herbei... Die Welt dreht sich veränderten
Machtkonstellationen entgegen!
Ein anderer
Konfessionskrieg, welchen zwei unversöhnliche Nationen seit Jahrhunderten führen,
verschärfte sich in Nordirland. In den 20er Jahren, als die Abspaltung Irlands
von Großbritannien begann, blieb eine nordöstliche Ecke, die mehrheitlich von
Protestanten bewohnt war, bei Großbritannien. Die Protestanten fühlen sich als
Briten und lehnen das katholisch republikanische Irland ab. Im Rahmen einer
Union mit Großbritannien bekam die Provinz Nordirland die Selbstverwaltung
unter eigener Regierung. Die katholische Minderheit in Nordirland wollte sich
dagegen der Irischen Republik anschließen. Im Oktober 1968 zerschlug die
Polizei der Protestanten eine Kundgebung der Katholiken. Damit begann der
Bürgerkrieg zwischen den zwei Religionen beziehungsweise zwei Völkern
Nordirlands, welcher bis heute anhält. Das eingesetzte britische Militär, auch
wenn nicht unparteilich zugunsten der protestantischen Unionisten, versucht,
die Gegner auseinander zu halten; allerdings mit wenig Erfolg. In den folgenden
Jahrzehnten zogen Protestanten und Katholiken in eigene, getrennte Wohngebiete.
Zeitweise schien es so, als sei der Bürgerkrieg beendet, doch dann flammten die
Straßenschlachten wieder auf.
Nach der Revolution
der Kommunisten in Prag im Jahre 1948 merkten die Tschechen und Slowaken bald,
wen sie ins Haus geholt hatten. Spätestens in den 60er Jahren wurde jedem klar,
dass das ersehnte Mütterchen Russland eine böse Stiefmutter war, mit welcher
diese mitteleuropäischen Völker der Tschechen und Slowaken nicht viel gemein
hatten. Dieses Umdenken erfasste auch die höchste Partei und Staatsführung. So
begann im Frühjahr 1968 eine Umwandlung von oben, welche dem Kommunismus menschliches
Antlitz verleihen sollte. Das Parlament trennte Staat und Partei und führte die
Pressefreiheit wieder ein. Als Folge daraus musste bald eine parteiinterne
Opposition entstehen. Um die stagnierende Wirtschaft wieder in Schwung zu
bringen, wollte man mit einer linkssozialistischen, nota bene39 39nota bene - wohlgemerkt. nicht sozialen Marktwirtschaft
experimentieren.
Ob der
tschechoslowakische Sozialismus nur ein Vorwand war, um durch eine friedliche
Revolution der sowjetischen Hegemonie zu entrinnen, konnte die Welt nicht
erfahren. Moskau duldete kein Ausscheren aus seinem „Friedenslager“. Ende
August drangen Truppen des Warschauer Paktes von allen Seiten in die
Tschechoslowakei ein. In Prag landeten zusätzlich sowjetische
Luftlandeeinheiten, welche mit ihren leichten Panzern die Regierungsbauten, die
Radio- und TV Sendeanlagen besetzten. Die legitime Regierung ersetzten die
Russen durch Individuen, die zur Kollaboration bereit waren. Damit endete der
Prager Frühling.
Am 20. Juli 1969
landeten zwei amerikanische Astronauten auf dem Mond. Amerika überholte den
russischen Vorsprung in der Raketentechnik. Nach dem Sputnikschock stellte sich
heraus, dass die Planwirtschaft des Sowjetsystems, weit hinter Amerikas freier
Marktwirtschaft lief. Zuletzt scheiterte der Weltkommunismus gerade an diesem
Rüstungswettbewerb.
Kurzfristig
schienen aber die Kommunisten am Zug zu sein. Zum vietnamesischen Neujahrsfest40 40das Mond Neujahrfest -Tete Fest - fiel in
diesem Jahr auf den 31. Januar. 1968 starteten sie eine Großoffensive gegen die Städte Südvietnams, vor
allem gegen die Hauptstadt Saigon. Die überraschenden Attacken wurden von den
Südvietnamesen und Amerikanern abgewehrt. Obwohl bei den Kämpfen fast die ganze
Vietkong Armee fiel, um die 58,000 Mann, der Angriff demonstrierte doch die
Stärke des Vietkongs.
Laos stand zu
dieser Zeit schon größtenteils unter der Herrschaft der Kommunisten. Zwei
rivalisierende Prinzen dienten den zwei Weltansichten als Galionsfiguren.
Kambodschas
Staatschef Prinz Norodom Sihanouk41 41Norodom Sihanouk 1922-2012 König,
Ministerpräsident, Staatsoberhaupt, Chef der Exilregierung, seit 1993 wieder
König von Kambodscha. knüpfte
gute Beziehungen zu China und Russland und schloss mit ihnen Handelsverträge
ab. Er hatte die Hoffnung, zwischen den zwei rivalisierenden kommunistischen
Mächten sein Land aus der Misere heraushalten zu können. Die Roten Khmer42 42Die Roten Khmer - waren
anfangs eine Schwesterbewegung des Vietkongs. Als sie dann in Kambodscha an die
Macht gelangten, steigerten sich ihre Führer in eine anarcho-kommunistische
Ideologie hinein. Sie verübten am eigenen Volk einen fürchterlichen Genozid wie
seinerzeit Lenin, Trotzki, Stalin und die Bolschewiken in Russland. kümmerten sich nicht um Verträge. Im
Gegenteil die Terrorbrigaden steigerten sukzessive ihre Wühlarbeit. Von dem
Vietkong wurde das neutrale Kambodscha als Aufmarsch- oder Rückzugsgebiet
benutzt. Untätigkeit gegenüber den Kommunisten musste einmal zu ihrem Sieg
führen, warf Ministerpräsident Lon Nol43
43Lon Nol 1913-1985 - Kambodschanischer Politiker.
Als Ministerpräsident vertrieb er Staatspräsident Sihanouk. Seit 1975 im Exil. Staatschef Sihanouk vor und setzte ihn
Anfang 1970 ab. Die neue Regierung rechnete fest mit aktiver Unterstützung und
Waffenhilfe der Amerikaner. Amerika hatte aber Indochina schon abgeschrieben.
Als der
Vietnamkrieg die Nachbarstaaten mitriss, fiel das politische Hindernis, eine
gut befestigte Frontlinie von der Tonkienbucht über Laos bis zur Thailändischen
Grenze zu errichten. Die über eine halbe Million anwesenden US-Soldaten hatten
die 300 km lange Front mit ihren Hubschraubern und Panzern für die Kommunisten
unüberwindbar absperren können. Ohne die Unterstützung aus dem Norden wäre den
Vietkong binnen kurzer Zeit der Atem ausgegangen. Eine solche Sperre wurde aber
nicht mal in Betracht gezogen, obwohl die Sowjets -um ihren eigenen
Machtbereich zu schützen- hermetische Grenzabriegelungen schon lange
praktizierten.
Zu spät versuchte Washington
den Krieg zu „vietnamisieren“. Südvietnam sollte sich mit amerikanischen Waffen
selbst verteidigen. Zehn Jahre zuvor und mit ausreichender Rüstung hätte
Südvietnam die Kommunisten noch abwehren können. Mit einer bedingungslosen
Hilfeleistung. Die US-Armee, vor allem aber die Ratgeber, hätten zuhause bleiben
können. Nun gab es fast nur noch oppositionelle Zeitungen im Lande, die für die
Landesregierung nichts als Hohn übrighatten. Es ist nicht verwunderlich, dass
für eine solche Anarchie die Vietnamesen nicht bereit waren, zu kämpfen und zu
sterben.
Die Gegner
unterzeichneten Ende Januar 1973 einen Waffenstillstand in Paris. Darauf
begannen die Amerikaner mit dem Abzug ihrer Truppen aus Südvietnam. Die
Vietkong begnügten sich zuerst damit ihre ländlichen Positionen zu sichern, bis
die Amerikaner das Land verließen. Dann überrannten sie Ende April 1975 die
Städte Südvietnams. Südvietnams Regierung in Saigon kapitulierte am 30. April
1975. Im darauffolgenden Jahr riefen die Kommunisten die Vereinigte Sozialistische
Republik Vietnam aus.
Laos kam ebenfalls
unter Nordvietnams Herrschaft und wurde Ende 1975 zur Volksrepublik.
Parallel zu den
Ereignissen in Südvietnam übernahmen in Kambodscha die Roten Khmer die
Herrschaft. Prinz Sihanouk durfte aus dem chinesischen Exil heimkehren und
musste seinen Namen als Legitimation für das Terrorregime des Partisanenführers
Pol Pot44 geben. 44Pol Pot 1928-1998 -
Kambodschanischer Partisanenführer. Nach dem Sieg der Roten Khmer
Ministerpräsident. Als Diktator war er der Hauptverantwortliche für den
Völkermord an seinem eigenen Volk. Bis die Nordvietnamesen nur ihre potenziellen Gegner in Umerziehungslager
steckten, machte Pol Pot ganz Kambodscha zum Konzentrationslager. Zu Beginn
vertrieben die Roten Khmer alle Einwohner ihrer Hauptstadt Phnom Penh aufs
Land. So begann der Aufbau einer neuen Gesellschaft wie es seine Führer aus den
anarchistischen und marxistischen Dogmen ausbrüteten. Wer dabei den Anweisungen
der Roten Khmer nicht unverzüglich nachkam, wurde erschossen oder erschlagen.
In zweieinhalb Jahren ihrer Herrschaft ermordete das Regime über eine Million
Kambodschaner; mehr als 10Prozent der Bevölkerung. Das Pol Pot-Regime wurde von
China unterstützt und Vietnam von den Russen. So kam es wegen ideologischer
Differenzen wieder zum Krieg in Indochina. Die Vietnamesen vertrieben Pol Pot
und seine Banden in den Dschungel45 45Die
Roten Khmer terrorisierten noch jahrelang nach ihrer Vertreibung das Land.
Aussicht auf Rückkehr zur Macht hatten sie jedoch nicht mehr. Erst als Pol Pot
an Altersschwäche starb, zerfielen seine Terrorbrigaden endgültig. Nun zeigte
sich, dass den Guerillabewegungen Indochinas ohne Unterstützung von ihren
Hegemonialmächten der Sieg verwehrt blieb. und setzten Anfang 1980 in Phnom Penh eine ihnen
genehme Regierung ein. Die verängstigte Bevölkerung empfand die Herrschaft der
sonst verhassten Vietnamesen als Erleichterung. China fehlten die Mittel, den
Roten Khmer beizustehen. Dafür starteten die Chinesen eine Strafaktion gegen
Vietnam, indem sie seine Nordostgrenzen angriffen und dort einige Quadratkilometer
Land eroberten.
Ägyptens Präsident
Nasser starb 1970 an einem Herzanfall. Er war der anerkannte Führer der
arabischen Sache. Andererseits stiftete er durch seine sozialistischen und
nationalen Parolen Zwietracht zwischen republikanisch und monarchisch gesinnten
Arabern. Schwerer als die furchtbaren Verluste im Sechstagekrieg wogen in den
arabischen Staaten die vertriebenen Palästinenser, die im Nahen Osten heimatlos
herumirrten und für Unruhe sorgten. In Jordanien kam es fast zum Bürgerkrieg
und der reiche Libanon wurde durch einen jahrelang dauernden Bürgerkrieg dem
Erdboden gleichgemacht.
Ägyptens neuer
Präsident Sadat 46 46Sadat
Muhammad Anwar 1918-1981. Ägyptens Staatspräsident. kam vom Militär wie sein Vorgänger Nasser und die
Araber setzten ihre Hoffnung wieder auf Ägyptens Armee. Die Sowjets lieferten
bereitwillig die Rüstung und ersetzten die Verluste des Sechstagekrieges.
Den Kriegsbeginn
gegen Israel setzten die Araber auf den Jom-Kipur-Tag47 des Jahres 1973 fest. 47Jom
Kippur - Lom ha Kippurim - Langer Tag, Versöhnung und Reuetag. Nach dem Sabbat
der höchste jüdische Feiertag. Die Ägypter überraschten die feiernden Juden in ihren Stellungen an der
Ostseite des Suezkanals und setzten über den Kanal hinüber. Syriens Armee
stürmte gegen die Golanhöhen. Nach ein paar Tagen konnte Israel die Angriffe
abwehren und den Suezkanal Richtung Port Said und Suez durchbrechen. An der
Nordfront rückten sie in Syrien bis 30 km unterhalb Damaskus vor. Nach drei
Wochen Krieg schlossen die Kontrahenten auf Vermittlung der UNO und der
Supermächte am 25. Oktober Waffenstillstand.
Die Araber hätten
noch nicht gelernt mit modernen Waffen umzugehen, musste Jordaniens König
Husain48 nüchtern
feststellen. 48König Husain II - 1935-1999. Jordaniens
König. Aufgebracht über
die erneute Niederlage setzten sieben arabische Ölförderländer die USA und
Holland aufgrund ihrer uneingeschränkten Unterstützung Israels unter ein
Embargo. Gleichzeitig wurde die 25-prozentige Drosselung der Ölförderung und
70Prozent Preiserhöhung beschlossen.49 49Die
Ölförderländer begründeten die Preiserhöhung zusätzlich mit dem hohen
Einfuhrzoll der Verbraucherstaaten. Der Zoll ist in vielen Ländern höher als
der Rohölpreis, Fracht und Raffineriekosten zusammen. Die Regierungen anderseits
finanzieren mit den Zollgebühren den Bau und Unterhalt der Autostraßen.
Amerika konnte
dieses Embargo leicht verschmerzen, da es nur 14 Prozent seines Ölbedarfs aus
Arabien bezog. Für Europa aber kam es einer Katastrophe gleich, weil Europa auf
die arabischen Energielieferanten angewiesen war und bleibt. Der Suezkanal war
seit dem Sechstagekrieg blockiert. Das Öl vom Nahen Osten musste um Afrika
herumgeschifft werden, was die Frachtkosten zusätzlich verteuerte. Darüber
hinaus erreichte Washingtons Diplomatie beim Könighaus von Saudi-Arabien die
Verrechnung des Öls weiterhin auf Dollarbasis zu akzeptieren, dafür werde
Washington das saudische Regime nicht behelligen. So wird zwischen den Export-
und Importländern weiterhin in Dollar abgerechnet. Schon durch den Ölbedarf
bleibt die Nachfrage nach Dollar erhalten, was wiederum dem Kurs des Dollars
zugutekommt. Die Zeche zahlt Europa und die übrige Welt.
Aus einer Sackgasse
ist eine Kehrtwendung der Ausweg! Vier Jahre nach dem Jom-Kipur-Krieg wagte
Sadat diese Kehrtwendung in Ägyptens Politik und besuchte Israel. Vor der
Knesset50 50Knesset
- Israels Parlamentsversammlung. machte er seinen Friedensvorschlag über die gegenseitige Anerkennung der
Grenzen von 1948, damit die Anerkennung des Existenzrechtes des israelischen
Staates. Als Gegenleistung soll Israel die seit 1967 besetzten arabischen
Gebiete räumen. Anschließend würden sie normale, zwischenstaatliche Beziehungen
aufnehmen. Ein Jahr verging, bis es den Amerikanern gelang, in Camp David, dem
Sommersitz des amerikanischen Präsidenten, Ägypten und Israel zu einem Abkommen
zu bewegen; danach räumte Israel den Sinai. Ägypten machte den Suezkanal wieder
schiffbar und erlaubte hier die Durchfahrt für israelische Schiffe. Schließlich
tauschten beide Staaten Botschafter aus.
Die Palästinenser
und die Mehrheit der arabischen Staaten bezeichneten Sadat als Verräter. Sie
ignorierten die Abmachungen zwischen Ägypten und Israel. Israel seinerseits
räumte die Golanhöhen, den Gazastreifen und das Westjordanland nicht. Die
Israelis betrachteten Jerusalem als die eigene Hauptstadt und lehnten darüber
jeden Dialog ab. Im Palästinensergebiet, wo zahllose schon einmal vertriebene
Palästinenser wohnen, entstanden zunehmend neue jüdische Siedlungen auf
enteignetem Terrain. So vergingen Jahre und der Hass zwischen Juden und
Palästinensern wuchs von Jahr zu Jahr.
Zypern wurde 1960
von Großbritannien in die Unabhängigkeit entlassen. Die Briten hinterließen die
Macht in der Inselrepublik dem griechischen Erzbischof Makarios.51 51Erzbischof Makarios III. 1913-1977 -
Führer der griechisch-zyprischen Unabhängigkeitsbewegung. Nach Abzug der Briten
Staatspräsident. Aus
Furcht vor der griechischen Mehrheit verbarrikadierte sich die türkische
Minderheit in ihren Stadtteilen. Nur das schnelle Eingreifen der
UNO-Friedenstruppen verhinderte den Bürgerkrieg zwischen den beiden
Volksgruppen. Das herrschende Militärregime in Athen unterstützte 1974 einen
Putsch auf Zypern und die Putschisten erklärten die Vereinigung ihrer Insel mit
Griechenland. Um die türkische Minderheit zu schützen, besetzte die Türkei
40Prozent der Insel, obwohl nur 20Prozent der Einwohner Türken waren. Nach
diesem Debakel trat das Militärregime in Athen zurück und überließ den Staat
einem liberalen System.
Das seit den 20er
Jahren in Portugal etablierte Ständeregime waltete nicht nach dem Geschmack der
Siegermächte. Das vor 300 Jahren mächtige Finanzzentrum und Kolonialreich
Portugal wollte einfach nicht wahrhaben, dass seine Zeit abgelaufen war. Die
Bekämpfung der Unabhängigkeitsbewegungen in seinen Kolonien Angola, Mosambik
und Guinea-Bissau wuchs über die Kräfte des durch den Lauf der Zeit verarmten
Landes. Ein von linken Offizieren in Lissabon durchgeführter Militärputsch im
April 1974 wurde von der Bevölkerung frenetisch begrüßt. Statt der erwarteten
Verteilung des Großgrundbesitzes propagierten die Genossen den Bauern, die
40Prozent der Bevölkerung ausmachten, die Kolchos-Kooperativen. Geografisch
stand Portugal den Angelsachsen näher als Russland. So konnten neutrale Wahlen
durchgeführt werden. Die Enttäuschung der Bauern führte dann bei den Wahlen zum
Sieg der Sozialdemokraten. Die Ultra-Linken verschwanden dann aus dem
politischem Leben Portugals.
Mit der Revolution
wurden die portugiesischen Kolonien unabhängig. In Angola wie in den anderen
Kolonien gab es mehrere Stämme, die ihre Freiheit in differenten Richtungen
suchten. Mit der Unabhängigkeit wurde der Konflikt zwischen den Freiheits-
beziehungsweise Stammeskämpfern zum Bürgerkrieg. Eine Seite erhielt
Unterstützung von den Sowjets. Sie sandten stellvertretend kubanisches Militär
nach Angola. Die andere Seite wurde von Südafrika unterstützt. Mit dem Zerfall
des Sowjetreiches mussten die Kubaner abziehen. Auf der anderen Seite zwang Amerika
die weißen Südafrikaner die Macht an die schwarze Mehrheit abzutreten. Dennoch
ging der Bürgerkrieg in Angola noch Jahre weiter.
In seiner letzten
öffentlichen Ansprache warf Franco der supranationalen Freimaurerei52 52Freimaurer - Halbgeheimer Bund mit
kosmopolitischem, liberalem, antiklerikalem Trend. Ihre Mitgliedschaft
rekrutiert sich aus den gehobenen Schichten, die sich in ihrem existentiellen
Vorwärtskommen gegenseitig fördern. Ihre Gegner werfen diesem Bund vor, die
ökonomische und politische Beherrschung der Welt anstreben zu wollen. die Diffamierung seines Regimes vor.
Während seiner Rede erkältete sich der greise Staatschef und starb. Der
Verfassung nach ist Spanien ein Königreich und Franco ernannte noch zu seinen
Lebzeiten den Thronanwärter Juan Carlos53 53Juan
Carlos (1938- ) 1975-2018 König von Spanien. aus dem Hause Bourbon zu seinem Nachfolger. Nach
dem Tod Francos im Herbst 1975 wurde Juan Carlos zum spanischen König gekrönt.
Wirtschaftlich ging es Spanien gut, doch der König wusste, wenn er seine
Position beibehalten wolle, muss das Land auf seinen bisherigen souveränen
politischen Kurs verzichten. Der König musste geschickt lavieren, um zwischen
den Anhängern der verschiedenen Gesinnungsrichtungen den liberalen Kurs
anzusteuern. Er erreichte, dass das Parlament seine bisherigen
Einparteiprivilegien zugunsten der liberalen Partenkratie aufgab. Bei den
Wahlen kam dann eine gediegene konservative Mehrheit zustande. Vier Jahre
später siegten die Sozialdemokraten, die waren aber auch schon Hombres del
Americanos.54 54Hombres
del Americanos - Amerikas Leute respektive der Finanzmacht, die hinter der
Kulissen Amerika regiert.
Spaniens neue
demokratische Verfassung von 1978 gab den Regionen die Selbstverwaltung mit der
Einführung der Regionaldialekte als Amtssprache und in den Schulunterricht.
Obwohl das Baskenland die gleiche Selbstständigkeit erhielt wie die anderen
Provinzen, genügte dies den Basken nicht! Sie beharrten auf der Formel 3+2=1.
Diese paradoxe mathematische Formel heißt: sie wollen die drei baskischen
Provinzen von Spanien und die zwei baskischen Departements Frankreichs zu einem
souveränen baskischen Staat vereinigen. Der vorindogermanische Volksstamm der
Basken bewohnt die westlichen Pyrenäen. Sie sind weder mit den Spaniern noch
mit den Franzosen verwandt. So ist es verständlich, dass sie einen eigenen
Staat wollen. Die Pyrenäen bildeten seit Jahrhunderten die Grenze zwischen
Frankreich und Spanien. Klar, dass beide Staaten an ihren natürlichen
Grenzverlauf nicht rütteln lassen wollen. Vielleicht bringt die Zeit und die
Europäische Union eine Lösung für das Problem der Basken. Irgendeinmal müssen
doch die Bombenattentate der radikalen Separatisten aufhören, gleich wie
gerecht der Kampf der Basken für einen eigenen souveränen Staat auch ist.
In der finnischen
Hauptstadt Helsinki wurde im Sommer 1975 das KSZE55 55KSZE
- Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. Schlussdokument von Amerika, Kanada,
Sowjetrussland und 34 europäischen Staaten unterzeichnet. Amerikaner und
Sowjets feilten schon seit einigen Jahren an dieser Abmachung, welche den
Status quo in Europa sichern sollte und gleichzeitig die Sphären der
Supermächte festlegte. Die Signatare vereinbarten: Verzicht auf
Gewaltanwendung; Achtung der territorialen Integrität; friedliche Lösung der
Konflikte; Selbstbestimmungsrecht der Völker; Einhaltung der Menschenrechte und
Grundfreiheiten. Wie aber das Selbstbestimmungsrecht der Völker und die
Unveränderbarkeit der erzwungenen Nachkriegsgrenzen unter ein Dach zu bringen
seien, erklärten die Initiatoren nicht.
Nach dem Zweiten
Weltkrieg zogen die Okkupanten aus Persien ab. Der Schah56 56Schah
Pahlewi Mohammed Resa 1919-1980 - Persischer Herrscher. Schah an Schah, König
der Könige - Kaiser Persiens. brauchte einige Jahre, um mit den zurückgebliebenen Agenten der Sowjets,
fertig zu werden. Um das einfache Volk auf seine Seite zu ziehen, wurde der
Großgrundbesitz, darunter die Güter der Geistlichkeit zwischen den Bauern
verteilt. Zur Konsolidierung seiner Macht baute der Schah einen Geheimdienst
auf, der auf ihn persönlich eingeschworen war. Auch wenn dieser Geheimdienst
nicht immer legitim vorging und das Land kein Musterbeispiel der Demokratie
darstellte, stand das arische Persien von allen islamischen Ländern der abendländischen
Welt politisch am nächsten.
Die Ölquellen
sicherten ein recht stabiles Einkommen für Persien, doch bevor der Ölvorrat zur
Neige ging, investierte der Schah das Landeseinkommen in den Aufbau der
heimatliche Stahl und Chemieindustrie. Bestellte in Frankreich vier
Atomkraftwerke, erwarb für Persien 25Prozent der Aktien der kruppschen
Stahlwerke und verkündete vor aller Welt: Das Öl ist viel zu wertvoll, um es zu
verbrennen oder in den Autos zu verfahren. Die kommenden Generationen werden
sich freuen, wenn wir unser fossiles Erbe für die chemische Industrie
aufsparen. Die größte „Impertinenz“, die er sich leistete, war die Gründung
einer regionalen Entwicklungsbank und die Forderung an die Ölgesellschaften,
75Prozent ihrer Aktien als Volksaktien unter die Perser zu bringen.
Doch vielen Persern
missfiel die säkulare Ausrichtung und Verwestlichung des Lebens. Die innere
Opposition hätte der Schah mit der Zeit besänftigen können, aber die Politik
des souveränen Weges zwischen Sowjets und dem Regime der Angelsachsen lastete
auf seinem Regime. Negativ wog letztlich seine Armee, als sie die stärkste
Armee der Region wurde. Zuallerletzt fand er die Präsenz der amerikanische
Kriegsmarine im Persischen Golf überflüssig. Der persische Herrscher musste
wohl den Herren in Washington zu mächtig geworden sein, sodass er gehen musste.
Der entscheidende
Schlag gegen den Schah kam von den Weltmedien. Vor allem von der westlichen
Presse, welche diesen erfolgreichen letzten absoluten Monarchen nicht mochte
und sein Regime vor der Welt diffamierte und damit die Unzufriedenheit im Land
schürte. Die Auflehnung wurde im Januar 1979 für ihn so bedrohlich, dass er aus
seinem Land flüchten musste. Die Revolution war nicht mehr aufzuhalten. Irgendwie schlich sich aber ein Fehler in die Rechnung ein,
die keine der konkurrierenden Großmächte erwarteten. Statt dem gewünschten, kam
ein nonkonformes, an das eigene nationale Konfession anknüpfendes
fundamentalistisches Regime an die Macht, die noch weniger gewillt war zu dem
messianischen Trend einer der Großmächte zu richten als sein Vorgänger.
Ajatollah Khomeini,57 57Ajatollah
Khomeini Ruhollah 1900-1989 - Ajatollah ist der höchste kirchliche Würdenträger
der Schiiten in Persien. Nach dem Sturz des Schahs Präsident der Islamischen
Republik Iran. der 15
Jahre lang im Pariser Exil lebte, kehrte zurück und rief einen Revolutionsrat
und eine provisorische Regierung ins Leben und trug ihnen auf, den Gottesstaat
zu verwirklichen. In den ersten Tagen der Revolution wurden die wichtigsten
Mitarbeiter des Schahs nach revolutionärem Recht verurteilt und exekutiert. Die
Mullahs58 58Mullah
- Titel für islamischen Recht - oder Religionslehrer. begannen, das Leben nach islamischer Sitte
umzuorganisieren. Für Frauen wurde der Schleierzwang wieder eingeführt und das
Leben nach den Gesetzen des Korans ausgerichtet. Ob aus Abneigung gegen das
Fremde oder aus Erwartung dem Neuen gegenüber, stimmte die Mehrheit der Perser
im März des gleichen Jahres mehrheitlich für die Fundamentalisten.59 59Wo das Wissen der Menschen aufhört,
beginnt der Glaube. Gott oder die Götter sind mit menschlichem Ermessen kaum
vorstellbar, obwohl uns alle Religionen darüber eine Erklärung liefern, wobei
sie gleichzeitig beanspruchen, das wahre Heil allein zu verkünden. Wir sollten
alle Religionen respektieren, obwohl sie aus Wunschvorstellungen der Menschen
entsprungen sind, um den Tod zu überlisten, um im Jenseits das ewige Leben zu
erlangen. In jedem Zeitalter erfüllen die Kirchen viele Sozialaufgaben und
sorgen sich um die Einhaltung von Sitte und Moral. Für religiöse Menschen
erleichtern sie das Sterben, da auf sie im Jenseits das ewige Leben wartet.
Der liberale
Wohlstand huldigt dem goldenen Kalb und ignoriert die Religion. Jedem steht
frei, seine Konfession selbst zu wählen oder ohne Religion zu leben. Trotzdem
gibt es sehr viele, die in irgendeiner Religion Trost finden. So ist es nicht
verwunderlich, dass das Sektierertum blüht und zahlreiche neue Konfessionen
entstehen.
Wenn eine
Zivilisation zerfällt, wird auch seine Konfession anakron, doch wenn der Wohlstand
nachlässt, sucht der Mensch wieder Trost bei Gott. Eine der neu entstandenen
Religionen, die dem Zeitgeist die plausibelste Gotteserklärung liefert, bekehrt
die Menschen wieder zu Gott. Die Intoleranz der neuen Konfession gegenüber
konkurrierenden Religionen und gegen das Sektierertum innerhalb der eigenen
Reihen entspricht dem neuen Zeitgeist. Das Verständnis des Mittelalters kennt
nur eine einzige Kirche.
In den
Revolutionswirren besetzten in der Mehrzahl marxistische Studenten die
amerikanische Gesandtschaft in Teheran und hielten die
Gesandtschaftsangehörigen Monate lang gefangen. Inwiefern die Sowjets ihre Hand
im Spiel hatten, verschweigen die Beteiligten. Jedenfalls wurde Amerika massiv
gedemütigt. Allerdings zum letzten Mal.
Die Russen nutzten
die Ratlosigkeit der Amerikaner und in den letzten Tagen des Jahres 1979
„befreiten“ sie Afghanistan von seiner eigenen Regierung. Bei dieser
Befreiungsaktion starb der Ministerpräsident und die Russen stellten einen
Strohmann, der sie nachträglich um den Einmarsch bat. Die afghanische
Regierung, welche die Sowjets beseitigten, war schon ein linkes
Einparteiregime. Deswegen wurde sie von verschiedenen Widerstandsgruppen
bekämpft. Sie weigerte sich aber gegen die aufständischen, sowjetischen Truppen
ins Land zu holen.
Afghanistan
bedeutete für Russland einen Schritt näher in Richtung Indischen Ozean. Denn
gerade im fehlenden Zugang zum offenen Meer lag das Verhängnis aller
eurasischen Steppenmächte. Schon im 19. Jahrhundert war Russland im Begriff
Afghanistan zu okkupieren, als ihm Großbritannien zuvorkam und Truppen nach
Afghanistan entsendete. Die Kolonisation misslang den Engländern und fünf Jahre
später unterschrieben sie einen Friedensvertrag mit den Afghanen, mit der
einzigen Bedingung, dass ihre Truppen das Land ungeschoren verlassen durften.
Den Sowjets erging es ähnlich wie den Engländern. Sie fanden sich nicht einer
Armee, sondern in jedem Tal und hinter jedem Hügel einer neuen Guerillatruppe
gegenüber. Die Aufständischen gegen die Sowjets wurden reichlich von den
Amerikanern mit Rüstung versorgt, sodass sie mit gleichwertig modernen Waffen
ihrem Gegner trotzen konnten. Nach zehn Jahren Krieg musste die Rote Armee
Afghanistan bedingungslos räumen. Bedingungslos! Erinnere!
Mit dem Rückzug war
für das Sowjetreich das Afghanistandesaster noch nicht ausgestanden. Der Erfolg
der Afghanen steckte die Türk- und Moslemvölker an, die sich unter sowjetischem
Joch befanden. Die Mudjahedin60 60Mudjahedin
- Glaubenskämpfer des Islam. trugen den Krieg nach Tschetschenien und bis an die ethnischen Grenzen
Russlands.
Der persische
Schuss ging für beide Supermächte nach hinten los. Das neue Regime stand ihrer
messianischen Politik noch ablehnender gegenüber als das vorherige. Sie hätten
abwarten können, bis das eher säkulare Nachbar Regime der Bath Partei61 61Bath Partei - Herrschende Partei in Syrien
und im Irak, mit arabisch-nationalem Trend. von Saddam Hussein62 62Husain
Saddam 1937-2007 - Zuerst Vorsitzender der arabisch-nationalen Bath-Partei,
dann Staatspräsident des Irak. Nachdem die Angelsachsen den Irak besetzten,
wurde er in einen Schauprozess verurteilt und hingerichtet. den Fundamentalismus der Mullahs mit der
Zeit besänftige. Sie suchten lieber ein Weg das persische Regime zu beseitigen.
Zwischen fast allen
Nachbarstaaten der Welt bestehen Differenzen um den Verlauf ihrer Grenzen.
Zwischen dem Irak und dem Iran ging der Streit um die Shatt al Arab und einige
strategisch wichtige Inseln im Persischen Golf. Die Supermächte brauchten nur
den Irak aufzurüsten und warten, bis der agile Saddam Hussein die Mullahs
beiseiteschafft. Auf der anderen Seite konnten die Perser dank der Ölreserven
ihr Arsenal ebenfalls „up to date“63 63up
to date - auf neuestem Stand. halten. Den Krieg, der im September 1980 begann, traten die Gegner, gleich
stark mit den modernsten Waffen der Zeit gerüstet, an. Das Ergebnis waren
unzählige Tote und Verwundete, aber Erfolg konnte keine der Seiten für sich
herbeibomben. Nach acht Jahren siegte die Vernunft und der Krieg wurde beendet;
ohne Sieger, aber auch ohne Besiegte.
Allgemein existiert
ein System, welches die Welt regiert vier bis fünf Generationen lang, um dann
einem neuen Regime den Weg zu räumen. Der Bolschewismus gehörte nicht zu dem
zeitkonformen Regime, weil er dem liberalen Zeitgeist des 20. Jahrhunderts
entgegenlief. Sein über 70-jähriges Bestehen verdankte er seinen Konkurrenten:
dem Nationalsozialismus und dem Liberalismus, als das Sowjetreich gegen
Deutschland Amerikas Kombattant wurde. Dank den Angelsachsen eroberte das
eurasische Sowjetreich zum Kriegsende das halbe Europa und behielt eben seinen
eroberten Teil. Der Sieg und der Gebietszuwachs erhöhten das Ansehen des
Regimes auf Jahre. Durch Washingtons ungeschickte Politik wurde China ebenfalls
kommunistisch. Oder fürchtete Washingtons Hintergrundmacht das rote China
weniger als ein nationales China? In den 50er Jahren flammten die
Freiheitskämpfe der Ostdeutschen, Polen und Ungarn auf. Nur ein Funke fehlte,
um in Moskau die Feuersbrunst der Unzufriedenheit zu entfachen. Aber Washington
ließ die Freiheitskämpfer im Stich.
Mit Maos Tod 1976
endete in China das bolschewistische Wirtschaftssystem. Die Mehrheit der
Parteifunktionäre war sich einig: wenn China im Wettbewerb der Nationen
schritthalten wolle, müsse es sich auf das modernste Wirtschaftssystem der
Zeit, auf die freie Marktwirtschaft umstellen. Schon in Maos letzten Tagen
setzten sich die Reformer im Zentralkomitee durch. Einige Tage nach Maos Tod
wurde seine Witwe und ihre „Viererbande“64 verhaftet. 64Viererbande - Um Maos Witwe
Jiang Qing formierten sich die Reformgegner. Als die Reformisten die Macht
gewannen, wurde ihren vier Tonangebern der Prozess gemacht und sie wurden zum
Tode verurteilt. Sie durften aber ihre Taten bereuen und am Leben bleiben.
Kleine Missetäter werden dagegen schon wegen wiederholten Fahrraddiebstahls
hingerichtet. Bald ging,
der von Mao selbst erwählte Nachfolger, Hua Guo-feng65 in die Versenkung.65Hua Guo-feng 1920 – 2008
Chinesischer Politiker, Maos Mann; nach Maos Tod Ministerpräsident und einige
Tage lang Vorsitzender der Partei. Der kleinwüchsige Teng Hsiao-ping66 wurde der neue starke Mann. 66Teng
Hsiao-ping 1904-1997 - Chinesischer, kommunistischer Politiker. Träger hoher
Staats- und Parteiämter; zuletzt Vorsitzender der Zentralen Militärkommission.
Zu dieser Zeit kam
ein afrikanischer Potentat nach Peking und bat um Unterstützung bei der
Umstellung seines Landes auf Maos Kurs. Die Chinesen rieten ihm, er möge sich
diesen Blödsinn aus dem Kopf schlagen, da die sozialistische Planwirtschaft in
die Irre führe und schickten ihn nach Hause.
Die Bauern
erhielten ihr Land zurück, Handwerker sowie Händler durften eigene Geschäfte
eröffnen. Großbetriebe blieben vorerst beim Staat. Vor allem aber die Banken,
die Fundamente des Turbokapitalismus behielt der Staat im eigenen Besitz. Nach
kurzer Zeit breitete sich in China ein bescheidener Wohlstand aus. Das liberale
Wirtschaftsleben änderte die Denkweise der Bürger. China zählt nicht zum
Kulturkreis des Abendlandes. Doch der Bann des freien Zeitgeistes des
Abendlandes tat hier ebenfalls seine Wirkung. Ende der 80er Jahre formierte
sich eine Opposition, welche die Demokratisierung des politischen Lebens von
der Parteihierarchie forderte. Mutige junge Leute, darunter Studenten der Hochschulen
demonstrierten Tag für Tag landesweit, vor allem aber auf dem Tienanmen Platz67 in Pekings Zentrum. 67Tienanmen
Platz - der Platz des himmlischen Friedens; zentraler Platz in Peking. Zuletzt waren sie über hunderttausend, die
für die politischen Freiheiten eintraten. Transparente und Wandzeitungen
nannten die Führung faschistisch. Tatsächlich stand das neue Regime mit freier
Wirtschaft aber straffer politischer Ordnung näher zu dem Faschismus, als zu
dem Bolschewismus oder der liberalen Demokratie, auch wenn sich das Land
kommunistisch nennt. Die Politiker konnten den Trend der Wirtschaft kurzfristig
ändern, behielten aber die politische Diktatur bei, da sie die Macht nicht
verlieren wollten. Es liegt in der Natur der Sache, dass die freie Wirtschaft
mehr Zeit benötigt, um ein unzeitgemäßes Politsystem an sich anzupassen, als
umgekehrt. Zuletzt verdrängt das Zeitgemäße das Anachronistische. Wie lange
aber die Liberale Demokratie zeitgemäß bleibt, ist eine andere Frage!
Im Herbst 1989
zeigten Maos Jünger, wer Herr am Tienanmen Platz ist und ließen die
Demonstranten mit Panzern niederwalzen. Nach Augenzeugenberichten blieben 3.600
Tote auf dem Platz des Himmlischen Friedens zurück.
In Russland mussten
die alten Bolschewiken ebenfalls aussterben, bis es zu Änderungen kam. Als
Breschnew,69 69Breschnew
Leonid Iljitsch 1906-1982. Nach Chruschtschows Sturz Partei- und
Staatsoberhaupt der SU.
der langjährige Parteiführer nach Chruschtschow 1982 starb, übernahmen
nacheinander zwei Greise sein Amt. Sie starben beide kurze Zeit nach ihrem
Amtsantritt. Dann wurde 1985 Gorbatschow70 70Gorbatschow
Mihail Sergejewitsch 1931 - Ab 1985 Generalsekretär der KPdSU. Stammte aus
einer wohlhabenden Bauernfamilie. Als Kleinkind erlebte er die Hungersnot, die
auf Stalins Kolchosenregime folgte. Wollte das marode Sowjetsystem reformieren
und scheiterte mit seinen halben Lösungen. Doch dank seiner
Einsicht, schlug Russland die zeitkonforme, plurale Wirtschaft und politischen
Kurs ein. zum Generalsekretär der Partei gewählt. Er propagierte die
Perestroika,71 71Perestroika
- Umgestaltung, Umbau.
was die Vermenschlichung des Bolschewismus sein sollte, ohne das ganze System
umstürzen zu wollen. Er musste aber schließlich erkennen, wie vorher Nagy oder
Dubcek, dass der Bolschewismus als Ganzes gestürzt werden musste, weil der
Bolschewismus die Unmenschlichkeit in sich trug.
Nach drei Jahren
Perestroika beziehungsweise halben Reformen, stagnierte die Sowjetwirtschaft
schlimmer als vorher. Während des 70-jährigen Bestehens der Sowjetunion lag der
Lebensstandard seiner Bürger auf dem Niveau eines Drittweltlandes. Die
sowjetische Ökonomie konnte nie mit der des Abendlandes Schritt halten, obwohl
das Sowjetreich ein Sechstel der Erde, mit allen erdenklichen Ressourcen
gesegnet, beherrschte. Seine Industrie brachte zwar einige hervorragende
Kriegsgeräte zustande, doch gerade die Entwicklungen in der Kriegstechnik
führte die Sowjetführung zur Erkenntnis der Unfähigkeit der Sowjetwirtschaft,
mit dem Westen schritthalten zu können, als die Amerikaner an einem
Antiraketen-System herumzubasteln begannen. Gorbatschow versuchte, die
Amerikaner von ihren Antiraketen-Plänen abzubringen und traf sich mehrmals mit
dem amerikanischen Präsidenten Reagan.72 72Reagan
Ronald Wilson 1911 –2004. 40. Präsident der USA. Reagan drängte auf die Durchsetzung der
Menschenrechte im sowjetischen Machtbereich. Eigentlich redeten sie aneinander
vorbei.
An einem Wochenende
im April 1986 explodierte in der ukrainischen Stadt Tschernobyl durch
verschiedene unglückliche Fehlgriffe ein Atommeiler. Die Katastrophe forderte
in der folgenden Zeit mehrere tausend Tote und machte hunderte Quadratkilometer
Land für Jahre unbewohnbar. Gorbatschow kam zu der Erkenntnis: Eine einzige
sowjetische oder amerikanische Atombombe habe die hundertfache Wirkung dieser
Katastrophe. Ein Atomkrieg würde aller Wahrscheinlichkeit nach alles Leben auf
der Erde auslöschen, was ein dummer Fehlgriff oder ein verwirrtes Hirn
jederzeit entfesseln könnte. Vermutlich durch diese Erkenntnis vereinbarten sie
in Washington ein Abkommen über den Abbau ihrer atomaren Raketen und
bestätigten den Vertrag einige Wochen später in Moskau. Über die Ausführung sicherten
sie der jeweiligen Gegenseite Kontrollrecht auf eigenem Territorium zu und
beide Parteien zogen ihre Raketen aus Europa ab.
Im Sommer 1988 rief
Gorbatschow zu einer Parteikonferenz die 5.000 Delegierten des Gesamtsowjets
zusammen und ermunterte die Delegierten zur Diskussion seiner Vorschläge. Das
letzte Mal hatte dieser Kongress vor 50 Jahren getagt. Damals hatte der
Kongress nicht die Aufgabe zu diskutieren, sondern Stalins Pläne einstimmig
anzunehmen. Die Partei der Bolschewiken ließ seit ihrer Machtübernahme über
Russland zum ersten Mal die Diskussion zu. So kam es innerhalb der Partei zur
Bildung von Fraktionen. Auf der einen Seite standen die Reformer um Jelzin,73 73Jelzin Boris Nikolajewitsch 1931 - 2007
Reformfreudiger Parteisekretär der KP. Moskau. Bei den ersten freien Wahlen
wurde er vom überwiegenden Teil der Bevölkerung zum Präsidenten Russlands (der
russischen Föderation) gewählt. der ein Jahr zuvor von den Konservativen verdrängte Parteisekretär von
Moskau. Die Reformgegner scharten sich um Ligatschow,74 74Ligatschow
Jegor Kusmitsch 1920. Sowjetischer Politiker auf verschiedenen hohen
Parteiposten, zuletzt Stellvertreter Gorbatschows, als Stellvertretender
Präsident des Obersten Sowjets. Im August 1991 war er der Hauptdrahtzieher des
Putsches gegen die Reformen. der Sekretär des Zentralkomitees der Sowjetisch-Kommunistischen Partei.
Gorbatschow hielt die Waage in der Mitte. Außer wenigen Mutigen um die zwei
Pole herum, tendierten die übrigen Genossen erfahrungsgemäß vorsichtig. Man
konnte nie wissen, welche der Gegenseiten sich durchsetzte und dann: Bumm-Bumm,
bestenfalls Verbannung nach Sibirien. Gorbatschows Vorschlägen konnte man
gefahrlos zustimmen, schließlich enthielten sie nichts Neues. Lediglich die
bisherige Praxis wurde beurkundet: Der oberste Parteichef, der bis jetzt das
Sagen im Staat hatte, sollte künftig den Posten des Staatschefs übernehmen.
Außerdem sollten die lokalen Parteisekretäre die Vorsitzenden in lokalen
staatlichen Ämtern werden. Na also, die Partei sorgt sich auch um die Genossen
der unteren Ebenen. Alle Neuerungen wurden vom Kongress gutgeheißen und
Gorbatschow zum Staatsoberhaupt gewählt. Um dem neuen Kurs die Legitimation zu
geben oder aus Furcht vor den Konservativen, wurden allgemeine Wahlen auf März
1989 ausgeschrieben. Bei diesen Wahlen durften sich um denselben Posten mehrere
Kandidaten bewerben. Also echte alternative Wahlen! Neben Freiheit der
Diskussion, die wichtigste Neuerung. Bisher galt für die Wähler, entweder die
vorgedruckte Kandidatenliste in die Urne werfen oder sich als
Konterrevolutionär, Reaktionär oder ein ähnlich schädliches Element zu
entlarven. Im höchsten Partei- und Staatsamt hoffte Gorbatschow alle Fäden in
der Hand zu haben, um das Sowjetreich nach eigenen Vorstellungen umgestalten können.
Die führende Rolle der kommunistischen Partei beibehalten und die
Nationalökonomie nach den Gesetzen der freien Marktwirtschaft gehen lassen.
Vor den Wahlen
entwickelte sich ein richtiger Wahlkampf und die Volksabstimmung im März 1989
brachte den Reformern endgültig den Sieg. Jelzin bekam 89Prozent der Stimmen in
seinem Wahlkreis. In Leningrad und Kiew verloren die Parteibürokraten fast
vollständig ihre Ämter. Viele bekannte Oppositionelle wie der verbannte
Atomphysiker Sacharow,75 75Sacharow
Andrei Dimitrijewitsch 1921-1989 - Russischer Atomphysiker, war maßgeblich an
der Entwicklung der sowjetischen Wasserstoffbombe beteiligt. Ab 1968 trat er
für die Liberalisierung des Sowjetsystems ein. Dafür wurde er nach Sibirien
verbannt. wurden zu
Deputierten gewählt. Die neuen Volksdeputierten waren nicht mehr die
Marionetten der Parteiführung. Sie sorgten für Reformen und den Aufbau eines
demokratischen Staatsapparates. Im März 1990 wurde das Alleinvertretungsrecht
der Partei aus der Verfassung gestrichen und damit der Weg zum
Mehrparteiensystem freigemacht.
In den von der
Sowjetunion okkupierten Ländern traf die Liberalisierung in Russland auf breite
Resonanz. Mit dem Ende der Alleinherrschaft der Kommunisten gingen die Völker
des östlichen Mitteleuropas daran, die sowjetische Vormundschaft abzuschütteln.
In Polen war es
wegen allgemeinen Preiserhöhungen bereits zehn Jahre zuvor im Herbst 1980 zum
landesweiten Generalstreik gekommen. Das Zentrum der Streikbewegung wurde die
Schiffwerft in Gdansk-Danzig, wo die Arbeiter eine von der kommunistischen
Einheitsgewerkschaft unabhängige Vertretung, die Solidarnosc76 gründeten. 76Solidarnosc
- Solidarnosch - Solidarität. Erster unabhängiger Gewerkschaftsverband in
Polen, überhaupt im bolschewistischen System. Um das streikende Volk wieder zur Arbeit zu
bewegen, musste das Regime die Solidarnosch anerkennen. Auf Moskaus Druck hin
putschte ein Jahr später ein General und übernahm die Macht. Rief gleich den
Notstand aus, verbot die Solidarnosch und internierte ihre Führung. Trotz
Unterdrückung wuchs die Solidarnosch zu einer oppositionellen Bewegung an.
Gleichzeitig zum Tauwetter in Russland trat die Solidarnosch bei den
Parlamentswahlen 1989 an und gewann mit zwei anderen Oppositionsparteien gegen
die Kommunisten. Die Solidarnosch bildete nun die neue Regierung. Damit endete
die Zeit des Kommunismus in Polen. Auf das Ende der sowjetischen Okkupation
musste das Volk aber noch warten.
Mit dem bewaffneten
Aufstand von 1956 demonstrierten die Ungarn, dass sie jede Form des Kommunismus
ablehnten. Im folgenden Jahr, nach der Niederschlagung des Freiheitskampfes,
hoffte jeder auf ein Wunder, auf eine Revolution in Moskau, welche die
Bolschewiken stürzen würde. Man hätte sogar einen Krieg zwischen den
Supermächten in Kauf genommen, wenn dabei die Amerikaner Sowjetrussland
zerschlagen hätten. Nach dem Sputnikschock kam die schreckliche Erkenntnis,
dass Ungarn wahrscheinlich für Jahrzehnte in den Fängen der Sowjets bliebe. So
musste man sich mit der Kadarclique77 77Kádár
János 1912-1990 - Wurde während der Niederschlagung des ungarischen Aufstandes
1956 von den Sowjets zum Partei- und Regierungschef eingesetzt. Vor dem Krieg
schlug er sich als Conférencier in den Lokalen der Budapester
Vergnügungsviertel durch. Sein Talent, Moskaus Ukas-e an das Volk
weiterzuleiten war unübertrefflich. Daher konnte er 32 Jahre lang Moskaus
Statthalter bleiben.
arrangieren und mit dem Gulaschkommunismus vorliebnehmen. Ende der 80er Jahre
ersetzte Moskau seinen alten Lakaien Kadar durch Flexiblere der jungen
Generation. Die Jungen merkten rechtzeitig, dass es mit dem Sowjetstern abwärts
ging. Sie verstauten nun die roten Fahnen und roten Krawatten ihrer Väter in
den Klamottenkisten und lösten die KP auf. Sie wollten nichts mehr mit dem
Kommunisten zu tun haben und wandelten sich zu ungarischen Sozialisten. Anderen
banden sich vornehme, rotblau gestreifte - getupfte liberale Fliegen um den
Hals und wurden zu Liberaldemokraten. Auf dem 33. Jahrestag des
Freiheitskampfes wandelte sich unter Glockengeläut der Kirchen und
Freudentränen der Bevölkerung die Volksrepublik zur Republik Ungarn. Bei den
freien Wahlen im April 1990 gewannen die neu formierten bürgerlichen Parteien
91Prozent der Stimmen und die Regierung wurde von einer vermeintlich
nationalen, Mitte-Rechts-Koalition gebildet. Zu den Sozialisten (nicht mehr
Kommunisten) gesellten sich ihre liberalen Genossen und stellten die
Opposition.
Die
Mitte-Rechts-Koalition bekam von der großen Mehrheit der Nation den Auftrag,
Recht und Freiheit im Sinne der nahezu 1000- jährigen Verfassung des Landes zu
restituieren und die nationale Souveränität wiederherstellen. Die neue
Regierung musste vorsichtig zu Werk gehen, um das Erreichte nicht zu gefährden.
Die Rote Armee stand noch im Lande und bis zu ihrem Abzug gab es keine
wirkliche Freiheit, noch Unabhängigkeit.
Die neu Gewählten
gingen aber schon vor ihrer Wahl einen Kuhhandel mit den Kommunisten ein. An
den „Vereinbarungen am Runden Tisch“ sicherten damals noch oppositionelle
Politiker für die Kommunisten Straffreiheit für Straftaten, die während der
Diktatur begangen worden waren. Schließlich kamen die meisten Kandidaten,
gleich welcher Couleur, aus der von den Besatzern etablierten Gesellschaft,
gleichgültig welche Partei das Volk auch wählte. So kam es nur zu einem Regime-
und Generationenwechsel, aber die alte Nomenklatur behielt ihre Positionen.
Bei den ersten
Wahlen war es dennoch nicht zu vermeiden, dass einige Sechsundfünfziger78 78Unter „Sechsundfünfziger“ verstehen die
Ungarn die Teilnehmer des Freiheitskampfes von 1956 oder den, der sich für
dessen Ziele einsetzt; nationale Unabhängigkeit; freiheitliche Staatsordnung;
freie soziale Marktwirtschaft. oder Antikommunisten ins Parlament gelangten, die keine Kompromisse
unterschrieben und die Henker der Okkupanten vor Gericht sehen wollten. Eiligst
wurde ein Amnestiegesetz von der Mehrheit der Abgeordneten angenommen. Der
Rüffel kam prompt vom Nazijäger Wiesenthal,79 79Wiesenthal
Simon 1908 - 2005 Baute eine Organisation auf, mit dem Ziel, Personen, welche an
der Judenverfolgung beteiligt waren, aufzuspüren und zu bestrafen. doch er wurde beruhigt, denn die Amnestie
galt ausschließlich nur für an den Ungarn verübten Unmenschlichkeiten.
„Kriegsverbrechen“ blieben ja, weiterhin verfolgt. So nörgelte auch Herr Wiesenthal
nicht weiter.
Selbstverständlich
schlossen diese Neodemokraten mit den Kapitalisten ebenfalls ihren Kompromiss.
Vor den Wahlen reisten Sozialisten und Bürgerliche gemeinsam nach London City
und versprachen, die 20 Milliarden Dollar Schulden, die die Kommunisten von den
Superbankiers aufgenommen hatten, zu übernehmen und die Wucherzinsen
weiterzuzahlen. Die neue Regierung gedachte aus dem Erlös der Reprivatisierung
des Staatseigentums die Auslandsschulden begleichen zu können. Das
Reprivatisierungsgesetz speiste dann die ehemaligen Eigentümer, der vor 40
Jahren verstaatlichten Güter mit einem Taschengeld ab. Ihr ehemaliger Besitz
wurde an multinationale Firmen verscherbelt, in der Hoffnung, die Multis würden
dann die Wirtschaft in Schwung bringen. Diese Annahme erfüllte sich nur
teilweise. Einige Firmen nutzten die niedrigen Löhne im Lande, andere kauften
ihre Konkurrenzbetriebe auf und legten sie still. Um die Entlassenen musste
sich dann der Staat kümmern. Andere Firmen wurden von Cliquen wie der Genosse
Parteiobmann, Direktor, Jugendsekretär oder dergleichen angeeignet. Wenigstens
blieben diese Betriebe in ungarischem Besitz. Allerdings mit dem Problem, dass
die Meisten dieser Genossen ihre Posten nicht durch Fachkenntnisse, sondern
über Parteibeziehungen erhielten. Demzufolge konnten sie nur in der gleichen
Art und Weise weiter wirtschaften wie bisher. Es ist nur zu hoffen, dass die zu
Herren Direktoren gewordenen Genossen bald ihr Metier beherrschen werden.
Der Erlös aus der
Reprivatisierung versickerte dann irgendwohin,80 80Auf
Anweisung einer nationalen Regierung konnte die Staatsanwaltschaft die Kinder
der ehemaligen Nomenklatur leicht zur Rechenschaft ziehen, wie sie zu ihrem
milliardenschweren Vermögen kamen. Kein Wunder, dass sie schon das Wort
national fürchten wie Teufel das heilige Wasser. wie seinerzeit die durch die Kommunisten
aufgenommenen Kredite. Dafür verdoppelte sich der Schuldenberg. Dieser Fluch
liegt über der Wirtschaft aller ehemaliger Ostblockstaaten und hindere sie an
dem ökonomischen Weiterkommen, bis das neu entstandene Unternehmertum die
Taktik des Erfolges aneignet und für sein Tun, die Verantwortung zu übernehmen
bereit ist. Schließlich sind Ungarn oder Sachsen nicht dümmer, als Schwaben
oder Österreicher!
Ungeachtet des Zerfalls
des Weltkommunismus, feierten die Nutznießer der Deutschen Demokratischen
Republik das 40-jährige Jubiläum ihrer Privilegien. Als die Genossen feierten,
floh die Jugend scharenweise via Ungarn und der Tschechoslowakei nach
Westdeutschland. Die von der Partei organisierten Kundgebungen für das Jubiläum
wurden bald zu Demonstrationen gegen das Regime. Wir sind das Volk, schrie die
Menge den Parteifunktionären ins Gesicht, als sie in Volkes Namen agierten, bis
diese schließlich nachgeben mussten. Zuerst trat Moskaus oberster Statthalter
zurück. Einige Tage darauf sein Nachfolger. Auf Druck der Demonstranten mussten
die Kommunisten am 9. November 1989 selbst die Grenzen Richtung Westen öffnen
und noch am gleichen Abend bekam die Berliner Mauer ihre ersten Löcher. Zuletzt
entstand die Regierung der Nationalen Verantwortung, die dann freie Wahlen
vorbereitete, was zuletzt zu der Vereinigung beider deutscher Staaten führte
Unglaublich, dass
einige vaterlandslose Gesellen, Internationalisten, Kosmopoliten aus dem Lager
der Grünen, Liberalen und Sozialdemokraten im westdeutschen Bundestag gegen die
Wiedervereinigung Sturm liefen. Großbritanniens Eiserne Lady, Premierministerin
Thatcher,81 81Thatcher
Margaret Hilda 1925 – 2013 Konservative Premier (Ministerpräsidentin)
Großbritanniens. machte
gegen die Wiedervereinigung Front bei den Verbündeten, die eigentlich auch
Deutschlands Verbündete waren. Frau Thatcher lag wohl weniger an Polens
Freiheit als ihrem Amtsvorgänger Chamberlain. Die Sowjettruppen hätten nämlich weiterhin
polnisches Gebiet beansprucht, um ihr Besatzungsrecht in Deutschland aufrecht
zu erhalten. Aber die neue Russische Nationalversammlung blieb ebenfalls eisern
und schenkte Mitteleuropa die Freiheit! Die Einigung wurde trotz aller
Widerstände am 3. Oktober 1990 vollzogen.
Der
Zwei-plus-vier-Vertrag zwischen beiden deutschen Staaten und den vier
Besatzungsmächten besiegelte die Wiedervereinigung. Dabei verzichtete die
vergrößerte Bundesrepublik auf alle entwendeten ehemaligen Reichsgebiete und
auf die Produktion oder den Besitz von ABC-Waffen. Weiter beschränkte der
Vertrag die Bundeswehr auf 370.000 Mann und regelte, dass Truppen aus anderen
Nato-Staaten das Gebiet der ehemaligen Sowjetzone nicht betreten dürften.
Auf alle Fälle
behielten die Angelsachsen ihr Recht, Deutschland besetzt zu halten. Einen
Friedensvertrag mit dem vereinigten Deutschland gibt es immer noch nicht. So
ist die Berliner Bundesregierung genötigt, den Anweisungen der Deep State nachzukommen, wenn sie nicht abgesetzt werden will.
Die Sowjettruppen
verließen nacheinander die Tschechoslowakei, Ungarn, Deutschland und Polen. Der
freiwillige Abzug ist auf lange Sicht eine kluge Investition der russischen
Politik. Mit der Zeit wird der Hass auf die Okkupanten einer Art moralischer
Verpflichtung weichen und irgendwann einmal wird Russland die Freundschaft
Europas benötigen.
In Prag begannen am
20.Jahrestag der Okkupation durch Ostblock-Truppen die Demonstrationen gegen
das Regime. Diese erste Demonstration konnte noch durch die Staatsgewalt
aufgelöst werden. Die Demonstrationen hörten aber nicht auf, im Gegenteil,
zuletzt forderten Hunderttausende die Demokratie. Die Machthaber änderten die
Regierung und nahmen Oppositionelle in den Ministerrat auf. Nach und nach
mussten die Kommunisten von ihrer Macht mehr und mehr abgeben. Bis Ende 1989
verloren sie den Posten des Ministerpräsidenten. Schließlich mussten sie die
Mehrheit dem Kabinett der Opposition überlassen. In den Wahlen 1990 entsagte
das Wahlvolk endgültig dem Kommunismus.
Parallel zu den
politischen Umwälzungen in der Tschechoslowakei forderten die Slowaken ihre
Unabhängigkeit und den Austritt aus der Föderation. Die Tschechoslowakei konnte
nach dem Zweiten Weltkrieg die deutsche Minderheit, über drei Millionen
Menschen, aus dem Land vertreiben. Die Tschechen brauchten nun die Slowaken
nicht mehr, um die slawische Mehrheit in ihrem Lande zu sichern. Vielleicht
merkten inzwischen die Politiker in Prag die günstige geopolitische Lage ihres
Landes, dass es keinem der potenziellen Kriege im Wege steht. Zusammen mit der
Slowakei dagegen würden sie in jeden Konflikt hineingezogen werden. Nach
Volksabstimmungen trennten sich die beiden Völker friedlich in zwei souveräne
Staaten; zu Tschechien bzw. der Tschechischen Republik und zur Slowakischen
Republik.
Die Slowakei durfte
aus der Tschechoslowakei austreten, die Südgrenze der Slowakei trennt aber
Hunderttausende, es waren einmal eine Million Ungarn von ihrem Mutterland! Die
Ungarn haben komischerweise kein Recht, sich an ihr Mutterland anzugliedern.
Obwohl die Ungarn ebenso wenig gefragt worden sind wie seinerzeit die Slowaken,
ob sie Tschechoslowaken werden wollten! Außerdem standen Ungarn und die
Slowakei in beiden Weltkriegen auf der einen und gleichen Seite. Die Ungarn
sind wohl aus der Menschenrechtskonvention der Siegermächte ausgeklammert.
Der Reformflügel
der bulgarischen KP entließ ihren langjährigen Vorsitzenden. Anschließend
setzten sie ihn wegen Korruption unter Anklage. Dann ließen sie die Opposition
und die Pressefreiheit zu. Die nächsten Wahlen brachten dann eine
pluralistische Staatsform zustande.
Die Erben des
Ultrakommunisten Hodscha in Albanien waren flexibel genug, um zu merken, dass
ihre Alleinherrschaft abgelaufen war und überließen die Macht einem
Mehrparteienregime.
Einzig die
Proletarierfamilie Ceausescu,82 82Ceausescu
Nicolae 1918-1989 - Wurde 1965 zum ersten Sekretär der rumänischen KP gewählt.
Seine Genossen im Zentralkomitee wählten ihn als Übergangslösung, weil er nicht
nur der Jüngste, sondern auch der Dümmste von ihnen war. Dank seiner
Bauernschläue konnte sich Ceausescu auf seinem Posten behaupten und sich bald
Conducator, d. h. Führer nennen lassen. Er selbst erlernte das
Schuhmacherhandwerk. Seine Frau, mit sechs Jahren Volksschule hinter sich,
wurde zur Präsidentin der Rumänischen Akademie der Wissenschaften. Sohn Nicu
hätte selbstverständlich Vaters Posten erben sollen. welche in Rumänien herrschte, nahm die
Veränderungen um sich herum nicht wahr. Wie alle roten Diktatoren wollte
Ceausescu sein Land zur führenden Industrienation umwandeln. Die unpopulärste
Anordnung, um des großen Zieles willen, war die Reduzierung der
Wohnungstemperaturen auf 19°C. Parallel zur Anzahl der durchgefrorenen Winter
wuchs beim Volk der Hass auf den Diktator. Sein letztes Hirngespinst war der
Abriss kleiner Dörfer und die Umsiedlung ihrer Bewohner in zentrale
sozialistische Städte. Vor allem bei der deutschen und ungarischen Minderheit
stieß dieser Plan auf Ablehnung. Sie fürchteten die Umsiedlung von ihrer
Siebenbürgischen Heimat nach Altrumänien. László Tökés,83 83Tökés
László 1957 - Reformierter Pfarrer in Temesvár - Temeschburg. Im Jahre 2009
wurde er von der ungarischen Minderheit in Siebenbürgen zu ihrem Abgeordneten
im EU-Parlament gewählt. Dort bemüht er sich, für die Rechte seiner Volksgruppe
einzutreten, leider ohne viel Erfolg! der Pfarrer der reformierten Kirchgemeinde in
Temesvár - Temeschburg verurteilte in seiner Predigt und in einem TV-Interview
die Dörferzerstörungen. Als ihn dafür die Staatssicherheit verhaften wollte,
umstellten Gemeindemitglieder Kirche und Pfarrhaus, um ihren Pfarrer zu
schützen. In der ersten Nacht versuchte der Staatsschutz die Gläubigen mit
Wasserwerfern auseinander zu bringen. Am Tag darauf demonstrierten dann nicht
nur die Ungarn allein, sondern die ganze Stadt; Banat-Schwaben, Rumänen, alle
Bevölkerungsgruppen.84 84Außer
der Nationalität gibt es konfessionelle Unterschiede zwischen den Bewohnern
Siebenbürgens. Die Ungarn sind reformiert oder römisch-katholisch; die Sachsen
zumeist Lutheraner; die Schwaben römisch-katholisch und die Rumänen orthodoxen
Glaubens. Die
Staatssicherheit schoss in die Menge und tötete mehrere Demonstranten. Sofort
griffen die Unruhen auf die Nachbarstadt Arad und einige andere siebenbürgische
Städte über. Ceausescu ließ für sich in der Hauptstadt Bukarest eine
Sympathiekundgebung zusammentrommeln. Als er zu den Versammelten reden wollte,
schrie ihm die Menge zu: Hau ab! Du Ratte! Die Demonstranten waren schon dabei,
das Radio, die Amtshäuser und den Präsidentenpalast zu erstürmen. Ceausescu
blieb wirklich, nur das Abhauen übrig. Seine Frau zog ihn vom Mikrofon weg und
sie flohen mit einem Hubschrauber. Das Radiostudio und die Fernsehanstalt
wurden von den Aufständischen besetzt. Der Staatssicherheitsdienst hielt noch
einige Verwaltungsgebäude, aber das Militär schloss sich dem Aufstand an.
Während Volk und niederes Militär gegen den Sicherheitsdienst kämpften,
bildeten Ceausescus ehemalige Stiefellecker die Nationale Errettungsfront und
übernahmen die Regierungsgewalt. Ihren ehemaligen Chef setzten sie ab und gaben
gegen ihn einen Fahndungsbefehl heraus.
Als das Benzin in
Ceausescus Flucht-Helikopter zur Neige ging, fuhren sie per Autostopp weiter
und liefen schnurstracks in eine Kontrollstelle des revolutionären Militärs.
Die Soldaten machten dem Ehepaar Ceausescu am zweiten Tag ihrer Festnahme, am
Weihnachtstag 1989, den Prozess und verurteilten sie zum Tode. Sobald die
Ceausescus aus dem Gerichtssaal geführt worden waren, wurden sie von
herumstehenden Soldaten kurzerhand an die Wand gestellt und diese schossen ihre
Magazine leer. So ungestüm entlud sich der Hass der einfachen Soldaten auf das
Diktatorenpaar.
In den anderen
Ostblockländern verlief der Regimewechsel unblutig. So kann auch erklärt
werden, dass viele Repräsentanten des alten Regimes beziehungsweise ihre
Nachkommen zu ebenso guten Positionen kamen, wie sie vorher innehatten. Wie war
dies aber in Rumänien möglich, wo ein Volksaufstand das Regime gestürzt hatte?
Hier kamen noch dubiosere Figuren an die Macht als in den anderen
kommunistischen Ländern. Offensichtlich benötigt jedes Regime die 5Prozent
schlauen Streber, die fähig sind, die restlichen 95Prozent der Bevölkerung zu
beherrschen; die Demokratie ebenso wie die Diktatur.
Am 50. Jahrestag
des Hitler-Stalin-Paktes bildeten fast 2 Millionen Balten durch alle drei
baltischen Staaten hindurch eine lebende Menschenkette. Mit dieser riesigen
Demonstration forderten sie die Wiederherstellung ihrer nationalen
Souveränität. Die meisten Sowjetrepubliken warteten ebenfalls auf die
Gelegenheit, aus dem Sowjetstaat austreten zu können.
Die Sowjetregierung
suchte eine für alle Teilrepubliken annehmbare Lösung, um das Reich
zusammenzuhalten, als der Putsch der Reformgegner im August 1991 losbrach. Gorbatschows
Stellvertreter und einige konservative Politiker nutzten ihre Beziehungen zum
Geheimdienst und zur Armeespitze. Sie ließen auf Moskaus Straßen Panzer
auffahren, besetzten die Medienhäuser und verhängten ein Versammlungsverbot.
Gorbatschow, der gerade auf der Krim in den Ferien war, enthoben sie all seine
Ämter und stellten ihn unter Hausarrest.
Der frei gewählte
Präsident der Russischen Teilrepublik Jelzin und die Reformisten sammelten sich
im Weißen Haus,85 im
russischen Parlamentsgebäude. 85Weißes Haus – Hier ist das
Parlamentsgebäude der Russischen Föderation gemeint. So genannt wegen seinen
weißen Marmorfassaden. Das
Volk ignorierte das Ausgangsverbot und demonstrierte auf Moskaus Straßen gegen
die Putschisten. Auf die Panzer, die das Weiße Haus für die Putschisten erobern
sollte, flogen die ersten Molotow-Cocktails.86 86Molotow Cocktail - Mit brennbarer
Flüssigkeit gefüllte, verzapfte Glasflasche mit einer Lunte, die vor dem Werfen
angezündet wird. Die Waffe des armen Mannes. Mehrere Sowjetpanzer wurden damit
auf den Straßen von Budapest im Herbst 1956 abgefackelt. Dann lief die Panzereinheit zu Jelzin
über. Mehrere Truppenkommandanten verweigerten den Befehl der Putschisten, das
russische Parlament zu stürmen. Die Putschisten blieben auf sich allein
gestellt und mussten nach drei Tagen aufgeben.
Das Parlament der
russischen Teilrepublik wandte sich gegen den Obersten Sowjet, aus welchem die
Putschisten stammten. Die Abgeordneten forderten das Verbrechersyndikat der Kommunistischen
Partei zu verbieten. Gorbatschow, derweil dem Hausarrest entronnen, verteidigte
seine Partei und rief: Wollen sie eine Partei verbieten, die 18 Millionen
Mitglieder zählt? Wie viele Karrieristen und wie viele Kommunisten gab es in
dieser Partei? - konterten die Reformer. Jelzin brachte die Diskussion auf den
Punkt, hob seine Hand hoch: „Mit diesem Füller habe ich gerade das Verbot der
Kommunistischen Partei in der Russischen Föderation unterschrieben!“ Der
Bolschewismus verschwand von einem Tag auf den anderen aus der Weltgeschichte.
Nur seine Nutznießer weinen ihm noch nach.
Die Ukraine,
Weißrussland und Aserbaidschan traten aus der Sowjetunion aus. Die
Sowjettruppen, die die baltischen Staaten besetzt hielten, zogen ab. Estland,
Litauen und Lettland wurden noch im August 1991 mit Einverständnis des Obersten
Sowjet unabhängig.
Den Zerfall des
Sowjetreiches betrachtete Washington mit einem lachenden und einem weinenden
Auge. Was würde geschehen, wenn die sowjetischen Atomwaffen in falsche Hände
gerieten? Sie unterstützten Gorbatschow bis zum Gehtnichtmehr. Wirklich oder
nur zum Schein? Anfang Dezember 1991
gründeten unter russisch-amerikanischer Patenschaft; Russland, Weißrussland und
die Ukraine die GUS,87 87GUS - Gemeinschaft Unabhängiger Staaten. zu dem sich bald Armenien, Aserbaidschan,
Kasachstan, Kirgisien, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan anschlossen.
Am Silvester 1991 trat Gorbatschow von seinem nicht mehr existenten Amt zurück,
damit endete nun die Sowjet Union.
Amerika blieb
allein als Weltpolizist übrig. Nun ist die Zeit gekommen, die Welt mit Amerikas
Novus Ordo Seculorum88 88Novus
Ordo Saeculorum - Neue Ordnung (der Zeit). zu globalisieren, wenn die Vereinigten Staaten
nicht selbst daran zugrunde gehen.
Am Ende des Ersten Weltkrieges
entlohnte die Entente ihre Verbündeten Rumänien und Serbien sehr großzügig,
auch wenn die neu gezogenen Grenzen mit dem Selbstbestimmungsrecht der Völker
unvereinbar waren. Serbien erhielt ein Drittel von Albanien, die ungarische
Batschka, Bosnien, Herzegowina, Kroatien, Mazedonien und Slowenien. In diesem
neuen Staat waren die staatstragenden Serben in der Minderheit. Aber um einen
Konsens mit den anderen Staatsvölkern war die Staatsführung nicht bemüht. In
den Wirren des Zweiten Weltkrieges zerfiel Jugoslawien. Serbische Tschetniks,
das katholische Kroatien, kommunistische Partisanen, Gott weiß wie viele
Gruppierungen kämpften gegeneinander. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde
Jugoslawien als Föderation von sechs Teilrepubliken wiedererrichtet und von
Titos eiserner Hand regiert, vor allem aber von Jugoslawiens internationaler
Wiedererrichter in Leben gehalten. Auch während Titos Regime blieb die
serbische Ethnie die einzige Volksgruppe, die für Jugoslawien eintrat. So
konnte Titos Bundesstaat die serbische Hegemonie nicht entbehren, um die anderen
Bundesmitglieder bei der Stange zu halten. Mit dem Niedergang der
kommunistischen Diktaturen in den 90er Jahren, begann dieser von fremden
Interessen bestimmte Staat abermals zu zerfallen.
Serbien besaß zwei
autonome Provinzen. Im Norden, die zumeist von Ungarn bewohnte Batschka und
Banat - serbisch Vojvodina und im Süden den Kosovo mit 85Prozent albanischem
Bevölkerungsanteil. Das Parlament des Kosovos entschied sich mit großer
Mehrheit für den Austritt aus der Serbischen Republik, um sich als siebtes
Bundesland an Jugoslawien anzuschließen. Bevor die Ungarn ebenfalls ihren
Austritt erklärten, entzog das Belgrader Parlament im März 1989 beiden
autonomen Provinzen den Autonomiestatus und löste die Provinzparlamente auf, um
die serbische Herrschaft aufrechtzuerhalten. Während die Ungarn, ohne
Unterstützung vom Mutterland, im Batschka-Banat die serbische Gewalt
schluckten, traten die Albaner in einen Generalstreik. Jetzt forderten sie die
völlige Unabhängigkeit von Belgrad. Belgrad konnte die Proteste nur mit
Militärgewalt unterdrücken und stationierte Bereitschaftspolizei in der
Provinz.
Die Einverleibung
und Zurechtweisung nicht serbischer Provinzen brachte der Belgrader Führung
große Popularität in Serbien ein. Bei den Wahlen im Jahre 1991 konnten die zu
Sozialisten gewandelten Kommunisten auch die Opposition zulassen. Die
Sozialisten bekamen in Serbien die überwiegende Mehrzahl der Stimmen. Die
anderen Unionsrepubliken wurden von den Ereignissen im Kosovo und vom immer
stärker zu Tage tretenden Hegemonialanspruch Serbiens brüskiert und stimmten
für die Opposition. Bald verlangten Volksentscheide in Slowenien, Kroatien und
Makedonien den Austritt aus der Jugoslawischen Föderation. Als erster trat
Slowenien im Juni 1991 aus. Darauf rollten Panzer der noch bestehenden
Bundesarmee gegen das abtrünnige Mitglied. Einige Panzer wurden von den
Slowenen an der Grenze abgeschossen, woraufhin der Krieg nach zwei Tagen
eingestellt wurde. Einige Wochen später erklärte Kroatien und etwas später
Mazedonien den Austritt aus der Föderation. Serbien ließ Mazedonien ziehen.
Doch nun legte das unbeteiligte Griechenland Veto in internationalen Foren ein,
da der griechische Staat eine mazedonische Provinz habe und Athen befürchtete,
Konflikte mit dem neuen mazedonischen Staat zu bekommen. Die neue Regierung
Makedoniens arrangierte sich aber mit den Griechen.
Im Osten Kroatiens
lebte eine über eine halbe Million starke serbische Minderheit, welche sich an
Serbien anschließen wollte. Belgrad unterstützte und bewaffnete seine Landsleute
und schickte seine Armee zur Hilfe. Das neu entstandene Kroatien musste zuerst
seine eigene Armee organisieren. So schnitten die Serben das südliche Dalmatien
ab und eroberten Ostslawonien, wo sie die dort ansässigen kroatischen und
ungarischen Mitbewohner vertrieben hatten. Die kroatische Armee brauchte zwei
Jahre, um sich zu formieren, dann verjagte sie durch eine Offensive die Serben
aus Kroatien.
In Bosnien-
Herzegowina bestimmt die Konfession die Nationalität. Der 35-40-prozentige
orthodoxe Bevölkerungsteil im Osten und Nordwesten sind Serben. Die
15-20Prozent Katholiken im Südwesten sind Kroaten. Die Muslime oder Bosniaken
wohnen in der Landesmitte. Hier gibt es aber noch zerstreute Siedlungen von Serben
wie Kroaten. Die Serben hätten sich gerne an Serbien und die Kroaten an ihr
Mutterland Kroatien angeschlossen. Die Moslems wollten einen eigenen Staat.
Monate lang stritten die Volksgruppen im Bosnischen Parlament. Ihr Verhältnis
zueinander wurde immer angespannter. Da jede Seite von der Teilung mehr
forderte als es gerecht währen, führten die Verhandlungen zu keinem Resultat.
Die Paten Jugoslawiens und die Kriegsgewinner beider Weltkriege verboten aber,
jegliche Änderung an den von ihnen gezogenen Grenzen vorzunehmen. Warum wollten
die Serben in Serbien, die Kroaten in Kroatien leben89 89Morgen schon könnten die Mexikaner in
Kalifornien den Anschluss an Mexiko fordern oder die Schotten einen eigenen
Staat. Sie übten Druck
auf die Mutterländer aus, dass diese ihre Landsleute ja nicht in ihre Volksgemeinschaft
einzugliedern wagen!
Ungeachtet den
Drohungen proklamierten die bosnischen Serben im März 1992 den eigenen
Teilstaat in Bosnien, gleichzeitig ihren Entschluss, sich an ihr Mutterland
anzuschließen. Anfangs brannten einige Nachbarhäuser, wenn der Nachbar die
falsche Religion beziehungsweise Nationalität hatte. Dann begannen die Serben
die Muslime zu vertreiben. Wer mit dem Wegzug zögerte, wurde in ein Lager
gesteckt. Die Moslems bekamen Unterstützung von der UN und den Ölstaaten, mit
der sie der serbischen Übermacht einigermaßen trotzen konnten. Die UN
verlangte, die Einstellung der Feindseligkeiten und Rückkehr zum Status quo der
Vorkriegszeit; unabhängig davon, ob es den Betroffenen passte oder nicht.
Maßnahmen gegen Serbien in der UN scheiterten im Sicherheitsrat an Chinas und
Russlands Veto. Zuletzt zerbombten Nato-Bomber die Artilleriestellungen der
Serben, um die Stellungen der Muslime und zwangen die Beteiligten in einem
Staat zu leben, in dem keiner von ihnen leben wollte.
Im Kosovo wiederholten
sich die Ereignisse von Bosnien. Hier wollten sich die mindestens 85Prozent
albanische Mehrheit von der serbischen Minderheit nicht unterdrücken lassen.
Gegen die Praktiken der serbischen Bereitschaftspolizei mehrten sich die
Aktionen der UCK.90 90UÇK-Uşhtria
çlirimtare e Kosovës - Befreiungsarmee des Kosovo. Zur Verstärkung der Bereitschaftspolizei
erschienen 1998 serbische Armeeeinheiten, welche daran gingen, die albanischen
Städte nach und nach zu zerstören und die Bevölkerung nach Albanien oder in die
Nachbarstaaten zu vertreiben. Die Nato stellte ein Ultimatum an Serbien, dem
Gräuel ein Ende zu bereiten und UN-Ordnungskräfte im Kosovo zu lassen. Als die
Frist ablief, begann die Nato im Frühsommer 1999 einen Bombenkrieg gegen
Serbien. Serbiens Regierung trotzte lange den Bombardements, da sie auf
russische Hilfe hoffte. Der große Bruder war aber nicht mehr in der Lage, der
Nato die Stirn zu bieten. Außerdem hatte der Zar schon einmal mit einem
Serbien-Abenteuer Russland zugrunde gerichtet. Dies führte zur Bolschewisierung
Russlands und schließlich zum heutigen Verfall und der Misere des russischen
Reiches. Die Nato erwog, Bodentruppen in den Kosovo zu entsenden. Dann, nach 79
Tagen, lenkte die serbische Führung ein und zog ihre Armee aus dem Kosovo ab.
Sie musste der UN-Kontrolle über die Provinz zustimmen. Um das Gesicht zu
wahren, besetzte das russische UN-Kontingent vorzeitig Pristina, die Hauptstadt
des Kosovo; unter dem Jubel der serbischen Bevölkerung, aber unter Protestrufen
der Albaner.
Wer ist hier im
Recht? Die Serben, welche einen Moslemstaat auf europäischem Boden fürchteten?
Für Serbien und Europa ist es unabsehbar, zu welchen Verwicklungen ein
Moslemstaat auf dem Balkan in der Zukunft führt;91 91Für
einen Eroberer aus der Levante führt der Weg nach Europa über den Balkan.
Logischerweise muss ein Vorstoß hier aufgefangen werden. Ein Staatenbund,
welcher alle orthodoxen Balkanländer: Serbien, Montenegro, Bulgarien,
Makedonien, Griechenland und die Walachei-Moldau einigen würde, könnte hier, mit
genügender Unterstützung von dem übrigen Europa, für Abwehr sorgen. Die zweite
Stufe dieser Südostfront bilden die Südkarpaten und das Dinarische Gebirge. Die
Völker Siebenbürgens, Ungarns, Kroatiens und der Slowakei schützten diese
Grenze über zehn Jahrhunderte lang, in der gleichen kulturellen, religiösen
Staatengemeinschaft bis die Sieger der Weltkriege diese Völker unüberlegt
gegeneinander hetzten.
oder die Albaner und Bosniaken, welche weder Kultur noch Religion mit den
Südslawen gemeinsam hatten und die slawische Hegemonie als Unterdrückung
empfanden. Über die Jahrtausendwende hinaus glüht der Balkankonflikt unter den
Nato- und UN-Friedenmachern weiter, solange die Friedensstifter keine klaren
Grenzziehungen nach ethnischen Aspekten bewilligen!
Als Nachspiel
erklärten die Globalisatoren den serbischen Präsidenten und einige serbische
und kroatische Generäle zu Kriegsverbrechern und zitierten sie vor ihr Haager
Kriegsgericht. Von Tito, dessen Partisanenbanden viel schrecklichere
Völkermorde gegen Kroaten Ungarn, Deutsche begingen, verlangten die Richter der
gleichen Auftraggeber keine Rechenschaft!
Bis zum
Waffenstillstandsabkommen zwischen dem Irak und dem Iran trotzte nur der
persische Gottesstaat Amerikas Nahostpolitik. Nach dem Krieg blieben zwei bis
an die Zähne bewaffnete Armeen übrig. Dank der Supermächte war der Irak zum
Ende der 80er Jahre die stärkste Militärmacht des Nahen Ostens geworden. Im
Vergleich mit Israel zählte Iraks Armee dreimal mehr Soldaten, dreimal mehr
Artillerie und angeblich viermal mehr Panzer. Man vermutete, dass in ein oder
zwei Jahren die irakische Atombombe einsatzbereit sei. „Israel sei Amerika und
Amerika sei Israel“, verkündete der amerikanische Präsident, als ihm klar wurde,
dass der Versuch den „persischen Teufel mit dem Beelzebub“ auszutreiben…
danebenging.
Der Krieg gegen
Persien brachte dem Irak einen riesigen Schuldenberg ein. Allein die
Vereinigten Staaten lieferten für zig Milliarden Dollar Rüstungen und sonstige
Güter. Gegenüber den Sowjets mussten die Schulden auch nicht weniger hoch
gewesen sein. Mit so hohen Schulden musste Iraks Staatshaushalt, trotz des
Ölreichtums bald zusammenbrechen. Was lag da näher, als das Geld bei den
kuwaitischen Ölscheichs zu holen. Schließlich war die Arabische Halbinsel seit
eh und je, ein kompakter Staat mit gemeinsamer Sprache und Religion gewesen.
Erst die Sieger des Ersten Weltkrieges zerschnitten Arabien nach guter
Kolonialherren-Manier und Eigennutz zu miteinander konkurrierenden Staaten.
Nicht zu Unrecht betrachten einige Nachfolgestaaten die Territorien des
Nachbarn als eigenes Staatsgebiet und streiten seit der Zerstückelung über die
Ungerechtigkeit an den von fremden Interessen gezogenen Grenzen. Aufgrund
dieser Tatsachen annektierte Saddam Hussein 1990 Kuwait und besetzte mit seiner
riesigen Kriegsmaschinerie das Emirat. Die Leibgarde des Scheichs mit ihren
vergoldeten Gewehrläufen konnte gerade noch die Herrscherfamilie ins Exil
eskortieren. Um ernsten Widerstand zu leisten, war sie nicht gerüstet. Die
Medien der Welt klagten sofort diese unerhörte Aggression an. Eine
UN-Resolution forderte die unverzügliche Räumung oder die Befreiung Kuwaits.
Die Staaten der Arabischen Liga waren geteilte Meinung über die Befreiungsaktion.
Acht Mitglieder stimmten gegen fremde Einmischung in die arabischen
Angelegenheiten und zwölf akzeptierten die Resolution. Der Irak war bereit, der
UNO Resolution nachzukommen, doch verlangte: Israel möge ebenfalls der zigsten
UNO Resolution nachkommen und die Palästinensergebiete gleichzeitig räumen oder
wenigstens Gespräche über den Abzug aufnehmen.
Die amerikanische
Diplomatie überzeugte die Saudis, dass sie als Nächste auf der Eroberungsliste
Saddams ständen. Sie sollten sich beeilen, ihr Land den Befreiern als
Aufmarschpiste zur Verfügung zu stellen. Die Saudis sind ebenfalls
Geschäftsleute und verlangten als Gegenleistung die Aufrüstung ihrer Armee, was
die Amerikaner bisher verweigert hatten. Ägypten wurde mit der Erlassung seiner
7 Milliarden Dollar Schulden in das Lager der Allianz gezogen. Die Nato-
Staaten sandten ebenfalls ihre Kontingente und Deutschland durfte statt
Soldaten 16 Milliarden Dollar beisteuern, mehr als die ganze Befreiung kostete.
Zuletzt weigerten sich die Araber Seite an Seite mit Israel in den Krieg zu
ziehen. So blieb Israel, dessen Sicherheit wegen Iraks Kriegsmaschinerie
vernichtet werden musste, den Kriegshandlungen fern. Das Sowjetreich war gerade
am zusammenstürzen so konnte Moskaus Meinung ignoriert werden.
Der Golfkrieg
dauerte nur einige Wochen. Die USAF auf Douhet’s Theorie der Totalen
Annihilisation, zerstörte mit ihrer totalen Luftüberlegenheit innerhalb einiger
Tage die irakischen Panzer und Logistik. Dabei gingen die meisten kuwaitischen
Ölquellen in Flammen auf. Die Gegner beschuldigten sich selbstverständlich gegenseitig
mit der Feuerlegung.
Nur wenige der
geschlagenen Iraker konnten sich aus dem Inferno retten und ihr Kriegsgerät
ging in den Schlachtfeldern verloren. Jetzt konnte Iraks Armee niemanden mehr
gefährden. Iraks Regime konnte sich aber trotz allem halten. Zu Washingtons
Ärger, da das UN-Mandat nur für die Befreiung Kuwaits galt, nicht aber dafür,
die ganze Welt unter die New World Order zu zwingen.92 92New
World Order - Neue Weltordnung.
12. NEUE
WELTORDNUNG
Die Konjunktur der
Nachkriegsjahre in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war das goldene
Zeitalter des Abendlandes in Amerika wie im westlichen Europa. Westeuropa lebte
in diesem Wohlstand sehr behaglich unter amerikanischer Schirmherrschaft. Weder
die im Krieg Besiegten noch die Befreiten Europäer sträubten sich, sich der
Washingtoner Herrschaft unterzuordnen, damit wurde auch die Sorge um die
Zukunft oder der Verteidigung über den Ozean delegiert. So weit, dass die
Verteidigungsbereitschaft Europas je mehr dem Defätismus weiche. Der Wirtschaftsboom
und die Praktiken der Sieger holten in das ohnehin schon überbevölkerte Europa
Menschen aus nichteuropäischen Kulturen und Rassen.1 1Wenige
Einwanderer können als Blutauffrischung propagiert werden. Wenn aber zu viele
kommen, sodass sie sich mit den Einheimischen nicht mehr vermischen wollen,
Minderheiten bilden und mit der Zeit die einheimische Bevölkerung überwachsen,
dann spalten sie damit das Land und zuletzt kommt es zum Bürgerkrieg. Die Einwanderer, der Großteil ihrer
Abkömmlinge, bilden ein neues Proletariat, welches sich mit minderer
Lebensqualität begnügt, als der autochthone Bevölkerungsteil. Klar, dass die
fehlende Dynamik zuletzt zur Stagnation führt, dass auf lange Sicht hier der
gleiche Identitätsverlust droht, an dem Amerika krankt.
Zuerst wurden die
Städte der „Sieger” Großbritanniens und Frankreichs mit verschieden farbigen
und haarigen Leuten aufgefüllt. Nach dem Sommer 2015 werden Italien und
Deutschland, bald das ganze Europa von fremden Einwanderern überlaufen sein.
Kaum ist die Überfremdung Europas vollzogen, rollt schon eine Terrorwelle der
Einwanderer an -als Vorspiel zukünftiger Bürgerkriege. Ist heute schon Europas
Zukunft so ungewiss wie die von den Vereinigten Staaten?
Heute fühlt sich
kein europäischer Politologe, kein Politiker, eigentlich Niemand berufen, das
Wort für Europas Zukunft zu erheben, obwohl es schon höchste Zeit wäre, mit der
Planung einer neuen Renaissance anzufangen, noch bevor Amerika zerfällt oder
Russland auf Europas Hilfe angewiesen ist.
Mit dem Verfall der
sowjetischen Bedrohung wurde Amerikas Fürsorge beziehungsweise Vormundschaft
über Europa überflüssig. Ebenso die NATO, die sich je mehr zum Instrument der
supranationalen Finanzmacht erniedrigte, um seine Machtstellung über unseren
Planeten zu erlangen. Die Erde zu kolonisieren liegt
aber weder im Interesse Europas noch in dem des amerikanischen Volkes! Die
Vereinigten Staaten werden innerhalb einiger Generationen an ihren
Rassenkonflikten auseinanderfallen. Damit die Suprematie, die heute ihre herrschenden
Kreise über die Welt haben zerfließen. Inzwischen eignen sich die meisten
Völker die Technologie des Abendlandes an. Die Turkvölker werden das
südöstliche, die Araber das südliche Europa bedrohen. Wir können nicht ewig auf
Amerikas Vormundschaft zählen. Damit müssen die Europäer rechtzeitig rechnen!
Europa kann sich
durchaus in die Zukunft hinüberretten, wenn wir unsere Vergangenheit neu
werten! Die gegenseitigen Ressentiments ablegen und uns zu gleichberechtigten
Nationen vereinigen. Wir müssen uns darüber klar werden, dass unsere eigenen
Streitereien machten unseren Kontinent zum Mündel zweier raumfremder Mächte.
Folglich waren nicht nur die Völker, die bedingungslos kapitulieren mussten die
alleinigen Schuldigen an Europas Niedergang! Wir sind alle Verlierer beider
Weltkriege!
Auch wenn Europas
heutige Situation nur wenigen missfällt, die Quittung kommt bestimmt, wenn wir
nicht eine souveräne europäische Außenpolitik beginnen, unsere Finanzmisere
nicht ordnen die amerikanische Vormundschaft nicht entledigen! Vor allem aber,
um für Gesamteuropas eigene Verteidigung und Sicherheit sorgen, können wir uns
auch nicht in die Zukunft überretten!2
2Seit
der Jahrtausendwende gelang es der internationalen Hochfinanz, in den meisten
Landesgesetzgebungen, in den meisten nationalen Regierungen, in der Brüsseler
Europaparlament die eigenen Leute zu platzieren. Die Europäische Zentralbank
wurde zu Europas Kolonialisierung gegründet. Wie die FED, die die Vereinigten
Staaten von Amerika schon kolonialisierte. Diese Krebsgeschwüre sind Staate im
Staate. Sie sind laut ihrer Statuten „Unabhängig!“ sie dürfen von den
Regierungen weder Rat noch Anweisungen annehmen! Wer regiert dann diese
globalen Wucherungen? Wer gibt ihnen Rat und Anweisungen? So, lange sie nicht
unter Kontrolle der Regierungen stehen, regieren sie uns!
Europas ehemalige
Großmächte müssen sich ebenfalls klar darüber werden, dass ihre zeitbedingte
Suprematie innerhalb der europäischen Völkerfamilie der Zeit zum Opfer fiel.
Die Wiederherstellung ihres alten Ruhmes würde an der Geschichte scheitern. Die
Gloire de la nation.3 3Gloire de la nation - Ruhm der Nation fiel bei Waterloo, Britannien wurde von
seinen amerikanischen Verbündeten verdrängt. Deutschland wird gerade von der
Zeit überrollt, wie es zuvor seinen ehemaligen Gegner überrollt hatte. Das
heutige Deutschland könnte nicht mehr fast gegen die ganze übrige Welt Krieg
führen, wozu es in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts noch fähig war.
Doch die Meinungsmache-Anstalten der geheimen Weltregierung schrecken Europas
Völker immer noch mit dem deutschen Popanz.
Mit der Rückkehr
der Völker des östlichen Mitteleuropas ins geistige, ökonomische, politische
Europa, wurde der Subkontinent wieder komplett. Damit überholt die Geschichte
den Status quo der Nachkriegszeit. Die Wiedervereinigung findet in beiden
Teilen des wiedervereinten Europas gleich viele Gegner wie Befürworter. Diese
Nationen sind aber die östlichen Bastionen Europas und auf einen starken,
wehrfähigen Ostwall, kann das Zentrum ebenso wenig verzichten, wie die Völker
des östlichen Mitteleuropas auf die Unterstützung der europäischen
Völkerfamilie, wenn der Feind mal wieder vor dem Ostwall stünde. Wenn aber
diese Völker allein gelassen werden, können sie ihre Berufung als Europas
Schutzwall nicht erfüllen. Dann steht der Feind wie kürzlich die Rote Armee,
wieder an der Elbe, wenn nicht am Rhein! Das würde Rest-Europa den langsamen
Tod bringen!
Kurz vor dem
Zusammenbruch des Sowjet-Reiches sprach Gorbatschow vom gemeinsamen Haus
Europa. Den Niedergang des Bolschewismus wertet das russische Volk wie den mit
dem Abendland zusammen errungenen Sieg über das Böse. Jetzt gehören wir auch zu
Europa, dachten die Russen. Schließlich halten sie sich für die östlichsten
Verteidiger Europas. Doch im Laufe seiner Geschichte war Russland stets zu
weit, zu groß und zu mächtig, um sich an das Abendland anzupassen. Europa
musste noch bis vor kurzem die rassengleichen Russen ebenso sehr fürchten wie
eine andere fremdrassige, eurasische Steppen-Macht.
Während Jelzins
liberaler Umwälzungs-Anarchie sah es so aus, als ob sich Russland kaum noch
einmal mit den Vereinigten Staaten messen könnte. Putin4 4Putin
Wladimir Wladimirowitsch. 1952-. Russischer Politiker, Jurist, KGB Mann in
Berlin. Durch einen vermutlichen Lapsus übergab ihm Jelzin am 31.12.1999 die
Präsidentschaft. Entgegen der Erwartungen der russischen Oligarchie wurde er
Herr über die Anarchie und wurde mehrmals zum Präsidenten oder Ministerpräsidenten
gewählt. schaffte aber
Ordnung! Etablierte ein halb liberales, halb nationales Regime in Russland. Die
vermutlich nächstfolgende Weltordnung nach fehlschlagen des Globalismus.
Europa darf das
heute noch intakte Russland nicht ignorieren, doch ein so weit gedehntes Reich
wird von mehreren Richtungen bedroht, am wenigsten aber von Europa. Das haben
auch die Russen konstatiert. Sie versuchen ein gutes Verhältnis zum Westen
aufzubauen. Zogen vom Baltikum und dem östlichen Mitteleuropa ab, akzeptierten
die Unabhängigkeit der Ukraine. Damit sollten wir uns begnügen. Washington möge
nicht versuchen, Europa gegen Russland zu stimmen.
Gegenwärtig kann
man Russlands politischer Führung nicht übelnehmen, dass sie trotz aller
Schwierigkeiten ihre ehemalige Größe zurückbekommen will und Russland möglichst
restaurieren versucht. Es ist die Pflicht jeder Regierung, sich um das Wohl
seiner Nation zu sorgen. Gleichzeitig bemüht sich Russland in seiner heutigen
Geschichtlichen Situation um Partnerschaft zu anderen Machtzentren. Diese
Tatsache sollte die Weltpolitik berücksichtigen; vor allem die Supermacht
Amerika. Immer noch alleinige Supermacht? Und Europa darf ihren Beistand nicht
verweigern, wenn Russland einmal Hilfe benötigt.
Es ist zu hoffen,
dass Russland wie Europa sich auf die Vorteile besinnen, welche einen Konsens
für beide Seiten bedeuten: für Russland die Unterstützung des Abendlandes und
für Europa fällt die Bedrohung vom Osten so lange weg, bis sich die
ostslawischen Völker in der Eurasischen Steppe behaupten können.
Da, wo China aus der Ruine des Marxismus die politische Diktatur beibehielt und nur die Wirtschaft liberalisierte, wurde in Russland auf einen Schlag alles umgekrempelt. Jeder Bürger erhielt seinen Anteil am Staatseigentum in Staatsaktien im Wert von 20.000 Rubel. Erneut bewies sich die Irrlehre des Marxismus über gerechte Vermögensverteilung. Die meisten verkauften ihre Anteile unter ihrem Wert an die Cleveren. Die Cleveren waren Marx beste Jünger, die Mitglieder der Nomenklatur5 oder ihre Kinder, welche sich zu Kapitalisten entwickelt hatten. 5Nomenklatur - Namensverzeichnis. Schon zu Lenins Zeiten wurde eine Liste mit den Namen der Esoteriker erstellt, die Anrecht auf eine Datscha (Villa), Auto, Behandlung in Elitespitälern und andere Privilegien hatten. Es dauerte nicht einmal ein Jahr; innerhalb einiger Monate war das riesige Russland in den Händen einiger weniger Finanzoligarchen gefallen. Die Mitglieder der Nomenklatur, die bisherigen Verwalter des Staates, privatisierten den Staat und nahmen ihn in eigenen Besitz. Die fällige Neuwahl Jelzins zum Präsidenten der Russischen Föderation finanzierten dann die neureichen Oligarchen. Umso leichter, da sie sich selbstverständlich vorab der Meinungsmacheanstalten bemächtigten.
Die Liberalisierung
der Wirtschaft musste eigentlich den Wohlstand bringen. Anscheinend brauchten
die Russen aber Zeit, um sich in der Welt der freien Marktwirtschaft
zurechtzufinden, ihre Technik und Wirtschaft auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig
zu machen. Das Grundübel der Misere liegt bei der Unersättlichkeit der
neureichen Wirtschaftsbosse, sie praktizieren den wildesten Kapitalismus, statt
der freien sozialen Marktwirtschaft. Das in Russland erworbene Kapital
investieren sie, anstatt im eigenen Land, in lukrativere Geldgeschäfte in den
internationalen Geldmarkt. Sie waren schließlich Internationalisten bis sie
sich zu Kosmopoliten wandelten. Im Prinzip blieben sie das was sie vorher
waren. Heimat und Vaterland sind Fremdwörter für sie.
Russlands frei
gewählte Parlamentarier, denen die Abkehr vom Kommunismus wie der Abzug der
Roten Armee aus Europa zu verdanken ist, rebellierten im Spätsommer 1993 gegen
die Missstände, die Korruption, gegen die Machenschaften der ehemaligen
Parteibonzen die Russlands Vermögen immer impertinenter in eigenen Besitz
hamsterten. Die neue Finanzoligarchie ließ von Jelzin die Duma6 6Duma – Das russische Parlament. auflösen, daraufhin verschanzten sich
die Deputierten im Weißen Haus. Inzwischen etablierte sich aber die
Nachkommenschaft der Nomenklatur in der Hintergrundmacht. Sie fanden den
richtigen Kommandanten, welcher mit seiner Einheit das Parlament erstürmte und
die gewählten Deputierten vertreiben ließ. Die Weltmedien werteten die
Ereignisse als erneuten Versuch der Kommunisten den Bolschewismus zu
restaurieren. Wahr ist nur: die Neokommunisten waren ebenfalls im Weißen Haus,
in der Mehrheit opponierten aber die Nationalen, die Nationalen Kräfte, in der
der kosmopolitische supraliberale Globalismus seinen wahren Widersacher findet.
In Russland, in Amerika wie in der übrigen Welt!
Das kleine Moslemvolk
der Tschetschenen erklärte mit dem Zerfall der Sowjetunion seine
Unabhängigkeit. Aber Tschetschenien war der Russischen Föderation einverleibt.
Um richtig frei zu werden, mussten sie sich vollständig von Moskau lösen. Für
den Durchschnittsrussen war der Zerfall des Sowjetreiches schwer genug zu
verkraften, wenn aber Tschetschenien Schule macht und alle Föderationsgebiete
austreten, schrumpft Russland auf ein zigfaches zusammen. Ende 1994 besetzten
russische Truppen Tschetschenien und die tschetschenische Hauptstadt Grosny.
Die Tschetschenen kannten die Taktik der Russen in und auswendig. Sie waren
seinerzeit alle zu Sowjetsoldaten ausgebildet worden. Viele dienten im
Afghanistankrieg, falls sie nicht zu ihren afghanischen Glaubensbrüdern
übergelaufen waren. Nach anderthalb Jahren Kampf befreiten sie ihre zu einem
Trümmerhaufen zerschossene Hauptstadt Grosny und Russland musste mit den
Tschetschenen Waffenstillstand schließen.
Drei Jahre nach dem
errungenen Sieg über die Russen gingen Tschetscheniens Mudjahedin7 7Mudjahedin-Glaubenskämpfer
des Islams daran, die
Schwesterrepublik Dagestan dem russischen Bären zu entreißen. Um ihrer Sache
Nachdruck zu verleihen, sprengte ein tschetschenisches Kommando im fernen
Moskau drei Hochhäuser samt seiner Bewohner in die Luft. Mit dieser Dummheit
drängten sie die russische Regierung in die Ecke. Um die Gemüter zu beruhigen,
musste der Kreml unter allgemeinem Jubel in Russland die Armee gegen
Tschetschenien erneut in Marsch setzen.
Im Süden des
ehemaligen Sowjet-Reiches leben mehrere Turkvölker mit enormen
Bevölkerungswachstum. In Russland dagegen nahm letztes Jahr die Zahl der
Einwohner um 900.000 Seelen ab. Wenn diese Entwicklung anhält, gibt es in 50 Jahren
nur noch 80, statt den heutigen 140 Millionen Russen, dafür umso mehr Moslems.
Zweifellos liegt die Gefahr für Russland in ihrem Nahen Osten.
Russlands
fernöstliche Regionen werden von China bedroht. Das freie prosperierende
liberale chinesische Wirtschaftssystem, gleich welches politische System sich
auch in China durchsetzt, wird in Kürze diese mächtige Nation zur Großmacht
erheben. Es ist anzunehmen, dass sie bald auf das fast unbewohnte, aber in
Naturschätzen reiche Sibirien Anspruch erheben werden.
Nach amerikanischen
Sachverständigern wird China im zweiten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends die
Wirtschaftsleistung der Vereinigten Staaten erreichen. Diese Prophezeiung
scheint verfrüht zu sein. Wahrscheinlicher ist eher, eine Konfrontation
zwischen China und den Vereinigten Staaten. Die Frage ist noch offen, ob es der
Hintergrundmacht in Washington gelingt, Japan, Indonesien, die Philippinen und
sogar Russland in die Schlachten-Reihe gegen China zu stellen. Wie es ihnen
seinerzeit gelang, Europas Völker gegeneinander beziehungsweise gegen den
Deutschen Konkurrenten aufzuwiegeln.
Die meisten
Islamländer lebten noch Anfang des 20. Jahrhunderts im Mittelalter. Mittelalter
darf keinesfalls abwertend verstanden werden. Der Begriff soll nur auf die
Unterschiede zweier Gesellschaftssysteme hinweisen, auf Zeitgeist, Kultur,
Sitten, Rechte und Pflichten der Zeitgenossen in Arabien und im Abendland.8 8Der Europäer ist zuerst Deutscher oder
Spanier, erst danach katholisch oder evangelisch, liberal oder national etc.
Der Araber ist zuerst Schiit oder Sunnit, dann Moslem erst nachher Iraker oder
Ägypter. Die gestern noch
armen Teufel in Arabien fanden Öl unter ihrem Wüstenboden und wurden
superreich, damit zu Konkurrenten der supranationalen Finanzoligarchien.
Solange in Arabien keine Einigkeit herrscht behandeln sie die einzelnen
Scheichs als die Ihresgleichen. Erst wenn ein charismatischer Führer auftaucht,
der die Araber einigen könnte, machen es sich die Drahtzieher der
amerikanischen Politik zur Pflicht, den jeweiligen Präsidenten der Vereinigten
Staaten, diesen ihrer Ansicht nach Schurken das Handwerk zu legen.
Die Renaissance des
Islams blieb nicht auf Persien beschränkt. In den islamischen Ländern wollen
viele die Säkularisierung des Lebens nicht akzeptieren, die der plötzliche
Reichtum mit sich brachte. So fand Persiens Ajatollah immer mehr Anhänger, die
die Rückkehr zu den alten islamischen Werten bejahte. In Algerien siegten bei
den Wahlen von 1991 die Fundamentalisten. Darauf annullierten die herrschenden
Sozialisten die Wahlergebnisse. Seit dieser Zeit tobt ein Untergrundkrieg in
Algerien.
Nach Abzug der
Sowjets aus Afghanistan setzte sich die Partei der Taliban9 im Lande durch. 9Taliban - Talib - Student,
waren vorher nur die Koranschüler. In der neuen Zeit versteht man in Arabien
alle Studenten unter diesem Begriff. Der harte Kern der Taliban kam vermutlich
aus den afghanisch- pakistanischen Koranschulen. Die Taliban übertrafen noch die Perser in ihrer
Frömmigkeit. Nachdem sie mit dem gottlosen Kommunismus fertig geworden sind,
nahmen sie den Kampf gegen die Freilebigkeit und Unsitten des Westens auf.
Schon droht der ganzen Welt des Islams von der eurasischen Steppe bis zur
westafrikanischen Küste die Talibanisierung.
Wenn zwei einander
fremde Kulturen im Kampf stehen, nehmen sie weniger Rücksicht aufeinander als
auf die Kontrahenten, die die gleichen Werte teilen. In Palästina stießen eben
zwei solche Gegner aufeinander. Nicht alle Juden sind für ein rein jüdisches
Groß-Israel und nicht alle Palästinenser wollen die Zionisten ins Meer jagen.
Es gibt aber genug Scharfmacher auf beiden Seiten, die den Frieden vereiteln.
Auf Dauer aber muss jeder Staat in der Region, in der er existieren will,
konstruktiv politischen, wirtschaftlichen, aber auch religiös moralischen
Konsens zu den Nachbarstaaten suchen, um von den Nachbarn nicht behelligt zu
werden. Sonst geht er früher oder später unter! Sogar ein eventuelles
Groß-Israel, das immer noch zu den Kleinstaaten zählen würde.
Auf Druck der Welt
musste Israel den Palästinensern 1994 die Teilautonomie im Gazastreifen und
1995 im Westjordanland zugestehen und damit einen arabischen Verwaltungsapparat
zulassen. Natürlich arbeitet diese Verwaltung auf einen souveränen
Palästinenserstaat hin. Genau das will Israels Regierung möglichst verhindern.
Die israelische Armee terrorisiert die Palästinenser und ihre Autonomiebehörde.
Die Palästinenser tragen ihrerseits den Terror des armen Mannes, die
Höllenmaschinen in die Städte Israels, zuletzt bis Amerika, da Amerika Israels
Gewalttaten deckt.
Die
Meinungsindustrie philosophiert nicht viel darüber wie viel Demütigungen ein
Mensch ertragen kann, bis er bereit ist, mit einem Sprengsatz sich selbst und
gleichzeitig einige seiner Feinde zu töten. Möglicherweise aus vertriebenen
Palästinensern oder ihren Nachfahren rekrutierten Kommandos flogen am 11.
September 2001 mit gekaperten Linienflugzeugen, in die über hundertstöckigen
Zwillingstürme des World Trade Center in New York hinein. Das durch das
explodierte Kerosin der hineingestürzten Flugzeuge entstandene Feuer schmolz
das Eisengerippe der Konstruktion. Nach zwei Stunden stürzten beide
Wolkenkratzer nacheinander zusammen. In diesen Symbolen des Kapitalismus
arbeiteten 50.000 Menschen, insgesamt verkehrten aber in ihnen täglich mehr als
doppelt so viele. Zum Glück konnte der Großteil der Anwesenden die Türme
verlassen. Für 2.800 Personen gelang die Flucht nicht mehr. Sie wurden von den
herabstürzenden Ruinen begraben. Ein anderes Flugzeug steuerten die Attentäter
in einen Flügel des Pentagon10 10Pentagon
- Aufgrund seines fünfeckigen Grundrisses, Oberbegriff für das
Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten. hinein, wo es seltsamerweise nur einige Opfer
gab. Noch ein viertes Passagierflugzeug wurde entführt und war vermutlich Richtung
Weißes Haus unterwegs. Es stürzte aber noch vor Erreichen seines Zieles ab.11 11Einige
Meinungen zweifeln an der Planung und Ausführung der Terroranschläge. Unter
anderem werde die gleiche Clique verdächtigt, die seinerzeit Interesse daran
hatte, Pearl Harbour nicht rechtzeitig zu benachrichtigen.
Der Staub der zerstörten
Hochhäuser hatte sich noch nicht ganz gelegt, als exponierte Personen des
öffentlichen Lebens mit Milzbranderregern12 verseuchte Briefe erhielten. 12Bazillus
Anthracis In den
Lüftungsschächten des Capitols13 13Capitol
- Das Parlament der Vereinigten Staaten wurden die Anthraxsporen just auf die Zeit
terminiert, in der der Senat sich über die Zulassung des Antiterror -Bills
beriet.14 14Antiterror Bill - Antiterror-Gesetze,
wurden unter Druck der Ereignisse vom 11. September vom Senat angenommen. Sie hoben
einige bürgerliche Grundrechte auf, die das amerikanische Volk unter normalen
Umständen nicht akzeptiert hätte. Wer hinter dieser neuen Attentatsserie steckte, darüber rätselt die Welt
immer noch. Konnte die Al Khaida15 15Al Khaida - Untergrundorganisation gegen
fremde Einflüsse in islamischen Ländern. Berüchtigt wegen ihrer Anschläge gegen
amerikanische Einrichtungen. die Erreger aus irgendeinem Militärlager einer früheren Sowjetrepublik
beschafft haben? Die Materialstruktur des Stoffes wies auf amerikanische
Armeelaboratorien hin! Plötzlich wurde ein US-Forscher verhaftet. Seitdem
schweigen die Medien.
Dieses neue Pearl
Harbour kam den Weltneuordnern gerade recht, da es den Großteil der Amerikaner
in die Phalanx gegen die Terrorkommandos stellte und den nötigen Hass auf alles
Muslimische entfachte. Im Prinzip bot sich die Gelegenheit, mit der arabischen
Konkurrenz abzurechnen. Washington bezichtigte hinter dem Anschlag die
Organisation Al Khaida beziehungsweise ihren Führer Usama Bin Laden,16 16Usama
Bin Laden 1957-2011 Reicher Architekt und Geschäftmann aus Saudi-Arabien. Gab
seine Karriere auf und kämpfte zuerst gegen die Sowjets in Afghanistan, dann
wandte er sich gegen Amerika. Merkwürdig, dass ihn die Weltpolizei so lange
nicht schnappen konnte. Die Amerikaner spürten ihn in Pakistan auf,
liquidierten ihn und streuten seine Asche ins Meer. Um den Mann kreisen so
viele Gerüchte, dass seine bloße Existenz in Frage gestellt werden kann. der sich angeblich in Afghanistan
aufhielt. Washington sandte den Taliban in Afghanistan ein Ultimatum, Bin Laden
auszuliefern. Als die Frist abgelaufen war, wurde das von den Sowjets und
anschließend vom Bürgerkrieg zugerichtetes, bitterarmes Land zusätzlich
zerbombt. Afghanische Talibangegner und internationale Truppen vertrieben dann
gemeinsam die Talibans. Der Casus Belli Bin Laden blieb aber verschwunden.
Afghanen, denen die Strenge der Fundamentalisten nicht lag, begrüßten die
Umwälzung und ließen ihre von den Taliban befohlenen Bärte abrasieren. Einige
Widerstandsgruppen liefern aber den Gjauren17 17Gjaure - Ungläubiger - alle
nicht Muslime. immer noch
Gefechte. Ob der Weltpolizist denen beikommt, wird die Geschichte beantworten.
Im Golfkrieg konnte
das irakische Regime nicht gestürzt werden, so verhängte Washington gegen
seinen ehemaligen Mann Saddam Hussein das Embargo. Da die Ölquellen doch nicht
alle in Flammen gebombt werden konnten, fanden die Iraker stets Käufer für ihr
Öl. Allein die Kranken litten unter dem Embargo, da es auch den Export von
Medikamenten verbot. Für einen Krieg findet man stets irgendein Argument. Mit
gefälschten Dokumenten spannte Washington die Uno- und die Nato- Partner für
einen neuen Krieg gegen den Irak ein. Zu Kriegsbeginn hielt ein furchtbarer
Sandsturm die Panzer der Angelsachsen für einige Tage auf, doch ihre
Luftüberlegenheit ruinierte den aus dem Golfkrieg übriggebliebenen Rest der
Irakischen Armee. Die Tanks konnten sich bald aus der Wüste herauswinden und in
Bagdad zum Niederreißen der überdimensionalen Saddam- Statuen schreiten.
Während der „Befreiung“ achtete niemand auf die Museen oder andere nationale
Schätze, sodass die mehreren tausendjährigen Requisiten aus der ruhmreichen
Vergangenheit einfach verschwunden waren. Waren vielleicht die Enkel der
Herrschaften vor Ort, die seinerzeit die Goldreserven der Deutschen
Nationalbank mit amerikanischen Armeelastern abtransportierten und verschwinden
ließen?
In Libyen, Irak und
Syrien waren Regime am Ruder, um Persien, Nordkorea, Indonesien, China nicht zu
erwähnen, welche sich in die Neue Weltordnung einfach nicht einfügen wollten.
Sollen alle diese Völker in die Neue Weltordnung hineingebombt werden? Wenn in
diesen zurechtgewiesenen Ländern die Regierenden die Gesellschaft nicht mehr
unter ihrer Gewalt halten können und viele neue Afghanistans, Algeriens oder
Palästinas entstehen, ist die Anarchie da! Die Anarchie, der die Welt ohnehin
schon entgegenstrebt!18 18Die Unersättlichkeit des Turbokapitalismus
ist gerade dabei, die Grundlagen der eigenen Existenz, die Grundlagen des
funktionsfähigen Staates, die Stabilität der freien Marktwirtschaft und der
Demokratie selbst zu zerstören. Je ausgedehnter die Ruinen der zerstörten Heimstätten, umso zahlreicher
die Schlupflöcher und Argumente der Guerilleros. Die Zahl der potenziellen
Terroristen und ihrer Sympathisanten steigt wiederum mit der Zahl des
vergewaltigten Rechts und der zerbombten Städte. Um den Terror der Habenichtse
zuvorzukommen, sollte der Staatsterror der Mächtigen nicht eher aufhören?
Die
Hintergrundmacht in Washington will nicht wahrhaben, was für ein Dschinn schon
mit der Vertreibung den Schah von Persien aus dem persischen Lämpchen gelassen
wurde. Spannt die Saite weiter mit der Aggression gegen die Islamländer, dann
mit dem „arabischen Frühling.” Zuletzt mit dem Zugrunderichten des letzten,
eher weltlichen Bath Regimes in Syrien. Zum Glück gelang der „türkische Sommer“
nicht, sonst stände vielleicht auch schon die Türkei im Bürgerkrieg.
Inzwischen ist der
Export der Demokratie nach Arabien fehlgeschlagen. Mit Khomeini, Saddam,
Gaddafi auch wenn sie nicht Superdemokraten waren, hatte man mit ein bisschen
wohlwollen reden können. Umso mehr, da sie auch gegenseitige Konkurrenten
waren. Der zuletzt inszenierte Arabische Frühling brachte in Arabien radikale
Anarchien auf den Plan, die kaum zu bremsen sind.19 19Der Islamischer Staat
übertrifft im radikalen Islamismus allem bisherigen Fundamentalismus. Damit wurde Arabien vom Export der
Demokratie wachgerüttelt und wenn Arabien von den Befreiungsschock zu sich
kommt, sie sich ausdehnen will, liegt Europa am nächsten. Umso mehr, als die
fünfte Kolonne des Islams sich schon in unseren Städten breit gemacht hatte!
Radikalisierte jugendliche Moslems in zweiter, dritter Generation, in Europa
geboren mit europäischer Staatsbürgerschaft ermorden in immer kürzeren
Abständen dutzendweise Bürger, stürzen uns in eine Anarchie und machen unsere
Städte unsicher.
In den beiden
Weltkriegen stritten zwei abendländische Völker, Von den Zinsenkolonisatoren
beherrschten Angelsachsen und Deutsche um die Vorherrschaft. Den übrigen
Völkern des Abendlandes, gleich auf welche Seite sie die Geschichte zwang, war
das liberale, zeitkonforme Regime der Angelsachsen lieber als die straffe
politische Ordnung der Achsenmächte oder die totale Diktatur der Bolschewiken.
Nach dem Sieg der Alliierten wurde Europa, wie die gerade etablierte
amerikanische Hegemonie von Sowjetrussland bedroht. Angesichts dieser Bedrohung
entschieden sich selbst die Deutschen für das kleinere Übel und ordneten sich
freiwillig den Angelsachsen unter. Damit war der innere Friede des
abendländischen Machtblocks gesichert. In Arabien stehen aber zwei fremde
Kulturen einander gegenüber! Zweifellos kann die Kriegsmaschinerie der
Angelsachsen die regulären arabischen Armeen zerschlagen. Arabien zum Frieden
zu bewegen, wie seinerzeit die Gegner nach dem zweiten Weltkrieg, ist dagegen
aussichtslos! Die Finanzdynastien in Washington mögen die Lage in Algerien
betrachten, wo die Obrigkeit der Guerillas seit Jahren nicht beikommt oder
Palästina, auch hier kann die bis an die Zähne bewaffnete Besatzungsmacht die
permanenten Bombenattentate der Palästinenser nicht unterbinden. Zuletzt aber
braucht man, um Kriege zu führen, nur eins: Geld; und Geld haben die Araber!
Die Angelsachsen sollen schleunigst ihre Aggressionen gegen Arabien einstellen.
Wenn sie erst in einigen Jahren mit blutigen Köpfen aus Arabien abziehen müssen
wie kürzlich die Rote Armee aus Afghanistan, werden die Folgen für Europa
verheerend ausfallen, noch mehr für Russland oder Israel, wo der muslimische
Bevölkerungsanteil tagtäglich zunimmt! Nach einem solchen Desaster verweigert
womöglich noch der amerikanische Präsident den Gehorsam, nimmt die Ruder selbst
in die Hand und lässt die Hintermänner der Bankerkaste aus Washington werfen!
Gleich wie streng
die Atommächte ihr Atomgeheimnis auch hüten, heute könnte jedes physikalische
Institut von jeder Hochschule der Welt den Zusammenbau einer Atombombe
bewerkstelligen. Wie kann aber die Weltpolizist verhindern, dass ein Physiker
vom Schlage eines Bin Ladens eine Atombombe bastelt und sie in New York
hochgehen lässt? Wenn islamische Kommandos den Bombenterror der Liberatoren20 20Liberator
- Befreier hießen die amerikanischen Bomberflugzeuge des Zweiten Weltkrieges,
welchen Europa in Schutt und Asche legten. Für das amerikanische Volk wird
heute ebenfalls als Befreiung dargestellt, wenn sie irgendein Land okkupieren. über ihren Städten mit einer schmutzigen
Bombe heimzahlen. Dallas, London oder andere Großstädte für Jahrhunderte
verseuchen? So eine Katastrophe könnte das Abendland paralysieren oder sogar
zugrunderichten. Leicht könnte das der Preis für Amerikas Herren werden, für
den Versuch unseren Globus unter ihre Macht zu bringen!
Amerikas
militärische Stützpunkte umspannen die Welt, ihre Unterhaltung kostet horrende
Summen. Um so mehr, da sie ihr Geld von den supranationalen Geldoligarchen
(FED) zu Zinseszinsen beziehen und die übrige Welt nicht ewig die deckungslos
gedruckten Dollarnoten akzeptieren wird.
Die Aktionen der
Weltpolizisten unterliegen keiner Kontrolle. UNO-Beschlüsse waren und sind für
die Großmächte nicht bindend. Die Sowjetunion und die Vereinigten Staaten
ignorierten zahlreiche UNO-Beschlüsse oder verhinderten durch ihr Vetorecht die
Beschlussfassung. Den beiden bietet nur Israel über. Dieser Ministaat zählt
wohl auch zu den Großmächten, denn es missachtete die meisten UN-Resolutionen.
Benötigt die Welt
eigentlich einen Weltpolizisten und eine von den Weltpolizisten doktrinierte
Weltordnung? Die Rückkehr zu einer multipolaren Welt mit mehreren Machtzentren:
Nordamerika, Lateinamerika, Europa, Russland, Japan, China, Indien, Arabien und
Schwarzafrika wäre für alle Welt, nach dem heillosen kalten Krieg der zwei
Supermächte eine Alternative!
Gottes Mühlen
mahlen langsam, aber sie mahlen. Das Rad der Geschichte dreht sich
unaufhaltsam. Großmächte verschwinden und neue Großreiche tauchen auf. Es liegt
in der Natur der Welt, dass nicht ewig die gleichen Mächtigen mächtig und die
gleichen Reichen reich bleiben.
Beatelladresse: www.librikus@gmail.com
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Empfehlenswert.
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